1884 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Ober-Werstdirektor, im Uebrigen diejenige Behörde, welche der den Bau ausführenden Verwaltung unmittelbar vorgeseßt iß.

Berlin, den 4. Juli 1884. Für den Minister für Handel A ür den Minister für Hande Der Minister des Jnnern. und Gewerbe :

von PuNtkamer. von Boetticher.

Ju der heutigen Handelsregister:Beilage wird Nr. 28 der Zeichenregister- Bekanntmachungen veröffentlicht.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Juli. Der nah Toulon entsandte Geheime Regierungs-Rath Dr. Koh hat berichtet, daß die dortselbst ausgebrochene Krankheit die asiatische Cholera sei. L ' 1

Mit Rücksicht hierauf hat der Reichskanzler die fran- zösishen Hafenpläße des Mittelmeers für der Cholera verdächtig erklärt (cfr. Bekanntmahung vom 9. Juli cr.) und die Bundesregierungen ersucht, in Erwägung zu nehmen, inwiefern ein Theil derjenigen Einrichtungen, welche die im vorigen Monat zusammengetretene Cholera- Kommission für den Fall des Fortschreitens der Cholera in Frankreih empfohlen hat, s{hon jeßt vorzubereiten sein möhte.

Am 9. d. M. i in Athen der deutsch-griehis{che Handels- und Schiffahrtsvertrag von dem Kaiser- lihen Gesandten, Freiherrn von den Brincken und dem König- lih griehishen Minister des Auswärtigen, Alexander A. Con- tostavlos unterzeihnet worden.

Eine für die Eigenthümer von Grundstücken, die mit sog. Amortisationshypotheken belastet sind, bemerkens- werthe Entscheidung is fkürzlih vom Reichs gericht, I. Civilsenat, u. d. 31. Mai d. J., gefällt worden. Nach dieser Entscheidung gewährt die 1m Reglement einer Hypo- thekenbank (Gesellshaft) prinzipiell ausgesprochene Befugniß, für dén Schuldner, das Darlehnskapital unter bestimmten Modalitäten früher zurückzahlen zu dürfen, resp. die Amorti- sation zu beschleunigen, dem Schuldner, welcher sich in dem mit der Bank (Gesellschaft) abgeshlossenen Hypotheken: Dar- lehnsvertrage dieses Reht nicht ausdrücklich vorbehalten hat, niht ohne Weiteres ein Reht auf Beschleunigung der Amor- tisation resp. auf anticipirte Rückzahlung. Ein derartiges Reglement, welches seinem ganzen Jnhalt nach nur dazu bestimmt ist, Normen aufzustellen, unter welchen der Vorstand der Gesellshaft Hypothekendarlehne abzuschließen befugt sein soll, kann niht ohne Weiteres denjenigen Personen, mit welchen die Gefsellshaft kontrahirt, Rechte einräumen.

Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, ist von den bei Danzig vorgenommenen Fnspizi- rungen hierher zurüdgekehrt.

Sachsen. Dresden, 11. Juli. (W. T. B.) Prinz Georg wird am 17. d. M. mit seiner Familie eine Reise nah der Schweiz antreten.

Leipzig, 11. Juli. (W. T. B.) Der König hat eine an ihn gerihtete Einladung zum Besuh des deutschen Bundes\chießens angenommen und wird am 19. d. M. zu mehrtägigem Aufenthalt hier eintreffen.

Württemberg. Stuttgart, 10. Juli. (W. T. B.) Bei der heutigen Stihwahl zum Landtage wurde der Rechtsanwalt Tafel mit 4100 Stimmen gewählt; der Gegen- kandidat Wächter erhielt 3253 Stimmen, Die Sozialisten stimmten in großer Anzahl für Tafel.

Hamburg, 8. Juli. (Hann. C.) Die Kosten für den Zollanshluß Hamburgs, welche auf rund 106 Millionen festgestellt waren, wahsen unter dem Fortschreiten der ein- zelnen Arbeiten. Der Senat legte heute einen Antrag zur Vertiefung der Häfen vor und ersuchte um eine Er- höhung des Betrages von 106 Mill. auf 108 200 000 # Der Antrag is in Rhedereikreisen mit großem Beifall aufgenommen worden. Ferner hat der Senat die Herstellung eines besonderen Hafens für Fischerewer beantragt. Durch die Eröffnung der Eisenbahn hat sich der Versandt von Seeschiffen von- Cux - haven aus wesentlih vermehrt, und weil die dortigen Hafen- anlagen ohnehin {hon recht beshränkt sind, glaubt der Senat der Befürchtung Raum geben zu müssen, daß beim Eintritt eines stärkeren Winters es in dem bisherigen Schußhafen an Play fehlen könnte, um größere Seeschiffe unterzubringen. Es soll dezhalb ein nebenliegendes Watt ausgegraben und noch bis zum Eintritt des Winters zu einem Hafen für Fischerewer eingerichtet werden.

10, Juli. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Bürgerschaft wurde bei der zweiten Lesung des Antrages des Senats, betreffend die Erbauung einer Abtheilung für epidemishe Krankheiten, an Stelle des gestern gefaßten Beschlusses folgender Antrag des Dr. Wex an- genommen: Die Bürgerschaft beschließt, unter Ablehnung des Senatsantrages, die Niedersezung einer gemi'chten zehn- gliedrigen Kommission behufs Ergreifung von Maß- regeln gegen die Gefahr der Einschleppung der Cholera und stellt der Kommission eine halbe Million Mark zur Ver- fügung. Der Senatskommissar Petersen hatte seine Zustimmung zu diesem Antrage erklärt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. Juli. Die „Pol. Corr.“ {reibt : Mehrere hiesige Blätter reproduziren heute aus den „Narodni Listy“ Berichte aus Cettinje, die von diplo- matischen Aktionen erzählen, welche sih in leßter N in der montenegrinishen Hauptstadt abgespielt und die Befestigungen in der Herzegowina sowie die montenegrinisch-herze- gowinaschen Grenzverhältnisse überhaupt zum Ge- genstande gehabt haben sollen. Wir sind“ zu erklären er- mächtigt, daß die erwähnten Mittheilungen jeder Begrün- dung entbehren.

Shweiz. Bexn, 10. Juli. (W. T. L Der Bundes- rath hat das Verlangen des Kantons Tessin, für alle Eingänge nah der Schweiz eine fünftägige Quarantäne anzuordnen, abgelehnt. Die für die westlihen

Schweizer Bahnen und Kantone vorgestern beshlosse- nen Maßregeln gegen die Cholera sind auf die ganze Schweiz ausgedehnt worden.

Niederlande. Delft, 10. Juli. (W. T. B.) Jn der neuen Kirche fand heute die Feier des dreihun- dertsten Jahrestages des Todes Wilhelms des Scchweigers statt. Das Grabmal war mit prachtvollen Kränzen geschmückt und ein filberner, noch von dem ver- storbenen Kronprinzen Alexander gespendeter Lorbeerkranz durch eine Deputation der Freimauerer an der Grabstätte niedergelegt worden. Der Minister und die Spigen der Be- hörden wohnten der Feier bei, bei welcher Professor Devries die Gedächtnißrede hielt.

Großbritannien und land. London, 9. Juli. (Allg. Corr.) Die von Seiten des Oberhauses erfolgte Verwerfung der Wahlreform-Vorlage beschäftigt die gesammte Presse. Bei der Abstimmung über die Vorlage stimmten mit der Majorität sechs liberale Pairs, nämlich der Marquis von Clanricarde, der Earl Gosford, Lord Fiß- hardinge, Lord Lyveden, Lord de Freyné und Lord Mowbray, ferner drei unabhängige Pairs, und zwar Lord Denman, Lord Stanley of Alderley und Lord Brabourne, während die Minorität fünf konservative, fünf unabhängige Pairs, zwei Erzbischöfe und zehn Bischöfe umfaßte. Der Bischof ‘von Gloucester und Bristol stimmte gegen die zweite Lesung, und 13 Bischöfe enthielten sich der Abstimmung.

Die Finanz-Kommission, welde von den Bevoll- mächtigten der Großmächte niedergeseßt worden ist, um die der Konferenz von England unterbreiteten Vorschläge zur Regelung der egyptishen Finanzen zu prüfen, trat gestern zu einer weiteren Sißung zusammen, welhe zwei Stun- den in Anspruch nahm. „Eine fernere Sizung“, schreibt die „Times“, „wird am nächsten Freitag abgehalten werden, - und die Zwischenzeit werden die Bevoll- mächtigten dazu benußen, Jnstruktionen von ihren Re- gierungen über die Modifikationen, welhe in den vor- herigen Zusammenkünsten erörtert worden find, einzuholen. Die Erwägung der Finanzlage is} vorgeschritten, so daß die Unterhandlungen befriedigenden Fortgang nehmen. Wahr- sheinlih werden nah der nächsten Sizung am Freitag die finanziellen Unterhandlungen hinreihend gefördert sein, um die Anberaumung eines Datums für die Wiederaufnahme der Sizungen der Konferenzbevollmächtigten zu gestatten.“

10. Juli. (W. T. B) Jn der heute Nachmittag, im Hauptsaale des Auswärtigen Amts, stattgehabten Versa mm- lung der liberalen Mitglieder des Parlaments theilte der Premier Glad one mit, daß die Regierung u. A. beschlossen habe, die London - Government - Bill preiszugeben. Ferner erklärte der Premier: in Folge der Ablehnung der Wahl- r'eformbill durch das Oberhaus habe das Kabinet ein- stimmig beschlossen, die gegenwärtige Session des Par- laments sobald wie möglich zu schließen. Die neue Session solle dann in nicht zu langer Zeit eröffnet werden. Jn dieser Session würde die Reformbill nochmals zuerst im Unterhause berathen werden, und wenn jie von diesem aufs Neue angenommen würde, auch aufs Neue dem Oberhause vorgelegt werden. Die Erklärungen Gladstone's wurden von allen Anivese@den mit Beifall begrüßt. Goschen spra die Hoffnung aúûs, daß die Agitation der Liberalen zu Gunsten der Wahlreform nicht soweit getrieben werden würde, die Kammer der Lords vor dem Lande zu erniedrigen. Bri ght erklärte: er erwarte, daß die gegenwärtigen Befugnisse des Oberhauses begrenzt werden würden.

Im Unterhause erwiderte der Unter-Staatssekretär Fi y- maurice auf eine bezügliche Anfrage: die Regierung habe gegenwärtig keine besonderen Maßregeln zum Schuß des englischen Handels mit China für nothwendig erachtet ; im Uebrigen seien, wie bekannt, gegen Ende des vergangenen Jahres, die neutralen Mächte übereingekommen, daß die Befehlshaber ihrer in den chinesishen Gewässern befindlichen Kriegsschiffe sich im Nothfal zum Schuße der Unter- thanen der neutralen Staaten ins Einvernehmen mit einander seßen sollten, Der Premier Gladstone lehnte es ab, einen Ausschuß zur Untersuchung der Gefängnißverwaltung ein- zuseßzen. Der Premier theilte darauf den Beschluß der Regierung bezüglih der Herbstsession mit und erklärte: daß die Ne- gierung die noch rückständigen Hauptvorlagen, darunter die- jenige der Umprägung der halben Sovereigns und die über den Shug von Mädchen gegen Verleitung zu einem unsitt- lihen Lebenswandel, zurückziehen werde. Was die Konferenz angehe, so hoffe er, daß die finanziellen Beigeordneten zu Anfang der nächsten Woche ihre Arbeiten beendet haben würden, und daß die Konferenz dann einen oder zwei Tage später zusammentreten werde. Die finanziellen Beigeordneten hätten die Arbeiten so sorgfältig vorbereitet, daß die Konferenz nur wenig? Sizungen nöthig haben werde.

Frankreih. Paris, 9. Juli. (Fr. Corr.) Jn den Senatsausshuß für die Verfassungsrevision wurden gestern nah langen und ernsten Berathungen in den neun Abtheilungen gewählt: Calmon, Robert de Massy, Jules Simon, Wallon, Berlet, Scheurer: Kestner, Ribière, Edmond,

Scherer, Bozérian, de Rozière, Bazille, de VWêarcère, Barbéy, Dauphin, Faye, Garrisson, General Pélissier

und Paul de Rémusat. Von diefen 18 Kommissaren, welche sämmtli den republikanishen Gruppen angehören, sind 9, also genau die Hälfte, der Revision entschieden abgeneigt, 5 entschlossen, die Regierungsvorlage zu vertheidigen, und 4 nehmen die Revifion im Prinzip an, verlangen aber gewichtige Garantien für die genaue Begrenzung der Debatte im Kongreß. Was gegen- wärtig das Verhältniß des Senats zu der ministeriellen Re- visionsvorlage betrifft, so nimmt man an, daß 75 bis 80 Stimmen ihr unbedingt günstig sind, 50 Stimmen die Revision zuließen, wenn die Vorlage noch einer gründlihen Umarbeitung unterzogen und die ausdrücklihsten Garanlien geboten würden. 125 bis 130 Stimmen dürften fich ablehnend verhalten, und von 40 bis 50 Stimmen is} es heute noch ungewiß, auf welche Seite sie sich neigen werden, da fie sih an den gestrigen Wahlen nicht betheiligt haben.

10. Juli. (W. T. B.) Nach dem heute Vormittag abgehaltenen Ministerrath empfing der Conseils-Prä- 1 Ferry den chinesischen Gesandten Li-Fong-

ao.

Die Regierung hat nun doch beschlossen, die für den 14. Juli in Aussicht genommenen Truppen-Revuen fort- fallen zu lassen, und gleichzeitig den Munizipalrath aufgefordert, in Erwägung zu ziehen, ob niht dem Rathe der medizinishen Akademie Folge zu geben und die Feier des

14. Juli zu vershieben sei. Der Munizipalrath wird morgen hierüber in Berathung treten.

Die transatlantishe Schiffahrts3gesellshaft hat in Folge der Quarantäne die Abfahrten von Marseille nah Algier suspendirt. Die Packetboote werden künftighin den Dienst zwishen Port-Vendres und Algier übernehmen.

11. Juli, Vormittags. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Der französishe Gesandte in China, Patenotre, hat die französishe Note, in welcher von China eine Kriegsentshädigung verlangt wird, erst gestern in Shanghai erhalten und dieselbe so- fort der cinesishen Regierung in Peking übermittelt. Für die Beantwortung der Note ist der chinesischen Re- gierung eine ahttägige Frist gesest. Alle Gerüchte von einem militärishen Vorgehen Frankreihs vor dem Ablauf dieser Frist entbehren demnach der Begründung.

_ Jn Toulon find am 6. Juli 18 Cholera-Todes- fälle vorgekommen.

Toulon, 10. Juli, Mittags. (W. T. V.) Seit gestern Abend sind hier 10 Personen, darunter die Oberin der Schwestern von St. Maur, an der Cholera gestorben.

10. Juli, Abends. (W. T. B.) Seit heute früh sind hier 2 Personen an der Cholera gestorben.

Marseille, 10. Juli, Mittags. (W. T. B.) Die Zahl der seit gestern Abend 8 Uhr bis heute Vormittag 91/2, Uhr hier an der Cholera gestorbenen Personen beträgt 25.

10. Juli, Abends. (W. T. B.) Jm Laufe des heutigen Tages starben 26 Personen an der Cholera.

Aix, 10. Juli, Abends. (W. T. B.) Hier kam heute ein Cholera-To de sfall vor.

Bulgarien. Sofia, 10. Juli. (W. W. B.) Jy Folge der Koalition der Konservativen und Radikalen, welche zur Wahl Karaveloffs zum Präsidenten der Kammer führte, hat das Kabinet Zankoff seine Entlassung genommen. Der Für st beauftragte Kaxraveloff mit der Bildung eines neuen Kabinets.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 11. Zuli, (W. T. B.) Durch einen Kaiserlihen Tagesbefehl ist angeordnet worden, daß das Ssamogitsche Grenadier- Regiment, dessen Chef der General von Totleben war, zur Erinnerung an die militärishen Verdienste des Verstorbe- nen den Namen desselben weiterführen soll.

Amerika. Washington, 9. Juli. (Allg. Corr.) Der Präsident ernannte General George Sharp aus New- York und die Herren Thomas Reynolds aus Missouri und Solon Thatcher aus Kansas zu Mitgliedern einer diplo! matishenKommission, welche die südamerikanischen Staaten besuchen soll, um die Handelsbeziehungen der Vereinigten Staaten mit denselben zu bessern.

Chicago, 8. Juli. (A. C.) Die national-demo- Ératishe Konvention begann heute Mittag ihre Sißungen. Die Verhandlungen wurden mit einem Gebet des Rev. Marquis eröffnet. Mr. Hubbard aus Texas wurde sodann interimistisch zum Vorsißenden gewählt. Die nächste Sißung findet morgen statt.

9. Juli. (A. C.) Die hier tagende demokratische Konvention war heute mehrere Stunden mit der Erörte- rung der sogenannten „unit rule“ beschäftigt. Es handelte sih um die Frage: ob den Delegirten gestattet werden solle, ihre individuellen Stimmen zu verzeihnen, oder: ob die ganze Delegation eines Staates en bloc abstimmen solle, und zwar in solher Weise, wie die Mehrheit jeder Delega- tion entscheidet. Die Konvention lehnte es ab, von dem alten Herkommen abzuweichen. Die Folge davon ist, daß die Anstrengungen des „Tammany Hall“ - Elements das New- Yorfker Votum zu spalten, vereitelt sind und Gouverneur Cleveland, welcher die Wahl von 49 Mitgliedern der New- Yorker Delegation ist, sämmtliche Stimmen dieses Staates, 72 an Zahl, erhalten wird. Clevelands Stärke, beim ersten Wahlgange wird auf 450 Stimmen geshäßt. Senator Bayard und McDonald sind ebenfalls hervorragende Kandi- daten. Tilden hat es endgültig abgelehnt, als Kandidat auf: gestellt zu werden. Die für die Aufstellung eines Kandidaten erforderlihe Stimmenzahl is 546, oder zweidrittel der Ge- fammtzahl dex Delegirten. ;

Afrika.

Egypten. Alexandrien, 9. Juli. (Allg.

Corr.) Dem „Daily Telegraph“ wird gemeldet: Der Khe-.

dive hat amtlihe Berichte aus Wady Halfa empfan- gen, denen zufolge Khartum noch immer Stand hielte, aber daran glaubt kaum irgend Jemand. Nubar Pascha und alle anderen eingeborenen Minister schenken den Berichten Glauben, welche die Uebergabe der Stadt meldeten. Die verschiedenen Rebellen-Armeen haben sih beträhtlih ver- stärkt. Da die Ernte eingeheimst ist, können die Männer dem Mahdi folgen. Der Khedive verhehlt sih nicht die Ge- fahr, welhe dur die religiöse Bewegung verursaht werden fann, die jeßt sogar von muselmännishen Bevölkerungen mit Interesse verfolgt wird, die soweit entfernt sind, wie die in Java. Ein soeben von Mekka zurückgekehrter Eingeborener meldet, daß dort eine lebhafte Stimmung zu Gunsten des Mahdis herrsche. /

Kairo, 8. Juli. (A. C.) Dongola wird von den Truppen und der Civilbevölkerung geräumt. Die Ein- wohner ziehen massenhaft ab, und erstere beshüßen leßtere. Der Meldung von dem Siege in Debbah wird hier nit der mindeste Glauben geschenkt, um so weniger, da Dongola geräumt wird. Debbah, das unbedeutende Dorf, über welches so viel geredet worden, ist jeßt von den Auf- ständishen beseßt, obwohl dies amtlich in Abrede gestellt wird. Den Stämmen zwishen Abu Hamed und Berber haben sich die von Robatol, die bislang treu waren, angeshlossen. Es heißt, der Mahdi habe seine Differenzen mit dem Stamme El Hamer beglichen und bel Gebel-Gadir, südöstlich von Obeid, ein Lager bezogen. Er hat Signor Cuzzi mit Ehrenroben zu dem General Gor- don geshickt und sich erboten, leßteren zu seinem Emir zu ernennen.

Aus Suakim wird gemeldet, daß in Agig und Ro- waya Unruhen ausgebrochen seien. Der „Woodlark“ ist nah _Rowaya gesandt worden, und uahdem seine Mannschaft die Ordnung daselbft hergestellt hat, wird dieselbe nach Agig geführt werden, wohin der „Condor“ und ein egyptisches Kanonenboot bereits gesandt worden sind. Der Feind unter: hielt in der Naht zum Montag ein sehr lebhaftes Feuer auf die Stadt und die Forts von Suakim. Durch das Gegen- feuer der Garnison wurden zwei Rebellen getödtet. Heute wurde ein entshlossener Angriff gegen die Stadt erwartet.

Die „Daily News“ schreibt: Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß etlihe der vielen Boten, die zu dem General Gordon gesandt wurden, den Ort ihrer Be- fimmung erreiht haben. Jm Auswärtigen Amt wird er- wartet, daß Nachrichten über den General in Kurzem ein-

treffen werden.

G

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ stellt nachstehende Telegramme und Zuschriften zusammen, die dem Reichskanzler aus Veranlassung der Dawmpfervorlage zuge-

en sind: 7 gane eitens des Vorsißenden der Landesversammlung der national-

liberalen Partei in Wiesbaden ift folgendes Telegramm an den Reichskanzler geritet worden : : i

Die heutige Landesversammlung der nationalliberalen Partei des Regierungsbezirks Wiesbaden spriht dankerfüllt ihre volle Ueberein- immung aus mit der von Euerer Dur&laubt eingeleiteten Kolonial- politif, bei deren Durcbführung die tinsihtige und thatkräftige Unter- fugung des deutschen Volkes nit fcblen wird.“ s

Die Handels- und Gewerbekammer in Zittau erblickt ebenfalls in dem Vorgehen der verbündeten Regierungen eine Förderung der wicctigsten wirthschaftli&den Interessen. In ihrer Zuschrift heißt es u. A.: „Die an die Vorlage geknüpften Hoffnungen auf weitere Kräfs tigung deutsen Handels und deutscher Industrie dur direkte Zu- iubren, auf Steigerung des Wertbes der heimischen Produktion, auf Erweiterung des deutschen Absatmarktes und Hebung des Exports erscheinen vollberechtigt, die erstrebten Ziele, felbst wenn sie nur zum Theil und erft na langer Zeit zu erreichen sein sollten, werth der in Auésidt genommenen Aufwendungen, au abgesehen von der nationalen Bedeutung des Unternehmens.“ ;

Der Vorstand des nationalliberalen Wahlvereins zu Caffel hat das nachfolgende Scbreiben an den Sa Bismarck geritet :

„Dur(lauchtigster Fürst!

Indem der unterzeihnete Vorstand des nationalliberalen Wahl- vereins zu Cassel, dem ibm ertheilten Auftrag gemäß, si beehrt, Ew. Durtlaucht die beiliegende, von der geftrigen Versammlung des Sablvereins gefaßte Resolution zur Kenntniß zu bringen, ift es dem- selben eine angenehme Pflicht, im Namen und Auftrag des Wabhlvereins Ew. Durtlaucht zugleich warm empfundenen Dank auszuspreben für die Art, wie Ew. Dur(laucht in der Frage der Dampferlinien und Kolonisation das Interesse und die Wücde der deutschen Nation in Kommission und Reichstag vertreten haben. Die patriotischen Porte Euer Durlau&t müfsen überall in den für Deutschlands Ehre und Größe warm s{lagenden Herzen mätbtigen und nachal- tigen Widerhall finden und die Dankbarkeit verstärfen, die Deutsch- land seinem Kanzler s{uldet.

In größter Ebrerbietung i Euer Dur@laußt _ ganz ergebenster Der Vorstand des nationalliberalen Wakblvereins : gez.: D. Ed. Harnier,

Vorsitzender. Cassel, am 4. Juli 1884,“ Resolution. E

Der nationalliberale Wablverein zu Cassel begrüßt mit freudiger Genugthuung die von der Reichsregierung ecinges{lagenen Bahnen der Kolonialpolitik. Ueberzeugt, daß die Uebernahme des Schußes deut- ser Niederlassungen im Auslande durch das Reich ebenso der Würde, wie den materiellen Interessen desselben entspricht und somit dauernd ¡um Segen des Vaterlandes gereichen wird, \prechen wir die Hoff- nung aus, daß die künftige Vertretung des deutfhen Volkes die Be- strebungen der Reich2regierung auf diesem Gebiete kräftig fördern und insbesondere- der Forderung für Unterstüßung von Dampferlinien, deren Nichtbewilligung durÞ den gegenwärtigen Reichstag wir als folgenschweren Mißgriff beklagen, freudig zustimmen werde. __ Den bereits erwähnten zustimmenden Eingaben aus Baden hat sid die Handelskammer von Freiburg angesblofsen. Die Frei- burger Handelskammer weist namentlich darauf hin, daß die günstige Aufnahme, welche der Gesetzesvors&lag seiner Zeit in den Einzel- staaten, im Bundesrath und in dem weitaus größten Theile der Presse gefunden hat, nicht vermuthen ließ, „daß im Retstage, ents gegen den Wünschen der Regierungen, und man darf es wobl sagen, des größten Theiles der Bevölkerung, diese Angelegenheit in einer

E Weise behandelt werden konnte, wie es leider geschehen ift“.

Dem „Hannovershen Courier“ wird aus Göt- Ungen, 8. Juli, berichtet : 1

Die hier auf gestern Abend zusammenberufene Versammlung zur Vesprehung der deutschen Kolonialpolitik war so flark besubt, wie wir bier son seit längerer Zeit keine politishe Versammlung besucht gesehen haben, Männer aus allen Ständen waren vertreten und es zeigte sib ein allseitiges lebhaftes Interesse an dieser hobwictigen Frage. Professor Wagner, der Vorsitzende des hiesigen Kolonialvereins, batte das Referat übernommen. In langer, sehr fesselnder Rede wies er na, daß unfere Reichêregierung mit der Vorlage der Dampferlinien- subventionirung si auf dem rechten Wege ciner gesunden Kolonial- politik befinde und daß man diese Politik energisd unterftügen müsse. Zuglei zeigte Redner die Haltlosigkeit der Behauptungen und An- libten der Gegner dieser Vorlage und unterzog besonders die Art und Weise, in welber der Abg. Bamberger die Regierung bekämpft bat, ciner scharfen Kritik. Auch die Professoren Reinke und Gebeim- rath Dove sprachen si für die Politik Bismarcks und die fragliche Vorlage aus und forderten die Anwesenden auf, dur eine energische Resolution der Regierung ihre Sympathie auszudrücken. Hr. Rechts- anwalt von Prittwiß und Gaffron verlas hierauf folgende vom Comité beschlofsene Adresse an den Fürsten Bismarck:

s: ___ eEw. Durchlaucht : : Erklärungen in der Budgetkommission des Reichstags gelegentlich der Berathung der Postdampfer-Subventionsvorlage über die Kolo- nialpolitik des Deutschen Hei&s haben nicht verfehlt, auc in unserer deg tes die freudigste Zuflimmung aller patriotisch gesinnten Männer ¡u finden.

Die beute hier von Hunderten von Männern aller Stände und Berufskreise besuchte öfentlibe Versammlung hat einstimmig M Meinung ‘dahin zu erkennen gegeben, daß die Begründung eutsber Kolonien in der von Ew. Durblauht in Aussicht ge- nommenen Weise für das Wokl unseres Vaterlandes eine Noth» wendigkeit und in jeder Beziehung geeignet is, das Ansehen, die

adt und das Gedeihen Deutschlands zu fördern und zu mehren, aud daß es daber als die Pfliht jedes wirkli vaterlandsliebenden Veutschen erscheint, Ew. Durchlau§t dabingehende Pläne nah Kräften ¿u unterstüßen, M Die Versammlung erkannte ferner einstimmig an, in der Vor- t betreffend die Subventionirung von Postdampferlinien, einen blige18 zu begrüßenden Schritt in der erwähnten Ricbtung zu er- wehe und daß es aufrichtig zu bedauern sei, daß diese Vorlage nit S; r zur Berathung und Beschlußfassung im Reichstage gelangt ist.

le rihtet an Ew. Durchlaucht die ergebene Bitte, diese Vorlage ris neuen Reichstage wiederum zugehen zu lassen, indem sie si der ¿Uveri1btlihen Hoffnung hingiebt, daß dieselbe von leßterem ange- nommen werden wird. Ew Swließlih besbloß die Versammlung, daß Absrift diefer an den (urGlaut gerichteten Zuschrift dem Reichstage übersandt wer-

É Vorstehende Adresse wurde von der Versammlung einstimmig a enommen und diese hierauf mit einem dreifahen Hoh auf den Uer ges{lofsen.

Die „Badische Korrespondenz“ schreibt: Q Akt Karlsruher Parteiversammlung vom 8. Juni, aus allen Tandestheilen ftark besucht, bildet nur den Anfang einer größeren Thät igs

feit der nationalen und liberalen Partei Badens für die herannabende Neubildung des Reichstags. Die Aufgabe ist, dur das Volk felbft und feine unmittelbare Entscheidung der einheitlihen Macht des Reiches und seiner stetigen inneren Entwickelung, vor allem durch Vollendung der fozialen Reform, wirksame Unterftüßung zu gewähren. Vor allem gilt es hierbei, die seit Jahren geftörte Politik der Ver- ftändigung zwishen der Reichsregierung und der nationalliberalen Partei, aus welcher einst der Nation die werthvollften und fruht- barften Schöpfungen erwahsen sind, wieder herzuftellen. Dazu bildet das Heïdelberger Programm eine werthvolle, die Stimmung weiter Kreise des deutshen Volkes klar und bündig aussprebende Grundlage. Es gilt, seinen Inhalt und die mit demselben in scharfem Sepemene stehenden Ziele anderer Par- teien den Wäblerkreisen zum sidern Bewußtsein zu bringen. Unmög- lid können die Interessen des Reiches gedeihen, wenn es dem Volke nicht gelingt, die künftliden und den Reichskanzler mit Nothwendig- keit zu diplomatishen Aushülfsmitteln zwingenden Parteiverhältnifse des Reichstages zu beseitigen. . .

In gleiher Weise muß jede Gemeinsamkeit mit dem demokratischen Radikalismus zurückgewiesen werden. Derselbe ist aber in Baden obne erheblichen Einfluß, weil unjer Volk die übeln Erfahrungen, welche es mit dieser Demagogie gema(ht hat, in gutem Gedächtnise bewahrt und keine Lust hat, sie wiederholt zu mahen. Aber immer-

bin is er durch einzelne Preßorgane im Lande vertreten und muß daber auch unsererseits energisch bekämpft werden. Diese politishe Richtung widersprikt in ihrer tiefsten

Grundlage der monarchishen Ordnung des Reiches und könnte daher, wenn sie stärker würde, nur störend und auflösend wirken. Sie bat das unter Preußens Leitung begründete Reih von Anbeginn mit Scroffbeit bekämrft, weil es in der Natur ihres Wesens begründet ist, daß nur kleine republikanishe Staatsbildungen wie die Schweizer- fantone, nie und nimmerdar eine mäbtige monarÞische Staatëord- nung mit ihren Grundsätzen vereinbarlich find. Nabe verwandt mit dieser Ribtung sind die Bestrebungen eines parlamentarischen Füh- rers wie Eugen Ricter. Der tiefe Unwille, welcher in weiten Volks- freisen, vor allem Süddeutslands, gegen seine gehässigen Angriffe gegen den Begründer des Deutschen Reichs erwacht ist, muß als eine wahrhaft sittlihe Kundgebung des Volksgeistes angeseben werden. Nit minder wird der manchersterlide Doktrinarismus Bambergers, welcher mehr und mebr frühere Verdienste dieses Mannes verdunkelt und ihn mit den wichtigsten Interessen der Nation in unlösbaren Konflikt bringt, vom Volke mit Recht verworfen. .

Statistische Nachrichten.

Na Mittheilung des Statiftishen Amts dec Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 29. Juni bis inkl. 5. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 244 Ebes(bließungen, 762 Lebendgeborene, 33 Todtgeborene, 708 Sterbefälle.

Internationale Telegraphenstatistik für 1882. (Stat. Corr.) Welchen bedeutenden Aufschwung das Nachribtenwesen auf Grund der neuesten Vervollklommnungen und Erfindungen auf dem Gebiete der elektrishen Telegraphie genommen hat, erkennt man sofort, wenn man die jährliden Ausweise des vom internationalen Telegraphenbureau zu Bern herausgegebenen „Journal télégraphique“ über den Stand des Telegraphenwesens iu den der internationalen Telegraphenvereinigung angehörenden Staaten überblickt, obwohl auch diese Angaben nicht in allen Staaten nah gleihmäßigen Grundsäßen gewonnen sind. 11 -# s r #3 S

Der Union télégraphique gehören gegenwärtig alle großen und mittleren Staaten Guropa’s an, außerdem eine von Jahr zu Jahr wacdsende Anzahl außereuropäisher Länder. Es betrug nun im Iahre 1882:

die Länge der die Zahl der

in den Linien Leitungen Tele- euroväishen Staaten, gravhen- Depeschen km km ! bureaur Deutschland T4313 265058 [110803 18 362 173 Rußland . . 101570 230045 | 2819 9 800 201 Schweden „8373 20433 823 18218852 Norwegen T4 Too 200 924 830 Dänemark 3653 10105 316 1241 305 Niederlande S E 443 3364612 La E, 310 536 63 75 932 Belgien . C O S 85 400659 Großbritannien und Irland . 43633 213254 | 5 747 32 965 029 Franfreich a T5091 232492 | 631926 260 124 Spanien 21094 46224 | 647 2830186 Portugal 4469 11335 | 220 758 600 Schweiz . 6744 16336 | 1160 3046182 Stalien . « 27788 93974 | 2590 7020287 O-sterreih . 36044 93994 2696 6626203 a 15831 56730 1173 383418470 Boënien und Herzegowina 2 492 4 759 88 373 352 Rumänien . A 4 622 9 640 214 1213903 Serbien . . 2 252 3 258 68 274 703 Griechenland 4 667 5 743 112 579 507 Bulgarien . s 2 438 3 503 44 284 753 in den |

außereurop. Staaten: Cagypten . E 8645 14005 171 688 532 Algier und Tunis . 8965 16366 186 1444387 Cochincina und Cambodja 1 692 1 945 26 86118 British Indien . . .. . 37950 107967 | 1625 2032603 Niederländisch Indien 5 887 7 546 85 412 360 U 7808 21031 | 265 2784282 Ra 002 E 331 1655 724 Neuseeland. . 6565 15845 | 356 1609727 Vereinigte Staaten v. Amerika 231002 696 688 12917 40 581 177

Es ergiebt sich hieraus, daß in Betreff der Länge der Lixzien, wie der Leitungen die Vereinigten Staaten von Amerika alle anderen Länder weit überragten, wozu kommt, daß si die für jene mitge- theilten Ziffern nur auf die „Western Union Telegraph Company“ beziehen, welhe allerdings den bei Weitem größten Theil des Tele- graphenbetriebes in der nordamerikanishen Union in den Händen hat, daß neben dieser Gesellsbaft aber noch einige kleinere Privatgesfell- \haften (Mutual Union T. C., Baltimore & Ohio Railroad T., Ame- rican Rapid T C., Bankers’ & Merchants’ T. C., Postal T. C., mit etwa 13 000 Miles Linienlänge aus den Linien der Eisenbahnen und der Regie- rung, sowie außer Privat- und Telephonlinien) existiren, welche der Vn:on télégraphique nit angehôren. Nach den Vereinigten Staaten folgte mit der Länge der Linien Rußland, mit der Länge der Leitungen da- gegen Deutscbland, welches leßtere in Bezug auf die Linienlänge erst an vierter Stelle, nämli hinter den Vereinizten Staaten, Rußland und Frankrei stand. Die Zahl der Bureaus war gleichfalls in den Vereinigten Staaten die größte, dann folgten Deutschland, hierauf mit größerem Abstande Frankrei und Großbritannien. In Bezug auf die Gesammtzahl der Depeschen endlih ftanden wiederum die Vereinigten Staaten an der Spitze, denen sich Großbritannien, Frankreih und an vierter Stelle Deutschland anschlofsen.

Die wirthshaftlihe Bedeutung des Telegraphenwesens für die Bevölkerung der einzelnen Länder besteht in erster Reihe in der Ge- legenheit, welche derselben zum Telegraphiren geboten wird; da diese zunächst durch das Verhältniß der Telegraphenbureaux zur Be- völkerungszabl des Landes gemessen werden kann, fo ift in der fol- genden Tabelle für die europäisben Staaten diese Verhältnißzahbl be- reGnet und zuglei das finanzielle Ergebniß der Telegraphenverwal- tung in den einzelnen Staaten zur Anschauung gebracht worden:

Es famen És betrugen die auf Einnahmen Ausgaben Länder 1 10 000 Ein- er wohner Telegraphenverwaltung 4 Bureaux Francs Francs

Deli S ck e 5 2,4 4 .

S 9,3 34712932 25768 097 Schweden . ¿E 1,8 1 859 289 1 721 200 Norwegen . 1,6 1413714 1 363 126 Dânemark . 1,6 938 801 1 102 682 Niederlande 141 2 201 493 3109 505 Luxemburg . 3,0 28 581 53 200 Belgien . 1,5 2 674 804 3 425 503 Großbritannien 1,6 43501575 35037 675 Frankreich 17 26 289 625 17034 452 Spanien 0,4 4918 187 4846915 Portugal 0,5 1 054 050

S{hweiz 4,3 2 433 506 2 102 312 Italien . . 0,9 9 115 607 8 453 828 Oesterreich . 12 10 479 125 8 828 430 Ungarn . S 0,7 3219 547 3358 727 Bosnien und Herzegowina 0,8 500 261 529 268 Rumänien . E 0,4 1 623 193 3618 129 Serbien. . . 04 397 973 342 651 Griechenland . 0,6 1 244 204 1 469 072 Bulgarien . 0,2 347 289 822656.

Am günstigsten lag biernaw die Gelegenheit zum Telegrapbiren für die Bevölkerung der Schweiz; dann folgten Luremburg und an dritter Stelle Deutschland, während diese Verhältnisse nächst Bul- garien für Rußland am ungünstigsten standen. Aus vorstehender Tabelle ift ferner crsitlih, daß das finanzielle Ergebniß der Tele- graphenverwaltung în den einzelnen Stzaten infofern ein sehr ver- sciedenes ist, als für den einen Staat das Telegraphenwesen cine lukrative Einnabmequelle bildet, wie z. B. in Großbritannien, Frank- reib, Oesterreich und Rußland, während daselbe in einer nicht ge- ringen Anzahl von Staaten nichts weniger als rentirt, sondern einen zum Theil r:cht bedeutenden Zuschuß erfordert. Zu diesen gehören Belgien, die Niederlande, Luremburg, Dänemark, Griecenland, Ungarn, Bosnien und die Herzegowina, Rumänien und Bulgarien. Für Deutschland lassen si die Aufwendungen für das Telegraphen- wesen von denen für die Postrerwaltung nicht trennen; bekannt ift, daß beide zusammen eire günstige Einnahmequelle liefern ; der erzielte Ueberschuß hat sich allein bei der Rei&s-Postverwaltung (also ohne Bavern und Württemberg) im Jaßre 1882/3 auf niht weniger als 24x Millionen Mark belaufen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der Geheime Ober-Regierangs-Rath Carl Richard Levsius, Dr. theol. et phil, Ober-Bibliothekar, Professor an der Universität zu Berlin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Direktor des Egyptishen Museums, Ritter des Ordens pour le mérite 2c. ift gestern hierselbft verstorben.

Joseph Bär & Co., Buchhändler und Antiquare in Franks furt a. M. und Paris, haben fkür;lib wiederum 2 Kataloge, Lager- fataloa 145 und antiquarisher Anzeiger Nr. 343, veröffent- lit. Der crstere enthält unter der Ueberschrift „Hassiaca. Francofurtensia“ ein Verzieicbniß von 791 Swriften, von denen auf die 1. Abth. (Hassiaca) 658, auf die 2. (Francof.) aber 133 Nrn. entfallen. Die in der 1. Abth. aufgeführten Scbriften betreffen theils die hessischen Lande überhaupt, theils Hessen-Cafel und Hessen- Darmstadt sowie Nassau insbesondere, theils einzelne Distrikte, (Rheinbessen, Hessen-Rheinfels, Hefsen-Homburg u. \. w.) und Städte (Caffel, Darmstadt, Fulda, Gießen, Hanau, Isenburg, Mainz, Mar- burg, Wiesbaden, Worms :c.) und zwar ihre Topographie, Statiftik, Geschichte (der einzelnen Lande überhaupt, sowie einzelner Landgrafen und Fürstinnen insbesondere), die inneren Verbältnisse (Gewerke, Rechtêwesen u \. w.). Unter denselben befinden si viele werthvolle. Die 2, die Stadt Frankfurt a. M., betreffende Abtheilung bringt S{riften zur Geschibte der Stadt und über ihre ver- schiedenen inneren Verbältnifse (z. B. eine Geseß- und Sta- tutensammlung in 22 Bänden. Jonrnal de Francfort Années 1809 929 in 21 Bden.). Uebrigens bilden die in dem Kataloge ange- führten Werke nur einen Theil des Frankfurtisben Lagers der ge- nannten Bucbhandlung. Der antiquarishe Anzeiger 343 führt unter der Ueberschrift „Revolutionszeitalter, 1789—1815“ 646 Swriften über die gedachte Zeit, deren Geshibte und Verbält- nisse auf. Man findet hier Sbriften über die französische Revolution von 1789, über die gegen Franfreib während der erwähnten Zeit ge- führten Kricge, über den Baseler Frieden v. J. 1795, den Rastatter Kongreß, den Lüneviller Frieden, Über Köniz Ludwig XVI., Robes- pierre, Moreau, Navoleon I. 2c., fowie Schriften der Königin Marie Antoinette, von Neckter, Napoleon I, Bignon, Lamartine, Thiers, Dou- muriez, Ney, Hardenberg, Gent 2c. Die Schriften beziehen si auf Frankrei, Deutsbland, Spanien, Portugal, Italien, England, die Niederlande und Rußland. Stlicßlih maten wir noch aufmerksam auf: Heerens und Ukferts Gescbichte der europäisben Staaten in 86 Bden., den Gothaec Hoffalender von 1797—1873 in 78 Bden., das Politische Journal von 1783—1827 in 110 Bden., den Deutichen Etrentemvpel in13 Thlen., Dorows Denkschriften u. Briefe in 5 Bdea.

Land- und Forstwirthschaft.

Im Verlage von Karl Scholte in Leipzig ersien soeben: „Die Rüdckstände der Oelfabrifkation als Futtermittel für die landwirthscaftliwen Nugthiere, mit besonderer Berücksichtigung der auéländisben Oelkuben und ODelmehle.*“ Heraus- gegeben von Dr. von Olle, Agrikultur-Chemifker in S Münden. (ca. 8 Drudckbogen. 8°, Mit 9 eingedr. Holzstiben. Preis 5 4) Das Thema „Die Oelrückstände als Futtermittel für die landwirth- \caftlihen Nußthiere“ ift bisher nod niht der Gegenstand einer folwen eingehenden Untersuhung gewesen, denn der Verfafser besbränkt diese nicht auf die Raps- und Rübsen- und Leinsaat-Rückstände, fon- dern zieht au die der Palmfkern-, Kokos-, Erdnuß-, Sesam-, Baum- wollensamen-, Sonnenblumenfrucht-, Mohn-, Leindotter-, Hanf-, Candlenuß-, Bucheln-Rückstände, die Nigerkuhen und einige andere seltene Sorten in den Kreis seiner Erörterungen. Ueber die Wichtigkeit des Gegenstandes belehrt uns der statistishe Theil des Werkes, na weldem z. B. im Jahre 1883 gegen 5 Millionen Centner Oelkuchen im Werthe von etwa 43 Millionen Mark innerbalb des Deutschen Reichs in den Verkehr gekommen sind. Das Werk wird nidbt nur von Agrikultur-Chemikern, Landwici hshaftslehrern und Oelfabrikanten, sondern au von der Mehrzahl der praktishen Landwirthe als will- fommene Gabe betrachtet werden, da der Verfasser troß ftreng wisfen- schaftiiber Behandlung si einer klaren und leiht verständlichen Ausdruck8weise befleißigt hat. /

Washington, 10. Juli. (W. T. B.) Der Monatsbericht des landwirthschaftliwen Departements pro Juli d. I. sagt : die heftigen Regengüsse und die nicdrige Temperatur im Monat Juni bâtten einz Verslechterung des Standes der Baumwoll- ernte herbeigeführt; wenn dessenungeatet bis jeßt noch eine ziem- lih befriedigende Baumwollernte nicht unmöglich erscheine, so sehe man doch der Weiterentwikelung des Baumwollstandes in den beiden nächsten Monaten mit besonderem Interesse, wenn nicht mit einiger Be- sorgniß entgegen. Der mittlere Durcþschnittsstand der Baum- wollernte sei 86 gegen 87 im Monat Juni. Der Stand der Mais- ernte sei ein befriedigender; der Mais sei in äußerst rashem Watsen und sein Durchschnittsstand 96, derjenige von Frühijahrs- weizen sei 100. Der Winterwetzen et Un Süden bereits ein- geerntet ; aub im Norden werde die Ernte deffelben bald beendet sein ; der Durbsnittsertrag sei 94; man erwarte ein Erträgniß, das noch über 350 000 000 Scheffel hiaau8gehe. Der mittlere Durcschnitts- stand der Gerste sci 98, derjenige des Hafers gleihfalls 98, derjenige des Moggens 97.