1868 / 292 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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der Kostenpunkt von keinem entscheidenden Einflusse auf die Auffassungen der Königlichen Regierung und des Bundes-Prä- sidiums gewesen ist. Die Frage, ob wir die Bundesgenossen zu diesen Kosten heranzichen könnten oder nicht, ist zwar aus Gesichtspunkten der Sparsamkeit immerhin eine bedeutende, aber sie tritt in den Hintergrund neben der entscheidenden Frage, die der Herr Vorredner im zweiten Theile seiner Aeußerungen berührt hat, neben der Bedeutung der Maßregeln-dem Auslande gegenüber, neben dem Zweck, die in- ternationale Einheit des Bundes in der Repräsentation nach Außen nicht bloß, sondern auch in der Art, wie diese Repräsen- tation besoldet und geschaffen wird, zur Durchführung und zur Anschauung zu bringen; und darin stimme ih dem Herrn Vorredner bei, daß nach Uebertragung des auswärtigen Bud- gets auf den Bund dieser Eindruck auf das Ausland und das

efühl, welches dem analog is im Jnlande, ein wesentlich ver- stärkter sein wird, und diese Rücksiht hat uns hauptsächlich be- stimmt, die Sache von Hause aus zu betreiben und bei der Inslebenrufung der Bundes§8verfassung schon in Aussicht zu nehmen. Jch kann dabei konstatiren, daß die Befürchtung des Herrn Vorredners, daß an den verbündeten Höfen die Maß- regel einen unangenehmen Eindruck machen würde, nicht be- gründet ist.

Ich kann dies aus meinen Wahrnehmungen nicht bestäti- gen. Ih muß im Gegentheil rühmen, daß die verbündeten Höfe in richtiger Erkenntniß des internationalen Werthes der beabsichtigten Einrichtung bei den vertraulichen Verhandlungen auch {hon im vorigen Jahre bereitwillig entgegen gekommen find und die Maßregel an sich niemals bestritten, sondern ihre Ausführung nur als eine Zeitfrage betrachtet haben. Wenn der Herr Vorredner nun noch weitergehende Anträge hieran an- Tnüpft, so möchte ih davor warnen , bei dieser Gelegenheit die Konsequenzen gleih auf die Spiye der Doktrin zu treiben. Theoretisch kann ih dem Herrn Vorredner ganz Recht geben ; die Theorie ist eben in der diplomatischen Thätigkeit noch ge- ringer als im gewöhnlichen Leben und kommt noch weniger zur Geltung. Praktisch haben wir ein dringendes Bedürfniß, diese Gesandtschaften innerhalb des deutschen Bundesgebiets bei- zubehalten, ein Bedürfniß, welches ih {hon im vorigen Jahre zu entwickeln und zu vertheidigen mir erlaubt habe. Ob in B die Agenten, die wir zu bedürfen glauben, in derselben

estalt und unter derselben Benennung beizubehalten sind oder nicht, das möchte ich bitten der praktischen Entroiklung der Zukunft anheimzugeben und nicht heute schon, che der ganze Uebergang der Diplomatie an den Bund beschlossen ist, zu präjudiciren. Lassen Sie uns lieber in diese Verhältnisse einleben, als sie vorher feststellen. Es kann ja sein, daß in Jahr und Tag diese Organe si als überflüssig für die preußische Politik und für das von ihr mitbedingte Wohlbefinden des preußischen Staates erwiesen. Es kann sein, daß die gegentheilige Ueberzeugung, die ih im vorigen Jahre ausgesprochen habe und hier wieder- hole, sich noch im Laufe der Jahre befestigt. Geben wir der Bundes-IJnstitution auch auf diesem Gebiete Zeit, sich praktisch aus- zubilden. Sie können überzeugt sein von der Sparsamkeit, mit der, wie ich glaube, seitdem ich die Verwaltung des au8wärtigen Ministe- riums habe, im Ganzen gerirthschaftet worden ist, eine Sparsamkeit, die Angesichts des augenblicklichen , wenn auch nicht bedeutenden Defizits, sich jedes Antrages auf Erhöhung ciner Position ent- halten hat, daß diese Sparsamkeit die Königliche Staats-Regie- rung ebenso wie das Bundes-Präsidium bestimmen wird, auf Abstellung einer verhältnißmäßig kostspieligen Jnstitution hin- zuwirken , sobald sie sih als Überflüssig erweisen sollte. Aber lassen Sie uns dabei die Erfahrung einiger Jahre wenigstens zu Rathe ziehen und heute die Frage nicht aburtheilen. Was ann endlich die Gesandtschaft in Peking anbelangt, so erlaube ih mir, zu konstatiren , daß der dortige General-Konsul faktisch bereits im Jahre 1863 als Gesandter beglaubigt worden ist, weil die chinesishen Behörden sich absolut weigerten, mit Jemandem , der diesen Charakter nicht trüge, in Unter- handlung zu treten, und das ganze General - Konsulat wäre also überflüssig geworden, wenn man ihm nicht esandtschaftliche Rechte beigelegt hätte. Der Gesandte i} haupt- ächlih aus diesem Grunde einstweilen auf dem preußischen Budget geblieben. Wenn der Vorredner wünscht , die betref- fenden Positionen als künftig als wegfallend zu bezeichnen, so möchte ich bitten, hiervon abzusehen, da gewissermaßen das ganze auswärtige Budget nah den Erklärungen, die ih vor- hin abgegeben habe, ein in Zukunft wegfallendes, wenn nicht schon ist, so doch, hoffe ih, werden wird. Und wenn das ganze Budget an den Bund übergeht, so möchte ih Sie bitten, darin doch nicht den Beschlüssen des Reichstages vorzugreifen, vielmehr das Budget übergehen zu lassen, wie es liegt und es nicht vorher zu verstümmeln, will ih niht sagen, aber zu alteriren in einer Weise, die mit der Auffassung des Reichs- tages demnächst vielleicht nicht stimmen würde , da fspezifisch

preußische Interessen allerdings bei der Vertretung in Peki weniger vorliegen , sondern die unserer hanseatischen Bundel genossen dabei in den Vordergrund treten. d

Im weiteren Verlauf derselben Diskussion erklärte d Präsident desStaats-Ministeriums in Anknüpfung q, die Aeußerung des Abgeordneten Windthorst (Meppen), E Reichstag durch ein bejahendes Votum nicht binden zu wollen

Ich bemerke zu den Aeußerungen des Herrn Ae Windthorst, daß ih gewiß weit entfernt bin, zu irgen welcher Beeinträchtigung der Rechte des Norddeutschen Bundes von dieser Stelle aus die Hand zu bieten; ich würde dabei ver. gessen, daß ich zugleich Bundeskanzler bin. Es geschieht daz aber auch meines Erachtens in keiner Weise durch die Verhand, lungen, in welchen das Haus sich befindet, und durch Annahne dieses Antrages, der dahin lautet, die Königl. Staatsre ierung aufzufordern, dahin Sorge zu tragen, daß das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten vom Jahre 1870 ab quf den Etat des Norddeutshen Bundes Übernommen werde Worin besteht dieses Sorgetragen? Darin, daß die Regierung ihren Einfluß am Bunde, daß zunä also der Bundeskanzler seine Thätigkeit dahin anwende , den Bundesrath zu bestimmen, daß er eine Vorlage in dieser Ric tung an den Reichstag beschließe. Wie schon bemerkt, habe id in diesem Jahre Aussicht, die Zustimmung des Bundesrathes zu einer solchen Vorlage zu gewinnen, und ich hoffe, diese Aus- sicht wird mih im kommenden Momente nicht im Stiche lassen, wenn sie sich auch nur auf vertrauliche Verhandlungen begründet. Jh war also vollkommen berechtigt , ohne irgend einer Körperschaft des Norddeutschen Bundes vorzugrei- fen , die Erklärung hier abzugeben, die ih abgegeben habe, und ih glaube auch, daß dieser Beschluß ohne Uebergreifen von dem gegenwärtigen Hause sehr wohl gefaßt werden kann. Zugleih knüpse ih an die Berband lungen, deren iy eben erwähnte, noch eine Aeußerung über den Antrag des Abg. Freiherrn v. Hoverbeck, wegen Wegfalles der innerhalb Norddeutschland befindlihen Gesandtschaften. Solche Vorverhandlungen würden wesentlich erschwert sein, wenn wir gar keine Organe an diesen Höfen hätten. Die Mitglieder des Bundesrathes, die sonst wohl die Organe R an die betreffenden BundeSregierungen und die Träger des Verkehrs sein könnten, sind nicht fortdauernd hier anwesend, Sie treten nur zusammen, wenn der Bundesrath berufen wird und halten hier Sißungen, das ift aber im geringeren Theile des Jahres der Fall. Während des Zwischenraumes würde uns, wenn diese Gesandtschaften wegfielen, jedes Organ zur Einwirkung, zum Verkehr mit diesen Regierungen fehlen. Es würden auch die Organe für denjenigen diplomatischen Schuß fehlen, der selbst innerhalb des Bundesgebietes doch immer ab und zu gelegentlich -bei Reiseunbequemlichkeiten, bei Handel vorkommnissen angerufen werden wird. Unsere Gesandtschaft in Dresden ist keineswegs unthätig; sie hat vollauf zu thun, und selbt die Nebenbeamten derselben finden ihre Beschäftigung, so viel fie leisten können, und ich weiß in der That nicht, auf weldhe Organe diese Geschäfte übertragen werden sollten, wenn die Gesandtschaften wegfielen. Die Gesandtschaft in Hamburg ha! dieselbe Aufgabe in Bezug auf das Gebiet der beiden medcklen burgischen Großherzogthümer und ist nicht allein auf die Hanse städte beschränkt. Jch glaubte, auf dieses Thema nicht noŸ einmal zurückkommen zu dürfen, weil ih vorausseßte, daß dem Hohen Hause meine Aeußerungen im vorigen Jahre in dieser Beziehung vollkommen gegenwärtig sein würden, und daß da? Haus geneigt sein würde, denselben heute dieselbe Berücksichtigung zu schenken wie damals.

_— Die Aeußerungen des Abgeordneten Wölffel über den Reichskanzler Grafen von Beust veranlaßten den Präsidenten des Staats - Ministeriums, Grafen von Bismarck-Schön' hausen, zu folgender Erklärung : |

Eine Aeußerung des Herrn Vorredners veranlaßt mi hier noch ausdrüclih zu erklären, obschon ih überzeugt bin daß Sie es auch ohne meine Erklärung einsehen werden, daß es für mich eine Unmöglichkeit ist, auf eine Diskussion über dit Person eines auswärtigen Kollegen hier einzugehen, selbst au nur vertheidigend einzugehen, nnd die Vertheidigung würde mich immer nöthigen, mich innerhalb gewisser Grenzen zu halten, um keinen falshen Eindruck zu machen, soweit eine ul theilung der österreichischen Politik, die von dem Grafen Beus geführt wird, damit verbunden sein möchte; dazu halte ih mi an dieser Stelle und in diesem Momente nicht berufen. 7 das kann ich konstatiren, daß mir bi8her Symptome einér per sönlichen Abneigung meines österreichischen Heren Kollege! gegen mih nicht bekannt geworden sind. Jch habe mit ihm in persönlich guten Beziehungen früher gelebt , au nicht G fahren , daß f hätten. Um so mehr wUÜl

ih diese geändert Wu ih einen Beruf haben , gegen eine Kritik seiner politischen

* Fhâtigkeit rhätigfe! nicht

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einzutreten, so weit es jahlich möglich wäre, an diesen Gegenstand von der heutigen Disfussion, so weit ich mich dabei betheiligen darf, au8geschlossen ¿tte. I würde auch nicht einmal diese Worte darüber zu ha n mich berufen gefunden haben, wenn nicht aus der Art, jag der Herr Vorredner die Sache berührte, vielleicht gefolgert n erden könnte, daß ih mehr als ein Anderer berufen sein tönnte, für einen Abwesenden einzutreten ; ich glaube aber um- ekehrt, daß auf dieser Stelle ich weniger als Andere dazu berufen bin. Da ih cinmal das Wort habe, erlaube ih mir eine kurze Be-

merkung über die Empfehlungen des Herrn Abg. Virchow, dem

Beispiele Oesterreichs zu folgen. Jch glaube, daß der Herr Ab-

eordnete diese Empfehlungen do nicht so allgemein hat geben ollen, daß wir nun auch etwa eine Armee von 800,000 Mann und einen eisernen Bestand derselben für 10 Jahre fordern sollten. glaube auch nicht , daß er uns hat empfehlen wollen, die österreichischen Administrativeinrichtungen, welche das Gegengewicht gegen die zu bewilligenden Freiheiten der Kommu- nen bilden sollen, nachzuahmen. Jch werde durch dieselbe Rü- t, die mich vorher leitete, genöthigt, mich auf diese Andeu- tungen zu beschränken und darf die inneren Einrichtungen Oester- reis, die das Gegengift für die freiheitlichen Jnstitutionen bil- den, hier nicht weiter kritisiren. Jch bemerke nur , daß es den Regierungen mit ihrem Liberali8mus so geht, wie den Damen ; die jüngste gefällt immer am besten. Oesterreich ist durch eine langjährige Zurückhaltung in die Lage gebracht worden , heut mit demjenigen Liberalismus Epoche zu machen , der bei uns in der Hauptsache schon seit 20 Iahren, in vielen seiner Theile bereits seit 50 Jahren zu einem überwundenen Standpunkte

gehört,

_— Die Provinzial-Hülfsfkassen, deren Fonds, nah einem dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Geseßentwurf, den Vertre- tungen der provinzial- und fommunalständischen Verbände zur freien Zerügung eigenthümlich überlassen werden sollen, wurden den acht alten Provinzen auf Grund der Königlichen Botschaft vom 7. April 1847 und des Abschicds an den vereinigten Landtag vom 24. Juli 1847 im Betrage von 2 Mill. Thalern baar und 500,000 Thlr. in Staats\chuldscheinen »zur Hebung der Kultur und des Verkehrs in der Monarchie, sowie zur Beförderung des so heilsamen Sparkassenwesens« unter der Bedingung verliehen, daß dem Staat das Eigenthum an jenen Kapitalien und eine Zurückziehung derselben wvorbchalten blieb, wenn die Gelder ihrem ursprünglichen Zweck entfremdet werden sollten oder nachdem sie durch Zins8anhäufung bis auf das Doppelte angewachsen sein würden ; ferner unter der Bedingung, daß mindestens die Hälfte der Zinserträge zur Unterstüßung des Spar- fassenwesens, ein Viertel zur Vermehrung des Stammfapitals ver- wendet werde, ein Viertel den Ständen zur Verfügung für öffentliche Zwecke bleibe. Die Vertheilung der überwiesenen Kapitalien erfolgte nah dem Maßstabe der Bevölkerung, des Flächeninhalts und der diresten Besteuerung der Provinzen. Die Kassen begannen ihre Wirk- samkeit in den Jahren 1853 und 1854. Da die Provinzial - HÜlfs- fassen nah den Motiven zum Geseßentwurf auf die Belebung der Sparsamkeit ohne wesentlihen Einfluß geblieben sind, und da es wünschenswerth erschien, den Ständen freiere Hand zum gemeinnüßigen Virken zu lassen, so sollen jeßt alle Bedingungen, unker welchen die Fonds bewilligt waren, aufgehoben werden. Die Bestände der Pro- vinzial-Hülfskassen waren nach einer dem Entwurf beigefügten Ueber- ht Ende 1867 (und der ursprüngliche Betrag, wobei die Staats- chuldsheine zum Nominalwerth gerechnet sind) für die einzelnen Provinzen: Preußen 596,937 Tblr. (400,000 Thlr.) Pommern : Alt- Pommern 217,995 Thlr. (161,000 Thlr.), Neu - Vorpommern und Rügen 33,723 Thlr. (31,000 Thlr. ), Brandenburg: Neumark 99,860 Thlr. (82,000 Thlr. ), Kurmark 251,108 Thlr. (207,000 Thaler ) , Niederlausiß 43,416 Thlr. (39,000 Thlr. ), Sachsen ohne die Altmark 387,156 Thlr. (270,000 Thlr. ), Altmark 40642 Thlr. (30,000 Thlr.) , Posen 277,265 Thlr. (210,000 Thlr. ), Silesien ohne Oberlausiß 470,013 Thlr. (425,000 Thlr.) , Oberlausiß 2/799 Thlr. (25,000 Thlr.) Westfalen 245,482 Thlr. (220,000 Thlr )/ Rheinprovinz 505,982 Thlr. (400,000 Thlr.); zusammen 3,195,243 Thlr. (200,000 Thlr.). Die Staats\chuldscheine sind zu etwa 85 pCt. ver- werthet worden, das ursprünglihe Stammkapital belief sich also auf 2200,000 Thlr. ; dasselbe hat sih also um 995,243 Thlr. oder 46 pCt. vermehrt. Die durchschnittlichen höchsten Zinsen sind in den Provinzen Preußen (5,06 pCt.), Posen (5,5 pCt.) und TEL (5 pCt.) erzielt worden; die niedrigsten in Neu-Vorpommern und Rügen (3,1 pCt.) und der Mark (3,4—3,9 pCt.).

Die Nr. 10 des »Ministerial-Blattes für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten« enthält u. A. : Er- kenntniß des Königlichen Ober-Tribunals, daß eine Wahlfälschung, deren sih ein Mitglied des Wahlvorstandes schuldig macht, die Strafe des §85. Absay 1 des Strafgeseßbuches nach sich zieht, auch wenn der Vetreffende nicht insbesondere mit der Annahme der Wabhlzettel be- auftragt war, vom 2. Oktober 1868. Erlaß an den Königlichen Ober-Präsidenten der Provinz N., die Kommunal-Besteuerung ab-, resp, neuanziehender Personen betreffend, vom 21. Juli 1868. Be- heid an die Polizei-Verwaltung zu N, betreffend die Zurückweisung erwerb8unfähiger Personen an den Angehörigkeitsort, resp. Unter- stübungs-Wohnsiß, vom 30. Oktober 1868. Erlaß an die König- lichen ber-Präsidenten der acht älteren Provinzen, die Form der Be-

chlüsse der Kreisstände über Ausgaben zu genieinnüßigen Einrih- tungen und Aniagen betreffend, vom 13. Oftober 1868. Verfügung- die Erthcikung zur Erlaubniß zur Vornahme öffentliher Ausspielungen betreffend, vom 14. November 1868. Erlaß an die Königlichen Ober-Präsidenten der neuen Provinzen, die Handhabung der Polizei- aufsiht Über entlassene Gefangene betreffend, vom 9. Oftober 1868. Verfügung an die Königliche Negierung zu Cassel und mut. mut. an sämmtliche übrige Königliche Regierungen, sowie an die Landdrosteien der Provinz Hannover, die bei dem Kreis- und Departements-Ersab- geschäft entstehenden Kosten betreffend, vom 23. September 1868. Bescheid an das Direktorium der N. Gesellschaft zu N, den Erwerb von Grundeigenthum in Preußen Seitens ausländischer Korporationen und juristischer Personen betreffend, vom 23. Oktober 1868 Ver- fügung an sämmtliche Königliche Regierungen resp. Landdrosteien der Monarchie und an das Königliche Polizei-Präsidium zu Berlin, die zur Ausstellung und Ertheilung von Auswanderungsbescheinigungen in den Kaiserlich österreichischen Staaten berechtigten Behörden betref- fend, vom 20. Oktober 1868. Bescheid an den Magistrat zu N., betreffend die Verpflichtung der Elementarlchrer, für ihre Kinder Schul- geld zu zahlen, vom 6. Juni 1868.

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Kunst und TLissenschaft.

Berlin. Jn der Sißung des Wissenschaftlihen Kunst- vereins vom 17. November hielt der Geh. Ober-Hofbaurath Hesse einen Vortrag über den Bau der Burg Hohenzollern, wobei zur Er- läuterung mehrere Photographien, welche in Stuttgart von Carl Schulz angefertigt sind, nebst Grundrissen vorgelegt wurden. Der Baurath Erbkamm legte der Gesellschaft die Zeichnungen der gegenwärtig im Bau begriffenen Königl. National-Galerie vor und begleitete die Vor- lage mit erläuternden Bemerkungen. Bereits im Jahre 1862 wurde der Entschluß zur Errichtung des Gebäudes gefaßt, und der damalige Geh. Ober-Baurath Stüler mit dem Entwurf zu demselben beauftragt. Als Baustelle wählte er den zwischen dem neuen Museum und der Cantianstraße gelegenen Plat, dessen Areal schon unter der Regierun Sr. Majestät König Friedri Wilhelms I1V. zu dem Zweck angekauft war, dermaleinst die sämmtlichen Kunst-Jnstitute der Hauptstadt zu vereinigen. Jn der Mitte dieser Gebäude-Anlagen war nach einer eigenhändigen Skizze des Königs in tempelaitiger Form ein Central- bau gedacht, dessen Juneres eine großartige Aula einnehmen sollte. Stüler us unter den jeßigen veränderten Verhältnissen die Ver- legung der National - Galerie in dieses Gebäude vorschlagen zu sollen, dabei aber die Stellung und äußere Architektur im Wesent» lichen beibehalten zu dürfen. Diese Jdee wurde höheren Orts genehmigt, und demzufolge der gegenwärtige Entwurf ausgearbeitet. Die Be- stimmung des Gebäudes, zu dem die Schenkung der Wagner- \hen Galerie cinen Hauptanstoß gegeben hatte, war nicht nur die Aufnahme der leßteren , sondern zugleich die Aufnahme a[ler ma- lerishen und plastischen Kunstwerke, welche von Meistern der neuen Zeit bereits angekauft waren und für die Folge noch erworben werden sollten. Außerdem aber war die würdige Unterbringung der Sammlung Corneliusscher Cartons dabei ins Auge gefaßt und end- lih noch die Beschaffung von Räumen zu den Kunstausstellungen der Akademie. Vei Vorzeigung der Grundpläne erwies sih die Verthei- lung der Lokalitäten der Art, daß in die Souterrain-Etage die Dienst- wohnungen des Kastellans, Portiers, Hausdieners, die Pack- und Feuerungsräume u. st. w. gelegt sind; die erste Haupt - Etage ader enthält zur Rechten die Bildersäle der Wagnerschen Sammlung , zur Linken die Säle zur Aufstellung von Skulpturwerken, wozu auch im Treppenhause vielfache Gelegenheit geboten wird. In der zweiten Etage liegen drei größere, durch Oberlicht erhellte Säle, deren Wände die Cornelius\chen Cartons aufnehmen sollen. Um dicse Säle reihen sich in zwiefacher Stockwerkshöhe die ferneren Galerieräume, von denen die oberste Abtheilung einstweilen zu den Kunstausstellungen zu benußen sein dürfte. Der Bau ist im Frühjahr 1866 begonnen wor- den und hat gegenwärtig fast die Hälfte seiner Gesammthöhe erreicht; seine Vollendung steht etwa in vier his fünf Jahren zu erwarten. Die Ausführung geschieht in durchaus monumentaler Weise. Sandstein- quadern bekleiden das - ganze Aeußere des Gebäudes; Vestibul wie Skulptursäle zeigen den Schmuck mannicchfaltiger kostbarer Marmor- sáulen. Eine großartige Treppenanlage vor der vorderen Säulenhalle soll mit der erzenen Reiterstatue Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm 1V. gekrönt werden. | :

George Pryme, während einer Reihe von Jahren Pro- fessor der Staatsöfonomie an der Universität Cambridge, ist im Alter von 87 Jahren in Wiston, Huntingdonshire, gestorben.

New-York. Ein Meteorschauer fand bei vollständig klarem, sternenhellen Himmel in den Nächten auf den 14. und 15. November hier statt. Am stärfsten war derselbe in der Nacht auf den 15. No- vember, wo sich zwischen 1 und 2 Uhr nicht weniger als tausend ver- schiedene, zum Theil sehr glänzende, mit Schweifen versehene Meteore in der Richtung von Norden nach Süden bewegten; man s\chäßt die Gesammtzahl derer, die allein in New-York und dessen nächster Um- gebung sichtbar waren, auf mindestens 7000. Auf der Sternwarte in Washington angestellten wissenschaftlichen Beobachtungen zufolge hatte man in einem Zeitraume von 5 Stunden ca. 2500 Meteore per Stunde verzeichnet. Dasselbe Phänomen wurde im ganzen Lande beobachtet, da überall ein äußers klares Firmament die Beobachtung

begünstigte. Verkehrs - Anstalten.

Belgrad, 8. Dezember. Unter Baron Feodor, dem Neffen des verstorbenen Fürsten Nikolitsch, hat sih ein Konsortium für Erbauung einer serbischen Eisenbahn gebildet. Die Vorkonzession ist bereits er-

theilt.

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