1907 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Oct 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Schaumburg-Lippe.

Seine Hochfürstlihe Durchlauht der Fürst Georg hat am gestrigen Tage sein 61. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Fürsten wurde in Stadt und Land in der üblichen Weise gefeiert.

Oesterreich-Ungarn.

Das Befinden des Kaisers Franz Joseph ist, einer gestern nahmittag veröffentlihten Meldung des „Wiener Telegraphen - Korrespondenzbureau“ zufolge, voll- kommen unverändert; es handelt sih um einen Bronchial- katarrh ohne Fieber. Der Kaiser is durch sein Be- finden nit gehindert, die laufenden Geschäfte wie gewöhnlich zu erledigen, Am Abend nahmen Professor Neußer und Hofrat Kerzl eine eingehende Untersuhung des Kaisers vor. Hierbei wurde, dem „Wiener Fremdenblatt“ zufolge, von beiden Aerzten übereinstimmend konstatiert, daß die katarrhalische Afffektion nicht nur keinerlei Ausbreitung genommen hat, sondern bereits in der Rückbildung begriffen ist, sodaß von einer, wenn auch vorläufig nur erst leihten Besserung gesprochen werden kann. Das subzjektive Befinden des Kaisers war durch den noch vorhandenen Hustenreiz und die den ganzen Tag über an- haltende erhöhte Körpertemperatur einigermaßen beeinträchtigt. Der Kaiser fühlt sih etwas müde und abgespannt, der Appetit ist auch nicht so rege wie sonst, aber diescs Unbehagen shwindet natürlich mit der fortschreitenden Besserung. Zur gewohnten Stunde begab sih der Kaiser zur Nuhe und erfreute sih bald darauf eines nur durch Husten einigermaßen beeintcächtigten Schlummers.

Im ungarishen Abgeordnetenhause meldete gestern der Präsident eine dringende Interpellation des jozialistishen Abgeordneten Mezöfi über das allgemeine Stimmrecht an und befragte das Haus, ob es der Jnter- pellation den dringlichen Charakter zuerkenne und sie in dieser Sißzung anhören wolle. Das Abgeordnetenhaus lehnte, „W. T. B.“ zufolge, es mit großer' Majorität ab, die Junter- pellation anzuhören.

Eine große Arbeiterabordnung überreichte gestern

dem Präsidenten des ungarishen Abgeordnetenhauses Justh |

eine Denkschrift über dieEinführung des allgemeinen Stimmrechts.

Der Nedner der Abordnung Gar baî wies, wie das ,W. T. B.“ mitteilt, auf das mangelnde Verständnis des Abgeordnetenhauses für soziale Forderungen hîn und behauptete, es seien in einem Jahre 394 FaŸvereine aufgelöst worden. Er erklärte, die Arbeiter seien von Patriotismus erfüllt und träten beae:stert für die Unabhängigkeit, namentlich für die wirtschafilihe Selbständigkeit des Landes etn. Der Präsident wies in seiner Erwiderung die Besdt u:digung, daß das Parlament nur Klasseninteressen vertrete ,

äußeren Druck oder Terrorisierung die große Frage des Wahlrets zum Wohle des Vaterlardes lösen würden.

Auch eine Abordnung der christlich-sozialen Arbeiter | überreichte dem Präsidenten Justh eine Bittschrift über die |

Einführung des allgemeinen Stimmrechts. Großbritannien und JFrlaud.

Nach einer Mitteilung der „Tribune“ wird das Parla- ment mit Rücksicht auf das umfangreiche Arbeitsprogramm | bereits am 28. Januar nächsten Jahres, also erheblih früher |

als sonst, wieder zusammentreten.

Frankreich.

In Rambouillet Hat gestern unter dem Vorsiß des Präsidenten Fallières ein Ministerrat stattgefunden, der

sh mit der Lage in Marokko beschäftigte. Der Ministerrat |

fam, laut Bericht des „W. T. B.“, zu der Ansicht, daß mehrere Kriegsschiffe, die jeßt dorthin heimishen Häfen zurückgebraht werden könnten, und be- hloß* grundsäglih den Schuß der Küste mit Aus- Die Wiedereinberufung der Kammern wurde

tragen. | l auf den 22. Oktober festgeseßt.

zur Erhaltung der durch Automobile beschädigten Landstraßen in die Wege leiten.

Auf dem in Nancy tagenden radikalen Kongreß hielt der Vorsißende Pelletan gestern eine Ansprache, in der er, obiger Quelle zufolge, ausführte:

Man dürfe keine Art von zwetdeuticger Schwäche dulden, die dazu angetan sei, das patriotishe Gefühl und die Liebe zur Armee herabzumindern. (Rufe: Nieder mit He:vé!) Man müsse sch abec

eberso gegen den falschen Militarismus und gegen einen Mißbrauch !

des Begriffes Patrioti#mus wenden. Spanien.

Das Parlament is gestern wieder eröffnet worden. Der Minister des Jnnern hat mit Nücksiht auf die durch die Uebershwemmungen verursahten Schäden eine Vorlage, betreffend die Gewährung eincs außerordentlichen Kredits, ein- gebracht. i

Jn der Deputiertenkammer widerlegte der Finanz- minister, „W. T. B.“ zufolge, bei Beantwortung einer Jnter- pellation liberaler Deputierter die Ansicht, daß die Gold - reserve sih vermindert habe, und erklärte, daß sie vielmehr von 42 auf 62 Millionen gestiegen sei. Der im Budget vor- geschene Uebershuß werde, wie der Minister versicherte, in diesem Jahre erzielt werden.

Niederlande.

Jn der gestrigen Sißung der ersten Kommission der Friedenskommission kam der russishe Antrag, der die Majoritätsbeschlüsse über das obligatorisheWeltschieds- geriht der Konvention von 1899 als acte additionnel bei- fügen wollte, zur Abstimmung. Da Deutschland, Oesterreich- Ungarn, Nordamerika, die Türkei, Belgien und Rumänien dagegen stimmten, zog der russische Delegierte von Martens, „W, T, B.“ zufolge, den Anirag zurück. Hierauf beantragte der osterreihisch-ungarishe Delegierte von Mérey die Abstimmung über die von ihm vor Monatsfrist im Komitce eingebrachte Resolution, derzufolge die Regierungen, da eine Einigung über bestimmte Anwendungsfälle der obligatorishen Schieds- sprehung nicht erzielt würde und angesihts des s{hwierigen tehnishen Chätakters * vieler Fragen ‘nicht erzielt werden konnte, die Angelegenheit in eingehendster Weise prüfen und das Ergebnis ihres Studiums innerhalb einer bestimmten

mitteilen sollten.

entschieden ! zurück und erklärte, er übernehme die Bütschcift und sei überzeugt, | daß die gegenwärtige Negierung und das Parlament obne jeden |

entsandt sind, nah den |

f Zum Schlusse erklärte der | Minister der öffentlihen Arbeiten Barthou, er werde die | Abhaltung eines internationalen Kongresscs im Jahre 1908 |

Der Redner begründete den Antrag in wirkungsvoller Rede und wies besonders darauf hin, daß Einstimmigkeit die Basis aller Kon- ferenzbeschlüsse sein müsse. Fry (En land) und Choate (Vereinigte Staaten) fprachen ih gegen die Biterte chis{ch-ungarishe Resolution aus. In der Debatte, an der sich besonders Nelidow (Rußland), von Mörey (Desterreih-Ungarn), van den Heuvel (Belgien) und Freiherr von Marschall (Veutschland) beteiligten, wurde namentli die Frage der „unanimité“ eröôrtert und ausgeführt, daß jede Majorisierung auf internaticnalen Konferenzen ausgeschlossen sei und daß bei Wide:rspruh nicht verla: gt werden könne, daß ein von ter Mehrheit gutgehetßener Beschluß als B-schluß der Konferenz gelte.

Bei der Abstimmung stimmten 23 gegen, 14 (Deutschland, Oesterreih-Ungarn, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Griechen- land, Jtalien, Luxembürg, Montenegro, Holland, Rumänien, Rußland, Serbien, Türkei) dafür. Sieben Mächte enthielten sih der Abstimmung. Darauf beantragte der italienische Ver- treter Graf Tornielli, die Konferenz solle sih darauf be- shränken, die großen Prinzipien zu konstatieren, über die sich völlige Einigkeit ergeben habe, nämlich das Prinzip der obligatorishen Schiedssprehung sowie das Prinzip, daß es gewisse Gebiete in den internationalen Beziehungen gebe, wo die obligatorishe Schiedssprehung ohne jede Reserve angewendet werden könne. Der deutshe Delegierte Freiherr von Marschall und der ósterreichisch-ungarishe Delegierte von Mérey sprachen dem Grafen Dornielli für diesen Vor- schlag, den sie gern annähmen, ihren Dank aus. Der Obmann der Kommission Bourgeois (Frankreich) {loß sich ihnen an und konstatierte die Zustimmung der Kommission. Jn der heute abend stattfindenden Sißung soll eine Formel dafür gefunden werden, in welher das Ergebnis der Beratungen in diesem Sinne niedergelegt wird. Schließlih wurde die englishe, von Deulschland und Nordamerika unterstüßte Ne- solution beraten, in der die Gründung einer Cour de

Justice arbitrale und cin Reglement für diese empfohlen

wird. Die Frage der Bestellung der Richter ist darin offen gelassen und der Lösung vermittels diplomatischer Verhand- lungen vorbehalten. Vierzig Mächte stimmten dafür, drei Belgien, Rumänien und die Schweiz dagegen, drei Dänemark, Griechenland und Uruguay enthielten sich der Abstimmung. Türkei.

Der persishe Boischafter in Konstantinopel, der sich um die Beilegung. des 1Urkish-persischen Konflikts bemüht hat, befürchtet, nach einer Meldung des „Wiener

| Telegraphen-Korrespondenzbureaus“, eine Verwicklung der

Situation, ‘erklärt aber die alarmierenden Nachrichten für un- wahr. Die Beziehungen zur Pforte seien niht gespannt. Der

| Botschafter verweist auf das Telegramm der Pforte vom

8. September, in dem die Pforte verspricht, die Perser in der Streitfrage, betreffend die Militärdienstpfliht, niht zu be- unruhigen, bis sie ih mit der persishen Botschaft in Kon- stantinopel verständigt habe.

Amerika.

| Das peruanishe Ministerium ist, „W. T. B.“ zu- | deg Vorjahres 855) eingereiht worden. | folge, gestern unter dem Vorsiß von Washburn neu gebildet | worden. Minister des Jnnern wurde der Abgeordnete Arenas. | | tamen 854 (853) zur Meldung, davon 172 (196) mit und 682 (657)

Die anderen Ministerstellen blieben unverändert. Der argentints{che Minister für offentliche Arbeiten ist von seinem Posten zurückgetreten. i Afrëka. Nach einer telegraphishen Meldung des Generals Drude ist eine Mahalla Mulay Hafids unter dem Befehle Mulay el Reschids in einer Stärke von 1000 Mann und vier

| Geshüßen am Montag in Dar Ber Reschid, einer ungefähr

35 km von Casablanca entfernten Ortschaft, eingetroffen.

Koloniales.

Auf der deuts\ch-ostafrikanischen Zentralbahn fand, wie „W. T. B.“ berichtet, am 9. d. M. die erste Fahrt eines Personen-

nahme einiger besonderer Pläße kleinen Kreuzern zu über- | ¿ugs bis zur Endstation Morogoro statt, an der au der Staat!s-

sekretär des Neichökolontalamts Dernburg teilnahm.

Statistik und Volkswirtschaft.

Bevölkerungsbewegung, Verkehrsverhältnisse, Schlachtungen, städtishe Sparkasse, Kranken- und Armenpflege in Berlin im August,

Ab- und Zuzüge von Zensiten der Staatseinkommen- |

steuer im 2. Vierteljahr 1907.

Nach dem die Berliner Statistik für den Monat August 1907 |

enthaltenden Heft der „Monats8berichte des Statistischen Amts der

Stadt Berlin“ belief sich_ die fortgeshtkiebene Bevölkerung der | NReichshauptstadt anfangs September 1907 auf 20935091 Einwohner |

(gegen 2091 436 anfangs August, 2089 923 anfangs Iult, 2092 098 anfangs Juni 1907 und 2067 176 anfangs September 1906). Nach- dem die Bevölkerung Be:lins im Juni 1907 eine Abnahme um 2175, im Juli aber wieder eine Zunahme um 1513 Personen erfatrsten hatte, ist also im Monat August d. J. eine weitere Vermehrung um 3655 (im August 1906 um 3963) Einwohner eingetreten.

Lebend geboren wurden im Monat August 1907 4384 (im August 1906 4365) Kinder, darunter 756 (688) oder 17,24 (15,76) 9/6 unehelide Auf das Jahr und Tausend ver mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sih die Geburtenziffer auf 24,66 (24,89).

Durch Chescließung legitimiert wurden im August 1967 175 uneheliche Kinder, von denen 52 im Jahre 1907, 56 i. F. 1906, 22 i. J. 1905, 11 i. J. 1904, 6 i. J. 1903 geboren und 28 noch älter waren. Von diesen Legitimationen betrafen 157 je 1 Kind, 6 je 2 und 2 Fälle je 3 Kinder.

Die Gesamtzahl der Eheschließungen, die im August 1907 stattfanden, belief \fich auf 1364 (tm August 1906 auf 1258); von diesen Chen sind 255 (217) Mischehen.

Sterbefälle kamen im August 1907 (ohne die Totgeburten) 2605 (im August 1906 3277) vor. Von den Verstorbenen waren 1350 männ- lihen und 1255 weibliden Geschlech18. An FIJnfcktionskrankheiten starben 589 (im August 1906 584), indbesondere an Masern 34 (21), an SH&arlah 21 (21), an Diphtherie und Krupp 15 (19), an Keuchhusten 39 (30), an Influenza 6 (3), an Kindbettfieber 20 (14), an Typhus 12 (8), an Lungen- und Haleshwindsucht 299 (300), an Tuberkulose anderer Organe 66 (69). Ferner sind zu erwähnen : 211 (185) Sterbefälle an Krebs, 195 (187) an Herzkrankheiten, 140 (138) an Lungenentzündung, 289 (598) an Darmkatarrb, darunter 298 (539) Kinder im 1. Lebensjahr, und 138 (465) an Brechdurchfall, darunter 127 (429) Kinder im 1. Lebenétjahr. Im Alter bis zu 1 Jahr starben im ganzen 825 (1481) Kinder, das sind 31,67 (45,19)%% aller Sterbefälle des Berihtsmonats, Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer 14,65 (18,68).

L ; E / ; Als zugezogen waren im Monat Augu*t 1907 12355 (im | Frist durch Vermittlung der holländischen Regierung einander | August 1906 12 539) männliche und 8273 (8819) weibliche, zusammen | | 20 628 (21 358) Personen zu verzeihnen. Für die Fortdezogenen

; an Berïtn

ergaben si einschließlich des Zuschlags für die unterblieben en Ab, meldungen die Zahlen: 10984 (11182) männlihe und 7768 (7301) weibliche, zusammen 18 752 (18 483) Personen. Somit verbleibt bej der Wanderung ein Mehrzuzug von 1371 (1357) männlichen und 505 (1518) weiblichen, zusammen 1876 (2875) Personen.

An physiswen Zenfiten der Staatseinkommen s euer sind im 2. Vierteljahr 1907 18517 (im 2. Vierteljahr 1906 18 755) zu, gezogen, dagegen 22 602 (17 932) fortgezogen, also 4085 mehr von Berlin fortgezogen, als dahin übergesiedelt find. Jn der unt ersten Steuerfstufe mit Einkommen von 900 bis 1050 4 ist noch der Zuzug von Zensiten 5588 (in demselben Vierteljahr 1906 6830) um 451 größer gewesen als der Abzug 5137 (4918) 5 79L zugezogene Zensiten mit 900—1050 # Einkommen waren aus nicht zur näheren Umgebung Berlins gehörigen Teilen der Provinz Brandenburg, 1661 aus anderen preußischen Provinzen, 728 aus anderen deutschen Staaten, 468 qus dem Auslande gekommen. Aber in allen höheren Ein- fommens- und Steuerstufen hat Berlin Verluste an fteuer- pflichtigen physishen P:rsonen durh Mehrfortzüze zu verzeichnen, Bon den aus Berlin verzogenen Zensiten mit mehr als 1050 A Einkommen find 1860 nah Charlotienburg über- gestedelt (von wo nur 1063 Steuerpflihtige derselben Einkommens- flufen rach Berlin zuzogen), darunter 335 (gegen nur 73 von dort na) Berlin zugezocene) mit über 3000 „4 Einkommen, ferner nah Wilmersdorf 647 (gegen nur 173 von do:t nah Berlin j¡ugezogene), darunter 115 (aegen nur 17) mit über 3090 (G Einkommen, na Friedenau 163 (gegen 81) bezw. 37 (gegen 8), nach Steglih 213 (gegen 134) bezw. 34 (gegen 4), nah Groß-Lichterfelde 140 (gegen 83) bezw. 30 (gegen 4), nah Schönebera 1854 (gegen nur 757 von doct nah Beiïlin zugezogene), darunter 270 (gegen nur 70) wit über 3000 #& Einkommen, nach Tempelhof 151 (gegen 62) bezw. 11 (gegen 3), nach Rixdorf 2197 (gegen nur 663) bezw. 57 (gegea 17), nah Treptow 167 (gegen nur 26) bew. 15 (gegen 1), nach Borxhagen-Rummels- burg 606 (gegen 318) bezw. 6 (gegen 1), nah Lichtenberg 739 (gegen 333) bezw. 16 (gegen 12), nach Pankow 358 (gegen 204) bezw. 30 (gegen 4), nach NiedershönHhausen 131 (gegen 73) bezw. 6 (gegen 6), nah Tegel 91 (gegen 55) bezo. 3 (gegen 0), nah weiter entfernten Orten der Provinz Brandenburg 2116 (gegen 1387 von dort na Berlin zugezcgene), darunter 151 (gegen 43) mit über 3000 „6 Eirkommen. Von den g:ößeren Orten dec näheren Umgebung Berlins haben lediglih Weißensee, Reiniken- dorf, Syandau und Po!sdam, von denen aber nur Weißensee und Reinickendorf einen bedeutenderen Bevölkerungsaustausch mit der Reichshauptstadt aufweisen, nicht nur mehr Zensiten ter untersten Steuerstuse mit 900-1050 # Einkommen, sondern auch mehr Steuerpflihtige der nähsthöheren Einkommenéklassen abgegeben, als sie von der Reichshauptstadt er- hielten; doch war der Gewinn für Berlin nur gering. Von den Staatéeinklommenstcuerzatlern mit über 25500 bis 590000 A Einltommen zozen im 2. Vierteljahr 1907 61 und von denen mit über 50000 A Einkommen 25 von Berlin fort (dabon 23 der crsteren und 17 der leßteren vach Charlottenburg, 11 bezw. 2 nach Schöneberg, 10 bezw. 2 nah Wilmersdorf, 2 bezw. 1 nah Groß-Lichtierfelde), während nur 17 und 11 Zensiten der beiden Einkommensklassen nach Berlin zuzogen (davon 2 der ersteren und 2 der leßteren aus Charlottenburg, je 2 ter ersteren aus Schöneberg und Nixdorf, 5 und 4 gus anderen preußischen Provinzen, 2 und 1

aus de:n Auslande).

Baugesuche sind im Monat August d. J. 744 (im August Genehmigt wurden 175 (267) Neubauten, 49 (5) Umbauten von Wohngebäuden, 33 (36) Schuppen 2c, 380 (425) fonstige Bauausführungen. Brände

ohne Alarmierung der Wehr.

Cin Besiywechfel fand im August 1907 bei 129 (im gleichen Monat des Vorjahrs bei 217) Grundstücken statt. Kauf lag vor bei 66 (141) hecbauten GrundsisiFen mit 22 182 330 (35 404 327) M Kaufpreis und bei 21 (53) unbebauten mit 2 507 988 (5 547 195) M Kaufp: eis, Zwangsversteigerung bei 9 (9) bebauten Grund- stücken mit 3 408 709 (2106 691) 6 und bei 1 (3) unbebauten mit 63 000 (143 864) „6 Kaufpreis. Durh Vererbung gingen 20 (7) Grundstücke mit 3 243 300 (2 204 700) A Weit und 12 (4) ohne Wertangabe in anderen Besiy über.

Ueber Verkehr8verhältnisseim Monat August liegen folaende

| Angaben vor: Befördert wurden durh die Straßenbahnen 38 796 607 ¡ (im August 1906 35 666 506) Personen, von denen 31729 890

(29 010 939) auf die Große Berliner Straßenbahn entfallen, dur die Hoch- und Untergrundbähnen (ein\hließlich der Spreetunnelbahn) 3153275 Ú 971 383), durch die Omnibuslinten mit Pferdebetrieb 10 607 970 (10 906 373) Pecsonen, davon zu 5 S 8 949 863 (9 121 932) und zu 10 S 1 658 107 (1784 441) Personen. Ferner wurden dur

| die Kraftomntbuslinten 1 282 610 (771 437) Personen befördert.

Die Zahl der in den btefigen Hotels, Gasthöfen 2c. im August abgestiegenen Fremden beträgt 119633 (10s 030). Darunter be-

j fanden sich 28817 (24 068) Ausländer; von diesen kamen 11 327

(8803) aus Rußland, 5415 (4947) aus O-fterreih, 3765 (3382) aus Amerika, 1499 (1088) aus Dänemark, 1282 (1145) aus Schweden Der Auftrieb auf den-städtishen Viehhof betrug für den

Monat August 1907 19 008 (für Auzust 1906 14596) Rinder, ¡ 18691 (14231) Kälber, 75 382 (57 400) Schafe, 118 692 (84 749)

Schweine, das sind 4412 Rinder, 4460 Kälber, 17982 Schafe und 33 943 Schweine mehr als im gleihen Monat des Vorjahrs. j

In den öffentlihen Schlahthäusern wurden im August 1907 11991 (in demselben Monat des Vorjahres 12 559) Rinder, 14 599 (14 647) Kälber, 44 902 (41453) Schafe, 88 431 (79 947) Schweine geschlachtet. In der Zentralroß\chlächter ei wurden 886 (881) Pferde geshlahtet, von denen 7 (11) zurüdck- ewiesen wourden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten lomit 879 (870) Pferde, ferner von der Rirdorfer Roßschlächterei

47).

Bei der städtischen Svarkasse betrugen die Einzahlungen im August 1907 46834 884 (im August des Vorjahres 5 151 064) , die

| Rückzahlungen 6 305751 (5 261 333) 4; demnach ergab si ein

Mehr an Rückzahlungen von 1620867 #4 (in demselben Monat des Vorjahres ein Mehr an Nückzahlungen von 110 269 4).

Von der Landesversicherungsan stalt Berlin wurden im Monat August 413 (588) Invaliden- und 27 (26) Altersrenten be- willigt. Der Mitgliederbestand der der Aufsicht des Magistrats- fommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. September 1907 731 961 (am 1. September 1906 718 146), unter denen si 39 606 (35 554) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbs unfähig

| waren an diesem Tage bei den bezeihneten Kassen 25 495 (25 396) | Mitglieder.

Im Arbeitshause zu Nummelsburg befanden ih am 1. September 1370 (1749) Männer und 74 (129) Frauen. Das Familienobdach beberbergte am gleiGen Tage außer 22 (24) Familien mit 81 (97) Personen noch 134 (167) Einzelpersonen. Jm städttshen Obdach nächtigten im August 30 258 (25 958) männliche und 575 (683) weiblihe, zusammen 30833 (26 647) S im Männerasyl des Asylvereins 21 575 (21 527), im Frauenasyl 2802 (4321) Personen einschließlich von 9 (55) Kindern.

In den 6 (im August 1906 5) \tädtischen Kranken- häusern befanden sch Ende August 3470 (2805) Patienten, als belegungsfähig waren in diesen Anstalten 4215 (3232) Betten angegeben; in der Geschlehtskrankenstation de3 Obdachs waren 109 (55) weibliGe Kranke (die Männerstation ist am 3, Oktober nach tem Nudolf Virhcw- Krankenhause verlegt worden). Die JIrrenanstalten zu Dalldorf, Herzberge und Buch und die Epileptikeranstalt Wuhlgarten hatten am 1. September 5148 (4662) Insassen, in Privatpflege waren 2605 (2899) Per- foaen untergebracht. In den 6 Heimstätten befanden stch am Ende des Monats August 566 (567) lungenkranke und erholungs- bedürftige Personen. Der Bestand in den Stechenhdäusern (Fröbel-

und Palltfadenstraße) betrug am 1. September 2089 (2045) Personen.

D absihtigte Versicherung

} Notstandsarbeitcn während der Wintersaison getcoffen

Ï der Zentralvorsitzende

tember 1444 (1878) Insassen vorhanden, in den Erziehungsanstalten zu Lidtenberg und Klein-Beeren 237 (252) Fürsorge- und Zwangs- erziehungszöglinge, inPrivatverpflegung waren 1350 (1204) Kinder. In der städtischen Waifenpflege befanden sih an demselben Tage

Ia den 1878) Insassen des Arbeitshauses waren am 1. Sey-

j {einschließli der Schmidt-Gallish-Stiftung) 6797 (6134) Kinder.

Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat August 1907

33 201 (im August 1906 33 630) Almosengeldempfänger mit einem | Gesamtbetrage an laufenden Unterstüßungen von 553 869 (549 775) 4, !

darunter 1748 (1763) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 12 576 (11696) Æ Extraunterstüzungen. Solche wurden ferner für 4756 (4364) nicht laufend unterstüßte Personen im Gesamtbetrage von 59 897 (51 776) J gewährt. Pflegekinder waren 11408 (11 617) vorhanden, für die 96 753 (96 873) „E aufgewendet wurden.

Die städtische Arbeitsnachweisstelle in Straßburg darf in ihren durch die Entwicklung gerechtfertigten Grundsätzen als eine Musteranstalt bezeihnet werden. Sie raurde im Jahre 1826 als eine Vorbeugung8maßregel der Armenpflege von dem Leiter des &traß- hurger Armenwesens, Beigeordneten Dominicus gegründet und follte

darum niht nur die durch Arbeitslosigkeit hervorgcrufene Un- .

siherheit in der Existenz des Arb?iters einshräaken, sondern au eine Beobachtungs und f gegen die Arbeitslosigkeit bilden. Als kommunale Einrihtung if die Straßburger Arbeitsnahweioöstelle der uninteressierte, neutrale Vermittler zwischen Arbeitcebern und Arbeit-

} nehmern. Die Vermittlung ist für beide Teile völlig unentgeltlih, Die ! Leitung liegt in den Händen eines städtishen Beamten. Dominicus | j fagt mit Recht: „Von der Persönlichkeit dieses Verwalters hängt es zum

großen Teile ab, ob beide Parteien der Nahweistelle das Vectzauen

möglichst schnelle und nicht bureaukratischz Bedienung und die persönliche

Fühlunznahme mit den Auftraggebern beider Arten sichern ihr den !

dauernden Erfolg." Die städtishe Verwaltung von Straßburg muß

diese richtige Perfönlibkeit gefunden haben, insbesondere seit der im Jahre | 1902 eingetretenen Neuordnung der Anstalt, wte die Frequenzzahlen | Ï der Anstalt beweisen. Die G-:samtzahl der Stellenanzebote und der |

Arbeitsgesuche betrug im Gründungsjahr 1896: 7767, im Jahre 1902:

14357, 1903: 283 026, 1904: 41 189, 1905: 49401 und 1906: 55 473, |

Im Jahre 1906 entfielen von den 55 473 Gesuchen 25 376 auf offene

h Stellen und 30 097 auf Arbeitsgesuhe. Die Vermittlungstätigkeit

war sehr erfolgreich, so betrug im legten Jahre in der männlichen Abteilung, die eine stärkere Steigerung aufweist als die weih- lihe, cie Zahl der beseßten offenen Stellen

Rhein-Main-Verbtand, den Nachweisverbänden von Luxemburg und

} dec Schweiz verbunden und hat von der reihsländishen Regierung | } vôllize Gebührenfreibeit für thre telephonishe Benußung erhalten. } Der Straßburçer Azbeitsnachweis dient auch als städtische Auskunfts-

N stelle in allen Fragen, die etne genaue Kenntnis der Verbältnifse der } Lohnarbeiter voraussezen, z. B. bei Feststellung der ort:üblihen und

der Minimallöhne, ferner bei Streiks und der Vorbereitung von Aus- |

| gleihtverhandlungen, wenn das BVürgermeisteramt als Schiedsgericht | | angerufen wird.

Seitens der Nahweisftelle werden alljährliß Vorbereitungen für Bet der Not- wendigkeit der Ausführung folcher Arbeiten übernimmt die Nachiweis- stelle die Kontrolle derselben. In diesem Hilfszweig wird in enger Fühlung mit der städtishen Armenverwaltunz gearleitet, ebenso in Ducbführung der Arbeitslosenversiherung, die nah den Genter Sytem in Straßburg eingeführt ist. Der slädtishe Zushuß zur Arbeitslosenversicherung, die bis zum Höchsthetrage von täalich 1 G an den eirzelnen arbeitslosen Irbeiter zahlt, beträgt 5009/9 der Gesamtauslagea.

Besprehungen gewonnen werden, die einige Wochen vor Schulschluß der Verwalter des Arbeitsnachweises axrangiert und an denen die zur Entlassung kommenden Schüler, deren Eltern, Vo1münder, Lhrer sowie der Stadtarzt teilnehmen. Zur Arbeiterbewegung. Die in den Etuifabriken Berlins und der Umgegend be-

} häftigten Arbeiter und Arbeiterinnen nahmen, der „Voss.

Ztg.* zufolge, gestern abend in zahlrei besuchter Versammlung mit

} großer Mehrheit den Schieds\spruh des Einigungsamts des Berliner } Gewerbegerihts an. In einer Versamwælung der streikenden

Töpfer Groß- Berlins, die gestern vormittag stattfand, teilte des Tôpfserverbandes Grunsel mit, daß

h die Lage durch den Verlauf der am Tage vorher ab-

j gehaltenen Arbeitgeberversam:nlung erhebli@z verschärst habe. Durch } die Einmishung des Verbandes deutscher O}enfabrikanten sei die

Gefahr einer allgemeinen Töpferaussperrung für ganz Deutsch- land in bedrohlihe Nähe gerückt. Der Filtalvorsißende Segawe

Y berihtete, daß geaenwärtig 1822 Verbandsmitglieder am Streik be- teilict seien, 112 Mitalieder seien abgereist und in anderen Tarif-

g!bieten tätig. An Arbeitswilligen seien bisher erst 29 ermittelt

Y worden, die meist Privatarbeit ausführten. Die Versammlung bes h |chloß, den Streik so lange fortzuführen, bis die Verhandlungen mit den

Arbeitgebern zu einem befriedigenden Ergebnis geführt bätten. An die Arbeitgeber soll cin Flugblatt gesandt werden, in dem die Ursachen des

j Streiks klar gelegt werden sollen.

Im Glashüttenwerk „Phönix“ in Penzig fanden, wie

} die „Nh.-Westf. Ztg." erfährt, Massenkündigungen statt. Die Glas- h macher kündigten, weil die sofortige Lohnerhöhung um 10 v. H. i abaesc{lagen worden war. Die Leitung kündigte darauf allen andern

Arbeitern. Die Leipziger Steinseßzer haben, nah ter „Lpz. Ztg.“,

} folgende neue Forderungen aufgestellt : 84 stündiger Arbeitstag für alle

beim Straßenbau als Steinsegzer oder Hilfsarbeiter beshäftigten Per- lonen, Mindeststundenlohn von §0 4 für Steinseter, von 70 Z für lolhe Hilfsarbeiter, die mit Rammen beschäflizt werden, von 9 S für alle anderen Hilfsarbeiter (jeßt erhalten diese

j 3 bis 45 S), außer den Eßpausen Vormittazs um 10 Uhr

und Nachmittags um 3 Uhr Pausen voa j2 20 Minuten, Arbcitéschluß an den Tagen vor den drei hohen Festen um 3 Uhr, an den Sonnabenden um 4 Uhr Nachmittaas bet voller Lobnzahlung, 50 9/6 Zuschlag auf Ueberstunden, die nur in dringlichen Fâllen geleistet werden dürfen, 100 9/6 auf Naht- und Sonntags- arbeit, 1 A 20 4 wöentlides Straßenbahngeld ev. Eisenbahnfahr- geld, wobei die Fahrzeit a!s Arbeitszeit zu r:chnen ist, 1 A 50 S, täglihe Auslöhnung bei auswärtigen Arbeiten, grundsäßlihes Verbot leder Akkordarbeit, Arbeitsruhe am 1. Mai, Weitergeltung etwa be- eits bestehender höherer Löhne. Eine Versammlung stimmte diesem

neuen Tarif zu und bes{loß, ihn unverzüglich der Steinseter-

kreisinnung zur Anerkennung vorzulegen.

…. Der Ausstand der Gasarbeiter in Mailand und Genua ist, wie „W. T. B.* meldct, beendet; die Arbeit sollte in vergangener Naht um Mitternacht w!eder aufgenommen werden.

Aus Rotterdam wird dem „W. T. B.“ berichtet, baß von 900 deutshen Dotckarbeitern gestern 300 ihre Rückreise nah Deutschland angetreten haben. ¿

__ Der Streik der Fuhrleute in Zürich vershärft sch. Den Nichtstreikenden werden, wle der „Frkf. Ztg." telegraphtert wird, die

fende ausgespannt, was an verschiedenen Orten zu ernsten Zusammen- Zößen mit der Polizet geführt hat. Im Güterbahnhof liegen große Mergen Güter, die nit abgeführt werden können. Die Güter- arbeiter der Bundesbahnen weigern si, Güter auf Fuhrwerke bon Streikbrehern zu verladen. Der Stadtrat hat von der Regierung Verstärkung der Kantonspolizet verlangt.

Kontrollstation für eine bes |

12171, die der ein- | gestellten Arbeitsuchenden 12 436. Die Straßburger Arbeitsnachweis- | stelle hot ihre günstigen Erfolge zum guten Teil ihrer Zusammen- | Y arbeit mit anderen Nahweisftellen zu danken. Sie ist telephonish } mit den Nabweisverbänden von Süddeutschland, Westfalen, mit dem

i l : d Einen weiteren Arbeitszweig versieht die städtische Nachweiéstelle in der Lehrlings- | vermittlung, für welhe die Jnformatiouen zum Teil dur |

Die Canadian Pacific Company hat, wie dem ,W. T. B.“ aus Ottawa gemeldet wird, für die Telegraphisten und De- peschenboten eine Lohnerhöhung von 14/0 vom 1. Oktober d. J. ab, Ueberstundenlohn für Sonntagsarbeit und Bezahlung an den Feiertagen bewilligt. Die dur diese Erhöhungen entstehenden Mehr- ausgaben stellen ch für die Gesellschaft auf jährlich 175 000 Dollars.

Wohlfahrtspflege.

i: Die I. Konferenz der neu gegründeten Zentralstelle für V olkswohlfahrt findet am Montag, den 21. d. M, 9x Uhr, in Berlin im Saale des Künstlerhauses, W., Bellevuestraße 3, Katt. Auf der Tagesordnung steht: Das Programm der Wohlfahrtspflege: I. Gedanke und Ziel der Wohlfahrtspflege (Geheimer Justizrat, Pro- fessor Dr. Stammler-Halle a. S.). 11. Die heutigen Aufgaben der

| Woßhlfahrtépflege und ihre Durchführung (Dr. von Erdberg-Berlin). | TIT. Korreferate zu 11: a. Der Staat und die Wohlfahrtspflege

(Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat Harms-Berlin); b. Die Kirche und die Wohlfahrtépflege (Pastor Scheffen-Berlin und Direktor Dr. Hohn-M.-Gladbach), c. Die Kommune und die Wohifahrtspflege (Sta?trat Dr. Flesh- Frankfurt a. M ), d. Die Korporation (Vereine) und die Wohlfahrtspflege (Stadtrat Dr. Wünstezberg - Berlin), e. Der Unternehmer und die Wohlfahrtêpflege (Fabrikbesißer N, Blankerß-Berlin), f, Die Privatpyerson und die Woßhlfahrtspflege (Dr. Leoy-Berlin). Gesuche um Einladung sind zu rihten an das Bureau u Zentralstelle für Volkswohßlfahrt, Berlin 8W. 11, V thauerstraße 14,

Kunst und Wissenschaft. Ueber einen Schweizer Kurort zur Bronzezeit teilt

j Í ( 1E f | das „Vaterland“ folgendes mit: Das Engadin hat bisber nur weni entgegenbringen, das die Vorbedingung zu ihrer Wirksamkeit ist. Die | B : g

vorgeshihtlihe Funde geliefert, sodaß es nahe laz, zu glauben, in der Urzeit hâtten höchsiens Jäger oder vereinzelte Handelsleute, die über dic Alpen stiegen, das Tal des Inn in seinem Oberlaufe betreten. Es schien, als ob das Engadin erst in der Jettzeit den Wert seiner Heilquellen erkannt hätte. Nun wirft eine Entdeckung an der Mauritius-Quelle von St. Moritz neues Licht in das Dunkel der Urzeit dieses Landes. Im Früh- ling dieses Jahres sollte die Fassung der Mauritius- quelle erneuert werden, als man ziemlich tief in der Erde auf die Nänder von ¡wei riesigen Rößren aus Lärchenholz stieß, die {on früher aufgefallen waren und durch die das "Mineralwasser auf-

| jticg. Die eine der Nöhren batte eine Weite von 1,22 m, die andere D)

eine folhe von 87 cm. Beim Ausräumen der letigenannten engeren Nöhre stieß man nah dem Berichte von Dr. Heierlt auf S{lamm, der thren ganzen unteren Teil erfüllte. Im untersten Teile der Röhre kamen nun mehrere Bronzegegenstände zum Vorscßein, nämli ¿wei gut erhaltene Bronzes@werter mit massivem Griff, ein weiteres Sqchwertbruhstück, ein Bronzedolch und eine Schmucknadel aus dem gleihen Metall. Alle diese Gegen- stände gehören der mittleren Bronzezeit an. Dur Zufall können sie nicht in die Röhre gelommen sein; ein Teil von ihnen lag nämlich vollkommen wagerecht, die beiden Vollshwerter dagegen staken senkrecht in der Nöhrenfüllung. Diese Lage beweist, daß sie absitlih hinein- geiegt wurden, wohl als Gaben, die Genesene den Göttern zum Danke weihten. Als man die beiden Holzröhren ausgeräumt hatte, sah man, daß sie von zwei hölzernen Einfassungen umgeben waren, außerhalb deren no eine dritte Röhre ohne Einfassung und mit Steinen gefüllt, zum Vorschein kam. Sehr lehrreih ist die Ärt, wie diese Nöhren und Hölzer bearbeitet wurden. Man fand weder Spuren von Brand noch Sägearbeit, es ift vielmehr alles dur kleine Hiebreihen hergestellt worden, die raube Hiekflächen hinterliefen. Diese Arbeitsart weist niht auf Sieinäxte hin, auß noch nit auf Eisengeräte, sondern auf Bronzewerkzeuge, die in der zweiten Hälfte des zweiten Fahr- hunderts v. Chr. allgemein üblich waren. In dieser Zeit ist man atso bereits auf die Heilquelle von St. Moriß aufmerksam geworden und suchte sie zu fassen. Dies geschah zuerst dur die zuleßt endeckte Einzelröhre, und als die Quelle ihren Weg etwas verlegte, durch die zwet großen Lärchenholzröhren, in deren Grunde sh die Weihe- gaben aus Bronze fanden. Wir aber wissen nunmehr, dank dieser Entdeckung, daß die Urbesiedler der Schweiz, besonders des Engadin, die höheren Gegenden der Berge niht bloß eilenden Fußes betraten, sondern daß sie fih in 1800 m Meereshöhe an der Heilquelle von St. Moriß niederließen, diese fleißig benüßten und \orgfältig faßten. Es müssen selbst Kranke hinaufgeschafft worden sein, die dort gute Pflege und Unterkunft gefunden haben müssen kurz, St. Moritz muß ein beliebter Kurort der Bronzezeit gewesen sein.

Land- und Forftwirtschaft.

Die nächste Tagung der Deutschen Landwirtschafts- ge sellschaft fintet vom 21. bis zum 24. Oktober d. J. statt. Am 21. Oktober treten mehrere Sonderaus\{hüsse, so dicjenigen für Land- arbeit, für die Kultur des Marschbodens, für Gefligelzubt und für Flachsbau zusammen. Der 22. Oktober ist in erster Linie für die Sitzungen des Ausschusses und der Sonderautshüfse der Tier- zuchtabteilung bestimmt, welhe die Schauordnung für die nächstjährige Wanderausstellung in Stuttgart beraten, die am 23. Oltober der Tierzuchtabteilung und darauf am 24. dem Gesamtaus\chuß zur Genehmigung vorgelegt werden wird. Außerdem findet am 22. Oktober, Vormittags 9 Übr, eine Sitzung des Ausschusses der Düngerabteilung statt, an die si am 23. Ok- tober, Vormittags 9 Uhr, die Versammlung dieser Abteilung an- {chließt. Jn leßterer wird die Bewirtshaftung des leichten Bodens mit besonderer Berücsihtigung der Anwendung der Kalifalze von Amlisrat Kiginger in Jütrichau und die Anwendung von Kalisalzen auf den s{chwereren Bodenarten der Pfalz sowie ihre Verwendung bei der Tabakkultur von Versuchéstationévorsteher Dr. Prove in Kaiserslautern behandelt werden. Von anderen Ausschußsißungen, die am 22. Oktober statt- finden, seien die der Saatzuchtabteilung und die der Sonderaus\Güfse für Fütterungswesen, für Wirtschaftsberatung, für Fischerei und für die Futterstelle erwähnt. Ferner tagt am 22. Oktober, Vormittags 9 Uhr, der Aus\{uß der Geräteabteilung, woran sich um 2 Uhr Nat- mittags desselben Tages die Versammlung der Geräteabteilung \chließt, welche die Beratung der Schauordnung für die Wander- ausstellung in Stuttgart vorzunehmen und über die Haupt- prüfungen im Jahre 1909 Beshluß zu fassen bat. ußer- dem werden Berichte über die Geräteausstellung in Düsseldorf und über die legtjährize Tätigkeit der Leutshen Landwirtschaftsgesellsaft auf dem Gebiete d:s Gerätewesens erstattet werden. Am 23. Ok- tober, Nachmittags 3 Uhr, tuitt die Landeskulturabteilung zu einer Vollversammlung zusammen, nachdem am Tage vorher, Nachmittags 9 Uhr, der Aus\huß getagt haben wird. Jn der Abteilungsversamm- lung wird von Professor Dr. Kaßner ein Bericht über den Verlauf der Witterung im Sommer 1907 entgegengenommen werden, woran en eine Erörterung über deren Einfluß auf den landwirtshaftlihen Betrie während der gedachten Zeit ansli-ßen wird. Außerdem tagen am 23. Oktober noch die Sonderausschüsse für Tierabbildungen, für Milch- wirtschaft, für Klima- und Wetterkunde, für Obstbaumdüngung, für landwirtschaîtliße Gesellshaftsreisen und für Bauwesen sowie die Ausschüsse der Betriebsabteilung, der Obst- und Weinbauabteilung und der Ackerbauabteilung. Am 24. Oktober werden die Sizungen mit der Versammlung des Gesamtausschusses, der eine Präsidiums- sißung voraufgeht, abgeschlossen. Jn ersterer wird außer dem Ge- [äfte bericht des Vorstands und dem Verwaltungöberiht über die Aus1tellung in Düsseldorf ein folher über die für das Jahr 1908 zu veranstaltende Ausftellung in Stuttgart gegeben werden, woran si die Feststellung der Schauordnung \{ließt.

Ernteaussichten in den Niederlanden.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Amsterdam berichtet unterm 5. d. V.: Nah dem amtlihen Saatenstandsberiht vom 25. Sep-

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tember hat das küble und trübe Wetter, das den Sommer 1907 kenn- | erkrankungen erwiesen.

zeichnete, in den Niederlanden auch während des Monats August und der ersten Woche des September angehalten. Erst nah dieser Zeit seßte s{chöônes, trockdenes Wetter mit st s Winden ein. Dank dieser günstigen Witterung konnten Weizen, Hafer, Erbsen, Bohnen und verschiedene andere Gewächse, die infolge des kühlen Sommers sehr zurückgeblieben waren, in gutem Zustande geerntet werden. Aber au den anderen, noch auf dem Halm befindlihen Gewächsen ift das {chöne Septemberwetter zugute gekommen. Viele davon waren in ibrer Gntwicklung derart zurückgeblieben, daß bei einem vorzeitigen Eintritt des Herbstes nur auf einen {lechten Ertrag hätte gerehnet werden dürfen. Nunmehr wird eine gute bis ziemli gute Ernte erwartet. Die Speisekartoffel n versprechen im allgemeinen einen befriedi- genden Grtrag. Zwar kommen unter einigen Sorten hier und da, namentlich auf Sandkoden, kranke Knollen vor, do ist dies ohne erbebliche Bedeuturg für die Menge. Die Beschaffenheit der Kar- toffeln ist durchschnittlich sehr gut. Auf Lehmboden ist der Stand überall gut, ausgenommen bei Tilerwaard, wo er nur mittelmäßig, und im Landstrih Nieder-Betuwe, in Utrecht und in Nerdbrabant, wo er ziemlich gut is. Auf dem Lehmboden tin der Pro- vinz Friesland und auf dem Landstrih de mers stehen die Kar- toffeln sehr gut. Auf Sandboden ist der Stand der Kartoffeln ziem- lih gut in den Provinzen Groningen, Friesland, Drenthe, Overyfsel und Limburg, auf den übrigen Sandstrichen gut. Auf Moorboden stehen die Kartoffeln gut in den Provinzen Drenthe, Overvfssel, Utrecht und Südholland, ziemlih gut in Groningen und Nordbolland. Die zu Fabrikationszwecken gebauten Kartoffeln stehen auf den tief gelegenen Feldern in den Provinzen Drenthe und Overyssel und auf dem Lehmboden in den Provinzen Groningen und Friesland gut, in den Moorkolontien in Groningen und auf dem Sandboden in den Provinzen Groningen und Drenthe ziemlich gut. Der Stärke- gehalt s{eint jedoch sehr niedrig zu fein. Bis jeßt wurden an die Fabriken fast keine Kartoffeln geliefert, die unter Wasser per 9 kg mehr als 380 g wogen, das ist 30—40 g weniger als in Durhschnittsjahren, oder für jedes Hektoliter Kartoffeln ungefähr 1 kg Kartoffelmehl weniger. Nimmt man an, daß in den Fabriken durch\chaittliG ungefähr 10 Millionen Hektos liter verarbeitet werden, bann bedeutet dieser niedrige Stärkegehalt einen Verlust von 10 Millionen Kilogramm, welMher bei einer Be- rechnung von 11 Fl. für 100 kg einen Wert von 1 100 000 Fl. dar- stellt. Daß der Gehalt noch erheblih zunehmen wird, ist kaum zu erwarlen, weil das Kartoffelkraut, auch bei den jpäteren Sorten, in den leßten Tagen infolge der Nachtfröste abgeitorben ist. Die Zuckerrüben sind sehr zurückgeblieben. Die Entwicklung der Blätter läßt zwar nichts zu wünschen übrig, die Rüben sind jedo nicht s{chwer genug, Es ijt aber zu erwarten, daß sie, nad dem {ônen Wetter der leßten Wochen, si noh erheblih entwidckeln werden, was vor allem dem Zuckergehalt zugute kommen dürfte. Der Stand der Zuckerrüben ist gut in den Provinzen Gelderland, Seelaud und Limburg, mittelmäßig im östlihen Teil der Provinz Nordbrabant und auf dem Moorboden in der Provinz Nordholland, font ift er überall ziemli gut. Die Zichorie steht gut in Groningen und Seeland, ziemlih gut in Friesland und Südholland. Der Stand der Zwiebeln ist überall ziemlih gut, ausgenommen auf dem Moor- boden in Nordholland, wo er ziemlich \{chlecht ist. Beim tungen Kümmel sind die Aussichten vorläufig nicht besonders günstig. Da die Dectfrucht meist erst sehr spät geerntet worden ift, steht er im all- gemeinen sehr dünn. E8 wird jedoch erwartet, daß er \ich infolge des guien Herbsiwetters noch auf vielen Strecken erholen wird. Der Stand des Kümmels ist gut in den Provinzen Friesland, Utrecht, Seeland und im Westen der Provinz Norobrabant, ziemlih gut auf dem Monzboden in Nordholland und mittelmäßig in den Provinzen Groaîingen, Südbolland und auf dem Lehmboden in der Provinz Nordholland. Runkelrüben und Kohlrüben stehen gut oder ziemli gut, aus- genommen in Limburg, wo der Stand ziemlich \chlecht ist. Der Stand des alten Klees is überall gut oder ziemli gut, aus- genommen in Nordholland uxrd auf dem Sandboden in der Provinz Limburg. wo er nur mittelmäßig ist. Junger Klee ist im allgemeinen zurückgeblieben und \pärli, weil die Deckfrüchte spät geerntet worben sind. Im Dur@(schnitt sind jedo gezügend Pflanzen vorhanden. Im Norden des Landes is der Stand im ganzen ziemli gut, tim Süden gut.

Für die Nahweide war der Spätsommer zu kalt und in der letzten Zeit trodcken, b:sonders im Norden des Landes. Der Stand der Na&- weide ist daher hier auhch nur ziemlich gut, ebenso in den Provinzen Nordholland, Seeland und auf dem Sandboden im Westen der Pros vinz Nordbrabant und in Limburg. * Dagegen ist die NaGweide gut in den Provinzen Gelderland, Utrecht, Südholland und auf dem Lebm- boden in den Provinzen Nordbrabant und Limburg.

Der zweite Heuschnitt hat nur eine mittelmäßige bis ziemli gute Grute ergeben. Der Ertrag an Kleeheu war gut in den Pro- vinzen Friesland, Gelderland, Ütrecht, Seeland, Nordbrabant und Limburg, ziemlich gut in den Provinzen Groningen und Overvfel und mittelmäßig in den Provinzen Nord- und Südholland.

Wegen der späten Ernte des Roggens ist der Stand der Fel d- rüben und des Knöterichs sehr zurückgeblieben, sodaß noch viel vom Herbstwetter abhängen wird. Augenblicklich ist der Stand der Feldrüben durhs{nittlich nur ziemlich gut, der des Knöterichs nur mittelmäßig. Die Ernte der braunen Bobnen, die völlig zu mißglückden drohte, wird wahrs{heinliÞh doch noch einigermaßen befriedigen. Der Stand ist ziemlich gut auf dem Lebmboden im Westen der Provirz Nordbrabant, mittelmäßig in den Provinzen Südholland und Seeland, auf dem Lehmboden in der Provinz Nordbolland und auf dem Sandboden in der Provinz Nordbrabant, ziemlih s{lecht auf dem niedrigen Moor- boden in der Provinz Nordbolland. Die weißen Bobnen steben in Seeland ziemlih gut. Die Ernte des blauen Mohbns i in der Provinz Groningen gut und sehr gut, sonft überall gut.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Eine Robert Koch-Stiftung zur Bekämpfung der Tuberkulose beabsihtigt ein Komitce ins Leben zu rafen, das sh unter dem Vorsißze des Staatsministers Dr. von Studt gebildet bat. Den Anla dazu bot die Wiederkehr des Tages, an dem vor 2 Jahren (am 24. März) Robert Koh seinen Vorirag über die Ursade der Tuberkulose gehalten und die Entdeckung des Tuberkelbazillus bekannt gegeben bat. Neben der Ehrung Robert Kochs will die Stiftung der Förderung wissenschaftlißer Arbeiten und in dieser Weise au praktishen Bestrebungen zur Bekämpfung der Tuberkulose dienen. Beiträge werden vom Bankhause S. Bleichröder, Berlin, Behrens straße 63, entgegengenommen. Nähere Auskunft erteilt der Séritt-« führer des Komitees, Professor Dr. I. S{hwalbe, Herausgeber der „Deutschen Medizinishen WothensSrift* VBerlin W. 5, Am Karlsbad 5.

Niederländis@&- Indien.

Dur Verordnungen des Generalgouverneurs von Niederländis- Indien vom 29. August und 3. September d. J. ift wegen Aus- bruch3 der Pest die Quarantäne gegen Probandar und Tellicherry (Brit. Ind.) verhängt und die aus demselben Grunde gegen Bahrim (Brit. Ind.) verbängte Quarantäne wieder aufgehoben worden. (Vergl. „N. Anz.* vom 2. Juni d. X. Nr. 147.)

Aegvpten.

Der Internationale Gesundhbeitsrat hat beschlosfsen, in den ägyptischen Häfen gegen Herkünfte von Novoro!itt das Cholerareglement in Anwendung zu bringen.

Konstantinopel, 10. Oktober. (Meldung des „Wiener K. K. Telegr.»Korr.-Bureaus*.) Bisher find in Mp tilene dei verdächtige Fälle vorgekommen, von denen G ywei als Pest»

LiB I Pg s iet Erie (ddr io: Mis EF 5:1 8TH eItO A ags « Ü Eo E E D p