1890 / 129 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

die Gefahr mit allem Fleiße anzuwenden. Diese Gefahr sei um fo größer, als fie international sei, und die Deutschen seien wunderbarer Weise die internationalsten. Manches sei in den letzten Jahren besser geworden, aber viel sei do noch zu thun, und fast Jeder könne si an die Brust \hlagen und eingestehen, daß er seine Pflicht niht gethan habe. Au die Kirche könne si davon nit freisprehen, denn „wir haben in der evangelischen Kirche auch zu viel gestritten und gezankt“. Noch wirke ein großer Bruchtheil der deutschen Presse verwüstend und vergiftend auf das

Gestern hat hier, der „Voss. Ztg.“ zufolge, in den Räumen des Anhalter Bahnho}s die Gedächtnißfeier der vor vierzig Jahren abgehaltenen ersten Gisenbahntehniker-Versammlung statt- gefunden. Die zahlreich besuchte Verjamnlung wurde vom Staats- MinistervonMay ba ch begrüßt, welcher in BeglcitungdesChefs der tech- nischen Angelegenheiten der Verwaltung der Staatseisenbahnen Ober- Baudirektors Schneider ersien. Zum Präsidenten der gleichzeitig abge- haltenen Technikerversammlung wurde der Präsident von Ludwigh der Königlich ungarischen Staatsbahnen gewählt, welher dem Minister für

vollendet und in dessen Atelier, Achenbahstraße 3, auf Anfrage zu besichtigen.

Wiesbaden. Man schreibt dem „Sprudel“ : Kaiserin Eugenie hat bei einem der ersten Hanauer Goldshmiede ein Medaillon aus oxydirtem Silber anfertigen lassen, welches das Wappen der Montijo führt; die vordere Seite das Wappen von Porto Carrero (des ersten Grafen von Montijo, der als außerordent- licher Gesandter Spanien bei der Wahl Karl's VII. 1741 in Frank-

furt vertrat) von Gold und Blau geshachtet; die Reversseite in

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

21890.

Berlin, Freitag, den 30. Mai

„M 129,

Volk, wie nirgend fonstwo in der Welt.

durch den Zufammenschluß aller deutsher, evangelisher und

welche allein sfih ihrer Aufgabe bewußt sei,

Reden, fondern mit resoluter That und Arbeit!

Zur Diskussion hatten sich zahlreihe Redner gemeldet. Nach 5 und Pastor Zollmann nahm Professor cs sei ihm und seinen Gesinnungs,enossen {wer geworden, an dieser Versammlung Theil zu nehmen, denn sie hätten ein Opfer bringen müssen, weil dies eine Versammlung sei, deren große Majorität sans façon ihm und seinen Freunden das Wenn Hofprediger Stöcker gefagt habe, daß hier ein weites und wichtiges Gebiet sei, wo man vereint wirken könne, wenn auch sont noch Play genug übr'g bleibe, um sich zu bekämpfen, so {lage er in die dargereichte | die Nathusius führte aus: der Evangelische Ober-Kirchenrath verdiene lebhaften Dank dafür , daß er den Geistlichen nahe gelegt habe, ins Volk hineinzugehen und si um soziale Dinge zu bekümmern, doch seien namenilich die jungen Theologen dringend aufzufordern, fich von allen politishen Agitationen, von dem Eintreten für eine bestimmte politische Partei fern zu halten und fich immer vor Augen zu halten, daß sie Seelsoroer auh für Sozialdemokraten und „liberale Bourgeois“ Jet, Superintendent Reydt bedauerte als liberaler Geistliher, daß Hofprediger Stöcker sih niht habe überwinden können, in seinen Volksversammlungen An- lagen gegen liberale Theologen zu erheben, und bat darum, dies Die Debatte drehte sich weiter um die von Auf Antrag des General- Superiniendenten D. Schultze wurde endli beslofsen, die auf dem Kongreß gefaßten Resolutionen in einheitliher und logisher Form aneinander zu reihen und ihnen folgende Einleitung voranzustellen: „Der Evangelisch-\oziale Kongreß, von der Ueberzeugung geleitet, daß die sozialdemokratische Bewegung in ihren letzten, die göttliche und menschlihe Ordnung bedrohenden Zielen nur durch die Macht des Evangeliums siegreih überwunden werden kann, und daß daher zu ihrer Bekämpfung dem Wort und Werk der evangelishen Kirche eine verantwortungsvolle Mission gegeben ist, erklärt es als seine ohne Urterschied der Stände, die Erkenntniß zu wecken, daß die gegenwärtige soziale Krisis auf einer Gesammtschuld unseres Volks beruht, und daß diese Nationals{uld in dem materialistishen, von den ewigen Menschheits- zielen abgewendeten Zuge der Zeit gipfelt; 2) dahin zu wirken, daß auf dem Grunde einer neuen, aus dem Evangelium geborenen Ge- finnung die einzelnen Stände sih ihrer sozialen Verpflichtung gegen einander bewußt und denselben gerecht werden; daß insonderheit die Arbeitgeber den sittlih ebenbürtigen Werth der Arbeit anerkennen, die Arbeiter aber in derselben einen \fittlihen Beruf erblicken lernen.“ Schließlich wurde beschlossen, cin Comité niederzuschen, welches die Aufgabe haben soll, einen Centralaus\{Guß zur Förderung der In dieses Comité wurden gewählt; Hof- prediger Stöckcr, Geheimer Regierungs-Rath Wagener, Dr. Kcopatshek, Nobbe, Dr. Delbrü, Prediger Burghardt, Meyenthin, Professor Gegen 7 Uhr Abends wurde der Kongreß mit Gesang und Gebet und einem dreifachen Hoh auf

Professor Gotts\chick Harnack das Wort:

Christenthum abzusprehen bemüht gewesen.

Professor von

Hand

gern ein.

in Zukunft zu vermeiden. Hofprediger Stöcker angeregte Judenfrage.

evangelishen Kreisen,

Aufgabe: 1) in allen

Sache zusammenzustellen.

Kaftan und Pfarrer von Soden.

Se. Majestät den Kaiser ge{hlossen,

Redner t fodann eingehend seine umfangreiwen Thesen, welche darlegen, wie

geistigen Kräfte der „Zeitgeist“ monarcischer gestaltet werden kann, Die Kirche, so {loß Redner, müsse sih vor allen Dingen wieder auf ihren fozialen Beruf besinnen, auch aus dem Gesichtspunkte, daß font die katholische Kirhe vom Volk als diejenige angesehen werden würde, Kein Rückwärts\hauen, keine Klagen, fondern vereint vorwärts, nicht mit Resolutionen zu

begründete 1 für t hierauf eine beifällig

Festbankett statt.

Nacbzahlung gestattet ift.

Nute maten.

kanntlich eine Mark, während

vielen cigenartigen

das Blattgrün ver.

angebraht worden.

se5n Erscheinen und für dessen fehr warm gehaltene Ansprache dankte und aufgenommene 90e Baurath von Prenninger wa:f einen Rückblick auf die vierzig- jährige Thätigkeit der Eiseabahntechniker, begrüßte die anwesenden Mitglieder der ersten Technikerversammlung uad gab dabei dem Wunsche Ausdru, daß die heute bestehenden freundscaftlihen Be- ziehungen, welche die beiden mächtigen Reiche Deutschland und Dester- reih-Ungarn ums{ließen, auch in Zukunft die Techniker des Vereins Deutscher Eifenbahuverwaltungen verbinden mögen. Abends fand ein

Die Urania hat bekanntlich mit dem Pächter des Landes-

Ausftelungsparkes cin Ucbereinkommen dahin getroffen, daß jedem Besucher der ersteren der Besuch der Conccrte im leßteren ohne Das wird man si namentlich heute bei dem angekündigten Massen-Conzert im Auësst: llungépark wieder zu Der Eintrittspreis zu diesem Concert beträgt be- man am ZUrania-Eingang der Invalidenstraße gleihfals nur eine Mark zu zahlen hat, um i Darbietungen : Anstalt und s{ließlich noch die imposante Wirkung des Massen- concerts auf der großen Treppe zum Zeustempel zu genießen, Von keinem Standpunkte im ganzen Ausstellungspark ist übrigens ‘der Eindruck dieser Musikschaar ein grofiartigerer, als von den beiden croßen Plattformen der Sternwarte der Urania. Es fei bei dieser Gelegenheit auch wiederholt darauf hingewiesen, daß die halbftündigen, mit vielen Lichtbildern illustrirten Vorträge zwischen 62 und 7 Uhr gleich- falls für dasselbe Eintrittsgeld zugänglich sind. So trâat heute beispiels- weise Hr. Dr. Körber, einer der ges{häßtesten Redner der Urania, über Nur der große, mit vielen Dioramen aus- gcstattete Vortrag über „Die Geschichte der Urwelt“, der, nun {on bald anderthalb bundertmal wiederholt, fehr bald einem anderen aroßen wissenschaftlichen Ausftatturgsstüke weihen muß, ist in dem oben genannten Eintrittspreise zur Urania nicht einbegriffen.

Um die Erinnerung an E. T. A. Hoffmann und. Ludwig Devrient, die unvergessenen Stammgäste der alten Weinhandlung von Lutter u. Wegner, auw ägßerlih wah zu erhalten, hatte der Verein für die Geschichte Berlins, wie \, Z. mitgetheilt, bei Gelegen- heit seiner Jubelfeier im Januar d. J. beschlossen, denselben eine Crinnerungstafel zu widmen, t wie das „Disch. Tagebl.“ mittheilt, an dem Hause des Geschäfts Die aus Bronze gefertigte Tafel zeigt folgende Inscrift, die sih {arf von dem Untergrund abhebt; «Zur Crinnerung an E. T. A. Lcffmann, * 24, Januar 1776, f 25. Juni 1822, und an Ludwig Devrient, * 15, Dezember 1784, F 30. Dezember 1832, welche in diesem Hause verkehrten, gestiftet zu der Jubelfeier des Ver- ; eins für die Geschichte Berlins am 28. Januar 1890,“ die

Die Umwandlung des Alexanderplates in einen Schmuck- plagt ift, der „Staatsb. Ztg.“ zufolge, bereits begonnen worden, und zwar au ‘der südlichen Hälfte auf der dem neuen Polizei-Präfidium zunächst gelegenen Seite. Zunächst werden die Granitshwellen gelegt, welche die den Play dur{schneidenden Wege und Siraßenzüge ein- säumen; gleichzeitig wird der Straßenzug, welcher sih vor der nörd- lien Front des Polizei-Präsidiums von der Alexanderstraße nah der städtischen Rathswaage hinzicht, mit neuem Pflaster belegt.

Das Modell für das Reiter-Standbild des Groß- herzogs Friedrih Franz Il. von Mecklenburg-Schwerin ist, wie das „Dts. Tagebl.*“ mittheilt, vom Bildhauer L. Brunow

Festrede hielt. Ober-

pfahlweise

blauem Gere zivei roth- und goldgescachtete gehenkelte Kessel, gestellt, herauswinden. Das Medaillon, ein Meisterstück künstlerischer Arbeit, wird eine Locke der Kaiserin bergen und is zum Geschenk für die Kaiserin Friedrich bestimmt.

Zürich. (N. Z Ztg.) Ein trauriges Ende hat eine von mehreren jungen Leuten von Zürich aus unternommene Pfingsttour auf den Gotthard genommen. Zwei derselben trennten sih am Abend des

aus deren jedem #ch sechs grüne S{langen

T ersten Feiertages von den Uebrigen, um den Spißliberg zu besteigen.

an | unverheiraihet.

dieser volksbildnerishen

des Flusses

: Lüttich, 25. Mai. ; ( i Klub Köln wurde beim großen internationalen Preiscorso

in Lüttich) mit dem ersten Preis ausgezeichnet,

New-York, 28. Mai. heute neun Erdstöße verspürt es ist kein Lebensverlust entstanden.

Tanger, : Sefrou ift die gleihnamige Stadt in der Nat- barshaft von Fez überschwemmt. f liegt in Trümmern und viele Mauren, sowie 53 Juden sind umgekommen. In Fez herrcicht große Bestürzung. Der Sultan und die angeschensten Juden in Fez sandten den durch die Katastrophe in Nothstand verseßzten Familien Geld und Kleidungé stücke.

Der eine davon, Glasmaler Hlavaty aus Wien, wurde, als er fi nah feinem Reisekollegen umsah, vom Schvindel erfaßt und ftürzte in die Tiefe. Nach stundenlangem Suchen wurde der Unglüliche endlih von herbeigeeilten Leuten gefunden und in das benachbarte Hofpital gebracht, wo er tro den verschied. Der Veruuglückte zählt erst 26 Jahre und war noh

allen Bemühungen nah zwei Stun-

(Köln. Ztg.) (Telegr) Der Bicycle-

(A. C.) In JIndianopolis wurden Ein Gebäude wurde zerstört, aber

24. Mai. (R. B.) In Folge des Austritts Der größere Theil der Stadt

Köln, Diese is gestern Nachmittag, stattfand, längere

Gesellschaft mitgetheilt,

bahn von worden war.

30, Mai. versammlung der Arbeitervereine hielt Rede durch das Christenthum. daß der oh katholischen Schenkungen von Büchern für die Vereinsbibliotheken, dur Verbreitung von Familienbüchern, durch den Druck und durch Schenkung von Broschüren zur Massenverbreitung. Braunschweig, 30, Mai. (W. T. B.) Die 20. ordent - lihe Session des Landtages ist heute durch Reskript Sr. Königlichen Hoheit des Regenten, Prinzen Albrecht von Preußen, Staatsvertrag mit Preußen, betreffend den Bau einer Ei sen-

Nach S{hluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

(W. T. B.) Jn der General- Vorsteher der katholischen welche gestern hier Kremenyz eine Krankheit der Ferner wurde e Borromäus - Verein wolle durch

Deutschlands, Erzbishof P, über die Heilung der

Arbeitervereine unterstüßen

geschlossen worden, nahdem noch der

JFlsenburg nah Harzburg, genehmigt

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

TFriedrih-Wilhelmstädtisches Theater und Urania, Invalidenstraße 57/62. Geöffnet von

Wetterbericht vom 30. Mai, M orgens 8 Uhr.

S S S Wetter. |2S s

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Stationen. | Wind.

u, d, Meeresf\p. red. in Millim

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Om 0000—st\OD 59G,

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If 6 \wolfig NW 5'halb bed. NO 92 hedect WWNW 2 Regen 'SW 4 bedeckt

Mullaghmore | Aberdeen Christiansund Kopenhagen . | 752 Stodckholm . | 748 / Haparanda 748 SW 2 halb bed. | St. Petersbrg.| 755 SSW 1 bedeckt Me 2 Regen

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e OE 59'wolkig 752 1 bedeckt A N 4 Regen Swinemünde | 755 |(( 4 bedeckt Neufahrwafscr| 756 4 bedeckt Memel 759 |SSW 5 Regen De «760 |WSW 3wolkig Münster... | 756 |WSW 8 Regen Karlsruhe. . | 764 SW 6bbedeckt Wiesbaden . | 762 SW z'wolkig unden 466 SW 5 wolkenlos Chemnig . , | 760 |SW 5 bedeckt Berlin... . | 757 |WSW 4 bedeckt Wen! 64 8 3 wolkenlos Breslau... | 761 |SSO Ile d'Aix. . | 770 |\NW A 1) 06D ¡ONO 4heiter Q l O4 ill wolkenlos

Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum von etwa 745 mm liegt über Südfkandinavien, \tark auffrishende süd- westlihe Winde an deutscher Küste verursachend, während der Luftdruck über Südwest-Guropa am bôdsten ist. Bei frishen \üdwestlihen Winden ist das Wetter în Deutschland kühl, rübe und in den nördlichen Gebietstheilen regnerish. Kassel und Zriest hatten gestern Gewilter. Jn Nordwest- Europa haben ausgedehnte Regenfälle stattgefunden.

Deutsche Seewarte,

S R Fe I REE E (K I EOR R T U P I A Theater - Anzeigen.

Königlihe Schauspiele. Sonnabend: Opecn- haus. 130. Vorstellung. Ein Maskenball. Oper in 4 Aufzügen von Veröi. Deutsher Text von Grünbaum. Tanz von E. Graeb. In Scene aneet vom Ober - Regisseur Teßlaff, Dirigent: KapeÜ- meifter Kahl. Anfang 7 Ühr.

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2 wolkenlos 4 heiter

Schauspielhaus. 135. Vorstellung. Die Quigow's. Vaterländisdes Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 131. Vorstellung. Coppelia. Phantaftishes Ballet in 2 Aufzügen von Ch. Nuitter und A. Saint-Leon. Musik von Leo Delibes. Für die hiesige Königliche Bühne bearbeitet und in Scene geseßt von Paul Taglioni. Hierauf: Die Jahres- zeiten. Tanz-Poëm in 2 Akten und 4 Bildern von (5. Taubert und E. Graeb. Musik von P. Hertel. Anfang 71 Uhr.

Leßtes Auftreten des Frl. dell’ Era vor ihrem Urlaube.

Swauspielhaus. 136. Vorstellung. Die Geier- Wally. Schauspiel in 5 Aufzügen und einem Vor- [piel „Die Klöge von Rofen*, nah ihrem Roman gleichen Namens von Wilhelmine von Hillern. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Faust’'s Tod.

Sonntag: Die Journalisten. Montag: König Nichard der Dritte.

Berliner Theater. Scnnabend: Zum 1. Male! Der Kriegsplan. (Friedri Mitterwurzer.)

Sonntag; Der Kriegsplan.

Montag: Kean. Anfang 73 Uhr.

Lessing - Theater. Sonnabend: Die Ehre. Schauspiel in 4 Alten von Hermann Sudermann.

(Victorine Blum a. G.) Schauspiel in 4 Akten

Sonntag: Die Ehre. von Hermann Sudermann,

Montag: Nora. Schauspiel in 3 Akten von H. Ibsen. Anfang 73 Uhr.

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 4. Male:

In falschem Verdacht. Schwank in 4 Akten von Georg Cohniß. Hierauf: Zum 4. Male: Unter vier Augen. Lustspiel in 1 Akt von A. Dreyfuß, (Felicie: Valentine Riedel, Königl. bayer. Hofshau- spielerin, als Gast.)

Ver der Vorstellung, bei günstiger Witterung : Im \chattigen prachtvollen Sommergarten: Großes Garten-Concert. Anfang des Concerts 64 Ubr, der Vorstellung 74 Uhr.

Sonntag: Jn falschem Verdacht. Unter vier Angen.

Victoria-Theater. Sonnabend: Zum 284 M. : Stauley in Afrika. Zeitgemülde in 10 Bildern bon Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Musik von C. A. Raiba, Ballet von C. Severini, Anfang 7F Uhr.

Sonntag; Dieselbe Vorftellung.

Concert-Park. Direktion: Julius Fritsche.

Sonnabend: Zum 134 Male; Der arme Jonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Cacl Mill3cker. In Scene gesezt von Julius FrißsGe. Dirigent: Hr. Kapellmeister Knoll Anfang 7 Uhr.

Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Italienische Nacht verbunden mit einer großen Freilotterie. 3 Musik- Corps. Glänzende Illumination und engalishe Be- leuhtung des ganzen Gartens. Auftreten erster Gesanas- und Infstrumental-Künstler.

Sonntag: Großes ODoppel-Concert. Auftreten von Gefangs- u. Instrumental-Künstlecn I. Ranges.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Leßte Woche. Sonnabend: Zum 111. Male : Marquise. Lustspiel in 3 Akten von Victorien T RE Deutsch von Robert Buchholz.

r.

Sonntag: Marquise. Letzte Vorstellung. Schluß

der Saison.

Anfang

Kroll’s Theater. Sonnabend: Gastspiel von

&r. Marcella Sembrih und des Hrn. Anton Erl. er Varbier von Sevilla. (Rosine: Fr. Sem- brich. Almaviva: Hr. Erl.)

Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nah der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be- leuchtung des Sommergartens: Großes Concert.

Sonntag: Auf allgemeines Verlangen : Noch einmaliges Gastspiel des Hrn. Emil Göße. Lucig von Lammermoor.

Dienstag: Auftreten des Hrn. Der Vampyr.

Eugen Gura.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum

91. Male: Der Nautilus. Großes Ausítattungs- sttück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Musik vor E. Christiani und A. Wigher.

Im prachtvollen glänzenden Sommergarten ; Großes Militär-Elite-Concert, Auftreten \ämmt- liher Spezialitäten. Brillante Öllumination des ganzen Garten-Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 74 Uhr.

Sonntag u folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72, Sonnabend: Vorlette Aufführung. Z 111. M.: Der Goldfucchs. Gesangspofse ta 4 Akten von Ed. FXacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 7F Uhr Jeder Besucher der heutigen Vorstellung erhält ein Souvenir-Exemplar gratis.

Sonntag: Letzte Vorstellung.

Der Sommergarten ist geöffnet.

12—10¿ Uhr. Sonnabend, um §8 Uhr: Die Ge- schichte der Urwelt.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Klara Kliesh mit Hrn. Kauf- mann Rudolf Conrad (Berlin). Frl. Helene Dorno mit Hrn. Richard Paul (Belzig—Berlin). Frl. Minna Lemcke mit Hrn. Gymnasiallehrer cand theol. Richard Abels (Rechlin—Parchim). Frl. Dina Hülsmeyer mit Hrn. Hubert Sunder (Erxleben—Schöningen)., Frl. Mar- gare!te Weide mit Hrn. Paul Kastner (Breslau). Frl. Meta Pfeiffer mit Hrn. Kaufmann Paul Cifenack (Danzig). Frl. Martha Wiedstruck mit Hrn. Hotelbesißer Jobannes Steusloff (Wulfers- dorff—Wittstock). Frl. Ottilie Oberempt mit Hrn. Richard Sholz (Barmen—Elberfeld). Frl. Bessie Bartlett mit Hrn. Julius Bertram (Dorchester, England—Barmen). Frl, Anna Hegewald mit Hrn. Julius Oelmann {Roftock— Wittenberge).

Verehelicht: Hr. Licutenant Marcard mit Frl. Anna Brackmann (Stade). Hr. Dr. Emil Wende mit Frl. Lucia Hausdorf (Breslau). Hr. Friß Schulte im Hofe mit Frl. Emilic Wein- garten (Ueckendorf—Lübbecke i. W.). Hr. Amtsrichter Paul Friß\he mit Frl, Mathilde Brodtmann (Kassel). Hr. Hauptmann Theodor Oefer mit Frl. Margarethe Wasmus (Dresden). Hr _ Karl Scholz mit Frl. Elisabeth Borg- feldt (Oranienburg). Hr. Ernst Radicke mit Frl. Alexandra v. Michalowska (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Paul Eccardt (Berlin). Hrn, Prem.-Lieut. Ernst Frhrn. von Gregory (Lüben). Hrn. Amtsrichter Guschall (Kosel). Hrn. Stadtrath Dahrenstaedt (Brom- berg). Cine Tochter: Hrn. Apotheker E. Meyer (Samots\chin).

Gestorben: Hr. Prem.-Lieut. a. D. von Wegnern (Königsberg). Hr. Gutsbesißer Johann Porr- mann (Abbau Radrangen). Hr. Kaufmann Franz Wodars (Breslau), Hr Kaufmann Franz Hein (Kl. Schönau). Frau Marie Zirwer, geb. Nohse (Berlin). Hr. Rentier Wilhelm Schröter (Berlin). Frau Minna Wagner, geb. Mittler (Berlin). Frau Karo- line Soltwedel, geb Gar (Goldberg i. M).

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags8- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

Berlin:

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der „Rh.-Welf. Ztg.“ wird aus Saarbrücken unter dem 28, d. M. geschrieben; Die Vorstände des wirthschaftlichen Vereins und die hiesige Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller sind von verschiedenen Seiten auf- geforderè worden, allyemeinen Arbeitgeber - Vereinigungen bei- zutreten, welhe den Zwek haben, dem Vertragsbruch und der zunehmenden Unbotmäßigkeit mancher Arbeiterkreise durch gemeinschaftlihe Maßnahmen, insbesondere dur Mittheilung von Listen über strikende Arbeiter, entgegenzutreten. Die gestern ÿier ver- sammelten Vorstände gaben die Erklärung ab, sie scien nicht der Ansicht, daß ein Vorgehen von Arbeitgebern gegen Arbeiter in dieser Allgemein- heit das rihtige Mittel sei, um den Frieden zu erhaltcn, bezw. wieder herzustellen. Das im Interesse der Arbeiter, wie der Arbeitgeber allein richtige Mittel ierzu erblicken die Vorstände in dem Fest- halten an dem persönlichen Verhältniß zwischen Arbeiter und Arbeit- geber desfelben Unternehmens; sie lehnen des halb die Aufforde- rung zum Anschluß an die vorstehend bezeihnete allgemeine Arbeitgeber- Vereinigung ab, erwarten aber um \o bestimmter von den Mitgliedern beider Vereine, daß sie keine Arbeiter beschä|tigen, welhe Fachvereinen, Gewer*vereinen, Rechtsshußvereinen oder anderen Vereinen angehören, die einseitig gegen die Arbeitgeber gerichtet sind. Den Mitgliedern wird empfoßlen, diese Maßnahme ihren Arbeitern durch Anschlag, wo eine Veranlassung dazu vorliegt, beïannt zu geben.

Der 7. Deutsche Maurerkongreß in Erfurt setzte vor- gestern seine Verhandlungen fort. Ueber den Erfolg der Agitation im verflossenen Jahre entnehmen wir einem Bericht der «Mgdb. Ztg.“ folgende Angaben: In Folge der Thâtigkeit von 16 YAgitatoren, welhe in 150 Orten zusammen 1000 Tage thätig waren, wurden circa 100 neue Gewerkschaften gegründet, Strikes wurden im abgelaufenen Jahre 52 organisirt : hiervon, endeten 16 siegreih, 14 mit mehr oder weniger Erfolg und 9 ergebnißlos, während 13 noch dauern. Die Agitatoren erhalten, wie der Kassirer mittheilt, für den Tag 8 4 Diäten, außerdem den ortéüblihen Tagelohn und obendrein noch freie Fahrt.

In Stettin fand, wie die „Ostsee: Ztg.“ berichtet, gestern eine außerordentliche Generalversammlung des Arbeitgeberbundes der Maurer- und Zimmergewerke für Stettin und Kreis Randow statt, in welcher der Vorsitzende mittheilte, daß die strikenden Maurer versucht Mal dur einen Abgeordneten beim Vorstand Unter- bandlungen Behufs Wiederaufnahme der Arbeit anzuknüpfen, und zwar haben die Gesellen sich erboten, bei einem Lohnfatz von 50 4 pro Stunde die Arbeit wieder aufzunehmen. Die gestrige Versammlung beschloß, bei dem früher gefaßten Beschluß zu beharren und nur zu dem vom Arbeitgeberbund festgesetzten Lohnsaß von 40 4 pro Stunde die Arbeit wieder aufzunehmen.

Einer Meldung der „Ger. Ztg.“ aus Greiz zufolge hat die Fürstlihe Regierung die Sammlungen der Ausständigen verboten. Troß gegentheilicen Beschlusses hat Blättermeldungen zufolge ein Theil derselben in verschiedenen Fabriken die Arbeit

wieder aufgenommen. |

Aus Kiel berichtet die „Kieler Ztg.“ über eine öffentliche Malerversammlung, welche, vom Innungsvorstand berufen, von Meistern sowohl als von Gehülfen zahlreih besucht war. Während der Innungsvorstand und mehrere Meister für Aufrechthaltung des Innuugsbesch{chlusses (40 § Stundenlohn und zehnstündige Arbeitszeit) eintraten, wurde von den Gehülfen für ihren bezüglichen Beschluß (45 Stundenlohn und 93stündige Arbeitszeit) gesprochen. Da von keiner Seite Anerbietungen irgend einer Art gemacht wurden, fo mußte auch diese Versammlung ohne Resultat geschlossen werden. Die Jnnung wird aber auf einer Innungsversammlung einen Ausschuß wählen, der Ah mit dem Gehülfenaus\{chuß zur Erreichung einer Einigung in Verbindung seten wird. Die geheime Abstimmung der Gehülfen ergab, daß zwei gegen 80 für Dur{setzung ihrer Forderungen waren.

Hier in Berlin ist dem Vertreter der Interessen der strikenden Brauergesellen Seitens des Vereins der Bayrish Bier- Brauereien Berlins und Umgegend, wie wir der „Voss. Ztg.“ entnehmen, eine Erklärung zugestellt worden, daß. der Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend den Braumeistern im In- teresse des Friedens empfohlen hat, die ausständigen Gesellen, mit Ausnahme derjenigen, welche si in gröbliher Weise gegen ihre Vor- geseßten vergangen haben, sofern sie um Arbeit nachsuchen, je nach Bedarf wieder einzustellen,

Die Ergebnisse der Krankenversiherung in Berlin im Jahre 1889, I[.*)

Die 89 Orts-, Betriebs- und Innungskrankenkassen, welche am Schlusse des Jahres 1889 in Berlin bestanden, sowie die Gemeinde- Krankenversiherung vereinnaßhmten in dem genannten Kalenderjahre zusammen 5 689 215 4, darunter 95,8 % oder durchschnittlich pro Kopf jährlich 19,09 46 an Beiträgen und Eintrittsgeldern. Dagegen beliefen sich die gesammten Ausgaben auf 5 100 133 U, sodaß eine Mehreinnahme von 589 082 # zu verzeichnen war. Einschließlich der leßteren betrug am 31. Dezember 1889 das Gesammtvermögen 3610747 Æ, davon entfielen auf den Reservefonds 3 401 243 M, d. h. gerade zwei Drittel der leßten Jahresausgabe. Von der

leßteren kamen i Proz. der auf den Kopf

Gesfammt- durh\cnitt- ausgabe lich jährlih

2419 369 47,4 8,47 M 244 796 4,8 0,86 , 342 619 67 1,20 808 434 15,9 2,83

Krankenhauspflege . 807 020 158 2,83

Verwaltungskosten... . 424120 8,3 149 ;

Cine Vrts- und eine Betriebskrankenkasse (leßtere besteht aller- dings erst seit dem 5. November 1889) hatten keinen Reservefonds aufzuweisen, ebenso wenig nach der Vorschrift des Gesetzes die

Gemeinde-Krankenversiherung. Bei 17 Orts-, 3 Betriebs- und

1 Innungékasse waren Mehrausgaben zu verzeichnen, desgl. wieder

gemäß den Borschriften des Gescßes bei der Gemeinde-Kranken-

versicherung; dieselben erreihten zusammen eine Höhe von 19 344 „4

Die wöchentlichen Beiträge der männlihen Mitglieder \{wanken zwischen 24 und 75, die der weiblichen zwischen 14 und 54 4; bei

der Gemeinde-Krankenversiherung betragen dieselben 21 und 15 s,

Das Krankengeld pro Tag für männliche Personen is am geringsten

mit 1 M 20 4, am höchsten mit 3 M; für weibliche Arbeiter stellen

sih die betreffenden Beträge auf 75 S bezw. 2 M. Verschiedene

Betriebskassen gewähren ihren Mitgliedern männlihen und weib-

lichen Geshlechts die Hälfte bis drei Viertel des wirklichen Arbeits-

verdienstes bis zur Höhe von 4 K Ebenso verschieden wie das

Krankengeld ist die Maximaldauer der Unterstützungszeit. Während

sih die Gemeinde-Krankenversiherung, 6 Orts-, 9 Betriebs- und

1 Innungékasse an die Minimalvorschrift des Gesezes halten

(13 Wochen), gewähren 30 Orts-, 3 Betriebs- und 1 Innungskasse

die Krankenunterstüßung ein ganzes Jahr hindur. Das Sterbegeld

*) Vergl. Nr. 126 d, „Reihs- und Staats-Anz.* vom 27. Mai

überhaupt auf M Krankengeld eins{l. Wöchne- rinnenunterstützung . Sterbegeld . Aerztlihe Behandlung . Arznei und Heilmittel

wächst verschiedentlih mit der Länge der Mitgliedschaft; es is am

niedrigsten mit 48 ( für männlihe und 30 für weiblihe Per-

fonen, am höchsten mit 180 bezw. 60 A Die Gemeinde-Kranken-

erung ist geseßlich zur Zablung eines Sterbegeldes niht ver- ichtet.

Zur wirthschaftlichen Lage,

Die gewerblichen Verhältnisse im Regierungsbezirk Münster, welche in dcn leßten Jahren einen erfreulichen Aufshwung hatten er- kennen lassen, find nah wie vor als günstige ¿u bezeihnen. Die Baumwoll-, Leinen- und Halbleinen- Industrie, die Spinnereien und mechanisHen Webereien waren im leßten Quartal In regem Betriebe. Vielfach sind in Folge flotten Absatzes der Fabrikate und erhöhter Nachfrage Erweiterungsbauten nothwendig geworden. Eine Reihe neuer gewerblicher Anlagen wurde voll- endet bezw. in Angriff genommen. Jm Landkreise Münster wurde eine Weberei neuerrihtet, in der Stadt Bohholt eine Baumwollspinnerei mit vorläufig 3000 Spindeln und 800 Arbeitern in Betrieb gescßt. Eine gleiche Anlage, in welcher 40 000 Spindeln betrieben werden können, entstand in Burgsteinfurt. Fn Gronau wurde der Betrieb einer neuen Spinnerei zum Theil eröffnet. Mit dem Bau einer mehanishen Leinwebcrei in Rheine und einer Baum- wollspinnerei in Ochtrup is begonnen. Die Plüschwe"@rei in Hôöt- mar und Freckenhorst (Kreis Warendorf) ist im Zunehmen begriffen. Die Steinkohlenzechen des Bezirks arbeiten flott und zu hohen Preisen Die Arbeitslöbne find im Verhältniß zu den Preisen gestiegen.

Auch im Regierungsbezirk Trier hat der con seit längerer Zeit festgestellte Aufschwung in Handel und Industrie während des ver- flofsenen Vierteljahres angedauert. Namentlich baben die gewerblichen Anlagen in Folge zahlreicher BesteUungen in sehr lebhaftem, auch dur die Anfangs des Jahres sich zum Theil empfindlich fühlbar machende Kohlennoth nicht unterbrohenem Betriebe gestanden, Auf den fiskalischen Steinkohlengruben, den Hüttenwerken an der Saar, den Mosaik-, Fayence-, Steingut- Fabriken zu Mettlach und Merzig, der Thonwaarenfabrik zu Ehrang und mchreren kleineren Et: blissements war deshalb eine Vermehrung des Arbeiterpersonals erforderli. Der Handel stand im Allgemeinen im entsprechenden Verhältnisse zu der gesteigerten Thätigkeit der Industrie und hatte guten Verdienst. Namentlih war der Kohlenhanbdel cin sehr reger. Jm Publikum wurde jedo lebhaft Klage geführt, daß tie Kohlennoth in ungehöriger Weise von dem Zwischenhandel ausgenußt werde. Für die Landwirthschaft er- wächst aus dem erhöhten Erwerb der gewerblichen Arbeiter insofern ein vicht zu untershäßender Mißstand, als sh immer mehr Personen von der landwirthschaftlihen Thätigkeit ab- und der Industrie zu- wenden. Um den hierdurch entstehenden Mangel an Arbeitskräften zu decken, hat in letzter Zeit an manGen Orten die Heranziehung von Knechten aus den östlichen Provinzen stattgefunden. Die Löhne der industriellen Arbeiter baben sih auf ihrer bisherigen Höhe gehalten und find zum Theil erhöht worden. Ein Theil der Arbeiter macht von diesen günstigen Verhältnissen einen guten Gebrauch, wie aus dem Umstande hervorgeht, daß in den industriellen Gegenden des Bezirks bei manchen Sparkassen die Einlagen merklich ge- stiegen sind. Indessen sind auch Beschwerden von Geschäftsleuten über s{chle{ten Eingang ihrer Auéstände, sowie Klagen darüber nicht selten, daß die Lohnerhöhungen die Geuußsuht unter der Arbeiterbevölkerung gesteigert haben und daß sih namentlich die jugend- lichen Bergarbeiter durch vermehrten Wirthshausbesuch und Ver- \hleuderung ihres Verdienstes unvortheilhaft auszeichnen.

Zum Sparkassenwesen.

Der Stand des Sparkassenwesens im Regierungsbezirk Aachen läßt eine crfreulihe Zunahme der Spareinlagen erkennen. Spéeziell bei den Prätnienkassen, welhe ohne Ausnahme nur für die hand- arbeitende Volkskiasse (Dienstboten, Fabrik- und Bergarbeiter, Tage- löhner und kleine Handwerker) bestimmt und zugänglich find und den Sparern besondere Vortheile durch höhere Verzinsung der Einlagen und durch Bewilligung von Prämien gewähren, hat sih der Bestand der Spareinlagen vom 31. Dezember 1871 bis dahin 1889 von 12263 672 A6 auf 28711 688 erhöht, Im Sahre 1885 betrug er 26 208856 M; im folgenden Jahre bitrug die Steigerung 614 774, im Jahre 1887: 205 222 M, im Sahre 1888; 540 653 46 und im Jahre 1889 gegen das Vorjahr sogar 1142 183 46 Speziell in der Siadt Aachen erhöhte sh der Bestand von 9799 899 6 im Jahre 1888 auf 10240972 4 im Jahre 1889 (+ 441 073 46), Bei den sämmtlichen Spar- und Prämienkassen des Regierung®- bezirïs hat sich der Bestand von 73 105 777 im Jahre 1888 auf 79 067 984 6 im Jahre 1889 (+ 1 962 207 6) erhölt. Dagegen war im Jahre 1887 ein Rückgang (um 1 621773 4) eingetreten, weil viele wegen der Herabscßung der Zinsvergütung ihre Einlagen zurückzogenz erst als man sich überzeugte, daß man mit einem all- gemeinen Rückgang des Zinsfußes zu rechnen habe, trat wieder eine stetige Zunahme der Einlagen ein, Das läßt auf einen günsticen Stand der matericllen Lage der unteren Klassen shließen, Der Arbeiterausstand auf den Kohlenbergwerken im Srübjahr 1889 hat sich in Bezug auf die Ziffer der Spareinlagen insofern bemerkbar gemacht, alö bei der Spa:kasse zu Herzogenrath im Landkreise Aachen, welhe im Mittelpunkt der von den Bergarbeitern bewohnten Ort- schaften liegt, keine Zunahme, sondern cine kleine Abnahme der Ein- lagen zu verzeichnen ift. S

Die erste bayerische Arbeiter - Kolonie Simonshof hat am 1. Mai ihr zweites Aufnahmsjahr vollendet. Seit ihrer Eröffnung hat die Kolonie, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, 734 arbeits- lose Wanderer aufgenommen, an 51155 Tagen verpflegt, an 367244 Tagen beschäftigt und ihnen an 144304 Lagen, als ar Sonn- und Fetertagen, Krankheits- und Regentagen, Zu- und Abgangstagen die Ver- pflegung ohne Arbeitsleistung und Entgelt gewährt. 446 Kolonisten waren Angehörige des Königreichs Bayern und 288 Angehörige anderer deutschen Staaten, Oesterreichs, der Niederlande und Rußlands. Ein Bestand von 59 Mann ging mit in den Monat Mai und das dritte Aufnahms- jahr über; darunter 22 Nichtbayern und 37 Bayern, Die bayerischen Kolonisten vertheilen sih auf die sämmtlichen 8 Regierungsbezirke des Königreichs; auf sie allein treffen 26 005 Verpflegungstage. 284 ge- hörten der fatholishen, 160 der evangelischen Konfession an, 2 waren Israeliten, 417 waren ledig, 13 verheirathet, 11 verwittwet und 5 geshieden. 51 wurden von der Kolonie in Stellung gebracht. Auf die unmittelbaren Städte des Königreichs treffen 117, und auf die ein- zelnen Amtsbezirke 329 Kolonisten. Auf Oberbayern treffen 39 Kolo- nisten mit 1837 Verpflegungstagen. Davon treffen 26 auf die unmittelbaren Städte (auf München 16) und auf die Amtsbezirke 13. 38 Kolonisten waren katholisher und 1 cvangelisher Konfession, 38 waren ledig und 1 verheirathet, 5 kamen von der Kolonie aus wieder in Stellung und 4 befanden sich am 1. Mai noch auf Simonshof. In dem bezüglihen Bericht heißt es ferner: „Die Ansicht, daß die Arbeiter-Kolonie für unseren Kreis zu entlegen sei, ist dur Thatsachen als unzutreffend „widerlegt. Nicht nur hat sie Angehörigen unseres Kreises bereits nüßlich gedient, sondern au Wanderer aus noch entfernteren Gegenden, aus allen Theilen des Deutschen Reichs und aus Oesterreich, selbst aus den Niederlanden und Rußland haben den Weg nah dem Simonéhof gefunden. Man wird daher gut thun, sich mehr und mehr daran zu gewöhnen, arbeitskräftige Bettler, welhe vorshüßen, keine Arbeit zu finden, auch aus entfern-

teren Gegenden nah der Arbeiter- Kolonie zu verweisen, denn es ist besser, ihnen eine 8- bis 10tägige Wanderung nah festem“ Arbeitsziel zuzumuthen, als ihnen zu ermöglichen, ohne Ziel und Plan wochen- und monatelang das Land bettelnd und fehtend zu durchziehen.“

Die Einfuhr italienis{her Weine

nad Deutfchland hat \ih außerordentli gehoben. Sie betrug, naG den Mittheilungen des Königlich italienischen Ackerbau-Ministeriums, im Jahre 1887: 49 583, 1888: 71 392 und 1889; 120 664 hl oder ca 16 Millionen Flaschen, ungefähr den vierten Theil der gesammten Einfuhr ausländischer Weine; dgbei ist die Einfuhr in den Hafen von Hamburg außer Acht gelassen. Es ist wohl kaum ein besserer Beweis als diese Zahlen zu erbringen, daß die italienishen Weine dem deutschen Geschmack zusagen und _in Folge dessen die Zahl der Liebhaber ganz bedeutend im Zunehmen ist, Den Anstrengungen verschiedener Firmen und ganz besonders den Bemühungen der deutsch-italienischen Wein- Import-Gesellschaft is es zu danken, daß das deutsche Publikum immer mehr auf die Güte und die großen Vorzüge italienischer Weine aufmerksam gemacht und so diese ganz enorme Steigerung des Kon- sums herbeigeführt wurde.

Literatur.

( Ein Vorbild hehrer Frauentugend und christliher Barmberzigkeit auf dem Throne Der deutschen Jugend gewidmet von C. Ommerborn in Charlottenburg. Düsseldorf, Druck und Verlag von Schramm. Verehrung gegen die heimgegangene Howfelige Kaiserin sowie die Mahnung Kaiser Wilhelms Il. in dem Antwortshreiben vom 15. Januar 1890 auf die Beileidsadrefse des Magistrats und der Stadtverordneten Berlins: «Möge das hehre Vorbild Viele zur Nacheiferung anspornen“, haben dem Verfasser dieser mit cinem {önen Titelbilde der erhabenen Frau geschmüdckten Scrist die Feder in die Hand gedrückt, Sind auch die zehn Lebens- bilder, welWe das wohlausgestattete Büchlein, unter den Ucber- schriften: „Heimath und Familie Jugend- und Lernzeit Augusta als Braut, Gattin und Mutter Augusta wird Königin Augusta als Kaiserin Augusta’s leßte Lebenstage und Tod der letzte Gang der Kaiserin Augusta Augusta’'s Grab leßte Liebes- zeihen des Volkes Traver* bietet, nur wenige Blätter und Blüthen aus dem reichen Lebenskranze der Hohen Verblichenen, so genügen sie doch, um den Blick des Lesers zum Thron zu lenken, dawit er nicht nur das Lebensbild dieser Fürstin, die zu allen Zeiten eine der ersten Stellen in der Geschichte edelmüthiger deutscher Frauen behaupten wird, in sich aufnehme, sondern au an dem Beispiel von oben lerne, was eiñe liebende Landesmutter für ihre nothleidenden Unterthanen zu thun vermag. Die Anlage des Buchs zielt darauf ab, der Belebung des Geschichtsunterrihts für Mädchen zu dienen. In zweiter Linie soll der glei bedeutung8volle Zweck desselben niht minder au darin bestehen, eine passende Jugend- lektüre über die Kaiserin Augusta zu \chaffen, deren Leben nur im Licht der neuesten deutschen Geschichte voll und ganz verstanden twerden kann, Zu diesem Zweck hat der Verfasser einestheils von ihm über das Leben Augusta’s gesammelte Daten sowie mündli eingezogene Er- kundigungen, anderntheils aber auch Aufzeihnungen der Königlichen Bibliothek zu Berlin auf das Beste verwerthet.

(R) Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahr- hundert, von Heinrich von Treitschke. Vierter Theil. Bis zum Jahre 1840, Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1809. O 89 Seiten VIII und 753. Der berühmte Verfasser dieser Deutschen Geschichte im neunzehnten Jahrhundert faßt den gesammten Inhalt des IV, Bandes in dem S@&logwort zusammen: „Das Eindringen des französishen Liberalismus von 1850—40*“; die Einzelheiten behandelt er in zehn Abschnitten: 1) Die Juli-Revolution und der Weltfriedez 2) die konstitutionelle Bewegung in Norddeutschland; 3) Preußens Miittelstelunrg; 4) Landtage und Feste in Ober-Deutschland; 9) Wiederbefestigung der alten Gewalten; 6) der deutsche Zoll- verein; 7) das Junge Deutshland; 8) Stille Jahre; 9) der welfische Staatsstreih; 10) der Kölnishe Bischofsftreit. In dem Vorwort betont der Verfasser die Schwierigkeit, das historishe Leben auch in den verworrenen Parteikämpfen dieses Fahrzehnts zu erkennen und getreu zu schildern. Außec den früher benußten Archiven hat ihm diesmal auch das Staats-Archiv in Hannover mannigfahe Beleh- rung geboten. Durch das ganze Werk bekunden {ich gründ- lihes Studium und die Herrschaft über ein umfangreihes Quellenmaterial; manche wenig bekannte vertrauli zugäng- lich gewordene Einzelheiten sind geshickt verwerthet worden. Das bei ausländischen Kritikern erregte Befremden über den Ton seines Buches bat der Verfasser niht anders erwartet, denn er \chreibt für „Deutsche“; „ces mag wohl noch viel Wasser unseren Rbein hinabfließen, bis die Fremden uns erlauben, von unserem Vaterlande mit demselben Stolz zu reden, der die nationalen Geshihtswerke der Engländer und Franzosen von jeher ausgezeichnet hat. Einmal doch wird man sich im Auslande an die Gesinnungen des neuen Deuts ch- lands gewöhnen müssen.“ Das bereits berühmt gewordene Werk wird auch in der vorliegenden Ms sicherlih auf die Anerken- nung der Zeitgenossen rechnen dürfen, welche voraussihtlih dem stärker als seither gegebenen Urtheile über die Gesinnungen des „Neuen“ Deutschlands ihre Anerkennung nit versagen werden. Namentlich wird immer der Scharfsinn bewundert werden, mit dem Treitshke die Gegensätße zwischen französischem und deutshem Geiste, die Merkmale der beiden dur die Revolution gesGiedenen Epochen herauszufinden gewußt hat. Unnacsihtlih brandmarkt er die Schattensciten moderner Bildung. In dem ersten Kapitel wird in rascher Uebersicht durch die Juli-Revolution ein Bild der veränderten Weltlage gegeben. Der welfishe Staatsstreih des Jahres 1837 ist nit nur mit an- exkennenswerther Offenherzigkeit nah damaliger Bedeutung und deren nachtheiligen Folgen gewürdigt, sondern auc Gelegenheit ge- nommen, die Professorenpolitik auf das thr gebührende Maß zurück- zuführen. Der vorliegende Band von Treits{ke's Deutscher Geschichte ist niht nur ein Werk von hoher wissenschaftlicher Bedeutung, sondern vorzugsweise cine politische That, welche hoffentlih mit dazu beitragen T mit Blut und Eisen erkämpfte deutsche Einheit ungeschwächt zu erhalten.

„Geschichtedesdeutshen Volkes und seiner Kultur“ zur Zeit der karolingishen und fähsishen Könige. Von Heinrich Gerdes. In drei Bänden. Erster Band. Erste Lieferung. Leipzig, Verlag von Dunker u. Humblot, 1890, In dem großen Plan des Gesammtwerks, 1) die politische Geschichte des deutschen Volkes von 843 bis 1024, 2) die Geschichte der Kultur Deutsch- lands von 843 bis 1024, a. Land und Leute, b, den Staat, c. die Kirche, d. das geistige Leben und die Wissenschaft im Mittelalter vor- zuführen, fällt der vorliegenden ersten, 64 Seiten (gr. 89) starken Lteferung die Aufgabe zu, ten Zustand des Reichs beim Antritt und Ausgang der Karolinger zu \{ildern. Es wird in li{tvoller Weise dargelegt, welhe Schwierigkeiten das deutsche Volk von Anfang zu überwinden, welche Umwege es zu machen hatte, um ein seiner Volksart entsprechendes einheitlihes Staatswesen zu bilden, ja wie zuerst die alten Ueberlieferungen zerstört und dann mit dem Aufbau des Neuen begonnen wurde. E

—-Dante’s Beatrice imLeben und in der Dichtung." Von Oskar Bulle, Dr. phil. Berlin, Verlag von Paul Hüttig. 1890, Dies Werk geht mit Scharfsinn der Frage nach, ob das

„Kaiserin Augusta“.