1908 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Tiere unterzubringen und längstens innerhalb 4 Tagen abzu-

achten.

uwiderhandlungen unterliegen der Strafbestimmung des

96 Ziff. 4 des Reichsviehseuchengeseßes und des 8 328 des trafgeseßbuches für das Deutsche Reich.

Die Bekanntmachung tritt am 1. Oktober 1908 in Kraft.

Von dem gleichen Zeitpunkte an werden die Bekanntmachung vom 17. Januar 1908 Nr. 1061 (Geseßz- und Verordnungsblatt S gu und alle sonstigen entgegenstehenden Verfügungen auf- gehoben. München, den 25. September 1908. Königliches Staatsministerium des Fnnern. von Brettreich.

Königreich Preußen.

Ministerium für Landwirtishaft, Domänen und Forsten.

Dem Domänenpächter Ernst Dubke zu Ratsh im Regierungsbezirk Oppeln ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der philosophischen Fakultät der Universität zu Bonn, Professor Dr. Carl Kippen- berger, Abteilungsvorsteher am Chemischen Jnstitut daselbst, ist zum außerordentlichen Professor in derselben Fakultät und

der bisherige Privatdozent in der philosophischen Fakultät der Universität zu Marburg Dr. Lan Köppe zum außer- ordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Dem Dozenten an der Königlichen Technishen Hochschule in Aachen Dr. Richard Passow is das Prädikat Professor beigelegt worden.

Königliche Friedrih Wilhelms-Universität. BeränuntmaGung.

Die Immatrikulationen bei der hiesigen Universität für das kommende Winterhalbjahr beginnen am 6. Oktober und \chließen mit dem 5. November d. I.

Jeder, der immatrikuliert zu werden wünscht, hat sch zuvor bet dem Pförtner der Universität mit einer Zulassungskarte zu ver- sehen. Ort und Stunde der Immatrikulation wird bei dieser Gelegen- heit mitgeteilt werden.

Behufs der Immatrikulation haben vorzulegen, undzwar sämtliche Zeugnisse im Original:

1) die Studierenden, welche die Universitätsstudien erft beginnen: i Í

a. Angehörige des Deutschen Reichs: Dasjenige Reife- zeugnis einer höheren Lehranstalt, welhes für die Zulaffung zu den ihrem Studienfah entsprehenden Berufsprüfungen in ihrem Heimat- staate vorgeschrieben ist. Genügt nah den bestehenden Bestimmungen für ein Berussstudium der Nachweis der Reife für die Prima einer neunstufigen höheren Lehranstalt, so reiht das auch für die Immatri- kulation aus. _

b. Ausländer: Ausreichende Legitimationspapiere, Paß usw. und amtliche Zeugnisse über die erlangte Schulbildung.

2) Die Studierenden, welhe von einer anderen Uni- versität kommen: Die zu 1 geforderten Zeugnisse und ein Ab- gangs8zeugnis von jeder der früher besuchten Universitäten.

3) Außerdem hat jeder eine sorgfältig ausgefüllte Personalkarte mit den Zeugnissen abzugeben. Formulare sind bei dem arp zu haben. 7

onstige männlihe Angehörige des Deutschen Reichs,

welche ein Reifezeugnis niht erworben, jedoch wenigstens das-

jenige Maß der Schulbildung erreiht haben, welches für die Er-

langung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst vor-

eschrieben ist, können mit besonderer Erlaubnis der unterzeihneten

ommission auf vier Semester immatrikuliert und bei der philo- \sophishen Fakultät eingetragen werden.

Die bezüglichen Gesuche sind unter Beifügung der Zeugnisse persôönlich an den Unipersitätssekretär abzugeben. Formulare zu den- selben können bei dem Oberpedell in Empfang genommen werden.

Neichsinländerinnen dagegen, im Falle sie niht das Reife- zeugnis bezw. das Zeugnis der Reife für die Prima besißen, sowie Ausländerinnen in allen Fällen bedürfen zur Immatrikus [lation der Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Die Gesuche, denen alle Zeugnisse beizufügen sind, sind im Zimmer Nr. 8 der Universität abzugeben.

Berlin, den 21. September 1908.

Die Immatrikulationskommission.

J. V.: H. A. Schwarz. Daude.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee. Katholishe Militärgeistliche. 22. September. Lic. v. Krzesinski, Div. Pfarrer der 7. Div. in Magdeburg, zur 1. Div. nah Königsberg t. Pc., Vaassen, Div. Pfarrer der 13. Div. in Münster, zur 15. Div. nah Cöln, verseßt. Pingel, Div. Pfarrer der 1. Div. in Königsberg i. Pr, infolge Uebernahme? der Zivilpfarrei in Marienburg i. Westpr. aut-

geschieden. Beamte dex Militärverwaltung.

Durch Allerhöchften Abschied. 14. August. Engel- hardt, Professor, etatsmäß. Zivillehrer an der Mlitärtehnischen Akademie, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 14. Seps tember. Kühn, Oberintend. Sekretär von der Intend. des XVIIL. Armeekorps, zum Geheimen erxpedierenden Sekretär und Kalkulator im Kriegsministerium ernannt. Köhler, Baurat, Militärbauinsp. in Spandau IV, als technischer Hilfsarbeiter zur Intend. des XVII. Armee- korps, Othmer, Militärbauinsp., techntis{her Hilfearbeiter in der Bauabteil. des Kriezsministeriums, in die Vorstandsstelle des Militärbau- amts Spandau 1V, Schettler, Militärbauinsyp. in Karlsruhe, zur Intend. der militärishen Institute unter gleichzeitiger Komman- dierung als technischer Hilfsarbeiter in die Bauabteil. des Kriegs- ministeriums, zum 1. Januar 1909 versetzt.

15. September. Sonnenschein, Unterzahlmstr,, zum Zahlmftr. beim Gardekorps ernannt. Dahms, Proviantamtsassist. der Schußtruppe für Südwestäfrika, mit dem l. Oktober 1908 in der Heeresverwaltung wiederangestelt und dem Proviartamt in Stolp i. Pomm. jzugeteilt. Eichem, Lazarettverwalt. Insp. auf Probe in Müllheim i. B., zum Lazarettverwalt. Insp. ernannt

16. Sevtember. Boegelsack, Proviantamtsassist, in Jüter- bog, nach Berlin verseßt. Scchley, Oberzabhlmstr. vom I. Bat. 8. Bad. Inf. Negis. Nr. 169, Scholz, Oterzablmstr von der IT. Abteil auf ihren Antrag mit Pension in den Nubestand versetzt.

17. September. Hilfslehrer am Kadettenhause in Oranienstein bzw. Naumburg, zu

Oberlehrern des Kadettenkorps ernannt. Hofediß, Oberzahlmstr. von der Oberfeuerwerkershvle, auf seinen Antrag mit Penfion in den

Nuhestand versetzt. : 18. September. Keim, Regierungsbaumeister in Königsberg i. Pr., mit dem 1. Oktober 1908 unter Ueberweisung als technisher

Hilfsarbeiter zur Intend. 1. Armeekorps zum Militärbauinsp. ernannt.

Königlich Sächfische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, i A rungen und erte unge Im Beurlaubtenstande. 14. September. Fischer, Königl. württemberg. Lt. a. D., zuleßt im Inf. Regt. König Wilhelm T. (6. Württemberg.) Nr. 124, in der Armee angestellt, und zwar als Lt. der Res. des 1. Trainbats. Nr. 12 mit einem Patent vom 27. Januar 1901 unter gleichzeitiger Kom- mandtierung zur Dienstleistung bei diefem Bat. vom 1. Oktober d. J. ab auf ein Jahr.

23. September. Befördert: Einert, Oberlt. der Landw. Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks T Leipzig, zum Hauptm. ; die Vizefeldwebel bzw. Vizewachtmeisler: Mehner (Freiberg), zum Lt. der Ref. des 1. Jägerbats. Nr. 12, Zer\ch (I1 Leipzig), zum Lt. der Nes. des Karab. Negts., Uhlemann (I1 Leipzig), zum Lt. der R des 2. Ulan. Negts. Nr. 18, Müller (Il Leipzig), zum Lt. der Re des 8. Feldart. Regts. Nr. 78.

y. Malortie, Lt. a. D., zuleßt im Gardereiterregt., als Lt. der Nes. des 3. Ulan. Regts. Nr. 21 Kaiser Wilhelm 11., König voù Preußen mit einem Patent vom 17. August 1904 wiederangestellt und vom 1. Oktober d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei diesem

Regt. kommandiert.

Abschied3bewilligungen. Im Beurlaubtenstande. 23. September. Der Abschied bewilligt: Zimmer, Lt. der Res. des 1. (Leib-) Gren. Regts. Nr. 100, wegen überkommener Feld- und Garnisondienstunfähigkeit, Dees (T Leipzig), Hauptm. der Landw. Inf. 1. Aufgebots, diesem mit der Erlaubnis zum Tragen der Landw. Armeeuniform, Dietrich (Zwickau) Hauptm. der Landw. Feldart. 1. Aufgebots, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots mit der Erlaubnis zum Tragen der Landw. Armeeunt- form, Dommer (Auerbach), Täger (Bauten), Oberlts. der Landw. Inf. 2. Aufgebots, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, Herzog (I Dresden), Oberlt. der Landw. Inf. 2. Aufgebots, wegen überkommener han und Garnisondienstunfähigkeit, Reuter (Anna- berg), Lt. der Landw. Inf. 2. Aufgebots, behufs Ueberführung zum Landsturm 2 Aufgebots.

Im Sanitätskorps. 23. September. Die Oberärjzte: Dr. Xyl ander beim 1. (Leib-) Gren. Regt. Nr. 100, zum Stabs- und Bats. Arzt des I1. Bats. dieses Regts. ernannt, Dr. Th oms\chke beim 12. Inf. Regt Nr. 177, zum Stabs- und Bats. Arzt des IL. Bats. Fußart. Regts. Nr. 12 ernannt und unterm 30. “d 1 tember d. J. von dem Kommando zur Diakonissenanstalt in Dresden enthoben, Dr. Jaehne beim 4. Inf. Regt. Nr. 103, unterm 30. September d. J. von dem Kommando zum Stadtkrankenhaus in Dresden-Friedrihstadt enthoben und zum 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm Il. von Württemberg, Scholz beim 10. Inf. Regt. Nr. 134, unterm 30. September d. J. von dem Kommando zum Stadtkrankenhaus in Plauen enthoben und zum 1. Train- Bat. Nr. 12, verseßt, Dr. Pehsche beim 9. Inf. Regt. Nr. 133, unterm 1. Oktober d. J. zum Krankenftift in Zwickau kommandiert, Flade beim 7. Inf. Negt. König Georg Nr. 106, unterm 30. Sep- tember d. J. von dem Kommando zum Diakonissenhaus in Leipzig enthoben und zum 2. Feldart. Regt. Nr. 28 verseßt, Dr. Comberg beim 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Fran Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, unterm 1. Oktober d. J. zum 10. Inf. Regt. Nr. 134 verseßt und zum Stadtkrankenhaus in Plauen, Dr. Streit- berger beim 2. Feldart. Regt. Nr. 28, unterm 1. Oktober d. J. zum 7. Inf. Regt. König Georg Nr. 106 verseßt und zum Diakonifsenhaus in Leipzig, Dr. Müller beim 1. Trainbat. Nr. 12 unterm 1. Oktober d. I. zum 12. Inf. Regt. Nr. 177 verseßt und zur Diakonifsenanstalt in Dresden, Dr. Beutler beim 4. Feldart. Negt. Nr. 48, unterm 1. Oktober d. I. zum 4. Inf. Negt. Nr. 103 verseßt und zum Stadtkrankenhaus in; De riftadt, kommandiert, Dr. Langbein ‘beim 6. Inf. Regt. ‘Nr. 105, König Wilhelm Ik. von Württemberg, zum Karab. Regt. versetzt.

Dr. Hofmann, Assist. Arzt beim 3. Feldart. Regt. Nr. 32, zum Oberarzt befördert und zum. 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, verseßt. Thaladcker, Unterarzt beim 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, zum Assist. Arzt befördert. Dr. Machate, Gen Oberarzt und Div. Arzt der 4. Div. Nr. 40, unter Verleihung des Charakters als Gen. Arzt, mit Pension und_ der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform, Dr. Schütte, Oberarzt der Landw. 1. Aufgebots im Landw. Bezirk T1 Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Allerhöchsten Beshluß. 11. September. Becker, Morgner, Kanzleiräte im Kriegsministerium, Müller, Kanileirat von der Intend. XIX. (2. K. S.) Armeekorps, der Charakter als Rechnungsrat beigelegt.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 12. Sep- tember. Bucher, Stabsveterinär der Landw. 2. Aufgebots im Landw. Bezirk Zittau, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Auf- gebots der Abschied bewilligt.

17. September. Berger, Kaserneninsp. auf Probe in Leipzig, unterm 1. Oktober d. J. zum Kaserneninsy. ernannt. JFährig, Förster auf Probe auf dem Truppenübungsplaz Königsbrück, unterm 1. Oktober d. I. als Förster angestellt.

19, September. Wünsche, Oberiatend. Sekretär von der

Intend. der 1. Div. Nr. 23, Zieger, Intend. Sekretär von der Intend. XII. (1. K. S.) Armeekorps, unterm 1. Oktober d. J. gegenseitig verseßt. Sunkel, Proviantamtskontrolleur in der Schußz- truppe für Südwestafrika, unterm 1. Oktober d. J. in der Heeres- verwaltung, und zwar beim Proviantamt Leipzig, wiederangestellt. _ 29. September. Klemm, Timmler, Unterapotheker der Nes. im Landw. Bezirk 11 Leipzig, zu Oberapothekern des Beurlaubten- standes befördert. Dr. Schneemann, Oberapotheker der Landw. 1. Aufgebots im Landw. Bez. 11 Dresden, der Abschied bewilligt.

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Nichtamfliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29, September.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Jagdhause Rominten den Vortrag des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller.

Urlaub zurückgekehrt und hat die Dienstgeschäfte wieder über- nommen.

Der Kaiserlihe Gesandte in Athen, Wirklihe Geheime

willigten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Kaiserlihen Gesandtshaft von dem

Feldart. Regts. von Clausewiß (1. Obers(hles.) Nr. 21, !

Dr. Müller, Dr. Hinze, wissenschaftliche | L ' ift vom Urlaub zurückgekehrt.

Legationsrat Dr. Haniel von Haimhausen geführt.

Der Präsident des Königlih preußishen Statistischen Landesamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Blenck

Der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke ift vom '

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Großherzoglich hessishe Ministerialrat Dr. Beer ist in Berlin angekommen.

Der dänische Gesandte von Hegermann-Lindencrone hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der oie von S.cavenius die Geschäfte der Gesandt-

aft.

Vayern.

Jhre Majestäten der König und die Königin von Spanien sind, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag von Paris in München eingetroffen und von Seiner König- lihen Hoheit dem Prinz-Regenten, den Prinzen und Prin- zessinnen des Königlichen Hauses, den Staatsministern und den Spißen der Behörden feierlih empfangen worden. Nah der Begrüßung und dem Abschreiten der Front der Ehren- kompagnie durch Seine Majestät den König Alfons und Seine Königliche Hoheit den Prinz-Regenten fuhren die hohen Herr- schaften nah der Residenz. Am Nachmittag unternahm das spanische Königspaar eine Rundfahrt durch die Stadt, und gegen 6 Uhr be- gab 1h Seine Majestät der König nah dem Rathause, wo ein offizieller Empfang durch die städtishen Körperschaften stattfand. Abends war zu Ehren des Königs und der Königin in der Residenz Que Hoftafel, bei der Seine Königliche rdA der Prinz-Regent einen Trinkspruch auf seine hohen Säste ausbrachte, in dem er die Ueberzeugung aussprach, daß sih durch diesen Besuch die Beziehungen witd den beiden Herrscherhäusern noch inniger gestalten werden. Seine Majestät der König von Spanien dankte in seiner Erwiderung für den großartigen Empfang und sprach ferner, zugleih im Namen der Königin, seinen Dank dafür aus, daß der Prinz-Regent die Gnade gehabt habe, die Patenstelle bei seinem zweiten Sohne zu übernehmen. s

Oesfterreih-Ungarn.

Die Erwiderung Oesterreih-Ungarns auf die französish-spanishe Marokkonote ist dem französischen und dem spanishen Botschafter in Wien gestern zugegangen. Sie lautet, der „Wiener Politishen Korrespondenz“ zufolge, in allen wesentlihen Punkten zustimmend, betont aber die Notwendigkeit eines solidarishen Vorgehens Europas in der marokkanischen Frage.

Großbritannien und Jrland.

Wie das „Reutershe Bureau“ meldet, hat die Regierung Bulgarien mitgeteilt, daß sie der Meinung sei, die Fortdauer der Beseßung der Orientbahn lasse sih niht reht-

fertigen. Frankreich. _

Die Regierung hat über den Zwischenfall von Casas blanca einen Bericht von dem General d’Amade einge- fordert. Sobald die Antwort d’Amades eingetroffen ist, wird die Angelegenheit, einer offiziósen Meldung zufolge, den juristishen Beiräten des Ministeriums des Aeußern unter-

breitet werden. Rußland.

In den baltishen Provinzen ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, der Kriegszustand aufgehoben und der verstärkte Schuß eingeführt worden.

Ftalien.

Der russishe Minister des Aeußern Jswolski ift, „W. T. B.“ zufolge, gestern in Desio eingetroffen und auf in hu al vom Minister des Aeußern Tittoni empfangen worden.

Die „Agencia Stefani“ veröffentliht den Text der Note, betreffend Marokko, die am 26. d. M. dem franzö- sishen und dem spanischen Geschäftsträger übergeben worden ist. Die italienishe Regierung schließt sih vollständig dem Gesichtspunkt der französishen und spanishen Regierung an, daß es nämlich wünschenswert ist, bei dieser Gelegenheit gegenüber Marokko die Solidariiät und das vollkommene Einvernehmen aller Mächte zu betonen. Bezüglich der Garantien, von denen die Anerkennung des neuen Machsen abhängig gemacht werden soll, hält auch die italienishe Regierung die formelle Erklärung Mulay Hafids (eine Erklärung, die übrigens {hon abgegeben worden ist), daß er allen Vorschriften der Akte von Algeciras Folge leisten werde, für durhaus notwendig, darin cinbegriffen die unter Zustimmung der Mächte Frankreih und Spanien besonders erteilte Befugnis zur Ueberwachung des Meeres, um den Waffen- shmuggel zu verhindern, wie auch alle Anwendungsbestim- mungen, die in der genannten Akte vorgesehen sind, und die sih daraus ergebenden Folgen. Die Annahme aller anderen Verträge und Abmachungen, welche die früheren Sultane mit den Mächten geschlossen haben, seitens des neuen Sultans müßte ebenfalls gesihert scin, und dies kraft der Regeln des Völkerrehts über die Pflichten, die den Souveränen und Re- gierungen obliegen, die die Nachfolger von beseitigten Souveränen und Regierungen sind. Die italienishe Regierung ist der Meinung, daß der neue Sultan weder im Jnnern seines Reiches noch gegenüber den Mächten irgendwekchen Zweifel bezüglih feines festen Entschlusses bestehen lassen dürfe, die internationalen Pflichten zu achten, die sih für ihn aus der Tatsache seiner Thronbesteigung ergeben. Sie ist der Meinung, daß es auch angemessen sein würde, in einem mit den Interessen aller Mächte einshließlich Frankreich und Spanien zu vereinbarenden Maße dem neuen Sultan von jeßt ab seine Aufgaben zu erleihtern im Hinblick auf die Schwierigkeiten, die sih aus der inneren Lage Marokkos der unmittelbaren Erfüllung aller dieser Verpflichtungen entgegen-

stellen. Schweiz.

Die Jnternationale Vereinigung für geseßlichen Arbeitershuß is gestern im Rathause zu Luzern zu ihrer 5. Generalversammlung zusammengetreten. Die wachsende Ausdehnung und innere Kräftigung der Vereinigung zeigt sich in der großen Zahl der vertretenen Regierungen und Sektionen. Sämtliche europäishen Staaten, außer Bortitgal

Nat Graf von Arco-Valley hat einen ihm Allerhöchst be- | und den Balkanländern, haben, wie das „W. T. B.“ meldet,

amtliche Delegierte, Sektionsvertreter und Gäste entsandt, ferner die Vereinigten Staaten von Amerika, Japan und der Papst.

Aus Deutschland sind Delegierte des Reichs, der Regierungen -

von Preußen, Sachsen und Baden und 16 Vertreter der Ge- can für soziale Reform unter bag ihres Ehrenvor- thenden, Staatsministers a. D. Freiherrn von Berlepsch, er-

schienen. Nach Begrüßungen durch den Präsidenten der Ver-

einigung, Landammann Scherrer (St. Gallen), and den Schultheiß von Luzern wurden fünf Kommissione; gebildet zur Vorberatung folgender Gegenstände: Finanzen (und Ver- waltung, Bekämpfung gewerblicher Gifte, Kinder- ind Heim- arbeit, Maximalarbeitstag und Vollzug des Arbeterschußes, internationale Unfallversicherung.

N Bulgarien.

Der österreichish-ungarishe Geschäftsträger irSofia Graf Czernin hat, nah einer Meldung des „K. K. Lelegraphen- Korrespondenzbureaus“, vorgestern bei der bulgirischen Re- gierung im Auftrage der österreichish-ungarischn Regierung in der R eit der Wegnahme der balgarischen Strecke der Orientbahn protestiert. Diesen Proteste hat Fa estern auch der deutsche diplomatischeAgent ange- losen und die Forderung des Grafen Czernix auf Heraus- gabe der ostrumelishen Bahnstrecke sowie auf Herstellung des st atus quo ante unterstüßt. A

Die „Politishe Korrespondenz“ erhält on zuständiger bulgarischer Seite eine Mitteilung, nah der /die bulgarische Regierung entschlossen ist, die durch die Betrie)sübernahme der Orientbahnstrecke entstandenen Differenzen einer beide Teile befriedigenden Lösung zuzuführen unter gewissethafter Schonung der Rechtsansprüche aller in Betracht kommet1den Jnteressenten. Als wahrscheinlichste alb gilt allgemein eine gütlihe Ab- lôsung des der Betriebsgesellshaft der Orienbahnen zustehenden Exploitationsrehts durch fkäuflihen Erwe/b seitens des bul- garischen Staats.

Dänemark.

Die Session des Parlaments is gestern eröffnet worden. Vom Landsthing und Folkething wurden, „W. T. B.“ zufolge, die bisherigen Präsidenten Steffensen und Thomsen wiedergewählt. A :

Von der linken Reformpartei und den Gemäßigten ist folgender Antrag bei dem Präsidenten des Folkething ein- gegangen :

Indem das Felkething der Trauer über das Unglück Ausdruck gibt, welches das Verbrechen Albertis über das Volk gebracht hat, be- \chließt es, den Willen auszuspreWen, an der Milderung der Folgen des Unglücks mitzuwirken und unter der Leitung etnes Ministeriums, das ih auf die Mehrheit des Folketh ings stüßt,j an den Aufgaben zu arbeiten, deren glücklihe Lösung das Volk erwartet.

Der vom Finanzminister heute im Folkething eingebrachte Budgetvoranschlag für das Rehnungsjahr vom 1. April 1909 bis 31. März 1910 gibt, obiger Quelle zufolge, die Einnahmen auf 94 054 239 Kronen und die Ausgaben auf 101 322 268 Kronen an, es ergibt sih somit ein Defizit von 7 268 029 Kronen.

In dem Finanzvoranschlage für das laufende Rechnungsjahr waren die Einnahmen auf 94 104 009 Kronen und die Ausgaben auf 95 193 000 Kronen veranschlagt worden, woraus sih somit ein Defizit von 1 089 000. Kronen ergab, das indessen infolge der vom Folke- thing vorgenommenen Bewilligungen auf 4 Millionen Kronen stieg. Während also die Einnahmen für das kommende Rech- nungsjahr nicht höher veranshlagt werden als im laufens den Rechnungsjahre, weisen die Ausgaben eine weitere Steigerung auf. Die Erhöhung der Ausgaben ift namentlich durch die zahl- reihen în der lezten Parlamentstagung angenommenen Geseßz- entwürfe über Beamtengehaltszulagen usw. veranlaßt worden. Im neuen Budgetvoranshlace werden die Ausgaben für das Kriegsministeruum auf 13252329 Kronen festgeseßt, die somit nur um 5000 Kronen erhöht werden, Die Ausgaben für das Marineministerium erfahren mit 8 290 901 Kronen eine Ver- mehrung um 345 000 Kronen. Der Reservefonds beträgt gegen- wärtig 17 897 011 Kronen. Die Einnahmen aus den direkten Steuern werden auf 15 161 0009 Kronen veranschlagt gegen 14 446 000 Kronen im Vorjahre. Die indirekten Steuern werden auf 64 306 100 Kronen geschäßt, wa3 ungefähr dem wveranshlagien Betrage des laufenden Rechnungsjahres entsyriht. Dabei werden u. a. ange- führt die Einnahmen aus den Einfuhrzöllen mit 38 176 000 Kronen, aus der Branntweinbrenneretabgabe mit 5 297 000 Kronen, aus der Biersteuer mit 6 277 000 Kronen. Am 31. März 1908 be- trug der Staatskassenbesiand 42 Millionen Kronen. Wenn hiervon das Defizit für das laufende Rehnungsjahr im Betrage von 4 Millionen Kronen und die Ausgaben für die leßten ge- nehmigten neuen Gesetzentwürfe im Betrage von 10} Millionen Kronen abgezogen werden, wird der Staatskaffenbestand am 31. März 1909 274 Millionen Kronen betragen. :

Die innere Staats\{uld wird am 1. April 1909 auf 88 Millionen Kronen und die äußere Staatss{@uld auf 166 Millionen Kronen ver-

anschlagt. Asien.

Die dreitägige Beschießung von Täbris ist, nah einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, ergebnislos verlaufen und hat die Schwähe und Untauglihkeit der Strafexpedition erwiesen, die sih aus Mannschaften wilder, niht geshulter Stämme zu- sammenseßzte. Beide Parteien haben sich mit der Bitte um Vermittlung an den russishen Konsul gewandt. Jn der Stadt herrshte großer Brotmangel, da die Zufuhr aus der Umgegend auf Befehl Ain ed Daulehs eingestellt worden ift.

Afrika.

Der frühere Kriegsminister Abdul Asis? El Gebbas ist, einem Londoner Blatt zufolge, zum Sgr von El Torres als Vertreter des Sultans für auswärtige Angelegenheiten in Tanger ernannt worden,

Nr. 39 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge- sfundbeitsamt3“ vom 23. September hat folgenden Inhalt: Arbeiten a. d. Kaiserl. G.-A.,, XXIX. Bd., 1. Heft (Ankündigung). Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Desgl. gegen Poden. Geseugebung usw. (Deutsches Reih. Kamerun.) Schlaf- krankheit. Tsetse. (Sachsen.) Mohnaufgüsse. (Württem- berg.) Gebrauchte Verbandstoffe. Nahrungsmittelhemiker. (Serbien.) Nahrungsmittel. (Canada.) Fleis 2c. in Büchsen. Tierseuhen im Deutschen Reich, 15. September. Desgl. im Aus- lande. Desgl. in Jtalien, 2. Vierteljahr. Maul- und Klauen- seuhe in der Shweiz. Tierseu@en in Rumänien, 2. Viertel- jahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuhen. (Preuß. Reg.- Bez. Posen.) Vermischtes. (Deutshes Reich.) Bevölkerungs- vorgänge in deutschen Orten mit 15000 und mehr Cinwohnern, 1907. (Bayern.) Tätigkeit der Knappschaftsvereine, 1907. Genick- starre, 1. Halbjahr. (Philippinen.) Aussaß, März. Geschenk- liste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deut|chen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Detgl. in deutschen Stadt- und Landbeztirken. Witterung. Beilage : Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungs- mitteln (Milch).

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Eine Konferenz der Arbeiter und Arbeiterinnen aus der StrickFeretindustrie Deutschlands wird am 25. Oktober in Apolda stattfinden. Die Tagesordnung der Konferenz weist, der „Rheinish- Westfälischen Zeitung“ zufolge, als wihtigsten Punkt die Frage der Tarifverträge auf ; serer soll darüber Beschluß gefaßt werden, ob es möglich ist, die gleihe Arbeitszeit in den verschiedenen Teilen des Deutschen Reichs anzustreben. Auch die Angelegenheit der Heim- industrie soll auf der Konferenz behandelt werden. /

Bei einer von den freien Gewerkshaften vorgestern in Barmen vorgenommenen Zählung wurden, der „Vossischen Zeitung“ zufolge, 1096 Arbe islose und 823 niht mehr vollbeshäftigte Personen er- mittelt. Von den ersteren ist etwa die Hälfte verheiratet.

; Wohlfahrtspflege.

Die 28. Jahresversammlung des Deutshen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit.

Nach der Jubelfeier des 25 jährigen Bestehens des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, die in Cassel in den Tagen vom 14. bis 17. September stattfand, ist am 17. und 18. Sep- tember in Hannover die 28. Jahresversammlung des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit abgehalten worden. Dieser Verein hat seit dem Jahre 1880, in dem er begründet wurde, eine bedeutsame Stellung im öffent- lichen Leben Deutschlands niht nur durch seine regelmäßigen Jahres- versammlungen, sondern auch durch die von ihm veranlaßten Unter- suhungen und herausgegebenen Berichte errungen, Er ist ein un- entbehrliher Ratgeber und das halbamtlihe Organ für fast alle größeren und mittleren Armenverwaltungen im Deutschen Reiche ge- worden und hat die Fortschritte des Armenwesens und der Gemein- Es überhaupt weit über Deutschlands Grenzen hinaus wesentli

efördert. Y Die diesjährige Op Pv Lng des Vereins in Hannover be- handelte am ersten Tage die wichtige R atlorae für die schul- entlassene Jugend". Der Referent Stadtrat Dr. Glum (Dort- mund) bezeichnete es als die Hauptsache, daß man die Jugend sih frei entfalten lasse und sie nicht zu viel \{Gulmeiftere, und erklärte es für zweckmäßig, daß neben den älteren konfessionellen Jugend- vereinen neue Vereine entstehen, in denen die kirhlihe Beeinflussung zurücktrete und die Jugend lerne, für fih selbst zu sorgen. Der Grund zur Erlernung der Selbstzuht und Selbstfürsorge müsse hon in der Volksschule, durch Erziehung der Knaben zu selbständiger, weck- mäßtger Verwendung ihrer Freizeit gelegt werden. Nah der Schul- entlafsung könne die obligatorische, politisch und kirchlich neutrale Fortbildungs\hule ein neues geeignetes Zentrum der Jugendfürsorge werden. Für die Zeit zwishen Fortbildungsshule und Militärzeit seien Veranstaltungen von Innungen und größeren gewerblihen Unter- nehmungen ein geeignetes Mittel, die Jugend zu sammeln. Es set im Interesse der körperlihen Stählung der Volksjugend erwünscht, daß die beim Militär und in Kriegervereinen vorhandenen Ansäße zur Uebung von Jugendspielen sich weiter entwickeln. Pastor Schultz (Hamburg) betonte, daß man ih der Jugend als Freund nahen müfse. Es sei nicht wahr, daß die Jugend verroht sei. Die Jugend habe eine große Sehnsu&t nah Freundschaft, und dieser müsse man entgegen- kommen. Man solle die 08 Leute nicht kirchlich zu beeinflufsen suchen und sie niht in Weltanshauungskämpfe stürzen, sondern sie als fröh- lie Menschen einen auf alles Gute gerihteten Sinn entfalten lassen. Geheimer Oberregierungsrat von Massow (Potsdam) führte aus, daß alle Vereinsarbeit auf diesem Sebiete do immer nur einen geringen Teil der Jugend umfassen werde, vielleicht nur 10%. Es set des halb zu empfehlen, daß jeder Jugendlihe, der außerhalb des Wohn- orts seiner Eltern seinen Aufenthalt habe, einen Pfleger erhalte, der ihn berate und leite. Dr. Werthmann (Freiburg) bemerkte, daß man ohne das religióse Moment bet der Jugenderziehung nicht auskomme. Auch Senator Grote (Hannover) betonte, daß man ohne Konfession keine chriftlihen Persönlichkeiten erziehen könne.

Ueber die zweite Hauptfrage: „Behandlung erwerbs- beschränkter und erwerbsunfähiger Wanderarmen“ refe- rierten dann Magistrats\yndikus Dr. Luppe (Frankfurt a. M.) und Pastor Sell (Leipzig). Die Verhandlungen führten zur Annahme folgender Leitsäße: „L. Die Grundlage der Fürsorge für die erwerbs- beschränkten und erwerbsunfähigen Wanderarmen bildet eine geregelte und allgemein durhgeführte Wandererfürforge mittels Wanderer- arbeitsftätten und zeitgemäß umgestalteter Asyle für Obdachlose. II. Als Ergänzung der umorae ist die Gewährung von Zwangs- mitteln gegen solhe Wanderarmen erforderlih, die eine geregelte Fürsorge ablehnen, insbesondere die : liche inwefsung und Festhaltung in einer geeigneten An- talt. 111. Wanderarme, die wegen erheblicher geistiger oder förperliher Mängel der Anstalispflege bedürfen, sind von den Armenverbänden in geeigneten Anstalten unterzubringen. IV. Für die der Anftaltspflege niht bedürftigen Erwerbsbeshränkten sind dur Staat und Gemeinden und zu ihrer Ergänzung durch die freie Liebes- tätigkeit Einrichtungen zu \{affen, die, wie Arbeiterkolonnen, Brocken- sammlungen, Schreibstuben, Arbeiterkolonten usw., die Möglichkeit von Beschäftigung gewähren, sowie Einrichtungen, die in planmäßtger Weise Arbeit vermitteln.“ ;

Den dritten und leßten Gegenstand der Tagesordnung bildete das Thema: „Muttershußz En E E T Fee L Lepung Berichterstatterin war Fräulein Dr. Alice Salomon. Hier handelte es sih um eine Bewegung, an der alle an Wohlfahrts- und Armen- pflege interessierten Kreise si in steigendem Maße beteiligen. Es be- ftebt etn weitverbreiteter Notstand für die Frau, die der Mutterschaft entgegensieht, sowohl für die verheiratete, wie für die ledige. Von den inhaltsreihen At adrungen der Berichterstatterin interessierten vor allem die Mitteilungen über die Möglichkeiten der Mutterschafts-

iwangsweise armenpoltzet-

ver reg En die Würdigung der Lage der unehelihen Mutter und

endlich die Auseinandersezung mit der Nichiung der sogenannten „neuen Ethik“, mit deren Bestrebungen vielfah die auf Mutterschafts- versicherung gerihteten Bestrebungen identifiziert werden, einer Ethik, die ganz allgemein der Frau das Neht des Auslebens geben und die Mutterschaft als Recht, ja als Pflicht jeder Frau hinstellen will, sodaß eben die Mutterschaft “für sh als hohwertige soziale Leistung Bedeutung beansprucht. Die Berichterstatterin teilte den Stand- punkt des Bundes für Muttershuß nicht und bekämpfte die ledige Muttershaft als Programm; sie möchte durch „Festigung der sittlihen Anschauungen, durch Hochhaltung sittliher JIdeale bei der Erziehung von Mann und Frau zu verhüten suhen, daß die Frauen zur ledigen Muttershaft gelangen“. Aber sie hatte lebhafte Worte der Abwehr gegen die herrschende doppelte Moral für Männer und Frauen, die die Frau un- gerechterweise zu des Mannes Gunsten so stark benachteilige. Auch eine Betrachtung von dieser Seite aus führe, wie jede andere, zu der praktishen Forderung des MuttersGuges. Die weit über eine Stunde dauernden Ausführungen von Fräulein Dr. Salomon

samkeit entgegengenommen und zum Schluß von lebhaftem, an- dauerndem Beifall begleitet. An den Beriht {loß sich eine längere Diskussion, die zur Annahme folgender Leitsätze führte : „L. Dem durch die Mutterschaft hervorgerufenen Shußbedürfnis der Frau ist in erster Linie durch Maßregeln der sozialen Gesezgebung abzuhelfen. Es sind zu fordern: 1) Ausdehnung des geseßlihen Schutzes auf alle in Handel, Gewerbe, Haus- und Landwirtschaft tättgen Schwangeren und Wöchnerinnen durch allgemeine Einführung einer ausreihenden Ruhezeit, von der zwei Wochen vor, sechs nach der Entbindung liegen sollten; 2) Ausbau der Krankenversiherung a, dur Ausdehnung des Versicherung8zwangs auf alle unter 1 begriffenen Arbeiterinnen unter gleichzeitiger Erhöhung der Leistungen auf den

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Betrag des Lohnausfalls während der Dauer der geseßlihen Arbeitsruhe und des aus der Wochenbettpflege entstehenden Aufwands, b. tur obligatorische FamilienversiGerung, c. durch Erweiterung des Rechts

wurden «chyon der Versammlung mit nicht ermüdender Aufmerk-"

auf Selbstversiherung. T1. Bis zur völligen Durchführung obiger Forde- rungen hat die ôffentlihe Armenpflege die Aufgabe, Shwansgeren und Wöcnerinnen die zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit not- wendige Schonung und Pflege durch Unterstüßungen an Geld, ärztlihem und geburtshilflihem Beistand, Hausr flege, Heim- und Asylpflege zu gewährleisten, ohne daß diese Hilfe die mit anderen Unterstüßungen verbundenen öffentlich - rehtlihen Folgen nah si zieht. III. Die private und kirhliche Wohlfahrtspflege hat die Tätigkeit der öffentlihen Armenpflege durch verwandte Darbietungen zu ergänzen, namentlich durch die Organisation der Hauspflege, durch Heim- und Mutterberatungsstellen. TV. Die Er- rihtung von Mutterschaftskassen durch industrielle Betriebe und Arbeiterorganisationen ist als wünschenswert za bezeichnen. V. Uns abhängig von “den Bestrebungen der sozialen Fürsorge ist eine bessere N Stellung der verheirateten und der ledigen Mütter anzu- reben,“

Die Abteilung Erholungsstätten des Volksheil- stättenvereins vom Roten Kreuz, die sih zum Ziel gefeßt“ hat, der arbeitenden Bevölkerung Groß-Berlins in der Umgegend der Hauptstadt Stätten zu errihten, in denen M ege Männer und Frauen sowie kränkliche Kinder durch Tagesaufenthalt in gesunder Waldluft bei zweckdienliher Verpflegung Kräftigung und Genesung finden können, hat au in diesem Sommer 6 Walderholungss stätten in Betrieb gehabt, die si, wie in den Vorjahren, eines außer- ordentlihen Zuspruhs erfreuen durften. Während sich im Jahre 1907 die gewährten Verpflegungstage auf insgesamt 153 C000 be- zifferten, wird diese Zahl in der laufenden Betriebsperiode voraus- sichtlih noch überschritten werden. Die Walderholungsftätten eröffnen ihren Betrieb gewöhnlich am 1. Mai und \chließen ihn Ende September. Seit drei Jahren hat jedoch die Abteilung Erholungsstätten mit Rücksicht auf die besonders bei Erkrankungen der Atmungsorgane andernorts erzielten guten Os Winter- kuren den Versu gemacht, die Vorteile einer solhen Winterkur aut den minderbemittelten Kreisen der Bevölkerung zuteil werden zu laffen, indem sie eine Männererholungsstätte auch während der Monate Oktober bis April geöffnet hielt. Diese Versuhe haben in Ansehung der Förderung der Gesundheit zu einem sehr zufrieden- stellenden Resultate geführt, sodaß die Abteilung ih ent- \hlossen hat, fortan dauernd 2 Erholungsstätten, und zwar eine für Frauen und eine für Männer, auch während des Winters in Betrieb zu halten. Namhafte Zuwendungen mehrerer Freunde des Wald- erholungsstättenwesens und das außerordentliche Entgegenkommen der Königlichen Forstverwaltung haben es ermöglicht, zwei für den Winterbetrieb geeignete Erholungsstätten festerer Bauart in freundlihem Landhausstil, verbunden mit großer Liegehalle, zu errihten, und zwar eine für Frauen im Grunewald bei der , Station Eihkamp und eine für Männer in der Königlichen Forst in der Nähe des Bahnhofs Johannisthal-Nieder-Schöône- wetide. Die Frauen erbolungsstätte wird am 3. Oktober d. JI.,. die Männererholungsstätte am 12. Oktober d. J. er- öffnet. Jede dieser unter ärztliher Aufsiht stehenden Er- holungsstätten vermag im Winter 100 Personen, im Sommer 200 Personen gleichzeitig Aufenthalt zu gewähren. Für Ver- pflegung sind für die Person und Tag 70 4 im Winter und 55 S im Sommer zu zahlen, wofür 1 1 Mil und warmes Mittagessen ge- währt wird. Im übrigen entstehen weitere Kurkosten nicht. Die in den Vorjahren benußte provisorishe Wintererholungsstätte für Männer in Eichkamp wird in diesem Winter niht mehr er- öffnet, sondern zum nächsten Sommer in eine Kindererholungsstätte umgewandelt. Die Königlihe Eisenbahndirekiion gewährt den Patienten dadur besondere Fahrtermäßigung, daß fie die Benußung von Arbeiterwochenkarten gestattet. Nähere Auskunft erteilt das Bureau der Erholungs\stätten vom “Roten Kreuz, Berlin SW. 68, Friedrichstraße 207, H. r. II, geöffnet von 10 bis 1 Uhr Vormittags, wo au die Anmeldungen angenommen werden.

Kunst und Wissenschaft.

Die Ausstellung belgisher Kunst im Sezessions- gebäude, Kurfürstendamm 208/9, wird am 1. Oktober, Nachmittags um 2 Uhr, eröffnet werden. Die Einweihung, die eingeladenen lig “aaa ist, findet an demselben Tage, Mittags um 17 r, siatt.

Der Forshung3reisende Sven Hedin hat, „W. T. B.* zu- folge, an Seine Hoheit den Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, den Präsidenten der Deutschen Kolontalgesellshaft, aus Simla, wo er als Gast des Vizekönigs weilt, ein Telegramm gelangen lassen, daß er bereit sei, in der Abteilung Berlin-Charlottenburg einen Vortrag zu halten, voraussichtlich, nachdem ein solher in der Gesellschaft für Erdkunde stattgefunden hat.

Bautwwvesen.

Im weiteren Verlaufe des Neunten Tags für Denkmal - pflege in Lübeck sprah in einer am vergangenen Donnerstag ab- gehaltenen öffentlihen Sißung der Baurat Gräbner- Dresden über Beispiele moderner Venkmalpflege sächsisher Künstler. Die zweite ordentlihe Sißung am Freitag brachte zunächst Geschäft- lihes. Als Ort für die Tagung im näthsten Jahre wurde Trier ge- wählt. Amtsrihter Dr. Bredt-Barmen berichtete sodann über „Ortsstatute*“ auf Grund des neuen preußishen Geseßzes gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaftlichß hervor- ragenden Gegenden vom 15. Juli 1907, Diese Statute sollen bekanntlih die Sicherung wertvoller geshihtliher oder künst- [erisher Bauten, eine gesunde baulihe Ausgestaltung der Gemeindên überhaupt und die Erhaltung landschafiliher Schönheiten in die Wege leiten. Zu Ende August d. J. waren an 10 Stellen in Preußen Ortsstatute bereits in Kraft, 32 Städte und Gemeinden besaßen fertige Entwürfe und an 112 Pläßen standen solche in Erwägung. Wie das Ergebnis numerisch für den Verlauf nur eines Jahres und in Ansehung der bestehenden Schwierigkeiten zufriedenstellend zu nennen ist, so ist au inhaltlich im allgemeinen nur Gutes zu sagen. Fast durchweg sind in freterer Auffassung allgemeine Anordnungen und nit kajuistische Kleinvorschriften erlassen worden. Mit Recht ist der Hauptwert auf Höhenbemessung, Baustoffe, Farbe der in der Nähe bedeutender Bauwerke zu errihtenden Gebäude gelegt, mit anderen Worten auf ein harmonishes Sicheinpassen. Der Berichterstatter verglich dann eine Reihe von Statuten und Entwürfen. Bei der Handhabung der Ortsftatute im Instanzenwege, namentlih der etwa voneinander abweihenden Ansichten der Baupoltzeibehörde und der Baugenehmigungsbehörde dürften sch nach seiner Ansicht kaum Schwierigkeiten ergeben. Jedenfalls sei die Praxis in dieser Hinsicht in Preußen, da die meisten Statute erst einige Monate in Kraft sind, noch zu jung, um daraus Schlüsse zu ziehen. In betreff der \{chwierigen Aufgabe, Sachverständigenausschüsse oder einzelne S2ch- verständige zu berufen, set in erster Linie zu fordern, daß die Stadtver- waltung folche Ausschüsse niht nah leider so oft geübter alter Schablone vorwiegend aus den Kreisen bilden sollte, die aus unsahlichen Gründen, wie nah der fozialen Stellung usw. gern bevorzugt würden, sondern vor allem auf einen gesunden und ausgereiften Geschmack der Betreffenden sehe. Nachdem Dr. Bredt noch die verwandten Be- strebungen in Süddeutschland erörtert hatte, {loß er mit der Ansiht, daß der Denkmalpflegetag mit dem beshrittenen Wege und der ge- gewählten Art des Vorgehens zufrieden sein dürfe, und daß \ih auf Grund der Orktsstatute die Sicherung wertvoller Bestände vergangener Zeiten sowie hervorragender: Landschaften und die Gesundunag des modernen Bauwesens unserer Gemeinden tatsählich erwarten lasse.

Im Anschluß daran besprach der Geheime Rat Freiherr von Biegeleben die hessishen Ortsstatute, die seit 4 Jahren er- lassen worden sind. Sie enthalten einesteils allgemeine ästhetisce Nichtlinien, ¿. B. daß die neuen Bauten sih der beimishen Bauweise

anpassen und den vorhandenen Plaße und Straßenbildern harmonisck