1868 / 223 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Gustav Moynier von Genf und den eidgenössischen Ober-Feld- Arzt Dr. Lehmann von Bern.

Niederlande. Ha ag! 19, September. Der Minister des. Innern hat heute die Sißung der Generalstaaten mit fol- gender Rede geschlossen:

»Meine Hexren , durch den König bin ih beauftragt , die Ver- sammlung der Generalstaaten zu schließen. Die ungewöhnlichen Um- stände, unter denen diese Sißung eröffnet und fortgeseßt wurde, waren die Ursache, daß auf dem -Gebicte der Geseßgebung nicht viel zu Stande gebracht werden konnte. Inzwischen ist diese Sipung nicht anz unfruchtbar vorübergegangen. Die Gesehe, welche nach der Ver- assung jäbrlich zur Sicherung der verschiedenen Zweige der Verwal- tung des Reiches erforderlich sind, werden in der vorgeschrittenen Jahreszeit fesigestellt. Die Fortführung unserer großen öffent- lichen Werke haben Sie sowohl durh einige Expropriations- Geseße, als auch durch Bewilligung von Geldmitteln unterstüßt und gefördert. Der Gesegentwurf zur Bestätigung ciner Uebereinkunft mit der Gesellschaft zur Verwaltung der Staats-Eisenbabnen hat Jhre Zustimmung nicht erlangt. Durch die Annahme des Gescßeatwurfes zur Bestätigung der Uebereinkunft wegen der Abänderung der Kon- zession für die Herstellung des Kanals durch den s{hmalsten Theil der Niederlande i| ein großer Schritt gethan, um die Ausführung dieses Werkes sicher zu stellen. Der König beauftragt mi, Jhnen, meine Herren, scinen Dank auszusprechen für Jhre Beherzigung der Jnteressen des Landes. Tm Namen des Königs erkläre ich diese Sißung der Generalstaaten für geschlossen.« i U

Der König hat gestern Nachmittag den päpstlichen Internuncius Msgr. Bian chi in besonderer Audienz empfangen, welcher seine Beglaubigungs®*schreiben überreichte.

Großbritaunien und Irland. London, 19. Sep- tember. Der Bericht. der irischen Kirchen-Kommission ist heute veröffentlicht worden. Derselbe empfichlt: Abschaffung der: vier Bischofsfiße von Meath, Kilmore, Killaloe und Cashel, Abschaffung sämmtlicher Dechanten mit Ausnahme von acht, aber Beibehaltung von zwei Erzdechaänten für jede Diözese, Ausdehnung der Befugnisse der ständigen Kirchen - Kommission und Ueberweisung des Ueberschusses in den Einnahmen an die-

selbe behufs entsprechender Stiftungen für die bevölkerten Pfarr--

bezirke. Das Einkommen der StaatS*kirche in Jrland wird von der Kommission auf etwa 600,000 Pfd. St. abgeschäßt, von denen 320,000 Pfd. St. auf die (an Stelle des früheren Jehn- ten eingeführte) Vachtauflage kommen.

Spanien. Madrid, 19. September. Die Königin hat die Entlassung8gesuche des Conseils - Präsidenten Gonzalez Bravo, des Kriegsministers Mayalde und des Marineministers Belda angenommen und den Marquis de la Havane zum Conseils - Präsidenten , Kriegsminister und ad- interim zum Marineminister ernannt. Der neu ernannte Conseils-Präsident, welcher heute in St. Sebastian der Königin den Eid geleistet, ist Nachmittags von dort nah Madrid abgereist. Die Königin wird ebenfalls morgen hierher zurückkehren.

Der Pariser »Moniteur« meldet vom 20. d. M. aus Spanien : Die progressistische Partei hat in Cadix cine Ruhe- \störung veranlaßt, welche dadur, daß die Mannschaften meh- rerer Kriegsschiffe sih dabei betheiligten, nicht unbedenklich ge- wesen zu sein scheint. Nähere Nachrichten über den Charakter dieser Unruhen liegen noch nicht vor. Jn Madrid war die Ruhe nicht gestört worden. Die beabsichtigte Zusammenkunft des Kaisers Napoleon mit der Königin von Spanien hat wegen dieser Ereignisse nicht stattgefunden.

Die Königin ist, nah der »Agence HavaLe, am 20sten R von San - Sebastian nach der Hauptstadt zurück- gekehrt.

Stumánien. Bukarest, 17. September. Jm Senate wurde Stephan Golescu zum Präsidenten und zu Stelver- tretern desselben Niko Rosetti und Janco Dokan gewählt.

19. September. Nicolaus Golescu ist auf seinen von Bratiano interimistisch verwalteten Posien als Minister des Aeußern zurückgekehrt. i

ANußland und Polen. St. Petersburg, 20. Sep- tember. Dem »Journal de St. Pétersbourg« zufolge erhält der russische Gesandte in Washington, Baron Stöckl , einen viermonatlichen und der Gesandte in Athen, Staatsrath No- wikoff, einen vierwöchentlichen Urlaub.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Sep- tember. „Die Königliche Familie ist, heute in Begleitung des Kronprinzen von Dänemark mit dem Danipfschiffe »Sköld- mön« von Riddarholmen nah dem Schlosse Tullgarn, Som- mer-Aufenthalts8ort der verwittweten Königin, abgereist. Mor- gen ‘soll die)Reise von dort yer Extrazug über Wenersborg nach dem Gute Baldersnäs fortgesezt werden. Nächsten Sonn- tag ‘gehen sämmtliche Königliche Personen nach Frederikshald und Tags „darauf per Dampfschiff, nach Christiania,

Unter dem Vorsiß des Freiherrn De Geer ist hier

für die Dauer der Abwesenheit des Königs eine Interimsregie rung ernannt worden, bestehend aus den Staalbräthen Thuj; strup, Ehrenheim und Abelin. Der Minister des Aeußern, Graf Wachtmeister, so wie die Staatsräthe Ugglas, Bredberg und Berg haben vom Könige Befehl erhalten, fh nah Norwegen zit begeben, um während der Anwesenheit des Königs daselbst iejenige Abtheilung des Staatsrathes zu bilden, welche dein Grundgeseße zufolge vorhanden sein muß, wenn der Könj

fern von der Hauptstadt in E einer Negierung8angelegen: heit Beschluß zu fassen sich genöthigt sehen sollte.

__ Amerika. New-York, 9. September. Der Kriegs: minister hat den General Thomas ermächtigt, den Gerichtshöfen in den Grafschaften Nelson und Marion, Kentucky, welche" von bewassneten Haufen bedrängt wurden, militairische Hülfe zu gewähren. i i

Der Distrikt8gericht8hof in Key-West hat einen Antrag Dr. Mudd und mehrere andere der Betheiligung an der Ex. mordung Lincoln's Verdächtige auf Grund der Habeas-Corpug. Akte in Freiheit zu sehen, zurückgewiesen. ___— Der vom Kongresse zur Berichterstattung über die Räthe lihkeit einer Erneuerung des Reziprozikäts-Vertrages mit Kg: E gewählte Ausschuß is aus Neuschottland hierher zurü gekehrt.

Aus Colorado treffen noch immer Berichte über Ruhe, störungen von Seiten der Jndianer ein.

Aus dem Wolff’schen Telegrjaphen- Büreau.

Bamberg / 21. September, Vormittags. Auf der Soirée des Senators Heyn äußerte der König wiederholt sein V dauern über die Störung der prachtvollen Arrangements gy der Alster und Elbe durch das ungünstige Wetter, fügte jedo hinzu, Ihm genüge der allerorts bethätigte Wille, Ihm Freude zu bereiten, den Er dankbar anerkennend mit Sich nehme, Dr König war in der heitersten Stimmung und. verweilte % Stuh- den auf der Soirée. Heute, Nachmittags 14 Uhr, besucht der König die geschmackvoll ausges chmüdckte Börse.

Dresde, E 21. September, Mittags. Die hier tagende Naturforscher - Ve Versammlung®8ort Jnnsbruck, und zu Geschäftsführern die dortigen Professoren Pichler und Remboldt gewählt. ; ondon, Montag, 21. September, Morgens. Der eng lische Botschafter in Wien, Lord Bloomfield, ist hier eingetroffen,

Nachrichten aus New-York vom 11. d. zufolge ist die S ete durch Regenwetter angeblich bedeutend be-

igt.

aris, 21. Sepcember, Vormittags. Bei der Deputirten

wahl im Departement Nièvre (Nevers) rourde der Regierungs Kandidat de Bourgoing gewählt. :

Der Bernstein in Ostpreußen. (S. Nr. 220 d. Bl.) ITI.

Gegenwärtig betreibt die Staatsregierung zwar keine Bernstein gewinuung für eigene Rehnung, ‘doch ist der Bernstein in ganz Ost Preußen und am westpreußischen Strande, mit Ausnahme des Stadt- gebietes Danzig, vorbehaltenes Eigenthum des Staates. Für die Strandstrecke von Danzig bis Memel bezieht derselbe die Pachtsumme von Adjacenten; er verpachtet die Bernsteingräberei in den Stralid- bergen auf eigenen und Privatgrundstücken und verpachtet die Baggerei im Kurischen Haff. Jeder Grundbesißer in Ostpreußen muß den auf seinem eigenen Grundstücke gefundenen Bernstein gegen das ge scßliche Finderlohn von einem Zehntel des Werthes abliefern, wenn er sih nicht ebenfalls durch die Zahlung einer Pacht von dieser geseßlichen Verpflichtung befreit.

_ Was das Bernsteingeschäft selbs anlangt, so wird der Werth des cinzelnen Bernsteinstückes durch Farbe, Reinheit, Größe und Form bestimmt. Um diesen Werth zu \{äpen, is es zunächst erforder lich, die in der Regel vorhandene cagrinartig genarbte Verwitterung® chit durch Feile und Eisen zu entfernen, damit die Farbe und inner Beschaffenheit des Stückes sichtbar werde. Jn dieser Gestalt, bepuß! und von der Ninde befreit, kommt der sogenannte rohe Bernstein in den Handel. Demnächst werden die Stücke näch der Größe sortirl. Man unterscheidet hauptsächlich: / Sortiment, d. h. Stücke über 5 Loth; großes Sortiment: 3 bi? 4 Stücke auf cin Pfund, kleines 6 Stücke. ; Tannenstein , großer Tannenstein: 5 bis 8 Stücke auf ein Pfund) Zehner, d. i. 10 Stück cia Pfund; Zwanziger, Dreißiger U. s W:/ E d. h. Stücke; die nur zu Perlen von verschiedener Größe ih eignen ; 0 Sandstein, Schlauben und Schlu, der wegen Kleinheit Rissigfeil und Unreinigfkeiten nur zu Räucherwerk und zu technischen Zwécken verwendet werden kann. L

Das“ gegenseitige Verhältniß dieser Sorten shwankt natürlich he Das Sortimcüút ist E “Prozent zu, {häßen ; der Erd - oder Gra? stein enthält etwvas mehr Sortiment als, der Scestein; der Tannenstell mag, etwa, 9 Prozent, der / ganzen Bernsteinproduction betragen/ Kgralen 10, NEoRnf, Und Der Sandstein und Schluck 50 rozent

Stücke übér 1 Pfund Gewicht könmmen nür selten vor;

rsammlung hat heute als nächsten .

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in den Gräbereien häufiger gewonnen werden, wenn- nicht urd) dic Gewinnungsart? von oben na. unten, bei der der Arbeiter uw dem Fuße auf die Umhüllung der Bernsteinistücke tritt, und die Stü e selbst dur den geschärften Spaten verleßt, ein großer Theil 7 shónsten Sortimentsstücke zertrümmert würde. dr Sas größte Stü, welches sich überhaupt in der Geschichte er- hnt findet, soll in Jütland gefunden worden sein und über 27 Pfund P pogen haben. Das größte gegenwärtig nahweisbare Stück Bern- Lin befindet sich im Königlichen Mineralien - Kabinet zu Berlin. Passelbe wiegt 135 Pfund, is 13% Zoll lang, 82 Zoll breit, auf der nen Seite 5% 1 auf der andern 35 Zoll stark und wurde im Jahre 1808 zu Schlappachen, zwischen Justerburg und Gumbinnen, gefunden. Sein Werth wurde auf 10,000 Thlr. geschäßt.

Oer Werth solcher ungewöhnlich großen Stücke richtet sich ganz nach der Beschaffenheit derselben. Bei Stücken von mehr als 5 Loth Gewicht bis zu 1 Pfund kann man bei sonst guter Farbe und nicht 1 ungünstiger, löcheriger Form den Durchschnittswerth von 1 Thlr. yro Loth annehmen; das wäre der Werth des Silbers; den Werth des Goldes y den der Bernstein bei den Griechen gehabt haben soll, heißen heute wohl nur noch Stücke, welche mehr als 1 Pfund wiegen.

Aus solchen großen Stücken werden Becher, Kruzifixe, Nippsachen u, dergl. hergestellt. Die Markgräfîn Dorothea von Branden- hurg. ließ für den König von Dänemark ein Brettspiel aus Bern- «n anfertigen. Markgraf Albrecht schenkte Luther und Melanchthon hernsteinerne Löffel und ließ für sich Schalen und Trinkgefäße aus diesem Fossil anfertigen. Für des. jeßt regierenden Königs Majestät wurde vor zwei Jahren ein kostbares Schreibzeug: aus einem Stück Vernstein gearbeitet.

Die Stücke von flacher Form heißen Fliesen, sie werden haupt- sählih zur Anfertigung von Brochen verwendet; aus den Stücken von länglicher Form werden Cigarren- und Pfeifenspißen hergestellt; aus denen von kubischer Form Ansaßstücke zu Pfeifen. u. s. w. Die fleinen Stücke von reiner Farbe werden sämmtlich zu Perlen, soge- nannten Korallen, Livorneser Oliven u. st. w. verarbeitet, deren Absaß- gebiet ein sehr aus8gedehntes, namentlich in Norddeutschland, ist.

Die Farben des Bernsteins gehen vom Lichtkreideweißen und Vasserhellen dur gelbliche , grünliche, röthliche Abstufungen bis in's Feuerrothe und Braune über. Grünliche und bläuliche Varietäten ind in Preußen im Ganzen selten. Ebenso wie die Farben, sind die Grade der Durchsichtigkeit außerordentlich mannigfaltig. Der ganz undurchsichtige freideweiße odér lihtgelbe Bernstein, der sogenannte Knocden, liefert die meiste Bernsteinsäure und enthält dieselbe im Ueberschuß , \o daß sie {hon beim Reiben frei wird. Jhm hauptsächktich würden früher heilkräftige Eigenschaften zugeschrieben und er wurde daher auch für die Hochmeister des Ordens besonders ausgewählt.

An den Knochen schließen sich durchscheineude, halbdurchsichtige; wol-

fige (flohmige) Varietäten bis zum ganz klaren Stein an, dem, soge- nannten Gelbblank- und. Rothblank. j

Die geshäßteste Sorte ist im Allgemeinen der sogengnnute Bastert, Vastart; Bastort oder Bastardstein. Der Bastert ist halb durchsichtig bis. durscheinend und von lit grünlichgelber, der sogenannten Veißkohlfarbe. Diese Sorte is hauptsächlih in Europa und. im Orient geschäßt, während nah Amerika, Afrika und- den Südscelän- dern mehr blanker Stein abgeseßt wird. :

So unterscheidet man im Bernsteinhandel wohl Über 150 ver- shiedene Sorten nah Form, Farbe und Größe der Stücke. /

Hinsichtlich dex Ausdehnung des preußischen Bernsteinhandels. ist zu erwähnen, daß die Firma Stantien und Beer in Memel Haupt- fommanditen in Mázatlan (Mexiko), Bombay, Kalkutta, Hongtkonk, Konstantinopel, Livorno, Wien, Berlin, Baden, in Thüringen (Ruhla) und unter eigener Firma in Par!s besißt. Fast nur roher Bernstein und roh bearbeitete Korallen werden von Preußen ausgeführt; die Ver- atbeitung größerer Bernsteinstücke, die Anfertigung der Cigarrenspißen rfolgt hauptsächlih im Auslande, zu Wien und Paris u. st w. j Die Hälfte des ganzen Bernsteins, also etwa 100,000 Pfund in cinem Jahre, läßt sich wegen der Unreinheit, Undichtigkeit oder Klein-

hit der Stücke zu Schmucksachen und. Salanteriewaaren nicht

verarbeiten; der Werth dieses Steines sinkt bis auf 3 Sgr. pro Pfd. Aus ihm wird zum Theil die Bernsteinsäure zunächst abdesilillirt; welche als Reagens in der Chemie, als -Medikament, ferner . in der Färberei und Photographie Verwendung findet. Hundert Pfund Bernstein liefern jedoch nur 2 bis 4 Pfund Bernstein- säure; demnächst -noch 20 bis 25 Pfund Bernsteinöl , welches tbenfâlls zu offizinellen Zwecken verwendet wird, und als Rüclstand das Bernstein-Kolophonium. Aus leßterem wird durch Vermischung mit Kienöl ein“ ausgezeichneter, hohen Temperaturen (bis 250, Gr. Celsius) widerstehender und zum Anstrich von Eisenwaaren, Ma- hinentheilen und Holz besonders geeigneter Lac, der VBernsteirilack argestellt; auch dunkle Lackfarben lassen sich mit diesem Lack her- selen. Will man einen klaren, wasserhellen La, der alle anderen batsorten an Härte, Festigkeit und Dauerhaftigkeit übertrifft, erzielen, dann muß man auf die Gewinnung der Bernsteinsäure „Und, des Vernsteinöls verzichten und reinen klaren Bernstein, der frei von or- \anischen Beimengungen is, unter Abschluß der Luft , einschmelzen. Die er flaxe Bernsteinlack findet ‘eine sehr ausgedehnte Vex1vendung ti der Herstellung der Wachsleinwand und der Parquet-Fußböden. Geschmolzener Bernstein mit anderthalb Theilen Schwefelkohlen- soff e dle giebt endlich ‘einén ausgezeichneten Schnellkitt, ¿ ader ‘rohe Berústein einen Durchschnittswerth von ungefähr d Thlr. pro Pfund bcsißt, so repräsentiren die 200,000, Pfund VBern- sin, welche jährlich in Preußen gewonnen werden, einen, Werth von etwa eincr Million Thaler, welcher durch die weitere Verarbei-

Uung des Bernsteins und die Circulation der Waare noch erhöht wird.

Kunst und Wissenschaft. ¿

gr der lehlen Sihung des Vereins für Geschichte, der Mark Brandenburg, bielt der Geh. Arhiv-Rath Märcker- einen Vortrag über die ansbach-baireuthischen Archive. Dieselben, namentlich das grofe_Plassenburger, waren im Jahre, 1806 in. Un- ordnung geflüchtet, später in Bamberg wieder gesammelt, worden, nachdem man Verschiedenes dem Münchener Archive einverleibt hatte. Wiederholte Versuche der preußischen Regierung, die Rückgabe wenig- stens derjenigen Aktenstücke herveizuführen, welche nicht auf die fräÿ- kischen Lande, sondern nur auf das Haus Hohenzollern bezüglich sind, wa- ren ziemlich erfolglos geblieben. Es ward. daher in den am-22. August 1866 abgeschlossenen Frieden8vertrag. mit Bayern bekanntlich die Be- stimmung aufgenonunen, daß Bayern die zu Bamberg befindlichen Archivalien, »Wwelche eine besondere und ausschließliche Dezlehung auf die chemaligen Burggrafen von Nürnberg und die Markgrafen von Brandenburg fränkischer Linie baben,« auslicfern werde. Nachdem nunmehr die Auscinandersepung stattgefunden, machte der Geh. Archiy- Rath Märker, der als preußischer Kommissarius bei derselben thätig gewesen war, dem Vereine Mittheilung über den Hauptinhalt der jeßt in preußischen Besiß Übergegangenen Schriftstücke. Abgeschen von einer anschulichen Zahl fürstlicher Korrespondenzen des 17. u. 18. Jahrhunderts, die noch fasl unberührt und reich an interessantem Stoffe sind, be- ziehen sich die bedeutendsten der bis jeßt unbekannt gebliebenen Doku- mente auf Hohenzollernsche SNCIAUTLÁRe und Ehe-Projekte, auf die Abdankung Johann's des Alchymisten, auf das Verhältniß Albrecht Achills und der folgenden Generationen zu Ungarn und Böhmen auf die Berpmdung, der. fränfishen. Markgrafen mit Schlesien, auf die Wege, welche die Kurfürstin Elisabeth, Wittwe Johann Georgs, Cngeia en, um ihre Söhne zu versorgen, auf die Stellung. Ans- bachs und Baireuths- zu. König Friedrich [l. während des sieben- jährigen. Krieges, auf den Rothen Adler-Orden 2c. Die Aktenstücke sind namentlich. wichtig für das. Biographische und für die Kultux- gelhichte in den Berichten über Geburt, Erziehung, Reisen, Hofhaltung,

od, Testaments- und: Nachlaßsachen der Hohenzollernfürsten.

Bonn, 19. September. Feller internationaler Kon-

reß für Geschichte und-Alterthumskunde.) cute wrden ie leßten Sectionssißungen gehalten, und eröffnete in der 1. Section die Reihe der Vorträge der Prof. Zestermann. Fortfahrend in seinen hon früher gegebenen Mittheilungen der Nachrichten der alten Klas- iker Über den Urzustand der Menschheit, gab er éine Beschreibung der Wohnungen, der Todten, wie sie uns. vornämlich: duxch Homer und Herodot. Überliefert. sind.

Der Obexr-Studienrath Dr. Haßler- bemerkte, daß: vor: einigen-J y ren in der Nähe der Ursprünge der Dongu Und des. Rheins ¡abl- reiche Funde von Fegerieinen gemacht worden seien, die nicht, wie die damals in die Oeffentlichkeit gedrungen Mittheilungen-sagten, importirt sein können, sondern in der Zeit, als die Gletscher sih auf- lôsten und herunterzglitten, an den Fundort gekommen sein müssen. Der Präsident, Prof. Dr. Nöggerath, gab hierbei die Erläuterung, daßdie Feuersteine, so lange sie noch ihre Gg Le in sich haben, ih auf beliebige Weise schlagen ließen, und daß man aus der weißen Rinde, die man bei ihnen, besonders bei den grauen, auf der Oberfläche bemerke, nicht auf das Alter derselben {ließen dürfe.

A Schmiß aus S. Francisco hielt darauf den zweiten länge- ren Vortrag über das noch heute auf einer sehr niedrigen Kulturstufe stehende Volk der Apadschi-Jndianer in Kalifornien, dessen Sitten, Gebräuche, Kleidung, Religion und Sprache er dur einen längeren Aufenthalt bei ihnen kennen zu lernen. Gelegenheit gehabt hat.

Die in der Höhle von Perigord gefundenen Knochen mit den darauf befindlichen Gravirungen veranlaßten darauf die Herren von Quast und Schaafhausen, den Wunsch auszusprehen, nah genauen mikroskopishen Untersuchungen derselben über ihre Echtheit oder Un- echtheit zu entscheiden. Nachdem noch Professor Victor Jacobi aus Leipzig Über die Ableitung der Worte Teutonia “und Francia geredet, {loß der Vorsißende mit einem Rücfblicke auf die Thätigkeit der Section und mit Worten des Dankes für die Redner, die Verhandlungen. Der Professor Zestermann dankie hierauf im Namen der Versammlung für die treffliche Leitung dem Präsidenten.

In der 1. Scction licß Herr Vetter mehrere von ihm angefertigte Profile, und zwar a) Profile römischer Straßen in Baden und in der Schweiz, b) römischer Wälle zur Vertheidigung, c) eines Bergabhanges und Bergrückens mit Wällen und Gräben, d) Durchschnitt eines römischen Lagers, e) Umgebung eines ‘Lagers und einer Thal- befestigung, den Anwesenden vorlegen. Die von dem Präsidenten sodann gestellte Frage: Welches is} ‘der geographische Bereich der bis jeßt diesseits der Alpen gefundenen angeblichen etruskischen Broncen und bieten dieselben Anhaltspunkte zu bestimmten Schlüssen Über das Alter und die Nationalität der betreffenden Gräber? wurde, da-man noch nicht wisse, wer die Etrusfker wären, in ihrem zweiten Theile mit Nein beantwortet. Professor Zestermann erwähnte hierbei ‘der in der Lausiß gemachten Funde und behauptete, daß die Bronce ‘aus: Asien zu uns herübergekommen sei. Pr. Ebers stimmte diesen Ausführun- gen bei und machte auf die zwischen Düna und Garonne gemachten N phsönizischer , römischer und egyptischer Alterthümer auf- merksam.

Graf Przezdziecki zeigte Photographicen und, Steinabdrücke mch- rerer Göôötterbildex und heidunischer Grabsteine vor, | welche in. Ost- Galizien und im Königreich Polen gefunden worden sind und erläu- texte dieselben. ] :

Nach diesem Vortrage ergriff Dr. William Bell aus London das Wort, um die Versammlung auf seine Shakespeare-Studien aufmexk- sam zu machen, die cinen dreijährigen Aufenthalt Shakespeares in Deutschland nachweisen wollen. Die Gestalt seines Puck und anderer Persönlichkeiten seiner, Dramen. können: nach ihm nur aus Deutsch- land -entlehut sein. „Nachdem - Hexr Courxnaus[t gus Nancy „noch