1861 / 35 p. 5 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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N ichtamtiiches.

Preußeu. Berlin, 4, Februar. Seine Majestät der König nahmen heute den Vortrag des Geheimen Kabinets-Raths Wirklichen Geheimen Raths Jllaire und des Wirklichen Geheimen Ober-Negierungs-Ruths Costenoble entgegen und empfingen die Mel- dung des aus Brüssel zurückgekehrten General-Lieutenants von Bonin, Commandeurs der 2. Garde-Division.

Demnächst ertheilten Se. Majestät dem Grafen von Wartens- leben-Carow Audienz und empfingen um 4 Uhr-den Königlich sar- dinisben General de la Marmora.

Bei Beginn’ der allgemeinen Disfussion kündigt Staats- minister v. Auerswald Erklärungen der Minister über thatsäch- lihe Momente an, Bei Abstimmungen über Billigung und Miß- billigung von Regierungshandlungen- würden die Minister nicht mitstimmen, Für den Adreßentwurf sprachen v. Rosenberg -Lipinski und Burghört; gegen denselben eine Anzahl Mitglieder von Frac- tionen der Linken: Gxaf. Cânib,. b, Zedliß, v. Krosigk, v, Berg und Reichensperger (Cöln). Aeußerungen polnischer Abgeordneten (von Stablewski und von Bentkowski) veranlassen eine Antwort seitens des Ministers: des Jnnern], in ähnlichem Sinne wie neulid im Herrenhause gegeben, so wie abwehrende Bemerkungen des Abg. Sänger. Die- allgemeine Diskussion ist damit geschlossen, Berichterstatter Beseler resümirt.

Schweinfurt, 31, Januar. Auf dem: Sennefelder: Alt- wasser gegenüber unserer Stadt, durch welches sich dermalen das Treibeis führende Hochwasser des Mains ergießt, find heute Vormittag 11 Uhr, in Folze des Umshlagens eines Nachens, viele Personen, meist verheirathete sennefelder Bauern, ertrunken,

1. Februar. Es is nun konstatirt, daß- die gestern gemel- dete shauerliche Kataströphe bei Sennefeld 21 Opfer gefordert hat, und zwar 6 Väter, 3 Mütter, 7 Burschen und 5 Mädchen. Das Main-Eis von hier bis unterhalb Sconungen sit noch fest, theil- weise auf dem Flußbett, und häufig 5- bis 6fach übereinander- geschoben. Wasser im Main gering, ohne. Treibeis, (N, M. Z,)

Cleve, 31, Januar, Während dem wir von oberhalb die lehten Berichte über den glücklichen Verlauf des Eisganges im Rhein erhalten, stieg hier am 28sten- das Wasser plöhlich- und er- reite gestern zu Griethausen die außerordentliche Höhe von 27" Fuß 3 So; ŒI B sei'dem bis heute. Mittag 12 Uhr um 8 Zoll, ohne daß man weiß, wohin das Wasser einen Abfluß fand, und so ist denn zu befürchten, daß: dieses Fallen niht von Dauer sein wird, Der obere Theil des Kreises Cleve zwischen Grieth und Calcar, besonders aber die Dörfer: Huisbaden, Warbegen- bis Sinkenschanz stehen um 3 Fuß tiefer im Wasser, als“ dieses jemals der ¿Fall gewesen, so daß viel Vieh im Wasser steht, Gestern Abend wurden aus Warbegen mit Nachen 31 Frauen und Kinder abgehoit, die unter den Dächern ihrer Häuser ohne Lebensmittel gesessen hatten und in Cleve im Armenhause aufgenommen wurden.

___ Rees, 31. Januar. Jn Folge der Cisstopfung bei Emmerich war in Grietherbusch in dec Nacht vom 28. auf den. 29. Januar. das Wasser zu einer nie gekannten Höhe gestiegen und: überragte, im Laufe des Mor- gens, den bekannten höchsten Pegelstand um 3‘. Gegen Mitternacht seßte sich unter donnerähnlichem. Getöse das - Eis des alten Rheins. in Bewe- Bs, und, bon der Strôömung- getrieben, trat die mächtige Eisscholle des- elben ihre verheerende Bahn an. Um 2 Uhx früh ertönten auf verschie- denen Stellen der Ortschaft anhaltende Hülferufe, die. nach einiger Zeit, wo man das Licht eines Kahnes auf dem Wasserspiegel schimmern sah, wieder ver- stummten. Glücklicherweise waren nur 3 Häuser eingeftürzt, deren Bewohner aus drohender. Lebensgefahr gerettet wurden, war dann auf einen erhôhten Erdwall gerathen, wo sie bis zum anbrechenden- Morgen haften blieb. Gegen 8-Uhr neuer Zuwachs des Wassers; und wiederum seßte sich: die Scholle in“ Bewegung, um- ihren geraden, Lauf gegen eine, vom Deiche aus. eine freie Ansicht darbietende Wohnung zu richten, die . der: Tagelöh- ner Küppers, ein Mann von 60 Jahren, mit zwei Töchtern, cinem Schwie- gersohn. und zwet kleinen. Enkeln bewohnt. Dem alten Manne war die drohende Gefahr nicht entgangen; einsehend, daß er im vorderen Theile seines Hauses unrettbar verloren sei, flüchtete er mit seiner Familie auf den Heu- boden des Hinterhauses. Bald hatte die Scholle das Haus erreicht, fährt mit un- widerstehlicher Kraft dur dieMauernin dasFachwerk bis zurMitte des Hauses, daß die eichenen Querbalken zersplitternd in die Höhe. fahren- und der Dachstuhl frahend in die Fluth- hinabfinkt. Bald ragt nur der. nackte Schornstein und der Heuboden heryox, auf welchem fich die Familie be- findet, die bei dem Einsturze des Hauses, dur einen augenfcheinlichen Schuß der göttlichen Vorsehung, unberleßzt geblieben war. Kaum - war der versammelten Menge am Deiche die Gewißheit dieses Vorganges und die \chreckliche Lage. der Unglücklichen zum Bewußtsein gekommen, als eine neue Schreckenssecene ihre Aufmerksamkeit auf sih: zog. Die Scholle hatte die Mauer. eines etwas tiefer liegenden Hauses eingestürzt, une bald zeigten sich auf dem Dache desselben die zwei männlichen Bd wohner, die, rittlings auf! der Firste. fizend, aus allen Kräften um. Hülfe riefen. Vom Deiche aus hien schlechterdings keine

Hülfe gebracht werden zu können. Zwischen demselben und der Unglücks- stätte. befand. sih eine Eis- und Wasserfläche von beiläufig: 500 Ruthen Am Deiche lagerte ein breiter ungangbarer Eissaum in unabsebbarex Länge, während die Trümmer des Küpperschen Hauses von starren Eis- massen in einer Breite von 100 Ruthen rings umgeben tvaren und ein breiter offener Wasserspiegel den- Zwischenraum ausfüllte. Bald zeigte sih ein Kahn, dem es-mit- vieler Änftrengung gelang, die beiden Männer- vom Dache zu retten. Zu verschiedenen Malen kamen Nachen aus dem Dorfe, um. sich der unglücklichen Familie zu- nähern, wurden aber jedes Mal von der-Zluth“ und- von den Eismassen zurückgeworfen, Als der Fübrer des leßten Nachens nach- angestrengten Versuchen derx ¿Familie zukief, es sei unmöglich, von dort- aus beranzukommen, börte- man von der Unglücksstätte die Worte- berübertönen: „Nun, fo müssen wir uns in Gottes Namen ergeben!“ Die Kunde von der gräß- lichen Lage der Unglülichen- hatte eine- Menge Zuschauer herbeigezogen die in ohnmächtigen Beileidsbezeugungen ihr Mitgefühl für die unglüdck- liche Familie zu: erkennen gabeu. Da traten- unter der Menge fünf Schiffer auf, die als Führer eines Flosses an- der Sägemühle verweilten und erklärten, die Rettung der Familie- bis- auf’'s Aeußerste versuchen zu wollen. Doch wie soll man- den Nachen durch den starren breiten Eissaum bringen? Möglicher Weise i- weiter hinauf noch eine offene Stelle: Rasch wixd ein Nachen mit 4 Pferden- be- spannt, eine Viertelstunde weit hinaufgeschleift, wo man den- selben ins Wass-r lassen konnte. Und nun begann die Mann- schaft ihre gefährliche Fahrt. Bald war 1rogz- der starken Strömung und der treibenden Eisschollen der das- Haus einschließende Eis- saum erreiht. Man hatte sich mit zwei Brettern versehen, um eine Verbindung zwishen- den lose- aneinander stehenden CEigs- {ollen herzustellen: Auf dieser {malen lebenégefährlichen Bahn ge- lang es den waderen Männern, jedes- Mal ein Brett- vorschiebend, das Haus zu exrreihen und die Unglücklichen- aus den- Trümmern in den Nachen zu bringen. Mit der: gespanntesten Aufmerksamkeit war die zahl- ‘cihe Menge am- Ufer den Bewegungen der Männer gefolgt. Jn bem Momente, als der Leßte den Nachen bestieg, machte sich die Freude der Zuschauer in cinem jubelnden Hurrabß Luft, und wie im-Triumphe begleitete man die ge- rettete Familie, die unter Thränen ans Ufer stieg, ins Pfarrbaus. Wir geben hî:r- die Namen der muthigen- Männer. Es sind: 1) Steuermann Fran) Voller aus Wesel, 2) Schiffer Laurenz Voller, eben daher, ) Schiffer Hermann: Quadt, eben daher, 4) Schiffer Gerhard Boßmann aus Büderich, 5) Arbeiter- Hermann Albers aus Millingen: Noch an demselben Tage ließ der Fürst zu Salm-Salm, der in edler Menschenliebe an den Schauplaß der Gefahr geeilt, und gestern selbst im Nachen zu der übersbwemmten Ortschaft fuhr, um Hülfe zu spenden, sich die edlen Netter vorstellen: (Rh-u, R: Z.)

_- Coblenz, 2. Februar. Gestern trieb das leßte Obermain- eis hier- vorbei, dasselbe zeigte sich gegen 8 Uhr- Morgens und ver- mehrte: fich bis 2 Uhr Nachmittags, nach 2 Uhr fing es“ allmälig an fih zu vermindern. Um 4 Uhr begann man mit Auffahren der Nheinbrücke, um 11 Uhr Nachts wurde das leßte Joch eingefähren. Als Boten des Frühlings begrüßen wir heute bier die. ankom- menden Personen-Dampfboote der Cöln - Düsseldorfer Gesellschaft, welche nach- fünfwöcbentlicher Winterruhe- ihre Fahrten: wieder- er- öffnet haben. (C. 2) :

Emmerich, 2. Februar. Die größte Gefahr wird hoffentlich vorüber. sein. Das Wasser ist vom höchsten Wasserstand etwas Über 25! bis auf 203‘ gefallen, ein grozer Theil der Stadt ist wieder vom Wasser befreit, und“ kann derx untere Theil der Skadt nur durch Pumpen und durch die unterirdischen Kanäle sein Waffer abseßen, was noch sehr langsam geht, Heute wird man anfangen, den an der holländischen Grenze entstandenen Schaden an dem Eisenbahndamm zu repariren, wo durch die Ueberströmung des Wassers auf einer Strecke- von ca. 200 Nuthen die Schienen unter- \pühlt sind. Yugenblicklich wird- die Verbindung pr, Nachen unter- halten. (Elbf. 2,)

Hannover, 1. Februar. Als niedrigsten Frachtsaß: für Roh- produkte bei Eisenbahn-Versendungen haben bekanntlich. auf-den Antrag der - Regierung die Stände in voriger Diät den Betrag von: 1 Silberpfennig- pro Centner und Meile festgeseßt. Judeß gelangte die Maßregel nur in beschränktem Maße zur Ausführung ; den westfälishen Bergwerksbesißern ward nämlich provisori auf drei Monate. (bis heute) der Transport ihrer Kohlen nach Magdeburg - zu. jenem: Preise gestattet, untex der Bedingung, daß die Züge. nah Magdeburg durchgehen sollten, ohne - unter- weges anzuhalten. Braunschweig hat nun fürzlich den Wunsch zu erkennen gegeben, daß die Kohlen - Transporte auch in Braunschweig anhalten, ein Verlangen, welchem fih die han- noversche Regierung widerseßt, weil die Gewährung desselben- un- zweifelhaft das Absaßgebiet der Deisterkohle beeinträchtigen würde. Jn Folge dessen hat nun Braunschweig die Erklärung abgeben lassen, daß. die Züge. für Kohlen von, heute an ganz aufhören sollen; was denn: auch. wirklich: geschehen ist. Die westfälischen Grubenbesizer haben fi jeßt mit einem Bittgesuch- direkt: an- den König gewandt, dessen Entscheidung in dieser Angelegenheit dem- áchst’ zu erwarten sein dürfte, (W. Z.)

Sachsen. Dresden, 3, Februar. Das „Dresd. Journ,” meldet amtlich: Se, Majestät der König haben heute den König-

lih preußischen General der Jnfanterie v on Wussow in- einer

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besónderen Audienz zu empfangén und dáríin die von Abe auterordentlier Sendung lüberbrächte Ndtification Lon dem Ab- leben Sr. Majestät des Königs Friedrich Res : und Ver Thronbesteigung . des Königs Wilhelm 1, von Pletten Moe zunehmen Aeuße, - Auch haden “Se. König iche K, ol demnächst den Föniglich preußistben außerordentlichen Hesand en und bevollmächtigten Minister an Allerhöcbstihrem Hofe, Herrn von Saviguy, behufs Entgegennahme dessen neuen R kp gungsshreibens, in einer Partikular-Audienz zu empfangen geruhen v eist. Mainz, 2, Februar, Heute entgleiste bei granfen- thal dér úm 9 Uhr 15 Yänuten Vormittags von Lübwigsbäfen abgegangéne Zug. Lokomotive und Tender stürzten um, der H wagen wurde zertrümmert. Von den Mitrei‘enden erhielt Nie- mand auch nur die geringste Beschädigung, weil sämmtliche er- sonenwagen unversehrt blieben. Vom Dienstperfonal wurde leider der Heizer so érheblih verleßt, daß er troß alsbaldiger ärztl:cher Hülfe hach furzèr Zeit starb. Der Lokomotivführer trug wunder- barer Weise nicht die geringste Verleßung . davon und ein Theil des Üübrizen Zugpersonals érhielt nur unbedeutende Kontusiöónen, Darmst. Ztg. L Ar: (D ailtfuvt a. Wi, 1, Gebtuar. _Die offizielle Mitthei- lung Über die Bundestagssizung vem 31. Januar lautet: Prâsi- dium Überreichte die ihin übergebenen, bereits geprüften und richtig béfundenen Rechnungsextracte übér die beim Bankhause von Roth- schild veczinslih angelegten Bundesfonds. Von mehreren Ge- sandten wurden Ueberfsichten der BundeScontingente, sowie dér Eisenbahnen mit Bezug auf deren Benußung zu militärischen Zwecken übergeben, auch die Einzahlung von _BVeiträgen zu Unterstüßung dir Gesellschait für Deutschlands ältere E e- schichtsfunde angezeigt. “Der Gesandte von Hannever erôff- nete, daß scine Negierung den Professor Þr. Thôl seinem Wunsche gemäß aus der für Berathung eines allgemeinen deutschen Han- delsgesezbuchs niedergeseßten Kon‘erenz ‘abzuberufen und sich durch den Oberjustizrath Pr. Leonhardt vertreten zu lassen beschlossen habe. Der Ausschuß fur Veröffentlichung dér BundeStags- Verhandlungen, dem die Einleitung des Weiteren ochufs Heraus- gabe der für das Publikum bestimmten Sammlung der Bunde / tagsprotofolle überlassen wordén ist, brachte zur FLNIEIgE, daß er auf ‘den ihm ron der Bundesdruckerei ‘ausgedrückten Wunsch im Juteresse der Kostenersparniß gestattet habe, daß jene Sammlung, statt wie bisber in Quart-, ‘von Anfang dieses Jahres an in Folio- Format erscheine, ohne daß der Preis hierdurch D alteritt werden solle. Die Bundesversammlung nahm diese An- zeige zur ‘Kenntniß, Der“ für die Bentinciscde Angelegenheit niedergeseßte Ausschuß erstattete Bortrag über das Gesuch des König.ich großbritannishen General - Majors Grafen Heinrich von Bentinck, vor Entscheidung seiner Reclamation wegen Herstellung der ret. äßigen Regierung in der Bundesherrschaft Kniphausen, in Vollziehung des Bundesbeschlusses vom 12. August 1852, eine Erläuterung des Artikels VII, des s. g. Berliner Abkommens seitens der Höfe ven Wien und Berlin einzuholen. Nachdem jedoch diese allerhöchsten Höfe nach einer in der Bundesversamm- lung inmittelst “abgegebenen Erklärung übereingekommen sind, dem Ausschusse die cigene Einsicht und Prüfung der diefem Ab- fommen vorausgegangenen Verhandiungen freizustellen, auch diese Akten bereits hieher abgegeben worden sind, wurde nach Antrag beschlossen, von einer weiteren Ausführung des Bundes-Beschlusses von 1852 Abstand zu nehmen und den Ausschuß zu ermächtigen, von jenen Aktenstükcn bei Prüfung der vorliegenden Bescywerde Einsicht zu nehmen und sofort weiteren, in die Sache selbst ein» gehenden Vortrag zu erstatten. -Dagegen wurde das Gesuch des Grafen Heinrich v, Bentin, ihm Einsicht jener Akten gewähren zu wollen, aus dem Grunde als unsiatthaft abgelehnt, weil der Bundesversammlung über solche feine Disposition zustehe. -End- li wurde bezügli eines Vertrags Entwurfs zwischen den Festungs - Behörden in Luxembung und dec Stadtgemeinde daselbst über die Anlage einer Wasserleitung na der Oterstadt Beschluß efaßt,“ Fr. Bl. wi “Der e welchen der Militar - Ausschuß am 17. d. be- züglicd der Un„ulässigkeit politischer Agenten fremder Staaten in den Bundesfestungen stellte, und der sofort zum Beschluß er- boben wurde, lautet: „Die hohe Bundesversammlung wolle, unter Bezugnahme auf ihren Beschluß 60m: 18, November 1839, be- scließen: 1) daß nicht blos die Aufstellung: von Konsuln, sondern der Aufenthalt aller und jeder bleibenden, mit cinem internationalen oder öffentlichen Charafter bekleideten Agenten fremder Staaken in deutschen Bundesfestungen unzulässig sei; 2) von diesem Beschlusse die Festungs - Gouvernements sämmtliber Bundesfestungen \ durch Vermittlung der Militair-Kommission in Kenntniß zu seßen.“ Die Protokolle der Fahmänner- Kommission für. eins heitlihes deutsches Maß und Gewicht wurden am 30ften Januar von dem österreichischen Kommissions-Mitgliede Herrn von Ettinghausen dem Bundes Präsidial-Gesandken überreicht, Sie wer- den nun zunächft dem handelspolitishen Bundestags - Ausschusse

übermittelt und, nachdem dieser seinen Vortrag über die Er- gebnisse déèr Kommissions - Vérhändlungen an die Bundes - Ver- sammlung erstattet h.ben wird, den Bundes - Regierungen behufs weiterer Eröffnungen am Bunde über die Ausfüh- rung ‘der aufgestellten Vorschläge mitgetheilt wérden. Auch hat die Fachmänner-Kommisfion ‘einen Unterausscuß ernannt, dessen Mitglieder über “abweithende. Ansichten bezw4qlih einiger Punkte untergeordnéter Art und ‘über verschiedene Ergänzungsvorschläge gutachtliben Bericht erstatten sollen. Sobald der Unteraussch{uß diese Aufgábe erfüllt hat, was, wie man erwartet, bis gegen Ende März geschehen sein dürfte, wird sih die Kommission wieder in ¿rankfurt versammeln, um in Betreff dieser Punkte scließlihe Be- rathungen zu pflegen. «Bis zum Wiederzusammentritte der Kom- mission werden -vöraussichtlich auc) die Rückäußerungen der Re- gierungen, welche zu derjelben Delegirte ‘abgeordnet haben, über die bereits aufgesteliten Sauptpunkte eingegangen sein, und es wird sodann die weitere Behandlung der Angelegenheit zur Verwirk- lichung des Planes in Augriff genommen werden. (Nürnb. Eorr ) Vom Main, 1. Februar. Ein in der Bundéestagssißung vom 17, v, M. rstatteter Vortrag der Reclamations-Kommission giebt über das Scvicfsal der Beschwerde Aufschluß, welbe vor etwa 8 Jahren die Mitglieder der Grafencurie und der Nitterschaft der Landschaft des Herzogthums G otha „wegen ungeseslicher und úunrechtmäßiger Aufhebung der landsctaftlichen Verfassung _des Herzogthums Gotha und rechtswidriger Entziehung landständischer Recdte“ ‘érhobèn háben. Genannte Kommisfion hat, als îm Jahre 1857 die Angelegenheit nab den Nückäußerungen der éobutg-gotha’scen Negierung zur Berichterstattung reif ershien, sih dieser “gleihwohl enthalten zu sollen geglaubt, weil sie authentisch erfahren hatte, daß von Seite der Re- flanianten der Versuch der gütlihhen Ausgleichung der bestehenden Differenzen gegenüber der Herzoglichen Staats: egierung gemacht worden war, und ihr die Erledigung einer o tief in die Landes- verfassung und Partifular-Geseßgebung eines Bundesstaates ein- greifenden Beschwerde auf dem Wege der Vereinbarung aller Betheiligten nur höchst erwünscht sein konnte, Nun hat zwar jener Vergleichsverfuch nit zum Ziele geführt; aber es ist auch von Seiten der Reklamanten die Bundesversammlung nicht wet- ter um “Ertheilung einer Entschließung angegangen worden, Die Reclamations-Kommission glaubte daher, bei dem durch die einge- tretenen Zwischenfälle entstandenen Zweifel an der Fortdauer der Willensmeinung der Bescbwerdeführer, um so weniger in der Sache von sich aus vorgehen zu sollen, als mehrere der. Reklamanten (der Fürst Ernst zu Hohenlohe- Langenburg und der hannöverische Präsident v. Wangenheim) mittlerweile gestorben sind, und insofern eine Wiederaufnahme der- Beschwerde durch ihre Nachfolger vor- auêgehen müßte, Sie meinte daber, daß die Angelegenheil bis auf Weiteres auf fich beruhen dürfte, und die Bundesversammlung faßte hierauf ihren Beschluß in diesem Sinne. (Fr. J.) Bayeru. München, 2. Februar. Eine Anzahl hiesiger Vürgerfrauen hat die Abhaltung einer neuntägigen Andacht in der Herzogspitalkircbe veranstaltet, um den Schutz -des Himmels sür die heldenmüthige Königin von Neapel zu erflehen.

* Hesterreich. Wien, 1, Februar. Die ungarischen Blät- ter, welche heute hier eingehen, bringen zwei Schreiben, das des Königlich ungarischen Hofkanzlers Baron Vay an Se. Eminenz den Fürst Primas von Ungarn und das des geistlichen Oberhirten an die Komitate. Das Schreiben des Baron Vay lautet:

„Hoher Kardinal-Primas und Obergespan! Aus dem allergnädigsten Reskript Sr. Majestät, welches heute an das Ew. Eminenz anvertraute Komitat abgegangen ist und welches ih in der Beilage anzuschließen mich beehre, wird Ew. Eminenz unseres Königs allerhöchste Anordnungen ersehen, wiesie die Uebergriffeund däs gewaltsame Vorgehen mehrerer Komitate, ivelchés fich hier und da ‘bis zu anarchifhen Erscheinungen steigerte, im Juteresse der geseßlichen Ordnung und einér verfassungémäßigen greiheit notbwendigér- weise herborriefen. Es ist niht meine Absicht, in die nähere Erklärung derselben einzugehen , indem ‘dieselben ebèn so’ bestimmt áls zweifellós sind und das Bestreben, welches Se. Majestät leitet, offen, lauter und frei von allen Hintergedanfen is; nur wollte ih vertrauensvoll darauf ‘auf- merksam machen, daß Se, Majestät den Pflichten gemäß, welche er gegen seine übrigen Völker hat, es weder dulden kann, noch dulden wird, daß an Stelle geseßlicher Freiheit eine zügellose herrsche, die allgemeine Nuhbe, Ordnung, Sicherheit der Person und des Eigenthums abermals aufs Spiel geseßt werden. Können auch selbst diese bedauerlichen Hindernisse Se. Majestät nicht von jenem verfassungsmäßigen Wege drängen , auf welchem Er zum Heile seiner Völker vorzuschreiten und inébesondere Ungarns geseßliche Jnstitutionen wieder herzustellen unwandelbar entschlossen ift, so wäre Allerböchstderselbe doch genöthigt, den lebhaften Wunsch nach dem bal- digen Zusammentritt des Krönungslandtags seinen Pflichten gegen dîe übrigen Völker unterzuordnen und die Erfüllung dessclben zu seinem größten Leidwesen abermals auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Wie aufrichtig und ernst dexr Wille Sv. Majestät ist, streng auf der Bahn der Geseßlichkeit zu blei- ben und ‘die gerechtén Wünsche der Nation zu cxfüllcn, darüber konnte Niemand reichere Erfahrungen machen, als ich, der ih mich in meiner Stellung: täglich mehr überzeuge, gu {welchen „hoben Hoffnungen die er- habenen Eigenschaften- unseres. allerhöchften Herrn das Land berechtigen. Seit den alleaihöcchsten Entschließungen vom 2. Oktober häbe

ih davon umfassende und fortgeseßte Belehrung erhalten. Die Jntegri-