1908 / 115 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 May 1908 18:00:01 GMT) scan diff

E reti Bu ori A M t C E

uweisen. Auf der Nachweisung ist auch anzugeben, ob der Vagemreibets ledig oder verheiratet ist.

Zugleih sind die Bewerber darauf aufmerksam zu machen, daß die persönlihen Reisekosten nah und von Berlin von ihnen mit in Rehnung gezogen werden müssen, und daß 120 #4 bei den_ gesteigerten Wohnungs- und Nahrungsmittelpreisen auch bei gv Sparsamkeit faum mehr für einen Monat ausreichen. Besonders ist darauf zu achten, daß bezüglih der Beurlaubun vertretungsverhältnisse sowie darüber, wer die Ko} Stellvertretung trägt, keinerlei Zweifel bestehen bleiben.

Die Lebensläufe, Zeugnisse 2c. sind von jedem Bewerber zu einem besonderen Hefte vereinigt vor ulegen.

In Spalte „Bemerkungen“ auf frühere Nachweisungen, Berichte, den Begleitberiht und der Meldung beiliegende Zeugnisse 2c. zu verweisen, ist unzulässig. Die genannte Spalte ist der Uebersicht entsprehend kurz und bestimmt auszufüllen.

(Unterschrift.) N An sämtliche Königliche Regierungen und das Königliche Provinzialschulkollegium hier.

Abschrift erhält das Königliche Provinzial L eMaw zur Nachriht und gleichmäßigen weiteren ; eranlassung be- züglih der zu Seinem Geschäftskreise gehörigen Unterrichts- alten. i : n Wiederholt bemerke ih, daß es in hohem Maße erwünscht ist, eine größere Zahl wissenshaftlicher Lehrer, welche für die Erteilung des Turnunterrichts geeignet sind, durch Teilnahme an dem Kursus dafür ordnungsmäßig zu befähigen. Von neuem weise ih auch auf die Notwendigkeit hin, den Turnunterricht in den Lehrerseminaren überall von Lehrern erteilen zu lassen, welche dazu besonders vorgebildet und befähigt sind. Wo die n endung von Seminarlehrern zu dem Kursus auf Schwierigkeiten stößt, empfiehlt es sih, in der Weise für die Zukunft vorzusorgen, daß Präparandenlehrer zur Aus- bildung bierher geshickt werden. Jm Hinblick auf die nicht ge- ringen Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit, welche in dem Kursus gestellt werden müssen, ist es auch im Interesse der Teilnehmer erwünscht, wenn diese möglichst jung eintreten. Jh mache übrigens darauf aufmerkj)am, daß der Aufenthalt an der hiesigen Landesturnansialt strebsamen Lehrern mannigfache Gelegenheit zur Fortbildung au auf anderen Gebieten gibt und daher niht bloß ihrem späteren Turnunterricht zugute kommt. Berlin, den 7. Mai 1908.

- Der Minister E der geisilihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Im Auftrage:

Preische. An sämtliche Königliche Provinzialschulkollegien (au Berlin).

Der Dr. phil. Hermann Schmit is zum Direktorial- assistenten bei i: Sonialichen Kunstgewerbemuseum in Berlin

ernannt worden. R A Dem Arzt Dr. Alexander Czempin in Berlin ist das

Prädikat Professor beigelegt worden.

Abgerei st :

Seine ell der Staatsminister und Minister der öffentlihen A Srcliaka®: nach Homburg v. d. H. und Wiesbaden ;

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der

eistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten Dr. Holle, nach Wiesbaden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 15. Mai, Heut: kommen in Eisenach Vertréter Deutschlands,

Oesterreihs und Ungarns unter Leitung des Geheimen Ober- |

Elsner, vortragenden Rats im Reichs- Shlußbesprehung über die neue Eisenbahnverkehrsordnun g zusammen. Die Beratungen bezwecken, die fortdauernde möglichste Uebereinstimmun der reglementarischen Vorschriften für den Personen- un Güterverkehr in den drei Staaten zu sichern, was wegen der langjährigen freundnahbarlihen Beziehungen auch auf dem

regierungsrats Dr. eisenbahnamt, zu einer

s- und Stell- |-gestern um 12 osten für die | im

einer Mil stelle

t Meld B.“ ist S. M. S. „Sleipner“ as in Ferrol eingetroffen und an demselben Tage nah Brunsbüttel weitex “gegangen.

Die Regieruna hat, na

dem Landtag eine Nachtr lion Mark vorgelegt

für Handel und

j des „V. T.

Viesba den, 1 : Mai h e Kaiseri ; t pa, Uhr 50 Minuten hier eingetroffen und haben

Gewerbe Schulmuseums und einer Postscheckanstalt.

re Majéstäten der Di „W. T. B.“ zufolge, |

ch einer Meldung des „W. T. B.“, agsforderung in Höhe von ur Erweiterung der Zentral- lamwie zur Errichtung eines

Jm Unterhause fra

deutsch en vorlägen und

Der Staatssekret

züglih der zweiten

erflärte Grenze zwi

Festlegung der

Beteiligung von Afg verleßungen geantwortet

die indishe Regierung habe eine Erklärung erhalten und Gerungen gegeben über die fghanen vom Zusammen zurückzuhalten.

teilen, verbiete sich jedoch im

wachsen beschäftigte.

darauf hin, daß für England Mitwirkung der an

Der Mini st 77 ‘einen- EräänzungStaät

werden wird.

Die Reichsduma welcher der Vizepräsident Paasche beiwohnte, die

Ministers des Inne:n, \hiedener Parteien, die Re

von 1905 ab als revolution treten sei. | daher sei i notwendig,

die

Lande berzustellen.

Der Staatsminister

Gebiete des E erwünscht und wegen der Weiter- bildung der Bestimmungen l enba verfeße vön großem Werte ist. Nachdem schon bei den vorjährigen Verhandlungen in Salzburg, als deren Fortsezung sich die jeßige Besprechung darstellt, über eine Reihe wichtiger Fragen Einigung erzielt war, ist zu hoffen, daß man fe nunmehr auch über die damals noch offen gebliebenen Punkte verständigen wird, oweit dies bei der Verschiedenhzit der rechtlichen und sonstigen erhältnisse ia den drei Staaten möglich ist. An den Ver- handlungen, für die mehrere Tage in Aussicht genommen sind, nehmen teil: Von seiten Deutschlands: dem Leiter der Konferen i i Scchlesier, vom Reichsjustizamt der Geheime Oberregierungsrat

Dr. Struckmann, vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten

der V: DEL

Leyen,

Wirklihe Geheime Oberregierungsrat Dr.

vom Handelsministerium der Geheime regierungsrat Jäger, die Geheimen Regierungsräte Mente, Dr. Rösing und Professor Dr. Will; ferner als Vertreter des bayerishen Verkehrsministeriums der Oberregierungsrat

i i nd der Regierungsrat Rost; von seiten ; S uo h 5 y : : elnen gemeinsamen König und durch gemeinsame Angelegeaheiten ver- ; Gese festgesezt werden, und bildet auf diese

Wrise zusammen mit Dänemark eine Staatsverbindung : das gesamte dänische Reich. Der König führt zukünftig den Titel: König zu

Oesterrei vom Eisenbahnministerium der Sektionschef Dr. Nöll, der Ministerialrat Dr. Freiherr von Rumler und der Sekretär Freiherr von Rinaldini, vom Justiz- ministerium der Sektionsrat Dr. Mayer, vom Handels- ministerium der Sektionsrat Dr. Ondraczek; von seiten Ungarns: vom Handelsministerium die Sektionsräte Dr. Emich von Emöke und Hajnal sowie der Oberkontrolleur von Vóróös. An den Beratungen über die Anlage C (be- dingungsweise dur Denn zugelassene Gegenstände) be- teiligt ih auch eine Anzahl öfsterreihisher und ungarischer Sachverständiger für handels- und gewerbetehnishe Fragen.

für den internationalen Eisenbahn- |

vom Reichseisenbahnamt außer | noch der Geheime Regierungsrat ' ha! richt | stattet. Die gesamte Kommission, ausgenommen das isländische Mitglied Skuli Thoroddsen, unterbreitet darin dem König den Entwurf eines neuen Geseßes über die Regelung des staats- rehtlihen Verhältnisses zwishen Dänemark und Zsland. Der Entwurf, der sowohl vom dänischen Reichstag, als auch vom isländischen Althing angenommen werden muß, besagt, „W.T.B. guforge, in den Hauptpunkten :

Ober- '

d d estern 1

in keiner

aus Mitgliedern des isländishen Altings, des zukünftigen V mark und Ssland

eland ist ein freies

bunden, die in diesem

Dänemark und Island.

später

selben wie jeßt. Im

¿ t bezügli der Fishereiinspektion, : C atang "Ves ‘obersten Gerne il JAE a der Kriegbflagge. Di ndelsflaagge bleibt ncch auß?n eine gemeinsame, | A C S cigene Heimatsflagge führen. Die isländische Landeskasse fteuert einen Anteil zur Zivilliste des Königs bei.

: Ssländer und Dänen genie JFsland. Nah 25 Jahren

Großbritannien und Jrland. ;

an, ob der Regierung Vorschläge bezüglich einer Verbindung \ des britischen Ei enbahns eine Weise Gegenstand von

iti tischen Regierun britischen und deu E erlei gen Amts Sir Edward Grey

veriteiutey nach dem Bericht des „W. T B.*, die erste Frage und e

sen dem Walfishbayterritortum und Deutsh-Südwestafrika Unterhandlungen im Gange. In einer zweiten Anfrage wünschte Lord Londsdale

Ausfunft darüber zu erhalten, gh auf a Vorstellungen der indishen Regierung bezüglih der

Kundgebung in Kayber Auffklärung erfolgt sei. D Parlamentssekcetär im Indischen Amt vom Emir in der 1 der Emir habe ferner befriedigende Ver- von ihm ergriffenen Maßnahmen, um die ehen mit den Banden in Nordindien äheres über die betreffende Korrespondenz mitzu-

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Sir Edward Grey hielt gestern in und Stahlverbandes eine Rede, der Rüstungen

Der Staatssekretär wies, „W.

ü N iung erwünscht sei. M taiture E aben, E 5s in dieser Frage machtlos. englische Regierung, so führte der Wichligkeit der Aufrehterhaltun besondere müßten die Ausgaben für stehen zu denjenigen der anderen Mächte.

nah dem Wiederzusammentriti der Kammer eingebracht

Rußland.

Ministexiums des Jnnern fort. N dem Berit des „W. L. B.“ Makarow, auf Anfragen von Rednern ver- ierung sei vollkommen bereit, das Selbst- bestimmungsrecht der Gesell\haft anzuerkennen; jedo könne er nit umhin, die Duma daran zu erinnern,

Auch heute dauerten die revolutionären Erzesse fort;

Beibehaltung umsomehr al8 die vorzeitige Aufbebung der Ausnahme»

zustände in einigen Fällen die Erneuerung zahUoser Mord- und Raub- anfälle nah sich gezogen habe. könne nur allmählih mit la Vorsicht vorgenommen werden. Schlusse betonte der Gehil : auch in Zukunft alle Kräfte einfeßen, um Ruhe und Ordnung im

Hierauf wurde die Sißung auf heute vertagt.

minister Rivera erklärten, [ gemeldete Vorfall in Ca Nach Ansicht des Ministerpräsidenten Maur a

Bedeutun j vid der gwischenfal die, herzlichen Beziehungen beider Staaten eise beeinträchtigen.

Die während des Besuchs des Königs von Dänemark in Island im vorigen Jahre eingese

gemeinsamen Angelegenheiten sind

te gestern der Abg. Lord Lonsdale | r

die Walfishbay auf irgend E zwischen der ei.

o

rage, €s seien nur in Rücksicht auf die

ob der Emir von Afghanistan

hanen an den leßten Grenz- habe und ob über die feindliche

uchanan erwiderte, gedahten Angelegenheit

sfentlihen Interesse.

London als Gast des Eisen- in der er sich mit dem An-

der europäishen Nationen

T. B.* zufolge, mit NaGdruck eine Beschränkung der wachsenden Kosten Eine einzelne Nation, hne ne

e Redner weiter aus, halte si die der Nüsiungen gegenwärtig, ins- ür die Flotte immer im Verhältnis

estern, „W. T./B.“ zufolge, Ene der in den ersten Tagen

seßte in ihrer gestrigen Sißung, des Deutschen Reichstags, Geheimrat Verhandlungen über den Etat des

erwiderte der Gehilfe des

daß die Ausübung dieses Rechts äre Organisation in die Erscheinung ge-

des Krieg8zustandes fortgeseßt

Die Aufhebung der T um e des Minifters, die Regierung werde

Spanien. Allen desalazar und der Kriegs-

nach einer Meldung des „W. T. B.“, ablanca ohne

Dänemark.

te Kommission, bestehend dänishen Reichstags und des zum Zwee der Regelung erhältnisses zwishen Däne- hat gestern ihren Bericht er-

i seïibftändiges Land, mit Dänemark durch j

Dänemark und Island im wesentlichen die- werden Island Zugeständifse der Nationalifierung, der

Bie für

übrtgen

die Isländer

dem B nicht klar genug hervorgehe, daß Island als

ouveräner St

tellte rot 1 pr A RLA D

Lr als freien, souveränen Staat anzuerkennen, alle

Schlosse Wohnung genommen. i An in mit Ausnahme der Königsgemeinschaft sollten 5 kündbar sein.

Württemberg, allen Selten gegen die des Abgeordneten Thoroddsen ab-

gelehnt.

Tanger meldet,

i rika mit dem | der Plünderung Casablancas ersucht. l De alts 31. Mai Auberufent internationale Kommission soll aus drei Marokkanern, von denen einer den Vorsiß Vertretern der am meisten geshädigten Nationen, Deutschland, England, Frankreich,

Den Erhebungen der deuts D Kommission über die Verluste zu Grunde

um gegen Saffi Süden zerstreut.

und j waren, und einem algerishen Schügen, der keine Waffen trug. Dieser wurde niederges{lagen. l in der Nähe befindlichen Postens, der herbeigerufen wurde, kam allein he Le uüd, legten 0 Sie afen einen spanischen Korporal und einen französishen Schüßen. Ein Korporal und vier Zuaven, die zu Hilfe- eilten, erhielten eben? falls Feuer von den Riffleuten. Der Korporal und zwei Mann ers widerten das Feuer und 1öôteten einen der Riffleute.

1

¿meinschast teilweise gekündigt werden, falls eine Einigung über das pet Gala idt erreiht werden kann, do ist die Königsgemein| chaft, das g wesen unkündbar. maliuea Betrag von 14 Millionen Kronen.

Minifterium des Aeußern und das Verteidigungs- dia Bi ränishe Staatskasse bezahlt an Jéland einen

Das isländishe Mitglied Thoroddsen meinte, daß aus

aat mit Dänemark völlig

leihgestellt sei. Er Vsland ausdrüllih emeinsamen

Der Abänderungsantrag wurde schließlich mit

Amerika. Das amerikanishe Repräsentantenhaus hat, einer

Meldung des „W. T. B.“ zufolge, das Vreeland-Geld- Ad laute

geseß mit 184 gegen 145 Stimmen angenommen.

Afrika. Der Machsen hat, wie die „Kölnishe Zeitung“ aus P die Vertreter der Mächte eine Note ge- ichtet, worin er um Beschickung einer Kommission zur Fest-

der Verluste aus dem Bombardement und eh and C Die auf den

führt, sowie aus

Spanien, Jtalien und Portugal bestehen. Kommission werden die argehntie der elegt.

aben si

ah einer Meldung des Admirals Philibert

die Anhänger Mulay Hafids, die sih zusammengetan hatten,

fi zu marschieren, infolge ungünstiger aus dem fommender Nachrichten über Mulay Hafid wieder

Ueber den Zwischenfall in Casablanca ist „W. T. B.“

zufolge nahstehende Meldung des Generals d’Amade in Paris eingelaufen:

Am 12. Mai entstand ein Streit zwishen spanisGen Soldaten, ¡war ein. eborenzn Riffleuten, die mit Gewehren bewaffnet

Ein Zuavensergeant, der Befehlshaber des

um den Streit zu \{li{chten. Die Riffleute wichen sich hintec einer Mauer in den Hinterhalt und \ofsen,

Aus Colombbechar wird unter gestrigem Datum, obiger

Quelle zufolge, gemeldet, daß die Kolonne des Generals

Vigy die drei bedeutendsten befestigten Ortschaften Douiret es Sebah, Tigliessa und Aityacoub bombardiert hat. Nah Nachrichten aus einheimishen Quellen, die noch nicht bestätigt sind, soll auch Boudenib beschossen worden sein und die französishen Truppen racuwat mit dem Gros der Harka von Marabout Mulay Lhassen Fühlung haben.

Statistik und Volkswirtschaft. Gin- und Ausfuhr von Zudcker vom 1. bis 10. Mai 1908. Einfuhr | Ausfuhr- S mi Spezial e s ezials- Gattung des Zuckers Bard l | Bendel dz rein Verbrau{chszucker (raffinierter und dem raffi- O ee eteliter Zucker) (176 a/i) 343 | 145 699 MORENIEE L a o o pie s ed 119 Davon Veredelungsverkehr. .. . . . .. 52 Nübenzucker : Kristallzucker (tanunee CTED 5 | 121 956 Rübenzucker : Platten-, Stangen- und Würfel- | T (E g ese s 8| 8686 Rübenzucker: gemablener Melis Le —- 2 854 Meere Stücken- und melzucker E T Cas Ed La -— 8 A R A emahlene Raffinade (176) .. —— 2775 Rübenzucker : Sévtzacker C ea ne 1 236 Rübenzucker : Kari E a an Os 1 241 Nübenzucker: Kandis (176) ....... 211 2 066 Anderer Zucker (176k/n)} .. . .. s 66 | 102 590 Rohrzucker, roher, fester und flüssiger (176k). 3 Rübenzucker, roher, fester und flüsiger (1761) 101 906 Anderer fester und flüssiger Zucker (flüssige Raffinade einshließlich des Invertzucker- firups usw.) (176m) ... „.„ « +- Füllmafsen und Zudckerabläufe (Sirup, Me- lasse), Melafsekraftfutter; Rübensaft, Ahorn- T n S de 63 684 “Aufsit Waren - unter s\teueramtliher u s ima. ta S o ias 2 299 Mau des darin enthaltenen Zuckers . . é 948, Berlin, den 15. Mai 1908, á Kaiserliches S Amt. Fuhry. ; Zur Arbeiterbewegung. j Die Fabrikantenvereinigung der Kofferindustrie

Berlins und der Vororte hat, wie die Blätter melden, be- \{lossen, den Schiedsspruch des Einigung8amts abzulehnen. (Val. Nr. 114 d. Bl.)

Der Friedens\chluß im Breslauer Baugewerbe is der „Freis. Ztg.“ zufolge, nunmehr Tatsache geworden, nachdem au

die gewerkschaftlich organisierten Zimmerer und Bauhilfs- arbeiter sich auf Grund nohmaliger Verhandlungen mit dem Vor- stand des O mit dem Berliner Schiedsspruh einver- tanden erklärt baben. :

! Fn Essen wurde am 13. d. M. ein Arbeitsvertrag für das Marmorgewerbe im Stadt- und Landkreis Essen ab- ges{lofsen. infihtli) der Lohnfrage unterwarfen \ich, wie dit „Rh.-Wesif. Ztg.“ berichtet, beide Parteien dem Berliner Schieds \pruhe für das Baugewerbe. Die tägliche Arbeitszeit beträg! 10 Stunden. Die Gültigkeit des Vertrags wurde bis zum 30.

Die en die -gleihen Rechte in Dänemark und Tan das Gesetz revidiert und danach die

. 1910 festgeseßt. beschloß, demselben Blatte, eine allge I Ea B CALL A4 einer Tischler-

meine Tishlerversammlung die Ann ng i die Bezirke Oberhausen und Alstaden. Der Stunde lohn für Hausarbeit von Schreinergesellen wurde auf 80 S erhöht.

gedankens zu m

Trohtz der Aufhebung der Aussperrung haben, wie die „Köln. Ztg.“

erfährt, die Pflasterergesellen in Frankfurt a. M. bes{chlofsen, das MMETNEge M als Einigungsamt anzurufen, um höhere Lohnsätze u erzielen.

G Die Snnungen der Glaser von Mannheim und Ludwigs- hafen haben, nah demselben Blatte, kürzlich den Tarifvertrag ge: fündigt. Da inzwischen eine Verständigung nicht erzielt worden ift, wird voraus\ichtlich am 1. Juni die Ausfperrung erfolgen. Die Arbeiterorganifation erklärt die Arbeitsnahweise von jeßt ab für esperrt.

M eie Lohnkewegung im Steinsezergewerbe Leipzigs ift, wie der „Köln. Ztg.“ telegraphiert wird, beendigt, da die Arbeitgeber eine Erhöhung des Mindeststundenlohrs vorgenommen haben.

Aus Hamburg wird der „Köin. Ztg.“ berihtet : Die größte deutshe Arbeiterorganisation soll gegenwärtig in ihren Grundzügen bier ihrec Durhführung nahe gebradt werden. Jedenfalls bildet der Zusanmmenschluß aller bestehenden Organisationen im Transport- gewerbe zu einem Transportarbeiterverband den Haupt- gegenstand der gegenvürngen 10. Tagung des Verbandes der Hafenarbeiter. Deshalb find auch Vertreter der Organisationen aus allen deutschen Dep en anwesend. Die Organisationen der Seeleute, Hafenarbeiter, Eisenbahner und Trans- portarbeiter, die in ihrer Sesamtheit eine nah Hurderttausenden zählende Arbeiterzahl eins{ließen und bisher durch ein Kartell miteinander in Verbindung \standen, sollen, wenn ter Antrag des -Transportarbeiter- verbandes angenommen wird, in Zukunft eine einheitlihe nationale Organisation bilden. Der Widerstand des Hafenarbeiterverbandes ist hon gebrochen, nur die Seeleute verhalten fich noch ablehnend. R einem Zusammenschluß ist es deshalb auch in der Sitzung am 13. d. M., auf der die Frage zur Beratung ftand, niht gekommen. Na au®-

edehnter Verhandlung, an der sich Vertreter aus Düsseldorf, Duis-

Pu, Bremen, Mainz, Berlin, Lübeck, Danzig und Stettin beteiligten, wurde aber eine Resolution gefaßt, in der zun Ausdruck gebraht wird, daß ein Zusammenshluß aller dem Transportgewerbe angehörenden Organisatioren zu einer Einheitsorganisation im allsei- tigen Interesse liege. Der Vorstand \oll die Bedingungen feft- stellen und zu dem Zwecke sich mit den Vorftänden aller anderen Or- ganisationen in Verbindung seßen. Das hanseatishe Ober- landes8geriht hat gestern, wie „W. T. B.* meldet, die Berufüng gegen das Urteil des Hamburger Landgerichts vom 4. Februar verworfen, durch das auf Klage des Balen etriebsvereins dem Hafen- arbeiter verband bei ciner Geldstrafe von 1500 4 für jeden Fall des Zuwiderhandelns untersagt wird, dem Zuzug fremder Hafenarbeiter nach Hamburg Hindernisse zu bereiten.

Aus Tiflis wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Nach drei- monatigem Ausftand nahmen iem über 10000 Arbeiter der Naphthawerke Gebrüder Mirsoew zu Balachna die Arbeit unter den früberen Bedingungen wieder auf. Die Arbeiter erhielten keinerlei Vergünstigungen: ;

Sechzehntausend in den Steinkohlenbergwerken von Indiana beschäftigte Arbeiter sind, wie „W. T. B.“ meldet, in den Ausstand getreten.

Wohlfahrtspflege.

Die - erste Sizung des Beirats der Zentralstelle für Volkswohlfahrt fand am 13. b. M. im Landethause der Provinz Brandenburg statt. Den Gegenstand der Verhandlungen bildete dasfelbe Thema, das die am 11. und 12. d. M. voraufgegangene Konferenz beshäftizt hatte: die Ausgestaltung und Förderung der bauswirtschaftlichen Unterweisung. Die Versammlung faßte folgenden Beshlußck+ „Der Beirat der Zentralstelle für Volkswohl- fahrt ist mit dem Ziele der cobligatorishen hauswirtschaftlichen Unterweisung der Mädchen, die in der Volks\chule begirnt und in der Fortbildungsshule fortgeseßt wird, einverstanden. Er übers weist die weitere E eN Sa dieses Grundgedankens der Fach- kommission sowie dem Vorstande mit dem Ersuchen, auf der Grund- lage seiner beutigen Verhandlungen wie derjenigen in der vorauf-

egangenen zweiten Konferenz und auf der Srundlage bereits mannig- ach gewonnener Erfahrungen dem Beirat in der A dieses Jahres Vorschläge für die allmähliche Durchführung diefes Grund- en.“

Kunst und Wissenschaft.

Die leßte, am 5. Mai abgebaltene Morattsizung der Arhäolo- gischen Gefellschaft wurde vom Vorsitzenden, Seheimrat Profeffor Dr. Kekule von Stradonitz, mit warmen und bewegten Worten zum Gedächtnis von Franz Bücheler, dem am 3. Mai gestorbenen Bonner Altmeister der klassischen Philologie, eröffnet.

Als erster Redner des Abends sprach Gymnasialdirektor, Profeffor Dr. Trendelenburg über die Hain-Aphrodite (‘4opoodéirny êëv Kúnou5) des Alkamenes, des berühmten attishen Bildhauers und Erzgießers, der ein jüngerer Zeitgenofse, vielleicht auch ein Schüler des Pheidias gewesen ist. Adolf Furtwängler hat die sogenannte Venus Genetrix, einen in zablreihen Kopien erhaltenen Typus von Aphroditestatuen, für den namentlich das feine, die Körperformen mehr enthüllende als verdeckende Gewand carakteriftisch ift, als Nathbildung jenes Alkamenes-Werkes, das îm Altertume die populärste und gepriesenste Sch3pfung des Meistecs war, angesprochen und mit dieser Vermuturg in weiten Kreisen Beifall gefunden. Der Vortragende bekämpfte diese Furtwänglershe Aufftelluno, und zwar auëgehend von der literarischen Ueberlieferung. Eine genaue Inter- pretation der Pausaniasstelle, die in erster Linie in BetraGt kommt g 19, 2), lehrt so führte er aus, daß die „Urania" des

lkamenes, die mit seiner Hain - Aphrodite identisch ist, Hermen-

form hatte, ein Ergebnis, das um so zweifellofer erseint, als das einzige, sier beglaubigte Werk des Alkamenes, das in einer Nachbildung auf uns gekommen ift, der 1903 in

Pamamos gefundene Hermes Propylaios, dieselbe Form zeigt. Nur n\ofern wih die Herme der Urania, wenn anders die Schilderung Lucians in der Panthea ESlauben verdient, von der des Hermes ab, als sie nicht wie dieser bereits von den Schultern, sondern erst voit den Hüften ab aus der menschlihen Gestalt in den viereckigen Hermen- haft überging. Lichtbilder einerseits der Aphrodite von Fréjus im Louvre, des besten Exemplars des sog. Vonus Genetrix-Typus, andrers seits des in Pergamon gefundenen Hermes Propylaios und einer Reibe von „Hüfthermen“ aus dem Museo Buoncampagno-Ludovisi in Rom unterstüßten die Ausführungen des Redners, die in der anschließenden Diskussion niht ohne Widerspruch blieben.

Der zweite Redner des Abends war Professor Dr. Brueckner. Sein Vortrag „Athbenische Friedhofstudien“ bildete eine Ver- vollständigung und Fortseßung des Berichts, den er in der leßten Winckelmanns-Sißzung der Gesellshaft (am 9. D-:zember 1907) über die vorjährigen Kusgrabungen bei der Hagia Triada zu Athen erftattet hatte. Der Vortragende legte zunächst eine Ergänzung des bekannten Grab- mals des 394 v. Chr. im Korinthischen Kriege gefallenen jungen Ritters Dexileos vor, die unter Verwertung älterer Fundberihte und neuer Aufnahmen des Herrn A. Struck in perspektivisher Ansicht durch Frau H. Kinch gezeihnet worden if. Das Monument, das sich zur Höhe von etwa 6 m erhob, bestand aus einem 2w hohen Rusticasockel und einer die Straßenecke im Bogen abfangenden Kalksteinwand mit vorspringenden Pfeilern; darüber lag der Marmorarchitrav auf, der als Akroter in der Miite der Wand das bekannte Relief trug, während über den Antenpfeilern jederscits eine Sirene angebraht war. Die eine davon, welche die Lyra spielt, ist bei den Srabungen 1863 wiedergefunden, aber in ihrem Zusammenhang bisher nit erkannt worden ; fie fügt sih in Maßen, Haltung und Stil auf den Oftpfeiler des Monumentes, zu deren Seite sle gefunden worden ist. Jhr Gegenüber auf dem anderen Pfeiler läßt sh nah einem Grabrelief des Berliner Museums als ente Sirene ergänzen. Sodann begründete der Vortragende die Vermutung, daß die ganze Friedhofs- anlage von einem Hieron der Artemis ausgegangen fei. Aus augusteischer und späterer Zeit sind Inschriften und andere Reste ge- funden, die beweisen, daß inmitten der Gräber ein Bezirk der Retterin- Artemis (‘4oreue Zórteipa) gelegen hat. Einzelne Skulp-

turen aber aus der Zeit des vierten vorristlihen Jahrhunderts und die Einheitlichkeit der ursprünglihen Friedhofsanlage führen auch für die ältere Zeit auf diese Vorausseßung, die durch die Tatsache be- stätigt wird, daß 10 au sonst in Athen und anderwärts an Artemis- - beiligtümer Friedhöfe angeshlofsen haben. Der Vortragende wies weiter nah, daß die attisden und böotishen Grabreliess vielfa die Verstorbenen auf dem Wege zu den Söttern des Jenseits dar- stellen. Der Vergleih mit Adoranten von gleichzeitigen Weibreliefs führt zur eung der Gtabreliefs in dem Sinne, daß es Sitte war, namentlich Jünglinge und Mädchen anbetend und Gaben darbringend auf ihren rabstiuen ersheinen zu laffen. Neuerdings sind in den alteniFen Museen auch zwei Grabsteine aufgetauht, deren Reliefs das Kind vor der Gottheit zeigen, die es im Jenseits behütct.

Vorderasiatische Gesellschaft.

Der Monat Dezember brate den Mitgliedern der Gesell- {haft zunächst nur als „vorläufige Nachrichten“ den sehn- lichst erwarteten Berit Professor Ras Wincklers über die Ausgrabungen in Boghaz-Köi im Sommer 1907: *) Neben dem tieferen Eindringen in die Kulturwelt des alten Orients, neben den führenden Kulturen der Euphrat- und Nilländer hat seit Beginn der 80. Jahre eine dritte die Aufmerksamkeit der Forshung erre zunähst durch bekannt gewordene Inschriften Schrift, die auf dem Boden Nordsyriens und Kleinasiens aufgetaucht war. Sie mußten, wie bald allgemein anerkannt wurde, mit dem Volke der Cheta oder Chatti in Zusammenhang gebracht werden, und man gewöhnte sich, sie mit Anlehnung an die Form, welche der Name in der Bibel hat, - als „hethitishe*“ zu bezeihnen. Die Fn- schriften zu entziffern ist seither troß allen darauf gewandten Scharf- finns noch nit geglückt, weil si{ch vorläufig die zur Genüge bekannten günstigen Bedingungen Bilinguen noch nit geboten haben, unter denen die Gntzifferung der ägyptischen und keilschriftlihen Urkunden gelungen ist. Dagegen wurden nah anderer Seite greifbare Grgebnifse erzielt. Aufmerksamer geworden auf Grwähnungen des Volkes der Chatti in ägyptishen und afsyrishen Inschriften, begann man dessen Bedeutung für die Geschichte Vorderasiens eingehend zu würtigen, sah die Denkmäler auf kleinasiatishem Boden si genauer an und fand, daß man es tatsächlich mit einem im w:sentlihen ganz

Kleinasien umspannenden, felbständigen Kulturkreis zu tun hatte. Die Hethiter gelten nunmehr als das Volk Klein- asiens, das seit dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeit-

rechnung auch in die Geshihte Syriens eingegriffen hatte, auf defsen Boden \sich dur Inschriften und sfonstige Denkmäler eine Durchfsezung der Bevölkerung mit hethitishen Elementen etroa vom 12. bis 8. Jahrhundert deutlih ergebe. Der berühmte: Fund von Tell-Amarra (aus etwa 1200 vor Chr.) brachte weiteres Liht. Die Bevölkerung des eigentlißen Chatti. Landes und eine mit ihr in engsten Beziehungen stehende andere, „Charti* oder „Mitani“ genannte, befand sich in der Tell. Amarnazeit im Besitze von Mesopotamien und Assyrien, mußte also eins bis an die Grenzen Babyloniens erobernd vorgedrungen sein. Eine fkürzlich aufgefundene babylonishe Urkunde bestätigt die Tatsache, daß die erste Dynastie des König- reichs Babylon, welcher um 2000 der große König Hammurabi ans gehörte, um 1809 durch einen Angriff der Chatti ihr Ende gefunden hatte. War diese Nahriht au die erste einigermaßen bestimmbare über das Auftreten von Staat und Volk der Chatti, so ging aus ihr und allen anderen Urkunden hervor, daß man den Mittelpunkt hethitisher Macht in Kleinasien zu suchen hatte. Wo dort, das blieb indessen zweifelhaft, denn die in ihrer großen Mehr- zahl aus dem Taurus stammenden Inschriften îin „hethitisher“ Schrift wiesen zwar auf diese Gegend, vermohten aber nit die Bedenken zu entkräften, daß hier, also mehr im südliher Teile Kleinasiens, der Mittelpunkt eines großen Reiches gelegen haben könne. So lenkten sih die Blike immer mehr dem im Herzen Kleinasiens gelegenen Kappodocien zu, aber mehr als eine unbestimmte Ahnung war das nicht, und am wenigsten würde in- diesem Stadium der Forshung jemand a! haben, die Hauptstadt des Chatti-Neiches dort zu suchen, wo sie später tatsächlih gefunden wurde. Die Auf- findung weiterer Denkmäler follte auf die rechte Spur leiten. Fast [leihzeitig mit der Tell - Amarna - Urkunde wurden auch in SOUN gefundene Tontafeln in Keilschrift bekannt, als deren Fundfstätte sich der 3 Stunden östlih von Kaisarije (dem alten Caesfarea) gelegene Ruinenhügel Kül-tepe herausstellte. Diese Tafeln wurden gelesen, und fie erwiesen den Einfluß der Kultur der Keil- \chriftenländer in Kleinasien und, zusammengestellt mit den in Tell- Amarna gefundenen kleinasiatishen Briefen an den Pharao, die inter- efsante Tatsache, daß auch der Großkönig von Chatti und andere klein- afiatische Könige sich der Keilschrift im internationalen Verkehr bedient und babylonisches Schriftwesen für Kleinasien die gleihe wichtige Rolle gesvielt hatte, wie nah Maßgabe der Tell-Amarna- und anderer Funde für Palästina und Syrien. Es kam hiermit für die Forshung ein wichtiger Grund in Wegfall, die Landeshaupt- stadt und den Siß des Herrschers gerade in dem Gebiet zu suchen, das die meisten hethitishen Inschriften enthielt. Die Ruinen von Boghaz-Köi, ganz im Herzen Kappadoziens gelegen, waren in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts durch Texier bekannt und später durch Perrot eingehender gewürdigt worden. Jn weiterer Folge hatte Humann durch Aufnahme eines Stadtplans alles getan, was ohne Ausgrabungen zur Kenntnis von der Stadtanlage geschehen konnte. Troßdem war es kaum irgendwo zur Anerkennung ge- kommen, daß man es ‘hier mit den Resten einer großen Stadt zu tun hatte. Dieser Eindruck eines für orientalishe Ver- hältnisse gewaltigen Stadtgebietes konnte nur an Ort und Stelle empfunden werden. Profeffor Winkler war durch die Berichte von Chanire aus den 90er Jahren, der hier Tontafelstückhen mit Keil- {rift gefunden hatte, sowie von anderen Besuchern Leutnant Shäfer und Dr. W. Belck auf Boghaz-Köi ‘und auf Erfolg verheißerde Ausgrabungen an dieser Stelle aufmerksam geworden. Auf feine Darlegungen hin stellte Baron Wilh. von Landau die Mitiel zu einer Erkundungsreise“ zur Verfügung, - die im Oktober 1905 von Professor Winckler in Begleitung von Th. Makridy Bey von der Verwaltung des Ottcemanis Museums ausgeführt wurde. Der Eindruck beider Herren von der außergewöhnlihen Be- deutung des Playes war der denkbar afinsligste. Vor allem jedoch eröffneten fich ihnen anscheinend sichere Aussichten auf eine bedeutende epigraphische Ausbeute; denn es wurden ihnen in den drei Tagen ihres Aufenthalts einige dreißig Bruchstücke von Tontafeln gebracht, sämtlih zumeist unter ihren Augen im Geröll der größten von drei im Stadtgebiete gelegenen, befestigten Bergkuppen gefunden. Einige davon sahen den aus dem fragwürdigen Lande. „Mitani“ \tammenden Tontafeln des Tell-Amarna-Fundes sehr ähnlich. Da den Forshern von zuverlässiger Seite au von gelegentlichen anderen Funden crzählt wurde, faßten sie den Plan zu auétführlichen Untersuhungen im nächstfolgenden Sommer. Nach Berlin zurückgekehrt, gelang es Pro- [ejlor Winckler, von der VorderasiatisGen Gesellshaft und einigen hrer Mitglteder Mittel zu einer cingehenderen Nahgrabung zu bes schaffen. Sie hat im Sommer 1906 stattgefunden und als erstes Ergebnis die Bestimmung des Ortes und seiner Bedeutung als: einer großen Stadt fowie eine reite Anzahl von Urkunden eines Staatsarchivs gebracht. Da aber diese Fundstücke durchaus niht erschöpft ienen und auch andere augen am Orte sih zur Lösung aufdrängten, \o gebot fich eine Fortseßung der UntersuHunger" mit verstärkten Mitteln. Diese stellte nunmehr die Deutsche Orientgesell- {haft zur Verfügung, während zugleich das Deutshe Archäologische Institut si bereit erklärte, den arhäologishen Teil der zu lösenden Aufgaben zu übernehmen. So ausgerüstet konnte im Sommer 1907 aufs neue und mit der Zuversiht ans Werk gegangen werden, wenigstens den größern eil der gestellten Auf- gaben zu erledigen. “Die Ausgrabungen O sowohl 1906 als 1907 als Unternehmungen des Ottomanishen Museums ausgeführt worden, Th. Makridy Bey war als ihr Leiter bestellt worden. Seinen hervor-

*) Vergl. Nr. 114 d. Bl.

t, in einer rätselhaften, hieroglyphenartigen-

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ragenden Eigenschaften, seiner freundwilligen Unterstüßung zollt Pro- fefor Wincklex ebenso warme Anerkennung als S Dank. Ueber die Bedeutung der neuen Aufshlüfse und Funde teilte Professor Winckler folgendes mit«e- Bei Schluß der 1906er ampagne hatte er zusammenfafsend die Ergebnisse so ge- hildert: „Oestlih vom Halys liegen die Ruinenstäiten von oghaz-Köi und Ueyük mit ihren alten Tempelanlagen, in denen Mittelpunkte eines Staates zu vermuten sind, wahrscheinlich des- selben, der in der Tell-Amarna-Zeit als Arsawa (Arsawe) bezeichnet wird, und die aus Kleinasien stammenden Schreiben des Chatti- Königs unter den Tell-Amarna-Briefen in babylonisher und zwei in einer eigenen Sprache legen die Wahrscheinlihkeit nahe, daß letztere Sprache identish ist mit der von Tontafelstücken aus Boghaz-Köi.* Professor Winckler hatte somit vor Antritt seiner Reise i. J. 1907 in Boghaz - Köi nur die Hauptstadt des Staates Arsawa vermutet; ‘daß es die Hauptstadt des mächtigen Chatti- Reiches selbst war, diese Ueberzeugung hat erst eine Urkunde gebracht, die auf halbér Höhe des am Abhange des Böyük-Kale, des höchsten der drei befestigt gewesenen Burgberge, - bergauf geführten Grabens gefunden wurde; denn diese Urkunde enthält in Keilshrift und babylo- nischer Sprahe den auf den Wänden des Tempels von Karnak ein- gegrabenen, lange bereits bekannten Bündnisvertrag, den Ram£zs I[. (1348—1281) und der Chatti-König Hattusil geshlofsen hattèn.- Wie anders konnte diese Abschrift des Vertrags hierher kommen, als dadur, daß auf dem Burgberge dereinst das Staatsarhiv des Chatti. Reichs stand und alle die Hunderte von Tontafeln, die man, je höher hinauf- kommend, in um so größeren Stücken aus dem Graben zog, Bestand- teile dieses Staatsarhivs waren? Das Erhaltene ift hier ebenso wie an einer zweiten Fundstelle, einem ehemaligen Tempel, offenbar nur ein verschwindend kleiner Teil des ursprünglich Vorhandenen und ganz wie bei der berühmten Bibliothek des Affsyrerkönigs Asurbanipal von Kuyvndschik müssen die Urkundenschäße in ihrer Masie als verloren

gelten. Indessen, soviel davon auch in Verlust gèraten sein mag, das Verbliebene, bisher Gefundene und Entzifferte, bildet noch einen Schaß hochwichtiger, geschihtliher Dokumente,

der viel Licht verbreitet über die Geschichte Kleinasiens und Syriens eiwa für die Jahrhunderte von 1500 bis 1100 "vor unserer Zeit- rechnung “und in vielen Punkten die metkwürdigsten Aufschlüfse gibt, ¿. B. über die biblischen Wanderungen (der Abrahamleute nah Palästina und Aegypten, der Israeliten aus Aegypten), die in einem völlig neuen Lichte ersheinen, weil man nah diesen Urkunden in zahl- reihen anderen Fällen unzufriedene Bevölkerungen \sih ihre Touanie in offenftehendem oder {lecht veiteidigtem Lande eines anderen Ober- herrn suchen sieht. Ein seltsames Zusammentreffen bleibt es unter allen Umständen, daß an 1äumlih so weit voneinander entfernten Punkten wie TeU-Arnarna in Oberägypten und Boghaz-Köt in Klein- asien, aber in einander so nahen Zeiten wie 1887 und 1907, wichtige Urkundenfunde gemaht worden sind, wovon die einen für die andern Zeugnis ablegen, die einen erklären, was nach den andern noch zweifelhaft blieb, während beide vereint Einblicke in interessante politishe und höfische Verhältnisse, vor allem aber in die Kultur- welt einer fernen Vergangenheit geben, über der bis vor kurzem rioch dihte Schleier lagen. Allerdings ist es auch als eine überaus glüdlihe Fügung anzusprehen, daß. die Sprache der damaligen Diplomatie, wie für die Diplomatie der Gegenwart das Französische, einheitlich bei Aegyptern, Affyrern, Babyloniern und Hethitern war. Wäre ein größerer Teil der in Boghaz-Kdöti gefundenen Ton- tafeln stati mit der von unseren r tri verhältnismäßig leicht gelefenen babylonish-afsyrishen Keilshrift und Sprache in hethitisher Sprache in Keilschrift, wie es mit einem Teil der Fall ift, oder gar mit bethitisher Hieroglyphenschrift geschrieben, dex jeßt vorliegende Erfolg der Entzifferung hätte lange auf warten lafsen. Denn es fei hier gleich gesagt, Las ¿war die Kenntnis des Hethitischen, soweit in Keilshrift geschrieben, durch die Funde von Boghaz-Köi große Förderung erfahren hat, weil ein Teil der Urkunden den gleihen Stoff in Afsyris und Hethitish behandelt, daß die Ents rätselung dieses Idioms jedoch noch immer in den Anfängen \teckt und große Schwierigkeiten bereitet, während zur Enträtselung der hethitishen Hieroglyphenschrift, die sich in Boghaz-Köi selten fand U B. an etnem Königssiegel neben einer Keilschriftlegende, aber in Car abgebröckeltem Zustande) sich noch keinerlei Aussichten geboten aben.

Es können an dieser Stelle zur Charakteristik der hethitishenUrkunden von Boghazj-Köi aus dem umfangreihen Wincklershen Bericht nur einige Proben gegeben werden: Wie die Stadt im Altertum hieß, die Siß eines Großkönigs war, der mit den Höfen von Theben, Babylon und Affur Briefe wechselte, konnte aus den erst gefundenen Urkunden auf Grund eines eigentümlihen Gebrauches in der Benennung nicht leiht ermittelt werden. Die ständige Bezeichnungêweise der Länder in den Urkunden ist „Land der Stadt NN.“. Land und Stadt führten somit den gleihen Namen, und da ih der Name Chatti für Land und Volk bäufig fand, war anzunehmen, daß auch die Hauptstadt \o

genannt wurde. Später gefundene Urkunden haben diese Folgerung bestätigt. Sie sprechen auch von der Stadt „Chatti* und von ihrem Hauptgott Teshub, der als eine

Da ottheit“ der hetbitishen Völker {on bekannt war. Drei ethitische Könige kannte man {hon aus dem Bündnisvertrage mit Ramses I[. an dea Wänden des Tempels von Karnak. Hattufil hieß der Zeitgenofsse Ramses? I1. und der Unterzeichner jenes Vertrages. Von ihm fanden si besonders viele Urkunden, namentlih im östlichen Anbau eines großen Gebäudes, das vermutlich der Haupitempel war und Urkunden aus der Zeit von sieben Königen barg, welhe fünf Generationen darstellen. Danach war der Großvater Hattufils der Begründer der Dynastie, der erste „Großkönig“ von Chatti; er hieß Subbiluliuma. Im Tell-Amarna-Funde ist ein Brief des Pharao Amenophis II1. an ihn vorhanden. achfolger war sein Sohn Arandas und nah dessen kuriem Regiment defsen Bruder Mursil, auf den Mutallu, sein Sohn, folgte, der bald durch en Bruder Hattusfil erseßt wurde. Auch van seinem Urgroßvater spricht eine Urkunde Hattusils, wonach er Vasall eines anderen größeren Herrschers gewesen war, ehe das Großkönigtum an seine Familie überging. Hattusil, der fehr lange an ‘der Regierung“ blieb, ließ bei seinem Tode die Zügel des Reiches in den Händen seiner Gattin Puduchipa, die sich in die erung mit ihrem Sohn Dudhalta teilte. Es sind Briefe an diese Königin von NRamses Ll. und von setner Gattin Naptera vorhanden, von leßterer noch zu Leb- zeiten Hattusils. In diesem Briefe spriht die Gattin des großen Pharao der „Schwester“ auf dem Thron von Chatti ihre Freude über den [lüdlich zustande gekommenen Bündnisvertrag aus. Geht {on Lins die große Machtstellung des Chatti-Reiches hervor, so liefern eine Menge von Urkunden den. Beweis, wie ausgedehnt und machtvoll diese Herrschaft über eine große Zahl von Vasallenstaaten war und wie die Herrsher von Aegypten, Babylon (Karduniash) und Affyrien ex aequo miteinander verfehrten. Es liegt z. B. ein 160 Langzeilen umfassendes Schreiben an den jungen König von Babylon Kataschnan- buriash vor, in dem von Hattusil väterlicher Nat erteilt und ein wenig gegen Salmanafsar T. von Affyrien geheßt wird. Dieser Brief gibt dem „Bruder“ von Babylon auch Aufschluß über den mit Aegypten geschlofsenen Vertrag, und zwar auf Anfrage aus Babylon, auÿ werden auf eine Klage über Grenzräubereien Meeubloendé Versicherungen erteilt. Verhandlungen wegen ermordeter oder beraubter Geschäftsleute spielen in der diplomatischen Korrespondenz überhaupt eine große Rolle. Ge- wöhnlich werden die Vasallen als die Schuldigen erklärt, aber Abhilfe und Bestrafung der Schuldigen zugesagt. So groß in der ges über welhe die Tontafeln von Boghaz-Köt berichten, die Macht des Chatti-Reichs auG noch war, o deutlih zeigt die Regtierungszeit Hattusils {hon einen Rückgang. Die aufsteigende Mat war damals unter Salmanafsar 1. Affsyrien; freromas nur während der Herrschaft dieses fkraftvollen Königs. ie Regierung des Nachfolgers von Dudhalia, Großkönigs von Chatti (der mit seiner eigenen Schwester verheiratet war), Arnuanta, fiel ebenso mit dem großen Machtrückgange Affsyriens als mit einer Zeit der Ohnmacht Aegyptens (1250——1150) zusammen. Aus dieser Zeit versagen die Chatttiurkunden vollständig, vermutlih, weil das Gebiet der hethis

tischen Völker Einflüssen von Ost und Süd um diese Zeit