1870 / 107 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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schaftlicher Bedeutung. Während der. Werth des Waldes in leßter Beziehung erst in neuester Zeit durch wissenschaftliche Forshungen mehr und mehr erkannt wird, is} sein ethischer Einfluß \chon in den ältesten Sagen, aus der Jugendzeit fast aller Völker erkennbar. Nach einer indishen Mythe vermittelt der Baum Udetaba, der mit Sonnenaufgang aus der Erde sproßt, mit der Sonne, die er Mittags berührt, emporwächst, mit dem Tage wieder abnimmt und Ä bei Sonnenuntergang in die Erde zurückzieht, unmittelbar zwischen dem Menschen und dem Sonnengott. Die Sagen vieler Völker leiten den Ursprung des Menschen vom Baume ab; der Baum war das Symbol der Gottheit, wenn nicht die Gottheit selbst, und fast alle ásia- tishen und europäischen Völker hatten ihre heiligen Haine. Diese Verehrung von Baum und Wald hatte, wie bemerkt, nur eine ethishe Grundlage, die Seneca in seinen Briefen, wie folgt , charakterisirt: »Treten wir in einen Wald , in welhem sich alte, über das gewöhnliche Maß hinaus8gewachsene Bäume zusammendrängen, der durch die dicht ineinandergeflochtene Zweige den Anblick des Himmels ausschließt , so muß die ge- waltige Lebenskraft, das stille Geheimniß des Orts und die Be- wunderung des selbst im Freien so dichten , ununterbrochenen Schattens uns Bürgschaft für die Gegenwart eines höheren Wesens werden.« Der volkswirthschaftlihe Werth der Wälder mag zwar in einzelnen Beziehungen auch schon im Alterthum erkannt worden sein, wie man z. B. daraus schließen kann, daß die Griechen die Kiefernhaine , welche das Land gegen die Fluthen des Meeres und gegen Versandung durch die Dünen \{üßten, dem Poseidon, dem Gott der Meere, geweiht hatten; aber im Allgemeinen blieb die volkswirthschaft- liche Bedeutung der Wälder dem Alterthum und dem Mittel- alter nicht nur unbekannt , sondern in manchen Beziehungen waren hierüber, aus einzelnen Beobachtungen abgeleitet, gradezu irrige Ansichten verbreitet, welche die Vernichtung der Wal- dungen unbedingt für vortheilhaft hielten. Es is \{on für die vorchristliche Zeit durch zahlreiche Zeugen festgestellt wor- den, daß die mit der Kultur vorschreitende Entwaldung für die flimatishen und volkswirthschaftlichen Verhältnisse der Länder von dem wohblthätigsten Einfluß gewesen is, Ju Herodots Zeit (469 v. Chr.) war Mesepotamien so feucht, daß der Weinbau dort unmögli war; auch in Babylon versuchten die Griechen zu Theophrasts Zeit (370 v. Chr.) den Anbau des Weins ver- geblich; die Krim , die kleine Tartarci und die Ukräne litten unter einem ahtmonatlihen harten Winter; Südfrankreich wird. noch von Varro (72 v. Chr.) als unfähig, Wein, Oel- bäume und Obst hervorzubringen, geschildert, während 400 Jahre nach Theophrast der Wein in Babylon vortrefflih gedieh und hon Appian (174 n. Chr.) auf die vortheilhafte Veränderung des Klimas im südlichen Frankreich aufmerksam machen konnte. Die unzweifelhaft festgestellte Thatsache, daß die Lichtung der Wälder das Klima milderte und das Land befruchtete, führte zu der irrthümlichen Ansicht, daß die Ausrodung der Wälder, in die sich das Heidenthum vor dem Christenthum flüchtete, nicht nur in religiöser, sondern auch in volkswirthschaftlicher Beziehung geboten sei. Im Laufe fernerer Jahrhunderte tra- ten jedoch als Folgen: der Entwaldung abgesehen von dem in vielen Gegenden fühlbaren Holzmangel so große und unvorhergesehene Nachtheile hervor , daß man aus ihnen erst den volkswirthschaftlihen Werth der Wälder allmählich cr-

kennen lernte. Erst in neuester Zeit konnte dieser Werth in

vielen Beziehungen wissenschaftlich nachgewiesen und begründet werden, erst in neuester Zeit konnte die Wissenschaft Aufkärung darüber geben, weshalb die Lichtung der Wälder bis zu einem gewissen Grade volkswirthschaftlih von Nuten, über diesen Grad hinaus aber von unerseßlichem Nachtheil it, konnte viele scheinbaren Widersprüche durch ein wissenschaftliches Gesetz lösen, welches auf der Erkenntniß der Bedeutung des Waldes für Klima, Zusammenseßung der Luft, Feuchtigkeit und für Kulturfähigkeit des Bodens beruht.

Was zunächst die klimatishen Einwirkungen der Wal- dungen betrifft, so sind Wälder die örtlihen Regulatoren der Luftwärme ; sie ermäßigen die Sommerwärme, und vermindern die Winterkälte, ebenso wie sie die Tagestemperatur erniedrigen und die Nachttemperatur erhöhen. Dieses Reguliren beruht darauf, daß, während auf baumlosem Lande die rükstrahlende Sonnenwärme den Wärmegehalt der untersten Luftschicht er- bißt, diese im Walde unter dem Schirme des dichten Blätter- dachs kühl bleibt und außerhalb des Waldes in die dünnere, wärmere Luftschicht abfließt, Bei Nacht tritt die entgegengeseßte Strömung ein, weil der vegetationslose Boden sehr rasch seine Wärme ausstrahlt und die unterste Luftschicht abkühlt, während die Blätterkronen im Walde die Wärmeausstrahlung ver- hindern. Diese Ausgleichung der Temperatur findet niht nur zwischen Tag und Nacht, sondern auch zwischen Sommer und Winter statt. Während der Winter in waldreihen Gegenden langsamer und allmählicher eintritt, hält dort auch im &rübjahr

die Winterkälte länger an als in waldleeren Gegenden. Diese Ein, wirkung der Wälder ist nach den verschiedenen Waldformen versi, den. Am intensivsten wirkt im Sommer der Laubholzhohwal) mit seinem Ast- und Blätterreichthum, viel weniger der Nadel,

holzwald, der dagegen im Winter wirksamer ist, als der Laub,

wald, am allerwenigsten der Niederwald. In dieser temperq: turregulirenden Eigenschaft der Waldungen lösen \ich die an: scheinenden Widersprüche, die darin liegen, daß die Ausrodung der Wälder erfahrungsmäßig das Klima vieler Gegenden ver: bessert hat, während in anderen die entgegengeseßten Beobachtun: gen gemacht worden sind. Die leßteren sind darauf zurückzuführen, daß die Lichtung der Waldungen das Maß überschritten hat.

__ Daß die Wälder, vermöge der Exhalation von Sauerstoff bei Tage, von Kohlensäure bei Nacht, auf die Zusammensezung

der Luft von großem Einfluß sein müssen, unterliegt keinem F

Zweifel, wenngleich es der Wissenschaft noch nicht gelungen ist, diesen Kreislauf im Stoffwechsel quantitativ nachzuweisen. Au die Erfahrung, daß Waldungen, selbst einzelne Baumgruppen, die Luft von gewissen Miasmen befreien, ist noch nit wissen: schaftlih begründet, aber als Thatsache noch neuerdings ‘von Dr. von Peîtenkofer in Betreff der Cholera festgestellt worden

Viel wichtiger als die Wirkung des Waldes auf die Wärme und Zusammenseßung. der Luft ist dessen Einfluß auf die Luft: feuchtigfkeit und die atmosphärischen Niederschläge. Da jede Pflanze sich des bei Umwandlung des rohen Saftes überflüssig werdenden Wassers durch Exhalation entledigt, so wirkt ein großer Wald auf die Luftfeuchtigkeit der Umgebung ähnli wie cine ausgedehnte Wasserfläche, indem sich bei einem Buchen: hohwalde mit nur 100 Stämmen pro Morgen die ausgehauht: Wassermenge auf mindestens 2000 bis 2200 Pfund tägli be rechnet. Diese Exhalation is für die umgebenden Felder und Wiesen um so wichtiger, als sie in die warme und trockene Jahres zeit fällt, in welcher sie den Pflanzen Nachts als Thau zu Gute kommt. Ob Waldungen die örtliche Regenmenge fördern, ist zwar wissenschaftlih auch noch nit aufgeklärt, aber nad der Wahrnehmung, welche neucrdings in Unterägypten gemad ist, wahrscheinlich. Dagegen ist die Kulturbedeutung des Waldes für Erhaltung der Quellen und die regelmäßige und allmählide Suistiorung des Regenwassers an dieselben, wobei namentlich das

Noos eine wichtige Rolle spielt, durch die traurige Erfahrung vieler Länder außer allen Zweifel gestellt. Die Wiesen am Gub des »quellenreihen« Jda, auf welchen Homer die 3000

tuten des Priamos weiden läßt, sind ebenso wie die »Wogen- des Xanthos und die Lotoswiesen Griechenlands mit den Wäl dern, die Kleinasien und Griechenland {chmückten, ganz ver shwunden. Der Wasserreihthum des Euphrat , der einst Mesopotamien „zu einem der fruchtbarsten Länder machte, hat längst aufgehört und der Flugsand begräbt das Land mehr und mehr. Palästina, noch im Mittelalter durch seine Fruchtbarkeit berühmt, ward mit dem Verschwinden seiner Wäl- der fast ganz eine todte Fläche, Jtalien zeigt in seinem nörd: lichen Theile an den entwaldeten Apenninen die Folgen der Holzverwüstung in großen Strecken unkultuvirbaren Landes und in gefährlichen Ueberfs{chwemmungen. Jn Sicilien, einst der Kornkammer Europas, wird, nachdem der Waldreihthum gt s{wunden ist, der Weizen oft nothreif ; viele früher fruchtbar Ebenen am Aetna sind durch Geröll ganz verwüstet. Auch in Frankreich leiden seit der Entwaldung ganze, einst blühende Pro- vinzen, namentlih in den Alpengegenden, durch verwüstende Bergwasser, und die reichen Quellen der Provence versiegten in neuester Zeit. Jn der Schweiz hat sich die Vernichtung der Waldbestände auf den Bergen nicht nur durch vermehrte La-

winenstürze und Schutthalden, sondern ganz besonders auth

durch gefährliche Störungen im natürlihen Ablauf der Ge wässer fühlbar gemacht. Aehnliche Erfahrungen liegen aus A. ags trn vor. j

; ußer dem wohlthätigen physikalishen Einfluß, welchen jede Waldung ausübt, haben einzelne Wälder ut eine b sondere lokale Wichtigkeit. Hierher gehören vor allen di Küstenwälder, welche das Land gegen Versandung durch den Dünensand und die Vegetation in den Küstengebieten gegen die nachtheilige Einwirkung der heftigen Seewinde {hüten

Hierher gehören ferner die Holzbestände, welche die in der nord

deutschen Tiefebene so zahlreichen Sandschollen oder steile Ab- hänge bedecken, die ohne den Schuy der Bäume die angrenzen den fruchtbaren Länder unter Flugsand oder Geröll begraben würden. Endlich ist noch der Schuß hervorzuheben , welchen Waldungen gegen den kalten Nord-, in einigen Gegenden aud gegen den austrockdnenden Südwind gewähren, Der Karst (Jitrien) wird, seitdem er seiner Eichen beraubt ift , nicht nur durch eisigen Nordostwind heimgesucht, sondern auch durch del Südwind (Sirocco), der ungehindert über das Land strömt, vollständig unfruchtbar gemacht.

N die etwa nöthigen Abänderungen beizufügen.

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Das Königlihe Waisenhaus zu Königs8berg ®).

In der Zeit, welcher: das Königliche Waisenhaus zu: Königs8- berg sein Dasein verdankt, traten neben vielen anderen wohl- thätigen Instituten vorzugsweise: die meisten: Waisenhäuser: des deutschen Vaterlandes ins Leben. Um 1698 hatte August Her- mann Franke das Waisenhaus zu Halle gegründet.

Friedrih 111, Kurfürst von Brandenburg, der sich am 18. Januar 1701 zu König®berg die' Königliche Krone aufseßte,

| ließ seine erste Sorge die für die Waisen sein. Noch am Tage

der Krönung ward der Entschluß, ein Waisenhaus zu gründen, gefaßt und ausgesprochen. Denselben Sinn athmet die 1701 entworfene Stistungsurkunde, und die fortgeseßte spezielle Für- sorge, welche der König dem Werke bis an sein Ende widmete, giebt gleicher Weise Zeugniß davon. M / Die Stiftungsurkunde ward indeß erst einige Jahre später ausgefertigt, weil der König noch die Einrichtung der holländi- hen Waisenhäuser mit seinem Plane vergleichen wollte, um In der Stif- tungsurkunde heißt es: »Zuvörderst nun verordnen Wir hiemit und kraft dieses, daß das in besagtem Königsberg am Sack- heimschen Thor gelegene Haus, so Wir dazu erkauft haben, und auf Unsere Kosten bequemlih aptiren und zurichten lassen wollen, zu ewigen Zeiten ein Waisenhaus sein und bleiben, und unter keinem Vorwand, wie der auch Namen haben und erdaht werden mag, zu einigem andern Behuf benommen, sondern zu jeder Zeit lediglih einzig und allein zu Dienst déren darin aufgenommenen Waisen, von Uns und Unsern Nach- kommen gelassen und crhalten werden solle. « i Es follten 24 Waisen aufgenommen werden , und zwar zur Hälfte der lutherischen , zur Hälfte der reformirten Kon- fession angehörig. Der Gottesdienst in der Hauskapelle sollte daher auch abwechselnd lutherisch und reformirt abgehalten werden. : Der Erziehung und dem Unterrichte der Waisen sollten zwei Geistliche, ein reformirter und ein lutherischer, vorstehen. iy Besorgung aller ökonomischen Geschäfte soUten ein eigener Waisen- vater und eine Waisenmutter angestellt werden. ; Der Unterricht sollte sih erstrecken auf Erklärung des Kate-

| hismus, Lesen, Schreiben, Rechnen und die fundamenta la-

tinitatis. Die Knaben follten zu tüchtigen Meistern in die Lehre gegeben werden, wenn fie das gehörige Alter erreicht ätten. y »Möchten sich auch unter den Knaben einige hurtige und geschickte ingenia bhervorthun, wovon zu hoffen, daß sie mit utem Nuyen und Succeß denen studiis obliegen könnten, jollen die bei dem Waisenhaus bestellten Geistlihen und Jn- formatoren solche desto fleißiger in latinitate erweisen und dar- nah anhalten, daß sie in die großen- Schulen und ferner bei der Akademie in mensam communem aufgenommen werden, allwo ihnen allemal der erste ledige Plaß gegeben, auch nah- gehends, wenn fie sih dazu gebührend qualificiret, wie andere zu Pfarren und andere Bedienungen geholfen werden sollen. « Zu Inspektoren der Anstalt wurden der lutherische Ober- Hofprediger und der reformirte erste Hofprediger ernannt. Der Tag der Krönung sollte jährlich als Stiftungstag fest- lih begangen werden. E : E j Die Anstalt erhielt reiche Dotationen, freie Fischerei im Fluß Pregel und freie Braugerechtigkeit zu Tisches Nothdurft. »Der grundgütige Gott und getreue Vater der Waisen wolle nach seiner väterlichen Huld und Barmherzigkeit diesen Unsern in seiner Furcht genommenen Vorsaß reichlich segnen, und zu guter Erzichung der Waisen, so künftig darin auf- genommen werden, seinen kräftigen Beistand und Hilfe ver- leihen. Amen. «

| Fassen wir die Bestimmungen der Stiftungsgurkunde näher | ins Auge, so ergiebt sich daraus einerseits offenbar die Absicht,

in einem christlichen Erziehung8hause Waisen eine Zufluchts- Andererseits tritt aber auch das Bestreben ervor, den Anfang ciner Union zwischen den beiden evange-

stätte zu bieten. ischen Kirchen zu begründen.

| Die von dem Professor der Eloquenz Schreiber verfaßte, vom Könige besonders approbirte Inschrift, die jeßt noch über

dem Portale zu lesen ist, lautet: i | Ad majorem Dei gloriam

Pro data coelitus regia corona Et ut patrium erga patriam Testaretur affectum Orphanotrophium hoc Exstrui curavit FRIDERICUS Rex in Prussiía et Elect. Brand. An. Chr. MDCCII. etc. etc. Vit. XLVI. R&. XVI. Felicitatem et pacem, vitae

*) Nach einem Aufsaß in der »Ostpreußischen Zeitung«.

Generisque firmitatem Et post sera tempora coelestos domos promittit : Ac dabit Deus, vovent Omnes. ; (

Im Jahre 1714 defretirte der König Friedrich Wilhelm I., daß noch sech8 adlige Waisen, und zwar drei lutherishe und drei reformirte in die Anstalt aufgeuommen werden sollten.

Die in der Stiftungsurkunde festgeseßten Fonds der Anstalt vermehrten sih während dieser Zeit durch mancherlei Schen- fungen und Vermächtnisse, sowie dur Antheile an den Geld- strafen bei dem Tribunale, den Hochgerichten , den FFisfalen , dem Oberburggräflichen Amte, den Städten Königsberg, den Grund- zinsen der Freiheit Sackheim U. \. w., insbesondere aber au durch die Summen , welche von den damaligen Rittern des Schwarzen Adler-Ordens einkamen, deren jeder bei seiner Er- nennung 50 Dukaten und in vorkommenden Fällen einzelne Strafgelder an dieses Waisenhaus zu erlegen hatte. In dem Artikel X1I]. der Statuten des Schwarzen Adler-Ordens heißt es nämlich: »Wann der Ritter wirklih eingekleidet werden soll, so wird demselben, nahdem er Gott zu Ehren und zum Unter- halt des in Unserer Residenz Königsberg neu angelegten Waisen- hauses fünfzig Dukaten zu Händen Unseres Ordens\schaßmeisters baar erlegt hat, von Unserm Ordenskanzler und den übrigen Ordens§offizieren die ganze Ordenskleidung, von Uns aber selb} die Ordenskette angelegt.« Und weiter heißt es im Art. XXV. : »Ein jeder Ritter soll täglich-das Ordenskreuz an einem orangen- farbenen Bande tragen, und wo er dem zuwider handelte und ohne das Ordens“zeichen öffentlich erschiene, vor das erste Mal , da solches geschieht, dem von Uns allhie in Königsber R Meten neuen Waisenhause 50 Dukaten und das andere Ma 00 Dukaten erlegen , zum dritten Male aber des Ordens ganz verlustig gehen.« Aus dieser Quelle sind dem Waisenhause vom Jahre 1705—-13 8661 Thlr. und 80 Gr. zugeflossen.

Friedrich Wilhelm I. hob diese Bestimmung auf. So wurden diese Unterstüßungen dem Waisenhause entzogen bis auf den Regierungs8antritt Sr. Majestät des Königs Wilhelm, der auf die Bilte des jeßigen Direktors die alte Bestimmung wieder- herstellte, Von 1861 bis jeßt hat das Waisenhaus Über 9000 Thaler von den Rittern des Schwarzen Adlers erhalten.

Nachdem das Waisenhaus über hundert Jahre lang (1703 bis 1809) in ungeänderter Form als gelehrte Schule gewirkt und viele junge Leute der Universität zugeführt, fast eben so viele als Offiziere dem Heere, daneben aber auch cine bedeutende Anzahl Waisen fürs bürgerliche Leben erzogen hatte, trat mit dem Jahre 1809 eine wesentlihe Veränderung in der Verfassung desselben ein. Als nämlih in der Zeit nach dem Tilsiter Frieden in unserm Vaterlande ein reges Streben für die Hebung der Volksbildung hervortrat und man, auf eine den Jeitbedürfnissen Sena Umgestaltung des ge- sammten Bolksschulwesens denkend, die Anlegung zunächst eines Normalinstituts für nothwendig erachtete, fand fich in der Provinz keine Anstalt dem Zwecke so zusagend, als das Waisen- haus, das in seiner alten, niht mehr zeitgemäßen Verfassung eine Umgestaltung zu fordern schien. Da die zu jener Jeit in ganz Europa Ausmerksamkeit und Theilnahme erregenden Bestrebungen Pestalozzi’'s für Volksbildung vorzugsweise bei der preußischen Regierung Anklang und Beförderung fanden, so faßte man den Entschluß, das Waisenhaus, unbeschadet seines Charakters als Waisenhaus, in eine Pestalozzi’'sche Normalanstalt zu verwandeln. i i

Es fehlte damals in der Provinz Preußen gar sehr an wohlvorbereiteten jungen Leuten , die man Seminarien zur weiteren Ausbildung hätte überweisen können; daher wollte man den. Anfang der Schulverbesserungen nicht mit Anlegung von Lehrerseminarien, sondern vielmehr mit Einrichtung einiger Erziehungsanstalten machen , aus denen allmählich Seminare hervorgehen soUten, bis man nah Verbreitung einer Anzahl tüchtiger Lehrer im Lande auf genügend vorbereitete Schüler aus andern Schulen rechnen und sodann noch andere Seminare anlegen könnte. Zugleich sollte in diesen Anstalten Predigern und Schulmännern Gelegenheit geboten werden , sich mit der verbesserten Unterrichtsmethode vertraut zu machen, um so in allen Theilen der Provinz gleichzeitig die Hebung des Volks- shulwesens zu bewirken. Damit es aber, wenn die beabsichtigte An- legung von Seminarien zu Stande käme, nicht an Lehrern für die- selben fehlte, wurden einige junge Männer auf Kosten des Staates zu Pestalozzi geschickt, die nah ihrer Rückkehr einen wohl- vorbereiteten Boden für ihre Wirksamkeit finden sollten. Die Ausführung der angedeuteten Ideen wurde dem Ober - Schul- rath Zeller übertragen, den man eigens für diesen Zweck aus dem Württembergischen herbeirief und dem Waisenhause vor- seßte. Er sollte dieses nicht nur neu organisiren, sondern nach und nach alle jene beabsichtigten Erziehung®anstalten einrichten, sollte Lebhrkurse mit den Predigern und Schulmännern halten,

die Direktoren für die Anstalten aus8wählen und die nach der