1905 / 59 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

fei es, daß sie eben nur eine vorübergehende Geltung hätten, sodaß sich dauernde Geschäftsabschlüsse tarauf nicht basieren ließen. Durch billige Tarife sollten die Preisunterschiede für Rauhfutter in den vershiedenen Landesteilen möglichst ausgeglichen werden. Abg. Dr. Dahlem (Zentr.): Herr von Erffa hatte keine Ver- anlassung, si hier den Kopf um die Finanzreform im Reich zu zer- brehen; mit der Tabaksteuer wird der Reichs\chaßzsekcetär wenig Glück haben. Die lebendige und frische Art und Weise, mit der der Minister seinen Etat hier entwickelt und neue Direktiven gegeben hat, ist uns sympatbisch. Zu bedauern ist immer noch, daß mit dem Bau einer durch Gese längst fest- gelegten Bahn oft viele Jahre naher erît begonnen wird. Haupt- fählih rührt das her von den Kleinlihkeiten beim Grunderwerb. Die angekündigte Reform der Tarife wird hoffentlih bald kommen. Fn erster Linie muß für die Leichtigkeit des Verkehrs gesorgt werden. Bei Bahnhofsbauten ist bisher zu wenig den Wünschen der betreffenden Semeinden Rechnung getragen worden und allzu bureaukratisch ver- fabren worden. Dur Erleichterungen wird der Verkehr gehoben. Das kann z. B. vom Rheingau gelten. In der Anlegung von Zufahrtswegen is man gleichfalls nicht genug den Wünschen der Bevölkerung entgegengekommen. In der Rede des Ministers trat seine sozialpolitishe Fürsorge hervor, mir sind aber mehrfach Klagen zugekommen, daß man bei der Einrichtung neuer Speisewagen die dadurh bedingte Schmälerung der Einnahmen der Bahnhofswirte nicht beahtet hat. Ich bitte den Minister, die Direktionen anzuweisen, mehr soziales Verständnis für die wirtshaftlihe Lage der Bahnhofswirte zu bezeigen und ihren Wünschen nah Herabsezung der Pachtpreise mehr entgegenzukommen. Durch die vor einigen ahren erfolgte Aufhebung des Trajektbetriebes Rüdesheim-Bingerbrück ist diese Gegend wirtshaftlih geschädigt worden; die Leute müssen jeßt mit ihren Gütern vom rechten Rheinufer zur Nabe den weiten Umweg über Mainz machen. Ein Eisenbahn- furiosum ist es, daß bei dem Schnellzug Cöln-Koblenz die Neifenden, die nah Niederlahnstein fahren wollen, in Koblenz sämtli aussteigen und auf einen anderen Zug eine halbe Stunde warten müssen, während der erste Zug mit demselben Personal nach Niederlahnstein weiter fährt. Der Minister sollte dafür sorgen, daß folhe Kuriosa beseitigt werden. Abg. Oeser (fc. Volksp.): Au ih will mir jeßt den Kopf nicht wegen der NReichsfinanzreform zerbrechen ; p von Erffa scheint die Aus- fichtslosigkeit einer Tabaksteuer hon heute zu betonen, um einer durhgreifenden Eisenbabntarifreform entgegenzuarbeiten. Die Per- sonentarifreform wird keine Einbuße, sondern durch die Zunahme des Verkehrs eher eine Vermehrung der Einnahmen herbeiführen. Das „rechnungsmäßige Defizit“ ist auch bei der Verbilligung des Brief- portos nicht eingetreten. Durch die Tarifermäßigungen sind bisher die Cisenbahneinnahmen nur gestiegen, deéhalb könnte man der Hal- bierung der Rükfahrkartenpreise für einfache outen mit gutem Ge- wissen zustimmen. Die Einstellung der IlI. Klasse in die Schnellzüge ift sehr wertvoll. Die Sonntagskarten der Arbeiter als Wohlfahbrts- farten bitte ih beizubehalten. Durch Zuschläge für Schnellzüge werden die Erfolge der Reform aber wieder in Frage gestellt. Im Gepädverkehr muß burchgreifend Wandel geschaffen werden, da 97 pCt. der Gepäckwagen nicht ausgenüßt werden. Jn bezug auf den Gütertarif habe i mit großem Interesse die Wandlungen des Antrages Arnim - Friedberg - Zedliß verfolgt. Es war ein diplomatishes Meisterstück. Man fann alles hinein- und alles herauslesen ; aus einer Fanfare isi eine Chamade geworden, ter Antrag lief aus ia ein Vertrauensvotum für die Regierung. Ich kann aber ein gewisses Mißtrauen gegen die Tarifmaßnahmen der Verwaltung niht loswerden. Mit Recht werden für landwirtschaftlihe Produkte billige Tarife aufgestellt, aber ebenso müßte au die kleine und mittlere Industrieproduktion durch Tarif- maßnahmen gefördert werden. Ob dadur die üble Wirkung der Handeléverträge auêgeglihen wird, bezweifle ih; aber in diesem Sinne werden wir troy mancker Bedenken für den Antrag Arnim- Zedliß stimmen. Abg. Strosfser (kons.): Jh kann zunächst sagen, daß ih mich der allseitig mit einer gewissen Begeisterung ausgesprohenen An- erkennung für den Herrn Minister nur anschließe. Was die S@wankungen aus den Eisenbahneinnahmen angeht, so bemerke ih, daß die Einnahmen aus den Steuern ebenso s{wankend werden können. Tarifermäßigungen haben niht immer, wie Herr Desfer be- hauptete, eine Einnahmeerhöhung zur Folge; z. B. für die Er- mäßigung der Telegrammgebühren trifft das bis zum heutigen Tage nicht zu. Die Erregung der sozialdemokratischen Presse über die fozialreformerishen Maßnahmen des Ministers is nur zu begreiflih; er schaffft dadurch zufriedene Beamte, und zu- friedene fann die sozialistiscke Agitation nicht gebrauchen. Veber die Speisewagen hat der Minister gesagt, daß sie seitens der Reisenden so benußt werden möchten, wie die Reisenden die Benußung von ihren Reisegefährten auch erwarteten. Das kann auf noch manche Ich möchte aber den Minister um Auékunft bitten, warum gerade die Speise- wagen so geschleudert werden, daß z. B. einmal ein Reisender mit seinem Stuhl umflog. Unter solchen Umständen ist das Effen nit angenehm. Im allgemeinen hatte ih über die Qualität der Speisen nicht zu klagen, aber warum werden Beshwerden darüber im Gegensatz zu anderen niht beantwortet? Ferner möchte ih den Minister fragen, ob die Funkenfänger zur Verhütung der Waldbrände und die Maß- nahmen zur Rauchberbrennung \ich bewährt haben. Herr von Erffa hat {hon über die Ueberfüllung der Klassen und darüber geklagt, daß in solchen en die anderen Klassen niht geöffnet werden. Die einzelnen Wagenklassen müßten durch bestimmtere Farben mehr unter- schieden werden können. Ferner müßte die Verzögerung durch den PostgepsMvertebr erspart werden, indem die Pakete in besonderen

ahmen gleich im ganzen in die Wagen gehoben werden. Die Ueberfüllung in der Berliner Stadtbahn ist noch nit beseitigt; niht bloß an Sonntagen, fondern häufig auG an Werktagen ¿u Ee stimmten Stunden find die Wagen überfüllt; ih habe erlebt, daß noh 11 Personen in einem Abteil stehen mußten. Noch s{limmer als in der Stadbahn ift es in der Hoch- und Untergrundbahn. Dort sind die Wagen häufig so vollgepfropft, daß kein Mensh mehr hinein- treten kann. Aber die Schaffner öffen einfa die Tür und schieben noch mehr Perscnen hinein, die dann in drangvoll fürhterliher Enge ein- gekeilt sind. Was soll bei einem Unglükéfall werden, wenn kein Mensch sich mehr in dem Wagen rühren kann? Der Hauptgrund liegt nicht darin, daß die Wagen nicht auêreihen, sondern darin, daß eine Ersparnis dadurch erzielt wird, daß die Züge nicht in dem vorgeschriebenen Abstand fahren. Es foll alle 3 Minuten ein Bus gehen, ih habe Abstände von 11 Minuten beobahtet. Die Billettautomaten, namentlich auf der Stadtbahn, funktionieren häufig nicht. Wendet man sich an die Aufsichtsstelle, so erfährt man, daß die Bahnverwaltung nichts damit zu tun habe, sondern nur eine ara agg und daß man sich an diese zu wenden habe, um sein Geld zurückzubekommen. Es soll sich darin nichts ändern lassen. Eisenbahnbeamte haben mir gesagt, daß diese Störungen niht selten vorkommen, aber oft eft nach langer Zeit bemerkt werden. Inzwischen \tecken die Leute alle nacheinander ihre Nickel hinein. Ein Beamter sagte mir, daß die Gesellschaft auf diese Weise ein ganz gutes Geschäft mat. Die Staatsbahn- verwaltung sollte deshalb die Automaten hbeaufsihtigen. Ich traf einmal einen Lehrjungen, der von seinem Meister nur den einen Nickel bekommen hatte und nun auf dem Bahnhof Friedrichstraße stand und nit fahren konnte, weil der Automat die Karte niht herausgab.

Abg. Dr. Faßbender (Zentr.): Ih möchte zunächst den Wunsch aussprechen, daß în der 1V. Klasse Nihtraucherwagen oder -Abteile eingerihtet werden. Für arme Lungenkranke ist es unerträglich, gerade in den langsam fahrenden Zügen mit 1V. Klasse sa lange in dem Tabaksqualm auszuhalten. Die Betriebssicherheit, die erfreulicher- weise {on größer geworden ift, könnte weiter gefördert werden, wenn die Beamten durch Vorträge und Schriften vor dem Alkohol-

andere Einrichtung in. den ean angewandt werden.

sollte warmes Essen berett gehalten werden, oder es sollten tvenigstens | d den Beamten die sogenannten Selbitfocger geliefert werden.

weise auf die Vorträge hin, die darüber von . der Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrtêeinrihtungen veranstaltet worden sin Daß in den Speisemagen die Speisen ohne Getränke teurer- find, verführt it zum Trinken. Ich bitte den Minister, diese Zuschläge zu eseitigen. y

- Abg. B u \ch (Zentr.): Als Angehöriger der Postverwaltung möchte ih mitteilen, daß die Post alles tut, um den Postpäkereiverkehr auf den Bahnhöfen ‘fo {nell wie möglich zu erledigen. Erfreulich ist mir, daß der Minister nah meiner vorjährigen Anregung auch auf fleinen Stationen die Heranziehung der Aerzte als Bahnärzte ver- anlaßt hat. Wünschenswert wäre es, wenn für die Beamten eine Einrichtung geschaffen würde, daß sie dur kleine Beiträge si mit der Zeit ein kleines Kapital ersparen köanten, In bezug auf Dienstkleidung sind die Eisenbahnbeamten viel s{hlehter gestellt als die Postbeamten; die preußischen Beamten dürfen aber nicht [chlehter gestellt sein als die Reichsbeamten.

Aba. Freiherr vonWolff-Metternich (Zentr.) bestätigt aus eigener Erfahrung, daß die Speisewagen, z. B. auf der Strecke Berlin— Hannover— Braunschweig, stark s{chwankten, bleibt aber in seinen übrigen Ausführungen unverständlich.

Abg. Dr. Wagner (freikons.): Ih erinnere an unseren Antrag auf Einführung der Oder-Umschlagtarife, der hon recht lange in der Kommission liegt. Aber die freundlihe Aufnahme des Antrags Arnim-Friedberg-Zedliß läßt mi hoffen, daß wir auch zu den Oder-

Umschlagtarifen kommen werden. 2 auptmann (Zentr.) tritt für die Vermehrung der

g. D r. Züge zwischen e und Cöln ein. i Abg. Juz.gbenn (nl.) will auf die Vorbringung eines Spezial-

wunsches für die Strecke Frankfurt— Hanau verzichten, weil die Reform der Personentarife in Aussicht stehe.

Damit schließt die Debatte.

Berichterstatter Abg. Sch mie din g referiert über die Petition des Vereins der Vororte Berlins um Herabseßung ter Fahrpreise im Berliner Vorortverkehr und über die Petition des Ziegeletarbeiters Godehardt zu Beuren im Eichsfeld um Einführung von Arbeiter- fahrkarten für Strecken von mehr als 50 Kilometern und beantragt, über die Petitionen zur Tagesordnung überzugehen.

Das Haus beschließt demgemäß.

Der Abg. Wiemer (fr. Volksp.) zieht seinen Antrag wegen der Personentarifreform zu Gunsten des auf sie bezüg- lihen Antrags der Budgetkommission zurück. Der Antrag der Kommission wird angenommen. Auch bezüglih der übrigen Anträge beschließt das Haus nah den Kommissionsanträgen. Der Antrag Arnim-Friedberg-Zedliß wird angenommen. Die Einnahmen aus dem Personen- und Gepä- verkehr in dem veranschlagten Betrage von 446 335 000 (d. h. 26595 000 4 mehr als im Vorjahre) und aus dem Güterverkehr in Höhe von 1 073 600 000 M (d. h. 70 900 000 M mehr als im Vorjahre) werden bewilligt.

Zu der Einnahme für Ueberlassung von Bahnanlagen

bemerkt Abg. Brütt (freikons.) : Bei Neuanlagen von Güterverladestellen

erhebt der Fiskus stets große Ansprüche. Er ist ja zur Fiskalität verpflichtet, und in manhen Fällen hat die Eisenbahn kein Interesse an neuen Ana gleisen usw. Aber an vielen anderen Stellen dienen die Anlagen der Eisenbahn selbst, da sie den Verkehr steigern. Bei solchen wirtshaftlihen Anlagen darf die Eisenbahn nicht übertrieben fisfalisch vorgehen.

Abg. Kreth (fkons.) bespricht die Angelegenheit der neuen Zu- fahrtsstraße zu der Eisenbahnstation Kafsuben; er erläutert eingebend das ganze, in dieser Angelegenheit bisher befolgte Verfahren und führt aus, an die neue Straße zwar den Verkehr erleihtere, aber die fleincn Besitzer in anderer Weise shädige.

Abg. Brütt (freikonf.): Die Bahnhofslektüre ift vielfach einseitig auégewählt. Die Eisenbabnverwalturg verpachtet den Verkauf mög- list an große Firmen. Unansiändige Lektüre darf mit Recht nicht verkauft werden, aber die Verwaltung sollte auch im übrigen die Aus- wabl der Lektüre beahten und die Pachtverträge mit kurzer Frist machen. In Halle war die Paht 2000 4. Eine Hallenser Firma bot dann 5000, eine Berliner 12000 und eine andere Berliner Firma 15 000 A Den Zuschlag erhielt die mit 12000 4A Könnte nicht Meilitärinvaliden oder pensionierten Eisenbahnbeamten der Zeitungs- verkauf in eigene Negie übergeben werden ?

Abg. Wolgast (fr. Velkep.): Sozialdemokratische Zeitungen sind vom Bahnhcfsverkauf ausgeschlossen, aber wer sie haben will, findet fie auch anderswo. Jn Neumünster ist aber selbst ein so gemäßigtes Blatt wie der „Holsteinishe Kurier“ verboten worden. Berechtigte Un- zufriedenheit besteht darüber, daß manche große Firmen ein Monopol haben und ganze Direktionsbezirke verforgen.

Minister der öffentlihen Arbeiten von Budde:

Meine Herren! Der Zeitungé verkauf hat uns ja {hon mehrfach hier beschäftigt, und ich habe dabei bereits erklärt, daß die Staats- eisenbahnverwaltung die Pflicht hat, dafür zu sorgen, daß in den Räumen, die für den Zeitungsverkauf zur Verfügung gestellt werden, in den Bauten, die das Staatswappen tragen, nur Lektüre verkauft wird, die der Staatseisenbahnverwaltung angemessen ist. Als unan- gemessen muß ih die Schriften bezeihnen, die unsittlihen Inhalts sind, und auch die Lektüre einer Partei, die ganz offen erklärt, daß sie den Umsturz des bestehenden Staates zum Ziele hat. (Sehr gut! rets.) Das Publikum würde es nicht verstehen, wenn ih mit dem Staatswappen eine derartige Lektüre deckte. (Sehr richtig!)

Im übrigen muß ich es ablehnen, eine Zensur auszuüben über die Zeitungen, die auf den Bahnhöfen ausgelegt werden, über die Parteizeitungen, die dort verkauft werden. Ih muß es denjenigen Herren, die Interesse daran haben, daß die Organe“ihrer Partei auf den Bahnhöfen verkauft werden, überlassen, sch an die zuständige Direktion zu wenden, um ihre Wünsche auszusprehen. Die Direktionen w:rden einen Druck auf den Bah:.hofsbuhhändler aus- üben; dieser legt eine Liste der Zeitungen und Schriften vor, die er verkaufen will. Es wird also von den Direktionen kein Verzeichnis gemaht, wonach bestimmte Blätter ausgeschlossen sind. Der Buch- händler legt eine Liste vor, welhe Blätter er verkaufen will, und wenn in dieser Nahweisung ein Blatt unsittlihen oder sozialdemo- kratishen Inhaltz aufgeführt ist, streiht die Direktion das Blatt, aber die übrigen Blätter sind zugelassen.

Wenn nun irgend ein Angestellter die Auskunft gegeben haben sollte: jo, wir wissen niht, weshalb die Zeitung nicht verkauft werden darf, die Direktion hat sie verboten —, #0 muß ih dics vorbehaltlich der besonterea Untersuhung bezweifeln; ih glaube nicht, daß das der Fall ist.

Was nun die Anträge der beiden Herren Vorredner betrifft der eine geht dahin, invaliden Militärs oder invaliden Eisenbahn- beamten den Verkauf zu übergeben —, so bezweifle ih sehr, meine Herren, daß das reisende Publikum dadur befriedigt werden würde. Denn steht diesen Personen in der Regel die literarishe Bildung zur Verfügung, um zu beurteilen, was dem Publikum als Lektüre frommt ?

en Verkauf zu übernehmen? Ich glaube niht, meine Herren. Ih

muß au bezweifeln, daß in jeder Stadt jede bestehende Buchhandlung das Publikum entsprehend bedienen kann.

worden :

wir sind Meine Herren, das ist auch niht überall der Fall; es hat ih gezeigt, daß, wenn ein Großbuhhändler sich gerade auf diese Spezialität des Buchhandels eingerichtet hat, ér dann das Publikum in besserer Weise bedienen kann als ein Buchhändler in einer kleinen Stadt, der auf dem Bahnhof die Lektüre verkauft und kaum in der Lage ist, den Verkäufer zu bezahlen. Das sind Verhältnisse, die wir

oft untersucht haben.

Es ist hier gesagt in den® einzelnen Städten sagten :

die Buchhändler wie der Generalunternehmer.

ebenso ‘leistungsfähig

Die zweite Schwierigkeit besteht darin, daß er eine gewisse Pacht

bezahlen muß. Der Herr Abg. Brütt hat ganz ricktig ausgeführt, daß auf 12 000 6 Pat geboten wurden. Der Mann, der 12 000 4 geboten hat, konnte dém Staat diese Summe nur deswegen bietcn, weil er eben Großkaufmann, weil er eben Spezialist auf diesem Gebiete ist. Da zeigt sich dasselbe, was sih in allen Erwerbszweigen zeigt. Wenn einer ein Gebiet kennt und ein tüchtiger Geshäftsmann ist, so kann er mehr herauswirts{aften, als wenn tiner das Geschäft nur in ganz kleinem Um- fange betreiben kann. Immerhin erkenne ich ja an, daß die Gebiete, durch die die Eisenbahn führt, auch erwarten, daß die Eisenbahn ihnen etwas bringt. Deshalb habe ih z. B. in der Provinz Hannover, als die Stadt Hannover und später andere Städte auch in Westfalen Herford darum einkamen, den Vertrag mit dem Generalunter- neßmer gekündigt, als die betreffenden Unternehmer sih bereit er- klärten, eine angemessene, ungefähr dem Gebot des Generalunter- nehmers entsprehende Pacht zu zahlen. Mir fällt also nihis weniger ein, als den Buchhandel allgemein zu monopolisieren; aber ih glaube, wir können das Urteil darüber, wie es gemaht werden soll, auch nit

einer Station von cinem 2000, von etnem anderen

generalisieren, sondern müssen es von den einzelnen Fällen abhängig

maten. Ich muß es aber noch einmal ablehnen, daß die Eifenbahn-

beamten dazu veranlaßt werden, eine Zensur der Lektüre bis ins einzelne vorzunehmen. Dazu haben sie wirkli nicht die Zeit; weder die Direktionen, noch die Zentralstelle.

Abg. Brüt t (freikons.): Ih wünse auch nur mehr Aufmerksam-

keit, damit die Lektüre nicht einseitig ausgewählt ist. Sodann habe ih nur gewünscht, daß der Staat den Verkauf übernimmt und Beamte

damit beauftragt. Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde:

Meine Herren! Wir haben fo viel Betriebe, daß ih es wirkli ablehnen muß, auch noch Buchhändler zu werden. (Heiterkeit.) Es wird immer darüber geklagt, taß der Staat sih immer mehr in das Privatleben hineinmisht, immer mehr Privatunternehmen übernimmt. IFch möchte es dringend ablehnen, daß ich auch noch Buchhändler werde. (Bravo!)

Darauf findet eine Debatte über Zugverbindungen stait. Berichterstatter Abg. SWmieding berichtet, daß für den Sommer- fahrplan besonders neue Züge nah Schlesien in Aussicht gestellt seien, und daß die Nebenbahnen gute Anschlüsse an die Schnellzüge erhalten sollen.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde :

Meine Herren! In der Hoffnung, daß ih die Debatte abkürzen werde, möchte ich Ihnen einige neue Züge milteilen, die für den Sommerverkehr in Ausficht genommen sind. Zur Einführung vom 1. Mai ab sind eine größere Anzahl von neuen Zügen vorgesehen, soweit die Etatsmittel, die ich von Ihnen erbitte, dies zulassen. Ein neues Schnellzugpaar von Stettin bis Danzig, das eine neue Verbindung zwischen Berlin und Danzig durch Anschlüsse an Züge herstellt, die son bestehen, ein Schnellzugpaar Königsberg—Inster- burg Memel, das gleichzeitig eine neue Verbindung gibt für Berlin Fnsterburg—Memel, ein Wunsch, der in Ostpreußen mehrfach zur Spraze gekommen ist, ein Zugpaar von Marienburg nach Allen- stein, das ift also eine jener Querverbindungen zwischen den Endlinien, von denen ih gesprochen habe, ein Zugpaar Schncidemühl-—Neu- Stettin— Belgard—Kolberg; auch das ist eine Querverbindung, die notwendig war zur Verbindung innerhalb der beteiligten Provinzen, ein Schnellzug Berlin—Stettin, der Abends um 11,12 Uhr von Berlin abgeht und 1,1L in Stettin ankommt; dec Zug hat den Zweck, diejenigen Personen, die Veranlassung haben, bis zum späten Abend si in Berlin aufzuhalten, noch in der Naht nah Stettin zu bringen ein Schnellzugpaar Breslau— Reinerz, dec sogenannte Bâäderzua, der vom 1. Juni bis zum 15. September verkehren soll. Weniger bedeutende, aber doch immer für die betreffenden Landes- teile wihtige Züge sind eia Zuepaar Lissa— Posen, ein Zugpaar Lissa—Krotoschin, ein Zugpaar Meseriß Bentshen und eine Ver- bindung, die vielfah gewünscht ist, Berlin—Wriezen—Jädickendorf, ferner Hirshkerg—Görliy ein Schnellzugpaar Hamburg— Husum und Flensburg—Neumünster mit Anschluß an bestehende Züge na und von Hamburg ein Schnellzugpaar Berlin—Dresden ; der Zug verläßt Berlin 4 Uhr 25 Minuten Nachmittags und trifft 6 Uhr 49 Minuten in Dresden ein ein Schnellzugpaar Berlin— Han- nover—Cöln mit Ans{luß nach und von Elberfeld, ein Zug, der von vielen, die in Berlin bis zum Nahmittag zu tun haben, gewünscht ift, um Nachmittags von Berlin wieder abreisen zu können, und am Abend in der rheinisWen oder westfälishen Heimat einzutreffen. Er fährt ab Bahnhof Friedrichstraße 3 Uhr 15 Minuten und trifft Abends 11 Uhr 42 Minuten in Cöln ein. Der Gegen- zug geht 7 Uhr 28 Minuten Vormittags von Cöln ab und trifft Nachmittags 4 Uhr 12 Minuten in Berlin ein. Die entsprehenden Anschlüsse von Hamm nach Münster sowie auß nah dem Wupperthal über Hagen nah Elberfeld sind vor- gesehen ein Schnellzugpaar Berlin— Güsten—Cafsel— Frankfurt a. M. mit Fortsezung über Gießen nah Mey, auch ein Wunsch, der seit Jahren hier ausgesprochen ist. Die Abfahrt von Berlin (Stadtbahn) erfolgt 9 Uhr 18 Minuten Nachmittags, die Ankunft in Frankfurt a. M. 6 Uhr 55 Minuten Vormittags und die Abzweigung nah Mey erreiht Met gegen 12 Uhr Mittags ein Schnellzugpaar von Berlin (Anhalter Bahnhof) über Eisenach nach Frankfurt a. M, ab Berlin 3 Uhr 15 Minuten Nachmittags, an Frankfurt a. M. 11 Uhr 35 Minuten, ein Zug, der also dem neuen Zug von Berlin nah Cöln entsprehen würde für die am Mittelrhein wohnenden Juteressenten ein Shhnellzugpaar Cöln—Sitegen—Beydorf—Frankfurt a. M. mit Anschluß von Duisburg über Hagen nah Betdorf hin, ab Cöln 8 Uhr 19 Minuten Vormittags; ein Schnellzugpaar Côöln—

genuß gewarnt würden. BLSeans des Mil{h- und Obstgenusses deutet Einschränkung des Alkoholgenusses. Für das Zugpersonal

Ich glaube niht. Steht den Herren das Kapital zur Verfügung, um

Düfseldorf—Hamburg am Nachmittag mit Anshluß von und nach

Elberfeld ‘in Münster über Hamm, ein Zug, der namentli vo

Hamburg und Bremen und andererseits aus dem Industrierevier zum Verkehr nah Hamburg und Bremen dringend gewünscht worden ist; ein Shnellzugpaar Cassel-—Hannover—Bremen—Eeestemünde, das ist auch eine Querverbindung, die auch wieder von dem Gedanken aus fonstruiert worden ift, daß nitt alle Schnellzugverbindungen von Westen nah Osten über Beclin laufen müssen, fondern daß wir namentli aus Hessen und Thüringen au in nördlicher bezw, in entgegengeseßter Nichtung Verbindungen haben müssen; ein Schnell- ¿ugpaar Magdeburg—Wittenberge mit bestebendem Anschluß nah ; Schnellzugpaar Frankfurt a. M.— Heidelberg. Meine Herren, ih suhe nur diese wihtigen Verbindungen heraus, um eben und Ihnen Staatseisenbahnverwaltung

l Ver- kehrsverhältnissen entsprehenden Zuzverkehr nit nur zu erhalten,

Hamburg; ein

hoffentliß dadurch den Beweis zu fortlaufend bestrebt

au) die Debatte geben, daß die ist, einen

abzukürzen

flotten

und den

sondern auch weiter zu steigern. (Bravo!)

Mit Genehmigung des hohen Hauses bitte ich nun, da die S@nellzüge doch nur benußt werden können, wenn die entsprehenden Einrichtungen für das Publikum da sind, etwas von dem Thema afk: zushweifen und einige Fragen zu beantworten, die vorhin gestellt worden sind, deren Beantwortung ih nicht übernehmen konnte, weil ih draußen beschäftigt war und die Debatte plößlich abgebrochen wurde.

Es ist von einem der Herren Vorredner Klage darüber geführt worden, daß, wenn die zweite Klasse stark beseßt wäre, die erste nicht

geöffnet würde. Der Standpunkt, den ih als Chef der Verwaltung zu den Ausführungen des Herrn Vorredners nur einnehmen kann, ist folgender: Jeder Fahrgast, der #ch eine Fahrkarte löst, mat einen Vertrag mit der Staats-isenbahnverwaltung (sebr richtig!) die ihm das Neht gibt, auf dem Plat, auf den die Faßrkarte lautet, Beförderung zu finden. Jeder hat das Recht, \ih einzuschäßzen welcher Klasse er fahren will, und je nahdem wird ibm die Aus- stattung geliefert, die der betreffende Plaß in der Klasse gibt. Das ist der Rechtsstandpunkt, den ih zweifellos aufrecht erbalten muß (sehr ritig!), weil ih sonst das reisende Publikum der Willkür von mittleren und unteren Beamten preisgeben müßte. (Sehr richtig!) Meine Herren, wenn einer nun, weil die zweite Klasse gut bes seyt ist, in die erste Klasse übersteigen will, so besteht gar kein Be- denken, sobald er eine Zusaßkarte nahlöst. Mit dem Moment, wo ih eine andere Anweisung gäbe, würde ih ein Unrecht gegen die- jenigen Fahrgäste begehen, die eine Fahrkarte erter Klasse gelöst haben (sehr rihtig!), aub zu dem Zwedcke, um mögli{st wenig Per- sonen um sich zu haben. (Sehr richtig!) ; Es gibt viele Leute, die überarbeitet sind, und die gerade auf der Reise ihre beste Ruhe finden, und deshalb den höheren Fahrpreis der erften Klasse bezahlen. Daß ich wenn ih eine Fahrkarte zweiter Klafse auf ciner stark befahrenen Strecke löse, dabei vorausseßen muß, daß in ciner auf der betreffenden Strecke verkehrsreihen Zeit viele Personen fahren, und die Abteile also au stark beseßt sind zu meiner Freude, meine Herren! (Heiterkeit), das muß sich der Betreffende, der sich eine Fahrkarte II. Klasse löst, selbst sagen. Nun ist es ja selbstverstänblich, daß die Verwaltung und das ist auch von den betreffenden Herren an- erkannt worden nach Möglichkeit hilft. Aber grundsäßlich kann ih mich nicht dazu bereit erklärcn, die gewüns{te Anweisung an das Personal zu erlassen, weil, ih wiederhole, der Willkür Naum gegeben würde. (Sehr ridtig!) Ich wu1ß dann die Frage der Plaßtkarten berühren. Die Platz- karten haben für mi nicht den Zweck der Einnahme; ich kann nit dafür, daß ein paar Millionen eingehen (große Heiterkeit); das ist niht der Zweck der Platkarten. Der Zweck der Plaskarten ist von den durchgehenden Schnellzügen den Lokalverkehr möglichst fernzuhalten, damit diejenigen Reisender, die weite Streen ohne Belästigung, ohne Anstrengung zurücklegen müssen, nicht durch den Lokalverkehr belästigt werden. Deshalb wäre es auch falsch, eine höhere Gebühr für die weitere Entfernung zu nehmen. Wollte man einen Schnellzugszuschlag machen, dann würde der kil ometrische Swhnell- ¿ug8zushlag gerade diesem Prinzip entgegen sein. (Sehr richtig!) Denn auf die nahen Entfernungen würde er nit wirken, und auf die weiten Entfernungen würde er eine Belästigung, eine Verteuerung der Reise sein. Deshalb, meine Herren, halte ih es auch für richtig, daß jemand, der von hier nah Halle fährt einen verhältniemäßig viel Hößeren Zuschlag zahlt als beta jenige, der von Berlin nah Nom reist. Denn der Zug ift ja in erster Linie bestimmt für die Reisenden, die weite Strecken zurücklegen wollen, niht für den, der von Berlin nah Halle fährt; der kann ebenso gut mit wenig Zeitverlust einen Personenzug benußen. Wenn er aber einen Schnellzug in seinem Interesse benutzen will, dann muß er die Plaßkarte bezahlen. Viele Leute, die sih auf diese Bezahlung nit einlassen wollen, werden deshalb einen Perscnen- zug Berlin—Halle nehmen, und damit, meine Herren, ist der betrieb- lihe Zweck der Eisenbahnverwaltung erreicht, daß die Schnellzüge E ULIEN entlastet werden. Daß damit noch eine Einnahme verbunden ist ja, meine Herren, das kann i Es H d niht hindern. é Es ist dann auch von den Speisewagen gesprohen worden. Es ist ganz richtig, daß die Speisewagen vielfa unruhig laufen; die Klagen darüber sind durchaus berechtigt. Die Speisewagen find leichter als die anderen Wagen und außerdem ungleih belastet. Dort, wo die Küche liegt, der Herd fteht, ist die Belastung eine stärkere, und dort, wo die Reisenden sigen, namentlich wenn wenige da sind, eine shwähere. Wir suchen jeßt durch Einlage von Platten auf der Seite, wo die Reisenden sigen, das Gewicht auszugleichen. Außerdem liegt der unruhige Lauf der Speisewagen an vielen Stellen aber auhch an dem noch nicht fertig gelegten \chweren Oberbau und an dessen Buntscheckigkeit, die dadurch eatstanden ist, daß die Verwaltungen früher teils Privatbahn, teils Staatsbahn waren. Diese Ungleick- müäßigkeit des Fahrens merkt der Reisende im Speisewagen mehr als wenn er im gepolsterten Wazen sigt, wo durch die Federn und Polster die Stöße mehr aufgehoben werden. Es wird aber das dauernde Bestreben der Verwältung sein, nah Möglichkeit diesen berehtigten Klagen abzuhelfen. Wenn ih nun gesagt habe, der Reisende möchte stets daran denken, den Speiseragen so zu benußen, wie er wünscht, daß er von anderen benußt wird, so habe ich nicht damit gemeint, wie hier

Fahrt im Pakwagen besonders des Abends spät nah dem Theater, dem Konzert oder anderen Genüssen eine besonders gefährlihe ist (Heiterkeit), und weil die Verwaltung eine große Haftpflicht über- nimmt, wenn sie ihre Lustreisenden im Packwagen befördert, die außer- dem in der Regel auf dem Güterbahnhof, also unter Umständen im Dunkeln und ohne Bahnsteig, einsteigen müssen. Meine Herren, da werden Sie es der Verwaltung nicht verargen dürfen, daß sie einen

n | ihn zu finden wünscht. Dazwischen liegt die Tätigkeit des Kellners der . aufräumt. Meine Herren, ih habe cesagt, daß nicht ein Reisender \ich ‘dauernd im Speisewagen hinsezzn darf und den Play länger benußt, als Stärkung notwendig ist. (Sebr rihtig!) Die Klagen sind sehr stark darüber, daß sih Reisente hinseßen, cin Getränk nach dem andern nehmen, rauhen und sich möglich} dauernd im Speisewagen aufhalten. Es kommt auch vor, daß Reisende mit Fahrkarte II. Klasse sagen: ih verzihte auf einen Play in der zweiten Klasse und nehme mir eine Plaßgkarte ILI. Klasse, weil sie 1 M billiger ift. Das habe ih untersagt. Jeder Reisende hat seiner Fahrkarte ent- sprechend eine Plaßkarte zu nchmen. Denn wenn viele Reisende es anders machen, danu wird denjenigen, die einen Play 111. Klasse wirklich auf ihre Fahrkarte benußen wollen, der Plaß weggenommen und siz können fortgewiesen werden, da nah den Bestimmungen jeder Reisende nur dann auf Beförderung rechnen und eine folche verlangen kann, wenn in der betreffenden Klasse Raum vorhanden ift. Das sind Umgehungen der Bestimmungen, die nur auf Kosten anderer Meisenden gesehen. M Es ist dann noh gefragt worden, ob die Lokomotiven Funken- fänger haben. Meine Herren, unsere sämtlichen Lokomotiven sind mit Funkenfäugern ausgerüstet, aber die Funkenfänger können nicht absolut wirken, denn wenn wir sie so konstruieren wollten, würden wir nit den erforderlihen Luftzug für die Feuerung in der Lokomotive O N dit können. Es ift hiermit wie überall in der Technik: es g eine reine Freude, und j i sei

E Sitte Freude, und jeder Vorteil hat seinen

Was den Postpäckereiverkehr betrifft, so ist e

richtig, daß hier und da die Post uns große Last e me Postgeseß bin ih aber in der Lage, den Postpäckereiverkehr von be- sonders schnell fahrenden Zügen auszuschließen, ih mache aber davon fo wenig wie möglich Gebrauch, da der Postpäckereiverkehr für das Erwerbsleben einen ganz außerordentlich großen Wert hat. (Sehr richtig! links.) Jch glaube, wir müssen dabei eine Mittellinie ziehen. Ich bin aber in neuerer Zeit darauf aufmerksam gemadt worden, daß im Auslande auf kleineren Stationen, wo die Postwagen unterwegs beladen werden müssen, große Posisäcke eristierten, in welhe kleinere Pakete aufgenommen werden, sodaß die ganzen Postsäcke nur hineingeworfen zu werden brauchen, und nit jedes einzelne kleine Postpaket gezählt werden muß. Ich werde mich dieserhalb mit dem Herrn Staatssekretär des Reichspostamts in Verbindung setzen. Was die Ueberfüllung des Stadtbahnverkehrs anbetrifft, so ift das nichts Neues, die liegt aber ledigli an den Reisenden selbs. Wir laffen fo viel Züge hintereinander ab, daß jeder unbedingt Beförderung findet, wenn er ertsprehend wartet. Wartet das Publikum riht, fo weiß ih keinen Rat, wie es gemacht werden soll. Ich kann die Personen aus den Abteilen nit herausreißen lassen. Es wird dann vorkommen, daß auf kurze Entfernungen Personên stehen müssen und die Abteile selbstverständlich überfüllt werden. Im übrigen kann ich es nit anerkennen, daß immer von überfüllten Coupés gesprochen wird wenn sie nahezu besetzt sind. i

Die Automaten unterstehen selbstverständlih der Staatseisen- bahnverwaltung. Ih habe die Anordnung getroffen, daß alle Reklamationen, falls Stockungen in den- Automaten eintreten von den Beamten auf den Stationen entgegengenommen und erledigt E ae leistet die Verwaltung keine Haftpflicht gegenüber en Automaten, sondern die Haftpflicht beru

die die Automaten i E n ada, Hinsichtlih ter Nichtraucher in der vierten Wagen- flasse sind viele Anträge an mih gekommen. Nachdem dite Frauen- abteile in der vierten Wagenklasse eingerichtet sind, werte ih die Frage, ob Nichtraucherabteile eingeführt werden können, in erneute Erwägung ziehen. Damit wären, glaube ich, die Wüns{e beantwortet, die bin, sihtlich der Ausstattung der Züge von verschiedenen Seiten Gia worden sind.

Abg. Baensch-Scchmidtle in (freikons.): vermisfe i Bukett der neuen Züge solche für meine B Se cene Aus meiner engeren Heimat im Riesengebirge habe ih cine Petition zu befürworten, die für die Hirschberger Gegend mehrere Wünsche vor- trägt. Die jg {lesishe Semmeringbahn Schreiberhau—Grünthal shneite am 7. Januar ein, der Betrieb war bis zum 26. Februar auf- aeboben, wurde aber auf der egen Seite aufrecht erhalten. Jh habe von einer solchen Verzögerung sons noch niht gehört. Das Brot stieg dort auf das Vierfahhe des Preises. ür die Stredcke Berlin—Hirshberg wünsche ih eine Haltestelle für die Schnellzüge bei Alt-Kemniz, um Gelegenheit zur Besichtigung der Talsperre bei Mauer zu geben. Für das s{önste Gebirge des Landes, das Riesen- gebirge, bitte. ih kleine Reisebefte einzurihten wie auf der Strecke Hamburg—Cuxhaven. Zulegt bitte ih, bei den Rükfahrkarten noch den Ablauf der Nückfahrtzeit einzustempeln. Der Redner wünscht ferner die Zulassung von Reisenden unter Umständen auc in Güterzügen.

Minister der öffentlihen Arbeiten von Budde:

Ich befürchte, daß meine Hoffnung si nicht erfüllt hat,

die Debatte durch Mitteilung der erheblichen rats edes 2 f kürzen würde. (Heiterkeit.) Jch bin vielleicht mißverstanden worden. Ich habe nur gesagt, ih will einige wihtige Verbindungen heraus- wählen. Jch möchte bitten, daß diejenigen Herren, die ibren Herzens- wuns unter diesen Verbindungen nicht gefunden haben, niht an- nehmen, daß dieser Wunsh nicht erfüllt wäre. Jch möchte Sie bitten, warten Sie das „Sommer-Weihnachten im Fahrplan“ ab, den 1. Mai, und sehen Sie dann nach, inwieweit sich Ihre Wünsche er- füllt haben. Für Schlesien bemerke ih, daß niht weniger als 32 neue Züge eingeführt worden sind, was eine Mehrleistung von 183 000 Zugkilometern bedeutet.

Dann is von dem Kartenstempel für die RNüdckfahr- karten gesprohen worden. Jch kann Ihnen die Erfüllung dieses Wunsches nit in Ausficht stellen, da ih hoffe, daß wir die ganzen NRückfahrkarten bald begraben werden.

Was die Fahrt im Packwagen anbetrifft, so ist solche zu- lässig, wenn sih jemand eine Fahrkarte erster Ma ia cs mod 3 Æ zuzahlt. Die Bestimmung hat ihre gute Begründung, weil die

itiert worden ist, er möchte den Speisewagen so verlassen, wie er

solhen Verkehr niht als einen planmäßigen einführt, fondern nur in

es unbedingi zu setner

Ausnahmefällen zuläßt, wenn z. B. jemand in Krankheitsfällen oder H einem ‘cat verreisen muß. Unter solhen Umständen ann es wobl angemessen fein, daß ciner im Packwagen reist t aber niht. (Lebhafte Rufe: Vertagen !) E

Abs. von Eisenhart-Rot kons ; T L pommersche Zugverbindungen vor. ot he (fons.) bringt Wünsche für

Schluß 41/, Uhr. Nächste Si (Eisenbahnetat »“ h ächste Sizung Donnerstag 11 Uhr.

Parlamentarische Nachrichten.

M R A etreffend die Abänderung einzelner Besti des Allgemeinen Berggeseßzes vom 24. Juni 1865/1899,

Dem Hause der Abgeordneten ist“ cin wei - , fo t s au betreffend die Abänderung aue, Mena des Allgemeinen Berggesezes vom 24. Juni 1865/1892 nebst egründung zugegangen. Derselbe lautet, wie folgt: 3

Artikel 1.

Die nachstehend bezeichneten Vorschrif i : ften des Allgemeinen Berg- geseßes vom 24. Juni 1865/1892 werden, wie folgt, «Eetideit x D

1) § 80b Ziffer 3 erhält folgende Fassung : „über Zeit und Art der Abrechnung n nin be Verfahren zur Feststellung des bei der Ron g g sichtigenden Teiles „Ungenügend oder vorschriftéwidiig beladener G onvergefühe und über die Ueberwachung dieses Verfahrens durch einen Vertraucnsmann der Arbeiter 8c Abs. 2) sowie über die Vertreter des Bergwerksbesißers bei der Lohnberehnung und über den gegen die Berechnung zulässigen Beshroerdeweg.“ /

2) T E g Differ Ls folgenden Zusag: „„ xl0ofern ein 1landiger Arbeiterauts{chuß vorgeschrieben ift (& über die Bildung, die Zufammensezung mnd. e Saaten iele

Ausschusses.“

3) § 80e Abs. 2 erhält folgende Faffung :

„Genügend und vorschriftsmäßig beladene ördergefäße bei dec Lchnberehnung in Abzug zu bringen, ist E A bee oder vorschriftêwidrig beladene Fördergefäße müssen insoweit ans- lerne werden, als ihr Inhalt vorschriftsmäßig ist. Der Berg- werksbesißer ist verpflichtet, zu gestatten, daß die Arbeiter auf ihre Kosten durch einen aus ihrer Mitte von dem pen Arbeiteraueshufse oder, wo ein solcher nicht gelebt, von ihnen gewählten Vertrauensmann das Ver- I Fn bei Feststellung der ungenügenden oder vorschriftswidrigen S: adung und des bet der Lohnberehnung anzurechnenden Teils der Sttgdung überwachen lassen; dur die Ueberwahung darf eine Pfe t fee e eon et E werden. Der Bergwerks-

er ve el, den Lohn des V / Ute A flgbigen Tui ues oder Dee R a rbeiter vorschußweise zu zahlen; ec ist berechtigt, d vorshußweise gezahlten Lohn t ili rbei bor Sobn ablun n R E e I beteiligten Arbeitern bei der Lohn- Susa: L Abs, j erhält binter dem „die im Laufe eines Kalendermonats gegen ein i ä Geldstrafen dürfen in ihrem Gesamtbetraze E eeidnglen dieses durch\chnittlihen Tages8arxbeitsverdienstes nit übersteigen.“ e 5) § 804 Abf. 2 erbält folgende Fassung : i

„Alle Strafgelder müssen zum Besten der Arbeiter des Bergwerks verwendet werden. Wenn für das Bergwerk ein ständiger Arbeiter- aus\{uß vorgeschrieben ist 89 f), müssen die Strafgelder einer Unterstütungsfasse zu Gunsten der Arbeiter überwiesen werden an deren Verwaltung der ständige Arbeiterauss{chuß durch mindestens ein aus sciner Mitte gewähltes Mitglicd beteiligt sein muß. Eine Uebersicht der Einnahmen und Autgaben und des Vermö ens dieser Kasse ist alljährlich in einer vom Oberbergamte Goraefichenes Form aufzustellen und diesem, nachdem sie zwei Wochen dur Aus- R 4 T der Belegschaft gebracht ift, einzureichen.“

d 70 S 2 ält in fei i ; folgende Fastun Sab 2 erhält in seinen Eingangsworten „Weit Zustimmung des ständigen Arbeiteraus\{chu}es* usw.

7) eo N Me Fassung: E 2E , _»Kuf Denjenigen Bergwerken, auf welhen in der Regel mindestens einbundert Arbeiter beschäfti ia iabite rbeitecaue uf vorhanden lein schäftigt werden, muß ein ständiger er ständige Arbeiteraus\{uß hat dic in den 80 2 80d Abf. 2 und 3, 80g Abs. 1 und 93f Abs. 1 B E gaben. Durch die Arbeitsordnung können ihm noch weitere Auf- gaben zugewiesen werden. Außerdem hat er die Befugnis, Anträge Wünsche und Belcquerden der Belegschaft zur Kenntnis des Berg- I zu ringen und sich darüber gutahtlih zu äußern. i oelten m Arbeiteraus\{chüsse im Sinne dieses Gesetzes ie Vorstände der für die Arbeiter cines Bergwerks Krankenkassen oder anderer für die Arbeiter E tate bestehenden Kasseneinrihtungen, deren Mitglieder in ihrer Mehrheit von den Arbeitern aus ihrer Mitte zu wählen find fofern sie als ständige Arbeiterausshüsse bestellt werden ; :

2) die Knappschaftsältesten von Knappschastsverei ) schaftlichen Krankenkassen, welche nur die Betriebe ae aan werksbesißers umfassen, sofern sie aus der Mitte der Arbeiter gewählt sind und als ständige Arbeiterautshüsse bestellt werden ;

3) die bereits vor dem 1. Januar 1892 errichtet ändi Arbeiteraus\{hüsse, deren Mitglieder in teres Mehraahl Len den Arbeitern aus ihrer Mitte gewählt werden ; 4

4) folhe Vertretungen, deren Mitglieder in ihrer den volljährigen Arbeitern des Dreenatre, tin O pon Betriebéabteilung oder der mit dem Bergwerke verbundenen Betriebéanlagen aus ihrer Mitte in unmittelbarer und ge- heimer Wahl gewählt werden. Die Wahl der Vertreter kann au nah Arbeiterklassen oder nah besonderen Abteilungen des Betriebes erfolgen. Die Vertreter müssen mindestens fünf- undzwanzig Jahre alt sein, mindestens ein Jahr auf dem Berg- werke gearbeitet haben, die bürgerlihen Ehrenrechte und die deutshe Neichsangehörigkeit besißen und der deutshen Sprache

in Wort und Schrift mächtig sein. ç e dret betragen.“ fstt mächtig sein. Jhre Zahl soll mindestens

8) § 80g erhält folgende Faffung:

Bo dem Erlaß der elan ing oder eines derselben ist auf denjenigen Bergwerken, für welche ein ständiger Arbeiteraus\{huß besteht, dieser über den Inhalt der Arbeitsordnung oder des a traos zu hôren; auf den übrigen Bergwerken ist den volljährigen Arbeitern Gelegenheit zu geben, si über den Inhalt der S oder des Nachtrags zu äußern.

Die Arbeitsordnung fowie jeder Nachtrag zu derselben ist unter Mitteilung der seitens des Arbeiteraus\hufses oder der Arbeiter ge- äußerten Bedenken, soweit die Aeußerungen shriftlich oder zu ee erfolgt sind, binnen drei Tagen nah dem Erlaß in zwei

usfertigungen, unter Beifügung der Erklärung, daß und în welSer Weise der Vorschrift des Abs. 1 genügt ist, Fer ergbehörde ein-

zureichen. te Arbeitsordnung ist an geeigneter, allen beteiligten Arbeitern

¿weiten Satze folgenden

Nachtrags zu

zugängliher Stelle auszuhängen. Der Aus lesbarein Zustande erhalten werden. Die Äcbeitoradanne ifi jeden Arbeiter bei seinem Eintritt in die Beschäftigung zu bebändigen."