1887 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Sep 1887 18:00:01 GMT) scan diff

und Vorbildern für Buntdruck u. st. w. Kupferstih und Nadirung. Kunststickerei. ( ais g bth E E von 9!/9— (*/g bezw. von g— Ho) Ornamentzeihnen. Geometrisches Zeichnen und Pro- ionslehre. Architektonishes Zeichnen. Gipszeichnen. delliren. Aktstudien. Anatomie. Stil elchichte und Sorte Fachzeihnen, Entwerfen kunstgewerblicher enstände. Scriftzeichnen. Die Unterrichtskarten für das Winter-Semester werden ausgegeben: an die bisherigen Schüler am 19., 20., 21. September, an neueintretende Schüler am 22., 23., 24. September, im Bureau der Anstalt (1. Stockwerk). Der Direktor der Unterrichts-Anstalt. Erns Ewald.

Rg N Kunstshule zu Berlin, Klosterstraße Nr. 75.

Lehrplan für das Shuljahr 1887/88. Winter-Semester vom 10. Oktober bis 28. März. Sommer-Semester vom 9. April bis 28. Juli. Tages-Unterricht: I. Ornamentzeichnen, 1. Kursus. T1. Ornamentzeichnen, 2. Kursus, und Architektonisches Zeichnen. IIT.,1V. Projektions- Lehre, 1. resp. 2. Kursus. V., VI, Gipszeihnen, 1. resp. 2. Kursus. VII, Ornament. Farbenstudien. VIII. Natur- ftudien (Blumenmalen). 1X. Modelliren. X. Kunstgeschichte. X1. Methodik des Zeichen-Unterrichts. Abend-Unterricht (von 51/4—71/z resp. T1/¿7—91/5): / 1) Elementares Ornamentzeichnen. 2) Ornamentzeichnen. 3) Projektionslehre. 4) Architektonisches Zeichnen. 5) und 6) Gips- zeihnen (Ornamente und Figürliches). 7) Modelliren. 8) Ana- tomie. 9) Methodik (Repetitions-Kursus). : Die Unterrichtskarten werden ausgegeben: vom 3. M be Oktober im Bureau der Anstalt von 9 bis V. Die regelmäßigen Aufnahmen finden nur zu Anfang des Schuljahres (Oktober) statt. Die Direktion. Professor Ernst Ewald.

Justiz-Ministerium.

Verseßt sind: der Landgerihts-Präsident P ol in Elber- Feld an das Landgericht in Trier, der Amtsrichter Rod- mann in Memel als Landrichter an das Landgericht in Memel, der Amtsrichter M eusel in Löwenberg i. Schl. als Landrichter an das Landgericht in Beuthen D.-Schl., der Amtsrichter von Shaewen in Mohrungen an das Amts- geriht in Memel, der Amtsrichter Brennecke in Kirchhain an das Amtsgeriht in Hermsdorf u. K., und der Amtsrichter Peck in Rothenburg O.-L. an das Amtsgericht in Bolkenhain.

Die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ist ertheilt : dem Amtsgerichts-Rath Schenk in Stargard i. P. und dem Amtsgerichts-Rath Cludius in Hannover.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts- anwalt Georg Cohn bei dem Landgericht in Lyck, und der Rechtsanwalt Salo Sachs bei dem Landgericht 1 in Berlin.

Jn die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Nechtsanwalt Salo Sachs aus Berlin bei dem Amtsgericht in Zabrze, der R O Kuhlmann bei dem Amts-

eriht in Laasphe, der Gerichts-Assessor Zimmermann bei m Landgericht in Köln, und die Gerichts-Assessoren Sand- berg und Zadek bei dem Landgericht T in Berlin.

Der Notar Schmit in Oberkassel ist aus dem Amt ge- chieden. Die Stelle ist bereits beseßt. i

Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Karsten in Berlin, der Rechtsanwalt und Notar Heller in Hanau, und der Rechtsanwalt und Notar Schaub in Duisburg sind gestorben.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Bekanntmachung.

Jn Ausführung des §. 4 der Vorschriften über die Aus-

bildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache vom 6. Juli 1886 bestimmen wir hierdurch, daß das Studium auf den tehnishen Hochshulen zu München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Braunshweig und Darmstadt mit derselben Wir- Fung für die diesseitigen Staatsprüfungen zurüdcgelegt werden kann, wie auf den preußischen tehnishen Hochschulen. Berlin, den 13. September 1887. Der Minister Der Minister der geistlichen, der öffentlichen Arbeiten. Unterrichts- und Medizinal- Maybach. Angelegenheiten. Jn Vertretung : L ucanus.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878.

Auf Grund des §. 12 des Reichsgeseßes gegen die gemein: gelieen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Okto-

1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das Flugblatt mit der Ueberschrift: „Parteigenossen, Mitbürger Berlins!“ und dem Schluß: „Es lebe das Tämpfende und Mae Proletariat! Hoch lebe die Sozial- demofkratie!“, angeblich gedruckt in der Genossenschafts-Buch- druckerei Hottingen - Zürich, nah §8. 11 des gedahten Gesezes durch den Unterzeihneten von Landespolizeiwegen verboten worden ist.

Berlin, den 17. September 1887.

Der Königliche Polizei-Präsident. Freiherr von Richthofen.

Die unterzeihnete Königliche Kreishauptmannschaft hat die Druckschrift: „Aus dem Reiche des Tantalus. Alfresco-Skizzen von W. L. Rosenberg. ürih 1888.

Verlags - Magazin.

(I. belig.)“

auf Grund von §. 11 des Reichsgeseßes gegen die gemein- gefähr n Bestrebungen der idr Ha vom 21. Okto- er 1878 verboten. Dresden, am 15. September 1887. Königlich sächsishe Kreishauptmannschaft. von Koppenfels.

Personalveränderungen.

Königlich Preuftische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Fm aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 8. September. Dors{ch, Pr. vom Inf. Regt. Nr. 30, Frhr. v. Heimrod, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 78, deren Kommando zur Dienstleistung bei den Gewehr-, und Munitionsfabriken vom 1 Oktober cr. ab um ein Zahr verlängert. v. Zastrow, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 52, zur Dienstleistung bei der Gewehr- und Munitionsfabrik in Spandau, Trüßschler v. Falkenstein II., Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 26, zur Dienstleistung bei der Gewehr- und Munitionsfabrik in Erfurt, Fischer, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 21, v. Basse I, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 13, Bertram, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 73, zur Dienstleistung bei der Gewehr- und Munitions abrik in Danzig, vom 1. Oktober cr. ab auf ein Jahr kommandirt.

Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Swchloß Babelsberg, 10. September. v. Köller, Pr. Lt. a. D., zuleßt Führer des vormaligen L A R A in Swinemünde, der Charakter als Hauptm. verlichen. Crüger, Pr. Lt. von der Inf. des Res Landw. Bats. Nr. 33, als Hauptm. mit Pension und der Landw. Armee-Uniform der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 17. September. Den von einer städtishen Baupolizei - Behörde zur Ver- hütung von Schaden oder zur Sicherheit des ge- meinen Wesens getroffenen Vorschriften über Neu- bauten oder Veränderungen bestehender Gebäude hat, nah

- einem Urtheil des Reichsgerihts, V. Civilsenats, vom

11. Juni d. J., jeder Eigenthümer eines dadur betroffenen Grundstücks, wenn er es bebauen oder baulih verändern will, olge zu leisten, ohne daß er für die ihm dadurch auferlegte Einschränkung seines Eigenthumsrechts s )e- anspruchen kann, es sei denn, daß im speziellen Fall geseßlich ausdrücklich Entschädigung vorbehalten ist. „F. 75 Einleitun des Allgemeinen Landrechts verpflichtet den Staat bezügli Denjenigen, in dessen besonderem Fnteresse das Opfer für das Wohl des gemeinen Wesens geschieht, zur Entschädigung. Jn den 8. 29—32 I, 8 wird von diesem Grundsaß An- wendung gemacht auf die im Allgemeininteresse noth- wendig werdenden Einschränkungen des Eigenthums. Diese Fälle betreffen aber nur Entziehungen und Ein- \hränkungen, welche sich als die Folge eines besonderen individuellen Eingriffs in die Rechte des Einzelnen darstellen. Be Gegensay bilden diejenigen, welche auf einer allgemeinen geseßlihen Norm beruhen. Sie bestimmen den Jnhalt des Eigenthumsrechtes, wie es vom Staat anerkannt wird, be- schränken dieses Recht, insofern es als ein absolutes, von dem Leben im Staat undbhängiges Recht gedaht werden kann, gehören aber zur Begriffsbestimmung desselben im Staat. Bei ihnen handelt es sih also auch nit im Sinne des angezogenen 8. 75 um das Opfer eines besonderen Rechts oder ortheils, weil ein Recht auf Befreiung von denselben überhaupt nicht besteht. Zu solhen allgemeinen geseßlihen Ein- shränkungen des Eigenthums, für welche nur Entschädigung gewährt wird, wenn diese im Gesey ausdrülich vorbehalten ist, gehört auch die im §. 66 und 67 A. L.-R. T, 8 vorgesehene Verpflichtung, ih bei einem Neubau oder bei der Ver- änderung eines bestehenden Gebäudes in Städten den Vor- \chriften zu unterwerfen, welche von der Baupolizei-Behörde zur Verhütung von Schaden oder zur Sicherheit des gemeinen Wesens getroffen werden. Jhnen muß jeder Eigenthümer eines Grundstüfs, wenn er es bebauen oder bauliche Ver- änderungen vornehmen will, Folge leisten, weil nur mit dieser Einschränkung sein Eigenthumsrecht im Geseß Anerkennung

gefunden hat. pr den hier vorliegenden besonderen Fall des .

Verbots der Anlegung einer Thür an einer bestimmten Seite eines Hauses hat auch das Gese weder im Allgemeinen Land- ret noch in besonderen jüngeren Verordnungen eine Entschä- digung bestimmt. Die Feststellung, daß das Verbot im Interesse der Sicherheit des gemeinen Wesens oder zur Ver- hütung von Schaden für dasselbe nothwendig is , unterliegt lediglih der Entscheidung der Baupolizei-Behörde und ist der rihterlihen Nachprüfung entzogen.“

Der Dampfer „Hohenzollern“ mit der abgelösten Besaßung S. M. S. „Olga“ lBismarck“, „Sophie“) ist am 16. September cr. in Antwerpen eingetroffen und hat am 17. desselben Monats die Heimreise fortgeseßt.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Galster IIL., ist am 17. September cr. in Plymouth eingetroffen und beabsichtigt, am 24. desselben Monats die Heimreise fortzusezen.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentlicht folgende Nach- rihten über E (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 6./8. Sydney 25./8. (Post- station: Sydney [Australien].) S. M. Kreuzer „Albatroß“ 8./9. Cooftown. S. M. S. „Ariadne“ 5./9. Madeira 1./10. (Poststation bis 20./9. Madeira, vom 21./9. ab Bahia [Bra- silien].) S. M. Knbt. „Cyclop“ 24./8. St. Thomé 27./8. (Poststation : Kamerun.) S. M. Vermessgsfhrzg. E 10./8. Wilhelmshaven. (Poststation: Wan Mos S. M. Fahrzeug „Falke“ 31./7. Wilhelmshaven 5./8. (Poststation:

ilhelmshaven.) S. M. S. „Friedrich Carl“ Kiel 99./8. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Av. „Greif“ Kiel 11./9. (Poststation: Kiel.) S. M. Kreuzer „Habicht“ 31./5. Kamerun. 9./9, St. A a de Loanda 17./9. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 283./8. St. Vincent (Cap Verdes) 25./8. (Post- station: Plymouth.) S. M. Knbt. „Fltis“ 6./8, Amoy. Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Kaiser“ Wilhelms- aven 11./9. 13./9. Kiel. en: Kiel.) S. M. ahrzeug „Loreley“ 28./8. Galaß 5./9. 9./9. Konstan- tinopel. (Poststation : Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 9./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 3./9, Aden. O: Aden.) S. M. §zrfhrzg. „Müde“ 2./8. ilhelmshaven. (Post-

station: Wilhelmshaven.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 15/8. Zanzibar. (Poststation : Zanzibar.) S. M. S. „Niobe“ 3./9 Saßniy 5./9. 7./9. Neustadt i. H. 12./9. 14./9. Kiel. (Poststation: Milt S. M. S. „Nixe“ 27./8. Kiel 12./9. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Olden- burg“ Wilhelmshaven 11./9. 13./9, Kiel. (Poststation Kiel.) S. M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ Travemünde 10./8. 2./9. Kiel. Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Wol“ 10./8. Newshwang. (Poststation: Hengtong Kreuzer- geshwader: S. M. S. „Bismarck“ (Flaggschiff), „Carola“, „Olga“, „Sophie“ 19./8. Apia. (Poststation: _ Fus Australien] —— Manbottgeloadens I. Division: S. S. „König Wilhelm“ (Flaggshi) „Kaiser“, „Oldenburg“, S. M. Av. „Pfeil“. 11. Division: Schulgeshwader: S. M. S. „Stein“ (Flaggschiff), „Moltke“, „Gneisenau“, „Prinz Adalbert“. (Poststation : Wi a) IV. Division: Torpedoboots-Flottille: S. M. Av. „Bliß“. 1. Torpedoboots-Division : S. M. Torpedo- Divisionsboot „D 2“, S. M. Torpedoboote „S 25“ bis „S 30“. 2. Torpedo- boots-Division: S. M. Torpedo - Divisionsboot „D 1“, S. M. Torpedoboote „8 1“, „S 3“, „S 4“, „S 6“, „S 16°, „S 19“ 3./9. Wilhelmshaven. S. M. Av. „Bliß“, S. M. Torpedo-Divisionsboot „D 1“, sowie S. M. Torpedoboote „8 14, „8 3“, „S 25“ bis „S 30“ Wilhelmshaven 12./9. 14./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) Dampfer „Hohenzollern“ mit der abgelösten Besaßung S. M. S. „Olga“ („Bismarck“ und „Sophie“) 5./9. Genua. 5./9. 14./9. Southampton 14./9. Dampfer „Preußen“ mit der abgelösten Besaßung S. M. Knbt. „Wolf“ 2./9. Genua 3./9. 9./9. Southampton 9./9. 10./9. Antwerpen 10./9. 19./9. Bremerhaven. Dampfer „Hohenstaufen“ mit der abgelösten Besaßung S. M. Kreuzer „Adler“ 8./9. Colombo 9./9. Dampfer „Sachsen“ mit dem Ablösungskommando für S. M. Kreuzer „Möwe“ Bremerhaven 24./8.

Stettin, 16. September. (W. T. B.) Der Verlauf des heutigen Manövers war folgender: Die Ost-Division (dritte) atte die Höhen westlich und nördlih von Warsow beseßt; ihre Kavallerie befand sich auf dem linken Flügel, und ein vorgeschobenes linkes Seitendetahement kam zuerst ins Gefecht. Die West-Division (vierte) ging nah einleitendem Artillerie- feuer gegen 101, Ühr, als Se. Majestät der Kaiser auf dem Manöverfelde erschien, gegen die feindliche Stellung vor. Der erste Vorstoß der Jnfanterie der West-Division ge- lang; bei weiterem Vorrücken stieß die West-Division aber auf überlegene Kräfte der inzwischen verstärkten Ost-Division und mußte wieder weihen. Die West-Division machte darauf einen zweiten Angriff, der erfolgreich war; die Höhen nördlich von Warsow wurden genommen. Der Ost- Division gelang es mittlerweile, mit ihrem reten Flügel Terrain zu gewinnen, sodaß dadurch eine vollständige Front- verschiebung stattfand. Während die Ost-Division energish weiter vorging, befahl Se. Majestät der Kaiser gegen 11/, Uhr Halt.

Allerhöchsiderselbe hielt O des Gefechts mit dem General-Feldmarschall Grafen Moltke, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrih Leopold und dem ganzen Gefolge auf dem Rollberge, westlich von Warsow, zu Wagen und hatte öfters einzelne Generäle zu Sich heranrufen lassen.

Se. Majestät fuhr über Wussow hierher zurück und wurde von den Truppen, an denen Allerhöchstderselbe vorüber- fam, sowie von der Bevölkerung, welhe an der Straße Get bildete, unausgeseßt mit stürmishen Hochrufen

egrüßt.

Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm war vor dem Kaiser auf dem Manöverfelde zu Wagen eingetroffen, begrüßte erst Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm, dex das Grenadier-Regiment König Friedrih Wilhelm IV. (1. Pommersches Nr. 2) führte, und hielt dann neben Sr. Majestät dem Kaiser. Auf dem Rückwege besuchte Jhre Königliche Hoheit das Johanniter-Krankenhaus und die Luther- kirhe in Züllchow.

Heute Nachmittag 51/2 Uhr fand bei Sr. Majestät dem Kaiser ein kleineres Diner statt, an welhem Fhre König- lichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm sowie der Prinz Friedrich Leopold, der General-Feldmarschall Graf Moltke, der kommandirende General von der Burg, der Kriegs-Minister und: mehrere andere Generale, der Ober-Präsident, die Regierungs- Präsidenten, die Vorstände des Provinzial-Landtages , der Landes-Direktor, der Erbküchenmeister Graf Schwerin, der Erb- marschall Freiherr von Malgahn und der frühere Ober- Präsident von Kleist-Reßow theilnahmen.

Heute Abend nahm Se. Majestät der Kaiser im Remter des Königlichen Schlosses den Vortrag einiger Lieder durch den Damengesangverein „Edelweiß“ entgegen. Später brachten die vereinigten Turner- und Gesang- vereine Stettins im Schloßhof dem Kaiser ein Ständchen bei Fadckelbeleuchtung dar. Se. Majestät Wt dem Vortrage vom Fenster aus zu und empfing darauf eine aus den Herren Dr. Rühl, Musik-Direktor Dr. Lorenz und Lehrer Hart bestehende Deputation der genannten Vereine, welcher Allerhöhstderselbe Seine Freude und Anerkennung über die Jhm dargebrachte Huldigung aussprach.

17. September. h D Se. Majestät der Kaiser, welcher Sih des besten Wohlseins evfveut: fuhr Bus Vormittag 91/2 Uhr in das bei den Ortschaften

amliz, Sparrenfeld und Möringen belegene Manöverterrain.

Homburg v. d. H., 16. September. (Köln. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der O von Mecklenburg- S eliz hat sich von hier zum Kurgebrauch nah Ostende

egeben.

Bayern. München, 16. September. (W. T. B.) Fn der heutigen Sißzung der Kammer der Reichsräthe fand die Einführung des Prinzen Rupprecht sowie 7 neu eintretender Mitglieder statt. Die früheren Aus- \{chüsse wurden wiedergewählt und beschlossen, eine Dank- adresse auf die Thronrede an den Prinz-Regenten zu richten. Die Branntweinsteuer-Vorlage wurde dem ersten und dritten Aus \chuß gemeinsam L

Die Abgeordnetenkammer wählte in ihrer eue E durch LVcclamation einen aus 91 Mit- gliedern bestehenden Adreß-Auss{chuß, darunter Bucher und den Präsidenten Freiherrn von Ow. Die Brannt- weinsteuer-Vorlage wurde auf den Vorshlag Mar- quardsen's einem Spezial-Auss{chuß von 21 Mitgliedern überwiesen, welcher gleichfalls t durch Acclamation ge- wählt wurde. Jn demselben befinden sich u. A. Gagern, Lerchenfeld, Lindensfels, TUS Haus, Dr. Jäger, Ober- Staatsanwalt Hauck und Landgerichts-Rath Walter.

Sachsen. Dresden, 15. September. (Dr. J.) Der König wohnte heute dem Manöver der 2. Division Nr. 24 gegen einen marfirten Feind bei. Se. Majestät traf in Be- gleitung des Kriegs-Ministers, Generals der Kavallerie Grafen von Fabrice mittelst der Eisenbahn von Niedersedliy Morgens 71/, Uhr in Döbeln ein und begab sich zu Wagen nah Gallschüß, wo der fommandirende General Prinz Georg aus Döbeln vorher eingetroffen war. Se. Majestät begrüßte die in Bereitschaftsstellung versammelte Division, die nun den Vormarsch auf der Chaussee über Bennewigt antrat. Es handelte sich darum, den Feind, welher von Groß- Bauchliß gegen Zashwiß entsendet war, die markirte Ost- division, nah Süden zurückzuwerfen. Leßtere nahm den Angriff in der Stellung Nieder-Zschörnewig-Strölla- Nöthshüß an. Nah Durchführung desselben {loß die Uebung. Der König nahm hierauf den Vorbeimarsh der Division die Jnfanterie in Regimentskolonne, die berittenen Waffen mit Eskadrons- bez. Batteriefronten im Trabe bei Strölla ab und trat um 11/4 Uhr mit Sonderzug die Rückreise von Döbeln an. Prinz Georg kehrte zu- nächst nah Döbeln zurück, nahm Nachmittags 5 Uhr im Offizierkasino des 11. Jnfanterie-Regiments Nr. 139 an der Mittagstafel Theil und begab sih Abends 81/2 Uhr mit der Bahn in Begleitung des Chefs des Generalstabes, Obersten von der Planit, sowie der anderen Offiziere des General- Kommandos nach Chemniß, wo Höchstderselbe in Reichold's Hotel für mehrere Tage Quartier nahm.

Baden. Karlsruhe, 15. September. (Karlsr. Ztg.) Am Dienstag früh 61/4 Uhr begab ih der Großherzog nah Engen, stieg am Bahnhof daselbst zu Pferde und folgte dem Manöver der 29. Division in der Gegend von Weiterdingen bis zum Schluß. Danach ritt Se. Königliche Hoheit nach Station Mühlhausen, um von da um halb 2 Uhr die Rückfahrt nah Mainau anzutreten. Gestern fuhr der Großherzog um 4 Uhr früh von Mainau nachSingen, wo Höchstder)elbe mit dem kommandirenden General des XIV. Armee: Corps zusammentraf, welher am Abend vorher dort angekommen war. Se. Königliche Hoheit ritt um 51/4 Uhr von Singen ab über Hilzingen, suchte die beiden Abtheilungen der Division in ihren Rendezvous - Stellungen, welche sie aus dem Bivouak bezogen hatten, auf und folgte der Uebung,- die sich in der Ven von Weiter- dingen, Binningen und Hilzingen bewegte, bis zum Schluß, worauf der Großherzog bis Singen zurüdckritt und gegen 2 Uhr von dort nah Konstanz und Mainau fuhr. Die Prinzessin Wilhelm von Württemberg traf estern Mittag von Rorschah zum Besuch bei den Großherzog- ichen Herrschaften ein und wurde von dem Erbgroßherzog und der Erbgroßherzogin am Bahnhof in Konstanz empfangen und nah S{loß Mainau geleitet. Seit einigen Tagen befinden sich daselbst auch der Königlich preußische Gesandte von Eisendeher und Gemahlin. Fhre Königliche Hoheit die Großherzogin hat seit mehreren Tagen die ver- schiedenen Wohlthätigkeitsanstalten, Schulen und Krankenhäuser in Konstanz mit d di Besuchen beehrt und in einige derselben auch die Erbgroßherzogin eingeführt.

Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 16. September. (W. T. B.) Jhre Königliche Hoheit die Erbprin- zessin von Sahsen-Meiningen ist hier eingetroffen und im Palais des Herzogs von Edinburg abgestiegen.

_ Oesterreich-Ungarn. Déva, 15. September. (Wien. Ztg.) Der Kaiser i} heute Vormittag 109 Uhr hier ein- getroffen und am Bahnhof von dem Obergespan, dem Munizipalausshuß, der Aristokratie und der Geistlichkeit enthusiastisch begrüßt worden. Die Antwort des Kaisers auf die Ansprache des Obergespans wurde mit begeisterten Eljen- rufen aufgenommen. Der Einzug in die Stadt war ebo glänzend und großartig. Troy des strömenden Regens fuhr der Monarch in offenem Wagen. Das ausgerüte Banderium mußte vór dem Kaiser defiliren. Zahlreiche Triumphpforten waren aufgestellt, die Häuser beflaggt und geshmüdckt. Die jubelnde Bevölkerung bildete Spalier. Nach dem Eintreffen im Hoflager nahm der Kaiser Vorstellungen entgegen.

Großbritannien und JFrland. London, 15. September. (A. C.) Das Hof: Cirkular veröffentliht die Danksagung der Königin für alle ihr aus allen Theilen des Reiches anläßlih ihres Regierungsjubiläums übersandten Er- gebenheitsadressen.

Der irische Ober-Sekretär Balfour traf heute in Dublin ein und hatte sofort nach seiner Ankunst Be- rathungen mit dem Lordkanzler, dem Generalanwalt, dem Unter-Sekretär und verschiedenen Richtern. Auch mehrere Parnellitishe Abgeordnete kamen heute in Dublin an, u. A. John Dillon, welcher sich nach Mitchelstown be- eben wird, um dort bei der Untersuchung über den neulichen

usammenstoß mit der Polizei Aussagen zu machen.

16. September. (W. T. B.) Das Parlament ist heute mit einer Thronrede der Königin vertagt worden. Jn derselben wird hervorgehoben, daß die Beziehun- gen zu den auswärtigen Mächten fortdauernd freundschaftliche seien. Die Königin hofft, daß der Abschluß der Konvention mit Rußland bezüglih der Nordgrenze von Afgha- nistan, welhe von dem Emir willig angenommen sei, noch mehr dazu beitragen werde, den Frieden in Central-Asien dauernd aufrecht zu erhalten. Die Thronrede erwähnt sodann die Konvention bezüglih Egyptens, die von dem Sultan nicht ratifizirt worden sei, und betont: die der Königin dur ihre Verpflichtungen gegen den Souverain und die Bevölkerung von Egypten auferlegte Haltung bleibe dadurch unverändert. Die Anwesenheit der englischen Streitkräfte habe Egypten die Wohl- thaten der Ruhe gesichert und die Königin in den Stand geseßt, in wirksamer Weise die Bemühungen des Khedive zu unterstüßen, um dur eine gute Regierung das Wohl seines Do sichern. Was die Fischereifrage in den nord- amerikanishen Gewässern angehe, so_sei die Königin mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten überein: gekommen, die sich aus dieser Frage ergebenden Schwie- rigkeiten einer aus Vertretern der beiden Länder zu bildenden Kommission zur Berathung gu überweisen. Im weiteren Verlauf der Thronrede giebt die Königin der Ansicht Ausdruck, daß der Rückgan ß, welcher eine ien auf den age a Ag und kommerziellen

nteressen gelastet habe, für die Folge cinen weniger ernsten Charakter tragen werde. Jhre Majestät bedauert,

daß noh keine Verminderung der harten Prüfungen, welche die ländliche Bevölkerung zu ertragen gehabt habe, eingetreten sei ; die Königin hofft indessen, daß die von dem Fe im Interesse Jrlands genehmigten Geseße eine

iederherstellung der Ordnung un eine Ermuthigung der Industrie herbeiführen werden. Schließlich spricht die Königin den Unterthanen in ihrem ganzen Reiche für den Ausdruck warmer Loyalität anläßlich des Regierungs-Jubiläums ihren besten Dank aus.

Dänemark. Kopenhagen, 17. September. (W. T. B.) Gestern unternahm die ganze Königliche Familie sowie der Kaiser von Nußland in offenem Wagen eine pater fahrt nah H ellebäck nördlih von Helsingör. Bei der Rük- kehr machte der Kaiser einen längeren Theil des Weges zu Fuß.

Zeitungsfstimmen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt:

Wir hatten kürzlich der „Leipziger Zeitung“ einen Artikel ent- nommen, in welhem mit Rücksicht auf eine bestimmte Reihe von Angaben über Preise von Roggen, Roggenmehl und Roggenbrot, die sh in einem Aufsaye des Geheim-Raths von Sheel’s „Zur Statistik der Brotpreise in Deutschland“ (in Conrad's „Jahrbüern für Nationalökonomie“, Augustheft) finden, gesagt war, daß das Schwanken der Brotpreise, wie sih aus jenen Zahlenreihen ergebe, vorzugsweise auf das Schwanken des Unternehmergewinns, niht auf dasjenige der Rohmaterialpreise zurückzuführen sei. Die „Freihandels-Correspondenz“ und die von ihr bediente Presse war nun sogleich wieder mit der Behauptung zur Hand, die „offiziöse Presse“ habe jenen Scheel'’shen Aufsaß mißbraucht, um eine Stütze für ihre Theorie zu finden, daß die Brotpreise von der „Willkür des Bäkers“ abhängen.

Die Freihändler haben bekanntlich den Glaubenssaß: „Der Zoll vertheuert das Brot des armen Mannes“ (nicht auch des reichen ?), und um den Gegnern etwas entsprehend Absurdes anzuhängen, machen sie ihre Leute glauben, es sei „offiziöóse“ Theorie, daß der Brotpreis ganz von der Willkür der Bäder bestimmt werde. Das ist aber die Verdrehung und Uebertreibung eines ganz rihtigen Gedankens, der von der niht-freihändlerischen Presse vertreten wird, und dessen Gang folgender ist :

Daß die Höhe des Rohstoffpreises, also des Getreides bezw. des Mehls, auf die Dauer die Höhe des Brotpreises mit bestimmt, ist flar. Nah den Angaben von Scheel, die sich auf eine Dresdener Großbäerei beziehen, fostete im Durchschnitt der aht Jahre 1878— 1885 das zu 1 kg Brot verwendete Mehl 18,7 H, das Kilogramm Brot wurde verkauft mit 22,5 H; demnach betrug der Rohstoffpreis drei Viertel des Preises des heutigen Fabrikats. In kleineren Bäckereien wird der Antheil, den die Betriebskosten und der Unter- nehmergewinn am Verkaufspreise haben, wohl regelmäßig etwas größer sein ; immerhin fällt der Rohstoffpreis so bedeutend ins Gewicht, daß er auf den Preis des Fabrikats dauernd von erheblichem Einfluß sein muß Damit ist aber nit gesagt, daß die Preisschwankungen des Ge- treides ohne Weiteres auf deu Brotpreis übertragen werden. Nicht einmal der Mehlpreis folgt durhweg dem Getreidepreise, wie die von H. von Scheel mitgetheilten Zahlen ersehen lassen.

Nehmen wir an, 100 kg Roggenmehl 0/1 kosten 22 M4, 1 kg = 92 S und das Kilogramm Brot kostet 20 H. Nun fteigt der Roggen auf 25 M bezw. 25 4. Da das Kilogramm Mehl um 3 4 gestiegen ist und aus 1 kg Mehl ungefähr 1,41 kg Brot gewonnen werden, so müßte nah der freihändlerischen Theorie das Kilogramm Brot um ca. 2 H steigen. Entsprechend bei fallendem Mehlpreise. Die Sta- tistik zeigt aber, daß dem nicht so ist. Insbesondere scheint in Jahren hoher Getreidepreise der Unterschied zwischen Mehlpreis und Brot- preis geringer zu sein wie in Jahren niedriger Mehlpreise; das heißt also, die Brozpreise folgen nicht ohne Weiteres den BPiehlpreisen und noch weniger den Getreidepreisen, das Fünfzigpfennig- Brot wird nicht in demselben Verhältniß kleiner und größer gemacht, wie die Mehlpreise steigen und fallen, sondern die Schwankungen werden auf die anderen beiden Preisfaktoren : Betriebsauslagen und Unternehmergewinn, übertragen. Da fich nun an den Betriebsaus- lagen, welche Miethe, Löhne, Feuerung, Zuthaten zum Mehl, Ab- nußungékosten der Geräthe 2c. umfassen, niht leiht etwas {nell ändern läßt, so läßt sich das Nicht-Zusammenstimmen der Mehl- und Brotpreise nur dadur erklären, daß der dritte Faktor, der Unter- nehmergewinn, in Mitleidenschaft gezogen wird.

Dies ift nicht anders wie auf dem sonstigen Gebiet des „Klein- handels“, bezw. des Handels mit Waaren zum unmittelbaren persön- lihen Verbrauch, auf den die der Börse entnommene Theorie der e über Preisbildung nicht zutrifft. Der „Kleinhändler“ teht einer zersplitterten, ia sich unzusammenhängenden Menge von Kunden gegenüber, für die er den passenden Preis der Konsumartikel finden muß. Die Wirkungen, welhe man dem Angebot und der Nachfrage zuzuschreiben pflegt, treffen hier nicht zu. Kon- kurrenz im Angebot der Waare mag den Preis erhöhen, wenn mehr Händler von demselben Publikum ernährt sein wollen und ihnen das auch ginge Konkurrenz in der Nachfrage mag den Preis erniedrigen, weil die Waare, wenn in größeren Massen, billiger beigestellt werden kann, und so auf das einzelne Stück, z. B. den Wecken Brot, geringerer Profit genommen zu werden braucht. Viele Gegenstände des Kleinhandels behalten Jahr aus Jahr ein den- selben Preis, bis ihm durch irgend welche zwingende Gründe einmal ein Ruck nach oben oder unten ge eben wird; die Herstellungskosten dieser Artikel, die Preise ihrer Rohstoffe 2c. wechseln aber inzwischen häufig und bedeutend.

Solche Verhältnisse walten auch bei der Bildung des Preises des O in Rede stehenden Artikels des Kleinhandels: des Brotes. tur hat hier der Väcker ein Mittel, den Preis - (derselben Qualität) zu verändern, ohne daß das Publikum sich über die Größe der Ver- änderung klar wird, weil bei uns das Brot zu einem anscheinend gleich bleibenden Preise verkauft wird, dafür aber die Größe, bezw. Gewicht, wechselt. Die Bâäcker passen aber das Gewicht nicht un- mittelbar dem Rohstoffpreise an, sondern nehmen noch andere Rücksichten. Das Maß dieser Rücksichten läßt si nicht in mathe- matishen Formeln darstellen, aber es wäre andererseits auch fals, es mit „Willkür“ zu bezeihnen. Es handelt si hier um ein unter dem Einflusse der Gewohnheit stehendes Tasten danach, die eigenen Inter: essen mit denen der Käufer in Uebereinstimmung zu halten.

Das ist die Theorie, welhe dem Freihandels-Dogma: daß der Getreidezoll das Brot vertheuere, entgegen gehalten wird, niht eine angeblich offizióse Theorie von der Willkür der Bäcker. Dem rabiaten Parteipolitiker des Freihandels fällt es aber natürlih gar nit ein, zu untersuchen, ob der Zoll das Getreide vertheuert, der Mehlpreis dem Getreidepreis folgt, der Brotpreis sich nah dem Mehlpreis rihtet; er sagt „der Zoll vertheuert das Brot* des armen Mannes mindestens um den Betrag des Zolls, und sollte die Statistik etwa das Gegentheil nahweisen, so taugt sie nichts.

Uebrigens ist die Statistik der Brotpreise, in Anbetracht des Um- standes, daß es sih dabei um den Preis des wichtigsten aller Ver- brauchsartikel handelt, noþ merkwürdig unentwickelt; das Material aus Süddeutschland taugt nihts, für Norddeutschland is überhaupt wenig und sehr wenig gutes vorhanden Wir möchten also zum Schluß hier den Zweck der von Hrn, Geh. Rath von Scheel an- gestellten Studie über Brotpreise in BEETg bringen, der lediglich darin besteht, auf Grund fkritisher Be- trahtung des vorhandenen Materials zum besseren Ausbau dieser Statistik, die namentli durch die Gemeindeverwaltungen und deren statistishe Bureaux gepflegt werden sollte, aufzufordern. Auch ganz abgesehen von der Frage, wie sich Getreidepreis, Meblpreis und Brotpreis zu einander verhalten, ist die rihtige Beobachtung der Preise des täglihen Brots doch wohl eine der wichtigsten Aufgaben, die der Statistik gestellt werden können, und die unstreitig vorhan-

denen Schwierigkeiten derselben müssen eben überwunden werden

Jm „Hannoverschen Courier“ lesen wir:

Die deutsch{freisinnige Presse sieht seit einiger Zeit überall „Ringe“. Erst kam der Branntweinring, dann der Kohlenring, jeßt ist gar ein Buchhändlerring entdeckt worden. Ein kindisheres und allen wirklih freisinnigen Grundsäßen mehr Hohn sprehendes;Gebahren ist nit denk- tar. Wenn man bei der Branntweingesellschaft noch mit einem Scheine von Berechtigung, der freilich nachher auh dur die Thatsachen zer- stört wurde, von einer Begünstigung solcher Interessenverbindungen dur die Gesetzgebung \spre{hen konnte, fo erwahsen èoch Vereinigun- gen, wie die beiden anderen genannten, vollständig auf dem Boden des freien Vereins- und GewerbereŸts, dessen Aufrechterhaltung, wie die „Nat.-Lib., Corresp.“ mit Recht hervorhebt, einer der obersten liberalen Grundsäße tein muß. Gerade die Vereins- und Gewerbefreiheit begünstigt die Bildung folcher freiwilligen Ver- einigungen der Fachgenossen zur gemeinsamen Förderung ihrer Interessen, und wenn auch auf diesem Wege manches in die Er- eung treten kann, was vielleicht im allgemeinen wirthschaftlichen

nteresse niht wünschenswerth ist, so ist es doch ein Unsinn, im Namen der wirthschaftlichen Freiheit gegen Vorgänge Einwand er- heben zu wollen, die eben gerade auf dem Boden der wirthschaftlichen Freiheit und Selbsthülfe entstanden sind. Wie oft hôren wir gerade von fortschrittliher Seite, die wirthshaftlihe Freiheit, die freie Kon- kurrenz trage die Heilmittel gegen Auswüchse und Mißbräuche in sih e _Sowie aber einmal einige Erscheinungen \ih zeigen, die den f gig oie Politifern niht passen, da wenden sie eine Kampfes- weise an, deren Konsequenz zu der Parole führen muß: Fort mit der Koalitionsfreiheit! f

Ber Ae R der Stadt Mann- heim 2c.“ {reibt aus Anlaß der städtishen Wahlen in Mannheim:

Der Ausfall der Stadtverordneten-Wahlen in der ITII. Klasse hat den Beweis erbracht, daß endlih auch in unserer Stadt der Bann des Terrorismus gebrochen ist. Troy aller Drohungen, welche von dem hiesigen angeblih demokratischen Blatte gegen die Bürger geschleudert wurden, falls sie nicht willenlos noch weiter die Pfade der Verheßzung wandeln würden, haben sih die Niederstbesteuerten in ihrer Ueber- zeugung nicht beirren lassen, daß nur dort ihr Heil blüht, wo die Leiter der „Neuen Badischen Lande8eitung“ nichts zu sagen haben. Mit 1681 Stimmen gelangte die Liste der nationalliberalen Partei un A e, das bedeutet eine Mehrheit von 512 Stimmen in der

. Klasse.

_Es liegt die Frage nahe, zu untersuhen, welche Gründe die Wähler veranlaßt haben, sich von derjenigen Partei abzuwenden, in welcher sich angeblich ihre besten „Freunde“ befinden, Nun wohl, die Antwort fällt niht s{chwer.

Der Schwerpunkt der inneren Politik liegt, seitdem wir das Deutsche Reich, unser mächtiges Vaterland, mit dem Blute unserer Brüder erkämpft haben, in der Erforschung der Mittel, mit welchen den arbeitenden Klassen ihr hartes Loos erleichtert, auf welche Weise sie mit ihrem Schitsal versöhnt, dasselbe gebessert werden könnte. Diese Bestrebungen fanden ihren Ausdruck in der Kaiserlichen Thron- rede vom 17. November 1881, in welcher der Schuß der Schwächeren als Richtshnur der Kaiserlihen Politik proklamirt wurde. Es wäre müßig, hier aufzuführen, welhe \{werwiegenden Geseßze zur möglichsten Sicherstellung der Arbeiter, ihrer Frauen und Kinder inzwischen zu Stande gebraht worden sind. Jeder ehrlihe Arbeiter, dem feine Chre und der materielle Schuß seiner Angehörigen am Herzen liegt, weiß diese Bestrebungen zu würdigen, er läßt sich nicht umgarnen von den Lockungen Jener, die von der Verheßung Aller gegen Alle den Hereinbruch eines goldenen Zeitalters angeblich erhoffen, inzwischen aber den Samen der Zwietracht in die Herzen säen, auf daß über kurz oder lang die Drachensaat blutige Früchte trägt.

Aber nicht nur in den Schichten der Arbeiter finden sich diese Friedens\örer ihnen gesellen sih Jene zu, die mit der Feder für die Verhetung arbeiten, die dem Arbeiter den leßten ruhigen und ie Oos Augenblick rauben, um ihn zu ihrem gefügigen Werkzeug zu machen .

... . , Da liegen die Gründe, weshalb die Niederstbesteuerten der Liste der nationalliberalen Partei die auch Arbeiter aufgestellt hatte zum Siege verhalfen. Jeßt, wo das Volk seine Stimme zu ihren Gunsten abgegeben, ist es natürlich in den Augen der „Neuen Badischen Landeszeitung“ dumm, weil es sich vorgeblih hat „beein- flufsen“ lassen, hätte es anders gewählt, es wäre gewiß das „beste, unerschrockene Volk“ gewesen. Für die nationalliberale Partei aber erwachsen aus dem Resultat der gestrigen Wahl Verpflichtungen. . . .

Statistische Nachrichten.

Auszug aus dem genehmigten Geschäfts- und Kafsenberiht der Hülfskasse für deutshe Rechtsanwälte für das Verwaltungs- jahr 1886/87. Die Mitgliederliste ergiebt für den 30. Juni 1887 eine Gesammtzahl von 2958. Ausweislih der nachfolgenden Auf- stellung des Schaßzmeisters erhöht sich der Kapitalgrundstock ven 83 031,76 M auf 108 693,44 A Der für das dritte Geschäftsjahr vorhandene Unterstüßungsfonds beläuft sich auf 26214,96 (A Es ift bereits verfügt über 7022,50 M, bleiben zur Verfügung 19 19246 # Die Anlagen erfolgten bis jeßt in preußischer 49/0 fonsolidirter Anleihe und 39/6 Königlih \ächsi]cher Rente. Die Einschreibung in die bezüglihen Staatss{huldbücher is bewirkt. Wiederum baben die Anwaltskammern die Ziele der Kafse dur die gewährten Beihülfen in dankenswerther Weise gefördert. Es baben im abgelaufenen Geschäftsjahr der Kasse zugewendet die Anwalts- fammern: Augsburg 387 #Æ, Braunshweig 300 #, Breslau 1000 A, Celle 1000 4, Kolmar 1000 .Æ, Darmstadt 600 Æ, Frankfurt 1000 #, Jena 600 Æ, Kiel 1000 Æ, Marien- werder 1000 #Æ, Naumburg 500 #Æ, Posen 500 H, Rostok 500 #, Stettin 500 4, Stuttgart 1000 4, Zweibrücken 200 M; zusammen mit Kursgewinn 10 993,40 „6 An Geschenken sind eingegangen 3619,07 # Eine umfangreihe Wirksamkeit erfor- derten die Unterstützungsgesuhe, über welhe durhweg im Einklang mit den von den Vorständen der Anwaltskammern abgegebenen Gut- achten entschieden ist. Die Zahl der neu anhängig gema@ten Gesuche beträgt 55, davon sind abgelehnt 5, zurückgezogen 2, anhängig geblieben 4, *e« willigt 44. Die Gesammtsumme der Bewilligungen beträgt 13 295,70 4 Bewilligungen erfolgten an Rechtsanwälte im Dienst in 7, an aus- geschiedene Rechtsanwälte in 2, an Wittwen und Kinder in 28, an Kinder in 5 Fällen. Wiederholte Bewilligungen haben stattgefunden an Rechtsanwälte im Dienst bezw. deren Familien in 5, an ausge- schiedene Rechtsanwälte bezw. deren Familien in 2, an Wittwen und Kinder in 28, an Kinder in 3 Fällen. Die Gesammtsumme der wiederholten Bewilligungen beträgt 9200 H e dritten Mal find Bewilligungen erfolgt in drei Fällen mit zusammen 640 Die

E 4 erfolgen zumeist vierteljährlih oder monatli, in einzelnen eit ist die Verwendung in das Ermessen der Vertrauensmänner gestellt.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Die beute ersheinende Nr. 2307 der „Illustrirten Zeie- tung“ entbält folgende Abbildungen: Aus der akademischen Kunst- ausstelung îin Berlin: Katerlies. Gemälde von R. Eichstädt. Erster und zweiter Gesäftsführer der 60. Versammlung deutser Naturforsher und Aerzte in Wiesbaden: Geb. Hofrath Prof. Dr. R. Fresenius. Dr. Arnold Pazensteher. Die neuen Quaianlagen in Zürih. 2 Abbildungen. Nach der Natur er von J. Weber. Sn der Osteria. Gemälde von Francesco Vinea. Von unserer Kriegömarine: Das Abfeuern eines Geshüßes auf einer Ausfall-Kor- vette. OriginalzeiGnung von Ferdinand Lindner. Theodor Storm. Aus der Prachtausgabe von Theodor Storm's „Immensee*. 2 Abbildungen. Julius von Hölder, württem- bergisher Minister des Innern, gestorben am 30. Au I Uebungen der Militär-Luftschifferabtheilung bei Berlin: Aufsteigen