1906 / 4 p. 25 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

das Geschäft natürlich auch in bezug auf den Ausbau, die technischen Einrichtungen usw. auf eine wesentlih bessere Stufe gekommen ist als früher. ! Vorsizender: Es würde vielleiht von Jnteresse sein zu fragen, ob denn diese Firma etwa kaufmännish oder fabrikatorisch nach anderen Gesichtspunkten verfährt, etwa - größere Vorräte gleichzeitig fabriziert, während andere Firmen nur auf Bestellung fabrizieren und deswegen die Rollen, die Farben usw. öfter wechseln müssen?

Tapetenfabrikant Langh ammer- Chemniß: Meine Herren, ih glaube, daß die Firma „Hansa“, Jven & Co. jegt in ähnliher Weise produziert wie wir alle. Die Firma hat früher wohl ein größeres Lager unterhalten, ähnlich wie man es in England tut. Aber nach meiner Auffassung ist es fo ih fann das aus bestimmten Tatsachen, die mir bekannt find, entnehmen —, daß das Lager der Firma annähernd im Verhältnis zum Umfang des Geschäfts steht.

Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Jh wollte nur Herrn Jven bitten, diese Frage selber zu beantworten. (Heiterkeit.) Jch finde, er ist doch der Nächste dazu. Es würde das sehr interessieren. (Sehr richtig!)

Tapetenfabrikant Jven-Ottensen: Meine Herren, Sie werden doch nicht von mir verlangen, daß ih Jhnen erzähle, ih sei besser oder shlehter eingerichtet als meine Konkurrenz!

Vorsißender: Das nicht, Herr Jven. Jch hatte au {hon durch aufmunternde Blicke Sie dazu zu veranlassen ge- sucht, uns vielleicht einige Aufklärung zu geben, ohne selbst- verständlih irgend welche Fabrikgeheimnisse hier preiszugeben. Aber wenn gewisse grundsäßliche Verschiedenheiten in der Art Jhrer Fabrikation vorhanden sind, die in Technikerkreisen oder in den Kreisen der Jnteressenten vielleicht bekannt sind, aber dem großen Publikum ferner stehen, so wäre es doch von großem Interesse, wenn Sie -sih darüber aussprechen würden. Seitens des Herrn Langhammer ist angedeutet worden, daß früher in Jhrer Fabrik nah anderen Gesichts- punkten gearbeitet worden wäre, und ih habe eingangs meiner Erörterungen darauf hingewiesen, daß für das Drucdckereigewerbe, speziell bei der Tapetendruckerei, außer- ordentlih viel darauf ankommt, ob einzelne hundert oder tausend oder viele tausend Rollen hinter einander gemacht werden. Jch weiß nicht, ob darin ein gewisser Unterschied in der Fabrikation Jhrer mit großem Kapital betriebenen Fabrik , besteht gegenüber fleineren Fabriken. Aber wenn Herr Jven uns nichts darüber mitteilen will, so kann ich ihn niht dazu zwingen.

Professor Dr. Liefmann-Freiburg i. B.: Jh möchte meine Frage von vorhin insofern richtig stellen, als mich ge- wundert hat, daß behauptet worden ist, die Ueberlegenheit der Fabrik Hansa bestehe in größerem Kapitalbesiß. Gerade da verschiedene Tapetenfabriken Aktiengesellschaften sind, meine ih, müßte es nicht shwierig sein, dies erforderlihe Kapital auch aufzubringen, sodaß also niht nur der größere Kapital- besi der Grund für die Ueberlegenheit sein könnte.

Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Wenn Herr Jven nicht damit herausrücken will, so scheint es mir wihtig, daß wir übrigen unsere Ansicht darüber aussprechen. Der Grund liegt in der Tatsache, die schon von Herrn Geheimrat richtig angedeutet wurde. Früher haben viele wir wollen niht nur den Namen Jven nennen, es sind au andere ge- wesen sich auf den Standpunkt gestellt: wenn wir die Maschine mit dem eingesezten Muster länger laufen lassen, ein großes Quantum davon machen, dann ist naturgemäß die Herstellung billiger. Nun kann man sich als Fabrikant auf den Standpunkt stellen: dies ist richtig, folglich mache ih es so. Man muß nur dann dafür sorgen, wenn alle 52 Fabriken dasselbe mahen so dumm sind sie niht, wenn es das Richtige wäre, das nun nicht sofort nahzumachen! —, daß die entstehenden Produkte auch an den Markt gebraht werden. Und daran scheitert eben diese zunächst so natürlih und richtig klingende Produktionsart. Soviel mir bekannt ist ih glaube, das mit einigen Aeußerungen von Fabriken hier be- legen zu können, man mag mi berichtigen, wenn ih \{hlecht unterrihtet bin —, hat diese Art der Fabrikation mit dem Eintritt der mit bedeutend größerem Kapital arbeitenden englischen Fabrik Jven begonnen, während die übrigen, deutschen Fabrikanten, ein bißchen idealistish angelegt, sich als gute Kaufleute sagten: ih kann niht mehr fabrizieren, als ih ab- zusehen vermag; was hat es für mih für einen Zweck, wenn ih mir Ware hinlege, die mir vielleiht den halben Preis kostet, und ih kann sie niht unterbringen; das ist als Kauf- mann für mich eine falshe Kalkulation, ih bleibe dann nicht auf der Höhe. So haben wir bisher gedacht und kalkuliert. Nun kommt die andere Ansicht und sagte: nein, das ist ganz falsch, ihr seid mehr oder weniger Dummfköpfe; die Sache muß so gemacht werden nur große Partien —. Und nun kam natürlich die Fabrik, die mit der Macht des Kapitals und ihrer Einrichtungen diesen anderen Standpunkt vertrat, selbst- verständlih in Vorsprung gegenüber denjenigen, die ihre ein- zelnen kleinen Partien in bisheriger Weise anfertigten. Nun würden vielleicht die Laièn unter uns Anwesenden sagen: ja, was schert es uns denn, ob ihr 52 seid oder ob es 5 sind; wenn 5 dasselbe machen können, dann packt doch ihr andern 47 ein! Ueber den Standpunkt läßt sich auch reden. Es kommt nur darauf an, wie man derartige soziale Fragen be- handeln will. Jh meine: logish, technish richtig ist der Standpunkt, den diese große Firma eingenommen hat, aber kaufmännish ist er allgemein nicht durchführbar. Denn in demselben Augenblick, wo wir sagen: jawohl, dieser Stand- punkt ist der einzig richtige, die anderen Fabrikanten fabrizieren jeßt auh so —, dann ist die Ueberproduktion da, man kann sie nicht unterbringen, sie muß verschleudert werden. Selbst wenn wir uns noch weiter exportierend ausdehnen, so ist sie doh überhaupt zu einem annehmbaren Preise nicht anzubringen.

Ich sage deshalb: ein richtiger Jndustrieller muß in erster Linie sehen, daß niht mehr fabriziert wird, als der Markt wirklich aufnehmen kann. Hier hätte auch nah meiner

" ganz andere Verdienstzahlen heraus.

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Ansicht das Kartell in statistisher Beziehung viel mehr wirken müssen. Das ist ja nun außerordentlih s{hwierig, aber ih glaube, Herr Professor Liefmann wird mir beistimmen, daß man über die Richtigkeit der Produktionsweisen verschiedener Ansicht sein kann. Jh bin der Ansiht, wenn nün einmal in diesem Rahmen 52 Fabriken existieren, die jahrelang haben existieren können, so fühlt man als Mensch und Sozialpolitiker die Verpflichtung, wenigstens den Uebergang in eine ganz andere Bahn so zu gestalten, daß niht so und so viele Existenzen auf der Strecke liegen bleiben. Wollen wir das nit, wollen wir einfah sagen: nur der is} berechtigt, der die größten Machtmittel und die stärkste Faust hat, dann müssen wir den anderen Weg gehen. Aber ich glaube nicht, daß wir damit weiter kommen für die Allgemeinheit. Wir müssen unser Kartell aufreht erhalten und wir müssen das wird die Folge sein unsere Produktion zu verbilligen suchen. Wir werden das liegt ja in der ganzen in- dustriellen Entwicklung die Betriebe mehr zusammenschließen müssen, um auf diesen tehnisch rihtigen Standpunkt zu kommen. Aber ih meine, wir müssen das nicht mit Gewalt machen, sondern wir müssen denjenigen, der als Kleiner in diesem großen Kapitalkampf nicht die Macht hat, \ich allein wehren zu können, Zeit lassen, daß er irgendwo einen Raum findet, wo er sih häuslih einrihten kann, zum Wohle seiner Familie und zum Wohle des Staates.

Tapetenfabrikant Liepmann- Berlin: Meine Herren, ih glaube, ih war der Erste, der die Firma Jven in die Debatte hineingezogen hat. Jch machte damals zuerst die Beobachtung, daß dur die Firma Jven die Preise ganz wesentli herunter- geseßt wurden. Jch hatte mir vergebens klar zu machen versucht, wie es denn möglich ist, daß zu diesen Preisen eine Fabrik überhaupt arbeiten kann. Kalkulation eingeseßt, —— ih bin Self-made-man von Anfang an, und ih habe mir gesagt: der Mann kann doch eigentlich au nicht mehr als du. Wir haben uns vergebens klar zu machen versucht, wie man etwas bei diesen Preisen verdienen kann. Jch hatte dann zufällig Gelegenheit, einen Einblick in die Fabrikation zu bekommen, und ih muß Jhnen gestehen, heute begreife ih es sehr wohl ih begreife auch, daß ih es damals nicht wußte —, ih begreife aber auch sehr wohl, warum die Fabrik damals bei den billigen Preisen so glänzende Geschäfte machen konnte. So weit meine Erfahrungen reichen, war es eigenes Kapital, nicht englisches, was die Firma Jven zu einer so bedeutenden gemacht hat. Die Sache lag nämlich so. Jch habe das an mir selbst erfahren, als ih 1900 aus dem Verein herausgetreten worden bin; da hatte ih meine Preise behalten und der Verein hatte seine Preise erhöht. Es war sehr leiht nahzuweisen, welche Vorteile der Händler beim Einkauf bei mir hatte. Jnfolgedessen war ein enormes Zu- strömen von Kunden zu verzeihnen. Während in den Jahren 1898, 1899 und 1900 mein Umsay vollständig gleichmäßig blieb und ih nicht in der Lage war, mit den \{önsten Karten einen besseren Umsatz zu erzielen, wendete sih das Bild wie mit einem Schlage: der Umsay stieg im ersten Jahre gleich ganz überraschend um 50 -°/,. Nun kam es anders, jeßt wurde die Art und Weise der Fabrikation enorm verbilligt. Früher habe ih den Tag über drei-, viermal die Muster aus der Maschine nehmen müssen, jeßt konnte ih sie den ganzen Tag drin lassen. Nehmen Sie folgendes theoretishe Beispiel : Wenn ih früher Tapeten, die 80 Z kosten, zu 500 Rollen gemacht hatte und die Hälfte dabei verdiente, also 200 M, so ließ ih sie jezt in der Maschine und machte statt 500 2000 Rollen. Denken Sie sih, wie das gleih multipliziert! Jm nächsten Jahre ging die Entwicklung ähnlih weiter. Es kamen noch mehr Kunden, es fand wieder eine Erhöhung des Umsayes um 20 °/, statt. Nun nehmen Sie die Steigerung an, wie das bei Herrn Jven war. Da stieg der Umsaß nicht wie bei uns um 100-000, 200 000, 300 000, sondern es ging sprungweise von 300 000 auf 500 000, auf 1 Million, auf 11/, Millionen Umsaß. Ja, meine Herren, da kommen Die ganze Kalkulation, wie der Fabrikant fie sonst macht, wird einfah über den Haufen geworfen. Und weil es Herr Jven gerade zu einer Zeit, wo wir hohe Preise hatten, verstanden hat, mit seinen billigen Preisen ins Geschäft zu kommen, erwarb er sich eine viel größere Kundschaft, als wir alle - geglaubt haben. Jch erinnere mih der Zeit, wo die Patentfondtapete von Jven erfunden wurde: das ist eine Tapete, bei der das Papier auf der einen Seite weiß, auf der andern Seite braun ist, zweiseitiges Papier, dessen Oberseite gefärbt wird und dessen untere Seite weiß ist. Das Ding is natürlih nur Naturellpapier, nur rohes Papier, wie es von der Maschine kommt. Wenn es aber der Händler in die Hand nimmt, dann sieht es aus wie eine Fondtapete, die auf der einon Seite weißes Papier hat und auf der anderen Seite einen farbigen Auftrag bekommen hat. Nun kam die Sache so: die Fondtapeten kosteten damals noch 70, 80 Z, und diese Pseudofondtapete kostete 35 Z§. Jch habe bei Dresdener und Leipziger Herren kolossale Aufträge gesehen, die Herr Jven auf diese Patentfondtapete erhalten hat. Der Artikel Fond aber hat einen Schlag bekommen, von dem er sich bis heute noch nicht wieder erholt hat. „Natürlich, wenn ih der einzige bin, der diese Duplexpapiere, wie wir sie nennen, oder Patentfond macht, dann wäre das ein großartiges Geschäft für mih. Die anderen Herren waren aber ebenso \chlau, die machten im nächsten Jahre alle Patentfond, und nachdem die Händler recht viel davon hatten, haben sie dafür gedankt heute macht kein Mensh mehr Patentfond. Aber den Schlag, den der Fond bekommen hat, hat er behalten.

Wenn Sie sich dies Bild, das ih kurz \kizziert habe, vor Jhrem Auge vorüberziehen lassen, dann kann man wohl verstehen, daß eine Fabrik wie diese sehr bestimmend auf die Preise wirken kann, sie ganz erheblih werfen und dabei doch gut verdienen kann.

Tapetenfabrikant Jven-Ottensen: Meine Herren, Herr Liepmann hat von dem größeren Kapital gesprohen. Jch möchte nur ganz kurz folgendes konstatieren; ih habe mih

Wir haben diese Preise in unsere

bemüht, mit größerem, mit kleinerem und auch zum Teil mit sehr kleinem Kapital möglichst rationell zu fabrizieren.

Fabrikbesiger Wankelmuth - Vallendar a. Rh.: Unser Linkrustaverband besteht seit dem Jahre 1897. Damals hatten wir 4. Fabriken, die haben sih in den sechs Jahren, die in Frage kommen, auf 6 Fabriken vermehrt. 5 davon waren im Verband, eine kleinere Fabrik war draußen. Im Frühjahr 1904 zeigte sih eine neue rührige Fabrik, die niht Lust fühlte, dem Verbande beizutreten. Diese Fabrik kam im Juli mit ihren Kollektionen auf den Markt, und schon im Oktober/November sah sih der Verband veranlaßt, neue Preise zu shaffen, und zwar warf er einen Teil der Kollektionen im Preise um 100 bis 50 °/,. Die neue Fabrik hatte weiter nihts gemacht, als die Bruttopreise um 10 °/, niedriger gestellt, was sie meiner Ansicht nah mußte, um überhaupt ins Geschäft zu kommen. Darauf trat eine andere Fabrik vom Verbande zurück, und seit dem 1. Januar 1905 waren 3 Fabriken außer dem Verbande und 6 waren drin, 2 neue kamen noch hinzu. Seitdem ist die Sache weiter- gegangen. Der Verband hat die Preise noch mehr geworféên, sodaß heute Linkrusta, wofür man früher 1 A, erzielte, in jedem Geschäft mit 40 F bis 42 Z gerechnet wird. Für Linkrusta können also nicht die leßten sechs Jahre, auh nicht die leßten drei Jahre in Frage kommen, sondern der Linkrusta- markt hat sih in den leßten beiden Jahren 1904 und 1905 vollständig verschoben.

Direktor Holtkott - Bedburg: Jh verstehe den Herrn Vorredner wirklich niht. Er hat mich widerlegen wollen; aber ih habe ja gesagt, daß die Preise niedriger geworden sind. Der Herr Vorredner ist mit vielen Vorgängen augen- scheinlih sehr wenig vertraut. Er gibt auch als Gründungs- jahr 1897 an. Der Verband besteht erst seit 1900. Dann gibt er an, daß die Preise um 100, 50 °/, gefallen wären ; fie sind gefallen durch das Anwachsen der Outsiderkonkurrenz von 1 H, auf 50 F; aber es wird ein viel geringerer Rabatt gegeben. Sie sind in Wirklichkeit von netto 54 auf 38 Z gefallen, das sind. ungefähr 30 °/,. Und dies beschränkt sich auf eine ganz kleiye Anzahl von Mustern, nämlih auf nur zwei für jede Fabrik. Aber das ist ja {ließlich auch ganz gleihgültig. Jch habe hervorgehoben, daß der Verband nicht etwa die Tendenz gehabt hat, die Preise zu steigern, sondern daß im Gegenteil während des Bestehens ‘des Verbandes die Preise stetig gesunken sind.

Fabrikbesißer Wankelmuth- Vallendar a. Rh. : Jch möchte noch erwähnen, daß in diesen einzelnen Mustern, die als Kampfmuster auf den Markt kommen, um die neue Konkurrenz zu vernichten, heute das Geschäft Femaht wird. Es könnte festgestellt werden, wie viel von regulärer Ware und wie viel von billiger Ware verkauft wird. Außerdem war früher in dem erwähnten Artikel der Preis 1 #, und nur in einigen Fällen durften den Konsumenten 10 °/, gegeben werden, wohingegen der Händler heute für seine Ware 55, 50 FZ erhält. Das würde also doch wohl 50 9/7 ergeben.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Herr Professor Liefmann hat die Frage angeschnitten, wodurch sich ‘die Pro- duktionsart der Firma „Hansa“ Jven & Co. von den übrigen unterscheidet. Die Frage ist nun einmal angeschnitten worden, nicht durch mich, und ih glaube eine klare Antwort darauf ist bis jeßt, das muß ih offen gestehen, nicht gegeben worden. Herr Jven hat. gesagt, er hätte sich bemüht, mit kleinem, mittlerem und großem Kapital möglichst rationell zu fabrizieren. Das haben die meisten von uns getan. Aber das eine steht fest, daß Herr Jven oder seine Firma mit besonderer Eigen- art fabriziert hat. Worin besteht nun diese Eigenart? Das ist kein Geheimnis: sie besteht darin, ohne feste Be- stellungen täglih auf der Maschine ein möglichst großes Quantum zu fabrizieren. (Sehr richtig!) Daran ist doch gar fein Zweifel, wenn diese Eigenart von uns allen angenommen wird, kommen wir - eben zu dem beklagenswerten Zustande, daß die Ueberproduktion noch größer wird, als sie ohnedem hon ist. Wir haben ja ähnliche Erscheinungen vor allen Dingen in England und Amerika gehabt. Dort hat die maß- lose Ueberproduktion der einzelnen Fabriken auch zu einer Kartellierung geführt. Jn Amerika ist das Kartell zusammen- gebrochen. Das hat \{limme Zustände erzeugt. Nah dem Zusammenbruch ist eine Reihe von Fabriken überhaupt aus- geschaltet worden, sie konnten niht mehr weiterarbeiten. Jch meine, es ist Aufgabe unserer Organisation, diese Eigenart bei uns allen möglichst einzuschränken. Jch habe vorhin schon angedeutet, wir müssen dazu kommen, die Lagerproduktion, also das Halten von Lagern in ein angemessenes Verhältnis zur Produktion der einzelnen Fabrik und zur Gesamtkonsumtion zu bringen. Die Aufgabe hatten wir uns zur Losung auch für diesen Winter schon gestellt. Ob fie jegt gelöst werden kann oder niht, weiß ih nicht. Jch will nur hinzufügen, daß auch Herr Jven, der Geschäftsführer der Firma „Hansa“ Jven & Co. G. m. b. H., vor kurzem erklärt hat, daß er sich dieser Ansicht in der Hauptsache anschließen würde.

Herrn Professor Liefmann wird aber etwas anderes dabei interessieren. Es ist doch kein Zufall, daß diese Fabrik, die hon früher eine sehr ansehnlihe Entwicklung genommen hatte, wie ih ausdrücklich zugebe durch die intelligente Leitung des Herrn Jven, in englischen Besiß übergegangen ist. Und auch das interessiert uns in Deutschland: die Herren Engländer haben sich Sie kennen ja die Eigenart dér englischen Fabrikanten und Kaufleute niht zum Vergnügen daran be- teiligt. Die Sache kam so: Wir, die deutschen Produzenten, machten den englischen Fabrikanten immer stärkere Konkurrenz. Diese hatten sh in England zu einem Kartell zusammen- geschlossen. Der Fortbestand desselbèn kam durch unsere Konkurrenz in Gefahr. Die Firma Jven & Co. war dabei am stärksten beteiligt. Diese Firma hat in England ein sehr großes und bedeutendes Geschäft gemaht. Jch habe aus England von Leuten, die dabei interessiert sind, darüber Auskünfte: der Umfang des Exports nah England seitens dieser Firma war außerordentlih groß. Aus dem Schriften- wechsel, welhen ih mit dem Geschäftsführer des

englishen Syndikats hatte, klar hervor, daß man zunächst versuchte, die deutshe Einfuhr dadurch zu beshränken, daß man den englishen Tapetenhändlern verwehrte, beliebige Mengen deutsher Ware einzuführen. Man wollte sich damit einen Ersay für die bestehende Zoll- freiheit verschaffen. Jch habe darüber Briefe in meinen Aktén, die ih gern zur Verfügung stelle. Um den Zweck noch besser zu erreichen, mußte man sih natürli den größten Konkurrenten vom Halse schaffen, und das war Herr Kollege Jven, der damals , große Ausfuhr nah England hatte. Den sich vom Halse zu schaffen, ging am besten so, daß man sih von seiten der Engländer an dieser Firma mit großem Kapital beteiligte. Man verpflichtete die Firma, daß sie vor allen Dingen keine deutschen Tapeten mehr nah England einführte. Meine Herren, Sie können daraus sehen, daß die Engländer ganz geschickte und kluge Leute sind. Jh weiß aber aus dem Munde eines englischen Fabrikanten, daß auch die Absicht bestand, noh dadurch Einfluß auf die deutsche Organisation zu gewinnen. Man wollte dazu gelangen, den deutschen Fabrikanten, die fartelliert waren, \{li&lich vorzuschreiben, daß sie entweder aur in beschränkter Weise oder überhaupt nicht mehr nah England deutshe Ware ausführen sollten. Das ist den Herren Engländern bis jegt noch nicht gelungen, jedenfalls ist aber die Ueberproduktion durch dieses Vorgehen in Deutschland gewaltig vermehrt worden... Sie sehen also, meine Herren, im zollfreien England geht die Sache au anders. Die Einfuhr unserer Tapeten nah England ist zwar zollfrei, aber do von der Ausfuhr durch andere Maßnahmen bis zu einem gewissen Teil ausgeschlossen.

Meine Herren, ih hielt mih für verpflichtet, gerade in Bezug auf die Anfrage des Herrn Professor Liefmann diese Verhältnisse klar zu“ legen; es wird das für die Gesichtspunkte, die die Reichsregierung bei der ganzen Erörterung \{hließlich gewinnen will, von Vorteil sein. (Vorsizender: Sehr richtig!)

Tapetenfabrikant Jven-Oitensen: Meine Herren, ih möchte nur das eine klarstellen. Herr Langhammer hat den Ausdru gebraucht: die Fabrik ist in englischen Besig über- gegangen. Das ist nicht der Fall.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Jch will mich korrigieren: die Herren haben Geschäftsanteile an der Fabrik. E# kommt darauf auch gar niht an. Jch glaube, aus meinen Ausführungen geht klar hervor, daß ih nicht etwas sagen wollte, was tatfächlih nicht richtig ist.

Grubenbesiger Kör ner-Berlin: Meine Herren, wir sind der hohen Reichsregierung sehr dankbar, daß sie uns zu der heutigen Enquete eingeladen hat. Das Interesse ist nicht unbedeutend, das wir an der Sache nehmen. Der Bund der Berliner Grundbesißer umfaßt circa 13 000 Eigentümer, also vielleihi 1/, Million Bewohner, die alle Jnteresse an diesem Jndustriezweig nehmen. Als vor vielen Jahren der Ring in Berlin sich bildete, nahmen wir großes Juteresse daran. Jch kann nur das bestätigen, was der eine Herr, ih glaube Herr d’Arragon in Hamburg, mitgeteilt hat; es trifft das auch für Berlin zu. Wir waren in Bertin sehr erfreut, viele Geschäfte zu finden, die uns durch Annoncen mitteilten, daß sie sich dem Ring nicht angeschlossen hätten, und ih kann wohl sagen, daß diese Händler, in Berlin wenigstens, ein gutes Geschäft gemacht haben.

Daß mir nun heute ein Einblick gestattet worden ist in die Verhältnisse der Tapetenindustrie, begrüße ih mit Freuden. Namentlih sind die Aeußerungeu, die ih von Herrn Jven gehört habe, sehr interessant. Sie können sich denken, daß die glücklihe Lösung dieser Frage für uns in Berlin von großem Wert ist, zumal wir sehr viel mit den Hausbauten zu tun haben und unsere Tapeten so billig - wie möglich kaufen möchten. Jh unterstüßze deshalb, wenn ih für den Bund sprechen darf, vielmehr die sogenannten Outsiders als diejenigen Herren Fabrikanten, die ein Kartell gegründet haben und uns gewissermaßen die Preise vorschreiben. (Unruhe.) Jh darf im Namen eines großen Teiles der Berliner Konsumenten sprechen, da unser Bund deren allein hon !/, Million umfaßt. Die Stimmung ist stets für die freie Konkurrenz gewesen. Ob einzelne Fabrikanten, wie behauptet wird, mit englishem Gelde unter- stüßt werden, kann uns ganz gleichgültig sein, wenn die Leute nur in ehrliher Weise vorgehen. Jch war erstaunt zu hören, daß von Holland Tapeten deutshen Ursprungs bezogen würden, die vielleiht niht auf rehtmäßigem Wege die Grenze passiert hatien. Wir wären die legten, die solhe Manipulationen unterstüßten. Jh höre nun aber auch von einem Berliner Tapetenhändler (Meißner), daß die Behauptung nicht zutrifft, daß vielmehr für die Ware beide Zölle, die holländischen und die deutschen, bezahlt worden sind. Ob der betreffende Fabrikant seine Rechnung dabei gefunden hat, können und wollen wir nicht kontrollieren. Jedenfalls bin ih \{uldig, der hohen Reichsregierung zu erklären, daß unser Interesse zwar ein sehr großes an der Sache ist, daß wir aber Bestrebungen, die vielleiht Plaß gegriffen haben, um eine allgemeine Vereinigung herbeizuführen, niht mit allzu großer is begrüßen würden. Wir unterstüyzen die freie Bewegung.

ravo!)

Tapetenfabrikant Engelke-Schwarmstedt: Wenn sich die Ausführungen des Herrn Körner als richtig erweisen und all- gemein als rihtig angenommen werden, so ist das ein Kampf auf Leben und Tod. Es fehlt da jede Rücksicht auf den Nebenmenschen, der Stärkste siegt, und der andere unterliegt. Nun fragt es sich, mit welher Gemütsstimmung wir an diese Folgerung herantreten, und was wir dann für das Richtige halten. Das ist uns ja do nicht fremd, Herr Körner, daß die Logik, die Sie angewandt haben, für jeden Mann gilt, wenn wir die einfahe, nackte Tatsache reden lassen wollen. Wenn Sie uns aber, den fkartellierten Fabrikanten, nicht nach- weilen können, daß wir große Kapitalien durh unseren Zu- sammenschluß sowohl bei uns wie bei den Händlern sammeln,

ndem wir einen gewissen Preis halten, wenn Sie uns ferner nicht nahweisen können, daß die Öutsiders ganz wesent- lih billiger verkaufen, und Sie dadur erheblich wohlfeiler

geht

/ 16 -— : zu diesen Artikeln kommen, dann s{chwebt Jhrè Ansicht in der

Luft und hat für üns gar keinen Wert. Den einen Beweis | können Sie uns nicht liefern, daß Sie bei den Outsiders | Sie haben in Jhrer gemüt- | vollen Zuneigung zu den Outsiders höchstwahrscheinlih die | Karten der kartellierten Herren mit den anderen gar nicht recht :

wesentlich billiger kaufen.

verglichen. Wir haben sie alle verglichen und haben gefunden,

daß mit Ausnahme von einigen Lovögeln, die Jhnen Sand ; i fast jeder Tagesordnung der Sigungen in den einzelnen

in die Augen streuen sollen, sie nicht billiger sind. Diese Lockvögel sind billiger; das sind aber Preise, bei denen der Outsider verhungern würde. Sie gehen davon aus und sagen: die Outsider sind so und so viel Prozent billiger, und die anderen sind zu teuer. Die shwelgen und stecken das Geld auf unsere Kosten in die Tasche. Sie nicken; ih sehe daraus, daß ih damit das Richtige getroffen habe. Das ist Jhre shwache Seite. Sie hätten, wenn Sie diese Ausführungen machen wollten, zunächst den Beweis liefern müssen, daß Sie in der Tat so viel billiger kaufen und. daß diese Preise noh einen Verdienst zulassen.

Tapetenfabrikant Langhammer- Chemniß: Meine Herren, ih bin in Chemniy Mitglied des Hausbesißervereins. Er verfolgt dieselben Tendenzen und gehört auch zu Jhrem Bunde. Ich hatte sogar die Freude, in Berlin im Bunde der Grund- und Hausbesigervereine zu \sprehen. Jch bin nicht etwa Mit- glied dieses Vereins geworden, weil ih auf dem Standpunkt des Herrn Körner stehe, sondern weil ih die Einrichtungen, die Tendenz und die Ziele des Vereins genau kennen lernen wollte. Meine Herren, der Verein hat sih gegründet, um durch die Organisation die ‘wirtschaftliche Lage der Grund- und Hausbesißzer wesentlich zu bessern (sehr rihtig!), und er tut das mit einer so ausgeprägten Tendenz, daß den armen Mietern angst und bange dabei wird. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) Das ist das Ziel und die Aufgabe der Haus- agrarvereine, zu denen Herr Körner offenbar gehört. (Heiterkeit.) Meine Herren, wenn jemand aber im praktischen Leben selbst die Notwendigkeit anerkennt, daß man sih organisieren muß, um die Lage der armen Grundstücksbesiger zu verbessern, dann sollte man gerecht sein, und das auh anderen Menschen zugestehen. (Bravo!)

Nun sagt Herr Körner: Ja, ih werde die freie Kon- kurrenz unterstüßen d. h. nicht etwa bei sich selber, bei den Hausbesizern (Heiterkeit), sondern bei uns armen Tapeten- händlern und Tapetenfabrikanten. (Erneute Heiterkeit.) Nun möchte ih Sie einmal auf die Erfahrungen aufmerksam machen, die ih seit 10 Jahren gemacht habe. Meine Herren, notorisch ist, daß sich die gesperrten Händler nicht bloß damit brüsten, sondern daß sie es auch wirklich tun: sie suchen Vereinsware mit allen Mitteln zu bekommen. Sie bekommen sie nicht etwa zu billigeren Preisen, sondern sie müssen sie teurer bezahlen als der Händler, der auf lauterem, geradem Wege die Ware erhält in diesem Zusammenhange darf ih das Wort „lauter“ wohl anwenden. Die Schlußfolgerung davon ist, daß die Herren gesperrten Händler, mit denen es der Herr Hausagrarier Körner es ist das ja kein Schimpf- wort auch hält, Vereinsware nötig haben, um die An- sprüche der Berliner Hausbesißer zu befriedigen. Das ist doch richtig! Jh habe nun die Herren gesperrten Händler dürfen mir das niht übelnehmen im Interesse unserer organisationstreuen Händler eine Reihe von Prozessen ver- anlaßt. Die Reklame der gesperrten Händler geht nämlich darauf hinaus, nahzuweisen: wir, die gesperrten Händler, die Nichtringhändler, sind wesentli billiger als die“ organisations- treuen Händler. An sih glaube ih das als Kaufmann über- haupt nicht, weil ih rechnen gelernt habe. Jh meine, bei dem Aufschlag, den unsere Händler nehmen, wird der organi- sationstreue Händler gerade sein Leben fristen; derjenige wird mehr verdienen, der durch außergewöhnliche Jutelligenz und kfunstgewerblihe Kenntnisse sein Geschäft auf eine höhere Stufe hebt. Der Durchschnittshändler aber wird gerade so zu tun haben, um bei den vorgeschriebenen Aufschlägen durchzu- kommen. Diese Art der Reklame, meine Herren, hat mich also veranlaßt, Untersuhungen über die Preise der gesperrten Händler anzustellen. Und wissen Sie, was der Erfolg aller dieser Prozesse bis jeßt gewesen ist? der, daß wir den exakten Nachweis geführt haben, daß ein großer Teil der Preise der gesperrten Händler höher ist, als die Preise unserer vertragstreuen Händler! Das ist ja auch ganz erklärlich. Wo soll denn das viele Geld, das die Reklame kostet, die Reklame- bücher, die Porti usw. alles herkommen? gestohlen kann es doch nit werden, verehrter Herr Hausagrarier Körner, sondern es muß verdient werden und kann nur dadurch verdient werden, daß man höhere Aufschläge nimmt.

Es freut mich, daß das, was ich hier sage, stenographiert wird, und ih werde auch dafür sorgen, daß das bekannt gemacht wird. Diese Prozesse haben den exakten Nachweis geführt, daß die Behauptungen der Reklamen jener Händler gar nicht zutreffen. Richtig ist, daß einzelne Preise für so- genannte „Lockvögel“ niedriger sind.

Meine Herren, nun noch eins. Wer heute auf den Tisch des Hauses Musterkarten unserer vertragstreuen Händler und Kollektionen der nichtvertragstreuen niederlegen würde, aus denen das, was sie von uns indirekt bezogen haben, ausgeschaltet ist, der würde sich überzeugen können, daß die Leistungsfähigkeit eines vertragstreuen Händlers gerade noch hinreiht, um die - hohen Ansprüche des konsumierenden Publikums nur einigermaßen zu befriedigen, daß der vertrags- treue Händler eine bessere Auswahl bietet als der gesperrte. (Oho!) Und wenn zehnmal „Oho“ gerufen wird, dann frage ih die Herren, die das rufen: warum beziehen Sie zu teurem Geld unsere Vereinsware auf indirektem Wege?! (Beifall.)

Tapetenfabrikant Liepmann-Berlin:

Meine Herren, als ih noch Mitglied des Vereins war, bin ih mehrere Male als Konzertredner im Bezirksverein der Hausbesißer

aufgetreten. Jh bin selbst Mitglied und habe mich in mehreren Verhandlungen bemüht, den Hausbesißern zu zeigen, daß der Tapetenhändler nicht anders verkaufen kann, wie es

in Berlin damals gang und gäbe war.

Es waren damals die vom Fabrikantenverein in gemeinschaftliher Sizung mit dem Händlerverein festgesegten Preise, und diese Preise waren tatsählich das Minimum, zu dem verkauft werden mußte. Naturgemäß machten diejenigen Herren, die gesperrt waren, dagegen Reklame für sih, so wie es hier geschildert wurde. Die Hausbesiger haben sich in Berlin lebhaft mit der Frage beschäftigt: sollen wir vom Ring oder Nichtring kaufen? Auf

Vereinen, bald von der Königstadt, bald am Schlesischen Tor, bald am Landsberger Tor, stand die Besprechung des Tapeten- rings. Jch bin also damals in die Versammlungen gegangen und habe die Vereine überzeugt. Es ist uns mehrere Male gut gelungen nachzuweisen, daß die Preise, die der Fabrikanten- verein festgeseßt hat, gerade diejenigen find, die unbedingt verlangt werden müssen, und ih selber, der ih ja mehrere Tapetengeschäfte habe und an der Hand der sorgfältig ge- führten Jnventur das beurteilen kann, muß auch sagen: diese Preise, die damals der Fabrikantenverein festgesezt hatte, sind Minimalpreise, die unter keinen Umständen unterschritten werden dürfen; wer von diesen Preisen abgeht und nur einen normalen Umsaß macht, wird nicht weiter kommen. Etwas anderes ist es ja, wenn man die Sache so auffaßt, wie das in dem Fall des Herrn Jven war. Kann ih mit meinen Spesen plößlih meinen Umsaß verdoppeln, so kann ich selbstverständlich mit dem Preise heruntergehen. Wenn ich heute ein Laden- geshäft mit, wollen wir sagén 30 000 # Umsay habe, so brauche ih nicht einen einzigen Menschen mehr, wenn ih 50 000 M. Umsay mache. (Na, na!) Jch will den Herren zugeben, ein Hausdiener “soll mehr genommen werden (na, na!), das spielt keine so große Rolle. Jch habe es ja am eigenen Leibe erfahren. Wir haben unseren Umsay in Breslau seit ein paar Jahren verdoppelt, und es ist niemand mehr drin im Geschäft als ein einziger Hausdiener mehr. Dadurch nun, daß erheblihe Spesen gespart werden, kann au ein niedriger Preis genommen werden. Deshalb, meine ich, ist es erklärlih, wenn Outsiders Geschäfte machen, troydem fie etwas billiger verkaufen.

Das eine aber will ich Herrn Körner sagen, daß so, wie der Tapetenhandel in Berlin liegt, der Preis, wie er von den vereinstreuen Händlern genommen wird, geradezu das Minimalmaß dessen bedeutet, was der Händler nehmen muß. (Lebhafte Zustimmung.) Würde er unter das Maß herunter- gehen, würde er keinen Verdienst häben es sei denn, daß er die eine Ausnahme macht, die ih erwähnt habe, daß es ihm nämlich gelingt, mit denselben Spesen einen erhöhten Umsaß zu machen. Gelingt ihm das nicht, so wird er unter die Minimalpreise nicht gehen können.

Grubenbesißzer Körner-Berlin: Meine Herren, hätte ih gewußt, daß ih durch eine Aeußerung für Berlin einen folhen Unwillen erregen und namentlih mich so persönlichen Angriffen aussegen würde, wie es geschehen ist .

Vorsißzender (unterbrehend): Jh habe diese Angriffe nicht als persönli aufgefaßt, und ih glaube, sie waren auch nicht so gemeint; sonst würde ih sie gerügt haben. Sie waren mit einem gewissen Humor vorgetragen, und ih glaube, Sie dürfen sie auh in dieser Weise verstehen.

Körner (fortfahrend): Jh meine doch, der Ausdruck „Berliner Hausagrarier“ ist gerade kein shmeicelhafter. (AU- gemeine Heiterkeit.) Jch bekenne mich als Berliner Grund- besißer

B igender (unterbrehend): Der Ausdruck war aber niht in böôsem Sinne gemeint. Hexr Langhammer hat \ih ja vorher selber als Hausbesizer bezeichnet.

Körner (fortfahrend): Wenn ih das geahnt hätte, dann hätte ih das nicht erwähnt. Jch bedaure es aber nicht, scheine jedoch mißverstanden zu sein. Jch strebe ebenso idealen Zielen nach und unterstüße Jndustrie und Handel (mein Socius ist bedeutender Jndustrieller in Berlin). Wenn aber hier das Problem noch nicht gelöst zu sein scheint, das selbst unter den Fabrikanten in bezug auf diesen Fabrikations- zweig eine bestimmte Einheitlichkeit herrsht, und wenn man sogar so neugierig war, zu erfahren, wie die neue Fabrik Hansa in Firma Jven & Co. fabriziert ih weiß nicht, ob es eine alte oder neue Fabrik ist —,- so muß man doch daraus entnehmen, daß diese Fabrik rationeller arbeitet als sehr viele andere. :

Dann meine ih, daß wir uns solchen Firmen eher zu- neigen, als daß wir da kaufen resp. unsere Kundschaft hin- führen sollen, wo anscheinend viel teurer fabriziert wird! Heute ‘morgen hat ein Herr, der auch die Muster vorlegte, von unlauterem Wettbewerb gesprochen, weil eine Tapete mit 15 FZ geliefert werden kann. Jch finde darin keinen un- lauteren Wettbewerb. Solche Tapeten kaufen wir in der Tat in Berlin zu diesem Preise. Ganz ungerechtfertigt sind aber derartige Angriffe, wie ih sie leider hier von sehr vielen Seiten habe hören müssen.

Ich kann Jhnen die Versicherung geben, daß wir weder agitatorish noch sonst in irgend einer Weise Jhren Be- strebungen entgegentreten werden; aber wir selbst haben und hatten uns seinerzeit das Urteil gebildet, daß der Ring uns sehr großen Schaden zufügt, und vor solhem Schaden wollen wir uns in Zukunft bewahren. Wenn die Herren da (Herr Marre) von „einzelnen Vereinen gesprochen haben, so habe ih hon hervorgehoben, daß ih nicht für einzelne Vereine, sondern im Namen des Bundes sprehe, der ungefähr 13 000 Eigentümer umfaßt. Sie haben doch selbst aus- geführt (zu Herrn Liepmann gewandt), daß man sih- Jhren Jdeen in einem Verein angepaßt hat; Sie sehen also daraus, daß der Berliner gerade sehr zugänglich ist.

Vorsißender: Es wäre wohl zweckmäßig, diesen Teil der Debatte abzukürzen. Es ist, glaube ih, auf diesem Ge- biete alles gesagt worden, was zu sagen ist. Auf der Redner- liste stehen noch die Herren Marre, Frick, Schäfer, Wankel- mut, Heiden. Jch will selbstverständlih keinem der Herren das Wort abschneiden, möchte nur daran erinnern, daß es bereits über 5 Uhr ist. Jh wäre den Herren sehr dankbar,