1883 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Singapore. Beabsichtigte am 10./5. von Singapore aus die Heimreise anzutreten. (Poststation: St. Vincent [Kap Verds].) S. M. S. „Freya“ 23./5. Saßniß 1./6. 1./6, Swinemünde 4./6. 9./6. Neufahrwasser (Poststation: Neu- fahrwasser.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 22./3. Auckland. Leßte Naqhriht ron dort vom 24./4. (Poststation: Sidney [Australien].) S. M. Knbt. „Jltis“ 16./4. Hongkong 26./4. über Swatow und Amoy nach Nagasaki. (Post- station: Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 30./1. Val- paraiso 26./2. Honolulu 27./4. 22./5. Yokohama. (Poststation : Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 20./4. Rhede Kadi-kien 25./5. 25./5. Buyukderz2. Leßte Nac- rit von dort vom 9./6. (Poststation : Konstantinopel.) S. M. S. „Marie“ 20./5. Plymouth 24./5. 3./6. Funchal (Madeira.) Beabsichtiate am 4./6. die Reise nach Rio de Janeiro fortzuseßen. (Poststation: Montevideo [Uruguay].) S. M. S. „Moltke“ 4./4. Guaya-quil. 19./4.— 20./4. Puna 21./4. 24./4. Callao (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Niobe“ 26./5. Arendal 1./6. 5./6. Edinburgh. (Poststation : Dartmouth [England].) S. M. S. „Nymohe“ 22./5. Neapel 2,/6. 5./6. Palermo (Poststation: Cartagena.) S. M. S. „Olga“ 3./4. Kingslown (St. Vincent) 11./4. 30./4. Pernambuco. (Poststation: Bahia [Brasilien].) S. M, S, „Stosch“ 4./4. Hongkong 28./4. nah Amoy (Poststation : Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 10./4. Hongkong 26./4. nach den Suluinseln. (Poststation: Hongkong.) Uebungs- geshwader Wilhelmshaven 24./5. Kiel 29./5 —zu Kreuzfahrten in der Ostsee. (Poststation : bis 24./6. Kiel, vom 25 /6. ab Curhaven.)

Bayern. München, 16, Juni. (W. T. B.) Die Königin von Spanien ist heute Abend nah Wien abge- reist, Zur Verabschiedung waren die Prinzen Luitpold, Ludwig Ferdinand und Alfons sowie die Prinzessin della Paz und der spanische Gesandte, Graf Benomar, auf dem Bahnhof erschienen. E l j

(Allg. Zta.) Die Kaiserin von Desterreich wird am Montag Feldafing wieder verlassen und si direkt nah J\{chl begeben.

Hessen. Darmstadt, 1s. Juni. (D. Ztg.) Der Fürst von Bulgarien ist gestern zu 8- bis 10tägigem Be- such seiner Eltern auf Schloß Heiligenberg eingetroffen.

(D. R.-P.) Jin dex Sißung der Zweiten Kammer vom 14. d. M. gab der Staats-Minister von Starck die Erklärung ab, daß er die Jnterpcllation in Betreff der kirhenpolitischen Lage Hessens erst beim Wiederzusammentritt der Kammer im Monat Oktober b-antworten werde, und zwar geschehe dics mit Rücksicht auf die im preußischen Landtage in Aus- sicht genommene Revision der Maigeseße. Namens der JInter- pellanten erklärte sich Abg. Frank mit der Antwort des Ministeriums einverstanden. Die Kammer hat das Kapital- centensteuergeseß und das Gewerbesteuergeseß genehmigt.

Oesterreich-Ungarn. Budape ss, 16. Juni, (W. Abdp.) Das Amtsblatt veröffentlicht die Ernennung des Vize-Präsi- denten der Königlichen Kurie Béla Perczel zum zweiten Präsidenten und des Senate-Präsiderten Nikolaus Mihajlo- vits zum Vize-Präsidenten der Königlichen Kurie.

Lemberg, 16. Juni. (W. Abdp.) Jn einem an sämmi- lihe Journale versendeten Communiqué giebt der Landes- aus\chuß bekannt, daß die vom Landtage gegründeie Lan - desbank am 2. Zuli eröffnet werden wird.

Triest, 16. Juni. Die österreichischen Kriegs- \hiffe „Lissa“, „Tegetthoff“, „Ferdinand Max“, SCIOOE, „Donau“ und „Albatroß“ sind hier angekommen.

Gastein, 16. Juni. Die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen is zum Kurgebrauch heute hier ein- getroffen. i

Agram, 16. Juni. Arläßlich der Anwesenheit des Kaisers in Laibach im Laufe des nächsien Monats wird sich der Banus mit einer Huldigungsdeputation dahin begeben.

Großbritannien und Jrland. London, 16. Juni. (Allg. Corr.) Die Kommission zur Begutachtung des Kanaltunnelprojekts hielt gestern wiederum eine Sizung Das zunächst vernommene Parlamentsmitglied, Fabrikant Ecroyd, hieit die Herstellung des Kanals aus den Grunde für bedenklich, weil ein engerer Verkehr mit Frank- reich und dem übrigen Kontinent die britische Wollen- und Seidenindustrie in hohem Grade benahtheiligen würde, Er meinte, die insulare Lage Englands sei, was die Fabrikation betreffe, eher ein Vortheil als ein Nachtheil für das Lard. Admiral Six John Hay beanstandete das Pro- jekt vom maritimen Gesichtspunkte: Wäre er ein fran- zösisher Admiral und im Begriff, eine Jnvasion Englands vorzubereiten, so würde er einen Tunnel höchst entschieden ais von größtem Vortheile für seine Operationen betrachten. Sir E. Elliot, Parlamentsmitglied, Präsident des Fnstituts der Bergbau-Jngenieure und Besißer zahlreicher Kohlenbergwerke, drückte die Ueberzeugung aus, daß weder der Handel des nördlihen Englands, noch die Schiffahrt in Folge der Herstellung des Tunnels erheblih leiden würden. Es würde indeß ein Jrrthum sein, um einer mäßigen Zunahme des Hand-ls willen die Besorgnisse der Nation für ihre Sicherheit zu erhöhen. Mr. Brady, der Ober: Ingenieur der Süstostbahn, äußerte sih über die vec- schiedenen Methoden, deren man sich für die Zerstörung des Tunnels bedienen könnte. Eine Ladung Dynamit in einer der Luftröhren könnte mittelst Elektrizi.ät entzündet werden. Es würde auch möglih sein, den Tunnel mittelsi Schleusen zu übershwemmen. : i

Die Behörden von Dublin sollen, wie von dort ge- \chrieben wird, der Existenz einer vor ganz Kurzem gegrün- deten geheimen Verbindung auf die Spur gekommen scin, welche bezwelt, alle Angeber, insbesondere James Carey aus dem Wege zu räumen. Auf Grund dieser Entdeckung wird Carey vorläufig noch im Gefängniß zurückbehalten. Sollte er indeß auf seine Entlassung bestehen, so wird die N es ablehnen, für seine Sicherheit länger verantwortlich zu sein. :

Das britishe Geschwader in den chinesischen Gewässern, welhes demnächst im Hinblick auf den mög- lichen Ausbruch eines Krieges zwischen FFrankreih und China verstärkt werden soll, besleht gegenwärtig aus folgenden Schiffen : „Albatroß“, 4 Kanonen, 125 Mann; „Audacious“, 14 Kanonen, 450 Mann; „Champion“, „Cleopatra“ und „Curaçao“, je 14 Kanonen und 251 Seeleute; „Cod- chafer“, 4 Kanonen, 60 Mann; „Daring“, 4 Kanonen, 123 Mann ; „Espoir“, 4 Kanonen, 60 Mann; „Fly“, 4 Kanonen,

73 Mann; „Pegasus“, 6 Kanonen, 139 Mann; „Merlin“, 4 Kanonen, 60 Mann; „Linnet“, 5 Kanonen, 112 Mann; „Magpie“, 3 Kanonen, 90 Mann ; „Kastrel“, 4 Kanonen, 73 Mann; „Flying Fish“, 4 Kanonen, 90 Mann ; „Foxhound“, 4 Kanonen, 60 Mann und „Victor Emanuel“ (Segelschif}), 2 Kanonen; macht zusammen 112 Kanonen und über 1000 Seeleute.

Frankreich. Paris, 15. Juni. (Köln. Ztg.) Die heutigen Blätter veröffentlihen die Verlustlitte der Soldaten und Matrosen: bei dem Ausfalle aus der Citadelle von Hanoi wurden getödtet 26, verwundet 47 Mann. Die Jnterpellation über die Tongkin g- Angelegenheit wurde in Folge eines Abkommens zwischen dem Minister des Auswärtigen, Challemel-Lacour, und Granet bis Ende dieses Monats, „wo die amtlichen Berichte über die Vorgänge in Hanoi eintreffen werden“, vertagt. Der „National“ bringt wiederum Nachrichten über die günstige Wendung der Verhandlungen Frankreichs mit China: der Gedanke an einen Zusammenstoß mit China trete mehr und mehr zurück; die Regierung habe deshalb auch beschlossen, keinen neuen Kredit für Truppensendungen zu ver- langen. Mit Einbegriff der Landungstruppen des Panzer- \chifes beträgt die Effektivstärke der französishen Truppen in Tongking ungefähr 5000 Mann; noch Miltheilungen aus Saigon hält man diese Streitkräfte für genügend, um die Anamiten zur Vernunst zu bringen. Uebrigens würden die französishen Truppen vielleiht gar nit zun! Losschlagen fomnen, weil die leßten Depeschen bestätigten, daß in Hüé große Muthlosigkeit herrshe und Tüdüc fortwährend feine guten Absichten betheuere, Frieden zu halten. -

Dem „National“ zufolge ist die wirkliche Stellung des Vatikans zu Frankr eich folgende: „Als der Vatikan erfuhr, daß der Staatsrath der Regierung in gewissen Fällen das Recht zuertheile, die Géhälter der Di-ner des Kultus zu sperren, ließ der Papst dem französischen Botschafter am Vatikan eine Note überreichen, in welcher er gegen das, was er als eine Verlegung des Konkordats betrachte, Einspruch erhob. Diese Note war kurz, aber korrekt und artig abgefaßt. Seitdem erfolgten mehrere Schritte bei dem Präsidenten der Republik und dem Kultus- Minister durch den päpstiihen Nuntius, den Erzbi:chof von Algier und Andere. Diese sämmtlichen Schritte erfolgten zu dem Zweck, daß die Minister sich verpflichten sollten, die Er- flärung des Staatsraths niht in Ausführung zu bringen. Diese Schritte scheiterten, da die Regierung bei ihrem ersten Beschluß in der Sache verharrte und stets entgegnete : sie denke nicht daran, ihr Recht zu mißbrauchen, aber sie werde dasselbe jedesmal anwenden, wenn sie mit Priestern zu thun habe, welche ihre Pflicht verleßten und sich ofen gegen das Gefeß auflehnten.“ E

- 16. Sum. (V. T. .D) Dir Minisier des Aeußern, Challemel-Lacour, hat sih heute Vormittag zur Kur nach Viáy begeben und der Conseils-Präsident Ferry interimistisch das Portefeuille des Aeußern übernommen.

Der „National“ glaubt zu wissen, daß die Regierung der Beseitigung der Umfassungsmauer von Paris sh widerseßen werde. i

=- 17, Qu. V. T. D) Leute sand inm hienzgen Winter-Cirkus die Feier zur Erinnerung an den Tod Garibaldi's statt. Delattre, Deputirter von Paris,

Pianciani, Vize-Präsident der italienishen Deputirtenkammer,

und Canzio, Schwiegersohn Garibaldi's, hielten Reden zu Gunsten einer französisch - italienishen Vereinigung. Der Deputirte Douville-Mailleseu wünschte die Errichtung eines Denkma!s für Garibaldi an der Grenze zwischen Frankreich und Italien, wodur diese Vereinigung zum symbolischen Ausdru ck gebraht werden solle. Crispi und mehrere andere italienische Deputirte von der äußersien Linken hatten ihre Zustimmung zu der beutigen Feier ausfprechen lassen, welche ohne weit:ren Zwischenfall verlief.

Svanien. Madrid, 16. Juni. (W. T. B.) Mit- glieder der „Schwarzen Hand“ zerstören in der Umgegend von Xeres die Weinberge, indem sie zahlreiche Weinstöcte ausreißen. :

17. Sun, T. B) Wie bas Journal „El Liberal“ meldet, wäre nah Berichten von den Philippine 1 Inseln das Personal der englischen Gejellschasi, welche von der Nordküste von Borneo Besiy ergriffen hat, von den Eingeborenen ermordet worden.

BZeitungsfstimmen.

Das „Berliner Fremdenblatti“ {ließt einen „Nationales Königthum und parlamentarisches Regime“ über- schriebenen Artikel wie folgt:

Deshalb haben wir bei unseren Parteiverhältnissen allen Grunk, der Vorschurg dafür dankbar zu sein, daß noch Männer da sind, die auf die Entschließungen des Reichstages einen gewissen (Finfluß ausüben, die vurch uneatwegtes Festhalten an dem Ziel, welches sie sich gesteckt haben, dos Parlament doch noch zu positivem Schaffen veranlassen können, Ohne unseren erhabenen Kaiser und seinen langjährigen Rathgeber würde der Versuch der Sozialreform um keinen Schritt gefördert sein, ohne ihr energishes Eingreifen würde das Reich 1nd das Land noh lange Zeit dasselbe trübe Bild des GVegensates der einzelnen Bevölle- rungéklafsen zeigen, weles die Parlamente in Bezug auf die Parteien darbieten. Danken wir Gott, daß wir eiren Herr'cher haben, der in der Wabl sciner Rathgeber unabhängig von den Varteien, über den Parteien steht und, wenn es Noth thut auch unmittelbar mit Erfolg zu den Vertretern des Volkes sprechen kenn.

Die „Wiesbadener Zeitung“ bringt einen Artikel über „unsere Wirthschaftspolitik“, in welhem sie Folgendes ausführt :

_.. . Deutscbland hat seine freihändlerishen Irrthümer theuer bezahlen müssen. Vor wenigen Jahren gab es kaum Jemanden, der das bestritt und der das nit unmittelbar gefühlt hätte. Jeßt, wo der Schaden so ziemlich be*citigt ist, der wirthschaftliche Druck sich zu lösen beginnt und der Wohlstand sich vermehrt, ist die Erinnerung an die früheren Leiden fast verschwunden. Diese oûnstigere allgemeine Lage is für die Freihändler das beste Operationsfeld, um wieder für ihre Lehren Anhänger zu ge- winnen : die wirtb \haftlih stärker Gewordenen halten si für \tarf genug, um den Lockungen angeblicher Weisheit folgen zu können und die Únzufricdenen, die nie von der Erde verschwinden werden, ver- suchen es mal wieder gern mit den Lehren der fcethändlerischen Apostel, zumal wenn dieselben ein möglichst populäres Gewand tra- gen und ihnen goldene Berge versprechen. Mit einer Hartnäckigkeit ohne Gleiche4 wird das Märchen von der Vertheuerung der Lebens- mittel durch Zölle gepredizt, un» wenn eizzelne Industrie- zweige niht an dem allgemeiaen Aufschwung Theil nehmen und die Arbeiterlöhne niht sofort die Höhe erreichen, um

in den arbeitenden Klassen einen dauernden Wohlstand zu begründen,

wird sofort als Folge der neuen Wirthschaftspolitik cine Verscblech- terung der Lage dieser Klassen verkündet und diese Politik höchstens als nur den Unternehmern und Arbeitgebern nüßlich dargestellt.

Wie ungeredtfertigt der leßte Einwand ift, zeigt der jüngst ver- öffentlihte Bericht des Vereins der deutschen Eisen- und Stabl-In- dustriellen, wonach der Lohn des einzelnen Arbeiters in 325 Eisen- bütten, Gießereien und Mascbinenbauanstalten gegen das Jahr 1879 si um 17,4 °/o, die Zabl der Arbeiter sib um 33,9 9% vermehrt hat.

Diese unstreitigen Erfolge stehen niht vereinzelt da. Der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtbschaftlihen Interessen in Rhein- land und Westfalen konstatirt, daß 105 verschiedene industrielle Etablissements des Bercinsgebiets 91 845 Arbeiter im Jahre 1880/81 und 90085 im Jahre 1881/82 beschäftigten, also eine Zunahme von 6240 Arbeitern oder 6,79%. Auf der Mehrzahl dieser Werke war der Durcschnittsjahresverdienst der Arbeiter im Jahre 1881/82 höher als im Jahre vorher.

Weiter hat der Gewerberath Dr. Wolf in Düsseldorf soeben in cinem Jahresbericht über 1882 cine Lohnstatistik von 49 größeren Werken des dortigen Bezirks während der Jahre 1878 und 1882 auf- gestellt. Hiernach ist die Zahl der Arbeiter in dieser Zeit von 13 899 auf 18 136, also um 33,8 %% gestiegen. Auf einen Arbeiter entfielen 1878 rur 303,3 tägliche Schichten, 1882 dagegen 310,1. An Arbeitslöhnen wurden 1878 11 369000 M und 1882 16 490 000 M verausgabt, also eine Zunahme von 5 130 000 Æ oder von 46 ‘/9. Der Durchschnitts- verdienst pro Kopf und Jahr betrug 1878 817 und 1882 909 #Æ, eine Zunahme von 11,2%. Wie soeben ferner bekannt wird, waren in den Kruppschen Gruben im leßten Quartal 2986 Mann gegen 9959 im vorhergehenden Quartal beschäftigt. Diesen wurde an Lohn monatlich im Durchschnitt 164 912,92 M gegen 161 695,75 #4 im vorhergehende Quartal gezahlt.

Ferner konstatirt die Düsseldorfer Handelskammer auf Grund der Mittheilungen von 26 Etablissements, daß sich die Zal der Ar- beiter vom März 1882 bis März 1883 von 4879 auf 5272, also fast um 11 9% vermehrt hat.

Thatsache ift ferner, daß die Preise der wichtigsten Lebensmittel seit 1878 nit gestiegen sind: alle gegentheiligen Behauptungen sind Erfindungen, die sich auf falsche Theorien, aber nicht auf eine einzige Thatfache stüßen.

Alle diese Zahlen und Mittheilungen beweisen, daß sib die materielle Lage der Arbeiter gebessert hat, wenn auch noch weitere Erfolge zu wünschen sind. Daß diese aber nur auf demjenigen Wege erzielt werden können, der sih für die bisherige Besserung der wirthschaftlichen Lage als \o erfolgreih erwiesen, sollte eigentlich von Niemandem, der seine gesunden fünf Sinne hat, bestritten werden können. Wenn troßdem die freihändlerishe Propaganda ihr Haupt wieder erhebt und die Grundlagen aagreift, auf der die bisherigen Erfolge erzielt sind, so ist dies ein leichtsinniges und frevelhaftes Spiel mit den wahren Interessen des Volkes, welches vielleicht auc d«s rein politischen Hintergrundes nicht entbehrt. Das Volk fortgeseßt vor diesen falschen Propheten zu warnen und immer wieder über seine Interessen aufzuklären, wird mehr und mehr zu einer wahrhaft patriotiscen Pflicht: denn es handelt sich dabei \ch{ließlich um die wirthschaftlihe wie politishe Eristenz unseres

!| Vaterlandes.

Die „Baugewerks- Zeitung“ vom 13. d. Mts, be-

! rihtet aus Berlin:

Die Bauthätigkeit dürfte jeßt ihre größte Höhe erreicht haben ; sie hat sid gegen das Vorjahr verdoppelt. Jn den neuen Straßen um den Zoologischen Garten herum und auch in der Gegend der Hasenhaide wachsen die Häuser förmlich aus dem Erdboden, und dabei finden gerade die neuen Wohnungen verhältnißmäßig gute Abnehmer, denn im Durchschnitt bringt im Westen Berlins das Zimmer reich- lid 300 A Jakbresmicthe. In Folge der erhöhten Bauthätigkeit dringen fast alle Gesellen, welche mit dem Bauen zu thun haben, auf (Frhéhung der Löhne. Maler, Tischler, Stuckateure, Maurer, Zim- M u. \.w,, alle versuchen ihre Kraft möglichst hoh an den Mann u DLINGEN: 65

Der „Chri stliche Arbeiter“ schreibt zur Auswan- derungsfrage:

Angesichts der bevorstehenden Eröffnung der diesjährigen Aus- wcnderungésaison dürfte cine Warnung vor dem interessirten Treiben ‘erer tranêgatlantisher Spefulanten am Plate sein, welche aus mannigfachen Gründen an der möglihsten Verstärkung des Auswandc- rungêstromes arbeiten. Ein deutsh-amerikanisches Blatt carakterisirt unt die auf dieLeichtgläubigkeit und Unerfahrenheit \pekulirenden Prafktiken jener Gesellschaft wie folgt: „In Broschüren und Zeitungen, die in allen letenden Sprachen gedruckt und in allen Ländern Europas gratis vertheilt wcrden, sind die cngeblihen Vorzüge Amerikas in den hellsten Farben geschildert und besonders die Gegenden als reizend und anziehend tervorgehoben, an deren dichterer Besiedelung die Gesellschaft, welche “ie betr. Broschüre vertheilez lßt, ein besonderes materielles Inter- esse hat. Wem es in der Heimath absolut nicht mehr gefallen will, der jollte fich wenigstens nihcht durÞch Broschüren, wie die erwähnten beeinflussen lassen, sondern sch erst gründlich über alle einshlägigen Fragen unterrichten, ehe er fi entschließt, seine Schritte na diesem oder jenem Punkte Amerikas zu leafen. Alle Schriften über Amerika, die gratis ver- theilt werden, verdienen von vornhercin mit Mißtrauen betrachtet zu werden und dasselbe gilt von den verlockenden Redensarten bezahlter Agenten von Eisenbahn- und Landkompagnien, die massenhaft in Europa umlbers{chwärmen, um Opfer zu suchen und leider zu finden. Selbst bei der Beurtheilung amerikanischer Verhältnisse auf Grund von Briefen, die von Deutsch-Amerikanern geschrieben sind, ist, wie wir hon séfters schrieben, ers recht die äußerste Vorsicht geboten, deny die letzteren gehören mit wenigen Ausnahmen entweder zu der Klase, der es in Amerika geglückt ist, ein gutes Fortkommen zu finden, oder zu der großen Menge, die von dem was fie gefunden hat, enttäuscht, und dafür andere hineinfallen lassen wollen, oder aber e sind deutscbe Gauner, die die Schlepper der amerikanischen Bauernfänger spielen. Die Glücklichen loben alles amcrikanische über alle Maßen und rathen anderen leicbtsinnig zur Aus- wanderung, während die ehrlichen weniger Glüklichen oder Unglüdck- lichen jedem empfeblen, in Europa zu bleiben. Nur wenige Deuts- Amerikaner sind vorurtheilsfrei genug geblieben, um in jedem einzelnen Falle oder bezüglich ciner bestimmten Klasse von Leuten ein maßgebendes Urtheil darüber zu fällen, ob sih die Ausroanderung nach der neuen Welt empfiehlt oder nicht.“

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 24.— Inhalt: Zoll- und Steuerwesen: Zollfreie Ablassung _ der Embleme der diplomatischen Vertreter und Konsuln fremder Staaten. Bestellung eines Stations-Controleurs. Titelverleihung an einen folhen, Ver- änderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll- und Steuerstellen. Bankwesen: Status der deutshen Notenbanken Ende Mai 1883. Militär-Wesen: Befugniß einer Lehranstalt zur Aus- stellung von Zeugnissen übec die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst. Maß- und Gewichtswesen: Zwölfter Nachtrag zur Aichordnung. Justizwesen: Nachtrag zu der Zusammenstellung der wesentlichsten Bestimmungen der Gertichts- versassung und des Civilprozeßverfahrens in Rußland. Heimath» wesen: Vier Erkenntnisse des Bundezamts für das Heimathwesen. Konsulatwesen : Ernennung. Todesfall. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländecn aus dem Reichsgebiete.

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 14, Inhalt : Ausgabe des neuen Etats für die jährlibe UebungE- 2c. Munition. Ausgabe des Abdrucks einer, das Regulativ über die Ausbildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forstdienstes in Berbindvug mit dem Militärdienste im Jägercocps vom 15. Februar 1879 theilweise atändernden Verfügung. -——- Ergänzung der Ausfüh- rungsbestimmungen zur Allechöchsten Kabinetsordre vom 1. Februar 1883, Uebungen des Beurlaubtenstandes für das Etatsjahr 1883/84 betreffend. Termin für die Berichte über die diesjährigen Uebungen

der (Ersaßzreservisten. Bestellung von Amtskautionen. Löhnungs-

zus{uß. Gebührnisse der zur Probedienstleistung bei den Gen®- d’armerien (Landjägercorps) und Schutmannschasten kommandirten, noch nit versorgungéberechtigten Unteroffiziere. Unzulässigkeit be- sonderer Vergütung für die Fahrt vom Wohnorte zum Gestellungs- orte bei vertragëmäßiger Sicherstellung des Vorspanns. Verkauf von Puffern und Gummicylindern zu Ererzierpatronen aus den Ar- tilleric-Depots. Eröffnung neuer Eisenbahnen. Direkte Erpedi- rung von Militärtransporten auf Reqguisitionss{ein. Eröffnung einer neuen Eisenbahn. Prüfung der Rechnungen über Reparaturen an Revolvern M/79.

Marineverordnungsblatt. Nr. 12 Inhalt: Deviaiion ter Kompasje. Handwörterbuch. Fadckelfeuer und Rettungsbojen- liter, Jägerbücbse M./71. Uebungêmunition. Sciffs- bücherkisten. Chlorzinkfsalz. Scifféproviant. Wollene Hemden. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 32. Inhalt: Verfügungen: Vom 8. Juni 1883. Einführung des Postanweisungs- verfahrens im Verkehr mit Kanada. Vom 9. Juni 1883, Neue Ausêgabe der Abtheilung 2 des Abschnitts X. der Allgemeinen Dienst- anweisung. Vom 9. Juni 1883. Eröffnung der Eisenbahnstrecken Emden-Jever und Georgsbeil-Aurich.

Archiv für Post und Telearaphie. Nr. 11. Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Der Militärtelegraph während des Bürger- frieges in den Vercinigten Staaien von Nordamerika. Die englishe Post- und Telegraphenverwaltung im Jahre 1881/82. Das Verhältniß der \{chweizeris{hen Postverwaltung zu den Dampf- boot-Unternehmungen. Benutzung der Pferdebahnen Seitens der belgishen Post- und Telegraphenverwaltung. Verkehréverhältnisse auf Ceylon. Kleine Mittheilungen: Ueber die Entstehung und Fortpflanzung der Gewitter. Der Leitritt ter australischen Kolonien zum Weltpoftverein. Post und Telegraphie in Argentinien. Elektrische Zeitmeldung in New- Vork. Zeitschriften-Ueberschau.

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 24. Jnhalt: Allgemeine Verfügung vom 9. Juni 1883, betreffend die Ermittelung der íSFmmobiliarwerthstempel. Allgemeine Verfügung vom 9. Juni 1883, betreffend die Zusammenstelungen von Subhastationen.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 24. Inhalt: Amiliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Medaille für Verdienste um das Bauwesen. Das neue Reichstagsgebäude. Der Panamakanal (Fortsetzung). Ueber Ent- und Bewäfserung der Marscben. Vermischtes: Reichstagsbaukommission. Zweïi Theaterbrände. Kunstschule in Stuttgart. Parlamentshaus in Budapest. Schiffahrtskanäle in Florida in Nordamerika.

Statistische Nachrichten.

In dem „JIustiz-Minist.-Bl.“ veröffentlicht der Justiz-Minister die Ergebnisse der Nusammenstellungen von Subhastationen in Preußen für das Geschäftsjahr 1882, Darnach belief sich dke Zahl der Subhastationen im Bereich der Subhastatior#ordnune vom 15, März 1869 auf 9981 (Kammergericbt 1616, Ober-Landesgerichts- bezirk Breslau 2094, Hamm 1982, Königsbecg 870, Marienwerder 806, Naumburg 1197, Posen 817, Stettin 539, Jena nämlich in den Kreisen Schleusingen und Ziegenrück 63). Gegenstand des Verfahrens waren 73 241,0315 ha mit 4799 796,61 F Ge- bäudesteucr - Nutungswerth und 523 379,02 Æ Grundfsteuer- Reinertrag. Von den subhastirten 9981 Liegenschaften dienen 4909 hauptsäcblich der Land- und Forstwirthschaft. Antragsteller waren ausschließlich 1515 Gläubiger, welche ein Realrecht nicht hatten oder im Wege der Zwargsvollstreckung eingetragen waren; 288 Ver- walter im Konkurse des Eigenthümers; 226 Benefizialerben oder Nawblaßpfleger; 542 Miteigenthümer, zum Zwecke der Theilung ; 7413 Gläubiger mit einem nicht erst im Wege der Zwangs8- vollstrecktung erlangten Nealrecht, allein oder mit Anderen. 6605 roaren Mitbieter, die richt zu den betheiligten Gläubigern gehörten. Ersteher waren 1073 Gläubiger, welche den bestberechtigten Antrag- ftellern vorangehen, und 4290 Nichtgläubiger.

Ausfall erlitten von denjenigen Gläubigern, welche den bestberech- tigten Antragstellern vorgehen, 1809. Dcs Kaufgeld wurde durch baare Zallung des ganzen Betrags (einschließlich ctwaiger Anrechnung eigener Forderungen des Erstchers) in 5876 Fälien berichtigt, in 1998 Fällen durch Uebernahme von Forderungen, welche der des bestbered)- tigten Antragstellers vorgehen, in 601 Fällen dur Anweisung auf rüctfständiges Kaufgeld für Forderungen, wel(be der des bestberechtigten Artragstellers vorgehen; in 75 Fällen wurden für die übernommenen (1998) Forderungen besondere Vortheile aewährt. Resubhastationen wirden 54 mal von Gläubigern beantragt, welce dein bestberechtigten Antragsteller der ersten Subhastation vorgingen, 20 mal gegen einen Ci1steher. der zu diesen Gläubigern gehörte,

Außerhalb des Seltungs8bereichs der Subhastationsordnung vom 15, März 1869 wurde im Jahre 1882 für 6213 subhastirte Grund- ftüdcke der Zuschlag ertheilt (in den Ober-Landesgerichtsbezirken Cassel 825, Celle 1095, Cöln 1976, Frankfurt a. M. 1580, ‘Kiel 635, Naumburg 7, Stettin 69, Jena (Kreis Schmalkalden) 28). Davon fallen auf Landestheile, in denen die Grundbuch- ordnung nicht eingeführt worden ist: Cassel 1, Cöln 1976, Frankfurt a. M. 1077, Kiel 16, zusammen 3070, mithin bleiben avs dem Geltungsbereih der Grundbuchordnung 3143. Der Flächeainhalt der subhaftirten Gruadstücke betrug im Ganzen 13 036,5358 ha, davon 2884,5138 ha in den Landestheilen, in welchen die Grundbucbordnung nicht gilt, 10 152,0220 ha auf diejenigen, in denen sie gilt. Der Gebäudesleuer-Natzung8werth der subhastirten Grundstücke belief fich auf 1362 875,85 A (803 731,73 bzw. 599 144,12 A), der Grundsteuer-Reinertrag auf 184 209,46 (47 769,10 bzw. 136 440,36 H). Von den subhastirten Licgenschaftei dienten 3674 (1803 bzw. 1871) hauptsächlich zur Land- oder Forstwirthschaft. Antragsteller waren 1324 (549 bez. 775) Gläubiger, welche ein RNealrecht nicht hatten oder im Wege der Zwangsvollstreckung eingetragen waren, 302 (58 bzw. 244) Verwalier im Konkurse des Figenthümers8, 20 (1 bzw. 19) Benefizialerbea oder Nachlaßpfleger und 49 (7 bzw 42) Miteigenthümer zum Zweck der Theilung. 4518 (2455 bzw. 2063) Antragsteller waren Gläubiger mit cinem nicht erst im Wege ver Zwangsvollstrekung erlangten Real- rechte, allein oder mit Anderen.

Summarische Uebersicht der Studirenden auf der Königlich bayerischen Friedrich-Alerander- Universität Erlangen. Im Wintersemester 1882/83 sind immatrikulirt gewesen 568, davon find abgegangen 146. Es sind demnach geblieben 422, dazu sind in diesem Semester gekommen 219. Die Gesammtzahl der immatri- fulirten Studirenden beträgt daher 641. Von diesen studiren! Theo- logic 305, námlich 126 Bayern und 179 Nicht-Bayern (dacunter 10 zuglei Philologie, 1 Geschichte). Jurisprudenz u1.Cameralwissenschaft 71, (56 Bayern, 15 Nicht-Bavyern), Medizin 151 (70 Bayern, 81 Nicht- Bayern), Pharmazie 17 (9 Bayern, 8 Nicht-Bayern), Chemie und Naturwissensha?ten 34 (12 Bayern, 22 Nicht-Bayern), Mathematik und Physik 7 (ch Bavern, 3 Nicht-Bayern), Philologie und Geschichte 46 (32 Bayern, 14 Nicht-Bayern) (darunter 3 zuglei Theologie), Phis- losophie 10 (7 Bavern, 3 Nicht-Bayern). In Summa 641 (316 Bayern, 352 Nicht-Bavern).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Soeben gelangt Nr. 7 der in Wien erscheinenden „Mit- theilungen dezs Deutshen Schulvereins“ zur Ausgabe. Das umfangreiche (28 Quoartseiten starke) Heften enthält einen aus- führlichen, nach der stenographischen Aufnahme zusammengeftellten Bericht über die Hauptversammlung in Linz am 14, Mai d. I, den zur Vertheilung gelongten Rechnungsabschluß über das Vereinsjahr 1882, sowie eine interessante statistisÞe Zusainmen- stellung über die Zahl der Ortsgruppen (636), der Vereins- mitgieder: 63 088, darunter 5274 Frauen und 1272 Körperschaften und ihre Vertheilung auf die einzelnen Kronländer. Eine weitere Rubrik in leßterer zeigt das Verhältniß; der Mitgliederzahl in einem

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Kronlande zur dort gezählten deutsÞben Bevölkerung; endlich findet sich ein Ausweis über das bis 1. Mai d. I. für das Jahr 1882 ver- rechnete Ergebniß an Mitgliedsbeiträgen und Spenden und die Durschnittsziffer per Mitglied für jedes Kronland. An diese Nachweise reiht \sich cine gedrängte Erzählung der anläßlich der Hauptvecsammlung in Linz veranstalteten Festlichkeiten. Schließlich macht die Vereinsleitung auf die im Verlage von A. Pichlers Wittwe erschienene Karte der Ortsgruppen des deutshen Schulvereins aufmerksam, welche um den Preis von 20 Kr. von der Vercinékanzlei bezogen werden kann und einen übersichtlihen Blick auf die Ver- breitung des Vereins in alle deutsen Gaue Oesterreichs gewährt. Die „Mittheilungen“ erscheinen vierteljährig ; der Abonnementspreis für 4 Nummern beträgt franco zugestellt: für Vereinêmitglieder 50 Kr.. für Nichtmitglieder 1 Fl., und zwar gelangen stets 15—20 000 Eremplare zur Ausgabe.

Land- 1nd Forstwirthschaft.

__ Aus dem füdwestlihen Holstein wird dem „Hamb. Corr.“ gesbrieben: Der Stand der Saaten auf der Geest ist im Ganzen günstig. Der Roggen steht überall besser als man noch Mitte und Ende Mai erwarten durfte Die Blüthenperiode ift der Hauptsache nab beendet, der Körneransatz hat begonnen. Die Stroherträge werden im Allgemeinen gegen das Vorjahr zurückbleiben. Der Hafer hat weniger durch die Dürre gelitten; der Stand desselben 1äßt faum etwas zu wünschen übrig und wird sich nocch besser gestalten, wenn cin befruchtender Regen “intritt. Nament- lib auf gut gedüngten Schlägen der besseren Bodenart zeigt der Hafer neben dibtern Stande das gewünschte dunkle Grün. Dem Buchweizen hat offenbar die Trockenheit bis jetzt behagt; er ift überall gut aufgekommen und steht breit unt kräftig. Ueberaus prächtig stehen auch die Kartoffeln zu Felde, 1nd werden binnen 3 Wocwen junge Kartoffeln ¿u erwarten sein. Felderbsen sind, wo fie in kräftigen und von Unkraut, namentlich der Queke, gereinigten Boden eingebracht, gut aufgezangen, haben aber darauf etwas durch die Dürre gelitten und könnten kräftiger im Stroh stehen.

Der russische „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht die Resultate der Informationen, welche dec Minister des Innern bis zum (20. Mai) 1. Junt Uber die Ernteausstchten tm russts@Gen Meile er? halten hat. Danach is in den meisten Gegenden der Stand des Winter- und Frühjahrsgetreites gleichwie der Futterpflanzen ein gün- tiger. Was speziell das Frühjahrsgetreide betrifft, fo ist die Aussaat noch nicht überall beendet, die aufgegangenen Saaten aber sind im Allgemeinen befriedigend, bis au entde Distrikte und ausgenommen die Provinz Radom, wo die Ernte hes Frühjahrsgetreides nur einen mittelmäßigen Ausfall verspricht. Die Futterpflanzen stehen übe-all gut, ausgenommen jedoch die Pro- vinzen Kursk, Simbirsk, Kasan, Ufa, Kowno und Suwalki, wo die Heuernte nur mittelmäßige oder in gewissen Gegenden sogar ganz ungünstige Ergebnisse erwarten läßt. Die Mittheilungen in Bezug auf den Stand des Wintergetreides sind bestimmter und eingehender ; sie lassen sih folgendermaßen zusammenfassen. Eine ausgezeichnete Ernte versprechen die Provinzen Wologda, Wiatka, St. Petersburg und Pskow, Twer, Wladimir, Smolensk, Tula, Rjäsan, Orel, Kursk, Woronesch, Pultawa, Charkow, Tschernigow, Nishni-Nowgorod, Orenburg, Tauris, Cherson, Podolien, Kiew, Mohilew, Witebsfk, Cifland, Estbland, Kelsch Mielee, Maoon Und Stiedlee, Nicht befriedigend sein wird die Ernte in einigen Theilen der Pro- vinzen: Perm, Nowgorod, Olonez, Jaroslaw, Kostroma , Mos- fau, Kaluga, Tambow, Kasan, Ufa, Astrahan, Bessarabien, Lublin und Sumwalki. Die wahrscheinlichen Ergebnisse in der Provinz Piotrkow haben sich noch nicht kennzeichnen lassen. Eine mittelmäßige oder selbst theilweise chlechte Ernte erwarter man in den Provinzer : Archangel, Pensa, Simbirsk, Saratow. Samara, Katherinoslaw, Wolhynien (jedoch i hier die Hoffnung auf Besserung nit ausgeschlossen), Minsk, Grodno (ebenfalls mit der Hoffnung auf Besserung), Wilna, Kurland, Warschau, Lomja und Plozk. In mehreren der letzteren Provinzen hat man da, wo das Wintergetreide nicht gerathen war, Früßjahr8getreide nachgesäet.

Gewerbe und Handel.

Berliner Wollmarit 1 Sun, Name. 1) Sn die Zelte auf dem eigentlichen Wollmarkt, dem alien Viehhof in der Brunnenstraße, sind bis jeßt 102 Waggons Wollen eingetroffen, davon pr. Ostbahn 74, pr. Stettiner 14, pr. Nordbahn 7, pr. Ham- burger 6 und pr. Nieders{l?#si\ch-Mätrkische Bahn 1 Waggon. Dieses Quantum repräsentirt ungefähr die Hälfte des gesam:nten im vorigen Jahre per Bahn angefchrenen. Per Fuhrwerk waren erst enige hundert Centner angerollt. Angemeld-t find bisher zur Lageruag in die Zelte des Wollmarktes ca. 13 000 Jentner, doch dürften fb bis zum 19. Morgens, dem eizentlihen Beginn des Marktes, die (Fin- lieferungen insoweit erhöhen daß sie den vorjährigen nur um Weniges nachstehen. Die Hauptsendunçcen werden noch von Neubrandenburg und Stettin erwartet, da der s{chlechie Verlauf dieser Märkte viele Händler veranlaßte, ihre Waare von dort nach hier zu dirigiren. Wollen De Von Probdlenten Duren nov weniger als im Bor? jahre zum Verkauf gcitelt werden. Die bisher eingetroffenen Wollen find fast aus\sc{ließlich im Besi von Händlern. Das Scurgewicht ist eiy geringeres und an den Wollen selbs der mäßige Fettgehalt bemerke8werth. Tritt niht Regen störend in die Witte- rung ein und zeigen Eigner nur einigermaßen Entgegenkommen so dürfte der Markt {nell verlaufen. Von Geschäft war auf den Stadtlägern noch nicbts zu verspüren, da Käufer gänzlich fehlten. Nach den jetigen Wahrnehmungen werden die Stadtläger von ge- wascchenen Wollen s{chwächer als im Vorjahre befahren, während \{chwarzge\chorene Wollen mehr vertreten sein werden. Diese Eventua- lität dürfte auf den Umstand zurüczuführen sein, daß einerseits sich die Schwa';schur mehr einbürgert, anderer|eits eine Verminderung der Heerden an Kopfzahl zu konstatiren ist. Die Wäschen sind aub auf den Stadtiägern fast durhgehenb gut und wird von maßgebender Seite gefolgert, daß gutbehandelte Waare die vorjährigen höchsten Preise bedingen werde.

18. Juni, Mittags. (11) Die Zufuhren auf die Stadt- läger sind noh nicht genau zu präzisiren, da die bezüglichen amt- lichen Ermittelungen noch \{weben. Bemerkenewerth ist, daß die Ein- lieferungen dieses Mal sich etwas s{leppend vollziehen und Stämme, die gewohnheitsmäßig {on um diese Zeit auf den Lägern waren, noch aus- stehen. Letzterer Umstand dürfte mit die Veranlassung gewesen sein, daß dic bereits ziemli zahlreich eingetroffenen Fabrikanten, namentlih aus Forst und Cottbus, und die sich orientirenden Kammgarnspinner ge- \câftlibe Einleitungen noch bis zu dem Zeitpunkt hinausschieben, wo die Posten eingetroffen sind, auf die sie ständig reflektiren. Größere Abschlüsse vou maßgebender Bedeutung fehlten noch, doch erwartet man solche im Laute des Nachmittags. Die augenblickliche Thätigkeit beschränkt sich auf Geschäftssficherung und können wir unsere bezüglichen Wahrnehmungen dahin zusammenfassen, daß die mit theuren Waaren ver- sehenen Händler, den Zumuthungen der Fabrikanten gegenüber, gute Wäschen zu letztjährigen Wollmarktspreisen zu erwerben, sih vor- wiegend noch ablehnend verhalten. Von interessirten Händlern wurde gegen diese Zumuthung ins Treffen geführt, daß diese Preise Angesichts der trockeneren Beschaffenheit der Wollen ih dann 3 # unter den letzten Wollmarktsnotirungen falfuliren würden. Auf dem Vichhofe nahm die Ein- lagerung der Wollen ruhigen Fortgang, etwas gehemmt durch den eingetretenen Regen. Angemeldet waren bis zu dem Abschluß unseres Berichts ca. 16 000 Ctr., eingegangen per Ostbahn 6907, per Stettiner 1986, Hamburger 452, Nordbahn 775, Niedcrschlefisch- Märkische 284 und Potsdamer Bahn 75 Ctr., zusammen i0 179 Ctr. Fuhrwerke von den Stadtlägern und den Dominien der Provinz treffen nah und nach ein, und auch per Bahn dürften noch mehrere tausend Centner hierher gelangen, so daß das auf dem Wollmarkte bei dessen Beginn zum WVer- kauf gestellte Quantum annähernd 20000 Ctr. erreichen, mithin gegen das Vorjahr um ca. 2600 Ctr. zurückbleiben dürfte. Direkt von Produzenten werden kaum 30 Posten vorhanden fein. Proben zu ziehen ist nicht gestatlet und läßt sich deshalb ein maß- gebendes Urtheil über die Qualität der Wollen nicht fällen. Kleine

Händler aus den Provinzen sind zablreih auf dem Markte anwesend, aber nur vereinzelt Fabrikanten zu bemerken, die nah ibnen bekannten Stämmen Umschau halten.

Posen, 16. Juni. (W. T. B.) In der heutigen General- versammlung der Posen-Kreuzburger Bahn wurde, gegen eine Stimme, beschlossen, die Dividende für die Stammvprioritäten nit nach dem Vorschlage der Direktion mit 3,75, sondern mit 3,85 zur Vertheilung zv bringen, die Tantième dcs Aufsichtsraths auf 13082 M. festzusezen und den Saldo von 6813 Æ vorzutragen. Die ausscheidenden vier Aufsichtsrath8mitglieder wurden wiedergewählt. Der Antrag der Staatsregierung wegen Ankaufs der Bahn ift, wie verlautet, einer Kommission zur s{leunigen Berichterstattung über- wiesen worden. Die beschlußfassende Generalversammlurg findet wahrscheinlich im September statt.

Nürnberg, 16. Juni. (Hopfenberichti von Leopold Held.)

Der Hopfenmarkt hat ein in Anbetracht der vorgeschrittenen Saison und der normalen Ernteauésichten sehr lebhaftes Gepräge. Es liegt starke Frage nach gutfarbigen Hopfen vor und wurden von Donnerstag bis beute ca. 300 Ballen solcher umgeseßt. Die Preise der grünen Sorten sind um 5—10 Æ in die Höhe gegangen. Primawaare kostet jetzt 400—430 Æ, gute Mittelhopfen erzielen 380—405 Æ, Mittelwaare erlöste 360—375 #Æ, und farbige Gepackte bringen 355—385 M je nach Qualität. Gelbe und geringe blieben fraglos. Die Stimmung ist fest. __ Weimar, 16. Zum. (W T. B) Die ‘heutige Generalver- sammlung der Weimar-Geraer Eisenbahn genehmigte die von der Direktion vorgeschlagene Feststellung der Dividende resp. den Borschlaa dec Direktion zur Verwendung des Ueberschusses. Der Antrag, den zur Dividendenzahlung verfügbaren Betrag, wenn der- selbe nibt mindestens die Höhe von 99 000 f, d. i. 1%/9 des Nominal- betrages des Prioritäts-Stammaktien-Kapitals erreicht, nicht zu ver- theilen, sondern auf das folgende Jahr in Betrieb8einnahme zu übertragen, wurde zurückgezogen, die beiden anderen Anträge auf Aenderung der Statuten mit 137 gegen 4 Stimmen angenommen. Der Antrag betreffs Ankaufs der bisher uneingelöst gebliebenen 7 Jahrgänge der Dividendenscheine wurde genehmigt.

EOUdon, 16. Zum (B. L. B) Bet dex gerigen Wolis auktion waren Preise unverändert.

GiaSao0w, 16 Sun. E. 2. 2) Be Borrathe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 583 200 Tons gegen 637 300 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 114 gegen 108 im vorigen Jahre.

_Belarad, 19 Juni. Œ T D) Die Gerumte Uber Differenzen zwischen der Regierung und der Eisenbahngesell- schaft werden entschieden dementirt. Die Gesellschaft hat im letzten Monat 30) 009 Obligationen übernommen und dafür der Regierung 11 Millionen baar bezahlt. Die Fortseßung der Bahnarbeiten dürfte in Folge dessen gesichert sein. G __Mew-Vork, 16, Int W. L. B) Bie Firma Meglod, Everingham u. Co. in Chicago hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiva betragen 1 Million Dollars.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 16 Unt W. L B) De Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“ ist heute Nachmittag 5 Uhr in Southampton und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habs - burg“ beute Vormittag 8 Uhr in New-York eingetroffen.

Berlin, 18, Funi 1883.

KonfulalsberiUle

Srnteaus Oren In Manie SIanD Der Kornpreise. Z Bukarest, den 6, Juni 1883.

Der seit Mitte April eingetretene häufige Regen hat in Verbindung mit rauher und kalter Witterung sehr ungünstig auf die ralachishen Weizensaaten eingewirkt, jo daß kaum noch auf eine knappe Mittelernte gerehnet werden kann.

Der Weizen steht wenig dicht, ist vielfah rostig, und gerade der schwere s{hwarze Boden, welcher sonst den meisten Ertrag liefert, bietet diesmal geringere Hoffnung, während die Saaten im Sandboden weniger gelitien haben.

Durch den anhaltenden Regen is auch die Maisaussaat empfindlich verzögert worden; auch ist anzunehmen, daß dadur ein wesentlicher Schaden entstanden sei, da bedeutende Flächen unbebaut bleiben müssen.

Aehnlich steht es mit Gerste und Hafer, welche auch hon 25-— 30 Proz. verloren haben sollen.

Aus Crajova wird berichtet, daß d'e Preise für Weizen dort, je nah der Güte, zwishen 75—84 Fr. pro Kila (loco Bahnhof Crajova) shwanken. Da die Vorräthe gering sind, fo rechnet man auf eine Preissteigerung.

Mais wird loco Bahnhof Crajova mit 53—ò55 Fr. pro Kila verkauft; von der leßten Ernte ist dort noch ein be- deutendes Quantum vorhanden. Gerste, zur Ausfuhx nicht vorräthig, kostet 52 bis 54 Fr. pro 400 Oka.

Fn Giurgiu notirte man am 31. v. M.:

Weizen mit 7E bis 88 Fr. pro Kila, Gerste 1 U 1 49 11 "” t Hase It 32 r 35 1 1" "t Mais "t 58 H) 64 1 "” "”

Das Stadt-Depot von Giurgiu bestand damals aus 10000 Kila Weizen, 500 Kila Gerste, 200 Kila Hafer, 20 000 Kila Mais, während die Vorräthe des nach Giurgiu

| abführenden Binnenlandes sich auf etwa 30—40 000 Kila

V'eizen und 200000 Kila Mais beziffern ließen. Das

Cerealiengeshäft geht dort sehr schleppend, weil die Korn-

besißer in Folge der ungünstigen Witterungsverhältnisse den

Kaufanträgen gegenüber sehr zurückhaltend sind.

6 e Donau ist sehr hoch, bedeutende Flächen stehen unter asser.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Der gestrige zweite Tag des Sommer-Meetings des Hindernißrennvereins war, wenn auch nicht so zahlreich wie der Mittwoch, so doc in recht erfreulicher Weise besubt und vom prächtigsten Wetter begünstigt. Die einzelnen Konkurrcnzen begannen um 3 Uhr mit

I. Juni-Hürden-Rennen. Preis 700 4 Verkauis-Rennen. Für 4 jährige und ältere Pferde 50 46 Einsatz, 30 # Reugeld, Der Sieger ist für 5000 A käuflich; für jede 5009 Æ# billiger eingesetzt, 14 kg erlaubt. Distanz 2400 m. Das Rennen hatte 10 Unter- riften, darunter eine mit dreifachem Einsatz. Für 6 Pferde wurde Reugeld gezahlt und 4 erschienen am Ablauf. Es siegte sicher mit 4 Ungen Vorsprung des Hrn. Ulbrich a. br. St. „Hymne" (2000 #) ur.d erhielt den Preis von 1180 Æ, des Hrn. Roberts 4 jähr. F H. „Canopy* machte mit des Grafen M. Schmettow 4 jähr. F. H. „Basalr* todtes Rennen um den zweiten Plak. Die Siegerin wurde in der darauf folgenden Auktion für den Preis von 2500 # vom Rittmftr. von Schmidt-Pauli angekauft urd fiel, da dieselbe nur mit 2000 M eingesezt war, der Rennkasse der Uebershuß von 500 zu. Diesem Rennen folgte um 33 Vhr:

11. Offizier-Jagdrennen. Preis 700 (A Verkaufsrennen. Für 4jährige und ältere Pferde im Besitz von aktiven Offizieren der deutshen Armee und von folben zu reiten. 20 #4 Einsaß, 10 Reugeld. Distanz 4000 m. Von den 10 Pferden, welche für dieses Mennen genannt waren, erschienen nur des Lieut. voa Sydow I. Sjähr. br. St. „Redlock“ (3000 #4) und des Leut. Kru:npel