1865 / 268 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ih ohne Regierung bin, das Schiff nebst seinen Geschüßen, sonstigen Waffen

Maschinen, Vorräthen, seinem Takelwerk und seiner ganzen Ausrüstung der Regierung Jhrer Majestät zu Übergeben, damit sie so über dasselbe verfüge- wie sie es in ihrer Weisheit für gut befindet. Jch habe die Ehre, hoh- achtungsvoll Ew. Herrlichkeit gehorsamer Diener zu sein.

as. J. Waddell, Commandeur.

12. November. Der angebliche Chef der Fenier, Stephen s,

is gestern in Irland verhaftet worden. Dem »Observer« zu- folge will Russell das bisherige Kabinet möglichst unverändert er- alten. y Ueber den Aufstand auf Jamaika bringt die 2. Ausgabe der » Times« folgendes Telegramm aus Liverpool: , fommenes Schreiben aus Nassau N. P. vom 253. Oktober sagt, daß der Dampfer »Plantagenet« am 283. von dort mit 250 Soldaten unter Major Mac Bean nach Jamaika abgegangen ist. Baron von Kettlelirt war eines der ersten Opfer der Schwarzen. Ein Geistlicher wurde in Stücken gehauen. Die Behörden übten sehr summarische Justiz. Mit Ausnahme einer einzigen schwarzen Compagnie operir- ten alle englischen und s{chwarzen Truppen im Felde. Jn Port Royal benahmen die s{warzen Truppen sih prachtvoll. gent« war nah Barbadoes abgegangea, um das 3. Regiment Buffs zu holen.

Frankreich. Paris, 10. November. Je | geht der Hof bis zum 15. Dezember nah Compiegnue, wohin nicht zwei und nicht vier, sondern drei Serien Gäste geladen worden. Mac Mahon traf heute in Paris ein; er bringt seine Familie mit, als sei er Willens, niht wieder auf seinen Posten zurückzu- kehren, wenn seine Ansicht niht durchdringen sollte.

Heute wurde das hier erscheinende Journal »l'’Epoque« in der Person seines Geranten und Chef - Redacteurs , Ernest Feydeau, wegen Verbreitung falscher Nachrichten zu 300 Franken Geldbuße verurtheilt.

Der General-Prokurator Dupin is gestorben.

Spanien. Aus La Granja, 10. November, wird telegra phirt: »Die Königin hat in Folge einer leichten Unpäßlichkeit einen Tag lang das Bett gehütet. Der Hof wird am 19. d. Mts.

nah dem bei Madrid gelegenen Lustschlosse Pardo oder nah der |

Hauptstadt selbst abreisen, «

Griechenland, Athen, 7. November. Während der sechs

Tage dauernden Ministerkrifis war hier eine große Aufregung. Das

Militair war consignirt.

Túrkei. Triest gemeldet: »Die Pforte wird die Sanitäts-Konfcrenz nur unter der ausdrüdlichen Bedingung beschicen, daß dieselbe nicht die gering- sten politishen Befugnisse erhalte. «

Alexandrien , 9. November. Der Vicekönig hat die Schulden der Fellahs von Ober-Aegypten auf eigene Rechnung Übernommen und dieselben dadurch von den sie seit mehreren Jahren drückenden Lasten befreit. Ferner hat der Vicekönig die Errichtung einer Eisen- bahn von Cairo nach Ober-Aegyptien beschlossen. Die Agitation in Sudan if| vollständig unterdrückt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 10. November, Die »Deutsche Pet. Ztg.« theilt ein Kaiserliches Edikt vom 24sten Oktober an den dirigirenden Senat mit, welches also lautet :

»Durch die Edikte an den dirigirenden Senat vom 25. Dezember 1862, %. November 1863 und 27. Oktober 1864 haben Wir befohlen, behufs Verstärkung der Mittel des Neichsschahes, eine Ergänzungssteuer zu der Kop fsteuer von den Bauern zu erheben, Nachdem Wir es einer im MReichsrath durchgesehenen Vorstellung des Finanzministers gemäß für nothwendig erachtet, diese Steuer auch für das Jahr 1866 fort- dauern zu lassen, befehlen Wir, diefelbe nach denselben Grundsäßen und in denselben Maßen, welche für die Jahre 1863, 1864 und 1865 festgeseht waren, au ch für das Jahr 1866 zu erheben.«

Aus Polen, 7. November, wird der »Pos. Ztg.« geschrieben: Die heut begonnene Ausloosung der Militairpflichtigen zur Ein- stellung ins Heer verspricht cinen ruhigea Verlauf nehmen zu wollen. Es sind die Maßregeln, welche man besonders in den Gestelungs- orten getroffen, allerdings von der Art, daß Exzesse in größerem Umfange nicht gut möglich; indeß dürften diese doch nicht als die Hauptursache der guten Haltung in den Reihen der sih Gestellenden anzusehen sein. Als solche ist wohl eher der Umstand zu betrachten, daß nach einem neueren Erlaß eine Herabseßung der Dienstzeit bis

auf 5 Jahre angeordnet ist, und daß schon nach vollendetem zwei- ,

ten Dienstjahre die Leute auf Urlaub von 2 bis 3 Monaten An- spruch haben, eine Vergünstigung, die der russische Soldat früher gar nicht fannte.

Seit etwa drei Wochen is bereits gegen 400 Gutsbesißern in den verschiedenen Bezirken die Benachrichtigung zugekommen, daß die Entschädigungsbeiträge für sie festgestellt worden und die Renten- briefe in der Ausfertigung begriffen seien. Wie man hört, sollen sich bereits Leute (wahrscheinliÞh Agenten spekulativer Financiers) zeigen, welche Angebote auf die zu erwartenden Liquidationsscheine

bne Höhe von 70 bis 75 pCt. machen und Vorschüsse darauf zahlen.

Ein bier ange- |

Der »Ur- | | fast einjähriger Untersuchung

Morgen Nachmittag |

Aus Konstantinopel, 4. November, wird über |

Von der polnischen Grenze, 10. November, wird der »Ostsee- Ztg.« geschrieben: Wie dem »Dz. pozn.« aus Wilna mit- getheilt wird, befindet sich der außerordentliche päpstliche Nuntius M\gr. Franchi bereits in Petersburg. Auch der General-Gouver- neur von Litthauen, v. Kauffmann, und drei Mitglieder des Wilnaecr Domkapitels sind nach Petersburg berufen worden, wahr- \cheinlich um an den Konferenzen über die Verhältnisse der katholi- chen Kirche in Litthauen Theil zu nehmen. Jh habe seiner Zeit berichtet, daß die polnische revolutionäre Regierung im Jahre 1563 versucht hatte, zur Unterstüßung des polnischen Aufstandes im Kasan- schen und den benachbarten Gouvernements des mittleren Rußlands durch Agenten eine Revolution hervorzurufen. Die Anstifter dieser beabsichtigten Revolution, die in der Stadt Kasan zum Ausbruch fommen sollte, waren: 1) Hieronymus v. Kieniewicz, Sohn eines polnischen Emigranten , 2) der aus dem russischen Dienst ent- lassene Lieutenant Czerniak, 3) Stabs - Capitain v. Jwoanii, 4) Lieutenant Mroczek, 5) der aus dem Dienst entlassene Unter- lieutenant v. Starkiewicz. Die revolutionären Umtriebe wurden entdeckt und die genannten Personen, mit Ausnahme des flüchtigen Czerniat, verhaftet und vor das Kriegsgericht gestellt. Das nach vom Kriegsgericht erlassene Urtheil lautete auf Todesstrafe, welche im Juni v. J. an Kienitewicz, ITwanicki, Mroczek und Starkiewicz in der Nähe der Stadt Kasan vollstrecki wurde. Sechs Miilschuldige wurden zu langjähriger \hwerer Arbeit in Sibirien verurtheili. JFnzwischen is auch der nach Entdeckung der Verschwörung flüchtig gewordene ehemalige Lieutenant Czerniak zur Haft gebracbt und dem Kriegsgericht zur Aburtheilung Übergeben worden. Das gegen ihn erlassene Urtheil lautete cbenfalls auf TDodesstrase wegen Hochverraths und wurde am..23, v. M: in. der Naâbe der Siadt, Calan, vollsiteckt Ver Commandeur des Kasanschen Militairbezirks, General - Lieutenant Siemiakin, hat in einem Tagesbefchl vom 23. Oktober den ihm untergebenen Truppen das Resultat der fkriegsgerichtlihen Unter-

| suchung gegen die Anstifter der Vershwörung und die Vollstreckung der gegen dieselben ergangenen Todesurtheile bekannt gemacht.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. Novem- ber, Das Projekt der Befestigung Stockholms is jeßt von der be- treffenden Kommission ausgearbeitet, die Befestigung soll aus einer äußeren und inneren Linie bestehen und 3—32 Millionen Thaler Preuß. Cour. kosten.

Dánemark. Kopenbagen, 9. November, Wie »Dag- bladet« meldet, hat Bischof Monrad am Dienstag sein Mandat als Folkethings8abgeordneter für den 4. Wahlkreis des Amtes Maribo zum Reichsrath und Neichstage niedergelegt. Er soll noch an dem-

| selben Abend nah London abgereist fscin, von wo er nur zurück-

tktommen wird, um seine Familie abzuholen.

Nach der Staatsrechnungsablage war der Betrag der Staats- aktiven am Schlusse des vorigen Finanzjahres, soweit sie die Be- willigung des Reichsraths betreffen, 4,706,000 Thlr. und 614,000 Thlr, foweit sie die Bewilligung des Reichsraths betreffen, Der Oere- sundsfond betrug zur selbigen Zeit 30,946,000 Thlr. hiervon standen als zu Gutehabend bei Rußland, Frankreih, Schweden, Norwegen, Portugal, Preußen, Bremen, Mecklenburg-Schwerin und Venezuela 12,943,000 Thlr. Von dem übrigen Belauf waren ca. 6,975,000 Thlr. in Prioritäts - Obligationen angebracht , 9,486,000 Thlr. in dä- nischen Obligationen, 1,017,000 Thlr. in norwegischen 4¿proz. Obli- gationen und 930,700 Thlr. in russischen 5 proz. Obligationen. Die Domainen des Landwesens haben im vorigen Finanzjahr ca. 289,000 Thlr. ecingebraht, während man auf 361,000 Thlr. Rechnung gemacht hatte. Dagegen war der Ertrag des Wald- und Jagdwesens ca. 519,000 Thlr., während man nur auf 496,000 Thlr. gerechnet hatte. Von den s{chleswigschen Domainen waren circa 89,000 Thlr. cingegangen, welche wesentlich von Einnahmen her- rührten, die auf Alsen und Aerrsö erhoben waren. Die Zoll- intraden, im Königreiche eingegangen, betrugen nur 6,410,000 Thlr. oder 341,000 Thlr. weniger als berehnet. Von den \chleswig- {hen Zolleinnahmen sind reihlich 42,000 Thlr. erhoben.

Aus der Rechnungsablage des Marineministeriums i} zu er- schen, wie viel jedes der während des Krieges ausgerüsteten Schiffe gekostet hat; die gesammte Ausgabe der ausgerüsteten Schiffe hat für die ganze Dauer des Krieges 2,105,500 Thlr. betragen. Die nach dem Frieden nicht mehr sür die Armee und Marine brauch- baren Gegenstände haben beim Verkauf 623,000 Thlr. eingebracht j davon haben die vom KriegEministerium verkauften Gegenstände ca. 545,000 Thlr. eingebracht, wovon allein 454,000 Tblr. als Ueberschuß beim Verkauf der Remontepferde eingingen. Bei dem Marineministerium gingen nur 75,000 Thlr. ein, größtentheils durch den Verkauf der Fregatte »Rota« und des Dampfschiffes »Herthäs«.

Die allgemeine Wittwenkasse besaß am Schlusse des vorigen Finanzjahres nur noch 205,700 Thlr. Da die jährlichen Auszaben diesen Betrag übersteigen, so wird der Staat vom näh- O anzioAge an die Auszahlung der Pensionen ganz übernehmen müssen.

Im Widerspruche zu den Angaben mehrerer deutscher Blätte1,

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in denen von den günstigen dänischen Finanzzuständen die Rede ge- wesen ist, bemerkt die amtliche »Berl. Tid.« , daß nach der neuesten Staatsrechnungs - Ablage die dänische Staatsschuld um reichlich 28 Mill. dän. Thlr. Cour. (= 21 Mill. Thlrn. preuß.) gesteigert wor- den ist, indem die gesammte Staats\{huld am 1. April 1863 nur reihlich 104 Mill. Reisbankthaler (Schuld der Gesammtmonarchie 95,734,000 und die besondere dänische Staats\huld 8,378,000 Rbtblr.), am 1. April d. J. dahingegen 132,110,000 Rbthlr. betrug. Das amtliche Blatt fährt alsdann fort: » Wobl sind die Herzogthümer nah dem Friedenstraktat - zur Entrichtung von 29 Mill. der älteren Staats\huld verpflichtet , allein die Staatskasse büßt andererseits durch den Verlust der Herzogthümer jährliche Ueberschüsse im Be- trage von ca. 4,800,000 Rbthlrn. ein, nämlih: Domainen etwa

700,000 , Zollintraden etwa 3,800,000 und .lauenburgische Einnah- | h ter t men etwa 300,000 Rbthlr. Andererseits entbehrt die Staatskasse | Ergänzungsheft (Nr. 16) zu den bekannten »Geographischen Mittheilungen«

4 de di , s ni inbeträchtlichen Ueber- | F, : e aus demselben Grunde die ebenfalls nicht unbeträchtlihen U | Beitrag zur Geographie und Erforschung der Polar-Regionen befindet. Jn

schüsse der direkten Steuern, während die Zinsen für den auf die Herzogthümer übertragenen Theil der Staatss{huld nicht mehr als ca. 1,200,000 Rthlr. ausmachen. Wir erfahren also hieraus, welche Bürden in Folge einer vermehrten Staats\{huld, deren jährliche Zin- sen die Höhe von mehr als 5 Mill. Rbthlrn. erreichen, auf dem Königreiche Dänemark lasten. «

Amerika. New-York, 1. November. Es wird in Abrede gestellt, daß Wade Hampton zum Gouverneur von Süd-Carolina gewählt worden sei; vielmehr habe Orr eine Mehrheit von 500 Stimmen über Hampton erlangt. Jhren früheren provisorischen Gouverneur Perry hat die geseßgebende Versammlung von SÜd- Carolina zum Mitgliede des Senats der Vereinigten Staaten ge- wählt. Die Convention von Georgien hat einstimmigen Be- \{lusses die Sklaverei auf ewig abgeschafft erklärt. Dem provisori- hen Gouverneur des Staates is von Herrn Seward zu wissen gethan worden, daß der Präsident keinen Staat als einen loyalen, zur Union zurückgekehrten ansehen könne, der irgend welchen Theil der Rebellenshuld für gesehlich verpflihtend erkläre. Wie vorauszusehen, wird jeßt wieder geleugnet, daß Vorbe- reitungen zur Eröffnung des Jefferson Davisschen Pro- zesses gus worden seien. John Mitchell 1st auf An ordnung deSPräsidenten, welcher von einer irishen Deputation darum gebeten worden war, in Freiheit geseßt worden. Jn New- York haben die Fenier eine Versammlung abgehalten, vor welcher der Lokalvorsteher erklärte, es würden binnen Kurzem zahlreiche fenische Kaperschiffe auf der See shwimmen j; mehrere würden augen- hlickélich in New-York ausgerüstet. Eine Jnvasion der Fenier scheint man in Canada sehr zu fürchten ¡ die canadische Regierung beabsich- tigt angeblih, eine Armee von 40,000 Mann zur Bewachung der Grenze aufzustellen.

Daß Caleb Cushing im Begriffe ist, nah England zu reisen, um bei der Ordnung der Alabama-Ansprüche mitzuwirken, wird wiederholt behauptet. Herr Seward hat von der Aufhebung aller in britischen Häfen den amerikanischen Schiffen auferlegten Beschrän- kungen amtliche Mittheilung empfangen und in Folge dessen den Flottensecretair Herrn Walles ersucht, den Offizieren seines Depar- tements anzuzeigen, daß die amerikanische Flotte von nun ab der britischen Nation jede Zuvorkommenheit und Gastlichkeit zu er- weisen habe.

Asien. Kalkutta, 7. Oktober. det, daß der Feldzug gegen Bhutan unwiderruflich beschlossen ist, aber erst gegen Ende Dezember beginnen wird. Jum westlichen

Theile von Borneo dauern die Feindseligkeiten zwischen den Jnsur- | Ein Angriff der ersteren auf den | holländischen Posten in Kebibu wurde jedoch mit beirächtlihem Ver- | In den aufständishen Bewegungen, welche |

genten und den Holländern fort.

luste zurückgeschlagen. China heimsuchen, scheint ein Stillstand eingetreten zu sein. Jn

Shanghai wurde der oberste britische Gerichtshof für China und | Der dortige Provinz-Gouverneur hat den Chinesen |

Japan eröffnet. verboten, fremde Schiffe zu chartern.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

Brüssel, Montag, 13. November, Vormittags. Durch König- lihes Dekret, datirt Ardenne vom 12. November, hat der König das Entlassungsgesuh des bisherigen Justizministers Viktor Tes angenommen. Der Deputirte Bara hat das Portefeuille der Justiz übernommen.

Aus authentischer Quelle erfährt man, daß die Differenzen zwi- schen der römischen Kurie und dem Kapitel von Köln betreffs des Cölner Erzstuhls gehoben sind. Das Kapitel behält das Präsen- tationsrecht , wird aber unter den vom Papste und von dem Könige von Preußen genehmigten Kandidaten zu wählen haben. Msgr. Ledohowski soll in dem Mitte nächsten Monats statt- findenden Konsitorium präkonisirt werden.

| zu Schiff im Spihbergenschen Meere (S. 16).

Aus Kalkutta wird gemel-

Die Bromberger Regierung macht unter dem 27. resp. 29. Oktober bekannt, daß die Tollwuth unter dem Rindvieh in Chwalkowo, Kreis Gnesen, und in Smilowo, Kreis Chodziesen, so wie der Milzbrand unter dem Rindvieh in Rudkemühle, Kreis Wirsiß, erloschen und nachdem die Reinigungsmaßregeln ausgeführt sind, die Sperre dieser Ortschaften auf- gehoben worden.

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

7b IDDIP De Beliebtheit Mirza Schaffy's Lieder liegt wieder ein i vagp e N m eben erschienenen sechszehnten Aufkage (Berlin 1869, Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei R, v. Deer) vor Augen. n i A

Spitbergen und die arktishe Central-Region von Dr. A. Petermann (Gotha , Justus Perthes) is ein eben erschienenes

überschrieben , in welchem sich eine Reihe von Aufsäßen und Karten als

einem Vorwort giebt Hr. Dr. Petermann eine kurze Uebersicht der bisher in seiner Zeitschrift erfolgten Publicationen über den für die Interessen der Schifffahrt, des Handels und der maritimen Politik Deutschlands

| fo hohwichtigen Gegenstand und fnüpft daran eine Besprechung der gegen-

wärtigen Publication, aus welcher wir einige Bemerkungen zur Orientirung bier folgen lassen. Die vorliegende Sammlung besteht aus Aufsäßen und

| Karten, die der Zeitfolge nah, mit Petermann's Vortrage in der Geo- | graphen - Versammlung zu Frankfurt a. M. am 23, Juli d. J. beginnen

und an den gegenwärtigen Stand der Angelegenheit heranreichen. Jener Vortrag hat, wie der Herr Verf. hervorhebt, vorzugsweise einen nationalen Zweck, nämlih den gebildeten und patriotish gesinnten Theil des deutschen Volkes, die Vorurtheilsfreien seiner wissenschaftlihen Män- ner und Geographen, und endlih die Thatkräftigen seiner Forscher und Reisenden, die Unternehmenden seiner Seeleute und Rheder auf die Wichtigkeit der Erforshung der arktishen Central- Region in geographischer und kulturhistorischer Bezichung aufmerksam zu machen und ihr Jnteresse und ihre Hülfe zur Ausrüstung und Absendung einer wissenschaftlichen Expedition mit Berücksichtigung nautischer und kom- merzieller Zwecke anzusprechen. Die dazu gehörige Karte stellt die Ent- deckungsgeschichte der polaren Regionen unserer Erde und den gegenwärtigen Stand unserer Kenntniß derselben dar. Jndem Karten oft auf Einen Blick mehr sprechen als ganze Bände, so wagt Herr P. zu hoffen, daß diese Karte besonders den Punkt zu Jedermanns Ueberzeugung bringen wird, daß die Erforschung der noch unbekannten arktischen und antarktischen Re- gionen zu Schiff geschehen sollte, und nicht zu Schlitten, wie es die Urheber des englischen Planes zu einer neuen arktischen Expedition, Osborn und Markham , wollen.

Jn weiterer Ausführung des Vorworts wird darauf hingewiesen, wie der Frankfurter Vertrag die Erwärmung ausgezeichneter deutscher Seeleute für die Sache und das Zustandekommen der durch Capitain Werner aus- gerüsteten Recognoscirungsfahrt bewirkte, welche feeilih durch englische Maschinerie so bald sollte vereitelt werden. Der in dem vorliegenden Hefte enthaltene Aufsay (S. 14 25) bringt ausführlichen Bericht darüber. Jn ihm empfiehlt Herr Dr. P. als ganz ‘besonders wichtig der Aufmertfjamkeit das Schreiben des russischen Admirals Lütke,

| der gewichtigsten Stimme, der höchsten lebenden Autorität über den Kern-

punkt der ganzen Angelegenheit, nämlih die Möglichkeit des Vordringens : Auch die eingehende Mit- theilung des Capitains Richards, des gegenwärtigen Hydrographen der eng- lischen Admiralität , is von höchstem Belang. Der Bericht aus der »Hansa« , Zeitschrift für deutsches Seewesen, der dem zweiten Aufsaß an-

| gefügt ist, enthält Einiges über den Plan der eigentlichen, größeren deut- | fen Nordfahrt für nächstes Jahr. Der dritte Aufsay nebst Karte

enthält die Resultate der wichtigsten und gründlichsten aller bis jeyt in den arktischen oder antarktischen Regionen in gleih hohen Breitengraden aus- geführten Forschungen und Arbeiten, nämlich die \{chwedishe Aufs- nahme von Spitbergen, der sich an Gediegenheit nichts Aehnliches an die Seite stellen läßt. Und doch wurden diese Arbeiten lediglich in ein paar Sommermonbten, ohne Ueberwinterung, ausgeführt und mit höchst geringen Mitteln, besonders im Vergleih zu den Englischen Expeditionen. Diese Schwedischen Arbeiten ermöglichten U. a@auf der Karte die Verbrei- tung dreier wichtiger Naturprodufkte darzustellen; die Lokalitäten, wo Kohlenlager, besonders zahlreiche Rennthierheerden und ein großer Reichthum von Treibholz vorkommen. Auch hatte man bis jezt gar keine Ahnung vdn dem großen Fischreihthum bei Spißhbergen und der Bäreninsel, von dem im fünsten Aufsatze die Rede ist. (S. 34—39).

Der Bericht über die deutsche Nordfahrt (S. 39—66) im Jahre 1827 zeigt, wie leiht nah Norden in der Richtung des Petermannschen Planes vorzudringen is und mit wie wenig Mitteln und Zeitaufwand wichtige wissenschaftliche und andere Resultate zu erreichen sind, denn man muß nur bedenken, daß Herr v. Löwenigh auf seiner kleinen Vergnügungsfahrt in seiner kleinen Schaluppe dem Pol näher gekommen ist, als alle die großen englischen Expeditionen zur Aufsuchung Franklin's und eine eben so hohe Breite erreicht hat als Kane und Hayes mit ihren Schiffen (etwa 78%). Wie viel Aufklärung und Entdeckungen für viele wissenschaftliche Fächer von einer deutschen Nordfahrt erwartet werden dürften, deutet der leßte Aufsatz von Dr. Jäger, Direktor des Thiergartens in Wien: der Nordpol , ein thiergeographisches Centrum, an.

Was den jezigen Stand des projektirten Unternehmens anlangt, be- merkt Herr Dr. P, fo is gegründete Hoffnung, daß die Preußische Regie- rung die Expedition ausrüsten und ausführen, und die Oesterreichische Re- gierung wenigsiens ein Schiff, Equipage und Jnstrumente hergeben, und eine Reibe von Naturforschern stellen wird. Die geographischen Gesellschaf- ten in Berlin, Wien und. Dresden stehen im Begriff, für das Unternehmen u wirken.

i Der Schluß des Vorwortes lautet: Eine versäumte Gelegenheit war es, daß der so ungemein günstige Sommer und Herbst für die Erfor-

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