1884 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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b. der Betrag der statutenmäßig verfallenen, niht abgehobenen Dividenden und Zinsen ;

e. die Zinsen des Reservefonds ;

d. cine im Regulative festzuseßende, alljährlich den Betriebsein- nahmen zu entnehmende Rüdlage.

Erreicht der Reservefonds die Summe von 40 000 Æ, so können mit Genehmigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten die Rük- lagen so lange cessiren, als der Foyds nicht um eine volle Jahres- rülage wieder vermindert ist. Die Werthpapiere, welcbe zur zins tragenden Anlage der vereinnahmten und nicht sofort zu verwendenden Summen zu beschaffen sind, werden durch das Regulativ bestimmt.

Läßt der Ueberschuß eines Jahres die Deckung der Rücklagen zum Crneuerungs- oder Reservefonds nit oder nit vollständig zu, so ist das Fehlende aus den Ueberschüssen des beziehungsweise der folgenden Betriebsjahre zu entnehmen. Abweibungen hiervon find mit Genehmigung des Ministers der öffentlicden Arbeiten zulässig. Für die Rüdlagen geht der Seneuernngoions dem Reservefonds vor.

Der Konzessionar ist verpflichtet : E S

a. seine Betriebsrebnung nah den vom Minister der öffentlichen Arbeiten zu erlassenden Vorschriften einzurichten, der Regierung zu der von letzterer zu bestimmenden Zeit den jähr“ichen Betriebs-Rech- nungsabs\chluß einzureichen und seine Kassenbücher vorzulegen;

‘b. der Aufstellung der Rechnung den Zeitraum vom Anfang April jeden Jahres bis Ende März des folgenden Kalenderjahres als Rechnungsjahr zu Grunde zu legen;

c. die von den Aufsichtsbehörden zu statistischen Zwecken für nöthig eradteten Nachweisungen, sowie deren Unterlagen auf feine Kosten zu beschaffen und der Aufsichtsbehörde in den von derselben festgesetzten Fristen einzureichen. Ly

Nach Eröffnung des Betriebes is der Konzessionar zur Aenderung und Erweiterung der Bahnhofsanlagen verpflichtet, sofern und soweit foles der Minister der öffentlichen Arbeiten im Interesse des Eisen- babnverkehrs, insbesondere im Interesse der Sicherheit des Betriebes für erforderlich erachtet.

XII.

Der Konzessionar ist verpflichtet, hinsichtlich der Besetzung der Subaltern- und Unterbeamtenstellen mit Militäranwörtern, insoweit dieselben das 40. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben, die für den Staatseisenbahndienst in dieser Bezichung und insbeson- dere bezüglih der Ermittelung der Militäranwärter bestehenden und noch zu erlassenden Vorschriften zur Anwendung zu bringen.

Für seine Beamten hat der Konzessionar auf Verlangen des Ministers der öffentlichen Arbeiten nah Maßgabe der Grundsäte, welche bis zum Erlaß des Gesetzes, betreffend die Pensionirung der un- mittelbaren Staatsbeamten 2c. vom 27. März 1872 für die Staats- eisenbahnen bestanden haben, für seine Arbeiter nah Maßgabe der jeßt und künftig für die Staatsbahnen bestehenden Grundsäße, Pen- fions-, Wittwen- und Unterstüätzungskassen einzurichten und zu den- selben die erforderlichen Zuschüsse zu leisten.

XIII,

Die Verpflichtungen des Konzessionars zu Leistungen für die Zwecke des Postdienstes regeln sih na dem Eisenbahn-Postgeseße vom 20. Dezember 1875 (Reichs-Gesetblatt für 1875 S. 318) und den dazu achörigen Vollzugsbestimmungen, jedo mit der Erleichterung, daß für die Zeit bis zum Ablauf von acht Jahren vom Beginne des auf die Vetriebseröffnung folgenden Kalenderjahres an Stelle der Art. 2, 3 und 4 des Gesetzes die im Erlasse des Reichskanzlers vom 28. Mai 1879 (Centralblatt für das Deutsche Reich Seite 380) getroffenen Be- immungen treten.

Sofern innerhalb des vorbezeichueten Zeitraums in den Verhält- nissen der Bahn in Folge von Erweiterungen des Unternehmens oder durch den Anschluß an andere Bahnen vder aus anderen Gründen eine Aenderung eintreten sollte, durh welche nach der Entscheidung der obersten Reichs- Aufsichtsbehörde die Bahn die Eigenschaft als Eisenbahn untergeordneter Bedeutung verliert, tritt das Eisenbahn- Postgesez mit den dazu gehörigen Vol'zugsbestimmungen ohne Ein- \{ränkung in Anwendung.

XIV,

Der Konzessionar ist verpflichtet, sich den, bezüglich der Leistungen füx militärishe Zwecke bereits exlassenen oder künftig für die Cisen- babnen im Deutschen Reiche ergehenden geseßlihen und regle- mentarishen Bestimmungen zu e Ba

Der Telegraphenverwaltung gegenüber hai der Konzessionar die- jenigen Verpflichtungen zu ee welche für die preußischen Staatsbahnen jeweilig gelten. E

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Anderen Unternehmern bleibt sowohl der Anschluß an die Bahu mittelst Zweigbahnen, als die Mitbenußung der Bahn ganz oder theilweise gegen zu vereinbarende eventuell vom Minister der öffent- lichen Arbeiten festzusetzende A oder Bahngeldsäße vorbehalten.

Sollten nach dem Ermessen des Ministers der öffentlichen Arbeiten resp. der obersten Reichs-Aufsichtsbehörde die Vorausseßungen wegfallen, unter denen auf die Bahn bei ihrer Konzessionirung die Anwendung der Bahnordnung für deutsche Cisenbahnen untergeord- neter Bedeutung für statthaft erklärt ist (cfr. Artikel X11IT in fine), so ist der Konzessionar verpflichtet, auf Erfordern des bezeichneten Ministers die baulichen Einrichtungen und den Betrieb der Bahn nach Maßgabe der für Hauptbahnen bestehenden Bestimmungen den deSfallsigen Anordnungen des Ministers entsprehend umzuändern. Kommt der Konzessionar dieser Verpflichtung innerhalb der ihm dieserhalb geseßten Frist n'cht nach, so hat derselbe au! Verlangen der Staatsregierung das Eigenthum der Bahn nebst allem Zubehör gegen Gewährung der in Nr. 4 sub a, b und c des §. 42 des Eisen- bahngesetzes vom 3, November 1838 bezeichneten Entschädigung, min- destens aber gegen Zahlung des auf den Bau der Bahn verwendeten Anlagekapitals an den Staat oder cinen von der Staatsregierung zu bezeichnenden Drilten abzutreten.

i E XVIII.

Die Aushändigung einer Ausfertigung dieser Konzes sions-Urkunde an das Eingangs bezeibnete Gründungscomité erfolgt erst, nachdem die Zeichnung des, gesammten Aktienkapitals durch Vorlegung be- glaubigter Zeichenscheine demzMinister der öffentlichen Arbeiten 1ach- gewiesen und zugleich die Kreditfähigkeit der Zeichner von demselben als genügend bescheinigt befunden is, nachdem ferner der Staatê- regierung der mit den Konzessionsbedingungen in volle Ueberein- stimmung zu seßende Gesellshaftsverirag vorgelegt und diese Ueber- einstimmung nachgewiesen ist, und nachdem endlich die Hinterlegung der unter VIII 4 vorgeschriehenen Kaution und Verpfändungs- Urkunde stattgefunden hat.

„Binnen einer von heute ab zu berehnenden sechsmonatliéhen Prâäklusivfrist muß die Eintragung jenes von der Staatsregierung als mit der Konzession übereinstimmend befundenen Gesell \chafts- vertrages in das Handelsregister bewirkt werden, zu welchem Zwecke dem Handelsgerichte die Ausfertigung der Konzessions-Urkunde und die Erklärung der Regierung bezüglich jener Uebereinstimmung vom Gründungêcomité vorzulegen sind,

Nachdem jene Eintragung rechtzeitig erfolgt und unter Bei- fügung von Druckexemplaren dcs Gesellschaftsvertrages nagewiesen ist, soll die gegenwärtige Urkunde in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. April 1872 veröffentlicht werden.

Wird dagegen jene Eintragung binnen der vorbezeichneten Fcist nicht herbeigeführt, so ist die gegenwärtig ertheilte Konzession ohne Weiteres erloschen, in welchem Falle jedoch die hinterlegte Kaution zurückgegeben werden soll. i :

Urkundlich unier Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Berlin, den 9. April 1884.

(L. 8.) Wilhelm. von Bis8marck. von P Friedberg. von E

e Graf von Hayfeldt. Bronsart von Swhellendorff.

u:tkamer. Maybach. Lucius, ttider. von Goßler. von Scholz.

Finanz-Ministerium.

Die Ziehung der 4. Klasse 170. Königlih preußischer Klassen - Lotterie wird am 25. Juli d. J., Morgens 8 Gute im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren Ansang nehmen.

Die Erneuerungsloose, sowie die Freiloose zu dieser Klasse sind nah den 88. 5, 6 und 13 des Lotterieplans, unter Vorlegung der bezüglihen Loose aus der 3. Klasse, bis “py 21. Juli d. J., Abends 6 Uhr, bei Verlust des

nrechts, einzulösen.

Berlin, den 18. Juli 1884.

Königliche General-Lotterie-Direktion.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Privatdozent Dr. Friedrich Bernhard Fittica in Marburg is zum außerordentlihen Professor in der philo- \sophishen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt Schmidt zu Gumbinnen is zum Notar im Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Königsberg i. Pr., mit Anweisung seines Wohnsißes in Gumbinnen,

der Rechtsanwalt Dr. Haar zu Sorau N./L. zum Notar im Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines W3hn- sißes in Sorau N./L., ,

der Rechtsanwalt Hoemann zu Guben zum Notar im Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines Wohnsißes in Guben, und

der Rechtsanwalt Chrzescinski in Cleve zum Notar für den Amtsgerichtsbezirk Eitorf im Landgerichlsbezirk Bonn, mit Anweisung seines Wohnsißes in Eitorf, ernannt worden.

Jn der heutigen Handelsregister-Beilage wird Nr. 29 der Zeichenregister- Bekanntmachungen veröffentlicht.

Nichtamtliches. Deutsches Rei ch.

Preußen. Berlin, 18. Juli. Fhre Majestät die Kaiserin und Königin wird, in Folge ärztlihen Anrathens eines Luftwechsels, in den nächsten Tagen einer gastfreund- lihen Einladung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden entsprehen und, troy der Abwesenheit der Großherzoglichen Familie, einen kurzen Aufenthalt auf Schloß Mainau am Bodensee nehmen. Jhre Majestät wird sodann, bei der Nückkehr Sr. Majestät des Kaisers und Königs, von dort über Homburg in Potsdam eintreffen.

Am Dienstag empfing Jhre Majestät die Kaiserin und Königin den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sach\en.

ZFhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin empfingen gestern den Besuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Groß- herzogs und der Großherzogin von Baden, Höchsiwelhe Vor- mittags 10 Uhr 20 Minuten auf dec Wildparkstation ein- irafen. den Tag über inm Neuen Palais verweilten und um 51/2 Uhr Nachmittags die Reise über Berlin fortseßten.

-— Das heute ausgegebene Bulletin über das Befinden Jhcer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin

Wilhelm lautet: Marmorpalais, den 18. Juli 1884. Jhre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm und der neugeborene Prinz erfreuen Sih andauernd des besten

Wohlseins. y Schröder. Ebmeier.

Der Stadtgemeinde Lüdenscheid ist durch Aller- höchsle Ordre vom 4. Juli d. J. das Ret verliehen worden, die behufs Ausführung einer Quellwasserleitung von dem Gebirgszuge „der Homert“ nah der Stcdt Lüdenscheid erfor- derlichen Grundstücke einfchließlich der vorhandenen Wege nah den Bestimmungen des Geseßes über die Enteignung von (Brundeigenthum vom 11. Juni 1874 zur Rohreinlegung dauernd in Benußung zu nehmen.

—- Nach der im Neihs-Eisenbahnamt au\gesteüten, in dex Ersten Beilage veröffentlihten Nachweisung über die im Monai Mai d. J. auf deutschen Bahnen (aus- \{hließlich der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 42 größerer Bahnen beziehung3- weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 30 726,33 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 13 678 Courier- und Schnellzüge, 109 878 Personenzüge, 60812 gemischte Züge und 103135 Güterzüge; an oußerfohrplanmäßigen Zügen : 3291 Courier-, Schnell-, Verne und gemischte Züge und 30 639 Güter-, Materialien- und Arbeitszüge. Jm Ganzen wurden 727 487 8988 Achskilometer bewegt, von denen 222 492 848 Achsfilometer auf die fabrplanmäßigen Züge mit Perso1enbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 184 568 fahrplanmäßigen Courier-, Schnell-, Personen- und gemischten Zügen im Ganzen 1272 oder 0,69 pCt. (gegen 1,18 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 0,57 pCt. im Vormonat). Von diesen Dan wurden jedoch 512 dur das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 760 Verspätungen (= 0,41 pCt.) zur Lait fallen (gegen 0,37 pCt. im Vormonat). Jn. demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken dex in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 168 536 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen- deförderung 1038, oder 0,62 pCt., mithin 0,21 pCt. mehr. Jn Folge der Verspätungen wurden 412 Anschlüsse versäumt (gegen 393 in demselben Monai des Vorjahres und 383 im Vor- monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nah ben auf je eine Ayshlußversäumniß entjsallenden Zugverspätungen vorgenommen, so kommen in erster Reihe: die Dortmund- Gronau-Enscheder Eisenbahn (2 Anschluß-Versäumnisse aufs 1 Verspätung) mit 0,50, die Oels-Gnesener Eisenbahn (3 An- \hluß-Versäumnisse auf 3 Verspätungen) mit 1,00, und der Bezirk dec Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Erfurt (52 Anshluß-Versäumnisse auf 71 Verspätungen) mit 1,37,

während die Hessishe Ludwigs Eisenbahn (10 Anschluß-Ver- säumnisse auf 91 Verspätungen) mit 9,10, der Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Altona (1 Anschluß-Ver- säumniß auf 15 Verspätungen ) mit 15,00, und die Württember- gischen Staatseisenbahnen (2 Anshluß-Versäumnisse auf 45 Ver- spätungen) mit 22,50 die leßten Stellen einnehmen und auf 8 Eisenbahnen 13 Verspätungen ohne Anschluß-Versäumnisse und auf 7 Eisenbahnen weder Verspätungen noch Anschluß- Versäumnisse vorgekommen sind.

Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe, Graf von Lerchenfeld - Köfering, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten zweimonatlichen. Urlaub angetreten.

Sachsen -: Weimar - Eisenah. Eisenach, 16. Juli. (Weim. Ztg.) Die Großherzogin ist gestern Nachmittag 4 Uhr 10 Minuten mittels Extrazuges hier eingetroffen und hat sich mit der Prinzessin Elisabeth alsbald nah Wil- helmsthal begeben.

Oldenburg. Oldenburg, 16. Juli. (Hann. C.) Das Gesetblatt vom heutigen Tage veröffentliht eine Ver- ordnung vom 9. Juli 1884, betreffend Vornahme der Ne u- wahlen zum Landtage des Großherzogthums.

Oesterreich-Ungarn. Prag, 16. Juli. (Pr.) Das in der heutigen Sißung des Landes3ausschusses genehmigte Landesbudget für 1885 präliminirt einen Abgang von 7329000 Fl, wovon auf den Landes- fonds 6381000 Fl. entfallen. Beantragt wird eine 3O0prozentige Landesumlage gegen 29 Prozent im Vor- jahre. Der Auswand für das Museumsgebäude ist in das Präliminare niht aufgenommen. Die Subvention für das deutsche Theater wird jener für das czechische gleichgestellt und von 10 500 Fl, auf 18 500 Fl. erhöht. Die Beiträge für den ordentlichen Schulaufwand sind mit 3 386 000 Fl. präli minirt.

Pest, 16. Juli. (Presse.) Das Amtshlatt publizirt ein Cirkular des Ministers des Jnnern in Be- treff der Anstellung und Vormerkung diplomirter Aerzte und Rigorosanten als Cholera-Aerzte. Die Munizipien werden aufgefordert, die auf Ferien in der Hei- math weilenden Rigorosanten unverzüglich einvernehmen zu: lassen, ob dieselben süc die Dauer einer eventuellen Epidemie als Aerzte angestellt werden wollen.

Schweiz. Bern, 17. Juli. Der „Bund“ schreibt: „Der Bundesrath Hat eine Note an die italienische Regierung gerichtet, in welcher dieselbe um Auskunft darüber angegangen wird, warum sie gegenüber der Schweiz so ausnahmsweise und ungleih strengere Maßregeln anwende, a!s gegen Desterreih. Ferner ersucht der Bundesrath um Mittheilung derjenigen Bedingungen resp. hüßenden Maßnahmen, welh2 nah Ansicht genannter Regierung die Schweiz gegenüber Frankreih anzuwenden hätte, damit Jtalien s¿ine Quarantäne an der Schweizer- arenze fallen läßt. Je nachdem die Antwort der italien ischen egierung ausfällt, wird unser Gesandte Bavier sofort auf seinen Posten verreisen (nah Einsichtnahme der Verhältnisse an der shweizerisch:italienishen Grenze) öder bis nach Ablauf seines Urlaubes, dessen Herr Bavier aus Gesundheitsrüksichten dringend bedarf, in der Schweiz verbleiben.“

17, Juli. (W. T. B.) Der diesseitige Gesandte in Rom, Bavier, ist heute nah Rom zurüdgereist. Derselbe überbringt die Note des Bundesraths an die ita- lienishe Regierung, betreffend die von leßterer angeord- nesen Quarantänemaßregeln an der italienischen Grenze.

Großbritannien und Jrland. London, 16. Juli, (Ullg. Corr.) Die Königin hielt gestern im Schlosse zu Windsor eineODrdens-Fnvestitur, bei welcher der Herzog oon Argyll und Lord Derby aus den Händen der Monarchin die Znsignien des ihnen verliehenen Hosenband - Ordens empfingen.

Während die Entscheidung über das Schicksal der Wahlreformbill naht, nehmen im Lande die Kund- gebungen gegen das Oberhaus sowohl an Stärke wie an Zahl zu. Bei einem gestern Abend im Stadthause von Shoredith (London) abgehaltenen Protestmeeting hielt der General-Postmeister Fawcett eine Rede. Ec befür- wortete Mäßigung und Besonnenheit in der Beurtheilung des Verfahrens des Oberhauses gegenüber der Reformbill, be- hauptete aber, daß das Oberhaus in Anbetracht der Thatsache, daß die Bill im Unterhause mit überwältigenden Majoritäten angenommen worden, nicht befugt gewesen wäre, die- selbe ohne Weiteres abzulehnen. Fawcett warnte seine Parleigenossen, den Angriff gegen das Oberhaus nicht zu weit zu treiben, da es nächst der Neueintheilung der Wahl- kreise kein schwierigeres Problem gebe als dic Reform des Herrenhauses. Gestern fanden auch mehrere konser- vative Meetings zu Gunsten der Haltung des Ober- hauses in der Wahlreformfrage statt. Die füc Montag, den 21. d. M. anberaumte Reform-Demonsiration im Hyde-Park scheint eine großartige werden zu wollen. Biele einflußreihe Parlamentsmitglieder beschäftigen sich angelegentlichst mit deren Organisation, und bereits ist die Mitwirkung von 116 liberalen Vereinen, der Londoner Gewerkschasten, der Kent: und Sussex-Landarbeiter-Vereinigung, welche 239 Städte und Dörfer umfaßt und die 5000 Land- arbeiter senden werden, gesichert. Die Prozession wird aus 10 Abtheilungen mit 50 Musikchören bestehen. Eine Buch- druckerpresse wird dieselbe begleiten, worauf die Resolutionen auf dem Marsche gedruckt und dann unter die Menge vertheilt werden sollen.

Ein vom 15. d. datirtes Telegramm aus Cape Town meldet: Der Premier Sir F. C.Scanlen hat im Par- lament angekündigt, er werde demnächst einen Antrag auf Einverleibung von Stellaland in die Kap: Kolonie einbringen. |

17. Juli. (W. T. B.) Das Oberhaus lehnte heute nach dreistündiger Debitte mit 182 gegen 132 Stimmen die von Lord Wemyß beantragte Resolution, betreffs der Wahlreformbill, ab und nahm das von Lord Cadogan beantragte Amendement an, welches die Einberufung des Parlaments zu einer Herbstsession behufs Berathung. einer neuen Bill über die Wahlreform und die Neueinthei- lung der Wahlbezirke verlangt.

Jm Unterhause erklärte der Premier Gladstone: Die finanziellen Beiräthe der Konferenz hätten is ihre Arbeiten beendet ; die nächste Sißung der Kon- erenz würde hoffentlih bald stattfinden. Er glaube nicht,

daß die Berathungen der Konferenz bedeutende Zeit in An -

spruch nehmen werden. Ob die Bevollmächtigten bei ihren Regierungen vor dem endgü!tigen Abkommen Jnstruktionen einholen müßten, wisse er nicht, er glaube indessen niht, daß dies nothwendig sein werde. Der Staatssekretär des Krieges, Hartington, theilte mit: es sei ein Bataillon JFnfanterie von Malta nah SNIten beordert und ein anderes werde in Bereitschaft gehalten. Der Unter-Staats- sekretär Fißmaurice erwiderte auf eine bezüglihe Anfrage: der König von Abessinien werde wahrscheinlih Kas- sala nah Abzug der Egypter beseßen und habe auch die Absicht, Amedib in Besiß zu nehmen, Berbera sei von den englishen Behörden nicht annektirt worden. Was die Angelegenheit der Befreiung der gefangenen Mannschaft des englishen Dampfers „Nisero“ angehe, so hätte die niederländische Regierung in die Vorschläge Englands gewilligt. Sollte der Rajah von Tenom die Freigabe verweigern, #o würden die Niederlande und England gemeinsam zu seiner Bestrafung schreiten.

18. Juli, früh. (W. T. B.) Das in Gosport stehende Hampshire - Regiment erhielt telegraphischen Befehl, sich für nächsten Sonntag zum Abgange nah Malta bereit zu halten, um das von dort nah Egypten abgehende Regiment zu erseßen.

Frankreich. Paris, 16. Juli, (Fr. Corr.) Die Pa- triotenliga wird selbst von den intransigenten Blät- tern niht geschont, und so schreiben übereinstimmend der „Jntransigeant“ und der „Cri du peuple“: „Die Kundgebung einiger Schuljungen verdient nicht ernst auf- gefaßt zu werden. Der Patriotismus besteht in der That nicht darin, vor den Denkmälern zu heulen und einige Shei- ben cinzuwerfen. Die Herren von der Patriotenliga die doch nicht allein den Patriotismus gepachtet haben ver- gessen dies allzuost.“ „Wir können uns nicht genug gegen den stupiden Chauvinismus einer Handvoll Besessener erheben, welche „Frankreih zu retten“ glauben, indem sie Fenst:er- scheiben zerbrehen und Fahnen zerreißen, Bierstubcn erstür- men und Schlachten in den Siraßen geroinnen, wo sie Hun- deri gegen Einen stehen.“ y

17. Juli. (W. T. B.) Da die Minster des Jnnecn, der öffentlichen Arbeiten und des Handels sih noch in Mar- seille befinden, is die Konferenz der Kommission des Senats für die Revision der Verfassung mit dem Conseils-:Präsidenten Ferry vertagt worden. Der Minister- rath wicd morgen über die Revisionsfrage in Berathung ireten.

Bei der in der Deputirtenkammer heute fortgeseh- ten Berathung der Zuckersteuervorläge begründete der Deputirte Franck Chauveau sein Amendement, welches dahin lautet : die Zuschlagsteuer auf aus dem Auslande nah Frank- reih importirten Zucker auf 7 Fr. zu erhöhen, Duval und Lebandy sprachen gegen das Amendement, Leon und Renault für dasselbe. Der Minister des Ackerbaues, Méline, exklärt, die Zuschlagsteuer annehmen zu wollen, aber nur für zwei Jahre. Die Berathung wird morgen fortgeseßt.

--— 17, Juli, Abends. (W. T. B.) Seit heute Vor- mitiag 10 Uhr scarben in Marseille 15 Personen und in Toulon 24 Personen an der Cholera.

18. Juli. (W, T. B.) Der „Agence Havas“ wird aus Shanghai gemeldet: Die Lage in Peking hat sih in Folge von heftigen Auseinanderseßungen zwischen Li- Hung:Chang und Li-Hung-Tso gänzlich geändert. Eine fried- liche Lösung ist wahrscheinlich. Admiral Courbet be- droht Foutchou.

18, Juli, Mittags. (W. T. B.) Seit gestern Abend sind in Toulon 14 und in Marseille 23 Personen an der Cholera gestorben.

Jn Aix sind am 8. Juli 3 Cholera-Todesfälle vorgekommen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Juli. (Köln, Ztg.) Der König hat seine Abreise nach Eng- ¿and auf den Abend des 19. ds. festgeseßt und wird zuvor dex Tauffeierlichkeit auf Schloß Tullgarn beiwohnen. —- Von seinem zweiten Sohne, dem Prinzen Oskar, welcher bekanntlih auf der Fregatte „Vana dis“ eine Erd- umsegelung macht, hat der König ein in San Francisco auf- gegebenez3 Telegramm empfangen, wonach die „Vanadis“ glüdcklih in Honolulu angekommen ist.

Christiania, 12, Juli. (K. Ztg) Der zehnte Staatsrathsposten ist noh niht besezt. Das vom Storthing bewilligte Staatsbudget für das Finanz- jahr 1884—85 weist eine Gesammt-Einnahmesumme von 42 330 000 Kr. und eine Gesammt - Au38gabesumme von 41 290 000 Kr., also einen Ueberschuß von 1 0940 000 Kr. auf.

Amerika. New - York, 15. Juli. (Allg. Corr.) Am 292. d. M. tritt hier eine Konferenz unabhängiger Republikaner zusammen, um das Verfahren festzustellen, welches diese Sektion der republikanischen Partei bezüglich der Präsidentenwahl einschlagen foll.

Mittel-Amerika. (A. C.) Aus Panama wird über New: York vom 15. d. M. gemeldet, daß Señor Cervera wiederum zum Präsidenten eingeseßt wucde.

Afrika. Egypten. Kairo, 15, Juli. (Allg. Corr.) Ueber Kassala wird hierher gemeldet, daß General Gordon aus Khartum am 27, April einen erfolgreichen Ausfa il gemacht habe, der mit starkem Verlust für die Rebellen endete. Mason Bey begiebt sich sofort nach Massauah, um diese Stadt abessinishen Truppen zu übergeven, welche fortan die Garnison des Plaßes bilden werden. Kapitän Speedy wird bei den Näumungsoperationen, die sih auf den ganzen östlichen Sudan ausdehnen werden, behülflih sein.

Ueber die Desertion des nah Assuan beorderten türkishen Bataillons der egyptishen Armee wird gemeldet: Eine große Anzahl sogenannter Baschibozuks, von denen die meisten sih in Egypten als Türken anwerben ließen, desertirten, als sie den Befehl erhielten, nah Assuan

, abzugehen, nachdem sie drei Tage vorher öffentlich erklärt

halten, daß sie niht gegen den Mahdi kämpfen würden, wenigsiens nicht ohne einen dreimonatlihen Soldvorschuß. Gestern Abend konnten nur 80 bewogen werden, sich nah dem Bahnhof zu begeben, um dort die Neise nah Affuan anzutreten. Zwei sprangen aus dem Wagen, nachdem der Bahnzug sih bereits in Bewegung geseßt hatte. Andere feuerten aus den Fenstern. Die Folge war, daß nur 33 in Assuan ankamen; die übrigen waren mit Waffen und Muni- tion desertirt. Die dreiunddreißig, welche treu geblieben, sind Albanesen. Ein weiteres Telegramm meldet, daß diese 33 Albanesen auf die Verfolgung der übrigen 47 Baschibozuks ausgegangen sind.

Die „Egyptian Gazette“, ein in Alexandrien erscheinendes Blatt, meldet, daß 200 türkische Soldaten, unter dem Befehl des Obersten Grant, in Assiut meuterten. Sie lehnten es ab, sih nah A ssuan einzuschiffen und bedrohtzn die Offiziere (Engländer) mit ihren Waffen. Den neuesten Berichten zufolge ist die Meuterei noch nicht unterdrückt.

Die britishen Militärbehörden beabsichtigen, einen englischen Offizier, begleitet von einem Adjutan- ten des Khedive, nah Dongola zu entsenden, um sih Ge- wißhe’t über die Haltung des Gouverneurs zu verschaffen.

eMajor Stuart-Wortley, welher am 30. Juni mit 500 Beduinen und 550 Kameelen vcn Assiut nah Beris abgegangen war, langte am 10. Juli dort an. Jnfolge der spärlihen Wasserzufuhr ließ er den größten Theil der Mann- schaften und Kameele in diesem Orte zurück und seßte seinen Marsh nah Selimah mit nur 120 Mann und 125 Kameelen fort.

16. Juli. (A. C.) Ein Detachement von 24 Mann des leihten Fnfanterie-NRegiments „Duke of Corn- wall“, welches auf dem Marsche nah Keneh begriffen ist, erhielt Befehl, in Assiut zu bleiben zur Bewachung der Deserteure von dem türkishen Bataillon der egyptischen Armee, unter Oberst Grant. Vierzig der Deserteure werden hierher gesandt, die übrigen morgen in Ketten gelegt werden. Oberst Colvill bestätigt das in Umlauf befindliche Ge- rüht, daß 30000 Rebellen gegen Dongola marschieren.

Zeituungsstimmen.

Die „Wiesbadener Zeitung“ schreibt :

Das Verhältniß der Einfuhr zur Ausfuhr ist für die Beurthei- lung des Wirthschaftsstandes eines Volkes von großer Wichtigkeit. Wenn die Einfuhr die Ausfuhr dauernd und weit übertrifft, dann wird dadur{ das Volk in der MNegel zum Schuldner derjer.igen Völker, deren Waaren bci ihm importirt werden; denn, wenn diese fremden Waaren niht mit den eigenen Produkten und Fabrikaten des Volkes bezahlt und gedectt werden können, dann muß das letztere sein Kapital angreifen und läuft Gefahr, von den fremden Völkern wirthscaftliÞ erdrückt und arm zu werden.

In diesem Zustande befanden wir uns während der letzten Jahre

- vor 1879, Vor diefem Jahre blieb der Werth unserer Ausfuhr stets

um etwa 1000 Millionen Mark, im Jahre 1873 fogar um 1709 Mil- lionen Mark hinter der Einfuhr zurück. Unser Geld ging ias Aus- land, um die Differenzen zu decken, während es doch besser bei uns hätte produftiv angelegt werden können. Die Frethändler sahen hierin freilich keinen Nachtheil: sie stellen sih auf den weltwirrh- s{aftlihen Standpunkt und erblicken in der Differenz zwischen Ein- fuhr und Ausfubr auf alle Fälle einen weltwirth\chaftlihen Gewinn, dem gegenüber der nationalwirthschaftlibe Verlust nit in Betracht kommt. So lange aber ein Staat als selk\ständiges Ganzes eristirt, wird er auch seine wirthschaftlichen Interesscn als Selbstzweck be- traten müssen, nit aber seine Interessen der internationalen Wohl- fahrt unterordnen dürfen.

Das Jahr 1879 bildet einen segensreihen Wendepunkt für uns. Damals befreiten wir uns von den \chädlihen Fesseln der freihänd- lerishen Theorien und besannen uns auf unsere nationalen Interessen. Durch den Zolltarif wurde die Einfuhr aus dem Auslande ein- geschränkt, unsere Industrie konnte sih dturch den ihr so gewährten Schutz stärken und kräftigen, ihr wurde nicht nur der tialändische Markt zurückerobert, sondern sie konnte auch mit Erfolg neue Absat- märkte im Auslande aufsuben, d. h. wir wurden in den Stand geseßt, mit unseren Produkten und Fabrikaten die eigenen Produkte zu bezahlen, Statt daß unser Kax ital ins Ausland ging, arbeitete es im Inland zu Nuß und Frommen der eigenen Wirthschaft.

Die Ergebnisse dieser Wandlung lassen fich in ganz bestimmten Zahlen ausdrüdten, welche unsere Einfuhr- und Ausfuhrstatistik liefert. Während noch im Jahre 1879 die Ausfuhr von der Einfuhr um 1072 Millionen Mark überholt wurd«, drehte sich im folgenden Jahre zwar das Verhältniß nicht vollständig in sein Gegentheil um, aber zum ersten Mal überstieg jeßt der Werth unserer Auéfuhr die Ein- fuhr, und zwar um 223 Millionen Mark. Die Ausfuhr belies sich im Jahre 1880 auf 3099 Millionen Mark, d. h. um 278 Millioaen Mark mehr als im Vorjabr, während die Einfuhr um etwa 1000 Millionen Mark gegen. 1879 ebenso wie gegen die früheren Jahre abgenommen hatte. Mit anderen Worten: Ein- und Ausfuhr waren in das rechte Verhältziß gebracht, wir konnten die eingeführten Waaren mit unserer. Fabrikaten bezahlen ur. d hatten dabei noch einen Gewinn zu verzeichaen.

Dieses richtige und gesunde Verhältniß hat sih auch in den fol- genden Jahren aufrecht erhalten. Im Jahre 1881 hatten wir einen Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr von 49 Millionen Mark, im Jahre 1882 von 79 Millionen Mark, und für das Jahr 1883 ist soeben der Ucbershuß auf 44,1 Millionen Mark festgestellt worden; die Einfuhr betrug näml*ch in diesem Jahr 329,9, die Ausfuhr 3335,0 Milionen Mark. Dabei darf als ein hö} günstiger und wichtiger Umstand hervorgehoben werden, daß seit 1881 Ausfuhr und Einfuhr in stetiger Steigung begriffen sind, ein Zeichen von der Zu- nahme sowohl unserer Produktions- wie unserer Konsumtionsfähig- keit. Wean der Ueberschuß im Jahre 1883 geringer geworden ift, als im Zahre 1882, so ist das auf das Sinken der Preise zurü- zuführen : unter Zugrundelegung der Preise des Jahres 1882 würde sich im Jahre 1883 der Ueberschuß stati auf 44,1 Millionen Mark auf 68,7 Millionen Mark belaufen haben.

Wenn es noch eines Beweises für die Rictigkeit und Noth- wendigkeit der im Jahre 1879 eingeführten Wirthschaftspolitil! be- dürfte, ist derselbe durch den Vergleih unserer Ein- und Ausfuhr vor und nach dieser Zeit erbracht. Vor dieser Zeit schickten wir unser Geld zur Bezahlung unserer jährlichen Schulden von etwa 1000 Millionen Mark ins Ausland, jeßt aber behalten wirs und bezahlen nicht nur die Stoffe und Produkte, die wir brauchen, mit unserer Hände Arbeit, sondern wir verdienen mit dieser Arbeit noch eine hübsche Summe extra vom Auslande. Ueber den Werth dieser Wirthschastspolitik kann nur Derjenige im Zweifel sein, welcher giaubt, daß Scbuldenmachen besser ist, als Verdienen.

Der „Neuen Preußischen Zeitung“ wird aus Breslau, 14. Juli, gemeldet ;

In der heutigen Sitzung des \chlesishen Schneidertages wurde bei Besprehung der Innungsfrage, bezw. bei dem Bericht über die Schritte, welche der Vorstand des deutschen Schneiderbundes bisher gethan, von dem Sekretär des genannten Bundes, Dr. Schulz aus Berlin, ein Schreiben des Reichskanzlers verlesen ; dasselbe lautet :

„Den Vorstand benachrihtige ih ergebenst auf die Eingabe vom 13, März d. J., unter Bezugnahme auf die der Deputatior. desselben am 1. Mai d. J. ertheilten mündlichen Eröffnungen, daß ih den verbündeten Regierungen von den Zielen und Erfolgen der auf Er- rihtung von Innungsverbänden gerichteten Bestrebungen und insbeson- dere aub von der unterm 9. Januar d. I. erfolgten Genehmigung des Statuts des Bundes deutscher Scneiderinnungen Mittheilung ge- macht habe. Gleichzeitig habe ih den hohen Regierungen der einzelnen Bundesftaaten anheimgestellt, die Landesbehörden hiervon in Kenntniß zu seßen, und veranlassen zu wollen, die Inanungsverbände in ihrer gesammten Thätigkeit und insbesondere au bei den im Interesse des Innungswesens von den Verbandsvorständen veranlaßten Ermitte- lungen und gewerbe-statistischea Erhebungen, so wie bei den Verhand- lungen über die Errichtung neuer und die Reorganisation bestehender Innungen möglichst zu unterstützen.

Der Reichskanzler. In Vertretung E ck. *

Dem Geschäftsbericht des Jnnungs Vereins zu Danzig für 1883/84 entnimmt die „Danziger Allgemeine Zeitung“ Folgendes:

Daß die Hauptaufgabe der Verbandsthätigkeit darin bestanden hat, die mit gutem Erfolge ins Leben gerufenen Lehrlings-Fortbildungs- und Fachschulen zu erweitern und zu vervollkommnen und daß hierdurch bethätig1 werden konnte, wie in der standes- und fabgemäßen Heranbildung der Lehrlinge die vornehmlicbfte Pflicht einer jeden Innung liege. Außer- dem wurde während des Winters unter Vorsitz des Stadtraths Trampe cin Normal-Innungsftatut berathen und erlangte der Entwurf Seitens des Bezirksraths die Bestätigung. Ferner ift eine erfreuliche Ent- wickelung der JInnungs-Vorichußkasse zu verzeichnen uad auch die Alters-Versoraungskasse hat durch die Erhöhung des Reservefonds eine wesentlibe Aufbesserung erfahren. Dem diesseitigen Verbande gehörten 23 Janungen, bestehend aus 1034 Mitgliedera mit 53 Re- präsentanten an. Dic Vorschußkasse des Innungsvereins gewährte während des verflossenen Jahres an Vorscbüssen 203 995,00 A und zählt gegenwärtig 204 Mitglieder. Die Altersversorgungskasse hatte eine Gesammteinnahme von 10 344,20 Æ, verausgabt wurden für Unterstüßung, Botendienste, Infertionen, Lokalmiethe 2c. 777,46 , so daß sih ein Bestand ergiebt von 9566,74 4 Die Mitgliederzahl betrug am Schlusse des Jahres 308. Der Unterricht der Lehr- linge wurde in einer Fortbildungss{ule mit dem Gewerbevercine gemeinsam und in einer Bauhanowerker-Fachschule und einer Maler- xacbshule von jeder der zugehörigen Innungen besonders ertheilt. Die Fortbildungs\cchule besuchten 369 Lehrlinge.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Wien, 18, Juli. (W. T. B.) Der Geologe Professor, Hof-

rath von Hochstetter ift gestorben. Gewerbe und Handel.

Es liegt nunmehr auch das seit einigen Jahren von der Re- daktion des „Berliner Actionair“ (F. Neumann und E. Frey- stadt) herausgegebene Jahrbuch der Berliner Börse für 1884/85 vor, weldbes im Verlage der Königlihen Hofs buchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn hier- eo erien Das Sabbud Wall über alle an dex Berliner Börse gehandelten Papiere das für den Geschäftsmann und Kapitalisten Wissenswerthe vollständig und in leiht übersichtlicher Weise mit. Es ist seit seinem leßten Erschcinen in jeder Beziehung vervollständigt worden ; namentlih wurden alle inzwischen neu an die Börse gebrachten Effekten an der gebührenden Stelle eingereiht und besprocben, und natürlich alle sonstigen Mittheilungen nah Maßgabe der verflossenen Zeit ergänzt und erweitert. Der Abschluß des Buchs fand am 10, Juli ftatt. Als Nachshlagebuch für Banquiers und Kapitalisten darf auch dieses Jahrbuch der Berliner Börse empfohlen werden,

Glasgow, 17, Juli. (W. T. B) Der Eisenmarkt bleibt bis Dienstag geschlossen.

WLradford;, 17, Juli, (W. D. B) Wolle fest, aber rubta, Preise wie vergangenen Montag. Garne für Export ruhiger, stetig. In Stoffen mehr Gesc{äft für inländishen Bedarf.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 18 Il (L. L B) De Dampfer des Norddeutswen Lloyd „Werra“ it gestern Abend 8 Uhx in Southampton und der Dampfer „Salier" derselben Gesell- {chaft gestern Abend 9 Uhr in New-York eingetroffen.

DAambura,. 17, Sul, W T D) Dar Postdampfer „Rugia“ der Hamburg-Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, heute Nach- mittag d Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Se L. Sn Q E O) Ge Lo Ter „Es8pero“ ift heute Vormittag aus Konstantinopel hier angekommen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen. Ouarantänemaßregeln aus Anlaß des Ausbruchs der Cholerakrankheit in Toulon und Marseille.

Laut telegraphisher Anweisung der türkischen Sanitäts- behörden zu Konstantinopel vom 28, und 29. Juni d. I. ift den- jenigen Sciffen, welche seit dem 14. Juni d. J. aus französischen Mittel- meerhäfen ausgelaufen sind, das direkte Anlaufen von Jaffa untersagt. Dieselben haben sich noch Beirut zu begeben und daselbst behufs Er- langung freier Prafktika den Nachweis der in Alexandrien abgehaltenen Vuarantäne zu führen, bezw. dea in dem türkischen Cholerareglement h Jahre 1867 vorgeschriebenen Vorsihtsmaßregeln sch zu unter- ziehen.

Berlin, 18. Juli 1884,

__ Auf der Rennbahn zu Hoppegarten findet am Sonntag ein von dem Unionklub veranstalteter Ertra-Renntag statt. E838 werden an diesem Tage 7 Rennen abgehalten werden, welche deshalb s{chon Nachmittags 35 Uhr ihren Anfang nehmer. Die einzelnen Konkurrenzen, zu welchen nunmehr die Nennungen gef{lossen, sind gut besetzt. In dem Irwisch - Handicap um dzn Gradißzer Gestütspreis von 1590 „E für Zweiiährige haler, von 23 angemeldeten Pferden 11 die Gewichte angenommen. Um den StaatspreisIII. Klasse von 3000 46 werden 19 Pferde am Pfosten erscheinen. Das Sommer-Han- dicap um den Klubyreis von 1500 #4 hat 22 Unterschriften, von denen 11 die Gewichte angenommen haben; um den Preis von Aachen, einen Staatêpreis von 2400 M, werden 12 Pferde kon- kurtiren; das Verkaufsrennen um den Gradizer Gestüts- preis von 112844 Æ wird §8 Pferde zum Pfosten bringen; für den taatspreis IV, Klasse von 1500 M für Dreijährige sind 7 Pferde genannt, und das Juli-Hürden- Rennen um den Staatspreis von 1200 #4, welHes den Schluß des Tageë bildet, hat 12 Unterschriften enthalten. Zu dem Rennen werden vom Bahnhof Charlottenburg zwei Ertrazüge abgelassen, von denen der erstc um 2 Uhr 7 Minuten, der zweite um 2 Uhr 25 Mi- nuten den Bahnÿof Friedrichsstraße verläßt und welche auf den Bahn- höfen Alexanderplaß und Schlesischer Bahnhof Passagiere aufnehmen. Die Rüdckfahrt von Hoppegarten erfolgt um 7 Üktr 27 Minuten und 7 Uhr 38 Minuten Abends.

_In Krolls Theater bietet die augenblickliße Saison eine Reihe von Abwechselungen im Auftreten verschiedener Gäste, was nur dezu dienen kann, die Beliebtheit, der sich dieses Etablissement erfreut, zu steigern, und dem Publikum, welches bei der augenblicklichen heißen Sommerzeit die Abende gern daselbst zubringt, cine angenel.me und dur ihre Mannigfaltigkeit au2gezeichnete Unterhaltung zu bieten. Nachdem bereits cine ganze Zahl von Gästen mit mehr oder veniger Veifall aufgetreten war, hatten wir gestern Abend Gelegenheit, einen alten Bekannten wieder zu begrüßen, dem auch diesmal ein sreund- lihes Willkomm von allen Denen bereitet wurde, welche Verehrer seiner künstlerishen Leistungen sind. Es i] dies Hr. Nahbaur aus München, welcher gestern sein diesjähriges Gastspiel eröffnete und zwar mit dem „Postillon von Lonjumeau*, den wir wenige Tage zuvor von Hrn. Ferdinand Wachtel zu hören Gelegenheit hatten. Was das Auftreten und Spiel des Hrn. Nachbaur betrifft, so thut es ihm hierin so leiht Keiner gleich, und giebt er den liederlichen Postillon mit überzevgender Wahr- heit und mit jenem gewissen Anstrich von Genialiiät, die dem durtriebenen Schalk einen eigenen Reiz verleiht. Die Stimme hatte vollständig den Glanz und die Frishe, welche wir früher an ihn bewunderten, und so war der Beifall, welchen das Publikum dem Gast reiczlich spendete, ein wohlverdienter. Eine andere Einlage als das etivas verbrauchte ,Gute Nacht, du mein herziges Kind“ dürfte allerdings das Woblgefallen an der sonst tadellosen Leistung erhöhen, Die Besetzung der übrigen Rollen befriedigte durchaus.