1890 / 132 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

E t E E N

schreiben anzeigen, das er morgen Mittag in feierliher Audienz

überreichen wird. Sachsen.

Dresden, 2. Juni. Das „Dresdner Journal“ meldet: Se. Majestät der König wird sih morgen Abend von Schloß Sibyllenort über Kohlfurt nach Potsdam begeben, um den daselbst am 4. d. M. stattfindenden Tauffeierlihkeiten der neu- eborenen Prinzessin - Tochter Sr. Königlichen Hoheit des

rinzen Leopold von Preußen anzuwohnen, und an demselben Tage direkt nah Dresden zurückehren.

Jn der Allerhöhsten Begleitung werden sich be- finden: General-Major Freiherr von Hodenberg, General à la suite Sr. Majestät des Königs, und Flügel: Adjutant beri Sha 4 e S : J. :

Jhre Majestät die Königin wird noch einige Tage in Sibyllenout verweilen und am Sonnabend, den 7. d. Mts., nach der Königlichen Villa in Strehlen zurückehren.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und Fhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich August Johann Georg, Max und Aber, jowie Zhre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde sind gestern von Sibyllenort wieder hierher zurückgekehrt.

Württemberg.

(+) Stuttgart, 1. Juni. Gestern Nahmittag fand auf der Wilhelma ein Hofball statt, zu welhem über 300 Ein- ladungen ergangen waren. Bei demselben waren außer Jhren Königlihen Majestäten von Viitgliedern der Königlichen Familie erschienen : Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm, Jhre Kaiserliche Hoheit die Frau Herzogin Wera, Jhre Königliche Hoheit die Frau Herzogin Eugen Erdman mit Jhrer Hoheit der Prinzessin Luise zu Schleswia-Holstein, Se. Königliche Hoheit der Herzog Albrecht und Se. Hoheit der Prinz Ernst zu Sachsen-Weimar sowie der Fürst Karl von Urach. Jhre Königlichen Majestäten trafen um 41/4 Uhr in der Wilhelma ein, nahmen zunächst eine Reihe von Vorstellungen entgegen und unterhielten sih sodann aufs Huldvollste mit einer großen Anzahl der Ge- ladenen. Gegen 6 Uhr zogen sich die Majestäten zurück. Dem Ball, welcher im Festsaalbau stattfand, s{chloß sich um 8 Uhr ein Souper im Wohngebäude der Wilhelma und den anstoßenden Gewächshäusern an.

Baden,

Karlsruhe, 1. Juni. (Schw. M.) Das Finanzgeset ist gestern, noch am leßten Tage der dritten provisorischen Steuererhebung, veröffentliht worden. Es sind darin ver- anschlagt: die ordentlihen Ausgaben für beide Budgetjahre mit 98,7, die außerordentlihen Ausgaben mit 9,1, somit die Gesammtausgaben mit 1078 Millionen: die ordent- lihen Einnahmen betragen 1004, die außerordent- lien 18, die Gesammteinnahmen 1022 Millionen. Unter den Einnahmen belaufen sich die Ueberweisungen aus der Reichskasse auf 20,3, die direkten Steuern auf 245, die indirekten auf 17,5, diejenigen aus der Domänenverwaltung auf 15,6, aus der Salinenverwaltung auf 1,22, aus Zustiz- und Polizeigefällen auf 7,3 Millionen. Es erhellt “aus dem Finanzgeseß, daß bei vorsichtigem Voranschlag der Einnahmen diese dennoch den Voranschlag der ordentlichen Ausgaben um 1,7 Millionen übersteigen. ¿

In der Zweiten Kammer kam am Freitag ein Geseß- entwurf wegen Verschmelzung der Gemeinde Neuenheim mit der Stadt Heidelberg zur Vorlage.

Sefsen.

Darmstadt, 1. Juni. (Darmst. Ztg.) Heute Vormittag 10 Uhr trafen Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich nebst den Prinzessinnen-Töchtern, Königlichen Hoheiten, und Gefolge, im Wagen von Homburg kommend, in Friedberg ein und wurden von Jhren Königlichen Hoheiten dem Groß- r000 und dem Erbgroßherzog sowie Jhren Großherzog- ichen Hoheiten den Prinzessinnen nebst den Damen und Herren ihres Gefolges empfangen. Die Herrschaften nebst Gefolge bestiegen hierauf den Sonderzug, welcher Höchstdieselben über Gießen nach Romrod brachte. Nach Besichtigung des Schlosses und der Kirche daselbst wurde das Mittaçgessen eingenommen und nah aufgehobener Tafel eine Fahrt nah Alsfeld ausgeführt, von wo mit dem Sonderzug die Rückkehr nach Friedberg und Homburg angetreten wurde. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog reiste um 11!/7 Uhr wieder nah Leipzig

zurü, Anhalt.

Se f (O St.-A.) Heute Vormittag reisten Jhre Durchlauchten die Prinzessinnen Bathildis, Adelheid und Alexandra von Schaumburg-Lippe nebst Gefolge von hier nah Schloß Ratiborsiß ab.

Schwarzburg-Rudolstadt.

Rudolstadt, 2. Juni. (Schw.-R. Lds.-Ztg.) Ihre Durchlauchten die Frau Prinzessin Adolf und Prin- zessin Thekla sind am Sonnabend Nachmittag über Saal- feld von Kissingen wieder hier eingetroffen.

Oesterrei{G-Ungarn.

Wien, 2. Juni, (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Karl Ludwig hat mit seinem Sohne, dem Erzherzog Ferdinand, heute Abend über Hamburg, Kiel und Kopenhagen die Reise nach dem Nordkap angetreten.

Die Gemahlin des Shahs von Persien is nach Teheran zurükgereist.

Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky und der Sektion2chef von Szoegyenyi reisen morgen zur Er- öffnung der Delegationen nah Pest.

3. Juni. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König Franz Josef traf heute Morgen in Bruck a. d. Leitha zur Fnspizirung der Tru ppen der zweiten Lager- periode ein. Fn Begleitung des Kaisers befanden sih Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Wilhelm und die Militörbevollmächtigten Deutschlands, Englands, Frankreichs, Jtaliens, Rußlands und der Vereinigten Staaten von Amerika. An der Juspizirung der Artillerie nahm au von Graffen, Hauptmann im Garde-Feld-Artillerie-Regiment aus Berlin, welcher si bereits einige Zeit an den Uebungen der Batterie-Division betheiligt, Theil.

bereitstehenden |

Shulaufsichtsgeseß, in zweiter Lesung mit 167 gegen 52 St. angenommen, dagegen sämmtliche Minoritätsanträge abgelehnt, nahdem der Statthalter si in längerer Rede gegen die Minoritätsanträge erklärt hatte und für die Vorlage eingetreten war. Jn der heutigen Abendsigzun g wurde die Resolution Skarda's, betreffend die verfassungsmäßige Behandlung der Verordnung hinsichtlih des Gebrauchs beider Landes- sprachen bei den Behörden , berathen. Plener bekämpfte die Minoritäts- Resolution, welche den hierauf bezüglichen Erlaß des Justiz-Ministers vom Februar aufzuheben verlangt, und führte aus: der Landtag sei nicht kompetent, über den Erlaß des Justiz-Ministers zu entscheiden. . Er shäge den loyalen, politi\hen Charakter des Justizministers hoh; das Höchste an Loyalität aber hätten die Deutschen geleistet, indem sie in den Landtag eintraten, ohne daß die Ausgleihsvorlagen von dem- selben beschlossen waren. Er bitte seine Gegner, die Deutschen nicht in die Lage zu verseßen, ihren Eintritt zu bedauern.

Großbritannien und JFrland. London, 2. Juni. (W. T. B.) Jun der beutigen Sivung des Unterhauses erklärte der Unter- Staatssekretär Fergusson, daß weder die englische noch die französische Regierung Nachricht darüber hätten, daß eine Landung französisher Marinesoldaten in Neufundland stattgefunden habe; er halte das Gerücht für unbegrü ndet. Jm weiteren Verlauf der Sißung beantragte Campbell bei dem Ausgabeposten für den Kolonial dien st die Streichung des Gehalts für den Gouverneur von Helgoland, da die Fnsel für England nutlos sei und besser an Deutsch- land abgetreten werden sollte. Demgegenüber erklärte der Unter-Staatssekretär Worms: Wenn England über seine Besißungen vom Gesichtspunkte ihrer nahen Lage bei anderen

Ländern aus verfügen solle, so würde es die ihm gehörigen

Inseln des Kanals an Frankreich und Gibraltar an Spanien abzutreten haben. Redner sprach sich demnach gegen die Abtretung Helgolands an Deutschland aus. Der Antrag Campbell wurde darauf mit 150 gegen 27 Stimmen abgelehnt. \ : j

Dem „Reuter'’shen Bureau“ zufolge hänat die Ab- sendung von vier Kriegsschiffen nah St. Johns, welche von mehreren Blättern telegraphisch gemeldet wird, mit der neufundländischen Fischerei-Angelegenheit in keiner Weise zusammen. Die Absendung von Kriegs- schiffen von Bermuda nach Halifax erfolge gewohnheitsmäßig in jedem Jahre; die Ordre zu der diesjährigen sei bereits vor einem Monat ergangen. Die Nachricht von der Entsendung von Truppen nach Neufundland fei unbegründet.

Frankreich.

Paris, 2. Juni. (W. T. B.) Dem „Temps“ zufolge hat der Minister des Aeußern Ribot die Vertreter der sranzösishen Regierung im Auslande aufgefordert, Berichte über die Arbeiterorganisation in den be- treffenden Ländern zu erstatten. Die fraglihen Berichte sollen für die französischen Gescßentwürfe verwerthet werden.

Die Budgetkommission hat die Umwandlung der mit sechsjähriger Tilgungsfrist laufenden Obligationen in dreiprozentige perpetuirliche mit großer Majorität ge- nehmigt. ; i

Zum Präsidenten des hiesigen Munizipalraths wurde Emile Richard gewählt.

Die Verhandlungen Betreffs der Verlängerung der Vor- rechte der Bank von Frankreich sind, der „Köln. Ztg.“ ufolge, beendet. Der Vertrag wird nah der Rückkehr des

ank:-Gouverneurs nah Paris unterzeihnet und der Kammer noch vor den Sommerferien vorgelegt werden. Das Vorrecht der Bank, das 1897 erlisht, wird um 15 Jahre, also bis 1912, verlängert werden. Der Staat wird von da ab den Gewinn mit der Bank theilen, nah Abzug einer Dividende von 4 Prozent für jede Aktie, die auf 4000 dr: geschäßt wird. Bis 1897 wird die Bank dem Staat jährlih zwei Millionen bezahlen. Sie verpflichtet sich außerdem, in Paris Nebenstellen zu errichten und sie in der Provinz zu vermehren.

Der Untersuchungsrichter hat, derselben Quelle zufolge, verfügt, daß die bei den verhafteten Russen vorgefundenen Papiere in russisher Sprache ins Französishe über- seßt werden. Diejenigen unler den Angeklagten, bei welhen kein Sprengmaterial vorgefunden wurde, sollen nah Beendigung dieser Ueberseßungen aus dem Prozeß ausgeschieden und an die Grenze geführt werden. Gestecn wurde ein rumänischer Student, Namens Peter Lavezan, Sohn eines rumänischen Abgeordneten, als Mitschuldiger der verhafteten Russen festgenommen.

Fußlaud und Polen.

St. Petersburg, 2. Juni. (W. T. B.) Der Kron- prinz von Ftalien begab sih heute mit den Großfürsten Alexis und Georg, dem italicnishen Botschafter Baron von Marochetti, dem Mauine-Minister und Gefolge auf der Kaiseryaht „Alexandria“ nah Kronstadt und besichtigte da- selbst die Forts, ebenso wie das Kriegsschiff, auf welchem der Großfürst-Thronfolger eine Reise um die Welt zu machen be- absichtigt, Sodann begaben sich die Hohen Herrschasten außer dem Großfürsten Alexis und dem VPearine-Viinister auf derselben Yacht weiter nah Peterhof and statteten den dortigen Parkanlagen, in denen sämmtliche Wasserkünste in Thätigkeit geseßt waren, der Kaiserlichen Villa Alexandria und der Umgegend einen Besuch ab. Das Diner wurde im Lustschlosse Peterhof eingenommen, worauf um 9 Uhr Abends die Rückfahrt nah Petersburg mit der Bahn erfolgte. Morgen Nachmittag 4 Uhr wird der Kronprinz von «talien im Winterpalais das diplomatische Corps empfangen.

Ftalien.

Rom, 2. Juni. (A. Z.) Etwa 30 Deputirte der Rechten und des Centrums beschlossen gestern, eine besondere Fraktion zu bilden und ihre Freundschaft für die Regierung unter der Bedingung der Abwehr des Radikalismus fortzuseßen.

Spanien.

Wie die „Jndép. belge“ meldet, hat die von der Regie- rung ernannte Kommission zum Studium der Arbeiter- fragen beschlossen, folgende Gegenstände zu berathen: Verbesserung der Arbeiterwohnungen; Aufsicht und Gesund- heitszustand der Werkj\tätten ; Unterdrückung der Fälschung von Beschaffenheit und Gewicht der Nah- rungsmittel; Erleichterung der Arbeitervereinigungen zum Zwecke des Sparens und der gegenseitigen Unter- stüßung; Einsezung von Gerichten, aus Arbeitgebern und Arbeitern bestehend, zur Pein Met von Streitigkeiten. So- dann wird auch die Arbeiter-PVetition berathen, welche die

Prag, 2. Juni. (W. T. B.) Der Landtag hat heute nach längerer Debatte die erste Ausgleihsvorlage, das

Herabseßung der Arbeitszeit verlangt. Es ist über diesen

Gegenstand eine Enquete eröffnet worden, in welcher zuerst die Großindustriellen vernommen werden sollen. Schweiz.

Bern, 2. Juni. Der Nationalrath wählte bei seinem heutigen Wiederzusammentritt zum Präsidenten Suter- St. Gallen (liberal-konservativ), zum Vize-Präsidenten Müller- Bern (radikal). Der Ständerath wählte Muheim-Uri (ultramontan) zum Präsidenten und Habrstih-Aargau (ge- mäßigt-freisinnig) zum Vize-Präsidenten.

Belgien.

Brüssel, 3. Juni. (W. T. B.) Jn der gestrigen Sitzung der Antisklaverei - Konferenz wurde über den Antrag des belgishen General-Sekretärs Baron Lamber- mont, betreffend die Ermächtigung zur Erhebung von Einfuhrzöllen im Congo -Becken, berathen. Die Mit- glieder der Konferenz waren in der Lage, ihre formelle Zu- stimmung zu dem Antrage zu geben. Die Bevollmäh- tigten Deutschlands, ODesterreihs, Englands, Frankreichs, Spaniens, Ftaliens, Portugals, Schwedens, Rußlands und Dänemarks brachten zur Kenntniß, daß der Antrag die volle Zustimmung ihrer Regierungen gefunden habe. Der Delegirte der Niederlande erklärte: er könne den Absichten seiner Re- gierung nicht vorgreifen. Die Sympathien seiner Regierung für das Congo-Becken seien die gleichen, wie die der anderen auf der Konferenz vertretenen Regierungen.

Am Mittwoch voriger Woche fand, wig der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, eine Versammlung der Deutschen Brüssels in der Börse statt, deren Zweck die Berathung der Grün- dung einer deutschen Schule war. Der deutsche Konsul Müser führte den Vorsiß, und der protestantische Geistliche Kögel sowie Pfarrer Becker, Kommerzien-Rath Duden und Hr. von Momm bildeten mit ihm den Vorstand der Versamm- lung. Das Ergebniß der Verhandlung war, daß man die zur Einrichtung auf etwa 13000 Fr. veranshlagte Summe bereits als gedeckt betrahten konnte und ein Mitglied der deutschen Kolonie das Schullokal kostenfrei zur Verfügung stellte. Zur Bestreitung der laufenden Ausgaben wurde die Gründung eines Schulvereins beschlossen und ferner einhellig bestimmt, daß erstens eine Volksschule und zweites ‘eine Vittelschule mit Vorbereitung auf das Athenäum eingerichtet werden sollen.

Türkei. |

Konstantinopel, 2. Juni. (Ag. d. C.) Heute fand die feierlihe Eröffnung des 40 km langen Theils der Eisenbahn-Fsmid-Angora bis Adabasar in Gegenwart des Ministers der öffentlichen Arbeiten Naif-Pascha und an- derer Würdenträger, des Direktors Siemens und der angesehensten Persönlichkeiten von Konstantinopel statt. Bei dem in Saba ndja veranstalteten Festbankett brahte Raif - Pasha einen enthusiastish aufgenommenen Toast auf den Sultan aus, der, befeelt von dem Streben für die Wohlfahrt des Landes, das große Werk gefördert habe. Auf allen Stationen wurde der Eisenbahnzug von den Bewohnern jubelnd begrüßt.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (66.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Ministertische die Staats-Minister Dr. von Goßler, Herrfurth, Dr. von Scholz nebst Kommissaren beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß der Abg. Berg- mann, Vertreter des 4. Gumbinner Wahlkreises, in Folge

niedergelegt hat. i

Der Geseyzentwurf, betreffend die Feststellung eines Na ch- trags zum Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1. April 1890/91, wurde in dritter Berathung ohne Debatte angenommen.

Es folgte die zweite Berathung des Geseßentwurfs zur Ausführung des §8. 9 des Gesetzes, betreffend die Ein- stellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römish-katholishen Bisthümer und Geistlichen vom 22. April 1875. Berichterstatter der Kommission war Abg. Dr. Hartmann (Lübben). E

Jn der Kommission war ein positives Ergebniß nicht er- zielt, die einzelnen Artikel des Geseßentwurfs waren abgelehnt worden. Zur Debatte wurde deshalb die Regierungsvorlage in ihrer ursprünglichen Gestalt geftellt.

Art. T derselben lautet :

„Diejenigen Beträge welhe auf Grund der gemäß §. 1 des Geseßes vom 22. April 1875 erfolgten Einstellung der Leistungen aus Staatêmitteln aufgesammelt sind, werden bei dem Inkraft- treten gegenwärtigen Geseßes zu Gunsten der allgemeinen Staatsfonds vereinnahmt. Dagegen wird vom 1. April 1890 ab aus allgemeinen Staatsfonds für kirchliche Zwecke der katholischen Kirche cine jährlihe Rente von fünfhundert \sechszigtausend vier- hundert achtzig Mark acht und fünfzig Pfennigen 560 480 (4 58 4 verwendet.“

Hierzu beantragte Abg. D Windthorst:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, unter Ablehnung des Artikels 1 die Königliche Staatsregierung aufzufordern, zunächst mit den tir{lichen Obern weitere Verhandlung zur Erstrebung eines Einverstänvnisses über die Art der Verwendung derjenigen Beträge, welhe auf Grund der gemäß §8. 1 des Gesches vom 22. April 1875 erfolgten Einstellung der Leistungen aus Staats- mitteln aufgesammelt sind, eirzuleiten und demnähhst je nach dem Grgebnisse dieser Verhandlung dem Landtage einen neuen Geseß- entwurf über die Verwendung der betreffenden Beträge vorzulegen.

Ferner beantragte Abg. E Brüel: I

(Für den Fall der Ablehnung des vorstehenden Antrags L.)

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, unter Ablehnung des Artikels 1 die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dem Landtage cinen Gesetzentwurf vorzulegen, dur welchen denjenigen, welhe durch EinsteUung von Leistungen aus Staatsmitteln auf Grund des Gescßes vom 22. Apcil 1875 in ihren eigenen (wohl- erworbenen) Rechten geschädigt sind, bezw. ihren Rechtsnachfolgern ein Entschädigungsanspruh gewährt und nur in Betreff des nah Befriedigung der Entshädigung8ansprüche etwa verbleibenden Restes der aufgesammelten Beträge eine anderweite Verwendung zu kirche lihen Zwecken geordnet wird.

und für den Fall der Ans dieser beiden Anträge: I

Das Haus der Abgeordneten wolle beshließen, an Stelle der

vorgelegten Entwurfs folgende drei Artikel Artikel 1. j

Diejenigen Beträge, welche auf Grund der gemäß S. 1 des

Geseßes vom 22. April 1875 erfolgten Einstellung der Leistungen

Artikel 1—3 des zu seten:

aus Staatsmitteln aufgesammelt find, werden den Kirchenobern

seiner Ernennung zum Ober- Präsidial-Rath sein Mandat

ausbezahlt, je zu dem Antheile, zu welchem sie aus den verschiedenen

kirhlihen Bezirken aufgekommen find. f G i Artikel 2,

Die Kirchenobern haben die ihnen nach Artikel 1 zukommenden Beträge dazu zu verwenden, den Geistlichen, den kir{lihen Stellen, Anstalten und Fonds und den Gemeinden, sofern fsolhe tn Folge der Einstellung von Staatsmitteln unmittelbar oder mittelbar erheblich und nachaltig geschädigt sind, Beibülfen zu gewähren.

Die Zutheilung dieser Beihülfen im Einzelnen bleibt ihrem Ermessen überlassen.

Werden die auf einen Bezirk entfallenden Beträge dur den vorstehenden Verwendungszweck niht ershöpft, so wird aus dem Rest für jede Diözese bezw. jeden preußischen Diözefanantheil ein Emeritenfonds gebildet, dessen Erträge nah Vereinbarung zwischen dem Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten und den betreffenden kirhlihen Obern verwendet werden, soweit niht der Minister und die kirchlichen Obern eine Verwendung dieses Restes zu anderen kirchlihen Zwecken vereinbaren -

i Ala 3.

Dis Auszahlung der im Artikel 1 bezeichneten Beträge erfolgt binnen drei Monaten nah dem Inkrafttreten des gegenwärtigen Gesetzes mit Zinsen zu 34%, vom 1. April 1890 ab,

und für den Fall der Ablehnung auch dieses Antrags beantragte Abg. Dr, Windthor st: 5 V

_ Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, unter vor- [äufiger Ausseßung der Beschlußfassung über Artikel 1 die Köntg- lie Staatsregierung aufzufordern, dem Landtage behufs einer Prüfung desfelben über die Höhe der festzustellenden Rente zuvörderst eine nah Diözesen und in den Diözesen nach Kategorien geordnete Nachweisung darüber vorzulegen, welchen Berechtigten und mit weldem Betrage für jeden Staatsleistungen auf Grund des Gesetzes vom 22. April 1875 vorenthalten sind.

Abg. Dr. Windthorst führte aus, daß nur das Miß- trauen gegen die katholische Kirche und ihre Verwaltung die Herauszahlung der gesperrten Summe ohne jede weitere Be- dingung verhindern könne. Dieses Mißtrauen sei unbe- gründet. Wenn man in solhen Gedanken verharre, könne fein definitiver Friede ‘eintreten. Die Evangelischen müßten ihren Neid fahren lassen; Mittel, deren die evangelische Kirche bedürfe, würde das Centrum gern bewilligen, wenn sie in der richtigen Weise verlangt würden; das sei bei dem An- trage des Freiherrn von der Golß niht der Fall gewesen. Ein tolerari posse gegenüber der Vorlage sei von dem Heiligen Vater niemals ausgesprohen; auf ein verstümmeltes Aktenstück, wie es der Minister in der Kom- mission vorgelegt, würde kein Richter ein Gewicht legen. Der heilige Stuhl habe _sich völlig neutral verhalten und die Entscheidung allein den Bischöfen und dem Gange der einheimishen Geseßgebung überlassen. Welches aber die Ansicht _der Bischöfe sei, enthalte die von Fulda an den Minister gerichtete Eingabe. Eine richtige, dem allgemeinen Interesse entsprechende Abwickelung der s{chwebenden Angelegenheit könne nux im Einvernehmen mit den Bischöfen erfolgen. Diese Vereinbarung zu ermöglichen, be- zwecke der von dem Redner gestellte prinzipielle Antrag. Er- forderlich sei auch eine spezialisirte Rechnungsablegung. Die- selbe könne mit Grund nicht verweigert werden; jeder, der fremdes Gut unter Verwaltung nehme, sei dazu verpflichtet; die Fassung des 8. 9 des Sperrgesetßes gebiete \ie ebenfalls. Der friedliche Sinn, der in der Kommission sih geltend ge- macht, werde hoffentlich auch die weitere Berathung be- herrschen. Es sei Zeit, daß Friede in Deutschland werde.

___ Bei Schluß des Blattes sprah der Abg. Graf zu Limburg-Stirum,

Statistik und Volkswirthschaft.

Deutscher Innungstag.

Den ersten Gegenstand der Tagesordnung für die gestrige Sitzun bildete das Thema: a. „Wie weit trägt die E éllbung bes Forderungen des Handwerks zur Herstellung des so- ¡ialen Friedens bei;* þ. „Welche geseßlichen Mittel bleiben dem Handwerk noch, um seinen Forderungen Gesepeêfraft zu verschaffen?" Der Referent, Swneidermeister Faßhauer (Köln) äußerte sich ungefähr folgendermaßen; Man \hafffe Geseße für die Großindustrie und die Arbeitnehmer, die Handwerker bechandle man aber immer noch als Aschen- brödel. Daher komme es, daß das soziale Chaos immer größer werde , das selbständige Handwerk immer mehr ver- {winde und die Sozialdemokratie immer weiter anwachse. Das Handwerk habe si ftets seit Jahrhunderten als der treueste Hort von Thron und Altar erwiesen. Immer mehr würden die selbständigen Handwerker ins Proletariat hinabgeshleudert, ihrer Selbständigkeit beraubt und genöthigt, dem Großfkapital als Lohn- arbeiter zu dienen. Bedauerlich sei es, daß alle Petitionen, die die Handwerker seit Jahren vor die gesetzgebenden Körperschaften gebracht, so geringe Beachtung gefunden haben. Allein es scheine, als wehe jetzt ein anderer Wind. Der Kaiser habe durch seinen Erlaß bekundet, daß er au dem Handwerk helfen wolle. Der Herr Handels-Minister von Berlepsch habe ebenfalls bereits bewiesen, daß er von der Bedeutung des Handwerks überzeugt sei, Deshalb sei es Pflicht der deutschen Hand- werker, von Neuem ihre Forderungen zu stellen und den Negierungsbehör- den zuzurufen: Wenn Ihr nicht wollt, daß die Sozialdemokratie immer mehr wachse, wenn Jhr wollt, daß der soziale Friede wieder hergestellt werde, dann traget zur Erhaltung des deutschen Handwerks bei. Halbe Maß- regeln können aber dem Handwerk nichts mehr helfen. Wir brauchen obligatorische Innungen, Befähigungénahweis, kriminelle Bestrafung des Kontraktbruchs, obligatorische Einführung von Arbeitsbüchern für alle Arbeiter ohne Alterêéunterschied, Regelung des Lehrlingswesens u. f. w. Sollten die Handwerker fernerhin nicht berüdsihtigt werden, dann dürfte es niht ausbleiben, daß Seitens des Handwerks ein großer Abmarsch nah links stattfinden werde, da die Handwerker etr- gesehen haben würden, daß alle ihre Bemühungen, von rechts Hülfe zu bekommen, erfolglos geblieben seien. Es sei hohe Zeit, den maß- gebenden Kreisen zuzurufen: Helfet dem selbständigen Handwerk, ehe es zu spät ist. Auf Antrag des Bäermeisters Böhme (Leipzig) wurde fogleich mit allen gegen 1 Stimme beschlossen: von einer Dis- kussion über die gehörte Rede Abstand zu nehmen und \ich mit den Ausführungen Faßhauer's einverstanden zu erklären. Auf Antrag des Schneidermeisters Möller Dortmund) wurde noch gegen eine er- heblihe Minderheit folgender Beschluß gefaßt:

„Der deutsche Innungstag spriht den Abgeordneten, die für die Forderungen der Handwerker im Reichstage eingetreten sind, besten Dank aus, verpflichtet sich, für die Wiederwahl derselben zu wirken, un, erklärt alle anderen Abgeordneten für die Feinde der Hand-

erter.“

Seitens der Minderheit wurde betont, daß der Shlußsag sie verhindere, für die Resolution zu stimmen. Auf Antrag des Schmiede-Obermeistere Warn cke (Berlin) wurde alsdann beschlossen, eine Petition an den Reichétag zu richten, in welcher sich der In- nungstag gegen die Fassung des §. 72 im Gesetzentwurf, betreffend die Gewerbegerihte, wendet. In der Petition wird verlangt, daß der Dwischensaß in dem Absayz 2 des 8. 72: „sofern ein nah Maßgabe dieses Gesetzes errichtetes Gewerbegeriht niht vorhanden ist“ weg- falle und in dem §. 97 Nr. 4 der R.-G.-O. die Worte: „an

tele der Gemeindebehörden“ gestrihen werden. Im Weiteren wird in der Petition verlangt, daß der §, 49 Absaß 1 des Gewerbe-

gerichts-Geseßentwurfs auch für die JInnun 8-Schiedsgerihte Pla greife, nah welchem als Berufurgs- und Bebra e Srus gericht zuständig: wird, in dessen Bezirk das Gewerbegericht seinen Siß hat. Im Weiteren wurde auf Antrag des Schmiede Obermeisters Warne (Berlin) beschlossen, eine Petition an den Reichstag und den Reichskanzler, betreffend die Abänderung des Krankenversiherungs- geseßes in der Nichtung der Erleichterung von Innungs-Gesellen- Krankenkassen und der Ermöglichung von Verbands-Kraukenkassen für Meister, Gesellen und Lehrlinge, zu rihten Ferner wird beantragt, daß die bevorzugte Stellung der freien Hülfsfassen beseitigt werde und diefen dieselben Verpflichtungen auferlegt werden, welche die Orts-, Betriebs- und Innungs- Krankenkassen zu erfüllen baben.

Eine lebhafte Debatte veranlaßte alsdann das Thema:

Ausschreitungen der Gesellenbewegungen“, Malermeister Voß (Hamburg), Fabrikant Billing (München), Schneidermeister Faßhauer (Köln), Schneidermeister Schulze (Magdeburg) u. A. kÉlagten über die immer mehr überhandnehmenden Ausfcreitungen der Gesellen. Schuld hieran sei die liberale Gesetzgebung, die der Zügel- losigfeit Thür und Thor öffne. Die Hauptschuld tragen die jungen Arbeiter, die die älteren, besonneneren terrorisiren. Es sei nothwendig, das Koalitionsre@t der Arbeiter bis zum 20. Lebenêjahre zu be- \chränken, den Kontraktbruch mit Gefängniß und ganz besonders die Verrufserklärung, Drohung u. \. w., streng zu bestrafen. Es wurde {ließli beschlossen: eine in diesem Sinne gehaltene längere Petition an die Reichsregierung und den Reichstag zu rihten. Ferner gelangte auf Antrag des Fabrikanten Billing (München) noch folgende Resolution zur Annahme: _ „Der deutshe Innungstag beauftragt den Centralauss{uß. Vor- lorge zu treffen, daß bei fünftig vorkommenden Arbeiterausständen gesewidrige Vorkommnisse festgestellt werden, um für die selbständigen Handwerker wichtiges und unentbehrliches Material zu gewinnen.“

Auf Antrag des Tischlermeisters Heinze (Hannover) wurde endli noch beschlossen: eine Petition an die Reichsregierung und den Reichstag um obligatorishe Einführung von Arbeitsbüchern für alle Arbeiter ohne Altersuntershied zu richten. Dana trat eine Pause ein.

Den folgenden Gegenstand bildete ein Antrag des Ausschusses der vereinigten Innungen zu Flensburg : E

Ote Errichtung von Provinzial-Shicdsgeribhten und Unterstüßungskassen für die Meister der verschie- denen Gewerbe bei eintretenden Strikes, Scneider- meister Wehliß (Flensburg) befürwortete den Antrag, während Swneidermeister Wiöller (Dortmund), Schmiedemeister Warncke (Berlin) und Sattlermeister Vogt (Potsdam) denselben bekämpften. Es wurde s{ließlich beschlossen, dea Antrag dem Central-Aus\{huß der vereinigten Innungêverbände und dem Vorstande des Allgemeinen deutschen Handwerkerbundes zur Erwägung zu überweisen. Im Weiteren wurde auf Antrag des Shuhmacber-Obermeisters Beutel (Berlin) und des Abg. Méegzner (Beuthen O.-S.) beschlossen: „an die Reichsregierung und den Reichstag eine Petition wegen Bes ch r ä nkung des Hausir- handels zu rihtin und die Neichsregierung zu ersucen, bei Abschluß von Handelsverträgen mit fremden Mächten dahin zu wirken, daß der Einschränkung des Hausirhandels in Deutschland keine Hindernisse bereitet werden,“

Gine lebhafte Debatte entspann sih alsdann über die Einrichtung von Konsumvereinen im Allgemeinen sowie über die Offizier - und Beamten-Konsumvereine im Besonderen. Sämmtliche Redner wandten fih gegen die Konsumvereine einshließlich der Seamten- und Offizier-Korsumvercine. Schneidermcister Faßhauer (Köln) beantragte ; eine Petition um Beschränkung der Konsumvereine, ganz besonders um Besteuerung derselben nah dem Umfange ihrer Geschäfte an die Reichsregierung und den Reichstag zu rihten. Dieser Antrag gelangte einstimmig zuc Annahme.

Danach wurde die Verhandlung gegen 64 Uhr Abends auf heute Vormittag 11 Uhr vertagt.

Da die Mitglieder des Bureaus zu der Deputatioa gehören, die heute Mittag zu Sr. Majestät dem Kaiser beschieden war, jo wurde die heutige zweite und leßte Sißung von dem Shuhmacer- Obermeister Beutel (Berlin) geleitet. Den einzigen Gegenstand der Tagesordnung bildete; „Die Organisation und die Auf- gaben der Innungs-Auss\chüsse vereinigter Innungen“.

Land- und Forstwirthschaft,

Vierte Wanderausfstellung der Deutschen Landwirth- shafts-Gesellschaft in Straßburg.

Die Eröffnung der Ausstellung erfolgt am 5. d. M., Mittags 12 Uhr, durch den Statthalter Fürsten von Hohenlohe. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden hat, dem W. T. B.“ zufolge, angezeigt, daß er am Abend des Eröffnungstages zur Besichtigung der Ausstellung eintreffen werde. Die diesjährige Wanderausfstellung wird reih beschickt sein. Es sind gegen 400 Pferde, 960 Rinder, 200 Schafe und 320 Schweine angemeldet. Unter den Pferden befinden fih 180 edle, warmblütige und 98 kTaltblütige Zuchtpferde, unter denen Normänner, Anglo-Normänner, Belgier, Oldenburger, Hannoveraner, Percherons, Ardenner, Bretonen, Clydesdales und Norfolks zu nennen sind. Außerdem werden cine Anzahl Gebrauchs- pferde in Viererzügen, Zwei- uad Einspänner und Reitpferde vor- gestellt werden und ferner etwa 50 Dienstpferde der Artillerie und Kavallerie. Diese zum ersten Mal durchgeführte Ausstellung von Militärpferden hat den Zweck, den Züchtern zu zeigen, welche Pferde die Heeresverwaltung brauht. Endlich werden noch eine Anzahl Hengste des Kaiserlichen Landgestüts in Straßburg zur Vorführung kommen. Die ausgestellten Rinder gehören zu ?/10 den Höhenschlägen an, unter diesen überwiegend dem Siminenthaler Schlage Der Rest sind Niederungêthiere und Shorthorns. Zur Zugprüfung sind 48 Nennungen eingegangen. Die Schafe gehören zum Éleineren Theile den Schlägen der englischen Fleishschafe an, zum größeren Theile den deutshen Schlägen, Merinos sind niht ausgestellt. In der Scweine- Abtheilung überwiegen wie immer die Yorkshires. Hierzu kommen noch 42 Ziegen, Die Geflügel-Ausftelung ist mit 145 Stämmen Hühnern, 139 Stämmen Tauben und 34 Loosen Kaninchen beschickt.

Handel und Gewerbe,

Nach den Vorschlägen der parlamentarischen Kommission ur Berathung des italienishen Geseßentwurfs, betreffend den eis- und Stärkezoll, soll der Zoll auf gewöhnliche Stärke von Neis von 8 auf 12 Lire (niht 10, wie in dem Ent- wurf vorgeschlagen) per Quintale erhöht, auf gewöhn - liche Stärke von anderem Material, nicht, wie der Entwurf vorsieht, erhöht, sondern auf dem bestehenden Saße von 8 Lire pec Quintale belassen und der Zoll auf feine oder in Schachteln verpackte Stärke, in Uebereinstimmung mit dem Geseßentwurf, von 12 auf 15 Lire pro Ouintale erhöht werden. Das Geseß soll, au nach dem Vorschlage der Kommission, am Tage nach seiner Veröffentlichung in Kraft treten.

Bei den Abrechnungsstellen der Reihsbhank sind im Mai 1890 1 527 930 000 abgerechnet worden gegen 1 453 965 500 46 im April d. F. und 1 631 920800 im Mai 1889,

Die außerordentliche General versammlung der ö sterrei chi\ - ungarischen Bank hat, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, einstimmig den Antrag des Generalraths angenommen, die General- versammlung wolle der vorzunehmenden Ergänzung der Bankstatuten, betreffs der Escomptirung von Warrants dur die österreihisch- ungarishe Bank im Sinne der von dem österreicisch-ungarischen Parlament angenommenen, jedoch noch nit sanktionirten Geseßz- novellen, ihre Zustimmung ertheilen. Der Gouverneur der Bank erklärte, die Abänderung der Statuten könne der Sanktion des

Kaisers nunmehr unterbreitet werden der Kurhessischen 40

Die

Kassel, 2. Juni, Serienziehung Thaler-Loo se: 12 32 62 97 179 194 264 359 429 456 541

591 631 651 680 715 8292 856 860 890 965 1041 1060 1070 1103 1178 1207 1236 1237 1253 1282 1448 1461 1482 1558 1674 1701 1752 1783 1802 1920 2000 2011 2168 2186 2242 2365 2575 2626 2628 2644 2780 2827 2836 2869 2899 2922 3303 3308 3359 3460 3488 3960 3972 3679 3718 3941 4082 4153 4156 4164 4165 4187 4197 4214 4324 4363 4442 4463 4481 4504 4519 4611 4629 4674 4692 4776 4797 4857 4868 4875 4891 4954 4976 5163 5193 5256 5429 5484 5487 5562 5605 9663 5669 5720 5730 5851 5839 5868 9891 5940 6065 6101 6129 6356 6409 65086 6557 6581 6596. SEUpig, 2, Junt, (W T. B) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr Sit 4525 M, pr. Juli 4,50 H, pr. August 4,471 4, pr. September 4,473 4, pr. ias BEE e V4 E 4,475 MÆ, pr. Dezember 4,474 , L vanuar 4,4(7 , pr. Februar 4,471 39 000 kg. Stad i ? 473 A Umsay 35 000 kg Narr 2 Sn Œ T S Sewinnziehung der Badischen 100 Thaler-Loose: Ae vOo B auf Ne. 79 146, 48 000 M Nr. 117 940, 18 000 % Nr. 43 837, 4800 6 Nr. 108 374, je 24100 M. Nr. 14 909, 112732 1e 908, je 1200 A Nr. 7399 27 257, 31 627, 45 132, 104 373, ‘104 385, 112 835. : S2 Sue ŒW L B.) An der Küste 1 Weizen- ladung angeboten. j E O R B.) Die VersGiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Wohe 8400 gegen 8500 t in derselben Woche des -vorigen- Jahres. Badr, 2 Sun G S B.) Wolle geschäftslos, weicchend, Garne ruhig, williger, Stoffe rubig.

Verkehrs - Anstalten.

Mit gewohnter Pünktlichkeit is die Juni-Ausgabe des Reichs-Kursbuhs (bearbeitet im Kursbureau des RMeichs- Postamts. 1890. Ausgabe Nr. I1V. Juni. Sommerfahryläne. Berlin. Julius Springer. Preis 2 1) in diesen Tagen er- schienen. Sie enthält, da die meisten großen Eifenbahnverwaltungen ibre Fahrpläne gänzlih umgestaltet haben, so viel des Neuen an NReiseverbindungen im Kleinen und Großen, aus und nat allen Himmelsgegenden, daß eine Aufzählung auch nur der wichtigsten Fahr- planänderungen mehr Naum beanspruchen würde, als uns zu Gebote steht, Wir heben deshalb nur die augenfälligste Neuerung hervor, bestehend in der Beigabe einer neucn \chönen Karte, welche im Kursbureau des Reichs-Postamts bearbeitet, auf lithographisbem Wege in Blau- und Schwarzdruck hergestellt, an Umfang wie an Inhalt die frühere Katte wesentlich übertrifft. Sie stellt auf der einen Seite das deutsche, auf der anderen Seite das eucopdisch{e Eisenbahnney bis zu den äußersten, jenseits der asiatischen Grenze belegenen Punkten Samarkand und Tjumen dar. In beiden Eisen- bahnnetßen, sowie in dem hinzugefügten kleinen Wesltkäutchen sind dur eine eigenartige Gruppirung der Längengrade Zeitvergleihungslinien hergestellt, welche es ermöglichen, für sämmtliche auf den Karten an- gegebenen Orte die Unterschiede der Ortszeiten nach Stunden und Minuten ohne Schwierigkeit abzulesen und au die Landeszeiten bequem mit einander, sowie mit der von Vielen ersehnten künftigen Weltzeit (nämli der Zeit von Greenwich) zu vergleichen. Ueber den praktishen Werth des Reichs-Fursbuhs, seine Zuverlässigkeit und Brauchbarkeit läßt sich Neues nicht mehr sagen: wir können dasselbe nur immer wieder dem reisenden Publikum aufs Wärmste empfehlen.

o D i OR B.) Der Postdampfer „HSlandria“ der Hamburg-Amerikaniscen Packetfahrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, gestern Abend Lizard passirt und der Postdampfer „Bohemia* derselben Gesellschaft is, von Hamburg fommend, heute Morgen in New - Y ork eingetroffen. i

S S Set Union-Damvfer „German“ ift heute auf der Heimreise in Southampton und der Union-Dampfer „Durban“ ift geftern auf der Ausreis in Capetown angekommen.

Theater und Musik,

E Deutsches Theater.

Demnächst findet wieder eine Zusammenstellung beider Theile des „Faust statt, und zwar wird „Paust, I. Theil“ am Sonnabend und „Faust's Tod“ am Montag gegeben.

E L Kroll’s Theater.

Ein interessanter Gast, der Tenorist Hr. Warmuth, wird ih am Donnerstag dem Berliner Publikum vorstellen, nachdem er bereits am Her Majesty-Theater in London als Mitglied der Italienischen Oper dur seine Stimmvorzüge und künstlerishen Gaben bedeutende Erfolge errungen hat. Hr. Warmuth sollte bereits bei dem Gardini’schen Opernunternehmen hier mitwirken, do stellten sich damals Repertoire- hindernisse ein. Der neue Gaft tritt als Eleazar in der „Jüdin“ auf.

: _Adolph-Ernst-Theater.

Die leßte Aufführung der Jacobson-Ely' schen Gesfangspofe „Der Goldfuchs“ am Sonntag zeigte wieder, welcher Sympathie sich das bes liebte Theater erfreut: das bis auf den leßten Platz ausverkaufte Haus begleitete die tadellose Vorstellung mit jubelndem Beifall, Als der Vorhang gefallen war, rief das animirte Publikum den Direktor und seine Mitglieder wiederholt vor die Rampen. Hr. Direktor Ernst dankte für das ihm in fo reihem Maße entgegengebracte Wohlwollen und rief dem Publikum ein fröblihes Wiedersehen zu. Heute rühren si bereits Hunderte fleißiger Hände verschiedener Bazu- bandtwerker 2c, um dem Theater während der zweimonatlihen Ferien ein vornehmes, den weitgehend\ten Anforderungen entsprechendes neues Gewand zu verleihen.

Mannigfaltiges.

Se. Majestät der Kaiser hat dieser Tage dem Kammer- gericht cin prahtvolles leben8großes Bild des Kaisers &riedrichIII, zum Geschenk gemaht. Wie die „N. A. 3." mittheilt, zeigt dasselbe unten den Namen des verewigten Meisters Gustav Richter und stammt anscheinend aus der Mitte der siebziger Jahre. Am Sonnabend Nachmittag um drei Uhr hatte nun der Chefpräsident des Kammer- gerichts Hr. Drenkmann, die gesammten Räthe und die Mitglieder der Oberstaatsanwalt\chaft nach dem Saale des zweiten Civilsenats, wo das Bild seinen Plat gefunden hat, eingeladen und be- grüßte die Versammelten mit folgender Ansprahe: „Verehrte Herren ! Bei Gelegenheit des leßten Thronwechsels hat auch das Kammergericht eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser gerihtet und dabei au den Wuns geäußert, die bereits in seinem Besitz be- findlichen Bilder unserer Herrscher auch durch das Bild des verewigten Kaisers Friedri IIT. zu vervollständigen. Der Kaiser ertheilte die huldvolle Zusage eines folhen Geschenks, und in tiefster Dankbarkeit nehmen wir dasselbe nun entgegen. Ueber die Entstehung des Bildes ist Näheres nicht bekannt, doc fo viel ist gewiß, daß es nicht aus den leßten Lebensjahren des verewigten Herrschers stammt und nit die Züge trägt, in welchen sich das Wort „Lerne leiden, ohne zu klagen ausprâgte ; vielmehr {eint es aus einer mebr zurückliegenden Zeit herzurühren, wo noch beweglicher Frohsinn und innige Gemüths- tiefe gepaart mit tiefem Ernst die [{chönen Züge verklärten, wobei aber do schon ein Anflug von Swchwermuth, gleihsam eine Ahnung frühzeitigen Todes, hervortrat. Dieses herrliche Geschenk hat aber auch noch eine andere tiefe Bedeutung. Es versinnbildliht uns den Saß des Verewigten: „Wahrheit und Gerechtigkeit“, welher auch das Motto des preußischen Nichterstandes bildet, der in dieser Tendenz die Fürsten des Hohenzollernstammes vectritt. So hat auch immer ein inniger Zusammenhang zwishen dem Herrscherhause und dem Kammergericht bestanden. Der dem leßteren seinerzeit geschenkte Thron ist ein Symbol davon. Möge auth dieses Bild eine Mahnung sein für uns zur steten pflihtmäßigen Nacheiferung an den Vorbildern unserer Fürsten, welche in seibstloser Sorge für thre Unterthanen ihre s{önste Aufgabe sahen. Mit diesen Empfindungen wollen wir das Bild unseres unvergeßlihen Herr|hers dankbarft entgegennehmen.“ Redner gedachte dann in leben8warmen Worten der Berdienste des