1856 / 129 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Kaiserin versammelt, um von des Kaisers Majestät vor Allerhöchst-

dessen Abreise Abschied zu nehmen. Diese erfolgte demnächst bald ven tian E begleiteten Se. Majestät der König Se. Kaiser= liche Majestät noch bis zur Eisenbahn. °

Berlin, 3. Juni. Der Deputation, welche vor Kurzem die Konzession für eine Eisenbahn von Emmerih über Münster nach Rheda und Paderborn befürwortete, ist, wie wir mit Rüdsiht auf anderweit in öffentlichen Blättern verbreitete Nach= richten und dadur hervorgerufene Reclamationen mitzutheilen er- máchtigt sind, an kompetenter Stelle nur die vorschriftsmäßige Prüfung zugesagt worden. Zur Sache selbst aber is jede vor= läufige Aeußerung ausdrücklih abgelehnt, viel weniger. also das Projekt als „solide anerkannt“ worden.

Hamburg, 2. Juni. Morgen wird der Senat eine außer- ordentliche Versammlung halten, in welcher die Verfassungs-Ange- legenheit zur Berathung kommen soll, da die Neuner =- Kommission dem Vernehmen nach ihr Entlassungsgesuch eingereicht hat. (H. B. H.)

Sachsen. Gdtha, 31. Mai. In der gestrigen Sigung des gemeinschaftlichen Landtags wurde über den von der Staats- Regierung vorgelegten Entwurf einer Strafprozeß-Ordnung berathen. Es lag ein Antrag der Majorität der Rechtskommission vor, denselben en bloc mit einigen theils mehr, theils minder wesentlichen Modificationen anzunehmen. Die minder wesent- lien Modificationen bezogen sich auf die Bestimmungen hinsihtlich der Geshworenen und auf den formellen Theil des Entwurfs, die wesentlichen aber, drei an der Zahl, enthielten eine Beschränkung der Kompetenz der Schwur- gerichte dahin, daß in Fällen, wo das Geständniß des Angeklagten vorliegt, die Entscheidung durch die Geschworenen nicht eintritt, eben so aber auch eine Erweiterung der Befugnisse der Justizämter dahin, daß von leßteren in minder wichtigen Strafsachen die Untex- suchung ohne Anklage des Staatsanwaltes eingeleitet und fortgeseßt werden kann, und {ließlich eine Wahrung der Kompetenz der Polizei- behörden zur Untersuchung und Bestrafung von Polizeivergehen. Ein von der Minorität der Kommission gestellter Antrag bezweckte die möglichstgenaue Uebereinstimmung des Entwurfs mit der thüringi= hen Strafprozeß-Ordnung z; von Seiten der Staatsregierung aber wurde für den Antrag der Majorität geltend gemacht, daß eine solche Uebereinstimmung, sowohl in Beziehung auf die Geseße und Einrichtungen des Landes , als auch mit Rücksicht auf die Zwe- mäßigkeit unthunlih sei. Bei der Abstimmung erklärte sich der Landtag für die Enbloc-Annahme des Entwurfs der Strafprozeß= Ordnung und zugleich für die beantragten Abänderungen. (L. Z.)

Nassau. Wiesbaden, 31. Mai. Jn der heutigen Sihung der zweiten Kammer trat dieselbe dem Geseßentwurf der Regierung wegen Emission weiterer Noten im Betrage von 500,000 Fl. zum Zweck der Vermehrung des Betriebékapitals der Landesbank einstimmig bei. (Fr. J.)

Baden. Karlsruhe, 31. Mai. Das gestern erschienene Regierungsblatt enthält u. A. eine Allerhöchste Entschließung des Regenten, die Einberufung des landständischen Ausschusses auf den 11. Juni zur Prüfung der Staatsrehnungen für 1855 betreffend.

Baiern. München, 31, Mai, Die Kammer der Reichsräthe hat in ihrer heutigen Sizung das revidirte G e- werbesteuer-Geseß in der von der Kammer der Abgeordneten amendirten Fassung einstimmig angenommen.

Die zweite Kammer berieth gestern den Antrag des Abg. Frhrn. v. Closen, „die seinerzeitige höhere Besteuerung des Ver= brauchs von Tabak betreffend.‘’ Der Antragsteller will dem Staats= Ministerium der Finanzen 3000 Fl. auf den Reservefonds wegen Sammlung vollständiger Notizen über Tabaksbesteuerung zur Ver-= fügung gestellt wissen, Der Ausschuß ist der Ansicht, daß die Staatsregierung dieser wichtigen Angelegenheit ohnedies die größte Aufmerksamkeit schenken werde. Er {lägt deshalb vor, auf den Antrag v. Closen's nicht einzugehen z die Kammer stimmte dem bei,

Großbritannien und Jrland. London, 31, Mai. Jn der gestrigen (bereits kurz erwähnten) Oberhaus-Sißung be- antragte der Lord-Kanzler die zweite Lesung der Bill, welche sih auf die Reform des Oberhauses als Gerichtshofes leßter Jnstanz be- zieht (Peers’ Appellate Jurisdiction Bill), und seßt die Gründe ausein- ander, welche diesen Gesehentwurf veranlaßt haben. Der nach den lan- gen Erörterungen über die Ernennung des Baron Parke zum Peer auf Lebenszeit niedergeseßte Untersuchungs - Aus\huß habe es in seinem Be- rihte als nicht wünschenswerth dargestellt, daß die Gerichtsbar- keic des Oberhauses einem anderen Tribunal übertragen werde, zugleih jedoch eingeräumt, daß die Art, wie das Haus seine richterlihen Geschäfte erledige, einer Verbesserung bedürftig sei. Jn Wirklichkeit bestehe der Appellationshof der Peers nur aus den rechts- AUTAE Lords, und da man dieselben nicht zwingen könne, den Sigzun- gen beizuwohnen, so komme es häufig vor, daß bei Entscheidung eines wichtigen Rechtsfalles nur 3 oder 2 Peers zu Gerichte figen, ja, manch- mal nur ein einziger, nämlich der Lord-Kanzler. Dies sei als ein Uebel- stand empfunden worden, und um demselben abzuhelfen, s{hlage die Bill bor, daß die Krone 2 Richter, die 5 Jahre auf der Nichterbank ge- sessen, als Peers auf Lebenszeit ins Haus der Lords berufe, um den

Lord-Kanzler bei Abhaltung von Prozessen leßter Jnstanz zu unter- stüßen. Diese Peers auf Lebenszeit sollen Deputy- Speakers heißen, und ihr Gehalt soll dem der Richter in den Gerichtshöfen deg geineinen Rechtes gleihkommen. ‘Die Bill bestimme ferner, daß auch während der Prorogation des Oberhauses Gerichtsfizungen leßter JIn- stanz gehalten werden können. Der Bericht des Unter suchungs-Ausscchudns thue auch noch anderer Uebelstände Erwähnung, die jedoch in der Vill nicht berückfihtigt worden seien, da sih ihnen auf anderem und kürzerem Wege abhelfen lasse. Der Earl von Malmesbury fragte, ob die unter dem Namen Deputh-Speakers zu ernennenden neuen Richter leßter Jnstanz, falls es in ee eines Mißverhaltens von ihrer Seite nöthig werden sollte, sie ihrer richterlihen Würde zu entheben, noch Siy und Stimme als Peers behalten und ob man in Bezug auf den Zeitpunkt, wo die Pensionsberehtigung für sie eintrete, nämlich nah funfzehnjähriger Dienstzeit, von ihrer Ernennung zu Peers an rechnen, oder die Jahre, welche sie vorher shon auf der Richterbank gesessen, mitzählen werde. Lord Redesdale entgegnet: wenn der äußerst unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, daß sih einer der Deputy- Speakers eines gröblichen Mißverhaltens s{uldig mache, so stehe es dem Hause frei, jene Schritte, für welche es Präcedenz - Fälle gebe, zu thun, um ihn seines Sitzes zu berauben, während der Deputh - Speaker seiner richterlichen Functionen auf Grund von Adressen beider Häuser entseßt werden könne. Was die Pensions - Berechtigung anbelange, so werde die Dienstzeit niht von dem Eintritt ins Oberhaus , sondern von der Ernennung zum Nichter in einem unteren Gerichtshofe an ge- rechnet. Earl Grey hat im Allgemeinen gegen die Ernennung der Deputy - Speakers nichts einzuwenden, meint aber, es würde besser scin, ehemaligen Kanzlern als Richtern eines anderen Gerichtshofes, diese Würde zu verleihen. Der Bericht des Ausschusses spreche es zwar nicht geradezu aus, daß dies wünschenswerth sci, theile aber nihtsdestoweniger, wie er wisse, seine (Grey’s) Ansicht. Zu bedauern sei ferner, daß die Negie- rung den Rath des Ausschusses, das Gehalt der neuen Richter auf 6000 Pfd. festzuseßen, nicht befolgt habe. Die Pension eines Ex-Kanzlers so weit zu erhöhen, daß fie jene Summe erreichte, würde wohlfeiler gewesen sein, als eine ganz neue Stelle mit cinem Gehalte von 5000 Pfd. Sterl. zu stiften. Mit der Art, wie die Bill die Frage der Verleihung von Peerswürden auf Lebenszeit behandele, vermöge er sih nit einverstanden zu erklären. Bei dem hinsichtlih der Peer- haft Lord Wensleydale's gefaßten Beschlusse habe das Haus si Befugnisse angemaßt, die ihm verfassungsmäßig nicht zuständen ; durch die vorliegende Bill aber erbalte jener Beschluß des Hauses seine Bestäti- gung. Die Frage, inwiefern es zweckmäßig sei, in legaler Weise neue Peerswürden zu schaffen, könne bei anderer Gelegenheit wieder auf- tauchen, und es würde daher gut sein, ins Klare darüber zu kommen, wie es damit zu halten sei. Früher habe die Krone diejenigen. welche fie wegen öffentlicher Dienste zu hohen Würden erhob, durch Verleibung einträglicher Sinecuren zu vermögenden Männern machen können. Das gehe jeßt nicht mehr an; deshalb werde jeßt, wenn ein ausgezeichneter Heerfüh- rer oder Admiral als Lohn für seine Dienste die Peerswürde erhalte, das Parla- ment aufgefordert, eine Pension zu votiren, welche gewöhnlich auf die Dauer von drei Leben bewilligt werde, so daß demnach cine erbliche Würde in Verbindung mit einer neu vorübergehenden Geldbewilligung verliehen werde. Es sei das ein Uebelstand, indem sich voraussezen lasse, daß mancher Mann von hervorragendem Talente aus Vermögensrücksichten die ihm angebotene Peerswürde ausschlagen werde. Dadurch könne ein Minister bäufig in Verlegenheit gerathen, indem er sih in Bezug auf die Wahl der Männer, aus denen er sein Kabinet bilde, auf einen be- \chränkten Kreis angewiesen sche. Lord Campbell giebt der Bill seine vollkommene Zustimmung und findet, daß sie gerade weit genug gehe. Statt die Macht der Krone zu beschränken, dehne sie dieselbe vielmehr aus. Das Haus, das geeignete Tribunal für derartige Fälle, habe entschie- den, daß die Krone nicht befugt sei, Peerswürden auf Lebenszeit mit dem Nechte auf Siß undStimme im Oberhause zu verleihen. Die Bill nun verleihe ihr unter angemessenen Beschränkungen diese Befugniß zu einem bestimmten Zweck und verhindere die Krone durchaus nicht an der Ausübung irgend einerPrärogatibve, die fie wirklich besiße. Die durch die Vill vorgeschlagene Ernennung von Peers auf Lebenszeit sei nothwendig, damit das Haus seinen richterlichen Functionen genügen könne. Die Nothwendigkeit, das Prinzip noch wei- ier auszudehnen, vermöge er aber nicht einzusehen. Earl Fißwilliam spricht sein Erstaunen darüber aus, daß Lord Campbell eine nach einer einzigen Debatte angenommene Resolution des Hauses als Landesgeseß betrachte. Jm Jahre 1758 habe das Unterhaus die Wahl des Mr. Wilkes für Middlesex zu wiederholten Malen für gesezwidrig erklärt ; dieser Erklärung sei aber ganz mit Necht keine Folge gegeben worden. Er würde nie erwartet haben, von Lord Campbell die Aeußerung zu höôren, daß das Oberhaus die Königlichen Prärogativen ausdehnen könne. Seiner Ansicht nach habe das Oberhaus sich in den die Ernennung des Lord Wensleydale betreffen- den Debatten unbefugterweise zu einem Gerichtshofe aufgeworfen, der darüber zu entscheiden habe, was die Befugnisse des Souverains seien. Jm Comité werde er die Einfügung von Worten vorschlagen, dur welche das Necht der Krone in seinem vollen Umfange gewahrt werde. Lord Campbell entgegnet, es sei ihm bei den vorhin von ihm gethanen Aeußerungen gar nicht eingefallen, sich blos auf eine Resolution des Hauses zu stüßen. Von allen Autoritäten seien vielmehr die Peers als die alleinigen Richter über das Recht, im Oberhause zu sißen, betrachtet worden. Lord Denman hält die Bill für ganz überflüssig. Er meint, wenn die nicht rechtskundigen Peers sich etwas mehr Mühe gäben und sich mehr um rechtlihe Fragen kümmerten, so könnten sie ein Gericht leßter Jnstanz bilden, wie die Welt nie ein gleich treffliches gesehen hätte. Die Bill wird hierauf zum zweiten Male verlesen.

Belgien. Brüssel, 1. Juni. Heute Mittags trafen der König und kurz nah ihm die Herzogin von Brabant und die Prin- zessin Charlotte im hiesigen Palaste ein, Eine halbe Stunde später

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langte der Erzherzog Ferdinand Maximilian, von dem Herzoge von Brabant und dem österreichishen Gesandten begleitet, an der Sta- tion der Nordbahn an.

Spanien. Madrid, 31. Mai. Die Anleihe von 500 Millionen Realen ist wie folgt übernommen: Von der Gesellschaft Prost 100 Millionen zu 40,90, von der Kreditbank Pereire 200

Millionen zu 40.51, von dem Hause Rothschild 200 Millionen zu.

40,40. (H. B. H.)

Túürkei. Aus Giurgevo, vom 16. Mai, wird der „Pr. C.“ Folgendes berichtet: „Die hier garnisonirenden K, K. Truppen, 6 Kompagnieen des Thurn- und Taxisschen Jnfanterie- Regiments, werden morgen von hier über Bukarest nah Galizien marschiren und dafür 2 Compagnieen des Constantin -Jufanterie - Regiments einrücken. Vor einigen Tagen gingen 2 K. K, Donau-Dampfer, die 10 Schlepp- mit Genie- Soldaten remorquirten, nah Orsova. Heute werden diese Dampfer zurückerwartet, um cine andere Abthei- lung Soldaten stromaufwärts zu befördern. An Stelle des Kiamil Bey?s is der alte Festungs-Kommandant von Rustshuk, Mech- med Pascha, zum hiesigen Kommandanten ernannt worden. Die hiesige türkishe Besaßung hatte bereits Befehl, sich auf Rustschuk zurückzuziehen, da jedoch noch eine österreichishe Be- saßung hier verbleibt, \o erhielten die osmanischen Truppen Gegen- befehle, Die Einfuhr zollvereinsländisher und französischer Waaren is} in diesem Jahre größer, als in dem vergangenen, welches leßtere {hon als eines der günstigsten für den Handel er- achtet wurde, Dagegen ist die Ausfuhr sehr {chwach und die Preise der Landesprodukte gehen mehr und mehr herunter. Die Ernte- Aussichten sind in Folge des sehr fruchtbaren Wetters günstig. Doch muß bemerkt werdén, daß wegen großen Mangels an Arbeitskräften nicht die Hälfte der früher bebauten Aeckter be- stellt wurde.“

Aus Jas #\y meldet man der „Pr. C.““, daß die Gewißheit der baldigen Eröffnung einer mol dauischen Hypotheken- und Dis- fonto- Bank bereits wohlthätige Wirkungen geäußert hat, Fürst Ghyka hat nämlich befohlen, im ganzen Lande die gerichtlichen Subhastationen bis nah Eintritt der Bank = Thätigkeit zu sistiren. Diese Maßregel ist dort allgemein mit dankbarer Anerkennung be- grüßt worden.

Von der unteren Donau schreibt man der „Pr. C,“ unter dem 15, Mai: „Jn den Gegenden von Baltschick sind bereits von der türkischen Regierung eine große Anzahl mohamedanischer , aus der Krim gewanderter Familien auf Regierungskosten angesiedelt worden. Wie wir ersehen, sind auch {on viele Christen dem Beispiele der Türken gefolgt und lassen sich in den fruchtbaren Ebenen der Do- brudscha nieder. Die in Sumla, Rasgrad und Tirnova lagernden Truppen des englisch - türkischen Kontingents haben bereits Befehl erhalten, sich zum Abmarsch bereit zu halten. Wie wir gus glaub= würdiger Quelle erfahren, sind diese Truppen bestimmt, nah Asien zu gehen, Bis zum Abmarsch sämmtlicher Truppen dürste aber noch einige Zeit vergehen, da nicht alle beritten sind und die vor=- handenen Pferde nicht zu den bestgepflegtesten gehören, obwohl die englishe Regierung bedeutende Summen zu deren Anschaffung und Verpflegung verwendet hat.“ |

Nußland und Polen. St. Petersburg, 29, Mai. Die heutigen Blätter veréffentlihen nachstehenden (in Nr. 127 d, Bl, bereits telegraphisch erwähnten) Ukas an den dirigirenden E vom 17, Mai, welcher vollständig nach der „Senatszeitung“ autet:

„Da Wir die Volksbildung, als Unterpfand für das künftige Ge- deihen Unseres geliebten Rußlands, als einen der wichtigsten Gegenstände Unserer Sorge für den Staat betrachten, so wünschen Wir die Lehran- stalten vom Ressort des Ministeriums der Volksaufklärung unter Unserer nächsten Aufsicht und Obhut zu sehen. Judem Wir im Hinblick darauf die Verwaltung des Ministeriums der Volksaufflärung und der demsel- ben untergebenen Anstalten in ihrer jeßigen Einrichtung bestehen lassen, erahten Wir es für nöthig, von sämmtlichen wichtigeren Ver- fügungen fortlaufend Kenntniß zu nehmen, und befehlen des- halb in Ergänzung und Abänderung des Sswod der Geseze (Ausg. v. 1842) T. 1. Statut des Ministercom. Art. 14 und Statut des Minist, der Volksauffl. Art. 1404, 1405, 1410, 1411, 1412 und 41413: 1) Die Protokolle der Ober-Schulverwaltung über alle auf Abänderung der inneren Einrichtung der Lehranstalten und der inneren Verwaltung derselben, so wie auch auf Abänderungen im Lehr- und Er- ziehungswesen überhaupt sich beziehende Angelegenheiten unmittelbar im Original Unserem Einblick vorzulegen. 2) Jn solchen Fällen, wo sich in den Ansichten der Ober - Schulverwaltung und des Ministers der Volks- aufflärung eine Differenz ergiebt, hat der Minister in einem eigenen Vortrage sowohl seine Meinung als die der Ober-Schulverwaltung Unserer Entscheidung Allerunterthänigst vorzulegen. 3) Vorstellun- gen zu Belohnungen von Personen aus dem Ressort des Ministeriums der Volksaufklärung find unmittelbar Unserer Bestä- tigung zu unterbreiten nah abgegebenem Gutachten der Ober-Schulver- waltung: die Ertheilung von einmaligen Unterstüßungen in verschiedenen Fällen aus den überschüssigen, dfonomischen und anderen zur Verfügung des Ministeriums stebenden Summen wird definitiv von der Ober-Schul- verwaltung bestimmt, ausgenommen diejenigen einmaligen Auszahlungen, welche vermöge bestehender Verordaüungen der Entscheidung des Ministers der Volksaufflärung überlassen sind. 4) Solche Angelegenheiten, welche

Unserer Bestätigung unterliegen und zugleih in allgemein - menhange mit andern ‘Tiveigen der Staatsverwaltung Ache a nah gehöriger Durchsiht und Prüfung in der Ober- Schulverwal- tung, wenn sie ihrem Jnhalte gemäß bei derselben einzubringen sind, der bestehenden Ordnung gemäß, dem Reichsrathe oder einem der Minister-Comité's, dem kaukasischen oder sibirishen, je nahdem es erforderlich ist, vorzulegen. .5) Da die der Präfung der Ober - Schul- verwaltung unterliegenden Angelegenheiten ibrem Wesen nah dem Ressort des Departements der Volksaufflärung angehören, so soll der Vice-Direk- tor dieses Departements Geschäftsführer der Ober-Schulverwaltung sein. 6) Als abgesonderter Theil der Ober-Schulverwaltung soll bei derselben ein gelehrtes Comité errichtet werden, auf den Hauptgrundlagen, welche Wir auf die Allerunterthänigste Vorlage des Ministers der Volksaufklärung bom 8. März d. J. schon gutgeheißen haben. Und 7) hat der Minister der Volksaufflärung die erforderlichen Negeln, welche das gelehrte Comité Me Thätigkeit leiten sollen, abzufassen und Unserer Bestätigung vor- en.

Schweden und Norwegen. Stodckholm, 28, Mai, An des auf sein Ansuchen in Gnaden verabschiedeten Staatsraths Greiherrn Palmstjerna Stelle ist Staatsrath Gripenstedt zum Binanz - Minister ernannt worden. Der Haradshöfding und frühere Revisions -Secretair L, T, Almquist ist zum Staatsrath (ohne Portefeuille) ernannt.

| Dánemark. Kopenhagen, 1. Juni, Dié Session des Reichsraths wird erst morgen geschlossen. Auf der Tagesordnung dieser Sivung steht blos die dritte und lebte Berathung über die Veräußerung der lauenburgishen Domäne Hollenbeck, Gestern waren die Mitglieder des Reichsraths beim Könige zur Tafel. Der öffentlichen Sißung ging gestern eine geheime voraus, in welcher die Regierung dem Reichsrathe Mittheilungen über den Stand der Sundzoll-Frage gemacht haben soll.

Asien. Die mit der leßten Ueberlandpost eingegangenen Nachrichten aus China, welche aus Hongkong bis zum 15. April reichen, bringen nur die gewöhnlihen einander widersprehenden Gerüchte über den Fortgang der cinesishen Rebellion. Die Haupt= massen der Insurgenten scheinen noch immer bei Nanking und Tschin-Kiung zu stehen und die Kaiserlichen Truppen außer Stande zu sein, denselben etwas anzuhaben. Jn und um Shanghai herrscht jeßt vollkommene Ruhe,

London, Montag, 2, Juni, Nachts. (Wolffs Tel, Bur.) In der so eben stattgefundenen Sihung des Unterhauses ant- wortete Palmerston auf Roebuck*s desfallsige Anfrage, daß nicht der pariser Kongreß, sondern jede Regierung ihren Kommissar für die Fürstenthümer gewählt habe. Mac Gregor sprach sich gegen die in Griechenland herrshende Vershwendung aus, und frug, ob die englishe Regierung Griechenland niht zur Zahlung seiner Schuld zwingen werde, worauf Palmerston erwiederte, daß die Geranten dieser Schuld nicht einzeln, sondern nur gemein- \chaftlich einen Zwang gegen Griechenland anwenden könnten. Der Scaßkanzler beantragte auf Freitag die Niederseßung eines Sonderausschusses, um den Einfluß zu untersuchen, der bisher durch den Sundzoll ausgeübt worden set.

Kopenhagen, Montag, 2. Juni, (Wolffs Tel, Bur.) Heute wurden die Sißungen des Reichsraths geschlossen. Der Regierungs-Antrag, betreffend den Verkauf der Domäne Hollen- beck, konnte nicht erledigt werden, weil viele Mitglieder des Reichs= raths bei der leßten Sißung fehlten, so daß nur 42 derselben an- wesend waren, von welchen drei niht mitstimmten.

Gewerbe- und Handels-Nachricten.

Bremen, 2. Juni. Das Dampfschiff „Hermann“ ist heute früh, nach einer sehr prompten Fahrt von Southampton, in 42 Stunden, mit 220 Passagieren für Bremen, von New-York auf der Rhede bon Bremerhaven eingetroffen. (Wes. Z) | i

Petersburg, 27. Mai. Der Kaiser hat zwei neue Gesellschaften von Actien bestätigt; die eine übernimmt die vom Hofbanquier Herrn Baron Stiegliz bei Catharinenhof angelegte Zuerfabrik und giebt 2000 Actien a 500 S. R. (also ein Anlage - Kapital von 1 Million S. R.) aus; die andere, eine See - Assekurenz - Gesellschaft in Riga, für Schiffe und Ladungen anf Seen, Flüssen, Häfen und Rheden, unter dem Namen: „Erste Rigaische See-Versicherungs-Gesellschaft“ giebt ebenfalls 2000 Actien a 500 S. R. aus, um ein Kapital von“ 1 Million zu erzielen. Die leß- tere wird von dem Börsen-Comiié in Riga gegründet. (H. B. H.)

FEarktareise. Berlin, den 2. Jun.

Zu Lande: Roggen 3 Rihlr. 41 Sgr. 3 Pf, auch 3 Rthlr. 8 Sgr.

9 Pf. Hater 4 Rihlr. 20 Sgr. Zu Wasser: Weizen 4 RthlIr. 27 Sgr. 6 Pf., auch 3 Rthir,

10 Sgr. Roggen 3 Rthlr. 12 Sgr. 6 Ps, auch 3 Rthlr. Grosse Gerste 2 Riblr, 11 Sgr. 3 Pf, auch 2 Rthlr. 5 Sgr. Hafer 1 Rthlr. 17 Ser. 6 Pf., auch 1 Bthtr. 12 Sgr. 6 Pf. Erbseù 3 Rthle. 13 Sgr. 9 Pf,

auch 2 Rihlr. 27 Sgr. 6 Pf.

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