1888 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Apr 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Königreich Preußen.

Ministerium der geistlihen, Unterrichhts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Gymnasial-Direktor Dr. Radtke in Wohlau ist in gleiher Eigenschaft an das Gymnasium zu Brieg, und der Gymnasial-Direktor Dr. Eckardt in Lissa in gleicher Eigen- schaft an das König-Wilhelms-Gymnasium zu Breslau verseßt worden.

Dem Oberlehrer am König-Wilhelms-Gymnasium zu Stettin, Dr. Otto Hänicke, ist da§ Prädikat Professor bei- gelegt worden. : i

Der Oberlehrer von dem Gymnafium an Aposteln in Köln, Wrede, is in gleicher Eigenschaft an das Kaiser- Wilhelms-Gymnasium daselbst verseßt worden. _

Bei dem Gymnasium an Aposteln in Köln ist der ordent- lihe Lehrer Müller, und i

bei dem Gymnasium in Heiligenstadt der ordentliche rals Dr, Dietrich Reichling zum Oberlehrer befördert worden.

Der Rektor des Progymnasiums zu Boppard, Brügge- mann, ist als Oberlehrer an das Gymnasium an Aposteln in Köln versegt worden. : -

Der Oberlehrer vom Kaiser-Wilhelms-Gymnasium zu Köln, Dr. Scheins, ist zum Rektor des Progymnasiums zu Boppard ernannt worden. i

Der bisherige Kreis-Wundarzt Dr. Sikorski in Adelnau ist zum Kreis-Physikus des Kreises Adelnau, und der bisherige Kreis:Wundarzt des Kreises Birnbaum, Dr. Nemann in Schwerin a. W. zum Kreis-Physikus des Kreises Schwerin ernannt worden.

BetanntmaPbung.

Die Buchbaltereien tes Einziebungs8amts bei der Gerichtskasse I bleiben des Jahresabsc{lusses wegen in der Zeit vom 16. bis 23. April d. I. für den Verkehr mit dem Publikum gesch{Glossen, so daß Einzahlungen von Gerichtskosten in der gedachten Zeit nit stattfinden können. : -

Auszablungen dagegen werden durch die Zahlstellen der Haupt- kasse ohne Unterbrehung geleistet.

Berlin, den 9. April 1888, : E

Königliche Gerichtskasse I.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. April. Se. Majestät der Kaiser und König arbeiteten gestern Nachmittag längere Zeit mit dem Reichskanzlet Fürsten von Bismard. i

Jm Laufe des heutigen Vormittags nahmen Se. Majestät den Vorivag des Chefs des Militärkabinets, Allerhöchstihres General-Adjutanten, Generals der Kavallerie von Albedyll, sowie den des Kriegs-Ministers, General-Lieutenants Bronsfart von Swhellendorff, entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta empfing gestern den Besuch Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern früh 73/4 Uhr wiederum zu Pferde nah dem Tempelhofer Felde, um dem Exrerzieren des 3. Bataillons des Garde - Füsilier - Regiments und dem des 1, Bataillons 2. Garde-Regiments beizuwohnen.

Von 1 Uhr bis 31/4 Uhr Nachmittags nahm Se. Kaiser- lihe Hoheit an den Berathungen der im Reichstagsgebäude tagenden Landes-Pferdezuht-Kommission theil und stattete hierauf mit Fhrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin der Fürstin Bismarck einen Gratulationsbesuh ab. :

Demnächst machten die Höchsten Herrschaften gemeinsam eine längere Spazierfahrt durch den Thiergarten.

Nach dem Familtiendiner, welhes um 6 Uhr bei den Kronprinzlichen Herrschaften stattfand und zu welhem Jhre Königlichen Hoheiten die Großherzoglich badischen Herrschaften und die Kronprinzessin von Schweden geladen waren, folgten der Kronprinz und die Kronprinzessin einer Einladung Jhrer Majestät der Kaiserin-Mutter zum Thee nach dem Kaiserlichen Palais.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Victoria hat auf die Allerhöchstihr von Frauen und Jungfrauen Berlins gewidmete Adresse zu Händen des Comités folgende Antwort ertheilt :

Die Frauen Berlins haben Mir durch ihre Zuschrift cine große Freude bereitet. Jch danke ihnen von Herzen für ihre treue Theil- nabme an dem {weren Schlage, welher durch den Tod unseres großen vielgeliebten Kaisers Unser Haus. und die ganze Nation ge- troffen hat! Mit ihnen hoffe Ich zu Gott, daß dem Kaiser, Meinem Gemahl, baldige Genesung von der Krankheit, welhe Ihn heimsuht, beschieden werden möge. Ih danke ihnen auh für das Vertrauen, welches sie Mir und Meinen Bestrebungen für das Gemein- wohl in fo warmen Worten ausgespro@en haben. Schon eine Reihe von Jahren hindurch is es Mir vergönnt gewesen, mit den Frauen Berlins für das Wohl des weibliven Geschlechts, für die Erziehung und für die Linderung materiellen und \ittlihen Elendes wirken zu dürfen. Manches ist erreiht, Dank der verständnißvollen und hingebenden Hülfe, welhe Ih gefunden habe, aber Größeres bleibt noch zu thun. In aufrichtiger Liebe und freudiger Begeisterung stelle Ih Meine ganze Kraft in den Dienst Unseres Volkes. Von den Berliner wie von den übrigen deutshen Frauen hoffe Ich na den vielen Kundgebungen, welche Mir zugegangen sind mit Be- stimmtheit, daß sie au ferner bereitwillig mit Mir an den großen Aufgaben, welche den Frauen obliegen, arbeiten werden, d. h. Noth und Leiden zu mildern, edle Freuden zu \chaffen und durch rechte Kindheitët- und Jugendpflege den festen Grund zu allen wahrhaft menschlichen Tugenden zu legen.

Charlottenburg, den 10, April 1888,

Victoria.

Heute fand eine Sißung des Bundesraths statt.

Die in der gestrigen (41.) Sißung des Hauses der Abgeordneten bei Beginn der zweiten Berathung des Gesegentwurfs, betreffend die Regulirung der Stromverhältnisse in der Weichsel und Nogat, von dem Finanz-Minister Dr. von Scholz gehaltene Rede

lautete:

Meine Herren! Ic glaube, es wird zur Abkürzung der Ver- handlungen des hohen Hauses beitragen können, wenn ih mir erlaube, gleih in diefem Augenblick Namens der Königlihen Staatsregierung Me v via im zu dem Gegenstand unter Nr. 1 der Tagesordnung abzugeben.

Wenn der Bericht Ihrer X1III. Kommission vor der Vertagung des Hauses bâtte zur Verbandlung kommen können, so würde die Staatsregierung niht in der Lage gewesen sein, den Abänderungen zuzustimmen, welche die Kommission dem hoben Hause vorgeschlagen hat. Die Staatsregierung war nach eingehendfler Prüfung aller darin zur Sprahe gebrachten Punkte doch der Ueberzeugung, daß die Gesichtépunkte, nach denen ihrerseits die Vorlage vorbereitet und dem hoben Hause mitgetheilt war, in keiner Beziebung widerlegt seien, daß namentlich au keinerlei überzeugende Gründe in der Verhandlung des hohen Hauses und der Kommission vorgebracht seien, welche es gerechtfertigt oder gar nothwendig er- seinen laffen könnten, die Gesammtheit der Steuerzahler zu Gunsten des hier in Rede stehenden Projekts höher zu belasten, als von der Staatêregierung in Aussicht genommen war. | :

Nachtem aber nun inzwischen seit der Vertagung des Hauscs traurige Ereignisse gerade auch in den Gegenden, mit denen das Projekt ih befaft, Play geariffen baben und unser aller Theilnabme im äußersten Maß natürlich hervorrufen, ift eine erneute Erwägung nah Auffaffung der Staatsregierung allerdings nicht nur angezeigt gewesen, fondern sie hat au, obwohl es ich bicrbei nicht um eine Notbstandsvorlage haudelt, denn diese fommt in boffentlih Türzester Zeit in separato an das hohe Haus, i sage, obwohl es si nicht um cine Nothstandsvorlage handelt, es doch gerechtfertigt erscheinen lassen, auch bei dieser Vorlage in weiterem Maße noch die Hülfe der Gesammtheit in Anspruch zu nehmen und eintreten zu lassen, als wie es obne diese Ereignisse sonst thunlich gewesen wäre. L : : i

Unter diesen Gesichtspunkten ist die Staatsregierung also bereit, die Vorlage völlig so wie Ihre Kommission sie vorgeschlagen bat, zu acceptiren, und glaubte sie, daß diese Erklärung vielleiht zur Ab- fürzung der Vcrhandlungen des hohen Hauses wesentlih beitragen würde.

In der heutigen (42.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Minister des FJnnern, von Puttkamer, der Justiz-Minister, Dr. von Friedberg, und mehrere Kommissarien beiwohnen, steht als erster Gegenstand auf der Tagesordnung: Erste und zweite Berathung des Geseßentwurfs, be- treffend die Errichtung eines Amtsgerichts in Gnadenfeld. |

Jn der ersten Berathung wird das Wort nicht verlangt. In der zweiten Berathung bittet der Abg. Conrad um Ab- lehnung des Gesegentwurfs, während der Abg. Letocha den- selben befürwortet. Ein Antrag des Abg. Dr, Meyer (Breslau) auf Ueberweisung der Vorlage an die Justizkommission wird abgelehnt und der Gesezentwurf darauf unverändert an- genommen. L :

Die erste und zweite Berathung des Gesetzentwurf betreffend die Abänderung von Amtsgericht bezirken, wird ohne Debatte erledigt. : |

Es folgt die erfte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Heranziehung der Fabriken u. \. 1w. mit Präzipualleistungen für den Wegebau in der Provinz Westfalen. E

Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer-Alst bittet, den Geset- entwurf ohne Kommissionsberathung unverändert anzunehmen. Diesem Antrage schließen sih die Abgg. Freiherr von der Reck und von Pilgrim an. Jn der darauf folgenden zweiten Berathung wird die Vorlage unverändert angenommen.

Die erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ausübung des dem Staate zustehen- den Stimmrechts bei dem Antrage wegen Auf- nahme einer weiteren Prioritäts- Anleihe der Westholsteinishen Eisenbahn-Gesellschaft, wird ohne Debatte erledigt.

Es folgt die erste Berathung des Entwurfs einer Kreisordnung für die Provinz Schleswig - Ho l- stein, und des Gesegentwurfs, betreffend die Ein- führung der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 in der Provinz Schleswig-Holstein.

Abg. Francke (Tondern) steht der Vorlage sympathish gegenüber, fann sich aber in Bezug auf die Amtsvorsteher mit den Bestimmungen des Gesezentwurfs, welche die Einsezung kfommissarisher Amtsvorsteher begünstigen, niht einver- standen erklären, zumal die dem Ober-Präsidenten bei- gelegte Befugniß, den präsentirten Ehrenamtsvorstehern aus Gründen der Untauglichkeit oder Unzuverlässigkeit die Bestätigung zu versagen und dann kommissarische besoldete Amtsvorsteher zu bestellen, große Erbitterung in der Bevölke- rung hervorrufen würde. Die Bevorzugung des Großgrund- besißes mit einem vollen Drittel der Stimmen im Kreistage scheine ihm zu weit zu gehen. Schwierigkeiten mache die Ein- führung des Systems der selbständigen Gutsbezirke. Es empfehle sich die Vorberathung der Vorlage in eine Kommission von 21 Mitgliedern.

Abg. Hansen erklärt sih sowohl bezüglich der Organisation des Znstituts der Amtsvorsteher, als auch bezüglih der Be- stimmungen über den Großgrundbesiß und die selbständigen Gutsbezirke mit der Vorlage einverstanden. Betreffs der ver- änderten Kreiseintheilung werde in der einzusezenden Kom- mission Aufschluß zu ertheilen sein,

Abg. Krah betont, daß in der That in einigen Kreisen der Großgrundbesiß in einer der Bedeutung, die er in der Kreisvertretung gewinnen solle, entsprehenden Weise nicht vorhanden sei, und stellt zur Erwägung, ob niht cine Modi- fikation des Eintheilungsmaßstabes nach der Höhe des Katastral- reinertrages in Betracht zu ziehen sei. Die Einsezung kom- missarisher Amtsvorsteher müsse auf dur die Umstände be- sonders charakterisirte Ausnahmefälle beschränkt werden ; die dem Ober-Präsidenten hierbei beigelegte Befugniß sei nicht empfehlenswerth.

Abg. Graf Baudissin hält dagegen die Aufnahme einer Cautel, wie sie in dem Superarbitrium des Ober-Präsidenten liege, im Jnteresse der erfolgreihen Durhführung der Selbst- verwaltungsreform für unbedingt erforderlih. Eine andere Normirung der Abtheilung des Großgrundbesißes als nah dem Grundsteuer-Reinertrage, sei unthunlich.

Abg. Lassen erklärt sih für die Vorlage.

Abg. ‘Dr. Meyer (Breslau) ist gegen die Vorlage und macht namentlih seine Bedenken bezüglih der Begünstigung des Großgrundbesizes geltend, der in vier Kreisen überhaupt

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nicht vorhanden sei. Der kommissarische Amtsvorsteher könne grundsäglih nicht befämpft werden, denn es sei unter Umständen unmöglich, Ehrenamtsvorsteher zu finden. Die Einsezung fommissarisher Amtsvorfteher sollte aber nicht dem Ober: Präsidenten, sondern einem Organ der Selbstverwaltung, dem Provinzial-Landtag übertragen werden.

Bei Schluß des Blattes nimmt der Minister des Jnnern von Puttkamer, das Wort. N

Das V. Verzeichniß der bei dem Hause der Ah. geordneten eingegangenen Petitionen ist im Hause zur Vertheilung gelangt.

Erhebt der Versicherte auf Grund seines Brand: versiherungsvertrages, nah welchem er Ersaß des von ibm selbst vershuldeten Brandschadens nicht beanspruchen darf, die Brandentschädigung unter arglistiger Vershweigung der wahren Thatsache, daß er den Brandschaden verursacht habe, \o it ex nah einem Urtheil des Reichsgerichts, Il. Strafsenats, vom 21. Januar d. J., wegen Betruges zu bestrafen. Hatt, er selbst die versicherte Sache in betrügerischer Absicht in Brand gesteckt und sodann unter Verschweigung seiner eigenen Brand: stiftung die Versicherungsgelder erhoben, so ist er wegen he: trügerisher Brandstiftung (Z. 265 St.-G.-B.) und wegen Yz. truges (8. 263) in realer Konkurrenz zu bestrafen.

Se. Majestät der Kaiser haben unter dem 31. v. M, Grundbestimmungen für die Unteroffizier- Vor: schulen genehmigt, die im „Armee - Verordnungs - Blatt“ Nr. 12 veröffentlicht werden. Gleichzeitig haben Allerhö dieselben angeordnet, daß die im Oktober 1888 in Ney: breisach zu errihtende 3. Unteroffizier-Vorshule allmählig in eine Anstalt mit Frühjahrsersay umzuwandeln ist und dg die etatsmäßige Mannschaft derselben die entsprehende Uniform der Unteroffiziec-Vorshule zu Weilburg jedoch an Stell: gelber weiße Schulterklappen erhält. Das „Organisationz- Statut für die Unteroffizier-Vorshule zu Weilburg“ von 9, Juni 1877 tritt nunmehr außer Kraft.

Durch Allerhöchste Ordre vom 14. März d. J. ift zur Erwerbung derjenigen Grundflächen, welhe behufs egelung der Abwässerungs-Verhältnisse der Treene- Niederung für einz dritte Entwässerungsshleuse und für ein neues Unterthor in der Treene bei Friedrichstadt im Kreise Schleswig, sowie zur Regulirung anschließender Uferstrecken Seitens des Stagtz erforderlich sind, die Anwendung des Enteignungsrechtz nah Maßgabe des Gesezes vom 11. Juni 1874 genehmi worden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglis NORiGe Geheime Rath Selkmann is hier ange ommen.

_— Der hiesige Herzoglih braunshweigishe Minister: Resident, Freiherr von Cramm-Burgdorf, is vom Ur laube hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Mission wieder übernommen.

_ Vayern. München, 12. April. (W. T. B.) D: Finanz-Ausshuß genehmigte in seiner heutigen Sizung einstimmig den gesammten Militär-Etat fast unverändert,

Baden. Karlsruhe, 11. April. (W. T. B.) Di Zweite Kammer hat heute ihre Sizungen wieder aufge nommen. Von der Regierung wurde ein Gesegzentwurf wegen Neugestaltung des Beamtengesetes, zu welhen das Reichê-Beamtengesez als Vorbild gedient hat, vorgelegt.

Medcklenburg - Schwerin. Schwerin, 11. April. Chef des Finanz-Ministeriums, Staatsrath von Bülow, hat sih heute Nachmittag zur Erledigung von Regierungé: Angelegenheiten zu dem Großherzog nah Cannes begeben

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 11. April (Th. C.) Der Großherzog und die Großherzogin empfingen gestern den neuen Bischof von Fulda in besonderer Audienz, welcher hierher gekommen war, ut sich den Großherzoglihen Herrshaften und der Regierung vorzustellen. Nachdem Bischof Weyland auch vom Erbgrof: herzog und der Erbgroßherzogin in Audienz empfangen worden war, wurde derselbe zur Großherzoglichen Tafel gezogen.

Heute traf Herzog Georg von Mecklenburg- Streliß zum Besuch am Großherzoglichen Hofe ein.

Schwarzburg - Sondershausen. Sondershausen, 9. April. (Lpz. Ztg.) Der Fürst und die Fürstin haben sih in diesen Tagen nah Arnstadt begeben, wo gestecn in Gegenwart derselben die feierlihe Einweihung der in künst: lerisher Vollendung wiederhergestellten Liebfrauenkirt stattgefunden hat. Von Arnstadt begeben sich die Fürstlihe Herrschaften nah Schloß Gehren, um dort ihren Frühjahré aufenthalt zu nehmen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. April. (Wien. Ztg, Im Abgeordnetenhause legte die Regierung n& stehende Entwürfe vor: den Schiffahrts- und Postvertrag vom 19, März 1888 mit dem österreichish-ungarishen Lloyd, den Gesetzentwurf, welcher zum Abschluß eines Vertrages n dem Lloyd, betreffend den Betrieb überseeisher Dampfer linien, ermächtigt ; endlih das Geseß, betreffend die Abändé rung der Reichsrathswahlordnung, wodur der Sprengel neuerrihteten Bezirksgerihts Marienbad dem Wahlbezirke ? der Landgemeinden zugewiesen wird. Der Minister d Jnnern bringt eine Nachtragskreditforderung von 9000 #- für die Veröffentlihung der Protokolle des hygienisde! Kongresses ein. V

Pest, 12. April. (W. T. B.) Der „Pester Lloyd“ meld! aus Wien, daß heute oder demnächst im Abgeordnett? hause die Wehrvorlage eingebracht werden soll, welt die Festseßung der Bestimmungen über die fakultative Er berufung der Reservisten enthalten wird. H

Agram, 9. April. (Prag. Ztg.) Die kroati18! RNegnikolar-Deputation hielt heute die erste Sigunß) ihre eigentlihe Thätigkeit beginnt dieselbe am Mittwoch.

Qroselaanien und JFrland. London, 12. A (W. T. B.) Bei dem gestrigen Jahresfestmahl d hiesigen deutjichen Hospitals theilte der Lordmay! de Keyser, welcher den Vorsitz führte, mit: er habe ber? 40000 M für die Uebershwemmten nah Berl)! gesandt; man dürfe hoffen, daß der Hülfsfonds eine H erreichen werde, die der englishen Nation würdig sei und d? in England allgemein empfundenen Theilnahme entspre.

Frankreich. Paris, 11. April. Dem Minister für ndel und Jndustrie, Legrand, sind von dem Minister des Auswärtigen die neuen Vorschläge der italienishen Regierung betreffs des Handelsvertrages mitgetheilt worden. Dem Journal des Débats“ zufolge werden diese Vorschläge von der französishen Regierung nicht für genügend angesehen und wird dieselbe weitere- annehmbarere Vorschläge abwarten, bevor sie die Verhandlungen mit Jtalien wieder aufnimmt.

Spanien. Madrid, 11. April. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer berieth heute den Antrag der republifanishen Minorität zu Gunsten einer Amnestie für politishe Vergehen. Der Minister-Präsident Sagasta jprah si formell gegen den Antrag aus, während Ca stelar und Lopez-Dominguez denselben befürworteten. Schließ- lich wurde der Antrag mit 154 gegen 28 Stimmen ab-

gelehnt.

Schweiz. Bern, 11. April. (W. T. B.) Jn dem Prozeß gegen den Verfasser, den Herausgeber und die Ver- breiter des Baseler Fastnahts-Pamphlets: „Vire la France!“ hat der Bundesrath den Regierungs-Rath Zutt in Basel zum Bu ndes-Anwalt bestellt.

Türkei. Konstantinopel, 11. April. (W. T. B.) Der Empfang des deutschen Botschafters von Rado- wig durch den Sultan am gestrigen Tage zum Zweck der Ueberreihung der neuen Kreditive hat Seitens des Sultans zu einem so eminenten Ausdruck seiner freundschaftlichen Ge- fühle für den Deutschen Kaiser Anlaß gegeben, daß man in diplomatischen Kreisen dies besonders bemerkt hat. Mit dem Ausdruck der freundschaftlihen Gefühle Seitens des Sultans forrespondirten vollständig die glanzvollen Ceremonien, unter denen der Empfang stattfand.

Rumänien. Bukarest, 11. April. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte das Budget. Ueber den Schluß der Session der Kammern ist eine Bestimmung noch nicht getroffen.

Serbien. Belgrad, 10. April. (Wien. Ztg.) Der geseßgebende Ausschuß der Skupschtina beräth die Vorlage in Betreff der Gemeinde-Autonomie, während der Finanz-Aus\chuß die Steuerreform verhandelt. Aus diesem Grunde hält die Skupschtina keine Sigzungen ab.

| Die nächste Sizung findet wahrscheinlih Donnerstag statt.

Bulgarien. Sofia, 10. April. (Wien. Ztg.) (Reuter- Meldung.) Der von Flüchtlingen in Braila ausgegangene

| Versuh, revolutionäre Manifeste mit der Ünterzeich-

nung: „Das Comité vom 9. August“ in die bulgarishe Armee einzushmuggeln und dadurch die Anarchie hervorzurufen, ift vollständig gescheitert.

Zeitungssftimmen. Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt über

} die Wiederaufnahme der Arbeiten des Landtages :

Leider hat sich zu den Aufgaben, die sciner harren, eine aufßer- ordentli dringliche gesellt: die Bewilligung der Mittel zur AbbÜlfe in den Uebers{wemmungsgebieten. Es wird keiner Worte bedürfen, um den Vertretern des preußishen Volks die Erfüllung dieser ge- bieteris&en Pflicht an das Herz zu legen; kommt doch ein großer Theil derselben aus den Landestheilen, welche so {wer beimgeiucht worden sind, daß, wäre der Wiederzusammentritt des Landtages früher erfolgt, vielleiht für man&en Abgeordneten die Reise nah Berlin garni@t oder nur unter crs{werenden Umständen ausführbar gewesen sein würde, Nach einem ungewöbhnlih langen und barten Winter bat sih der Uebergang zum Frübjahr allzushnell und unvermittelt vollzogen. Die gewaltigen S@neemafsen, welche noch zu Ende März weithin das Land beteckten, haben ih binnen wenigen Tagen in Wasser verwandelt, weles die Flüsse und Bäte nit aufnehmen konnten, zumal leßtere selbst ißre Eisdeckte jähblings sprengten und weithin über die Ufer ih ergießend das Land verbeerten. Eine Veberschwemmung wie die dieéjährige ist seit Menschengedenken nicht tagewesen, und für den Umfang der dadur angerihteten Noth ist das Wort des Ministers des Innern bezeiGnend, daß selbst ein Viel der Hülfe no viel zu wenig sei. Die überall aufgebctene und in register Be- wegung befindlite Privatwobltbätigkcit vermag wobl für kleine Be- dursnisse des tägliden Lebens helfend einzugreifen, die bei weitem größte Pflicht fällt dcch der Gesammtheit aller, d. h. dem Staat zu. Nicht allein wird es darauf ankommen, n den überschwemmten Gebieten die Dämme, LVrüen,

E Straßen und Chausseen wieder herzustellen und geaen künftige

Gefahren nah mens{lihem. Ermessen um so sicherer zu scüten, son- dern gleichzeitig müssen auch viele Tauseade unserer Volksgencossen, welde ibr Hab und Gut, Vieh, Getreide, selbst ihre Häuser einge- büßt baben, wieder wirthschastsmäßig gemacht werden. Für den Staat bedeutet dies nit nur sehr erbebli@e Autgaben, sondern au bedeutende Einbußen, tenn die fo \chwer geschädigten Landestheile

| werden Zeit brauchen, bevor sie wieder ihre frühere Leistungsfähigkeit

erlangen und wieder steuerfähig werden. Menschliches und patrioti- beé Interesse verlangen daher ebenso wie die eigensten Zwecke des Staats s{leunige und ausgiebige Abhülfe.

Es ftebt zu erwarten, daß diese Anforderungen die Zeit des

: Q S , . - Fs . - Zandtages nur wenig in Anspru nebmen merden. Obnebin ift von

den Aufgaben der Session noch ein starkes Pensum im Rückstande, 16 Regierungsvorlagen, davon sieben, die noÞ der ersten Verathung Aren, find noch zu erledigen, ferner 7 Anträge zum Tbeil von großer Tragweite. Unter den Negierungêvorlacen sind namentli ber- borzubeben : der Gesetzentwurf, betreffend die Erleichterung der Volks- lÉullasten, der Gesetzentwurf, betreffend die Regulirung der Strom- verbâltnisse der Weichsel und Nogat, die Geseßentwürfe über die Lerstellung neuer und den Ausbau bereits bestehender Eisenbabnlinien; die Kreiëordnurg für Stleëwig-Holstein, sowie die Vorlagen über die Kosten Königlicher Polizeiverwaltungen in den Stadtgemeinden und über die Auëdehnung der Befugnisse des Polizci-Präsidenten von erlin auf die Kreise Teltow, Niederbarnim und Charlottenburg. Zee vorliegenden Anträge betreffen die Neuregulirung der unteren Dder, das Diensteinkommen und die Pension der Lehrer an den nicht- taatliden bößeren Lehranstalten, die Wittwen- und Waisenkassen für \ lementarlehrer, die kirhenpolitishen Gesetze, den Religionsunterricht in den Volks\Gulen 2. i Vb es gelingen wird, dieses Pensum zu erledigen, ersheint mehr

als ¿wcifelhaft. Nach Lage der Dinge wird der Landtag jedenfalls

\etne Kräfte auf die unmittelbare prafktishe Arbeit konzentriren und di allem die Verwaltungsreform dur die Einführung der Kreis- mProvinzialordnung für Schleswig-Holstein zum Abschluß bringen Ange Was die fonstigen Geseze anbetrifft, so gehen die dag len über das Volkéschullastengesez leider derart auéeinander, 28 das Zustandekommen desselben, zumal bei der fkurzbemefsenen it, ziemlih zweifelhaft erscheint, Es wäre dies im Interesse der A ¿ulgemeinden sehr bedauerlich, Von fkonservativer Seite ift in Ai etracht der Möglichkeit des Scheiterns der Vorlage der Gedanke V leeproen worden, die Summen, welche für dieses Jahr von dem ldullasten-Gesez in Anspruch genommen werden würden, für N unmittelbaren Bedürfnisse der dur die NVebers{wemmung in “toth geratbenen Landestheile zu verwenden, und die Volksfcullasten-

Erleichterung im nächsten Jahr ohne Uebereilung und gründlih zu Ende zu führen. Dieser Gedanke verdient gewiß Beachtung, so wenig zu verkennen ist, daß eine baldige Einigung über die Grundlagen des Volks\chullasten- Gefeßes in hohem Grade wünschenswerth wäre. Sollte indeß eine Einigung nit mögli sein, so wird man wobl jenen Gedanken als einen Auêweg betrachten können, welher der Billigung aller Parteien sicher sein würde. In jedem Fall ist zu hoffen, daß der Landtag seine, vor den Wahlen vermuthlih leßte Session, mit praktischen gebEien abs{ließen wird, mit denen er sch den Dank des Landes verdient.

_ Ueber die deutshe Jndustrie und den italienish- sranzösishen Zollkrieg äußert sich das „Deutshe Tage- blatt“ folgendermaßen : /

Schon ertönen die ersten Klagen der französishen Industriellen über den Auss{luß ihrer Erzeugnisse vom italienischen Markt in Folge der hohen Kampfzölle Italiens, obschon unmittelbar vor dem Ausbruch des Zollkriegs französishe Waaren aller Art in großen Massen nach Italien eingeführt worden sind. Von den Folgen des Zollkriegs zunächst und mecistbetroffen werden die zablreihen franzöfishen Agenten und Kaufleute in Italien, und die- selben müfsen befürchten, ihre Kundschaft zu verlieren, falls der Zoll- krieg cinige Zeit dauert, was mit Siherbeit anzunehmen ist. Mit Rücksiht auf die noch imnmier vorhandene Ueberfüllung des Markts und auf die VBeliebtheit der eingeführten französishen Waaren wird es für die deutshen Geshäftshäuser Anfangs \chwierig sein, in die durch den Ausschluß der französishen Konkurrenz entstandenen Lücken einzutreten und die französishen durch deutshe Waaren zu erseßen. Allein bei der großen Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie werden diese Schwierigkeiten gewiß bald überwunden und die Italiener überzeugt werden können, daß man gewisse Waaren ebenso gut und zuweilen noch billiger au anderwärts als in Franfkf- rei herzustellen vermag. Sind die deutshen Waaren auf dem italienisden Markt einmal eingeführt, so werden sie aub nach Bei- legung des italicnisch-französishen Zollkriegs nicht wieder so lei&t verdrängt werden fönnen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

__ Karlsruhe, 11. April. (W. T. B) Die Manessische Liederhandschrift wurde gestern in Heidelberg mit folgendem Schreiben Sr. Majestät des Kaisers an Se. Königliche

obeit den Großherzog, vom 6. April cr., übergeben:

Dur(lauchtigster Fürst, freundlih geliebter Vetter, Bruder und Schwager !

Ew. Königlichen Hoheit bin Ih in der angenehmen Lage mit- theilen zu können, daß sich der von Ew. Königlichen Hobeit befür- wortete Erwerb der bisher im Besiß der Nationalbibliothek in Paris gewesenen Manessishen Handschrift in der geplanten Weise vollzogen hat. In Erfüllung der Ew. Königlihen Hoheit von Meinem in Gott rubenden Herrn Vater gemachten Zusage habe Ich bestimmt, daß die gedachte Handschrift, welche si vorläufig in Verwahrung des Botschafters Grafen Münster befindet, der Bibliotheca Palatina in Heidelberg, welhe sich bieher mit einer Kopie dieser Handschrift be- gnügt hat, wieder zugeführt werde. Indem Ih Meiner Freude über die Wiedererlangung dieses literarischen Kleinods Ausdruck gebe, ver- bleibe Ich in herzliher Liebe und unveränderliher aufrichtiger Freundschaft Ew. Königlichen Hoheit freundwilliger Vetter, Bruder und Schwager

Friedrich.

„Geschichte der deutschen Kunst von den frübesten Zeiten bis zur Gegenwart“, von Wilhelm Lüb e Voll- ständig in 12 bis 15 reich illustrirten Lieferungen zu je 1 A Verlag von Ebner und Seubert (Paul Nef) in Stuttgart. Von diesem seiner Zeit angekündigten neuen Werk des bekannten Kunstbistorikers liegt nunmehr die erfte Lieferung vor. Dieselbe ist würdig aus- gestattet und mit werthvollen Abbildungen rei illustrirt. Das erste Kapitel bebandelt die älteste Zeit bis auf Karl den Großen. Lübke bietet bier in nuce, was sich nah mühsamen Forschungen über die älteste Form des germanischen Hautbaues aus alten S&riftstellern ermitteln ließ. Dann werden die vorhandenen Reste uralter deutscher Kunst, vor Allem die germanishen Shmucksachen, die sid in Gräbern gefunden baben, ihrem Styl nach untersucht und beschrieben. Ihnen reihen ih die bon kunstvollen fränkisden Goldshmiedewerke, darunter der Tassilokelch in Kremêmünster (Oberösterreih) an. Sehr anziehend ist der AbsHnitt über die älteste deutsche Miniaturmalerei, dem aud eine Anzahl von Reproduktionen seltener und carakteristischer E eingedruckt ist. Auch die arcitektonishen Schöpfungen der

eit, wie die in imposanten Ruinen noch vorhandenen Paläste Zheodorih's in Verona und Ravenna sowie sein Grabmal daselbst, ferner die Bauten der Longobarden und Franken werden in fcselnder und belehrenter Weise geschildert. Das zweite Kapitel bat die karo- lingishe Kunst zum Gegenstande der Darsteliung. Hier wird das Münster zu Aaden beschrieben und der großartige Plan zu der Klosterkirhe in St. Gallen besprochen; auch die Kirchen in Fulda (St. Michael), Werden und Edternah finden hier ihre Würdigung. Innerhalb der Schilderung der plaftishen und Elfenbeinwerke {blickt die Lieferung. Der Anfang ist viel versprehend. Die Meistersha7t Lübke's, mit der er fesseinde Lesbarkeit und doch stets gründliche Wissenschaftlichkeit verbindet, bewährt sich auch in diesem Werk in glänzender Weise. Für denjenigen, der sich noch eingehender in Spezialstudien vertiefen möchte, sind unter dem Tert alle zur näheren Information über den jeweilig besprohenen Gegen- stand geeigneten Werke citirt, Wir fürchten nur, daß bei der gründlichen Art, mit der die früheste Zeit behandelt worden, die in Aussicht genommene Zahl der Lieferungen niht reichen wird. Daran ist jedo nicht zu zweifeln, daß Lübke's „Geschichte der deutschen Kunst“ ein wirklich \chônes Haus- und Familienbuch werden wird, das, dem Programm gemäß, dem deutshen Volke die Geschichte seiner Kunst in aroßen Hauptzügen lcbensvoll und anschaulich scbildert. Lübke ist dazu wie kein Anderer berufen: „ein großes lihtvolles Ge- sammtbild der deutschen Architektur, Bildbauerei und Malerei, der Kleinkünste und des Kunstgewerbes sowie des Holzshnitts und des Kupferstichs von den frühesten Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart“ zu geben. Das Werk foll, troy der reichen abbildlichen Ausstattung, den Preis von 15 # nit übersreiten.

Das Aprilheft der „Deutschen Rundschau* (Berlin, Gebrüdcr Pätel), enthält zunächst einen von innigem Shmerz und tiefer Pietät diktirten Nachruf an Kaiser Wilhelm. Von seltener Wut, von fortreißender poetisher Gewalt ift sodann der erste Theil einer neuen novellistishen Schöpfung von Theodor Storm: „Der Schimmelreiter“. Die Erzählung spielt im Pia dolande des Dichters, sie führt uns das Ringen der Küstenbewobner mit dem Meere vor Augen. Heroorragendes Interesse beansprucht Gustav Schmoller's Abhandlung über die „Einführung der französischen Regie durch Friedrich den Großen 1766“, welche vielfa die landläufige Meinung korrigirt und ein fesselndes Licht auf die Wirthschafts- und Finanzpolitik des großen Königs wirft. Behandelt Franz Xaver Kraus in seinem Aufsatze über Antonio Rosmini einen eifrigen Ver- fehter des Katholicismus, so führt uns Adolph Hausrath in liebevoller Weise die „Drei großen Protestanten der Düfseldorfer Schule“ vor Augen : Iobann Wilbelm Schirmer, Karl Friedri Lessing und Wilhelm von Kaulbach. Der Verfasser war mit allen Dreien befreundet und mit Hülfe vieler kleiner persönlicher Züge mat er uns auf das Genaueste mit ihrem aus vollster Glaubensüberzeugung entsprungenen künst- lerishen Schaffen bekannt. Die „St. Petersburger Aufzeibnungen“ beschäftigen sih mit den ersten Regierungsjahren des Kaisers Nikolaus. In seinen „Zeitball-Einrichtungen“ behandelt F. Hennicke einen Gegen-

stand, der Vielen gänzli® ncu sein dürfte. Ueberrashend wirkt der St&luß der Erzählung: „Die Argonauten von North Liberty*® von Bret Harte, die uns den amerikanisben Romancier auf seiner vollen Höbe zeigt. Die politishe Rundschau, eine kunst- und s{önwissen- schaftlive literaris&e Rundschau, sowie bibliograpbis{e Notizen {ließen das „Rundshau“-Heft ab, welhes ein neues Quartal eröffnet. Von der Monatsschrift „Unsere Zeit“, berauëgegeben von Friedrich Bienemann (Leipzig, F. A. Brotckhaus), ift soeben das vierte Heft zur Versendung gelangt. In seinem Ratruf an Kaiser Wilbelm „Deutschlands Schmerz und Trost“ spricht der Heraus3geber manchen neuen Gedanken aus. Auf Grund der französishen S(hrift „Pro Patria“ von Jules Lgour \ch{ildert Emil Burger in Breslau das Fortwuchern der Revanhe-Idee unserer Nabarn. Gleichsam als Antwort hierauf stellt Major Joseph Scott sakundig die Aende- rungen klar, wele durch das reue Wehrpflihtgeses vom 11. Fe- bruar in der Wehrkraft des Reis und in den persönlichen Ver- bältnifsen der Pflichtigen eingetreten sind. Von Ernft Freiherrn von der Brüggen wird in einer interessanten Studie „Die euroväischen Grenzländer Rußlands und das Nationalitätéprinzip“ geschildert, was das Regierungssystem der leßten Jahre bei unserem östlichen Nachkar zu Tage fördert. Auch auf „Innerafrikas volitis@e Ver- bâltnisse* wird im Anschluß an die über Emin Pasta kürzlich er- \chienenen Werke von ungenannter Feder aufmerksam gemaht. An den im ersten Heft dieses Jahrgangs der Zeitschrift enthaltenen Nach- ruf für Vize-Admiral von Iabmann knüpft Kapitän zur Se: a. D. Stenzel eine nähere BeleuGtung der Stellung des Dabhin- geschiederen als Oberbefehlshaber des Nordseegeshwaders 1870/71. Franz Walther würdiat Max Lehmann's Monumentalwerk über Scarnborst als (arafkteristishes Muster heutiger poli- tisher Geschichtsschreibung. Das vorliegende Heft bringt au einen bemerkenswerthen fkunstwissenschaftliden Aufsag von Dr. Jean Paul Richter über „Die Dresdener Gemäldegalerie und die moderne Kunfstwifsenshaft*, deren Grundsäße in dem neuen Kataloge der Anstalt vom Direktor Woermann Ancrkennung gefunden haben. Die in Leipzig am 14. d. M. erscheinende Nr. 2337 der Illustrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Die Uebershwemmung in und bei Dömiy an der Elbe. 6 Abbil- dungen. Nah der Natur gezeihneë ron Robert Geißler. Die Ueberschwemmung an der Niederelbe: Rettung in Lenten durch Frkrn. v. Wangenbeim. Nach der Natur gezeihnet von G. Arnould. Karte von dem Uebers{wemmungêégcbiet des Elbstromes. Charles loquet, der neue franzôsishe Minister-Präsident. Kaiser Franz Ioseph in der Internationalen Jubiläums- Kunstausstellung zu Wien am 17, März, OriginalzeiGnung von W. Gause. (Zweiseitig.) u. \. w.

Gewerbe und Handel.

In Betreff der Ursprungszeugnisse, welhe den nach Italien und nach Frankrei bestimmten Waartensendungen bei- zugeben sind, sind die näheren Vorschriften im „Reichs-Anzeiger“ Nr. 69 vom 12. März d. I. und im „Handels-Archiv“, April- beft d. I. I. S. 285 veröffentlibt worden.

Eine soeben erschienene Verfügung des italienisßen General- Direktors der Zölle modifizirt zum Theil die obenerwähnten, für die Einfuhr nach Italien erlassenen Vorschriften und hat folgenden Wortlaut:

Durch Normale 15 sind die Zollstellen auf Grund der Ve- stimmung des italienisch-österreitis{en Vertrags ermädhtigt worden, die Fafturen an Stelle dcr Ursprungszeugni®e für die mit Anspru auf Zollbegünstigung einzuführenden Waaren mit Rücksi®t darauf an- zunebmen, daß dem Handel nit zu große Hindernisse während der Zeit bereitet würden, welche nöthig ilt, damit die auswärtigen Produzerten die ihnen auferlegte neue Pflicht kennen lernen.

Nachdem der Grund für diese Erleichterung aufgehört hat, bält es das Ministerium für angezeigt zu bestimmen, daß vom 10. April d. F. ab nur noch Ursprungszeugnisse als gültiger Nabweis bebufs Anwendung des Konventionaltarifs anzunehmen und daß diese Zeugnisse der Hauptdeklaration beizufügen sind.

Fur den Augenblick bleibt die Befreiung von der Beibringung des Ursprungszeugnisses nur hbinsihtlih derjenigen Waaren besteben, welche direkt aus den Produftionsländern ankommen oder ledigli von einem Schiff auf das andere in französishen Häfen umgeladen worden sind, sowie derjenigen Waaren, wel®e nur in einem bes stimmten Lande bergestellt werden.

Auch binsihtlich der Postvackete und der kleinen Mengen von aren, welhe Reisende in ibrem Gepäck mit sch führen dürfen, bt es bei den bisterigen Bestimmungen.

Wir machen darauf aufmerksam, daß die im „Reichs-Anzeiger Nr. 12 vom 14. Januar d. F. veröffentlichte schweizerischeZoll- tarifnovelle am 1. Mai d. I. in Kraft tritt.

Die daselbst vorgesehenen Zollerhöhunzen finden auch auf deuts he Waaren Anwendung, soweit die bestehenden Zollsäße niht durch Han- del8verträge gebunden sind.

Die „Apotheker - Ztg.“ schreibt: „An die Apotbeker Deutschlands. Der Vorstand des Deutsben Apothekervereins trat am Sonnabend Vormittag in Berlin unter Vorsitz des Senator:s Dr. Brunnengräber zusammen, um über die Mittel und Wege ih {chlüssig zu macben, welche dazu führen könnten, einerseits die tief- gebende Beunruhigung zu beseitigen, welbe Angesibts der theils mik- verständlicen, theils böëwilligen Auéleaungen, welche die Erklärungen Sr. Excellenz des Herrn Kultus-Ministers von Goßler im Plenum und namentlich die Erklärungen des Geheimen Raths Dr. Kernsandt in der Kommission des Abgeordnetenhauses in Sachen dcs Apotheken- Konzessionêwesers erfuhren, fast den ganzen Apothekerstand ergriffen batte, und andererseits als geeignet zu erahten wären, um bei der Neuordnung des Apothekenwesens die volle Wahrung der Inter- essen unseres Standes zu sihern. Die Erledigung des ersten Gesihts- punkts wurde als die dringendere Nothwendickeit zuvörderst ins Auge gefaßt und unverzüglich herbeigeführt, ohne darum den zweiten Punkt länger als um cinige Stunden zu verschieben, Es wurde dem- gemäß Seitens des Vorstandes beschlossen, der Vorsitzende Dr. Brunnengräber möge fofort um eine Audienz bei dem Herrn Kultus- Minister einkommen, um diesen zu bitten, dur eine für die Oeffent- lichkeit bestimmte Erklärung die Gemüther namentli aub nat der Richtung zu beruhigen, daß irgend eine Vergewaltigung der bestehenden Verbältnisse, d. h. die Verlcihung von rückwirkender Kraft für die eventuelle Neuordnung des Konzessionéwesens im Sinne der aussbli:f- lichen Personalkonzession nit in der Absicht der Königliben Staats- regierung liege. Die Seitens des Herrn Dr. Brunnengräber erbetene Audienz wurde vom Herrn Kultus-Minister in der zuvorkommenditen Weise fofort gewährt und demgemäß hatte der Vorsitzende des Deutschen Apothekervereins noch am Sonnabend Nachmittag die Ehre vom Herrn Minister empfangen zu werden.

Herr Dr. Brunnengräber trug in gedrängter Kürze das Petitum und die Motivirung desselben vor.

Der Herr Kultus-Minister, welcher obne Zweifel der ganzen Angelegenheit ein warmes Interesse entgegenbringt, wies auf die aub von dem Deutschen Apothekerverein und dessen Vorstand so oft anerkannten Mißstände des jeßigen Konzessionswesens hin und machte besonders darauf aufmerksam, daß durch das auf seine Veranlassung im Kultus-Ministerium seit Jahren gesammelte statistisGe Material der Nachweis erbracht sei, daß diese Mißstände einen Umfang an- genommen bâtten, welher die zwingende Nothwendigkeit darthäte, die Frage der Reform des Konzessionswesens wieder in Fluß zu bringen. Es sei ein Irrthum, zu glauben, daz in der aller- nächsten Zeit die Regelung des Konzession8wesens zum gesetz- lihen Abs{luß gebracht werden könnte. Die Angelegenbeit werde allerdings zur Zeit eingehend erwogen und erörtert, es sei auch bereits ein diesbezügliher Entwurf Seitens des betreffenden Dezernenten aus- gearbeitet; indeß habe der Entwurf selbst innerbalb des Kaultus- Ministeriums noch nicht alle nothwendigen Stadien dur{laufen. Wenn dies gesehen sein wird, soll der Entwurf benutzt werden, 1m eine geseßliche Regelung der Apothekenfrage für das Reich dur die Reichsbehörden anzuregen. Eine rückwirkende Kraft dem zu erlassenden Gesey beizulegen, liege niht in der Absicht. Zu einer Beunruhigung,

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