1855 / 26 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

18S

wendungen in Betreff des Kriegsministeriums als Grund vorgebracht bätte, Yas Ministerium wénigstens durch ein solches Motiv aid! überrascht worden wäre. Hätte er sein Bedenken wegen der Roebuck- schen Motion vierzehn Tage vor Wiedereröffnung der Parlaments-Session vorgebracht, so würde das Ministerium in Masse haben cefgnieen ôn- nen, obne baf irgend Jemand benachtheiligt und das unter taatsmän-

nern sonst übliche Verfahren verleßt worden wäre. 4 dd

Es erhob sich nun Herr Roebudck zur Einbringung seines An- trages. Mein Antrag, sagte er, bedarf der ausführlichen Entwicke- lung niht. Er theilt sich in zwei Abschnitte. 1) Welches ist die Lage des Heeres vor Sebastopol ? 2) Welches sind-die Ursachen, dur die diese Lage herbeigeführt worden ist? Alle Welt kennt die Lage der Dinge. Das Heer is ohne Lebensmittel, ohne Obdach, ohne Kleidung. Welches ist die Ursache dieses Zustandes der Dinge? Jch meinerseits glaube, es ist die {lc{chte Leitung der Regierung. 7Beifall.) Jch bin niht Soldat und kann daher auf eine Kritik des Feldzuges in der Krim nicht eingehen. Ich beschränke mich darauf, das Haus daran zu erinnern, daß wir zu Anfang des vorigen Jahres 54,000 Mann abgeschickt haben und. daß - davon jest nur noch 14,000 Mann diensttüchtiger Truppen in der Krim übrig sind. : ) gen o lieg die Ursache des Unheils? Jch glaubte, sie liegt in der Unfähigkeit des Kriegs =- Departements- hier und außerhalb. (Lauter Beifall.)

N

Mein Gesundheitszustand erlaubt mir nit, fortzufahren, Ich be- | gnüge mich daher mit der einfachen Cinbringung meines Antrages. Sidney |

| den Transport von Lebensmitteln durch Dampfschiffe erschöpft. Weiß

Aus der Erwiederung des Kriegs - Secretairs , Herbert, entnehmen wir Folgendes :

Jch gestehe, daß ih einiges Bedenken trage, das Wort zu ergreifen, | um das ehrenwerthe Mitglied zu bekämpfen, dessen Gesundheitszustand |

auf Jeden einen schmerzlichen Eindruck gemacht baben muß, und der so würdig gewesen wäre, die von ihm eingebrachte Motion zu ent- widckeln. I bedauere, was geschehen ist, da ih mich nun in der sonderbaren Lage befinde, z zu haben. Das ehrenwerthe Mitglied begnügt sich, zu sagen :

„So und so viele Soldaten find von England abgegangen, so und so |

viele sind noch am Leben, was ist aus den Uebrigen geworden ? Von vornberein irrt sich das ebrenwerthe Mitglied in Betreff der Zahlen, denn er vergißt, wenn er. von denen, welche umgekommen find, redet, die auf dem Schlachtfelde Gefallenen oder der Krankheit zum 7e Ge- wordenen. Jh gehe mit großer Bewegung an diese Sache. SA will dem Hause niht eine Ueberzeugung aufdringen, welche die Thatsachen nicht rechtfertigen. J glaube, daß Anstrengung, dás Klima und Ent- bebrungen jeder Art das Heer Lord Raglan's in einen Zustand ver baben, welher jedem Engländer lebhaste Besorgnisse einflößt. Unsere Rechtfertigung liegt aber zum Theil in den eigenen Anführungen des ehrenwerthen Mitgliedes, welches sagt, es wir zwei Mal so viel Lebensmittel, Kleidung und Wurfgeschosse nach der Krim abgeschickt haben, als es deren bedurfte. (Hört!) . Wir haben seit 1815 - keine Armee im eigentlichen Sinne des Wortes ge- habt, wir haben nur Truppen gehabt für den Polizei- und Kolonial- dienst. Weiter nichts. (Hört!) Was wir eine englische Armee nennen, ist nur eine Ansammlung von allerdings vollkommen disziplinirten Negi-

mentern. Wir haben gut eingeübte Compagnieen ; das ist Alles. Was |

erwarten Sie von einer solchen Armee? Eine Regiments - Organisation, die ist vorhanden. Verlangen Sie aber nicht von Männern, die niemals zwei Regimenter beisammen gesehen haben, die Erfahrung von der Orga- nisation eines großen Heeres. Eine Armee ist eine ungeheuere und ver- wickelte Maschine, und wenn Sie der Unglücksfälle gedenken, welche ehe-

dem den Beginn unserer Feldzüge zu bezeichnen pflegten, so muß | siven Neductionen des Heeres |

ih meinerseits Sie an die successiven E seit 1815 und an die Deéesorganisation der Miliz erinnern. Der Herzog von Wellington richtete einen Brief an Sir John

Burgoyne, in welchem er dagegen Verwahrung einlegte, daß man Eng- n D Folge davon wurden große An- | schi

land ganz ohne Waffenshuß la

strengungen gemacht, unsere Dampfschiffsflotte und unser Heer zu ver-

stärken. Das Ministerium Lord Derby's stellte die so lange verschollene Während dieser Zeit nahmen unser Handel, unser |

Miliz wieder her. Neichthum, alle unsere Mittel zur Unterhaltung des Militair-Etats fortwährend zu. Unsere Kolonieen Australien wurde eine Besißung von der

und unsere Herrschaft dehnte sich in allen

äußersten

litair. Glauben Sie nun aber, daß der Krieg eine so einfache Sache, daß man unier solchen Umständen ihn ohne Weiteres mit den vorhande- nen Mitteln führen könne? Fassen Sie nur die Umstände ins Auge,

unter. denen wir zu verschiedenen Zeiten ins Feld gezogen sind. Jedes |

Mal haben wir Niederlagen erlitten. Dex Unterschied is aber gegen- wärtig, daß wir den Unglüsfällen Triumphe entgegenstellen können. Wollte ich dem Hause die B

lington über die Lage seines Heeres nah dem Rückzuge von Burgos ab- stattete, so würde man in denselben Klagen finden, welche den heute in der Presse erhobenen entsprehen. Und diese Klagen traten damals

Genie Europas befehligt wurde. Gehen wir aber nicht so weit zurü.

Heere war damals furchtbar. Wir verloren 48 pCt. unserex Truppen. Heute ist der Verlust nur 14 pCt. Jch habe {hon gesagt, daß ih das Haus nicht mit Zeugnissen belästigen will, die ihm verdächtig scheinen fönnten, aber id darf doch die M aussprechen, welcher an einer nach Konstantinopel und der Krim altate sandten Untersuchungs - Kommission betheiligt gewesen ist. Derselbe schrieb mir: „Die Negierung hat Alles in Ueberfluß geschickt, fie hat

Was is} aus den übrigen 40,000 geworden? Wo liegt |

keine positive Anklage zur Widerlegung | | 18,897 für das Heer, 19,105 für die Artillerie, 110,867 Tons Koblen;

[e :

wurden zu . großen Reichen, | en Wichtigkeit | Medizinalstab für die Hospitäler eingerichtet, und die Hospital-Dixektoren Theilen der Welt

aus. Das Alles erforderte beträchtlichere Aufwendungen an Mi- |

einung eines ehrenwerthen Beamten |

es 3000 Mikes weit transportiren lassen, nun. aber ist die Entferny

3006 Miles, und diese leßten 6 Miles sind \{wieriger zu übe winden, als die ersten 3000 Miles.“ ch rere daß dadurs, die Lage der Dinge richtig beschrieben 1 (hört!). Sie woll von mir wissen, welches die Ursache dieser Widersinnigkeit ist? Nun, das Haus muß zwei Dinge in Nechnung bringen, erstens, daß w

dort in der Krim große Schwierigkeiten zu überwinden gehabt habe und zweitens, daß wir dem Hause Ver Las, was dort vorgeht, nid enaue Rechnung abzulegen vermögen.- Wir wissen, daß das Heer bo Finein Abgange von Varna 5000 Patckthiere besaß. Seitdem is an Masse bon Pferden gestorben, obgleich Fourage in Menge in Balat(t vorhanden war. Andererseits lese ih in einem Schreiben folgende genaue Schilderung der Lage der Dinge zu einer andern Zeit : „Vor den Ende des Monats August waren schon 1000 Mann’ von der Kavallerie demontirt und die Pferde von 700 Anderen dienstuntüchtig,

September erlitt das Heer beträchtlihe Verluste. Ungefähr 35 Mann waren durch. Krankheit oder auf dem Schlachtfelde uy, gekommen. Mehr als 1500 Pferde waren durch Anstrengungen getödtet, diejenigen nicht gerechnet, welche auf dem Schlachtfelde umgekommen waren. Endlich richteten Fieber und Dysenterie furchtbare Verheerungen an. Jn kurzer Zeit starben mehrere tausend Mann in den Hospitälern.“ Das’ ift geschrieben nicht von Lord Naglan im Jahre 1854 sondern von dem Herzoge von Wellington im Jahre 1809. Es ift die Schilderung der Lage der englischen Heere nah der Schlacht von Tala: vera, und ich führe dies an, weil die Worte durchaus auf die gegen- wärtige Lage der Dinge passen. Es ist {wer zu sagen, wo das Uebel

| liegt. Man nimmt gewöhnlich an, daß wir das Meer beherrschen. Aber | deshalb beherrschen wir doch nicht den Sturm und vermögen nicht die

Elemente zu besiegen. Ueberdies haben wir fast unsere Hülfsmittel für das Haus, wie viele Transportschiffe wir für Mannschaft, Pferde, Munition, Lebensmittel und Fourage gebraucht haben? Jch bin es der Admiralität, der- man Jndolenz vorwirft, \{uldig, die Zahlen bekannt zu machen. Vom 7. Februar 1854 bis zum 22, Januar 1855 hat die Admiralität nah dem Orient geschafft: 2141 englis#he Offiziere, 54,224 Soldaten, 5408 Pferde, 29,261 Tons Lebensmittel für die Flotte,

außerdem von Marseille und Toulon 556 französische Offiziere, 14,055 Soldaten, 193 Pferde und 8037 Tons Munition ;- von Calais nach der Ostsee 437 französische Offiziere und 12,888 Soldaten, 500 Tons Ml: nition und 47,907 Tons Koblen. Sie sehen also, daß die Admiralität fih nicht lässig gezeigt hat. Glauben Sie aber nicht, daß wir gesonnen find, uns für die von uns gemachten Aepter dadur zu rechtfertigen, daß wir fie Andern beimessen. Nein, wir sind entschlossen, das nicht zu thun, «Der edle Lord, der zu meinem Bedauern niht mehr an meiner Seite sißt (Lord John Russell), hat erklärt, daß er eine Modification des Kriegs- Sekretariats in Vorschlag gebracht habe. Er hatte gewünscht, daß das Kriegs-Budget von einem Staats-Secretair vorgelegt würde. Jch meiner seits glaubte dagegen, daß der Kriegs-Secretair gerade nicht Kabinets: Minister sein darf, und sich mit nihts.als mit dem Kriegs-Budget be fasse. Jch habe bereits erklärt, daß, wenn man eine Aenderung nöthi halte, ih sehr gern zurücktreten werde. (Hört!) Jch habe p bereit sei, meine Demission zu geben, dieselbe aber auf Bitte des edlen Lords, Mitgliedes für Tiverton (Lord Palmerston) wieder Een der mir erklärte, daß unmögli alle Geschäfte des Kriegs - Ministeriums von einem einzigen Manne ber: waltet werden können. Jch habe dessenungeachtet die Meinung festge halten, daß das Kriegs - Ministerium einer Umgestaltung bedürfe. Es muß Einer die Finanzen des Kriegs-Ministeriums, Einer die Versorgung des Heeres, ein Dritter das Verwaltungswesen leitén. Diese verschie denen Beamten wlirden dann zusammen ein Kollegium bilden, dessen Vorsißer der Kriegs - Minister wäre. Diese Ansicht theilen mehrere Mit glieder des Kabinets und sie entspricht auch einer früher {on von dem Herzog von Richmond geäußerten Meinung. Die Arbeit muß getheilt die Leitung in Einer Hand sein. Der Herzog von Newcastle hat bereits mehrere Mal alle Verwaltungs -. Chefs des Kriegs - Ministeriums zu gt meinsamen Berathungen vereinigt, über welche dann ein Protokoll auf- genommen und den verschiedenen Mitgliedern der Regierung zugefertigt wurde. Es sind mehrfache wichtige Modificationen bereits eingeführt. So ist ein Stabs-Corps für die Armee-Polizei geschaffen worden. Man hat in Frankreich, Spanten Megypten und Tunis Packthiere aufgekauft, um einen Transportdienst für das Heer zu organifiren. Es wird ein

Lord Aberdeen gelat daß i

in Scutari sind aufgefordert worden, über die nöthigen Hospital-NReformen zu berichten. Jch hoffe, baldigst - dem Hause das Ergebniß dieser Unter

| suchung und die in Bezug darauf gefaßten Beschlüfse vorlegen zu können. | Nach dieser Detail - Darlegung möchte ih das Haus bitten, sich die Be

deutung des Antrags dés -ehrenwerthen Mitgliedes für Sheffield klar vor Augen zu bringen; es handelt sich nämlih darum, ob das Haus

' fünfzehn in ein Comité-Zimmer zusammentretenden Mitgliedern die Sorge c | übertragen will, die Lage der Dinge vor Sebastopol und das Verhalten erichte vorlesen, welhe der Herzog von Wel- |

der Regierung zu prüfen. Jch frage, welche Regierung würde sich wohl

| einer solchen Kontrole unterwerfen und welches könnte das Resultat mit

Bezug auf die Sicherheit des Heeres sein? Wird eine Untersuchung el

: «e j amals | öôffnet, so muß dieselbe sih nothwendiger Weise alles Handelns enthalten, zu einer Zeit ans Licht, wo das Heer von dem größten Militair- |

bis der Bericht abgestattet ist, was vielleicht erst im Monat August ge

i | U | ) it Zu | schehen kann. Und wie will das Comité Auskunft erlangen ? Die Regierung Blicken wir auf die Expedition nah Afghänistan. Die. Sterblichkeit im | kennt besser als irgend Jemand die Mängel der Situation; wir kennen

| ‘die {wache Seite der Regierungsmaschine, wir wissen aber auch, was é

heißt, die Minister einer Untersuchung zu unterwerfen. Wir wissen das,

daß es heißt, sie unter Prüfungen und Konferenzen die Zeit verlieren

machen, wel@{e die Leitung des Geschäfts erfordert. Und was wird dann

diese Untersuchung über das Heer sagen? Wollen Sie Kommissaire nah

Sebastopol \hicken, um das Verhalten Lord Naglan's zu untersuchen, wie das Direktorium seiner Zeit an Dumouriez und der Senat von Ho!

| und unz

18)

Rommissaire abshickte? Das werden Sie nicht Marlborous Offiziere aus der Krim abrufen, die Jhnen Be-

land an Diese Berichte dürfen aber nur von Lord Raglan

thun. Wollen Pr i . d d bie Regierun muß fie in Empfang nehmen. J der Ober-

ri ausgehen un ‘m Stande, Bericht zu erstatten, so muß er abberufen befe (hgbe i ie von seiner Un e überzeugt, so wäre es ein werden, un ihn auf seinem Posten zu lassen; ein Verbrechen wäre es Verbrechen, wollten wir ihn ahserufen und einem Tadels - Votum des aber e ' Gemeinen gegen die Regierung zum Opfer bringen. Es mag auses der egeben haben, welche im Stande waren, fich hinter der- zu flüchten, aber dies Ministerium ist es-nicht, und 9 3 dazu fähig, so würde ih nicht einen Augenblick länger Mit- wáre eiben sein. (Baisall.) Diesen Antrag annehmen, hieße die Action glied O na paralysiren, der Armee Widerwillen gegen ihr Oberhaupt w Cr und jeden günstigen Ausgang des Krieges aufs Spiel seßen. Jch h Argument zu- Gunsten des Antrages. Halten Sie die Regierung i: diesen Krieg zu führen, so ist es Jhre Pflicht, ihr das zu für Ul den Ministern zu erklären, daß fie unwürdig seien des Postens, den sagen, nehmen ; daß sie sich selbs in Mißkredit bringen und den Jnteressen le TEbes haden, und daß es nöthig sei, sié durch Männer zu ersezen, s des Vertrauens würdiger find. (Beifall) Wir können nicht in Ab- p stellen, daßdie Negierung seit längerer Zeit s{chwacch, daß sie durch Verläumdung noch mehr geshwächt ist, und daß sie den Todesstreich durch

| den Rücktritt eines Mannes erhalten hat, dem sein Talent, sein Charakter

nd seine Antecedentien den ersten Rang in diesem Hause einnehmen lie- z Jch bedauere diesen Nücktritt, empfinde, die traurige Bedeutsamkeit teselbèn vollkommen und eben deshalb fordere ih meinerseits eine rasche weideutige Entscheidung. Wenig berührt es mich persönlich, wie diese Entscheidung ausfällt, es würde mir aber leid thun, wenn ein Prä-

| estgestellt werden sollte, welches die Prärogative der Krone auf den ent@-Camitéen übertrüge. Es ist unabweislich notwendig für das f,

eer und das Land, daß unverweilt ein Beschluß gefaßt wer Aber

i wiederhole es, der Beschluß muß klar und deutlih und vor allen |

Dingen ein {neller Beschluß sein.“

Im Oberhause fragte Lord Grey in der bercits erwähnten Sizung | a | k es wahr sei, daß Schiffe, welche die Regierung |

V6. Januar an, 0 ul Bad geshickt habe, um Truppen zu holen, von dort - ohne Truppen zurückgekehrt seien, Der Herzog von Newcastle mußte zugeben, daß dies zwei Transportschiffen pasfirt sei, in Betreff welcher die Kolo- nial - Behörden andere Verfügung getroffen haben, als die Regierung. Der Graf von Winchelsea hielt darauf eine Rede gegen die „Times“ und deren Korrespondenten in der Krim, welche er der Verläumdung des Heeres beschuldigte. Er verlangte zu wissen, ob wirkli dieser Korrespondent von der Regierung freie Ueberfahrt und freie Station erhalten habe? Der Herzo bon Newcastle stimmte mit dem Redner darin überein , daß die Presse sehr unvorsichtig in thren Mittbeilungen aus der Krim sei , welche fich die russische Regierung fofort nah St. Petersburg telegraphiren lasse. Lord Raglan habe {on mehrmals Beschwerde geführt, er selbst (der

| Herzog von Newcastle) habe fih deshalb an die bedeutendsten londoner

Zeitungen gewandt , aber ohne Erfolg. Was die Anfrage weges des “Times“-Korrespondenten betreffe, so fei es unbegründet, daß er freie

E | Ueberfahrt erhalten und auch die Fourage, welehe er im Lager erhielt,

erhalte er, seitdem die Regierung davon Nachricht erhielt, auf ihren Be- fehl niht mehr. L i

Die neueste, in der „London Gazette“ veröffentlihte Depesche Lord Raglan?s is vom 6. Januar und lautet also :

„Mylord Herzog! Das Wetter ist, seitdem ih Jhnen vom 2. d. M. geschrieben habe, so \{lecht gewesen, daß ih niht im Stande gewesen bin, -das Z9ste Regiment landen zu lassen, um es in's Lager „zu bringen, und es ist daher noch am Bord des „Golden Fleece“ im Hafen, Der Boden is dicht, wenn auch nicht tief, mit Schnee bedeckt, Alle meine Bemühungen sind dahin gerichtet, die Hütten, welche jeßt in beträchtlicher Anzahl angekommen sind, an's Land bringen und aufshlagen zu. lassen, so wie auch, das Lebensmittel-Depot, von dem ich ben zuleßt schrieb, in der Nähe des Hauptquartiers einrichten zu lasen, wozu ich jeßt mit Hülfe des 18. und 39. Negiments im Stande

bin, von as erste bei Valaklava kampirt, das andere noch am | E y f E ere i Lac | vernement der Krim oder Taurien umfaßt.

Vord des „Golden Fleece“ seine Schlafstätte hat. Der Feind hat keine Vewegung unternommen.“ Dem Bericht is eine Verlust - Liste bei- gelegt, der zufclge das britische Heer vom 29. Dezember bis zum F Januar nur 11 Todte, 32 Verwundete und 1 Vermißten, lauter Unter- | offiziere und Soldaten, verloren hat.“

Der ministerielle „Globe“ bemerkt, daß, wenn der Antrag | des Herrn Roebuck verworfen wird, Lord Palmerston die Leitung des vereinigten Kries - Ministeriums übernehmen und Herr Sidney | Herbert, der bisherige Kriegs -Secretair , vielleicht das Ministerium des Junern erhalten werde. Nach dem „Globe“ wird vermuthlich

Lord Carlisle (bekannt unter gn Namen Lord Morpeth) das |

/ Präsidium des Geheimen - RatheS erhalten. Spanien. Madrid, 23, Januar. In der Cortes-Sißung

m 22, Januar wurde das Entlassungs-Dekret des Finanz-Ministers | Sevillano und das Ernennungs-Dekret seines Nachfolgers Madoz È vorgelesen.

Auf eine Frage Orense?s erklärte der Minister des inern, daß zu Palencia Zusammenrottungen von Arbeitern statt=

| gefunden hätten, und daß zu Madrid eine Menge Waffen, die für

4. Carlisten bestimmt gewesen, mit Beschlag belegt und mehrere Anhän- dn dieser Partei vérbaltet worden wären. Er fügte hinzu, man habe ein ndividuum eingezogen , das zum Signal für Uebelgesinnte ein Gewehr gefeuert hätte, Auf eine fernere Juterpellation theilte der Mi- eut mit, daß die Regierung von einer beabsichtigten carlistischen hilderhebung in der Provinz Toledo unterrichtet sei und ihre Naßregelu getroffen habe, die sie nicht näher bezeihnen könne.

Der pariser „Abend -Patrie‘“’ vom 28, Januar schreibt man aus Madrid, daß mehrere Kollegen Sevillano's die Absicht kund gegeben hatten, zugleich mit ihm aus vem Ministerium auszu- treten, um Herrn Madoz Freiheit zu lassen, sich Männer von seiner politischen Färbe zuzugesellen: Madoz hatte dies jedoch ab- gelehnt, weil er es für s{chwierig, wo nicht für unmöglich hält, ein Ministerium zu bilden, das in den Cortes die ajoritäát haben würde. Das 3te Jäger - Bataillon der madrider Na- tionalgarde flößt wegen seines aufwieglerishen Geistes Besorgnisse ein; es wird aber sorgsam überwacht. Ein am 21sten Abends wegen Abfeuerung eines Flintenschusses am Thore von Atocha ver-

| haftetes Judividuum- hat erklärt, es habe durch{ diesen Schuß das

verabredete Signal zur Vereinigung von 400 Verschwörern gege- ben , die zum Aufstande bereit seien.

Túrkei. Die wiener „Presse“ enthält folgende telegraphische Depesche aus Konstantinopel vom 18, Januar: Ein russischer Ausfall wurde von den Franzosen zurückgewiesen, Jn einem Zusammenstoß bei Inkerman wurden die Russen von den Engländern geworfen. Jn der Nacht vom 12ten fand eine lebhafte Kanonade statt ; russishe Schiffe versuchten auszulaufen, wurden aber von einer Fregatte bemerkt und zur Rückkehr Innen bei welcher Gelegenheit drei Fahrzeuge genommen wurden, ie Truppen hatten von der Kälte, welche bis 8 Grad stieg, vie! zu leiden; einige Engländer waren in Folge derselben gestorben. Omer Pascha betreibt eifrig die Einschiffung. Die türkishe Flotte hat Konstantinopel verlassen, Jn Kurdistan i} ein Aufstand - ausgebrochen, Mossul wird belagert. Hier befindet sich eine französishe Division. s

Nach Korrespondenzen der „Ind. B.“ aus Paris, hat die französishe Regierung Nachrichten aus der Krim bis zum 17, Januar und von Konstantinopel bis zum 20. Januar erhalten. Der Zustand im Lager vor Sebastopol war in militairischer Hin=- siht durchaus gut; das Wetter war am 17ten {ön und auc in Konstantinopel noch am 20sten. Was die Verpflegung und den Gesundheitszustand der französischen Armee anbetrifft, so sind eben- falls im französishen Kriegs-Ministerium sehr befriedigende Berichte eingelaufen. Auch Briefe von Offizieren und Soldaten versichern dasselbe. Die Soldaten erklären sich laut zufrieden mit der ihnen zu Theil werdenden Behandlung.

Varna, 20, Januar. Heute ist die leßte Abtheilung der für die Krim bestimmten türkischen Truppen nah Eupatoria übergeführt worden. Indessen dürften dieselben noch nicht die leßten sein; denn aus Konstantinopel sind wieder frishe Truppen angesagt, welche mittelst Dampfern aus den türkish-griehischen Provinzen in Istam=- bul eingetroffen sind. (Donau.)

Der „Moniteur“‘“ vom 28. Januar enthält einen ausführlichen Bericht, datirt am Bord der Dampfkorvette „Berthollet“, auf der Rhede von Eupatoria, am 9, Januar, welcher sich über die Lage, Baulichkeiten und historischen Erinnerungen dieses Hafenplazbes, über die Bevölkerung und ihre Sitten, so wie über die kriegerischen Ereignisse, die sih hier vom 16. September bis zum 9. Dezember zugetragen haben, ausspriht. Wir entnehmen demselben folgende Notizen: Eupatoria liegt auf einer sandigen Ebene, wenig höher als das Niveau des Meeres, und erstreckt sich an einer weiten, offenen Buht hin, deren nördliches Ende durch einige Dünen von geringer Erhebung gebildet wird. Die Bai hat keine Tiefe. Dieser Umstand hindert die Schiffe, sich der- Küste zu nähern. Bei starkem Winde entsteht für die Schiffe Gefahr. Rechts von der Stadt erstreckt sih ein großer See, der vom Meere durch einen 2—300 Meter breiten Isthmus getrennt wird: Die Stadt Eupatoria ist der Hauptort für einen der vier Distrikte, welche das Gou- Die Bevölkerung der Stadt, sonst 9000, beträgt jeßt 35,000, weil ein gro=- ßer Theil der ländlihen Bevölkerung hier Zuflucht gesucht hat, Diese beinahe gänzlich aus caraitischen Juden und Tataren be- stehende Bevölkerung lebi vom Handel und ländlichen Gewerbe. Eupatoria, hat gegenwärtig eine große strategishe Bedeutung für die alliirte Armee. Von diesem Plaße aus, der bedeutend befestigt worden ist, fann man im Rücken der feindlichen Armee manövriren und auf ihre drei großen Mittelpunkte vorgehen, auf Simphe- ropol, das 60 Kilometer entfernt ist, auf Baktschiserai, 68 Kilometer, und Perekop, 104 Kilometer entfernt. Was die fkriegerishen Ereignisse vor Eupatoria betrifft, 10 haben die Russen, wie bekannt, wiederholte Angriffe auf den Ort gemacht, z. B. am 3., 7.,, 14, November und am 6, De=- zember, welche sämmtlich zurückgeschlagen wurden. s Ankunst der ersten türfishen Truppen von der Armee Dmer Pascha’ s fing mit dem 9, Dezember an und hat bis zum 9, Januar fortgedauert. An der Befestigung des Plates wird unausgeseßt gearbeitet, und nach der Ansicht des französischen Berichterstatters wird Eupatoria bald einer der am stärksten befestigten und den Alliirten nüblichsten

be der Krim sein. P ußland ab Polen. St. Petersburg, 23. Januar. Contre-Admiral Sawoïfko meldet aus Petropawlowsf, das Trans= portschifff der kamtschatkaischen Flottille „Dwina“, unter Befehl des Capitain 2ten Ranges Wassiliew, sei am 5. August v, J. von