1890 / 12 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

davon die Rede gewesen, als ob unsere Kolonicen übermäßig aroße Ansprüche an die Marine stellen. Wir haben bestimmte Stationen für unsere Kriegsschiffe eingerichtet, und selbst ohne Kolonialpolitik wäre es wohl nothwendig gewesen, die Zahl dieser Stationen zu vermehren, um unsere Handels flotte kräftig und energish zu shüßen. Jh hoffe nit, daß in der nächsten Zeit eine Ruhe in Bezug auf den Bau von Schiffen eintritt ; man wird weiter bauen müssen, um die Marine auf dem Standpunkt der Gegenwart zu erhalten. Wenn neue Schiffe gebaut werden, dann kann aber die jezige Kaiserliche pes niht mehr mitkommen; sie fährt zu langsam. Man muß für diese Dienste ein großes Schiff haben, da nur Schiffe von einer gewissen Größe eine große Ssnelligkeit entwickeln können. Das Schiff soll eine Maschine von 6000 Pferde- kräften n; das finde ih nit viel, wenn ih bedenke, daß die großen Handels- und Passagierdampfer Maschinen von 12 000 Pferdekräften haben. J hoffe, daß auch dieje Position angenommen wird. Jch wünsche und hoffe, daß jedenfalls das Alles angenommen wird, was von der Kommission vor- geschlagen wird. A Abg. Richter: Wenn der Vorredner, bevor er seine Be- hauptung aussprach, daß in den :egten 10 bis 15 Jahren fast gar keine neuen Schiffe gebaut seien, auch nur die Tabelle der Neubauten in dem diesjährigen Etat sich angesehen hätte, würde er gefunden haben , daß, ganz abgesehen von dem Flottengründungsplan des vorigen Jahres, 9 neue Schiffe in den lezten Jahren vom Stapel gelassen sind. Auch das Ver- zeihniß der Reparaturkosten weist 6 bis 7 Schiffe auf, die aus den allerlezten Jahren herrühren. Wir find also keineswegs hinter den Anforderungen der Zeit zurüdck- geblieben. Was den jeßigen Plan von dem. früheren unterscheidet, ist, daß wir jeßt in Folge einer ganz jubjektiven Marineliebhaberei, die maßgebend geworden ist für die Marineverwaltung, mit einer rapiden Schnelligkeit, in einer fast abenteuerlihen Weise mit der Vermehrung der Schiffe vorgehen. Dem Abg. Rickert scheint der Aba. Woer- mann überhaupt nicht zugehört zu haben, jedenfalls hat er es der Mühe nicht werth gefunden, die Aktenstücke der legten Jahre durhzusehen, denn auf diese allein bezogen sih die Ausführungen des Abg. Rickert, daß nämlih die Marine- verwaltung unter Hrn. von Caprivi von ganz anderen An- \hauungen ausgegangen ist, als die gegenwärtige. Unsere heutige Opposition vertritt genau dasselbe, was damals die Marineverwaltung als volifommen ausreichend bezeichnet hat, Deutshland zu schügen. Hr. Woermann glaubt den Nachweis für die Nott wendigkeit einer erwel- terten Flotte führen zu müssen unter Berufung auf die Entwicktelung der Kauffahrteiflotte und der Rhederei. Er stellt es so dar, als ob die deutshe Kauffahrtei- flotte bei allen ihren Bewegungen, in allen Theilen der Erde des Schußes der Marine bedürfe. Das jt ganz fals; die Kauffahrteiflotte Deutschlands hat ihre Geschäste schon besorgt zu einer Zeit, wo wir noch gar keine Kriegsschiffe besaßen, und es hat sogar in Hamburg niht an Stimmen gefehlt, die von Kriegsschiffen gar nich!s wissen wollten, weil ihre An- wesenheit niht zum Schutze dienen, sondern bloß zu Streitig- keiten Anlaß geben würde. Jch habe s. Z. diese Ansicht nicht getheilt ; die Ansicht aber vertrete ich heute noch, daß mindestens für elf Zwölftel unserer Handelsflotte der Schu durch die Kriegsflotte gar mcht in Betracht kommt, oder will Jemand behaupten, daß für unseren Verkehr mit Nord- Amerika das Vorhandensein eines Kriegsschiffes in Friedenszeiten von irgend einer Bedeutung ift? Für das Bedürfniß der Theilnahme Deutschlands an der Meerespolizei zum Schuß der Handelsflotte gegen Seeräuberei, ein von uns durchaus anerkanntes Bedürfniß, genügt voll- ständig die bisherige Flotte für den auswärtigen - ienst. Wir haben dafür schon früher dauernd bewilligt eine südamerika- nishe und australishe Station. Lediglich in Folge der Kolonialpolitik sind éine west- und eine ostafrikanishe Station hinzugekommen. Kamerun haben nur zwei Firmen: MWoermann und Janßen und Thormählen ihre Geschäfte. Diese Beiden bedürfen dauernd einer Station durch einen Kreuzer und ein Kanonenboot. Das sind allerdings sehr hohe Ansprüche an den S des Deutschen Reihs, ungerechnet das Kabel, welhes Hr. Woermann in der Kommission ver- langte. Bei soihen hohen Ansprüchen der beiden Firmen finde ih es sehr erklärlih, daß sie auch sehr bereit sind, für eine andere Stelle ein Schiff zu bewilligen. Hr. Woermann ist am wenigsten ein klassisher Seuge für diese Sachen, da seine Interessen dabei direkt ins Spiel kommen. Die Kameruner Geschäfte kosten uns dauernd zwei Schiffe, ferner Ausgaben für die Ablösung, für die Verwaltung für die Dampf- barkase u. \. w. Wenn wir die beiden Firmen verstaatlichen und den Hrrn. Woermann und Janten und Thormählen als Pension aus der Reichskasse zahlten, was sie an Reinverdienst beziehen, dann würden wir an allgemeinen Ausgaben weit mehr ersparen als die Pensionirung der Beiden erfordern würde. Hr. Woermann bewundert ferner den leichten Sinn derjenigen Unternehmer, die sich troy des geringen Schußes im Kriege auf Kauffahrea einlassen. Hrn. Woermann scheint also au nach diesem Plan der Schuz für die Handelsflotte in Kriegszeiten noch nit zu genügen. Nach meiner Meinung ist es überhaupt unmöglich, die durch alle Meere zerstreute Kauffahrteifloite in Kriegézeiten gegen Kaperei zu \{üzen. Was nun die Kaiser- t anbetriffi, so muß es doch sehr überraschen, daß dieses dedürfniß ganz plöglih hervorgetreten ist. Jn dem Sciffs- hauplan im vorigen Jahre war davon mit keiner Silbe die “Rede, und auch sonst hat bisher garnihts davon verlautet, - daß die „Hohenzollern“ ihrem Pes niht entspräche. Dieses Schif hat vermocht, die ise zu den ea lihfeiten nah Athen und ebenso die Nordlandfahrt zu maten, wobei es ja allerdings nit auf zu nelle Fahrt ankam. Es wäre ja aber sonst ganz unver- antwortlih gewesen, in einem hre 300000 für die bessere Ausrüstung und Auss{hmüdckung der „Hohen- zollern“ zu verausgaben, wenn das Schiff dauernd unbrau- bar war. Die Motive für die - Forderung sind au widerspruchsvoll. Das Schiff soll zur Befehlsübermittelung und' zur maritimen Leitung dienen. Beide Zwecke widersprechen fih direkt. Für Adjutanturdienste find doch die Avijos be- stimmt; dazu wird man shwerlich jemals ein Schiff mit diesem Kostenaufwand und in diesem Umfange benußen. Anderer- - eits wird das Kommando doch immer in der Hand eines “Mannes liegen müssen, der von Jugend auf seemäßig heran- gebildet ist und in allen Stufen das Geshick und die Er- fahrung zur Führung einer Flotte erworben p Allgemein befindet sich doch die Leitung auf dem Admiral- oder Flaggen- \{iff, nicht auf einem Aviso. Auf der „Hohenzollern“ soll das Gefolge niht genügend Plag finden. Nun, an Bord muß

man sich doch einrihten; wie auf dem S@loß kann dem Schiffe das Gefolge niht einquartit werden. Wie man sih andererseits die F ng der Staatsgeschäfte von diesem Schiffe aus denkt, ist mir unklar. Denkt man dabei etwa an eine Reise nach Amerika, während deren die mili- tärishe Leitung und die Fortführung der Staatsgeschäfte von einem solchen iffe aus stattfinden könnte? Bei einer. längeren Reise wird man do no dig nah der Verfassung dazu übergehen msen, eine Stellvertretung niederzufeßen. Ja, es ist Lib zweifelhaft, ob niht im Vorjahre bereits bei der mehrwöhigen Abwesenheit des Kaisers eine solche noth- wendig war. Es bleibt also unklar, wozu eigentlich das Schiff bestimmt ist. Der Hauptzweck soll doch der Friedens- dienst sein, im Kriege hat es nur sekundäre Bedeutung. Wenn man in einem Jahre für die Wehrkraft zur See so außer- ordentilihe Summen aufbraucht, braucht man daneben nohch den Bau eines solchen Luxusdampfers für 41/2 Millionen ? Neulih beim Post - Etat verlangten wir einige Tarif- ermäßigungen, die 300000 gekostet hätten. Ein solcher Ausfall, hieß es, ist unmöglih. Jeßt wird die Dampferlinie nah Osft-Afrika beantragt, die uns dauernd 900 000 6 kostet. Hier shäßt man einen Aufwand von 41/4 Millionen für gering. Heute Morgen aber wurde in der Budgetkommission eine Theuerungszulage von 5 Proz. für 1890/91 für 57 000 Beamte gefordert. Der Schaßsekretär berehnete die Kosten auf 4 Millionen Mark. Ueber eine so große Forderung er- klärte er, eine bindende Zusage niht geben zu können und wies auf die mißlihe Finanzlage hin. Und hier sollen auf einen Schlag 41/2 Millionen verausgabt werden. Das ift vor dem Lande nicht zu verantworten, und mag es thun wer will,

Abg. Dr. von Frege: Hr. Rickert hat uns auf die On eines Dresdener Blattes hingewiesen, welches er als rgan der sächsischen Konservativen bezeichnete; ih bemerke, daß wir in Sachsen eine unabhängige Presse gottlob noch haben, die niht im Dienste einer einzelnen Partei steht, und au nit für eine einzelne Partei zu sprechen den Beruf hat. Jn diesem Fall entspricht die Haltung der säthsischen- Blätter nit der Stellung unserer Partei. Uns wird von liberaler Seite vorgeworfen, wir treiben Marineliebhaberei, während vielmehr in noch nicht weit zurückliegender Zeit die Herren drüben eher “diesen Vorwurf verdienten ; und abenteuerlihe Politik, von der heut auch gesprochen worden ist, treiben wir nun s{on gar nicht. Hr. Richter sagt, der Aviso sei haupt- sählih für Friedenszeiten bestimmt; aber in der Budget- kommission ist uns von der Regierung im Gegentheil ver- sichert worden, daß es sich um ein Schiff handelt, welhes auch im Kriege in großen Momenten an der Spiße und an jeder Stelle eines Geshwaders sih befinden kann. Von einer besonders luxuriösen Ausstattung des neuen Avisos ist auch gar nicht die Rede, dieselbe ist sogar einfacher gehalten, als auf der Yacht „Hohenzollern“, und die Mehrkosten erklären ih wesentlich aus tehnischen Gründen, durch die Beschaffung vervollkommneter Maschinen, die den Ansprüchen der modernen und technishen Fortschritte entsprehen und dergleihen mehr. Unseres Kaisers Friedens: reisen in Nord und Süd haben dem Reih sicherlih hon mehr genügt, als Hr. Richter jemals zu thun im Stande sein wird. Jch glaube, das is doch auch wohl ein Gesichtspunkt, der eine finanzielle Würdigung wohl rechtfertigt. Auf seinen Friedensfahrten hat sich der Kaiser die Herzen erobert. IJIch hoffe, das Plenum wird ebenso wie die große Mehrheit der Kommission sahlih und ohne Voreingenommenheit die orde- rung prüfen und möglichst einstimmig bewilligen. twas Anderes würde man auch im Lande nicht verstehen.

Abg. Dr. von Bennigsen: Jch finde es begreiflih, wenn die Hrrn. Rickert und Richter die Bewilligung der Mehrheit in Marinerragen aus diesem und dem vorigen Jahre an-

reifen, sie sind dazu legitimirt, denn für ihre Person haben fie die Bewilligungen niht mitgemocht. Jh muß allerdings anerkinnen, daß in Bezug auf die Ausführung von Schiffs- bauten in den lezten zehn Jahren die Sache sich wesentli verändert hat. Damals sind große Panzerschiffe und Fregatten fast gar niht zur Ausführung gekommen, ih glaube, in den ersten achtziger Jahren nur die eine Fregatte „Charlotte“, und dann 1884 die Schiffe „Baden“ und „Oldenburg“. Alle übrigen Se waren von minderer und kleinerer Bedeutung, Korvetten, Avisos, Kanonenboote und hauptsählich Torpedos. Unsere Marineverwaltung hat mit großem Erfolg zunächst diese wichtigste Aufgabe erfaßt und nahezu vollendet. Aber damit sind die Aufgaben der Marine doch nicht sämmtlich erfüllt, und namentlich hat man !sih in den leßten Jahren immer mehr überzeugen müssen, daß au das vollständigste Torpedowesen nicht ganz das leistet, was man noch vor wenig Jahren erwarten durfte. Wenn nun die anderen Marine- verwaltungen in neuerer Zeit in Bezug auf den Bau großer Ote bedeutend wieder vorgegangen sind, so war es

eutshlands Aufgabe, auf diesem Gebiete auch nit zurück- zubleiben um so mehr, weil die großen Schiffe, die wir von früher {hon haben, nah ihrer ursprünglichen Kon- struktion und nah s langjährigen Abnußung ihre Zwette niht mehr voll erfüllen können. Es handelt sich ja eigentlih auh gar nicht um eine wesentliche ermehrung unserer Marine durch große Panzerschiffe, sondern haupt- sählich um den Ersaß von Schiffen, welhe zum Theil in weit zurückliegender Zeit und unter ganz anderen Umständen entstanden sind. Denn mehrere unjerer Schiffe, „Friedrich Karl“, „Kronprinz“ und „König Wilhelm“, datiren sogar noch aus den sechziger Jahren, und bei einem Zusammen- stoße mit einer anderen Macht im Kriege würden sie gar nicht im Stande sein, das Widerspiel zu halten gegenüber einer mit neuen Schiffen ausgerüsteten Flottille. Das ist der Grund, warum man sich seit dem vorigen Zahre überzeugt bat, daß speziell im Jnteresse einer Vertheidigung unserer Ost: und Nordsee der möglichst rashe Bau einiger Panzer- schiffe nöthig ist. So viel ist zweifellos , mit unseren alten Schiffen würden wir aus unseren Häfen niht auslaufen können, würden wir ein Gefecht mit einer auf der Höhe der heutigen Technik stehenden Sote niht wagen dürfen. Das isst uns auf das

estimmteste von denen versichert worden, die doch das Studium dieser Dinge zu ihrer Lebensaufgabe, gemacht haben. Dagegen, wenn wir iee kleineren Schiffe besserer Konstruk-

tion auch nur mit ein ju neuen Unjere Küster ergänzen, so

‘wir können es nit!

würden wir auf das Wirksamste unsere Küsten vertheidigen können. Der neu geforderte Aviso für größere Kommando-

verbände, MORT NIO als Kaiseryacht zu dienen hat, soll ie S

tsähli d ju den Tien Shiffen R

telle der go zollern“ treten, die auch ie [i 1875, vom Stapel gela

ist vor fast 15 ren, im en. Sie hat damals 2271000 #6

von dieser erte

Ausführung eines solchen Baues im Jahre 1890 an Mehrauswendung und Kosten verursaht, wie im Anfange der 70er Jahre, und dann ist R was nothwendig ist, um ein solhes Schiff für solhe Zweckde auszustatten mit der vollkommensten Seetüchtigkeit, mit den

Dann allerdings bleibt immer noch ein Rest ih erkenne das an, und das mögen die Herren drüben (links) mit aller Kraft im Reichstage, im Volke und in der Presse hebwean und damit auch zusammenbringen manche noch unerfüllte Wünsche der Beamten 2c. also es bleibt immer noch ein Rest von so und so viel hunderttausend Mark, lediglich dazu bestimmt, die Ausstattung, die Räume, die Einrichtung für den Zweck einzurichten, daß der . Kaiser dieses Schif} beim Manóver und für seine Reisen benuzt. Und da frage ih Sie_ nun, wenn man das alles berüdsichtigt, was die Presse in dieser Hinficht über dieses sogenannte Prachtshiff geleistet hat, ob die Summe, die wirkli in diesem Sinne verwendet wird, in irgend einem Verhältniß steht zu dem Aufwande von Worten, Agitationen und Angriffen, die gegen diese Thatsache gerichtet sind. Es widersteht mir fast C diese Hunderttausende einzugehen. Aber ih muß do darauf aufmerksam machen, daß in unserer Nation es mit der größten Freude begrüßt werden wird, wenn der Kaiser au für unsere junge Marine ein warmés Herz hat, und es wird freudig begrüßt, daß er niht bloß an der Spiße der Land- armee steht, sondern seine Stellung an der Spige der Marine au dadurch zum Ausdruck bringt, daß er auf den Manövern unsere Flotte begleitet. und daß er mit dieser Flotte auch fremde Höfe begrüßt. Es wird wirklich in unserem Volk keinen Anstoß erregen, wenn unter solchen Umständen dieses neue Schiff etwas reicher ausgestattet wird, wie die „Hohenzollern“, da doch Vergleihe an den fremden Orten gezogen werden können und gezogen worden sind von den anderen Nationen. Herr Richter findet es freilich unerwünscht, daß der Kaiser so weite Reisen macht, das vertrüge sih nicht mit den Regierungs- aufgaben. Er hat sogar die staatsrehtlich interessante Frage aufgeworfen, allerdings aber nicht weiter verfolgt, daß schon im vorigen Jahre eine Einrichtung in Deutschland wegen Vertretung der Reichsgewalt während einer solhen Abwesen- heit des Kaisers hätte getroffen werden müssen. Ja, Herr Richter ist doch ein ganz moderner Mensch, er übersieht aber, daß wir zur Zeit mit ganz anderen Möglichkeiten des Nach- rihtenwejens ausgestattet sind wie früher. Es handelt sich auch niht um Reisen um die Welt, wo man vielleicht wo enlang feinen Punkt berührt, der mit dem Weltpostverein Verbindung hat, es handelt sih wesentlich doch um Reisen in Europa und da ist erfahrungemäßig die Verbindung so hergestellt, da . B. bei der Fahrt nah Norwegen kaum ein Tag vergangen ist, wo niht durch Post oder private Vermittelung anderer Schiffe eine Verbindung zwishen dem Kaiserlichen Quartier und der Reichs- bezw. preußishen Verwaltung in Berlin hätte hergestellt werden können. Und wir können do dem Reichs- oberhaupt nur dankbar sein, wenn er auf seinen Reisen nicht lediglih seiner Erholung und den Pflichten der Repräsentation nacgeht, sondern es fich zur Aufgabe macht, au die Pflihten seiner hohen Stellung als Kaifer nnd König zu erfüllen, und daß das im höchsten. Umfang geschehen ist, das ist allgemein anerkannt, nicht bloß in Deutsch- land. Und nun noch eines: als im Jahre 1871 das Deutsche Reih begründet ward, würde es im Reihs- tage ganz gewiß keinen Widerspruh erfahren haben, wenn Seitens der verbündeten Regierungen dem Kaiser in ähnliher Weise, wie es den Monarchen der einzelnen Staaten längst ges6;chen ist, in dieser oder jener Form eine Dotation als Kaiser ausgeworfen worden wäre; ih hätte die Partei sehen mögen, die dem hätte widersprechen mögen. Das ist nicht gesehen, und dieses Prunk\i}, wie Sie es nennen, ist die erste Forderung, die feit 1871 für den Deutschen Kaiser er- cheint. Und da sage ih, im deutshen Volk würde man es sehr wunderbar auffassen und empfinden, wenn nah fast 20 Jahren dieser ersten Forderung sich ein ernstlicher Wider- stand entgegenstellte und sie gar abgelehnt würde.

Abg. Woermann: Dem Abg. Richter gegenüber ver- wahre ih mich dagegen, daß er meinen Ausführungen persön- lihe Motive unterlegt. Jch hoffe, er wird weder im Hause, noch im Lande damit Eindruck machen. Aber das wird man im Lande aus seinen Ausführungen entnehmen, wie Hr. Richt.r und seine Freunde, wenn fie an der Spie ständen, die deutshen Interessen hügen würden. Jeder Engländer, wo er auch immer in der Welt weilt, weiß, daß überall sein Reih shügßend hinter ihm steht, und diesen Anspruch können wir in Deutschland jeßt auch erheben und dürfen stolz darauf sein, daß diesem Anjpruch jeßt genügt wird. Wenn freilih Hr. Ritter die Geschäfte leitete, so würde der deutsche Handel im Auslande nicht gedeihen können.

Nach einem Schlußwort des Referenten Kalle werden die Titel 1—10, welche zweite bezw. ferrere Raten für früher bewilligte Schiffsbauten verlangen, bewilligt. :

Jn Titel 11 und 12 werden zum Bau von zwet Panzerfahrzeugen R und § erste Raten von je 1 500 000 Æ verlangt. Die Budgetkommission beantragt, die erste Rate für das Panzerfahrzeug S zu streichen. /

Abg. Richter : Den Bau der Schiffe, die {hon im vorigen Jahre in Angriff genommen find, können wir ja nicht hindern, um so mehr müssen wir die Neubauten ablehnen. Die Herstel- lung dieser Panzerfahrzeuge lag ja auch in dem früheren Plan, aber damals war in Aussicht genommen, daß von diesen Panzern 6 be- stimmt seien zum Schuß des Nord-Ostsee-Kanals. Jett sind schon mehr hergestellt, und die Vollendung des Nord-VDstjee- Kanals liegt noch in weiter Ferne. Vielleiht wird der Abg. Woermann auch hier wieder sagen, daß ein Deutscher überall in der Welt vollen Schuß haben müsse; aber der Bere hat selbst gesagt, Deutschland sei niht dazu da, in über- seeishen Welttheilen die Unternehmungen eines Deutschen so zu {üßen, wie es in der Friedrichstraße in Berlin möglich sei.

Tit. 11 wird bewilligt, Tit. 12 gemäß dem Kommission3- antrag gestrichen. |

În Tit. 13—15 werden erste Raten von je 2300 000 #4 zum Bau der Kreuzer-Korvetten I, K, L verlangt. Die Kommission hat die erste Rate für L gestrichen. ; vou Franckenstein beantragt, auch die erste Rate für K zu

streichen.

Abg. Freiherr von Frandckenstein: Es ist niht zweck- mäßig, so viele Schiffe mit einem Male zu bauen, sondern vorläufig nur eins zu bauen, und die dabei gesammelten Er-

fahrungen beim Bau der anderen zu v

besten Maschinen.

nah dem Kommissionsantrage die

Norwegen F f K, und kürzt, s tsprehend Santrage, erste Rate zum des Kreuzers E um 500000

Gestrihen wird ferner die Forderung von 1 218 000 4 für den Aviso U. j

F rg 21 wird die erste Rate von 1500000 für den Aviso für größere Kommandoverbände verlangt.

i g. Richter: Ueber den politishen Werth der Reisen, die im leßten Jahre stattgefunden haben, will ih nicht dis- kutiren. Zuaeben muß der Abg. von Frege, daß es das Ver- dienst der jet für untauglih erklärten „Hohenzollern“ ist solche Reisen ermöglicht zu haben. Hr. von Bennigsen sagt, daß der Krone vom Reich keine Dotation bewilligt sei, und daß dies seit 1878 die erste Anforderung licher Art sei. Der Bau der „Hohenzollern“ is do 1875/76 erfolgt und ebenso find die Verbesserungen derseiben noch in den aller- leßten Jahren aus den Mitteln des Reichs gemaht worden. Warum ist hier keine Dotation für die Krone bewilligt? Ein- fa weil man es für eine alte Ehrenpfliht des preußischen Staates erachtete, auch für die Dotation des Deutschen Kaisers zu sorgen. Mit dieser Begründung wurde die Krondotation in Preußen um 31/2 Millionen Mark erhöht Würden dafür aus dieser Dotation die Mittel genommen, so würden wir kein Wort darüber zu verlieren haben. Das is ja der Charakter solher paushalen Dotationen, daß man die Ver- wendung im Einzelnen der parlamentarishen Kritik ent- zieht. Aber anders ist es, wenn man solche einzelne Forderung an die Reichsmittel fiellt und sie dur maritime und militärische Gründe verstärkt, die wir nicht anerkeunen können. Hr. von Den sagt, es handle sich nur um wenige hunderttausend Mark mehr. Wir be- streiten aber überhaupt den jeßigen Ersay der Schiffe. Aehn- liche Forderungen kehren auch in anderen Punkten wieder. Wir glauben aber, daß fich in der Verwaltung ein System des Luxus einbürgert, das der alten preußishen Finanzwirth- schaft und ihrer berühmten Sparsamkeit vollkommen fremd ist, und diesem System müssen wir gerade in seinen Anfängen entschieden entgegentreten. Fürst Bismarck hat selbst erklärt, daß er es für die vornehmste Aufgabe eines Reichstages er- achte, dem entgegenzusteuern, wenn sich in der Verwaltung eine Neigung zur Vershwendung bemertbar mache. Das ist hier und bei anderen Punkten der Fall und es ist die Pflicht der Opposition, dieser Vershwendung entgegenzutreten.

Staalssekrelär Heusner:

_ T wollte rur cinige kurze Bemerkungen maten zur Richtig stellung einiger Bemerkungen, die von dem Hrn. Abg. Richter aus- gingen. Er stellt die ganze Forderung, die bier gestellt ist, den Zweck des Avisos so dar, als ob es lediglich ein Prunkschiff, wie er es zu nennen beliebte, sein solle zu Privatzwecken, und nur nebenbei betont werde, was aber tem Sawverhalt nickt entsprebe, daß es aud für militäcishe Zwecke in Gebrau genommen werden soll. Thatsächlib steht es so, daß ein Aviso gebaut werden soll, der be- stimmten Zwecken dienen soll, d. h. das Hauptquartier dem D maten mit allen Personen, die ihm zur

ortführung der Leitung der Befehlsübertragung, und was mit der Leitung eines großen Gescbwaders zusammenhängt, zu ermögli(en, und als sekundärer Zweck ist gleichzeitig auch angeführt, daß man, weil die „Hohenzollern“ nit ¿u den Zwecken, die sie bisher hat er- füllen jollen, die im Wesentlicken dieselben sind, ausgereicht hat, au dieses Schiff dafür einrichten will, daß Se. Majestät fich an Bord einshiffen fann mit dem Stabe, mit den Personen, die notéwendig sind zur Fortführung der Staatëgeschäfte. Daß die Forderung fo viel höher is als der Aviso „Hohenzollern“ sciner Zeit gekostet bat, liegt, wie {on mehrfach erwähnt ift, daran, daß das Schiff eine größere S&neüigkeit haben muß, und in Folge dier größeren Schnelligkeit größere Dimensionen, um au diese Séneiligkeit zu erreihen und balten zu können. Die Ausrüftung des

Sciffes ist recht einfa beabsi@tigt und durchaus nit, wie der Hr. Abg. Richter meint, als Prunkschiff; sie wird besheidener und eins facher sein als die bisherige Ausrüstung der „Hohenzollern“.

_ Der Hr. Abg Richter mente, die „Hohenzollern“ habe db ja auf den leßten Reisen durhaus bewährt. J muß dem entgegen- balten, daß sie si thatsähli® nitt bewährt hat, insofern, als sie sich Lei Weitem zu lein herauéstellte, und ein befonderes Panzerscif, das Flagg\chifff des Admirals, noch mit zu diesen Zwecken zu Hülfe genowmen werden mußte. Auch in Bezug auf seine Swnelligkeit steht es so wcit zurück, daß es schon jeyt gerade noch im Stande ift, dem Geschwader zu folgen und mit ihm Schritt zu balten erinnere daran, daß eine ganze Anzabl neuer Schiffe \{on im Vau find, und sobald die fertig sind, wird eben ter Zustand eintreten, den der Hr. Abg. Woermann {on erwähnte, G der Hôchst- kommandirende nit in der Lace ift, feinem eschwader zu fol¿en; weil der Aviso zu langsam ift, müßte er zurückbleiben, oder daé çanze Geshnader sih nach dem Aviso richten.

Der Hr. Abg. Richter monirte dann die Höhe der Summe, die angeseßt ist, und meinte: das ist cin S&iff zu sekundären Zwecken. Gewiß ist es zu sekundären Zwecken für die Sblacht, sofern es nit cin eigentlihes Schlachtschiff ist; cs erbält eine Armirung, die leiht ist. Ès ist aber ein wesentiihes Schiff, um die Ordnung des Ge- \ckwaders zu halten und dem Höchstkommandirenden des Geschwaders es zu ermöglihen, daß er seine Befehle in \sahgemäßer Weise über- bringt und die Leitung richtig durchführen kann.

I habe nur diese kurzen Bemerkungen machen wollen gegenüber den Behauptungen des Herrn Abg. Richter und gegenüber den Dar- flellanp: als ob es lediglich cin Prunkshiff für Friedenszwecke em Io

Abg. Graf von Stolberg-Wernigerode: Die Freisinnigen, besonders der Abg. Richter, lieben es, Schlag- wörter in die Welt zu seßen, weil diese auf die großen Massen leiht Eindruck machen. So hat er auch das Schlag- wort „Prunkschi}“ erfunden. Das Schiff dient niht nur im Frieden, sondern ist auch für den Sriegejcn nüßlih und noth- wendig. Ein guter Aviso ist im Kriegssall von außerordent- lichem Werth. 1870 haben wir mit großen Schwierigkeiten von Holland einen kaufen müssen. Die „Hohenzollern“ hat fich nah den sachverständigen Ausführungen des Herrn Staatssekretärs niht als ausreichend erwiesen. Bewilligen wir den Aviso jeßt nit, so wird der Bau um ein Jahr ver- zögert. Die deut)he Armee wäre nicht geworden, was sie ist, wenn ihr nit die Vorfahren unseres Kaisers so eingehende Fürsorge gewidmet hätten. Daß der Kaiser. d t unter den veränderten Verhältnissen der Marine dieselbe Fürsorge zuwendet, müssen wir Alle dankbar anerkennen und die not wendigen Mittel dazu gewähren. Besichtigt der Kaiser die Landarmee, so braucht er ein Pferd, und ein gutes Pferd, be- sichtigt er die Flotte, so brgucht er ein Schiff, und ein gutes Sgif. Wenn der Abg. Windthorst ein gut segelndes T für ausreichend hält, so wird man im Auslande finden, da das Verständniß der maritimen Angelegenheiten im Reichstage noch vielfa fehlt.

Abg. Dr. von Bennigsen: A sh bei dem verlangten Aviso nur um eine einf angemessene Aus-

stattung und die Räumlichkeiten für bie Tnigebung des Kaisers, damit auH die Reigescäfte

ersier Ralcr für die dem

E S E wes der „Hohenzollern“ gemalt sein sollen, nichts

. Rihter: Die „Hohenzollern“ ist bekanntlih an Stelle eines damals fubraugirlen, ganz unzulängliche n Sees etreten, welhes auch zur Disposition des Kaisers ftand. 2 ns Les genau Str tg A emeE ur e ie zollern“ ni ie Hälfte von „was Hier Ee wird, und E weit kleiner war. Der Verglei des Abg. Grafen Stolberg, daß der Kaiser eines solchen Schiffes ebenso wie eines guten Pferdes bedürfe, um seine Fürsorge für Armee und Heer bethätigen zu können, acceptire ih vollständig. Es is aber noch Niemandem eingefallen, im Interesse einer guten Jnspektion des Heeres eine solhe Forde- rung auf den Remontirungs-Etat zu seßen. Ebenso weni gehört das hier verlangte Schiff auf den Marine-Etat. Gewi ist es anerkennenswerth, wenn der Monarch der Marine die- selbe garsors widmet, wie dem Heere. Jch denke aber viel zu ho von dieser Fürsorge, als daß ih annehmen könnte daß sie fih davon beeinflussen lassen würde, ob ein Schi 18 Knoten in der Stunde zurücklegt, oder nur 15.

__ Abg. Dr. Windthor |: Es ist nit richtig, die vor- liegende Frage mit der Kaiserdotation in Zusammenhang zu bringen. Bu einer solhen würden die Ea gemäß der Verfassung ihre Einwilligung wahrscheinlich nicht geben. Davon ausgehend hat auch der preußische Landtag jüngsthin die Dotation Sr. Majefiät erhöht. Von einem Segel)\chiff habe ih nit geredet, wie Abg. Graf Stolberg mir unterlegt, sondern nur von einem gut egelnden Schiffe, worunter ih einen leiht segelnden Dampfer verstanden haben wollte.

Abg. Graf Stolberg: Zh kann unter einem „gut segelnden Schisse“ keinen Dampfer verstehen. Da es bei der heutigen Marine vorzugsweise auf Schnelligkeit ankommt, be- zweifle ih auch, ob die Fürsorge des Kaijers sich ebenso gut a einem langsam fahrenden Schiffe bethätigen könnte, als auf einem s{hnellen.

Abg. Dr. Winüthor s: Der Herr Graf könnte sih doch sagen, daß man au bei Dampfschiffen alle Tage von Segel- ordres redet. Es zeigt sich aber, daß der Herr Graf an dem Mangel an Kenntüifssen leidet, den er uns vorwirfti.

bg. von Bennigsen: Jh habe nur mit der That- sache, daß bei Errichtung des Reiches und Kaiserthums eine

Dotation niht gewährt worden ist, meine Ansicht begründet, daß es unangemessen ist, die vorliegende Forderung abzulehnen.

Der Titel wird mit erheblicher Mehrheit bewilligt.

Von der Forderung „Zur artilleristishen Armi- rung von Panzerfahrzeugen“ im Betrage von 2400 000 Æ werden nah dem Kommissionsantrag 600 000 #

estrihen. Desgleichen werden die Forderung „Zur Be-

haffung von Reservegeshügen 250 000 #4“ ganz gestrichen, die Forderungen für artilleristishe Armirung der Kreuzerkorvetten

H, des Avisos U, die Forderungen für Auscüstung und Armi- rung von Kriegsschiffen zum Gebruauch von Torpedos ent- sprechend gekürzt.

Zur Errichtung von Dienstgebäuden für Kom- mando- und Verwaltungsbehörden in Kiel werden anstatt 30 000 / nur 10000 # bewilligt ; die Forderung E as einer Kaserne- in Cuxhaven von 220 000 Á6 wird gestrichen.

Zur Verstärkung der Kriegsvorräthe der Beklei- dungsämter und der Marine-Fnfanterie werden dem M Enaanirage gemäß statt 394 070 M nur 244070 46

ewilligt.

Titel 56, „Zum Erwerb eines Dienstgebäudes für das Oberkommando der Marine 1 025 000 M“, beantragt die Kommission zu streichen.

Staatssekretär Heus ner bittet die Position zu bewilligen. Der jezige Zustand, wo die Bureaus des Oberkommandos in demselben Hause untergebracht sind, in dem der Eigenthümer selbst wohnt, sei unhaltbar. Es sei jeßt Gelegenheit geboten, ein Grundstück zu einem niht übermäßigen Preise in der Voßstraße zu erwerben und so eine direkte Verbindung zwischen dem Reichs: Marineamt und den Bureaux des Oberkommandos herzustellen.

Die Position wird gestrichen.

Der Rest des Marine-Etats wird ohne Debatte nah den Vorschlägen der Kommission genehmigt.

Es folgt die Berathung der Denkschrift über die Aus - s der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihe- gef ete.

_ Abg. Scipio giebt zu erwägen, ob nicht im Jnteresse der Reichsgläubiger nah dem Vorgange Preußens und Sachsens ein Reichs\huldbuch eingeführt werden könne.

__ Staatssekretär Freiherr von Maltahn erwidert, daß die Reichsregierung Angesichts des Anwachsens der Reichs- ¡Huld diesem Gedanken bereits näher getreten sei und ihn im

uge behalten würde.

Der Präsident konstatirt, daß durch die Vorlegung der Denkschrift den geseßlichen Vorschriften Genüge geleistet ist.

Die Genehmigung zur strafrehtlihen Verfolgung des Redacteurs der Elberfelder „Freien Presse“ wegen Beleidigung des Oa wird nach dem Vorschlage der Geschäftsord- nungskommission versagt.

__ Der Bericht der Geshäftsordnungskommisfion, betreffend die Fortdauer des Mandats des Abg. Delbrück, wird wegen O des Referenten Porsch von der Tagesordnung

geseßt.

Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Schluß 31/2 Uhr.

Auf der Tagesordnung der 41. Plenarsitzung des Reichstages, am Montag, 13. Januar, Mitte 12 Rhe: steht die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, be- treffend Aenderungen des Reichs-Militärgeseßzes vom 2. Mai 1874 auf Grund mündlichen Berichts der Kommission für den Reichshaushalts-Etat in Verbindung mit der zweiten Berathung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die stellung des Reichshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1890/91 und zwar ees auf Grund minder Becidts der Kommission fe

( rund mündli s mission für den Reichshaushalts-Etat.

Zeituugsstimmen. Die „Berliner Börsen - Zeitung“ äußert sich über

eDie unnatürli

das Kartell wie folgt: Gai ünd den der d - finnièen Pariet le Le iee Tibecale Notar vergißt aus Ver-

der Zeitrihtung und aus Haß gegen die Nationalliberalen. Aub diese e cin lbündniß mit anderen Parteien ges{losen, deren Ee manher Beziehang von denjenigen der National- liberalen abwei Aber die Kartellparteien vereint der eine große nationale Gedanke, das eine Streben, die Größe des Deutschen Reic)s zu fötdern auf Grund einer monaris{-konstitutionellen Entwickelung nach Innen und der gebietenden Machtstellung nah Außen Hierzu kommt, daß die Auffafsung der sozialen Frage im Großen und Ganzen eine gleiche ift, daß in folorialen Fragen die Konservativen und Nationalliberalen S{ulter an Schulter stehen und daß nichts sie wanken machen kfanr in ihrer Treue gegen Kaiser und Reih. Und in all diesen großen Fragen fönnen die Kartellparteien die Gewißheit hegen, fich Eins zu wissen mit dem Zeitgeist und dem Volksbewußtsein. Mögen aub hier und da inner des Kartells Streitigkeiten entstehen und Meinungsverschieden-

und patriotishen Gedanken, der diz Kartellparteien zusammengeführt hat? Jene oben gesilderten Wablbündnifse der Feri m ngesBges den Ultramontanen, Sozialdemokraten, Dänen und Welfen hat der Haß gegen die nationalen Parteien zu Wege gebracht, das Kartell be- ruht auf dem Patriotismus der verbündeten Parteien und an den

triotismus der Wähler appellirt das Kartell, das Wohl des Vaterlandes, nicht der eigenen Partei, vie nationale Entwickelung des neugeeinten Deutschlands hat es zu feiner Wablparole erklärt. Der patriotische nationale Sinn des deutschen Volks wird ibm zum Siege verhelfen !“

Zu den Neuwahlen zum Reichstage schreibt der „Han- noversche Courier“:

„Wie \{on die ganze--Zeit über,-so gehen die Führer der opposi- tionellen Parteien natürli jeßt mehr oenn je zuvor darauf aus, zu erreihen, daß die nationale, die Staatsregierung nah Kräften unter- ftüßende Mehrheit im Parlament wieder von der Bildflähe ver- \{windet, und auf dîe bevorstebenden Reicbstagêwablen werden in dieser Beziehung gar große Hoffnungen gebaut. Die Gegner der Ordnungéparteien haben {on längst alle Hebel in Bewegung geseßt, diesem ersehnten Ziel näherzukommen, und es ift leider niht zu ver- kennen, daß es Verblendete genug giebt, die f politisben Richtungen dienstbar machen, auf deren Banner gesrieben steht : Die Partei über Alles, auch über Kaiser und Reich. Wird aber die Mehrheit der Wählerschaft sich mit derartigen AnsGauungen befreunden? Nein, und abermals nein! Dazu berrscht viel zu gesunder Sinn und io- tismus im deutshen Volk. Die gute Gesinnung thbuts and E nicht allein, es bandelt sich au darum, sie wirkli zu bethätigen, sih an dem Wahlakt zu betheiligen. Vor drei Jahren ift das geschehen und ein glänzender Sieg der staatserhaltenden Elemente war die Folge; die drei Kartellparteien gewannen weit über eine Million Stimmen, die Oppositionsparteien bloß hundertundeinigetausend! Sie mit den nationalen Gefühlen der deutshen Nation Spott ge- trieben und sahen sb nun von ihr verlassen. Daë war der hafte Ausdruck der Stimmung im Volk; follte es aber jegt nicht wieder mögli sein, einen äbnlichen Sieg zu errinzen? Gewiß, wenn Jeder, wie damals, seine Schuldigkeit thut und von seinem Wahl- recht Gebrau mat, und wenn die natioralen Parteien einmüthig und entschieden zusammenhalten in dem ernsten Kampf, dann werden sie ihn mit Ehren bestehen. In dieser Zuversiót und im Gedanken an Kaiser und Reih sind wir in die entscheidende Wablshlacht ein- getreten und in dieser Zuversicht, getragen von diesem Gedanken, wollen wir sie auch durchkämpfen.“

Der „Hamburgische Correspondent“ bemerkt zu der Frage der Schlichtung der Ausstandsfstreitigkeiten :

„Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Bewegung in der deutshen Arbeiterwelt niht zum Absch{luß gelangt ist. Der für den 1 Mai d. J. unter der Leitung der Sozialdemokratie anberaumte Agitgtionstag für die achtstündige Arbeitszeit läßt darüber keinen Zweifel, zeigt zugleih aber, wohin und unter welcher Leitung die Bewegung geht. Die Bedenken, welhe in diefer infiht bestehen, werden erheblich verstärkt dur& die Wahrnehmung, daß die Vorgänge des vorigen Jahres den Arbeitern die Macht der Mafie völlig klar gemacht, selbst eine übertriebene Vorstellung von ihr erweckt haben, und daß dies Bestreben augen- \heinlih dahin gebt, durch die Organisation tbunlihst großer Arbeiter- vereine sich die Mafsenwirkung zu sichern. Solhe Vereine, die wo- möglich die gesammte deutshe Arbeiterschaft eines Berufszweiges um- fassen, drängen ihrer Natur nach dabin, die Lösung von Meinungs- vershiedenheiten über die Arbeitsbedingungen niht auf dem Wege der Güte, der Vereinbarung oder des Sthiedésprubs, sondern auf dem des Kampfes zu suchen. :

Dagegen fordert das Gemeinwobl, wie die Erfahrungen des Vor- jahres auf das unzweideutigste lehren, daf die Ordnung der Lohn- \treitigkeiten und sonstiaen Streitigkeiten über das Arbeitsverhältniß in der Regel niht im Wege des Kampfeë. sondern, soweit eine direkte Verständigung nit zu erzielen ist, im Wege cines geordneten Ver- fahrens erfolge. 0

Ohne Zweifel sind sowohl die Reib#- und vreußischen Staats- behörden, die leßteren an der Hand der Ergebnisse der Untersuhung über die Verhältnisse der Koblenbergleute, wie die Organe der In- dustriellen eifrig am Werke, den Weg zu finden, auf dem ih dieses Ziel erreichen läßt.“

Land- und Forstwirthschaft. Nachtrag und Uebersicht

zu den Mittheilungen über den geg R S igen Stand der Saaten in der preußishen Monarchie

Provinz Pommern.

g wg Stralsund: Die Bestellt der Saaten hat unter der Gunst der Witterung rehtzeitig beendet werden können. Dieselben sind au recht gut entwickelt und kräftig bestanden. Die Bestellung der Aecker hat ungewöhnlih weit gefördert werden können. Leider macht fich eine große Ver- mehrung der Feldmäuse bemerkbar. _,

Provinz Sálesien. Reg.-Bez. Breslau: Die Saaten, deren Bestellun

Eintritt des Winters im Wachsthum etwas lge blieben, doch dürften sih dieselben unter der s{{hüßenden Schneedede recht gut entwidelt haben.

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den Winter gekoinmen.

Reg. -Bez. Oppeln: Die Saaten haben sih in Folge des warmen Novemberwetters fast durhweg feäftig, stellen- weise sogar üppig entwickelt und find gut in den Winter ge- kommen.

Reg. - Bez. Sigmaringen.

In Folge der frühen Ernte konnte mit der Wintersaat- bestelung hon zum größten Theil im September begonnen werden. Die Feldarbeiten erlitten aber durch die nasse und kalte Witterung im Oktober eine Unterbrehung und konnten erst im Monat November bei sehr günstiger Witterung wieder aufgenommen und vollendet werden. Der nun folgende starke E gewährte v5 E ai e gs rg

intersaaten gegen die inreihenden Stand des interrapses und des Klees ist durhweg ein

guter zu nennen,

si durch die Witterungsverhältnisse verzögerte, waren bei :

g.-Bez Liegniß: Die Bestellung der Wintersaaten B.

beiten auftauchen, was wollen diese kleinen und of i lokalen Parteiftreitigkeiten bedeuten aegen den n E TeGERREE Se

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d vot mit nur wenigen Ausnahmen rehtzeitig erfolgen können. ¿ia ie Saaten find überall gut aufgegangen und auch gut in :

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