1890 / 160 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

noch eine Weile, bis Se. Majestät der König Oskar am Empfangspavillon mit Seinem Gefolge ershien, um Sich in der Königlihen Schaluppe nach dem Flaggschiff ein- zuschiffen. Laute Hochrufe begrüßten den Königlichen Landes- herrn, welcher die deutsche Admiralsuniform mit dem großen Bande des hohen Ordexs vom Schwarzen Adler angelegt hatte. Sobald das Königsboot von der Landungstreppe abstieß, salutirten sämmtliche deutschen Kriegsschiffe, und an Bord des „Kaiser“ fand bald darauf die erste Begrüßung beider Monarchen ftatt. Hier nahm König Oskar auch die Vorstellung mehrerer Offiziere entgegen und ver- weilte ungefähr eine Viertelstunde bei Seinem Kaiserlichen Gaste, um darauf vorerst mit Seinem Gefolge nach der Landungstreppe zurückzukehren und hier den Kaiser und König zu erwarten. Allerhöchstderselbe folgte alsbald in dem blauen Kaiserboot dem Könige und legte, von tausendstimmigen Hurrahrufen begleitet, die Strecke bis zur Landungs- treppe unter dem Salut der Geschüße zurück, immer dur neue Ovationen des Publikums auf den Spalier bilden- den Schiffen und den Tribünen begrüßt. Blumenbouguets wurden wiederholt auf di-ser Fahrt in das Wasser als Zeichen der Liebe und Verehrung geworfen, und als der Kaiser und König dem Boote entstieg und hiec vom König empfangen wurde, umarmten und küßten Sich beide Monarchen mehrfah, worauf die Zeugen dieser ergreifenden Scene in abermalige donnernde Hochrufe ausbrachen. Dann nahm der Kaiserliche Gast des norwegishe: Königspaares in dem prachtvollen Empfangspavillon eine Begrüßungs- ansprache des Bürgermeisters Christie huldreichst entgegen und dankte demselben in warmen Worten. Bei der üblichen Vorstellung reihte Se. Majestät, Allerhöhstwelcher die deutsche Admirals-Uniform mit dem großen Bande des norwegishen St. Olaf-Ordens angelegt haite, jedem Einzelnen die Hand und schritt dann die Front der Ehren-Compagnie ab, während die Musik zuerst die deutshe Nationalhymne und dann einen norwegishen Marsch spielte. |

Hierauf wurden die Königlichen Wagen bestiegen und der imposante Zug sezte sich in Bewegung. Vorauf der zu des Kaisers und Königs Majestät kommandirte Dienst, dann zwei Vorreitec in Gala und hierauf die sechs\pännige Equipage mit den beiden Majestäten, zur Seite der Ober-Hofstallmeister Sverdrup reitend. Hinter der Kaiserlichen Equipage folgte eine Abtheilung Kavallerie und dann Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrih von Preußen und Se. Hoheit der Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin sowie Se. König- lihe Hoheit der Prinz Eugen von Shweden und Norwegen in vierspännigem Wagen. Fn weiteren Vierspännern folgten : im ersten Wagen der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Freiherr Marschall von Bieberstein, der Leibarzt Sr. Majestät General- Arzt Professor Dr. Leuthold und der Flügel-Adjutant Oberst: Lieutenant von Kessel; im zweiten Wagen : der Ober - Hof- und Hausmarschall Graf zu Eulenburg, der Chef des Militär-

kabinets, General-Adjutant General-Lieutenant von Hahnke, | der Flügel-Adjutant Major von Hülsen und der Legations- j

Rath von Kiderlen-Wächter, im dritten Wagen dec Chef des Civilkabinets, Geheime Kabinet s-Rath Dr. von Lucanus, der Kommandant des Hauptquartiers General-Lieutenant vonWittich,

dec Oberst-Lieutenant von Weise und der Kapitän-Lieutenant j

von Basse, im vierten Wagen der General á la suite, General- Major Graf von Wedel, der Gesandte Graf Philipp zu Eulenburg und die Kapitän-Lieutenants Siegel und Freiherr von Plefsen, im fünften Wagen der \{wedis{-norwegishe Gesandte von Lagerheim aus Berlin, der Chef des Marinekabinets, Flügel- Adjutant Kapitän zur See Freiherr von Senden-Bibran, der persönliche Adjutant des Prinzen Heinrich von Preußen Premier- Lieutenantvon Rüxleben u. st. w. Ueberall wurden auf dem Wege bis um Schlosse vor dem Wagen, in welhem Fhre Majestäten t befanden, Blumen gestreut, und des lautesten Fubels, Hurrahrufens und Tüchershwenkens war kein Ende.

__ Bei der Ankunft auf dem Königlichen Schlosse empfing die Musik der Norske Garde den Kaiser und König mit der deutschen Nationalhymne. Der Monarch schritt die Front ab und ließ dann die Truppen defiliren. Jm Schlosse selbst erwartete Jhre Majestät die Königin den Kaiserlichen a und begrüßte Allerhöch stdenselben in liebenswürdigster

eise.

S DOrUN zeigten sih dann später noch beide Monarchen auf dem Balkon des Königlihen Schlosses und an einem ps der für des Kaisers und Königs Majestät eingerichteten

immer. Abends fand Familientafel statt.

Eine besondere Ueberrashung wird Sr. Majestät dem Kaiser und Könige dur den General-Musikdirektor der norwegischen Truppen, Ole Olfen, dadurch bereitet werden, daß derselbe den von ihm instru mentirien Kaisermarsh des Lieutenants von Chelius in Pot sdam bei Gelegenheit der morgen statt- findenden Galatafel im Königlichen Schlosse zu Gehör bringen und von der von ihm dirigirten Musiikapelle alle Lieb- lingsmärsche des Kaisers und Königs aus früherer Zeit spielen lassen wird. Auch hat dieser vortrefflihe norwegische Musiker zu Ehren des Kaisers einen eigenen „Honneur- Marsh“ komponirt, mit welhem des Kaisers und Königs Majestät nah erfolgter Landung begrüßt wurde.

Ueber den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Christiania meldet „W. T. B.“ weiter: Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Oskar statteten am Donnerstag dem Schlosse Oskar- all auf Bygdö einen Besuch ab, wo Allerhöchstdieselben von hrer Majestät der Königin begrüßt wurden. Das ouper wurde daselbst um 7 Uhr eingenommen. Eine über- aus zahlreihe Menschenmenge brachte den Majestäten stürmische Ovationen dar.

_ Ferner wird von „W. T. B.“ über den gestrigen Tag berichtet : __ Donnerstag Nachmittag gaben die in Christiania an- sässigen Deutschen zu Ehren der Offiziere der deutschen Flotte und des Kaiserlichen Gefolges im Saale des „Logebygningen“ ein großartiges Fest. Ein Theil der Fest- lichkeiten wurde auf den für diesen Zweck vom Kriegs-Ministerium zur Verfügung gestellten oberen Wällen der Feluna vecanstaltet. Das Fest verlief in glänzender Weise. Den ersten Toast brachte der deutsche Generalkonsul Freiherr von Oerßen auf Jhre Sglestäten den Kaiser Wilhelm und den König Oskar aus. Sodann toasteten Kaufmann Koelzow auf die deutsche Marine und Vize - Admiral Deinhardt auf die Kameradschaft „in der deutschen und norwegischen Flotte, ferner ein Mitglied des deutschen Comités, Boy, auf den norwegischen Staats-Minister Stang. Nachdem noch verschiedene andere Trinksprüche ausgebracht worden, toastete Contre-Admiral Schröder auf die norwegische Marine, worauf der Chef des

Departements der Landesvertheidigung Oberst Hoff auf ewige Freundschaft zwishen den norwegischen und deutschen Land- und Seetruppen trank. Namens der anwesenden Vertreter der deutschen Presse spra der Korrespondent des „Deutschen Reichs-Anzeigers“ de Grahl den Dank für die ihnen bereitete außerordentlich liebenswürbige Aufnahme aus und trank Angesichts der Einigkteit Deutschlands auf dessen Brudervolk in Norwegen.

Jn der am Donnerstag unter dem Vorsiß des König- lih bayerishen Bevollmächtigten, Gesandten 2c. Grafen von Lerchenfeld und Köfering abgehaltenen Plenarsißzung erth:ilte der Bundesrath dem Entwurf eines Geseßes, be- treffend die Gewerbegerichte, den Geseßentwürfen wegen Fest- stellung eines zweiten und eines dritten Nachtrages zum Reichs- haushalts-Etat für 1890/91 nebst Anleihe-Gesegentwurf und dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Konsulargerichts- barkeit in Samoa, mit den vom Reichstage zu diesen Gesezzntwürfen beshlossenen Abänderungen die Zustimmung. Ferner wurden genehmigt: der Entwurf zu Vorschriften über die im Jahre 1890 vorzunehmende Volkszählung, der Ent- wurf zur Abänderung der Bestimmungen über die statistische Aufnahme der Dampfkessel und DampfataiGiuen vom 14. De- zember 1876 mit dem zu demselben gestellten Antrage der Ausschüsse für das Seewesen und für Handel und Verkehr, der Antrag des Ausschusses für Handel und Verkehr, be- treffend vie Herbeiführung gemeinsamer Grundsätze für die Genehmigung und Revifion der Dampfkessel, die An- träge der Ausschüsse für Zoll: und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, betreffend die Shwundvergütung für Branntwein-Reinigungsanfstalten, und betreffend die Lagerfrift für Weintheilungslager, und der Entwurf einer Verordnung wegen Ausdehnung von Zollermäßigungen in den Tarifen zu dem deutsch - italienishen und dem deutsch - spanischen Handels- uud Schiffahrtsvertrage auf Marokko. Die obersten Landes-Finanzbehörden wurden ermächtigt, die Anmeldung der mit dem Anspruh auf Vergütung der Zucker- steuer auszuführenden oder niederzulegenden Zuckerfabrikate unter gewissen Vorausseßungen auch bei einer zur unbe- shränklen Abfertigung von Zucker nicht befugten Amtsstelle zu gestatten. Mit der von der Privatbahn-Berufsgenossen- haft beantragten Vereinigung der Schiedsgerichtsbezirke Berlin, Hamburg und Erfurt zu einem Schied3gerichtsvezirke erklärte sich die Versammlung einverstanden. Eine Eingabe, betreffend die Verfälshung von Schweineshmalz und den Vertrieb von Sparfett, wurde dem Herrn Reichskanzler, der in diesem Jahre erstattete Bericht der Reichs\hulden-Kommission, welher dem Reichstage vorgelegen hat, dem Aus\{huß für Rechnungswescn überwiesen. Das vom Reichstage angenommene Gesetz, betref- fend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, wird zur Allerhöchsten Vollziehung vorgeleat werden. Endlich wurde über mehrere Eingaben in Zoll: und St: uer-Angelegenheiten, über Gesuche von Steuerleuten um bie: zur Schifferprüfung sowie von Maschinisten IT. Klasse zur N der Maschinen von Seedampfschiffen in ostasiatisher Fahrt Beshluß gefaßt.

Durch den Staatshaushalts:Etat für 1890/91 find die Geldmittel bewilligt worden, welche erforderlih find, um die Stellen der Kreis-Wachtmeister der Landgendarmerie in solche für Ober-Wachtmeister umzuwandeln. Demgemäß sind die Kreis-Wachtmeisier, und zwar diejenigen, welche am 1. April 1890 bereits definitiv zu Kreis - Wacht- meistern bestellt waren, vom 1. April 1890 ab und die- jenigen, welhe zu einem späteren Termine definitiv zu Kreis-Wachtmeistern bestellt sind, von diesem Termine ab zu Ober-Wachtmeistern Seitens des Chefs ver Land- gendarmerie ernannt worden. Den nunmehrigen Dber-Wacht- meistern wird auf die Zeit vom Tage ihrer Ernennung zu Ober-Wachtmeistern ab, an Stelle des bisherigen Gehalts von je 1200 M einshließlich 150 4/4 Remontegeld jährlih und der Au anau ae von 225 M jährlih, das Gehalt der Ober-

ahtmeister von 1650 4 einshhließlih 150 ( Remontegeld, jährlich gezahlt werden.

In einer Verfügung, betreffend die Abhaltung öffent- liher Tanzlustbarkeiten, hat der Minister des Jnnern sih dahin ausgesprochen, daß es nicht zweckmäßig erscheine, die Tage, an welchen öffentlihe Tanzlustbarkeiten statthaft sein sollen, für das ganze Jahr im Voraus zu bestimmen und öffentlih bekannt zu machen.

Der Jnspecteur der 1. Pionier-Jnspektion , General- Lieutenant von Bergen, hat si mit längerem Urlaub nah dem Ostseebade Zinnowitz begeben.

Der Regierungs-Assessor Schickert zu Aachen ist mit der kommissarishen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Niederung, Regierungsbezirk Gumbinnen, beauftragt worden.

Der Regierungs-Assessor Max Engelhard ist der Königlichen Regierung zu Gumbinnen und der Regierungs- Assessor Willy Engelhard der Königlihen Regierung zu Merseburg überwiesen worden.

Der „Marinebefehl“ enthält folgende Mittheilungen über

Schiffebewegungen. (Das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunst daselbst, nah dem Orte Abgang von dort):

S. M. Vermefssfhrzg. „Albatroß“ 23./6. Wilhelmshaven. (Post- station: Willelmshaven.) S. M. S. „Alexandrine“ 25./4. Apia 1/o. Marschall-Inseln. Apia. (Poststation: 1./7. Sydney | Australien].) S. M. S. „Ariadne“ 8./5. Norfolk (Virginia). 18./6. Heimreise Plymouth. (Poftfstation: asserviren) S. M. S. „Blücher“ Kiel (Poststation: Kiel.) S ‘M. S. „Carola“ 17./2. Sansibar. (Poststation: Sansibar.) S. M. Av. „Grille“ 15 /6. Danzig 18 /6. 21./6, Warnemünde 21.,/6 21,/6. Kiel. (Post- station: Kiel.) S. M. Krzr. „Habicht“ 4./5. St. Paul de Loanda 10./5, Kamerun. (Posftstation: Kamerun.) S. M. Fhrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. S. M. Yacht „Hobenzollern" 26./4. Kiel 22./6. 28 /6. Helsingör 30/6. Christiania. (Poststation: bis U Christiania, vom 4./7, ab Bergen [Norwegen].) S. M. Knbt. „Hvâne“ 5/6. Mossamedes 7./6. 27./6. Port Nolloth (Cap- folonie). ‘— 29,/6. Capstadt 26 /7. (Poststation: bis 3./7. Cap- stadt, vom 4./7. ab Kamerun.) . M. Av. „Jagd“ Kiel. (Poît- station: bis 5./7. Kiel, vom 6./7. ab Bergen [\Norwegen!.) S. M. Knbt. „Iltis“ 24,/5. Yokosuka 18./6. Yokohama. (Poftstation: ongkong.) S. M Fhrzg. „Loreley“ 24./5. Konstantinopel. (Poft- tation: Konstantinopel) S. M. S. „Luise* Kiel 11/6. 19./6. Eernförde 25./6. 28./6. Dofid: (Postftation: Kiel.) S. M. S. „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation; Wilhelmshavén.) S. M.

Bifbrg. Mücke*“ Wilhelmsbaven. (Poststation: Wilbelmshaven.) . M. Fbrzg. „Nathtigal“ Kamerun. (Poststation : Kamerun.) S. M. Vermefsfhrzg. „Nautilus* 28./6. Kiel. (Poststation: Kiel) S M. S. „Niobe“ 13./6. Leith 19/6. 29./6. Dartmouth. 14 /7. Christiansand. (Poftstation: bis 11./7. MittagsDartmouth [England], vom 11./7.Na6m. ab Ghriftiarsand iNorwegen].) S. M. S. „Nirxre“ Ki-l 10./6. 21 /6. Dartmouth 17./7. (Poststation: Dartmouth [England] ) S. M. Khrzg. „Otter“ Kiel. (Poftstation: Kiel.) S. M. Minenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Postftation: Kiel.) S M. Brigg „Rover“ Kiel 11./6. 20/6. Warne- münde 24/6, 27./6. Saßnitz 28./6. (Postftation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe* 19./4 Sansibar. (Poftstation: Sansibar) S. M. Pzfhrzg „Siegfried“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Sperber“ 8./6. Sydney. (Poststation: Apia [Auftralien].) S. M. Krzkorv. Victoria“ 20./6 Wilhelmshaven. (Posftstation: Wilhelms- haven.) S. M. Knbt. „Wolf“ 30./5. Nagasaki 17./6. Skanghai 30./6. Port Hamilton (Korea). (Poststation: Hongkong.) Kreuzer- Geihwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschif) 6/6. Manila. 11/6, 17./6. Singapore. (Poststation: asserviren.) . M. S. eSophie“ 2./6. Hoihow 5/6. 14,/6, Singapore. (Post- station: Merpiran Manröverflotie: 1. Division (Manöver - Ge-

: S. M. Pisch. „Baden“ (Flaggshif), S. ‘M.

¿\ch. „Bayern, S. M. Pzsch. „Oldenburg“, S. M. Pzsh. „Württemberg“, S. M. Av. „Zieten“, 2. Division (Uebungs- Ge1chwader): S. M. Pisch. „Kaiser“ (Flaggsiff), S. M. Pis. „Deuts{land“, „S. M. Pzsch. „Friedrih der Große“, S. M. Pzs. „Preußen“ , S. M. Av. „Pfeil“ 13./6. Zoppot 18./6. 20./6. Kiel 27./6. Helsingör Christiania. S. M. S. „Irene“ 27 /4. Kiel 27./6. Helsingör Christiania. (Poftstation: bis 3/7. Christiania, vom 4./7. ab Bergen [Norwegen]}). Torpedoboois-

lottille: S. M Av. N (Flottillenfahrzeug), S M. Torpedo-

ivisionsboot „D 1“, S. M. Torpedoboote „8 8°, „8 9“, „810“, eS 11°, „S 12°, „S 13“ (1. Torpedoboots-Division) 24/5. Neufahr- wasser 18./6. 19./6. Swinemünde 20/6. 21./6. Warnemünde 23 /6. 23./6. Kiel. S. M. Torpedo-Divisionsboot „D 5“, S. M. Torpedoboote „S 21°, ,8 38°, 842°, „843°, „845, „8 46“ (2. Torpedoboots- Division) 24/5. Neufahrwasser 18/6. 19./6. Swinemünde 20./6. 21./6. Warnemünde 23./6, 23./6. Kiel. (Poststation: Kiel.) :

_Ablöfungstransporte: für S. M. Kbt. „Wolf“: Heimreise Reichspostdpfr. , Braunschweig“ 16./6. Shanghai 28./6, für S. M. S. „Leipzig“ und „Sophie“: Ausreise Dpfr. d. Nordd Lloyd , Kronprinz Friedri Wilhelm“ Wilheltinshaven 24.,/5. 5./6, Port Said 6./6. 24 /6. Singapore. Heimreise: Singapore 1./7. Ausreise Reichs- poitdpfr. „Sachsen“ Bremerhaven 28 /5., für S. M. S. „Carola“ und S. M. Krzr. „SHvmwalbe“: Yugêreise Dpyfr. d. Nordd. Lloyd „Adler“ Bremerhaven 31./5. 13./6. Port Said 14/6. 29./6. Sansibar. Heimreise: Sansibar 3 /7.

Vayern.

München, 2. Juli. Fhre Königliche Hobeit die Herzogin Max Emanuel ist, ‘der „Allg. Ztg.“ zufolge, gestern von einem Prinzen glüdcklih entbunden worden. Nach dem heute ausgegebenen Bulletin befinden sich die Frau Herzogin und der neugeborene Prinz in erwünschtem Wohlsein.

Sachsen.

_Leipzig, 3. Juli. (Leipz. Ztg.) Zu mehrstündigem Besuch trafen heute Morgen mit dem fahrplanmäßig 10 Uhr 34 Minuten hier ankommenden S@nellzuge Jhre Majestäten der König und die Königin in Begleitung des General- Majors Freiherrn von Hodenberg und der Hofdame Gräfin von Einsiedel in unserer Stadt ein. Zum Empfange hatten sich auf dem Dresdner Bahnhofe eingefunden: Jhre König- lihen Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Mar, der General-Lieutenant von Holleben, der Kreishauptmann von Ehrenstein, der Rector magnificus Prof. Dr. Wundt, der Senats - Präsident am Reichsgeriht Dr. Drechsler, der Ober-Reichsanwalt Tessendorf, der Ober-Bürgermeister Dr. Georgi, der Landgerichts-Präsident Priber sowie mehrere andere hochgestellte Militär- und Civilpersonen. Jhre Maje- stäten begrüßten die Anwesenden huldvollst, beehrten mehrere derselben mit Ansprachen und begaben sich sodann nach kurzem Verweilen im Königszimmer des Dresdner Bahnhofes, zu Wagen nach dem reihgeschmüdckten Hotel Fürstenhof. Die Rückreise Allerhöchstderselben ist auf 3 Uhr 5 Minuten Nach- mittags angeseßt.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Juli. Ucber den gestrigen Empfang hrer Majestäten des Königs und der Königin in riedrihshafen berihtet das dortige „Seeblatt“:

Die Beamten und die Geistlichkeit von bier, sowie Ober-Amt- maun Uebberr von Tettnang, die bürgerlihen Kollegien, die Schüler mit ihren Lehcern und ein außerecrdentlih ¿zablreihes Publikum hatten f auf dem Bahbnhofplaß zum Empfang aufgestellt. Bei Einfahrt des Extrazuges ertönte Glocktengeläute und Kanonendonner, und als Ihre Majestäten auf dem Bahnhofvorplatß erschienen, brachte Stadt- \chultheiß Schmid ein How auf Höwstdieselben aus, welches be- geisterten Wiederhall fand. Die Stadt hatte geflaggt, die württem- bergiihen Schiffe zeigten sh im Festschmuck und gaben den aanzen Tag während der Ein- und Ausfahrt vor dem Königlihen St&loß ihre Salutschüsse ab.

Baden.

Karlsruhe, 2. Juli. (Karlsr. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist gestern Abend wieder in Freiburg eingelroffen. Heute Nachmittag kam Jhre Königliche Hoheit die Herzogin von Genua, geborene Prinzessin Elisabeth von Sachsen, zu längerem Aufenthalt in Baden - Baden an. Höchstdieselbe wurde am Bahnhof von den Großherzoglichen Herr Falten empfangen und zu Höchstihrer Wohnung in der Villa Wilhelma geleitet. Auh Fhre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin und Se. Hoheit der Herzog von Nas Pu trafen Nachmittags aus Königstein in Baden-Baden ein. Se. Königliche Hoheit der Großherzog war zum Empfang des hohen Besuches am Bahnhofe anwesend und eleitete denselben zum Großherzoglihen Schlosse. Die Herr- shaften werden bis morgen in Baden verweilen.

Mecklenburg-Schwerin.

Schwerin, 3. Juli, Das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hat sih, wie den „Meckl. Nachr.“ gemeldet wird, weiter gebessert. Se. Königliche Hoheit und Jhre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin sind gestern Abend in London angekommen, begeben sih heute zum Besuch bei Jhrer Majestät der Königin nah Windsor und kehren Abends nach London, demnächst nah der Fnsel Wight zurü.

hre Königliche Hoheit die E Ner zog n Marie und Jhre Hoheit die Herzogin Elisabeth sind gestern Abend von Neustreliß nah Rabensteinfeld zurückgekehrt. Die Herzogin Sale wird sih in Begleitung der Hofdame Gräfin von Bassewiß und des Ober-Hofmeisters Grafen von Bassewiß morgen Vormittag nach Oberammergau begeben. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg wird morgen Ahend mit dem Zuge um 6 Uhr zum Besu bei Jhrer Königlichen Res der Großherzogin - Mutter hier eintreffen und im Palais Allerhöchstderselben Wohnung nehmen.

Auhalt. Wörlitz, 2. Zuli. (Anh. St.- A.) Jhre Hoheit die Ros dei S encAltenburg ift mit Gefolge heute bend hier eingetroffen.

Scchwarzburg-Sondershausen.

Sondershausen, 3. Juli. (Reg.- u. Nahr. - Bl.) Am Dienstag Mittag gegen 2 Uhr trafen zu kurzem Besuch am hiesigen Hofe ein: Se. Dur@lauht der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt in Begleitung Jhrer Dur: lauchten Prinzessin Adolf und Prinzessin Thekla.

Deutsche Kolonien.

Von Emin Pascha sind, wie die „Neisser Zeitung“ meldet, Nachrichten aus Mrogoro eingegangen, welche bis zum 15. Mai reichen. Denselben sei anen es entnommen :

Emin marschirte am 26. April aus Bagamoyo ab, Nachdem man über den Zinganifluß gefeßt war, brach ein tropisher Regen los. Die Expedition marscirte bei ftrômendem Regen noch zwei Stunden weiter bis Kikuka. Eine gute Supve und trockene Kleider ließen das Wetter bald vergessen. Die erste Nat des Lagerlebens verging gut. Mit grauendem Morgen wurde Reveille geblasen, und nun begann ein tücbtig Stück Arbeit: Revision der Leute, Lastenvertbeilung an dieselben 2c. Die beiden Offiziere der Expedition, Lieutenant Langheld und Dr. Stublmarin nahmen die meiste Arbeit auf fih. Die ersten nun folgenden Tagereisen welche bei strömendem Regen im tiefen S{lamm ausgeführt werden mußten, waren fehr \chwierig. Die Lastträger, jeder mit 50 bis 60 Pfund bepadckt, gingen oft Tnietief, vôlig durWnäßt, im Schlamme und stürzten oft nieder. Natürlie& gingen bei diesen Märchen, wenn sie au nur zwei bis drei Stunden daucrten, cine Menge Leute verloren. Einige Wanjamwesi- Träger starben an Entkräftung, und einige Wangwana warfen die Lasten ab und liefen dann davon. Nun das Elend, neue Träger zu bekommen und die Lasten fortzushaffen! Aber i: wp ging Alles passabel. Die lezten Tage vor der Ankunft in Mrogaoro ware dagegen recht gut. Am 13. Mai langte die Expedition daselbsi an und \&lug au guter Stelle das Lager auf. In der Mitte das Zelt Emin Pascha's, davor die Flagge und die Kanone; im Vorder- grunde die Waffen hübsch zusammengestellt und die Lasten in drei Haufen getheilt, Munition, Stvffe und Proviant, jeder Haufen mit wasserdihter Decke gut geschüßi; vor der Munition eine Schild- wache. Zu jeder Seite des Zeites Emin Paschas steht ein Offiziers- zelt, links und rechts je ein Unteroffizierszelt, auf ciner Seite die Soldaten, auf der anderen die Träger. Jeden Morgen exerzirt Lieutenant Langheld die Leute, manbmal im Feuer. Dr. Stuhlmann revidirt die Träger und Lasten; die Unteroffiziere haben sfi in die Arbeit wie folgt getheilt: Feldwebel Heffmann: Lasten und Träger; Sergeant Kraufe : Soldaten und Reitthiere (drei Pferde und viele gute Esel); Sergeant Kühne: Küche, Proviant und Zelte. JIcden Morgen und Abend maden die Offiziece die Meldung; dann wird die Ordre ausgegeben. Bei den Mahlzeiten finden sich Etmin, die Offiziere und Unteroffiziere alle zusammen. Wo Zeit gewonnen werden fann, sammeln Emin und Dr. Stublmann fleißig Thiere und

Pflanzen.

Oesterreich - Ungarn.

Wien, 3. Juli. Die Vermählungsfeier der Erz- herzogin Margaretha Clementina mit dem Fürsten von Thurn und Taxis ist, wie die „Bud. Corr.” meldet, nahdem Se. Majestät für diesen Tag die Aufhebung der Fa- milientrauer angeordnet hat, definitiv auf den 15. Juli festgeseßt worden. Die Trauung findet Vormittags 10Uhrin der Siegmund- Kapelle der Ofener Burg statt. Der Fürst-Primas, Kardinal Simor wird die Einsegnung der Ehe vollziehen. Der Erz- herzog Josef und die Erzherzogin Ciotilde werden in den nächsten Tagen die Einladungen zu der Vermählungsfeier versenden. N |

Der Reichs-Finanz-Minister von Kallay wird sich der „Presse“ zufolge in der nächsten Woche zur Jnspizicung nah Bosnien uxd der Herzegowina begeben. j

Dem „Nemzet“ wird auz Karlstadt gemeldet, die Polizei habe zwei junge Leute als Diejenigen ermittelt und verhaftet, welhe am 1, d. M. die schwarz- gelbe Fahne in Brand gesteckt haiten, die in dem Hotel, wo der zur Prüfung der Kadetten eingetroffene Corps - Kommandant Reicher abgestiegen, ausgehängt war. Da es sich herausstellte, daß es sich hierbei nur um einen in der Trunkenheit verübten Bubenstreich ge- handelt hatte, wurden die beiden Verhafteten auf Veranlassung des Militärkommandanten wieder freigelassen.

Der von den Delegationen angenommene Staatshaustalts- plan für 1891 beziffert, der ,Reichéwehr“ zufolge, das ordentliche Heereserforderniß mit 102893845 Fl. 1890 beanspruhte das- jelbe 100 799 630 Fl. Es ergiebt sich also eine Mehrforderung von 2040215 Fl. Dieselbe beruht größtentheiis auf der Steigerung der Preise für Getreide, Fleis 2c.,, welche unter dem Titel „Natu- ralienverpflegung“ 1 094 102, unter dem Titel „Mannscaftskoft“ 285 679 Fl. ausmacht und eine Nachtragéforderung von 1389000 Fl. für das Fahr 1890 nah si gezogen hat. Die Forderung im Extra- ordinarium beträgt 14 450 439 Fl. Die beiden wihtigsten Aende- rungen im Bestande des Heeres, welche die Regierungévorlage zum Ausdruck bringt, betreffen die Aufstellung eires 42. Kavallerie-Regi- ments (Dragoner) und die Glicderung der Festungs - Artillerie, Die bestehezden zwölf Bataillone der leßteren follen in 18 Bataillone zu je 4 Compagnien und eine Cadre- Compagnie umgeformt werden. Aus den 18 Bataillonen sollen 3 Regimenter zu je 3, 3 zu je 2 Bataillonen gebildet werden, 3 Bataillone sollen selbständig bleiben. Für die Reiterwaffe soll ferner ein Kavalleric-Telegraphenkurs behufs Ausbildung von Offi- zieren und Unteroffizieren zum Dienst der im Mobilmachungsfall auf- zustellenden Kavallerie-Telegraphenabtheilungen eingerihtet werden. An Stelle von aht Festungs-Artillerie-Direktoren in festen Pläßen sollen zwei Generale als Inspecteure der Festungs- Artillerie treten. Für die Verstärkung der Festungen Krakau und Przemyél wirò eine Million, für den Ausbau der Befestigungen in Tirol werden 100 600 Fl. gefordert ; dazu kommen no einige andere erige im Interesse der Landesvertheidigung. Eine Million

ulden wird für neue Festungsgeshügte verlanat. An Stelle der Vorderlader-Feldkanone UM/1863 follen Feldges{chüte 2/1875 treten; als Haupt-Ferakampfgeschüße follen 12 cem ftahibronzene Belagerungs- und Minimalscartenkanonen, für das Vertikalfeuer 12 ecm ftablbronzene Mörser beschaffft werden; im außerordentlichen Voranschlage erscheinen 250 000 FI. zur Beschaffung des neuen mit Ekrasit gefüllten Scieß- bedarfs. Efkrasit soll auch in die Sprengmittelausrüstung der technischen Truppen aufgenommen werden. Dazu find 165 000 F. erforderlich, wovon 50000 im Voranschlage für 1891 ersheinen. Dem Tirbier Jäger-Regiment sollen die in Oberöfterreich und Salzburg ergäazungszuständigen Feldjäger-Bataillone Nr. 15 und Nr. 26 einverleibt werden. Für die Pflege des Brieftauben- dienstes werden 1500 Fl. mehr gefordert als bisher zu Gebote ftandea. Die Luft\chiffa hrt behält ißre Stätte in der Privat- anstalt, in welcher sie si befindet. / |

Die Ausgaben für die vorhandenen 14 Eisenbahn-Linien- Kommissionen sind aus dem Extraordinarium in das Ordinarium übertragen; das Pauschale für Versuche im Kriegëbrücken-, Feld- eisenbahn- und M eiapesen soll von 1000 auf 4000 F. erhöht, das Eisenbahn- und Telegraphen-Regiment für die Zwecke

feiner Uebungen überbaupt mit reiéliheren Mitteln ausgestattet werden. Das Letztere wird auch für das Pionier-Regiment verlangt, dessea Stand außerdem durch eine Vecstärkung mit Offi- ¿teren erböbt wird. Um die fechtenden Truppen möglichft voll- zäßlig dem Kampf widmen zu fkönnen, sollen die Train- Begleitungs-Escadrons verstärkt, und um das Land- fubrwert zu beschränken, die Zabl der ärarischben Fuhr- werke vermehrt werden. Das Militär - Sanitäts- wesen beansprucht Gelder, um vier weitere Feldspitäler aufzustellen und antiseptisches Verbandmaterial zu beschaffen. Für die Be- waffnung mit Mebrladern, für welche in den vier Jahren 1887 bis 1890 37,2 Mill?onen bewilligt waren, werden zwei Millionen verlangt. Eine roeîitere Ferderung ist in Auesiht gestellt. Es find nämli zur Beschaffung ren 8 mm Gewehren noch 5 165 016 Fl. für die Infanterie und die IJägertruppe, insbesondere zur Vermehrung des Meservecorraibs, zur Beschaffung von Kavalleriekarabinern 2986318 und zur Fortscßung der Umgestaltung von 11 mm in 8 mm Gewehre 1620000 FI…I. erforderli. Für die Herstellung rauchsch{wahen Pulvers mit Ein'{luß einer zu errihtenden Fabrif find im Ganzen 11,4 Millionen in Aussfiht s?:nommen, wovon im Jahre 1891 25 Millionen zur Verwendung kommen follen. Eine wichtige Neuerung ist für die Ausrüstung der Feld- Artillerie geolant. Sie foll in der Mehrheit éin einheitliches Veschüß erbalten: die 28 leichten Batterien der Corps-Artillerie-Regimenter werden ihre 8 ecm Geschütze abgeben und dagegen 9 ecm Gescüte erbalten; die reitenden Batterien be- balten das 8 cm Gesüg. Für 1891 ift ein Erforderniß von 410 000 F[. in Rechnung geitellt. Zur Vervollständigung des Geschütz- materials der im Jahre 1889 neu aufgestellten 14 Batterien werden 1 438 600 FL[. verlangt. Von der Gesammtsumme im Betrage von 1 848 600 Fl. wird für 1891 übrigens nur ein Betrag von 889534 Fl. gefordert, außerdem aber werden 200000 Fl. für die Bedürf- nisse jencr 14 Batterien an Pferden 2c. verlangt. Der Stand der bestehenden beiden Akademien soll um je 50 Zöglinge vermehrt rwoerden, woraus si, nach Abzug der von den Zahlzöglingen zu entrihienden Kostgelder, cin Mehrbedarf von 39 264 Fl. ergiebt. Die Ausbilduna im SgHießen erbeis@t cine vollständige Neucinrihtung der Militär-Scießstätten. Nachdem bereits 1899 100 000 FI. zu diesem Behuf bewilligt waren, werden jezi weitere 400 099 Fl. beantragî. Außerdem soll das Scießprämienpauschale erhöht werden. Um tie Sc{lagfertigkeit der Truppen zu crboben, werden verlanct: 100000 Fl. für die Grenz- bewawbung in Süd - Dalmatien; 645400 Fl, zur Ergänzung von 27 Infanterie-Regunentern auf den normalen Friedens- stand; 910152 Fl, um Ersaß für dauernd abkommandirte Truppenoffiziere zu schaffen, 293 700 Fl. zu gleihem Zwecke für Mannscbaften; ferner Beträge für überkomplete Kavallerie- und Artilleriepferde und Soldaten. Weitere, meist \{on eingeleitete Forterungen betrefffen: Einziehung von Reserve-Offizieren zum Zweck der Auëbildung zu Berufé-Offizierenz; Errihtung von Doppelkursen am Stabsoffizierskurs; Hersteliung der neuen Generalkarte von Mittet-Curopa; Fortsetzung des Präzisions-Nivellements; Kasernen und Spitäler; Unfallvecsicherung von Civilarbeitern; Militär- Bersorgungêögebübren 2c.

Das Ecforderniß für die Krieg8marine beträgt 9 384 044 F…l, im Ordinarium, 1 880 500 im Extraordinarium. Dasselbe bat eine Er- böbung von 100 456 FI. gegen das Vorjahr erfabren.

Großbritannien und Jrland.

London, 4. Zuli. Der Hof siedelt, der „A. C.“ zu- folge, am 25. d. M. von Windsor nah Osborne über. 14 Tage später wird der Deutsche Kaiser zum Besuch der Königin auf der Jnsel Wight erwartet. - i

Der Gesezentwurf, betreffend die Abtretung Helgolands, mird im Laufe der nähsten Woche im Oberha use eingebracht werden. i

Fn ihrem von uns bereits im telegraphishen Auszuge erwähnten Artikel über den deutsh-englishen Vertrag schreibt die „Times“:

„Wir dürfen annehmen, daß der Vertrag vom Parlament ohne Säumen genehmigt wercen wird, denn selbst die jeßige Opposition kann eine Konvention, welche von der öffentlihen Meinung des Landes so schr gebilligt wird, kaum aus Parteirücksihten bekämpfen. Lord Salisbury versprach am Montag in seiner Erwiderung auf die Nede Lord Roscbery's, daß cr dem Oberbßause alle zu seiner Verfügung stehcnde Information vorlegen würde, fobald der Vertrag unterzeihnet sei. Man darf deshalb auf feine Rede gespannt sein. Sie mird urs eine Menge Einzelbeiten mittheilen, über welche zur Zeit nur Vermuthungen bestehen, und wir sind sicher, daß sie die allgemeine Anschauung bestätigen wird, daß England einen Handel gemacht hat, welchen es nit zu bedauern hat. Diejenigen, welche so leiht kei der Hand sind, ein Atkommen zu kritisiren, ver- gefsen, wie schwierig es ift, über Grenzen in riefigen, entfernten und nur halb erfors{ten Gegenden zu verhandeln. Es kann in solchen Fällen nicht ausbleiben, daß Leute, welche durch irgend cine

_Acnderung des status quo ihre Interessen bedroht glauben, ein

Gesthrei erheben. Im Ganzen ist die öfentliße Meinung der beiden Länder ziemli befriedigt von dem ¡wishen Lord Salisbury und dem deutschen Reichskanzler gechlossenen Handel. Es ift der richtige Augenblick zur Abtreturg Helgolands gewählt und ein genügendes Ertgelt dafür erlangt worden. Mit gewissen Rusnabmen, twie daß unsere südliche und östlihe Einflußsphäre nahe dem Tanganyika- See zerichnitten sind und im Ngamilande zu viel nachgegeben worden ift, haben mir ein gutes Geschäft in Afrika gemacht. Und dieses ßfeht das englishe Volk im Allgemeinen ein,“

Bei der gestrigen Berathung des Kriegsbudgets im Unterhause erkiärte der Staatssekretär des Krieges Stanhope, einem Wolff'shen Telegramin zufolge: Die Regierung nehme den von der Kommission unter Vorsitz Hartington’'s gemachten Vorschlag an, einen Heeresrath und einen Flottenrath zu errihten, und zwar in der Form eines Kabinetsausshusses, in welchem die Ministerien des Krieges, der Flotte, des Aus- wärtigen, der Kolonien und Jndiens vertreten sein sollen. Jm Kriegs-Ministerium wird auch ein Mili- tärrath sowie ein Beförderungsrath errichtet. Ueber die Aufhebung des Postens des Ober-Befehlshabers fänden noch Erwägungen statt: General Wolseley, welcher im Oktober zurüctritt jedoch nicht wegen Meinungsver- schiedenheiten mit den Ministern werde durch Redvers Buller ersezt werden, da er Roberts noch zwei Jahre in Jndien bleiben müsse, um wichtige Aufgaben durch- uführen.

y Jn seiner vorgestrigen Nahmittagssißung hat das Unter- haus nah langen Debatten den Geseßentwurf mit 224 gegen 50 Stimmen zur dritten Lesung zugelassen, welcher v er- änderte S EN M AAASEE trifft bezügliÞh der Verant- wortlihkeit von irektoren für Angaben in Emissionsprospekten u. st w. Nach längerer Be- rathung, zuerst durch die ständige Kommission für Handel und dann im Plenum des Hauses, ist die Bill dahin formulirt worden, daß jede Person, welche zur Zeit einer Emission Direktor des emittirenden Jnsftituts ist oder als solcher im Prospekt genannt wird, jedem Subskri- benten entshädigungspflihtig sein soll für Verlust oder Schädigung durch inkorrekte oder irreführende Angaben, die im Prospekt, in der Emissionsnotiz oder sonst einem damit usammenhängenden Bericht enthalten oder erwähnt sind. tur dann fállt die Entschädigungspfliht weg, wenn bei einer inkorrekten oder irreführenden Angabe, die nicht als

die eines Experten bezeihnet wurde, der betreffende Direktor nachweisen kann, daß er hinreichende Prüfung vorgenommen habe, um jene Angabe damals für glaubwürdig zu halten. Bei einer Angabe, die sich auf einen Expertenberiht stüßt, muß der betreffende Direktor, um von der Ersaßpflicht frei zu sein, den Nahweis führen, daß der Bericht korrekt reproduzirt wurde, daß der Bericht von der Person kam, deren Namen er trägt, und daß der Emittent damals Grund hatte, den Bericht für verläßlih und den Experten für kompetent zu halten.

Die internationale Seefisherei-Konferenz hielt vorgestern in der Halle der Londoner Fishhändlergilde unter dem Vorsitz des Parlamentsmitgliedes Sir Edward Bircbeck ihre Schlußfißung. Mr. Barber, der Vertreter des nationalen Seefisherei-Schußvereins, welcher die Anregung zur Abhaltung der Konferenz gegeben, betonte die Nothwendigkeit der Er- greifung sofortiger Schritte Seitens der in der Konferenz vertretenen Regierungen und stellte folgenden (s{chon von „W. 2. D. telegraphish, abe nicht ganz korrekt mitgetheilten) Antrag: „Die Konferenz e€r- achtet es für wünschenswerth, daß eine amtl:che inter- nationale Konferenz-von europäishen Seemächten abgehalten werde Behufs Abschlusses einer Konvention für das Verbot des Fangens und Verkaufens kleiner platter Fische innerhalb ihrer resp. Jurisdiktionen.“ Die Delegirten Frankreihs, Belgiens und der Niederlande, sowie auh der deutsche Vertreter (Dr. Hensen) unterstüßten den Antrag, der s{ließlich einstimmig genehmigt wurde. Gleichzeitig wurde auf Antrag des nieder- ländischen Delegirten Dr, Hock der Beschluß gefaßt, daß vor dem Zusammentritt der amtlichen internationalen Konferenz die an der Seefischerei in europäishen Gewäfsern betheiligten Nationen jo rasch als möglich statistishes und wissenschafiliches Material zur Schäßung des Schadens, der durch das Fangen unreifer Fische angerihtet wird, sammeln follen.

Der Premier-Minister von Neufundland, Sir W. Whiteway, traf am 1. d.M. auf dem Dampfer „Caspian“ inQueenstown ein. Derselbe wird sich nah London begeben, um mit der Negierung über dieOrdnung der neufun d- ländischen Fischereifrage zu berathen, Einem Vertreter der Presse gegenüber berichtigte er manche Uebertreibun- gen, welche von den Zeitungen gemeldet worden waren. Es sei niht wahr, daß die Neufundländer die Steuern verreigert hätten, um gegen den modus vivendi Verwahrung einzulegen. Sie würden sich stets nux verfassungsmäßiger Mittel bedienen und hätten das Vertrauen zu der britishen Regierung, daß die L°-ztere cine für sie und die Franzosen befriedigende Ordnung der E erzielen würde. Ebenso unwahr sei es, daß sih die Bevölkerung Neufundlands bewaffne und viele Einwohner für eine Annexior an die Vereinigten Staaten wären. Der Premier-Minister sprah jchließlih di: Zuversicht aus, daß die neufundländish: Fischereifrage binnen Kurzem endgültig gelöst sein würde.

Frankreich.

Paris, 3. Juli. Der Senat genehmigte, wie „W. T. B.“ meldet, heute die Auflegung eines Zolls von drei Franken auf Mais mit 165 gegen 71 Stimmen. Die Deputirtenkammer hat die Vorlage, betreffend die Be - steuerung der e von Wein aus Rosinen, mit einem Zusatartikel angenommen, welcher besagt, daß der fragliche Gescßentwurf am 15. fünftigen Monats in Wirksamkeit treten sol. Der Deputirte D e- lafosse richtete eine Jnterpellation an die Regierung über die mißlihe Lage der französishen Kolonisten in Tunis, für welhe Seitens der Regierung nichts geschehe. Der Minister Nibot wies den der Regierung gemachten Vor- wurf zurü, legte die entshiedenen Fortschritte dar, wele in der Lage der französishen Kolonisten in Tunis eingetreten seien, und versicherte, daß es die Regierung an Fürsorge für dieselben nicht fehlen lasse. Die Kammer beschloß eine Tages- ordnung, welche die Ecklärung der Regierung billigt.

Der Kriegs-Minister läßt, dem „Progrès militaire“ zufolge, augenblidcklich feststellen, welhes die Thätigkeit der der Ein- berufung im Mobilmachungsfalle unterliegenden Beamten und Arbeiter derjenigen Fabriken 2c. ist, deren Betrieb besondere Wichtigkeit für die Landesvertheidigung ge Es geschieht dies, damit Maßregeln getroffen werden önnen, welhe den ununterbrochenen Fortgang der Arbeiten in den betreffenden Anstalten im Kriegsfalle ermöglichen. Die- jenigen Beamten 2c., deren Verbleiben in ihren Stellungen geboten ist, werden besonders klassifizirt werden. Es soll da- durch Fürsorge getroffen werden, daß die Anstalten dur die Einberufungen nicht derjenigen Kräfte beraubt werden, deren fie bedürfen, um im Jnteresse des Staats und des Heeres so lange fortzuarbeiten, bis es angezeigt erscheint, über dieselben anderweit zu verfügen.

Ftalien.

Rom, 3. Juli. Die Deputirtenkammer seßte, wie „W. T. B.“ meldet, heute die Berathung des Geseßt- entwurfs, betreffend die frommen Stiftungen, fort. Artikel 78 wurde in der Fassung des Senats, für welche der Minister-Präsident Cris pi eintrat, angenommen, desgleichen nach dem Antrage der Kommission Artikel 87, welcher einen Ausgleih zwischen dem ersten Beschluß der Kammer und dem- E des Senats bildet, sowie eine Resolution, durh welche die Regierung aufgefordert wird, den Artikel 18 des Garantie- geseßes zur Ausführung zu bringen und für den niederen Klerus vorzusorgen. Sodann wurden auch alle übrigen Artikel der Vorlage genehmigt.

Der „Osservatore Romano“ erklärt bezüglih der Annahme des Gesezentwurfs über die frommen Stiftungen Seitens der Kammer, daß der Papf| in dem Kon- sistorium am 26. Juni gegen die Geseßvorlage pr9o- testirt habe, und veröffentliht sodann die bezüglihen Aeußerungen des Papstes. Darnach habe der Papst daran erinnert, daß er im Jahre 1889 den Geseßentwurf als einen solchen bezeichnete, welcher dem Rechte und der Gerechtigkeit zuwiderlaufe; da derselbe nunmehr genehmigt worden fei, so protestire er von Neuem dagegen.

Die „Riforma“ stellt die Meldung der „Tribuna“ ent- shieden in Abrede, daß die italienishe Negierung mit England unterhandle, um die Abtretung Suakims gegen diejenige der Gebiete des Somalilandes zu erlangen, welche dem Protektorat der italienishen Regierung unter- worfen seien. Die „Riforma“ bemerkt weiter hierzu, eine Regierung, welhe es mit Beharrlichkeit und Fenigkeit ver- standen habe, eine solide und umfassende Grundlage für die foloniale Entwickelung Jtaliens vorzubereiten, könne nicht daran denken, einen so hervorragenden Theil ihres Werkes preiszugeben.