1855 / 149 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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wöchentlichen pädagogischen Hospitiums an einem Schullehrer-Seminar ist ein bon dem Direktor des Königlichen Seminars für Stadtschulen zu

Tai Kursus eingerichtet, welcher in zweistündigen Besprehungen und Referaten, sowie zweimaligem wöcent- lichen Hospitiren, resp. Unterrichten in den mit dem Köni 4 iger atechet eft

erlin geleiteter, Dreiviertel Jahr

verbundenen Schulanstalten besteht. Zu anderweitiger Uebung is vielfältige- Gelegenheit în den Katechesen bei der Doms- Gemeinde geboten. Die pastoralen Konferenzen behandeln sowohl ein- elne Fälle als die Grundsäße der Seelsorge und der Amtsführung über- aupt. Predigten werden von den Mitgliedern in geregelter Reihen- folge in dèn Wochen-Gottesdiensten der Dom-Gemeinde pn ey deren vorläufig zwei bestehen und die in der Folge nah Bedürfniß bedeutend vermehrt werden sollen. E, Lewe der Kenntnisse im aszetishen und bymnologischen Gebiete geben die täglichen Haus-Gottesdienste reiche Veranlassung. Gemeinsame bomiletishe. kirhengeshicht- lihe, dogmatische 2c., auch kirhenmusikalische Uebungen find bisher freier Vereinigung überlassen und werden weiterer Entwickelung anheimgegeben. Die Themata zu den schriftlichen Ausarbeitungen, deren in der Regel drei jährlih anzufertigen find, werden aus dem gesammten Gebiete der Theologie, mit Rüdcksicht auf praktishe Beziehungen, ewählt und bezwecken, daß der Kandidat wenigstens in Einem Fache selbstständige Quellenkenntnisse und eigenes Urtheil erlange. : Obgleich mit allen diesen Beschäftigungen die Zeit dek Stiftsgenossen ausgefüllt ist, so wird es doch solhen Kandidaten, welche nur das erfte Examen bestanden haben, im Falle sie niht bedeutende Lücken ibrer Kenntnisse ausfüllen müssen, ermögliht werden, sich während ihres Aufenthaltes in dem Stifte auf das zweite Examen vorzubereiten, resp. dasselbe zu absolviren. : Betreffend die konfessionelle Stellung der Anstalt heißt es §.5. der Haus- Ordnung: Da gedeihliche seelsorgerische Arbeitnur auflebendigem Glaubenru- hen kann, der lebendige Glaube aber seinen Juhalt bekennt, so kann Niemand in das Stift aufgenommen werden, der fich nit ofen und wahr zur evan- gelishen Wahrheit, vie sie die beilige Schrift verkündet, bekennt. Um aber einen Maßstab dieses Bekenntn sses zu geben, wird bei jedem Kon- biktualen vorausgeseßt, daß er dem Jnhalt der größeren ökumenischen Glaubensbekenntnisse und den pofitiven Artikeln (1. bis 22.) der Augs- burgischen Konfesfion bon Herzen beipflihte. Da die Dom-Gemeinde eine unirte ift, so wird Sans erfordert, daß der Eintretende zur Union auf dem genannten ekenntnißgrunde sich halte. __ Hierzu findet sich in den ÆŒrläuterungen noch die Erklärung: Hier ist nur das Minimum des Bekenntnisses angegeben, das von jedem Ein- tretenden verlangt wird. Es versteht fich von selbst, daß fih die Mit- as an das lutherishe oder reformirte Bekenntniß auf dem gemein- amen Boden der Augsburgischen Konfesfion halten können.

_ Ab gereist: Der Erb-Kämmerer im Herzogthum Magdebur ; Freiherr von Plotho, nah Parey. Ô zogth g g

Berlin, 28. Juni, Se, Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht: dem Vorsibenden der Direction der Berlin-Ham- urger Eisenbahn-Gesellschaft, Baurath Neuhaus zu Berlin, die Erlaubniß zur cles des von des Königs von Dänemark Majestät ihm verliehenen Danebrog - Ordens dritter Klasse zu ertheilen,

Nichtamtliches.

Preußen. Potsdam, 28. Juni. Seine Majestät der König haben gestern wiederum einen leihten Fieberanfall

gehabt. Desterreich. Tarnopol, 26. Juni. Se. Majestät der Der gegenwärtige Stand der

Kaiser sind heute Mittags hier angekommen, z Ie Bern, 25. Juni.

eidgen en Finanzen ist kein so günstiger wie in früheren Ja ren, Das Budget für 1856, welches die nächste Bardecetiacat zu berathen hat, zeigt 16,255,000 Gör. Einnahmen und ‘‘,,445,000 &r,. Aus= gaben. Dieses etwas ungünstigeErgebniß ist Folge der projektirten außer= ordentlichen Ausgaben (für Truppenzusammenzüge 300,000 ör., Beitrag an ‘die Bernhardstraße 60,000 Fr. und Meublirung des Bundes rathhauses 47,000 ör.) Heute hier angekommene Briefe \s{chwei= zerischer Offiziere aus Dover, welche in die englisch-\{chweizerische Legion eingetreten sind, melden, daß man die angeworbenen Sol= daten bereits nh 5 habe und das Handgeld ausbezahlt worden sei, Die „zweite französische Sremdenlegion soll guten Fortgang haben. Täglich treffen 18 bis 20 Rekruten in Besancon ein, von wo sie nach Dijon, Aurxonne oder Langres abgehen. (Fr. P. Ztg.)

Großbritannien und Irland. London, 26. Juni,

Oberhaus hielt gestern eine nur. halbstündige, ganz unbedeutende Sihung. Zu Anfang derselben brachte Lord Montea gle eine Petition des bekannten Socialisten Robert Owen ein, in welcher er darum an- hielt, daß das Haus ein Spezial - Comite einseßen möge, um einen von ihm im sozialen Pnteresse entworfenen Plan zu prüfen, welcher besonders

bei dem gegenwärtigen aufgeregten Zustanve der öffentlihen Stimmun Hon großem Nugen sein würde; Nüheres war nicht Tee, Lord

Monteagle und nach ibm Lord Brougham sprachen

des Charakters von Owen aus, den N ebteres “s e Äa

3 E vere da er eine 5 Anzahl von Kinderschule

pelegt, e Petition wurde alsda : „auf. die Tafel des Hauses nieder: m Unterhause verlas gestern (wie schon berichtet

Eröffnung der Si ung der erste Lord s Abmirali Sir Chinas

Wood, eine Depesche des Admirals Dundas, welche die Hang - Affair

auf ihre rihtigen Proportionen reduzirt. Herr T. Duncombe fün,

der City von London an und bemerkte dabei, daß seiner Ansicht Baron Nothschild seinen Siß als Mitglied fr n City “as müsse, da er durch den Abschluß des Anleihe - Kontraktes mit dex Regierung über die neulich aufgenommenen 16 Millionen Pfd, St. dig. bualificirt worden sei. Lord Palmerston gab dann eine Erklärun darüber ab, wie es die Regierung mit den drei und dreißig von ihr eingebrachten Vills zu halten gedenke, welche gegenwärtig noch in der Verhandlung begriffen sind. Unter den Bills, über welche die Ne- gierung jedenfalls noch im Laufe dieser Session die Entscheidung herbei zuführen beabsichtigt, führte er auf: die Bill wegen Begränzung dex Zahlungs - Verbindlichkeit von Geschäftsgenossen, die Bill wegen Reform der Sanitäts-Maßregeln in der Hauptstadt und eine Bill, welche sich auf die neue Negulirung der Verhältnisse des Kriegs - Departements be- zieht. Dagegen ‘rechnete er unter die ziemlih zahlreihen Bills die r ausgeseßt werden können, die verschiedenen Bills we. en Neform des Volksunterrihtswesens, welche bis zur zweiten erlesung gefördert und dann zu gründlicher Untersuchung der Sache an ein Spezial - Comité verwiesen werden. sollen. Auf Herrn Ricardo's Anfrage in Betreff der angeblih von der Negie sichtigten Gewährleistung der neuen türkischen Anleihe erwiederte Lord Palmerston ausweichend, sobald die Negierung eine derartige Mittheilung zu machen habe, werde es geschehen. Herr Gibson äußerte darauf den Wunsch, daß eine etwaige Mittheilung der Art in ausführliher Weise erfolgen möge, damit man sich dafür hüten könne, einen Subsidien - Vex- trag zu genehmigen, Herrn Scott's Anfrage über die neuesten Berichte aus der Krim beantwortete Lord Palmerston dahin, daß er die Verlust- liste vom 18ten erhalten habe, die den Zeitungen mitgetheilt werden solle. Die Zahl der getödteten Unteroffiziere und Soldaten belaufe sich auf 144, die der verwundeten auf 1058; die getôdteten und verwundeten Offiziere hinzugerechnet betrage die Gesammtzahl 1295. Das Haus fonstituirte sich alsdann zum General-Comité, um die einzelnen Klauseln der Verfassung der Kolonie Victoria in Berathung zu ziehen.

Der Kriegsminister veröffentlicht heut folgende, gestern ein- getroffene Depesche Lord Raglans: „Vor Sebastopol, 12. «7 Mylord, in meiner Depesche vom sten d. meldete ich Ew. Lordscha t, daß die Russen am 28. Mai Sudschuk Kale geri haben. ch habe jeßt das Vergnügen, Sie zu benachrichtigen, sie sich am Zten von An apa zurückgezogen und somit ibren lezten festen Plaß an der cirkassise n Küste aufgegeben haben. Die Nachricht dieses Ereignisses erhielt Sir Edmund Lyons durch Kapi- tain Hughes, welcher, im eifrigen Bestreben, dem Admiral die erste Meldung dabon zu überbringen, von Subdschuk nach Kertsh in einem offenen Boote überseßte und Anapa beim Vorüberfahren in Flam- men sah, nachdem es durch ‘die Circassier in Brand gesteck worden war. Capt. Hughes, der gestern hier eintraf, zweifelt nit, daß der Feind fi enseits des Kuban zurückgezogen hat. Die Näumung Anapa's ift eine er Früchte des Angriffs auf Kertsch und dessen Falles, so wie der glän- zenden Operationen der verbündeten Flotten im Asow'’\chen Meere, in welchem jeßt feine andere Flagge als die englishe und französfishe mehr zu sehen ist, Hier ist seit meinem leßten Berichte an Ew. Lordschaft vom 9. nichts Wesentliches vorgefallen ; unsere Verbündeten sowohl wie wir benuzen unsere Erfolge, um unsere borgeshobenen Laufgräben weiter in Front auszudehnen und auf dem Terrain, das wir bei jener glorreichen Affaire genpmeen haben, neue Batterieen zu errichten, so daß ich hoffen darf, ald über weitere Vortheile berichten zu können. Die „Alma“ is mit dem 72sten und 63sten Negiment von Kertsch zurückgekehrt, da die Dienste derselben, seit der Fall von Anapa bekannt ivurde, dort nicht mehr von nôthen waren.“ —- Den Rest der Depesche füllen Empfehlungen einzelner ausgezeichneter Offiziere und die Namenslisten der vom ten bis 10ten Gebliebenen oder Verwundeten.

Die Admiralität veröffentliht folgende Depesche von Admiral Lyons: „Noyal Albert “, Meerenge von Kertsch, 6. Zuni. Sir! Auf die Meldung von Capitain Lyons von der Miranda“, daß die unter seinen Befehlen stehenden Geschwader am 2ten dieses bereit sein würden, ihre Operationen in den seichten Gewässern des Asowschen Meerbusens zu beginnen, waren Vice - Admiral Bruat und ih zu der Ueberzeugung gelangt , daß der geeignete Moment da sei, ihnen eine Verstärkung an Kanonenbooten zu Fab während diese früher bei ihren raschen Bewes gungen in tieferem Wasser ihnen nur lästig gewesen wären. Wir schickten somit 20 Boote der Linienschiffe mit 24pfündigen Haubißen und Raketen armirt ab, und pre Lordschaften werden aus Capitain Lyons Brief, von dem ih eine Abschrift beizulegen die Ehre habe, erschen, daß die Boote zur re- ten Zeit eingetroffen sind und die glücklihsten Resultate errangen. Denn sie haben unter der zweckmäßigen ührung der sie kommandirenden Offi- ztere zumeist dazu beigetragen, 3500 Mann feindliche Truppen zu werfen, die öffentlihen Gebäude und die Negierungs - Magazine in Taganrog zu zerstören. Capitain Lyons Bericht ist so klar und e Anérkennung der Verdienste jener, welche bei diesen N Operationen unter ihm dien- ten, so gerecht, baß beide burch weitere Bemerkungen und Anempfehlung

bon meiner Seite nur abgeschwächt werden dürften. De E 2 ons.

Bericht über die Operationen von Taganrog. Zhrer Majestät Schiff „Miranda“, Straße von Taganrog, Zuni, Sir! Jh habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daf 'ich mit dem unter meinen

digte einen Anras auf Erlaß eines Wahlausschreibens für ein Mitglied E ;

| franzöfischen Dampfer mit ihren

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n Geschwader béi. 18 Tiefe, ungefähr 85 Meilen Lo D ogen ute des 1. Juni in die innere Straße von Ta- anrog ohne Unfall vor Anker ging, troßdem der Feind sämmtliche Feuchtthürme und Leuchtschiffe entfernt hatte. Während der Racht erhob fih ein Ostwind. Das Wasser fiel um drei Fuß und hatte den Anschein, noch tiefer zu fallen, wodurch wir genöthigt waren, uns 14 Meile von der Stadt weiter zurülzuziehen. Am-2ten waren wir damit beschäftigt, die Stadt zu rekognosziren, was ich am Bord des „Recruit“, der von Lieutenant Day geführt wurde und der währen der Nacht eine Durch- fahrt aufgefunden hatte, genugsam zu thun im Stande war.

Jch hatte alles angeordnet, um am andern Morgen um 3 Uhr die Stadt zur Uebergabe auffordern zu lassen, und, sollte fie sich weigern, den Versuch zu machen, die ungeheuren Kornvorräthe sammt sonstigem Ne- gierungseigenthum zu zerstören. So standen die Sachen, als gegen Sonnenuntergang zu meiner großen Freude die „Sulina“, „Danube“, „Medina“ mit 12 Kanonenbooten der Linienschiffe in Sicht kamen. Diese höchst gelegene und willkommene Verstärkung von Fahrzeugen, wie ich fie eben brauchte, machte den Eriorg, gewiß und bald darauf famen auch die

ooten heran. Nachdem ih mich über die zu treffenden Maßregeln mit Mr. de Sedaiges geeinigt hatte, ging ich um 3 Uhr Morgens an Bord des „Necruit“ mit den Schiffen und Booten, in Begleitung der französischen Dampfer, auf deren Einem fih Mr. de Sedaiges befand, und die ihre Boote ins Schlepptau genom- men hatten, weiter gegen die Stadt vor. ch ließ den „Necruit“ 4200‘ von der Spiße des Molo entfernt, vor Anker legen, ließ rückwärts alle Boote auffahren und schickte Lieutenant Commandeur Hoston mit einer Parlamentair-Flagge in Begleitung eines franzöfischen Offiziers, der von Mr. de Sedaiges gleichlautende Befehle erhalten hatte, um die Uebergabe allen und jeden Regierungs - Eigenthums, alles Getreides, Mehles und sonstiger Vorrätbe zu verlangen, damit sie dieselben zerstören möchten, (ih betrachtete nämlich auch die Kornvorräthe als Kriegs-Kontrebande, wohl wissend, daß sie für die Krim-Armee bestimmt seien, selbst wenn fie dazumal der Regierung niht gehörten.) Jch forderte ferner, daß, während diese nothwendige Zerstörung vorgenommen wurde, die Truppen fih auf einen im Angesicht der Geshwaber gelegenen, 5 Mil. von der Stadt entfernten Punkt enn sollten; daß auch die Einwohner die Stadt verlassen möchten, diejenigen ausgenommen, die von den Behörden angewiesen werden würden, uns die Magazine zu öffnen und behülflich zu sein ; eine Annäherung der Truppen, sowie jede Verleßung der Bedin- gungen, wofern sie einmal angenommen waren, sollte dur ein soforti- es Bombardement bestraft werden... Zur Ueberlegung sollte eine Stunde Beit gewährt, oes durchaus keine Modification der Forderungen gestattet werden. es erlauf dieser Frist wurden Lieutenant Hoston und der franzò- fische Offizier in Kenntniß geseßt, daß der Gouverneur diese Forderungen zurück- weiseund entschlossen sei, mit den ihm zu Gebote stehenden Truppen die Stadt u vertheidigen. Auf das hin kamen die Offiziere zurück und wurde die arlamentairflagge bom „Recruit“ abgenommen, Bald darauf eröffnete der „Necruit“ das Feuer und die Boote rückten unter dem Kommando bon Commandeur Cowper P. Coles vom „Strboli“, durch Schlepptaue verbunden und von den franzöfishen Booten begleitet, vor, bis fie die ihnen bezeihneten Stellungen eingenommen hatten. Dann wurde das Tau gelöst; die Boote legten fich der Nunde 'nach dem Strande gegen- über und unterhielten ein so heftiges Feuer, daß der Feind, welcher zu verschiedenen Malen versuchte, bis zu den den Strand entlang liegenden Häusern vorzudringen, um die lange Reihe von Ma- gazinen zu retten, dies nie in hinreichender Stärke durchführen konnte. Lieutenant Mackenzie (der Senior - Lieutenant dieses Schiffes, hatte eine besondere Abtheilung leihter Boote unter seinen Befehl, die mit einem Geshüß und Naketen. versehen waren, um das Hineinfahren bon Lieutenant Cecil Buckley von der „Miranda“ zu decken, der in einem bierrudrigen Gig, das von Freiwilligen bemannt worden war, in Be- gleitung bon H. Cooper, Hochbootsmann 3ter Klasse, mehrere Male binter- einander landete, um die Magazine und Negierungégebäude in Brand zu stecken. Dieser gefährliche, Angesichts einer aus 3000 Mann bestehenden Besaßung, welche das Unternehmen zu vereiteln bestrebt war, wohl ver- zweifelte Dienst wurde aufs Beste verrichtet, troßdem er blos durch das Feuer der Boote gedeckt war. Der „Necruit „war bermöge seines geringen Tiefganges im Stande, in einer Entfernung von 4200 Fuß eine wirksame Stellung zu nehmen; dasselbe galt bon dem französischen Dampfer „WMouette“, und der „Danube“ mit seinen Naketen und 24pfündigen Haubißen leistete vortreffliche Dienste. Um 3 Uhr Nachmittags stand die ganze - lange Reihe Korn - Magazine , die Theer- und Planken - Vorräthe und die Schiffe auf den Werften in bollen Flammen, desgleihen das Zollamt nebst andern Negierungsgebäuden. Unglücklicher- oder unvermeidlicher Weise brannte auch die Stadt an verschiedenen Punkten, und da unser Zweck erreiht war, kehrten die Boote zu den Schiffen zurück. Der Feind muß biele Leute eingebüßt haben; wir sahen gar Viele fallen. Er verdient Anerkennung für die Zähigkeit, mit welcher ex sich bemühte, eine Position einzunehmen, von welcher aus unser Zweck hätte vereitelt werden können, doch war es unmöglich, dem ununterbrochenen, gut gerichteten Feuer unserer Boote Stand zu halten. Den Verlust an Getraide aller Art vermag ih nicht zu s{äßen, doch muß er wohl bedeutend sein, da alle oder do fast alle Vorräthe in Taganrog zerstört wurden. Wir hatten bei dieser ganzen Opexation blos einen Unfall, indem ein Gemeiner bon der K. Marine- Artillerie durch eine Flintenkugel im Geficht {wer berwundet wurde. Und jegt muß ich um Erlaubniß bitten, das verdienst- bolle Benehmen vom Commander Coles zu Jhrer Kenntniß zu bringen, (folgen sodann eine Reihe von Empfechlungen für Auszeichnungen.) Ein russisher Sergeant der auf ein französisches Boot desertirte , giebt die Zahl der in der Stadt befindlihen Truppen auf 3200 an , wobon 800 erst in verwichener Naht eingerückt sein sollen. Ein russischer Kriegs - Schooner, der nahe an der Stadt auf den Strand gefah- ren und. verlassen worden war, ist gleichzeitig mit einem großen Bauholzfloß in Brand gesteckt worden. Wir untersuchten noch das Wr ackt

eines großen Fahrzeuges (eine Art Wachtschiff), das der Prind bei uns serm Erscheinen vor Taganrog gesprengt hatte, fanden jedoch, daß es enugsam zerstört sei. Viele ausgedehnte Gebäude hatten eine s{chwarze lagge ai, Dees zum Wahrzeichen, wie ih bvermuthe, daß es Hospitäler nd, und diese, die Kirche un f viel als mögli au die Privatgebäude

wurden von uns sorgfältig verschont. Jch habe die Ébre 2c. Î Capt. E. M. Lyons.

Ueber die Räumung von Anapa berihtet Rear Admiral Houston Stewart an Sir Edm. Lyons, er sei von Anapa am 11, Juni angekommen. Er fand daselbst 15 Mörser, 4 Haubißen und 98 Geschüße verschiedenen Kalibers, von denen die Meisten von den Russen un rauchbar gemacht waren und die er nun ins Meer werfen ließ. Die Pulvermagazine waren in. die Luft gesprengt, die Kasernen, mehrere andere Gebäude sammt den großen Korn- und Kohlenvorräthen verbrannt. Die Besaßung wurde bon den Cirkassiern auf 7—8000 Mann geschäßt ; fie passirten den Kuban vermittelst einer Brücke, dië sie dann zerstörten.

Frankreich. P«ckris, 27, Juni, Die Kaiserin ist am 26. d. in Pau eingetroffen. Die telegraphische Verbindung mit der Krim ist noch immer unterbrochen. (Tel, Dep.)

Spanien. Nach der „Madrider Zeitung haben die spanischen und die französischen Behörden \ich über die geeigneten Maßregeln vereinbart, um zu verhindern, daß die Karlisten durch den an Catalonien gränzenden Theil von Frankreich in Spanien eindringen, Ein Königliches Dekret überträgt dem Minister des Innern die Leitung des öffentlihen Unterrichts. In der Cortes=- Sibung vom 21, E vi legte, wie shon kurz gemeldet, Hr. Bruil seinen Finanzplan vor, der die Einkünfte des Staates um 119 Millionen Realen vermehren soll. Die Thor - und Ver-= brauchssteuern , die vielleiht nicht ohne Blutvergießen hätten wiederhergestellt werden fönnen , sind ganz daraus vershwun-= den. Eine Erhöhung dés Salzpreises um 25 pCt., der Abgaben auf die Uebergänge liegender Güter aus einer Hand in die andere, und Modificationen am Zolltarif nah Ermessen der Regierung sind die Hauptpunkte darin, Am 21, Juni wurden zu Saragossa sechs beim jüngsten Karlisten - Aufstand kompromittirte Sergeanten erschossen. Die Regierung hat aufgefangene Briefe Cabrera's in Händen, die über die Plane der Karlisten die wichtigsten Auf- \{lüsse geben, Die Verfassungs-Kommission hat begonnen, die neue Verfassung nach den von den Cortes genehmigten Grundlagen abzufassen, Man beabsichtigt ihre Veröffentlichung für den 17ten Juli, den Jahrestag der Revolution von 1854,

Telegraphische Depesche aus Madrid vom-25. Juni: „Die Finanz=-Kommission hat gestern mit 6 egen 3 Stimmen den Plan Bruils verworfen. Eine General - ersammlung der Mitglieder dieser Kommisston soll heute stattfinden. Der Austritt Bruils aus dem Kabinette ist wahrscheinlichz sein Nachfolger ist noch nit be-

zeichnet,“

Portugal. Lissaboner Nachrichten vom 19, Juni pr. „„Madrid“’ melden , daß die Deputirtenkammer in geheimer Kom= mission den mit Holland abgeschlossenen Vertrag, wegen Cession des portugiesishen Gebietes von Lentura, eines Gränzbezirkes von So= lor und Timor, genehmigt hat, Der englische Ingenieur Sir John Kennie ist nah England zurückgekehrt, nahdem er ein den Plänen für- Verbesserung der Häfen von Figueira, Oporto und Viana nicht günstiges Gutachten abgegeben hat , wenigstens soll er er- klärt haben, daß eine dauerhafte Verbesserung in der beabsichtigten Weise ohne übertriebene Kosten niht ausführbar sei. Er empfiehlt die Anlage eines fkünstlihen Hafens im Norden von Oporto und die Anlage wohlfeiler Eisenbahnen von dort aus. Gegen die Anlage der Eisenbahn von Coimbra nach Oporto hat sih eine Opposition erhoben, insofern man, ohne die Anlage der Eisenbahnen abzuwarten , zunächst an die Herstellung der gewöhnlichen Heer= straßen gehen will. Dreiundsehzig - Mitglieder der Deputirten- kammer haben sich bereits \s{riftlich in diele Sinne erklärt, indeß glaubt man, daß sich die Meinungsverschiedenheiten noch ausgleichen

lassen werden,

Türkei. Das Paketboot „Simois“/ ist am 26. d. Mts. von Konstantinopel in Marseille eingetroffen und hat Nachrichten von dort bis zum 18. d. mitgebraht, Denselben entnehmen wir Folgendes: Die” Truppen, welche die Expedition nah Kertsch aus= geführt haben, sind am 14. d. bis auf 4000 Mann, die als Gar= nison in Jenikale geblieben, nach Kamiesh zurückgekehrt. :

Die Admiräle lassen die Zerstörung der Festungswerke in Anapa vollenden, Man hat daselbst 200 Kanonen und Munition genug gefunden, um eine zweijährige Belagerung auszuhalten. Die Tscherkessen hatten die Stadt vor der Ankunft der Verbündeten ge= plündert; doch die Einwohner hatten vorher die Stadt verlassen und ihre kostbarsten Sachen mitgenommen. Sie sind den Russen bei deren Rückzuge gefolgt. 4 Dampfschiffe sind ins Asowsche Meer zurückgekehrt, um die Einäscherung Arabats zu vervollständigen und zu vollenden. Jn der Nähe von Kaffa is eine Rekognoszirung zur See vorgenommen worden. Die Russen haben in der Nähe von Tiflis Verstärkungen konzentrirt, um den Feldzug zu decken, den sie in Asien unternehmen wollen. Die Befestigungswerke von Erzerum sind beendigt. Der General Pelissier hat die Ver= theilung der Kommandos in dex französischen Armee abgeändert,