1885 / 12 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Jan 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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renden beträgt daher 887. Die theologische Fakultät zählt Preußen 194, Nichtpreußen 4, zusammen 198. Die juristishe Fakultät zählt Preußen 122, Nichtpreußen 2, zusammen 124. Die medizinise Fa- Tultät zählt Preußen 225, Nichtpreußen 22, zusammen 247. ie philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 274, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife gemäß §8. 3 der Vorschrif- ten für Studirende der Landes-Universitäten 2c. vom 1. Oktober 1879 32, mithin Preußen 306, dazu Nictpreußenj 12; im Ganzen 318, zusammen 887. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hicfige Universität als nur zum Hören der Vorlesungen berech- tigt, mit spezieller Genehmigung des zeitigen Prorektors 10. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 897.

Kunft, Wiffenschaft und Literatur.

„Die Grenzboten“, „Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunfst* haben mit der nod am 31. Dezember vorigen Jahres aus- gegebenen Nummer 1 für 1885 bereits ihren 44. Jahrgang begonnen. Die Zeitscbrift zählt, wie der Prospekt ausdrücklich hervorhebt, nach Jahrgängen, niht nach Bänden ; der leßteren würde sie nicht weniger als 173 beziffern können. Interefsant ift in dieser Beziehung die ver- gleicbende Statistik, welche dabei aufgestellt wird. Von den bestehenden deutshen Zeitschriften sind gegründet: „Nord und Süd“ und die „Deutsche Revue“ 1877, die „Deutsche Rundschau“ 1874, die „Gegen- wart“ 1872, die „Preußishen Jahrbücher“ 1858, „Westermanns Monatshefte“ 1856, „Unsere Zeit“ (wenn man ihre Vorläuferin, die bis 1856 ershtenene Brockhaus'’sche „Gegenwart* dazurechnet) 1848. Andere, in den leßten drei bis vier Jahrzehnten entstandene, haben längst wieder das Zeitliche gesegnet: Die „Deutsche Vierteljahrs\chrift“, 1838, also drei Jahre vor den „Grenzboten® gegründet, ersien bis 1870, Pruß’ „Deutsches Muscum“ von 1851 bis 1867, Gutßkows „Unterhaltungen am häusliden Heerd“ 1853 bis 1804, Die „DutsWe Warte“ von 1871. bis 1875 und ‘die Wochenschrift „Im neuen Reich“ von 1811 6 1881. Die „Grenzboten“ aber erfreuen si, troß ihrer Jahre, des besten Gedeihens und haben in der leßten Zeit in aller Stille sogar einen neuen Aufshnung genommen. Letzteren verdanken sie, wie der Prospekt mit Genugthuung bervorhebt, in erster Linie dem Umstande, daß sie auf dem Gebiet der Politik „vor nunmehr sechs Jahren den Muth batten, mit den wirtl \baftlihen Frrthümern des Liberalismus, deren Folgen in immer bedrohlicherer Weise für unser Volk zu Tage traten; zu brechen und als Vorkämpfer der großen sfozialpolitischen Reformpläne des Reichékanzlers aufzutreten. Der Aufsaß „Bismark und das Manchesterthum“, der untcr neuer Redaktion an der Spiße des Jahrganges 1879 erschien, inaugurirte diese beteutsame Schwenkung. Zunächst freilibd hatten die „Grenzboten“ ihren Schritt zu büßen. Eine große Zahl ihrer früheren #Fxreunde war verblüft und fiel ab; zahllose Angriffe, zum Theil der niedrigsten Art, wurden in der Tagespresse gegen sie aus- acführt, und am liebfien hätte man ihnen den Garaus gemacht. Aber sie haben sich nit beirren lassen; troß aller Anfehtungen und Ent- behrungen haben sie standhaft den neueinges{chlagenen Weg weiter ver- folgt, neue Freunde fielen ihnen zu, erst langsam, dann immer \chneller, und heute, wo die Ueberzeugung von der Verkehrtheit unserer früheren wirthschaftlihen Anschauungen sich in immer weiteren Kreisen Bahn gebrochen hat, wo die Reformpläne des großen Kanzlers zum Theil verwirklicht sind, zum Theil threr Verwirklichung entgegengehen, wo ein Glied unferer Presse nah dem anderen mit guter Manier und mög- list geräuschlos ebenfalls in die neue Bahn einzulenken sucht. haben die „Grenzboten“ den Triumph, die erften gewesen zu sein, die aus eigenster Ueberzeugung und freiester Entschließung diese Bahn eingeschlagen haben.“ Mit großer Entschiedenheit wird betont, daß die Zeitschrift ein völlig unabhängiaes Organ is und alle gegentheiligen Behauptungen für einfältige Märchen erklärt. Die beiden nictpolitishen Gebiete, die der Titel r.ennt, sind in den Jahren seit 1879 einer gründlichen Umgestaltung unterzogen worden. Während nämlich die früheren Jahrgänge auf den Gebieten der Literatur und Kunst sich nit von anderen Zeitschriften untersbieden, d. h. ein vom Zufall zusammen- geführtes, ziemli farbloses Allerlei von Aufsäten zeigten, unter denen Geschichte und Kulkurgescbichte tie erste Stelle einnahmen, wurden diese Gebiete seit 1879 planvoll erweitert und gepflegt. Die literatur- und kunstgesbichtlichen Beiträge, denen theils selbständige Studien zu Grunde lagen oder die andererseits an hervorragende neue Crscheinungen an- knüpften, find durch Charakterbilder tebender Schriftsteller und Künttler, Besprehungen neuer Dicht- und Kunstwerke erweitert worden. Daneben wurden ferner Geschichte und Kulturgeshihte, Erd- und Völkerkunde sowie die Naturwissenschaften nicht vernatläfsigt, so oft wicbtige Tagesfragen oder hervorragende literarishe Werke den An- laß dazu boten. Ferner sind auch religiöse und philosophische Fragen und solche, welche das Unterrichtswesen, das Heerwesen, die Rechtspflege, die Gesundheitepflege betrafen, in den Kreis der Betrb- tung gezogen worden. Das Hauptziel aber, welches die eSrenzboten“ bei alledem unverrückt im Auge gehabt haben und dessen beharrliche Verfolgung ibnen einen immer größeren Kreis von Freunden und Verehrern zugeführt hat, bestand darin, „überall dem gesunden Menscbenverstande gegen Modethorheiten, dem guten Gelhmack gegen weitverbreitete Geschmacksverirrung, dem Echten und Bleibenden gegen das Hohle und Schwindelhafte, dem in den engen Kreisen der geistigen Aristokratie Gewürdigten gegen das von der urtheilslosen großen Masse Angestaunte, der Wissenschaft gegen tas Dilettantenthum, dem Idealiëmus gegen den Materialismus zum Siege zu verhelfen, Gin besonderer Vorzug, den die Zeitschrift für sich in Anspruch nimmt, und der aub als solcher Anerkennung verdient, ift die grammatische Sauberkeit und stilistishe Sicherheit aller ihrer Bei- träge. Angesichts der Lässigkeit und Ges{hmacklosigkeit, die gegen» wärtig hinsihtlih der Spracbbehandlung bei einem großen Theil der Tagesprcsse vorherrsht, und die in Folge der gedankenlosen Gewohn- heit von dort aus leider auch {on ihren Weg in die \{önwi}sen- schaftliche Literatur gefunden hat, ist es sicherlich nicht ho genug anzu- schlagen, wenn eine_ Zeitschrift die Pflege der Richtigkeit, Reinheit und Schönheit der Sprache mit vollem Bewußtsein fih angelegen sein läßt. Die „Grenzboten“ erscheinen (im Verlage von Fr. Wilhelm Grunow in Leipzig) wöchentlich in einem Heft von wenigstens 48 Seiten. Der Abonnementspreis beträgt 9 Mark für das Bierteljahr. Das erste Heft hat folgenden Inhalt: England und die Boers. U Aus der französischen Revolution; Friedrich Hebbels Tagebücher; Hat die deutsche Renaissance cine Zukunft? ‘Von Adolf Rosenberg. 1; Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. 3; Die Kommilitonen. Novelle von K. R. W. Uschner; Notizen: Der Reichstagsbeshluß vom 15. Dezember, Die Polenlegende. Friedrichs des Zweiten Unterhaltungen. Ein Lebensbild Hermann Hettners.

Die in Leizig und Berlin am 17. d. M. erscheinende Nr. 2168 der „Zllustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen : Die Kächermalerin. Gemälde von Luise Mar-Ehrler. Nach einer Photographie von Victor Angerer in Wien. Prinz Heinrich von Battenberg und seine Verlobte, Prinzessin Beatrice von England. Nach Photographien von Karl Backofen in Darmstadt und Alexander Bassano in London. Das neue Naturbistorishe Museum in Berlin. Originalzeihnung von G. Theuerkauf. Mit General Wolsfeley auf dem Marsche nach Khartum: Die Kampfspiele bei Yeberreiung des vom Khedive verliehenen Medjidié-Ordens an den Mudir von Dongola. Nach einer Skizze unseres Spezialzeichners Oberst Hon. J. Colborne. Onkels Rekruten. Gemälde von Guftav Igler. Nach einer Photographie von Franz Hanfftängl in München. Ludwig Bohnstedt, f am 4. Januar. Der neue kflimatische Kurort Abbazia am Quarnero. Nach Skizzen und Photographien gezeichnet von L. E. Petrovits. Eine Gemeinderathssizung. Ge- mälde von Alfred Zimmermann. Nach einer Photographie von F. Werner in München. Die Erdbebenkatastrophe in Süds\panien. 3 Abbildungen: Der Thurm der Kathedrale von Sevilla. Ansicht der Stadt Malaga. Ansicht der Stadt Granada. Riemann-Denkmal im Prinzenholze bei Eutin. Polytechnische Mittheilungen: Ver- ar eiserner bia A ati Messerpuß- und Sleif- ma]sckchiîne. 2 ¿5tguren. Moden : Ball- oder The W - Halsband. Moderner Muff, ia g 2

Gewerbe und Handel.

Der Aufsicbtsrath des Berliner Makler-Vereins hat nah Vorlegung der Bilanz pro 1884 beschlossen, die Generalversammlung auf den 10. Februar einzuberufen und derselben die Vertheilung einer Dividende von 8}%/69, aegen 62% pro 1883, vorzuschlagen. Die Re- serven sollen um 10000 Æ vermehrt werden, wodur dieselben auf insgesammt 262 000 A anwahsen.

Der in der leßten Generalversammlung der Dresdener Baugesellschaft gefaßte Beschluß, betr. die Reduktion des Stammaktienkapitals um den Betrag von 299 000 ( kommt gegen- wärtig zur Ausführung. Danach werden den Besitzern von alten Aktien neue, mit 59% Vorzugsdividende ausgestattete Prioritätsaktien, in dem Verhältniß zum Umtausb angeboten, daß auf fünf alte Aktien im Nominalbetrage von 1500 A eine neue à 1000 (4 mit Dividendenberechtiaung vom 1. Januar 1885 entfällt. Die Angebote find bis zum 10. Februar d.. J. unter gleichzeitiger Hinterlegung der Stücke an der Gesellschaftskasse einzureichen.

_— Die Generalversammlung der Cbemnitzer Actien- Spinnerei hat die Erhöhung des Aktienkapitals um 500009 4 in Aktien à 1000 4 beschloffen. Den Aktionären steht das Bezugs- recht auf diese neue Aktien zu. Auf je zwanzig Stück alte Aktien kann eine neue zum Kurse von 200 °/0, also für 2000 4 per Stück zuzügli Zinsen zu 5% vom 1. d. M. ab bis zum Zahlungstage bezogen werden. Die neuen Aktien rehmen an der 1885er Dividende bereits Theil.

(Hamb. Corr.) Dierasch zunehmende Zuckerin dustrie Däne- marcks hat {on seit mehreren Jahren die Aufmerksamkeit der Zucker- exporteure in Deutschland lebhaft bes äftigt. Die inländische Produktion an Rübenzuer, wele im Jahre 1877 1701 481 Pfund betrug, ift, einem Bericht über das Jahr 1883 zufolge, seitdem fortwährend gestiegen, und zwar bis zu einer Höbe von 15 522 041 Pfund im Jahre 1883. In gleihem Verhältniß hat aber au der Konsum im eigenen Lande zugenommen. Derselbe betrug 1877 770081 Pfund und 1883 9 684 361 Pfund. Ausgeführt wurde däniscer Zucker nament- lid nach den Farörinscln, Jéland und Grönland, nämlich mit Einsbluß der Melasse 1451 467 Pfund im Jahre 1883, und nach Schweden und Norwegen, nämli 3670265 Pfund; außerdem große Quantitäten von Melasse und Syrup nach Frankrei, nämli im leßtgedaten Jahre 6 380 716 Pfund. Deutscland erhielt in diesem Jahre von Dänemark 9269 Pfund Kandis, Brodzucker 2. nebst pul- verisirtem Zucker (Standard Nr. 9), 84253 Pfund pulverisirten Zucker (heller als Standard Nr. 9) und 186 969 Pfund Melasse und Syrup. Die Ausfuhr von Zucker und Melasse aus Deutscbland nab Dânemark, welche im Jahre 1881 noch 6 445 089 Pfund betrug, war im folgenden Jahre auf 4 709 268 Pfund heruntergegangen, im Jahre 1883 aber wieder auf 5266192 Pfund gestiegen.

Die „New- Y orker Handels-Zeitung“ {reibt in ihrem vom 2. Januar d. F. datirten Wochbenbericht: Das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt ist, wie nicht anders zu er- warten war, ftill geblieben, Für Weizen zeigte sich in Folge der bed:utenden Steigerung, welche die Preise erfahren haben, weniger Grxportfrage, die auch für Mais s{wächer aufgetreten ift als in der Borwoche. Weizenmehl hat in Sympathie mit Weizen im Werthe angezogen, ohne wesentlih lebhafteres Geschäft gehabt zu haben. Im Befrachtungs8geshäft macht sich feine Besserung bemerk- bar B aumwolle in disponibler Waare war still, Termine konnten die Höcbsien Notirungen der Woche nit behaupten, Am Markte für cinheimishe Wolle ist troy verbältnißmäßig ruhi- gem Geschäft die Stimmung fest geblieben. Brasil Kaffees sind in Ermangelung belangreiher Verkäufe im Werthe nominell, von reinsbmedckenden Sorten fanden nur Maracaibos gegen Scluß mäßige Beachtung. Rohzucker verharrte in stiller Geschäftslage und hat im Preise nominell keine Veränderungen erlitten. Am Theemarkt herrschte ein entschieden fester Ton. Provisionen sind häufigen, jedoch feinen sehr bedeutenden Schwankungen unterworfen gewesen und hatten am Shluß troß s{chwachGben Erxport- begehrs für Schmalz und long und short clear Middles in Sympathie mit dem Westen festere Tendenz. Harz und Terpentinöl sind unverändert. Raffinirtes Petroleum sowie Pipe Line Certificate fest, Am Metallmarkt hat Kupfer vorüber- gehend [ebhafteres Geschäft gehabt, in allen anderen dieser Branche angehörigen Artikeln ist daffelbe aber ebenso leblos verlaufen wie bisher. Der Verkehr in fremden und einheimisben Manufaktur- waaren entbehrte jeder Regsamkeit. Der Import fremder Web- stoffe beträgt für die heute beendete Wowe 1 933 714 Doll. gegen 2 666 En Doll. in E Parallelwoche des Vorjahres.

Uner ga, . Januar. (Hopfenmarktbericht von Lêéopold Held.) Das Geschäft war in der ersten Hälfte iee Woche sehr lebhaft; seit Sonnabend wurden ca. 1500 Ballen verkauft. Preise find unverändert, nur Elsäfser, die als billigste Sorte gegen- wärtig am meisten gesucht werden, bringen einige Mark mehr. Fur Export wurde in den letzten Tagen ziemli viel geringe, leichte, nicht über 60—62 „e Tostende Waare gekauft. Höhere Preise werden Seitens der Exporteure refusirt. Die Stimmung ist fes, Bezahlt wird für Primawaare 97—100 4, für gut mittel 85—90 #4, für mittel 70-——75 A und für leihte Exportwaare bis zu 62 M . London, 13, Januar. (Allg. Corr.) Die englisch{e Cisen- industrie leidet fortgeseßt unter der Ungunst der Verhältnisse und unter dem Einfluß der UÜeberproduktion. Der Handelsausweis für Dezember ergiebt eine bedeutende Abnahme in der Ausfuhr von Eisen und Stahl im verflossenen Jahre In 1882 belief sib der Eisen- und Stahlexport auf 31 598 306 Pfd. Sterl, in 1883 auf 28 590 216 Psd. Sterl., und in 1884 auf nur 24487 660 Pfd. Sterl. Der Werth des Roheisenexports in 1884 betrug 2 945 663 Pfd. Sterl. gegen 4077 456 Pfd. Sterl. in 1883. Der Export na Rußland ist von 321 374 Pfd. Sterl. auf 367085 Pfd, Sterl. gestiegen, hat aber na allen anderen Märkten abgenommen, nach Deutschland von 767 021 Pfd. Sterl. auf 644 673 Pfd. Sterl. Der Export von Stahlschienen, Robstahl und Messershmiedwaaren hat im ver- flofsenen Jahre, verglichen mit 1883, ebenfalls sehr bedeutende Rückschritte gemacht. Nur Deutschland und Niederland waren größere Abnehmer in Sheffielder Artikeln. Einschränkung des Betriebs und Lohnherabseßungen scheinen jeßt in allen Cisenindustriebezirken an der Tagesordnung zn sein. In der großen Eisengießerei in Dowlais hat eine beträhtliche Anzahl von Beamten Kündigung er- halten. In einer bedeutenden Eisenfabrik in der Nachbarschaft des Ogmore- Thals (Südwales) sind die Arbeitslöhne um 109/69 herab» P R O S geno in Wolverhampton

n Uquidallon getreten. Die Fabrik wurde zu Weihnachten info des s{lechten Geschäfts geschlo}sen. y E E

O. Januar. (W. T. B.) Wie die Morgenblättermelden, haben die Banquiers Gly, Mills, Currie u. Co. beschlossen, ibr Haus in eine „Joint Stock Company * umzubilden.

Buenos-Ayres, 13, Januar. (W. T. B.) Die Provinzial- bank hat die Metallzahlungen eingestellt.

Verkehrs-Anstalten.

Hamburg, 14. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Moravia“ der Hamburg-Amerikanishen Packetfahrt- Aktiengesellschaft i, von Newyork fommend, heute Mittag auf der Elbe eingetroffen.

Verlin, 15. Januar 1885.

Dem geschäftsführenden Aus\chGuß für die Errichtung ein es Geibel-Denkmals zuLübeck ist nabstehendes Kabinets- \chreiben zugegangen:

_ S __ Berlin, den 8. Januar 1885, Sr, Majestät dem Kaiser und Könige ist mit der Immediateingabe vom 10. v. M. der Aufruf zugegangen, in welchem

ein aus angesehenen Männern der verschiedensten Stände gebildeter

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Aus\{uß die Absicht kund giebt, dem verstorbenen Dichter, Emanuel Geibel, in seiner Vaterstadt Lübeck ein Denkmal zu errichten. Majestät haben dieses Unternehmen mit Freuden begrüßt. Wie Allerbötstdieselben dem Dichter im Leben ein hohes per- sönlihes Interesse widmeten und in ihm den echt deut- s{hen Sänger s{chäßten, defsen Lieder, aus tiefem Gemüthe ge\{chöpft dem Edlen, Wahren und Scönen zugewandt sind, so bewahren Se Majestät dem nun Dahbingeschiedenen auch noch im Tode ein treues Gedenken. Se. Majestät haven daher in der zuversitlichen Hoffe nung, daß das Unternehmen im deutsben Volke bei den zahlreichen Freunden des verewigten Dichters eine rege Betheiligung finden werde, zur Förderung desselben einen Beitrag von 1000 Æ aus Aller« höcbft Ihrer Schatulle zu spenden geruht. Ich beehre mich, diese Summe hiermit ergebenst zu übersenden Der Geheime Kabinets-Rath, : Wirklicbe Geheime Rath von Wilmowski,

Der Centralverein für Hebung der deut scen F luß - und Kanalschiffahrt hielt gestern Abend unter Vorsitz des Pro- fessor Schlichting im Reicbstagsgebäude eine Aus\{ußsitung ab. Der Aus\cbuß beschloß auf Antrag des Vorstandes die selbständige Beihei- ligung des Centralvercins an der in der Pfingstwoche dieses Iahres in Bcüssel ftattfindenden Konferenz und Ausstellung in B:zug auf Binnenschiffahrt und erwählte den Prof. Schlichting zum Delegirten. Die von Seiten des Vereins geplante Ausstellung soll Modelle. Plâne und Zeichnungen von Kanalprojekten und graphishe Dar- stellungen des Schiffabrtsverkehrs der bedeutendsten deutschen Flüsse umfassen. Hr. Dr. Marcus, Bremea, referirte in derselben Sibung über die geplante und zum Theil auch bereits in der Ausführung begriffene Regulirung der Unterweser, welche bezweckt, Bremen in erhöhtem Maße dem transatlantischen Verkehr zu erschlicßen.

Im Kunstgewerbe-Museum ift gegenwärtig auf der oberen Galerie des Lichthofs ein, im Besiß des Dr. E. Riebeck befindlicher von dem Holzbildhauer Mayba ch in Karlsruhe in Sandelholz mit Relief-Intarsien gearbeiteter Shmuckasten ausges stellt, der bei ausgesucht s{önem Material ge\{chmackvolle Erfindung mit vorzüglicher Ausführung verbindet, vor allem aber dur die bei der Verzierung angewandte und mit großem Geschick gehandhabte Technik Beactu-og fordert. Den einfa gegliederten arcitektonischen Aufbau des Kaftens beleben in den eingezogenen Een vier zierliche Baluster, zwischen denen si als Einfassung der Seitenfelder \chmale Streifen geometrisch gemusterter Intarsia aus verscieden- farbigen Hölzern hinziehen. Mit einer gleichfalls flaen, in libten Tönen gehaltenen Intarsia, einem aus feinen Blattranken mit eingefügten Puttenköpfen gebildeten Ornament von zartester Zeichnung, ift die Hohlkehle des Deckels geschmüdckt, das vertiefte ob- longe Mittelfeld desselben sammt den Mittelfeldern der vier Wan- dungen dagegen dem reiberen Shmuck der mit ihren geschnitten Einlagen sich aus der Fläche hervorhebenden Relief-Fntarsia vorbehalten, Die beiden Langseiten füllt ein reich und graziös entwickeltes Ranken- werk, aus dessen Voluten zwei gefällig bewegte Putten herauswachsen und zwischen n je ein von einer Cartouche umrahmtes Wappensild halten, das auf der einen Seite die Embleme der Architektur, auf der anderen die drei Schilde der Künstler zeigt. In ähnlicher Weise umrahmen auf den beiden Scbmal- seiten zwei aus dem Ornament sich entwickelnde phantastische Thiergefstalten eine zwischen sie eingefügte Inschrifttafel. Die knappe Feinheit und Anmuth der im Charakter der italienischen Renaissance gehaltenen Zeichnung, die in diesen Kompositionen fesselt, vereinigt sid endli mit einer freieren Bewegung in der Darstellung des Deckels, die sich aus den Gruppen zweter musicirenden und vier tanzender Putten zusammenseßt und die Wirkung des Reliefs noch dur eine diskrete, in lichten Tönen durchgeführte Bemalung steigert. Auf derselben Höhe wie die Meisterschaft des zunähst die Aufmerk- samkeit fesselnden graziösen Scbnitzwerks steht die gesammte Arbeit des auch im Inneren mit reicher eingelegter Arbeit gescickt und wirkungsvoll dekorirten Kastens, der in Bezug auf Vereinigung von Eleganz und Solidität der Ausführung als mustergültig bezeichnet werden darf. Ist es zu wünschen, daß er als Probe der neuer- dings wieder hier und da versuhten Relief-Jntarsia zu weiterer Aufnahme derselben anregt, so muß allerdings zuglei dar- auf hingewiesen werden, daß die hier gewählte Höhe des Reliefs streng genommen doch schon über die Grenze hinausgeht, die dur den eigenartigen Charakter der Technik bedingt wird. Jhr Ziel, die Wirkungen des in die glatte Fläche glatt eingelegten farbigen Orna- ments mit denen des aus dem Grunde herauswacsenden Reliefs har- monisch zu verschmelzen, kann sie ohne Einbuße nach der ersteren Seite hin nur dadurch wirkli erreichen, daß sie an einer möglicyft geringen und glei{mäßigen Erhebung des Reliefs festhält. Zu einem in dieser Oinsiht lehrreihen Vergleih der modernen Arbeit mit denen aus der Zeit der Blüthe der Relief-Intarsiæ im 17, Jahrhundert bietet die Sammlung des Museums Gelegenheit, aus deren Besitz an älteren Stücken ein axs dem Jahre 1661 stammendes Spielbrett mit der Darstellung der Schlacht von Zama als Meisterwerk des Joh. Georg Fischer in Eger hervorzuheben ift. : N

Hr. Paul Seiffert, bereits vortheilhaft bekannt als Gesang- [ehrer und Chordirigent, der besonders die o det Chorgesang es a cappella anftrebt, veranstaltete, wie alljährlich, so auch gestern im Saale der Sing-Akademie mit feinem Ver- ein ein Concert. Das Programm enthielt außer einem sechs- stimmigen Madrigal von Ward, cinem Komponisten des siebzehnten Jahrhunderts, der sich besonders durch eine gediegene contrapunktische Gestaltung auszeihnet, nur Werke der neueren Schule: Chorlieder von Franz Wüllner, Brahms, Mendelssohn, Paul Seiffert, Otto Schmidt, E. E. Taubert und Schumann. Sämmtliche Werke wur- den mit einer solchen Präzision in der Gesammtwirkung, mit \o feiner . Schattirungsweise und Deutlikeit in der Aussprache ausgeführt, daß man _oft an die besten Leistungen des ehe- mals Koßoltschen Vereins erinnert wurde. Besonderen Anklang fanden die, zugleid durch Originalität ihrer Erfindung hervorragenden Quartette: „Dein Herzlein mild“ von Brahms, das Jagdlied vou Mendelssohn, cin Tanzlied von Paul Seiffert und Sah ein Knab ein Röslein stehn“ von Shumann. Wir möchten hierbei nit unterlassen, dem Dirigenten ein größeres Maß in der Be- weglihkeit seiner Geberden beim Dirigiren anzurathen und zwar in seinem eigenen Interesse. Unterstüßt wurde das Concert dur den Opernsänger Hrn. Ern | Brodmann aus Lübe, dessen wohl- klingende und umfangreiche Baritonstimme in Liedern von Schumann, A, Jensen und Hugo Brückler sehr zur Geltung kam. Nur blieb, be- sonders in den Schumannschen Liedern, noch mehr Wärme des Aus- drucks zu wünshen. Frl. Emma Ko, eine Pianistin, der wir schon „wiederholt begegnet sind, zeigte in den rei- A p tief ¿N Variationen von Beethoven

„etn Lhema aus der Sinfonia eroica techni i it und verständnißvolle Auffassung, die sie auch in n An- dante spianato zu der Es-dur-Polonaise von Chopin und einer Etude atl Ad enenie: A aa ae bis auf den letzten Platz gefüllt,

_ das Publikum begleitete sämmtliche Le 1] it lebhaften Beifallsbezeugungen. E E E

Nedacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (S cholz). Druck: W. Elsner- Vier Beilagen (cinfchließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 15. Januar

Mi 12.

Deutsches Neich. Nachweisung

der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. April 1884 bis zum Schlusse des Monats Dezember 1884.

A 1 E 3. i 4. Einnabme im Monate Dezember

Hierzu Einnahme

in den Vormonaten Zusammen.

Ober-Post-Direktions-Bezirke.

C K. A Át.

e 6. Einnahme in dem- E U Igume des Vorjahres ) D —+ mebr (Spalte 4). weniger M. M s | Á.

In 1884

I. Im Reichs-Postgebiete. | | 91 025 4.70 102 651 1“

1) Königsberg j 028 | O R e e e 3414 | 24585 | 10 27 999 | e 232 88 520 | 100 755 | E a ee c 940 528 | 80 614 229 | 5) Potédam 3 2: 25 990 | 90 99 222 | 6) Frankfurt a./D. . 48 504 | 40 54 817 | E s ér 3 741 54 747 | 60 61 489 | E E a 2 33! 13 339 | 70 15 675 | 9) Posen ) 313 | 0c DOT 0D 43 850 | 10) Bromberg . 30 30 706 | 40 34431 | 11) Breslau 113 834 | 30 129 345 | 19) Liegnitz . E 61 243 | 60 69 963 | E 2 | 70 38459 | 90 44632 | 14) Magdeburg A 3009 | (O 110644 | 95 123 (24 6 15) Halle a./S. L. 65 | 40 57 259 | 60 63 925 | C 329 | 70 84 630 | 60 96 260 | 30 E 4 933 | 90 43 565 | 30 48 499 | 20 18) Hannover . A D | 40 47 205 | 80 92 821 | 20 19) Münster ) 90 15 038 | 40 1c 308 | 30 20) Minden 50 36 055 | 40 40871 | 90 91) Arnsberg 30 132 966 | 10 148 989 | 40 E B45 | 3 32878 | 60 37523 | 90 D a 9849 | 60 231 823 | 70 Z20C000. | 30 O e 34: 80 121469. | 35 134 907 | 15 25) Aachen . E 4: 30 53 843 | 20 61282 | 50 26) Coblenz 2 823 | 80 24857 | 27 680 | 80 27) Düsseldorf . (0 280 654 | 10 314346 | 80 28) Trier 18 651 | 60 20516 | 60 E 9 10 94294 | 30 106 082 | 40 30) Leipzig . 35 70 996 496 | 35 332437 | 05 31) Karlsruhe . 60 139 014 | 65 156.351 | 25 32) Konstanz —— 42 505 | 40 47 192 | 40 33) Darmstadt 60 88 098 | 20 99 353 | 80 34) Schwerin i./M. . ahres 10808 | 30 20/009 |- 830 35) Oldenburg 80 28 340 | 30 31591 10 36) Braunschweig 10 41 295 | 50 47 367 | 60 37) Bremen : 24 | 20 134 771 | 60 148 895 | 80 L 57 442 | 80 484 775 | 30 542 218 | 10 e, 18 836 | 50 131 135 | 20 149 971 | 70 i 3 435 | 32291 | 50

28 856 | 50

104977 | 24938 | 104 439 | 621 407 | 27 486 56232 | 68551 | 4 14 029 | 41 081 | 25 31847 | 2 T2208. 1 © 68 378 | 44 816 | 135 454 | 65 789 | 98457 | 49197 | 6 48 158 | I 24 | f 38999 | 140218 [8 36306 | 6 249 823 | 134093 | 2 G1 7/9 [40 28 201 | 30 812001 | 50 20 860 | 104 750 | 80 S0L 10 | 90 1602383 | 60 47 068 | 50 99060 | 05 18 966 | 95 31463 | 48404 | 60 109 2/0 | 45 5702 797 | 10 163816 | 35 092 | 10

om M DNORARmNODCE 5 00 M A M s 03] 00 D P N NIINMR O

i N D H] 0D N Qo C

S

I+++++1 1+1 1+

30 579 | 18 844 | 2.300 |

I ++++T+EI+T T E+FF+EFHFT+1

40) Meß E Summe I. 501 136 | 80 3 988 009 | 45 4489 146 | 25

Bai 21 961

4531 623 | 5D N 288 269 | 30

T E R C ia 46 182 | 80 364 047 | 90 410 230 | 70 T Wuktemberg . : 18184 | 10 168 655 | 55 186 839 | 65

178 274 | 80 8 564 |

Veberhaupt . 565 503 | 70 | 4 520 712 | 90 | 5 086 216 | 60 Berlin, im Januar 1885,

Haupt -Buchhalterei des Neichs-Schatzamts. Biester.

höchster Blüthe gestanden

Nichtamtliches.

Preußen. é lauf der gestrigen (24.) Sißung des Reichstages wurde | aber habe noch kein Me

die Berathung der Anträge der Abgg. Frhrn. Dr. von Hert- | segensreih gewirkt habe, ling, Lohren und Dr. Kropatschek fortgeseßt. dem Grunde, weil es

Zu diesen Anträgen waren folgende Unteranträge einge- | gedehnt worden sei, so daß es durch die Fabrikinspektoren nicht mehr kontrolirt werden könne und weil England sih jeßt in

der Decadence befinde. Komme einmal eine Konjunktur, wo s ? ( y | E Î die Austräge sih gehäust hätten, so werde das Geseß in groß- die Reicbêregierung zu ersuchen, dieselte wolle dem Reichstag, mög- | artiastem Maßstabe umgangen und es werde länger gearbeitet lichst noch im Laufe dieser Sesfion, einen von den A E E als irgend eine Fabrik in Deutschland es riskiren würde, zu erstattenden amtlichen Bericht vorlegen, welcher die Dauer der wo kein begrenzter Arbeitstag bestehe.

gangen: 1) von dem Abg. Stöcker: Der Reichstag wolle beschließen :

Arbeitszeit in den verschiedenen Bezirken und Betrieben darlegt, 24 E mit besonderer Hervorhebung solcher Verhältnisse, in denen die Zahl wolle, E die geseßlichen der Arbeitsstunden den Durcschnitt übersteigt, gehalten würden, fo bra 2) von dem Abg. Dr. Buhl: und einen Blick in die Der Reichstag wolle beschließen :

Fabri i cim Eis s Binnendampf- ;

Fabriken und Hüttenwerken, beim Eisenbahn- und Bin1 p 8nabmen stattfinden \chiffahrtsbetriebe, auf Werften und bei Bauten beschäftigten Per- iri E st mün sonen von Neuem Erhebungen anzuordnen :

Betrieben einzuschränken ift, E i e II, ob bei der Frauen- und Kinderarbeit Unzuträglichkeiten zu

Tage treten, inwieweit deren Arbeitszeit mit Rücksicht auf die all-

verbieten ift,

" §» 4 e g , , o e A E besondere darüber, ob die geseßlibe Regelung einer Maximal denselben wieder rückwä

arbeitszeit überhaupt nothwendig erscheint, und ob und inwieweit - ) ; C ? \ Ie F ïe Betriebsunternehmer und der Arbeiter | gegenüber die beiden ersten Punkte des Antrags Hertling be- E E O S treffe, so lasse fich in Betreff der Sonntagsarbeit und der

Nachtarbeit der Frauen mit absoluter Sicherheit vorgehen.

entspricht. y Der Abg. Lohren erklärte, das Verlangen nach einem i N Normalarbeitstage könne berechtigt erscheinen, da derselbe in Nord- | Wer da nicht wisse, was amerika, England und der Schweiz bereits eingeführt sei. I Welche Erfahrungen aber habe man in diesen Ländern damit | gehört habe, gemacht? Das Grundgeseß der Union und alle Spezialgeseße | dazu bedürfe es gar kei der Einzelstaaten enthielten die Klausel, daß der geseßliche Normalarbeitstag nur dann Gültigkeit habe, wenn feine anderweitigen Verabredungen zwishen den Arbeitern und

Arbeitgebern getroffen seien. | überall getroffen, und der Normalarbeitstag stehe nur auf

niht. Was solle auch ein solches Gesey nützen, wenn über 300000 | gehen.

Arbeiter arbeitslos seien, und Diejenigen, die Arbeit hätten, | sonen an Sonn- und Festtagen : i dürften. Für die Kontrole dieser

die Unfallberufsgenossenschaften die

natürli Alles untershreiben würden, was thnen vorgelegt beschäftigt werden werde, blos um Arbeit zu behalten ? Das englische Gesetz über den | Bestimmung seien

Normalarbeitstag von 1850, das damals Aller Augen auf | besten und volkommensten H ; ein solches absolutes Verbot der Frauenarbeit an Sonn- und

ih nur auf eine geringe Zahl hohwichtiger Jndustrieen, die | Festtagen nur eine kleine Wohlthat für die Arbeiter zu sein s | E O {cheine, so sei es doch ein siherer Schritt vorwärts auf dem

sih gelenkt habe, sei damals durchführbar gewesen, weil es

man also habe kontroliren können, bezogen habe, und weil / es in eine Zeit gefallen sei, wo die englishe Jndustrie in ! Wege der Sozialreform.

: den Normalarbeitstag einzuhalten und doch große Gewinne Berlin, 15, Januar. 5m weiteren Ver- | zu erzielen. Von dem Fabrik- und Werkstättengeseß von 1878

werde ja dort au öôffentlih ausgesprochen, daß der elfstündige die verbündeten Regierungen zu ersuchen, bezüglich der in Berg- | Arbeitstag für viele Gewerbetreibende nicht eingehalten werken, Salinen, Aufbereitungsanstalten, Brüchen und Gruben, in | werden könne, so daß die Behörden verpflichtet seien,

\; E ; s tage; diese Forderung könne nah seinem Dafürhalten nur I, wie weit die Sonn- und Fetiertags8arbeit in den genannten burds Spezialgeseße D vemali werden nach Anhörung der be- treffenden Kreise. und die genauen Erfahrungen der einzelnen Gewerbe und JFndustrieen würde man leiht gewinnen, sobald gemeinen Erwerbsverhältnisse einges{ränkt werden kann, und ob die | erst einmal die Unfallsberufsgenossenshaften in Thätigkeit ge- Beschäftigung der Frauen in den Betrieben während der Naht zu | treten seien. Das seien die Ee Uer Qu Mis x ; eds (L ; wort zu geben. Man könne in der Festlegung des Normal- III. über die Arbeitszeit erwachsener männlicher Arbeiter, ins- arbeitstages feinen Schritt thun, ohne Gefahr zu laufen,

wissen, wenn er die Jnteressenkreise der Berufsgenossenschasten Die Mißstände auf diesem Gebiete abzustellen,

arbeit am Sonntag sei absolut unnüß. Der Sonntag diene nur der Reparatur der bewegenden Maschinen, welche nicht durh Frauen, sondern nur durch Männer geschehe, die Frauen Diese würden aber natürlih | würden ja auch nur dazu benußt, diese Gegenstände zu pußten.

Wenn die Fabrik dazu eine männliche Kraft benußen würde, die

d ier, derselbe gelte selbst für die Werkstätten der Regierung | 25 -Z mehr koste, so würde sie dabei auch nicht zu Grunde e E, Der elne gelte Jol} f Sein Antrag wolle deshalb, daß weiblihe Per-

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| E

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habe. Da sei es möglih gewesen,

ns{ch behaupten wollen, daß es fo wie das alte Gese, und zwar aus auf Werkstätten aller Art aus-

Wenn man wissen Bestimmungen in der Schweiz ein- uche man nur nah Zürich zu gehen dortigen Fabriken zu werfen. Es

zu lassen. Es gehe nicht überall durchgeführten Normalarbeits-

its thun zu müssen. Was dem

er zu thun habe, werde es auh nicht

ner weiteren Enquete. Die Frauen-

unter keinen Umständen

Organe. Wenn nun auch

15,

Sonntagsarbeit der Männer zu verbieten, fehle ihm das nöthige Material; er glaube au, daß ohne dieselbe viele Fabriken einen ruhigen Fortgang niht haben fönnten. Von dem Antrag Kropatscheck unterscheide si der seinige in- sofern, als jener die Arbeit der Frauen auch während des Tages beschränken und die Kinderarbeit ganz verbieten wolle. Derselbe greise damit tief ein in die Arbeit aller Jn- dustrien und in den Wochenverdienst der Arbeiter, nament- lih der Wittwen und der Arbeiter mit großer Kinderzahl, und scheine ihm deshalb zu weit zu gehen; es sei dringend nothwendig, in der Beschränkung der Arbeitsgelegenheit vox- sihtig zu sein. Dieselben Bedenken habe er gegenüber dem Antrag Buhl, der gleichfalls niht genug begrenzt sei. Bei der Beschränkung der Arbeit müsse man nur von Uebelständen ausgehen, die klar zu Tage gelegen hätten; und dies sci nur der Fall bei der Sonntags- und Nachtarbeit der Frauen, und wie aus den Berichten der Fabrikinspektoren hervorgehe, sei die Ausbeutung der Nachtarbcit der Frauen gerade in rashem Steigen begriffen. Dieses Uebel vergrößere sih namentlich in den Fabriken \{hnell, welhe die meisten Frauen be- \schäftigten; das seien die Textilindustrie, die Spin- nereien, die Tabad- und Cigaxrenfabriken, die Stärke- und Zuckerfabriken. Sei die Frauenarbeit überhaupt ein Uebel, das der moderne Fortschritt der Technik gebracht habe, so müsse man die Frauenarbeit zur Nacht als der Uebel größtes bezeihnen, und es sei nothwendig, jeßt, wo es noch Zeit jei, dieser sozialen Gefahr ein Ziel zu seten. Von der Nachtarbeit der Frauen follten Ausnahmen über- haupt nicht gestattet werden. Dieses absolute Verbot möchte extrem klingen, aber für alle diejenigen, die, wie er, Gelegen- heit gehabt hätten, zu jeder Stunde der Nawtt in diese Fabriken hineinzugehen und sich zu überzeugen, wie Frauen und Mädchen abgehärmt, abgearbeitet, s{läfrig und zusam- menbrechend dagestanden hätten, für den gebe es da kein Extrem mehr, sondern nur eine Pflicht. Er begreife sehr wohl, wie die Schilderungen dieser Zustände von Seiten der Sozial- demokraten auf die Massen wirken müßten. Die Sitze der übermäßigen Arbeit der Frauen seien auch die besten und festesten Siße der Sozialdemokraten, z. B. das Voigtland, Breslau, Leipzig, Magdeburg, Nürnberg. Jn Hessen, Baden, der Pfalz könnten die nächsten Wahlen leiht ähnliche Resultate ergeben, wenn man nicht dem armen weiblichen Geschlehte zu Hülfe komme. Fn den überwiegend katholischen Bezirken möchten die Verhältnisse etwas günstiger stehen, aber, wenn erst die religiöse Frage zurücktreten werde, und die Leute auf die Frage des täglichen Brotes hingewiesen sein würden, würde das Centrum keine Gewalt mehr über dieselben haben. Es werde Niemand behaupten wollen, daß bei der Durchführung seines Antrages die Spinnereien, Webereien, Cigarrenfabriken, die Nürnberger Spielwaarenfabriken würden zu Grunde gehen müssen, Nur Habsucht und herzlose Willkür jeien es, die auf Frauenarbeit zur Nachtzeit reflektirten. Jeder Jndustrielle wisse, daß diese Nachtarbeit nur verlangt werde, um Konkurrenz machen und die Preise drücken zu können. Wolle man dulden, daß solhe Mißstände, solhe soziale Ver- brechen auch nur 6 Monate weiter fortgingen? Dann dürfte man sih nihi wundern, wenn die Arbeiter zu der Sozial- reform überhaupt kein Vertrauen hätten. Wie solle au ein Arbeiter, dessen Frau und Töchter während der Nacht arbeiten müßten, Begeisterung dafür empfinden, daß für ihn gesorgt sei, im Falle er verunglüde. Das absolute Verbot der Nachtarbeit der Frauen, wie er es wünsche, werde nun von seiner Fraktion nicht gutgeheißen; diese wolle hier diejelben Ausnahmen zulassen, wie sie §8. 139 der Gewerbeordnung für jugendliche Arbeiter und Kinder zulasse, namentlih also in Bezug auf Fabriken mit ununterbrochenem Feuerbetrieb, auf Fabriken, deren Betrieb auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt sei u. dergl. Die Kontrole über die Durchführung der von ihm beantragten Bestimmungen, welche am zweckmäßigsten den Unfallberufsgenossenschasten übertragen würde, werde eine leichte und sichere sein; denn, da jede übermäßige Arbeitszeit eine Vermehrung der Unfälle zur Folge habe, so würden die Genossenschaften mit besonderer Sorgfalt darüber wachen müssen, daß das Geseß nicht übertreten werde; und durch Vermittelung der Berufsgenofsenschaften würden die einzelnen Fälle auch am leichtesten und sichersten zur Kenntniß des Reichs-Versicherungs- amtes kommen. ;

Der Abg. Frhr. Göler von Ravensburg bemerkte: Die An- träge des Abg. von Hertling faßten die sozialpolitische Frage an der Wurzel, und mit der Frauenfrage treffe man sie unmittelbar in das Herz. Es sei seine feste Ueberzeugung, daß alle Forderungen von Sonntagsruhe, Normal-Arbeitstag u. f. w. mehr oder weniger bedeutungslos seien, wenn man nicht vorher die FFrauenarbeitsfrage gelöst habe. Denn nur auf Gcund der Wiedererstarkung des Familienlebens werde es möglich fein, eine soziale Reform auszubauen. Er freue \ih, daß bei diesen Ausführungen des Abg. Hertling aus den Reihen der Sozialdemokraten ein Bravo erschollen sei; denn bis jeßt hätten die Sozialdemokraten an der Familie mehr ge- rütteit als sie befestigt. Er sei auch der Meinung, daß der Staat allein niht im Stande sei, auf diesem Gebiete zu helfen ; der sittlihe Theil der Aufgabe sei nur durch andere Kreise zu lösen. Ganz besonders hätten die Fabrikanten mitzuwirken. Auf dem Kongreß der inneren Mission habe er mit Freuden aus dem Munde christliher Fabrikanten gehört, wie viel auf dem Gebiete von diesen Männern {hon geschehen sei, die ohne Furcht der Konkurrenz Erleichterungen, wie man fie heute verlange, ihren Arbeitern {hon längst gewährt hätten. Er theile die Ansiht niht, daß die Frauenarbeits- frage für alle Frauen zugleich geregelt werde. Aber er shlage vor, daß wenigstens die verheiratheten Frauen weder an Sonn- und Festtagen noch zur Nachtzeit zwischen 81/2 Uhr Abends und 51/4 Uhr Morgens in den Fabriken beschäftigt werden follten. Jn einem zweiten Punkte gehe er sodann weiter als der Antrag Lohren, indem er (Redner) wünsche, daß diese Frauen mindestens 1/4 Stunde vor dem Eintritt der Mittagspause und an Sonnabenden und den Vorabenden der Festtage drei Stunden vor Schluß der Arbeitszeit, \pä- testens aber um 51/4 Uhr Abends entlassen würden. Wenn

Für den weiteren Schritt, auch die

es der Frau ermöglicht sei, das Haus freundlih und heimisch