1907 / 101 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Apr 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Die Anweisung den us zu dem ermäßigten se Von 1 gs Fr S V7 erfolgt Q Laaer f ónig- lichen Landesaufna er, NW. 40, Hexwarthstraße 2 und 3.

Berlin, den 24. April 1907. :

Königliche Landesaufnahme. 7 Kartographische Abteilung. on nidi, Oberstleutnant and Abteilungschef.

NAichkamkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. April.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute im N Schlosse zu Homburg die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Jnfanterie Grafen von Hülsen-Haeseler und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus.

Jn der am 2. April d. J. unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Grafen von Posa- dowsky-WehnerabgehaltenenPlenarsißungdesBundes- rats wurde den Ausshußberihten über den Entwurf eines Geseßes, betreffend die Bestrafung der Majestätsbeleidigung, und über die dritte Ergänzung zum Reichshaushaltsetat für 1907 (Erweiterung des Kaiser Wilhelm: Kanals) die Zustimmung er- teilt. Die Vorlage, betreffend einen Zusaßvertrag zwischen dem Reiche und Norwegen zu dem am 19. Januar 1878 ab- aeshlof}senen AUolleferungavertrage: wurde dem zuständigen Ausschusse überwiesen. Ferner erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daß der Entwurf eines Geseßes zur Aende- ape des Gesetzes, betreffend den Schuß von Vögeln, vom 22. März 1888, und zur Einführung des Vogelschußgeseßes in Helgoland sowie der Entwurf eines Gesehes, betreffend die Aenderung des Gesetzes über den Cal swohnsiß, dem Reichstage vor- gelegt werden. Dem Nusschu A über den M von

estimmungen, betreffend die Einri tung und den Betrieb von Anlagen zur Herstellung von Alkali-Chromaten, wurde zu- gestimmt. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß

gefaßt.

Der Termin für die allgemeine Berufs- und Betriebszählung ist vom Bundesrat auf den 12. Zuni d. J. Festgeteht. Die L findet im Sommer statt, um die deutsche Volkswirtshaft in möglichster Entfaltung aufzunehmen. Auch die früheren Erhebungen fielen in den Zuni. Wegen der großen Arbeiten und Kosten können die Berufs- und Betriebszählungen nur selten stattfinden. Bisher sind überhaupt nur zwei, die erste 1882, die zweite 1895, vorgenommen. Seit der leßten hat sih das Erwerbsleben besonders \chnell entwickelt. Zweifellos wird deshalb die Statistik große Veränderungen in der deutschen Volkswirtschaft aufweisen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Roon“ am 23. April in Hampton Roads eingetroffen.

S. M. SS. „Niobe“ und „Jltis“ sind gestern in Tfingtau eingetroffen.

- S. M. S. „Fürst Bismarck“ geht mit dem Chef des Kreuzergeshwaders heute von Yokohama nach Tsingtau in See.

S. M. S. „Jaguar“ geht morgen von Hankau nach Kiukiang (am Yangktse) ab.

Der Cl oon d e Transport der von S. M. S. „Condor“ abgelösten Besaßung ist mit dem R.-P.-D. „Yorck“ gestern in Adelaide (Südaustralien) eingetroffen und se t heute die Reise nah Fremantle (Westaustralien) sort.

. Truppenübungsplaß Döberiß, 26. April. Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel-Friedrich hat vor- gestern einen bedauerlihen Unfall erlitten. Als Höchstderselbe den Dienst bei seiner Kompagnie beginnen wollte, scheute, wie das „W. T. B.“ meldet, das Pferd vor einer roten Signal- Fahne, die cin Untcroffizier trug. Das Tier shnellte mit dem Kopf in die Höhe und s{hlug Seine Königliche Hoheit den Prinzen so heftig gegen die Schläfé, daß Höchstderselbe bewußtlos vom Pferde fank. Die Meldung, daß Seine Königliche Hoheit der Prinz eine Gehirnerschütterung erlitten habe, ist nah ärztlicher O unbegründet, es handelte sich nur um eine vorübergehende Betäubung, Jn einigen Tagen dürfte Seine Königliche Hoheit seinen Dienst wieder aufnehmen.

Hessen.

Seine Majestät der Kaiser und König traf gestern vormittag nah 10 Uhr, wie das „W. T. B.“ meldet, von omburg zur Besichtigung des Jnfanterieregiments Kaiser A (2. Großherzoglich Hessischen) Nr. 116 in Gießen ein, wo kurz zuvor auch Seine Königliche Hoheit der Groß- herzog Ernst Ludwig angekommen war. Nach einer Gefechts- bung des Regiments und der Abnahme des Parademarsches durch Seine Majestät den Kaiser und König seßte Sich Allerhöchstderselbe mit Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog an die Spiße der Fahnenkompagnie und ritt in die festlich geshmückte Stadt ein. Jm Offizierkasino des Regiments in der alten Kaserne wurde ein Frühstück ein- genommen, worauf Seine Majestät der Kaiser und

König wieder nah Homburg zurückehrte.

Oesterreich-Ungarn. Das ungarische Abgeordnetenhaus hat gestern,

„W. T. B.“ zufolge, die Vorlage, betreffend die konfessio- nellen Schulen, auh im einzelnen angenommen.

Großbritannien und Frland.

Die Kolonialkonferenz verhandelte gestern über Naturalisierung und Auswanderung. Wie das „W. T. B.“ berichtet, wurde eine Resolution zu Gunsten der Förderung der Auswanderung nach den Kolonien anstatt nah

emden Län i genommen. Der Staats- ekretär des f ach über die Verschieden- eit der Na “in den einzelnen Kolonien,

worauf die Weit wurde. B

Naturalisationsfrage vertagt

Im Unte 1 gestern verschiedene Jnter- pellationen seßung der Beratung des Marinebudget rdnung.

Nah dem Be B.* befragte der konservative Abg. Lonsdale die der gegenwärtige Stand der

land und Rußland über ren in Persien sei. Der Edward Grey entgegnete, er

Pater a e ans j die beiderseitigen ( Staatssekretär des A

fônne (eann lung über die Natur irgend welher Unterhandlungen Persien, machen. Der Abg. Bowles (Kons. n Staatssekretär, ob er eine

agte amtlide Nachri Ble j der D inte Drie Pe rsien dur die Tät enges Betriebsabkom sekretär Sir Eward Grey Teheran seten Nachrichten üb der Nationalbank zugegangen worden. Der Abg. Byles ee der Verwirrung,

eldungen angerichtet lihe Haltung der

er hervorgehe, daß zwischen nd der Mültonalbank von tschen Gesandten in Teheran ein tande gekommen sei. Der Staats- derte, dem britishen Gesandten in eutsche Beihilfe bei der Errichtung le seten jedo bisher nicht bestätigt

al) ersuhte den Staatssekretär an- le dur die sich widersprehenden Mitteilung, welches die anfäng- en Negierung im Haag zu der vorgeschlagenen Begrenzung der A ungen ein werde. Der Staatssekretär erwiderte, die den britishen Bevollmächtigten zu erteilenden Anweisungen würden gegenwärtig erwogen; er könne legt keine Erklärung abgeben und angesichts des Umstandes, daß die

ünshe und Absichten der anderen Regierungen in Erwägung ge- zogen werden müssen, bestehe die Möglichkeit, daß jede weitere Mit- teilung der Vorschläge einer Regierung Anlaß zu der Verwirrung geben würde, welche Byles beklage. i

Hierauf wurde die Beratung des Marinebudgets wieder aufgenommen. / /

Im Laufe der Diskussion erklärte der Zivillord der Admi- ralität Lambert, daß auf britishem Gebiete 26 private und staatlide Docks vorhanden al en, die fähig seten, ein Schiff von dem Typ der „Dreadnöught* aufzunehmen. In der Frage, ob Rosyth als Flottenbasis geeignet sel, würden gegenwärtig von Sach- verständigen Versuche an Ort und Stelle angestellt, deren Ergebnis die Admiralität sorg in Erwägung ziehen werde. Das Re- gierungsdoX in Haulbowline (Grafschaft Cork in Irland) solle bis zu einer Länge von“ 600 Fuß erweitert werden, sodaß es jedes der augenblicklich vorhandenen oder geplanten Kriegsschiffe aufnehmen könne. Im weiteren aue der Verhandlung führte der Abg. Lee (kons.) aus, daß die Nordseeflotte zur Zeit keine leistungsfähige Basis habe und daß die Verzögerung in der Anlegung der Basis in Rosyth etwas Unglaubliches “sei und große Gefahren enthalte. Balfour betonte dle \trategishe Bedeutung der neuen Basis an der Ostküste E e der Regterung jehr ans Herz, nicht von der Politik des vorgen Ministeriums

L abzugehen. Der Parlamente der Adniralität Robertson führte aus, die Regierung set eine Flotten-

übezeugt, da

station moderner Art an dex Ostküstenotwendig A4 und seiner Ansicht

nah wiesen alle AnzeiWen noch imntr auf Rosyth als den am besten elegenen Ort hin. Die Admiralit& sei mit der Vorbereitung der läne beschäftigt, die fch sehr starkl’an die der vorigen Regierung an-

lehnten; man werde niit der Arbei beginnen, sobald die Pläne ge-

nehmigt seien, gleichwohl werde die'Ausführung langwierig sein.

Die Bill, betreffend die An/age eines Tunnels unter dem Aermelkanal, ist gestert von den Mitgliedern, die sie eingebraht haben, zurückgezogen worden.

Die Neihsduma lehrte gestern einen von 32 Mitgliedern der Rechten. elf gebrachten Anirag, einen Tag nah den Oster- feiertagen fe gusegen, an ' dem über die Mi A ERNN politisher Verbrechen verhandelt werden soll, mit 23 gegen 127 Stimmen ab.

Im Laufe der Debatte waren die Redner der Rechten, „W. T. B.“ zufolge, unter Hinweis auf die sh mehrenden politishen Morde für baldige Verhandlung des Antrages eingetreten und hatten das Haus gebeten, ihnen Gelegenheit zu geben, nachzuweisen, daß, wenn das Haus setner Mißbilligung yolitisher Verbrehen Ausdruck gäbe, viele Menschenleben gerettet werden könnten.

Im Namen der. Sozialdemokraten brachte der Abg. Cereteli darauf Anträge auf Jnterpellationen ein, be- treffend die Unterdrückung von gewerkschaftlihen Organisationen durch deu Präfekten von St. Peters- burg, und betreffend den vorgestern in der Fabrik Tschesher im Wiborger Stadtteil St. Petersburgs aus- gebrohenen Ausstand. |

Der A Golowin eklärte, er habe noch niht Zeit ge- habt, die Interpellationen zu lesen und könne deshalb eine Debatte über dieselben niht gestatten. | Cereteli betonte die Dring- lihkeit der Interpellationen |\und verlangte sofortige Be- sprehung - derselben. Der Präsident erklärte nochmals, er kônne eine Besprehung |\der Interpellationen, ehe er von deren Inhalt Kenntniß genommen, nicht zul«fsen. C ereteli verließ unter Protestrufen der Sozialdemokraten und unter dem Gelächter der Rechten die Fednertribüne. Einigen sozialdemos- kratishen Rednern, die darauf üb|r den Gegenstand sprechen wollten, wurde vom Präsidenten nicht das Wort erteilt.

Das Haus ging darauf zur Weiterberatung der Agra r-

frage über. |

. Im Laufe der Debatte bieltm mehrere bäuerlihe Abgeordnete héftige Reden, in denen sie die Gtundelgentümer, die Regierung und selbst die konstitutionell-demokratishe Partet angriffen, wel? leßtere den Ankauf der Ländereien vorshlaze, die doch von den Bauern mit ihrer harten, unermüdlichen Arbeit bereits mehrmals bezahlt seien. Der Bauer Moroz aus Podolk rief: „Wir stehen vor verschlossener Tür und verlangen Brot, um nicht vor Hunger zu sterben. Wir flopfen leise an, abxr man is fl. Wir klopfen stärker, aber man will uns niht hören. Sollen wir, 100 Millionen auêgehungerter Menschen, tenn die Tür mit Gewalt brechen? Seid auf Eurer Hut, meine Pert Grundbesitzer, noch ist es Zeit, aber bald wird es zu s\pât fin." Der Tambower Bauerndeputierte Kiszelow meinte, wenn dk Regierung und die Rechte niht durch die mit dem Feldgeriht [und den Strafexpeditionen erreichten Erfolge verblendet wären, würden sie die Stimme des Volkes hôren, solange es noch niht zu spät it. „Wir sind nicht gekcmmen, um zu drohen, wir wollen vielmehr die Frage auf fried- lihem Wege lösen, folange dies noch möglich ist; wir befürhten aber, daß selbst eire S von wenigen Tagen und Stunden gefahr- bringend werden kann." Der Bauer Kalukow aus Perm erklärte, er wolle nicht mehr viel Vorte mahen, weil die Frage für ihn sehr einfa liege. Wenn die Jegierung die Stimme des Volks niht hôren wolle, so würden die Bauxn einfa das ganze Land nehmen und auf- teilen, ohne noh viel zu xden.

Es wurde sodann eschlossen, die Sigung zu verlängern, um über die Jnterpelktion wegen der Vorfälle in der Fabrik von T\schesch x in St. P U beraten,

Die Sozialdemokraten griffen in der Diskussion den Stadt- hauptmann in heftigen Ausrücken an; alle seine Handlungen dienten dazu, die Lage für die Abeitershaft unerträglich zu machen und weitere blutige Zufammenstße zu veranlassen.

Um 7 Uhr wurde de Sißzung geschlossen.

(53.) Sizßung, welcher der

L Spanien.

Nah einer Meldung der „Agence Havas“ hat Ministerrat gestern das Marinebud Ha das Î 4 50 Millionen Pesetas beläuft, das sind 15 Millionen 4A, als im Vorjahre, genehmigt.

Türkei,

Das Protokoll über die Annahme der drei- prozentigen Zollerhöhung ist, „W. T. B.“ zufolge, vor- gestern von den Botschaftern eutshlands, Rußlands, Frank: reis, Englands, Oesterreih-Ungarns, Jtaliens einerseits und dem türkishen Minister des Aeußern Tewfik Pascha anderer- seits e Dae Bs chaf

Der deutshe Botschafter Freiherr von Marscha und der türkishe Minister des Mee Tewfik Paf haben gestern die Zusaßkonvention und das Zeichnungs- protokoll über die Abänderung von Nr. 1 des Zeihnungs- protokolls zum deutsh-türkishen Handelsvertrag vom 26. August 1890 gezeichnet. Darin N Deutschland vor- behaltlich der Ratifizierung R den Reichstag bis zum Inkrafttreten des dem deutsch-türkischen Pt ange- hängten Tarifs in die Erhöhung der Einfuhrzölle von 8 auf 11 Prozent.

Afrika.

Jm Hinblick auf die beabsichtigte Einführung des Tabak- monopols hat der Machsen, einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge, drei Schiedsrichter aufgestellt, die den Ankauf der bestehenden Tabakfabriken durchführen sollen, und die "E aufgefordert, ihrerseits je drei Schiedsrichter zur

rzielung einer Verständigung über den Ankaufspreis zu ernennen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Der Reichstag seßte in der heutigen (39.) Sißung, welcher der preußische Kriegsminister, Generalleutnant von Einem und der Staatssekretär des Reichsshaÿamts Freiherr von Stengel beiwohnten, die Spezialberatung des Militär- etats bei den fortdauernden Ausgaben für „Artillerie- und Waffenwesen“ und für „tehnische Junstitute“ fort.

Abg. Pa uli- Potsdam (dkons.): Mit Rücksiht auf die Geshäfts- lage des Hauses und auf den Umstand, daß wir in absehbarer Zeit eine Beamtenbefoldungsaufbefserung8vorlage erhalten werden, habe ih {on bei einigen anderen Positionen dieses Etats auf das Wort verzihtet. Ih hätte mich sonst z. B. den Ausführungen des Abg. Werner über die Büchsenmacher, .die nur ausnahmsweise bet den Truppenteilen Nebenverdienste haben, und über die Oberbüchsenmc cher angeschlofssen. Daß der Generalleutnant Sixt von Armin im vorigen Jahre davon gesprochen hälte, daß die Oberbüchsenmacher Neben- verdienste haben, ist ein Irrtum des Abg. Werner; denn den Ober- büchsenmachern ist ja der Nebenverdienst direkt verboten. Wenn die Kaserneninspektoren ODberbeamte B wie es der General be- hauptete, dann würde ihr Gehalt erst recht in keinem Verhältnis zu ihrer Funktion stehen. Allerdings können die Oberbüchsen- macher in höhere Stellen aufrücken, aber von einem Aufrücken nah Dienstalters\stufen is hier keine Rede, sondern da geht es danah, wie der Herr Vorgeseßte darüber denkt. Die Oberbüchsenmacher können also nie wissen, ob sie für geeignet gehalten werden, in eine solhe höhere Stelle aufzurücken. Der Vergleich der Büchsenmacher und O O mit den Meistern, Obermeistern, Revisoren und Oberrevisoren, wie ihn das Kriegsministerium macht, hinkt doch gewaltig, Was die Meister in den infanteristischen Instituten betrifft, so habe ich im vorigen Jahre die Verwaltung um Aufbesserung dieser Kategorie gebeten und werde abzuwarten haben, welche Wirkung diese Bitte zeitigt; aber darauf muß ich doch hinweisen, daß diese Meister keinen An- spruh auf feste Ansteluyng und Pensionsbezug haben, wie bei den artilleristisGen Instituten. Es ist zwar in Aussicht gestellt, daß hier r Einrichtungen geschaffen werden sollen, und das geht auch nicht fo aus dem Handgelenk von heute auf morgen; aber inzwischen haben die betreffenden Beamten wieder ein Jahr vergeblih gewartet. Von den Revisoren gilt das gleiche. Die Meistergebilfen find seit eintger Zeit in ihrer Autorität als Vor- gelegte au ‘s pri den Arbeitern erheblich gesunken, weil hnen keine Anstellung mehr in Ausficht gestellt wird, weil sie au nicht einmal als Meistergehilfen mehr bezeichnet werden sondern einfah als Arbeiter aufgerufen werden. Dabei hat old) Meistergehilfe manchmal 50 bis 60 Arbeiter unter sih. Einer der Meister hat unter seinem Kommando 574 Arbeiter, da wird doch niemand glauben, daß er diese große Zahl allein irgendwie übersehen und dirigieren kann. Diese großen Betriebe TE doch in einzelne kleine Betriebe getrennt und einzelnen Meistern unterstellt werden. Es gibt Gehiljen, die {hon an 15 Jahre als folhe fungieren und solange auf Anstellung gehofft haben; man läßt fie alt und grau werden und“ überläßt nah wie vor einem einzelnen Meister die Leitung so üÜbergroßer Betriebe. Jm allgemeinen sind die Meistergehilfen auch in ihren Bezügen logae nach dem Zeugnis der Arbeiter selbst zu \{lecht gestellt. Sie erhalten niht mehr als gewöhnliche Arbeiter; Aufbesserung ist dringend nötig. Die Zeichner und Techniker haben eine Aulbeleruns allerdings erhalten, aber nur eine geringe Anzahl ist der Aufbesserung teilhaftig geworden; die große Mehrzahl steht in thren Ein- kommensverhältnissen ebenso {lecht da wie vorher. Der „Anzetger für das Havelland" hat sh über diese mißlihen gee unlängst ebenso ausgelassen, wie ih dazu hier hon öfter Gelegenheit

hatte. (Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen inister für Handel und Gewerbe Delbrück und der Justizminister Dr. Beseler beiwohnten, die dritte Lesung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1907, und zwar zunächst die Spezialberatung das Etats der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung ort. 4

Abg. Kösölle (b. k. P.): Die in der Bergwerksverwaltung be- \{äftigten Markscheider haben etnen mindestens ebenso verantwortungs- vollen und s{hwierigen Dienst wie die Landmesser. Ih möchte deshalb den Minister bitten, bei der nächsten Gebaltsregelung dafür Sorge zu tragen, daß die Markscheider den e im Gehalt gleichgestellt werden. Die Bureauhilfskanzlisten in der Bergwerksverwaltung sollten mit den nicht Over aran eee Kanzleibeamten bei der Justiz

leihgestellt werden. Die Löhne der Bergarbeiter im Oberharz ent-. Vreden den dortigen Verhältnissen, namentlich den hohen Lebens- mittelpreisen niht mehr; es wäre deshalb eine Erhöhung der Löhne nur ret und billig.

Abg. Dr. Volt (nl.): Der Minister hat die Angriffe des Abz. Korfanty gegen die obershlesische Bergwerksverwaltung hon ge- bührend zurückgewiesen. Die Arbeiter haben so viel Bummelschichten

emadt, daß sie es si selbst zuschreiben müssen, wenn sie Lohnausfälle hatten. Herr Korfanty hatte demna keinen Anlaß, sich wegen der niedrigen Löhne in Oberschlesien zu beklagen.

Die Diskussion wird geschlossen.

vorzeitigen Abschluß der

(Pole) bedauert, dur rfanty (Pole) a die

hg Kbindert zu \sein, auf die Angriffe des Abg. Dr. P e Antwort zu geben.

lsident von Kröcher: Vorzeitig war der Schluß der Debatte 74 Haus hat gefunden, daß der Schluß berechtigt war.

E Prieve E bedauert ebenfalls, daß ihm das Wort ab-

Tien worden ist (s folgt der Etat der Handels- und Gewerbe-

i U elt (konf.) bringt einige Wünsche betreffs der

Mis, n vor. pienbe o e Biebrih (nl.) tritt für die Einstellung größerer

für die Mädchenfortbildungs\ulen ein.

tat der Justizverwaltung bemerkt j M Eo e N: Ich möte dio Bitte an den Minister # A er den nahgeordneten Instanzen die Aa gibt, über ahrungen zu berichten, die sie über die gute oder {lechte Wirkung raphischen, des eigenhändig geshriebenen Testaments gemast l und zwar ob nah den gemahten Wahrnehmungen solche (hriftlichen Testamente beijeite gebraht worden {ind, 2) ob \ich «l gegen deren Echtheit und mit welhem Erfolge erhoben haben, z) ob die formellen Ange der eten Testamente zu ihrer fit und die materiellen 2 ängel zu ihrer Wirkungslosigkeit | aben. Die alten Römer sahen in dem Testament den leßten terbenden, au wir wollen an unserem Teile alles tun,

: Trost zu erfüllen, hg Dr. Keil (nl.) bittet den Minister, den Neubau des Kammer- (s möglichst zu beshleunigen, Es hätte s{chon längst etwas ge- E müssen, namenilih die Gerichts\hreiberei sei \{chlecht unter- t, und es fehle vielfah an Nebenräumen. Die Oberstaatsanwalt- ind zwei Senate hätten ausquartiert und in eigenen Mietsräumen «ne Miete von 28 000 X untergebraht werden müssen. Es sei end zu wünschen, daß in den nächsten Etat {hon die erste Nate den Neubau eingestellt werde. Die Verfügung des Ministers

Peshleunigung der Justiz sei vom Publikum freudig begrüßt

hierau nimmt der Justizminister Dr. Beseler das Wort. Miu des Blattes.)

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, be- nd die Herstellung von Zigarren in der Haus- cit, nebst Begründung zugegangen.

Kunft und Wissenschaft.

Pp. Die Aprilsizung der Berliner Gesellschaft für feopologie fand eie Vorsitz des Professors Dr. von Steinen da der Erste Vorsißende Professor Dr. Lissauer 3. Z. auf einer in Algerien ist, wo er prähistorishen und anthropolo- n Studien obliegt und im Rees über das Verhältnis der len zu den anderen nordafrikanishen Bevölkerungen ggen (t, Der Vorsitzende widmete den inzwischen verstorbenen . Mit- ern, namentlich auch der Erinnerung an Ernst von Bergmann Arthur Baeßler, warme Worte. Von der hochherzigen Schenkung ehteren an das Museum für Völkerkunde eine überaus reiche mlung peruanisher Altertümer .— wird in der Lichthalle êunstgewerbemuseums eine Ausstellung veranstaltet. Von der Gesellschast naturforshender Freunde in Upsala ist an die diesseitige Gesellshaft die Aufforderung zu einer Ehrung 8 an seinem auf den 23. Mai treffenden 200. Geburtstage er- en, Der Aufforderung foll gebührend entsprohen werden, ebenso iner von Paris ausgegangenen Anregung, dem großen Forscher ick dort ein Denkmal zu setzen und dafür einen Beitrag zu

Wor Eintritt in die Tagesordnung erhielt zunächst der Direktorial- eit Dr. Max Schmidt Gelegenheit, einem in leßter g gegebenen Versprehen Folge zu geben: Es handelte 1m Ausyackung eines der Originalmumiensäcke der t durh das Museum erworbenen peruanischen ertümer. Der etwa einen Meter hohe und etnen halben Meter Durhmefser haltende Sack aus starkem, wohlerhaltenen Baum- gewebe wurde geöffnet und ergab soglei die Ueberrashung, daß vrähtiger Federmantel (Ponho) hervorgezogen wurde, dessen jen rot, grün, blau, weiß noch in voller Frische erschienen. Skelctt lag in Hoker|stellung; es berührte eigentümlich, als ein henarm dem ihn ums{ließenden reichgestickten Aermel ent- en wurde. Sehr bemerkt wurde der gute Erhaltungszustand nigfaltiger, nah der Sitte der alten Peruaner dem Toten mit- benen Gegenstände des täglihen Gebrauchs. Herr MTNanN Wie dem die vor einigen * Jahren erlebte Veffnung fgebigen Gräberfeldes bei Wilmersdorf am Scharmügzelsee zu n ist, führte Beschwerde darüber, daß in diesem an prähistorischen herfeldern so überaus reihen Gelände in neuerer Zeit arge Ver- ung an zahlreihen Grabhügeln getrieben wird. Solange der n mit Kiefern bestanden war, blieben die flahen Hügel vor Ver- ng bewahrt, seitdem aber die Bauernheide abgeholzt ist und die erbank als Besitzerin des Terrains am Nord- und Südufer des [mit Parzellierungen vorgeht, werden die aus lose geshichteten Steinen henden Hügel abgetragen, die Steine zum Bau einer benachbarten ussee verkauft und dabei die Urnen ahtlcs Gs und zerstört. nd hauptsählich vier Punkte, auf welhe die Aufmerksamkeit der tsierten Museen zu lenken ist, ehe größerer Schaden geschicht : Vohhütte am Nordende des Sees (wo Busse bei einer Versuchs- ng u. a. eine große bronzene Nadel fand, die er dem Museum gnete), alsdann an der Ostseite Diensdorf, das Land en Radlow und Glienecke, und die Umgebung von esienhof (die einst von Emilie Wegener bewohnt gewesene v) Von einem anwesenden Gaste aus Kelce Valizien wurde ein merkwürdiges Naturspiel vorgelegt, ein ratisches Stück natürli (weiß und braun) behaarten Kalbfelles, Uf weißem Grunde einen handgroßen braunen Fleck zeigt, der Zuhilfenahme der Einbildungskraft den Kopf eines bärtigen hen Juden darstellt. Es entsteht die Frage, ob hier aus- lh der Zufall Meister gewesen ist oder ob, was nit un- theinlih, die Ursache der Entstehung dieser seltsamen Zeichnung uler physischer Eindruck auf die tragende Kuh gewesen ist. E, F. A Hoffmann würde nicht Jer gewesen sein, dazu eine tastishe Eczählung zu erfinden. Noch wurden von Professor uan einige eolithishe Splitter aus Aegypten vorgelegt und e eimrat Fritsch das jeßt vollendete, für das Studium von feln und Nerven in hohem Grade instruktive Bild vom Menschen, bon Bildhauer Rauh, wie aûs einer früheren Sißung berichtet, ‘stellt worden ift und in 10 Exemplaren den Mitgliedern der Ge- haft angeboten wird.

Den ersten Vortrag des Abends hielt der Professor „Vans Virchow über die Zähne des Menschen, elondere die Molaren (Ballenzähne). Der or-

Pte erklärte einleitend, daß er von keiner Entdeckung zu 1a habe, sondern nur auf die orene Bedeutung vollster h farb hinweisen und zur Besch ftigung mit dem interessanten tislan e anregen wolle. Bekannt sei jedermann, daß das voll- ite Gebiß des Menschen 32, das MUGgebh 3 Zähne weniger &, aber darüber hinaus geben sh die Menschen wenig Rechen-

on ein wie vollkommenes mechanishes Kunstwerk das Gebiß darstelle. Drei Merkmale seien es vor-

t h, die als Zeugnisse für leßtere Behauptung an- ‘ten seien: 1) d t leven der Zähne, welches bewirkt, des Obergebisses f\tets auf zwei Zähnen

ein abn Untergebi}ses aufliegt, bei den Baclzähnen auf 4 des einen und 3

ünderen gegenüberliegenden Unt es, 2) das dichte Zusammen- le: fine, erlegen en Unterzahnes, 2) dte Z

ewirkt, daß nihts dazwischen geraten könne,

- des Menschen besteht ein mittleres A

eine Eigenschaft des normalen Gebisses, die an den Backzähnen durh eine Stufe an der Zahnkrone erreiht werde, 3) das Ueberstehen der Zähne des Obergebifses über die des Untergebisses, erreiht dadurch, daß entweder die Reus etwas breiter sind, oder etwas E Diese Eigenschaft unterliege bei ern Tieren mannigfachen Abänderungen, je nachdem wie den Raubtieren dadur eine \{herenartige Schnittwirkung erzielt werden soll oder die Tiere auf das erreiben der Nahrung zwishen Ober- und Unterzähnen angewiesen sind, je nachdem also die Wangen- oder die Zungenseite der Zähne mehr gebrauht wird. Ce worau e na der Art, wie man zu essen si gewöhnt, eine a)ymmetrische Abnußung der Zähne ergeben kann. Das Üeberstehen der Oberzähne ist bei den Vorderzähnen minimal. Recht Uneraes gestaltet ih das oben ge- dachte Alternieren der Zähne bei den Molaren mit Rücksicht auf die Hügel und Furhen auf ihrer Krone, deren Gestalt und Gegen- einanderarbeiten beim Kauen einen hohen Grad von Zweckmäßigkeit zeigen. Die Hügel auf der Breitflähe {sind im übrigen der Umbildung und us an den von den Zähnen gemachten Gebrauch fähig. in Hügel kann \ich ¿. B. in zwei teilen oder eine Verschiebung von der Zungen- nach der Wangenseite er- fahren; es können fh auch ganz neue Hügel bilden, selbst Hoker- bildungen an den Seitenwänden der Zähne werden beobachtet. Sehr häufig wird, bei Tieren besonders, eine fortshreitende Furhenbildun auf der Beißfläche gefunden. Alle diese Veränderungen vollziehen fi meistens innerhalb eines unverändert bleibenden, festen Bandes oder Ringes aus der besonderen, von der Knohenmasse si unterscheidenden, feiner konstruierten und festeren Zahnmasse, dem „Dentin*. Diesem Bande um die Zahnkrone is für die Erhaltung des Zahns eine wichtige Rolle zuerteilt. Der Vortragende führte hierauf eine große Zahl treffliher Lihtbilder von Gebissen von Menschen und Tieren vor und erläuterte im einzelnen die La Eigen\chaften dieser wichtigen Teile des Organismus. Die überaus sorgfältige pee stellung dieser Präparate, die eine volle Anshauung vermitteln, fand bewundernde Anerkennung. Es waren darunter auch Gebisse vorwelt- liher Tiere, beweisend, daß die gleihen Pfade vollendetster Zweck- mäßigkeit ihrer Bildungen von der Natur immer beschritten worden sind. Es \sprach hierauf Dr. Traeger, der im vorigen Jahre Argen- tinien und Paraguay bereist hat, über merkwürdige Zeich- nungen an den Felswänden von Höhlen im Gebiet des oberen Parana, dessen Lauf die Grenze zwischen den genannten beiden Staaten bildet. Der Vortragende war von Landsleuten der deutshen Ansiedlung Hohenau bei Posadas auf eine dieser Höhlen aufmerksam gemaht worden, die vom steilen Uferrande des Parana aus zugänglich sind und deren Eingang bei niedrigem Wasserstandedes Stromes etwa 5 m über dem Wasserspiegel liegt. Bei sehr hohem E stande, wie er erfahrungsmäßig alle 10—12 Jahre wiederkehrt, sind die Höhlen übersch wemmt und der Versandung um fo mehr ausgeseßt, als vor den Eingängen Klippen liegen, die für die Hochfluten zwar kein Hindernis sind, wohl aber für das Zurücktführen der fat durch die Auen in das Strombett zurückfließenden Wasser. Die Folge dieser Verhältnisse ist gewesen, daß der Boden der Höhlen \ich mit einer dicken Sandshicht bedeckt hat und daß anscheinend seit langer Zeit die Höhlen, deren Dr. Traeger drei betrat, nicht mehr bewohnt wurden. Fn wahrscheinlich weit zurückliegender Zeit Mens fie aber bewohnt gewesen sein; denn hierfür sprehen die in den Sand- steinfels eingerißten Zeihnungen, die in den 16 bis 18 m langen, 5 m hohen Söhlen die Wände in beträchtlihen Mengen bedecken. Der Vortragende stellte in einer fas fesk, daß 40 Quadratmeter

mit solchen Zeihnungen versehen sind, die bis zu einer Höhe von 1,75 m ziemlih die ganze Wandfläche der Höhle bedecken. Dr. Traeger hat Blitlichtphotographien der Zeichnungen aufgenommen, die er mittels des Bildwerfers vorführte. Er is der Meinung, und die Versammlung dürfte ihm darin wohl beigestimmt haben, daß alle diese Zeichnungen mehr Kuriosa als von erheblih kultureller Be- deutung sind. Namentlich sind irgendwelhe Beziehungen zu einem Kultus ebenso abzulehnen wie irgendw:lhe mystishen Deutungen. Es waren Uebungen und Zeitvertreib unbeshäftigter Menschen ; zumeist bestehen sie aus unregelmäßigen neben- und ineinander gezeichneten Strihhen, und wo der Versu gemacht is, Menschen oder Tiere oder andere Natur- gegenstände oder die Sonne in Form zweier konzentrisher Kreise mit Strahlen nachzubilden, da stehen diese Leistungen auf so niederer Stufe, daß, mit ihnen verglichen, die Zeihnungen des kleinen Moriß geniale Kunstwerke sind. Sehr häufig finden sich rohe Bilder des Fisches Raya ein Kreis mit Shwanz —, der bei den Eingeborenen sehr gefürhtet ist wegen der gefährlihen Wunden, die sein Schwanz verursaht. Der Wert der Zeihnungen is deshalb ausscließ- lich darin zu suchen, daß sie die einstige Bewohntheit der Höhlen dartun und darauf hinweisen, daß \sich unter der dihten Sand- \chicht des Bodens vielleiht wertvollere prähistorische Erinnerungen finden lassen werden. Ausgrabungen zu veranstalten, dürfte aber sehr kostspielig sein, denn die Umgebung der Höhlen ist dihter Urwald. Ueber das Alter der Zeihnungen läßt ih keinerlei Vermutung auf- stellen. Dr. Traeger hat in Erfahrung gebraht, daß sich am oberen aran noch Felsplatten mit allerlei inr hun befinden follen.

m lge an den Vortrag machte Dr. Brandenburg darauf auf- merksam, daß ganz ähnliche rohe Zeichnungen sich auch in den Gebirgen Phrygiens finden und dag lie dort \spielende Versuche auf tiefer Ent- wicklungsstufe stehender Menschen ing hier wie dort veranlaßt durch die einladende Weichßeit des Gesteins.

Im Anschluß an die ordentliche Aprilsißzung der Meeaiwan, übec die im Vorangehenden berichtet ist, fand am Montagmittag im Königlichen Kunstgewerbemuseum eine außerordentliche Sißung \tatt, mit der Tagesordnung: „Führung und Erläuterung der Sonderausstellung des hf Die Führung durch die Sammlung aus Kamerun hatte der Professor Dr. von Lu schan über- nommcen, die Erklärung der altperuanischen Shäße der Dr. Marx Schmidt. Beide Sammlungen waren vor wentgen Tagen durch Seine Majestät den Kaiser mit vielem Interesse und unter dem Ausdruck Allerhöchft\einer Anerkennung besichtigt worden. Sie sind es in der Tat in hohem Grade wert, gesehen, eingehend geprüft und infolge davon bewundert zu werden. Die Kameruner Er- werbungen, aus\{chließlich Zuwendungen des ebenso eifrig als umsihtig, ja, vorbildlich auf diesem Felde tätigen Hauptmanns Glaunina, Station8hess von Bamenda, sind ohne Ausnahme vorzügliche Erzeugnisse einer niht gering anzushlagenden Funer keit der Eingeborenen in der Holzskulptur. Ein rei verziertes Portal zeigt niht unedle Formen, während mehrere andere Stüde zwar grotesken Shmuck der Tierfiguren Segen, Büffel, Krokodile: 2c. tragen, aber hohe Kunstferti keit bet guter Natur- beobahtung erkennen lassen. Unter diesen Stücken sind von be- \sonderem Interesse ein paar {önverzierte Signaltrommeen nämlich ausgehöhlte -.Baumstämme von etwa m WUnge, die, \{chräg gestellt oder horizontal gelegt, mit einem langen dicken tabe angeshlagen, einen überaus starken Ton er- zeugen. Sie dienen den Eingeborenen zum Betriebe einer Art drahtloser Telegraphie. In stiller Nacht angeschlagen, wenn auh die Tierstimmen im Walde \chweigen, tragen sie den Ton auf weite Entfernungen und verbreiten in kürzester Zeit Nachrichten in großem Ae Ehe unsere Schußtruppe diese wohlorganisierte, offenbar {on sehr alte Einrichtung kannte, war sie stets erstaunt, die Ein- geborenen von threm Eintreffen lange vorher unterrichtet zu finden. Es sind umfangreihe und sehr bestimmte Mel- dungen, die mit wenig Signalen egeben werden, was nur bei dem System der westafrikanischen Sprachèn möglich ist, in denen die Tonhöhe, in der ein Wort gesprohen wird bestimmend auf dessen Meutang ist. Aehnlich, nur er ebli kleiner und im Ton \{chwäher sind zwei mit Rindsfell bekleidete Trommeln unserer europäishen Art. Auh fie tragen reiches Scniywerk. Bemerkenswert ist die Geschicklichkeit der Einge- borenen in der Eng von Kguri-MusGtln und bunten Glads- perlen zu mehr oder weniger kunstreihen Mofaiken. Mit solchen ist z. B. ein Thronsessel bekleidet, den der Sultan Joia von Banum dem Kaiser zum Geschenk gemacht hat. Endlich sind noh die verschiedenen Tanz- masken der Erwähnung werk; sie sind meist recht phantaftish gestaltet

und verziert. Ueber die den ganzen Lihthof des Museums ein- nehmende Aa peruanisher Altertümer is an dieser Stelle {hon ausführlih berihtet worden. (Verol. Nr. 92 d. Bl.)

Technik.

Eine Uhr mit möglich genauem Gang ist für viele Be- tätigungen des Menschen wünschenswert oder gar ein Bedürfnis. Die allergrößten Ansprüche aber an die Uhren macht doch erst die Wissenschaft, und zwar zu allererst die Himmelskunde. Eine berühmte Ühr, die seit dem Jahre 1850 an der Stern- warte _ von Greenwich in Betrieb ist, hat einen Fehler von 1/7 Sekunde täglih, was schon als eine recht gute Leistung betrahtet werden kann. Aber es wäre wohl trauri wenn die Uhrmacherkunst im legten halben Jahrhundert ni i noh weitere Fortschritte n hätte. Das ist aber, wie man wei recht wohl der Fall gewesen, und so konnte dieselbe Sternwarte das neue Jahrhundert mit der Ans einer Uhr beginnen, die nur eine mittlere Abweihung von 1/2 Sekunde in ihrem täglichen Gang aufweist. Es gibt nah einer von der „Vof. Ztg." wiedergegebenen Mitteilung von „English Mechanic“ nur noch zwei ober böhstens drei Uhren auf der Erde, die noch besser gehen, nämlihLine an der Berliner Sternwarte, eine an der Sternwarte zu Leyden und eine an der Seewarte der Vereinigten Staaten. Die mittleren Abweichungen dieser Uhren belaufen sich auf 1/46 bis 1/56 Sekunde am Tage. Um diese Genauig- keit zuwege zu bringen und zu erhalten, sind die Uhren in ein luft- dihtes Glasgehäuse eingeshlossen und in einem Gewölbe aufgestellt, in dem die Temperatur stets auf gleicher Bin bleibt. Professor Eichelberger hat im Andluß an diese Mitteilungen über eine Uhr berichtet, die im Gegensaß zu M dw großartigen Betrieben der neuesten Uhrmacherkunst ein uster von Einfachheit ist. Sie wird in dem indishen Staat Nepab als Zeitmesser benußt und besteht in einem Kupfergefäß, das ein kleines Loh im Boden be- sit. Auf Wasser geseßt, füllt es sich in bestimmter n und sinkt dann unter, was genau 60 mal am Tage ge\chehen soll. Jedesmal, wenn das Gefäß untersinkt, gibt ein Gong eine Anzabl von Schlägen, dur die angezeigt wird, wie weit es noch bis zum Sonnenuntergang ist. Den LTagesanfang bestimmen die Leute dort übrigens nah der Beit, in o man die Haare auf dem Handrücken gegen den Himmel erkennen kann.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- L maßregeln,

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*", Nr. 17 vom 24. April 1907.)

Pest.

Türkei. Für die Zeit vom 25. März bis 7. April sind für Djedda 42 Erkrankungen und 41 Todesfälle mitgeteilt worden; hiervon wurde 1 tödlih verlaufener Fall in El Tor festgestellt.

Aegypten. Vom 6. bis 13. April wurden 53 neue Erkran- kungen As 39 Todesfälle) an e E gemeldet, davon 1 (1) aus Alexandrien, ferner aus den Bezirken Keneh 12 (9), Nag

amadi 12 (9), Samalut 10 (3), Dechneh 6 (7), Deirut 4 (2), sneh 3 (3), Beba 3 (2), Mallawi 1 (2), Gergeh 1 (1).

Nach einer Zusammenstellung in Nr. 14 der vom Conseil ganitaire, maritime et quarantenaire d’Egypte veröffentlihten Wochenschrift (Bulletin quarantenaire hebdomadaire) find während der ersten 3 Monate des laufenden Jahres bis zum 3. April in ganz Aegypten 327 Erkrankungen (und 270 Todesfälle) an der Pest

vorgekommen. Von diesen entfallen leßter Fall am 5 (4) auf Alexandrien . . 31. März, 3 (3) Port Said 17. Märj, 10 (8) ¿„ Jomailia «5 11. März, I U a Sie 5. gear, 114 (110) die Prov. Keneh . . 3. April, 118 (90) e v WILCeh 26. März, 59 (09) A e 3. April, 12 (Q). « MinteD «ch0 QUNE 8 (O) ¿Dou Uf d 19. März.

Wn ist während der ersten Tage des Januar im Bezirk

Tala der Provinz Menufieh ein Pestkranker gestorben und ein

U geheilt, beide waren aber bereits Ende Dezember des ahres 1906 als neue Pestfälle in Zugang gekommen.

Fapan. Auf Formosa wurden im Januar 165 neue Erkran- fungen (und 144 Todesfälle) an der Pest festgestellt, davon 143 (128) im Bezirk Taipeh, 17 (12) im Bezirk Tainan, die übrigen in den Bezirken Ensuiko und Kelung.

Mauritius. Vom 1. Februar bis 7. März wurden 28 neue Erkrankungen (und 20 epa gemeldet, davon 1 (1) während der beiden leßten Wochen dieser Berichtszeit.

Pest und Cholera. British-Ostindien. In Kalkutta starben vom 10. bis 16. März 95 Personen an der Pest und 50 an der Cholera, in Moulmein 40 und 10.

Gelbfieber.

Am 9. April if in Lissabon (Portugal) ein vereinzelter, alsbald töôdlih verlaufener Fall von Gelbfieber beobahtet worden. Der Erkrankte gehörte zur Mannschaft des aus Para eben eingetroffenen ien Dampfers „Lanfranc“; er starb im Quarantänelazarett. Die Behörden haben das Schiff sofort unter strenge Quarantäne estelt und die nach Lissabon bestimmten Reisenden nach_ der

uarantänestation übergeführt, wo sie eine siebentägige strenge Qua- rantäne durhzumachen haben. Das Gepäck und die für Lifsabon be- stimmte Ladung sollte desinfiziert werden.

Polen. Deutsches Reih. Für die Wohe vom 14. bis 20. April

find 18 Podenfälle zur Anzeige gelangt, ‘davon 1 in Hochzehren O arienwerder) bei einem rus en Arbeiter, 1 in Berlin ei einem aus dem Orient zurückgekehrten Fabrikanten, L 10

Clemmen (Kr. Pyriß, Neg.-Bez. Stettin) bei einer russischen Schnitterin, 1 in Langendorf (Kr. Bran 1 in Sellentin (Kr. Rügen, Reg.-Bez. Stralsund), 5 auf den nsiedelungen Wilsche und Lutshmin (Kr. und Reg.-Bez. Bromberg) bei Kindern ae Nückwoanderer, 1 in Wendgräben (Kr. Jerichow 1), 1 in Staßfurt e Kalbe, Reg.-Bez. Magdeburg) bei einem russishen Arbeiter, 1 in oden (Kr. Saarlouis, NReg.-Bez. Ster), 1 in Kloddram age Wittenburg, Mecklenburg-Schwerin) bei einem Schnitter, 1 in Loiß Amt Stargard), 1 in Stargard (Mecklenburg-Streliß) bei einem rzte, 1 in Bremen und 1 in Meß.

Für die Vorwoche find nachträglich aus Dea 4 Er- krankungén mitgeteilt worden, und zwar bei 2 russishen Auswanderer- kindern, ferner bei dem Kapitän und einem iffffsarzte eines aus New York zurückgekehrten Auswandererdampfers.

Oesterrei Vom 7. bis 13. April je 1 Erkrankung in Wien, Triest und Krakau, außerdem in Galizien noch 2.

Schweiz. Vom 7. bis 13. April 9 Erkrankungen, davon 1 in dem Kanton Ber n, die übrigen und außerdem 2 Verdachtsfälle in 3 Ortschaften des Kantons Solothurn.

Niederlande. Vom 3. bis 9. April 2 Fälle in der Ortschaft der Prov. Nord-Brabant.

Fleckfieber. L

Deutsches Reih. In der Woche vom 14. bis 20. Ap n

in Gömnigk (bei Brüdck, E Belzîi F Bez. Potsdam) 1 tôdliche Erkrankung, in Bremen 2 Erkrankungen bei russishen Auswanderern ;

r Anzei langt. zur Anzeige gelang Vom 7. bis 13. April in der Bukowina

Oesterreich. b (Stadt E in Galizien 50 neue Erkrankungen.