1884 / 84 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Apr 1884 18:00:01 GMT) scan diff

kommunalständishen Anstalten in dem kommunalständishen Verbande des Regierungsbezirks Wiesbaden insofern eine Lüde enthalte, als im §. 2 leßtes Alinea bestimmt sei, daß die erhaltene Stimmenzahl resp. bei Stimmengleichheit das Loos für die Reihenfolge der Einberufung der Stellvertreter maßgebend sein solle. Nun komme aber, wie jeßt, der Fall vor, daß nur ein Stellvertreter aussheide und neu zu wählen sei und dessen Plat in der Reihe der Stellvertreter also nicht bestimmt sei, da das Wahlkollegium ein verschiedenes sein könne und werde. Der Kommunal-Landtag nahm mit Stimmeneinheit an, daß das neugewählte Mitglied stets als Leßter rangiren solle. Es wurde darauf zur Wahl für ein ausscheidendes Mitglied des kommunalständishes Ausschusses und eines (des 3.) Stellvertreters geschritten und als Mitglied Hr. Grimm und als Stellvertreter der Bürgermeister Raabe gewählt. Als Landesbank-Beiräthe wurden durch Akklamation die bisherigen, nämlih die Hrn. Lotichius, Hilf und Hesse wiedergewählt, zum bürgerlihen Mitgliede der Ober-Ersaß- kommission der 41. Jnfanterie-Brigade Hr. Münch, zu seinem Stellvertreter Hr. Baldus, zum bürgerlihen Mit- gliede der Ober - Ersaßkommission der 42, Jnfan- terie - Brigade Hr. Schôn und zu seinem Stellvertreter Hr. Schneider gewählt. . Das Mitglied für die Geschäfte der Rentenbank in Münster, Regierungs-Rath Schellenberg und dessen Stellver- O Hr. Dr. Schirm wurden durch Akklamation wieder- ewählt. N Ein soeben eingegangenes Gesuch der Gemtinde Herborn- seelbah um Gewährung eines Darlehens zur Beschaffung einer Feuersprize wurde dem kommunalständishen Ausschusse

überwiesen. :

Da hiermit sämmtlihe Geschäfte erledigt waren, wurde der 16, Kommunal - Landiag Namens Sr. Majestät des Königs von dem stellvertretenden Land- tags-Kommissarius, Regierungs-Präfidenten von Wurmb mit einer kurzen Anrede geschlossen, worauf Seitens des Vor- fißenden, Grafen von Matuschka, ein Hoh auf Se. Majestät ausgebraht wurde, in welches die Anwesenden auf das Lebhasfteste einstimmten.

Wiesbaden, 5. April. (W. T. B.) Jhre Majestät di- Kaiserin von Oesterreich ist heute Nachmittag über Hèehst nah Heidelberg abgereist.

Bayern. München, 5. April. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe berieth heute den von der Abgeordnetenkammer abgelehnten Antrag der Regierung, be- treffend die Aufbesserung der Beamtengehälter und beschloß einstimmig, die hierfür geforderten 1 171 270 46 in den Etat einzustellen. Den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer be- züglich der Kultur-Rentenbank, der Feuerversiherung des Hof- theaters, der Ablösung der Haupflicht für die Annenkirche, der Zuschüssé zu den Kirchenbauten in München und Nürn- berg, sowie bezüglih des Ausbaues des Hafens in Ludwigs- hafen ertheilte die Kammer der Reichsräthe ihre Zustimmung.

Freiherr von Cramer- Klett, Mitglied der Kammer der Reichsräthe, ist gestorben.

7. April. (W. T. B.) Jn der Abgeordneten - kammer erklärte heute in Beantwortung der Getreide - zoll - Jnterpellation des Deputirten Off der Mi- nister des cFnnern: es lägen dem Bundesrath mehrere

darauf bezüglihe Eingaben vor; die bayerishe Regierung

sehe sih daher zur Ergreisung der Jnitiative nit veranlaßt, sei aber bercit, jede mäßige Erhöhung der Getreidezölle zu unterstüßen. Bezüglih der Aufbesserung der Beamten - gehalte beharrte die Kammer bei ihrem fcüheren Beschluß. Die vom Reichsrath beschlossene bezügliche Modifikation wurde in namentliher Abstimmung mit 101 gegen 36 Stimmen abgelehnt.

Vaden.

Heidelberg, 5. April, (W. T. B.) Jhre Majestät die Kaiserin von Oesterreich ist heute Nach- míttag von Wiesbaden hier eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. April. Die „Wiener Se veröffentlicht die Eisenbahnkonvention mit der

ürkei, Serbien und Bulgarien.

Pest, 5. April. (Wien. Ztg.) Im Abgeordneten - hause ist die Verhandlung über die Gewerbegeseß- Vorlage heute von §8. 44 bis 58, also bis zum 111. Ab- schnitte gediehen und wird erst nah den Feiertagen in der auf ¿n 21. d. M. anberaumten nächsten Sißung fortgeseßt werden.

Belgien. Brüssel, 6. April. (W. T. B) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist auf der Rückreise von London heute Nachmittag kurz nach 1 Uhr von Antwerpen hier eingetroffen und von Sr. Majestät dem König sowie von Sr. Königlichen Hoheit dem Grafen von Flandern am Bahnhofe empfangen und nah dem Königlichen Palais geleitet worden.

6. April, Nachts. (W. T. B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz hat heute Abend 11 Uhr 10 Minuten die Reise nah Berlin fortgeseßt. Se. Majestät der König und Se, Königliche Hoheit der Graf von Flandern gaben Höchstdemselben bis zum Bahnhof das Geleit, wo auch der deutsche Gesandte Graf Brandenburg mit dem Gesandtschafts- personal zur Verabschiedung anwesend war. Die hier wohnenden deulshen Staatsangehörigen hatten sich in großer Anzahl auf dem Bahnhofe eingesunden und begrüßten Se. Kaiserliche Hoheit mit enthusiastishen Zurufen.

Großbritannien und Jrland. London, 5. April. (W. T. B.) Die Beisezungsfeierlichkeit in Windsor begann heute Vormittag 11 Ühr. Der Sarg mit den irdischen Ueberresten Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs von Albany wurde in Prozession von der Prinz-Albert- Kapelle nach der St, Georg: Kapelle durh Mannschasten des Schottischen Regiments, dessen Oberst der verewigte Prinz war, getragen. Demselben folgte Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wal es, welchem zur Seite Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen gingen, während Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Streliß, die Prinzen Ludwig von Battenberg, Eduard von Sachsen-Weimar, Philipp von Sachsen-Coburg und der Fürst von Waldeck sowie die Spezialgesandten der fremden Souveräne und andere hohe Würdenträger folgten. Jhre Majestät die Königin, umgeben von den Prinzessinnen, der Großherzogin von Medlenburg-Streliy und der Prinzessin Friederike von Han- nover, sowie das diplomatische Corps, die Minister, hoch:

estellte Geistlihe und politishe Notabilitäten erwarteten den GE vg in der St. Georgs-Kapelle. Sobald derselbe hier angelangt war, fand die Leichenfeier statt, nach welcher der Sarg in die Königliche Gruft hinabgesenkt wurde. i

Frankreich. Paris, 5. April. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat den Beshluß des Senats, wo- nach die Pariser Munizipalwahlen mittelst des Listen- scrutiniums in jedem der bestehenden A rrondissements stattfinden sollen, abgelehnt und ihren Beschluß, daß vier große Wahlbezirke gebildet werden sollen, in denen die Waÿyl mittelst des Listenscrutiniums zu erfolgen hat, mit 334 gegen 156 Stimmen aufrechterhalten. : :

Jn dem Kohlenrevier von Anzin wurden drei strikende Arbeiter und eine Frau, welhe gestern den Händen der Gensd'armerie einen Arrestanten entrissen, heute verhaftet und von Dragonern abgeführt. Die Escorte Mann- schaften wurden dabei von strikenden Männern und Frauen, welche Steine und Koth auf sie warfen, umringt, bewahrten aber anerkennenswerthe Ruhe. Der „Temps“ hebt den Ernst dieses Vorganges hervor und sagt: die Strikenden, die bisher eine geseßliche Haltung beobachteten, suchten ge- genwärtig die Wiederaufnahme der Arbeit zu hindern. Das Blatt giebt eine Darstellung der Gewaltthätigkeiten gegen die Gensd'armen und Soldaten, welhe von ihren Offizieren kaum zu halten gewesen wären, und konstatirt, daß die Be-: wegung durch sozialifstishe Heßer verursaht worden sei, denen es darauf ankomme, die Anstrengungen, welhe im Jnteresse der Menschlichkeit und der Republik zur Beilegung des Strikes gemacht würden, zu vereiteln.

In Cochinchina sind einige Cholerafälle vor- gekommen.

7. April, rüh. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Hanoi, von gestern, meldet: Die Expedition gegen Honghoa hat begonnen. Die Konzentration der Brigaden Brière und Négrier erfolgte bei Sontay; beide werden am Ufer des Schwarzen Flusses, die erste am linken, die zweite am rechten User desselben, vorgehen; die Mitwir- kung der Kanonenboote wird durch das sehr hohe Wasser ershwert. Der Feind wird, wie es heißt, von Lionvinloc befehligt; die Zahl der Mannschasten der Schwarzen Flaggen wird auf 3000, diejenige der Chinesen auf 12000 Mann geschäßt; ein Theil der Leßteren soll den Weg auf dem linken Ufer des Rothen Flusses vor Honghoa beseßt halten.

Bei der gestern in Moulins (Departement Allier) statt- gehabten Nachwa hl zur Deputirtenkammer wurde Bruel (Republikaner) mit 5859 Stimmen zum Deputirten ge- wählt; der Kandidat der Monarchisten, Corne, erhielt 4604 Stimmen.

Spanien. Madrid, 4. April. (W. T. B.) Die Polizei hat bei einem hiesigen Sattler, welcher der re- publikanishen Partei angehört, eine Niederlage von geladenen Bomben und Waffen entdeckt, welche seit zwei Fahren vergrahen waren und sih in gänzlich verrostetem Zustande befanden. Jn der der Regierung befreundeten Presse wird diese Sache nur als ein Beweis für die mangelnde Wachsamkeit der früheren Regierung hervorgehoben, ohne daß derselben sonst irgend welhe Bedeutung beigemessen wird. Die Wahlbewegung scheint eine belebte zu werden. Das Wahlmanifest von V Dominguez spriht sich in sehr monarhistishem und zi6 uh konservativem Sinne aus, wäh: rend das von ‘Linarès Rivas in radikalcerem Sinne ge- halten ist.

6, April, Abends. (W. T. B.) Der oberste Gerichts- hof hat, urter Avändczung des von dem Gerichtshof in Xeres in dem Prozeß gegen die Mitglieder der „Schwarzen Hand“ gefällten Urtheils, alle 15 Angeklagten zum Tode verurtheilt.

Nach in New-York eingegangenen Meldungen aus Cuba ist ein jüngst unter Aguero von Key-West nah Cuba ab- gegangener Freishaarentrupp am 1. d. M. in Cuba gelandet und wird von den spanischen Truppen verfolgt.

Îtalieu. Rom, 5, April. (W. T. B.) Ju der beutigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte bei der Be- rathung über das Budget des Aeußeren der Minister Mancini: das Ministerium werde seinem Programm des Friedens, der Sicherheit und der Würde treu bleiben und alle seine Kräfte der Erreihung dieses Zieles widmen. Die allgemeine Meinung Europas gehe dahin, daß Jtalien Ne- sultate erzielt habe, die nicht zu verachten seien; Zeit und Beharrlichkeit würden ihm noch größere einbringen. Die sehr intimen Beziehungen zu ODesterreich- Ungarn und Deutschland vertrügen \ich sehr wohl mit den guten Beziehungen, die Jtalien mit allen Mächten unterhalte, und ließen niht besürchten, daß diejenigen zu Frankreich erkalteten. Auch hätten sih, was die Beziehungen zu Frankreich anlange, Dank der von beiden Seiten bei den schwierigen Unterhandlungen bewiesenen versöhnlichen Gesinnungen, die Wolken zerstreut; die gestrigen Er- klärungen des französishen Conseils-:Präsidenten Jules Ferry seien davon der beste Beweis. Der Minister bedauerte gewisse Zweifel und Unsicherheiten, welche in Ftalien in Folge einer verdähtigenden Auslegung der Worte von Staatsmännern anderer Länder entstanden seien, und sagte: Jtalien müsse in sih selbst das Bewußtsein seines Werthes tragen und leßteren niht nach den Worten eines Anderen s{häßen. Die Erklärungen des Ministers Kal- noky in der ungarischen Delegation seien gewaltsam verdreht worden, um darin eine Andeutung zu finden, als ob die Stellung Jtaliens in der Tripel-Allianz von derjenigen Oesterreichs und Deuischlands sih unterscheide. Der Minister bekräftigte seine früheren Erklärungen, daß Jtalien mit vollkommener Parität und Gegenseitigkeit der Bedingungen in die Allianz eingetre- ten sei. Die Annäherung Rußlands an Deutschland müsse, troy der Besürchtungen gewisser Deputirten, im Gegentheil als ein Ereigniß begrüßt werden, welches den Frieden, den Haupt- zweck der Allianz, nur noch besser zu verbürgen geeignet sei. Die Stellung Ftaliens in Europa habe fi in diesem Jahre in allen Beziehungen gebessert und werde sih noch mehr bessern, wenn die Kammer dem Ministerium ihr Vertrauen bewahre. Das Ministerium beabsichtige, auf dem bisher innegehalte- nen Wege zu verharren. Fn Erwiderung auf die Frage Brunialti's und andere Fragen bezüglich des S tat Jtaliens zu der Sudan- Angelegenheit sagte der Minister Mancini: er halte über diesen Punkt Reserve für angezeigt, da die Mächte den Augenblick noch niht für gekommen er- achteten, ihre Ansichten auëzutauschen, besonders nah den Er- klärungen der englishen Regierung im Parlament. Der Minister legte hierauf das Gelbbuch über die an die

italienishen Staatsangehörigen in Egypten zu leistenden Entschädigungen vor. Die Berathung wird am Montag fortgeseßt werden. i 2 i

7. April. (W. T. B.) Die fusionirte Linke bes{hloß, für die heute stattfindende Wahl des Präsidenten der Deputirtenkammer Cairoli wiederum als Kandidaten aufzustellen.

Griechenland. Athen, 4. April. (W. T. B.) Die Ka mmer hat den neuen Zolltarif gestern Abend endgültig angenommen.

Türkei. Konstantinopel, 5. April. (Wien. Ztg.) Der Adjutant des Sultans, Drigalski Pascha, wurde an Stelle Strecker Paschas, welcher demissionirte, zum Comman- deur der ostrumel {schen Miliz ernannt.

Ein Telegram.n des „Reutershen Bureaus“ aus Kon- stantinopel, vom 5. d., meldet: die Pforte habe ihren Bot- schafter in London, Musurus Pascha, beauftragt, Lord Granville um Auskunft über die Absichten Englands bezüglich Egyptens zu ersuchen.

Bulgarien. Sofia, 6. April. (W. T. B.) Der frühere Finanz-Minister Nath ovit\ch ist zum diplomati: schen Agenten Bulgariens in Bukarest ernannt worden und begiebt sich {on morgen dorthin. Der für Kon- stantinopel ernannte diplomatishe Agent Bulgariens, cFakofgheroff, tritt noch im Laufe dieses Monats seinen Posten an.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 6 April. (W. T. B.) Die: déutshe ¿St. Petersburger Zeitung“ erfährt, daß bei dem Ministerium der Wege und Ver- fehrsanstalten eine Spezial-Kommission eingeseßt worden sei, behufs Ausarbeitung von Vorschlägen zur Ver- meidung von Defizits in den Bilanzen der von der Regierung garantirten Eisenbahnen.

Der „Gazukschen Zeitung“ in Moskau ist wegen der von derselben an den Tag gelegten s{hädlihen Richtung auf Grund des Preßgeseßes durch Conseilsbeshluß der Ober- Preßverwaltung die erste Verwarnung ertheilt worden. Dem Journal „Sowremenn ya Jswestija“ ist der Einzel- verkauf wiederum gestaitet worden.

7. April. (W. T. B.) Neun Bauern aus dem Dorfe Karabinowska_im Kreise Nowomoskowsk sind wegen Widerstandes gegen die Obrigkeit gelegentlih der vorjährigen Ausschreitungen gegen die Juden dem Geschwornen- gericht überwiesen worden ; die gerihtlihe Verhandlung soll in nächster Zeit stattfinden.

Schwedeu und Norwegen. Stoc(holm, 3. April, (W. T. B.) Die in einigen s{wedischen Zeitungen erwähnten Gerüchte, wonach die norwegische Regierung dur Gesandte der vereinigten Reihe an gewisse auswärtige Re- gierungen die Anfrage gerichtet hätte, ob sie in dem nor- wegischen Konflikt eventuell auf eine Unterstüßung von Seiten dieser Regierungen rechnen könne, und wona Leßtere diese Anfragen beantwortet hätten, werden offiziell als vollständig grundlos bezeichnet.

Süd-Amerika. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Valparaiso, vom 5. d. M., war am Abend vorher zwischen Chile und Bolivia ein Waffenstillstand auf unbe- stimmte Zeit unterzeichnet wordén.

Afrika. Egypten. Kairo, 6. April. (W. T. B,) Der Conseils-Präsident Nubar Pascha hat, weil es ihm nicht möglich sei, mit dem Generalsekretär Clifford Lloyd Hand in Hand zu arbeiten, dem Khedive heute seine Entlassung eingereiht. Der Khedive hat dieselbe indessen vorläufig nicht angenommen. Nubar Pascha hatte sich auch zu dern General: konsul Baring begeben, um demselben seinen Demissions- Entschluß mitzutheilen.

7. April. (W. T. B.) Es werden Anstrengungen gemacht, Nubar Pascha zum Verbleiben auf seinem Voften zu bewegen. Die Differenzen zwischen ihm und Clifford Lloyd sind der englishen Regierung unterbreitet worden. Nubar Pascha versieht inzwischen seine Funktionen weiter.

Zeitungsftimmen.

Dem „Centralblatt für die Textilindustrie“ wird aus Berlin geschrieben :

Schreiber Dieses war in leßter Woche in Paris, um die neuesten Erscheinungen im Reiche der Mode zu besichtigen, denn für die Be- stimmung der Mode wird Paris, so lange es Agra anzuziehen versteht, immer noch tonangebend bleiben, obgleich auch hierin der große außergewöhnliche Luxus, der die Mode erst zur rechten Ent- faltung bringt, nachgelassen hat. Das große Konfektionsgeschäft ist den Parisern vollständig durch unsern Berliner Plaß entrissen wor den. Der Export hat si vollständig nah Berlin gezogen, nur Süd- amerika unterhält noch Verbindungen mit Paris, doch kennen wir viele Kommissionshäuser, die ihre Konfektion bei uns kaufen und diese dann als franzöfis%e Waare nah Buenos-Ayres 2. versenden; fo waren vor éiniger Zeit 3 Chefs vershiederer Pariser bekannter Weltfirmen hier und placirten belangreihe Ordres. Alle diese Waaren werden mit französishen Etiquettes versehen und in Paris umgepackt, um denselben jedes deutsche Merkmal zu benehmen. Aber auch dieser Markt wird den Franzosen nicht lange mehr bleiben, denn unsere Hamburger Firmen sind auf bestem Wege, dieses Ge- \chäâft an sich zu reißen, umsomehr als eine neue Dampferlinie Hamburg-Rio in Kurzen eröffnet werden soll.

Wenn nun auch die Pariser die Berliner als ihre bestgehaßten Konkurrenten betrachten, so liegt der Verfall der Pariser Konfektion (wir \sprehen niht vom Modellgeschäft) nicht allein in der Nührigkeit und Strebsamkeit unserer Berliner Herren, sondern auch in der s{lechten Arbeit und Ausführung der Pariser. Gerade in diesem Punkte hat Berlin Paris weit überholt und während wir noch vor 10 Jahren französische Arbeit als leuhtendes Vorbild annahmen, können wir heute mit Stolz au diesen Erfolg zurückblicken, zudem kommt noc, daß wir es verstanden haben, uns einen Stamm von Arbeitern bei billigerem Arbeitslohn heranzuziehen, der unübertrefflih ist, sodaß nah menschlicher Berew- nung für Ingbsehbare Zeit Paris darauf verzichten muß, auf_ den! Weltmarkte mit Berlin zu konkurriren. Paris findet seine Stärke und seinen Absaß im Modellgeschäft, das immerhin für diejenigen, die es machen, recht lohnend ift, .

Ferner aus Bielefeld, Ende März: :

Die Flachs\pinnereien hatten während der erften Monate dieses Jahres flotten Absatz ihrer Fabrikate zu verzeibnen. Die Läger find klein, namentlich in gebleichter Waare. Auch Rohgarn war lebhafter in Frage als gewöhnlih. Ob die Konjunktur des Flachsmarktes den Spinnereien im laufenden Jahre so günstig scin wird wie im e flofsenen, erscheint zweifelhaft. Für die mechanischen Leinen- S Halbleinenweberei war der Geschäftsgang in der letzten Zeit ein for! geseßt ret guter bei festen Verkaufspreisen. Die Leinenhandweberel ist seit einigen Jahren mit ihrem Absay mehc und mehr auf e inländishen Markt beschränkt worden. Der Erport (namentli

kommen Lieferungen nah Rußland in Frage) bat erhebliche Einbuße gelitten; die Zollverhältnifse hier und dort sind dabei von großem Einflufse gewesen. Uebrigens war der Bertrieb im abgewichenen Jahre ein sih ziemlih leiht und regelmäßig vollziehender, und man ift mit verhältnißmäßig kleinen Lägern in das Jahr 1884 eingetreten ; in Folge dessen gestaltete si@ die Produktion zu einer recht leb- haften. Die Löhne erfuhren eine Steigerung, welche mit 10% kaum zu ho veranschlagt wird; diese Lohnerhöhung führt sih nicht allein auf die Lage des Leinengeschäfts, sondern zum nit geringen Theil auf die im Arbeitsmarkte \ih geliend machende Konkurrenz anderer Webereibranchen (Plüsch, Seide) zurück. . . . Jn der Wäsche- fonfektion ist es \chon seit Monaten weniger lebhaft, als in den entsprebenden Abschnitten vorausgegangener Jahre. Die Mode ver- harrt bei einfahen Mustern und übt nit nur einen einshränkenden Einfluß auf den Werth des Umsayes aus, sondern sie läßt auch der Ausbeute des Arbeitsstückes durch die Arbeiterin einen geringeren Spielraum. Einige derjenigen Industrien, welche in den lezten Jahren in hiesiger Gegend ganz erheblich an Ausdehnung ge- wonnen haben, ift die Möbelplüshweberei. Die Zahl der für diese Brande in der Umgebung Bielefelds aufgestellten Webstühle beträgt bereits mehr als 1000. Das Jahr 1883 war für den Artikel ganz besonders günstig i

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Corre- spondenz“ äußert:

In einer L'esprebung der vorläufigen Montanstatistik für das Zahr 1883 gefällt es der „Freih. Correspondenz“ durchaus nit, daß der Durschnittspreis der Maßeln, also des Rohmaterials, um 12,4 °/o, der Preis der Flußeisenfabrikate aber um 18,5 9/6 gesunken ift, und sie knüpft die Bemerkung daran: „daß wie es eint, haben hier somit die „hohen“ (?) deutshen Eisenzölle weder einen beträchtlihen Preis- rückgang, noch eine Einschränkung der Produktion verhindern können.“ Das geehrte Organ "ift ergebenst ersucht uns vorzurecnen, wie der Preis der Maßeln und der Flußfabrikate erst dann stehen würde, wenn die Eisenzölle aufgehoben wären, und wie viele Millionen von Arbeitern und bezw. ihrer Angebörigen, in Folge der Aufhebung der Eisenzölle jeßt betteln gehen müßten.

Jn dem „Metallarbeiter“ lesen wir:

Unsere französisben Nachbara merken mit Schrecken, wie die Einfuhr nah Frankreich sih fteigert und wie auf dem Weltmarkte besonders deutsche Industrie mit Erfolg ihre frühere Machtstellung namentlih in den Kunstgewerben untergraben hat. Thatsächlich_ geht im Großen und Ganzen die französische Industrie im Auslande immer mehr bergab. Es fehlt nicht an Leuten, welhe diesen Zu- stand bemerken und beheben wollen und is es befonders interessant zu hôren, wie allseitig nur Deutschland die Schuld an diesen {lechten Verhältnissen zugeswoben wird. Gelegaent- lih eines Berichtes, welhen der Professor an der tehnishen Hoch- \chule (école centrale) in Paris, Hr. Jordan, über eine Studienreise nah Deutschland erstattet hat und in welchem er die unverhältniß- mäßig große Anzahl ausländisher Studenten in Deutschland der besseren Einrichtung und reihen Ausstattung unserer deutschen teh nisben Hocbschulen, und zwar mit Necht zuschreibt, kommt derselbe nad „le génie civil“ zu dem interessanten Stlusse: „Daß das Deutsche Reih den Kampf gegen Frankreih aufgenommen habe auf dem Gebiete der Industrie, was die französischen Fabrikanten und

andwerker nur zu fehr empfinden; es habe sich gerüstet und rüste ih zu diesem Kampfe in weit höherem Maße als Frankreih. Die junge Republik, welche soviel für den Elementorunterriht gethan habe, zum Nuten der Jugend und zur Ehre der Regierung, dürfte seine Industrie niht ungewaffnet lassen gegenüber den Rüstungen der fremden Industrie.

__ Eine ähnliche Bewegung, ein gleiches Streben zeigt ih in den jüngsten Verhandlungen der „Société des ingénieurs civils“, wele an die Regierung die dringende Mahnung ritet, durch Entsendung geeigneter Techniker die ausländischen Absatzgebiete und Fabrikations- methoden zu erforschen, um der immer drohender sih gestaltenden Einfuhr fremder Erzeugnisse begegnen zu können.

Ferner veröffentlihen soeben tie französishen Blätter eine lange Grklärung des Hrn. Simon Legrand.

Diese Beobachtungen find durchaus richtig; Deutschlands Jn- duftrie gewinnt immer mehr Fuß auf dem Weltmarkte, was felbst- verständlih mit der Gesundung feiner heimischen gewerblichen Ver- hältnisse nur Hand in Hand gehen kann, da ersteres ohne letzteres kein natürlicher Zustand ift.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 16. Inhalt: Verfügungen: vom 31. März 1884. Vorschriftswidrige Ausfüllung des Formulars zu Postaufträgen nah Desterreih-Ungarn. —- Vom 1. April 1884, Post-Dampfschiffverbindungen mit Dänemark und Eden. f

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 6. Jnhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Meyers Vielfah- (Multiplex-) Apparat in der deutschen Reichs- Telegraphenverwaltung. Das Post- und Tele- graphenwesen der Kolonie Victoria im Jahre 1882. Die Kolonie Neu-Seeland in ihrer gegenwärtigen Entwickelung. Kleine Mikt- theilungen : Das Budget der französischen Post- und Telegraphen- verwaltung für 1884. Blitzzug Calais—Rom. Der Panama- Kanal. Herstellung von Post- und Telegrapheagebäuden in Grenoble und Montpellier, Flashenpost. Zeitschriften- E

VDeutsGes Handels-Archi v. April-Heft. Erster Theil. Inhalt: Gesetzgebung und Statistik. Gesetzgebung. Deutsches Reich: Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues. Ermächtigung einer Zollstelle zur unbeschränkten Abfertigung des mit dem Anspruche auf Steuerver- gütung ausgehenden Zuckers. Ursprungsbescheinigungen für die unter Ziffer 2 der Ausführungsbestimmungen zu den Handelsverträgen mit Jtalien und Spanien bezeichneten Gegenstände, bei dem Eingang aus Hamburg, Bremen und Altona. Bekannt- inacung, betreffend die Ausfuhr der zur Kategorie der Rebe nit gehörigen Pflänzlinge. Ausführung der internationalen Reblauskonvention. Desterreih-Ungarn: Durchfuhr deutschen Salzes auf der Donau. Abänderung eciniger Bestim- mungen der Sciffémanifest-Ordnung vom 23. März 1881. Oester- reih-Ungarn und Frankreich : Handelskonvention zwischen beiden Län- dern. Frankreih: Zollfreier Bezug von Salz für industrielle Zwecke. Zollbehandlung der aus farbigem Garn gefertigten ge- musterten Baumwollengewebe. Zeitweise zolUfreie Einfuhr von Velocipeden, welche Reisende mit ih führen. Unterscheidunge- merkmale fertiger und unfertiger Uhrwerke. Niederlande: Zoll- Uassifizirung verschiedener Artikel, Dänemark: Ein- und Ausfuhr- zoll für Kohle im Hafen von Frederikshaven. Venezuela: Modifi- tationen des Zolltarifs. Großbritannien : Hafenabgaben in Swanseag. “S Spanien : Gestattung derAusfuhr vonEisenerz aus derBucbt vonTejilla. Ermäßigung der Swiffahrtsabgaben im Hafen von Manila. Gestattung der Cinfuhr von Kartoffeln in Huelva. Vereinigte taaten von Amerika: Zolltarifentsheidungen des Schatdepartements. Berechnung des Werthes der eingeführten Waaren. Schweden und Norwegen: Mittheilung über die \{chwedishe Markenschußgesetß- gebung. Peru: Echebung von Zufcblagsabgaben bci der irtube gewisser Waaren. Zölle für den Hafen von Mollendo. Zoll- bestimmungen für das von den Chilenen ofkfupirte Gebiet. Guatemala : Verlegung des Zollamts von Livingston nah Jzabal. Paraguay: Zolltarif vom 28. September 1883. Ver- einigte Staaten von Columbien: Zolltarifänderungen. Aenderung des Einfuhrzolltarifs. Japan und Korea: Bestimmungen, unter welchen der Handel Japans in Korea betrieben werden soll, Italien ; Zollbehandlung von Wacbholderbecren bei der Auëfuhr. Ausfuhr von mit Alkohol verseßtem Wein. Griechenland: Mit- theilung über die Jnaussihtnahme der Befreiung des zur Wein- ereitung dienenden Spiritus vom Eingangszoll. Hayti: Wieder- erêffaung und Schließung von Häfen. Statistik, Rußland :

Handels- und Schiffahrtsverkehr von Riga im Jahre 1882. Ver- einigte Staaten von Amerika: Uebersiht des Ein- und Ausfuhr- handels in dem mit dem 830. Juni endenden Fisfal- jahre 1882/83. Zweiter Theil. Berichte über das Ausland I. Dftasien. Manila: Lage und Auésichtea des Tabacksgeschäfts auf den Philippinen seit der Aufhebung des Regierungsmonopols. II. Mittel- und Südasien. Macafsar: Konsulatsbericht für 1882. Penang: Konsulatsberiht für 1882, Il W-ftasien. Aden: Konsulatsbericht für 1883. Smyrna: Verkehr deutsher Sciffe in 1883. IV. Ofteuropa. Windau: Konsulatsberidt für 1883. Giurgewo: Konsulatsberit für das Jahr 1883 Kronstadt: Uebersicht des Schiffsverkehrs von Kronstadt bezw. St. Petersburg im Jahre 1883. Helsingfors: Die Entwickelung des Finnischen Münzwesens und der Stand der Zetteibanken. Kiscbinew: Konsulatsberiht für 1883. V. Südeuropa. Huelva: Konsulatsberiht für 1883. Santander : Konsfulatsberit für 1882. Alicante: Konsulatéberiht für 1883. Torrevieja: Konsulatsberiht für 1883. Bari: Konsulatsberiht für 1882, Ferrol: Konsulatsberiht für 1883. La Rocelle: Ver- kehr deutsher Schiffe im Jahre 1883. VI. Westeuropa: Ostende: Konsulatsberiht für 1882/83. Dover: Konsulatsbericht für 1883. Plymouth: Konsulatsberiht für 1883. Birmingham: Konsulatsberiht. für 1883. Aberdeen: Konsulatsberiht tür 1883. VII. Nordeuropa. Aalborg: Konsulatsberiht für 1883. Svaneke: Konsulatsberiht für 1883. RKorsör: Konsulatsbericht für 1883. Fand: Konsulatsberiht über den Ver- kehr des Hafens von Esbjerg in den Jahren 1882 und 1883. Kopen- hagen : Konsulatsberidt für 1883. Friedericia: Konsulatsberit für 1883, Aarhuus: Mittheilung des Kaiserlichen Konsulats über die Handelsbewegung in 1883. -— Helsingör: Konsulatsberiht für 1883. VIII. Nordamerika. Acapulco: Konsulatsberiht für 1882. St. George (Bermvda): Konsulatsberiht für 1883, St. John (Neubraunsweig): Konsulatsberiht für 1883. Chatam, Mira- michi (Neubraunscweig): Konsulatsberiht für 1883. Galvetton : Mittheilung des Kaiserlihen Konsulats über Handel und Schiffahrt im Jahre 1883. Halifax (Neuschottland): Konsulatsberit über den Verkehr deutsber Schiffe in 1883. IX. Westindien und Mittelamerika. Retalhuleu (Guatemala): Konsulatsberiht für 1882. Cienfuegos (Cuba): Konsulatsberiht für 1883. X. Süt- amerika. Asuncion: Konsalatsberiht für 1882. Puerto Cabello : Konsulatsbericht für das Geschäftsjabr 1882/83 (Juli—Juni). XII. Australien und Polynesien. Brisbane (Queenéland): Verkehr deutsher Schiffe in der Kolonie Queensland in 1882. Konsulatéê- “tba über die australische Wollsaison 1883/84, Melbourne. Sydney.

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 14. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 28. März 1884, betreffend die von den Beamten der Staatsanwaltschaft an andere Behörden zu machenden Mittbeilungen. Bekanntmacbung des Reichsamts des Innern vom 21. März 1884, betreffend die Herausgake des Handbuchs für das deutshe Reich auf das Jahr 1884. Allgemeine Verfügung vom 2. April 1884, be- treffend die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen. Grkenntniß des Reichsgericbts vom 31. Januar 1884, betrcffend die Stempelsteuer für den Eins&uß nicht in baarem Gelde bestehender Einlagen bei Aktiengesellschaften.

Central-Blatt der Abgaben-Geseßgebung und Ver- waltung in denKöniglich preußischen Staaten. Nr. 7. Inhalt : Ullgeineine Verwaltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Be- schaffung des Schreibwerks der Gerichtsschreiber. Nachweis der Isteinnahme der bei den Gerichtskosten aufkommenden Kalkulatur- gebühren. Indirekte Steuern: Ursprungsbescheinigung für die unter Ziffer 2 der Ausführungébeftimmungen zu den Handelsverträgen mit Italien und Spanien bezeichneten Gegenstände bei dem Eingang aus Breraen und Altona. Betanntmachung, betreffend die Ausfuhr der zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge. Erkenntniß, Bei Auflassungen als Minimum zu erhebender Werthstempel vom Kaufpreise. Perfonalnachrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung Nr. 14. Inhalt: Amiliches: Perfonalnachrichten. Nichtamtliches: Die Wiederbe- bauung der Insel Jschia. Die neuen Schelde-Kais in Antwerpen. Die Ausführung des Rcichstags8gebäudes, Schwingebrücke über dem Unterhaupt einer Scleuse. Eisenbahn-Drehbrücke bei Sing Sing in Amerika. Vermischtes: Höhenkirhe in Soest. Be- \haffenheit eines Grubenförderfeils aus Stahldraht. Vergleichende Versuche über die Tragfähigkeit genietheter Träger aus Schmiede- eisen und Stahl. Beförderungskosten auf den französischen Eifen- bahnen. Bücherschau.

Landtags- Angelegenheiten.

Das Mitglied des Herrenhauses, Alexander Hermann Freiherr von Patow ist am 3 v. M. in Mallenen gestorben. Der Vec- storbene war auf Präsentation des alten und befestigten Grund- besißes im Landschaftsbezirk Niederlausiß mit Cottbus dur Aller- höchsten Erlaß vom 3. Dezember 1854 auf Lebenszeit berufen und am 6. Dezember 1854 in das Haus eingetreten.

A

Statistische Nachrichten.

…_ Der hannoverische Klosterfonds hat naH dem Eta? für 1883—86 jährli 2337200 Æ Einnahmen, davon 13 415,89 4 aus grund- und gutsherrlicen Renten, 1319 958,41 4 Ertrag von Grundfstücken, Gebäuden, Nutzungen und Gerectsamen, 981 357,43 4 Zinsen von Aktienkapitalten und 22 468,29 4. vermischte Einnahmen. Die Ausgaben betragen: Verwaltuna 547 691,18 4, Zinsen von Passivkapitalien, Steuern, Brandkassengeldern, Lasten, Abgaben 175 823,58 A4, evangelisher Kultus 77 873,08 4, fatholisher Kul- tu8°85 114,24 M, beide Kulten gemeinsam 240 741,06 4, öffent- lier Unterriht 833 465 # (darunter Zushuß für Göttingen 592463 M), Pensionen und Zahlungen für mildthätige Zwecke 341 539,35 M, Dispositionsfonds 3491,91 Æ#, zusammen 2 337 200 M

Der Finanzetat der hannöverischen Provinzialstände pro 1884 {ließt in Einnahme mit 5078 206 #, in Ausgabe mit 9 071 660 M, daber mit cinem Uebershuß von 6546 A Die Ein- nahmen feßten sich zusammen aus den Staatsdotationen im Ge- fammtbetrage von 4131 559 4, 58000 4 Zuschuß zu den Kosten der Zwangserziehung verwahrloster Kinder, 216 731 4 Zinsen, 548016 é aus dem Landarmen- und Korrigendenwesen, 125 000 4 aus den Chausseen und 700 4 insgemein. Die Ausgaben sind 23 920 Kosten des Provinzial-Landtags, 7828 4 desgl. des ständischen Ver- waltungsausshusses, 82075 Æ desgl. | des Landesdirektoriums, 76 780,61 M desgl. der einzelnen Landschaften, zusammen provinzialständishe Verwaltung 190 603,61 #; s\tändisbe Bi- bliothek 2600 #; für Kunst und Wissenswaft 33050 4; 3 Irrenanstalten 91765 4; 4 Taubstummenanstalten 105365 4; 3 Hebeammenlehranftalten 39205 &#; 9 l[andwirthswaft- liche Lehranstalten 45440 46; Blindenanstalt zu Hannover 18009 Á.; Idiotenanstalt zu Langerhagen 16900 4; Rettungsanstalten 7300 M; jüdishes Schul- und Synagogenwesen 16500 #4; Beihülfe an milde Stiftungen 2c. 38 736,98 4; Zwangserziehung 112000 4; Chausseen, Landstraßen und Gemeindewege 3497276 4; Landesmeliorationen 41 900 Æ; Pensionsfonds 56500 4; Reservefonds für bevorstehende Bauten 106 060 (6; Aufforstungsfonds 90 247 4; Zinsen von Auf- forstungsdarlehen 4195 Æ; Landarmen- und Korrigendenwesen 548016 Æ; Unterhaltung des Ständehauses 2700 4; in8gemein 8000,41 A6 Aus dem Fonds zur Beförderung des Landstraßenbaues find im Rechnungsjahr 1883 917992 A ordentliche und außerordentliche Bei- hülfen gewährt worden.

Der Aufrorstungsfonds besaß Ende 1882 an Grundstücken

11150 ha 8303 = 2912,623 ba im Werthe von 522 216 6; für

Meliorationen waren im Ganzen 254 911 M verausgabt worden; an Werthpapieren besaß der Fond 297 692 4, in baar 21 307 H, im Ganzen an Vermögen 1096126 # und 10500 A Schulden (Kaufgelderreste).

Die Provinzial-Wittwenkasse zählte Ende 1882 1201 Dienst- stellen und 802 Mitglieder; der Rebnungsabs{chluß pro 1882 ergab eine Einnahme von 177107 A 67 4 und eine Ausgate von 170612 A 41 A, Das Kapitalvermögen bestand Ende 1882 aus 659 523 4 50 S Die Unterftüßungskasse für Wittwen und Waisen der unteren Weabaubeamten hatte Ende 1882 36 810 M 39 S Ver- mögensbestand und zählte 204 Theilnehmer.

__ Der Viehseucbenfonds hatte im Jahre 1882 54139 M 26 4 Einnahme und 71520 49 4 Ausgabe, befand sich mithin mit 17 381 Æ 23 S im Vorschuß.

Die Land: skreditanstalt hatte am S&lusse 1882 einen Reserve- fonds von 2230561 M 70 S, gegen 2091 853 A 32 4 im Vor- jahre; fie hatte gegen Verpfändung von Grundeigenthum 5 321 100 M4 ausgeliehen und pro 1883 2720000 M bewilligt, geaen 5 467 900 bezw. 5040000 M Ende 1881 und 2046209 M auf Faustpfand, gegen 1 608 200 ÆA Ende 1881.

Der „Berggeist“, Zeitung für Berg-, Hüttenwesen und Industrie (Cöln), giebt eine Statistik des Rob ber be im Ober- Bergamtsbezirk Breslau für das Jabr 1883 und zwar für Stein- kohlen und Braunkohlen. Danach find im Laufe des I. Quartals in den drei Nen eRrten Breslau, Liegniß, Oppeln zusammen a 723 618 t Steinkohlen gefördert worden. Im 11. Quartal 1883 betrug die Förderung 3343 119 t, im II1. 3695278 t, im 1IV. 4 102818 t. Die Förderung im Jahre 1883 belief \ich insgesammt auf 14 863 833 t, im Jahre vorber 13 790 947 t und im Jahre 1881 13 110 #48. Der Absatz durch Verkauf betrug im I. Quartal 1883 3410 305 t, im 11. 2926106 t, im TIL. 3383565 t, im IV. 3772224 t, im ganzen Jahre also 13492200 t, im Jahre vorher 1243246 t, 1881 nur 11907719 t. Der Ein- nahmewerth der verkausten Kohlen belief ih im Jahre 1883 auf 59371150 M, 1882 auf 54982 174 M, 1881 auf 53462871 Æ Der Durcschnittspreis für die Tonne betrug im Jahre 1883 4,34 Æ, im Jahre vorhec 4,42 4, 1881 4,49 A Die Koblenbestände der Gruben betrugen 1883 am Ende des IV. Quar- tals 138 926 t. Am Anfange des I. Quartals 1882 aber 122 478 t. S Die Förderung der Braunkohlenbergwerke betrug in den Re- gierungsbezirken Breslau, Liegniß, Oppeln, Posen, Bromberg im Jahre 1883 zusammen 437193 t, im Jahre vorher 434457 t, im Jahre 1881 462 983 t. Der Absayß durch Verkauf ohne Depulate be- lief sih im Jahre 1883 an Koblen auf 326 602 t, an Briquets auf 1109 t, im Jahre 1882 an Kohlen auf 332460 t, an Briquets auf 731, im Jahre 1881 an Kohlen 355 757, an Briquets 1254 t. Der Einnahmewerth der verkauften Kohlen betrug im Jahre 1883 1115462 ÆM im Jahre zuvor 1145198 4, im Jahre vor- her 1199927 4 Der Ducc(hstnittépreis für die Tonne be- trug 1883 343 Æ, im Jahre 1882 348 im Jahre vorher 3,37 Æ Die Kohlenbestände der Gruben beliefen sich am Ende des IV. Quartals 1883 auf 22 738 t, am Anfange des I. Quar- tals 1882 auf 27214 t. Produktion und Absaß beim Steinkohlen- bergbau im Ober-Bergamtsbezirk Breslau haben in dem leßten Quartale des Jahres 1883, verglichen mit den Vorquartalen, als au mit dem entsprechenden Abschnitte des Borjahres eine nicht unbe- träcbtlihe Steigerung erfahren. Die Zunahme der Förderung des IV. Quartals 1883 gegen das IV. Quartal 1882 beziffert sich ins- gesammt auf 300 214 t oder 7,89%, wobei von den hauptsächlich be- theiligten Regierungsbezirken Oppeln und Breélau ersterer 8,90 9% und leßterer 4,57 9/9 aufzuweisen hat, während der {wah betheiligte Regiernngsbezirk Licgnitz eine Einbuße zeigt. Gleiche Resultate ergaben sich für den Absaß durch Verkauf, indem derselbe überhaupt um 237 283 & oder 6,71 9/9 gestiegen ist, und zwar im Regierungsbezirk Oppeln um 7,87 °/% und im Regierungsbezirk Breslau um 3,12 ©/o, wogegen der Regierungsbezirk Liegnitz cine Verminderung des Absatzes aufweist. Jn den Preisen zeigte sich ein umgekehrtes Verhältniß. Während der Regierungsbezirk Liegniß eine Steigerung um 1,81 °% erzielt hat, bleiben die Regierungóbezirke Oppeln und Breslau um 0,25 %e bezw. 0,16% zurück. Die Gesammtresultate des Ober-Berg- amtsbezirks im Jahre 1883 im Vergleihe zum Jahre 1882 weisen

auf eine Vermehrung 1072886 t (7,78 °/6)

Dee So U. des Absatzes durch Verkauf . 1059 735 t (8,52 9%) 4 388 976 t (7,98 2/0)

dcs Cinnahmewerthes für verkaufte Kohlen um . C A

hingegen eine Verminderung des Durhschnittspreises pro Tonne um

0,02 M (0,45 9%).

Eine Vergleitung der Hauptergebnisse des Braunkohlenberg- baues in dem IV. Quartal 1883 gegen den gleichen vorjährigen Zeit- abschnitt ergiebt zwar für die Förderung und den Absatz eine Zu- nahme um 9508 t, oder 8,53% bezw. 4724 t oder 5,43 9/6, jedo bei dem Preise einen Rückoang um 0,19 oder 5,25 9%.

Die Gesammtresultate des Jahres 1883 im VergleiH zum Vor-

jahre zeigen eine Vermehrung der Förderung um . . 2736 t (0,6390), cine Verminderung des Absatzes dur Verkauf um 5858 t (1,76%), eize Verminderung des Durchschnittspreises auf bie Doe Un C O A Die Bestäude am Schlusse des Jahres im Vergleiche zum Jahre 1882 haben bei den Steinkoblengruben um . . 71059 t (33,84%), beiden: Braunkohlengtuben um „11458 b (35%) abgenommen. Der Selbstverbrauch der Gruben an Koblen, ein\chließ- L S aus[chließliÞh der Deputate, in 1883 gegen 2 ha bei den Steinkohlengruben um 164 841 oder 14,68 9/9, v e Braunkohlengruben um 26827 28,77 % zugenommen. Die mittlere Belegschaft betrug 1883 bei den Steinkohlengruben 1716 Köpfe und bei den Braunkohlengruben 17 Köpfe mehr als im Jahre 1882,

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Lübeck, 6. April, (W. T. B,) Der Dichter Emanuel von Geibel ift heute früh geftorben.

Wilhelm Müller, der Dichter der „Griechenlieder“, der fo manchem Komponisten willkommene Terte zu {wungvollen Ton- dichtungen (z. B. Schuberts Müllerlieder) gegeben hat, soll von sciner Vaterstadt Dessau durch ein Denkmal geehrt werden. Um die dazu erforderlichen Mittel herbeizuschaffen, werden Sammlungen aller Art veranstaltet. Eine {öne, \innige Wise, dem Denkmalsfonds eine Summe zuweisen zu können, hat si{ch der Dessauer Schriftsteller Jean Bernard cerdacht, indem er vier seiner neuesten Novelletten unter dem Titel „Lieben und Leben“, (Verlag von Paul Bau- mann Emil Barths Hofbuchhandlung in Dessau) zu einein Bändchen vereinigt und den Reinertrag zu dem genannten Zwecke bestimmt hat. Die Novelletten lesen si gut; namentlich interessiren die kleineren unter ihnen, welche aus den kargen Nachribten über das Leben be- rühmter Minnesänger ansprechende novellistishe Bilder rekonstruiren

. und ebensowohl von der Kombinations- wte der Erzählungegabe des

Verfassers ehrendes Zeugniß ablegen. Ein die Verdienste Wilhelm Müllers feierndes Einleitungs8gediht ist cine zierende Beigabe des empfehlenswerthen Büchleins. : i;

Der Rechtsanwalt und Notar Dr. Heidenfeld hat die von ibm im Berliner Anwaltverein gehaltenen Vorträge über die Zwangsversteigerung von Grundstücken im Wege der Zwangsvollstreckung nah dem Geseße vom 13. Juli 1883 in einer bei Franz Vahlen, Berlin, erschienenen Schrift herausgegeben. Es fam dem Verfasser darauf an, die Grundgedanken der neuen Subhastationsortnung, insbesondere das System des geringsten Ge- bots, welches alle Theile des Verfahrens: organish durcdringt, in Ursahe und Wirkung zu beleuhten und dadurch das Verständniß. des Gesetzes für den praïtiswen Gebrauþ zu fördern. Die

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