1865 / 225 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

3074

dauern konnte. Diesem Qustande mußte ein Ende gemacht werden. Welche Wege waren hierzu ofen? Den einen Weg können wir wohl als einen verlassenen bezeihnen. Es widerspräche nicht nur der Staatsklugheit , son- dern au dem mindest zarten Rechtsgefühle, wenn das Grundgesey über die Reichsvertretung den zur ungarischen Krone gehörigen Ländern im Wege des Qwanges aufgenöthigt , wenn uralte verfassungsmäßige Rechte , welche so- wohl in dem Kaiserlichen Handschreiben vom 20. Ottober, als auch in dem Februar-Patente selbst (Art. 11.) ihre neuerliche Anerkennung gefunden haben, mit einem Machtspruche und einem Akte der Gewalt beseitigt werden woll- ten. Statt zu einem Abschlusse unserer Verfassungswirren zu kommen, wäre damit nur der Anfang zu neuen Wirren in den Verfassungs- zuständen des Reiches gemacht. Der zweite und wohl der einzig übrig bleibende isst derjenige des Versuches einer Verständigung mit den legalen Volksvertretern in den Königreichen Ungarn und Croatien. Soll dieser Weg zu einem Ziele führen, so ist die erste Bedingung, daß derselbe auf beiden Seiten frei und offen stehe ; denn wenn auf der einen Seite ein Weg be- treten würde, den man auf der andern als einen unbetretbaren ansieht, so wäre ein Entgegenkommen, ein Zusammentrefsen, eine Verständigung eine Unmöglichkeit.

Der erste Schritt nun in dem Verständigungswerke kann nur damit gemacht werden, daß sowohl das Kaiserliche Diplom vom 20. Oktober 15860 als auch das Patent vom 26. Februar 1861 dem ungarischen und kroatischen Landtage zur Annahme vorgelegt werden. Hiermit aber ist das Recht dieser Landtage anerkannt; fich über Annahme, Verwerfung oder Modification dieser Urkunden auszu- sprechen. Es is nun aber eine rechtliche Unmöglichkeit , daß ein Gejeß- welches seine Rechtskraft über die ganze Monarchie erstreckt, die Verfassungs- verhältnisse der ganzen Monarchie zu regeln bestimmt ist, und in dieser All- gemeingültigkeit eben seinen Charakter hat, dem einen Theile des Reiches zur Berathung , d. h. Annahme ; Verwerfung oder zu Modifications- Anträgen vorgelegt werde, während es in dem anderen Theile als «in für das ganze Reich zu Recht bestehendes und wirksames angesehen wird. Ebenso wäre mit einem solchen Vorgehen jeder Weg zu einer Verständigung abgeschnitten, weil von dem einen Theile nicht verlangt werden kann, daß er in die Berathung eines Gesetzes sich einlasse, dessen Rechtsgiltigkeit und Wirksamkeit man nicht nur für sich, sondern auc für ihn gleichsam als Beginn der Verhandlung vor- anstellt. Die Einwendung, die hier gemacht werden fönnte, daß der Fort- bestand der Rechtswirksamkeit des Grundgeseches für- einen Theil des Reiches den Verhandlungen des ungarischen und fkroatischen Landtages nic6t ent- gegenstehe, indem im Gesetze selbst der Weg zu seiner Abänderung bezeich- net, somit in ihm selbst die Möglichkeit zu seiner bänderung gegeven sei, entbehrt jeder Begründung. Das Grundgeseh eröffnet allerdings die Mögiichkeit zu seiner Abänderung, es bezcichnet aber auch gleichzeitig das Organ , durch welches und zwar nur durch dieses allein eine solche Abänderung er- folgen kann. ODicses Organ ist der Reichsrath. Allein diese verfassungs- mäßig für Abänderung des Grundgesehes kompectente Behörde existirt in Wahrheit nicht, so lange die Landtage von Ungarn und Croatien nicht ihre Vertreter in dieselbe senden: ohne diese ist sie als Reichsrath der ganzen Monarchie eine Fiction. Die Forterhältung der Wirksamkeit des Grund» geseßes Über die Reichsvertretung ist daber eine Unnöglichkeit, wenn in der Regelung der verfassungsmäßigen Zustände des Reichs auch nur ein erster Schritt gemacht werden will.

Die Sistirung des Grundgesehzes bringt jedoch keineswegs eine Sistirung des verfassungsmäßigen Zustandes des Reiches überhaupt mit sich ; denn das Grundgesch für sich allein ist noch keineswegs die Verfassung des Reiches, sondern, wie der Art. V1. des Februarpatents es selbst ausspricht, bildet der Jnbegriff der vorausgegangenen, det wieder ins Leben gerufenen und der neuen Grundgeseße die Verfassung des Reiches. Der kflarsie Beweis liegt übrigens darin, daß zur gleichen Zeit, wo die Wirksamkeit des Grund- gesetzes sistirt wird, die Landtage in allen Theilen des Reiches zum Beginne ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit einberufen werden. Unangetastet bleibt den Völkern des Reiches das Recht, welches unser allergnädigster Herr aus dem Schaye seiner Machtvollkommenheit ihnen abgetreten hat, das Recht der Antheil- nahme an derGeseßgebung, und feierlich sichertEr es ihnen neuerdings in demMani- feste zu. Jn der Sistirung der Wirksamkeit des Grundgeseßes oder mit anderen Worten des Reichsrathes liegt unvermeidlich auch die Sistirung der Wirksamkeit des engeren Reichsrathes. Das Grundgesey kennt nur einen Reichsrath; es bestimmt die Art und Weise seiner Zusammenschung, die Wakhlart seiner Mitglieder, deren Zahl und Vertheilung auf die einzelnen Länder, deren Scheidung in ein Herren- und Abgeordnetenhaus, deren Kom- petenz. Der engere Reichsrath mit der ihm im §. 11 dieses Gesehes ein- geräumten Kompetenz is nicht eine selbstständige , auf sich selbst ruhende, für die Länder diesseits der Leitha aufgestellte Gesammtvertretung, fondern als aus dem allgemeinen Reichsrathe hervorgehend besteht er nur so lange, als dieser besteht. Es is somit abermals eine rechtliche Unmöglichkeit, die Wirksamkeit des Reichs8rathes zu sistiren und die des engeren fontdauern zu lassen; eine Forterhaltung der Wirksamkeit des engeren bei gleicbzeitiger Stillstellung der Wirksamkeit des allgemeinen Reichstages könnte nur mit- telst einer neuen Fiction geschehen, wodurch aber demselben eine ganz neue und zwar außer aller Verfassungsbestimmungen gelegene Rechtsgrundlage angedihtet werden müßte. E

Solcher Fictionen jedoch haben wir genug genossen; sie haben uns zu jenem NKNustande geführt, wo wir wiederholen die ernsten Worte des Kaiserlichen Manifestes das Recht aller Völker in seiner Grundlage bedroht wird; es wäre ein trauriges Zeichen der Verblendung der Kaiserlihen Regierung, wenn sie in dem Momente, wo sie das Werk der Gründung realer Verfassungs- zustände in Angriff nimmt, den Anfang dazu mit einer neuen Verfassungs- fiction machen wollte. Seinen Völkern hat Se. Majestät einen verfassungs- máäßigen Zustand zugesichert; das Kaiserliche Wort soll nun zur That und die Hindernisse weggeräumt werden, dig seiner Lösung bisher entgegenstanden. Die Bahn if nun frei gemacht, auch der Weg, welcher eingeschlagen wird, liegt klar vorgezeihnet. Die Achtung, welche dem legitimen Recht und dem constitutionellen Prinzipe gezollt wird, spricht sih deutlih in dem Vorgange aus, welcher in den östlichen Königreichen zur Lösung der Verfassungsfrage

eingehalten wird und ist ein Beweis des Geistes, welcher die Kaiserliche gierung überhaupt in der ganzen Angelegenheit leitet. M Lemberg, 21. September, berichtet die »Wiener Ztg.«: 9) »Gazeta Narodowa« nimmt in ihrem heutigen Leitartikel das Kais i lihe Manifest mit Enthusiasmus auf. Mit demselben Vertrauen mit welchem der Kaiser und die Regierung die Reichsorganisatio, in die Hände der Vertreter der Völker legen und von der Verein barung mit ihnen abhängig machen , werden dieselben Krone A Regierung umgeben und ans Werk gehen. Vor den großen ihne vorgesteckten Zielen und Aufgaben werden kleinliche Parteibestrebux, gen zum Schweigen gebracht werden. Y B 21. September. (W. Ztg.) Jn Verbindung mit d Landtagseinberufung hat es der K. Tavernicus für nothwendig k achtet, bei der Statthalterei eine staatsrechtliche Central-Konmmissoy und ein besonderes staatsrechtliches Landtags-Departement zu bilde Den Vorsiy desselben wird der K. Tavernicus führen j als Mit, glieder fungiren der Präsidenterestellvertreter Bartal und vier Statt haltereiräthe. »Pesti Naplo« und »Pesther Lloyd« widmen 4 Einberufungsschreiben warme Worte der Anerkenng. »Naplo« a

die Regierung könne eine arbeitbereite, energische und leidenschaft, |

lose, patriotische Unterstügung seitens der Nation finden. Großbritaunien und Jrland London, 21. Septen ber, Jhren Aufenthalt in den schottischen Hochlanden wird Jhr Majestät die Königin bis in die erste Woche des November hinein verlängern, und dann von Balmoral nah Windsor zurükehren Der Prinz und die Prinzessin von Wales dagegen beabsig, tigen hon am 23. k. M. Abergeldie mit Marlborough - house u vertauschen , in London jedoch nur wenige Tage zu verweilen unt

ihr Gut Sandringham in Norfolk zu ihrem Wohnsige bis gegen |

Weihnachten zu machen. Lord Brougham), welcher sich geaenwärtig auf seinem Land,

siße Brougham Hall in Westmoreland aufhält, hat vorgestern seinen |

87. Geburtstag gefeiert.

Der britische Gesandte am italienischen Hofe, Hr. Henry Elliot,

ist aus Florenz in London eingetroffen. Der biesige preußische Botschafter Graf Bernstorff hat sich nah Skt. Leonardt bei Has: tings begeben, um mit sciner Familie einige Wochen an der Sceküst zuzubringen. y

Prinz Amadeus von Jtalien hat in Begleitung des Marquis

von egte cine Reise nah Dublin angetreten; er gedenkt sich in | Irland acht bis zehn Tage aufzuhalten. Vor sciner Abreise empfing

er den Marquis von Molins (den kürzlih in London eingetrof

nen neuen Gesandten Spaniens) im italienishen Gesandtschafts

gebäude. Noch einige Verhaftungen sind in Dublin vorgenommen wor

den. Jm Allgemeinen 1wird es der Polizei jezt {on \chwer, de M

Verdächtigen habhaft zu werden j denn. mancher wohlbekannte Y

triot, dessen Stimme noch vor wenigen Tagen laut erscholl für di |

Sache der Freiheit und Unabhängigkeit, hat sih inzwischen unsih bar gemacht. Von manchen Seiten dringt man auf die Einsegung ciner Spezialkommission seitens der Negierung, damit der Haupt: prozeß schnell und sicher geführt werde und einen um so größeren Eindruck auf die aufständish gesinnten Gemüther mache. In den fleineren Orten werden hier und da noch manche Fenier von de

Polizei aufgehoben und wegen gesezwidrigen Exercirens, Absingen? |

aufrührerisher Lieder, Majestätsbeleidigungen zur Untersuchung gt

O Wirkliche Aufregung herrscht nur in Cork; man tele] graphirt sogar von einer Panik und einem Andrange zu den Ban |

fen. Die Polizei ist daselbst noch verstärkt worden; 500 Constablt

sind in Cork, und in den nahen Kasernen liegen 2000 Mann S F

daten. Eine Festlichkeit, bei welcher man eine große fenische Demon

stration befürchtet hatte, das Wettrennen bei Limerick, is in ung“ F

stôrter Ruhe von Statten gegangen. Jn Limerick sowohl wie in Waterford sind Truppen stationirt worden j doch scheint das Feniet' thum in der dortigen Gegend sein Haupt nicht erhoben zu baben.

Frankreich. Paris, 21. Septenber. Der » Abend-Monb teur« meldet, daß die Königin Jsabella von Spanien, laut amb licher Anzeige, in gesegneten Umständen sei und daß die zur Feiet dieses glücklichen Ereignisses drei Tag lang öffentliche Lustbarkeite? stattfinden sollen. |

Der Munizipalrath von San Sebastian hat beschlossen, del Saal, in welchem der Kaiser und die Königin von Spanien iht Zusammenkunft gehabt, mit einer dieses große Ereigniß verewige? den Inschrift zu versehen. |

Nußiand und Polen. Von der polnischen Grenz |

21. September. (Osis. Ztg.) Der bekannte Wohlthätigkeitssinn d

Warschauer Bevölkerung hat sich dur die überaus zahlreiche Be |

theiligung an den unlängst im Sächsischen Garten zum Besten det Abgebrannten und der verwaisten Soldatenkinder veranstalteten zw? Concerten, verbunden mit Pfandlottericen, wieder glänzend bewährt. Durch das erste dieser Concerte, an dem sich 50,000 Menschen de theiligten, is eine Einnahme von über 16,000 SR., dur da? zweite, dem ca. 15,000 Menschen beiwohnten, eine Einnahme vos 500 SN. erzielt worden. Bei der Bank-Filiale in der deuts?

| werks mit seinen Truppen vor den angreifenden deutschen Ver-

3075

abrifstadt Lodz ist neuerdings ein Escomte - Comtoir errichtet und | demselben zur ÉEscomtirung von Wechseln vorläufig die Summe von 50,000 SR. zur Disposition gestellt worden,

Dänemark. Kopenhagen, 18. September. Ja der Nacht auf gestern ist hier , wie bereits telegraphish angezeigt worden , der General à la suite in der Armee, Christian Julius de Meza, | Großfreuz vom Dannebrog und Dannebrogsmann, mit Tode abge- | angen. Der Verstorbene war am 11. Juni 1792 in Helsingör ehoren und vor dem Aushruche des legten deutsh-dänischen Krieges mehrere Jahre hindurch fommandirender General für das Herzog- | hum S@leswig. Er war es, der in der Eigenschaft eines Ober- | Befehlshabers der gesammten dänischen Armee dadurch ein furcht- ares Blutbad und wahrscheinlich die gänzliche Aufreibung der | dänischen Streitkräfte verhinderte, daß er am 6. Februar v. J. durh die Räumung des - vershanzten südschleswigschen Danne-

hündeten zurückwich. Dies unbestreitbare Verdienst des Entseel- ten wurde aber in der dänischen Hauptstadt nicht allein nicht aner- annt, sondern der General mußte în Folge der wüthenden Angriffe der eiderdänisch-\kandinavistishen Partei, von deren Wünschen sich das damalige Ministerium Monrad leiten ließ, von dem Posten eines Armee-Oberbefehlshabers zurücktreten und später die ihm ange- | tragene Pension annehmen. Se. Majestät der König war jedoch dem hochbetagten General ununterbrochen gnädig, was \hlagend daraus hervorging daß Herr de Meza inmitten der vorerwähnten händlichen Verdächtigungen vom General-Lieutenant zu dem in Dänemark seltenen Range eines wirklichen Generals der Infanterie befördert wurde. Jn politischer Beziehung zählte der General zu den aufrichtigen Anhängern des Prinzips der Aufrechthaltung der däni- hen Gesammtmonarchie bis südwärts an die Elbe.

2 19. September. Der vom Reichsraths - Landsthing nieder- gesehte Ausschuß zur Prüfung der Regierungs - Vorlage in Betreff der Aufhebung des SundzolUlfonds hat ein Gutachten erstattet. Die Majorität (Professor Bjerring Bürgermeister Hother Hage, Etats- rath Krieger und Dispacheur Wessely) proponirt unter unwesentlichen bänderungen die Annahme des Gesey - Entwurfes, die Minorität Ex-Finanzminister Andráä) findet dagegen nicht, daß augenblicklich genügender Grund vorhanden sei zur Ausführung der fraglichen Ordnung und proponirt deshalb die Ablehnung des Entwurfs. Nach den dem Gutachten angefügten Aufschlüssen bestand der Fonds am 4. September d. J. 1) aus einem restirenden Kapital-Guthaben bei verschiedenen derjenigen Staaten, mit denen die Verhandlungen über die Ablösung des Sundzolls zu Ende geführt worden sind, im Be- trage von ca. 12 Millionen Thalern Reichsmünze 2) aus ver- | hiedenen früher den Staats-Aktiven gehörigen Pfand-Obligationen um Belaufe von ca. 7 Millionen Thlr. R. - M. , und 3) aus ver- \hiedenen Geld-Effekten, zumeist dänischen Obligationen, im Betrage von 11 Millionen Thlr. R.-M.

Amerika. New-York, 9. September. Der herannahen- den Eröffnung des Kongresses sieht man mit ungemeiner Span- nung entgegen, denn es zeigen sich Vorboten einer “stürmischen Session. Ja es geht das Gerücht, die radikale Partei werde den Präsidenten Johnson in Anklagezustand zu verseyen suchen; und

wenn diese Angabe auch übertrieben zu sein scheint, so läßt sih doch

cine tiefe Mißstimmung der fonsequenten Republikaner gegen das | an jeyt niht mehr verkennen ; sie fand ihren Ausdru |

sowobl in Minnesota als in Wisconsin bei den jüngsten repu-

blifanishen Conventionen, welche den Vorschlag, eine Billigung der | JTohnsonschen Reconstruction®politik auszusprechen, mit großer Mehr- | beit verwarfen. Schlimmen Anstoß hat dazu noch das Schreiben |

des Präsidenten an den Gouverneur Sharkey von Mississippi ge-

geben, weil es die Garantieen einer auf wahrhaft republifanischer |

Grundlage beruhenden Reconstruction des Süden® beeinträchtige. Das Schriftstück lautet: | 4

Es ats sich wohl in jeder Grafschaft eine Abtheilung Bürgermiliz organisiren lassen, um die Ruhe aufrecht zu halten und den Civilbehörden der Staaten und der Vereinigten Staaten Gehorsam zu verschaffen, was die Bundesregierung in den Stand seten würde, die Armee zu verringern und die Streitmacht größtentheils aus dem Staate zurückzuziehen, mithin die ungeheuren Ausgaben der Regierung zu vermindern. Sollte von einer zu gedachtem Qwecke gebildeten Organisation der Bürger eine Gefahr drohen, so ist das Militair da, um jegliche Bewegung aufrührerischen Charafters bei ihrem ersten Auftreten zu unterdrücken. General Washington erklärte, das Volk oder die Miliz sei der Arm der Constitution oder der Arm der Vereinigten Staaten, und so bald es sich ausführen läßt, sollte diese ursprüngliche NAb- ficht der Regierung unter den Prinzipien des großen Freiheitsbriefes, den das Volk von dem Gründer der Republik überkommen hat, wieder ins Da-

sein gerufen werden. Das Volk muß mit seiner eigenen Regierung betraut werden,

and geschieht dies, so ist meine Meinung, daß es in Treue und Aufrichtigkeit handeln i Auen E Tangmäßigen Beziehungen zu allen die Union s denden Staaten wiederherstellen wird. Der Hauptzweck der Mission de General. Majors Karl Schurz in den Süden war der, bei der Ausführung der von der Regierung eingeschlagenen Politik zur Wiederherstellung der früheren Beziehungen zwischen den Staaten und der Unionsregierung so viel wie thunlih behüflich zu sein. Hoffentlich ist diese Hülfe geleistet worden. Die Proclamation, welche die Wiederaufrichtung der Regierung des Staates

autorisirt, fordert das Militair auf, der provisorischen Regierung in der Ausübung ihrer Pflichten Beistand zu leihen und in feiner Weise der Er- reichung der erfirebten Qwecke Eintrag zu thun, wenigstens nicht, ohne die Regierung von der beabsichtigten Einmischung zu benaccrichtigen. Jch 2c. Andrew Johnson.« Man spricht von einer Reise durch mehrere Staaten des Sü- dens, welche der Präsident mit einigen Kabinets - Mitgliedern und hervorragenden Offizieren binnen Kurzem zu machen gedenkt j Rich- mond soll in diesem Falle den ersten Besuch erhalten. Ein kleiner haitischer Kriegsdampsfer, der »Geffrard«, ist in New-York angekom-

| men, und es gebt das Gerücht, es sei mit ihm ein Gesandter des

Präsidenten Geffrard eingetroffen, der in Washington die Hülfe der

Unionsregierung gegen die Rebellen in Haiti zu erlangen suche.

Eine Division von sechs brasilianischen Kriegsschiffen, unter denen fi eine Corvette und zwei Panzer-Kanonenboote befinden, hat Rio de Janeiro am 23. August verlassen, um si nach dem La Plata-Strome zu begeben.

———_—_—_—_—_—_—_—_—_——_——

Telegraphishe Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen - Büreau.

Altona, Sonnabend, 23. September, Vormittag. Wie die »Schleswig-Holsteinsche Zeitung« meldet, wird zufolge eines telegra- phish eingetroffenen Befehbles die österreichische Brigade in den Her- zogthümern sofort um 600 Mann dauernd reduzirt werden. Am 3, Oktober gehen abermals 690 Beurlaubte nah Oesterrei zurü, welche jedoch dur die hier eintreffenden Rekruten ersezt werden.

Hamburg, Sonnabend, 23. September, Vormittag. Nach einem Telegramm der »Hamburger Nachrichten« aus Schleswig ist der Königlich preußische Minister des Innern, Graf Eulen- burg, gestern Abend daselbst eingetroffen und von dem Freiherrn v. Zed li ÿ empfangen worden. Derselbe verweilt bis morgen und geht alsdann noch weiter nach dem Norden.

Paris, Sonnabend, 23. September, Morgens. Der »Moni- teur« enthält ein Rundschreiben des Ministers des Innern an die Präfekten, worin dieselben aufgefordert werden, die Zeitungen ihrer Departements mit Aufmerksamkeit zu verfolgen und, so oft dieselben grobe Jrrihümer enthalten, die Wahrheit der Thatsachen durch Com- muniqués wieder herzustellen; jedo dürfe diese Jntervention der Regierung weder zu ungeeigneten Veröffentlichungen gemißbraucht werden, noch in aufreizende Polemik ausarten.

Turin, Freitag, 22. September , Abends. Zum FJahres- gedächtniß der in den Septemberunruhen Gefallenen wurde ein Trauergottesdienst unter Theilnahme der Arbeitergenossenschaften und verschiedener Comité's gefeiert. Eine zahllose Menge folgte den {warz verhüllten Fahnen und trug Kränze auf den Kirchhof. Die Ordnung wurde nicht gestört.

Durch Königliches Dekret wird für sämmtlihe Hafen SÜd- amerika’s eine Schiffsstation mit Montevideo als Stationsort unter Befehl eines Contreadmirals errichtet.

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

Ueber das Denkmal, welches im Jahre 1860 auf dem Schlachtfelde von Roßbach in einiger Entfernung von dem älteren aufgerichtet ist, berich- ten Berliner Blätter Folgendes: Die Jdee zur Errichtung desselben war

| von dem Friedrichs-Verein in Magdeburg ausgegangen. Als ders

selbe bei der lehten Anwesenheit des Hochseligen Königs in Merseburg im Jahre 1857 um die Genehmigung zur Ausführung bat / erklärte König Friedrich Wilhelm IV., daß er es sih nicht nehmen lassen verde, die Kosten für das Denkmal zu tragen, aber es gern gestatte, daß der Vexein Grund und Boden ankaufe, das Wächterhaus baue und den Unterhalt für einen Invaliden beschaffe y der das Denkmal unter seiner steten Obhut habe. Darnach isst die Sache zur Ausführung gelangt. Das Denkmal besteht aus einer hohen Steinwand welche zugleich die Giebelwand des dahinter angebauten Wächterhauses ist , und ein folossales, von Hagen modellirtes und von Stürmer ausgeführtes Basrelief zeigt , auf welchem eine Sieges- Göttin auf wild vorsprengendem Pferde, eine preußische Standarte mit dem (Nec soli cedit) zur Sonne fliegenden Adler geschmückt in der Hand , über eine am Boden liegende Kriegergestalt dahinsprengt. Die Jnschrift über dem mächtigen Steinbilde lautet : «Zum Gedächtniß des Sieges y den Friedrih der Große am 5. November 1757 auf diesen Feldern über den dreifach stärkeren Feind erfochten. Errichtet von Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1860.4 / E

Jn Cremona ist am 14. der durch feine medizinischen und natur- wissenschaftlichen Werke rühmlichst bekannte Arzt Cav. Gaspare Cerioli in 9em Alter von 85 Jahren gestorben. Seine wichtigste Entdeckung is die Auffindung des Nicotins.

C s E B E T I E . mvetti 0: OODI T I G 7 R l E n A T