1864 / 150 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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nanzjahr 1864 diskutirt. Die Ausgaben sind im Ordinarium auf 787,480,507 Fr. und im Extraordinarium auf 140,127,335 Fr. veranschlagt. Das Budget ward mit 142 gegen 60 Stimmen ge- nehmigt. (T. d. Köln. Ztg.)

Der König, welcher mit dem Prinzen Amadeus am 25sten in Mailand war und das Schütenfest besucht hatte, war am Tage vorber nah Turin zurücgekehrt. i

Türkei. Aus London, 27. Juni wird nah Paris telegra- ‘phisch gemeldet, die Gesandten-Konferenzin Konstantinopel habe das Abkommen, das die Pforte mit dem Fürsten Kusa ge- troffen, bereits bestätigt. Die englische Regierung hat, derselben Depesche zufolge, für 5000 Pfd. St. Schiff8zwieback zur Vertheilung an die eingewanderten Tscherkessen nah Konstantinopel geschickt und der Pforte ihre Beibülfe zu einer Anleihe angeboten, damit sie die im \chrecklichsten Elende schmachtenden Einwanderer unterstüßen könne.

Aus Bucharest, 26. Juni, wird die Rückunft des Fürsten Kusa gemeldet. Als er am 22. d. in Giurgewo eintraf, wurde er mit Enthusiasmus empfangen und von dem dort stationirten türki- chen Kriegs\chiffe mit Kanonendonner begrüßt. Auch in Bucharest empfing ihn ungeheurer Jubel. Auch die Walachei ist von Wassers- noth heimgesuht. Brücken sind weggerissen , ganze Dörfer sammt Vieh und Ernte zerstört. Mehrere Stadttheile von Bucharest sind ganz überschwemmt. Der Fürst begab sich zu Pferde dorthin, fonnte die am meisten bedrohten Punkte aber nur s{chwimmend erreichen. Er hat Geld und Brod vertheilt und Zelte für die Obdachlosen auf- \chlagen lassen.

Aus Alexandrien, 19. Juni, wird gemeldet, daß am Abend vorber in die dortige Freimaurerloge » zu den Pyramiden « der am 16ten von Kairo angekommene Abd-el-Kader feierlich »als Bruder« aufgenommen wurde und am 20sten nach Beirut abreisen wollte.

Der »General - Korrespondenz« vom 28. Juni zufolge sind zwischen der Pforte und dem Vicekönig von Aegypten Unterhand- lungen eröffnet worden zu dem Zwecke, im Fall einer Occupation

von Tunis durch türkishe Truppen auch ein ägyptisches Kontingent

dorthin abzusenden. (T. d. K. Z.)

Rußland. St. Petersburg, 24. Juni. Der zum Com- mandeur einer Flotten - Division ernannte Contre-Admiral Tobiesen hat vorgestern auf der Dampf-Fregatte- »Rurik« seine Flagge aufge- zogen. Die Division, welche aus dem Schrauben-Linienschiff » Kaiser Nikolaus 1.« von 111 Kanonen, den Räder-Dampf-Fregatten »Rurik«, »Smeloi«, »Olaf«, »Chrobry« und den Transportschiffen » Artelschtschick« und »Krasnaja - Gorka« bestehen wird, ist dazu bestimmt, an ver-

\chiedenen Küstenpunkten Finnlanuds Truppen ans Land zu seten. Die fkürzlich vollendete und armirte Schrauben-Korvette »Askold« von 17 Kanonen legt nach Kronstadt hinaus, zu welchem Ende ein Theil der s{chwimmenden Dos mittelst Bugsir - Dampfschiffe an die Stadt gebracht worden is, das seefertige Schiff über die Barren der Newa zu bringen.

Nishegorod is wieder der Schauplaß einer gewaltigen Feuers-

brunst gewesen. Dieselbe hat in kaum drei Stunden die eine Hälfte der Meßbuden und Magazine, über 1200 an der Zahl, 437 Privat- gebäude, darunter das Theater, der Cirkus 2c., und 12 Krongebäude in Asche gelegt. Obwohl die Mehrzahl der Gebäude nur aus Holz aufgeführt waren, so wird dennoch der Verlust an Material allein auf mehr als 12 Mill. R. S. veranschlagt. ;

Von- der polnishen Grenze, 27. Juni. Da die Lokal - Kommissionen zur Regulirung der gutsherrlih - bäuer lien Verhältnisse die Bestimmung des Kaiserlihen Ukas: alle Ausstände der Gutsbesißer bei den Bauern, welche bis zum 15. April d. J. nicht eingezogen sind, als verfallen zu betrach- ten , auch auf solhe Ausstände, welche in keiner unmittelbaren Ver- bindung mit den früheren Robotten stehen, anwanten , so weist das Haupt-Regulirungs-Comité die Gutsbesizer für solche Fälle jegt an das Civilgeriht. Ebenso ist denjenigen Gutsbesißern, denen von den Lokal - Kommissionen Grund und Baulichkeiten entzogen wur- den, welche nicht früher {hon auf Grund des Robottverhält- nisses in "den Händen der Bauern sich befanden, der Weg der Civilflage freigestellt. Nachdem die Regierungs - Kommissionen durch Fachmänner, meist Landwirthe aus den inneren russischen Gouvernements , ergänzt und mit' neuen , von den früheren jedoch wenig abweichendrn Jnstructionen versehen worden sind, haben sie ihre Thätigkeit in den Provinzen wieder aufgenommen. Um die Mitglieder möglichs unabhängig zu stellen und der Bestechung un- zugänglich zu machen , sind ihnen schr bedeutende Gehälter im Be- trage von 2000—000 SRo. ausgesezt. Die vom 1. Juli d. J. ab în Warschau erscheinende offizielle russishe Zeitung wird den Titel »Dniewnik Warszawsfki« (Warschauer Journal) führen. Jhr jähr- licher Etat ist auf 20,000 SRo. festgestellt und auf den wp des Königreihs angewiesen. u den Einrichtungskosten sin 3000 SRo. bestimmt. Am 17. d. M. fand bei Piaseczno , im Kreise Rawa, wieder ein kleines Jnsurgentengefecht statt. Die von einer russischen Kolonne {on seit mehreren Stunden befolgte Jn- surgentenbande zählte ca. 25 Mann und wurde größtentheils auf-

erieben. Die Russen hatten ca. 8 Todte und Verwundete. Legtere

Jourden nah Warschau gebracht. (Ofts. Ztg.);

Dánemark. Kopenhagen, 27. Juni. Die Regierung hât der Direction der Nationalbank angezeigt, daß dem Reichsrath ein Entwuf zu einem Geseze, betreffend die Ausfertigung von 'Kreditscheinen zy einem Betrage von 4 Mill. Thlr. R. - M., vorgelegt werden sos] Die Kreditschcine sollen mit Zins-Coupons versehen sein j die halb, jährliche Nente darf nicht 25 pCt. übersteigen und sollen die Scheine mit ihrem vollen Nennwerthe spätestens zwei Jahre nach dem Tage der Ausfertigung wieder eingelöst werden. Ueber die Größe der Kreditscheine ist bisjeßt kein Beschluß gefaßt worden, allein es wird fein Schein auf einen geringeren Betrag als 5 Thlr. R.-M. lauten

Ueber die Eröffnung des Reichsraths für das Königreich Dänemark und das Herzogthum Schleswig tragen wir noch Folgen.

des nah: Die Mitglieder beider Thinge, worunter auch mehrere |

Landthingsmänner für Schleswig, z. B. der Amtmann Knudsen von Fehmarn und drei Folkethingsmänner, Bürgermeister Finsen von Sonderburg, Schullehrer Jürgensen von Alsen und Actuar Steenstruy, sammelten sih vor 12 Uhr im Folkethingssaal. Schlag 12 Uhr trat dann das Ministerium aus dem Ministerzimmer in den Saal, worauf der Conseilpräsident Monrad mit klarer ruhiger Stimme folgendes Allerhöchstes Reskript verlas:

»Christian der Neunte, von Gottes Gnaden König zu Däne- mark 2c. Unsern besondern Gruß! Da es nicht Unsere Absicht is, Selbst den am 25. Juni d. J. zusammentretenden Reichsrath zu er- öffnen, wollen Wir Dich Unseren Minister - Präsidenten, hierdurh allergnädigst ermächtigt haben, in Unserem Namen diese Reichsraths-

Session zu eröffnen und dem Reichsrath Unsere angeschlossene Aller- |

höchste Botschaft mitzutheilen. Dadurch geschieht Unser Wille! Ge- rieben auf Unserem Schlosse Bernstorff, den 24. Mai 1864, Unter Unserem Königlichen Handzeichen und Jnsiegel. Christian R, O. G. Monrad.«

Dann folgte die hon gestern mitgetheilte Königl. Botschaft. Ein neunmaliges fräftiges Hoch wurde nah Schluß dieser Verlesung auf den König ausgebracht. Der größte Theil der Sizung wurde dar- auf mit der Prüfung der Wahlbriefe zugebracht, welche kein weiteres Interesse darbot. Etatsrath Bregendal wurde zum Präsidenten von 80 Stimmen mit 76 Stimmen gewählt. »Es sei eine ernste Zeit für das Vaterland, äußerte er nah Annahme der Wahl, allein wir müßten die Hoffnung festhalten, daß der Reichsrath dur seine Wirksamkeit etwas zur Rettung des Landes aus den es umgebenden Gefahren beitragen werde.« Die meisten Abgeordneten aus Jütland hatten sich eingefunden, um troy der drückenden Verhältnisse ihrer Provinz ibren Pflichten als Volksvertreter zu genügen. Der Geist unter ihnen und den Übrigen Abgeordneten is ein muthiger und hoffnungsvoller und man meint allgemein, daß die Theilnahme Englands am Kriege bald entschieden sein würde, wo dann günsti- gere Zeiten in Aussicht stehen. Die Wahl zweier Vice - Präsidenten fiel auf den Präsidenten im See - und Handelsgerichte , Justizrath Klein und den Prokurator B. Christensen.

Für das Herzogthum Schleswig hat der König auf Grund des F. 26 des Grundgeseßzes für Dänemark-Schleswig vom 18. Novem- her v? J. zu Mitgliedern des Landsthings des Reichsraths ernannt: den (ehemaligen) Präsidenten im Appellationsgericht für Schleswig; Kammerherrn von Stemann , den Schiffsrheder C. Jensen jun. in Sonderburg und den Schiffsrheder P. W. Brandt in Arröskjöbing.

Der General - Lieutenant und Chef der Königlichen Artillerie, Kammerherr Lüttichau, is auf Ansuchen seiner Function als Mit- glied des Reichsraths enthoben, und is an seiner Stelle der Hofbesiher Rasmussen Jörgensen auf Thorseng vom Könige zum Mitglied des Landsthings des Reichsraths ernannt.

Einer am 12. Juni abgeschlossenen Armeeliste zufolge ist die Armce in 4 Divisionen von ziemlich ungleichmäßiger Größe eingt- theilt: Die erste Division, bestehend aus 3 Jnfanterie - Brigaden, 2 Feld-Battericen und einem halben Regiment Dragoner, wird von dem General v. Steinmann (wurde in dem Gefechte von Oever|ee verwundet), die zweite Division, bestehend aus 1 Infanterie-Brigade, 1 Kavallerie-Brigade, 1 Feld - Batterie und 1 Pionier - Compagn!t, von dem General-Major v. Wilster (unlängst von zweien am 8. Marz vor Veile erhaltenen Wunden wieder hergestellt), die dritte Division, bestehend aus 2 Jnfanterie-Brigaden, 1 Jnfanterie-Regiment, 2 Feldbat- terieen und einem halben Regiment Dragoner, von dem General-Major v. Caroc, und die vierte Division, bestehend aus 1 Infanterie-Brigadt, 1 Kavallerie - Brigade, 2 Feldbatterieen und 1 Pionier - Compagnll, von dem General - Major von Honnens befehligt. Eine Jnfantetit- Brigade steht ferner unmittelbar unter dem General - Kommando. In der Jufanterie is die Veränderung getroffen worden, daß del cine Bataillons-Commandeur in jedem Regiment überflüssig gewor“ den, indem wahrscheinli die Regiments-Commandeure zugleich ein Bataillons-Kommando übernommen haben, wodurch eine bedeutende Ersparung an Offizieren ermöglicht worden is. Vier Regimenttt nämlich das 2te, 9te, 20ste und 22ste, zäblen nur 1 Bataillon. Von \chwedishen Offizieren sind bei dem Hauptquartier 2, bei der Artillerie 3, bei der Kavallerie 3 und bei der Jnfanterie 58 ang stellt; worunter 1 Major und 1 Hauptmann. Bei der Artillerie dient außerdem ein norwegischer Premier-Lieutenant. Seit dem Ausbruhe des Krieges sind 84 Offiziere gefallen, darunter 3 \{chwedische. Unter

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den Gefallenen befanden sih 1 General-Major, 3 Obersten, 1 Ô (ieutenant, 16 Majore, 14 Capitaine, 20 Gm

| 39 Seconde-Lieutenants; 1 derselben war Divisions-General (du Plat),

3 gehörten zum Stabe (die Majore von Rosen, Schou und Hoff- mann), 1 war Jngenieur. 3 Artilleristen, 1 Vetter: die L gen Junfanteristen. Gefangen sind 66 Offiziere, worunter 3 Oberst- Kieutenants, 2 Majore, 9 Capitaine, 16 Premier - Lieutenants, 35 Seconde-Lieutenants und 1 Rittmeister. Unter den Gefangenen be- finden sich 5 Schweden. Die Flotte ist im lehten Monat um ein Geringes vergrößert worden und zählt jezt 2 Linienschiffe, 5 Fre- gatten, 5 Korvetten, 4 Schooner, 1 Panzer-Batterie, 6 Schrauben- Kanonenböte, 9 Räder-Dampfschiffe, 9 Kanonenböte und 10 Ka- nonenjollen, außer 1 Schaluppe, 1 Kutter und 1 Depotschiff.

Der »Fyens Stiststidende« zufolge nähren die Bewohner Mid- delfahrts augenblicklich Besorgniß wegen eines Bombardements und haben sie in Folge dessen begonnen , mit ihren werthvollsten Besiß- thümern die Stadt zu verlassen, in welcher Beziehung ihnen 200 Wagen zur Verfügung gestellt worden sind,

Die gestern per Telegraph angezeigte Bekanntmachung über die Blokade der preußischen Ostseehäfen und der Häfen und Einläufe der Herzogthümer Schleswig und Holftein lautet, wie folgt:

Es sind Veranstaltungen getroffen, sobald als möglih Pillau, Danzig, Colberg (bisher war Colberg befkanntlih nicht unter den zu blofirenden Häfen aufgeführt, Cammin, Swinemünde, Wolgast, Greifswald, Stralsund und Barth zu blokiren, was den Reprä- sentanten der neutralen Mächte am hiesigen Hofe mitgetheilt ist und den durch den Sund und die Belte passirenden und die Hülfe der Lootsen be- nugenden Schiffen durch die Lootsen bekannt gemacht wird.

Ferner sind Vorbereitungen getroffen, sobald als möglich alle Häfen und Einfahrten der Ostküste der Herzogthümer Schleswig und Hol- sein, mit Ausnahme von Alsen, Arroe und den übrigen unter der Autorität des Königs stehenden Orten, zu blokiren.

Die lehtere Blokade wird später für jeden Ort, der wieder in die Hände der königl. Regierungsmacht kommt, aufgehoben werden, worüber sodann Bekanntmachungen erlassen werden sollen.

Das Kriegs-Ministerium zeigt an: Die Batterieen des Feindes haben heute Morgen den »Rolf Krake«, welcher die Alsener Föhrde passirte, und die diesseitigen Arbeiter-Kommando's beschossen.

Von Fühnen wird der »Berl. Tid.« telegraphirt: Zwei preu-

| Fische Kanonenböte, welche dur den Eider-Kanal passirt waren, sind

in der Koldinger Föhrde angekommen, wo sie auf den Grund ge- riethen und noch stehen.

Die » Berl. Tid.« schreibt: Die begonnene Session soll plößlich sstirt sein; der Grund davon is nicht bekannt. (T. d. H. B. H.)

Telegraphishe Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Vüreau.

Flensburg, Mittwoch 29. Juni, Morgens. Heute bei Tages- anbruch gingen eilf preußische Bataillone nördlich von Sonderburg über den Alsensund; ein Versuch des »Rolf Krake«, den Uebergang zu stören, wurde durch die preußischen Batterien abgewehrt. Die Preußen überwältigten den Widerstand, den sie auf der Jnsel fan- den; die Dänen sind im vollen Rückzuge. Der Verluft der Preußen ist mäßig.

Satrupholz, Mittwoch, 29. Juni, 4 Uhr 20 Minuten Mor- gens. 11 Bataillone baben unter heftigem Gefecht von Satrupholz Alsen genommen und sind im siegreihen Vorrüen. »Rolf Krake« abgeshlagen. Verlust mäßig. Viele Gefangene.

Alto na, Mittwoch, 29. Juni, Vormittags. Nach der »Schleswig- Holsteinschen Yeitung« hat der Gesammtausschuß der {leswig - hol- seinschen Vereine beschlossen , eine Adresse an den Herzog Friedri ch zu rihten und ihn auf Anlaß der oldenburgischen Prätendentschaft der unwandelbaren Treue und Ergebenheit des \chleswig-holsteinschen Volkes zu versichern. Dieselbe Zeitung meldet aus Fleysburg vom 28. d. , daß die 6. Compagnie des 35. Regiments vom Lande aus das Feuer eines im Wennigbund liegenden dänischen Kanonen- bootes zum Schweigen gebracht hat. :

Wien, Dienstag, 28. Juni, Abends. Die heutige »Wiener Abendpost« erklärt die Aeußerung Lord Russell’s in der gestrigen Sihung des Oberhauses : »Oesterreich habe erklärt, daß Deutschland die Feindseligkeiten niht über die Grenzen der Herzogthümer aus- zudehnen beabsichtige«, für unrichtig. Ar

Die »General - Correspondenz aus Oesterreich « erklärt die Lon- doner Depesche der »Kölnischen Zeitung« über den bevorstehenden Abschluß einer Convention zwischen Rußland, Oesterreih und Preu- sen behufs gemeinsamen Vorgehens in allen europäischen Fragen

\. \. w. für durhaus unbegründet. Triest, Dienstag, 28. Juni, Abends. Der neueste Ueberlands-

dampfer bringt Nachrichten aus Hong-Kong vom 13.; aus Singapore vom 21. und aus Calcutta vom 22. Mai.

Major Gordon sehte die Belagerung von Shang-Shoo-Fo ungeachtet des mißglückten Sturmes energisch fort.

Das preußische Kriegs\{hifff »Gazelle« hatte die dänischen Kauf- fahrer »Danebrog« bei Ts\chifu und »Frederik VU.« “bei Shanghai weggenommen.

London, Dienstag, 28. Juni, Nachts. Jn der heutigen Sigung des Unterhauses kündigte Disraeli an, daß er am Montag den Antrag auf Erlaß einer Adresse stellen werde, welche. der Kö- nigin den Dank des Hauses für die Vorlage der Konferenzprotökolle und zugleich das Bedauern darüber aussprechen soll, daß die Kon- ferenz resultatlos geblieben und daß die Regierung nicht im Stande gewesen sei, die Jntegrität Dänemarks zu wahren. Englands Ein- fluß in Europa sei geschwäht und dadurch seien die Bürgschaften für den Frieden vermindert.

Kinglake kündigte hierzu ein Amendement an.

London, Mittwoch, 29. Juni, Morgens. Die gestrige Ver- sammlung der Opposition war von 231 Mitgliedern besuht. Graf Derby erklärte ausdrücklih, die Torics dürften sich nicht zu einer Kriegspolitik verpflichten.

_ Vebersicht der bergrehtlihen Entscheidungen des iig- lichen Ober-Tribunals 1860—1863 von A E C Berlin 1864. Verlag der Königl. Geh. Ober - Hofbuchdruckerei (R. v, Decker). Der preußische Bergbau ist seit drei Jahrzehnten in einer staunenerregenden Entwickelung begriffen. Er hat nicht nur in jedem Jahr- zehnt seine Production mehr als verdoppelt und beispielsweise die Kohlen- förderung von 9 Millionen Tonnen im Jahre 1831 auf ca. 90 Millionen Tonnen im Jahre 1863 gesteigert, sondern er hat auch an Ausbreitung so zugenommen, daß, während früher in einzelnen kleinen Distrikten nah Koh- len und Erzen gegraben wurde, jeht keine Provinz mehr der Bergwerke gänzlich entbehrt, seit der jüngste Zweig dieser Jndustrie, der Braunkohlen- bergbau, sich bis an die Weichsel und bis an die Ostseeküsten ausgedehnt hat.

Mit dieser Ausdehnung des Bergbaues hat auch das Bergrecht an praktischer Bedeutung und an allgemeinerem Jnteresse gewonnen. Große Summen sind in den Jahren des hochgespannten Unternehmungsgeistes ver- ioren- gegangen, nicht blos durch Unkenntniß der Verhältnisse, son- dern auch durch Unkenntniß des Bergrechtes. Die zahlreihen und meist zur Entscheidung des höchsten Gerichtshofes gediehenen Bergwerks- Prozesse beweisen die Wichtigkeit und die Schwierigkeit dieses den meisten Juristen fremden und mit den gewöhnlichen literarischen Hülfsmitteln nicht leicht zugänglichen Rechtsgebietes. Sie geben aber zugleich in den ergan- genen Entscheidungen das beste Mittel , um dasselbe aufzuschließen. Der Verfasser der oben verzeichneten Schrift hat deshalb in der systematischen Zusammenstellung der Entscheidungen des Ober - Tribunals , welche er im Jahre 1861 veröffentlichte, dem Studium des Bergrechts ein zweckmäßiges Hülfsmittel geboten. i: |

Die vorliegende Schrift enthält eine Fortseßung dieser Sammlung, welche die Jahre 1860 bis 1863 umfaßt und mehr als fünfzig neue Ent- scheidungen mittheilt , die meist ganz neue Streitfragen und zwar Fragen von großer praktischer Tragweite berühren. Möge daher das vorliegende Heft derselben Theilnahme empfohlen sein, welche das erste in juristischen und bergmännischen Kreisen gefunden hat.

Kunst und Wissenschaft.

Bei Dantu in Paris is so eben ein Band der Korrespondenz der unglücklihen Marie Antoinette erschienen, welche diese Fürstin an ihre Mut- ter, Schwestern und ihre Brüder Joseph und Leopold 2c. gerichtet hat und welche sie in der ganzen gutherzigen Liebenswürdigkeit ihres Naturels auf äußerst charakteristische Weise ‘darstellt.

Nach der »Cöln. ZJ.« “hat das Comité für Errichtung cines Denk- mals Fuiedrih Wilhelms Ul. in Cöln die Ausführung dieses Monuments den Königlichen Professoren Bläser und Schievelbein zu Berlin übertragen und den Neumarkt als Play zur Aufstellung bestimmt. Das Comité hat zugleih den Wunsch ausgesprochen, die Arbeit der Art beschleunigt zu sehen; daß die Grundsteinlegung bis zum Herbste k. J. erfolgen kann.

Cöln, 24. Juni. Seit einigen Tagen is die innere Auss{hmückung unseres Domes wieder um Einiges gefördert worden. Jm Triforiuum des südlichen Querschiffes wurde nämlich an der östlichen Seite das zweite Ga- leriefenster eingeseßt, dessen Kosten der hiesige Bürgerverein aus dem Uebe1- n seiner für das vorigjährige Dombaufest atlinniGcties Gelder bestrit- ten hat.

Der Rittersaal des früheren Domkapitels in Hildesheim soll restaurirt und wahrscheinlich dem Domkapitel wieder zurücgegeben werden. Derselbe is ausgezeichnet und sehenswerth wegen des Deckengemäldes, dar- stellend den Sieg des Christenthums über die Laster des Heidenthums in Beziehung auf die Entstcehungsgeschichte der Stadt Hildesheim, ausgeführt von dem berühmten Maler Wiek; noch mehr aber wegen der kostbaren Gobelintapeten , Darstellungen aus der römischen Geschichte enthaltend, mit welchen drei Wände des Saales bedeckt sind, Diese Tapeten sind ein Ge- schenk des am 25. August 1727 verstorbenen Domprobstes Freiherrn von Landsberg, welcher außerdem der Domkirche ein krystallnes, ganz mit echten Steinen besehtes Kreuz, welches im Domschaße verwahrt wird und die Auf- merksamkeit aller Kunsikenner in Anspruch nimmt, legirte.