1884 / 151 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Jun 1884 18:00:01 GMT) scan diff

der Infanterie, General-Adjutant Sr.

und Militär - Bevollmächtigter in St. Petersburg, von Werder, is gestern früh in Ems ein- getroffen.

Gestern nahmen an der Kaiserlichen Tafel Theil: die Generale von Werder, von Grävenig und von Rau, der Oberst von der Müloe, der Landrath Rolshoven, Graf Berghe-Trips, Freiherr von der Leyen und Graf Beissel-

Gymnich. :

Heute früh seßten Se. Majestät die Brunnenkur fort, wacten eine Promenade und nahmen sodann die Vorträge des Hofmarschalls Grafen Perponcher und des Chefs des Civilkabinets , Wirklihen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen.

Um 111/24 Uhr begaben Sih Se. Majestät der Kaiser mit dem Gefolge mittelst Extrazuges zum Besuh der Königlichen Majestäten von Dänemark und Griechenland nach Wiesbaden.

Se. Majestät trafen Mittags 1!/2 Uhr in Wiesbaden ein und wurden auf dem Bahnhofe von Jhren Majestäten, dem König von Dänemark und dem König von Griechenland, sowie den Söhnen des Leßteren empfangen und von- einer zahlreihen Menschenmenge mit begeisterten Hochrufen begrüßt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz kam am Sonnabend Abend gegen 9 Uhr nach Berlin zum Empfange Zhrer Königlichen Hoheit der Groß- herzogin Mutter von Mecklenburg-Schwerin auf dem Anhalter Bahnhof hierselbst und kehrte um 9 Uhr 50 Minuten nah Potsdam zurück.

Der General Majestät des Kaisers

Der S@lußbericht über die vorgesirige Sitzung und der Bericht über die Schlußsißung des Reichstages befinden sich in der Ersten Beilage.

Der Lauf der Verjährungsfrist eines Antrags- vergehens beginnt nah einem Urthcil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 22. April d. J., mit dem Tage, an welchem die Strasthat begangen ist, und nicht mit demjenigen, an welcdem sie durch die Stellung des Strafantrages ver- folgbar wird. Es ist somit ein Antragsvergehen überhaupt nicht verfolgbar, wenn der Antragsberechtigte erst nah Ablauf der Verjährungsfrist von der Strafthat oder dem Thäter Kenntniß erhalten hat.

Der Jnspecteur der Kriegsschulen, General-Licutenant Graf von Scchlippenbach hat eine Jnspizirungsreise rah Engers und Met angetreten und wird si demnächst mit Urlaub nah Wildbad begeben.

Der Archiv:Hülfsarbeiter Dr. phil. Hermann H 00ge- weg ist von Marburg an das Staatsarchiv in Münster, und der Kanzlei-Sekretär Frig Lüyau beim Staatsarchive zu Schleswig in den Ruhestand verseßt worden.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren * Dr. Friedmann in Joachimsthal, Dr. Luesse in Lühnde, Dr. Nordmann in Hildesheim und Eilers in Felsberg.

Danzig, 30. Juni. (W. T. B.) Die Panzerkorvette „Hansa“ mit Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Heinrich an Bord traf gestern Abend gegen 9 Uhr vor Zoppot ein und wurde durch Kanonen- und Flaggensalut sämmtliher vor Zoppot ver- einigten 22 Kriegsschiffe begrüßt, Die „Hansa“ fuhr nochmals um das ganze Geschwader und ging dann vor Anker. Der Chef der Admiralität war mit dem Aviso „Blitz“ der „Hansa“ mehrere Seemeilen weit cntgegengefahren.

Bayeru. München, 28, Juni. (W. T. B.) Der König der Niederlande ist heute Nahmittag 12/4 Uhr von Karlsbad hier eingetroffen und hat nah kurzem Aufent- halt die Reise nah Tegernsee fortgeseßt. Die Königin der Niederlande trifsstt auf der Fahrt nah Tegernsee heute Nachmittag 33/4 Uhr von Kissingen hier ein.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 28. Juni, (Els.-Lothr. Zta.) Der Statthalter, welchem die Kur in Karlsbad vor- trefflih bekommen ist, gedenkt seinen Aufenthalt daselbst in den nächsten Tagen zu beenden und sih am fommenden Mitt- woh zunächst nah Bilin (bei Aussig in Böhmen) zur Nachkur zu begeben.

Der Bürgermeisterei-Verwalter hat zur Ausführung des Reichsgeseßes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15, Juni 1883, bereits die erforderlichen Einleitungen getroffen. Es wird die Errichtung folgender Orts krankenkassen sür die sämmtlichen im hiesigen Stadt- bezirk befindlichen, niht in Betriebskrankenkassen fallenden versicherungspflichtigen Personen, unter Vereinigung der ver- wandten Gewerbszweige und Betriebe in je eine Ortskrankens kasse, beabsichtigt und zwar: I. Ortskrankenkasse für Bauhand- werker und damit verwandte Berufsgenossen. IT. Ortskranken- fasse für Personen, die sich mit der Gewinnung _von Lebensmitteln und dergleihen beschäftigen. II1, Drts- krankenkasse für Personen, die sich der Beschaffung und Herstellung von Bekleidungsgegenständen und dergleichen widmen. IV. Ortskrankenkasse für Personen, die bei Her- stellung von Haushaltungsgegenständen, Haushaltungseinrich- tungen und Luxus®gegenständen beschäftigt sind. V. Orts- franfenkasse für die Metallarbeiter. VI. Ortskrankenkasse für Personen, welche si zur Leistung gewisser persönlicher, ge- werblicher und wirthschaftliher Dienste verpflichten, soweit sie niht zum Hausgesinde gehören. VII. Ortskrankenkasse für Personen verschiedener Berufe und Beschäftigung, insoweit sie in die unter 1. bis incl. VI, benannten Ortskrankenkassen nicht

entfallen.

(W. T. B) Wie die „Elsaß-Lothringische Zeitung“ meldet, ist dem Gewerkverein_ der deutschen Metall- und Maschinenarbeiter (System Hirsh-Duncker) von Seiten des Bezirks-Präsidenten des Unter- Elsaß die nachgesuchte vereinspolizeilihe Genehmigung zur Bildung eines Ortsvereins in Bishheim bei Straßburg versagt worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 30. Juni. (W. T. B.) Die Statthalterei von Nieder-ODesterreich hat an den Magistrat einen Erlaß *gerichtet, nah welchem, im Falle eintretender Choleragefahr, diejenigen Maßnahmen zu treffen sind, welche im vorigen Jahre auläßlih der Cholera in Unter-Egypten von dem Ministerium des JFnnern ange-

Eintracht der europäishen Mächte aufrehterhalten und die

Agram, W. Zuni. (Prag. Ztg.) Jm Landtage ent- spann sich heute anläßlich der Genehmigung des gestrigen Protokolls eine längere Debatte, nah welcher {ließli mittels namentlicher Abstimmung das Protokoll authentizirt wurde.

Schweiz. Bern, W. Juni. (W. T. B.) Der Bundesrath hat an die Regierungen der verschiedenen Staaten die Einladung gerichtet, an der sür den 8. September d. J. in Bern in Aussicht genommenen diplomatischen Konferenz zur Feststellung der allgemeinen Grundsäße für die internationale Konvention zum Schuß des literarishen und fünstlerishen Urheberrecht s theilzunehmen. j i .

Die französishe Regierung ist für ihre Besißungen in Cohinchina dem internationalen Telegraphen- vertrage beigetreten.

Großbritannien und Jrland. London, 28. Juni. (W. T. B.) Die Konferenz trat heute Nachmittag um 3 Uhr im Auswärtigen Amt zusammen. Die Vertreter der Mächte waren mit ibren finanziellen Beiräthen anwesend. Dieselben wurden von Lord Granville empfangen.

29. Juni. (W. T. B.) Dem „Oserver“ zufolge ist der Entwurf der englishen Regierung für die Regelung der egyptishen Finanzen den Delegirten der Konferenz gestern unterbreitet worden. Die Haupt- punkte desselben sind, dem genannten Blatte nach, folgende : 1) Herabseßung des Zinsfußes der unifizirten Schuld auf 31/2 Proz. ; 2) Herabsezung des Zinsfußes der privilegirten Schuld auf 4!/, Proz.; 3) Die Daira-Schuld soll nicht herab- geseßt werden, vorausgeseßt, daß die zur Bezahlung der Zinsen dieser Schuld bestimmten Einkünste aus der Daira hierzu ausreichen ; andernfalls soll die egyptische Regierung den fehlenden Betrag unter Abzug von 11/2 Proz. zuschießen; 4) der Zinsfuß der Domanialschuld soll keinerlei Reduktion erfahren; 5) die Funktionen der Kasse für die Amortisation der privilegirten und unifizirten Schuld foll gegenwärtig suspendirt werden; 6) der Hinsfuß der Suez- fanal-Obligationen, welche sih in den Händen der englischen Regierung befinden, soll um 1/2 oder ®*/4 Proz. herabgeseßt werden ; 7) die englishe Regierung wird einen Vorschuß von 8 Millionen Pfund Sterling zur Zahlung von Entschädi- gungen oder anderen Kosten selbst vorschießen oder garantiren; diese Anleihe wird allen übrigen Anleihen vorangehen ; 8) die in Egypten zu erhebenden Steuern follen um 31/2 bis 4 Millionen Pfund Sterling reduzirt werden.

99. Juni. (W. T. B.) Bei dem gestern in Green- wich abgehaltenen Jahresbanket des Cobdenklubs brachte der Lord-Präsident des Geheimen Raths Carlingford, welcher den Vorsiß führte, einen Toaft auf den Cobdenklub aus, wobei er die Hoffnung aussprach, daß ein Handelsvertrag mit Mexiko bald abgeschlossen werden würde. Jn Betreff Spaniens hoffe die Regierung ernstlich, daß dieses Land den von Seiten Englands gehegten Wünschen sowie den eigenen Bedürfnissen Rechnung tragen und daß die biéher zwischen beiden ‘Ländern bestehenden Beziehungen auf liberalere Grundlagen als bisher gestellt würden. Der Minister betonte, daß Cobdens Friedensprinzipien und sein System der internationalen Schiedsgerichte bei den europäischen Nationen Früchte zu tragen begännen. Cobden würde den von der englishen Regierung gegenwärtig g6e- machten Vorschlag, ein Arrangement mit Frankreich herbeizuführen und so die starken Bande des Wohlwollens zwischen beiden Nationen zu kräftigen, mit der größten Be- friedigung begrüßt haben ein Arrangement, welches die

Oberhoheit des Sultans in Egypten, welches jeßt die große Straße zwischen dem Osten und dem Westen bilde, unter die vereinte friedlihe Vormundschaft aller europäishen Mächte M werde, sobald die englishe Okkupation aufgehört haben werde.

230. Juni. (W. T. B) Dem „Daily Tele- graph“ wird aus Kairo gemeldet, daß der dortige russishe General-Konsul Chitrowo sih heute nah London begeben werde.

Frankreich. Paris, 27. Juni. Die von der fran- zösischen Regierung nah Toulon entsendeten Aerzte sind der Ansicht, daß die dortige Epidemie die asiatische Cholera nicht sei. Der Handels-Minister hat dies gestern ausdrü@Elich in der Kammer erklärt. Diejenigen Bewohner Toulons, welche die Stadt verlassen haben, stehen unter ärzt- licher Aufsicht; bis jeßt ist kein Cholerafall unter ihnen vor- gekommen. Zur Zeit ist die Krankheit auf Toulon beschränkt. Eine endgültige Erklärung der Aerzte über den Charakter der Epidemie steht noch aus, wird jedoch binnen kürzester Frist erwartet.

28. Juni. (W. T. B.) Jn Folge andauernden Unwohlseins des Conseils - Präsidenten Ferry ver- tagte die Deputirtenkammer die Berathung über die Revision der Verfassung auf Montag. Die heutige Sißung wurde aufgehoben.

%8. Juni, Abends. (W. T. B.) Der Marine- Minister hat befohlen, in Toulon zwei Truppentrans- portschiffe neu auszurüsten, damit dieselben im Nothfall nah China abgehen können. E

Wie der,Te m ps“ meldet,hat der Conseils-Präsident Ferr y den Gesandten Pateno tre angewiesen, sofort dur das unter dem Admiral Co urbet stchende Geschwader die schärfsten Re- Repressalien in Anwendung bringen zu lassen, falls China nicht sofort Genugthuung für den Zwischenfall von Langson leiste. Nach einer Depesche des „Temps“ aus Haiphong, vom 26. Juni, haben die Feind)eligkeiten anläßlich des Bwischenfalls bei Langson wieder in vollem Umfange be- gonnen. Ein von Suongtong abgesandter Transportdampfer bringt 95 Verwundete nah Hanoi und Haiphong. General Négrier seßt seinen Vormarsch fort; doh is derselbe wegen des gebirgigen Terrains shwierig, zumal die Gebirgs- flüsse ausgetreten sind.

Zahlreihe2 Deputirte haben in Vorschlag gebracht, die Feier des 14. Juli zu verschieben, um ein unter den gegenwärtigen Umständen gefährliches Zusammenströmen zahl: reiher Menschenmassen zu vermeiden.

Aus Toulon und Marseille liegen folgende Tele- gramme vori:

Toulon, 28. Juni. (W. T. B.) Seit gestern Mittag sind hier 6 Cholerafälle vorgekommen.

29. Juni. (W. T. B.) Jn der Zeit von gestern

29. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Von gestern Abend 6 Uhr bis heute Mittag sind hier vier Personen an der Cholera gestorben. i Marseille, 28. Juni, Mittaçs. (W. T. B.) Heute Morgen sind hier 3 Todesfälle an Cholera oder Cholera ähnlicher Diarrhoe verzeichuet worden. Von Seiten der Behörden werden alle erforderlichen Sanitätsmaßregeln angeordnet und energish überwacht. Die Bureaus dec Standesämter sollen Tag und Nacht geöffnet bleiben, damit in verdähtigen Fällen die Beerdigung nicht verzögert zu werden braucht.

28. Juni, Abends. (W. T. B.) Hier sind heute 6 Fälle von Cholera-Erkrankung konstatirt worden.

29. Juni. (W. T. B.) Von gestern Vormiitag 10 Uhr Ch Pr 10 Uhr starben hierselbst 4 Personen an der T holera.

29. Juni, Mittags. (W. T. B.) Jn der vergangenen Nadit und heute im Laufe des Vormittags ist hier kein Choleratodesf\all vorgekommen. j

29. Juni, Abends. (W. T. B.) Von gestern Abend 6 Uhr bis heute Abend 6 Uhr sind hier zwei Personen an der Cholera gestorben. Jn den Hospitälern befindet sih kein Cholerakranker.

30. Juni, Vormittags. (W. T. B.) Auf dem Standesamte wurden heute früh 5 in der leßten Nacht vor- gekommene Cholera - Todesfälle registrirt.

30. Juni, Morgens. (W. T. B.) Aus Algier, vom 29., wird gemeldet: Jn Folge von Streitigkeiten zwischen Konscribirten, wobei es zu Schlägereien kam, entstanden Aus- \hreitungen gegen die Juden. Mehrere den Juden gehörige Häuser wurden geplündert. Die Behörde stellte die Ruhe wieter her; die Schuldigen wurden verhaftet.

Spanien. Madrid, 28. Juni. (W. T. B.) Heute früh wurden in Gerona zwei Offiziere, welhe an den Zorillaistishen Umtrieben betheiligt waren, erschossen.

Ftalien. Rom, W. Juni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer berieth heute die Vorlage, betreffend die Verlängerung des italienish-französishen Sghhiffahrtsvertrages. Die Vorlage wurde mit 158 gegen 73 Stimmen angenommen. Jm Senat und in der Kammer erklärte der Minister-Präsident auf die Interpellationen über die Cholera, daß Ftalien hin- reihende Maßnahmen getroffen habe. (Prag. Ztg.)

Serbien. Nisch, 27. Juni. Die Skupschtina nahm heute mit allen gegen zwei Stimmen die Budgets für 1884 und 1885 mit einer Mehrbelastung von 9 Millionen, im Ganzen also 46 Millionen Frank an, Nachmittags wurde die Skupschtina durch den König ge- lossen.

Bulgarien. Sofia, 27. Juni. (Wien. Ztg.) Fürst Alexander hat sich heute Morgen nah Varna begeben. Die Minister Zankoff und Saratoff sind nah Tir- nowo abgereist.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. Juni. (W. T. B.) Die Kaiserliche Yacht „Zarewna“, welche den Breitwimpel des Kaisers gehißt hatte, ist heute, Nach- mittags 4 Uhr, begleitet von zwei anderen Kaiserlichen Yachten, aus Peterhof längs Kronstadt in See gegangen. Der Zweck der Reise des Kaisers und der Kaiserin, welche von der Herzogin von Edinburg begleitet sind, is die Besichtigung der finishen Skären.

Schweden und Norwegen. Christiania, 29, Juni, (W. T. B.) Heute Abend begab sih ein großer, festlich geordneter Zug, in welhem etwa 30 Fahnen getragen wur- den, nah dem Schlosse und dem Storthing. Die Theil- nehmer des Zuges brachten dem König und der Königin, welche auf dem Balkon des Schlosses erschienen, begeisterte Ovationen dar.

Afrika. Egypten, Kairo, 26. Juni. (Allg. Corr.) Der finanzielle Rathgeber der egyptischen Regierung, Edgar Vincent, ist aus Ober-Egypten hierher zurüdck- gekeyrt. Amtlichen Telegrammen aus Wady Halfa zu- folge soll ein Beduine, welcher früher Lieutenant in der Armee Hicks Pascha's war, berichtet haben, daß der Mahdi einen Angriff gegen Chartum unternahm, der indeß mit starkem Verlust für die Rebellen zurückgeschlagen wurde. Wann der Angriff erfolgte, ist nicht bekannt; auch fehlen weitere Einzelnheiten darüber. Major Kitchener wird morgen aus der Wüste in Wady Halfa zurückterwartet. Zebehr Paschas Boten haben Koros ko in der Richtung nach Char- tum verlassen, und man glaubt, daß es ihnen alücken werde, dahin zu gelangen. Feindselige Stämme sammeln si in der Nachbarschaft von Dongola. Der Nil steigt ras.

Wie der „Daily News“ gemeldet wird, ist in Kairo endli ein amtlicher Bericht über den Fall von Berber eingegangen. Die Besaßung wurde darnah am 26. Mai 1n früher Morgenstunde überrumpelt. Nach heißem Kampfe er- gab sih Hussein Khalifa Pasha, und es folgte ein Gemegel, dem nur wenige entgingen. Die Frauen und Kinder wurden indeß geschont.

Kairo, 27. Juni. (A. C.) Der Mahdi hat Abdelraman Beg Benaga zum Gouverneur von Berber ernannt. Dieser Fanatiker war früher einer der ersten Kaufleute Char- tums und begleitete die Expedition Hicks Paschas gegen El Obeid als Geißel für die treue Haltung der Stadt während der Abwesenheit der Garnison. Der General schenkte ihm leider Vertrauen und wurde von ihm verrathen; Abdelraman stand von Anfang bis zu Ende der unglücklichen Expedition im täglihen Verkehr mit dem Mahdi, y :

Der Gouverneur von Dongola telegraphirt, daß der mächtige Stamm der Kababischen si für den Mahd! erklärt habe, man schenkt jedoch seinem Bericht keinen Glauben. Man ist hier allgemein überra\cht, daß der Gouverneur von Dongola, dessen Treue zweifelhaft ist, mit der Mission be- traut wurde, diesen Stamm für die Regierung zu gewinnen, Die Ausgabe hätte dem Mudir von Assiut übertragen werden sollen, dem es nicht shwer geworden wäre, diefelbe erfolgreich zu lösen. Erfahrene Leute glauben, daß die Pilger von Chartum, welche vor einigen Tagen in Suakim ankamen und aussagten, auf dem Wege keinen feindlichen Stämmen begegnet zu sein, eine Mission bilden, die der Mahd1 al

die hervorragendsten Personen in Mekka gesandt hat.

Die Rebellen schaaren sih bei Abu Hamed zusammer, O glaubt, daß sie nah dem Ramadan- Feste vorrücke! werden.

General G.ren fell ist in Cairo angekommen. Er wird

Mittag bis 8 Uhr Abends is ein Todesfall an der

ordnet wurden.

Cholera vorgekommen.

am Freitag die Nilreise nah Assuan nitreten.

Berichte aus Suakim besagen egyptishen Soldaten eine A ist. Suakim, 27. Juni. (A. C.) Während der leßten

daß die Haltung der

Nacht war das feindliche Feuer stärker als gewöhnlich.

Zeitungsftimmen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitun g“ schreibt : Noch immer gehen dem Reiskarzler aus den verschiedensten Theilen Deutschlands Kundgebungen zu, die das bohe Interesse, welches das deutshe Volk an der Dampfersubventions-Vorlage nimmt, teut- lich befunden. Wir lassen Rae ven hier folgen : i 5 «Marburg, den 27. Juni 1884. Die im Saalbau ohne Unterschied der Parteisteliung versammel- ten Einwohner Marburgs begrüßen einstimmig mit Freude und Dank- barkeit die auf Förderung der übersceiswen Interessen Deutsch- lands gerichteten Bestrebungen der hohen Reiceregierung. Sie er- blickden in der Uebernahme des Schußes der deutschen Niederlassungen in Angra Pequeña, in der Einsprache gegen den Kongovertrag und in der Geseßvorlage wegen ErriWtung und Unterhaltung von Post- dampf\cifff-Verbindungen mit Oftasien und Australien den werth- vollen Beginn ciner Reichépolitik, welche cer selbständigen, kolonisas torischen Kraft des deutsben Volkes ermöglichen wird, si ohne Auf- gabe des Zusammenhanges mit dem Vaterlande zu betbätigen. Sie hoffen voi der Vertretung des deutschen Volkes, daß sie die Reichs- N e O Me He Ziele kräftig unterstützen e für die Dampferlinie forderten Mi Hes T n. pserlinten geforderten Mittel be Im Auftrage der Vorsitzende L. Büking.“ „Leipzig, den 26. Juni 1884 Der Verein für Handel2geogravhie und Förderu eutsche Interessen zu Leipzig u beschloffen: : E E S er Vercin begrüßt die von Ew, Durchlaucht geplante deutscbe überseeische Politik mit größter Freude und dem dite e und würde cine Ablehnung oder Vershleppung der Subventions- vorlage für eine wesentlihe Schädigung der deutsden wirthscaftlicen S und der nationalen Entwickelurg des Deutschen Reiches jalten. i Der Adresse des Württembergischen Vereins für Handels8aecograpbie an Ew. Durchlaucht {ließt der Verein sich 1 a is aas Der Vorstand. Hasse. Schnoor. Sellin. Glerck. Graf Hohenthal. Mayer.“ : «Meerane, den 27. Juni 1884. __ Der hiesice Gewerbeverein Mitglieder!ahl 375 spricht hierdurch der hohen Reicbsregierung das vollste Eiaverständniß mit der durch die Dampfersubventions-Vorlage dokumentirten nationalen Politik derselben und den cehrerbietigsten Dank für ihre ununter- brocenen Bestrebungen um die Welthandelsftelung des Deutschen Neiches aus. i Vorstand des Gewerbevereins zu Meerane i. S." _ „Meerane, den 27, Juni 1884. __ Der städtishe Verein zu Meerane 700 Mitglieder begrüßt die Vorlage, betreffs Subventionirung deutscher übtersecis&er Post- dampferlinien, mit höchster Freude und fühlt sich gedrungen, für dieses echt nationale Unternchmen, sowie die patriotische Vertretung der Vorlage in der Kommissionesizung Eurer Durchlaucht innigen Dank ehrerbietigst aus8zusprecen. : Bürgermeister Beutler.

Der Vorftand des städtischen Vereins : Stadtverordneten-Vize-Vorsteher Dr. Scheit. Stadtrath Reinhold. Färbereibesißer Emil Bornemann. Fabrikant Frit Orzschin jr. M. E. Petzold, Stadtverordneter. Post-Direktor Hânel, Stadt-

verordneter. Realschuldirektor Bauer. Rechtsanwalt Martini.

Die Handelskammer in Dresden hat folgende Resolution ar- genommen und zur Kenntniß des Reichékanzlers zu bringen beschlossen : „Die Handels- und Gewerbekammer zu Dresden erklärt den über die Subvention deutscher Postdampferlinien vorgelegten Gesetzentwurf als eine durch die nationale Entwickelung Deutsclands bedingte, die wichtigsten deutschen Handels- und Verkehrsinteressen fördernde Maß- regel. Die Kammer erklärt ferner, daß sie die zegen den Gesetzent- wurf erhobenen Einwände wirthschaftlicer Art in keiner Weise an- zuerkennen vermag, und hat demgemäß heute beschlossen, an den Reichs- tag eine Petition auf unverweilte Anrahme der Vorlage zu richten. Ew. Durchlaucht spricht die Kammer für das kräftige Vorgehen in dieser Richtung aufrichtigsten Dank aus,“ S

Der „Deutsche Kolonial-Verein“ in Frankfurt und die „Abtheilung Berlin* desselben Vereins haben an den Fürsten von Bismark MaG O Lagnhe Schreiben gerichtet :

Deutscher Kolonial- Verein.

Euerer Durchlaucht beehre id mich im Namen des Vorstandes des Deutschen Kolonial- Vereins in der Anlage eine von diesem gesaßte Resolution zu sehr geneigter Kenntniß ganz ergebenst zu Überreichen.

Ich gestatte mir, diese Gelegenheit zu benußen, um der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß Euerer Durlauht Bemühungen zur Herbei- führung ciner der Würde Deutschlants und seiner Macht enlsprechen- den Stellung unter den scefahrenden Nationen troß der bis jetzt noch vielfach entgegenlaufenden Tageëftrömungen schließlich von dauerndem Erfolge gekrönt fein mögen.

Der Deutsche Kolonial-Verein wird jederzeit Alles aufbieten, um das Verständniß für die weitausshauenden Bestrebungen Ew. Durchlaucht im deutschen Volk zu fördern.

Genehmigen Ew. Durcblaucbt die Versicherung meiner größten Ergebenheit, mit welcher ih die Ehre habe zu scin

Euerer Durchlaucht gehorsamst ergebenster Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, Präsident des Deutschen Kolontal-Vereins, Frankfurt a. M., den 21 Un LOSd

Frankfurt a, M., den 21, Juni 1884.

__ Deutscher Kolonial-Verein. Resolution.

Der Vorstand des Deutschen Kolonial-Vereins ermächtigt scinen Präsidenten, Sr. Durchlaucht dem Herrn Reichskanzler Fürften von Bismarck den Dank des Deutschen Kolonial-Vereins auszusprechen für den der Niederlassung des Herrn Lüderißz, nördlich des Oranje- Flufscs, zugesagten Schuß des Reiches.

Der Vorstand des Vereins {öpft aus dieser Zusage die Hoff- nung, daß au weiteren unter günstigen Verhältnissen stattfindenden Erwerbungen deutscer Staatsbürger der gleihe Schuß und die gleihe Förderung von Seiten des Reicbes zu Theil werden und somit ein sicherer Boden für teutsche Kolonialbestrebungen gewonnen wéer-

den wird, Für die Richtigkeit des Au2zuges der Geschäftsführer (L. S.) Le 9

„Kolonial-Verein. Abtheilung Berlin. i Berlin, den 24. Juni 1884. Eucre Durchlaucht

wollen dem ehrerbietigst unterzeichneten Vorstande der Abtheilung Berlin des Deutschen Kolonial-Vereins gestatien, den ebenso danÏt- baren, als freudigen Gefühlen Ausdruck zu geben, welche das in öffentlichen Blättern mitgetheilte Vorgehen Euerer Dur&laacht in der Angra Pequeña- Angelegenheit nicht blos bei den hiesigen Mits-

In dem Hrn. Lüderiß gewährten Schuß und in der e unberechtigter Einmischung fremder Mäcbte Ae wie S gr Wahrung deutschen Interesses ein mäctiges Mittel zur Förderung des nationalen Selbstgefühls und Unternehmungsgeistes bei allen Deusehan bus Fu Auslande. Sw. Durwblaucht haben dadur{ferneueten Anspru f di - lôöscbliche Dankbarbeit der deutschen Nation S E E

Der unterzeichnete Vorstand kann sich_ nibt versagen, bei diefer Gelegenheit gleichzeitig Ew. Durchlaucht seinen wärmsten Dank für die zu Gursften des überseeishen Verkehrs neuerdings ergriffenen Maßregeln und insbesondere für die in Anregung gebrahte Begrün- dung einer Bank für überseeisben Handel au8zusprecen.

_ Derselbe ist der festen Ueberzeugung, daß eine solbe Bank cin wesentlices Förderungsmittel des deutschen Ausfuhrhandels werden wird, und giebt sib der Hoffnung bin, daß es Euerer Durchlaucht gelingen werde, die anscheinend sich dem Unternehmen entgegen- stellenden Schwierigkeiten baldigst zu beseitigen. j

Deutscher Kolonialverein Abtheilung Berlin in vollfter Chrerbietung der stellvertrende Vorsitzende

i Hammacher.

Von Seiten des Heilbronner Hantelsvorstandes ist Tem Reich2- kanzler das folgende Telegramm zugegangen: E L E e für teien und Anbahnung

c Kolomalpolitik. ir ersuchen heute unseren Abgeordneten Härle did j Weiten ® s seren Abgeordneten Härle, _o In gleichem Sinne hat sich der Aus\{chuß der Gesellschaft für deutsche Kolonisation ausgesproden. Die an den Reichs- kanzler gerichtete Zuschust lautet: :

„CGuerer Durchlaucht weitblickender Initiative verdankt das Ine E den ut gn dem Ane vorliegenden (esetzentwurf, ‘elreffend die Subventtionirung direfter deutscher Dampf inten n Dftasien und Huftralien. g cher Dampferlinien nah

Aus allen Gauen unseres Vaterlandes giebt sih eine imme wasende Begeisterung über die Thatsache kund, daß unsere Reichs- regierung die lebendige Pflege und Förderung unserer überseciscben Beziebungen klar ins Auge gefaßt hat und kraftvoll bethätigt.

Die Gesellshaft sür deutsche Kolonisztion fühlt sich in ihrem patriotischen Gewissen gedrungen, ihren tiefgefühlten Dank für Ew. Durcblaucbt nationale That autzusprechen und der bestimmten Hoff- nung Ausdruck zu geben, daß der deutsbe Reichstag nicht säumen werde, den vorliegenden G-seyentwucf noch ia dieser Session zur Berathung und Beschlußfassung gelangen zu lassen !“ :

Neichôtags - Angelegenheiten.

E Die Erklärungen des Staatssekretärs Dr. Stephan in der leßten Ang der Budgetkommission lauteten im Wesentlichen ahin :

Auf die Anfragen des Abg. Bamberger (ob, wie er vernommen habe, die Vatrlage mit finanziellen Projckten, Spekulationen in Samoa Aktien 2c. in Zusammenhang stehe) antworte ih mit einem kategorishen „Nein“, Daß ein solder Zusammenhang nicht möglich ist, geht, abgesehen von der über jede derartige Vermuthung erhabenen Stellung der verbündeten Regierungen, schon aus der historisben Thatsache hervor, daß der Plan der Begründung übersecischer Post- dampferlinien bercits im Jahre 1874, und zwar, wie ich persönlich versicherä kann, am Lendemain der Geburt des Weltpostvereins zu ai enlstanden ift und so zu sagen entstehen mußte, weil gerade

ei den Verhandlungen des Wellpostvertrages die Schwierigkeiten und Abkängigkeiten d:utlih Hervortraten, in welchen sich Deutsch- land wegen des Mangels an solhen Verbindungen den ane deren Groëmächten gegenüber befand. Daß nicht sofort an die Ausführung gegangen wurde, lag einfa daran, daß im Innern des eben erst durch die Verschmelzung einer großen Zahl von Einzel-Postgebieten entstandenen Reichs-Postwesens noch große Or- ganisationsaufgaben zu erfüllen waren, welche fehr bedcutende Mittel in Anspru nahwen, so z. B. die Ausbreitung der Post- und Telegraphenanlagen Über das ganze Nei, durchgreifende Reformen des Land-Postwesens in allen Provinzen, Erhöhung der Beamtengehälter, Wobnungégelduschüsse, Herstellung unterirdischer und überseeischer Telegraphenanlagen 2c. Nachdem der Uebershuß der Posftverwal- tung von 6 Militonen Mark im Jahre 1875 auf mehr als 21 Mil- lionen Mark im leßten Jahre gestiegen war, woran der Aufschwung des vaterländischen Erwerbslebens in Folge der neuen Wirthschasts- politik wesentlichen Antheil hatte, konnte an die Verwirklichung des überseeischen Plans berangetreien werden, Es wurde diese Vorlage im Neic8-Postamt bearbeitet und Mitte August 1883 eine Denkschrift an den Herrn Reichskanzler nach Kissingen abgesandt. Es kommt in ter- selben au nichteinmal das Wort „Samoa“ vor, und was den- Zusammenhauz mit Neu-Guinea betrifft, so würde demn Hrn. Abg. Dr, Bamberger cin Blick auf die Karte klarlegen, daß Neu- Guinea über mehr als 300 deutsche Meilen von dem Endpunkte unserer Dampferlinie entfernt liegt. Bereits binnen wenigen Tagen ging von Gastein die Genci migung des Herrn Reichskanzlers zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit ein. Demnächst haben, wie ih dem Hrn. Abg. Richter ausdrücklich erwidere, fogleih Verhandlungen zwischen den cinzei- nen Néssorts, und zwar der Marine, dem Auswärtigen Amt, dem Reichs- Scbatzamt, dem Reichsamt des Innern und dem Neichs-Postamt stattgefunden, bei welchen auch cine genaue Prüfung der finan- ziellen Frage erfolgt isi, Über deren angeblih riht genügende Be- rüctsichtigung einzeine Herren Abgeordnete Auëtstellungen zu erheben beliebt haben. Nachdem der Schriftwe{sel zwischen den einzelnen Ressor!s beendigt war, ftaben unter den Kommissarien derselben mündliche Berathungen stattgefunden. Es ift von denselben sodann cine Subkommission gebildet worden, welhe sich nach Hamburg und Bremen begeben hat, um durch Einziehung von Erkundigungen bei sachverständigen Nhedcrn eine sichere Unterlage für die Ausführung der Vorlage zu erhalten. Die Sache ist mit dem größten Eifer Seitens aller Nessor1s behandelt worden, so daß der definitive Bericht an den Herrn Reichskanzler in der zweiten Hâlfte März er- stattet und von demselben am 23, März d. I, bei Sr. Majestät die Genebmigung zur Einbringung einer Gesetzesvorlage nacbgesucht werden konnte. Wie Ihnen der Hr. Staats-Minister von Boetticher bereits im Plenum mitgetheilt hat, ift die Ermächtigung Sr. Majestät inkürzester Frist erfolgt, und der Entwurf demnächst anden Bundesrat h gelangt, von welhem er zunächst an die Ausschüsse für Finanzen, für Eisenbahnen, Posten und Telegraphen und für Handel und Gewerke überwiesen worden ist. In diefen Ausschüssen ist die Votloge ebenfalls ohne allen Verzug eingehend behandelt worden; sie hat da- felbst nibt mehr Zeit gebraucht, als zur Einholung von Inftruk- tionen Seitens der Vertreter der Bundeëregierungen nothwendig war Der Herr Reichskanzler hat im Plenum bereits ausgeführt, welcber erhebliche Untersbied in dieser Beziehung zwischen den VBer- handlungen des Reid stags und des Bundescaths besteht. Der Gesetz- entwurf konnte nach Berathung im Bundesrath dem Reichstag am 23, Mat vorgelegt werten. Dir Reichstag hat somit zur Be- rathung dessclbcn fast ein Ourttbel der Seit acehabt wie alle übrigen Instanzen zusammen. Auf die Frage des Hrn. Abg. Dr. Windthorst, ob mit bestimmten Gesellschaften Über die zu vergebenden Leistungen bcreits Verhandlungen gepflogen oder bcstimmte Geselschaftea in Auësicht genommen seien, kann ih ebenfalls mit einem kurzen und bestimmten „Nein“ antworten. Der Herr Abgeordnete sceint dieVorlage nicht genau gelesen zu haben, da in der- selben autdrücklih hervorgehoben ist, daß die Vergebung der Leistungen im Wege des öffentlihen AnbietungEverfahrens erfolgen soll. Die Uebertragung wird an Diejenigen stattfinden, welche bei größter Garantie für die Erfüllung der Bedingungen die wohlfeilsten Preise stellen. Es wird hierbei, wie aub der Herr Reichskanzler bereits hervorgehoben hat, auf Berücksichtigung der bereits bestehenden Ge- sellschaften thurlihft Bedacht gerommen werden, da die Vermuthung dafür spricht, daß sie die meisten Garantien für guten Betrieb bieten

gliedern dcs Deutschen Kolonial-Vereins, fondern auch in den weite- sten Swbichten der Bevölkerung hervorgerufen hat.

/ Uebrigens nehme ich mit Besriedizung Akti von der ausdrüdck- [iben Erklärung des Hrn. Abg. Dr. Windhorst, daß ec die Kolonialpolitik des Herrn Reichskanzlers in dem Sinne, wie derselbe sie im Plenum und in der Budget- fommission entwidckelt hat, acceptire.

Mit Bezug auf die Aeußerung des Grafen Ballestrem, daß die Regierung die Bewilligung der Vorlage als Bertrauenssache be- zeiwnet habe, und daß dies ein Grund mehr für ihn wäre, gegen die Vorlage zu stimmen, da er dieser Regierung, welche den Kultur- kampf heraufbeschworen habe, kein Vertrauen entgegenbringen könne, möchte ic hervorheben, daß es sih in diesem Sinne gar nicht um cine Vertrauen®sache handelt, und daß id nur mein lebbafteste3 Bedauern darüber ausdrückten kann, wenn eine so große nationale Sache, welhe für die gesammte Industrie und unsere wirthschaftlichen Verhältnise niht minder für das Ansehen und die Stellung Deutschlands von eminenter Wichtigkeit ist unter folchen Gesichtspunkten behandelt wird. ¿

i Die Taktik der Freisinnigen, welbe heute mit den ver- meintlihen Enthüllungen eines der Herren Vorredier beobachtet wurde ist do gar zu darsichtig! Nacbdem die freisinnige Partei mit alle: Einwänden zurückgewiesen und aus allen Positionen siegreich herauêëges{lagen worden ift, und nabdem die von andercr Seite ge- hegten augensceinliden Verschleppungsbestrebungen an ihr Ende gelangt find, versu! man lel, um in der öffentliben Mena die Vorlage ¿zu Ddisftrediliren, ihr die garsttge Schlappe einer „saulen Gründung“ is acceptire diesen von dem Abgeordneten Richter soeben gebrauchten Ausdruck anzuhängen! Das ift mindestens nicht schön, no viel weniger aber flug von Ihnen, und wird Ihnen vor dem Lande noch mehr zum Schaden gereichen, als Sie dies bei dieser Ange- legenbeit ohnehin con besorgt haben.

Statistische Nachrichten.

„, Das neulih angezeigte 2. Vierteljahrsheft (Heft 4 bis 6) 34, Jahrgangs 1884 der „Zeitschrift für Bauwesen“ (herausgegeben im Ministerium der öffentliwen Arbeiten; Verlag der Gropiusschen Buch- und Kunsthandlung [Ernst u. Korn] hierselbst) bringt die X1II. Fortseßung der Statistischen Nachweisungen, betreffend die in den Jahren 1871 bis einscbließlich 1880 vollendeten und ab- gerewneten preußischen Staatsbauten (im Auftrage des Ministers der öffentlihen Arbeiten aufgestellt von dem Geheimen Baurath Endell und dem Regierungs-Baumeister Frommann). Der jeßt veröffentlihte neue Abschnitt enthält eine Uebersiht der Oesunagntisse und Strasanstallen. Der Statistik nd wieder zahblreibe_ Grundrisse mit den Legenden beigegeben. Boran steht Berlin mit 54 Bauten, welche einen Aufwand von 6 287 007 ä erfordert haben (darunter hauptsählih die großartige Anftalt zu Plögensee mit ihren Einzelbauten, wie dem Verwaltungs- gebäude nebst Kirche, den Gefängnißhäusern, dem Krankenhause, den Wirthschaftsgebäuden 2c. 2c). Dann folgt der Regierungsbezirk S{leswig-Holstein mit 30 Bauten, welche einca Aufwand von 3 895 470 6 beanspruchten (barunter die Strafanstalt zu Rendsburg); der Regierungsbezirk Aachen mit 11 Bauten und einem Aufwande von 831 333 / (darunter die Strafanstalt zu Aachen); der Regie- rungsbezirk Posen mit 10 Bauten, auf welche "921250 M verwandt wurden (darunter das Strafgefängniß bei dem Landzericht zu Posen); der Regierungéb2zirk Gumbinnen mit 8 Bauten, welt: e 326 283 foitcten; der Regierur g8bezirk Stettin mit 7 Bauten und einem Erforderniß von 539521 K; er NRegierungs- bezirk Potsdam mit 6 Bauten, welche mit 421826 M ver- zeichnet sind, und der Regierungsbezirk Düsseldorf ebenfalls mt O Baten und enen AUliswande von 431200 M Die anderen Regierungébezirke bezw. Landdrosteien haben für Gefängniß- bauten den Staatssäckel in dem Jahrzehnt 1871/80 im Ganzen weniger in Anspruch genommcn, denn €s kamen auf Marienwerder, Frank- furt a. O., Bromberg, Liegniß, Magdeburg, Osnabrüdck, ArnsLerg Trier je 3, auf Königsberg Cöëlin, Oppeln, Merseburg, Lüneburg, Cassel je 2, auf Danzig, Stade, Aurih, Münster, Minden, Sig- maringen nur je 1 Bau. Die Gesammtzahl der Bauten der an- gegebenen Kategorie betrug in dem Dezennium 176 und die Aus- gaben für dieselben bezifferten sich auf 18455633 M gegen 20 034 550 Æ nah dem Boranfchlage. L

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

_Die soeben erschienene Nr. 6 (32. Jahrgangs 1884) des „Correspondenzblatts des Gesammtvereins der Deut- schen Geshichts- und Alterthums8vereine“ (berausgegeben von dem Verwaltung8auss{uß des Gescammtvercins in Frankfurt a/M. unter Redaktion von Ernst Wörner in Darmstadt; Kom- misfionsverlag der Hoföoucbhandlung von A. Klingelhöffer in Darm- stadt; jährli 12 Nummern, Ab -Pr. 5 F) bringt interessante Mittheilungen von Dr Loy übec die römischen Funde, die man auf dem sogenannten Kuhhernshof, jenem einstigen schönen Patcizierhofe vor Den Thoren von Frankfurt a./M. gemacht hat. Dann [ebr Geor Mer au in dieser Nummer noch feine Geschichte der Herren und Grafen von Heusenstamm fort. Unter derx Rubrik „Literarisbes“ bcspricht Oberst von Cohausen das von Ernst Wör- ner, dem Redacteur der Zeitschrift, in Gemeinscaft mit Mar Heckmann ver'aßte, bei Franz Frey in Mainz erschienere Werk: „Orts- und Landesbcfestigur gen des Mittelalters, mit Nücksiht auf Hessen und die benachbarien Gebiete.“ Am S@luß, unter den Notizen über Funde, Restaurationtarbciten 2c. giebt E. Wörner eine Bescreibung des alien Wallbruinswen Schlosses bei Ernsthofen im Odenwalde, nach welchem der Historische Verein für das Großherzogthum Hefen am 17. Mai d. I. feinen ersten Sonmméerauéflug unternommen hat. Endlich wird dann noch üher interessante Funde berichtet, welche dem Antiquarishen Museum der Gesellschaft für vommezische Geschichte und Alterthumékunde in Stettin zugewiesen worden sind und das Protokoll der Monatêëversammlunz vom 2, Mai des H!storischen Bercins von Oberbayern mitgetheilt. S

Gewerbe und Sande! Nachdem s{on im Dezember 1882 dur eine Verordnung des russischen Finanz-Ministers den Zollämtern zu Micbhalowez, Moskau und St. Petersburg die Erlaubniß zur Annahme der Deut schen Reichsbanknoten bei Sablung von Zolls» gebühren ertheilt worden war, sind hiezu jeßt auch die nabbezeich- neten russischen Zollämter ermächtigt worden : Alerxandrowo, Nowomesty, Grajewo, Slupe, Sosnowice, Warschau, Wirballen, Neschawa, Yilawa, Dhilippowo, JSurburg, Michalowece, Szczypiorno, Dobrzin, Tauroggen, Moskau, Granica, St. Peteréburg, Hafern- Gors{dowo, ¡ollamt, Kretingen, NRadziwilow. Nürnber g, 28. Juni. (Hovfenmarktberiht von Leopold Held.) Am Markte herrscbte in der ¿rsten Hälfte dieser Woche reger Verkehr, seit Donnerstag ist da3 G schäft jedo wicder ganz still. Verkauft wurden während der leßten Tage ca. 200 Ballen, und die Zufuhr repräfentirt ungifähr die gleiche Ziffer. Preise find einige Mark böber als in der Vorwoche: man bezahle Prima Waare mit 190—198 M, gute Originalmittel-Hopfen mit 180—187 46 und ge- packte je nah Qualität mit 170—185 4 Aloster brachten 115, 120 und 135 #, Ruffen 90—115 16 und Amerikanec 115—130 -— Stimmung ist ruhig fest. Glasgow, 28, Juni. (W. T. B.) Die Vorräthe von Moheisen in den Stores belaufen sich auf 589 100 Tons, gegen 584 600 Tons iu: vorigen Jahre. Zabl der im Betrizbe befindlichen

fönnen.

Hochöfen gegen 113 im vorigen Jaßre.