1884 / 30 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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täten rorgegangen würde, und bitte um Errichtung eincs be- sonderen Fonds zur Unterstüßung des Vereins zur Förderung wissenschaftliher Landeskunde.

Der Regierungskommissar Geheime Regierungs-Rath Dr. Althoff erklärte, dem Wunsche des Abg. Kropatscheck, be- treffend die Vermehrung der ordentlichen Professuren für Geographie, werde allmählih da Rechnung getragen werden, wo ordentlihe Professuren für die geographische Disziplin no niht vorhanden seien. Dem Verein, den der Vorredner empfohlen habe, stehe er sympathish gegenüber, allein die Er- rihtung eines besonderen Fonds für die Unterstüßung defsel- ben werde sih nicht so leiht bewerkstelligen lassen.

Der Titel wurde hierauf genehmigt.

Bei Tit. 5 (Zuschuß für die Universität in Halle) befür- wortete der Abg. Dr. Huyssen einen Umbau des mineralo- gishen Museums in Halle, das niht mehr genügend sei für den Zweck, für den es bestimmt worden. _

Der Regierungskommissar, Regierungs: As}essor Hegel hob hervor, daß ein Projekt zu einem solhen Umbau bereits in Angriff genommen sei. i

Der Titel wurde hierauf genehmigt, ebenso die Tit. 6 u. 7 (Kiel und Göttingen). S

Vei Titel 8 (Zuschuß sür die Universität in Marburg) bat der Abg. Dr. Enneccerus, an Stelle des Universitäts- Kuratoriums einen Kurator treten zu lassen.

Bei Titel 9 (Zuschuß sür die Universität in Bonn) sprah der Abg. Freiherr von Fürth dem Minister seinen Dank aus für die Sorge, die er der katholischen Fakultät habe angedeihen lassen. Freilih seien noch Miß- stände genug vorhanden, deren Bescitigung unbedingt noth- wendig sei.

Der Abg. Dr. Windthorst glaubte Vorwürse gegen den Kurator der Universität Bonn richten zu müssen, der in mancher Beziehung seiner Aufgabe nicht gerecht geworden sei.

Der Abg. Dr. Enneccerus nahm den angegriffenen Kurator in Schuß, der ein Mann sei, welcher sih in seiner Stelle gut bewährt habe.

Der Staats-Minister Dr, von Goßler ertiarte, er habe die Angriffe des Abg. Windthorst nicht sogleich verstnden. Er würde sonst auc sofort Veranlassung genommen haben, für einen Mann einzutreten, der, soweit seine Kräfte und sein guter Wille reichten, bemüht gewesen sei, seine Pflicht zu er- füllen, und es würde eine Pflihtverlezung sein, wenn er dem- selben niht auch hier seine Anerkennung zu Theil werden ließe.

Der Abg. Dr. Windthorst blieb bei der Behauptung, daß der Kurator seine Pflicht nicht erfüllt habe. Die Betheiligung an dem Deutschen Verein würde auf der Universität Bonn nicht um sih gegriffen haben, wenn der Kurator vor diesem Verein gewarnt oder dem Ministerium über denselben Bericht erstattet hätte.

Der Abg. Dr. von Cuny meinte, daß die Betrauung der Universitätskuratoren mit einer Inspektion über das politische Verhalten der Professoren zu einem unerträglihen Terroris- mus führen würde.

Der Abg. Bachem glaubte, der Abg. von Cuny habe den Abg. Windthorst mißverstanden. Keine politishe Beauf- sichtigung werde gewünsht. Man könne den Professoren, die allein noch die Wanderprediger des Deutschen Vereins bildeten, gelegentlih an die Hand geben, daß ein fjolches Verhalten an einer paritätishen Universität un\chicklich sei.

Der Abg. Dr. Enneccerus hob hervor, daß si bei dieser Gelegenheit wieder einmal der aggressive Charakter der Cen- trumspolitik zeige.

Der Abg. Dr. Virchow wies darauf hin, daß die Kura- toren nit dazu da seien, den Professoren Vorhaltungen über ihre politishe Thätigkeit zu machen. Der Abg. Windthorst scheine dieselben in die Stellung von Elementarschullehrern herabdrüden und Konduitenlisten für Professoren einriŸten zu wollen.

Der Staats-Minister Dr. von Goßler erklärte, daß dem Institut des Universitätskurators der politische Charakter im «zahre 1848 genommen sei. Die Regierung habe damals den Kuratoren die Aufgaben zugewiesen, die dieselben früher innegehabt hätten.

An der weiteren Debatte betheiligten sich die Abgg. von Eynern, Dr. Frhr. von Schorlemer-Alst und Frhr. von Fürth. Der Titel wurde hierauf genehmigt.

Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Dr. Mosler das Wort zu Tit. 10 (Zuschuß für die theologishe und philo- sophische Akademie in Münster).

Den Kommunal-Landtag der Kurmark be- shäftigten in seiner 4. Plenarsißung am 29. Jaan Lx. 23 Gesuche milder Stifiungen und Anstalten um Unter- stüßung aus dem ständishen Dispositionsfonds der Kur- märkischen Hülfskasse. Alle diese Gesuche wurden wenigstens theilweise gewährt, soweit die nachgewiesenen Zwelke und die vorhandcnen Mittel dies gestatteten. Auf dem Ge- biete der Verwaltung der Landfeuersozietät der Kur- mark und der Niederlausiß wurden die Rechnungen für das Jahr 1882 dechargirt, Einem Fuhrwerksbesitßer wurde das gelegentlih eines Brandes beschädigte und dann getödtete Pferd nah der Taxe aus Billigkeitsgründen erseßt. Dagegen konnten sih der General-Direktor und der Landtag zu der von einem landwirthfscastlihen Lokalverein angeregten Erhöhung der auf die Entdeckung von Brandstiftera aus- geseßtcn Prämie von 900 4 nicht verstehen ; dieselbe über- schreitet ohnedies das Maß solcher Prämien, wie sie von anderen öffentlichen Sozietäten gezahlt werden.

Da die Vorlagen des Landtages nunmehr sämmtlich er- ledigt sind, beraumte der Vorsißende dessen Schlußsißung auf den 30. Januar an. Jn dieser Schlußsißung gab der Vor- sißende eine Uebersicht der in 16tägiger Session von dem Landtage E Geschäste. Danach sind 77 Sachen zur Verhandlung gekommen, von denen 19 der erste, 46 der zweite, 5 der dritte Aus\huß und 7 der ritterschaftlihe Convent be- arbeitet haben. Das Plenum hat die; von den Ausschüssen vorberathenen 70 Sachen in 5 Sitzungen erledigt.

Der Vorsißende {loß den Landtag mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung mit begeistertem dreimaligen Rufe einstimmte.

Nach Mittheilungen aus Oesterreich hat die K. K. Direktion für Staatseisenbahnbetrieb in Wien für den 12. Februar d. F. bis Mittags 12 Uhr eine Submission auf Lieferung ihres Bedarfs an eisernen Weichen u, f. w. für 1884 ausgeschrieben, und zwar in folgenden Quantitäten :

1) 270 Stück Spibschienenblocks aus Flußstahl, 5,057 m lang, S Kaiserin Elisabeth-Bahn im Gewichte von circa bs

2) Eiserne Querschwellen diverser Länge (System Heindl) normalen und abnormalen Querschnitts im Gewichte von circa 325 t;

3) 43 StückX Wechsel sür 5 9 24 32 “/ eisernen Weichen, Normale der Arlbergbahn, inkl. gehobelten Spißschienen, Drehzapfen, Gleit- sund Wurzelstühle, kompleter Stellvorrich- tung, armirten Stellhebeln und Ständern, und exkl. Stock- schienen, Klemmplatten und Schraubenbolzen zum Befestigen der Schienen 43 Stü;

4) Laschen, Unterlagsplatten, Beilagstücke, Klemmplatten, Gußsättel, Fuß- und Laschenshrauben, normaler und ab- normaler Konstruktion für eiserne Quershwellen , sowie die gußeisernen Schienenstühle für die Weichen der Kaiserin Elisabeth-Bahn im Gewichte von circa 100 t ;

5) 43 Kreuzungsstücke aus Flußstahl mit dem Winkel 959 24‘ 32“ na dem Normale der Arlbergbahn im Gewichte von circa 17 t;

6) Waggon-Drehscheiben komplet 4,69 m Durchmesser 14 Stüd;

7) Gleitstühle Type C, Kaiserin Elisabeth- Bahn 1000 Stück im Gewicht von 20 Tons, | Gleitstühle große Type K. R. B. 400 Stück im Sd ée

Gewichte von 14 Tons e

L kleine Type K. R. B. 20 Stück im

Gewichte von 0,4 Tons

Die Abgabe des Offertes hat sich entweder auf das ganze Lieferungsquantum oder auf Theile desselben, welche jedoch immer die ganze Quantität einer und derselben Post des oben angeführten Bedarfes enthalten müssen, zu beziehen.

Die Offerten haben die Aufschrift zu tragen: „Offert für eiserne Weichen, Weichenbestandtheile und Drehscheiben.“ Die näheren Bedingungen liegen bei der Direktionsabtheilung für Bau- und Bahnerhaltung in Wien zur Einsicht aus. Die Lieferung der Materialien hat im März d. 75. zu beginnen und ist bis Ende Mai zu beendigen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerishe Ministerial-Nath Herrmann is aus München hier eingetroffen.

Der Königliche Gesandte am württembergischen Hofe, Graf von Wesdehlen, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Stuttgart sungirt der Legations-Sekretär von Bülow als interimistisher Geschäftsträger.

Der General-Lieutenant Ribbentrop, Inspecteur der 2. Fuß-Artillerie-Fnspektion, ist zur Abstattung persön- licher Meldungen aus Mainz hier eingetroffen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren : Wallerstein in Bochum, Schroeder in Boxhagen, Dr, Serger in Weißensee, Senff in Zerpenschleuse, Herrmann in Dalldorf, Nadt in Friedrihsberg, Dr, Berliner in Reinickendorf, Dr, Dancfer in Gransee, Dr. Rudeloff in Zehdenick und Dr, Ranschoff in Wesel.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentlicht folgende Nach- rihten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 12./11. 83 Montevideo, 27/11. 83. 9,/12. 83 Punta Arenas, -— Beabsichtigte am 11./12, 83 nah den Westpat 4kishen Gewässexn abzugehen. (Posttation: Sidney [Abstc@éten].) S. M. S, Freya““ 29./10. 83 Port au Prince 16./11. 83. 18./11. 83 «Facmel

21/11. 83 22/11. 83 U Us N. 88 23./11. 83 Kingston 25./11. 83. 2./11. 83 Port au Pn —- 20/7. Jana W/1 nach La Guayra.

(Poststation: bis 5./2, St. Thomas [Westindien], vom 6./2. ab Havanna [Cuba].) S. M. Knbt. „Hyäne“ 26./8. 83 Sidney 26/10, 83 nach Apia. (Poststation: Sidney [Australien].) S. M.- Knbt. „Zltis“ 9/11, 83 Hongkong 4./12, 83. 5./12. 83 Canton 5./12, 83 nah Nagasaki. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 25./9, 83 Na- gasaki 21./10. 83. 24./10. Sai-mots-fo-NRhede (Mündung des Salée-Flusses auf Korea) 1./12. 83 3./12, 83 Fusan 3./12. 83 4./12. 83. Nagasaki 5./12. 83, 9./12., 83 Amoy (Poststation : Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 19./12. 83 Malta. Leßte Nachricht von dort 25./1. (Poststation: Malta.) S. M. S. „Marie“ 26/11, 83 Valparaiso. Beabsichtigte Anfangs Januar nah Coquimbo zu gehen. (Poststation : Panama.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 13./1, Kapstadt. Beabsichtigte am 19./1. nach Angra Pequenha zu gehen. (Poststation: bis 14./2. Singapore, vom 15./2. ab Hongkong.) S. M. S. „Olga“ 2./12. 83 Santiago de Cuba 26./12. 83 31./12, 83 Havanna 5./1. Heimreise. (Poststation: Plymouth.) S. M. S, „Prinz Adalbert“ 13./1, Porto Grande (St. Vincent) 15./1. (Post- station: Singapore.) S. M. „SoPC 830/12 88 Gibraltar 2./1. nah der Küste von Dahomey. (Posistation : bis 7./2, Porto Grande [St. Vincent, Capverbische «Fnseln], vom 8./2, ab Plymouth.) S. M. S. „Stos{“ 6./9, 83 Hongkong. Lebte Nachricht von dort 15./12. 83. (Post- station : Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 6./11. 83 Shanghai. 7 s ad Nachricht von dort 17./11. 83. (Poststation: Hong- on z.

Sachsen. Dresden, 3. Februar, Vormiltags. (W. T. B.) Die Mittheilungen über das Befinden der Prin- zessin Georg lauten wieder bedenklicher. Nach dem heute früh 7 Uhr ausgegebenen Bülletin hat die Prinzessin die vergangene Nacht zwar ruhiger zugebracht und zeitweilig ge- schlafen, doch ist das Fieber sehr beträhtlih. Gestern Abend betrug die Temperatur 40,8, und die Bäder seßten dieselbe nur wenig und auf kurze Zeit herab. Die Pulsfrequenz betrug 120—128. Die Schwäche ist sehr groß, das Bewußt- sein aber klar.

4. Februar, Vormittags. (W. T. B.) Der Zustand der Prinzessin Georg ist nit befriedigend. Jn der ver- flossenen Nacht stellten sch wieder Delirien ein; der Schlaf fehlte gänzlih, das Fieber hat sich wenig vermindert ; die Patientin leidet an ziemlich großer Kurzathmigkeit.

Sessen. Darmstadt, 2. Februar. (W, T. B.) Jn der Zweiten Kammer wurde heute das Expropriations- gese angenommen.

Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 2. Februar. Aus Cannes wird den „Mecklenb. Anz.“ unterm 30. «anuar über den dortigen Aufenthalt und die weiteren Dispositionen der Großherzoglihen Herrschaften geschrieben: Das Wetter in Cannes ist {ön und fest, weshalb voraussichtlich der schon bei Beginn der Reise hierher gemachte Plan bei Bestand bleiben wird, bis gegen Ende des Monats Februar hier zu bleiben und dann der häufig im März und April ein-

tretenden ungünstigen Witterung wegen die Riviera zu ver- lassen und zunächst einen kurzen Aufenthalt im südlichen Jta- lien zu nehmen.

Braunschweig. Braunschweig, 4. Februar, (W. T. B.) Der Wirkliche Geheime Rath Meyer, Chef des Ministeriums des Jnnern, is gestorben.

Oesterreih:Ungarn. Wien, 1. Februar. (W. T, B.) Wie die „Presse“ mittheilt, haben gestern im Handels- Ministerium die Konferenzen mit den Delegirten der Pilfsen-Priesener Eisenbahngesellschaft wegen Sa- nirung beziehungsweise wegen Verstaatlihung der Bahn begonnen, Von dem Vertreter der Regierung wurden der Preis und die Forderungen der Gesellschaft für unan- nehmbar erklärt und den Delegirten die Propositionen der Regierung mitgetheilt, welche der Verwaltungsrath berathen wird. Die Konferenzen werden darauf in der nächsten Woche fortgeseßt werden. Die Regierung beabsichtigt vorläufig nur die Uebernahme des Betriebes bei gleichzeitiger Festsezung einer Einlösungsrente. :

Die heutige „Wiener Zeitung“ publizirt die Verordnung des K. K. Statthalters im Erzherzog- thum ODesterreih unter der Enns vom 31. Januar 1884, be- treffend einzelne beshränkende polizeiliche Anordnungen. Die- selben verordnet, daß die Strafbestimmungen des S. 9 des Geseßes vom 5. Mai 1869 auch gegen Diejenigen in Anwen- dung zu treten haben,

1) welhe einem auf Grund der bezogenen Verordnung des hohen Gefsammt-Ministeriums ausgewiesenen Individuum im Suspensions- gebiete wissentlich Unterstand gewähren, ohne desscn Rückkehr sogleich der Sicherheitsbehörde gemeldet zu haben;

2) welche beim Einschreiten der Sicherheitsbehörde gegen An- fammlungen auf Straßen und öffentlichen Plätzen der Aufforderung de behördlihrn Organe zum Auseinandergehen nicht fogleih Folge cisten ;

3) welche cines demonstratioen Verhaltens an öffentlihen Orten fee des Gebrauches von demonstrativen Abzeichen \chuldig befunden werden.

Diese Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Kundmachung in Wirksamkeit.

3. Februar. (W. T. B.) Der Budgetauss\chuß nahm eine Resolution an, in welcher die Regierung aufgefor- dert wird, dem Afrikareisenden Holub eine ausgiebige Unterstüßung zu gewähren und nöthigenfalls einen Nachtrags- kredit zu beantragen. Auf eine Anfrage erklärte der Mi nister- Präsident: er werde zur Beurtheilung der von der Regierung beschlossenen Ausnahmemaßregeln in der nälsten Sißung des Abgeordnetenhauses eine Erklärung abgeben. Im Plenum wolle er sih Reserve auferlegen, einem eventuellen Ausschusse gegenüber jedoch unter Vorausseßung dcr Diskretion nähere Mittheilungen machen. Er wünsche vor Allem Beruhigung der Bevölkerung, nicht aber die Beunruhigung derselben zu vernehmen.

Großbritannien und Jrland. London, 4. Februar. (W, T. B.) Wie die „Times“ erfährt, wäre in einem am Freitag im Kriegs-Ministerium abgehaltenen Minister- rath beschlossen worden, das Parlament um einen Kredit von 2 Millionen Pfd. Sterl. anzugehen, um die Häfen Englands und déx britishen Kolonien in Vertheidigungs- zustand zu setzen.

Mehrere englische Handelskammern haben gestern Resolutionen angenommen, in welchen die Regierung aufge- fordert wird, zum Schuße gegen die Rinderpest die im Juli v. F. von dem Unterhause beschlossene Resolution bezüg- lih einer Beschränkung der Vieheinfuhr sofort zur Ausführung zu bringen.

Frankreich. Paris, 2. Februar. (W. T. B.) Die Kammer der Deputirten seßte heute ihre Berathungen über die Fnterpellation Langlois, betreffend die wirt h: schaftliche Krisis fort. Germain rieth dringend zur Ver- minderung der Ausgaben und Beschränkung der öffentlichen Arbeiten und spra die Hoffnung aus, daß die gegenwärtige Anleihe die leßte sein werde. Die Kammer nahm \chließ;- lih durch Handaufheben die von MRouvier vorgeschlagene, von der Regierung acceptirte Tagesordnu ngan, in welcher gesagt wird, daß die Kammer entschlossen sei, die begonnenen Reformen weiter zu verfolgen und alle auf Verbesserung der Lage der Arbeiter gerichteten Vorschläge zu prüfen. Darauf ging die Kammer zur Berathung der Frage über, ob eine Enquete-Kommission einzuseßen sei. Jules exerry meinte: die Kammer werde ohne Zweifel der Ne- solution Clémenceau die Priorität bewilligen, sie werde aber diese Resolution selbst niht annehmen, da eine Enquete über die Lage der Jndustrie und des Landbaues bereits vor der Berathung des allgemeinen Zolltarifs stattgesunden habe und die augenblicklich im Zuge befindliche Enquete über die Pariser «Zndustrie bald abgeschlossen sein werde. Clémenceau hielt indessen jeinen Antrag auf eine Enquete aufrecht, welche von der D mit 254 gegen 249 Stimmen angenommen wurde.

Der Senat lehnte heute den Artikel 5 des Gesetzes über die Bildung von Genossenschaften, in welcem eine Vereinigung gewerblicher Syndikate gestattet wird, mit 136 gegen 117 Stimmen ab. Der Minister des cFnnern, Waldeck-Nousseau, war sür diesen Artikel eingetreten.

In der leßten Nacht sind cinige Plakate an die Mauern geheftet worden, in denen die Konstabler und die be- \chäftigungslosen Arbeiter zu den Waffen gerufen werden.

„Paris“ dementirt die Nachricht von der Absendung weiterer Ver stärkungen nah Tonking und meint: der Angriff auf Bacninh, zu dem 10000 Mann verfügbar seien, werde Anfangs März erfolgen.

Der Marine-Minister hat keine Bestätigung der Nachricht von dem Tode Brazza's erhalten.

0 Veoruar, (W. L. B) Minister Napoleons IlI,, Rouher, ist heute Vormittag 9 Uhr gestorben. Derselbe befand si seit gestern Nachmittag 4 Uhr in einem Starrkrampf, und es erklärt sich dadurch das bereits gestern Nachmittag verbreitete Gerücht von seinem Tode.

Der „Temps“ meint: die Niederlagen, welche das Kabinet gestern im Senat durch die Ablehnung des Ar- tikels 5 des Geseßes über die Bildung schaften und in der Kammer durch die Annahme des Antrages Clémenceau auf eine Enquete über die wirth- schaftlihe Lage erlitten, würden keineswegs die Demission des Kabinets herbeiführen. Das Blatt glaubt: der Minister- Präsident Ferry habe Unrecht daran gethan, sich der Ab- stimmung über den Antrag Clémenceau's zu widerseßen, doch

Der ehemalige Staats-

von Genossen-

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werde durch di e Abstimmung weder der Erfolg _Ferry's, welchen dieser mit seiner Rede bei der Debatte über die wirthschaftlihe Krisis errungen, vermindert, noch au die Niederlage, welche die äußerste Linke bei dieser Gelegenheit itten. E (Fr. Corr.) Die „Agence Ha vas“ vom 1. Februar veröffentlicht folgende Note: „Gewisse Blätter fahren fort, zu insinuiren, daß die Regierung dem Publikum die aus Ton g- king eingelaufenen Nachrichten verheimlihe. Wir sind auto- risirt, diese Behauptungen auf das formellste zu demen'iren. Alle vom Kriegsschauplaß eingetroffenen Telegramme find dem Publikum ohne den geringsten Verzug mitaetheilt worden. Die beiden leßten, vor einigen Tagen veröffentlichten, be- zogen sih: die erste auf eine Rekognoszirung des Obersten Beélin gegen Bac-Ninh. Diese Rekognoszirung, bei welcher es weder Todte noch Verwundete gab, führte dazu, die Anwesen- heit des Feindes auf dem nördlichen Ufer des Kanals zu kon- statiren. Die zweite hatte auf die Havarien einer Maschine

des Transportdampfers „Vinhlong“ Bezug. Diese Hava- rien sind ohne Bedeutung; sie haben das Schiff niht verhindert, seine Noute auf Singapore fortzu-

seßen. Jn diesem Hafen werden die an Bord befindlichen Truppen auf den „Mytho“ eingeschifft werden, der dort seit zwei Tagen wartet und die Reise bcenden wird. Wenn der „Vinh- long“ für die Ueberfahrt von Singapore nah Tongking durch ein anderes Schiff erseßt wurde, so geschieht dies, weil in dieser Zeit der nordöstlihen Passatwinde in jenen Strichen das Meer sehr bewegt ist und starke Stürme herrschen, und weil somit der „Vinhlong“ leiht mit Verzögerung eingetroffen wäre, da seine Havarien ihn nöthigen, den Gang seiner Ma- chinen zu mäßigen.“

Italien. Rom, 3. Februar. (W. T. B.) Jun ter gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer begründete der Deputirte Bernini seine Fnterpel lation, betreffend die Fischerei an den Küsten des adriatischen Meeres und die Ermordung des Fischers Padovani. Der Minister oes Nuswärtigen, Maäncini, erklärte: exr sei in der angenehmen Lage mittheilen zu können, daß die öôsterreichishe Regierung, dem Wunsche der Fischer von Chioggia entsprechend, die Einseßung einer österreichish- italienishen Kommission zur wöglichst rashen Regelung der Fischereifrage vorgeschlagen habe. Der Botschaster Ludolf habe ihm die Versicherung ertheilt, daß die österreichische Regierung von dem aufrichtigsten Wunsche erfüllt sei, die Frage den zwischen den beiden Staaten bestehenden sreundschastlichen Be- ziehungen konform zu regeln. Wenn auch die österreichische Regierung nicht so zuvorkomniend wäre, so würde es doch ein Jrrthum sein, in dieser Meinungsverschiedenheit Anzeichen einer geringeren Freundschaft zwischen Jtalien und Oesterreich zu erbliden, ganz so wie es ein Jrrthum wäre, die Beziehungen zwischen ODesterreich und Deutschland nah der Opposition und dem Widerstande bei den Verhandlungen über den deutsch-österreichishen Handelsvertrag zu beurtheilen. Der Minister glaubte die Gesinnungen der großen Mehrheit der Ztaliener zu verdolmetshen, wenn erx auch vom Stand- punkte der italienischen Jnteressen aus die aufrichtige Freundschast würdige, welhe FJtalien mit den beiden Kaiserreichen im Hinblick auf die Erhaltung des Frie- dens verbinden. Man würde sich täuschen, wenn man ihn, den Minister, für geneigt hielte, diesen freundschaftlichen Beziehungen jemals die Rechte Ztaliens, besonders aber die nationale Würde desselben in irgend einer Weise aufzuopfern. Was die Ermordung des Fischers Padovani angehe, so scheine es sich um ein Mißverständniß zu handeln. Die Gemeinde- behörde sei korrekt vorgegangen. Die Beschuldigungen gegen den Konsularagenten hätten sich bisher als unbegründet er- wiesen. Sobald sih die Gemüther beruhigt hätten, solle ein wirklicher Konsul an Stelle des Konsularagenten ernannt werden. Bernini erklärte: er werde erst zufriedengestellt sein, wenn die Thatsachen den Versprehungen folgten.

Numänien. Bukarest, 3. Februar. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Communiqué, in welchem erklärt wird, daß der Zwischenfall mit dem ö ster- reihishen Konsul Schlick in Jassy in der zweiten Sißung des ökonomischen Kongresses zu keinerlei diplomatischen Reklamationen Anlaß geboten habe.

Serbien. Belgrad, 3, Februar. (W,. T. D) Neuerdings sind zahlreihe Beamte und Lehrer wegen un- befugter Wahlagitation gemaßregelt worden. Die von verschiedenen Blättern gevckrahten Nachrichten über den Ort und die Zeit des Zusammentritts der Skupschtina sind verfrüht.

Bulgarien. Sofia, 2. Februar. (W. T. V) D Armenier Jskender, früher Direktor des «Journals „Bul- arien“, und die russishen Unterthanen Golowine und Novo e erhielten den Befehl, das Fürstenthum unverzüglich ¿U Verla sen.

Nußland und Polen. St. Petersb urg, 3. Februar. (W. T. B.) Der Kaiser besuhte am leßten Freitag den Chef seines militärishen Hofstaats, General-Adjutanten von Nichter, welher in Folge einer durh den Fall aus dem Schlitten in der Nat zum 30. Januar erhaltenen Ver- legung der linken Seite krank darniederliegt.

Schweden und Norwegen. Christiania, 2. Fe- run D. V) Dis Storthing ist heute Nahmittag vom König mit einer Thronrede eröffnet worden, in welcher darauf hingewiesen wird, daß sich die Reichseinnahmen gebessert hätten und daß das Budget abgeschlossen werden konnte, ohne daß man zu neuen Steuern oder zu einer Er- höhung der bisherigen Steuern seine Zuflucht nehmen mußte. Die Thronrede {loß mit den Worten: „Möge die gnädige Vorsehung über die Zukunst des norwegischen Volkes \chir- mend wachen.“ Die \{chwebenden inneren politischen Fragen werden in der Thronrede nicht berührt. 5

aut . Der Eröffnungs- seterlihkeit wohnten auch die Königin und der Prinz Eugen bei,

Dänemark. Kopenhagen, 31. Januar. (Hamb. Corr.) Am Schluß der gestrigen Sißung des Folkethings ergab die Abstimmung die Annahme aller vom Finanzaus\{huß ge- machten Vorschläge, also die Ablehnu ng aller in Frage ge- stellten Forderungen für das Bud get des Ministers des Jnnern. Hierauf gelangte das Budget des JZustiz-Ministeriums zur Be- rathung. Die Majorität dcs Finanzausschusses hat au bei diesem bedeutende Abstriche gemacht, was nah der Aeußerung Holsteins vorwiegend aus Sparsamkeitsrücsihten geschehen ist. Die Andeutung dieses Abgeordneten, daß die Ablehnungen au mit Rücksicht auf die Revision des Gehaltsgesetzes stattge-

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funden hätten, wurde vom Justiz-Minister zurückgewiesen ; der- selbe machte namentlich geltend, daß die betreffenden Bewilli- gungen hauptsächlih dazu dienen follten, den Geschäftsgang zu einem rascheren zu gestalten. Für die Forderungen sprahder Wort- führer der Minorität des Finanzausshusses, General Thomsen, der aber ebensowenig wie der Minister selbst die Vorlage vor ihrem Schicsal, abgelehnt zu werden, zu retten vermochte. In der heutigen Sißung begann die Berathung über das Budget des Kultus-Ministeriums. Der Sprecher der Majorität des Finanzaus\schusses motivirte die Ablehnung der in Frage gestell- ten Posien für Kirchenbauten, Theater, Hospitäler 2., worauf General Thomsen und später der Kultus-Minister deren An- nahme empfahl, wobei er ausdrüdlih betonte, daß er die Ablehnung der für die Kirhenbauten geforderten Summen bedauere.

Amerika. Washington, 3. Februar. (W. T. B.) Der Präsident des Finanzcomités, Morrison, be- absichtigt, die Tarifbill, in welcher eine Heraoseßzunz von durhshnittlich 20 Proz. für chemische Produkte, Zucker, Me- tall», Baumwolle, Wolle und baumwollene und wollene Waaren vorgeschlagen wird, morgen vorzulegen ; die Zölle auf Seide und alkoholhaltige Flüssigkeiten sollen nicht herabgeseßt werden,

Afrika. Egypten. Kairo, 2. Februar. (W. T. B.) General Gordon ijt heute früh in Korosfo angekommen und hat die Weiterreise dur die Wüste angetreten ; er hofft in fünf Tagen in Berber einzutreffen. Baker Pascha stieß bei einer größeren Rekognoszirung auf den Feind. Derselbe floh in südliher Richtung, verfolgt von der Kavallerie, welche mehrere hundert Mann niederhieb.

Zeitungsftimmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Correspon- denz“ enthält einen Artikel : „Schußzoll und Freihandel in den Vereinigten Staaten“, welhem wir Folgendes entnehmen :

Zunächst ist die Thatsache zu beachten, daß, hinsibtlih der Frei- handelsfrage, im Schoße der demokratishen Partei verschie- dene, und zwar nmch wentgex als dret Strömungen be- stehen. Der eine Theil will Schutzoll und keine wesentliche Veränderung des Tarifs; der andere Theil will Aufrehterhaltung des alten Programms, welches nah den bekannten Worten „a tarif for revenue only“ nur einen Finanzzoll, einen Tarif, der nur als Ein- nahmequelle dient, verlangt; cin dritter Theil endlich tritt für eine offene Freihandelspolitik ein. Mr. Carliêle (der Sprecher des Neprä- sentantenhauscs) ist Vertreter der auf Finanzzölle (a tariff for revenue ouly) gerihteten Wünshe und scheint Denjenigen beizustimmen, welche dafür stimmen , daß der Grundsaß der Finanzzölle (also weder Frethandel noch Schußzoll) auf der rächstea demokratischen National- fonvention in das Wahlprogramm der demokratischen Partei auf- genommen werde. Damit sind jedoch tie Freil ändler „aus Grund- satz“ nicht einverstanden. Ihr Organ, das New-Yorker demokratische Blatt „Tbe Sun“, bemerkt dazu:

„Die Partei der Demokraten roird im Jahre 1884 einen Kampf für den Freihandel (a free-trade fight) eröffnen; diejenigen Demo fraten, welche diesen Kampf nicht mitmahen wollen, thun am besten, wenn sie aus der Partei ausscheiden. Die demokratische Partei ist eine Freihandelépartei oder sie ist gar nichts.“

Dieser selbstbewußten Sprache gegenüber mag die Bemerkung am Plate sein, „daß nie etwas so heiß gegessen wie gekocht wird“. Es scheint wirklich höchst zweifelhaft, daß die amerikanishen Demo- kraten, welche schr gewandte Politiker in ihren Reihen zählen, einen Gegenstand unter die wichiigsten Punkte ihres Programms aufaehmen werden, in Bezug auf welben wahrs{heinlich die Mehrzahl der Nation eine entgegengeseßte Meinung hegen wird und welche den politischen Gegnern den Vortheil gewährt, auf die blühende Industrie der Vercinigten Staaten, das kräftige Kind des Schutzolls, hin- zudeuten.

Auch in Deutscland mögen die Freihändler sich cine Lebre nebmen an der glänzenden Entwickelung der amerikanischen Industrie seit Einführung der Schutzölle. Ja Bezug darauf veröffentlicht „Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volks- wirth\caft“ (Erftcs Heft, Le pzig 1884, Duncker u. Humblot) einen sehr \chäßen8wcrthen Aufsaß auf Grundlage cines dem „Deutschen Handelsblatt" entnommenen Zahlenmaterials. Davon find nament- lih die folgenden Ziffern bezeichnend. .

Es liegt also, seit Einführung der Scbußtzölle, eine Zunahme der Fabriken von 123 025 auf 253 852, der Anzahl ter beschäftigten Arbeiter von 957 059 auf 2 738 835, des Kapitals von 2134 M il. Mark auf 11 161 Mill. Mark vor. Die „Fahrbücber“ bemerken dazu: „Gewiß ist es eine großartige Entwickelung, wenn im Laufe von 39 Jahren die Zahl der in den Fabriken Beschäftigten von 957 059 auf 2738 895, also von 100 auf 287 anfteigt, aber mzn darf doch gleichzeitig nit vergessen, daß aub die Bevölkerung von 100 auf 230 Bberaufging.

&rcihändlerisde Organe sind vielleicht versucht, aus dem Nawhsaßz zu folgern, daß die Wirkung der Scbutzzölle eine beschränkte dabci gewesen si. Allein sie würden übersehen, daß die Blüthe der Ver- einigten Staaten, die Volkszunahme, die Entwickelung des Ackerbaues erst ihren Anfang nahm, als das Schutzollsystem zur Herrschaft ge- langt war; also gegen Miite der sechziger Jahre. Ohne dasselbe würde auch die Bevölkerung nit so {nell und bedeutend ange- wachsen sein. :

Die „National- Zeitung“ schreibt:

Alljährlich findet im Januar in der Sparkasse zu Berlin ein außerordentli starker Verkehr statt. So groß als ec im verflossenen Monat war, ist er indeß niemals gewesen. Es wurden nämlich von den Sparern in sehr vielen kleineren und g“ößeren Posten eingezahlt 2239 179 M, zurüctgenommen 837910 A4, so daß mehr eingezahlt als zurückgenommen wurden 1 397 268 4 An dem Tage, an welchem der stärkste Verkehr stattfand, wurden 181 771 M eingezahlt und 30749 M. erhoben. Zur Belegung der Gelder der Sparkasse wurden im Monat Januar 2 720 500 M. an Werthpapieren, 3 110 156 (4 an Wecseln angekauft. Der Wechselbestand der Sparkasse beläuft si gegenwärtig auf etwas weniger als 7 Millionen Mark.

Marineverordnungsblatt. Nr. 2. Inhalt: Mars{- verpflegung. Anstrih der Rohrleitungen an Bord S. M. Schiffe 2c. Benußung gemietheter Boote 2c. Atteste für die Lebensversichc-

rungs-Anstaltk. Mißhandlung Untergebener. Dienstwohnungen. Anstellungsbehörden. Sciffsverpflezung. Kadettenau?rüstung. Dienstalterszulage. Nautishe 2c. Instrumente. Scbhiffs- verpflegung. Dampffahrkunst. Granatzünder C/83. Spar- einlagen eingesciffter Mannschaften. Schiffsbücherkisten. Proviantlieferungéverträge. Personaloeränderungen. Bezuah- rihtigungen.

Statistische Nachrichten.

Das Dezemberheft 1883 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs, welches soeben ausgegeben wurde, enthält : 1) Die Ebeschließungen, G-burten und Sterbefälle im Deutschen Reich im Jahre 1882. 2) Ueberfeeishe Auswanderung aus dem Deutschen Reih über deutshe Häfen und Antwerpen in der Zeit von Anfang Januar bis

Ende Dezcmber 1883 und Verglei mit dem entsprebenden Zeit- raum der vorhergehenden Fahre,

3) die Entweihungen von Seeleuten der deutshen Handels- marine im Jahre 1882.

4) Hauptergebnisse der Viebzählung vom 10. Januar 1883 für die einzelnen Staaten und das Rei.

5) Durchschnittepreise wihtiger Waaren im Großhandel für das Jahr 1883.

6) Ein- und Ausfuhr der witigeren Wuarenartikel im deutschen Zollgebiet für den Monat Dezember 1883 und für die Zeit vom 1. Januar kis Ende Dezember 1883.

7) Uebersidt über die von dea Rübenzuckerfabrikanten des deu:shen Zoügebiets versteuerten Rübenmengen, sowie über die Ein- fuhr und Ausfuhr von Zucker im Monat Dezember 1883.

Im Monat Januar 1884 wurden bei der Allgemeinen Unfall-Versiherungs-Bank in Leipzig 27 Todesfälle, 9 lebenégefährlihe Verleßungen, 7 Unfälle, die ibrer Natur nach eine gänzliche oder theilweise Jnvalidität erwarten lassen, und 1105 Unfälle von vorausfichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit der Ver- leßten, zusammen 1144 Unfälle angemeldet.

Ueber die Stärke der Landheere sämmtlicher europäiscer Staaten entnebmen wir der vergleichenden Statistik von Bratbelli: „Die Staaten Europas“ folgende interessante Datcn: Die FFriedens- stärke des ftehenden Heeres inkl. der Landwehrcadres und anderer präsenter Formationen, und die Kriegsstärke des gesammten Land- beeres (ohne Landsturm) auf Grund der organisationémäßigen Etats, ferner das Prozentverhältniß beider zur Bevölkerung weisea folgende Ziffern nab: Die Gesammtfriedenéstärke des russishen Reiches be- trägt 859 500 Mann zu 0,85 % der Bevölkerung, die von Frankrei 900 725 M. zu 1,22 9%. Das deutsche Reich folgt mit 449 239 M. zu 099% ODesterreib-Ungarn mit 302 802 M. zu 0,80 %/,. Stalien 265 873 M. zu 0,93 %/%. Großbritannien und Jrland 197 167 M. zu 0,56 %. Es folgt Türkei mit 148 000 M. zu 0,68, Spanien mit 125054 M. zu 0,74 9% Die Niederlande mit 56 500 M. zu 1,37 %/0, Belgien mit 46 424 M. zu 0,84 %. Scweden mit 41 377 M. zu 0,91 %. Rumänien mit 38400 M. zu 0,71 9%. Portugal mit 33 962 M. zu 0,75 %. Griechenland mit 29 289 M. zu 1,48 9% Bulgarien mit 17322 M. zu 0,87 %/%. Serbien mit 17017 M. zu 1,00 %. Dänemark mit 17000 M, zu 0,86 9%. Norwegen mit 12000 M. zu 0,63 9%. Ofstrumelien mit 5514 M. zu 0,67 % Bosnien u. Herzegewina mit 2892 M, zu 0,24 99. Montenegro mit 2500 M. zu 1,06 %. San Marino mit 950 M. zU 1219 %. Luxemburg 413 M wu 010 Monaco mit 119 M. zu 131 9%. Die Summe aller Heere in Friedens- flurle belauft f a 3110039 9 y 0,86 °9/. Die Gesammtkriegsstärke aller Heere Europas beläuft si auf 116009 (43 M. u 317% Ber Bevölkerung. Hierbei ift Rußland verkreten mit 2455 700 M. Frankreih mit 18862368 M. Das Deutsche Reich mit 1 507 909 M. Ocsterreih-Ungarn mit 1 166 349 M, Italien mit 1085 112 M. Die Türkei mit 758 000 M. Große britannien und Irland mit 709724 M. Spanien mit 452 239 M. Belgien mit 23752 M. Rumänien mit 207500 M. Schweden mit 205 841 M. Scweiz mit 202 400 M. Serbten mit 201 013 M. Niederlande mit 199 927 M. Griechenland mit 100 000 M. Por- tugal mit 76 699 M. Dänemark mit 55 000 M. Bulgarien mit 53000 M. Norwegen mit 38280 M. Montenegro mit 04293 V, YVstrumelien mit 2000 M Hiervon find reguläre Truppen, Landwehr, Miliz 2c. überall mit ctnbegriffen. Die ersten Stellen unter den Staaten, welcbe die zablreihsten zum Kampfe bestimmten Truppen besiten, nehmen ein zunächst: Rußland mit 2 174700 Mann und 3826 Feldgeshütßen. Es folgt Frankrei mit 1 746 186 M, u. 4350 F. Deutsches Reih mit 1423 522 M. u. 2814 F. Desterreih-Ungarn mit 1055 590 M. u. 1612 6. Es folgt Italien mit 1005 312 M. u. 1488 F. Hieran {ließt sich die Türkei mit 751000 M u. 771 F. Ießt erst folgt Großbritannien und Irland mit 683 874 M. u. 661 F. Die drei leßten Stellen nehmen ein: Norwegen mit 34650 M. u. 88 F. Montenegro mit 33 693 M. u. 84 F. Endlich Ostrumeliea mit 26 264 M. u. 4 F. Die Gesammtsumme beläuft sich auf 10 805 627 M. u. 18 243 F.

Ueber den Bestand der Kriegtflotte in den europäischen Seestaaten (abgesehen von den Flotillen auf Binnengewässern) giebt folgende Zufammenstellung genügende Auskunft :

Staaten Scife Gesbütßze Mitrailleusen Großbritannien . . 635 3183 359 Sa 300 1611 242 Ua 80 789 128 Deutsches Reiß. , 108 571 224 U a RBO 739 8 Dan. 112 OL1 103 c 6E3 6 Oesterreich-Ungarn . 79 435 70 Ieder 109 370 94 De; 67 274 S Griechenland. . 69 93 18 S. T 448 66 V, 23 217 3 Nora, 83 269 10

Summa 2440 10023 1334

_ Diese Daten sind auf Grund der offiziellen Flottenlisten für Anfang des Fahres 1883 zusammengestellt. jene für die österreichisch- ungarische und die deutsche Marine beziehen fich auf November 1883.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Kopenhagen, 4. Februar. (W. T. B.) Der als theo”ozgischer Stwriftsteller in weiteren Kreisen bekannt gewordene Bischof Mar- tensen ift gestorben.

Mit dem soeben erschienenen 4. Heft für 1883 beenden die „Geschichttsblätter für Stadt und Land Magdeburg“ (Mittheilungen des Vereins fürGescbichte und Alterthums - kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg; Ver- lag der Schäfer'shen Buchhandlung A. Rüdiger in Magde- burg) ihren 18. Jahrgang. In diesem Heft läßt Ph. Wegener zu den von ihm im 13. und 14. Jahrgange der Geschichtsblätter be- sprohenen Hochzeitsgebräuchen des Magdeburzer Landes noch cinige anziehende Ergänzungen und Nachträze folgen. Von demselben Ver- fasser reihen fich dann nicht minder interessante idiotische Beiträge zum Sprachschaß des Magdeburger Landes (alphabetisch geordnet) an. Stadtrath Wolter in Burg theilt eine Entscheidung der erzstiftischen Regierung zu Magdeburg vom Jahre 1599 über das Kornscbiffungs8- re{t der Stadt Magdeburg; Dr. G. Hertel Briefe zur Geschichte der Erzbishöfe Ecnst und Albre{t V. mit. Unter der Rubrik „Literatur“ bespriht Dr. Hertel die Gesta archiepiscoporum Magde- burgensium, mit welhem Titel W. chum die von ihm für die Monumenta Germaniae berausgegebene Chronik bezeihnet, und ferner die Geschichte der in der preußischen Provinz Sachsen vereinigten Landcstheile, von E. Jacobs. In den drei Vereinssißungen des leßten Vierteljahrs sprachen, nach der am Schluß mitgetheilten Vcreinscbronik, Oberlehrer Hülkße über den Kardinal Albrecht, Erzbishof von Magdeburg und Mainz, Direktor Paulsfiek über die Porträts Ottos von Guericke und seiner Fcau, und Dr. Hertel über die Schicksale des Klosters U L. Fr. in den Jahren 1589 bis 1632.

Im Verlage der V. Weigelschen Hof- und RNegierungëbuch- druckerei zu Mengeringhausen erschien der Waldeckische Landes- kalender auf das Schaltjahr 1884. Derselbe enthält die Genea- logie des Fürstenhauses Waldeck Pyrmont, sodann einige postalische Benachrichtigungen, das Planetensystem u. \. w. Das cigentliche Kalen- darium ift mit landwirthschaftlichen, häuslichen, gesundheitlichen Ar- tikeln ausgestattet und entbält manche dankenêwerthe Belehrung, wte es gleichzeitig eine angenehme Lektüre bietet. Dem Kalendarium folgen Ver- hâltnißzahlen zwischen dem waldecckischen und dem neu eingeführten Maß und Gewicht. Den statistishen Notizen über die Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont entnehmen wir, daß Waldeck 1055,468 qkm und na der Zählung vom Dezember 1880 48 551 Einwohner hat. Pyrmont

hat 65,529 gkm und 7971 Einwohner. Einem Orktsverzeichniß fämmt--

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