1890 / 140 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

. 59) Stöber, Kandidat des höheren Schulamts in

Cöthen, i / . 60) S ee iel ski, Vorschullehrer in Schweß, . 61 Thüme, Lehrer 11 Oigendorf, . 62) Vierke, Lehrer in Köslin, h 63) Dr. Wellmann, Kandidat des höheren Shul- amts in Stettin, : b. 64) Werner, Ine Lehrer in Tremessen, 65) Woitun, technisher Lehrer in Wongrowiß, b. 66) Wulff, Lehrer in Elvert. Berlin, den 9. Juni 1890. __ Der Minister _ i der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegënheiten. Im Austrage: Kügler.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 12. Funi.

Se. Majestät der Kaiser Und König kehrten gestern Abend mit Sr. Königlihen Hoheit dem Kron- prinzen von Jtalien tiber Charlottenburg nah Potsdam mittels der Yacht „Alexandra“ zurück. ‘Um 8 Uhr war bei Sr. Majestät im Neuen Palais Abendtafel, an welcher der Kronprinz von Jtalien mit Gefolge, der Reichskanzler und Andere Theil nahmen. 200A E

Eu Morgen um 8/, Uhr begaben Sich Se. Majestät mit Seinem Gaste mittels dec „Alexandra“ nach Spandau und dort von der Pontonbrücke aus zu Wagen na der Schießshule zur Besichtigung derselben fowie zur Vor- führung von Schießversuhen der Gewehrprüfungs - Kom- mission, und nahmen alsdann die Parade über das 4. Garde- Regiment z. F. und über das 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin Elisabeth auf dem Plate bei Ruhleben ab.

Se. Majestät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Ftalien _passirten, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend gegen ( Uhr an Bord der Yacht „Alexandra“ auf der Sage von Charlottenburg nah Potsdan die Stadt Spandau. Die Garnison war im Parade- anzuge am Ufer aufgestellt, wo sich eine dihtgedrängte Menschenmenge eingefunden hatte, welche bei der Vorüberfahrt der Yacht enthufiastishe Ovationen darbrachte, während von der Festung Salutschüsse abgegeben wurden. Um 71/2 Uhr traf der Dampfer, auf dem fich auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich befand, an der Matrosenstation in Potsdam ein. Se. Majestät fuhr - mit Allerhöchsiseinem Bruder nah dem Neuen Palais, während fich. der Kronprinz von Ftalien nah dem Stadtschlosse begab. Um 8 Uhr fand im Neuen Palais M EE statt, an welchem auch der Kronprinz von Jtalien Theil nahm. E :

Ueber das heute Vormittag vor Sr. Majestät dem Kaiser und dem Kronprinzen von Jtalien abgehaltene Schießen der Militär-Schießschule in Spandau berichtet „W. T. B.“: Bei dem Schießenbildeten die Offiziere, welhe sämmtlich mit Gewehren versehen waren, zwei Züge, die Stamm-Mannschaften einen Neservezug. Am Schluß der Uebung fand Parademarsh statt. Hierauf nahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herr- schaften die verschiedenen Gewehrarten und Pulversorten in Augenschein. Jnzwischen hatte Se. Majestät das 4. Garde- Regiment z. F. und das 3. Garde-Grenadier-Regiment ,Kü- nigin Elisabeth“ alarmiren lassen. Die Regimenter waren in fürzester Zeit feldmarschmäßig ausgerückt und defilirten im Parademarsch vor Sr. Majestät dem Kaiser und dem Kron- prinzen von Jtalien. Später wurde das Frühstück im Kasino der Militär-Schießshule eingenommen, worauf die Herrschaften nah Potsdam zurückehrten.

Heute trat der Bundesrath zu einer Sizung zusammen. D tagten die vereinigten Aus\hüsse für - Handel und Verkehr und für Justizwesen.

Fm Reichs: Eisenbahnamt ist die Uebersichtskarte der Eisenbahnen Deutschlands in neuer Auflage bearbeitet worden. Gegen das Vorjahr hat die Karte wieder dur Aufnahme der neu eröffneten Linien und Stationen sowie der inzwishen durch Landesgeseze oder durch Konzessionen zum Ausbau genehmigten und der zur Herstellung aus Staats- mitteln in Aussiht genommenen Eisenbahnprojekte eine Erweiterung erfahren. Außerd-m sind die zu Bahnen untergeordneter Bedeutung erklärten bisherigen Hauptbahnen und die in Hauptbahnen umgewandelten bisherigen Bahnen untergeordneter Bedeutung in entsprehend veränderter Form zur Darstellung gebraht worden. Soweit es der Raum irgend gestattete, haben in der Karte sämmtliche Eisenbahnstationen sowie die Entfernungen und stärksten Neigungen zwischen den einzelnen Knotenpunkten der Bahnlinien Aufnahme ge unden. Die Karte is zum Preise von 5 # dur die Königliche dor buhhandlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin SW., Koch- straße 68/70, zu beziehen.

Die Preußische Staats-Forstverwaltung betrachtet es als eine ihrer Aufgaben, im Interesse der Landeskultur auf den Holzanbau in den Waldungen der Gemeinden, öffentlichen Änstalten, Privatgrundbesißer 2c. anregend und fördernd auch dadur einzuwirken, daß sie gutes Pflanzenmaterial zum Selbstkostenpreise denjenigen Waldbesißern abgiebt, welche nicht die e U haben, fich die erforderlihen Pflanzen selbst zu erziehen.

In der Zeit vom 1. April 1889 bis eben dahin 1890 find auf diese Weise an Holzpflanzen aus den Staats- forsten abgegeben worden :

Laubholz- pflanzen Ounderte

1240,59 4792,73 1719,29 1213,98 1602,57 ¿020 o T 710,15 ch i die f 0 O 436,01 Schleswig-Holstein . ¿ 980,53 Hannover 7624,34 Wesifalen . . 912,41 essen-Nafsau . . 4998,69 heinprovinz . 1841,59

Nadelholz- pflanzen Hunderte

8027,01 47243,10 83686,92 19617,91 27836,63 23683,23

6370,48

2815,72 83587,68

5425,66 14729,27

2775,95

Zusammen

In der Provinz Hunderte

9267,60 52035,83 85406,21 20831,89 29439,20 24393,38

6806,49

3796,29 91212,02

6338,07 19727,96

4617,54

Ostpreußen . . Westpreußen. . Brandenburg

Im ganzen Staat | 28072,88 | 325799,56 | 353872,44

Der Bevollmähtigte Bundesrath, Königlich württem- bergische Ober-RegierngE-Rath Schicker ist von hier ab- gereist. i

Der General der Kavallerie Graf von Waldersee à 1a Suite des Königs-Ulanen-Regiments (1. Hannoverschen) Nr. 13, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Chef des Generalstabes der Armee, hat sih mit nachstehenden Offizieren zur Uebungsreise des Großen General- stabes nahGlay begeben: dem General-Lieutenant von K alten- born-Stachau, Commandeur der 2. Garde-Infanterie-Divi- sion, denOber-Quartiermeiftern imGroßenGeneralstabe,General- Lieuterant Graf von Schliesfen Il. und General-Major von Zingler, den Abtheilungs-Chefs im Großen Genera l- stabe, Oberst: Lieutenants Stößer, von Krosigk und von Perbandt und den Majors von der Marwiß, Freiherr von Vietinghoff gen. Sheel, Gronau, von Bern- hardi, von Naßmer, Held, von Ha ugwiß, von Diest vom Großen Generalstabe und von Reinhardt à la suite des Königlich württembergischen Generalstabes.

Der General der Jnfanterie von Rauh, Chef der Land- endarmerie, und Ey E alen Golz, Allerhöchst beauftragt mit Wahrn-hmung der Geschäfte der General- nspektion des Jngenieur- und Pionier-Corps und der Sesemiens find nach beendigter Dienstreise hierher zurückgekehrt. Der kommandirende General des IX. Armee - Corps General. der Jnfanterie von Leszczynski hat sih na Altona zurücbegeben. Der General-Jnspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungs-Wesens, General-Lieutenant von Keßler. ist von Schlefien zurückgekehrt und hat heute eine weitere Dienstreise zur Besichtigung des Kadettenhauses Plön und der im Westen gelegenen Unterrichts-Anstalten angetreten.

n der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird ein Privilegium wegen Au3- fertigung auf den JFnhaber lautender Anleihescheine der Stadt Königsberg i. Pr. im Betrage von 900 000 M Reichs-

währung veröffentlicht.

Bayern. sa Müngthen, 12. Juni. (W. T. B.) Minister reiherr von Lille eine leidlihe Nacht und mehrstündigen Schlaf ohne Morphium-Einsprizung; die Anshwellungen vermindern si, die Athmung ist ruhiger. Sachsen.

Dresden, 11. Juni. (Dresd. Journ.) Jhre Hoheit die Frau Herzogin Adelheid zu Schleswig-Holstein ist gestern von Berlin hierher zurückgekehrt. Unter dem Vorsit des Staats-Ministers Dr. von Gerber und in Gegenwart der Räthe des Ministeriums des Kultus und öffentlihen Unterrichts fand heute die geordnete Jahr es- fonferenz der Bezirks-Schulinspektoren, zu welcher auch verschiedene Seminar- und Schuldirektoren Einladungen erhalten pra in den Räumen des Kultus-Ministeriums fiatt. An den Verhandlungen nahm zugleich Ober-Konsistorial-Rath Dr: Smidt als Abgeordneter des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums Theil. Nachdem von dem Minister eine Reihe der in den Jahresberihhten der Bezirks-Schulinspektoren berührten Angelegenheiten des Volksschulwesens besprochen worden waren, wurden auf Grund der Tagesordnung haupt- sählih die Fragen über hauzwirthschaftlihen Unterricht für Mädchen in Volks- und Fortbildungsschulen, über die förper- lihe Züchtigung von Schulkindern (unter Bezugnahme auf die Verhandlungen des leßten Landtages) und über den Vorschlag, den Schreibeduktus für alle Volksschulen des Landes einheitlih zu regeln, in eingehender Erörterung behandelt. Württemberg. i

Stuttgart, 11. Juni. Se. Majestät der König hat fi, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, in Begleitung Jhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Wilhelm und des Herzogs Albrecht von ürttemberg heute früh 7 Uhr zur Truppenbefihtigung na Ulm begeben. Außer dem General-Adjutanten General Freiherrn von Molsberg „und den Flügel-Adjutanten befanden sih im Gefolge Sr. Majestät der Kriegs-Minister General von Steinheil und General von Gleich.

Baden.

Karlsruhe, 10. Juni. (Karlsr. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großh rzog hat dcm Legations - Sekretär Dr. Freiherrn von Babo, unter Ernennung zum Legations- Rath, die etatsmäßige Stelle eines Hilfsarbeiters beim Geheimen Kabinet übertragen. Der Geheime Regierungs- Rath Adolf Becherer beim Ober - Schulrath wurde zum Ministerial-Rath beim Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, und der Ministerial-Rath Dr. Albert Gebhard aus Lahr mit Wirkung vom 1. Januar 1890 an unter Ver- leihung des Charakters als Geheimer Rath Ptita Klasse zum ordentlihen Professor in der juristischen akultät der Uni- versität Freiburg ernannt. Dem Konservator der kirhlihen Alterthümer, Professor Dr. Franz Xaver Kraus in Freiburg ist der Charakter als Geheimer Hofrath verliehen.

Jn der Zweiten Kammer stand heute zunächst zur Berathung der Bericht der Kommission über den Geseß- entwurf, einige E und E R En der Gesezgebung über Liegenschafts-, Er schafts: und Schenkungsaccise betreffend. Der Finanz-Minister Dr. Ellstätter erklärte, daß die Regierung auf die in weitem Umfang vorgeschlagenen Befreiungen der Gemeinden von der Acciseentrihtung für Erwerbungen im öffentlihen Jnteresse niht eingehen könne. Die Regter0a eo e die finanziellen Folgen nit zu übersehen, und au in der Fassung der Kom- mission sei manches von vornherein nit annehmbar. Ueber- Mee: sei es unthunlih, Steuergeseße ohne die jorg}amste Vor-

ereitung zu formuliren und den größeren Städten gleihsam auf einem Umwege den von ihnen schon lange gewünschten Antheil an der Liegenschastsaccise zuzuwenden. Mit dem von der Kommission neu hinzugefügten 8. 9 zu Gunsten der Ge- meinden sei das Gers für die Regierung unannehmbar. Die Kommission zog si hierauf auf Antrag des Abg. Kiefer u einer erneuten Berathung zurück, beharrte aber bei ihrer

nsiht. Hierauf wurde §. 9 mit großer Mehrheit ange- nommen. Der Minister gab nunmehr die Erklärung ab, daß die Regierung auf die weitere Berathung des Entwurfs keinen Werth lege. uf Antrag des Abg. Kiefer wurde

nach den Kommissionsanträgen e der Schlußabstimmung ung - i

des Abg. Lohr Annahme; und Weygoldt enthielten fi ; folgte die Berathung des

über den Gesezentwurk, die Aenderung des Geseßes vom 20. Februar 1868 über die Anlage der Orts straßen und die Feststellung der Bauf uchten sowie das Bauen längs der Landstraßen und Eisenbahnen betreffend. Die Vor- wurde in der Fassung der Ersten Kammer mit den von der Kommission vorgeshlagenen Abänderungen einstimmig an-

genommen. Sachsen-Coburg-Gotha. e Coburg, 11. Juni. (Cob. Ztg.) Se. Hoheit der Herzog ist R ittag von le Reinhardsbrunn guf Schloß Callenberg eingetroffen.

EivaigburG R B digy G Rudolstadt, 11. Juni. (Schw.-R.-Lds.-Ztg. e. Dur(hlaucht i Fürst Günther hat dem Vorsißenden des Landesaus\hu}ses für die Errichtung eines Bismarck- Den k- mal's die Summe von 200 # überweisen lasen.

Hamburg. E

amburg, 11. Juni. Wie die „Hamburgische Börjen- valle? meldet, Thließt eine der Bürgerschaft vom Senat zugégangene umfangreiche Vorlage mit dem Antrage: in Cuxhaven nah dem vom Senat aufgestellten Plane einen tiefen Hafen anzulegen sowie den dortigen eaten auszubauen und die hierzu erforderlichen 71/, Millionen Mark dur eine Anleihe aufzubringen.

Oesterreicch-Ungarn.

Wien, 11. Juni. (W. T. B.) „Der Großfürst Peter Nicolajewitshch und Gemahlin, welche gestern aus Cettinje hier eingetroffen waren, sind heute zum Besuch der Fürstin von Montenegro nah Franzen weiter- gereist und werden alsdann die Reise nah St. Petersburg ortjeben. , / i | I 11. Juni. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der ungarishen Delegation erklärte Graf Kálnoky: die Anerkennung des Prinzen Ferdinand von Coburg stehe für die Regierung troß der großen Wichtigkeit der Frage in zweiter Linie. De erreih:Ungarn suche auf der Balkanhalbinsel ledigli die möglichste Krästigung und Förde- rung der Selbständigkeit der dortigen Staaten. Auch Serbien gegenüber fann der Minister der Anregung auf Er- greifung schärferer Maßregeln nicht beipflichten. Er hoffe, die vorgestrigen Erklärungen vor der österreichischen Delegation würden in Serbien den entsprechenden Eindruck machen. Be- züglih Bulgariens erklärte der Minister nochmals, die gegenwärtigen Zustände seien fehr zufriedenstellend, ein vor- shnelles Eingreifen sei mit Rücksiht auf mögliche Folgen zu vermeiden. Der Ansiht Czernatony's von der Unvermeidlich- feit cines großen Krieges trat der Minister Gean und betonte: je größer die Gefahr, eine desto vorsihtigere Behand- lung sei geboten, bei Fragen, welche der Mehrzahl der anderen Mächte fernlägen. Der Minister konstatirte ferner, Oesterreih- Ungarn befinde sich mit England, namentlich im Orient im vollen Einverständniß, und diesen freundschaftliche Uebereinstim- mung zwischen den beiden Ländern erstrecke sih #o ziemlih auf alle internationalen Fragen. Bezüglih Jtaliens erklärte der Minister: er ei erfreut, einer steten freundschaftlichen 1E nas mit dem italieni- schen Verbündeten gedenken zu können, mit welchem ein Verhältniß des Vertrauens sowie eine Gemeinsamkeit des Bestrebens hergestellt sei, die den beiderseitigen Friedenszielen nur förderlich sein könntzn. Der Delegirte Julius Horvath sagte: er mache den Minister des Aeußeren für eine Verschlimmerung_ des Verhältnisses zwischen Oesterrei - Ungarn und Serbien nicht verantwort- li und billige dessen Prinzip der Nichteinmishung. Dem offenkundigen feindseligen Verhalten Serbiens gegenüber empfahl der Redner die Anwendung volkswirihschaftlicher und diplomatischer Jsolirung. Die Hua eines Theils der deutschen Presse gegenüber dem geplanten Ausflugder Ungarn nahBerlin veranlaßten den Redner zu dem Wunsche, der Minister möchte der öffentlihen Meinung in Deutschland dur den Vertreter Oesterreih-Ungarns in Berlin eine bessereDrientirung verschaffen. Graf Kálnoky versicherte, daß diese Expektorationen nicht bloß Seitens der deutshen Regierung nicht gebilligt würden, sondern daß, wenn anläßlich des evorstehenden Schüß enfestes oder sonst bei passender Gelegenheit eine große Anzuhl Ungarn Berlin besuchen, alsdann die Aufnahme alle Zweisel an denSympathien der Deuschen für die Ungarn besei- tigen würden. Jedenfalls sei die österreihisch- ungari] che Botschaft in Berlin an den vereinzelten Ungarn feindlichen Stimmen völlig unschuldig, denn Graf Széchényi kenne die Ungarn und halte stets seinen ungarishen Charakter hoh. Hierauf beshloß der Auss{chuß den beantragten Ausdruck der ustimmung zu der bisher verfolgten Politik sowie des ertrauens zu dem Leiter der Leßteren. ;

Im Marine-Ausschuß der ungarischen Dele- gation erwiderte der Admiral Freiherr von Sternedck auf eine Anfrage: das Geschwader, welches in deutsche Gewässer entsendet werden solle, werde aus den Schiffen „Kronprinz Rudolf“, Kronprinzessin Stefani „Franz Josef“ und „Tiger“ bestehen. Es handele si hierbei um eine Sache der Courtoisie, da in leßter Zeit zweimal deutsche, Kriegsschiffe in österreichischen Häfen erschienen seien; durh Erwiderung des Besuchs werde Ae einer deuts(herseits ergangenen Einladung entsprochen. Au eine weitere Anfrage erklärte Freiherr von Sterneck: das rauchlose Pulver werde in der Marine "bei Repetir- gewehren zur Anwendung kommen; zur Ladung größerer Geschüße habe es si vorläufig als nicht geeignet erwiesen.

Großbritannien und Frlaud.

London, 11. Juni. Wie der „Standard“ erfährt, soll nächsten Donnerstag im Carlton Club eine Versammlung der ministeriellen Partei stattfinden, in welcher die Re- gierung ihren Sr ern die Maßregeln bekannt geben wird, welche fe zur Beschleunigung der Sessions ejchäáste und Vermeidung von Obstruktion zu ergreifen beabfichtigt.

In Neufundland scheinen sih die ustände ernster

jedo die Berathung fortgesezt und die übrigen Paragraphen J

zu gestalten. Einem Kabeltelegramm aus ew-York zufolge

wurde allen zwischen canadisGen Häfen und Neufundland

. Produktion, wel{he, meist uñter ungünstigeren Verhältnissen arbeitend,

verkehrenden Dampfern bekannt gegeben, daß fie er Stande sein werden, Güter in neufundländischen Häfen zu landen, weil die Bevölkerung dieser Provinz sih weigere, lle zu zahlen, in Folge der Weigerung Großbritanniens, anzösishe Fisher aus neufundländishen Gewässern aus- “gr o Nane E a U E und die nada zurü, da fie ihre i zu löschen vermolten. N E Paris, 8. Zuni. (Str, P) aris, 8. Juni. tr. P.) Der Minister Co nstans hat ein Geseg über die Altersrenten der Arbeiter vollständig ausgearbeitet. Diejenigen Arbeiter, welche sich noch bei keiner Versicher ungsgesellschaft versichert haben, sollen hier- nah vom 25. bis zum 50. Jahre jährlih 20 bis 38 Fr. zahlen. Der Staat giebt hierzu noh einen Zuschuß von 1/z dieses Be- trages. Der Arbeiter erhält dann vom 50. Jahre an eine Rente von 240 bis 360 Fr. Nur solche Arbeiter, die jährli weniger als 3000 Franken Lohn beziehen, werden zur Ver- sens zugelassen. Wer mit seinen Versiherungsprämien im Rüdstande bleibt, verliert sein Anrecht auf die Rente nicht wenn er die shuldigen Zahlungen später noch leistet. Au für die Arbeiter, welhe sich {hon versichert haben, leistet der Staat einen Zushuß von 1/2 des Betrages für die, welhe fich eine Lebensrente ausbedungen haben, und . von 1/4 für die, welhe ein Ruhegehalt mit Wittwen- und Waisenversorgung gesihert haben. Der Minister wird einen ersten Kredit von 2 Millionen Franken verlangen, obald das Geseßz angenommen wird. Es giebt zur Zeit in ankreih 9 Millionen Arbeiter ; von denselben leisten bisher nur 28 000 Zahlungen an die Altersrenten- und Versicherungs- O Man nimmt an, daß sich nur 3 Millionen Ar- eiter versichern können oder wollen. Der Staat is daher in

der Lage, die Last, ‘welhe ihm du s Arb: 0 tragen, he ihm durch das neue Geseh auferlegt

A Schweiz. Der neue Entwurf eines s{chweizerischen Zoll- tarifs, welhen der Bundesrath entsprehend der Auf- forderung der Bundesversammlung vom 20. Dezember 1888 ausgearbeitet hat, soll nah der Absicht der Bundes- versammlung eine geeignetere Grundlage für die vor- aussihtlichch im Fahre 1891 beginnenden Vertrags- ei, mit Deutschland, Frankreih, Jtalien und Desterreih-Ungarn schaffen, als dies die gegenwärtigen in Kraft stehenden Tarifgesezge vom Jahre 1884 und 1887 zu bieten vermögen. Gleichzeitig soll dabei aber auch für eine Rae von Hauptartikeln der shweizerishen Produktion, ohne Rücksicht auf vertragsmäßige Abmachungen, ein höherer Zollschub geschaffen werden. Diese beiden Ziele werden in der Begründung der Bundesrath3-Vorlage folgender- maßen dargelegt :

_ eUmgeben von Großstaaten mit auênahmslos {uß1öUnerischer Geseßgebung, wird die Schweiz Schritt für S@ritt zu Maßnahmen gedrängt, welhe mit den freibändlerishen Traditionen niht mehr übereinstimmen. Prinzipien, denen vor einem Dezennium die Mehr- zahl der schweizerichen Bevölkerung gehuldigt, haben der Macht der Verhältnisse und dem Triebe der Selbsterhaltung weichen müssen. Die Ursachen, welche diese Wendung herbeigeführt haben, sind fo allgemein bekannt, daß ein näheres Eintreten auf dieselben nit nöthig erscheint. Man kennt genugsam die Wirkungen, welchbe das Scutzollsystem auf die Industrien der uns umgebenden Staaten auszuüben vermocht hat. Man hat erfahren müssen, daß die hohen Zölle nicht bloß dem Andrang von Außen entgegenwirken und dem eigenen Landesprodukt auf dem inneren Markt den Vorrang sihern, sondern daß durch den Schugtzoll die Inlandspreise auf einer Höhe gehalten werden können, die es ermögliht, die Ueber- produktion dem Auslande zu bedeutend reduzirten Preisen anzubieten. Die Schweiz mit ihren mäßigen Zöllen wurde für viele Artikel ein bevorzugtes Absatgebiet zum nicht geringen Schaden unserer inländischen

der Konkurrenz von Außen unter solchen Umständen niht gewachfen sein kann. Andererseits sind es dieRücksichten auf unsere eigenen, einennamhaften Theil unserer Bevölkerung beschäftigendea Exportindustrien, welhe Veranlassung zu den angedeuteten Maßnahmen geben, indem bisher Erleichterungen für unscren Export nur auf dem Wege gegenseitiger Konzessionen zu erlangen waren. Jene Maßnahmen bezwecken somit niht nur eine Ausgleihung auf nationalem, sondern auch auf inter- nationalem Gebiet.“

Niederlande.

Haag, 10. Juni. (A. Z.) Die Generalstaaten began”en heute die Verhandlungen über die Eisenbahn- konvrention. Major Seyffardt fragte: welche Autorität die Regierung in Kriegszeiten über die Eisenbahnen haben werde.

Rumänien.

Bukarest, 12. Juni. (W. T. B.) Gegenüber der von dem „Timpul“ gebrahten Nachricht, daß die Regierung in Folge der Erhöhung des Maiszolles in Frankreich die Zölle auf französishe Seidenwaaren und Parfümerie- waaren erhöhen werde, erklärt die „zZFndépendance Roumaine“: das Ministerium habe hierüber noch keinerlei Ent- \sheidung getroffen, möglicherweise werde sie aber die Ermächtigung der Kammer hierzu nachsuchen.

Serbien.

Belgrad, 11. Juni. Laut Meldung der „Agence de Belgrade“ hätte die serbishe Regierung ihrem Gesandten in Wien Behufs Mittheilung an den Grafen l noky eine Note übersandt, in welher aus- g werde, die Erklärungen Käálnoky's in den

elegationen, Serbien betreffend, hätten die Regierung- lebhaft betrübt; die getroffenen wirthschaftlihen Maßnahmen bezweckten aus\{ließlich eine Besserung der Produktivkraft und der Staats nanzen Serbiens, keineswegs aber eine Shwächung der freundschaftlichen Beziehungen zu der Nachbar-Monarchie ; die

altung eines Theiles der serbischen Presse werde auch Seitens der

egierung verdammt und fönne kein Argument sein, um der radikalen Strömung in Serbien feindselige Abfichten gegen Oesterreih-Ungarn zuzuschreiben. Uebrigens bleibe Serbien, selbst nah den Erklärungen Kälnoky's und ungeachtet der dem bestehenden Vertrag niht entsprehenden Repressivmaßregeln in Betreff der Schweineeinfuhr, seinen früheren Eiklärungen loyaler Freundschaft gegenüber der Nahbar-Monargie getreu und könne durchaus nit anérkennen, daß es absihtlih oder unabsichtlich das Mindeste begangen pre: was geeignet sei, diese freundschaftlihe Reziprozität zu beeinträchtigen.

Bulgarien. Sofia, 11. Juni. (W. T. B.) Der Staatsanwalt

wahrscheinlih schon nächste Woche seine Entscheidung geben

können. Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 9. Juni. (R. B.) Die Bill, welhe Ausländern verbietet, Land in den Vereinigten Staaten eigenthümlich zu besißen, gelangte heute vor den juristishen Aus\chuß des Reprä- jentantenhauses. In den beigefügten Erläuterungen wird erwähnt, daß gewisse europäishe Adelige, zumal englishe, 21 000 000 Acres Landes in den Ver- einigten Staaten besißen. Wie viel Land nict-adelige Ausländer ihr eigen nennen, i niht bekannt. Mehrere Fälle werden mitgetheilt, in welhen in England wohnende britische Unterthanen große Ländereien besißen, von deren Verpachtung sie jährlih Einnahmen beziehen. Die Bill sucht zu verhindern, daß Gutsherren im Auslande leben. Argentinien. Buenos Aires, 9. Juni. (Times.) M der Situation hat fich ein ernster und gänzli unerwarteter echsel vollzogen. Jn den am Freitag und Sonnabend unter dem Vorsiß des Präsidenten Dr. Celman abgehaltenen Kabinetsberathungen wurde Señor Uriburu's Finanzplan einschließlih der Beseitigung des Direktoriums der Nationalbank einstimmig gebilligt, und die englische Anleihe würde heute geregelt worden sein. Gestern indeß lehnte es Präsident Celman plößlih ab, die Entlassung des Direktoriums zu genehmigen, und Señor Uriburu trat zurück, Señor Juan Augustin Galcia wurde zu seinem Nachfolger ernannt.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (15.) Sißung des Reichstages, welcher der Staats-Minister von Boetticher, der Staats)ekretär des Auswärtigen Amts Freiherr von Marschall, der sächsishe Ge- sandte Graf Hohenthal, Major Liebert u. „A. beiwohnten, wurde zunächst die Berathung des von dem Abg. Broemel eingebrahten Antrages auf Vorlegung eines Geseß- entwurfs, betreffend die schließlihe Entscheidung von Rechtsfragen in Zollsahen auf dem Rechts- wege oder im verwaltungsgerichtlichen Verfahren, fortgeseßt.

__Aóvg. Goldschmidt befürwortete den Antrag unter Hinweis auf einzelne Fälle von ungerehtfertigter Bemessung des Zollsayes, besonders unter Anführung des Falles, in welchem Faßbodentheile als fertige Böttcherarbeiten zu hoh verzollt sind. :

__ Abg. Hammacher beschwerte sfich auch über die Zustände bei Entscheidung von Zollstreitigkeiten. Die Entscheidungen des Bundesraths dauerten viel zu lange.

Die Abgg. Rintelen und Shumacher erklärten sich gloichfalls für den Antrag, welcher nah einem Schlußwort des Abg. Broemel gegen die Stimmen der deuts{konservativen Partei und der Reichspartei angenommen wurde.

Darauf seßte das Haus die zweite Ns des Ent- wurfs eines Geseßes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts-Etat für das Etats- jahr 1890/91, bei der Position für Ost- Afrika fort.

l ea Rus des Blattes nahm Abg. Dr. Windthorst ort.

(Der Schlußbericht über die gestrige Sißzung des Reichs- tages befindet sfich in der Ersten Beilage.)

In der beutigen (73) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, welcher am Ministertishe der Staats-Minister Dr. von Schelling nebst Kommissarien beiwohnte, wurde der vom Herrenhause in abgeänderter Fassung zurückgelangte Geseßentwurf , enthaltend Bestimmungen über das Notariat und über die gerichtliche oder notarielle Beglaubigung von Unterschristen oder Hand- zeichen, auf Antrag des Abg. Olzem en bloc angenommen. Die Wahl der Abgg. Biesenbach und Wenders im 4, Wahlbezirk des Regierungsbezirks Düsseldorf wurde für gültig erklärt, die Wahl des Abg. von Selle im 4. Wahl- ezirk des Regierungsbezirks Marienwerder beanstandet und verschiedene Echebungen über die Behauptungen des Protestes beschlossen. / Es folgten mündlihe Berichte der Kommission für Petitionen, der Kommission für die ie der Kommission für das Justizwesen und der Kommission für das Unterrihtswesen über Petitionen. Die Petition der Handelskammer zu Koblenz wegen B e- freiung der Krankenkassen von der Stempelsteuer für empfangene Geschenke wurde ohne Debatte auf Antrag der Petitionskommission, Namens deren der Abg. Motty den Bericht erstattete, mit Rücksicht auf die im Finanz-Ministerium s{webenden Verhandlungen wegen Erlaß einer Novelle zum Sees der Regierung als Material überwiesen. ezüglih ‘der Petition des Kossäthen Dankwarth in Mönkwitg wegen ee des Abschnitts II[T des Ab- löfungsgeseßes vom 2. März 1850 auf Neuvorpommern und Rügen beantragte der Berichterstatter Abg. Knebel:

Die Petition zur Zeit für niht genügend aufgeklärt zu er- achten, sowie die Königliche Staatsregierung zu ersuhen, den Um- fang des zur Au?dehnung des 111. Abschnittes des Ablösungsgeseßtzes vom 2. März 1850 auf Neuvorpommern und Rügen bestehenden Bedürfnisses näher feststellen und das Ergebniß der Erwittelungen zur K:nntniß des Landtages bringen zu wollen.

Der Abg. Neukirch stellte dagegen den Antrag, die Petition der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen. :

Das Haus beschloß nah dem Antrage Neukirch.

Ueber die Petition von Gutjahr und Genossen, Mitgliedern der Gemeinde Buchholz, wegen anderweiter Regelung ihrer Besißverhältnisse ging das Haus, dem Antrage des Berichterstatters Abg. Brandenburg entsprehend, zur Tagezordnung über. j

Ueber die Petition der Deputirten des Neulander Deichverbandes wegen Vergütung d.r im Jahre 1875 durch Hochwasser entstandenen Schäden erstattete an Stelle des Abg. Spangenberg der Abg. Dr. Dünkelberg den Be- riht. Derselbe stellte den Antrag:

Die Petition mit Rücksicht auf das neuerdings beigebrachte Material der Königlihen Staatsregierung zur nochmaligen Er- wägung zu überweisen. L J

Abg. Friedri chs empfahl diesen Antrag.

Regierungs-Kommissar Geheimer Regierungs-Rath Frei-

Markof f überreichte heute dem E en aff ena nete seine Eingabe gegen die wider Panißa und Kolobkoff ergangenen Urtheils\prüche. Der Kassationshof wird

herr von Wilmowski erklärte, daß die beantragten Er-

rüdsihten alles {hon geschehen sei, was Seitens der Regierung geidepen konnte. Es empfehle fich Uebergang zur Tages- ordnung.

Der Antrag der Kommisfion gelangte zur Annahme.

Ueber die Petition des Gerichts-Aktuars Schlimm in Königstein wegen Regelung der Gehalts- und Anstellungs- verhältnisse der jüngeren Justiz-Subalternbeamten wird zur Tagesordnung übergegangen.

- Nachdem noch mehrere Petitionen erledigt waren, {lug der Präsident dem Hause vor, sih zu vertagen.

bg. Jürgensen (zur Geschäftsordnung) bedauerte,

daß eine Sprahtafel für Schleswig, die von dem Abg. Johannsen überreiht worden, erst gestern Abend vertheilt worden sei; dieselbe sei thatsählih unrihtig und könne nun niht mehr in öffentliher Verhandlung forrigirt werden. __ Der Präsident gab hierauf die üblihe Geschäft s- übersicht über die abgelaufene Session.

__ Sodann nahm Abg. von Gneist zur Geschäftsordnung, wie folgt, das Wort: _ Herr Präsident, wollen Sie mir erlauben, mich einmal als“ ältestes Mitglied des Hauses zu geriren; ich bin wenigstens der Senior na dem Dienfstalter. Es geschieht nur, um die fehr angenehme Pflicht zu erfüllen, unserem hochverehrten Präsidenten für die unerschüiterliße Unparteilichkeit, für seine unwandelbare Unermüdlihkeit und für sein uner- \chütterliches Woblwollen für alle Seiten des Hauses unseren wärmsten Dank zu fagen. Dark ich Sie-bittea, dur Aufstehen den Dank auês- zudrücken. (Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Hauses. Die Mitglieder erheben sich )

Der Präsident dankte mit folgenden Worten:

Ich danke Ihnen Allen für das Wohlwollen, welches Sie mir in diesem Augeublick wie im Laufe der canzen Session baben zu Theil werden laffen. Ich darf sagen, daß Sie mir dadur die Last der Gescbäâfte erleihtert haben. Ich danke insbesondere meinen beiden Kollegen im Präsidium, den Herren Quästoren Schriftführern, die mich bei Vollbriagung der Geschäfte stets bereitwilligft und wirkfsamst unterftüßt haben. Ich fordere Sie endlich auf, daß wir wie immer bei Beginn und bei Sch6luß der Sißungen auch heute uns trennen unter dem Rufe: Se. Majestät der Kaiser undKönig, unser Allergnädigiter Herr, lebe hoh, hoh und wiederum hoh! :

Die Mitglieder stimmten dreimal lebhaft in diesen Ruf ein.

Schluß der Sißung 21/2 Uhr.

(Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Herren-

hauses und des Hauses der Abgeordnenten befinden sih in der Ersten Beilage.)

und Herren

Die nächste Plenarsißung des Herrenhauses findet Freitag, Vormittags 11 ee statt. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Nohmalige Abstimmung über den Aatrag der Agrar-Kommission auf Annahme ciner Resolution zu dem Geseßentwurf, betreffend die Entschädigung für an Milzbrand gefallene Thiere. 2) Einmalige Schlußberathung des Geseß- entwurfs über Rentengüter ; Berichterstatter: Graf zu Eulen- burg: Prassen. 3) Mündlicher Bericht der IX. Kommission über den Geseßentwurf, betreffend die Unterhaltung der nit schiffbaren Flüsse in der Provinz Schlefien; Bericht- erstatter : Graf von Frankenberg. 4) Bericht der Matrikel- Kommission; Berichterstatter: von Winterfeldt-Menkin. 5) Mündlicher Bericht der Kommission für Geschäftsordnungs- Angelegenheiten über die Anträge auf strafrehtlihe Ver- folgung von Zeitungen wegen Beleidigung*des Herrenhauses; Berichterstatter: Mueller. 6) Mündlicher Bericht derselben Kommission über den Antrag des Grafen von Frankenberg auf Abänderung der Geschäftsordnung; Berichterstatter: Bötticher.

Die Mitglieder beider Häuser des Landtages sind durh ein Schreiben des Vize-Präsidenten des Staats-Ministe- riums Dr. von Boetticher Behufs Entgegennahme einer Aller- höchsten Botschaft auf Freitag, den 13. Juni cr., Nachmittags 3 Uhr, nah dem Sigzungssaale des Hauses der Abgeordneten zu einer vereinigten Sißung eingeladen worden.

Kunft und Wiffenschaft.

ckx Wie wir hören, ist die Zusammenkunft der Landes- kommission zur Berathung über Verwendung der Fonds für Kunstzwecke in diesem Jahre für die zweite Hälfte des September in Aussicht genommen. Bezüglich der Ergebnisse ihrer früheren Berathungen ist hervorzuheben, daß von den in neuerer Zeit zur Ausführung bestimmten monumentalen Arbeiten der Brunnen für die Stadt Erfurt so weit gefördert ist, daß er demnächst vollendet sein wird. Er ist von dem Berliner Architekten Stöckhardt entworfen; besonderes Jnteresse gewähren die bildnerischen Bestandtheile von Heinz Hoffmeister, welche in N Kupfer durch Huwald in Braunschweig ausgeführt werden.

Ferner hat die zum Gedächtniß Jhrer Majestät der hoch- seligen Kaiserin Augusta beschlossene Ausmalung der Ania der Augusta-Shule in Berlin ihren glücklihen Anfang genommen. Das Hauptbild, welches die edelsten weiblichen Tugenden darstellt, von Professor Mohn in Casein-Technik ausgeführt, ist vollendet. Die ganze Arbeit wird vorauss\ihtlich noch in diesem Jahre zu Ende geführt werden.

Von dem großen für den Schloßplaß bestimmten Brunnen sind in der Gladenbeck'schen Gießerei in Friedrihs- hagen die Haupttheile im Guß fertig; die Arbeiten für die Fundamentirung des Brunnens werden voraussichtlich noch in diesem Jahre beginnen, so daß die Aufstelung im nächsten Fahre zu gewärtigen ift.

Zur Vervollständigung der Statuenreihe in der Vorhalle des alten Museums wird demnächst die Porträtfigur des Jacob Asmus Carstens ausgeführt werden; es is zu diesem Zweck eine engere Konkurrenz untec drei hiesigen Bild- hauern ausgeschrieben worden.

Ferner läuft demnächst die Frist einer interessanten Kon- kurrenz auf bildhauerishem Gebiet ab, welche einen Ersaß für die Gardes du Corps-Figuren vor dem Schloß in Charlottenburg zum Gegenstand hat. Bekanntlich sollen diese Faure von der Shwadron bei ihrer Uebersiedelung nah Potsdam mitgenommen werden; an ihre Stelle sollen Gruppen treten, welhe in stilistisher und gedanklicher Be- ziehung gu dem Schlosse stehen. Die Wahl des Stoffs ist für diese Konkurrenz freigegeben. :

Die Errichtung eines Denkmals für den Bischof Bern- ward in Hildesheim ist der Ausführung dadur näher gerüdt, daß der Vertragsabshluß mit dem Bildhauer Harter

wägungen bereits wiederholt stattgefunden und aus Billigkeits-

in Berlin unmittelbar bevorsteht.