1890 / 134 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Das Wirthschaftsjahr 1889.

Der Iabresberiht der Handels- und Gewerbekammer von Stuttgart urtheilt über das Wirthschaftsjahr 1889 folgender- maßen : Die Aufwärtsbewegung von 1889 wurde zunächst durch den friedlichen Gang der Politik, dann durh die sehr bedeutenden Auf- träge eingeleitet, wel@e der Industrie von den meisten europäischen Staaten für die Vervollständigung und Verstärkung ihrer Webhrkraft zu Lande und zu Wasser zugeführt worden sind; dazu gesellten \ich in den ersten Monaten des Berichtsjahres namhafte Bestellungen Seitens der Eisenbahnverwaltungen, welche die Ergänzung ihres Bedarfs an Schienen, Waggons und Lokomotiven nit mehr länger hinausschieben konnten. Einen weiteren belebenden Ein’ fluß üben die zunehmende Entwickelung der übersceiscen Absatzgebiete, jowie die Fülle des Geldmarktes und der anhaltende Rückgang des Zinsfußes aus, welch leßterer die Kapitalisten zwang, ein höheres Dinserträgniß, sei es nun in ausländischen Anleihen oder mehr in inländischen Aktienunternchmungen, zu suchen. Das allwmählice, aber stetig wachsende Eindringen dieser vier Faktoren in das Erwerbsleben ließ sich in den beiden leßten Fahren 1888/89 genau an den Baro- metern des Geschäftöganges, nämli an der großstädtischen Bauthätig- keit, sowie an dem Stande des Eisen- und Manufakturwaarenmarktes verfolgen, bezw. ablesen. Was die allgemeine Lage der Lan dwirth- \caft und des Kleingewerbes anbelangt, so müssen die Leute auf den Höhenzügen, in deren Bereich kein Eisenbahn- oder Fabrik- verkehr ist, und wo von jeher die landwirthschaftlichen Erzeugnisse nur zu niedern, die Selbstkosten kaum deckenden Preisen abgeseßt werden konnten, zum großen Theil sich sehr eins{hränken; in jenen Gegenden kann der reisende Geschäftsmann fast keine Bezahlung er- langen und muß oft 3—1 Jahr Kredit gewähren. Etwas besser steht es in Folge des Aufblühens der Holzstofffabriken, in Waldgegenden mit Holzhandel, wo cher noch Geld anzutreffen ist. Besfriedigend, in manwhen derselben sogar schr çut, sind die Zablungsverhältnisse in den Tkalorten, wo Eiscrbahnverkehr und hauptsächlih ¡Fabrikthätig- feit immer einen regen Umsaß in dem Viktualien- und Viehhandel und anderen landwirth\ck@aftlihen Erzeugnissen bedingen. Im Zusammen- bang damit steht, daf die Kleingewerbtreibenden, wie Shuhmadker, Wes ber, Scneider, Schreiner u. \. w., fast nicht mehr selbständig fortkommen können, während die konkurrirenden Fabriken (namentli z. B. die sh von Jahr zu Iahr erweiternden S{uhwaarenfabriken) lohnenden Verdienst geben und zugleich auch in den Städten, besonders 1n Stuttgart, den Bekleidungêgewerben eine harte Konkurrenz bereiten. Auf den Kleingewerben (und Kleinstädten) lastet fast allerorts ein gewisser Druck, es fehlen vielfah der gescärste Blick und die Umsicht, die Unternebmungtlust und Energie, um diese neuere Lage auszunüßen und lohnenderxe Spezialitäten aufzugreifer. Unter Anderem tritt diese Entmuthigung auch auf dem Gebiet der kleingewerblicben Assoziation zu Tage: Alles organisirt si, tas Großkapital in Syndikaten, die íIrdusirie in Kartellen, die Arbeiter in Gewerk- und Strikevereinen, nur diejenige Erwerbsklasse, welhe einer genossensc;aftlicen Organi- sation sowohl für ihre Produktton (Kleinmotoren, Ausnüßung Élcinerer Wasserkräfte) als im Rohmaterialbezug und im Ver- kauf ihrer Erzeugnisse am ODringendsten bedarf, nur dice Klein- gewerbe veimögen sich zu ciner solen nit aufzuraffen. Das zweite caraftteristishe Merkmal der vorjährigen Wirthschaftslage war die Arbeiterbewegung Die Mafssenstrikes wurden voriges Jahr unternommen, weil die Nachfrage kaum zu decken war, und dieses Sahr wohl hauptsächlich deshalb unterlassen, weil solche inzwischen nawgelassen hatte. Zum Tkeil war ferner die Arbeiterbewegung aus dem Aktienmarkt, aus dem Vergleiche des rapiden Steigens des Börsenwer!hs der Course mit dem Stande des Arbeitslohns er- watsen; der Rückgang der Course im März d. J. war wohl mit ein weiterer Grund, daß der allgemein für das Frühjahr 1890 voraus- gesagte Strike nicht eingetreten und der „Weltfeiertag“ so ruhig ver- laufen ist. An der vorjährigen Bewegung des Lohns sodann lassen fd zwei Seiten hervorheben: der Lohn is von vielen Fabrikanten unseres Bezirks erhöht worden, mehrere Fabriken gewährten außerdem noch sogenannte Theuerungézulagen, naméentlich auf dem gesammten Gebiet unferer Eisenindustrie war die Lohnerhöhung eine nawbafte. Wenn nun die Besserung der Löhne niht sofort ganz gleihen Schritt mit der Steigerung des Umsaßes und der Beschäfti- gung gehalten hat, so muß man die Thatfache mitberüdsihtigen, daß dies au mit dem Unternehmerverdienst nicht der Fall war. Als eine andere Scite sodann, welche an der vorjährigen Lohnbewegung be- sonders sich abbob, is der Mangel an gewandteren Arbeitern und Arbeiterinnen hervorzuheten. Die gleihe Wahrnehmurg, welche ein Berit aus der Tecxtilindusirie mit den Worten: „Besserc Arbeiter werden immer seltener, und es konnten folde deéhalb auch 1889 cine mäßige Lohnerhöhung durchieten* hervorhebt, tritt noch deutlicer und kräftiger in der ganzen Eisenindustrie, aber au in dcr Möbel- und Piano- fabrikation, Herrenkonfektion 2c. hervor, welche Branchen seit mehreren Fahren darüber Klage führen, daß es ihnen immer sckwerer falle, fleißige, gewandte, fachmännish gebildete Arbeiter, die eine richtige Lehrzeit auêgebalten haben, zu bekommen, daß aber auch da und dort der be- anspructe Lohn nit mehr der Leistung entspriht. Die Kehrseite dieses Mikstandcs ist, daß die Handarbeit immer mehr durch Ma- \cchinecnarbeit erseßt werden muß. Immerhin vermögen die Kämpfe doch die Thatsache nicht zu verdunkeln, daß mit dem Verkehrs- aufs{wung der Woblstand im Allgemeinen im Vorjahre sih gehoben bat, und das Jahr 1889, im Vergleich zu den vorau8gegangenen Ge- \chäftejahren, einen Höhepunkt in der Entwickelung fast aller Länder und fast aller Zweige der gewerblichen Thätigkeit darstellt.

Branntweinbrennerei und Branntweinsteuer.

Das Aprilbest des Jahrganges 1890 der Monatéhefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält die Statistik der Branntwein- brennerei und der Branntweinbesteuerung für die Zeit Vol toe 88STD 80 Seite mber 1889 D Oas zweite Betriebsjahr, wel{es unter die Wirksamkeit des Branntwein- \teuergescßes vom 24. Juri 1887 fällt. Innerhalb dieses Zeitraums (am 15. Oktober 1888) ist das Gebiet der deutshen Branntwein- steuergemeins{aft infolge des Zollanshlusses von Hamburg, Bremen und einigen preußischen und oldenburgischen Gebiett1heilen wesentli erweitert worden; von den innerhalb dieser bisherigen Zollausschlüsse belegenen 96 Brennereien waren 51 im Betriebe, welche vom Zeit- punkte des Anschlusses an bis zum Swluß des Betriebéjahres Über 78 000 11 reinen Alkobols hergestellt haben. Einschließlich derselben waren im Branntweinsteuergebiet während des Vetriebéjahres 1888/89 65 652 Brernereien im Betricbe (im Vorjahr 48 415), von denen baupt\äc&lick verarbeitet haben: meblige Stoffe 9992 (i. V. 11 652), Melassc 18 (i. V. 19) und andere Materialien 55 642 (i. V. 36 744). Im Bcrgleih zum Vorjahre hat namentlih abgencmmen die Zakl der im Betriebe befindlichen Kartoffelbrennereien, welhe von 6268 im Jahre 1887/88 auf 5145 zurückgegangen ist, dagegen außerordent- lich zugenommen die Zabl der im Betiiebe gewesenen sog. Material- breynereicn, roeil die Ernte an Kernobst, Steinobst und Beerenfrüchten im Jahre 1888 ungewöhnlich reich auétgefallen war. Die Gesammt- produktion an reinem Alïobol betrug 2727 061 h] (3058 025 hl i. V.), hiervon kommen auf die Kartoffelbrenrereien 2080977 h] (2 534 708 11 i. V.), auf die Getrcidebrennereien 532 321 h] (i, V. 427 387 hl), die Meelassebrernereien 77 010 Þ1 (i. V. 75 002 h1) und die Materialbrénnereien 36 753 hb1 (i. V. 20928 þ1). Der schwache Betrieb der Kartoffelbrennereien ist in der Hauptsae den verhält- nißmäßig geringen Kartoffelmengen, welche für die Branntwein- erzeugur g zur Verfügung standen, beziehungsweise den hohen Kartoffel- preisen zuzuschreiten, die bis in die zweite Hälfte des Betriebsjahres arbielten. Die Brannt1wcinproduktion der in Verbindung mit Preß- befenfabrikation betriebenen Vrennereien betrug 411 122 h] reinen Alkchols gegen 327 605 hb1 im Vorjahr; diese bedeutende Protuktions- zunahme ist ¿um größeren Theile dur den Zollanshluß der früheren Zollaussch{lüsse verursacht, da hierdurch sehr große Betriebe der frag- liden Art dem BVranntweinsteuergebiet zugefallen sind. An Pteßhefe UEA im ganzen Vrannt!weinsteuergebiet 17 bis 18 Millionen Kilogr. erzeugt.

Nach Maßgabe der erhobenen Verbrauchsabgabenbeträge beziffert ih die gegen Steuerentrichtung in den freien Verkehr getrctene Menge inländishen Branntweins auf 2178719 b1 reinen lfohols gegen 1 683 736 hl im Vorjahre, welche Zunahme in der Da: daher rührt, daß . die vor dem Eintritt der Steuerhöhung (dem 1. Oktober 1887) angesammelten großen Vorräthe an Trinkbrannt- wein cllmählih aufgebrauht waren. Zu gewerblichen Zwecken wurden steuerfrei abgelassen 431294 11 reinen Alkohols (i, Vorjahre 387 568 11), darunter 176 315 h] (i. V. 137 933 h1), welhe mit dem allgemeinen Denaturirmittel denaturirt worden waren, und 134 208 h1 (i. V. 132 358 11) zur Essigbereitung. Am Schluß des Betriebs- jahres bezifferte sich der Niederlagebestand an unversteuertem inländishem Branntwein auf 340866 h] reinen Alkohols gegen 491 873 hl am Anfange des Betriebsjahres. y

Im Großherzogthum Luxemburg, welches nicht zum Brannt- weinsteuergebiet gehört, sind etwa 8000 1 reinen Alkohols produzirt worden, vorwiegend aus Getreide, Obst und Weintrebern. Die Einfuhr ausländishen Branntweins in den freien Verkehr des Zollgebiets (also des Branntweinsteuergebiets und Luxemburgs) betrug 55 721 Doppelzentner Arrak, Cognak und Rum, 711 D.-C. Spiritus und 3521 D.-C. anderen Branntweins. y

Ausgeführt aus dem Zollgebiet wurden 257 D-C. Arrak, Cognak und Rum, 172718 D.-C. Spiritus, davon 172382 D.-C. oder 158 235 hl reinen Alfkohols (im Vorjahr 417556 11) unter Steuerkontrole, d. h. ohne Entrichtung der Verbrauchsabgabe und gegen Vergütung der Maischbottich- und Materialsteuer, 38 551 D -C. anderen Branntweins und 24 019 D.:C. alkoholhaltiger Frucht- fäfte. Der starke Rückgang der Spiritusausfuhr ist zum Theil auf den Zollanschluß von Hamburg u. st. w., in der Hauptsache aber auf Gründe bande!spolitisGer Natur und namentli darauf zurück- zuführen, daß in Spanien, dem Hauptabsatgebiete für deutschen Spiritus, während des größten Theiles des Betriebsjahr s eine sehr hohe Konsumsteuer auf dem eingeführten fremden Spiritus lastete.

: Literatur.

Goethe’'s Egmont. Von E. R. East. (Klassishe deutsche Dichtungen mit kurzen Erklärungen für Schule und Haus, Elfter Band.) Gotka, Friedr. Andr. Perthes, 1890. Preis; bro. 1,20, Eine ausführli{e Besprechung von Goethe's Egmont findet si im 38. Bande der „Neuen Bibliothek der {önen Wissenschaften und der freien Künste“. Da diese das Stück in cinem Bau wie in seinen GCharakteren in eingeheudster und fast durchweg richtiger Weise be- urtheilt und auch in anderer Beziehung viel des Belehrenden bietet, so ist sie als Anhang dem Stücke beigegeben werden. Die sowohl dem Bedürfniß der Schule als der gebildeten Familie glei(mäßig genügenden sachlihen und sprachlihen Erläuterungen unter den Texten, die diesen Ausgaben unserer klassischen Dichtungen aus dem Perthes' schen Verlag besonderen Werth verleihen, werden sicherlich dazu beitragen, diese unvergleihliche Dichtung, in welcher Goethe seine größte Kunst auf die ganz fieie und selbständige Gestaltung von Egmont's Perfön- lihkcit und Charakter verwandt hat, dem deuts&en Haus unvergessen

zu erbalten.

Die nuniißglückte Ueberrumpelung der Stadt Hannover im Iahre 1490, von H. Ahrens. Hannover-Linden, Verlag von Carl Manz, 1890, Diese kleine Broschüre erinnert an den vor gerate 400 Jahren dur die Umsicht und Tapferkeit der Bürger Hannovers vereitelten Anschlag des Herzogs Heinrich des NAelteren von Wolfenbüttel gegen Hannover und fordert die Bewohner der Stadt auf, den 4. säkularen Gedenktag dieses Ereignisses, den 94. November 1890 in würdiger und festliher Weise zu begehen. Die hübsch ausgestattete Schrift giebt eine kurzgefaßte historische Darstellung des Hergangs, sowie auch eine Abbildung des jetzt restaurinten alten Döhrener Thurms, des einzigen noch vorhandenen A aus der Zeit der Belagerung, dessen sieben Wächter der

erzog gefangen nehmen und hinricten ließ

Aus \chwerer Zeit Roman aus der niederländishen Ge- \{ichte. Von A. S. C. Wallis. Autorisirte Ueberseßung. Zwei Bände. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1889. Preis 10 #4 Der Verfasser hat bei diesem YHioman Leser im Auge, welce für ges{icht- lie Vorgänge Interesse und Verständniß haben, do sind seine Dar- legungen so lichtvoll, daß man tem Gange der Ereignisse auch ohne

spezielle Vorkenntnisse mit leihter Mühe folgen kann. Die Vorgänge gruppiren sch um die politisch - religiöse Um- wälzung, welche sich gegen Ende des sechzehnten Jahr- hunderts in den Niederlanden vollzogen hat. Die kluge,

aber \{wache Statthalterin Margarethe von Parma vermag sich dem Änsturm der nationalen Partei gegenüber in ihrer \{chwankenden Stellung nit länger zu behaupten, der große Unabhängigkeitskampf bereitet h vor. Auf diesem historisen Hintergrunde erhebt si ein warmes, farbenreihes Bild von dem Leben und den Zuftänden jener bewegten Zeit. Den Faden der Er;ählung führt eine Meisterhand. Die Darstellung athmet jene Ruhe und Beschaulichkeit, die den Leser in die Stimmung des behaglihen Genießens verseßt und doch in Spannung erbält. Gleiche Menschenkenntniß und Lebenserfahrung, geistvolle Auffassung, ausgebreitete Belefenbheit, witßzige und s{lagende Wendungen sind hervorstehende Züge des Nomans. Man fleht die be- theiligten Personen in ihren \charfumgrenzten Eigenthümlichkeiten lebendig vor sih stehen und gewinnt an ihnen ein warmes Interesse. Mag der Verfasser die ränkevollen Wege politisher Parteikämpfe oder die zarten Bewegungen des innersten Herzenslebens schildern, immer steht ibm dieselbe Klarheit des Gedankens, derselbe Reichthum der Bilder, dieselbe Scärfe des Autdrucks zu Gebote, Das richtende und râchente Walten der sittliten Mächte tritt unter der Hülle der äußeren Vorgänge oft ergreifend bervor. Die Ueberseßung is mit so viel Sorgfalt gefertigt, daß das Buch, wenige Mißgriffe und Ver- fehlungen abgerèchnet, den Eindruck eines deutshen Originals macht.

Der Tourist in der Schweiz und demangrenzenden Süddeutschland, Ober-Jtalien und Savoyen. Reise- tashenbuch von Jwan von Tschudi. Einunddreißigste, neu- bearbeitete Auflage. Mit vielen Karten, Gebirgsprofilen und Stadt- vlänen. Zürich, Verlag von Orell Füßli & Co. 1890, Das vor: liegende Buch ift das reichhaltigste und bewährteste aller Reisehand- bücher über rie Schweiz und steht, was Genauigkeit, Vollständigkeit, Kürze und Originalität anbelangt, unbedingt vor allen anderen ähn- lichen Werken unübertroffen da. Nach dem Tode Iwan von T\chudi?'s, der sih um die Förderung des Touristenverkehrs in seinem an Natur- \{chönheiten so überreichen Lande große unvergängliche Verdienste er- worben und an der Entwickelung desselben hervorragenden Antheil genommen, hat den Verlag des Reisehandbuhs die Verlagê- buchandlung ODrell Füßli & Co. in Züri, welhe sich schon seit Jahren mit Reiseliteratur beschäftigt, übernommen. Die- R E O U e Cen angelegen sein, mit Hülfe der früheren erprobten Mitarbeiter, wie auch unter Mitwirkung neuer vorzüglicher Kräfte successive alle diejenigen redaktionellen Aenderungen im „Tourist“ anzubringen, welhe theils durch neue Entdeckungen auf dem Gebiete der Alpenforshung, theils durch den Wechsel der Verhältnisse geboten sind. Die gegenwärtige einunddreißigste Auflage enkhält von 60 Mitarbeitern nicht weniger als sechzehnhundert Korrekturen und Z" säße. Die Sektionen des

S. A. C. haben die Ergebnisse threr Erforshungen und Wanderurçgen in den Alpen der Redaktion zur Verfügung ge- stellt, Im Interesse einer größern Handlichkeit des Buches

sind die früher beigegebenen Kärtben weggelafsen und die Ein- leitung unter Beibehaltung alles Wesentlichen bedeutend gekürzt. Um zudem eine größere Verbreitung dieses bewährtesten und sichersten Scchweizerführers zu ermöglichen, ist der Preis in der Weise ermäßigt, daß derselbe sich mit den besonders erhältlichen Karten niedriger als bisher tellt. Ueber die dem „Tourist“ ¿zu Grunde gelegte Tendenz, der die Verlagsbuchhandlung treu bleibt, hat sich der ver- stortene Verfasser in dem Vorwort der 29. Auflage ausgesprochen. Am Schlusse desselben heißt es: „Es giebt so viele Reisende von uncrhörter Bequemlichkeit, die eigentlich die Tour, die sie gerade machen, gewissermaßen nux als einen Kommentar zu ihrem Reisebuch

nihts weiter gelernt

betrachten und wohblvollendeter Exkursion R nas u ihrem Guide stand.

und nichts gesehen haben, als was in ( Für sfolhe reisende Philister sind die folgenden Blätter nicht geschrieben. Sie enthalten in gedrängter Kürze alle Angaben, die ein denkender und gebildeter Reisender bedarf, um seine Shweizertour mit Genuß und Verständniß zu machen. Angaben, die der Verfasser nah Maßgabe seiner eigenen vieljährigen Reise- erfahrung und Wanderungen bis in die entlegensten Theile der ger \hilderten Hochlande, dur sorgfältige Benußung der zuverlässigsten Quellen, besonders aber durch die stets bereitwillige und eifrige Mit- arbeit der tühtigsten Schweizer Alpenklubisten, gesammelt und ge- ordnet hat. Dur dieses reihe und sorgfältigst gesichtete und ge- prüfte Material sieht sch der Verfasser in den Stand gesetzt, höchst interessante Originalmittheilungen aus Gebieten zu bringen, die bisher felbst von erfahrenen Gebirgswanderern kaum dem Namen nah gee fannt ‘und jedenfalls lange nicht genug bcahtet und geroürdigt wurden.“

_— Die Nr. 35 der vaterländishen Wochenschrift „Der Bär“ hat folgenden Inhalt: Elise von ter Recke und Graf Cagliostro, von Fr. von Hohenhausen; Drei Bilder aus Preußens Geschichte, von Dr, Gg. Smidt (mit Abbildung); Rubelbecher, von G. G. Winkel ; Aus der Campagne von 1793, von Helene von Hülsen (Schluß). Kleine Mittheilungen : Wappenspruch einer Berliner Familie; Berlin in alten Städtebüchern; Tafel in der Aula des Gymnasiums zum grauen Kloster; Das Spatier'\he Haus in Berlin; Ein märkischer Junker der rechte Mann; Ein Brief König Friedrich 11. an den Obersten von MTRes Verordnung gegen den Gebrauch des Kaffees.

Die „Musikalische Jugendpost“ (Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart), auf deren gediegenen Inhalt wir die Auf- merksamkeit unserer Leser wiederholt gelenkt haben, hat in den uns focben zugehenden Nummern 8 und 9 wieder so recht den Ton ge- troffen, der in den jugendlihen Herzen Widerhall findet. Interessante Erzählungen von Ade Linden, A. Nicolai sowie ein Sing- spiel „Las Fest des Königs Mai* von Luise Hit tragen zum Theil der Früßlingsstimmung Rechnung, während für die Neichbaltigkeit und Abwechselung durch Märchen, kürzere und längere Plaudereien, Gedichte wit Illustrationen fowie Artikel ernsten und lehrreicen Inhalts geforgt ist. Ernst Pasqué seßt die so schnell und dauernd zur Beliebtheit aelangte „Operneinführung“ fort, und an Musik« stücken werden geboten ein Andante Beethoven's, Dreyschock's Valsette, eine norwegische Volksmelodie, Lieder von Nürnberg und Heiser, \0o- wie cin Violinstück mit Klavierbcgleitung von Jacob Gruber. Wie man sicht, geben bereits zroei Nummern dieser Zeitschrift, die viertel- jährli sechsmal ersWeint und nur 1 H kostet, eine Fülle von An- regung, Unterhaltung und Belehrung.

Kräfte und Stoffe der freien Luft im Monat Februar 1890.

Orvdirende Kraft des elektrisirten (Fremy und Becquerel 1852), elektrischen (Meißner 1869), Ozon- oder negativ-elektrif chen (Schoen- bein 1849 und Sculze-Berge 1881), des 14,8 kleine Calorien (Berthelot 1876), sechs eleftrishe Ladung2einheiten aufspeihernden (von Helm- hol 1883) Sauerstoffs (03).

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Kolberg(Ostsee), Gymnasial- WZ.32,65. Se N E Oberlehrer Dr. H. Ziemer M.8,1. A.8,2. |

Wien (hohe Warte), Central- WZ.25,0. N.6,4./26,0. T1 12,6. TI. station f. Meteor. u. Erdm. | M.7,4. A.5,0. | Prof. Dr. Hann | Lemberg(Univ.) Prof.d.Phys. WZ.29,0. N.7,6./23,6. Oa L.

u. Math. Dr. Stanecky Me | Reinerz, Bad, Bürgermeister WZ.34,35, N.9I,o.| Tg8maxim. | Tgsminim. Dengler S S E Stationen, welche in 24 Stunden die 14 Theil-Scala mit Berliner Fodfaliumpapieren nur Morgens und Abends ablesen und daher die Berechnung der von Friesenhof’s{hen Werthzahl niht zulassen:

Prag (Sternwarte), Direktor [W.4,1, N.2,6.| | Prof. Dr. L. Weinek | Tb: | | O.3,9. N.2,6.| S | Oberdrauburg (Kärnthen), |W.15,3. N.7,2.18,0, V1 12,6. L Pfarrer Unterkreuter S | Kaschau, K. K. Garnison» |W.7,6. N.4,2./104, UI. 4,8. E hospital Nr. 20, ODber- D:8A | Stabsarzt Dr. Szeliga |

Berlin (Statist. Amt der Stadt, Königsstraße Nr. 7, Hof, Geheimrath Prof. Dr. Böcth) einmalige Ablesung in 24 Stunden.

Streng Dalldorf | O4 [18,5 L870; T: Krankenhaus Friedrichshain | 6,9, 9,0. IL. 4,4, Ii NO. | | Weinbergsweg 11 b. | 1 14,7. VI./(0,8. IV. Mechanische Kraft. Februar. Kolberg 4,9 mps. (grßt.

tal. 1102, stündl. 52, total 11816 km).

Wien (h. W. I. Liznar) 4,2 mps.

Kolberg. Februar Luftdrckm. 769,8 (70,9; 69,6; 69,8) 759 bis 7766 mm. Tmprtrm. 1,4 (— 2,8; 0,08; 1,45) 10,6 bis 3°C. 0,89 unternormal. Insolat. -Max. 25 ° C. Relat. Fhtgktsm. 63,4 (73 ; 50,75; 66,5), 30 bis 100 9%. Dunstdruckm. 2,85 (2,73 3,2; 2,7) 0,927 bis 4,6 mm. Bewölfngsm. 6,6 (6,1; 7,8; 9,9) 0—10. Ndrs(lg. 14 mm an 7 Tagen. Tage mit Schnee 5, Nebel 8. Ende Februar erst nennenewerthe Schncedecke in diesem Winter. Fort- dauer der Influenza, jedoch nachlassend. j

Reinerz. Februar. Luftdrckm. 717,74 (706,2 bis 723,65) mm. Tmprtrm. 5,6 (-— 14,7 bis 1,7) ° C. Bwlkngsm. 5,6. Ndrschlg. 8,7 mm in 12 Tagen. Durstdruckm. 2s mm. Stürmischer Wind am 5. Höhe der Schneedecke 21 bis 26 em. Ï j

Berlin, Februar. (Landwirthschaftl. Hochschule, Invaliden- straße 42, Prof. Dr. Börnstein; Weinbergsweg 11 b, Dr. Peelewißtz). Luftdruckm. 765,1 u. 765,2 (übernormal 8,2 u. 7,7), am 19 772,6 ; am 27. 751,1 u. 751,7 mm. TImprtrm. 1,4 (— 23 unter- normal), am 25. 0,8 u. 0,9, am 28. 5,2 u. 5,0 9 C. Dunstdrckm. 36 (2,2 bis 4,8 u. 1,9 bis 4,7) mm. Rel. Fchtgktsm. 84,9 u. 84,8 °/o. Norschlg. 3,8 u. 4,6 mm. Bwlkngsm. 7,0 u. 6,7. Mittlere Wind- rihtung 69 41“ von 0. nach 80.

Potsdam. Februar. Luftdrckm. 760,66 (764,5 bis 768,3) mm. Temprtrm. 2,79 (— 14,1 bis 3,89% C.). Mittl. Windstärke 2,0 mps. Bewölkung 6,3. Ndrschlg. 8,0 mm in 8 Tagen.

Rudolf Lender.

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Skaats- Anzeiger.

„M 134.

Zweite

Beilage

Berlin, Donnerstag, den 5. Juni

1. Steckbriefe und UntersuGungs-Sachen. 2. Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen 3. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen 2c.

4. Verloosung, Zinszahlung 2c. von öffentlihen Papieren.

u. dergl.

Deffentlicher Anzeiger.

V R RN

1890.

. Kommandit-Gesellschaften auf Aktien u. Aktien-Gesell\ch{. . Berufs-Genofsenschaften.

. Erwerbs: und Wirths{afts-Genofsensaften.

. Wothen-Ausweise der deutshen Zettelbanken.

. Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen.

[14477] Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Kellner Ernst Braun aus Stahringen in Baden, welcher si ver- borgen "ält, ist die Untersuhungshaft wegen Bettelns verhängt. Es wird ersuht, denselben zu verhaften und in das nächste Amtsgeritsgefängniß abzu- liefern, hieker aber telegraphishe Nachricht zu geben, Boizenburg a. E., den 31. Mai 1890. Großherzoglihes Amtsgericht. Beschreibung : Alter 18 Jahre, Statur mittelgroß, Größe 1,64 m, Haare \chwarz, Augenbrauen dunkel, ähne gesund, Sprache hohdeutsch, Bart nit vor- anden, Augen braun. Besondere Kennzeichen : Trägt eine blaue Acßung im Spalt zwishen‘Daumen und Zeigefinger an der Hand,

[14478] Steckbriefs-Erledigung. Der unter dem 12. April 1883 von dem unter- zeihneten Gericht hinter den Knecht Franz Hoff- mann aus Westpreußen, zuleßt in Brunow, Kreis Ober-Barnim, aufhaltsam, erlassene Steckbrief wird hierdurch zurückgenommen. T. 659. 83. Freienwalde a. O., den 31. Mai 1890. Königliches Amtsgericht.

[13669] Steckbriefs-Erledigung. Der unterm 7. Dezember 1889 hinter den Mechaniker Carl Beudel aus Lauban in den Akten T. 1. b. 957. 89 erlassene Steckbrief ift erledigt. Berlin, den 28. Mai 1890. Königliche Staatsanwaltschaft. T.

[13929]

Der Reservist Johann Jaeger, geboren am 23. August 1863 zu Breitendeih, Kreises Kebdingen, wird bes{uldigt, als beurlaubter Reservist ohne Er- laubniß ausgewandert zu sein, ohne von der bevor- stehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen §8. 360 Nr. 3 des Strafgeseßbuchs. Derselbe wird auf Dienstag, den 30. September 1890, Vormittags 10 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Freiburg a. d. Elke zur Hauptverhandlung geladen. Bei unents{chuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der na §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Landwehr-Bezirks-Commando zu Stade ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.

Freiburg a. d. Elbe, den 29. Mai 1890.

Der Königliche Amtsanwalt. (Unterschrift.)

[14502] Oeffentliche Zustellung.

In der Privatklagesahe der ledigen Maria Koh von Großelfingen, gegen den Kaspar Beck von da, wegen Beleidigung, wird der Privatbeklagte, Weber Kaspar Beck, 35 Jahr alt, jeßt mit unbekanntem Aufenthalt, auf Freitag, den 11. Juli dieses Jahres, Vormittags 8} Uhr, vor die Straf- kammer des Königlichen Landgerichts hierselbst zur mündlihen Hauptverhandlung über die von ihm gegen das Urtheil des Königlichen Schöffengerichts zu Hechingen am 29. Januar 1890 eingelegte Be- rufung geladen.

Nach §. 370 der Strafprozeßordnung wird im

alle seines unents{chuldigten Ausbleibens die von ihm eingelegte Berufung verworfen werden.

Borst ehendes wird zum Zwecke der öffentlichen Zustellung hiemit bekannt gemacht.

Hechingen, den 2. Juni 1890.

Nerlich, Assistent, als Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.

E i L F E L A S L]

2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.

[14492] Hjwangsversieigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 78 Nr. 3321 auf den Namen des Swhlossermeisters Carl Goersh hier eingetragene, zu Berlin in der Triftstraße belegene Grundstü am 13. August 1890, Vormittags 103 Uhr, vor dem unterzeichneten Geriht an Gerichtsstelle Neue Friedrichstr. 13, Hof, B C., parterre, Saal 40, versteigert werden. as Grundstück ift mit 1,26 ( Reinertrag und einer Fläche von 8 ar 90 qm zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbu(- blatts, etwaige Abshäßungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie be- sondere Kaufbedingungen können in der Gerichts- \hreiberei ebenda, Flügel D., Zimmer 41, ein- gesehen werden. Alle Realberehtigten werden auf- gefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher über- G Ansprüche, deren Vorhandensein oder

etrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks niht hervorging, ins- besondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im

treibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots niht berück{sichtigi werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berücsihtigten Ansprühe im Range zurück- treten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstüds beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Ein- stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nah erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den ÄnspruH an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zu- \chlags wird am 13. August 1890, Nachmit- tags 122 Uhr, an Gerichtsftelle wie obenbezeihnet verkündet werden. Verlin, den 21. Mai 1890. Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 52.

[14493] Ljpangsversieigerung.

Im Wege der Zwangsvollstrekung soll das im Srundbue von Lichtenberg Band 33 Blatt Nr. 1040 auf den Namen des Maurermeisters Franz Neumann hierselb eingetragene, in der Thaerftraße belegene Grundstück am 21. Juli 1890, Vormittags 10é Uhr, vor dem unterzeihneten Ge- rit an Gerichts\telle Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof, Flügel C., Erdgeschoß, Saal 40, ver- steigert werden. Das Grundstü ist mit 3 478 4 Reinertrag und einer Flähe von 6 a 41 qm zur Grundsteuer, zur Gebäudesteuer jedoh noch niht veranlagt. Auszug aus der Steuer- rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige AL[G gungen und andere das Grund- tück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichts\chreiberet, ebenda, Flügel D., Zimmer 42, eingesehen werden. Alle Realberehtigten werden aufgefordert, die nicht von selbs auf den Erstcher übergehenden An- sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteige- rurgsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige orderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs- termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge- boten anzumelden und, falls der betretbende Gläubi- ger widerspricht, dem Gerichte O zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücsihtigt werden und bei Ver- theilung des Kaufgeldes gegen die berüdcksichtigten Ansprühe im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstüds be- anspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Ver- fahrens herbeizuführen, widrigenfalls nah erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 21. Juli 1890, Nachmittags 127 Uhr, an obenbezeichneter Gerichtsstelle verkündet werden.

Berlin, den 14. Mai 1890,

Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 53.

[14495]

In Sachen des Oberamtsrichters Eduard Kule- mann hieselbst, Gläubigers, wider den Tischlermeister Hermann Friedrichs und dessen Ehefrau, Antonie, geb. Gli, zu Wendhauser, Schuldner, wegen For- derung, wird, nachdem auf Antrag des Gläubigers die Beschlagnahme des den Schuld- nern gehörigen Anbauerwesens No. ass, 70 in Wendhausen nebs Zubehör zum Zwecke der Zwangsversteigerung durh Beschluß vom 28. d. M. verfügt, auch die Eintragung dieses Beschlusses im Grundbuche am nämlichen Tage erfolgt ist, Termin zur Zwangsversteigerung auf Donnerstag, den 18. September d. Js., Morgens 10 Uhr, an unterzeihneter Gerichtéstelle angeseßt, in welchem die S die Hypothekenbriefe zu Überreichen

aben.

Braunschweig, den 28. April 1890.

Herzoglihes Amtsgeriht Riddagshausen. Schottelius.

[62602] Aufgebot.

Auf Antrag des Rentners Anton August Fontaine in Münster, vertreten durh den Rechtsanwalt Dr. Fehling in Lübeck, wird der unbekannte Inhaber der von der Veutschen Lebensversiherungs-Gesell- schaft in Lübeck am 8. Oktober 1858 auf das Leben des Anton August Fontaine, Metallarbeiter in Münster und der Maria Magdalena Fontaine, ge- borene Zehe, in Münster ausgestellten Police Nr. 17619 über 500 Thlr, welche abhanden ge- kommen ist, aufgefordert, seine Rehte und Ansprüche auf dieselbe spätestens in dem auf Dienstag, den 7, Oktober 1890, Vormittags 11 Uhr, ange- seßten Aufgebotstermin bei dem unterzeichneten Bericht anzumelden, auch die Police vorzulegen, widrigenfalls dieselbe für kraftlos erklärt werden wird. Lübecck, den 30. Januar 1890.

Das Amtsgericht. Abtheilung II. Asschenfeldt Dr. Veröffentlicht : Fick, Gerichtsschreiber.

N Aufgebot.

Das Sparkassenbuch der städtischen Sparkasse zu Liegniß Nr. 32 381, lautend über 504 4 55 S für die Wittwe Dorothea Würschke zu Liegniß aus- gefertigt, ist der genannten Wittwe Würschke angeb- lih abhanden gekommen und soll deshalb auf deren

Der Inhaber des Sparkassenbuhs wird deshalb aufgefordert, seine Rechte auf das bezeichnete Spar- kaffenbuch unter Vorlegung des leyteren spätestens im Aufgebotstermine den 24. November 1890, Vormittags 10 Uhr, an unterzeichyeter Gerichts- stelle, Zimmer Nr. 29, anzumelden, widrigenfalls R IUertihenng des Sparkassenbuhs erfolgen wIrd.

Liegnitz, den 20, April 1890.

Königliches Amtsgericht.

[11673]

Kgl. Amtsgericht Straubing. Aufgebot.

Pfarrer Kohlhaupt von Reissing hat als Bevoll- mächtigter der Kirchenverwaltung Haukofen mit Mundlfing das Aufgebot des abhanden gekommenen Sparkassabuchs der Distrikts\sparkasse Straubing Nr. 14455 über 44 4 Kapital und 1,53 4A Zinsen, ausgefertigt für die Kirche Mundlfing, beantragt. Der Inhaber desselben wird daher aufgefordert, \pä- testens im Aufgebotstermin Montag, den 29. De- zember 1890, Vormittags 84 Uhr, Sißungs- zimmer Nr. 6, des Kgl. Amtsgerichtes Straubing bei demselben seine Rechte unter Vorlage des Spar- kassabuhes anzumelden, widrigenfalls dessen Krast- loserklärung erfolgt.

Am 12. Mai 1890.

Der Sekretär :

Edenhofer.

[51613] Aufgebot. Der Gutsbesißer Albert Schmalz zu Priesen als Bevollmächtigten des Weißgerbers Albert Hirschfeld zu Altmannsdorf bei Wien, vertreten durch den Rechtsanwalt Röhricht in Teuchern, hat das Auf- gebot des Sparbuchs Nr. 5001 des Vorschußvereins Osterfeld e. G. in Liquidation zu Osterfeld, aus- gestellt auf den Namen Wilhelmine Hirschfeld, geb. Schmalz, zu Priesen über noch 982 80 beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufge- fordert, spätestens in dem auf den 26. September 1890, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeich- neten Gerichte, Zimmer 2, anberaumten Aufgebots- termine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird, Osterfeld, den 6. Dezember 1889. Königliches Amtsgericht.

[72415] Aufgedot.

Die Dina Kern, frühere Dienstmagd zu Kleve, jeßige Wittwe Stephan Weeting zu Griethaufen, vertreten durch den Justizrath Eumes zu Kleve, hat das Aufgebot eines Sparkassenbuches der städtishen Sparkasse zu Kleve, eingetragen in deren Hauptbüchern Vol. V. Fol. 179, über ursprünglich 60 M, ausgefertigt für die Dienstmagd Dina Kern zu Kleve, welches angeblich von dem Vater der Antragstellerin aus Versehen verbrannt ist, bean- tragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 6. Oktober 1890, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 2, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde er- folgen wird.

Kleve, den 10. März 1890, Das Königliche Amtsgericht.

[70848] Ausgebot.

Auf Antrag des land- und forstwirthschaftlichen Vereins zu Grünberg, vertreten durch den Rehts- anwalt Kleckow dortselbst, wird hierdurch das auf den Namen des land- und forstwirthschaftlihen Vereins hierselb ausgestellte Sparkassenbuch Nr. 1036 der hiesigen Stadt - Sparkasse, welches ultimo Dezember 1889 über ein Guthaben von 329,75 M lautete und angebli verloren gegangen ist, aufgeboten. E l Der Inhaber des vorbezeichneten Sparkassenbuhs wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 1. November 1890, Vormittags 10 Uhr, im Geschäftszimmer Nr. 19 anberaumten Aufgebots- termine seine Rechte bei dem unterzeihneten Gerichte anzumelden und das Sparkassenbuch vorzulegen, weil im Falle nicht erfolgender Anmeldung bezw. Vor- legung desselben die Kraftloserklärung dieses Spar- kfassenbuhs erfolgen wird.

Grünberg, den 3. März 1890. Königliches Amtsgericht. II1. F,

[7270] Bekanntmachung.

Der Landrichter Bach hieselbst hat als Vollstrecker des Testaments des am 14. Januar 1890 verstorbenen Fräuleins Caroline Viiehe hieselbst das Aufgebot der gerihtlihen Obligation vom 10. Oktober 1799 beantragt, indem er zugleih nahgewiesen hat, daß das laut dieser Obligation ursprünglih von der Frau Hauptmann Ketshau für fich und als Vor- münderin ihrer Kinder dem Bürger Bernhard Thei- linger in Braunschweig gegen Verpfändung des No. ass. 2600 auf der Schuhstraße hieselbst belegenen Hauses und Hofes, sowie des Nr. 840 am alten Petrithore hieselbst belegenen Hauses nebst Zubehör vorgeliehene Capital zu 1300 Thlr. Gold, nah mehrfahen Verschiebungen und Abzahlungen zum NRestbetrage von 1100 Thlr. Courant für den ver- storbenen Hofbürstenfabrikanten August Ludwig Miehe hieselbst noch an dem vorstehend zuerst erwähnten

A. 380 eingetragenen Hause No. ass. 2600 und Hofe sammt Zubehör baftet und in Folge Erbgangs auf die vorgenannte Miehe übergegangen ift.

Die unbekannten Inhaber der Oktlligation werden hiermit aufaefordert, ibre Rechte spätestens in dem auf den 5. November d. Js., Morgens 10 Uhr, vor unterzeihnetem Gerichte, Zimmer 24, bestimmten Termine anzumelden, unter dem Rechtsnachtheile, daß solche anderenfalls dem Eigenthümer des verpfändeten Grundftücks, sowie dem Schuldner und dessen Rechts- nachfolgern gegenüber für kraftlos erflärt werden soll.

Braunschweig, den 25. April 1890. Herzoglihes Amtsgericht. I. W. Kulemann.

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[14505] Aufgebot.

Der Landwirth Wilhelm Stöckmann gt. Bomert zu Bickern, vertreten durch den Rechtsanwalt Greve zu Gelsenkirchen, hat das Aufgebot des Grundstücks „Flur 9 Nr. 171/26 Steuergemeinde Gelsen- firhen Bockau Aer 70 ar 50 qm 4,97 Thlr. R. E.*, welches im Grundbu von Bickern Bd. I Bl, 449 für die Eheleute Acker8mann Georg Sonn- tag gt. Freise und Anna Katharina, geb. Bergmann, sowie die drei Kinder des Engelbert Freise : 1) Anna Marie, 2) Iohann Hermann, 3) Gertrud Freise eingetragen ist, auf Grund des Geseßes vom 7. März 1845 beantragt.

Es werden daher alle Eigenthumsprätendenten aufgefordert, ihre Ansprühe und Rechte auf das Grundstück spätestens in dem auf den 19. Sep- tember 1890, 12 Uhr Mittags, an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 5, anberaumten Auf- gebotstermine anzumelden und zu bescheinigen, widrigen- falls dieselben mit ihren Ansprüchen ausges{lossen werden, und die Eintragung des Grundstücks auf den a d des Antragstellers im Grundbuche erfolgen wird.

Gelsenkirchen, den 29. Mai 1890.

Königlihes Amtsgericht.

[14499] Aufgebot.

Die Grandstücke: 1) Nr. 314 Kreuzburg O./S., Parzellen Nr. 515/216, Art. 286, 1 a 30 gm, ein- getragener Eigenthümer: Zimmermeister Christian Kannewischer ; 2) Nr. 470 Kreuzburg O./S., Art. 284, 82 a, eingetragener Eigenthümer: Vorwerksbesißer Daniel Krzenciessa sollen auf Antrag des Kauf- manns Salo Schwerin, bezw. der minderjährigen Geschwister Hermann und August Krzenciessa, vertreten durch ihren Vormund, den Ackerbürger und Möbel- fuhrwerksbesißer Gottlieb Passek, sämmtlich zu Kreuz- burg O./S., zum Zwecke der Besittitelberihtigung für die Antragsteller, bezw. deren Erblasser, den Kaufmann Moses S{hwerin und den Ackerbürger Johann Krzenciessa, aufgeboten werden.

Alle Diejenigen, welche das Eigenthum an den ge- daten Grundstücken beanspruchen, insbesondere zu 2), Daniel und Gottlieb Tobis, werden aufgefor- dert, ihre Rechte spätestens im Aufgebotstermin den 27. September d. J., V.-M. 11 Uhr, anzu- melden und zu bescheinigen, widrigenfalls fie mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen und die Antrag- steller, bezw. deren Erblasser als Eigenthümer ein- getragen werden sollen.

Kreuzburg O./S., den 31, Mai 1890,

Königliches Amts8gericht.

[14503] Aufgebot.

Frau Anna Rosalie, verehel. May, geb. Kunze, in Chemniß hat das Aufgebot ihres Bruders, des am 18, Oktober 1843 in Geithain geborenen Franz Emil Kunze, welcher bis gegen Ostern 1870 in Geithain wohnhaft gewesen sein soll, und von dessen Leben seit über 20 Jahren eine Nachricht nicht vor- handen ift, beantragt. : Franz Emil Kunze, dessen Vermögen im Betrage von ungefährt 33 000 Æ, angelegt in Hypotheken und Sparkassen-Einlagen, unter Leitung des Amtsgerihts Geithain durch den Abwesenheitsvormund, den Gutsbesißer Hermann Raubold in Roda, verwaltet wird, wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 28. Februar 1891, Vorm. 10 Uhr, vor dem unterzeihneten Amts- geriht anberaumten Aufgebotstermin persönlich oder dur einen mit Vollmacht versehenen Vertreter hier zu erscheinen, widrigenfalls er für todt erklärt wer- den wird. Geithain, am 30. Mai 1890.

Königlibes Amtsgericht.

Römis\ch.

D Aufgebot.

Nachdem die Frau Kantor Laura Scheide, geb. Gentschel, von Oelze unter dem Erbieten zur eid- lihen Versicherung ihrer Angaben glaubhaft gemacht hat, daß ihr am 2. Juni 1831 zu ODelze geborener Bruder, der Kaufmann August Adelbert Florenz Gentschel, im Sommer 1866 nach Amerika ausge- wandert sei und daß sie von dessen Aufenthalte, Leben oder Tod seit 20 Jahren keine Nachricht erhalten habe, deshalb auch beantragt hat, nach Erlaß cines Aufgebots den Abwesenden für todt zu erklären und ihr als dessen nächsten erbberechtigten Verwandten sein Vermögen zu überweisen, so werden hiermit

der Kaufmann August Adelbert Florenz Gentschel, sowie alle Diejenigen, welde an dessen Vermögen

jeßt auf den Namen des Kammmachermeifters Hein-

Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Ab- gabe von Geboten anzumelden und, falls der be-

Antrag zum Zweke der Neuausfertigung für kraftlos erklärt werden.

rich Schweiger hieselbst im Grundbuhe Bd. 68. |

irgend welche Ansprüche zu haben vermeinen, auf- gefordert, ihre Ansprüche und Rechte spätestens in