1887 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Jan 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Hartington's angenommen hat. Lord Hartington ist der Meinung, daß er der unionistishen Sache in seiner bisherigen Stellung als liberaler Unionist mehr nügen könne. FJndem er aber die Regierung so weit zu unterstüßen wünschte, als mit dieser Sachlage verträglich ist, hat er Hrn. Goschen den Rath gegeben, seine Dienste Lord Salisbury zur Verfügung zu stellen. Hr. Goschen tritt als liberaler Unionist in eine Regie- rung ein, welhe auf die Unterstüßung der Unionisten aller Schattirungen angewiesen ist.

Hr. Goschen ist der Sohn eines Londoner Kaufmanns und wurde 1831 geboren. Seine Erziehung erhielt er in der Schule von Rugby und auf der Universität Oxford. 1863 wurde er zuerst als Liberaler von der City von London ins Parlament gewählt. Zwei Jahre später wurde er Vize- Präsident des Handelzamts. Als Gladstone 1868 an die Regierung kam, wurde Goschen Präsident des Armenpflege- Amts. 1871 erhielt er den Posten eines ersten Lords der Admiralität, 1876 ordnete er mit dem französishen Vertreter Joubert die egyptishen Finanzen, und 1876 war er Mitglied der Pariser internationalen Münzkonferenz, bei der leßten Wahl, wo er in Edinburg als Kandidat aufgestellt war,

unterlag er.

Die „Times“ schreibt: „Mr. Goschen's Amts- überna hme hat die Partei der Unordnung in Frland ent- muthigt und sehr viel dazu beigetragen, das Vertrauen des Kontinents in die Festigkeit der englishen Politik wiederher- zustellen. Nichts konnte den Jnteressen des britischen Reichs und der Existenz der konservativen Partei verhängnißvoller sein als die Verbreitung der Ansicht unter den Regierungen Europas, daß Lord Salisbury's Zusicherungen, die ihrer Zeit von keinem britishen Staatsmann beanstandet wurden, von cinem Minister bei Seite geshoben werden könnten, der nur auf die Her- stellung eines populären Budgets versessen war. Es ist zu wahrscheinlih, daß ein Unheil angerichtet worden ist, welches jeßt niht mehr gut gemacht werden kann ; aber, wie sih auch die zukünftige kontinentale Politik entwickeln dürfte, man darf sich Glück wünschen, daß Lord Salisbury's Regierung durch den Eintritt eines Staatsmanns gekräftigt worden ist, der bei einer Verminderung des englischen Einflusses in Europa kein zu- stimmender Theil zu sein Willens ist. Mr. Goschen wird, wir sind davon überzeugt, sein Bestes thun, um die Finanzen des Landes auf einen richtigen Fuß zu stellen. Er hat den Vortheil, zu jener Aufgabe einen geschulten Geist, ein Urtheil, welches sih über die engherzige Technik erhebt, und einen großen Vorrath verschiedener Jnformation mitzubringen. Die Finanzen eines mächtigen Staats, und namentlich eines welt- weiten Reichs, müssen durch dessen Politik geregelt werden, und es ist faum weniger als Wahnsinn, zu versuchen, unter solchen Umständen finanzielle Probleme einfah nah dem Prinzip unterschiedsloser Sparsamkeit zu lösen. Glücklicherweise ift Mr. Goschen kein Financier, der auf eine Beschneidung der Voranschläge dringen dürfte, um ohne Nücksicht auf die Folgen ein scheinbar glänzendes Budget zu liefern. Die Ver- minderung des Einflusses und der Macht des britischen Reichs in Europa und Asien, die aus einer Reduktion der Rüstungen resultiren müßte, würde unverzüglih auf allen Märkten der Welt verspürt werden und unvermeidlih die Aussichten der arbeitenden Klassen im ganzen Vereinigten Königreich, die schon düster genug sind, nicht günstig beeinflussen.“

6. Januar. (W. T. B.) Einer aus Ottawa hier eingegangenen Depesche zufolge, hat der Marquis vot Lands- downe den ihm angebotenen Posten des Kriegs-Ministers abgelehnt, da er gegenwärtig Kanada nicht zu verlassen wünsche.

(A. C) Aus Birma wird gemeldet:

Mandalay, 3. Januar. Von der Truppen- Abtheilung unter dem Brigade-General Lockhart ist ein wichtiger Erfolg er- rungen worden. Spät am 1, d. Nachmittags überrumpelte eine von dem Major Jeffreys geführte Abtheilung im Südweten von Meifk- tela das Lager des Kymendine-Prinzen. Leßterer und 40 feiner Anhänger wurden getödtet. Dieser Prinz war der bedeutendste der jeßt im Felde stehenden kleinen Alompra-Fürsten. An demselben Tage überrumpelte Kapitän Elliott mit Kavallerie und berittener Infanterie eine starke Abtheilung von Insurgenten unweit Meifktela, tödtete 50 derselben und nahm 60 gefangen. Der Distrikt Minbu befindet sich noch immer in sehr unruhigem Zustande. Boshway soll sich nach dem Dorfe Yansan, in den

rracanischen Bergen und an der Grenze des wilden Chin-Landes, geflüchtet haben. General Roberts wird sich wahrscheinlich bald via Ningyan und Yemethen nach Tunghu begeben, um von dort nach Rangun zu gehen. Das Datum feiner Abreise ist noch nicht anberaumt worden, und seine Bewegkngen werden von der Wahl feines Nachfolgers zum Ober-Befehlshaber in Birma abhängen.

Mandalay, 3. Januar. Eine Abtheilung von 60 Dacoits griff die Pol izeistation in Payagale im Kreise Pegu am 30. v. M. an. 2 Polizisten wurden getödtet und dret andere ver- wundet. Die Dacoits hatten drei Todte, und ciner ihrer Anführer wurde verwundet

Ueber die Finanzlage mehrerer australisher Ko- lonien erhielt das „MNeuter'she Bureau“ nachstehende Tele- gramme :

Melbourne, 1. Januar. Die Einkünfte von Victoria in den letztverflossenen 6 Monaten betrugen 3 239 0009 £ oder 413 000 £ mehr als im entsprechenden Zeitraum von 1885. Im Schlußguartal von 1886 lieferten die Einkünfte, verglihen mit denen des entspre- chenden Quartals von 1885, einen Mebrertrag von 132 000 £, an welchen die Zölle mit 51 090 £, die Getränfesteuer mit 15090 £, die Einkünfte aus den Landverkäufen mit §0090 £ und die Eisenbahn- einfünfte mit 15000 £ partizipirten. Die Gefammteinkünfte der Eisenbahnen beliefen sich auf 633 000 £L Die Goldproduktion in Victoria in 1886 weist eine Verminderung von 130 000 Unzen im Vergleich mit der des Vorjahres auf.

Auckland, 1. Januar. Die Einkünfte von Süd-Australien in dem am 31. Dezember endigenden Quartal beliefen ih auf 420 000 £ und in dem Halbjahr auf 830 000 £. In dem verflossenen Quartal verminderten sih die Einkünfte aus den direkten Steuern um 167 000 £ und die Zolleinkünfte um 470 000 £.

Hobart, 1. Januar. Die Einkünfte Tasmaniens in 1886 be- liefen sih auf 575000 £. Sie blieben um 25 000 hinter dem Boranschlag zurü.

Frankreich. Paris, 4. Januar. (Köln. Ztg.) Die Regierung hat von ihren Vertretern im Auslande telegraphisch Mittheilungen über den Neujahrsempfang erhalten, die sämmtlih darin übereinstimmen, daß für die Erhaltung des Friedens die bestimmtesten Erklärungen aus- gesprohen worden sind, und daß Frankreih fast überall Gegenstand der wohlwollenden Aufmerksamkeit der Staats- oberhäupter war. Dem Vernehmen nah werden die Ein- ladungen zur Ausstellung von 1889 im Laufe des Januar erfolgen.

Ueber weitere Neuerungen in der Armee wird berichtet: General Boulanger beabsichtige, jeder Reitershwadron zwei Sappeurs beizugeben ; auch soll jedes Regiment eine tragbare Druterei erhalten, damit die vielen Abschreibereien vermieden

werden. Am nächsten Sonnabend findet in allen Gar- nisonen Frankreichs die alljählihe große Parade statt, bei welcher den im November eingestellten Rekruten zum ersten Male die Fahne gezeigt wird. General Boulanger hat angeordnet, daß die Parade in diesem Jahre mit beson- derer Feierlichkeit vor sich gehen soll. .

5. Januar. (Köln. Ztg.) Der Berichterstatter der Armee-Kommission, Laisant, hat mit dem General Boulanger die Fassung der ersten 49 Artikel des Militär- geseßes vereinbart. Der Gouverneur von Cochinchina und der Resident von Tongking entsandten Vertreter zu der Großjährigfkeitsfeier des Erbprinzen von Siam.

(Fr. C.) Die Senatoren-Wähler des Loire- Departements und diejenigen des Gebiets Belfort hatten am 2. d. je ein Mitglied des Oberhauses zu wählen und wählten hier den Republikaner Fréry an Stelle des Monarchisten Viekllard-Migeon und dort ebenfalls einen Republikaner, Madignier, Maire von Saint-Etienne, welcher im Senat den Siß des Legitimisten de Carayon-Latour ein- nehmen wird, so daß die Linke um zwei Angehörige ver- stärkt wird.

Die erste Direktion des Kriegs - Ministeriums hatte seiner Zeit eine neue Bekleidung beschlossen, die in einigen Regimentern versuht und deren Beschreibung an alle fommandirenden Generale gesandt worden war. Die Urtheile derselben wurden dem Kriegs-Minister unterbreitet, der nach reifliher Prüfung und Zuratheziehung des von dem General Thibaudin präsidirten JFnfanterie:Comités beschlossen hat, demnähst dem Parlament ein Projekt neuer Bekleidung der FJnfanterie vorzulegen, das sich auf folgende Grundlagen stügt: 1) Annahme der tunique vareuse (blousenartiger Waffenrock) für Parade und Dienst ; Beseitigung der Joppe. Die neue tunique ist weit und erleichtert Bewegung und Athmung der Soldaten ; sie hat Jnnentaschen für das Buch und die Jdentitätsmarke und Außentaschen für die Patronen; die Patrontashen werden demnach abgeschafft. Der Leibriemen aus s{warzem Leder wird unter dem Rock getragen, der weit genug sein wird, um unter demselben eine Wolljacke zu tragen. 2) Beibehaltung der Epauletten für die Fußtruppen so lange, bis die sehr be- deutenden Vorräthe erschöpft sind.

Bulgarien. Sofia, 5. Januar. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ wird gemeldet: der Großvezier habe den Führer der Opposition, Zankow, nah Konstantinopel eingeladen, um ihn zu bestimmen, im gegenwärtigen Kabinet ein Portefeuille zu übernehmen, obwohl ihm ein solches von feiner Seite angeboten worden.

5. Januar. (W. T. B.) Das Gerücht: die Regie- rung würde den Fürsten Alexander von Battenberg ersuchen, nah Bulgarien zurücßzukehren, wird in offizieller Weise für unbegründet erklärt.

Zeitungsfstimmen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet über fernere Kundgebungen zu Gunsten der Militärvorlage :

Auf das von Nordhausen an den Kriegs-Minister gerichtete Zustimmungstelegramm autwgxrtete derselbe:

„Mit ergebenstem Dank ünd dem Hinzufügen, daß ih an der von den verbündeten Regierungen ecingebrahten Gesetzesvorlage unbe- dingt festhalten werde.“

In Thorn cirkulirt unter der deutschen Bevölkerung folgende an den Reichstag zu richtende Petition :

„Von der Ostmark des Deutschen Reichs aus und inmitten einer Bevölkerung, welche sih gewohnheitsgemäß in einen nationalen oder politishen Gegensaß zur Königlichen Staatsregierung stellt, halten die unterzeihneten Einwohner der Stadt und Umgegend Thorns für eine patriotische Pflicht, es öffentlich auszusprehen, daß die unveränderte Annahme der von der Reichsregierung beschlossenen Militärvorlage dem Vaterlande zum Heil und Segen gereichen kann, und jeder Versuch, dieselbe abzushwächen oder einzuschränken, eine ernste Gefahr für das deutsche Volk in sich s{chließt. Wir bitten daber den hohen Reichstag, hochgeneigtest der Forderung der Re- gierung bezüglih der Verstärkung der Wehrkraft voll und ganz zuzu- stimmen.“ .

Aus Küstrin wurde im Namen des konservativen und des nationalliberalen Vereins folgende Kundgebung an das Präsidium des Reichstages abgesandt :

„Es hat uns \chmerzlich berührt, daß die von der Reichsregierung dem Deutshen Reichstage gemachte Vorlage, die dringend noth- wendige Erhöhung unseres Reichsheeres betreffend, biéher nur in einer für die Reichsregierung unannehmbaren Weise abgeändert, ein Ergebniß in Bezug auf dieselbe aber überhaupt niht erreiht worden ist, während ähnliche Gesetzesvorschläge in unseren Nachbarländern \chnelle Erledigung finden.

Wir ergebenst Unterzeichnete bekennen hiermit, zuglei im Namen unserer Gesinnungsgenossen, daß wir mit einer derartigen Behandlung dieser wichtigen Vorlage nicht einverstanden find, vielmehr eine ein- stimmige Annahme derselben erwartet hatten; wir hegen jedoch die zuversichtlihe Hoffnung, daß der hohe Neichstag Angesihts der von mehr als einer Seite {wer bedrohten Lage unseres Vaterlandes die Wehrkraft des deutschen Heeres nah dem vollen Maße der von der Reichsregierung gemachten Vorlage zu erhöhen und zu verstärken bereit sein wird, zum Heile unseres Vaterlandes und zur Erhaltung eines dauernden Friedens.

Von dem lebhaften Wunsche beseelt, zur Erreihung dieses patriotischen Zieles auch unsererseits nach Kräften beizutragen, wenden wir uns an das hohe Präsidium mit der ehrerbietigen und dringenden Bitte, dem Reichêtage von dieser unserer innersten Ueberzeugung Kenntniß zu geben.“

Im Reichstagswahlkreise Querfurt-Merseburg ist eine an den dort gewählten „deutscfreisinnigen“ Reichstags-Abgeordneten Panse gerichtete Udresse in Umlauf gesetzt worden, in welcher derselbe gebeten wird, für unverkürzte Annahme der Militärvorlage zu stimmen.

In Harburg und Umgebung wird eine an den dortigen wel- fishen Reichstags-Abgeordneten v. Estorff gerichtete Adresse, die bereits zahlreiche Unterschriften fand, demnächst an diesen und an den Herrn Kriegs-Minister zur Absendung gelangen:

„Die unterzeihneten Wähler des 17. hannoverswen Reichstags- Wakhlkreises sind von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die Ver- stärkung der deutschen Wehrkraft, wie fie die Militärvorlage in Aus- ht nimmt, mit unbestreitbarer, drängender Nothwendigkeit zur Ver- theidigung der Sicherheit und der Machtstelung des deutschen Vaterlandes geboten ist. Die Behandlung, welche die Mehrheit der Militärkommission des Neichstages, darunter insbesondere auch die Partei Ew. Hochwohlgeboren, zu unserem schmer;lihen Er- staunen, der Vorlage hat zu Theil werden lassen, giebt uns Veran- lassung, Ew. Hochwohlgeboren, als den Abgeordneten unseres Wahl- kreises, von dieser unserer Gesinnung zu unterrihten, und Ew. Hoch- wohlgeboren das dringende Ersuchen auszusprechen, bei den Verhand- lungen im Plenum des Reichstages für die unveränderte Annahme der Militärvorlage eintreten zu wollen.“

Der nationalliberale Wahlverein zu Goslar hat folgende Adresse den Wählern aller Parteien zur Unterschrift vorgelegt, welche

„Mit großem Bedauern haben wir davon Kenntniß genomy, daß in der Militärkommission die Vorlage der Regierung nit Aufnahme gefunden hat, wie solche von der Mehrheit des deutiz. Volkes erwartet wurde. Nicht einen Augenblick darüber im Zw F

der damit verbundenen Opfer absolut nothwendig sind, um Deutsche Reih gegen seine äußeren Feinde zu {hüten und di blutigen Kampfe errungenen Güter zu erhalten, richten wir bierz an den bohen Reichstag die ebenso ehrerbietige wie dringende B „Hoher Reichstag wolle der ihm unterbreiteten Militärvorlagz - vollem Umfange seine Zustimmung geben !““ s In Sigmaringen fand am Sonntag cine Versammlung Reichtag8wählern ftatt, welbe durch Unterzeihnung einer an Reichstag zu rihtenden Adresse dem Wunsche Ausdruck gab, Reichstag möge nicht länger zaudern, die Forderung der Regierus voll und ganz zu bewilligen, damit nit das Ausland zu der irr Auffassung kommen müsse, Uneinigkeit berrshe im Deutschen Re: und die Zeit der „Revanche“ sei gekommen. Das deutsche Volk mw! die Opfer bringen des eigenen Vortheils halber, aus Vertrauen ;

allverehrten Kaiser und König.

Der fonservative Verein zu Riesa richtet an den Prâäsider: des Reichstages folgende Kundgebung, welbe auch bei Nihtvereiz mitgliedern, wie sie durch ihre Unterschriften bekundeten, vielfas Beifall findet : A

„Die Unterzeichneten, reihstreue Bürger der Stadt Riesa u ibrer Umgebung, halten es für ihre Ehrenpfliht, ihrem Beday über den Ausfall der Abstimmung in der Militärfommisß-| hierdurch öffentlich Ausdruck zu geben. Sie sind tiefbetrübt üt die Schädigung, welche unsere nationale Ehre in Folge dieser Y stimmung und der dabei bervorgetretenen unberechtigten Nörgelsuz in den Augen unserer Feinde und aller fremden Völker erlitten f Es ist dies nicht der Ausdruck der deutschen Nation. Sie | ferner der festen Ueberzeugung, daß Angesihts der politis Wesltlage die Forderungen der Reichéregierung nothwendig und dar! woblberechtigt find. Sie leben der Zuversicht, daß das deutsche V die Opfer, welche die Reichsregierung zum Scute unserer nationa Grenzen fordern muß, wohl ertragen fann und dcshalb au wi auf sih nehmen wird. Sie s\prehen darum die bestimmte Erw tung aus, die Reichsregierung werde mir Festigkeit bei ihren m vollen Forderungen beharren, und sie richten an den hohen Rei tag die Aufforderung, in einmüthiger Vaterlandsliebe alle Parte rücfsihten s{chweigen zu lassen und die Forderungen der Reichsregierur:! unverkürzt und ohne Zaudern zu bewilligen.“ i

In Glauchau hatte der Verein der Liberalen geraeinscaftli: mit dem konservativen Verein am Montag eine fehr zahlreich besu: Versammlung berufen, welche, nach eincr Rede des Landtags-Abgeor) neten Gelbke, die Absendung einer vorgeschlagenen Adresse, welt von den Anwesenden sofort unterzeichnet wurde, beschloß.

Bewegung für eine Adresse an den Reichstag in Fluß getreten, u auf eine s{chleunige Annahme der Militärvorlage nah dem Vorschla: der Reichsregierung hinzuwirken.

_ Der nationalliberale Verein für Ludwigshafen stimmte de: Reichstags- Abgeordneten Dr. Groß in der Erwartung bei, daß dz Reichêtag, troß der bisherigen unersprießlihen Verhandlungen in d Militärkommission, doch noch eine Einigung mit den verbündetz Regierungen über die Militärvorlage herbeiführen werde.

Am Sonntag hat sih in Darmstadt auch der Landesausf der nationalliberalen Partei im Großherzogthum Hessen in seiner vollzähligen Versammlung mit der Militärvorlage im Reichstage be faßt und dabei folgende Kundgebung einstimmig beschlossen: Î

„Der Landesanéscchuß der nationalliberalen Partei im Gref berzogthum Hessen spricht seine volle Uebereinstimmung aus mit der Vorgehen der nationalliberalen Fraktion des Reichstages in der da ganze Vaterland bewegenden Angelegenheit der Militärvorlage. Jr Vertrauen auf die bewährte politische und militärische Führung d: Reichs und im Hinblick auf die dem Vaterland von verschieden: Seiten drohenden Gefahren, hofft er mit Zuversicht, daß der Reit tag die für Erhaltung des Friedens wie für die Erringung des Sieat im Kriegsfall nothwendige Verstärkung der deutshen Wehrkräfte bi schließen werde.“

derselben, daß die gestern erwähnte Landesversammlung der „Deuts freisinnigen“, welche si für die Haltung diefer Parteiin der Militär vorlage erklärte, „gewissermaßen hinter verschlofsenen Thüren stattfand

schrieben :

Die Mittheilungen der Berliner „Militärzeitung“ über da Stand der Bewaffnung der deutschen Armee mit Repetirgewehr« hat bier einen tiefgehenden Eindruck hervorgerufen, der aus Befri- digung und Bewunderung sich zusammenseßt. Alles zollt dem stillen aber selbstbewußten Vorgehen der Militärverwaltung die uneing! \{ränkteste Anerkennung und betont, daß Deutschland wieder um eint Idee und einen Erfolg allen anderen europäischen Staaten voraus ift Natürlich erscheint der neuen Sachlage gegenüber die Haltung de Opposition des deutïchen Reichstages in noch ungünstigerem Lit und kein Blatt findet heute mehr den Muth, jene zu vertheidiger daher maht sih auch die Ueberzeugung geltend, daß die Militär vorlage unverändert zur Annahme gelangen wird. E

- Der „Schwäbische Merkur“ bringt Mittheilungen über Petitionen an den Reichstag : i Stuttgart, 5. Januar. Die Zahl der Petitionen an de Reichstag um Annahme der Mikitärvorlage als Ganzes und mögli! rash, welche in den leßten Tagen bei der Sammelstelle des konser vativen Vereins eingelaufen sind und mit jeder Post einlaufen, eine sehr beträchtlihe. Die Zahl derselben ist bis zur Stun?!

folgend!

10 000 Unterschriften. Dieselben werden sämmtlich heute Abend na Berlin abgeschickt werden. Noch fehr viele Zusendungen stehen au

8. d. M, abgehen soll, cine sehr ansehnlihe werden wird. Heilbronn, 4. Januar. Heute Abend 8 Ubr versammelt: ih auf Einladung der Deutschen Partei in dem geräumigen Sonne? jaale Männer verschiedener Parteien zur Berathung übec die bez. dt| Militärvorlage zu ergreifenden Schritte Der Saal und dessen Neber räume vermochten die Erschienenen nicht zu fassen. Das Resfer: übernahm Gem.-R. L. Hentges. Nach Schluß dieses mit großer Beifall aufgenommenen Vortrags wurde auf den Antrag des Vor fißenden Dr. Otto folgende Refolution einstimmig angenommet „Die Versammlung vom 4. Januar 1887 im Sonnenfaale ü Heilbronn, in Erwägung: 1) daß allgemein anerkannt ift, di Reicsregierung fordere die Erhöhung der militärishen Mad! der Nation weder zu Eroberungs- und Angriffszwecken, n viel weniger zu Prunk und Soldatenspiel, sondern einzig und alli! zur Erhaltung des Friedens, der gefährdet wäre, sobald unsere Nad barn Hoffnung haben könnten, über uns Herr zu werden; 2) daß d! Regierung verhältnißmäßig nur dieselbe Leistung verlangt wie seithe nämli 19% der Bevölkerung unter Waffen, nur angewendet auf d! gesteigerte Volkszahl; 3) daß die vorgeschlagene Eintheilung d neuen Mannschaften die Bemühung erkennen läßt, an neuen Organ" sationen möglichst zu sparen; 4) daß eine Festitellung der Heer stärke in geringerer Zahl auf furze Zeit militärisch feinen Wer! hat, die v-lle Verwiligung und auf längere Zeit au Angesicht! der politischen Lage nothwendig erscheint, damit die Welt wisse, d deutsche Volk sei entf&lossen, seine mit großen Opfern errung Stellung zu behaupten und niht wieder der- Spielball fseint Feinde und das Schlachtfeld Europas zu werden; 5) daß d! Mittel zu Bestreitung des neuen Aufwands vom deutschen Volk do gewiß ebensogut aufgebracht werden fönnen, als von den Völker! ring8um, und gar nicht in Betracht kommen gegen die Opfer, die e! Krieg, selbst ein glücklicher, fordern würde, beschließt: 1) die Ver

bereits eine bedeutende Ziffer erlangt hat:

fammlung erklärt fich für unverkürzte Annahme des Militärges|þ'

daß die von Seiten der Regierung vorgeshlagenen Maßregeln t.

die Männer, welche seine Geschicke lenken, und aus Liebe zu sein=f

Im Algäu, und zwar von Immenstadt ausgehend, ist e"

íVn der „Frankfurter Zeitung“ erklärt der Darmstädter Korresvonder

Dem „Dresdner Journal“ wird aus Wien g!

(Mittags 12 Uhr) über 150 mit einer Gesammtzahl von übt

so daß auch die zweite und leßte Sendung, welhe Sonnabend , def

entwurfs; 2) die Versammlung envartet, daß der Reichstag obre weiteres Zögern die Vorlage in allen wesentlichen Theilen annehme.

Ne:chtsanwalt Kerler richtete eine warme Ansprache an die Versamm- lung, worauf Dr. Otto mir einem begeistert aufgenommenen Hoh auf den Kaiser die Versammlung schloß. Die in Umlauf gesegte Adresse wurde mit Unterschriften bed-ckt und wird demnächst mit den übrigen aus dem Wahlfreis einlaufenden an den Reichstag eingesendet werden.

Asperg, 3. Januar. Eine Petition um Annahme der Militär- vorlage ist heute von bier mit 165 Unterschriften an den Reichstag

en. .- . . ae O nigheim, 3. Januar. Seit vorgestern ist auch hier eine die Militärvorlage betreffende Adresse an den Reichstag in Umlauf und wird nun, mit mehr als 400 Unterschriften bedeck, an ihren Bestimmungsort abgehen. Bemerkt fei nob, daß auch Männer demokratisher Färbung die Adresse mitunterzeicnet Haben.

Neresheim, 4. Januar. Eine Adresse an den Reichstag um Bewilligung der Militärvorlage 1st hier seit einigen Tagen im Umlauf und bat bereits zablreihe Unterschriften erhalten“: S

Kirchberg an der Jagst, 3. Januar. Als wihtigster Absch{luß der Feiertage und des Jahres ist zu verzeichnen eine hier aufgelegte und zahlrei mit Unterschriften versebene Bittschrift an den boben deutschen Reichstag mit dem ebenso ehrerbietigen als dringlichen Er- suchen, der Heeresvorlage der Reichsregierung ]0 rasch als thunlich die volle Zustimmung zu ertheilen. :

Gaildorf, 3. Januar. Nachdem aus er unsere Oberamts {on Ende vorigen Monats etne Petition an den Reihs- tag um unveränderte und_ möglichst rasche Annahme der Militär- vorlage als Ganzes über Stuttgart abgeshickt worden 1ît, wurden beute 21 Eingaben aus den übrigen Gemeinden mit zusammen 1269 Unterschriften und Zustimmungen an das Bureau des Reichëtages nach Berlin abgesendet und von einer Anzahl Wähler aus allen Parteien dem Reichstags - Abgeordneten des _ 13, Wahlkreifes Grafen Heinrich von Adelmann in _Hohenitadt unter Bei- legung eines Gremplars mit der Bitte davon Mittheilung gemacht, im hohen Reichstage für die Petitionen eintreten zu wollen. Die Petitionen sind von Reichstagswählern aller Stände und Be- rufsarten unterzeichnet und es finden si „darunter au), Namen, deren Träger selbst ultramontanen und temokratischen Ansichten huldigen, obwohl unter der g s ee E E in einigen G emein- den die Betheiligung 1chwach war. un A S ; E E 4. Januar. Die vom Ausschuß des liberalen Vereins in der Militärvorlage angeregte Adre!e erhielt 662 Unter- schriften und wurde gettern an den Reichstag übermittelt.

Jn einer am leßten Tage des alten Jahres abge- haltenen Versammlung „eines ehrbaren Kaufmanns hat, wie üblich, die Handelskammer zu Hamburg ihren Jahresbericht für 1886 erstattet, dessen Einleitung nach der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ folgendermaßen E

“Nach mehreren Jahren geschäftliher Muthlosigkeit ift in diesem Fahre eine entschiedene Wendung zum Besseren in den Verhältniffen Les Welthan®els zu verzeibnen. Zwar dauerte während der erîten Halfte des Fahres die lustlose und gedrükte Stimmung an, weclche wir in unserem letzten Berichte zu kennzeichnen hatten, und welche in einem Ueberwiegen des Angebotes in allen Waarengatitungen, sowie in einem immer weiteren _Zurückweicen der Preise ihren Ausdruck fand; in er zweiten Hälfte aber trat zunächst bei einzelnen wich- tigen Imvortartikeln wir erwähnen nur Kaffee, manhe Gewürze, Wolle, Petreleum eine Besserung etn; es entwickelte sich bei zum Theil rasch steigenden Preisen ein lebhaftes Geschäft, wie denn die Unternehmungslust auf allen Gebieten eine größere geworden ist.

Ter gegenwärtige Preisstand ter Waaren ist, wenn man auf eine längere Reihe von Jahren zurückblickt, immer noh ein mäßiger. Dennoch hat die eingetretene Besserung dem Handel ‘erheblichen Nuten gebracht, da derselbe, wie wir es im leßten Bericht als er- forderlich hingestellt haben, fch mehr und mehr mit dem veränderten Preinivcau vertraut gemacht und dasselbe seinen Berechnungen und Ünternehmungen zu Grunde gelegt hat. Die Befferung selbst wird, abgesehen von einzelnen Fällen, in denen die Preise über das begründete Maß emporgescnellt und zum, Theil auch son wieder von ihrem höchsten Stande zurückgewichen sind, im All- gemeinen als eine gesunde und naturgemäße zu betraten sein. Die während mehrerer Jahre nach den bisherigen An- \hauungen abnorm niedrigen Preise haben der Produktion vielfach keinen Nutzen mehr gelassen und theils zu einer Einschränkung der- selben in manchen Artikeln und in manchen Ländern, theils zu Preis- fonventionen und Begrenzungen der Absatgebiete für die einzelnen Fa- briken geführt, deren erhoffter Erfolg allerdings noch zweifelhaft er- scheint ; andererseits haben die niedrigen Preise belebend auf den Kon- sum eingewirkt, und denselben, auch abgesehen von der Zunahme der Bevölkecung und des Wohlstandes, wesentlich gefördert. Es ist eine Ausaleihung der Produktion und der Kon}sumtion eingetreten, welhe sch niht nur für den Import, sondern auch für denErvort bemerkbar gemacht hat. Mag in manchen In- dustriezweigen Deutschlands in diesem Jahre das finanzielle Ergebniß noch nicht allen Wünschen entsprechen, {o scheint doch auch bier eine Besserung eingetreten zu fein, und jedenfalls haben, so weit die hiesigen Grfahrungen erkennen lassen, die leistungéfähigen Industrien nicht über Mangel an Beschäftigung zu fíagen gehabt. Die ‘deutsche JIndustrie hat seit Beginn der siebziger Jahre in qualitativer und guantitativer Hinsicht schr bedeutende Fortschritte gemacht Von dem hoben Stande, welchen sie erreiht hat, hatte die Handelskammer in diesem Jahre von Neuem Gelegenheit, sich auf ciner Reise zu überzeugen, welche die Mehrzahl ihrer Mitglieder, einer freundlichen Einladung fähsischer Handelékammern folgend, unter deren _[iebenswürdiger und fundiger Führung dur das gewerbfleißige Sachsen mate. .….

Am Sthlufse giebt die Handelskammer folgender Erwartung Ausdru: | S

„Wenn au in letzter Zeit drohende Wolken _am politischen Horizont erschienen sind, fo hegen wir doh die Hoffnung, day es unserem erhabenen Kaiser und seinen bewährten Rathgebern gelingen wird, unserem Vaterlande die Segnungen des Friedens zu erhalten.“

einer Gemeinde unseres

Reichstags - Angelegenheiten.

(W,. T. B.) Ober-Hofgerichstkanzler

Heidelber g, ò. Januar. ber- 1 sowie des badischen

a. D Nofihirt. Viitaited des Reichstages Landtages, ist heute Nachmittag gestorben.

Landtags - Augelegenheiten. _ Der Graf Conrad von Brockdorff-Ahlefeldt auf Ascheberg ift, wie die „Kiel. Ztg.“ meldet, zum Mitgliede des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen worden.

Statistische Nachrichten.

Die „Mitth. der Gr. Hess. Centr. -St. für die Landesstat.“ veröffentlichen die Uebersichten über die Einkommen|teuerver- bältnisse im Großherzogthum Hessen für das Jahr 1886--87. Nach denselben betrug das Steuerkapital (von 900 Einkommen aufwärts) im Jahre 1870 12751 303 „F# und desen Zugang in den 15 Jahren 1871 bis 1885—1886 10 312 572 Æ (80,9 9/0), fo daß dasselbe im Jahre 185—86 23 063 875 errcihte. Im Sabre 1886—87 war dasselbe auf 23 385 §00 M oder um 321 925 M (1,49/0) gestiegen (und zwar waren in den einzelnen Steuerkommissa- riaten 453 840 M Zugang und 131915 # Abgang), fo daß das Steuerkapital sich seit 1871 um 10 634 497 M (83,4%/o) vermehrt hatte.

Die Zahl der Einkommensteuerpflihtigen betrug in 1886—87 193 561, davon in Abtheilung 11 (Einkommen von weniger als 2600 4) 173 £29 (92,286 9/0), in Abtheilung I (Einkommen von 2600 # und

darüber) 14932 (7,714 9/0); von dem Einkommensteuer-Kapital (22 385 800 M) entfielen auf Abtbeilung IT 11 690 295 4 (49,989 9/0), auf Abtbeilung T 11 695 505 Æ (50,011 o). A Fn der Abtheilung 11 gehörten 59 772 oder 30,880 9/0 der Steuer- vfliGtigen der niedrigsten (1.) Klasse mit cinem Einkommen von 500 bis 599 M an. ibr Steuerfapital betrug 1793 163 Æ# (7,668 9/0). Die böcsten Klassen in Abtheilung T mit Einkommen von 46 000 M und darüber zählten 96 Steuerpflihtige (0,050 9/o) mit 2055 200 4 Steuerkapital (8,788 9/0). Der am höchsten Befteuerte (Klasse 3231 mit 3224 000 M Einkommen) ift eine Aktiengesells{aft in Mainz. Non Aktiengesell\Gaften und Kommanditgesellschaften auf Aftien ind 34 mit einem Steuerkapital von 905 504 M einkommenfteuer-

pflichtig. 2 i :

(A. C.) Vei dem englischen Patentamt gingen 1m abgelaufenen Jahre 17162 Gesube um C Patenten ein, oder 1061 resp. 52 mebr als in den Jahren und 1884.

London, 3. Januar. (A. C.) Die Londoner Lokal - feuern merden in diesem Jahre etwa # d. für das Pfund mehr betragen als im Vorjahre, denn dem in der letzten Wotenversammlung des hauvtstädtisben Bauamts genehmigen Voranschlage zufolge werden die Einnabmen dieses Amts für 1887 1716 753 £, die Ausgaben 1 794 624 £, das Defizit also rund 80 000 £ betragen, sodaß der Theil der an dieses Amt, dessen Thätigkeit baupt\ählih der - Ver- \chönerung des Westends zu Gute kommt, von den verschiedenen Kir- spielen Londons zu zahlenden Lokalsteuern von 6,88 d. pro Pfund auf 709 d. erhöht werden muß. Für die Verzinsung der Anleiben des Bauamts sind in dem Voranschlage nit weniger als 931 545 £, also fast die Hälfte der ganzen Ausgaben, angeseßt.

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Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Die dem Reichstag gemachte Vorlage, betreffend die Begrün- dur.g einer Physikalis-Technischen Reichzanstalt, is Einwendungen und Mitkverständnissen begegnet, welhe den Geheimen Regterungs- Ratb Dr. W. Förster veranlaßt haben, in einer im Verlage von Julius Svringer hier erschienenen kleinen Broschüre („Die Phy!t- kalischb-Technishe Reichsanstalt“, Preis 50 ch) mit seiner Autorität für die Vorlage einzutreten Gegner der Vorlage aus der kleinen Schrift überzeugen, daß \{chwer- lich so günstige Umstände zur Verwirklichung „dieses großen geiitigen und materiellen Fortschritts deutscher Kultur“ wiederkehren werden.

Von der Publikation „Die ôsterreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild* ist foeben die 27, Lieferung erschienen. Dieselbe bildet das 7. Heft der Abtheilung „Ungarn“ und brinat im Tert die Fortseßung der Abbandlung „Das Zeitalter der Köniae aus dem Hause Habsburg“ von Julius Pauler; von den Fslustrationen sind zu erwähnen die Porträts von Nikolaus Zrinvi, Peter Zrinyi, Franz Wes lenyi, F. von Nádasdy, Emerich Thöksöly, Helene Zrinyi, Georg Széchényi, Michael Teleki, Franz Ráfkóczi, die Zeichnung von der Belagerung Ofens 1686, Gefecht bei Essegg 1687, Krönung JIoseph's I., Schlacht bei Zenta sowie Genrebilder und Figuren aus dem Kriegsleben der damaligen Zeit.

‘Gewerbe und Handel.

Pfandbrief -Institut sind bis Ende 20 238 300 A 49/oige, 4525700 M 4}9/oige und 9457200 M 59%oige, zusammen 0 899 500 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 6618 300 1%/%ige, 18241200 M 49/oige, 29 989 800 M 439/oige und 4 958 400 MÆ. 5 S/oige, zusammen 59 807 700 X Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslih sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 481 500 #, im Laufe des Monats Dezember 1886 angemeldet 1 Grundstück mit cinem Feuer- Versicherungswerthe von 48 75D) Ah 4 l

Köln, 6. Januar. (V. T.B,) Nah der „Kölnischen Zeitung“ bâtten die deutshen Sprengstoff-Fabrikanten beschlossen, die bestehende Preisübereinkunft am 1. April aufzuheben.

Leipzia, 4. Januar. Die „Wz. Ztg.“ berihtet von der ersten Leivziger Lederbörse: Die Preise stellten sich bei ziemli regen Umsäten wie folgt:

Vom Beextruerx

Dezember 1886 6678300 M 3s/oige,

4 _— 7 .)

4 O

Börsenpreise für erprobte gute und beste Qualitäten ca. 220 My Pio: f, extrafeine Qualitäten

_ Meßpreise (für Meß-Sortimente)

Deutsches Roßleder Ia 180—220 4d p. Pîd. Buenos Ayres do. Ia ca. 250—300 , L Braune Kip!e zu Stiefeln ca. 6—Md. la . Braune Kipse zu Pan- M Schwarze Kipse ca. 4p7d. per Haut la A Schwarze Kipfe ca. 6p\d. per Haut Ia ; Braune Fahlleder ca. 19pfd. per Haut ; Braune Fahlleder ca. 11 M A —- Vacheleder ca, 30pfd. per Haut Vadcheleder f starke feinste | nur Ia i O =T60 Deutsh- und Wild- Brandsohlleder . Zahmsohlleder .

160—185 185—220 S p. Pfd. 110—120 220—270

200 —230

180—210 160—290

130— 160

Po loo chwere und Kühe

110—125 120—140

135—140 ,„ Y 155—165 , / (für \chwere Ochsen) 160165 S p: Psd. Ca, 100 y 2

Trierer Sohlleder . Siegener do. i E Cschweger do. Prima Salzleder 140—150 Eschweger Mon Po, Blankleder, Geschirrleder blieb unverändert im Preile, ebenso lohgare und alaungare Schaffelle zu den annähernd seitherigen Cour]en. Es ist zu berücksihtigen, daß _Meßpreise und Börsenpreise deshalb von einander abweichen, weil erstere für weniger gut jorttcte und ur weniger gut getrocknete Waaren gelten, als leßtere, welche nur erprobt guten Qualitäten je nah Renommée des Fabrikats und der Sortimente bewilligt wurden. Bon den Meßstapeln blieb Vieles unverkauft und wurde in Konsiguation gegeben. Robe deutsche Häute stellten sich im Preise folgendermaßen: Rohe Ochsenhäute (rothe) über 80 Pfd. 38 —40 S per Pfd., \chwarze 32—33 -Z per Pfd., unter 80 Pfd. = 32 4 ver Pfd. Rohe Kuh- über 80 Pfd. = 39 F per Pfd., bis 80) Pfd. = 33 F per Pîd., leichte trockene Haute 80—90 S per Pfd. für 16—18pfündige Häute. Robe Kalbfelle 3—4pfündige Haute 150—155 4 per Pfd. Rohe Scaffelle 395—38 „9 per P\d. London, 3, Januar. (A. C.) Wie sehr das Schiffsbau- gewerbe, eine der wichtigsten Industrien des Königreichs, darnieder- liegt, beweist der soeben veröffentlihte Ausweis über die Zahl und den Tonnengebalt der im Jahre 1886 am Tyne und am Clyde, wo die größten Schiffsbauwerften 1nd, gebauten Schiffe. Darnach wur- den im verflossenen Jahre am Tyne 66 Schiffe von zusammen 82 800 Tonnengehalt vom Stapel gelaffen, gegen einen Gesammt-Tonnen- gehalt von 177 115 Reg.-Tons 1m Iahre 1881, 208 406 in 1882, 916573 in 1883, 124221 in 188384 und 106 447 Reg.-Tons im Jahre 1885, so daß von den leßten 6 Jahren das verflosene das sckchlechteste war. Mcht besser say es aut Clvde aus, denn dort wrourden m eben verflossenen Jahre 166 SwHiffe von zusammen 172440 t vom Stapel gelassen, gegen 941 Sie von zusammen 193458 t im Jahre 1855, sodaß sih au bier cine bedeutende Abnahme in der Zahl der vom Stapel gela}]enen Schiffe zeigt, obschon die im Jahre 1886 gebauten Schiffe einen

N ta. 10 Soßhlleder

größeren Tonncngehalt hatten als die im Jahre 1885 gebauten. Für

Ertbeilung von | 1885

| fabren

Hoffentlid werden fh die.

das eben begonnene Jahr scheinen dagegen etwas bessere Aussichten vorhanden zu sein, denn es sind ziemli bedeutende Aufträge für neue Sciffe am Markte, von denen die Schiffsbauer am Tvne und am Clyde sch einen großen Theil sibern zu können hoffen.

Glasgow, 5. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Wohe 6300 gegen 5000 Tons in derselben Wocbe des vorigen Jahres. :

Helsingfors, 23. Dezember. Laut amtlicher Bekanntmachung ist der finnländische Eingangs8zoll auf Chilisalveter für das Jahr 1887 bis auf Weiteres auf 20 Penni pro 100 kg fest- gesetzt worden.

Verkehrs - Anstalten.

Zur beguemen Einlieferung von Packeten M i Berlin, abgesehen von den zablreichen Stadt-Postanstalten, au durch diePacketbestelleinribtungenundPacketwagen der Po Gelegenheit geboten. Sämmtliche im Dienst befindlichen Paet- besteller sind zur Entgegennahme gewöhnliher Pakete behufs Weiter- esorgung zur Post verpflichtet. Auf s\chriftlihe Aufforderung mittels Postkarte an das Kaiserliche Paket-Postamt in Beclin N. (Oranienburgerstraße 70) findet sich der Packetbesteller zur A‘b- bolung der Padckete in der Wohnung des Absenders besonders ein. Auch in diesem Falle ist nur die gewöhnlihe Einsammlungz2g entriéten, also ein Betrag von 15 H bis zum Gewicht von & von 20 4 für Packete von höherem Gewicht.

În Folge der von der brasilianishen Regierung Quarantaine-Maßregeln gegen die von La Plata kommenden Schiffe legen die am ò. jeden Monats von Bordeaux und am #3. von Liffabon nach Süd-Amerika abgehenden Schiffe weder auf der Hin- noch auf der Nütreise in Brasilien an ; dagegen werden die am 20. von Bordeaux und am 23. von Lissabon abgehenden Schiffe nah wie vor auf der Hin- und Rütreise die brasilianischen Häfen Pernambuco, Babia und Rio de Janeiro berühren, jedoch nicht mebr bis zum La Plata durh- Mit den erstgenannten Schiffen können hiernach feine Briefe nad Brasilien, mit den leßtgenannten keine Briefe nach Argen- tinien, Paraguay und Uruguay befördert werden

München, 4. Januar. (Allg. Zig) Der bayerischen Staatseisenbahnen gesammte Betriebslänge betrug am 1. Januar 4522,201 km; davon entfallen auf die Lokalbahnbetriebs- leitung 187528 km. Stationen gab es 750, davon auf letzterer Leitung 71.

London, 5. Januar. Der Union-Dampsfer „Pretoria hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt.

London, 6. Januar. (W. L. Der Union-Dampsfer „Spartan“ ist auf der Heimreise gestern in Pírmouth ange- kommen.

(Mi Si S, Mea Ie

B ) ch.

Berlin, 6. Januar 1887.

Zum Besten des unter dem Protektorat Ihver Katllerlicen und Königlihen Hoheit der Kronprinzessin stehenden Lette- Vereins ist au in diesem Jahre ein Cyklus von Bor - trägen veranstaltet worden. Der erste derselben fand gestern Abend im großen Saale des Architektenhau'es statt. Hr. Dr. Rudolf Leh- mann beleuchtete in geistvoll-fritisher Ausführung die fulturhistorishe Stellung Swopenhauer's. Dem Vortrage wohnte ein zablreihes, zumeist aus Damen bestehendes Publikum bei, das dem Redner am Schluß lebhaften Beifall spendete. Am nächsten Mittwoch wird der befannte Afrikaforscher, Missions-Superintendent Merensky, über das Opbir Salomo's sprechen, das man in den Goldfeldern Südoît- Afrikas wieder entdeckt zu haben meint.

Im Hôrsaale des Pharmakologiscen Instituts der Universität in der Dorotheenstraße begann gestern Abend die erste der öffentlichen Vorlesungen für Gewerbtreibende, welche die Polytech- nische Gesellschaft mit den Mitteln veranstaltet, die ihr all- jährlich von der Stiftung der Berliner Gewerbe- Ausstellung des ahres 1879 speziell zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt werden. Dr. Fisder, der auch im Vorjahr die Vorlesungen eröffnete, spra einleitend zu dem Thema: „Die chemischen Materialien in der Technik, ihre Darstellungsmethoden und ihre Prüfung auf Reinheit und Werth."

Hirschberg i. Schl., 7. Januar. (W.T.B.) Infolge heftiger Stürme und enormer Schneeverwehungen sind aufs Neue große Verkehrsstörungen nah allen Seiten hin eingetreten. Bei Riebnitz entgleisten 7 Wagen eines GUterzuges. Ver ge\lrtge Berliner Abendzug ist erst heute früh angekommen. Der Verkehr in der Richtung Breslau ist gesperrt. Zwischen Ianowiß und Schildau ist cin Zug stecken geblieben, da die Maschine entgleijte. Bei Merz- dorf ist die Strecke vollständig verweht. Die Richtung Schmiede- berg bei Zillerthal ist gesperrt, sodaß Züge nit verkehren.

Mit der vorgestrigen Aufführung des „Fidelio n N önig- lihen Overnhause hatte der neu engagirte Kapellmeti|ter Dr. Deppe Gelegenheit, sih auf das Vortheilhafteste einzuführen. Der große Fleiß, welchen der neue Orchester - Dirigent auf die Ginübung der flassishen Musik verwandt hatte, wurde reichlih belohnt durh die Anerkennung, welchen die gebotene Leistung bei dem aufmerksam lauschenden Auditorium fand; so sorgfältig einitudirk und ausgeführt batte man den „Fidelio*“ lange nit gehört. Eine Eigen- thümlitfeit bestand darin, daß diesmal das Orchester gegen den vofalen Vortrag zurücktrat, während früher die Instrumente die Stimmen der Sänger nur zu oft völlig deckten. Diese Neuerung ift gewiß lobenewerth, darf jedo nit în zu großem Umfange aehand- habt werden, da sonst leiht das Orchester in der ihm vom Kompo- nisten zugedachten Wirksamkeit zu kurz kommt. Mit besonderem Bei- fall wurde die Ausführung gewisser Glanznummern belohnt, fo gleich die nunmehr an die Spiye gestellte große „Leonore“-Duvertüre, das Pianovorspiel der Gefangenenscene und die Kerkermusik. Was die Beseuung der Rollen betrifft, fo boten Fr. Sach)e-Hossmetter, Fr. Leisinger, die Hrrn. Bez, Rothmühl, Lieban und Krolop Alles, was in ibren Kräften stand.

Im Belle-Alliance-Theater giebt man seit einigen Tagen eine neue fomishe Operette mit gutem Erfolge. „Die hübsche Perserin®", deren gefällige Musik der bewährte Dperetten- Komponist Charles Lecocq geschrieben hat. leidet wie ?o viele Arbeiten äbnlihen Genres unter den Fehlern des Librettos, für welche aber der Reichthum an leichten und einschmeichelnden Melodien entschädigt. Die Musik und die Darstellung sicherten den Erfolg. Fr. Adolphine Ziemaier gewann sich als Trägerin der Hauptrolle (Namuna) ichnell wieder die Gunst des Publikums, welches durch dle Anmuth des Spiels und die sympatbishe Stimme gleih- mäßig erfreut wurde. Frl. Fischer war als persisher Prinz etne aratóse Erscheinung; sie spielte mit vielem Humor, nur hade, daß das Timbre ihrer Stimme für diese Rolle sich niht recht eignet. Von den männlichen Partnern war Hrn Steinberger in dem Kadi eine danfbare Aufgabe gestellt worden, die er mit all feinem Humor treflich zu lösen wußte. Hr. Swoboda stattet, wie die Berliner wissen, jede Rolle mit frischer Laune aus, und seine Stimme tit noch immer wirksam. Reicher Beifall wurde allen mitwirkenden Kräften verdientermaßen gespendet.

Der kleine Josef Hofmann bat in dem von ihm gestern in der Sing-Akademie veranstalteten eigenen Concert, in welchem nur Klavierkompositionen vorgetragen wurden, gezeigt, daß au seine Aus- dauer eine für sein Alter ganz ungewöhnliche ist. Nabe an zwet- stündiges Spielen der \{chwierigsten Stücke hatte die Kraft seines An- \chlags, die Geläufigkeit seiner fleinen Finger und die Präzision |einer Auffassung nicht im mindesten abzushwächen vermocht, und er war, als er nach Erledigung des Programms die Weber'sche Polacca zugab, noch ebenso frisch wie bei Beginn des Concerts. Setne

staunenswerthe Virtuosität, dieer gestern Abend besonders in den Rameau-