1887 / 288 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Dec 1887 18:00:01 GMT) scan diff

die Staatska\serehnungen für die drei lehten Vorjahre und eine kleine orlage über a Beitrag qur C des Reichsgebiets ihre Erledigung gefunden, die Etatsberathung fort.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. Dezember. (Wien. Abdp. Die Landtage befinden si in voller Thätigkeit, um zunädst jene Agenden der Berathung und BesGlukjasung zuzuführen, welche für die ziffermäßige Feststellung der betreffenden Landes- budgets von entscheidender Bedeutung find. Der nieder- österreihishe Landtag, welcher heute ebenfalls eine Reihe von Subventions - Angelegenheiten zum Ab- {luß brachte, beshloß ferner mit einer Majorität von 34 gegen 13 Stimmen, aus Anlaß des Berichts über die Landtags-Er änzungswahl in St.-Pölten die Frage des Mare ts der Frauen, in Betreff deren in den einzelnen Wahlbezirken eine verschiedene Praxis herrscht, einer Prüfung und Antragstellung Seitens -des - Gemeinde- und Versesngan e zu unterziehen. Der Statt- halter Freiherr von Possinger beantwortete die FJnter- pellation in Betreff der Aktivirung der Kommassa- tions- und Erbtheilungsgeseze in Nieder-Oesterreich, indem exr u. A. bemerkte, der aper der Kundmachung für den Beginn der Wirksamkeit dieser Geseße sei am 18. No- vember d. J. an die Statthalterei mit der Weisung gelangt, darüber die Wohlmeinung des Landesausshusses einzuholen. Jn diesem Entwurf ist der Beginn der Wirksamkeit der erwähnten Grleke für den 1. März 1888 angeseßt, weil zuvor noch die Konstituirung der Landeskommission und der Ministerialkommission erfolgen muß. :

7. Dezember. s T. B.) Anläßlich der Meldung eines hiesigen Blattes, daß an die russishe Regierung von interessirten Mächten eine diplomatishe An- frage betreffs der auffallenden Truppenverstär- kungen an der Grenze ergangen sei, kann as „Fremden- blatt“ auf Grund authentisher Jnformationen versichern, daß von einem solhen Schritt in hiesigen maßgebenden Kreisen absolut nichts bekannt sei. i

Pest, 6. Dezember. (Wien. Ztg.) Der Finanzaus- \chuß votirte den Voranschlag des Kultus- und Unter- rihts-Ministeriums. —— Der Kommunikationsaus- \chuß hat den Geseßentwurf über die Modifikation des Vicinalbahngesetes unverändert angenommen.

Großbritannien und Pr inG London, 6. Dezember. A. C.) An Stelle Sir John Kirk's ist Oberst C. B. Evan-

mith zum britishen Agenten und General-Konsul in Zanzibar ernannt worden. Oberst Evan-Smith diente mit Zugen im abessinischen Kriege sowie im afghanischen Kriege von 1879/80 und war schon 1879 einige Zeit General- Konsul in Zanzibar gewesen. :

Der Leiter des Unterhauses, W. H. Smith, sprach gestern in einer in Doncaster gehaltenen Rede die Ansicht aus, daß das Haus in der nächsten Parlamentssession selbst die nöthigen Schritte ergreifen werde, um in Zukunst Ob- struktionen S zu machen. Geseyze über Lokal- regierung und Landübertragung würden die Haupt- vorlagen sein, welche die Regierung im nächsten Jahre ein- bringen werde. R

Der Erzbischof von Canterbury hat in seiner Eigenschaft als Primas der englishen Hochkirhe alle Bischöfe der anglikanishen Konfession auf der ganzen Welt zu einer Konferenz eingeladen, welche am 3. Juli 1888 im Lambeth-Palast, der Wohnung des Erzbischoss in London, abgehalten werden soll. Zur Be- rathung kommen die folgenden Gegenstände: Die praktische Wirksamkeit der Kirhe in Bezug auf Unmäßigkeit, Sittenreinheit, Sorge für die Auswanderer, Sozialismus, Evangelisation der verschiedenen Gesellschaftsklassen, Beziehun- gen der anglikanischen Kirche zu den orientalischen Kirchen, zu den skandinavishen und anderen O Kirchen, zu den Altkatholiken und Anderen, Vielweiberei der bekehrten Heiden, und Ehescheidung. i : |

7. Dezember. (A. C.) Um die Schloßruine Lis- 1gnny, auf welche si bekanntlich der irishe Parlament s-

bgeordnete Pyne geflüchtet T um der Verhaftun u entgehen, versammelten . si gestern etwa Wahler von West - Waterford, um ihrem Ver- treter eine Adresse und ein Ehrengeshenk von 200 Pfd. Sterl. zu überreihen. Pyne bemerkte in einer Dankrede, daß er sich niht vor dem Gesängniß ürchte, aber der Regierung möglichst viel Mühe machen wolle, um seiner habhaft zu werden. i :

Der Lordmayor von Dublin, Sullivan, ist von

dem Richmond-Gefängniß in Dublin in das Gefängniß von

Tullamore abgeführt worden, wo bekanntlih sein Partei- genosse O'Brien jus dreimonatlihe Haft verbüßt. Seine lebersiedelung erfolgte, weil er täglih zu viele Besuche erhielt.

ankreih. Paris, 7. Dezember. (W. T. B.) Der Präsident Sadi Carnot ließ heute Nachmittag Hrn. Fallières zu si entbieten und offerirte ihm die Bildun des Kabinets. Fallières lehnte jedoh unter Berufung au einen Gesundheitszustand und auf den Mangel an genügen- em Ansehen, um die Verantwortlichkeit der Regierungsgewalt auf sih zu nehmen, ab. Jn Folge dessen ließ der Präsident rn. Goblet zu si entbieten, welher den Auftrag zur ildung eines Kabinets angenommen hat. Wie es heißt, hat Déroulède sein Amt als Ehren- Präsident der Patriotenliga definitiv niedergelegt.

Ftalien. - Rom, 7. Dezember. (W. T. B.) Heute Abend fand bei dem 7 Dee, Grafen Solms, offizieller E#npfang statt, welchem die Minister, die Mitglieder des diplomatishen Corps sowie viele andere hervorragende Feten eiwohnten. __ Der Handelsvertrag mit Oesterreih-Ungarn “wird heute Abend unterzeihnet. Derselbe soll morgen der Deputirtenkammer unterbreitet und seine Berathung für dringlih erklärt werden. Der Vertrag umfaßt in 30 Artikeln einen Tarif A, durch welchen beim Eintritt in Jtalien 49 arie en von Waaren zu Gunsten Oesterreichs, und einen. Tarif B, durch welchen beim Eintritt in ODesterreih 74 Kategorien von Waaren s Gunsten Jtaliens behandelt werden ; ferner ein Zollkartell, ein Schlußprotokoll, und endlich ¿eine Konvention wegen S s von Viehseuhen. ‘— 8, Dezember. (W. T. B.) Der Fe Nv ertrng mit Desterreih-Ungarn is gestern Abend unterzeichnet worden. Die Zeitungen heben den raschen Erfol Vorbor, welchen die Verhandlungen gehabt haben, und begrüßen dieses Resultat freudig. A

Belgien. Brüssel, 7. Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Sigzung der Repräsentantenkammer er- widerte auf eine Jnterpellation des Abg. Neujean bezüg-

| lich der. Aufträge sür Kanonenlieferungen der Kriegs-

Minister: er nehme fortdauernd auf die Jnteressen der n- dustrie Rücksicht, aber er suche dieselben so viel wie möglih mit den höheren Jnteressen der nationalen Vertheidigung zu vereinigen. Von den während der leßten 10 Jahre fürdie Ar- tillerie verausgabten 21 Mill. Francs seien 181/, Mill. im Lande verblieben. Bei den Bestellungen für die Armirung der neuen Moselforts werde eine Konkurrenz innerhalb der nationalen Industrie ausgeschrieben werden. Die Königliche Ge\chügß- geheret zu Lüttich Is mit der Herstellung bestimmter anonen beauftragt worden, während Feldgeshüße von stärkerem Kaliber im Auslande hergestellt werden wür- den, um nicht die Einheitlichkeit des Systems zu zerstören.

Dänemark. Kopenhagen, 6. Dezember. Jn der heutigen Sißung des Landsthings legte der Kriegs - Minister zwei Gesezßentwürfe vor, die in Folge der Befestigung von Kopenhagen n A: Maß- nahmen betreffend. Der eine dieser Gesegentwürfe be- trifft die Organisation des Kopenhagener Reservecorps, und der andere bildet eine Novelle zu dem Geseß, betreffend die Organisation des Heeres, vom 6. Juli 1867, resp. 25. uli 1880. Durch eig wird besonders eine Verstärkung der Festungs-Artillerie bezweckt; diese besteht jeyt aus zwei Bataillonen, wovon das eine vier Linien-Compagnien und zwei Reserve-Compagnien, das andere zwei Linien-Com- pagnien und eine Reserve-Compagnie umfaßt. Es wird nun vorgeschlagen, drei Linien-Bataillone zu je vier Compagnien und zwei Reserve-Bataillone, gleichfalls zu je vier Compagnien, zu bilden. Ferner soll das Jngenieur-Regiment um eine Tele- graphen-Compagnie und eine Landtorpedo:Compagnie verstärkt werden. Das Thing ging alsdann zur ersten Lesung des Geseyentwurfs, betreffend die Maßnahmen gegen die sogenannte Shweinediphtheritis über.

Jn der a, Sizung des Folkethings legte der Kriegs - Minister Geseßentwürfe wegen Verle E des Kopenhagener Zeughauses, was einen Kostenaufwand von 1 950 000 Kronen verursachen wird, sowie wegen der Errichtung mehrerer militärisher Etablissements und einer neuen Kaserne in Kopenhagen vor, wofür die Kosten auf 1 971 000 Kronen veranschlagt sind. Jn einer Abendsigung des Folkethings wurde von dem Abg. Graf Holstein-Ledreborg als Geseyentwurf das von der Regierung erlassene vor- läufige Geseß, betreffend die Einnahmen und Aus- gaben bis zum Erlaß des Finanzgeseßes für das Finanz- jahr vom 1. April 1887 bis 31. März 1888, eingebracht. Graf Holstein fand keine Veranlassung, sich über die Sache näher auszusprechen. j E

7. Dezember. Die Kronprinzessin ist gestern Abend über Korsör und Lübeck nach Deutschland abgereist.

Amerika. Washington, 6. Dezember. (A. C.) Der Präsident Cleveland hat Mr. Lamar zum Richter des obersten Gerichtshofs und an seiner Stelle Mr. Vilas zum Minister des Jnnern ernannt. Leßteren erseßt als General-Postmeister Mr. Dickinson aus Michigan.

7. Dezember. (W. T. B.) Der Sekretär des Shagzes, Fairchild, erklärt in seinem Jahres- beriht an“ den Kongreß: er sei niht geneigt, den Tilgungsfonds abzuschaffen, stimme vielmehr mit dem Prä- sidenten Cleveland, sowohl was den Ankauf der Obligationen als auch die E des Ueberschusses des Fonds betrifft, überein. Eine Aenderung im System der in- ländishen Steuern erscheine nicht D da- gegen sollten die Einfuhrzölle möglichst reduzirt und der Sachlage entsprechend regulirt werden. Durch diese Re- duzirungen und Bonisikationen, wo solche geeignet erschienen, würden die verschiedenen Jndustriezweige in ebenso

uter Lage sein wie zuvor, viele derselben sogar in weit besserer. Durch ruhige Arbeit, Festigkeit und Außeracht- lassen aller Umstände, außer den das Wohl des Vaterlandes betreffenden, werde es dem Kongreß mög- lih werden, diese Aufgabe in ehrenvoller Weise zu lösen. Der Schaysekretär erklärt sich geneigt, den im Auslande gebauten Schiffen, die amerikanischen die ge- hören, den Handel zwischen Amerika und dem Auslande unter amerifanisher Flagge zu gestatten. Der Bericht sprict si ferner gegen eîne weitere Prägung von Silberdollars aus, weil die Silber-Certifikate in immer größerem Máßstabe als Umlaufsmittel benußt würden. Es wird daher beantragt, den Schaßsekretär zu ermächtigen, die Siiber- Certifikate in der Höhe des Münzwerths der gekauften Barren auszugeben und nur eine so große Anzahl Dollars zu prägen, wie für die Verwendung der Certifikate als Umlaussmittel N ist. Die Einkünfte des laufenden Rehnungs jahres haben 383 Millionen Dollars, die Ausgaben einschließlich des Tilgungsfonds 316817 785 Doll. betragen. Die Einkünfte des kom- menden NeGnunga ires werden auf 383 Millionen, die Ausgaben auf 326 530 793 Doll. veranschlagt.

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutshe Allgemeine eitung“ äußert über die Berathung der Zollvorlage in der Reichstags- komniission : :

Die Reichstagskommission, welhe mit Vorberathung des die Erhöhung ter Getreidezölle betreffenden Geseßentwurfs betraut worden iét, hat ihre erste Lesung der Vorlage mit einem vollständig negativen Resultat beendet, indem weder für die regierungsfeitig gemachten Vorschläge, noch für die vermuthlich als Vermittelungsvorschläge gedahten Anträge der mit solchen vorgegangenen Kommissions- mitglieder eine Mehrheit gewonnen wurde. ;

Während aber so nah dieser Seite hin nur ein negatives Er- gebniß der incbrtügigen Erörterungen zu konstatiren ist, hat man nah der anderen Seite hin die Situation dadur komplizirt, daß man die an sih wichtige und, wie niht zu leugnen schwierige Frage der Getreidezollerhöhung mit einer anderen, sie direkt gar nit berührenden Angelegenheit von nicht minderer Schwierigkeit, derjenigen der Auf- hebung des Identitätsnachweises, verquidckt hat. /

Die Situation, in welche diese Angelegenheit, von deren gedeih- lihem Austrage wesentlihe Lebensinteressen unserer Landwirthschaft berührt werden, durch die bióherigen Kommissionsarbeiten gebracht worden ist, rechtfertigt vollkommen, was wir |. Z. gesagt, als der Reichstag beschlossen hatte, diese Vorlage einer Kommissionsberathung

u unterzieben. Die unsererseits gegen diesen Vorgang vorgebrachten Bedenken fanden gerade im bisherigen Verlauf der Kommissions- verhandlungen ihre Bekräftigung, und so ist es denn auch begreiflich, daß die antiágrarishe Presse heute Morgen über dieses Re-

sultat der Kommissionsverhandlungen frohlockt. Eines dieser Organe, die „Volks - Zeitung“ spriht \ich sogar ganz offen dahin aus, durch Verweisung der Vorlage an eine Kommission seien deren Aussichten „eher vermindert als vermehrt“ worden únd wenn das Ricter’\she Organ, die „Freis. Ztg.*, bemerkt, nah 54stündiger Sißung sei gestern die Kornzollklommission endlih zur Abstimmung gelangt, so bestätigt sie mit diesem „endlih* eigentli doch nur, daß eine Kommissionsberathung entbehrlich gewesen sein würde und nur zu dem Zwecke herbeigeführt wurde, jene Verminde- rung der Aussihten der Vorlage zu bewirken, welche die „Volks- Zeitung“ bereits für eingetreten hält.

Wenn aber auch der Gang der Kommissionsverhandlungen bisher unseren früher geäußerten Vorausseßungen entsprochen hat, so ist damit doch noch nicht zugegeben, daß eine Verminderung der Aussichten dieser Vorlage wirklich eingetreten sei, und braucht man An- esihts der ges{chlo}\senen Qutage keineswegs muthlos zu werden. Einmal steht ja noch eine zweite Lesung der d Seitens der Kom- mission in Ausficht, und unsere parlamentarische Geschichte weist Fälle genug auf, in tenen Kommissionsverhandlungen, die An- fangs nur negative Früchte zeitigen zu wollen \hienen, im weiteren Stadium der Kommissionsbehandlung zu annehmbaren Ergebnissen führten. Sollte aber auc ein derartiger befriedigender Abschluß den Anstrengungen dieser Kommission nicht beschieden sein, so wird das Plenum des Reichstages kaum einen derartigen negativen Ausgang dieser Angelegenheit als den wirthshaftlihen Interessen des Landes entsprehend betrachten wollen und können.

Aus der ersten Lesung der Vorlage im Plenum konnte natür- lih abgesehen von den gewerbsmäßigen Neinsagern eine erfreuliche Uebereinstimmung dahin konstatirt werden, daß die bedauerlihe Lage unserer Landwirthschaft die Ergreifung von Abbülfemaßnahmen be- dinge. War aber hierüber eine große Mehrheit des Reichstages einig, so würde das parlamentarische Wesen bei uns fich ein eigen- thümlihes Zeugniß ausstellen, falls die entsheidenden Plenarbeschlüsse des Reichstages ein dem der ersten Lesung seiner Kommission ent- \sprechendes vollkommen negatives Resultat ergeben sollten.

Jn der „Post“ lesen wir:

Der deutschfreisinnige Abgeordnete Dr. Barth hat im Laufe der O das Thema von dem 'onderbaren Verlangen, daß die Nicht-Landwirihe in die Tasche greifen sollen, um die Noth der Landwirthe zu lindern, variirt. Er hat dabei den alten Spruch: „Hat der Bauer Geld, hats die ganze Welt“, ins Lächerlihe zu ziehen ver- sucht und unter dem Beifall seiner Gesinnungsgenossen behauptet, der Sinn dieses Spruches lasse sih etwa mit den Worten wiedergeben : „Gieb mir 100 Æ, dann kaufe ih mir davon etwas bei Dir.“

Da diese Aeußerung auf denjenigen, der die betreffenden Verhält- niff}se nicht klar überblickt, verwirrend zu wirken geeignet ist, so erscheint eine nähere Prüfung derselben nicht überflüssig. |

Der Landwirth will vom Nict-Landwirth zunächst kein Geschenk ; er will ihra lediglich sein Produkt verkaufen. Der deutsche Landwirth verlangt nun allerdings vom deutshen Nicht-Landwitth, daß leßterer ihm diese Produkte etwas theurer abnehme, als sie anderwärts erhält- lih sind, Nun ist es im Handelsverkehr gar nihts Seltenes, daß der Käufer nicht gerate beim dilligsten Lieferanten einzukaufen geht, wenn ihm nur ein Aequivalent, wodur sh der Mehraufwand be- zahlt macht, für den höheren Preis geboten wird.

Der deutsche Nicht-Landwirth hat die Wahl, entweder vom Aus- lande etwas billiger oder vom inländischen Landwirth etwas theurer zu kaufen. Im ersteren Falle sieht er sein Geld nie wieder. Im zweiten Falle kommt es an ihn zurück, denn der Landwirth wird sein Geld niht vergraben, vielmehr wird er, wenn er durch den Verkauf seiner Produkte hierzu fähig gemacht ist, seine Kaufbedürfnisse be- friedigen und zwar im Inlande. Der Prozentsaß des .Gewinnes, welcher dem verkaufenden Nicht-Landwirth hierbei zufließt, wird aber sicherlih ein unverhältnißmäßig höherer sein, als der Verlust, den er dur den höheren Preis des Einkaufs von landwirthschaftlichen Er- zeugnissen beim Inländer erlitten hat. :

Um einen im Uebrigen lohnenden und lebhaften Geschäftsverkehr zu erhalten, räumt auch der gewiegteste Kaufmann gern einige Vor- theile ein, die er anderwärts nicht zu gewähren braucht.

Das vom Abg. Dr. Barth verspottete alte Wort enthält hiernah cine keineswegs zu verahtende Wahrheit. Noch treffender sagt man allerdings an einigen Orten Deutschlands: „Geld in des Bauern Hand, Geld im Vaterland.“

Der deutsche Patriot wird in einer Abhängigkeit des Vaterlandes vom Auslande in Betreff der Versorgung mit den nothwendigsten Lebensbedürfnissen stets eine Quelle der ernstesten Besorgnisse erblicken müssen, namentli so lange * unsere noch junge Kriegsflotte den Zu- gang für die Kornschiffe nah Deutschland zu erzwingen, noch nicht unter allen Umständen im Stande ist. : ;

Wirthschaftlich ist eine solhe Abhängigkeit auf die Dauer über- haupt nur möglich, wenn sie auf einen Austausch von Gütern im Wege des Handels begründet is. Solange der Hauptlieferant des Getreides für Deutschland, O unsere Industrieerzeugnisse auf- rahm, fam wenigstens ein Theil unseres Geldes wieder zu uns zurüd. Allein {hon im Jahre 1885 erreihte der Werth der Aus- fuhr Rußlands nach Deutschland fast den vierfahen Betrag des Werthes unserer Ausfuhr dorthin. În Folge .der leßten russishen Zollerhöhungen dürfte die deutsche Ausfuhr nah Rußland im Wesent- lichen überhaupt aufhören. Im buchstäblihsten Sinne des Worts werden wir unser dorthin gehendes Geld nie wiedersehen. Möglicher- weise wird es gegen uns verwendet werden. i

Auch über diese Bedenken kommen freilich die Gesinnungs- genossen des Hrn. Dr. Barth durch die Behauptung leiht hinweg, daß gerade die deutshen Kornzölle die Shuld an den russischen S letibeuin tragen. Nun erfolgte aber die erheblichste aller russischen

ollerhöhungen, die Umwandlung der Papier- in Goldzölle, bekanntlich u einer Zeit, als in Deutschland überhaupt keine Kornzölle be- Fanden; Nur die Deutschfreisinnigen, nicht die Russen, haben unsere Zôlle in einen Kausalnexus zu den russischen gebraht. Wir behaupten dagegen und sind den Beweis zu führen erbötig, daß, selbst wenn Deutschland überhaupt nie Zollshranken irgend welcher Art gekannt hâtte, die rus en Eingangszölle um) keine Kopeke niedriger sein würden, als sie heut sind.

Dem „Hamburgischen Korrespondenten“ wird aus Berlin, u. d. 3. Dezember, geschrieben :

Es mehren ih die günstigen Nachrichten aus verschiedenen industriellen Pläßen über die Lage der Eisenindustrie. So wird aus ün berichtet, daß sich in den leßten Monaten ein völliger Umschwung vollzogen hat. An Stelle der früheren Zurückhaltung der Käufer ist verstärkte Nachfrage getreten, und die Preise sowobl für Rohb-, als auh für Fertigtabrikate verfolgen eine steigende Richtung. Die alten, noch zu niedrigen Preisen bewirkten A Le sind nahezu abgewickelt, und neue Aufträge ehen dafür reihlich ein. Die Eisenwerke der Saar und Mosel,

ie in ihrer Gesammtheit eine gewaltige Leistungsfähigkeit auf- zuweisen haben, arbeiten durchweg mit voller Kraft und verfügen {hon je t bis in das nächste 2 hinein über genügende Aufträge zu ohnenden Preisen. Für die Besserung der Lage der Eisenindustrie sollen, so heißt es in dem\betreffenden Handelsbericht, die in leßter Zeit ins Leben getretenen Syndikate und Koalitionen, verbunden mit emeinschaftlihen Verkaufsbureaux, von wesentlihem Einfluß gewesen fein, erartige Syndikate für Stabeisen bestehen gegenwärtig drei: das oberschlesishe, das mitteldeutshe und das rheinish-westfälische, und neuerdings wird eine Vereinigung sämmtlicher deutscher Stabeisenwalzwerke ne Die Maschinenfabriken arbeiten eben- alls unter recht günstigen - Verhältnissen ; ene Werke sind aum im Stande, bei der Menge der Aufträge e Lieferungsfristen innezuhalten. In Uebereinstimmung hiermit wird aus Aachen gemeldet, daß die geshäftlihe Unsicherheit auf anein Gebieten der Eisen- industrie während der leßten Monate allmählih geshwunden ist und einer gleichmäßig für: ‘alle Zweige des E fengs äfts geltenden be- friedigenden Marktlage Plag gemacht hat. Die Bal: und Stahl- bütten entwideln gegenwärtig durchweg eine rege Thätigkeit und sind

durch reihliche Aufträge auf Monate hinaus in ihrem Betriebe ge- |

sichert. Diese Aufbesserung entstammt zunächst der günstigen Gestal- tung, welche der Eisenmarkt im Inlande selbst erfahren hat. Der in den leßten Monaten zu Tage getretene große Bedarf an Eisenbahn- materialien aller Art, die Nahfrage nach allen Sorten Stab- und Profileisen, sowie nah Trägern für Bauzwecke, und endlich der Mangel an nennenswerthen Vorräthen in den Magazinen der Händler haben zusammengewirkt, um ein seit Jahren nicht gekanntes Leben in das Eisengeschäft zu bringen. Aub für den Export haben \sich die Ver- hältnisse und Aussichten gebessert, wesentlich veranlaßt dur die inzwishen eingetretene Befestigung des nordamerikanishen Eisen- markts. Recht lebhaft hat \sich auch der geschäftlihe Ver- kehr mit den La Plata-Staaten gestaltet. Noch fei eines Berichts aus Gleiwiß Erwähnung gethan, der gleichfalls das Aufleben der Montan- Industrie hervorhebt und bemerkt, daß solches das nicht zu verkennende Wohlbefinden der arbeitenden Klassen wie der meisten Ge- werbetreibenden zur Folge gehabt hat. Besonders bat sich die Walz- eiserfabrikation großer Lebhaftigkeit zu erfreuen. Alle Werke waren in lebterer Zeit mit Aufträgen überladen und konnten nur mit Schwie- rigkeit der Nachfrage Gerüge leisten. Beachtung verdient namentlich auch die Bemerkung des betreffenden Berichts, daß neben dem In- lant8bedarf in hervorragendem Maße Rußland, troß der erhöhten Zölle, und die Donauländer als Käufer aufgetreten sind.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Handbuch der städtishen Verfassung und Ver- waltung in Preußen. Für den praktishen Gebrauch bearbeitet von H. Steffenhagen. Band I. Die Verfassung der Städte. Berlin. J. J. Heine's Verlag. 1887. —— Der dur seine verdienstvollen früheren Schriften wohlbekannte Verfasser hat \sich die Aufgabe gestellt, das städtische Verfassungs- und Ver- waltungsreht in einem leiht verständlihen und besonders übersihtlihen System unter möglihster Anlehnung an die aus den Städte-Ordnungen sich ergebende Disposition zur Darstellung zu bringen, sowie insbesondere in seinen einzelnen Theilen, den wesent- lihen Inhalt der die Städteordnungen vielfa ergänzenden, resp be- zielenden Verwaltungsgeseße und sonstigen Bestimmungen, welche in den Geseßsammlungen, Ministerialblättern, Entscheidungen der obersten erichtshöfe u. st. w. zerstreut vorliegen, und welche zum Theil au von den Kommentaren mehr oder weniger eingehend in Bezug“ genommen werden, an ge- eigneter Stelle unter der dem Rahmen des gewählten Systems ent- \sprehenden Berücksichtigung wiederzugeben. Das vorliegende, einem jolhen Gesichtspunkt seine A verdankende Werk, welches als bs zum praktish:n Gebrauch für die Verwaltungsbeamten be- timnit ist, dürfte sich daher als brauchbar und nüßlich und seinem Zweck durchaus entsprehend bewähren. Der bis jeyt vor- liegende 1. Band zerfält in einen allgemeinen uyd einen speziellen Theil ; der allgemeine enthält die Einleitung, der spezielle betrifft die städtishe Verfassung und Verwal'ung und erörtert in 2 Büchern die Grundlagen der städtischen Verfassung und Verwaltung sowie die Verfassung der Städte. Der 2. Band wird die Verwaltung. der Ca Verwaltungszweige und das Ober-Auffsichtsreht des Staates ehandeln.

Unter dem Titel: „Allzeit im Herrn“ hat der Königliche Hofprediger Dr. Bernhard Rogge im Verlage von Ferdinand Hirt und Sohn in Leipzig eine vortreffliße Gedichtsammlung erscheinen lassen, welhe ebenso um des auserwählten Inhalts wie um der prächtigen künstlerischen Ausstattung willen als Weihnachtsgabe an- gelzgentlich empfohlen werden darf. Wie der Titel {on erkennen läßt, zielt die Sammlung darauf ab, aus der deutschen Literatur die edelsten Poesien zusammenzutragen, in welchen die innige Beziehung eines christlihen Gemüths zu seinem himmlischen Vater in reiner und eläuterter Form zur Erscheinung kommt. Mit ungetrübtem Blik at der Herausgeber aus den Werken älterer, neuerer und zeitgenössi- \her Dichter seine Blüthen zusammengelesen und so eine Anthologie geschaffen, wie sie {höner und für ein christliches Haus passender kaum zu finden sein dürfte, wenn auch der Reichthum der deutschen Literatur an wahrhaft religiösen Dichtungen in dieser Sammlung natürlich nicht erschöpft werden konnte. Der Herausgeber hat die angeführten

__ Gedi@hte nah folgenden Gesichtspunkten geordnet: die Tage und Feste

des Herrn; das Herz, der Tempel des Herrn; das Lob des Herrn in der Natur; der Wandel vor dem Herrn; der Friede in dem Herrn; die O bei dem Herrn. Voran geht ein sinnvolles Widmungsgedicht von Karl Gerok, welches eine würdige (Finleitung zu der herrlihen Sammlung bildet. Zahlreiche künstlerisch auegeführte Holzshnitte nah Zeihnungen von W. Claudius, Prof.

:W,. Friedrih, Prof. B. Plockhorst , O. Wichtendahl und anderen

Künstlern begleiten den Text.

Engelhorn's „Allgemeine Romanbibliothek“ (Stuttgart, J. Engelhorn), welhe {on so viele vorzüglihe Werke zu dem billigen Preise von 50 S pro Band gebracht hat, hat ihren vierten Jahrgang 1. und 2. Band mit dem Roman „Eine neue Judith* von H. Rider Haggard eröffnet. Dieser in seiner englishen Heimath rasch beliebt gewordene Schriftsteller bietet in dieser *einer neuesten und mei reifen Schöpfung ein farbensattes,

gene Bild s\üdafrikanishen Lebens voll Gluth und elementarer

eidenshaft. Im 3. Bande folgt Georg Ohnet mit 2 Novellen Schwarz und Rosig (der SGivänéngésanga und Tante Ursula’'s Unglück), im 4. Octave E mit einem Ro- man „Das Tagebuch einer Frau“. ÎÏm 5. und 6. Band bringt Ernst Remin, der sich schon früher durch „Die Versaillerin“ empfehlend eingeführt hat, eine interessante, von Huinor durchwürzte Grana „Fahrt des Gätens*, und im 6. Bande H. Lafon- taine eine unterhaltende Pariser Geschichte „Gute Kameraden“: Künstler, die sich auf dem Straßenpflaster zusammenfinden, aber durch treues Zusammenhalten Ansehen und Stellung erringen.

Veterinärwesen.

Nachrichten über Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande. Desterr ei. Laut der am 7. November 1387 vorliegenden Meldungen. Lungenseuche. Land. Zahl der infizirten Orte. Galizien N L Mae S Le L Omen C E a dO Sn N A Ober-Oesterreiß. .. . . 2 S L ,__ Maul- und Klauenseuche. Galiin ..... ,44 Man A8 Böhmen . .. 24 Nieder-Öesterreihß . . chafräude. Nieder-Oesterreihß . .-. Laut der am 14. November 1887 vorliegenden Meldungen. Lungenseuche. Que. A Mate ¿40 Su, E 2 M Sber-Deterreis L aul- und Klauenseuche. Galizien Ac

Mähren. j E O Dom e 20 Nieder-Oesterreih . . ¿6

Milzbrand.

A I Laut der am 21. November 1887 vorliegenden Meldungen. Lungenseuche. Galizien E

Mähren Böhmen Sdélesien . .. Ober-Oesterreih. . . Maul- und Klauenseu Galizien L E

Mähren . Böhmen . Nieder-Oesterreih . E «Milzbrand. Mähren E

Galizien Bukowina .

e.

Do 0 o tos S on Ban S eo

* Schafräude. Nieder-Oesterreih . . .. Kran A

Ungarn. Vom 18. bis 25 Oktober 1887. . in Æ Komitaten, Q Gemeinden.

Milzbrand . Lungenseuhe . . . ,y L Maul- und Klauenseuche, 1 L 2 J

_ Vom 2%. Oktober bis 1. November 1887. Milzbrand . in 21 Komitaten, 41 Gemeinden. Lungenseule . . . 5 7 9 N Maul- und Klauenseuche, 2 7 3

i Vom 1, bis 8, November 1887. Milzbrand . . in 17 Komitaten, 28 Gemeinden. Lungenseule . .. 6 L 8 ; Maul- und Klauenseuche, 1 « 2

i Vom s. bis 15. November 1887. Milzbrand . in 22 Komitaten, 39 Gemeinden. Lungenseuhe . . . 4 ¿ 5 :

Schweiz. Vom 16. bis 31. Oktober 1887. Maul- und Klauenseuche. Kanton:

ürich . . , in 1 Gemeinde 3 Ställe mit 8 Rindern, t. Gallen . 5 A Ou é ú Thurgau . . 3 Ï S 10 V / und 2 Schweinen. Vom 1. bis 15. November 1887. . Maul- und Klauenseuche. Bern . . . in 1 Gemeinde 2 Ställe mit 21 Rindern @ und im städtishen Schlahthause zu Bern 80 : Shweine, Basel Stadt . im städtishen Schlachthause 10 Schweine, St. Gallen in 2 Gemeinden 2 Ställe mit 26 Rindern, Thurgau .. 1 Ï 1 ; A Waadt 1 1 i R E

_Stockholm, 5 Dezember. Jn der heutigen „Post- och Inr.- Tidn.* werden zwei Königliche Verordnungen publizirt, durch welche theils die Einfuhr von Schweinen aus solhen Ländern verboten wird, die als von der Schweinepest angesteckt erklärt worden sind, und theils jeder Transport von lebenden Schweinen im Inlande untersagt wird, wenn nicht von einem Thierarzt, einem Kron- oder Magistratsbeamten oder einem Kommunalvorsteher bescheinigt ist, daß seit den leßten dreißig Tagen unter den Schweinen des Versendungs- ortes kein Fall von Schweinepest, Rothlauf oder sonstiger ansteckender Krankheit vorgekommen ist. -*

Gewerbe und Haudel.

Was in Melbourne 1888/89 ausgestellt werden soll und Ausficht auf Absaß in Australien haben kann, ist so zu sagen Alles, was wir hier zu Lande produziren. Dieser fünfte Welttheil erzeugt und exportirt hauptsächlid Edelmetalle, Wolle und sonstige Produkte der Viehzucht, er muß clso alle Industrie- Erzeugnisse im- portiren. Der Import aus Deutschland hat si seit dem Jahre 1881 jährlih vergrößert und ist noch immer s\teigerungsfähig, sofern dem dortigen Geschmack und der übrigen Konkurrenz entsprehend in der Preislage Richtiges geliefert wird. Das Land kauft Werke der Kunst : Delgemälde! Es wäre wünschenswerth, wenn si etwa unser deutscher Kunstverein bei dieser Ausstellung werkthätig betheiligen würde. Das Schulwesen isst dort in guter Entwickelung begriffen, “also alle Hülfsmittel, Instrumente und Apparate für die Schule haben Aussicht auf Absaßk. Man is} dabei, dort Fabriken aller Art einzurichten, daher neben Hülfsmaschinen, Maschinen zur Erzeugung von Bier, Sprit, Brot, Zucker, Eis 2c. Käufer finden ; ferner landwirtbscaftliche Maschinen, E Uan Pulsometer, Chemikalien, Apothekerwaaren, konfekticnirte Damenartikel, Weiß-, waaren, Jersey's, Lederwaaren, Musikinstrumente, Möbel, Lampen, Albums und dergleichen. Dagegen haben 18 bis jeßt Alfenide, cuivre

oli, hohwerthige kunstgewerbliche Gegenstände und Herreuwäsche von

erlin aus nicht fkonkurrenzfähig erwiesen. Die hauptsächlihsten Exportartikel waren bis legt: Cement, Pulver, Dynamit, Draht, Klaviere, Cigarren, Bier, Schuh- und Strumpswaaren, Trikotagen, Luxuspapier, Solinger und Remscheider Artikel.

_-— Im Verlage von Marquard u. Schering in Hamburg ershienen in zweiter Auflage: „Lager-Regulative für Läger ‘unter Zollaufsicht.“ (Preis 1 A 50 Z) Die Lager- Regulative (Privatlager-Regulativ, Weinlager-Regulativ, Konten- Regulativ), welche der Bundesrath in seiner Sißung vom 8. Juni d. J. endgültig zur Anwendung beschlossen hat, sind bestimmt, die bisher geltenden zu erseßen und treten mit dem Zollanshluß Ham- burgs iat 1888) im gesammten deutschen Zollgebiet gleichzeiti in Kraft. Gleichwie in Hamburg in den interessirten Kreisen, be den Zollpflichtigen sowohl wie den Beamten, das Bedürfniß sich fühlbar macht, schon jeßt mit der neuen Fassung der wichtigen Regulative durch Studium \ih vertraut zu machen, dürfte dies au in anderen Kreisen der Fall sein. Die erste (Einzel-) Ausgabe er- chien in 3 Heften à 1 4 und ist fast vollständig vergriffen.

In der 13. ordentlichen Generalversammlung der Berliner Dampfschiffahrts-Gesellschaft vom 6. d. M. wurde die vor- srtegte ilanz nebst Gewinn- und Verlust-Conto genehmigt. Die

r das abgelaufene Geschäftsjahr zu vertheilende Dividende von 24 %/o gelangt sofort zur Auszaÿlung.

In der gestrigen auferdedenllidiea Generalversammlung der Aktionäre der NOReO ellschaft Moabit legte der Aufsichtsrath, der, den geseßlichen Bestimmungen gemäß, nur bis zum Schluß des laufenden Jahres zu fungiren hat, sein Mandat nieder. Die Zahl der Mitglieder des neuen Aufsichtsraths wurde sodann auf 7 festgeseßt und folgende Herren einstimmig neugewählt: W. Nissen, Ad. Schwa- ader, Bankdirektor Rosenstein, Baurath Kyllmann, Direktor Koblanck, C. H. Krebßshmar, Kommerzien-Rath Menz.

_— Sn der vorgestrigen Generalversammlung derzPortland - Cement-Fabrik vorm. A. Giesel in Oppeln wurde die Er- - höhung des Grundkapitals von 900000 M auf 1 500 000 M zur

btra E von Hypothekenschulden, Verstärkung des Betriebskapitals und Ausführung einiger Ergänzungsbauten einstimmig beschlossen. Vor der Generalversammlung fand eine Aufsichtsrathssißung statt, in welher der Vorstand ein ausführliches Bild über die günstige Ge- \schäftslage im Ea Jahre entrollte. Namentlih wurde mit- gegen daß der Cementabsay in diesem Jahre über 115 000 t, also 5 000 t mehr als im Vorjahre, betrug und daß die Preise in den leßten vier Monaten eine erhebliche Steigerung erfahren haben.

Die gestrige Generalversammlung des Georg-Marien-

Bergwerks-Vereins genehmigte die vorgeshlagene Dividenden- vertheilung von. 59% auf die Prioritätsaktien und 2% auf die

Stammaktien. - Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths wurden wiedergewählt.

Vom oberschGlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Der Verlauf des Steinkoblengeshäfts in der zweiten Hälfte des Vormonrats hat den Erwartungen auf die Ent- wicklung eines belebten Herbstverkehrs durhaus nicht entsprohen. Die wenig winterliche und kaum von einzelnen Frosttagen unterbrochene Witterung konnte dem Verbrauch in Hausbrandkohlen nicht förderlich sein ; überdies trug die frühzeitige Beendigung der Zucker-Campagne dazu bei, die Einnahme von Heizkohlen abzuschwächen. Immerhin führte die Deckung des laufenden Bedarfs im Revier wie im weiteren Absatzgebiet zu derartigen - Anschaffungen, um einen der Jahreszeit ent- sprechenden Verkehr an Fracht zu erhalten. Namentlich die Abfuhr von Gasfkohlen, auf deren Bezug auch das russishe Grenzgebiet angewiesen, ift nahezu auf dem Höhepunkt des Verbrauchs angekommen, und sind Fett- kohlen überdies für die Kokserzeugung durchaus gesucht ; da auch die Preise bezw. die Erträge im Eisenhüttenbetriebe und mittelbar au für die Kokereien bessere geworden sind, so würde \sih eine Preiserhshung für diese Sorte rechtsertigen. Jn Flammkohblen ersheinen die mittleren Körnungen bevorzugt, wogegen von den grobstückigen Sortimenten noch immer ähnliche Bestände vorhanden sind. Die Haltung des Markts ist fest, da das Eintreten ciner Periode stärkeren Frostes nit lange auf sih warten lassen dürfte.

In der vorgestern abgehaltenen Generalversammlung der Aktionäre der Lübeckder Bank wurde die Schlußrechnung der Liqui- datoren vorgelegt und die Entlastung für dieselben einstimmig aus- gesprochen.

Tafel zur Ermittelung des Alkoholgehaltes von Spiritusm ishungen. Amtliche Ausgabe der Kaiserlichen Normal- Aichungskommission. (Berlin. Verlag von Julius Springer. 1888. Preis 60 §, mit Porto 70 4). s

Danzig, 8. Dezember. (W. T. B.) Die Einnahmen der Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn betrugen im November cr. nah provisorischer E 174609 M gegen 152 600 A nah provisorisher Feststellung im November 1886, mithin mehr 22 000 4A als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Die definitive Einnahme im November 1886 betrug 168 647 M4

London, 7. Dezember. (W. T. B) Wollauktion.

Aus Ontario

Gute Betheiligung bei vollen Preisen. _ Toronto (Canada), 6. Dezember. (A. C.)

wird die Zahlungseinstellung zweier Engros-Firmen gemeldet, welcher, wie erwartet wird, andere folgen werden. Die Fallimente verursachen hier, sowie in Montreal eine gedrückte Stimmung in Pen sowie eine bedeutende Baisse in Bankaktien. Die Ver- indlihkeiten, die ungefähr auf nahezu 500000 Doll. veranschlagt werden, wurden hauptsächlich in England eingezogen.

Submissionen im Auslande.

; I. Belgien.

1) 21. Dezember, 11 Uhr Vormittags. Société nationale des chemins de fer vicinaux, Bureau rue de la loi No. 9 zu Brüfel. Bau der Linie Deyn:e—Audenarde. Voranschlag 125 075 Fr. Kaution 10 000 Fr. Lastenheft 1 Fr. Näheres in obigem Bureau und beim Provinzial-Ingenieur De Masy, quai des Moines No. 53 zu Gent. -

2) 21, Dezember, 11 Uhr Vormittags. Börse zu Brüssel. Lieferung eines Paares Röhrenkessel für Paketboot von 220 Pferdekraft für die Linie Dstende—Douvres. Voranschlag 71 006 Fr. Vorläufige Kaution 3500 Fr. Preis der Pläne 5 Fr. Lastenheft Nr. 23 in der Expedition des „Reichs-Anzeigers“.

_3) Nä(stens. Börse zu Brüssel. Lieferung von 200 000 kg Mineralöl für Beleuchtungs8zwecke in 4 Loosen von je 50000 kg. Abzuliefern nah Malines (Mecheln). Näheres wird noch veröffent-

liht werden, IT. Rumänien. 22. Dezember (n. St.). Permanent-Comité im Bezirk Tutowa. Bau eines Bezirks- und Administrativ-Palastes in Berlad. Erneute Ausschreibung. (Siehe „Reichs-Anzeiger“ Nr. 260.)

Verkehrs - Anstaltenu.

London, 7. Dezember. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Pretoria“ ist am Montag auf der Heimreise von Plymouth abgegangen. Der Castle-Dampfer „Roslin Castle“ ift heute von London abgegangen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Ergebnisse des Jmpfgeshästes im Deutschen Reich im Jahre 1884.

(Arbeiten aus dem Kaiserlihen Gesundheitsamt Böv. TI, Heft 3/5).

Die Gesammtzahl der zur Erstimpfun g vorzustellenden Kinder betrug im Jahre 1884 1 469 799 oder 3,25 Proz. der ortsanwesenden Bevölkerung, 11 783 oder 0,03 Proz. weniger als im Vorjahre. Von den vorzustellenden Kindern waren 117 865 von der Jmpfung befreit: 407, weil sie die natür- lichen Blattern überstanden hatten, 113 675, weil sie bereits im Pen „mit Erfolg geimpft waren, 3783, weil sie ebenfalls bereits im Vorjahre mit Erfolg geimpft, wenn auh erst im E Ee / Je Nachschau erschienen waren. Von den hiernach impspflihtig gebliebenen Kindern wurden mit Erfolg geimpft 1168 596 = 86,40 Proz. (gegen 87,03 im Vorjahre), ohne Erfolg 36 349 = 2,69 Proz. (2,36), mit un- bekanntem Erfolge, weil nicht zur Nachshau erschienen 5334 = 0,39 Proz. (0,40). Die günstigsten Resul- tate wiesen die bayerishen Regierungsbezirke Schwaben Qo Bro erfolgreihe Jmpfungen), Oberfranken (96,63), v (95,44), Niederbayern C „ferner Schaumburg - Lippe (96,79), die ungünjstigsten Bremen (66,73), der württembergische Neckarkreis (72,36) und das oldenburgishe Fürstenthum Lübeck (73,56) auf. Von js 100 wirflich geimpften Kindern (Erstimpflingen) wurden 96,56 Proz. mit rfolg geimpft (96,93 im Vorjahre). Als Ursache der geringen Abnahme gegen das Vorjahr muß die häufigere Anwendung der Thierlymphe angesehen werden, welche namentlih in der ersten Zeit häufiger erfolglcse JImpfungen ergeben hat. Am Günstigsten waren die Resultate in Schaumburg-Lippe (99,89 Proz.), in sämmtlichen Regie- rungsbezirken Bayerns mit Ausnahme von Unterfranken (über 99 Proz), im Regierungsbezirk Posen (99,08); am Un- günstigsten in der hessischen Provinz Starkenburg (90,46), im Regierungsbezirk Aachen (91,00), in Schwarzburg-Nudolstadt 91,17) und in Berlin (91,72). Age blieben 142 142 inder, von denen 102161 (7,55 auf je 100 Jmypf flihtige gegen 7,28 im Vorjahre) auf Grund ärzt iher Zeugnisse zurückgestellt wurden, (gegen 8705 im Vorjahre) nicht aufzufinden oder zufällig ortsabwesend waren, 31925 (236 Proz. gegen 2,30 im Vorjahre) der Jmpfung vorschristswidrig entzogen wurden. Die meisten Kinder wurden in Bremen vorschriftswidrig der Ympfung entzogen, nämlih 28,29 Proz., während in Sachsen-

einingen diese E nur 0,05 Proz., im Reg.-Bez. Nieder- bayern 0,11, in Waldeck 0,12 Proz. der impfpflihtigen Kinder aus Mit Menschenlymphe wurden 964242 Kinder 78,8 Pro, gegen 87,23 im Vorjahre) geimpft, mit Thier- ynvie 245 017 (20,04 Proz. gegen 11,72), und zwar un- mittelbar vom Thiere 25523, mit Glycerin-Thierlymphe