1887 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Sep 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Die vereinigten Aus\{hüs}se des. Bundesraths für das Seewesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sißung.

Die Eng des §8. 1951 Th. IT Tit. 8 des preußischen Allgemeinen Landrechts : „Einer s ill\{chweigen- den Genehmigung (eines ohne Vollmacht im Namen eines Anderen geschlossenen organ, ist gleih zu achten, wenn Derjenige, in dessen Namen die Versicherung ge- nommen oder ertheilt worden, nah davon erlangter Wissen- \haft, binnen der im I. Th. Tit. 5 §. 95 ff: bestimmten Fristen keinen geri{htlihen Protest dagegen einlegt“ findet na einem Urtheil des Reihs gerichts, I. Civilsenats, vom 2. Juli d. J., keine Anwendung auf Vorversicherungs- verträge, aus welchen auf Abschluß eines definitiven Ber- sicherungsvertrages geklagt werden kann ; bei solchen Vor- verträgen bedarf der Protest nicht der gerichtlihen Form.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, General-Major à la suite des 2. Garde- Dragoner-Regiments und Commandeur der 3. Garde- Kavallerie-Brigade, hat Berlin mit vierwöhigem Urlaub nach München und Sigmaringen verlassen.

Der General-Lieutenant von Schlichting, Com- mandeur der 1. Garde-Jnfanterie-Division, hat nh auf 3 Wochen mit Urlaub nah Schlesien begeben.

Mit dem gestrigen Tage hat hierselbst ein 20tägiger militärärztliher Fortbildungskursus begonnen; zur Theilnahme an demselben is eine größere Anzahl Stabsärzte der Armee und Marine kommandirt worden und hier ein- getroffen.

Bayern. München, 26. September. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe nahm heute, nahdem der Refe- rent, Graf Lerchenfeld, dem Ministerium für die Wahrung der bayerischen Separatrechte gedankt hatte, die Branntwein- steuervorlage einstimmig an. i

27. September. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten nahm heute den Geseßentwurf, be- treffend den Bau strategisher Bahnen, ohne Debatte in weiter Lesung mit 135 Stimmen einstimmig an. Das

usführungsgeseß zu dem Unfallversicherungs- eseß wurde einem Aus\{chuß von 21 Mitgliedern zur Vor- Feraifung überwiesen. (Dr. J.)

Sachsen. Dresden, 26. September. ) Der König wird vom Jagdhause Rehefeld morgen, Dienstag, nach der Königlichen Villa zu Strehlen zurückehren, wäh- rend die Königin bereits heute Nachmittag daselbst erwartet wird. Der Prinz Georg ist mit dem Prinzen Fried- rich August und der Prinzessin Mathilde gestern Abend über Wien nah Schloß Per sen beu g gereist.

Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 26. September. (Meckl. Anz.) Der Herzog Johann Albrecht ist heute ‘früh hier eingetroffen.

Meekflenburg - Streliß. Neustreliß, 23. September. (N. Z.) Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin e Mittag mit ihren Kindern aus Berchtesgaden zurüd- gekehrt.

Oldenburg. Der am 26. d. M. stattgehabten Neuwahl der Abgeordneten für den Landtag des Großherzogthums scheint eine besondere Rührig- keit der Urwähler und Wahlmänner voraufgegangen zu sein: während in den leßten Wahlperioden nur unerheblihe Per- \sonalveränderungen vorkamen, sind bei der jeßigen Wahl allein unter den 26 Abgeordneten des Herzogthums 10 neue gewählt. Der Landtag wird im Herbst zusammentreten und in erster Linie das Budget für die nächste dreijährige Finanzperiode zu berathen haben.

Elsaß-Lothringen. Kolmar, 26. September. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen Depesche des General- prokurators von Nancy i|st auf der Grenze bei Vexincourt ein französischer Bürger getödtet und ein anderer verwundet worden. Deutscherseits is eine genaue Untersuchung des Vorfalls angeordnet. Es ver- lautet, ohne daß Genaueres feststeht, daß ein auf der Jagd unmittelbar an der Grenze befindlicher Franzose, von dies- feitigen igs angerufen, nicht geantwortet habe. Dieselben hätten Wilddiebe vermuthet und von der Waffe Gebrauch gemacht, wobei ein Piqueur getödtet und der Jäger am Bein verwundet sei. i

Straßburg, 26. September. (W. T. B.) Authentische Meldungen bezüglih des Zwischenfalls an der Grenze be- stätigen, daß der zum Forst- und Wildshuy kommandirte Jäger von der Schußwasfe Gebrauch machte, da er Wilderer vor sih zu haben glaubte, die wegen der Jagd auf Hohwild in dortiger Gegend sehr zahlreih sind und gegen das Forst- personal sehr verwegen und Bs auftreten.

26. September. (W. T. B.) Nach eingegangenen weiteren Nachrichten heißt der zum Forstshuß kommandirte Soldat vom Jäger-Bäataillon in Zabern, welher am Sonn- abend vom Donon auf deutshem Boden aus mehrere e abgegeben hat, Kaufmann; der getödtete Franzose heißt Brignon und ist aus Raon l’Etape; der Verwundete soll der Kavallerie-Lieutenant von Wangen âus Luneville sein. Wo Letztere gestanden haben, als die Schüsse abgegeben wurden, ijt bis jeßt nicht bekannt, ebensowenig die näheren Umstände. ANE O Fendlinie ist da, wo der Vorgang sihch zutrug, sehr winkelig.

27. September. (W. T. B.) Jn der Darstellung der „Landeszeitung für Elsaß - Lothringen“ wird auf Grund der amtlihen Ermittelungen über den Zwischenfall an der Grenze bestätigt, daß die Schüsse des Soldaten Kaufmann auf deutshem Boden Cprgeven wurden und auf deutschem Boden einshlugen, nachdem ein dreimaliges Haltrufen er- folglos geblieben.

Oldenburg, 26. Ea.

Schweiz. Bern, 25. September. (Bund.) Die drei- jährige Amtsdauer des Nationalraths, welhe am 1. A 1884 begonnen hat, geht am 4. Dezember d. J. zu Ende, und es beginnt die 14. Amtsperiode dieter Behörde am 5, Dezember des laufenden Jahres. Die Wahlen zur Ge- neuern des cia p A haben am leßten Sonntage

Weinmonats, diesmal am 30. Oktober, zu beginnen, und es

Kantonsregierungen hierfür zu bestimmenden Tagen fortgeseßt, bis alle Wahlen zum Abschluß gelangt sind. Der Bundes- rath rihtet nun an die Kantonsregierungen die Ein- ladung, die nöthigen Verfügungen treffen zu wollen, damit die fraglihen Wahlen in Uebereinstimmung mit den bezüglichen Bundesgeseßzen vorgenommen werden.

Belgien. Be 26. September. (W. T. B.) Wie die „Etoile belge“ vernimmt, gilt es für sicher, daß die Regierung die Znitiative für eine Geseßvorlage ergreifen werde, ' durch welche die Einführung der per- sönlihen Dienstpflicht und die Errichtung von zwei weiteren Artillerie - Regimentern beantragt werden solle.

Großbritannien und Jrland. London, 27. Sep- tember. (W.- T. B.) Der Nizam von Hyderabad hat, wie das „Reuter'she Bureau“ meldet, an den Vizekönig von Jndien, Lord Dufferin, ein Schreiben gerichtet, worin er sich in Anbetracht der beständig wachsenden A 218- gaben Jndiens für eine bessere Vertheidigung der Grenze, die wegen des Vordringens Rußlands in Centr al- Asien nothwendig sei, erbietet, für zwei Jahre jährlich 200 000 Rupien zu den Kosten der Vertheidigung der Nord- westgrenze Jndiens beizusteuern.

Frankreich. Paris, 24. September. (Fr. C.) Der heutige Ministerrath beschäftigte sich mit dem außer- ordentlihen Budget für 1888, l Ausgaben end- gültig auf 100 Millionen, 84 Millionen für den Krieg und 16 Millionen für die Marine, angesezt wurden. Ursprüng- lih waren von Hrn. Dauphin 182 Millionen und später von Hrn. Rouvier 122 Millionen verlangt worden. Die Vorlage des [egigen Kabinets weist daher eine Er- sparniß von 82 Millionen im Vergleih zu dem Projekt des leßten Ministeriums auf, ohne daß hierdurch das Funktioniren der Dienstzweige beeinträchtigt oder dringende Ausgaben ge- strihen würden. Regierungssreundlihe Blätter be- stätigen, daß die Mittel zur Ausgleichung des außer- ordentlihen Budgets durch Umwandlung der alten 41/, prozentigen Rente in 3 prozentige gewonnen werden sollen. Die Regierung s{chlägt vor, für je 41/5 qr. ersterer Rente den gleichen Betrag in 3 prozentiger zu geben, unter Nachzahlung von 20 Fr. So viel beträgt nämlich der Cours- unterschied der beiden gleichen Summen Renten, von denen die erstere auf 103, die leßtere auf 82 steht. Der Staat würde bei diesem Umtausch, der an seinen Zinsverbindlichkeiten nihts ändert, einen Baargewinn von 165 280 000 Fr. erzielen und mithin nach Verwendung von 100 Millionen für Heeres- und Flottenbedürfnisse noch rund 65 Millionen zur freien Verfügung behalten. Der Budget - Auss{huß nahm heute die vorerwähnte Mittheilung, betreffend den außer- ordentlichen Bedarf entgegen und beschloß, den Premier-, den Kriegs- und den Marine-Minister über die vorgeschlagenen Abstriche zu Hani Hierauf prüfte der Auss{huß das Budget des Unterrichtswesens, über das der Abgeordnete Burdeau

beridtete. : s Die Verhandlungen zwischen dem Minister des

Kolonien über die Vershmelzung der Verwaltungen in den ostasiatischen Besizungen Frankreichs werden am Montag beendet sein. G eta arbeitet die aide eet einen Entwurf aus, der die Befugnisse des olonialraths von Cochinchina einshränkt. Das diesjährige, wegen seiner Vergeudung lebhaft in der Presse getadelte Budget der Kolonie, das jene Körperschaft aufgestellt hat, ist von der Auf- sichtsbehörde erheblih gekürzt worden. A

Der Ertrag des Taback-Monopols blieb im D 188 um nahezu 5 Millionen gegen das Vorjahr zurü; es wurde für mehr als 2 Millionen Francs weniger Waare ver- fauft, während die Ausgaben um fast 3 Millionen gestiegen waren. '

Die „Franz. Corresp.“ {reibt :

Die diesjährigen großen Manöver des 9. Armee-Corps, welchen die fremden Militärmissionen beigewohnt haben, unterschieden fih von den früheren nicht unerheblih dadur, daß sie sih nicht darauf beschränkten, das Armee-Corps als Ganzes vorzustellen und hauptsächlih dessen Tüchtigkeit in Marschübungen zu zeigen, sondern, daß vielmehr die gesammten Manövertage zu Gefechtsübungen und. zu wirklichen Manövern verwendet wurden. Sie waren ferner dadurh noch bemerkenswerth, daß eine Generalidee“, sowie für die ganze Dauer der Manöver geltende Spezialideen ausgegeben wurden. Es trat also das Bestreben zu Tage, die Ma- nöôöver möglichst kriegsgemäß verlaufen zu lassen. Leiter der Manöver und oberster Schiedsrichter wac der kommandirende General Carrey de Bellemäre. Derselbe hatte daher das interimistische Kom- mando seines Corps für die Manöverzeit dem ältesten Divi- sfionâr, General Millot, übergeben, der nun mit den beiden Divisionen des Corps gegen die 21. Division vom 11, Corps unter dem General Jamont, dem noch eine Kavallerie-Division zu- getheilt war operirte. Das Urtheil über die Leistungen der Truppen lautet einstimmig dahin, daß die französishe Infanterie wiederum eine ganz außerordentlihe Marschtüchtigkeit gezeigt hat. Auch die berittenen Waffen bewiesen, daß ihre Ausbildung eine anerkennens- werth gute ist, wenngleih die Artillerie wie die Kavallerie in ihrer Gefechtsthätigkeit vielfah in hohem Grade durch den starken Anbau des fruchtbaren Landes, speziell dur die Weinberge, gehindert wurden. Im Allgemeinen aber scheinen die Manöver ein anshaulihes Bild von der friegsmäßigen Ausbildung der französishen Truppdn, ins- besondere der Infanterie, gegeben zu haben, welche letztere sowohl der Terrainbeschaffenheit halber als auch in Folge der zahlreihen Drts- gefechte in den Vordergrund trat. Es is noch zu bemerken, wie diese Manôver für die französishe Armee aus dem Grunde von besonderem Vortheil find, weil fi die Friedenscadres dur Einziehung von Reser- visten wesentlich verstärken und auch der Artillerie eine so große Zahl von Pferden von anderen Artillerie-Regimentern, welche niht an großen Herbstübungen theilnehmen, zuweisen, daß die Batterien außer mit scchs Geshüßen auch mit einer Anzahl Munitionswagen aus- rücken können. „Der Totaleindruck der Manöver läßt sich dahin zu- \sammenfassen, daß in der französishen Armee kolossal gearbeitet wird und daß auch höchst beahtenswerthe Erfolge vou derselben erzielt worden sind. Die Generale und Führer der Truppen zeigten si ihren Aufgaben durchgehends gewachsen, obschon gewisse Rivalitäten zwischen einigen Generalen dem Gelingen mancher Operationen etwas Abbruch thaten. Die große Revue am Schluß der Manöver verlief fehr befriedigend und ließ keine Erschöpfung der Mannschaften und Pferde durch die vorangegangenen anfstrengenden Manöver-Uebungen bemerken. So haben denn auch diese Manöver eine als gelungen anzusehende Probe von der fortschreitenden Ausbildung der jranzösishen Armee geliefert. Es ist noch hinzuzufügen, daß die fremden Dffiziere sämmtlih des Lobes voll sind über die durchaus sympathishe Haltuxg der Bevölke- rung sowie über die höchst zuvorkfommende und eht kameradschaftliche Aufnahme, welcher sie Seitens des kommandirenden Generals und des französishen Offizier-Corps begegneten.

Die „République Frangça ise“ meldet:

Der Kriegs-Minister hat soeben einen energishen Beschluß

werden dieselben, falls sie niht in der ersten Wahlverhandlung sämmtlich zu Stande kommen, an den durch die zuständigen

Auswärtigen und dem Unter-Staatssekretär der |

9, Kavallérie-Arrondifsements, welchem die 6. Kürassier-Brigade an- gehört, ist zur Disposition gestellt worden. Wie man sh erinnert, war die in Niort stehende 6. Kürassier - Brigade während der großen Manöver des 9. “Armee - Corps der 91. Infanterie - Division zugetheilt und hatte sich Üüberrumpeln lassen. Ueberdies schien es, als ob die Unterweisung der Kavallerie- Regimenter in jener Region niht wäre, was sie sein sollte. Darum hat General Ferron ein Exempel statuiren wollen.

%26. September. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Flourens, empfing heute Nachmittag den deutshen Botschafter, Grafen Münster, und theilte demselben das bisherige Resultat der von französischer Seite angestellten Erhebungen wegen des Zwischen- alls an der Grenze bei Vexincourt mit. Den bendblättern zufolge hätte au der französische Ver- treter in Bexlin den Austrag erhalten, der deutschen Regierung Mittheilung über diese Vorfälle sowie über den Fortgang der von französisher Seite angestellten Unter- suchung zu machen. Der „Temps“ sagt: die öffentliche Meinung würde Unreht haben, \ich allzu lebhaften Ein- drücken wegen des Ereignisses an der Grenze hinzugeben, ohne Zweifel könne es sich dabei um ein Uebermaß von Diensteifer handeln. FJndessen erscheine es nothwendig, einem solhen Uebermaß vorzubeugen, indem die Regierungen die Strenge der betreffenden Dienstanweisungen milderten und Til fähige und umsichtige Beamte für solche Stellungen wählten.

27. September. (W. T. B.) Die Mehrzahl der Journale faßt den Vorgang bei Vexincourt an si niht gerade s{hwer auf und zweifelt niht, daß Deutschland GUenen Falls eine befriedigende Genugthuung vexanlassen werde.

Spanien. Madrid, 26. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten bestätigt es sih, daß auf der zu den Karolinen-Fnseln gehörigen Jnsel Ponape ein Aufstand der Eingeborenen gegen die Spanier ausgebrochen ist. Die Besaßung der Jnsel besteht aus nur 50 Mann. Die Eingeborenen ermordeten den Gouverneur und verwundeten einen anderen Offizier. Ueber das Schiksal der übrigen Mannschaften ist noch Nichts bekannt. Zwei Sol: daten retteten sich an Bord eines englishen Schooners.

Ftalien. Nom, 21. September. (P. C.) Bald nah Wiedereröffnung der Kammer wird Hr. Crispi ein neues Grünbuch vorlegen, und darin die geeigneten diplomati- schen Aktenstücke veröffentlichen, welche auf die Verwaltung des Auswärtigen Amts Bezug haben, von der Zeit an, wo er dieselbe übernommen hat.

Jn der Umgegend von Massovah wird an der Her- stellung der Schienenwege gearbeitet, welhe den Plaß mit Saati, Uaa und den anderen Außen-Festungen in schnellere Verbindung bringen sollen. Der Fngenieur Olivieri hat si in Neapel mit mehreren hundert Arbeitern eingeschi}t, um dieselben bald fertig zu stellen. Von einer Kasseler Fabrik sind drei Lokomotiven für diese Bahnen angekauft worden und von einer andern Firma deren ahtundzwanzig. Die italienische Regierung hat zum 1. November zwölf große Dampfer zum Transport des afrikanischen Sonder - Corps gemiethet.

Die „Amtszeitung“ veröffentliht das Königliche Dekret, betressend die Vermehrung der Kavallerie, Artillerie und Genietruppen und die Bildung neuer Kommandos dieser Waffengattungen, die am 1. November d. J. in Wirksamkeit treten sollen. Die beiden neuen Kavallerie-Brigade: Kommandos werden als das 8, und 9. bezeichnet werden. Die beiden neuen Kavallerie-Regi- menter führen die Namen Umberto I. und Vicenza und bezw. die Nummern 23 und 24 und werden in Lucca und Caserta garni- soniren. Sie werden in der Weise gebildet, daß die Kavallerie-Regimenter Nr. 11 bis 22 je eine Schwadron ab- geben. Die Neubildung der abgegebenen Schwadron erfolgt bei diesen Regimentern mittelst der Mannschaften der übrigen Schwadronen. Das erforderliche Mehr an A wird dur das Ministerium besorgt werden, welchem die nöthigen Mittel durch das Parlament schon bewilligt worden sind. Jn Ersaß der gegenwärtigen berittenen und Bergartillerie- Brigade wird je ein Regiment berittener und Bergartillerie gebildet. Für das 13. und 14. Festungs - Artillerie - Regiment wird ein neues Brigade-Kommando gebildet. Jedes der 12 Feld-Artillerie-Regimenter erhält vier neue 9 Cm-- Batterien mit den Nummern 11 bis 14. Die Neuordnung der Genietruppen besteht in Folgendem: Jm 1. und 2. Re- giment werden drei neue Bataillons-Kommandos und vier Sappeur-Compagnien, im 3. Regiment ebenfalls drei neue Bataillons-Kommandos und drei Sappeur-Compagnien, sowie eine „Spezialisten“-Compagnie, im 4. Regiment zwei neue Bataillons-Kommandos gebildet. Die vier Eisenbahn-Con- pagnien gehen vom 3. zum 4., eine Train-Compagnie vom 4. zum 3. Regiment über.

27. September. (W. T. B.) Der „Osservatore romano“ bespriht die gestrigen Erklärungen der „Riforma“ VaA der zum demnächstigen Jubiläum des Papstes hier erwarteten Wallfahrer und drückt die Hoffnung italienische Regierung werde Augen und Ohren besser offen halten als es am vorigen Dienstag bei der Porta pia der Fall war.“ Was die klerikale Presse anlange, so könne die „Riforma“ ganz ruhig sein: es sei Sache des Königlichen Staatsanwalts, für die Beobachtung der Geseße zu sorgen.

Dänemark. Kopenhagen, 26. September. (W. T. B.) Der König wird sich am Mittwoh nah Ringstedt begeben, um den dortigen Manövern beizuwohnen. Der König wird von dem König von Griechenland, dem Großfürsten- Thronfolger von Rußland , dem Dn von Griechen- land, sowie dem Prinzen Albert Victor, Sohn des Prinzen von Wales, begleitet sein.

Asien. (W. T. B.) Ein Telegramm des ae Bureaus“ aus Bombay, vom 26. September, meldet : Einer Depesche aus Kabul, vom 16. September, zufolge hat sih Abdullah Khan VBirjandi, der Befehlshaber der Zamindwa-Armee, mit 2000 Mann nah Koijaimani be- eben, um sich Eyub Khan anzuschließen. frank und außer Stande, sich von Nie Landsiß Paghman nah Kabul zu begeben.

aus: „die

gefaßt: der Divisions-General Grandin, Inspecteur des

| waren, wollen wir nunmehr denjenigen von Essen folgen lassen. Jn

. nit nur die Beseitigung der seinerzeit von der Fortschrittspartei den

Der Emir sei |

Zeitungsstimmen.

Ueber die Verlängerung der Legislaturperioden des Deutschen Reichstages äußert sich die Wiener „Presse“ folgendermaßen:

._. . . In Wahrheit berührt eine Verlängerung der Legislatur- Periode des Reichstages nit die Volksrehte, sondern die Aspirationen der Parteien. Das Volksrecht der Mitwirkung an der Gesetzgebung ist in Funktion, \o lange der Volksvertreter im Parlament feines Amtes waltet. Das Volksrecht als solhes wird also in keiner Weise dur längere oder kürzere Wahlperioden tangirt. Betroffen werden aber jene Parteien, welhe in der demagogishen Agitation ihre Kraft finden und von der fkünstlihen Erregung, Be- einflussung und modishen Richtung der öffentlihen Meinung ihre Er- \tarkung und ihre Geltung erhoffen. Je länger die Wahlperiode, je größer ist der Ernst und das Bewußtsein der Verantwortung bei den Wählern. Je kürzer die Mandatsdauer, desto mehr werden Stim- mungen des Augenblick8s, naheliegende Geseßgebungs-Kontrovesen für das Wakhlresultat von Einfluß fein. Die lange Wahlperiode stärkt die Regierungsfähigkeit und mit ihr die Macht des Parlaments, die furze Mandatsdauer hält Oas und den demagogischen Apparat in steter Beschäftigung. Langlebige Parlamente gestatten den Abgeordneten, das Parteiprogramm, die augenblickliche Popularität den Staatsbedürfnissen unterzuordnen; sie ermöglichen eine Politik auf weite Sicht, welche die Schwierigkeiten des Augenblicks ohne Skrupel überwindet. Kurzathmige Parlamente bleiben in stetiger Abhängigkeit von den wandelnden Launen, den wechselnden Stimmungen der Wählerschaft. Unzufriedene haben stets Zeit zur Agitation; der \höpferische Geist kommt erst dann dazu, na Beifall zu fragen, wenn er seine Arbeit gethan hat, und nit der Tag mit seinem Wetter, sondern der Ausgang entscheidet über den Werth der politischen Arbeit. Wir haben in Desterreih sech8jährige Legislaturperioden, das englische Parlament wird für sieben Jahre gewählt, die liberale Partei in Üngarn hat neuerlich erst für den Reichstag eine fünfjährige Mandats- dauer bestimmt und politische Schriftsteller der vershiedensten Parteien haben unter verschiedenen Umständen sich so verschieden geäußert, daß jene Frage aus dem gebräuchlichen Partei-Credo eliminirt und keine Du as politischen Bekenntnisses, sondern der Nütlichkeit zu sein erscheint.

Für Deutschland hat sich aus den Erfahrungen des Parlaments viht nur die Nütßlichkeit, sondern fogar die Nothwendigkeit einer Verlängerung der Legislatur-Periode ergeben. Den gewaltigen Auf- gaben der deutschen Reich8geseßgebung steht ein Föderativstaat gegen- über, der neben dem staa!lihen und formalen einen reihgegliederten und gerade in seinen Abgliederungen erstarkten materiellen und politischen Partei-Partikularismus aufweist, In Zeiten, da das Reich noh auf Jahrzehnte hinaus an den Grundlagen seines Bestandes zu bessern, zu sichern hat, streben die Parteien nur die Festigung ihrer eigenen Macht an und suchen diese Festigung auch“ gegen die Inter- essen des Reichs durchzuführen. Nicht der Patriotiëmus, nicht der nationale Gedanke, sondern Parteiparolen und Stimmungen beherr- schen seit Jahren die Diskussion und haben das unverläßliche, raison- nirende, unfruhtbare Parlament in einen unerquicklihen Gegen- saß zur rastlosen, zielbewußten, {hafenden Arbeit der Reichsregierung gebraht. Die Abgeordneten reden für ihre Wähler, ihre Parteien, sie stimmen für ihre Mandate, und für das Reih mag der Reichs- kanzler sorgen. Diesen Erscheinungen gegenüber kann nur eine Ver- längerung der Legislaturperiode Abhülfe hafen. Das auf fünf Jahre gesicherte Mandat giebt dem Abgeordneten die nöthige Unabhängigkeit gegen die Launen und Agitationen des Tages, sie ver- pflichtet ihn dem Staat und befreit die Partei von der Macht der Demagogie. Man hat es in parlamentarishen Staaten häufig er- fahren, daß Abgeordnete Minister wurden und in ihrer positiven Thätigkeit manhe Schrullen, Prinzipien und Doctrinen bei Seite ließen, die sie als Abgeordnete mit vielem Eifer Pplaidirt hatten. Der im Besitz seines Mandats konsolidirte Abgeordnete brauht den Raubbau der Phrafe weniger, denn er kann säen, weil er auch noch die Ernte abwarten darf. Seine Politik ist nicht von der Hand in den Mund, und indem er die dauernde Geltung dem Effekt des Augenblicks vorzieht, reift seine Unabhängigkeit, seine That- kraft und seine Einsicht. Das kommt allen Parteien zu Statten, nur niht den Parteien der Phrase; Stilblüthen aber bringen keine Früchte und darum finden die Sophisten in Deutschland, daß diese Reform den BVolksrehten ans Leben gehe. Die Freiheit der Hete ist ihnen eben das heiligste Volksrecht.

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Corre- \ M od bringt „Weitere Beiträge zum sozialen Aus- gleich“:

In den Berichten einer großen Anzahl von Handelskammern ist bekanntli die Thätigkeit der Reichêregierung auf dem Gebiet der Sozialgeseßzgebung in ebenso erfreuliher wie anerkennender Weise hervorgehoben, es is dortselbst konstatirt worden, wie sich immer mehr und mehr die Beweise mehren, daß die Reichsregierung sich auf dem besten Wege zu dem von allen für das Gesammtwohl be- forgten Bürgern aufs innigste gewünschten Ziel befinde. Nicht nur darüber ist heute jeder Zweifel ausgeschlossen, daß, dem Wunsche der Allerhöchsten Botschaft vom 17. November 1881 gemäß, die von dem Deutschen Reich, allen Staaten voran, hier beschrittenen Wege sih als gangbar erwiesen haben, auch jene Behauptung kann niht wohl bestritten werden, welhe die „Deutshe volks- wirthschaftlihe Correspondenz“ vor einigen Monaten aufstellte, daß nämlich die materielle Lage der Arbeiter in Deutschland zu dem Gesammtreihthum des Reichs eine ungewöhnlich günstige \ci und daß Dank den unermüdlichen Bestrebungen unserer Regterung die Arbeiter- bevölkerung selbst allmählich die Segnungen der sozialpolitischen Gesetz- gebung zu erfassen beginne. Die von Hrn. Eugen Richter begründete vFreisinnige Zeitung“ war und is allerdings von diesen für die nôrgelnde und negative Thätigkeit der Partei betrübenden Thatsachen nicht sehr erbaut gewesen ; sie weigerte sih auf das entschiedenste, diesen Thatsachen ins Gesicht zu sehen, und das berühmt gewordene Gleichniß von der „zerrissenen Hose“, mit welhem sie sih damals aus der Affaire zu ziehen versuchte, lieferte den unumstößlichhen Beweis, daß von Seiten dieser Herren dem Erkennen des Guten mit dem ndetestata gequor“ geantwortet wird.

Den Handelskammerberihten von Frankfurt a. M., Aachen und Burtscheid und Dresden, welhe wir damals zu zitiren in der Lage

den Berichten der drei ersten Kammern wurde betont, daß mit dem Aufhören des früheren Haftpflichtgeseßes und resp. der Haftpflicht- e ein Moment in Wegfall gekommen sei, welhes den Frieden ¿wischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern häufig untergrub, daß jedoch

N rungsvor@lägen entgegengeseßten prinzipiellen Grundlagen dieser Ge cpabang, sondern auch die neu eingeführte Organisation 1s als vorirefflih bewähren, deren Grundzüge eben die vollste Anerkennung Plaße fei wenngleich in der Ausgestaltung noch Verbesserungen am atze seien

Und wiederum is es neuestens der Jahresberiht der Handels- kammer in Essen, der von dem Eifer und der Sorgfalt zeugt, mit welchen dortselbst, . .. . an den Ausbau der durh das Gesetz vor- p Griebenen Institutionen gegangen wurde. Der weiteren Entwike- ung der sozialpolitishen Geseßzgebung hat die Handelskammer mit Rücksicht auf die große Industrie ihres Bezirks fortgeseßt die ein- selendste Ausmerksamkeit geschenkt. Mit besonderem Interesse ist aher die weitere Entwickelung der berufsgenossenschaftlihen Unfall- versicherung verfolgt worden. Die organisatorishen Arbeiten der für den Bezirk Essen in Betracht kommenden Berufsgenossenschaften sind inzwischen auf das energishste verfolgt und nahezu vollendet worden. Die Aufstellung der die Beitragspflicht der einzelnen Werke ergebenden Gefahrentarife ist erfolgt und die Erfüllung der den Berufsgenossenschaften überwiesenen und in gewisser Ps wichtigsten Aufgabe, die Zahl

verhütungsvorschriften \ichergestelt. Mit nicht geringerer Aufmerk- famkeit ist den Deren auf dem Gebiete der Arbriters Guter gebung gefolgt worden. In Bezug auf die Frauen- und Kinderarbeit ist nah der Ansicht der Kammer wohl oft übersehen worden, daß mit den hier geplanten Maßregeln vorzugsweise die Arbeiterfamilien selbst am Härtesten betroffen werden würden, indem ihnen die Möglich- keit, ihren Verdienst entsprehend zu erhöhen, genommen werden würde. Vor übereilten Schritten in dieser Richtung wird eindring- list gewarnt und die Ueberzeugung ausgesprohen, man müsse vor Beschließung eingreifendster geseßliher Maßregeln die hiervon zu- nächst betroffenen Arbeiter selbst um ihre Ansicht befragen.

In Betreff der Arbeiterverhältnisse wird betont, daß es innerhalb des Bezirks der Handelskammer im Berichtsjahr an Arbeit nit ge- fehlt und in mancher Branche sogar Mangel an Arbeitern zu kon- statiren gewesen wäre. Das Verhältniß zwischen Arbeitern und Arbeit- gebern darf als ein im Ganzen gutes bezeihnet werden; die dortige Arbeiterbevölkerung hat \ich von den Vorkommnissen in Belgien nicht beeinflussen lassen, vielmehr daran festgehalten, daß die Arbeiter in Deutschland in jeder Beziehung ungleih besser gestellt sind, als die- jenigen Belgiens. Die am Schluß des Berichtsjahrs stattgefundene Reichstagswahl hat allerdings eine Trübung der Verhältnisse der Arbeiter unter sih und theilweise zu den Arbeitgebern herbeigeführt ; allein dieselben waren von keinem nachhaltigen Einfluß und der Arbeiterbevölkerung des Bezirks wird im Allgemeinen bereitwilligst das Zeugniß gegeben, daß sie einsihtig sei, zu dem vollsten Vertrauen berehtige und daß sie in gerechter Würdigung der Verhältnisse auch in Zukunft \sich von unerlaubten Agitationen fern halten werde.

Der „Deutsche Landbote“ meint in Betreff der Besteuerung fremdländisher Werthpapiere:

Wäre im Vaterlande: ein solcher Ueberfluß an Kapital vorhanden,

daß dasselbe ganz und gar keine wirthshaftlihe Anwendung mehr finden könnte, wären keine Wege und Eijenbahnen mehr zu bauen, keine Wohnhäuser und Fabriken mehr zu errichten, keine Felder mehr zu entwässern, zu bewässern und zu melioriren u. \. w., kurz wäre Alles auf das mögli Beste hergestellt, alsdann erst erscheint es vom nationalen Standpunkt überhaupt zulässig, Kapital ins Ausland zu senden. Von obiger wirthschaftlicher Vollkommexheit sind wir aber weit, noch außerordentlich weit entfernt, deshalb muß zur Zeit vom nationalen Standpunkt aus gefordert werden : Alles Belegen vater- ländischen Kapitals im Auslande ist möglichst zu verhindern; denn das Kapital, diese Schöpfung der Arbeit, muß in erster Linie dem Vaterlande, der vaterländischen Arbeit und dem einheimischen Grund- besfiß zu gute kommen und niht dem Auslande. " Jeder, der von Arbeit lebt, sei es, daß er den Pflug mit eigener Hand führt, oder die Oberleitung großer Wir1hschaftskomplexe in der Hand bâlt, sollte als Arbeitender das lebhafteste Interesse haben, daß das Kapital im Vaterlande bleibt, um ihm durch niedrigen Zinsfuß verhältnißmäßig hohen Arbeitslohn zu gewähren.

Jeder Grundbesitzer, sei sein Besißthum klein oder groß, sollte das lebhafteste Interesse haben, daß das Kapital niht in fremde Länder wandert, sondern dur Belegen im Vaterlande den inländischen Zinsfuß herabmindert ; denn beispielsweise ist ein Adlerstück, welches 4 Thaler Pacht bringt, etwa 100 Thaler werth bei einem üblichen Prozentsaß von 4/6, 200 Thaler bei einem von .2 9/0, 400 Thaler aber bei einem von 1 9%.

_ Jede Belegung vaterländischen Kapitals im Auslande benach- theiligt sowohl Grundbesißer wie Arbeiter und gereiht zum Vortheil nur den Zinsherren.

Nun kann unsere Gesecßgebung dur steigende Besteuerung aller ausländishen Werthpapiere dieselben aus Deutschland ziemli ent- fernen. Es ist daher sehr anerkennenswerth, daß unsere Regierung den Versuch einer Besteuerung fremdländischer, im Vater- lande befindlichen Werthpapiere unternehmen will. ..

Centralblatt für dasDeutscheR ei ch. Nr. 38. Inhalt: Konsulatwesen: Entlassung. Ermähtigungen zur Vornahme von Civilstands-Akten. HZoll- und Steuerwesen: Bestellung eines Stations-Controleurs. Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende August 1887, Eisenbahnwesen: Ernennung eines rihterlichen Mitglieds des Reichs-Eisenbahnamts. Polizeiwesen : Auêweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 54. Inhalt: Verfügung vom 22, September 1887: Zulässigkeit von Postpaketen im Verkehr mit Niederländish-Indien.

__ Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 34, Jnhalt: Erkennt- niß des Reichs8gerichts vom 11. Mai 1887.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 39, Inhalt: Amtliches: Bekanntmahung vom 13. September 1887. Perfonal- Nachrichten. Nichtamtliches: Zur Frage der Frostbeständigkeit der Bausteine. Der Panamakanal. (Scbluß.) Wohnhaus Wallich in Berlin. Wanderungen durch Ostdeutshland zur Erforschung volksthümliher Bauweise. (Schluß.) Vermischtes: Einweihung des neuen Justizgebäudes in Köln. Krappißer Oderbrücke. Aus- stellung von Beleuchtungsgegenständen und Naphtha-Erzeugnissen in St. Petersburg. Verein der Wegebau- Ingenieure in St. Peters- burg. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheits- amts sind in der Zeit vom 11. bis 17. September cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdur{scnitt berehnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 21,8, in Breslau 29,9, in Königsberg 31,3, in Köln 19,3, in Frankfurt a. M. 16,6, in Wiesbaden 10,9, in Hannover 15,4, in Kassel 5,5, in Magdeburg 22,2, in Stettin 24,0, in Altona 20,0, in Straßburg 23,6, in Met 13,4, in München 26,9, in Nürnberg 29,5, in Augsburg 24,7, in Dresden 21,3, in Leipzig 20,0, in Stuttgart 17,4, in Karlsruhe 16,0, in Braunschweig 22,4, in Hamburg 25,3, in Wien 21,2, in Pest 30,5, in Prag 23,0, in Triest 31,0, in Krakau 31,4, in Amsterdam 19,1, in Brüssel 22,8, in Paris 20,7, in Basel —, in London 15,7, in Glasgow 19,2, in Liverpool 18,3, in Dublin 34,3, in Edinburg 16,3, in Kopenhagen 21,2, in Stocktholm 18,2, in Christiania 20,9, in St. Petersburg 20,1 in Warschau 34,2, in Odessa 28,1, in Rom 28,06, îin Turin 19,9, in Venedig 20,1, in Alexandria 45,3. Ferner in der Zeit vom 28. August bis 3. September : in New-York 25,5, in Philadelphia 21,9, in Baltimore 23,6, in Kalkutta 21,6, in Bombay 28,1, in Madras 43,4.

Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche in den meisten Groß- städten Europas eine weitere Abnahme erfahren und werden nament- lich aus ciner größeren Zahl deutscher Städte kleine Sterblichkeits- verhältnißzahlen gemeldet. Sehr günstig (noch nicht 15,0 pro Mille und Jahr berechnet) war die Sterblichkeit in Kassel (5,5), Wiesbaden, Barmen, Mey, aber auch in Frankfurt a. M., Hannover, Bremen, Köln, Elberfeld, Düsseldorf, Stuttgart, Karlsruhe, Leipzig, Mainz, Serurs, London, Amsterdam, Glasgow, Liverpool, Edingburg, Stockholm, Turin u. a. überstieg die Sterblichkeit noch niht 20,0 per Monat und Jahr, während andererseits von deutshen Städten Orte mit Sterblichkeitsziffern über 35,0 nicht zur Meldung kamen. Insbesondere haben fast allgemein Todesfälle an Darm- fatarrhen und Brechdurchfällen abgenommen, nur aus wenigen Orten (Königsberg, Magdeburg, Aachen, Brüssel) werden etwas mehr als aus der Vorwoche gemeldet. Doch war in Berlin, Hamburg, Breslau, München, Dresden, Danzig, Nürnberg, Paris, London, ien, Pest, Warsehau, St. Petersburg u. a. die Pahl derselben noch immer eine größere als die normale. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der A S war fast allgemein eine verminderte; in Berlin starben von je 10 000 Lebenden 9, in München 128 Säuglinge aue Jahr berechnet). Akute Entzündungen der Athmungsorgane führten in wenig gegen die Vorwoche veränderter Zahl zum Tode. -

der Unfälle zu vermindern, ist durch die inzwishen dur die gesetz- lien Organe der Genossenschaften erfolgte Andarbettung von wall

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- a dg Fiebern mehr, an Masern, Diphtherie, Keuhhusten und oden weniger mitgetheilt. So kamen Sterbefälle an Masern aus Berlin, Altona, Darmstadt, Kopenhagen, Wien seltener, aus ers und London in größerer Zahl zur Anzeige; Erkrankungen zeigten ih dagegen in Breslau, Hamburg, Pest, Kopenhagen sowie in den Regierungsbezirken Erfurt und Königsberg häufig. Das Scharla ch- fieber hat in Breslau, Frankfurt a. M., Frag, London, Warschau eine graee Zahl von Sterbefällen hervorgerufen, auch waren Erkrankungen in Breslau, Hamburg, Nürnberg, Wien, Edinburg, Kopenhagen nicht selten. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Breslau, Hamburg, Dresden, Nürnberg, Frankfurt a. M., Wien, Prag, Pest, Warschau, St. Petersburg, Christiania eine größere, in München, L ipzig, Altona, Paris eine fleinere als in der Vor- woche; auch war die Zahl der gemeldeten Erkrankungen aus den Orten, aus welchen Mittheilungen vorliegen, eine etwas gesteigerte. Typhöôse Fieber wurden in Pest und Warschau etwas bäufiger, in Hamburg, Paris, St. Petersburg etwas seltener, in London in gleicher Zahl, wie in der Vorwoche, Todesveranlafsung. Erkrankungen „an Unterleibstyphus famen aus Hamburg, Pest, Kopenhagen in gesteigerter Zahl zur Anzeige. An Fleck- typhus wurde aus Wien, Krakau, Warschau je ein Todes- fall, aus den Regicrungsbezirken Aachen und Königsberg 1 bezw. 2, aus Edinburg 1, aus St. Petersburg 2 Erkrankungen mitgetheilt. Aus Berlin kamen 2 weitere Erkrankungen an epidemischer Genickstarre zur Beobahtung. Sterbefälle an Keuchhusten haben in Berlin und St. Petersburg abgenommen, während sie in London etwas häufiger zum Tode führten. Rosenartige Ent- zündungen des Zellgewebes der Haut wurden in London mehrfach Todesveranlassung, in Berlin kamen Erkrankungen in ge- steigerter Zahl zum Vorschein. Einzelne Todesfälle an Pocken wurden aus Dresden, Prag, Liverpool, mehrfache (2 bis 3) aus Pest und St. Petersburg, 6 aus Paris, 11 aus Triest, 18 aus Warschau be- richtet. Aus dem Regierungsbezirk Königsberg sowie aus St. Petersburg, Wien und Pest kamen einzelne Pokenerkrankungen zur Anzeige. Die Nachrichten über die Cholera in Italien lauten noch nicht viel günstiger. In Rom sollen bis zum 12. Sep- tember 190 Cholerafälle aufgetreten sein. Jn Neapel und Umgegend zeigte sih die Epidemie noch in mäßigen Grenzen. In Caserta er- krankten Mannschaften zweier Truppentheile, doch ist den leßten Nah- richten zufolge die Gefahr der Weiterverbreitung beseitigt. Sfr heftig herrscht die Seuche in Messina; am 19. September sollen da- felbst 190 Erkrankungen mit 72 Todesfällen vorgekommen sein. Jn Palermo nimmt die Epidemie ab, aus der Provinz Catania werden nur noch vereinzelte Fälle gemeldet. In Malta war bis 10. Sep- tember ‘uo keine Abnahme der Epidemie ersihtlich.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Am Sonntag Abend ist der ordentlihe Professor der medizinishen

E an der hiesigen Universität, Dr. Joseph Meyer, ver- torben. Joseph Meyer wurde, wie die „Nat. Ztg.“ mittheilt, am 10. Juli 1818 zu Stralsund geboren und promovirte im Jahre 1845. Alsdann war er eine Reihe von Jahren Assistent des be- rühmten Klinikers Schoenlein. Nachdem Schoenlein 1859 sein Amt niedergelegt hatte, fungirte er noch einige Jahre als Assistent von Frerihs* und wurde im Jahre 1862 dirigirender Arzt in der Charité. Nach Griesinger's Tode wurde er 1868 Direktor der Universitäts- poliklinik. Diese Stellung hat er fast 20 Jahre, bis zu scinem Tode, E a5

Das ürgerrecht in den preußischen Provinzen Preußen u. \. w., Darstellung der Rehte und Pflichten, welhe mit dessen Erwerb und Verlust verbunden sind, von P. Koslick, Bürgermeister (in Sonnenburg Neumark), Berlin 1888. Putt- kammer und Müblbreht (1,50 4). Die vielfahen Unklarheiten und Zweifel, welche über die Berechtigung der Gemeinden, Bürger- rehtsgeld zu erheben, aufgetauht sind, haben den Verfasser veranlaßt, die hierüber z. Z. noch geltenden geseßlihen Bestimmungen unter Berücksichtigung der bisher ergangenen Ministerial- und Ober-Ver- waltungs-Gerichtsentsheidungen in einer leiht faßlihen Weise zum praktishen Gebrauch zusammenzustellen. Hierbei erschien es geboten, gleidzeitig mit diefer Frage das Bürgerrecht selbst zu behandeln und die aus diesem Recht für jeden Bürger erwachsenen Berechtigungen und Verpflichtungen sowie das Verfahren aus Streitigkeiten vorgedahter Art zu erläutern, fo daß das Ganze eine in sich abgeshlofsene Materie darstellt. Der Abhandlung is niht nur die Städteverfassung für die sechs östlihen Provinzen, sondern auch die Bestimmungen der Städte- Ordnungen für Westfalen und Rheinprovinz zu Grunde gelegt worden. Ein ausführlihes Sachregister wird den praktishen Gebrauch dieses anspruchslosen Werk{ens erhöhen, welches insbesondere den Verwal- tungsbeamten, die mit der Entscheidung dieser Frage zu thun haben, sowie auch den Stadtverordneten wie für die sonstigen Beamten und diejenigen Bürger, welche sih für die Selbstverwaltung interefsiren, oder sich dur die Heranziehung zur Zahlung des Bürgerreht8geldes beschwert fühlen, von Nutzen sein wird.

Von dem „Supplementband“ zur 13. Auflage von Brockhaus" Konversations+Lerxikon sind vor Kurzem Heft 6—10 erschienen. Dieselben reihen von „Félibre“ bis „Saletta“, enthaltèn, wie die voraufgegangenen 5 Hefte, in einer Menge längerer und kürzerer Artikel interessante und nicht unwihtige Ergänzungen zu den Artikeln des Konversations-Lerxikons und sind außerdem mit hübschen Abbildungen (Karte des osmanischen Reichs, Neueste Geschüße im Deutschen Reich und in Frankreich, Geologishe Karte von Oesterreih-Ungarn, Ueber- fihtskarte der Eisenbahnen in Oesterreih-Ungarn, Telegraph und Telephon) auf besonderen Tafeln ausgestattet. :

Von Dr. A. Petermann’s8 Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographisher Anstalt (herausgegeben von Prof. Dr. A. Supan; Gotha, Jvstus Pertbes) liegt das 9. Heft 33. Bandes (1887) vor. Dasfelbe bringt an der Spitze einen Ueberblick über den geologishen Bau des afrikanischen Kontinents, von Dr. G. Gürih, nebst Karte (geologische Skizze von Afrika und kleinere Nebenkarte des Atlasgebiets). Dann folgen Beiträge von Oscar Baumann, zur physischen Geographie von Fernando Póo, jener IJnjel, die dem afrikanishen Festlande am nächsten gelegen, das Anfangsglied einer Kette vulkanisher Inseln bildet, welche, vom Kamerungebiet abseßend, in fast gerader südsüdwestäich verlaufender Linie ins Guinea-Meer fich erstrecken. Fernando Póo hat, dem Verfasser zufolge, in den Baien von Sta. Ifabel, San Carlos und Concepcion \chöne, gesiherte Ankerplätße, und er ist der Meinung, daß das s{öne Wasser aus den reilich \sttrömenden Bergflüssen der Insel den deutschen und englischen Schiffen, welche jeßt ihr Trinkwasser an der Congomündung einnebmen, leiht durch einen kleinen Dampfer zugänglih gemacht werden könnte. Die natürlichen und kulturellen Verhältnisse der Insel will Baumann in einer demnächst ersceineaden Monographbie behandeln. Auch die merk- würdigen Ureinwohner, die Bube, sollen darin geschildert werden. Dem Aufsaß is eine Tabelle der von aumann vorge- nommenen Höhenmessungen und eine petrographische Untersuchung der von dem Reisenden mitgebrahten Gesteine (verfaßt von Dr. Mar Schuster, Privatdozent an der Universität Wien) angehängt. Eine beigegebene, von dem Reisenden selbst nach seinen Aufnahmen konstruirte und gezeihnete Karte zeigt die Insel im Maßstabe von 1: 200000, ‘eine Nebenkarte den zehnfach größeren Plan von Santa Jfabel. Ferner enthält das Heft den Schluß des vorläufi- gen Berichts über die Expedition Dr. G. Radde's na Transkaspien und Nord-Chorafsan im Jahre 1886. Der jeyt veröffentlichte dritte Abschnitt bringt den Beriht über die zoologise und bota- nische Ausbeute, die Reiserouten und die allgemeinen physico- ggen Beobachtungen , atun von Dr. Radde und Dr. A. Walter. Den übrigen Inhalt bilden der geographische Monats- bericht, das Literaturverzeihniß und der Literaturderiht. Aus dem leßteren verdienen Me ate die Kritiken der Abhandlung von R. Spitaler (aus den Denkschriften der Wiener Akademie der Wissen- schaften) über die Wärmevertheilung auf der Erdoberfläche, und einer Arbeit von J. Murray, über den jährlichen Regenniederslag auf der

Von den Infektionskrankheiten wurden Sterbefälle an Scharlach und

Erdkugel (aus dem Seottish Geographical Magazine, 1887),