1905 / 75 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Großbritannién und Frland.

Im Unterhause fragte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Mac Neill (Nationalist) den Premierminister Balfour, ob er irgend eine Mitteilung über Friedters8verhandlungen zwishen Rußland

und Japan zu machen babe. Eine Antwort erfolgte hierauf nit.

Frankreich.

__ Die Deputiertenkammer seßte geftern, wie ,W. T. B.* be- rihtet, die Beratung über die Vorlage, betreffend die S

von Kirhe und Staat, forî. Charles Benoit (Nat.) ga

der Veinung Ausdruck, daß das Korkordat notwezdig sei. Man dürfe der Kirhe nicht ihre volle Freiheit lassen, da hierdurch Frankrei bald gezwungen sein würde, ein neues Konkordat abzuschließen. Graf Bont de Castellane (Nationalist) führte aus, daß der Geseß- entwurf in Wirklichkeit ein Entwurf für die Zerstörung der Kirche durch den Staat sci. Groufseau (Partei der liberalen Aktion) fprad feinen Zweifel an dem Liberalismus der Freidenfer aus. Er bielt dafür, daß das Kultusbudget eine Schuld des Staats sei, und daß es ebenso lange dauern müsse, wie der Kultus selber. Der Redner erinnerte daran, daß der Ministervräsident Nouvier jüngst in der Frage der Majorate an die Ebre der Rerublit und den Kredit des Staats appelliert babe, und {loß mit der Bebaupiung, daß der Gesetzentwurf eine Gefahr für

das soziale Gebäuze bedeute. Zóva 3 (Soz.) fübrte aus, der Klerus ver- [eye daë Konkordat, mache cs binfällig und mache die Trennung not- wendi. Wenn der Klerus im Jahre 1789 drei Milliarden besessen

bade, fo seien diefe durch die Kultusbudgets seitdem reilid zurüd-

gezahli worden. Der Klerus sei nit Gläubiger, und die Nation sei niht Schuldnerin. Die „Liberté“ meldet, angeblich offiziós, der Gesandte in

Marokko Saint-René Tailliandier werde ersucht werden,

die Verhandlungen mit der marokkanischen Regierung

moglichst zu beschleunigen. Das Blatt erklärt weiter, der Kaid Sir Harry Maclean, der zum Befehlshaber der

marokfanischen Truppen während des Besuchs des Deutschen Kaisers in Tanger ernannt sei, könne unter keinem Vorwand Kommandeur der marokkanishen Truppen -in Tanger bleiben, da diese Funktion entsprehend dem engli&-französishen Ab- fommen ausscließlich französishen Offizieren zustehe.

Rußland.

Amitilich ist, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, bekannt gegeben worden, daß der kommandierende General der dritten Mandschureiarmee Baron Kaulbars das Kommando der zweiten Mandschureiarmee erhalten habe und dur d:n General der Infanterie Bat janow erseßt worden sei.

Wie die „St. Petersburger Telegraphen-Agentur“ aus |

Warschau erfährt, ist der Ürheber der gestern gemeldeten

dem Bezirk Nowominsk stammende Schlosser Stefan O frjeia. Jn Bjzelostok sind, dem „W. T. B.“ zufolge, die Fabriken

wiedergewonnen.

_. Jm Kreise Njeshinec des Gouvernements Tschernigow | find Bauernunruhen ausgebrochen. Es wurden Truppen !

dorthin geschickt. Nach einer Meldung aus Tam bow dauert die Erregung

unter den Fabrikarbeitern in Naskasowo an; die Zahl der |

ausfständigen Fabrikarbeiter beträgt gegen 6000. Das Militär-

kommando ist verstäckt worden. Die Beruhigungsversuche | des inzwischen dort eingetroffenen Gouverneurs sind erfolglos !

geblieben. Znfolge eincs drei Wochen währenden Ausstandes der

Arbeiter der Neuen Russischen Hüttengesellshaft in Zusowfka !

wurde das Werk auf unbestimmte Zeit geschlossen. 14 000 Ar-

beiter des Hüttenwerks und der Minen fehcten in ihre Heimat !

zurück, nachdem sie abgelohnt waren.

zum Montag von Sebastopol nah Jalta abgesandten Truppen sind gestern weitere drei Kompagnien abgegangen, ebenso eine

Eskadron aus _Simferopol. Der Munizipalrat von Jalta beshloß in einer gestern abgehaltenen außerordentlichen | De E f rertia 8 ¿d S {in dem Empfangspavillon seßte sih der festlihe, aus

Stßung, seinen Dank den Personen auszudrücken, die die Verteidigung der Bürger üb:rnommen hätten, nahdem ih die völlige Unfähigkeit der Polizei herautëgeîtellt habe, Pe: sonen

und Habe zu hüten. Es wurde beschlossen, die Selbst- | verteidigung zu organisieren und damit eine besondere Kom- ae Lar b ie ; s | Königin-Witwe ein Galadiner statt, auf das ein Hoffonzert

mission zu betrauen, die die Fragen bezüglih des Schugzzes

der Angegriffenen und der Aufklärung der Ursachen der Un- | ruhen lösen solle. Angesichts der Schwierigkeiten, die sich aus | den gegenwärtigen Ereignissen für die Bevölkerung von Jalta, |

insbesondere für die Handels- und Jndustriekreise ergeben hätten, beschloß |!

Ordnung zu ersuchen.

Aus Tiflis berichtet die „St. Petersburger Telegraphen-

Agentur“, day di: im Kreise Gori entstandene Gährung einen |chärferen Charaëter annehme und an Umfang gewinne. Die Bauern der Ortschaft Semogoni hâtten beschlossen, einen Teil des Gutseigentums ohne Enischädigung auszunugtzen und alle ißre Angelegenheiten durh aus ihrer Mitte gewählte Vertreter erledigen zu lassen. Jn der Nähe der Station Michailowo habe eine Versammlung von Bauern und Arbeitern stattgefunden, in der man beschlossen habe, um die Obrigkeit zu Zugeständnissen zu zwingen, geaen

nte Gewalt anzuwenden und die Verwaltungégebäude der

Dörfer in Brand zu stecken. Jn der Ortschaft Karaleti

verübten Bauern, die rote Fahnen mit sich führten, Ausschreitungen. Das Gebäude der Dorfkanzlei sei dur sie zeritôrt worden. Jn der Ortschaft Kereli ver- hind-:rten die Bauern Amtspersonen an der Ausübung ihrer Dienstpflihten. Jn der Ortschaft Ruisi seien bei Aus- shreitungen vier Wassermühlen beshädigt worden, die den Gegenstand von Streitigkeiten bildeten. Zur Klarstellung der Bedürfnisse der Bauern sei der mit ihrer wirtshaftlihen Lage vertraute Staatsrat Wedenbaum nah Gori abgeordnet worden. Wegen des bedrohlihen Charakters der Unruhen jeten auch Truppen dorthin abgegangen.

Ftalien.

_Die Deutsche Kaiserin und die Prinzen Eitel- ! Friedrich und Oskar von Preußen verlicßen die Jacht !

„Hohenzollern“ gestern vormittag bald nach 9 Uhr und fuhren, wie „W. T. B.“ aus Messina meldet, unter militärischen Ehrenbezeugungen und begeisterten Kundgebungen der zahl- reih angejammeiten Menschenmenge nah dem Dom, wo ne von der Geistlihkeit und von dem deutshen Konsul empfangen wurden, Um 2 Uhr erfolgte sodann die Ab- reise nah Taormina, nahdem die Kaiserin zuoor dem

ätte der Munizipalrat, den Finanzminister um Einitellung der Wechselproteste bis zur Wiederherstellung der

Bürgermeister ihren Dank für den warmen Empfang aus- gedrückt hatte. Bei der Ankunft in Taormina feuerten die dem Bahnhofe gegenüber vor Anker liegenden Kriegsschiffe, die reichen Flaggenschmuck trugen, Salut. Der Bürgermeister überreichte der Kaiserin einen herrlichen Blumenstrauß. Die Kaiserin und die Prinzen fuhren sodann nach dem griechi- shen Theater. Abends fanden Fackelzüge mit Musik statt. Heute unternahmen die Kaiserin und die Prinzen Eitel-:Friedrih und Osfar einen Spaziergang durch die Stadt und machten

dann einen Ausflug zu Fuß nah Giardini hin.

Der Papst hielt gesiern morgen im Vatikan ein ge-

heimes Konsistorium ab, an dem die Kardinäle teilnahmen. Der Papst ernannte mehrere italienishe und ausländische Bischöfe, unter anderen Dr. Aibert zum Erzbischof von Bamberg, und hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache an das Kardinalskollegium, in der er, dem „W. T. B.“ zufolge,

sagte:

Wir haben uns {on mit Eu beklagt, daß in Frankreich der Religion fehr s{ädlide Bestrebungen im Werke find. Wir baben weniger wegen der Absiht der Aufbebunz des vom Papst und der Regierung der Republik am B-ginn des verflossenen Fahr- burderts zum gemeinsamen Wobl des Staats und ter Religion abgesckloffenen Vertrags Klage gefübrt, als wegen der Absicht der dauernden Trennung von Staat und Kirche in Frankreih. Troßdem wir mit allem Eifer und in jeder Weise bis in die leßten Tage uns bemüht boben, ein so großes Unglüdck abzuwenden, und trctdem es unser Wille ist, unsere Ver- suche fortzuseßen, denn nichts liegt uns ferner als der Wuns, uns den ges{lofsenen Verträgen zu entziehen, tit die Angelegenheit doch mit einer solhen Leidenschaft betricben worden, daz man glauben muß, daß es in furzem zu einer Katastrophe fommen werde. Wir bedauern tief das Los des fran;ssischen Volkes, das wir vor ganzem Herzen lieben, denn és SvHaden, der die Kirhe trifft, hat

! das GBffentliße Wobl im allgemeinen. Ni%t nur die französishen Katholiken, für die die Verteidigung dec Kirhe eine heilige Sah? sein muß, baben tie Pfliht, daran zu denken, daß ein so großes Unglück dem Vaterlande erfvart werde, sondern auch alle diejenigen, die den Frieden und die Rube im Staatss leben lieben. Die Auspcache gedenkt dann in AutdrüFen tiefster Beirübnis3 des in Ostasien wütenden Krieges und spricht den Wuns aus, daß die Fürsten und Völker ih vom Geistz der Eint:acht erfüllen lassen möhten. Die Leiden, die die Men’{beit allentbalben zu tragen habe, seien fo zablreich und fo s{chwer, daß sie nit noch turH blutige Kriege vermebrt werden sollten. Mit Freute erwähnt bierauf die Ansprache, daß Brasilien, | Peru urxd Bolivia ihre Grenzitreitig?ziten einer von einem pépst- lien Nuntius geleiteten Kommission ¡ur \hiedszeribtiihen Neg?-lung e E Mitten, rerseits sei zu bedauern, daß die Politik dec I, Ï ¿ Ee E | Republi cuador |}o kirhenfeindlih sei. Scbließlib gedenkt de Bombenexplosion in der Vorstadt Praga der 181jährige, aus | L L g: L Aentt dex

eine Rüdckwirkung au

Papst der im vergangenen Dezember vcn den Katholiken der ganzen | Welt begangenen Feter des Jubiläums des Dozmas von dec Un- | befleckten Empfängnis.

wieder in Tätigkeit. Die Stadt hat ihr gewöhnliches Ausfehen |

Portugal.

Der Dampfer „Hamburg“ der Hamburg-Amerika-Linie, mit dem Deutschen Kaiser an Bord, und der Begleit- freuzer „Friedrih Karl“ trafen gestern nahmittag nah | 21/4 Uhr, wie ,W. T. B.“ meldet, unter dem Salut der Ge- shüge an der Tejomündung ein und gingen dann an der | Praça do Commercio in Lissabon vor Anker. Die Landungsstelle | prangte in reichstem Shmuck. Der deuische Gesandte Graf von Tattenbach mit dem Militär- aitaché Major Freiherrn von Senden und den übrigen Mitgliedern der deutschen G-sandtschaft sowie dem Gencral- fonsul Dähnhardt begaben sih alsbald an Bord der

„Hamburg“. Bei dem Empfangspavillon an der Landungs- stelle waren die Schüler der Militärshule als Ehren- wache aufgestellt, w:iterhin bildeten an der Feststraße

In Jalta (Gouvernement Taurien) begannen am Sonn- | Marinemann}schaften und die gesamte Garnison Lissabons

tagabend Unruhen. An fünf Orten fanden Brandstiftungen | Unter dem Kommando des Genera!s Craveiro Lopes statt, das Volk verhinderte die Löscharbeiten. Alle Polizei- | wachtituven wurden verwüstet und die Arrestanten freigelassen : |

die Branntweinläden wurden zerstört. Außer den in dec Nacht | : : Us E | de Pindella, die Minister des Auswärtigen und der

| Marine, Villaça und Moreira, mit zahlreichem Gefolge zur

Spalier. Kurz nach 5 Uhr fuhren der König, der Kronprinz, der Herzog von Oporto, der jeßt in Lissabon weilende portugiesishe Gesandte in Berlin Vicomte

„Hamburg“, um den Kaiser zu begrüßen. Nach der Vorstellung der Würdenträger des Hofes, des Staats und der Stadt

aht altertümlihen Karossen bestehende Zug unter

| den Klängen der preußischen Nationalhymne nach dem

Belem-Palais in Bewegung. Dort empfing dec Kaiser das diplomatische Korps. Später fand im P2€o d’Ajuda bei der

folgte. Am Abend war die innere Stadt glänzend illuminiert.

Türkei.

Aus Konstantinopel meldet das Wiener „Delegr.- Korresp.-Bureau“, in den ‘eßten Tagen hätten oppositioneile Bewegungen im wejilihen Bezirk von Kreta Fort- \hritte gemacht. Die Aufrechterhaltung der Nukbe \ei fchwierig geworden. Jn der vorigen Woche seien im westliczen Bezirk und in Kissamo viele Schießwaffen und Munition ausgeschifft worden. Am Mittwoch seien einige mohammedanische Fauiilien

| aus tem Jnnern nah Canea geflüchtet. Es seien Prokia-

mationen verteilt worden, die die französischen Gendarmeriemann- schaften zum Treubruch aufforderten. Anr Donnerstagzbend seien die Chefs der Bewegung Veniselo, Manos und Fumis mit 300 Anhängern nah Therisso, 12 km südlich

von Canea, gezogen, wohn unter dem Vorwande einer fried-

lichen Versammlung ein großer Zuzug der Landbevölkerung itattinde. Am Freitag früh sei die Gendarmerie von Un- zufriedenen beschossen worden, wobei zwei Mann shwere Ver- wundungen erlitten hätten. Die Ruhestörer hätten Ver- slärkungen aus Kandia, Retymo und Nassh erhalten wodurch deren Zahl auf 2000 aestiegen sei. Die Hälfte der Menge sei bewaffnet. Die Versammelten hätten die griehishe Fahne gehißt. Am Sonntag sollte die Ein- verleibung in Griechenland verkündet und gleichzeitig eine Denkschrift an die Großmächte gerichtet werd-n in der die dringenden Beweggründe des Vorgehens dargelegt würden und erklärt werde, in der gegenwärtigen Lage die

Entschließungen der Großmächte abwarten zu wollen, sowie | : das Versprechen abgegeben werde, die Nut ; aufrecht zu erhalten.

e und Ordnung

Der Präsident der provisorischen Nationalversammlung Papayaimakis hat, wie das „Reutershe Bureau“ aus Kanea erfährt, cine an die Konsuln gerichtete Vro- flamation erlassen, in der erklärt wird, daß das fretische

| Volk, das nah einem System, das beinahe Absolutismus sei,

regiert werde, seine Vertreter zu einer allgemeinen Versamm-

lurg zusammenberufen habe, die die Vereinigung Kretas

! mit Griechenland profklamicrt habe. Die Proklamation

brinat den Dank qegen die Mächte zum Ausdruck und bittet,

l in Era ägung der Forderung der Zivilisation davo: abzustehen, !

den gegenwärtigen Zustand mit Gewalt au Die Nationalversammlung proklamiert die

Griechenland mit Ausnahme der 1897 von den internationalen T

Der britishe Kreuzer Suda-Bucht eingetroffen.

Teile der Jn ruppen beseg ancaster“ ij

Der Marschall Oyama meldet, kombattanten, die bei der S ände der Japaner fielen, folgen ci der Front der Avantgarde 4 Unteroffizierrang stehende, 9 Pfl 4 Kaufleute, die der Armee atta ihren Wunsch scien in T\chifu be worden: 23 im Offizierranc und 23 Pflegerinnen.

daß von » laht von P} yt e entlasse

7 im Offi

. = “Pf lert gewescn j,

E f Schanghai nteroffizierrq

Wie dem „Jmparcial“ aus Ceuta der dortige spanische Gouverneur bei die benachbarten Kabylenstämme Raub von Vieh und die Ver: Einspruch erhoben. maßregein für den Fall der Wiederholung

Der Korrespondent der „Times“ wurde gestern, wie , Postamt von einem Marofkane führer ist, in den Leib gest oc da der Dolch sih in die U greifer flüchtete sich zu dem ¿zu der Tat veranlaßte, ist nicht b

unterstellt sind, g des spani; Der Gouve t

S in Tanger | erfährt, vor dem r, der von Beruf: en; doch ift die Vern hrkette verwickelte, leiht. f von Uazzan:

W: T: Y 4

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Si tags, der Bericht über die gest hauses und der Schlußbericht Hauses der Abgeordneten

weiten und Dritien Beilage.

In der welcher der Staatssekr Stengel beiwohnte, haushaltsetats für 1905 und Verbrau

Die Einn fommission um 24 Mill angeseßt und folgende

rige Sigzung des 5 Über die gestrige Siz befinden sih in der

gen (174.) Sißung des Reis är des Reichsshaßamts Freibe: zweite Lesung des Y nit dem Spezialetat der Steuern fortgeseßt. den Zollen hat lionen höher, mit 536 2820 Resolutionen vorgeschlagen: 1) den Herrn Reichskanzler zu ersuhen, taraur ! daß die bezügli der zollfreien Kontrellmaß

wurde die

Verwendung von L regeln tunlihit erleidtert werden ; 2) den Herrn Reidskanzler zu ersuthen,

daß bei obwaltenden Billigkeitécründen mit Süßstoffen cine Ent'{ädicung bezi gewahrt werde, deren unter stoffvorräâte vernihtet worden Referent der Kommis Nach einer von dem beantragten Nesolution baldigst einen Gese 1905 bis 28. Februar 1906 eine Getreide, Hülsenfrüchte, fabrikate ncht stattfinden Abg. Sraf von Kanitz (d. kens.): Vor dem 1. Mz baben wir mit einer erbeblihen Mebreinfuhr des Getreides ¡un es ist deshalb auch eine erhöhte Mebreinnabme aus den Getrz vorgeseben. Jh würde cine folhe bedauern Brot sein und in Wirklißkeit einen deuten wegen de

auch tenjenizen ebung8weise Eli

Zollvers{luß befindli ¿ewesen

sion ijt der Abg. Dr. Arendt Abg. Grafen von Kaniß (d. oll der Reichskanzler ersu gentwurf vorzulegen, nah dem vom 1 Stundung der 2 Raps und Rübsen sowie L

, sie würde vorweg ¿23 erlust für die Nei! außerdem aùtx: 1 Landwirtschaft | its früber eine Refolution gleichen J uf dem Wege der Aenderung des è! Der Abg. Spahn matte !

Negierung gewisserm ugesagt war. Die ÿ

falls der Zolldifferenz; diese Ueberflutung mit fremdem Setreide die s{ädigen. Jch hatte nun bereits beantragt, die den Zweck Zolltarifgesez:s erreiden tarauf aufmerksam, daß ter heit de: Zollkredite auch weiter z

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in unserer Gesezgebung. Früher wurden bet alln urgen gleichzeitig Sperrgeleßze erlafen : das ift dur die ge unmöziic gemacht worden. S ution angefeindet worden, so vom Verein der Getreideimpot 1d recht namhafte Getreidebändler tut 9, indem fie Geæœalieinfuhren auc [e Ich bitte Sie, dic n 14 Mitgliedern zu überweisen, ? uno nötigen Erklärungen noch geber t muß uns doch me:

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aber andererseits sind ga iner Meinun ndelsgeshäft für verderblih halten. ultion einer Kommission vo Regierung die etwa [hen Landwirtschaf ¿en liegen als das der russischen.

Staats sefretär des Reichs'haßzamts F ch bir nidt in der Lage, zu sagen, der Resolution einnimmt. hme der Resolution und die weiter

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welhe Stetiung der But enkli& scheint mir ti: e Verfolgung der Sade 1

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Berhâltnis

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iaaten tangieren; diese Zolverkäitnisse Handeléverträge dabin unverändert nsererseits zu ändern, ist ein geben; wir würden dem Vorwurf, Die Mebreirfubr, die be ¡iwirtichaftlih crwünst;

Aenderungen

nit unbedenflicet illoval gehandelt zu haben, d vorsteht, ist weder volf8wir!! wir erörtern die Fragt, sind ober noch niht zum Abschluß gekomm:1 fällen laffen, wenn mz von 1905 übersehen 8 Herbste bringen, die

fam, daß die Abslim! weisung in die Kom: londern frühestens übermorgen, d Abstimmung drei Tage in den H?

lich noch finan dem vorzubeugen set,

cin sideres Urteil sich mutmaßliben Erträgnisse der Weltecate E»cntuel würden wir eine Vorlage im egenzuarbeiten bestimm ist.

râ!tdent maGt darauf aufumer folution unb aut über die Ver heute nicht stattfinden fönne, folutionen zum Etat der Mitglieder gewesen sein m Abg. Speck (Zentr): ZolUkredite eingetreten, sefretä:s bei:rcten. Eben nußung der Kredite vorg daß die Im

darüber erst wird

b:äuchen entg

Wir sind stets für die Aufhebunz ffen aber in allem den Bedenken des Glo

len au wir einer mißeräud!!

cbeugt wissen, die darin bestehen 12 März 1908 das ncch zu he uf Grund der Ausfuhrscheine L 1 Zolldifferenz wietec ausführen, Der l“ sfion stimmen wir zu. : Der Staatssekretär meinte die Frage 1 an das Ernteergebnis von 1905 vollsas! Das würde erst Ende Februar 1906 der Fall 13 Dann ist die Sahe

so aber wc

l! porteure nach dem 1. Zollfäzen eingeführte Getreide a Einfstreichung der böbere: weisung an eine Kommi

__ Abg. Gamp (Np.): erít \spruchreif, wenn m übersehen Fönnte. (Widerspruch des

Staatssekretärs. tellf, daß es nit fo gemeint

Abz Singer (Soz.): Wir stimmen gegen die Resolution und gegen Kommissionéberatung, weil wir diese möglihen Mißstände nit für auéshlaggebend anfeben können. j C

Abg. Dr. Paasche (nl.): Auch wir find ftets für die Auf- bebung der Zolkredite eingetceten. Es ist aber doch wohl dec Er- wägung wert, ob wir gerade jeßt vor dem Inkrafttreten der Handels- verträge die Regierung drängen sollen, die Aufhebung herbeizuführen. Der Ueberweisung an eine Kommission werden wic uns niht wider- seßen. Ich glaube persönli, wir werden zu einem Beschlusse nicht fommen, weil das den Vereinbarung:n der Handelsverträge ents gegensteht. : u i

Abg. Dr. Wolff (wirts{. Vgg.): Der Ueberweisung an eine Kommission werden auch wir zustimmen. Man kann einmal wobl auch zu loyal und zu rüdsitévoll dem Auslande gegenüber sein. Lassen wir es doch rubig darauf ankemmen, daß die Resolution im Auslande einen s{lechten Eindruck mae; wir sind dazu da, nicht die Interessen des Auslandes, sondern unserer Landwirtschaft ¿u vertreten. So lange, bis das Ergebnis der Ernte vollständig zu übersehen ist, fônnen wir nicht warten. Eine einseitig spekulative Einfuhr kann uns

durchaus nicht erwüns{t sein. E3 handelt sich aub nit allein um

die Landwirtschaft, sondern au um die des reellen Handels. E Abg. Kaempf (fr. Volksp.): Wir halten die Absidht dieser Reso-

lution für eine ungerechte Bevorzugung de: Landwirtschaft und für | entf r s e | d. h. etwa soviel wie der Zentner üben überhaupt wert ist.

eine ungerechte Benachteiligung des Handels. / ; : Abg. ckler (Neformp.) spriht sch in Sinne des Abg. Dr. Wolf aus.

Abg. Mommsen (fr. Vag.): Die Herren wissen doch alle, |

welhe Menge von derartigen Geschäften hon jeßt läuft. Die Be- stimmungen des Zolltarifgeseßes sind hon an sich ungünstig genug für den Handel. Auf diese Bedenken wollte ich doŸ meinerseité aufs merksam machen. #

Abg. Graf von Schwerin-Löwiß (d. konf.): Es ift enis schieden ein Febler uaferer Handelsverträge, daß eine Möglichkeit, die Einfuhr zu sperren, nicht vorgesehen ist. Eine Korrektur läßt sich da jeßt niht mehr anbringen. In der Möglichkeit der Gewäbrung der Zollfredite unter den jeßigen Zöllen auf die neuen von etwa } Jahren liegt aber ein außerordentlicher spekulativer Anreiz. Für ein neues Erntejahr würde dadurch der Landwirtschaft ¡um größten Teil die Zollerbößung verloren geben. Daß man im Auslande darauf gerehnet aben môwte, daß die Zollkredite fortdauern würden bis zum 1. März 1906, ist mögli, eine Verpflichtung für das Deutsche Reih, dem zu entsprechen, besteht aber nit, wir sind in der Beziehung vollfommen autonom, haben unzweifel-

baft das Necht, je nah unseren wirtschaftlichen Bedürfnissen unsere | Gesetzgebung zu ändern. Die wirctshaftlihe Verpflihtung gegenüber | s | kommen fönnen. Die Weltpolitik Amerikas ist huld, nicht die j Konvention. Die 478000 ha, die Herr von Staudy aufführte, | find nur einmal 190i, und zwar unter dem Druck des Kartells, er- | reit worden, sozst hat die Anbauflädbe immer etwa 420 000 ha tetragen. | Die Verwertung des Zuckers zu Marmeladen, Fruchikonserven uw.

unserer deutshen Landwirtschaft ist doch s{hwerwiegender als die RNüksi§t auf die wirtschaftlihen Interessen des Auslandes. Unsere Vertrags8staaten haben im ganzen daran überhaupt ein sehr ver- schwindendes Interesse. Die Einfuhr an Roggen wird gegenüber der Ausfuhr zurückbleiben; wir Haben in diesem Jahre zum ersten Male einen Auéfuhrübershuß an Roggen. Für Weizen sind

die Interessen unserer WVeaitragsfstaaten überbaupt gering

gegenüber denen von Amerika und Argentinien; das Haupt- interesse liegt überhaupt bei den Meistbegünstigungssraaten. Die Frage der Einfuhrscheine steht allerdings mit dieser Frage in sehr engem Zusammenhang; nur ein praktishes Mittel der Verhütung der sp-kulativen Einfuhr kann Schädigungen vorbeuzen, die aus der miß- bräublihen Benußung der Einfubrseine entsteben würden. L

Abg. Dr. Müller - Sagan (fr. Bolksp ): Ein sol&er Mißbrauch wird shon dur die Höbe der Lagerkosten usw., die in Frage fommen, verhindert. Graf von Schwerin bat anerkannt, daß es sih hier um einen Fehler handle, der in den Handelsverträzen gemacht worden sei, und er will diefen Febler dur ein Verfahren gutmahen, das der Staats- sekretär als loval nit gelten Tassen fann. Der Antrag bedeutet nit nur eine Benachteiligung des Auslandes, sondern auch eine solche der einheimishezn Konsumenten, denen wieder einmal im Interess- agrarischer Bezehrlichkeit eine Schädigung zugedacßt ist.

Abg. Graf von Kanitz: Für die Ueberweisung meines An- irags an eine Kommissioa hat sich ja erfceulierweise eine Mehrheit herausgestellt. Eine Befürhtung i insofern niht angebraht, als vir etne dreimonatlih2 Frist für das Inkrafttreten des Ge- fezes vorsehen. Jch glaube, das Ernteergebnis wird sich schon viel früber ais Ende Februar 1906 übzrsehen lassen. Man fpriht iwmer von den großen Erfolgen, die die Lndwirtischaft errungen hat. Diese {weben noch vollfommen in der Luft, cs handelt sh hier nur darum, se für die Landwirtschaft sicher- zustelen. Wir müssen doch mit einer erbebliten Massenvoreir fuhr rechnen, wie dies {hon der Staatssekretär bemerkte. Darunter muß die Landwirtschaft empfindlih leiden. Ich boffe, cs wird h bei den Kommiisionsverhandlungen ergeben, daß die Bedenken gegen diese Resolution doch nit gerechtfertig find.

Der Finnahmeansaßz aus den Zöllen wird nah dem Vor- shlage der Kommission genehmigt, die von der Kommission vorgeschlagene Resolution angenommen. Die Abstimmung über die Resolution des Abg. Grafen von Kaniß wird später stattiinden.

angenommen. Zu den Einnahmen aus der Zucckerste uer bemerkt der

Abg. Schmidt- Wanzleben (nl.): Nah der Herabseßung der ! Do az d 1 i E | Tat gerehtfertigt gewesen, und daß die Bergwerksbesizer nicht

wokl daran getan bâtten, sich auf Verbandlungen mit den Arbeitern | nit einzulassen. Die Fragz, ob der Staat in gewissen Fällen be- | rechtigt sei, in das Privateigentum einzugreifen, müsse bejaht | werden. Schließlich geht der Redner auf die Frage der Notwendigkeit

Zukersteuer von 20 auf 14 4A ist füc das kommende Jahr die HNeihéeinnahme für 1905 mit 130 Millionen Mark eingestellt. Die Befürchtung, daß eia Minderertrag der Steuec sib ergeben würde, hat si als hinfällig erwiesen. Den gesithertea Jrlandsverbrauch muß aber die Indufirie reklamieren, denn mit der Brüffeler Kon-

vention hat ein Zurückgehen des Exports eingeseßt. Die gegenwärtige |

Preissteigerung, die si seit etwa 2 Monaten bemer?bar mat, kann | vorgeslagener ufan zune W- ; I | | Aus{üfsen eine Vorherrihaft der Soztaldemokratie in denselben zu

befürhtezn sei. Es bandle sich hier um eine sehr wihtige sozial-

R , (2 . t :¿ ¿ For 1) der Industrie über die Schwierigkeiten niht hinweghelfen, denn

diese Steigerung ist nur die Wirkung einer außerordentli ge-

ringen Weltproduktion d-s vergangenen Jahres. Wie die Konvention ? pot i R: Linge p E ¡Ernst an die Prüfung der Vorlage herantreten. f

\elbit auf die Dauer wirken wird, läßt ih erst beurteilen, wenn stetizere Verkbältnisse eingetreten sind. FIene Preissteigerung fommt auch in erster Linie nicht der teuts{en Induitriz, sondern den Kolonialzuckern zugute. Auch die Negierung erkennt an, daß die Brüsseler Konvention und das Natlafsen des Exports im Zusammen- bang stehen, wie aus einer bezüglihzn Bemeckung des statistischen Amts zu der NaHweisunz über die Zuckezrausfuhr hervorgeht. Japan it als Absatzgebiet verloren gegangen. dort herrsht jeßt der russische Zucker voc, aber auch in Norwegen und anderswo nt unser Zucker teilweise verdrängt worden. It über die Ein» fuhr \vanischen Zuckers nah England amtliches Material vorhanden ? Der Inlandskon}um hängt wesentlich vom Preise ab; es fann also durh weitere Herabseßung der Steuer eine weitere Steigerung des VervrauŸs sier herbeigeführt werden. Würde die Steuer auf 10 A erabgeseßt, so würde die Konsumsteigerung nicht lediglich der Her- absezung des Preises für das Kilo um 4 H entsprechen, fondern rheblib stärfer sein. Es sollte auch erleichtert werden, die Obst« und tüdhtekonservenfabrikation, wie sie jezt in England blüht, nah Deutschland zu verpflanzen und hier eine blüßend- Industrie groß- iuzlezen. Feeilih müßten dann dieser Fabrikation gewisse EileiHterungen zutzil werden, wie in Franfceih, sei es durch etwas Scmißigung der Steuer auf diesen zu Konsecvzn verwendeten Zucker, sei es d11ch deren Fortfall, sei e3 dur eine Rädkveraltuag der ganzen o2r eines Teils der Steuec auf den verwendeten Zuck-r bei der Aus3- 79r. DHoffentiih werden wir schon im Hecbit eine entipcehende Vor- laze tefommen. ; Abg. von Staudy (d. kons.): Die Kommissioa bat sih mit der Frage befaßt, ob die Bzhandlung von Zuckcr aus Nichtkonventions-

staaten in England den Bestimmungen der Konoeation entspricht. | S würde Wert darauf legen, daß dec Staatssekretär bestätigt, daß ; diele Angelegenheit ernst im Auge behalten und geprüft wird. Zeêlne politishen Freunde haben wenigsiens in ihrer großen Mehrheit die lebhaftesten Bedenken gegen die Brüsseler Konvention gehabt und die Opposition tagegen nit aufzugeben vermoht. Sie ist au

noch viel zu kurze Zeit in Kraft, um {on ein Urteil zu gestatten, daß die Gesetzgebung und die Konvention das Richtige getroffen haben. ür uns ift also die Frage noch keineê#wegs geflärt. Die Robzucker- abriken baben fein Glüdck damit gehabt, und damit auc die Landwirt. schaft nibt; den Profit haben die Händler davongetragen. Seit 1902 ist die Anbaufläche, von der Verminderung der Zakl der Fabriken ganz abgesehen, von 478 000 ha ftändig auf 414000 ha gesunken. Unseren Bedenken wurde immer die Herabseßung der Verbrauch8abgabe entgegengesteli, die den Inlanzskonsum ganz erbeblich steigern

üsse. Wir erkannten das an, verlangten aber eine \chnellere Herabseßung auf 10 A Die verbündeten Regierungen wollten

| darauf niht eingehen; Herr von Rheinbaben vertr1östete auf | die Zukunft. Man kontingentierte gewifsermaßen die Einnahme auf | 125 Millionen, die Einnahme für den Kopf auf 2,10 4 Beide Ziffern

find heute überschritten, aber von der weiteren Herabsezung der Ver- brauch8steuer bört man nichis. Jch erkenne nun die Unmöglichkeit an,

| bei der heutigen Reichsfinanzlaze die weitere Hecabsezung zu verlangen. | Es war aber kein Geringerer als Freiberr von Stengel selbst, der als

Nückgrat der Erträge der Zuckersteuer die weitere Hebung des Konsums bezeichnete ; ib bitte ihn, diesen Gesichtspunkt fest im Auge zu be- halten und mit der weiteren Herabsezung der Steuer vorzugehen, sobald die Preise wieder normal geworden sind. Nach dem geltenden Steuersag entfällt eine Steuer von 90 S auf den Zentner Rüben,

Abg. Dr. Paasche (nl.): Die Kommission hatte 1902 den Sag

| pon 10 A vorgeschlagen; es gelang aber nit, diesen Sag im Plenum

durhzuseßen. Ich stche durchaus auf dem Boden des Herrn von Staudv. Für jeßt können wir nit daran denken, ernsthaft an eine Herabsetzung zu geben. Die Herren von der Zuckcrinduftrie sollen #ch au von dieser Herabsezung niht zu viel versprehen. Die

| 3 4 Nahlaß für den Zentner haben die Hebung des Koniums nicht | gebracht, sondern ganz andere Faftoren, wie z. B. der Fortfall des | Karitellnußzens, der mit dem Kartell verschwand. Segen wir jeßt den | Preis um 2 i füc das Pfund weiter herab, so glaube ich nit, | daß ein wesentlicher weiterer Zuwachs des Konsums eintreten | würde. Die Wirkungen der Konvention foll man doch eiwas

günstiger beurteilen als Herr von Staudy tat. Wenn wir im Lande 3 Millionen Doppelzentner mehr verbrauen, können wir 3 Millionen

: Doppelzentner weniger ausführen. Wir haben ausgeführt, was wir | gehabt kaben, und die deutshen Zuderbestände find heute

jo niedrig wie nie bisber. Daß uns gewisse Märkte vers{lossen sind, liegt

| auch an anderen Dingen als an der Konvention. Die Amerikaner

werden doch nicht so tôriht sein, deutshen Zucker teurer zu bezahlen, wenn fiz2 ihn von Canada, Portorico und Houolulu billiger be-

sollte mit allen Mitteln angestrebt werden; ob dafür Bollermäßi- gungen eintreten können, if mir zweifelhaft. Die Engländer habea ftreng loyal ihre Pflicht erfüllt, mebr als wir erwarten tonnten, fie baben feinerlei Prämiierung eintreten laffen, und nirgends wird mehr gegen die Konvention geshrieen als in England. Das Beispiel mit Spanien beweist noch nichts; eventuell wird jedenfalls England die Beshwerde, wenn fie berechtigt ist, abstellen.

Kommissar des Bundesrats, Geheimer Oberregierungsrat im

t

| Reichsshaßzamt Kühn: Ob eine Ermäßigung der Zuersteuer eintreten | kann, bängt vollständig von der Entwicklung der Verhältnisse ab; daß ! der gzaenwärtige Zeitpunkt nit dazu angetan ist, wird au vom Reichs- | tage allseitig anerkannt. Die Regierung \Genkt aber dem Gegenstande wie | der Hebung des Konsums im Inlande ihre stete Aufmerksamkeit. Zur Frage | der Einfubr des spanisGen Zucke1s naß England und feiner dortigen | Behandlung ist uns amtlich noch uihts bekannt, do balten wir die Besorgnisse der Industrie nit für begründet. Ich nehme an, daß | eventuell die englische Regierung nit zögern wird, die Schritte zu tun, | welche dstn Vorschriften der Konvention entsprechen : sie ist stets bezüg- | Tih der Durchführung der Konvention mit größter Lovalität verfahren.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten sezte in der heutigen (170.) Sigßung, welcher der Minister für Handel und

! Gewerbe Möller und der Minister des Jnnern von Beth- | mann-Hollweg beiwohnten, zunächst die erste Beratung | des Gesezentwurfs, betreffe-ed die Abänderung

einzelner Bestimmungen des Allgemeinen Berg-

| geseßes vom 24. Juni 1865/1892 (über die Arbeiter- verhältnisse), fort.

Abz. Wol ff - Lissa (fr. Vgg.) führt unter großer Unruhe des

| Hauses aus, daß die Borlage insofern allerdings als ein Notgesetz be- | zeichnet werden fönne, als es sich in seiner Struktur als ! unvollkommen erweise; troßdem seien seine _ Freunde bereit, | daran mitzuarbeiten, um das Geseß so zu gestalten, daß es | fowobl den Bedürfn'ssen der DerUaBeiler, e denen dee ¿2 y i Bergwerfébesitzer entivrecbe. er steigender Un es Hauses, die Die Einnahme aus der Tabaksteuer wird ohne Debatte | Bergwerksbesiger entspreche. Unter fteig rube des H

zu wiederhoiten Malen die Glocke des Präsidenten zu beshwichtigen sucht, beschäftigt ih der Redaer mir der Frage, ob das Eingreifen des Staats in den Bergarbeiterstreik gerehtfertigt gewesen sei. Er {eint sich dafür auszusprechen, daß dieses Eingreifen in der

und Nütlihkeit der Arbeiteraues{hüsse und darauf eir, ob bei der vorges{lagenen Art der Zusammenseßzung und der Wahlen zu diesen

voiitishe2 Frage, und darum müsse man mit Vorsicht, aber auh mit

Abg. Freiberr von Zedliyz und Neukirch (freikons.): Die niht zu verfennende Reformbedürftizkeit des Berggeseßes von 1865 wird eine umfassende Revision desselben nötig machen. Ib halte es aber für einen bedenklihen Mißgriff, daß das Geseß zu einem Zeitpunkt angekündigt worden ist, als der Kontraktbruch der Arbeiter vor si gegangen war. Die Be- hauptng des Herrn Ministerpräsidenten, er habe scin Ziel, den Streif bald zu beendig2n, dur seine telegraphische Aufforderung an

| die Arbeiter erreicht, ift doch cum grano ealis ju verstehen. Jn Wirklich-

keit ist der Streik beendet worden, weil es den Streikenden an Geld manzelte. Es wäre aber vielleicht kein Febler gewesen, wenn die Arbeiter den Streik weitergeführt und die schæeren Schäden eines solhen ge- waltigen wirts{aftliGen Kampfcs an si selbst bitter erfahren hätten. Die Vorlage hätte \@on vor Jahren, als die erste Möglichkeit eines umfassenden Streiks sich bemerkbar machte, eingebracht werden müssen, um einem Streik vorzubeugen. Die Befürh1ung liegt nahe, da die

| Arkeiter hoffen, die Regierung werde ihnen bei einem General- | streif noch weiter entgegenkommen, was nur zum Schaden

und auf Koftea der Industrie möglich wäre. Der Zauber- bann der Sozialdemokratie über die Vassen wird durch die Ein- bringung der Vorïaze niht gebrochen, sondern eher gestärkt werden. Die zu verstebende Verbitteruog der Grubenbesizec infolge des Vor- gebens der Regierung wird dur die Aufoktroyierung der Arbeiter- ausfchüse nidt gemildert werten Man muß \ich durch das Wort „fozial* nicht hyvnotisfieren lassen; ch8 soll oft nur die Kontrebande der frassesten Partelinteressen decken. Das durchaus berechtigte Bestreben der Arkeiter, ihre wirtschaftlihe

| Lage zu verbessern, das der Stazt dur feine soziale Geseßgcbung

au anerkennt, muß sih in den Grenzen bewegen, die dur das alte preußishe Leitwort „Suum cuique“ gekennzeihnet sind; tas

: Wobl der Gesamtheit muß immer voranstehen. Unsere Industrie | kräftig zu erkalten, ist ein erstes Ziel unseres Vaterlands.

Leider spielt au die polnishe Bewegung in die Kämpfe des Ruhr-

reviers binein. Die einzelnen Bestimmungen des Gesetzentwurfs müssen in dec Kommission genau geprüft werden. Der Ministerpräsident hat die Erwartung ausgesprochen, daß die fonservativen Parteien das Zustandekommen des Gesezyes unterstüßen werden. Wir werden mit sicherer Hand und in zielbewußter Weise sowohl die Interessen der Arbziter, wie die der Unternehmer zum Heile des Vaterlands wahrzunehmen suchen. Abz. Korfanty (Pole) hält die Rede des Freikecrn von Zediig für eine „Sharfmacher*-Rede s{limmfster Art. Auf die Einzeifrazen des Gesetzes selbst einzugehen, lehne er ab, da seine Partei sih grund- säglih nit in die inneren Angelegenheiten Preußens mische. Die einzelnen Bestimmungen des Gesetzes, die dem Schuß der Gesundbeit und der Rechte des Arbeiters dienen sollen, erörtert der Reder in dem Sinne, daß die vorgesehenen Maßnahmen noch nit genügend seien; er spriht nebenbei den Wuns na Einführung des allgemeinen ahtstündigen Normalarbeitstages aus. Nah dem vorliegenden Entwurf sollien in die Arbeiteraus\hüsse nur Leute gzwäblt werden, die deutsch sprechen könnten ; eine- unsinnigêre Bestimmung könne es ja gar nicht geben.

Oberbergbhauptmann von Velsen erwidert auf die Anschuldigung des Abg. Korfanty, daß die Regierung in den oberi{lesishen &oblen- bergwerfen Sozialdemokraten züchte: es gelte aub beutz noch in bezug auf die Sozialdemokraten der Grundsaß: „Jedec fliegt Hinaus !*

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Elberfeld und Barmen sind, der „Rb.-Westf. Ztg.“ zu- folge, sämtliche Anstreihergehilfen gestern in den Austitand ge- treten, weil die Arbeitgeber einen von ihnen vorgelegten Tarifvertrag, in dem 50 4 Mindeststunderlobn gefordert wurde, nicht angenomm:n haben. ;

In Stuttgart sind, wie die „Frk7. Ztg." erfährt, die Fuhrs leute und Transportarbeiter, etwa 700 Mann, geitern in den Ausstand getreten, nahdem die Arbeitgeber ihre Forderungen abgce- lebnt batten.

In Mannheim sind, nah demselben Blatte, die Tavezterer- gehilfen in den Ausftand getreten. Nur einige kleinere Firmen haben ihre Forderungen bewilligt.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Die Mâärz-Sißung der Berliner Gesellshaft für Anthropologie fand unter dem Vorsitz von Professor Dr. von den Stei:.en fiatt. Vom derzeitigen Ersten Vorsitzenden der Gesellschaft, Professor Dr. Lissauer lag ein Brief aus Triest vor, 1 Dem Cr 16, a, über decn Besuch einiger Höhlen an der dalmatini?Œen Küste berichtete, die neuerdings syftematisch dur@forscht werden und den Beweis licfern, daß sie zu ver‘ciedenen, sehr weit voneinander entfernten Zeiten von Menschen bewohnt gewesen sind.

Von Dr. Hubert Schmidt wurde eine silberne Sale vorgelegt, die in NRussish-Turkestan gefunden worden ift; sie zeigt zierlihe Meliefarbeiten und is dadunch bemerkentwert, daß sie aus der

griehisch - rêmisden Mvthologie Bekanntes betreffen Ganymed, Leda mit dem Schwan, Meleager 1. a. Dea ersten Vortrag

des Abends hielt, von vielen Lichibildern begleitet, Dr. Passarge über das Okavango-Sumpfland und seine Be- wohner. Die Sahara und die Kalahariwüste, führte der Redner aus, unterscheiden sich charakteristisch dadurch, daß die ersiere eine vegetationslose Sandwüste, die andere mehr Stevve ist und nirgends des Pflanzenwuchses ganz entbehrt. Dagegen gleichen si beide darin, daß sie an ihren den Tropen zugewandten Seiten in ausgedehnte Sumpf- gebiete übergeben, beide teilweise entwässert durch große Ströme, teilweise jedoch auch große Wafsermengen an ganz abflußlos- Gebiete abgebend. Bei der Kalahari spielt bauvptsäblih der Zambesi die Nolle des Ab- flußvermittlers. Während er seine Zuflüsse aber in nordöftlicher Richtung empfängt, sind eine Anzahl breiter Wasseradern nah Süd- osten gerihtet, die nach Umfafsung und Entwässerung eines bedeutenden Areals, des eigentlihen Ovakango-Sumpflandes, in einem einzigen Arme im abflußlosen Ngami-See enden. Dies zur Viehzucht, aber au nur bierfür, bestens geeignete Land ift ziemlih diht bewohnt, ebenso das eine nit breite Zone bildende Rand- oder Uebergangs- gebiet gegen die Kalahari bin, in dem außer Viehzuh: au Ackerbau mit Erfolg betricben wird. Die Bewohner sind außer einem geringen Prozentsay von Buschmännecn zumeist Neger versciedeznec Bantu- itämme, u. a. die Stämme der Mambokushu, der Mafsubure, der Madenassa und der öïtlich benachbarten Betshuanen. Sind diese ethnogravpbishen Verbältnifse auch weniger aroßariîig als in dem ähnlihen weitern Gebiet am Südende ter Sahara, so zeigen sie wahrscheinli doch einen höheren Grad von Kultur- entwidelung als dort. Dr. Passarge erläuterte dies an den Wohnungen, dem Zusammerleben, der eigentümli&en Dorfverfafsung und der Unter- ordnung der Dorfhäupter unter den Oberbäuptling. der in einem siadtartigen Hauptort von eiwa 5000 Einwohnern fscin Domizil hat. Die Beschäftigung dieser in ihrer Bekleidung hon europäischen Ein- fluß verratenden Neger besteht in Fischfang durch Negze oder Lanze, in der Jagd, deren bedeutendstes Wild das in großen Mengen vorhandene Flußpferd ift, vor allem aber in der auf Rinder, Scafe, Pferde, Ziegen gerichteten Viehzucht. Leider hat die Rinderpest in den legten Jahren unberehenbar großen Schaden gebraht. Der vor dieser Zeit auf 100—200 000 Häupter geshäßte Biehbesta:.d des Sebiets ist auf 500 zusammengeschmoljen. Die gezüchtete unedle Vichrasse zeigt lange Beine, shmale Brust und ein riéesiges G: hôrn, dessen Spiyen zus weilen bis zu 5 m auseinanderstehen. Wo KFeldbau getrieben wird, ist er meist auf Mais, Hirse und Wajsermelonen ge- riŸtet, auch Tabak wird angebaut. Die Bodeubearteitung erfolgt allein durch die Frauen mittels der Hake, der Pflug fängt eben erst sih einzuführen an. Am Swluß der Trockenzeit wird meist der Sthilffumpf angezündet und Ende September in die Ache gesät. Die Regenzeit beginnt im Novemker, geerntet wird von Februar bis April. Die Engländer, in deren Machtbereih das Okavango- sumpfland zum bei weitem größten Teil liegt, beschränken sich darauf, Gerwalttätigkeiten mg zu verhindern und überlassen im übrigen den Häuptlingen die Aufrechterhaltung der Ordnung. Es gibt, au abgesehen von den auf der tiefsten sozialen Stufe stehenden Buschmännern, eigentümlihe Schichtungen der Negergefe llschaft. Zu overst stehen die Sieger im leßten Völkerkampf, der einige Menscen- alter zurüdliegt; aber die von ibnen Besieaten, die vorl gten Steger somit, sind nun an die zweite Stelle gerüdt, ohne geknehtet zu sein. Sie befinden si) etwa in äbnliter sozialer Stellung, wie tm 12. und 13. Jahrhundert die wendishen Adlizen im Vergleich zu den d:utschen Siegern. Von der Wirksamkeit der Missioneu ift Sünstiges zu be- rihten, nit als ob sie große Erfolge in der Bekehrung diefer Be- völkerung zum Christentum erreichten, aber fie habea doch den Erfolg gehabt, daß ein reht beträhtliher Teil bereits lesen und schreiben kann.

Dr. Müller legte einige neue chinesishe Erwerbungen des Museums für Völkerkunde vor, darunter eine Photographie der viel besprochenen christlich-nestorianishen Inschrift aus Sinaanfa und einen Abllatsh der vor etwa 50 Jahren entdeckten Inschrift aus Canton, welche Aufshluß über die früheste Existenz der Juden in China gibt und E: da pne auf sf i bt der Araber zu Wasser nah dem Neich der Mitte gekommen \ind. :

De dtiten Vortrag des Abends hielt der Professor Dr. Oppert über die urindische Ortsgottheit Grämadevalä. Die indische Grammatik kennt feine Verschiedenheit des Gele! der Worte, daher ist man bei indishen Gottheiten, wein sie durch die Mytholozie

nicht besorder3 als Mann oder Weib begiaubigt find, wie beispiei8s weise die Göôttinnen von Wischnu oder SZiwa, ‘ets im Zweifel, ob sie ursprünglich als Mann oder Weib gedaŸt sind. Dic genannte Ortsgottheit ist in diesem Falle; aber je länger, desto mehr sind