1904 / 235 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Oct 1904 18:00:01 GMT) scan diff

“Slibaiigie m n ZaO ck

Sachseu.

Seine Majestät der König war am Montag, wie das „Dresdner Journal“ meldet, größtenteils außer Bett und wiederholt im Garten. Die Nacht zum es war besser und namentlich in der ersten Hälfte weniger dur Hustenreiz

gestört. Der Appetit war befriedigend.

Deutsche Kolonien.

Der Reiter Franz H oppe, geboren am 8. Juli 1883 zu Bartin, früher in der Maschinengewehrabteilung 4, 1)t, wie dem „W. T. B.“ aus Deutsh-Südwestafrifa mitgeteilt wird, am 28. September im Lazarett zu Otjimbinde am

Typhus gestorben. H Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch - Neu - Guinea Hahl berichtet über die leßten, mit dem Gouvernements- dampfer „Seestern“ augen Reisen, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mitteilt, folgendes: A i Am 20. Mai d. I. ging ih zum Besuche des östlichen Teils von Kaiser-Wilhelmsland in See. Am 91. lief ich Peterhafen gat den Schauplaß der im Dezember v. I. stattgehabten r en. Die Truppe war Ende Januar zurüickgezogen worden, im Fe Eu und April haite ih den Bezirksamtmann in Friedrich-Wi E e hafen zur Unterstüßung des Landmessers und des Stationsvorsteher dorthin beordert. ie Vermessungsarbeiten haben zur Festle ung zweier Reservate für die Eingeborenen geführt. Die e cheint nach der erfolgien harten Bestrafung wieder hergestellt. Stationsvorsteher Lüders erachtete eine daucrnde Beseyung Ie Niederlassung durch Truppen nicht für geboten, dagegen A Landmesser bei der Wicderaufnabme seiner noch wenigstens ein Da r in Anspru nehmenden Tätigkeit eine, Truppenabteilung peigege en werden. Der Bezirk8amtmann und feine Mannschaft lien e auf dem „Seestern®“ zur Ueberführung nah Friedrih-Wilhelms- hafen ein. / i, m 22. Mai, Mittags, langte der Dampfer in Stephansort an. Es fat nch genügend Zeit zur Besichtigung der Pflanzung. E tilloa und Hevea standen gvt. Am gleichen Tage noch Abend

pa E in Friedrih-Wilhelms8hafen ein. Die meine Gegenw art erheishenden Geschäfte fanden ihre Erledigung. Die Besichtigung der

egen Stephansort zu angelegten Straße ergab deren Fertigstellung bis zum Pbrrienfluß, Dort wird augenblicklich am Brückenbau S “Ati pu des Flusses ist die Wegerichtung bis zum Se e eis Holz Uebergang über diesen (etwa 100 m Br verden, Die Leitung der brüdcke, hängend an Stahltrofjen, auêgeführt Me Si Pflan N T Bauarbeiten liegt dem Polizeimeistcr Beyer o ili N Bild Les Friedrih-Wilhelmshafen-Jomba bieten ein erfreu iches Bild g Anlage und gesunden Wahstums. Sten in See

Am 25. Mai Abends ging das Schiff nah t a pas Die während der Fahrt in Sigawa (Dorf auf der. nie S reblte Kefseroa (Hardenberg-Huk) verfuhte Anwerbung mißtang. Ss kes nicht an Mannschaften; anscheinend aber hatten {on viele junge Leute die Heimat verlassen, um in den Pflanzungen der, ae zu arbeiten. Es ist bekannt, daß die Küste nur spärlich bevölfer und {wer zugänglich ist, während die steil i R R randgebirge dem B E s a gs erwartenden bereiten. Deren Heranziehung wi L G ; é Ceibipiuns der Yfertimme ofeinghl auf die Baer "h neo asen. Finshhafen wurde am 286. © : % c At Secntgants unterhält dort eine kleine Handels- und Plan s ieder: Die Neuendettelsauer Mission besigt gleichfalls eine bescheidene lassung. Der Missionar besorgt zugleich die Geschäfte der Dose: A Damvfer sandte ih noch am gleichen Tage nah dem Puongeie B nahme der Anwerbung, während ih am 27; zum Saki? A ht ion um den Hauyt dor. Mission_gv.Wun uu] R U, „Von é R erlangt und dementspreSend auch mit der ermehrung ibres fonals eine große örtlihe Ausdehnung erfahren. Die Gewi; einer fieberfreien Höhe (1000 m) und der Vorstoß zu den Bergastämmen (Kai) hat sich recht segensreich erwiesen. Die Miissionsshulen werden von weither aufgesu&t, das Aufhören der steten Blutfehde legt das besie Zeugnis ab für das mühe- volle Erziebungswerk. Auf dem Sattelberg ift eine kleine deutsche Kolonie entstanden. Die Anlagen sind mustergültig für eine Gebirgs- fiedelung in den Tropen. Zur Zeit wird an einem Wohnhaus für Erholungsbedürftige gebaut. Die Viehzuht hat gute Fortschritte erzielt. Die Felder stehen unter dem Pfluge. Der Verkehr mit der Küste wird dur die Ochsenkarre bewerkstelligt. Die Straße hat die Mission selb angelegt.

__ Am 31. Mai lief der Dampfer von Finshhafen wieder aus, be- rührte die Siassünseln und die Küste von Wariei (Nordküste von Neupommern östlich vom Vulkan Nangalar). Hier wurde mit günstigem Erfolge angeworben. Der Dampfer traf am 2. Juni in Herbertsh öhe wieder ein, um am 13. Juni zu einer Anwerbereise nah den Salomonsinseln gesandt zu werden. Das Schiff fand indessen so \{weres Wetter, daß der Erfolg der neuntägigen Fahrt ein wenig be- friedigender war.

Nachdem der „Seestern“ in Matupi Kohlen und Wasser genommen hatte, trat ih am 27. Juni die Reise nah den nordwestlihen Inseln des Schußzgebietes an. An Bord befanden si die beiden Stationschefs Boluminéki und Wostrack nebst ihren Frauen, Gouvernementss\ekretär Warnecke, Kaufmann Wahlen, Oberst z. D. Lauterbah, Reisender Küppers-Loosen und andere für Nusahafen bestimmte Reisende. Nach einer stürmischen Fahrt gingen wir am 28. Morgens 9L Uhr vor Namatanai, der neuen Regierungsstation für das mittlere Neus Mecklenburg, vor Anker. Der hier seit sechs Wochen stationierte Techniker Werner haite die Bauarbeiten noch nit beendet. Die Station ist auf einem am Strande gelegenen Hügel angelegt, von dem aus ein wundervoller Ausblick auf die Sce und die Eig raeTegende Insel Lihir (Gerrit Denys) #sich bietet. tah Löschung der Ladung und Landung der Reisenden wurde um 64 Uhr Abends die Weiterreife angetreten. Am 29. Juni Morgens 9_ Uhr ankerte der Dampfer vor Kapysu. Es wurde hier die neue Station des Pflanzers Macco besichtigt. Hier sind innerhalb eines Jahres 50 ha Urwald geklärt und etwa 30 ha mit Kokospalmen bepflanzt, auch ist ein Versuch mit Ficas gemaht worden. Die Bilanzuug steht gut. Um 3 Uhr Nachmittags ging das Schiff in Nusahafen vor Käwieng zu Anker. Die Geschäfte des Stationschefs wurden ordnungsmäßig wieder an Boluminski übergeben. Am 1. Juli besichtigte ich die Pflanzung. Dieselbe is in vor- Le Zustande. Es wurde ein geordneter Arbeitsvlan auf- estellt. Am gleichen Tage Mittags lichtete das Schiff die

nker und ging nach den Admiralitätsinseln wieder in See, um am 2. Juli Morgens 9 Uhr vor der der s Hernsheim u. Co. in Matupi

ehôrigen Insel Komuli einzutreffen. Hier wartete der Kapitän Hamilton mit feinem Schuner „Canomie“ von der Hamilton

'earling Co. auf mich. Die Eingeborenen follen versucht / haben, die Station des Händlers Martin auf einer der im Nordosten der

auptinsel verpelagertew bei Pitilu gelegenen kleinen Insel zu überfallen. Es ist ihnen dieses jedoch niht geglückt. Nah- dem ih die Station auf Komuli besichtigt und mit Hamilton verabredet hatte, daß ih auf der Rüreise noch einmal vor der Wildinfel (Sori) auf der Nordwestseite der großen Infel Manus mit ihm zusammentreffen wollte, ging der „Seestern“ um 2 Uhr Nachmittags wieder in See und ankerte am 3. Juli Morgens um 9 Uhr vor der Jnsel Maronn in der Hermitengruppe. Auf Maronn hat fich der Kaufmann R. Wahlen, Inhaber der Firma

inri Rudolph Wahlen, seine Hauptniederlassung erritet. Die- elbe ist mit drei Europäern, einer Anzahl Chinesen und \{chwarzer rbeiter beseßt. Es ist hier fehr fleißig gearbeitet worden. Saubere Wege sind angelegt, ein am Straude befindliher Sumpf ist zugeworfen worden, auf den Inseln Maronn und Arkeb, welhe durch einen Damm verbunden worden sind, ist der alte Bestand an Kokospalmen gut ge-

niedergelegt und eine Palmenpflanzung an-

4. Juli Mor 7 Uhr ging der „Seestern" wieder in See und Tecie Mittags 12 Ushr vor der Insel Longan in der Echiquier- gruppe (Ninigo). Be befündet sih cine Station, beseßt mit einem Jrländer Devlin. ngan E ganz bepflanzt, die Kokospalmen stehen Dorzüglih. Die ganze }Echiquiergruppe mit ihren 83 Inseln it wie geshaffen zur{ Anlage von Kokoëspalmenpflanzungen. Der Händler Devlin übeFgab mir zwei Leute von der Durour- insel (Aua), welche zu angeblihen Mördern des Händlers Reimers gebören sollten | und welche in einem Kanu dort an- getrieben waren. Er hlte ferner, daß sch auf der Insel Allison (Manu) noch meshrere von den nach der Ermordung

» geflüchteten roureingeborenen aufhalten sfollten.

e in S S haite, gingen

ir am näßhsten Morgen um! 6# Uhr in See und trafen um r tr der L Allifon ein. pie ging hier mit der Polizeitruppe an

klärt, weithin der U gelegt worden.

Lac)

n dem einzigen Dorfe der etwa 40 ha großen Insel traf Rae Eingeborent “an, je früher von den Anachoreten (Kaniet dorthin vertrieben waren. Von Aualeuten fanden fich no 16 Personen, 10 Kinder, 3 Frauen, 3 Männer. Sie waren hal verhungert und wurden zur Veberführung in ihre Heimat an Bord genommen. Nachmittags um 4 Uhr trafen wir vor Durour ein. Der hohen Brandung wegen konnten wir bei der Station der Firma nit landen. Wir fuhren deshalb auf die Leeseite der Insel. Ich ging hier an Land und marschierte nah der Handels- station. Die Händler erzählten, daf die Eingeborenen jeßt vollständig ruhig wären. Die Ursa der Ermordung Reimers’ hat sich nicht völlig ermitteln lassen. Doch sein: hier die Hauptshuld an dem Weißen selbst gelegen zu haben. Rèzimers habe den Sohn des Häupt- lings eines Tages verprügelt, wei! dieser ihn angebli angelogen habe. Auch habe er die altm geheiligten Gräber geöffnet und den dort ruhenden Schmuck si angeeignet. Der König sei dadur so erregt geworden, er den Befehl zur Tötung des MNeimers gege habe. Das despotish regierte Volk habe diesen Befehl sofort ausgefürt. Der König, hon betagt, starb noch am Tage der Tat. Unter den Leuten brach eine Panik aus. Sie flüchteten über See, teils nah Matty (Wuwulu), teils nah Manu (Allison). Nach einer zurrlässigen Aufstellung des Kaufmanns F. E. Hellwig war der Stamm 50 Personen stark. Hiervon trafen

70 Personen bei der plôßlihen Flut über die stürmishe See um- “dnas Die weitere Durhührung der Untersuhung erforderte au den Besu}h von Wwulu am 6. Juli. Es gelang, den Sohn des - Durourkäigs dort dingfest zu maten, der angeblih den Speersts gegen Reimers geführt haben soll. Das Gericht stellte indef-n gegen die drei zur Verhaftung ge- brachten Personen mangels gaügenden Beweises das Verfahren ein. Ein weiteres Eingreifen in ua selbst war nit veranlaßt, da der Kirn des Volkes auf See umekommen war. Dem Händler Matthies überwies ih einen Teil der Palmenbestände der Eingeborenen zur Aberntung bis zur Deckung d? erlittenen “Vermögenéverlu]tes. Von Wuwulu richtete die Fahrt sy unmittelbar nah Luf (Hermiten); die Gruppe wurde am 7. Juli v:lassen. Am 8 Juli Mittags warf der Damvfer vor der Insel Sor (Admiralitätsinseln) Anker. i Der erneute Bericht es Kapitäns Hamilton bestätigte die früheren Nachrichten. Die Fingeborenen der Panus nordwestlich vorgelagerten Inseln standeröisher in freundshaftlißem Verkehr mit den Europäern. Die Bewcner von Sori kamen auch in einigen Dutzend ihrer Kanus län-seit des Dampfers. Die zum Verkaufe angebotenen Gegenstände veieten dur ihre mangelhafte Ausführung deutlih, daß die Zerseng des angestammten Gewerbefleißes durch den Einfluß eurcäisher Ware auch hier {hon ein- getreten ist. Nusahafen vurde zur Mitnahme der Post 9 einmal angelaufen. Am 7. Juli Mittags lief der Dampfer na Herbertshöhe aus. Vor ul (Sandwich-Insel) wurde zum Zwecke der Anwerbung kz g@zzten. Am 11. Morgens lief der Dampfer uva asi ay zur ¿Sernahme von Fracht und Post. Es fand Fei zum Sèfuge der im Gebirgé gelegenen Missionsstation t. Paul (inzischen von den Eingeborenen überfallen). Am 11. Juli, Abends 7 Uhr, vurde Herbertshöhe wieder erreicht.

Frankreich.

Dem. „Temps“ wird aus Madrid berichtet:

Bei den bevcrstehenden französish-spanishen Uebereinkommen handele es sid darum, das Zugeständnis, betreffend die Vergröße- rung der sp: nishenEinflußsphäre, mit dem von Frankrei ch angestrebten fridlihenVordringen in Marokko zu vereinigen. Zu diesem Behufe ‘ei die Verabredung getroffen worden, daß die Wirkung des Uebereinkomnens, dessen Wortlaut werde geheim gehalten werden, erst in 15 Jahre zur Geltung gelangen folle; Spanien habe sich lange geweigert, diese Yausel anzunehmen. Dagegen sei die Einflußsphäre Spaniens vergröfrt worden, wenn au niht in dem Maße, wie der spanishe Minister des Auswärtigen es ursprünglih verlangt habe. Insbesondere solle die Städte Tetuan und Tanger in die neue spanische Einfl ßsphäre fallen. Jn Madrid habe dieses Er- gebnis Befriedigung hervorgerufen, wenn man auch zu der Ansihht neige, daß die fünfzenjährige Frist den Wert der Zugeständnisse ver-

mindere. Rußland.

Der General 6ri penberg, der zum Kommandeur der zweiten mandshurshen Armee ernannt wurde, ist, wie „„W. T. B.“ melde! gestern in St. Petersburg eingetroffen.

Ftalien.

Der Minister ds Auswärtigen Tittoni ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Jacconigi eingetroffen, um dem König Vortrag zu halten.

Türkei.

Der Khedive st, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern von dem Sultan in Atienz empfangen worden.

__ Nach einer Meldung des Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureaus“ will die Pforte wegen angeblich aufgefundener kom- promittierenden Papi«e das dem bulgarishen Exarchat vor drei Wochen ckgebene Versprechen bezüglich der Auswahl der Lehrer für Mazedonien nicht ein- halten, sondern mah. neue Schwierigkeiten. Die Antwort der Pforte bezüglih der Rückkehr des Restes der Emigranten nach dem Wilajet Adrianopel soll jeßt er- folgen. Man erwarte, daß sie günstig lauten werde, wenn auch mit gewissen Vorbehalten bezüglih der Kontrolle, um den Eintritt gefährlicher Gemente zu verhindern.

Bulgarien.

__ Die innere mazedonishe Organisation hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, das seit langer Zeit angekündigte Memorandum über alle seit dem Jahre 1893 in Maze- donien (Wilajet Adrianopel) vorgekommenen Ereignisse veröffentliht. Das große, mit zwei Karten ausgestattete Werk enthält eine ausführliche historishe Schilderung aller Kämpfe und der an der christlihen Bevölkerung begangenen Greuel- taten und zum Schluß die Erklärung, die innere Organi- sation werde, wenngleich den Verhältnissen Rehnung tragend, den Befreiungskampf so lange fortführen, bis eine internationale militärishe Einmishung das jeßige türkische Regime tatsächlich suspendiere und im Lande gesébside Zustände und eine menschliche Existenz gewährleiste.

wir 16 in Manu, 50 in Wunulu, 61 in Aua. Danach find an”

Amerika.

Der Generalpostmeister Payne ist, wie „W. T. B.“ aus Washington erfährt, gestern abend gestorben; sein Nach: folger wird der Kabinettssekretär für Handel und Jndustrie

f

Cortelyou. Afien.

Ein Telegramm des Generals Ssacharow vom 3. d. M. an den Generalstab meldet, dem „W. T. B.“ jufotge:

Am 2. Oktober bei Sonnenaufgang versuchte eine japanische Schwadron, zweimal die Linie der Kosakenfeldwachen zwischen Chuanchuandjan und Tyndjapu zu durhbrechen. Beide Ver- suhe waren erfolglos. Als 2 Sotnien zu Hilfe kamen, wurde die japanishe Schwadron zerstreut. Um die Miittagezeit griff eine feindliche Vorhutabteilung in der Stärke von ungefähr einem Bataillon und 2 oder 3 Schwadronen wieder die ganze Front der Vorposten eines Kosakenregiments an. Das Scharmügel währte bis zum Abend. Der General Mischtschenko sandte den Kosaken Hilfe. Gegen Abend war der Feind auf der ganzen Linie zurückgeshlagen und zog sh auf dem Wege nah Sjaliuchetse zurück, von unserer Kavallerie verfolgt. Eine Kosakenstreifwahe unter Führung eines Leutnants legte einer feindligen Streifwahe einen Hinterhalt, wobei ein japa- nisher Offizier getôötet wurde. In den von den Japanern verlassenen Orten fanden die Kofaken viele Patronen, Aus, rüstung8gegenstände und zum Sanitätsdienst gehörige Sachen. Auf unserer Seite sind 2 Offiziere und 2 Kosaken verwundet worden. An demselben Tage unternahm der Gegner in der Stärke von ungefähr Bataillonen und einer Schwadron in 3 Gruppen einen Vors- marsch gegen unsere Vorpostenlinie zwishen dem Hunho und der Eisenbahnlinie. Gegen Abend wurde der Vormarsh mit Hilfe einer zur Unterstüßung Herangekommenen Kom- pagnie zum Stehen gebraht. Ein Kosak ist verwundet, einer getötet worden. In der Umgegend von Tschantan auf dem rechten Ufer des Hunho zerstreute an demselben Tage eine unserer Patrouillen 2 Streifwachen des Gegners, wobei 3 japanische Dragoner gefangen genommen wurden. Eine am gleihen Tage aus Ljaotshen nah Osten au8sgeschickte Patrouille fand den Dawan- goulinpaß von einer 200 Mann starken Tshuntschusenbande, die von japanischen Offizieren geführt wurde, beseßt. Beim Scharmüyel wurde ein Kofak getötet.

Eine amtliche Mitteilung aus Tokio besagt: :

Am 30. September wurden etwa 509 russishe Kavalleristen be- obachtet, wie sie chinesische Dschunken auf dem Hunho ver- brannten; sie wurden durch Feuer der auf beiten Ufern des Flusses stebenden japanis{hen Truppen vertrieben. Die russisch{che Meldung von der Verbrennung von 17 mit japanis{er Munition beladener

*Dschunken ist fal \ch. Man glaubt, daß diese Meldung das Ver-

halten der Russen entschuldigen solle, die chinesische Dschunken in Masse zerstörten, um zu verhindern, daß die Japaner sie cebrauchten.

Ein gestern in Tokio eingegangenes Telegramm des Generalstabes der Mandshurciarmee meldet, wie das „Reutershe Bureau“ berichtet :

Eine Abteilung des japanishen Vortrabes, bestehend aus einer Kompagnie Infanterie und einer Schwadron Kavallerie, griff am 2. d. M. 60 russishe Reiter, welhe Paohsingtun, 13 Meilen im Norden von Liaujang und 9 Meilen westlich der Straße nah Mukden, beseßt hielten, an und zerstreute sie. Die Japaner seßten die Rekognoszierung in der Umgegend fort und wurden von 230 russishen Neitern angegriffen. Nah kurzem Kampfe zogen si die Japaner ohne Verluste zurück. Die Russen verloren etwa 30 Mann. In der Front [des japanischen Heeres ist keine Ver- änderung eingetreten.

Aus Mukden wird der „Morning Post“ vom gestrigen Tage gemeldet, eine etwa 4000 Mann starke Abteilung von Fapanern und Tschuntschusen sei etwa 30 km südli von Hsinmint un tätig. Die Tshuntshusen würden von den ZFapanern als reguläre Truppen benußt und nähmen an den täglichen Gefechten teil.

Die „Russische Telegraphenagentur“ berichtet aus Ch arbin vom 4. d. M., nach den dort vorliegenden Meldungen scheine der General Kuroki die linke Flanke der Russen umgehen zu wollen, und außerdem s{heine die japanishe Armee den Vor- marsch gegen das Zentrum zu unternehmen. Jn der leßten p solle eine Ausschiffung japanisher Truppen stattgefunden

aben. FJapanishe Transportschiffe brähten Verpflegungs- mittel zur Mündung des Jalu, von wo sie auf Dschunken nah Schachedsi geschafft und weiter durch Kulis nah Föngwangtscheng befördert würden. An dem Bau einer Bahn von Föngwangtscheng nah Schachedsi für den Betrieb mit Pferden werde eifrig gearbeitet. Es verlaute, die Fapaner hätten mehrere Brücken über den Liaufluß bei Siaobeiche geshlagen und besserten die den Fluß entlang nordwärts führenden Wege aus. :

Der „Daily Telegraph“ meldet aus T\chifu, die ru/- sishen Verluste in den Kämpfen um den Hohen Hügel würden auf 2000 Tote und Verwundete angegeben. Na Berichten von Chinesen hätten die Japaner versuht, vor dem Gori Jtschan unter dem heftigen Feuer der Russen s{chweres

eshüß aufzustellen. Eine japanische Torpedoboots- flottille im Gelben Meere sei von shweren Stürmen heim- gesuht worden, habe starke Beschädigungen erlitten und an der Küste Schuß suchen müssen.

Aus Söôul wird demselben Blatte vom gestrigen Tage berichtet, nah einer Meldung aus Gensan seien 9 km von Hamheung 600 Russen eingetroffen; 2000 Russen mit scchs Feldgeshüßen würden in Puktschöng erwartet. Die Basis der Nussen in Nordkorea werde Jöngtscheng sein, wo 3000 Mann ständen. Die nördlich von Hamheung stehenden Russen entwickelten eine große Tätigkeit.

Nachrichten, die gestern in Peking über die Unruhe unter dem cinesishen Volke eingegangen sind, lauten, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, beruhigender. Die englische Gesandtschaft ist der Ansicht, daß kein Grund zu einer Besorgnis vorliege. Diese Ansicht werde dur den Bischo! Favier von der französischen katholishen Mission, der außer SLULO gut mit den chinesishen Verhältnissen vertraut |e\,

estätigt.

Wie das „Reutershe Bureau“ aus Gyangtse vom 3. d.” M. meldet, ist die vördere Kolonne der Tibetexpedition wohlbehalten auf der indischen Seite des Kharo-la-Passes eingetroffen. Der Rül marsch nah FJndien sei sehr anstrengend, die Kälte äußerst fireng gewesen. Es stelle sich jeßt heraus, daß der in Lhassa a pel oslene Vertrag vom chinesischen Amban in Lhassa nicht unterzeihnet worden sei, weil der Amban die zur Unterzeichnung erforderlihe Ermächtigung der Regierung in Peking nicht wbilies habe.

Afrika.

Aus Kapstadt vom heutigen Tage meldet das „Reutersd Bureau“: aht Buren, die mit dem Dampfer „Markgra aus Bermuda zurückehrten, sei die Landung verbote! worden, da sie die Leistung des Treueides ablehnten und

nationalitätslose und mittellose Personen nicht zugelassen würden,

Wie demselben Bureau aus Tanger vom gestrigen Tage gemeldet wird, haben die Truppen des Präten- denten über die Truppen des Sultans im Gebiet von Udschda einen großen Sieg davongetragen und die Feste Yin-Muluk erobert.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ehelihe Fruhtbarkeit in Preußen 1880 bis 1901.

Am besten wird die eheliche Fruchtbarkeit gemessen durch Gegen- äberstellung der in einem bestimmten Zeitraume vorhandenen gebär- fähigen, verheirateten Frauen mit der Zahl der in derselben Zeit ebelih geborenen Kinder, obwohl die räumliche Vergleichbarkeit durch die verschiedene Altersbeseßung mit gebärfähigen Chefrauen gestört wird. Als Höchstgrenze der Gebärfähigkeit ist im folgenden das 50. Lebensjahr angenommen.

Auf 1000 verheiratete Frauen im Alter bis zu 50 Jahren, welhe bei den Volkszählungen 1880 bezw. 1885, 1890, 1895 und 1900 ermittelt wurden, entfielen ehelich lebendgeborene Kinder jährli

ittel der Jahre: im Mitte i O 1880 1885 1890 1895 1900 : e 8 is is is is Regierungsbezirken: 1881 18866 1891 1896 1901

Königsberg . . . . 2807 2896 285,0 2820 263,9 Gumbinnén - .. «6 2720: 286,3 2893 287,2 28200,6 Manila... : « v Z0LL 9014 2950 9303/1 - 3021

Marienwerder . . . 309,8 323,7 3161 321,7 318,8 Stadtkreis Berlin . . 228,1 2018 190,0 1625 148,8

Potsdam . . . . 241,5 23659 235,3 215,6 - 186,6 Frankfurt. . . . . 2440 2420 237,9 2292 211,4 Gn 2095 2619 200 0483 2004 C 2D 280,0 2WOO 252,4 2100 Stralsund. . . . . 2286 231,4; 232,1 236,1 224,4 Poi... ¿2008 2900 62934 9050 30/2 Bromberg . . . . 306,2: ‘3217 3145 3244 320,5 Breslau ._,: 2004 2009 2045 2932 2451 E... 20S. 2910 2200 2214 2192 Obel. « ... 2002 31208 91009 9309 9298 Mae... 2000 2410 2920 2106. 1989 Mee. 2600 222 2029 24,0 29e G i 0E 2041. 2419 290990 229,8 Schleôwig. . . . . 23954 2364 2401 2384 221,1 Uet: «2009. 2000 291,2 296 2114 Deb 0 20039 2099 23096 2919 2194 a. @ 19089 2000: 2020 203,9. 198,4 E 2065 2410 2401 O. C8 Sa E. —. 2009 2010 20998 2692 203 O 2008 2024 2006 2100 Me e 2E 3000 3107 3280 ‘3411 Ma S 2800 2825-2904 2(69 Acnobera …. : « « L104 9136 3139 141 317,6 G 20S 2309 24239 290,0 208,6 Mieababen : ¿2939-2200 2215 2196 219 E o « BOE 2010. 29 2091 20/9 Meld . «019 3072 9022 29098 292,7 G BURO 2E. 290760 2852 28,9 S, 000 0000 066 2e 3197 Aaten . 3185 3204 - 3206 3158/7 3165

Sigmaringen. . . . 284,3 253,7 240,33 2645 276,0

I Staate . 2009 20090 201 20911, E3 sind also in Preußen drei Gebiete mit sehr hoher ehelicher Fruht- barkeit vorhanden: ein großes öôstlihes, welches die Provinzen West- preußen und Posen sowie den Bezirk Oppeln umfaßt, und zwei kleinere westliche, welh2z sh aus dem induftricreihen Arnsberg nebst Münster einerseits und Aachen mit Trier anderseits zusammenseten.

Die chelihe Fruchtbarkeitsziffer bewegte si 1900—1901 dem- emäß zwishen den Grenzwerten von 341,1 (Münster) und 148,8 Berlin) vom Tausend der gebärfähigen verheirateten Frauen, sodaß die Schwankungen ganz außerordentli sind. Höher als 300 stand sie außer in Münster in Oppeln (325,8), Bromberg (320,5), Trier (319,7), Marienwerder (318,8), Arnsberg (317,6), Aachen (316,5), Posen (307,2), Danzig (302,1), niedriger als 200, abgesehen von Berlin, in Potsdam (186,6), Lüneburg (198,4) und Magdeburg (198,9).

Wie bei der allgemeinen Geburtsziffer, zeigt sih auch bei der ehe- lihen Fruchtbarkeit eine deutlich erfennbare Abnahme. Im Staate belief sih die Fruchtbarkeitsziffer 1880/81 auf 267,1, 1885/86 auf 268,9, 1890/91 auf 265,5, 1895/96 auf 261,7 und 1900/01 auf 253,1. Größtenteils, doch mit Ausnahmen, prägte sich diese sinkende Tendenz auch in den Regierungsbezirken aus. Es betrug nämli der Unter- {ied der Fruchtbarkeitsziffer 1900/01 gegen 1880/81

in den Regierungsbezirken :

Königsberg. . . . . 16,8 | Sihleswig 14,3 Gumbinnèn 14 Danndber . 25,5 V + 11,0 e E 13,6 Marienwerder . 4+ 9,0 | Lüneburg . + 1,5 Berlin 79,3 | Stade . 1,0

otsdam 54,9 | Osnabrüdck + 12,4

rankfurt 32,6 | Aurich . + 10,9 Stettin . 27,7 | Münster +- 46,2 t E 7,0 | Minden 9,3 Stralsund . 42 | Arysberg . 4+ 7,2 Dn + 21,4 | Caffel . 16,2 Bromberg . + 14,3 | Wiesbaden 16,3 Breslau . 7,3 | Koblenz . 10,7 Liegnitz . 13,1 | Düsseldorf 19,2 De + 36,6 | Cöln . . 28,4 Magdeburg 38,1 | Trier . 16,0 Merseburg . 28,8 | Aachen . a «ca e DO Erfurt 24,6 | Sigmaringen . . . 8,3

Offenbar sind auf die Gestaltung und Entwickelung der fraglichen Ziffern nicht nur die Anziehungskraft der Industrie, die Alters- verteilung der Bevölkerung, die wirtschaftliße Lage, das Erbrecht, die Ehedauer usw. maßgebend gewesen, sondern vor allem auch Stammeseigentümlihkeiten, willkürlihe Beschränkung der Kinderzahl und andere persönlihe Momente. (Stat. Korr.)

Zahl, konfessionelle Verhältnisse, gerichtliche Bestrafungen und Berufswahl der Elementarschüler und die Kosten des Elementarschulwesens in Berlin.

Nach dem kürzlich ershienenen zweiten Teil des „Berichts über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Verwaltungsjahren 1895 bis 1900 sind in den Gemeindeshulen Berlins am Ende des Jahres 1895 185 690 Schüler unterrihtet worden, die ih auf 211 S{ulen und 3550 Klassen verteilt haben. Bis zum Schluß des Jahres 1900 stieg die Zahl der Schüler auf 210098 und bis Ende 1902, wie wir dem 27. Jahrgang des „Statistishen Jahrbuhs der Stadt Berlin“ entnehmen, auf 213481 (106039 Knaben und 107 4422 Mädchen), die Zahl der Elementarshulen von 211 auf 241 und 258 (Ende 1902) und die ihrer Klassen von 3550 auf 4242 und 4493. Seit dem Jahre 1897 ift die Irie Zunahme der Schülerzahl stetig geringer geworden; fie betrug în diesem Jahre 6027, i. J. 1900 nur noch 3679, i. J. 1901 nur 1249, i. J. 1902 2134 (886 Knaben und 1248 Mädchen). Troßdem hat die Stadt die Elementarshulklafsen erheblich vermehrt, was den

requenzverhältnissen sehr zugute gekommen ist: die durchshnittlice elegung der Klassen mit ülern fank weiter, und zwar von 55,61 tg ovember 1888 und 52,84 im November 1894 auf 48,80

Der Konfession nah waren von den Elementarshulfkindern

am Ende des Jahres evangelisch fkatholish jüdisch dissidentish 1895 168 999 12 732 3 574 475 1901 188 984 17 927 3 923 513.

In den 6 Jahren 1895/1901 betrug die Zunahme der Zahl der evangelischen Kinder 20075 oder 11,889%/%, die der fatholishen 5195 oder 40,80 °/o, die der jüdischen 349 oder 9,76% und die der L 38 oder 89/9. Diese Ziffern zeigen eine unverhältnis- mäßi ohe Zunahme der Zahl der fkatholishen Kinder, die sich im Volks\hulwesen Berlins insofern geltend mat, als die Katholiken fast nur folhe Schulen auffuhen, in denen aus\hließlich fatholisher Religionsunterriht erteilt wird. Dies führte zur Bildung neuer katholisher Klafsen ‘und Schulen, und es stig die Zahl der fkatholishen Schulen von 14 im Jahre 1895 auf 22 i. I. 1901, die der Klassen von 224 auf 388. Die jüdishen Kinder verteilen sich über die Schulen der ganzen Stadt; soweit erforderlih, wurde besonderer jüdischer Religions- unterricht erteilt, im Jahre 1901 an 36 Schulen.

Seit dem Jahre 1898 sind über die gerihtlihe Be- strafung von Schulkindern Erhebungen angestellt worben, die ergaben, daß :

im Jahre 1898 von 201 975 Kindern 359 oder 0,18 9/6,

é « 1899 200419 Ä 29. 016.

„1900| O 8 , 014, bestraft wurden. Von den 288 i. I. 1900 bestraften Kindern waren 265 Knaben und 23 Mädchen, d. h. es entfällt auf je 394 Knaben ein bestrafter Knabe und auf je 4596 Mädchen ein bestraftes Mädchen. Von den bestraften Kindern standen im Alter von 12 13 Jahren 41 Knaben und 1 Mädchen, im Alter von 13—14 Jahren 110 Knaben und 9 Mädchen, im Alter von 14 Jahren und darüber 114 Knaben und 13 Mädchen. Die Bestrafungen traten in den weitaus meisten Fällen wegen Diebstahls ein, auch wegen Unterschlagung, groben Unfugs oder Körperverl-ßung wurde eine An- zahl Kinder bestraft. Als Strafe wurden verhängt: in 156 Fällen E, in 9 Fällen Geldstrafe, in 5 Fällen Haft und in 118 Fällen efangni8.

_ Auf Anordnung des Königlichen Provinzialshulkollegiums wird seit dem Jahre 1900 auch über die Berufsarten, die von den aus den oberen Klassen der Gemeindeshulen ausscheidenden Kindern ge- wählt wurden, Nachfrage gehalten. Wenn es si bei diesen Angaben auch mehr um die beabsichtigte als um die tatsähliche Wahl des Berufs handelt, weil dieser in vielen Fällen mit einem anderen vertauscht wird, so gewährt die Statistik der Berufswahl doch auch in dieser Einschränkung ein Interesse. Die Ergebnisse im Jahre 1900 waren folgende: Von 9456 Knaben, die aus den oberen Klassen entlassen wurden, wollten 3547 Hand- werker, 1138 „Arbeiter“, 181 Fabrikarbeiter werden, 1301. ein teth- nisches Gewerbe, 572 ein Kunstgewerbe erlernen, 79 im Land- oder Gartenbau, 1073 im Handelsgewerbe, 109 im Gastwirtschaftsgewerbe, 396 als Shreiber tätig werden, 134 in Berufs\hulen, 277 in höhere Lebranstalten eintreten und 649 im Elternhause verbleiben. Von den 9709 Mädchen, die aus den oberen Klassen ausschieden, wollten 1264 dem Dienst im fremden Haushalt, 268 der Fabrikarbeit, 1041 privater Handarbeit, 1362 dem kaufmännischen Betrieb, 29 der Kunft, 18 dem Staatsdienst sh widmen, 221 in höhere Lehranstalten übergehen und 5506 im Elternhause verbleiben. ___ Die Verbessezung der Besoldungen, die Verminderung der Klassen- frequenz und die Anstellung von FaWlehrerinnen haben die an und für h hon jährli steigenden Kosten des Gemeindeschulwesens noch erhöht; fie betrugen im Etatsjahre 1890 8 302381 Æ, 1895 10 647 665 M, 1901 dagegen 14 473 837 M4; die Kosten für ein Kind 1890 47,95 4, 1895 56,87 f und 1901 68,48 Æ Eine Statistik, welhe die Aufwendungen für das Elementarshulwesen im ganzen Staate für das Jahr 1901 umfaßt, ergibt, daß die Kosten für ein Kind im Durchschnitt in den Städten 64 Æ, auf dem Lande 39 M betragen. Die Aufwendungen der Stadt Berlin überschreiten den allgemeinen städtishen Durchschnitt um fast 4,5

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand in der Berliner Holzindustrie (vgl. Nr. 234 d. Bl.) nimmt, wie die „Deutshe Warte* berihtet, immer größere Dimensionen an. Nicht nur Berlin, fsondern auch die meisten Vororte find beteiligt. In Frage kommen rund 18 000 Arbeiter. Hierzu würden noch etwa 6009 Musikinstrumenten- arbeiter binzuzurehnen sein, die zum größten Teil im Deutschen Holzarbeiterverband, Zentralstelle Stuttgart, organisiert find. Am Dienêtag wurde festgestellt, daß niht nur die Großbetriebe, sondern au ‘/; der Kleinbetriebe Gesellen entlassen haben.

Kunst und Wissenschaft.

v. A. Eine Ausstellung von seltener Reichhaltigkeit hat Schulte eröffnet, ihren Mittelpunkt bildet Lenbah. Die leßten Monate hatten allerdings Lenbahshe Kunst fast bis zum Ueberdruß gebraht. Nach dem Tode des Künsilers war ja kaum ein Kunstfalon, der nicht in aller Eile eine Nachlaßauëstellung arrangiert hätte, in der all jene eigentümlihen Bilder aus des Meisters leßten Jahren paradierten: diese R eoEE mit den medusenhaften, oft fast diabolischen ügen, brennendroten Lippen, verfchleierten, kalten Augen, und jene Männerbildnisse, in denen zum Teil recht \{lichte Naturen zu Helden ausstaffiert waren und die leere Pose folch erborgter Heldenhaftigkeit oft genug niht verbergen konnten. Vor diejer Flut gleihgültiger Bilder, die nur den Schein seines Wesens trugen, konnte man an Lenbah fast irre werden, sie waren gar zu sehr Manier und zeugten zugleiß von einer eigentümlich bitteren Menschenverahtung, die ihren Anblick noch unerquickliher machte. Die jeßige Ausstellung bei Schulte wird so fast zu einer Ehrenrettung des Künstlers, sie zeigt ihn von seiner besten Seite, niht nur auf der Höhe seines Könnens, sondern vor allem in seiner Fähigkeit, gewaltigen Naturen gerecht zu werden, das Große groß zu sehen und einfach und überzeugend zu ge- stalten. Hier, wo der Künstler seine ganze Persönlichkeit einsetßt, fühlt man, was er ist und was er kann, lernt man seinen Wert, der doch ein einzigartiger ist, aufs neue säßen.

All die gegenwärtig bei Schulte vereinigten Bilder, Oelgemälde, Pastelle und Ma Seinigen stammen aus Bismarckschem Besiß, zum ga Teil aus Friedrihsruh. In stattliher Neihe führen sie zum

eil unbekannte, zum Teil vergessene Porträts vor, naturgemäß in der Hauptsache Bildnisse von Bismarck selbst. Man kann hier nur das Oftbewunderte aufs neue bewundern, in wie außerordentlicher Weise der Künstler \sich in diesen gewaltigen Mann eingelebt hat, wie bei den zahllosen Studien und Bildern immer ein neuer Ausdruck festgehalten, unmittelbares Leben gegeben ist. Ob der Kanzler in ruhiger Kraft voll behagliher Würde erscheint, ob er ernst nahdenkend und doch gelassen im Armstuhl ißt, ob er \{licht mit Schirmkappe und Gehrcck zum Ausgang gerüstet ist, ob sein Gesicht, seltsam verändert, hager, mit großen, übermächtig leuchtenden Augen die Züge \{hmerzlihen, körperlihen und seelischen Leidens trägt oder sein Auge voll zorniger Kraft blizt immer fühlen wir, daß uns hier in Wahrheit etwas von jener großen Persönlichkeit erhalten ist, daß ein Teil von ihr in diesen Bildern lebt. Und dafür kann man dem Künstler niht dankbar genug feia.

Aber au in den anderen Arbeiten- tritt uns \eine reife Meister- haft entgegen. Wie eigen berührt zum Beispiel das Bildnis des alten Kaisers, dessen Züge, von soviel unberufenen Händen verwässert und s{hablonenhaft gemacht, uns hier in ihrem individuellen Leben ansprehen mit vollem persönlihen Zauber. Der milde, etwas müde Ausdruck, die vorgelehnte, leiht lässige Haltung haben etwas wunder- bar Beredtes, das unmittelbar den Menschen vergegenwärtigt. Auch aus dem Porträt der Fürstin Bismarck spricht der große Menschenkünder zu uns. In dies Frauenantliy legt er nichts von jenen merkwürdig verzerrten Zügen, die seine Frauenbildnisse fo leiht haben, hier weiß er all den Schmerz und die Güte wiederzugeben, die ein langes Leben

voll Leid und Freude hineingeprägt hatten und die die Fürstin auh nie zu verbergen suchte. Technish is die Arbeit ein Meisterstückx von wunderbar gedämpfter Farbenharmonie. Ferner find die Porträts der Söhne des Fürsten zu erwähnen, voll feiner, - treffender Charafteristik: der übermütig heitere Kopf des Grafen Wilhelm, dem der mättige Seclenernst des Vaters fehlte, das herrisch fühle Gesicht des Fürsten Herbert, dem wieder die ausftrômende Fülle der Persönlichkeit des großen Kanzlers mangelte. In dem Bildnis Shweningers sindet sih {on eine über- triebene Charakteristik, die eine Eigenschaft über Gebühr hervorhebt und betont. Doch bleibt der Gesamteindruck der Ausstellung durchaus erbhebend, große Menschen. von einem großen Künstler dargestellt, zu bleibender Bedeutung festgehalten. Auch in den Neben- sâlen ist eine erstaunlihe Fülle wertvoller Werke aus- gestellt, fast aus\chließlih sfolhe älterer Künstler, aber von diefen meist noch wenig bekannte Werke, die darum ein besonderes Interesse haben. In erster Linie kommen hier die Arbeiten Böcklins in Betracht, von denen einige in Berlin kaum bekannt sind. Da ist vor allem der entzückende „Sommertag*, ein Seitenstück zu dem gleihnamigen, fürzlih von der Dresdener“ Galerie erworbenen Bilde. s ist etwas lihter und fälter im Ton gehalten, als das andere, der Himmel ist von blafserem Blau, Laub und Stämme der Bäume, duúurch die der Sommer- wind fährt, sind grau, nur das Blau des Flufses und das Grün der Wiesen, in denen die Kinder spielen, sind tief und kräftig. Besonders reizend ist die kleine „Frühlingslandshaft“ aus dem Jahre 1865, die der Künsiler für die Gräfin Z2pplin malte. Nackte Kinder \vielen an einem Flußrand, sie haben \sich Rohrflöten geshnitten und blasen darauf; von den Tönen gelockt, kommt eine Frosgesellschaft angeschwommen. Alle Elemente humorvoller, inniger Naturbeseelung finden \sch hon in dieser frühen Arbeit, die darum ein doppelt wertvolles Dokument ist. Noch weiter zurüd, aus dem Jahre 1862, datiert „der Teufel, der sih in der Wald- \ckchmiede den Huf beslagen läßt*. Es ist trüber und shwerer in der Farbe, aber dur Kraft der Bewegung und Gruppierung ausgezeichnet. Wenig bekannt ist auch der „Frühling8abend“ mit seiner eigentümlih traurigen Stimmung und der |chwermütigen Farbenharmonie des grau- blauen Himmels und der braunen Felsen.

In demselben Raum sind ein paar Arbeiten von Gebhardt ausgestellt. Sie scllen hier nur erwähnt werden, da die Kollektiv- ausstellung des Künstlers im Künstlerhause eine eingehende Würdigung jeines Schaffens gewährt. Thoma mit „Adam und Eva“, Zügel mit einer Schafherde find bekannt. In hohem Grade beahtenêwert find indes die Radierungen von Stauffer- Bern. - Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß diese wertvollen Blätter einmal wieder einem größeren Publikum gezeigt werden, damit es an dieser hohen, tebnishen Vollendung sein Auge bilde und auch den tehnisch vielfah übershäßten Klingershen Radierungen gegenüber einen Maßstab gewinne. Man merkt in den Blättern den künftigen Plastiker, es modelliert und rundet sich alles unter seiner Hand. Die Umrifsse sind fast wie aus Erz gegossen, aber der peinlich genaue Strich fügt sih zu ‘wunderbarem Leben. Wo noch duftige Weichheit hinzukommt, wie in dem Selbstporträt des Künstlers, ift Vollendetes erreicht. Mit drei Arbeiten ist Trübner vertreten, fie sind voll blühenden Lebens und weicher Farbigkeit. Die Studien und Gemälde von Rudolf Schi ck, dessen Tagebuchaufzeihnungen über Bécklin bekannt sind, haben mehr ein kunsthistorishes Interesse. Sie erinnern hier und da an Ludwig Richter.

In Paris ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Bildhauer F. A. Bartholdi, aus Colmar gebürtig, der Shöpfer des am New Yorker Hafeneingang stehenden Kolofsalstandbildes der Freiheit, gestern im Alter von 70 Jahren gestorben.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Konstantinopel, 4. Oktober. (W. T. B.) Die gegen Port Said angeordneten sanitären Maßnahmen sind aufgehoben worden.

Verkehrsanftalten.

Es empfiehlt ih, die Weihnachtspakete nah überseeischen Ländern, namentlich nach den Vereinigten Staaten von Amerika, möglihst hon Anfang November zur Post zu liefern, damit die rechtzeitige Aushändigung dieser Sendungen an die Empfänger gesichert ist.

Hamburger Seeschiffahrt in den ersten neun Monaten 1904.

Die Dreivierteljahrsftatistik über die hamburgishe See- \chiffahrt, die mit dem Ablauf des September vom Handels- stätistishen Bureau in Hamburg ausgegeben wird, erfreut sich alljährlih lebhafter Beachtung, da sie immerhin s{hon einen Schluß auf die wahrscheinliche günstige oder ungünstige Ge- staltung des Seeschiffahrtéverkehrs während des ganzen Jahres zuläßt. Wie in den vergangenen Jahren, kann nun auch dieëmal ein günstiges Resultat für die abgelaufenen neun Monate konstatiert und damit ein gutes Prognostikon für das Ende des Jahres gestellt werden; denn die LTonnage der einkommenden Schiffe belief sich auf 7288 353 Tons netto und weist damit eine Steigerung von 482 497 Tons gegen das Vorjahr auf; die ausgehende Sciffstonnage stellte fich auf 7272859 Tons und um 411 892 Tons höher als im entsprehenden Zeitraum 1903. Die Anzahl der Schiffe hat gegen 1903 ebenfalls zugenommen ; es kamen 11360 (1903: 10665) Schiffe ein, und 11326 is 10 656) Schiffe gingen aus. Diese Steigerung des Seeschiff- ahrtêverkehrs ist beträhtlicher,. als fie in jedem der 5 vorhergehenden Jahre, deren Zahlen die Statistik ebenfalls angibt, gewesen ist.

Der geschilderte Schiffsverkehr zeigt sich dem des Vorjahres gegenüber insofern verschieden, als seine Vermehrung nicht aus\chließlich den Dampfschiffen zu verdanken ist. Während 1903 die Segelschiffbewegung der Tonnage nach einen Rückgang er- litten hat, ist ihr an der Steigerurg des gesamten Schiffs- verkehrs in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ein nicht unbeträhtliher Anteil zuzuschreiben, und zwar sowohl hin- sihtlich der Tonnage als auch hinsichtlich der Schiffszahl. 7270 Dampfer und 6 527 104 Nettotons kamen herein, 148 Dampfer und 371694 Tons mehr als im entsprehenden Zeitraum des Vorjahres. Einkommende Segelschiffe wurden 4090 mit 761 249 Tons gezählt, das ift gegen 1903 eine Steigerung um 547 Segelschiffe und 110803 Tons. Aehnlih liegen die Zahlen bei den ausgehenden Dampf- und Segelschiffen. Vergleiht man diese Resultate mit den entsprehenden Zahlen des voraufgehenden Jahr- fünfts, fo kann man bezügli der Segelichiffe ein wechselweises Ab- und Zunehmen, bezüglih der Dampfschiffe ein gleihmäßiges Ansteigen deutlih erkennen. :

Der hamburgishe Seeschiffverkehr mit transatlantischen Häfen hat der Shiffszahl nah einkommend eine Steigerun ausgehend einen Rüdckgang erfahren, während der Verkehr m europäishen Häfen in beiden Richtungen eine größere Zahl Schiffe als îm gleihen Zeitraum des Jahres 1903 +bewegte. Da die Tonnage dieses transatlantishen und europäif Verkehrs in der Schiffahrtéstatistik nicht angegeben ist, kann man nicht feststellen, ob auf allen Seiten ein wirklicher Fortschritt vorliegt; es is aber mit ziemliher Sicherheit zu ver- muten, daß dem so ist, da das Gesamtwachstum der Tonna so beträhtlich" gewesen und die bekannte heutige Tendenz, d Tonnage des modernen Seeschiffs möglihst zu vergrößern, fortgeseßt eine starke Vermehrung des Schiffsraumes bei gleihzeitigem geringem Schwinden der Schiffszahl bewirkt. Der gewaltige Seeschiffsverkehr von

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