1907 / 107 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 May 1907 18:00:01 GMT) scan diff

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Minister der öffentlihen Arbeiten Breitenbach:

Meine Herren! Namens der Königlichen Staatsregierung erkläre ih mi bereit, in etne erneute Prüfung darüber einzutreten, ob die Ausnahmetarife für Steinkohle und Koks nach dem Auslande hbei- zubehalten sind. Zur Umgrenzung der Frage darf ih mir erlauben, einiges zahlenmäßiges Material, aber nur in ganz großen Zügen, vor- zutragen.

Von dem Gesamtquantum der inländishen Steinkohlenproduktion des Jahres 1905, im Betrage von 121 Millionen Tonnen, wurden, wie bereits früher erwähnt, 16/1, Millionen Tonnen ausgeführt, und von diefem Ausfuhrquantum sind zu Ausnahmetarifen gefahren worden 62/10 Millionen gleih 37 9/0. Auf dieses Quantum is} eine Frat- diffferenz gezahlt worden gegenüber dem normalen Tarif von 28/10 Millionen Mark. Jm Durchschnitt entfallen demnach auf die Tonne 45 Z. Mit den Herren Interpellanten bin ich nun dahin nicht einverstanden, daß, um die Differenz zu finden zwischen dem Aus- fuhrtarif und dem allgemein geltenden Tarif, auf den Spezialtarif 3 zurückgegangen werden müsse. Jch bin vielmehr der Meinung, daß der Vergleih nur gefunden werden kann dur den Vergleih des Ausfuhrtarifs mit dem Brennstofftarif, dem sogenannten Rohstofftarif- (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Denn der Brennstofftarif ist derjenige Tarif, der im ganzen Lande für jeden Versender gilt, es ist der normale Tarif.

Die Ausnahmetarife, die wir nah den verschiedensten Auslands- gebieten heute noch haben, eutstammen zum ganz überwiegenden Teil der Zeit der Privatbahnen. Ste sind aus den verschiedensten Rük- sihten eingeführt worden. Teils waren es Wettbewerbsgründe, teils war es aber auch der wesentlihe und damals unter allen Umständen anzuerkennende Grund, daß unsere Kohlenindustrie im Auslande ih ein neues Absatzgebiet erringen mußte.

Dit: Ermäßigungen, die die Ausnahmetarife gewähren, {ind außerordentlich vershieden. Sie s{chwanken zwishen 5 HZ per Tonne und 3,16 A per Tonne. Die erhebliheren Er- mäßigungen werden für die weit gelegenenen Auslandsgebiete gewährt, wie für Dänemark, Italien und - die Schweiz. Ste schlagen aber in Summa nit zu Buche, weil nah diesen Aus- fuhrgebieten doch relativ nur geringe Quantitäten befördert werden. Gbenfo sind die Ausnahmetarife, die sowohl für Oberschlesien wie Niederschlesien, wie Herr Graf Kani vorhin zutreffend bemerkte, ge- währt worden sind, in keiner Weise durchschlagend. Die Differenzen sind ganz außerordentlih geringe. Erheblicher sind die Ermäßigungen, die für den Verkehr von der Ruhr nah den Niederlanden, nah Belgien und nah Frankreich gewährt werden. Diese Ermäßigungen betragen für die Tonne durchschnittlich etwa 45 3.

Nun if festzustellen, meine Herren, daß in den Jahren 1897 bis 1906 unsere inländishe Steinkohleproduktion von 91 Millionen Tonnen auf 136 Millionen Tonnen = 50 9%/ zu- genommen hat, daß die Einfuhr von Steinkohle sh in genau dem- selben Verhältnissay bewegt hat; sie hat ebenfalls um 509%/6 zuge- nommen. Aber die Ausfuhr hat sich in diesem Zeitraum von 12,3 auf 19,5 Millionen Tonnen = 58%/ gesteigert. Die Zunahme der Ausfuhr ist also erheblicher, als die der inländishen Steinkohlen- produktion und als die der Einfuhr ausläadisher Kohle. Diese Aus- fuhrsteigerung hat auch im Jahre 1906 bei der ungewöhnlichen Kohblenknappheit im Inlande angehalten. Wir haben im Jahre 1906, wie ängeführt, ausgeführt 19,5 Millionen Tonnen, also fast 3 Millio 1, Tonnen mehr als im Jahre 1905. Diese Steigerung ist überwß ck„- eingetreten im Verkehr nah Belgien und nah Frank- reih. Jm Verkehr nah Frankreih hat die Koksausfuhr eine ganz ungewöhnlihe Höhe erreiht. Sie ist von 1904 bis 1906 von 1,2 Millionen Tonnen auf über 2 Millionen Tonnen gesiiegen. Ganz gleihartige Erwägungen, wie sie der Herr Jnterpellant heute vorgetragen hat, sind bereits im Jahre 1900 angestellt worden. Es ist sehr eingehend erwogen, ob die Ausfuhrtarife aufgehoben werden sollten. Die Frage ist dem Landeseisenbahnrat überwiesen und hat dort zu ciner sehr interessanten und eingehenden Verhandlung geführt. Die Gründe, die gegen die Aufhebung der Ausfuhrtarife geltend ge- macht wurden, waren im wesentlichen folgende.

Erstens sagte man, die beabsichtigte Wirkung werde nicht erreicht werden, weil die Ermäßigung zu gectngfügig sei. Dann hob man hervor, die Aufhebung würde nur beunruhigen und Mißtrauen in die Stetigkeit der Eisenbahntarife bringen. Dann betonte man, die unterbrochenen Handelsbeziehungen würden sich nicht wieder fo leicht anknüpfen lassen. (Sehr richtig!) Man fürchtete au, daß die aus- ländischen Verwaltungen Zug um Zug diejenigen Ermäßigungen, die fle unserer Auslandskohle gewährten, aufheben würden. Dann wtes man darauf hin, daß ein Teil unserer Gruben diese Begünstigungen gar nit entbehren könne, und dachte überwiegend an die an unseren Grenzen belegenen Kohlenreviere.

Ein prinzipaler Grund war endli folgender. Man sagte, die Kohlenknappheit sei nur vorübergehend gewesen und auf das Zusammen- treffen vershiedener Umstände zurückzuführen. Zu diesen Umständen zählte man damals die Kohlenarbeiterslreiks in Oesterreich, Frankrei,

Sachsen, den Krieg Englands mit Transyaal und den fehr harten

Winter. Meine Herren, dieser leßtere Grund wird meines Ermessens ciner Nachprüfung bedürfen. Kann man heute noch behaupten, daß die Kohlenknappheit eine vorübergehende sei? Ferner wird aufzuklären sein, aus welchen Gründen in Zeiten, in denen im Inlande ein zweifelloser Kohlenmangel herrscht, die Aus- fuhr derartige Steigerungen erfahren konnte. Ih bin auf Grund des vorliegenden Materials aufe1stande, in diesen einschneidenden bedeutungsvollen Fragen eine Entschließung zu treffen; es wird vor einer solchen der Landeteisenbahnrat gehört werden. (Bravo! rets.)

Auf Antrag des Abg. Freiherrn von Erffa (kons.) wird einslimmig die Besprehung der Jnterpellation beschlossen.

Abg. Hir \ch- Essen (nl.): Ih will die Frage niht vom Stand- punkt der Gegensäglichkeit von O und Konsumenten aus behandeln. Graf iw hat die Frage lediglih vom Standpunkt der Konsumenten behandelt, ich will nicht den Standpunkt der Produzenten vertreten, sondern auch den Interessen der Konsumenten gerecht werden. Die Kohlenpreise betrugen im Jahre 1893, als das Kohlensyndikat entstand, 7,33 4%, 1900 10,56 M, 1901 10,01 M und 1906 10,50 A Das Syndikat hat die Preise nur langsam esteigert je nah der Entwicklung der Konjunktur. Sind die Prele es Syndikats als angemessen zu bezeihnen? Dabei müssen wir die ri der fiskalishen Weke an der Saar mit betcahten. Diese reise find 1893 9,07, 1905 11,56 gewesen; in der Regel sind die aarpreise um 1. höher gewesen als die Ruhrkohlen reise. An der Ruhr sind 62 9%/6 der Preissteigerung auf die Lohnerhöhungen, an der Saar nur 29%/0 zu rechnen. Die Eisenbahnverwaltung zahlt für die Loko-

s Konjunktur nicht nur für die neuen

motivkohlen an den Bergfiskus 12 4, für dieselbe Kohle bekommt der Kohlenproduzent an der Ruhr nur etwa 9 A Auch im Ausland sind die Preise geitiegen, die belgishen Bahnen bezahlten z. B. 1898 nur etwas über 11 Fe, 1900 dagegen 22,50 Fr. Danach kann man be- messen, ob die Ruhrkohlenpreise angemessen sind. Auch aus den ober- {lesishen Preisen kann man nit folgern, daß die Preisbewegung an der Nuhr ungerechtfertigt ist. Graf Kaniß betrachtet die Frage vom Gesichtswinkel der Landwirtschast und der Arbeiterfrage, ih meine, wir müssen die Frage auf eine breitere Basis stellen und fragen, ob unsere Erwerbstätigkeit durch die Preissteigerung für Kohlen beeinträchtigt ist. Wir haben eine fortschreitende günstige Gntwicklung in allen Erwerbszweigen, und zwar einen dauernden

Aufshwung, wie er vorher noch niht dagewesen h Das zeigt eine

gesunde Entwicklung, die wir wesentlich der Vermeidung der früheren großen Schwankungen in den Kohlenpreisen mit Hilfe des Syndikats zu danken haben. Es ift ein unbestreitbares großes Verdienst“ des Syndikats, eine ruhige, stetige Gnlwicklung der Preise herbeigeführt zu haben, die au für die Land- wirtshaft besser gewesen ift als die frühere \prunghafte Ent- wicklung. Wenn die Preise der Rohmaterialien steigen, steigt auch die Rentabilität der Betriebe, die sie benutzen. Die wirtschaftlihen Nückshläge des Jahres 1900 sind vermöge des Syndikats leichter überwunden worden. Wir haben heute noch eine so große Nachfrage nah Kohlen, daß es der Kohlenindustrie gee ordentlich s{chwierig ist, die Konsumenten zu befriedigen. Die höchsten Preise sind immer nicht in der Hohkonjunktur, sondern unmittelbar danach vorhanden. Man hat vorgeschlagen, daß Kohlenlieferungs- verträge nit auf längere Zeit, sondern höchstens auf ein Jahr ab- eshlofsen werden. War es do für die Konsumenten von größtem

ert, für längere Zeit im voraus ihre Produktionskosten bestimmt berehnen zu können. Auch der Vorschlag, daß das Syndikat bei Verträge, sondern auch ür die alten Verträge die Preise berabseßt, ist ungangbar. Damit würde ja die Förderung einer gewissen Ausgleichung der Preisbewegung dur das Syndikat verloren gehen. Die Folge wäre ein gefährlicher Preissturz auf ällen Gebieten. Eine Herabseßung der Kohlenyreise würde in diesem Momente überall zu der Meinung verleiten, daß wir unmittelbar vor einem Krach stehen. Das Kohlensyndikat verdient also in allen Erwerbskreisen nicht Vorwurf, sondern Dank für sein Verhalten. Das Kohlensyndikat hat dem regellosen Kohlenangebot, das zu einer unheilbaren Preisbewegung geführt hätte, ein Ende ge- macht. Erst dur die Verhältnisse gezwungen, hat sih das Syndikat zu einer \{ärferen I und zu shärferen Maßregeln gegen- über dem Handel entshlossen. Eine direkte Beecinflussung der Lohn- verhältnisse durch die Preispolitik des Syndikats ist niht vorhanden, folge nur eine indirekte, insofern eine stetigere Lohnbewegung die

olge gewesen ist. Die durch das Syndikat erzeugten günstigen erhältnisse sind au den Nuhrbergleuten zugute gekommen. Die Pireiskurve und Lohnkurve stimmt in eklatanter Weise überein. Niedrige Preise haben Produktionsbeshränkungen zur Folge, welche die Lage der Arbeiter gefährden. Das wird auch in den „Sozia- [istishen Monatsheften* gesagt. Selbstverständlih is das Kohlen- syndikat nicht aus idcellen, sondern aus rein materiellen Gründen ge- \chlofsen worden, darum hat man 20 Jahre gearbeitet, um das Syn- dikat zusammenzubringen ; denn es war nötig, den niedrigen Preisstand im Interesse der Industrie zu haben. Ebenso hat man ja auch die Ge- treidezölle niht aus ideellen, sondern aus materiellen Gründen erhöht. Als Ursache für die De Ggecung kommen aber noch andere Gründe in Betracht, au die Gesetzgebung, oder glauben Sie, daß etwa die lex Gamp zu einer Ermäßigung der Preise beitragen könnte? Gegen- über den großen Vorteilen, die das Syndikat ge racht hat, find die Nahteile verschwindend klein. Graf Kaniy stellt die Sathe allerdings so dar, als ob die E des Syndikats ledigli eine Dividendenpolitik set. ie Dividenden sind aber gegen frühere Zeiten sogar zurückgegangen; es gibt sogar innerhalb des Syndikats Zechen, wie z. B. Altendorf, Borussia, die in den legten Jahren nur mit Zubußen gearbettet haben. Die Landwirtschaft hat dagegen in den Kohlenrevieren das beste Geschäft gemaht, ta die Zechen vielfa Land für die Erweiterung thres Betriebs ankaufen mußten. Die Interpellation denkt sodann an die Abschaffung der Auslands- tarife. Die Korrespondenz des Bundes der Landwirte er- wartet in drastishen Ausführungen davon sogar die Beseitigung der Wagennot und des Arbeitermangels. Das sieht doch wie eine Kur à la Doktor Eisenbart aus. Würde die Kohlenausfuhr fortfallen, die ¿. B. für das oberschlesische Nevier ein Dritiel der Produktion be- trägt, so würde das eine Verringerung der Produktion verursachen. Ferner würden mit einem Schlage 25 000 Bergarbeiter brotlos werden. (Zurufe rechts: Sie finden Arbeit in der Landwirtschaft !) Nein, diese Arbeiter würden nit zur Landwirtschaft übergehen. Graj Kani will die in das Ausland gehende Kohlenproduktion für das Inland nußbar machen, andererseits will er die dur Beseitigung der Kohlenausfuhr überflüssig werdenden Arbeitskräfte der Landwirtschaft zuführen; das is ein Widerspru; denn wenn er das erstere will, müssen auch die Bergarbeiter vorhanden sein, die diese Produktion fördern. Wir brauchen ferner die Ausfuhr gewissermaßen als eine Reserve, die wir unter Umständen zurückhalten können. Die Preise rihten sih übrigens nach den Weltmarktpreisen und nah Angebot und Naw&frage. Es wäre 1öriht, durch einen Kohlenausfuhrzoll die Ausfuhr zu unterbinden. Der Landeseisenbahnrat hat in einer ähnlihen Situation wie der heutigen etne Abschaffung der Ausnahme- tarife für Kohlen nit nur für nicht angebracht, sondern geradezu für {äd- lih erklärt. Namentlih würde auch die Schiffahrt geschädigt werden. Alles, was gegen die Aufhebung der Auslandstarife spricht, spricht ebenso gegen die Einführung eines Kohlenausfuhrzolles. Die Steigerung der Kohlenpreise ist in erster Linie veranlaßt durch die Steigerung der Produktionskosten infolge der Lohn- erhöhungen, und diese wieder ist notwendig geworden dur die Steigerung der Lebensmittelpreise. Ih will nicht unter- suchen, wer diesen Aufschlag bekommen hat, dem Arbeiter ist das egal, aber jedenfalls ist Erhöhung der Fleishpreise der Erhöhung der Viehpreise gefolgt. Die Industriellen des Westens haben ih niht an dem Geschrei gegen die Fleishteuerung beteiligt, troßdem thnen die verteuerte Lebenshaltung der Arbeiter Millionen kostet; fie sind auch für die landwirtschaftlihen Zölle eingetreten, damit der Landwirtshaft cin Auskommen ermögliht werde. Aber die landwirtshaftlihen Zölle würden weggefegt werden, wenn die Industrie nicht mehr in der Lage wäre, die Löhne zu zahlen, die durh die gestiegenen Lebensmittelpreise notwendig geworden sind. Deshalb sollte die Landwirtschaft hier nicht Dinge zur Diskussion stellen, die wirklich nit zutreffen und die Lage der Landwirtschaft niht verbessern können. Sonst müßte man ja an- nehmen, daß die Erwartungen, die an die Erhöhung der landwirt- schafilihen Zölle geknüpft würden, sih niht bewahrheitet haben. Es förnten dann Zeiten kommen, wo die Erbitterung in industriellen Kreisen fo groß würde, daß sie ih gegen die Laidwirtschaft richtete. Im Effekt wenn es auch nicht der Zweck ist stellt die Inter- pellation die Kohlenindustrie als eine ausbeuterishe und blutsaugerische hin und kann die ungebildeten Kreise glauben machen, daß der Kohlen- verbrauch verbilligt werden könnte, wenn der Staat eingreife. Man glaubt auch, daß dazu die Verstaatlihung des Bergbaues, speziell des Kohlenbergbaues, eine Handhabe bieten könnte. Nah dem Nezept des Doktor Eisenbart könnte man ja dann, da man die Eisenbahn und den Bergbau in der Hand des Staates hätte, die Kohlenförderung nah dem vorhandenen Wagenvorrat einri ten, Es ift ein Jrrtum, daß die Konsumenten sich besser stehen würden, wenn der Bergbau verstaatliht würde. i Abg. Herold (Zentr.): Jh muß mi auf einige allgemeine Ge- sihtspunkte beschränken, da die Berggefeßnovelle in den nächsten Tagen ja Gelegenheit zu weiteren Erörterungen über die Löhne geben wird. Jedenfalls ist eine Steigerung der Löhne nur mit Freuden zu begrüße», weil dadur eine höhere Lebenshaltung der Arbeiter eintreten kann. Gewiß stehen Löhne und Lebensmittel- preise in einem gewissen Zusammenhang (Abg. Hirsch ruft: Lebensmittelpreise sind gleich geblieben!), aber so viel ist sicher, daß die Landwirtschaft dur die steigenden Löhne gelitten hat, jedenfalls be-

deutend mehr als die Industrie, denn die Getreidepreise sind vor 50 und 100 Jahren annähernd diefelben wie heute ge- wesen; wohl aber find die Brotpreise gestiegen. Dafür kann man aber doch niht die Landwirtschaft verantwortlich machen. Es ist zuzugeben, daß die Bearbeitungskosten für die Brotgewinnung ge- stiegen sind, aber unmöglich kann doch deshalb die Landwirtschaft billiger Getreide verkaufen, damit derselbe Gewinn am Brot erzielt wird. Ein anderer Umstand für das Steigen der Ahn ift au auf den ländlichen Arbeitermangel zurückzuführen. Ih will nun nit unter- suchen, in welhem Umfange die Steigerung der Kohlenpreise gerecht- fertigt ist oder nicht. Graf Kani hat als Mittel dagegen eine Be- \{chränkung der Ausfuhr dur einen Ausfuhrzoll O Dieser würde aber eine gewaltige Gefahr bedeuten. Jn Zeiten der Hochkonjunktur wie jeßt is ja kein Bedürfnis zu einer Ausfuhr vorhanden, aber in Zeiten des Niederganges kann ein folcher Zoll von wesentlichster Bedeutung sein. Es wäre auch sehr gewagt, wenn gerade Deutschland wieder die Jnitiative ergriffe, um Ausfuhr- zôlle für Rohprodukte einzuführen. Unsere hochentwickelte Industrie ist auf den Bézug von Rohmaterial aus dem Auslande, z. B. von schwedishen Eisenerzen, angewiesen und muß darauf Nücksicht nehmen. Daß dur die Aufhebung der Ausnahmetarife für Kohlen nah dem Auslande eine Einwirkung auf die Kohlenpreise entsteht, halte ih bei unserer verhältnismäßig geringen Ausfuhr für ausgeschlossen, zumal ja nur bei 6 0/9 der Ausfuhr diese Ausnahmetarife Geltung haben. Bezüglich der Syndikate stehe g auf dem Standpunkt, daß diese cine gute volkswirtschaftlihe Einrichtung sind. Aber je shärfer die Syndikate ihre Ringe ziehen, um fo größer wächst die Gefahr der Ausnußung ihrer Macht ; deshalb müssen wir mit großer Entschiedenheit auf ein \taatlihes Aufsihtsrecht über die Syndikate dringen. Jch will zugeben, daß ohne das Syndikat während der jeßigen Hochkonjunktur die Kohlenpreise vielleiht noch höher gewesen wären, aber wir müssen rechtzeitig den möglichen Gefahren der E I dun vorbeugen. Der Vorredner hat auf die Notwendigkeit des Zusammengehens von Landwirtschaft und Industrie hingewiesen. Jch teile 4 diesen Wunsh vollkommen; es ist fals, immer Gegensäße zwischen Landwirtshaft und Industrie hervorzuheben, beide müssen \ich gegenseitig unterstüßen und gemeinsam das Gemeinwohl fördern. Wenn das geschehen soll, haben aber auch Sie auf der Linken dabei mitzuwirken und nicht zuzulassen, daß in Ihrer Presse immerfort Angriffe gegen die Landwirtschaft gemacht werden. Wenn Gegensäße zwischen beiden bestehen, so ift namentlich die linksstehende Presse daran huld, wenn sie immerfort über die Preise der landwirtschaftlihen Erzeugnisse shreibt. Soweit Preis- stetgerungen in der Industrie notwendig geworden sind, begründen wir sie, denn au die Industrie kann niht ohne Nußen arbeiten. Aber wenn man Friedensworte für beide Teile \priht, muß man diese Worte dur die Tat beweisen. Wir wollen dazu beitragen, das Ge- meinwohl gemeinsam zu fördern.

Abg. Dr. Wagner (freikons.): Den Anregungen der Interpellation stchen wir durhaus \ympathish gegenüber und werden sie au unter- stüßen. Wir sind dem Handelsminister dafür dankbar, daß die Ne- gierung mit großer Sorge die Höhe der Kohlenpreise beobahtet und ihrerseits das Mögliche tun will, um im Interesse des nationalen und volk8wirtschaftlihen Lebens auf eine mäßige Höhe der Preise hinzu- wirken. Ein Mittel dazu ist, daß die Produktion der fiskalischen Werke erheblich gesteigert wird, um mehr als bisher auf die Preis- bildung einwirken ¿u können. Ebenso sind wir dem Eisenbahnminister dankbar für die Erklärung, daß die Frage der Ausfuhrtarife im Landes- eisenbahnrat eingehend geprüft werden soll. Die Preisbildung des Kohlensyndikats zu vertreten, haben wir keinen Anlaß. Wir erkennen an, daß Syndikatsbildungen eine Stetigkeit der Preise und vielleicht auch der Produktion herbeiführen können, wir sind aber nicht in der Lage, im einzelnen die Preispolitik des Kohlensyndikats zu vertreten. Das is ja auhch von dem Abg. Hirsh so ausgezeichnet geschehen, daß nichts mehr darüber zu sagen ist. Den Vorwurf muß man der Kohlenindustrie machen, daß fie in zu shnellem Tempo die Kohlen- produktion gesteigert hat. 1893 begann das Kohlensyndikat mit einer Beteiligungsziffer von 35,4 Millionen Tonnen, und diese Ziffer stieg bis 1905 auf 75,7 Millionen Tonnen. Das ist eine Steigerung in 15 Jahren um 15009%%/% oder jährlich 9,6 9/6. Eine so bedeutende Produktionssteigerung ist siherlih nicht notwendig gewesen, wenn niht \{lilich unsere Kohlenvorräte \chneller zu Ende gehen sollen, als die Rechnung ergibt. Freilich ist Deutschland eines der kohlen- reichsten Länder, und auf Jahrhunderte hinaus ist sein Bedarf gedeckt im Gegensaß zu England, von dem die Sachverständigen meinen, daß seine Kohlenflöze bis 1950 oder 1960 erschöpft sein würden, und daß man dann in größere Tiefen übergehen müsse. Jn England if der Kohlenexport fortdauernd zu stark gewesen und hat auch bei uns in manchen Bezirken störend eingegriffen. Durch die Kohlenindustrie wird auch auf andere Industrien eingewirkt, z. B. braucht die chemische Industrie die Nebenprodukte der Kohlenproduktion, und von dieser hängt au die Landwirtschaft ab. Aber der Hauptvorwurf, den man mit Necht gegen die zu {nelle Steigerung der Produktion erhebt, ist der, daß dadurch anderen Industrien, namentlih der Land- wirtshaft, große Massen von Arbeitskräften entzogen werden. Oberschlesien muß dauernd seine besseren Arbeitskräfte an die wests- fälishen und rheinishen Werke abgeben und kann sich selbst nur halten, wenn es Ausländer minderer Qualität heranzieht. Day das für unser Land erwünscht ist, wird niemand behaupten. Der Wett- bewerb der englishen Kohle könnte eher noch weiter ausgestaltet werden; dazu müßte die Produktion, die namentlich vom Syndikat in das Ausland, Belgien, Holland, Frankreich, abgeführt wird, dem Inland zugeführt werden. Die obershlesishe Koßlenindustrie bemüht si, die englishe Kohle an dec Ostsee möglichst zu verdrängen, und dort ist auh im Gebrauch englifher Kohle ein Stillstand eingetreten. Der Kohlenausfuhrzoll bildet ein sehr shwieriges Problem, und man kann ihm nicht zustimmen, weil man niht weiß, wie er konstruiert weden foll, ohne eine differentielle Behandlung zuzulassen. Die obershlesische Kohlenindustrie würde sich gegen jeden Ausfuhrzoll verwahren müssen, weil dadurch bie Péoduktion erheblih ein-

eschränkt werden könnte, während der Zoll für das west- filische Gebiet nit so viel ausmachen würde. Oberschlesien ist mit 39 9% seiner Produktion auf das benachbarte Ausland angewiesen. Die Ausnahmetarife haben im Osten sehr wenig Bedeutung, die meisten Werke liegen dicht an der Grenze, die obershlesishen „Werke find alfo daran nur wenig interessiert. Die Folge eines Ausfuhrzolls würde sein, daß Oesterreih fofort einen Ausfuhrzoll auf Braunkohle einführen würde, und dabei handelt es sich um große Beträge. Jch weiß also nit, ob ein Ausfuhrzoll für unsere Gegenden erwünscht wäre. Der seit 1901 bestehende Ausfuhrzoll für Kohlen in England ist eigentlih nur ein Finanzzoll, denn als Prohibitivzoll ist er nicht hoch genug. Im übrigen kann |ch mich ten meisten Ausführungen meines Vorredners durchaus ans{ließen. Vor allen Dingen ist wünschenswert, daß die fisfalishen Werke bestrebt sind, auf die Preis- bildung stärker einzuwirken. Ich bedauere nur, daß die fiskalischen Weike niht mit den Konsumenten direkt in Verbindung treten, sondern es vorziehen, mit großen Unternehmern abzuschließen. Natür- lih kann da nicht eingegriffen werden, solange die Verträge laufen. Deshalb ist die Erklärung des Ministers erfreulih, daß in Zukunft die Dn nur so weit bedacht werden sollen, als es unbedingt not- wendig ist.

Abg. Münsterberg (fr. Vgg.): Die wahsende Macht des Koklensyndikats scheint uns au unerwünscht, und wir wünschen, daß der legitime Einfluß des Staates auf das Syndikat dur seine größere Beteiligung daran wahsen möge. Die Steigerung der Produktion durch das Syndikat mag größer gewesen sein, als not- wendig war, aber das trifft doch nur die Quantität, die Steigerung der Preise entspriht den allgemeinen Verhältnissen des Geldmarktes. Anscheinend erfolgt allerdings die Ausfuhr zu geringeren Preisen, als das Inland bezahlen muß; is das der Fall, so muß das Inland einen Teil der Kosten tragen, die das Ausland bezahlen müßte. Wenn man darauf hinweist, daß die Kohlenwerke durhschnittlich 6%/ er- zielen, fo f eine solche Rente nicht übertrieben bei einem Stand des Geldpreises zwishen 5 und 749%. Wir von der Linken haben niemals behauptet, - daß die Zollpolitik Deutshlands die Groß-

Î sein sollten, daß

S diesen Boden zu begeben. Die

M {rift „eht nun N die sogenannten : M daß die Gruben zu einer großen Konzentration F wir es bald nur mit einigen wenigen Konzernen zu tun haben werden. 7 Auch die Bedeutung der Exportpolitik wird seitens des Syndikats F übermäßig betont. Die Hüttenzehen haben nun die Kohlenförderung

F dustrie häuft ihre Produkte ar F lande ab, sie will fich diesen Markt erhalten, und fo kommt cs, daß

S ges a fel leßten Grunde die bösen Agrarier verantwortlich machen wollte, da M nah seiner Mefnung die zuführen sei auf die Zölle, deshalb höhere Löhne notwendig seien, und

Woll- und Steue

8

industrie schädigen muß, im Gegenteil, rotr haben immer gesagt, daß se die Großproduktion zu einer Ungesanben Steigerung veranlassen müßte. Herr Herold hat recht damit, daß die Erwerbsstände einig andel, Industrie und Landwirtschaft eben denselben Strang ziehen sollten; aber ich muß ihm widersprehen, wenn er der Presse der Linken die Schuld au dem Gegensaße zuschiebt. Wir auf der Linken und die Presse der Linken nehmen genau dasselbe Futeresse an dem Gedeihen der Landwirtschaft; wir unterscheiden uns nur fachlich in den Mitteln zu diesem Gedeihen. Wenn

Y Herr Herold und die Rechte der Linken die Hand zum Frieden reichen

wollen, so wird die Linke gern einshlagen. Wir müßten allerdings

- dabei vorausseßen, daß auch der Bund der Landwirte in diese Friedens-

\{chalmei einstimmte. Den Arbeitern fällt der größte Nuyen von dem Blühen der Jndustrie zu, und die Verelendungstheorie wird dadurch mehr und mehr widerlegt. Wenn der Hantelsminister heute sagte, daß die Mena an Händler eingeshränfkt werden solle, so stimmt das zu der Aeußerung des früheren Handelsministers vor sieben Jahren, daß der Handel nur ein notwendiges Uebel sei. Die beiden Minister haben die Interpellation in einer durhaus sah-

N lihen und, wenn ich mir den Ausdruck erlauben darf, vernünftigen | Weise beantwortet.

Graf Kaniß s{hlägt einen Kohlenausfuhrzoll und die Abschaffung der Ausnahmetarife vor. Jch muß mi gegen einen solhen Ausfuhrzoll wenden; ih timme darin zu, daß das Inland niht für das Ausland arbeiten foll, aber ein Aus- Pbrioll würde daran nicht das geringste ändern. Ist die Ueber- produktion an Kohle fo groß, daß die Kohle untex allen Umständen aus dem Lande entfernt werden muß, so ist unwiderleglih, daß das

G Inland den Zoll tragen müßte; ist umgekehrt wegen verminderter

Produktion der Konsum im Inland stark genug, so ist der Zoll gegen-

Ï \tandslos. England hat den Kohlenausfuhrzoll als Finanzzoll ein-

geführt und Lat ihn wieder aufgehoben, als es diese Finanzquelle niht mehr gebrauhte. Wir stehen überhaupt jeder Art von Aug- fuhrzoll ablehnend gegenüber, wir halten es für gefährlich, sich auf Abschaffung der Ausnahme- tarife würde nur eine Ersparnis von 45 & Z für die Tonne ) ausmachen. Der Ausnahmetarif für Steinkohlen n32ch NRuß- land hat sich als wirkungslos erwiesen, er wird s{chon gar nit mehr benußt. Man soll nit seit Jahren bestehende Eisenbahntarife abschaffen, fondern man sollte die Ausnahmetarife verallgemeinern

M und fie zu allgemeinen Tarifen machen, wie mein Mandatsvorgänger Herr Ehlers es schon vor 7 Jahren vorschlug.

Abg. Dr. Hahn (B. d. L.): Jh verwerfe die Syndikate nicht von vornherein; aber sie sind nur berechtigt, wenn sie sich in den | Dienst der Gesamtheit stellen, sich niht als Selbstzweck betrachten, | sondern sich als wintshaf!lihes Glied in die Gesamtheit einreihen.

F Die Denkschrift über die Syndikate sheint der neueren Richtung im. M Reichsamt des Innern zu entspringen, die auf manche Wünsche des Sozialismus Rücksicht nimmt, aber andere wihtige Bevölkerungs- |

kreise, wie die Landwirtschaft, nicht so XHEaE, Aus dieser Denk-

hervor, daß innerbalb des Kohlensyndikats Hüttenzehen im stehen, und neigen, sodaß

Bordergrund

von 90 auf 95 % im leßten Jahre erhöht, troßdem über 100 9% Z erforderli waren. Der Staat muß aber ein Wort mitzusprechen haben; wir können es den Herren niht überlassen, wieviel und zu welhem Preise sie fördern wollen. Die verkehrte Hochschäßung des Exports datiert ja seit der Aera Caprivi ganz allgemein, Die In- i, fiebt die Uebershüsse nah dem Aus-

die inländischen Verbraucher höhere Preise zahlen als die aus-

M ländischen. Die Hüttenzehen des Rheinlandés geraten nach und nach

in die Hände von wenigen Großbanken (Redner zählt eine MNeihe der- selben auf) und Großindustriellen wie Herrn Thyssen, der, wie mir meine [Tatholischen Freunde schreiben, rücksichtslos au weite landwirt schaft- lie Flächen an sih bringt. (Präsident von Kröcher unterbriht mit dem Hinweis, daß diese Erörterungen doh zu wett vom Gegen- stande abschweifen.) Der Redner bespricht dann die Beteiligung des

Staates am Kohlenbergbau und fordert, daß diese noch viel weiter

ausgedehnt werden müsse, um dadurch auf die Kohlenpreisbildung einen ‘Einfluß ausüben zu können. Man könne dem Syndikat zu einem so chickten Vertreter wie Herrn Hirsch nur gratulteren ; aber erstaunlich es doh gewesen, wie Herr Hirs für die Kohlenpreise wieder im

teigerung der Lebensmittelpreise zurüdck-

egen der höheren Löhne wieder die Kohlenpreise gesteigert werden üßten. Die Landwirtschaft habe im Gegenteil alles getan und werde eiter alles tun, um den inländischen Markt allein decken zu können, as nur wohltätig auf die Preise wirken würde. Man könne im egenteil behaupten, daß die Fortschritte des Polonismus

Deutschland zurückzuführen seien auf die Beeinflufsung r wirtshafilihen Verhältnisse durch die {were Industrie, indem fast jede Provinz des Ostens ein Armeekorps von igermanisden Arbeiten nach dem Westen geshickt habe. ICine Feindschaft der Landwirtschaft gegen die Industrie könne man

d aus den Worten des 2 Kaniß nicht herausgehört haben. Vie Landwirtschaft habe der Industrie fämtlihe Forderungen er- illt; 1902 sei der Zolltarif, der auch der Industrie große Ver- Münstigungen brachte, durhgeseßt durh die Bevölkerung länd- Aicher Kreise (Zuruf des Abg. Beumer: Dem Zolltarif haben

le ja gar „nicht ey, wohingegen die Industriellen die forderten Zölle für Vieh und Fleish nicht bewilligt hätten. Der edner {ließt mit der Aufforderung, vor allem den Inlandsmarkt fördern und abzusehen von der übertriebenen Exportindustrie. Vor llen Dingen müßten die Hüttenzehen dem Syndikat freie Hand

Fassen, so viel zu fördern, daß der Inlandsmarkt an Kohlen gedeckt erden könne.

, Gegen 5 Uhr vertagt sich das Haus. Nächste Sißun teitag 11 Uhr. (Lehrerpensionsgeseß, Anträge, Petitiodon 9

S

Handel und Gewerbe.

s Aus den im Reichsamt des Innern ¡zusammengestellten

«Nachrichten für Handel und Industrie")

Columbien.

4 DBollbefreiung. Gemäß einem Dekret vom 28. Januar d. J. Menießen die Materialien, welhe für Rechnung der Stadt Barran-

Muilla zur elektrischen Beleuchtung des öffentlihen Markies und zur

Denennung der Straßen und Wege der Stadt eingeführt werden, rfretheit.

Japan und Korea. Geplante Aufhebung der zwishen beiden Ländern

18

Westehenden Zollschranken. Am 12. Februar d. F. hat ein Ab-

Weordneter im japanischen Unterhause den Entwurf einer Resolution

ÆFingebraht, durch welhe die Regierung aufgefordert werden foll, die

; reigneten Schritte zu ergreifen, um die zwischen Japan und Korea stehenden Zollshranken zu beseitigen.

Ausschreibungen. : M Straßenbahnbau in KVglau (Mähren). “Die Stadt- / meinde erhielt die Genehmigung zur Vornahme der technischen orarbeiten für eine elektrische e vom Bahnhofe Holzmühl der ordwestbahn bis auf den Haupiplag in Jglau. (Oesterreihischer Pentral-Anzeiger.) M Elektrishe Beleuchtung in Callan (Irland). An- Yevote auf die Ausführung eizer Toldén Anlage nehmen die Callan Fown Commissioners bis zum 3. Juni d. J. entgegen.

Bau einer Müllverbrennungsanlage in Hampton (Grafschaft Middlesex). Frist für Angebote: 14. Mai d. J. Angebotsformulare sind erhältlich bei Mr. Sidney H. Chambers, Surveyor, Public Offices, Hampton. (The Colliery Guardian.)

Ausnußung der Wasserkraft in Spanien. Antonio Molina y Galindo, in Madrid wohnhaft, hat die Konzession erhalten, das Wasser des Tambre-Flusses im Gemeindebezirk von Brion und Negreira (Corufa) zur Erzeugung von elektrisher Energie für private (elektrohemish-mechnishe) Zwede zu benußen. Mit den Arbeiten muß binnen Jahresfrist begonnen werden. (Gaceta de Madrid.)

Das Projekt eines Wasserhebewerks in Setubal (Portugal) ist von der Société Franco - Portugaise des Eaux der Inspecçäo Geral dos Telegraphos e Industrias Electricas in Lissabon eingereiht worden und liegt bei dieser Behörde zur Einsicht bis zum 6. Mat d. I. aus.

Die zweite Verdingung der Kohlenlieferung für die belgischen Staatsbahnen wird voraussihtlich am 14. Mai d. F. erfolgen. (Moniteur des Intérêts Matériels.)

Argentinien. Lieferung von drei großen Brüdcken- wagen zum Abwiegen von Waggons für die Häfen von Buenos Aires und La Plata. Offerten sind bis 15. Juni 1907 an die „Dirección del servicio y conservación del puerto de la Ca ital, Belgrano y Cique 3“, in Buenos Aires zu richten. (Oesterreicischer 2entral-Anzeiger.)

Elektrishe Beleuchtung in Benguella (Portugte- \i\ch-Afrika). Für die Einfuhr der benötigten Bau- und Betriebs- materialien ist auf Ansuchen der Camara Municipal de Benguella Zollfreiheit zugestanden worden. (Diario do Governo.)

Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 30. Aprik 1907 betrugen (4- und im Vergleih zur Vorwoche):

Aktiva: 1907 1906 1905 Metallbestand (der f M Bestand an kurs- fähtgem deutschen Geldeoder an Gold in Barren oder aus- ländt Fen Münzen, das Kilogr. fein zu 2784 4 berehnet) 898 444 000 973 947 000 | 1053 862 000 : (— 43 582 000)|(— 39 396 000)|(— 14 876 000) Besiand an Reihs- kafsensheinen . . 81 110 000 26 666 000 27 625 000 (+ 798 000) (+4 140 000)|(+ 42 000) Bestand an Noten anderer Banken . 10 861 000 9 257 000 7 203 000 (— 23 500 000)|(— 23 746 000) |(— 24 167 000) Beistand an Wechseln | 1 040 603 000 895 400 000 908 177 000 (+ 63 872 000)|(+ 77 756 000) |(+121 967 000) Bestand an Lombard- forderungen .| 103 983 000 122 949 900 83 439 900 (+ 37 854 000)|(+ 64 748 000)|(+ 31 230 000) Bestand an Effekten 137 742 000 159 302 000 121 487 000 (+ 33 619 000)|(— 43 738 900)|(—125 989 000) U an fonstigen T A 101 937 000 80 173 000 111 607 000

(+ 2 274 000) (— 20 070 000) |(—- 39 035 000)

Passtva: das Grundkapital 180 000 000 180 000 000 180 000 000 L: (unverändert) | (unverändert) | (unverändert) der Reservefonds 64 814 000 64 814 000 64 814 900 (unverändert) | (unverändert) | (unverändert) der Betrag der um- laufenden Noten .| 1510 320 000 | 1 396 284 000 | 1 349 085 000

(+ 94 313 000)|(+ 62 938 009)|(+ 39 895 000) zie sonstigen tägli fälligen Verbind-

likeiten 585 479 000 | 601 220 000 | 701 228 0c0 (— 283 470 000)|(— 47 979 000 |(-— 13 204 000)

die sonstigen Pasfiva 34 067 000 25 376 000 18 273 000 (+ 492000)|((+ 735 000)|((+ 551 000)

Die Abnahme des Metallbestandes war um 4,2 Mil!. Mark stärker als im Vorjahre. Die Zunahme der Wechsel blieb um 13,9 Mill. Mark hinter der vorjährigen Zunahme zurück. Die Anlagen nahmen Burlamt um 137,6 Mill. Mark zu gegen 78,7 Mill. Mark im Vorjahr.

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 2. Mai 1907:

Ruhrrevier Oberschlesishes Revier Anzahl der Wagen Gestellt 20 001 7925 Nicht gestellt . _—,

Zur Einbürgerung des Ueberweisungs- und Scheck- verkehrs verbreiten die Aeltesten der Kaufmannschaft vou Berlin ein Nundschretiben an die Mitglieder der Korporation der Kaufmann- schaft, die kommunalen und s\taatlihen Behörden, die wirtschaftlichen Vereine und sonsttge Interessenten. Jn ihm weisen sie darauf hin, daß sich die deutshe Bevölkerung (im Gegensaße zu anderen Ländern) noh niht hinreihend an die Mittel gewöhnt hat, die geeignet sind, die Benußung von Gold- und Silbermünzen sowie von Bank- noten und Neichskassensheinen als Zirkulationsmittel zu er- seßen, nämlich an die Anwendung des Ueberweisungs- und Schecksystems. Wenn es gelingen würde, einen erheblihen Teil aller Zahlungen der Gewerbetreibenden und der Privatpersonen dur Veberweisungen oder Schecks zu erledigen, so würden dadurch große Beträge an Zirkulationsmitteln erspart werden, sowobl an „Gold und Silber als an Banknoten, und diese ersparten Zirkulations- mittel würden sich in den Kassen dez Notenbanken, namentlih unseres Zentralnoteninstituts, der Reichsbank, ansammeli. Je mehr dies der Fall ist, desto geringer würde der Bedarf an Zirkulattions- mitteln sein, den die Reichsbank zu befriedigen hat, desto ftärker würde der Barbestand der Reichsbank sein, was zur Er- A ung des Zinsfußes bei der Reichsbank und im ganzen Lande er- heb ih beitragen würde. Zur Ausdehnung des Scheckverkehrs ist es auf der anderen Seite erforderli, daß die Scheu verschwindet, die heute noch bei vielen Gewerbetreibenden, Instituten und Koiporationen gegen die Annahme von Scecks besteht. Wenn daher, fo {hließt das Zirkular, auf der einen Seite allen Gewerbetreibenden und Privatper]onen zu empfehlen ist, sich Bankkonti eröffnen zu lassen, so ist in gleicher Weise an alle diejenigen, die Zahlungen zu empfangen haben, die Mahnung zu richten, Ueberweisungen und Scheck8s anzunehmen, soweit nicht besondere Gründe dem entgegenstehen. Die deutshe Beyölke- rung hat \sich im Lauf der leßten Monate {wer beklagt über die Höhe des Zinsfußes und die Opfer, die dem gesamten Verkehr hierdurch auferlegt worden sind. Ein Mittel zur Abhilfe habe die Bevölkerung selbst in der Hand; dieses Mittel bestehe darin, daß jeder Gewerbetreibende und jeder wohlhabende Privatmann sich ein Bankkonto eröffnen läßt und es dur das Ueberweisungs- und Schecksystem in der Weise benutzt, daß dadur bare Zirkulations- mittel erspart werden und auf diesem Wege etne Besserung der Geld- verhältnifse herbeigeführt würde. Da überdies auf einem solchen Konto von den Bankhäusern Zinsen vergütet werden, so werden die- jenigen, welche diefe Zahlungsweise \sih zu eigen machen, niht nur der Allgemeinheit dienen, sondern auch selb Nußen daraus ziehen.

Die Betriebseinnahmen der Graz-Köflacher Eisenbahn betrugen im April 1907: 320 196 Kronen (i. V.: 270 564 Kronen).

Vom 1. Januar bis inkl. 30. April 1907: 1 362 859 Kronen (i. .V.- 1215551 SOUS Laut Meldung des ,W. T. B.* betrugen die Einnahmen der Luremburgishen Prince Henri-Eisenbahn in der 3. Aprildekade 1907: 193 890 Fr., gegen das Vorjahr weniger 27 990 Fr. Der provifsorishe Ausweis der Bruttoeinnahmen der Warschau-Wiener Eisenbahn für den März 1907 ergibt eine Gesamteinnahme von 1853 061 Rubel gegen 1942 309 Rubel im Vorjahre. Die Einnahmen von Januar bis März betragen 9 229 767 Rubel gegen 5 511 352 Rubel im Vorjahre.

age E Bezie T Le De T B E ntur in DerUn teilt, laut Meldung des ,W. T. B.*“, e e Bilanz des Außenhandels mit: y nes

Europäischer Handel.

Ausfuhr vot 8, bs 15. Al

13 479 000 Rbl. vom 1./14. Januar

L L L O

Einfuhr vom 9. S 10 U . . 13 269 000 Rbl. vom 1./14. Januar «135858000.

Aftati)Ger Handel

usfuhr vom 8. bis 15. April A 442 000 Rbl. vom 1./14. Januar E 16154000 ,„. Einfuhr

vom 8. bis 15 Al 1 265 000 Rbl.

vom 1./14. Fanuar A 18 808 000 „.

London, 2. Mai. (W. T. B) Bankausweis. Total- reserve 25 042 000 (Abn. 863 000) fd. Sterl, Noten-

umlauf 29 166 000 (Zun. 429 000) Pfd. Sterl., "Barvorrat 35 758 000 (Abn. 433 000) Pfd. Sterl., Portefeuille 32 844 000 (O 888 000) Pfd. Sterl, Guthaben der Privaten 46 005 000 Abn. 2 145 000) Pfd. Sterl, Guthaben des Staais 9 328 000 Zun. 415 000) Pfd. Sterl., Notenreserve 23 875 000 (Abn. 857 000) fd. Sterl, e ierungsficherheit 15 321 000 (unverändert) Pfd. i M Vfl va pen C zu e uen 454 gegen 4593/5 n der Vorwoche. earinghouseumsa , gegen die ent- sprechende Woche des Vorjahres 1 Mill. mehr. E aris, 2. Mai. (W. T. B.) Bankausweis. Barvorrat in Gold 2590 926 000 (Zun. 1700 000) Fr., do. in Silber 980 200 000 (Abn. 387 000) Fr., Portefeuille der uptbank u. d. Fil. 1 315 071 000 (Zun. 188 199 000) Fr, Notenumlauf 4 836 853 000 (Zun. 86 171 000) Fr.,, Lauf. RNechnung d. Priv. 580 170 000 un, 78 947 000) Fr., Guthaben des Staatsshazes 130 763 000 (Abn. 40 472 000) Fr., Gesamtvorshüfse 584 353 000 (Zun. 16 643 000) Fr., ins- u, Diskonterträgnis 16 208 000 (Zun. 1 011 000) Fr. Ver- ältnis des Barvorrats zum Notenumlauf 73,83,

Berliner Wollauktion deutsher Schmußwo llen. Die zweite diesjährige Wollauktion, welche gestern ihren An ang nahm, war sehr gut besucht. Die Interessenten zeigten beim Anfang der Auktion rege Kauflust, die aber gegen E merklich nachließ. Zur Auktion gelangten 12060 Ztr. in Shweiß geshorene Wollen, die in 9000 Ztr. pommerschen, 650 Ztr. mecklenburgishen, 3600 Ztr. märkischen, 1800 Ztr. preußishen, 850 Ztr, posenschen, 100 Ztr. \chlefischen und 60 tr. fähsischen Wollen bestanden. Verkauft wurden ca. 10634 Ztr., zurückgezogen wegen fee exenten 1426 Ztr. Die zur Auktion zum Verkauf gestellten Wollen waren nur zum kleineren Teil geeignet, allgemeines Interesse seitens der Käufer zu erwecken. Die wenigen s{hönen Lose, die gute Züchtung und sah- gemäße Behandlung zeigten, waren lebhaft begehrt und erzielten un- gefähr die Preise der vorjährigen Maiauktion. Die meisten Wollen dagegen waren feucht und vielfah warm und erweckten nur eringe Kauflust. Die Preise blieben daher hinter den votiübrigen um 5 bis 20 für den Zentner zurück. Die erzielten Preise stellten sch für pommershe Wollen auf 65 bis 92 M jen 41—103 Æ in 1906, medlenburgische erzielten 41—95 „A gegen

3—113 4, märkische 61—91 M gegen 66—111 M, preußische 65 bis 100 6 gegen 70—104 Æ, vosenshe brahten 68—91 gegen 70—9 M, shlesishe 75—80 A gegen 75—104 M, sädsishe 85 egen 9% #4 für den Zentner. Kreuzungswollen brachten 73—94 4,

ammwollen 85—101 #4, Elektoral-Lammwollen 105 , Kreuzungs- Lammwollen 81 4, Jährlingswolle 104 4, Mutterwolle 90 4, Frühshur 67 A und Bocklammwolle 83 #4, alles für den Zentner.

Kurs8berichte von den auswärtigen Fondsmärkten.

Hamburg, 2. Mai. (W. T. B) (Sch{hluß) Gcld in Barren das Kilogramm 2790 B., 2784 G,, Silber tin Barren das Kilogramm 90,00 B., 89,50 G.

Wien, 3. Mai Vormittaas 10 Uhr 50 Min. (W. T. B.) Einh. 4% Rente M./5. p. Arr. 98,75, Oesterr. 42/0 Rente in Kr.-W. pr. ult. 98,65, Ungar. 4°/9 Goldrente 112,25, Ungar. 4 9/0 Rente in Kr.-W. 9435, Türkische Lose per M. d. M. 194,00, Buschtierader Eisenb.-Akt. Lit. B —,—, Nordwestbahnakt. Lit. B per ult. —, Oesterr. Staatsbahn ver ult. 685,00, Südbahngesellshaft 136 25, Wiener Bankverein 547 00. Kreditanstalt, Oesterr. per ult. 665 00, Kreditbank, Ungar. allg. 775,50, Länderbank 447,50, Brüxer Kohlenbergwerk —,—, WMontangesells@afi, Desterz. Alp. 594,75, Deutsche Reichsbankaoter pr. ult, 117,67, Unionbank 565,50, Prager Eisenindustriegesell (aft 2590.

London, 2. Mai. (W. T. B) (SWhluß.) 242% Eng- [ische Konsols 852/16, Platzdiskont 3}, Silber 303/54. Bankeingang 5900 Pfd. Sterl.

Paris, 2. Mai (W. T: B) (Sgluß.) 39/4 Franz. Rente 95,05 Suezkanalaktten 4625.

Lissabon, 2. Mai. (W. T. B.) Goldagio 21. .

New York, 2. Mai. (S{luß.) “(W. T. B.) Das Geschäft an der heutigen Börse war etwas lebhafter, blieb jedo wieder nur auf einen kleinen Kreis von Interessenten beschränkt. Die Tendenz ließ im allgemeinen Einheitlichkeit vermissen. Das Jnterefse der Speku- lation kTonzentrierte fh hauptsählich auf die Aktien der Harriman- ruppe, der American Smelting and Refining Company, ferner auf malgamated Cooper- und Readingbahnwerte. Bald nah Eröffnung machte sih Abgabedruck geltend, zu welchem die ungünstig lautenden Nachrichten über den Stand der Saaten die Veranlassung p, Hierauf folgte eine Erholung unter Führung von Union-Pacificbahnaktien, die von interessierter Seite wieder in die Höbe getrieben wurden. Na- mittags verursachte die neuerlihe sharfe Steigerung der Weizenpreife Realisationen und Baisseangriffe, die Wirkung dieser war aber nicht nachhaltig, da das Angebot gut aufgenommen wurde. Jn der leßten Börfenstunde war die Stimmung bei mäßig anziehenden Kursen fester im Zusammenhang mit dem leihteren Geldmarkt und auf Gerüchte von der Bildung verschiedener Haufsespekulation8gruppen. Schluß fest. Für Rechnung Londons wurden per Saldo 5000 Stück Aktien gekauft. Aktienumsay 770 000 Stück. Geld auf 24 Stund. Durchschn.- Zinsrate 2}, do. Zinsrate für leßtes Darlehn d. Tages 23, Wechsel auf London (60 Tage) 4,83,30, ble Tran®2fers 4,86,55, Silber, Commercial Bars 653/;. Tendenz für Geld: Leicht.

Nîio de Janeiro, 2 Mai (W. T. B) London 159/32.

Wesel auf

Kursbertihte von den auswärtigen Warenmärkten.

Magdeburg, 3. Mai. (W. T. B.) ZuCe rbeit, Korn- zuder 88 Grad o. S. 9,30—9,45. Nachprodukte 75 Grad o. S. ——, Ae tgnuna: Stetig. Cetrorue I o. F. 19,10—19,25.

Kristallzuker 1 mit Sack —,—. Gem. Raffinade m. S. 18,75—19,00. Gemablene Melis mit Sack 18,2%—18,50. Stimmung : Stetig. Rohzucker 1. Produkt Transito frei an Bord : Mai 19,15 Gd., 19 20 Br. E be , Juni 19,20 , 19,30 Br., —,— bez, Juli 19,30 Gd., 19 40 Br., —,— bez., August 19/45 Gd. 19,55 Br. Oktober-Dezember 19,00 , 19,05 Br,

—,— r Gg Wochenumsaß: 1 180 000 Zentner.

Dr or P N E pri Cg 9 L “Aar E Y A R EE t arn ate: Etn s (aar Spa C Fie Be ruf émait: 6ER A Spe 1e H R e a