1890 / 203 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Es geht daraus hervor, daß der Fund in doppelter Hinsicht vor JInteresse ist. Einmal handelt es sh um die Akten der Jmmediat- Yommission, die auf Befehl des Großherzogs Karl August alsbald nah der Tkat Sand’'s hier eingeseßt war, um die Untersuhung zu führen. Diese Akten umfassen 40 oder mehr sehr umfang- reie Hefte, in denen die sämmtlichen Protokolle, Unterschriften und Correspondenzen der sehr weitverzweigten Untersuchung enthalten sind. Noth ift es nicht mögli gewesen, diese Akten eingebend zu durch- forshen, doch zeigt eine flüchtige Durchblätterung derselben, daß hier ein sehr reihes Material enthalten ift. Sie lagen in dem Archiv der ehemaligen weimarischen I, das dem Landgericht als ihrem Nachfolger überwiesen ward. Bei einer erneuten Sichtung des Bestandes ward dieser Fund gemacht. Handelt es fi, hier wesentlich um den Prozeß Sand, so ist der andere Theil des Fundes von besonderer Bedeutung für die Geschichte der Burshenscaft. Dieser umfaßt das 1819 mit Beschlag belegte Archiv der Burschenschaft : zahl- reiche Hefte, in denen die Protokolle über die Verhandlungen in der BurschensHaft bis 1818 verzei net stehen, die „, Verfassungs-Urkunde“, d. h. die Bestimmungen über die Organisation der Burschenschaft in Handschrift und das Verzeichniß der Mitglieder derselben von der uno an bis Juli 1819, in das diese fi eigenhändig eingetragen en.

Met. Ueber die neuen Garnisonen in schreibt die „Straßb. Corr.“ : i:

Die Belegung von Mörchingen mit einer großen Garnison hat den kleinen Ort vollständig verändert. Ein neues Leben macht ft bemerkbar, neue Bauten, Läden und Gastwirthschafien sind ent- standen, Handel und Wandel beben si. Die Kafernenbauten führen eine große Anzabl von Beamten und Unternehmern, sowie Hunderte von Arbeitern dorthin. Der Brigadeftab der 65. Infanterie-Brigade und der Regimentsstab des Infanterie-Regiments Nr. 144 lieger bereits in Möringen, ebenso 2 Bataillone des genannten Regiments; lehtere find in Wellblechbaracken untergebracht. Der Grund und Boden ist um das Doppelte und Dreifahe im Werthe geftiegen, daëselbe gilt von den Häusern. Für die Anlage des Kasernements sind 78 „#4 pro Ar und für den Exerzierplaz 30 # pro Ar durhschnittli gezahlt worden. Diese bohen Preise haben manchen Einwohner von Mörchingen wieder zum wohlhabenden Mann gema@®t und die Verluste der in Folge un- günstiger Preiêverhältnifse darni ederliegenden Landwirtbschaft wett ge- mat. Das Verhältniß des Militärs zu den Einwohnern ift ein sehr gutes. Durch diese vlößlihe Ansammlung von Menschen ift eine ganz außer- ordentlide Wohnungsnoth entstanden; es werden Preise gezahlt wie in einer theueren Großstadt, für eine fleine Stube 50 4A monatlich und für cine einigermaßen ausreihende Wohnung eines Verbeiratheten, die früher 400 Æ jährli kostete, jeßt 1600 6 Die Militärbehörde suht dem Wohnungsmangel nach Möglichkeit abzubelfen und läßt Wohnungzen für verheirathete Offiziere berftellen, welche voraussihilich im nächsten Herbst bezogen werden können. Nah dem Projekt müssen sämmtlihe naþh Mörchingen designirte Truppen, wie das 3. Bataillon“ des Infanterie-Regiments Nr. 144, das 4. Wefsifäl. Infanterie-Regiment Nr. 17 (Graf Barfuß) und 3 Batterien des 34. Feldartillerie-Regiments, zum 1. April 1893 in Kasernen unter- gebrat sein. :

In Dieuze ist die Lage jet {on günstiger, weil dieser Ort bereits seit 3 Jahren im Besitze einer Garnison ist, Die Kaserne- ments für das Infanterie-Regiment Nr. 136 sind fertig gestellt und die für die verheiratheten Offiziere bestimmten Wohnbäuser gereichen der Stadt zur Zierde. Die Wohnungen fielen noch Einrichtung der Kasernements und der Offizieróäuser sofort im Me, find jeßt aber angesihts der bevocstehenden Verstärkung der Garnifon um ein Kavallerie-Regiment wieder auf ihre alte Höbe gestiegen. Das E ¿zu den Einwohnern läßt auch hier nichts zu wünschen übrig.

_ Graz, 21. August. Der Wiener „Presse“ wird gemeldet : In Folge eines furchtbaren Unwetters wurden die Anbautea der biesigen Industriehalle auf dem Ausstellungsplatze vernihtet und die Unterrihts- und Möbelausstellung vollständig zer- fffsôrt; werthvolle Gegeaftände {hwimmen im Water. In der L! G wurden die Scheiben sämmtliher Gaslaternen zer-

rümmert.

Paris, 21. August. Ueber den Ls Nr. 202 des „R. u. St.-A.* kurz erwähnten) furchtbaren Wirbelsturm, welher über Saint Claude losbrach und \{recklihe Verheerungen anrihtete, obglei er nur drei Minuten dauerte, liegen der „Köln. Ztg.“ jeßt Einzelheiten vor. Das Unwetter brah um 7+ Uhr aus. In demselben Augen- blid waren auch die Dächer der Unte-Prräfektur, des Stadt- hauses und des Bahnhofs in Saint Claude herabgeshleudert. Die

Lothringen

große Hängebrücke, wele die gegenüöberliegenden Berge verbindet und über die Stadt hinwegführt, wurde in die Höhe gehoben und ist un- brauhbar geworden. Viele Häuser und mehrere Fabriken stürzten ein. Das Unwetter verwüstete die ganze Gegend zwishen Saint Claude, Morey und dem Thal Joux in der Schweiz. In der Umgegend von Morey wurden Tausende von Tannenbäumen niedergeworfen, in Rousses, Bois d’Amont, Prémanon, Lamoura Hunderte von Dächern weagerissen, so die des Klofters und der Kirhe von Roufses. Eine Masse Vieh wurde unter den Trümmern begraben. In Bois d’Amont zerstörte der Bliß vier Häuser. Die Zahl der Verwundeten ift sehr bedeutend; bis jeßt wurden fünf Todte aufgefunden. Ferner wird von heftigen Stür- men aus Vitri gemeldet, wo Tausende von Bäumen nieder- aeworfen wurden, aus Clamecy, Chalons sur Saone, Belfort und Bernet les Vains (Ost-Pyrenäen). Dreux wurde am Montag Abend JOTICE Der Kapitän Lejaille be- rihtet darüber: Ich bin aus Mey und wohnte der Belagerung bei; niemals hörte ich aber einen so furchtbaren Lärm. Zwanzig Artillerie-Batterien, die zugleich donnern, maten keinen solHen Heidenlärm. In Dreux wurde namentlich das Faubourg Saint Thibault arg mitgenommen. Dort find etwa hun- dert Häuser vollständig zerstört. In der Mitte einer Straße liegt ein großer Birnbaum, von dem man niht weiß, woher er gekommen ift. Die militärische Bâäcerei stürzte vollständig zusammen, das Dach des Civil-Tribunals wurde abgerissen, und die prahtvollen Bäume des Schloßgartens wurden faft alle entwurzelt. Man fand dort einen Wagen mit einer jungen Bauersfrau, die getödtet worden war. Von Dreux aus seßte der Wirbelwind seine Verheerungen fort und zerstörte auf einer Strecke von 20 km Linge önd 200 m Breite Alles, was er auf seinem Wege fand. In dem Dorfe Brissard zerstörte er allein 25 Häuser und mate erst Halt am Park des Herzoass von Vallomorosa. Avs Tournai \ch{reibt man: Der Wirbelwind, welcher auch einen Theil Belgiens heimfuchte, hat einen weit größern Schaden angerichtet, als man anfänglich vermutbete. Hier in Tournai hat der mit dem Gewitter verbundene Hagelschlag alles „Gläserne“ verni(tet, was ihm zugänglich war. Es fielen Schlofsen bis zu 130g Gewicht. Seit 1812 wurde ein ähnli&es Unwetter hier nit erlebt Sämmt- lide Straßenlaternen, Veranden, Treibhäuser, Wintergärten, freiliegenden Fenster u. \. w. sind zertrümmert; ebenso die große Kuppel der Tuchhalle und das Glasdah des Bahnhofs im Werthe von 25000 Fr. In mehreren Fabriken, deren Maschinenhäuser mit Glas gedeckt waren, konnte Dienstag nicht gearbeitet werden. In der Umgebung wurde sämmtliches Klein- wild getödtet ; allermärts findet man todte Hasen, Rebhühner und sonstige Vêgel. Der Schaden an der Obst-, Kartoffel-, Rüben-, Taback- und Getreide-Ernte läßt sich niht beziffern. ODestlich von Tournai wurden besonders die Gemeinden War chin, Havinnes, Rumilîies heimgesucht. Gleiche Verheerungen meldet man aus Grandmelz, Frasnes, Ostiches, Oeudeghien und besonders aus At h. In vielen Kirhen wurden die mit Glaskoppeln überdahten Howhaltäre durch den Hagelschlag beschädigt. In Wuestwezel bei Antwerpen brannte eine Brauerei, in Steenbrugge ein Bauernhof in Folge von Blißshlag nieder. Beide Flandern haben dur das Unwetter {wer gelitten.

__ Paris, 23. August. Bei Royan hat, ,W. T. B. zufolge, ein Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge ftattgefunden, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Ein französisches und ein englishes Schiff kollidirten bei St. Nazaire; das englishe Schiff erhielt ein Le. L

Marseille, 22. August. „W. T. B." meldet: Nah einem dem Emin Pascha-Comi!é zugegangenen Telegramm is der Lieutenant von Tiedemann, Begleiter des Dr. Carl Peters auf dessen jüngster Expedition in Oft-Afrika, in Marseille angekommen und wird nächsten Sonntag in B erlin eintreffen. :

Bern. Die historishe Kritik hat bekanntliG das Auftreten Wilhelm Tell’'s und Geßler's, sowie den Rütlishwur als in das Reich der Sage gehörend bezeihnet. Den Schweizern fiel es {wer, sich dieses Ruhmesblatt in ihrer Geschihte als bloße Sage vor- zustellen. Doch die Kritik blieb unerbittlich und sie hat bereits Früchte gezeitigt. Wie nämlich der „N. A. Z.* gemeldet wird, hat die Re- gierung des Kantons Schwyz angeordnet, daß fortan die Tellsage aus den Geshihtsbüchern in den dortigen Schulen beseitigt werde.

Bern, 22. Bund leyten Tage brahten in Fo i : v \schiedenen Theilen des Shweizerlandes verheerende Gewitter. wird aus Solothurn gemeldet: In der Naht vom 19. zum 20. August ftrich ein fur{chtbares Hagelwetter längs des

lusses des Jura von Pieterlen ber bis wyl und Wiedlis-

a, überall jeine Spuren hinterlassend. Namentlih die Ortschaften Selzach und Oberdorf haben bedeutend gelitten. In ersterer Ort- saft wurden außer zahlreichen Fenstersheiben nah amtliher Schäßung ca. 50 000 Dachziegel zerschlagen. Die größten Beschädigungen erlitten aber die Obstbäume und ihr ausnehmend reicher Fruchtansay und die noch auf dem Halm ftehenden Getreidearten (Weizen und Hafer). Nachdem das Hagelwetter nahgelafsen, schüttete fich der Regen über die arg be- \chädigten Dächer in Strömen aus und es wurde dur das ein- E noh großer Schaden an Emd- und Garbenstöcken angerichtet.

Nathrihten über Unwetker liegen ferner vor aus Baselland,

Magden im Frickthal, Berneck-Rheineck (St. Gallen), Biel und Rüeggisberg.

_ (F) Kopenhagen, 20. August. Die Ausrottung der Seehunde in den dänishen Gewässern wird jegt überall mit Cifer betrieben, da der Dänische Fischereiverein seit vergangenem Jahre für jeden erlegten Seehund eine Prämie von drei Kronen bezahlt. In einer von dem Sekretär des stnaywen Vereins, Dr. Arthur Feddersen, ausgearbeiteten Karte, in- welher die Küsten angegeben sind, wo bis- her am meisten Seehunde erlegt wurden, wird ersihtlich gemacht, daß auf den Stellen, wo die Fischberei am schlechtesten betrieben wird und den geringsten Ertrag giebt, die Seehunde am zahlreihften sind. Jm kleinen Belt, in der Gegend von Middelfart, wird selten ein Seehund gesehen, da die Fischer bier als folche und als Jäger fehr thâtig sind. Dagegen hat ein Mann auf der kleinen Insel Hesselö E von Seeland) während der leßten zehn Monate 120 Secehbundsköpfe und ein anderer Seehundsjäger 40 Köpfe ein- gesandt. Auf einzelnen Stellen will man jeßt Reusen zum Seehunds- fang verwenden. Jm Laufe der leßten zehn Monate, während welcher die Prämie ausgezahlt wird, sind 810 Seehunde erlegt worden.

Ottawa, 18. Auguft. Der Leuchtthurm in Point Ri, an der Westküste Neufundlands, der Eigenthum der kanadishen Re- gierung war, brannt e, laut Mittheilung der „Frkf. Ztg.“, am 15. d. M. gänzlih nieder. Es wird niht mögli sein, den Thurm vor dem nâgzsten Frühjahr wieder aufzubauen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Uelzen, 23. August. (W. T. B.) Bei der anr 19. d. M. im 15. Hannoverschen Wahlkreis (Uelzen- Jsenhagen - Lüchow - Dannenberg) stattgehabten anderweiten Reichstags3wahl an Stelle des verstorbenen Abgeord- neten Grafen Bernstorff (Centrum) wurden nach amtlicher Feststellung im Ganzen 12685 Stimmen abgegeben. Davon erhielten Geheimer Eg L a. D. Dr. jur. Brüel A 6812 St., Rittergutsbesißer von Estorff-Veerssen (kons.) 1671 St., Hofbesizer Albert Meyer:Riestedt (natl.) 2053 St., Dr. Georg Waltemath-Hamburg (freisinnig) 1536 St. und Schuhmacher Brey-Hannover (Soz.) 599 St. Dr. Brüel ift somit gewählt.

Zara, 23. August. (W. T. B.) Die außergewöhn- liche Hitze dauert noch immer an, auch weitere Fälle von Sonnenstih sind vorgekommen, welche tödtlih verliesfen. Am Vellebit-Gebirge im fkröatishen Karst fand ein aus- gedehnter Wald- und Wiesenbrand statt.

Mons, 23. August. (W. T. B.) Die allgemeine Lage hat \ih seit gestern nicht geändert. Die Zahl der Strikenden ist ungefähr dieselbe geblieben. Vier Dele- girte der Grubenarbeiter begaben fich zum Vorsißenden der Provinzial-Regierung, um wegen Einsezung eines Jndustrie- raths und Zurülziehung des Reglements der „Société des produits“ vorstellig zu werden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetterbericht vom 23. August, Morgens s Uhr.

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Odo [50 C, = 40 R.

Siationen. Wetter.

Montag :

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Dienstag :

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wolkig bedeckt wolkenlos Dunst L. wo bedeckt bedeckt

halb bed. bedeckt bedeckt Regen!) bedeckt

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764 Sonntag :

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1) Nachts Gewitter.

Uebersi@t der Witterung.

Unter der Wechselwirkung eines barometrishen Maximums nördlich von der Alpengegend und einer umfangreichen Depression Über Nordwest- und Nord- Europa wehen im deutschen Küstengebiet vielfa | Im flarke südwestlibhe Winde. Hurfst-Castle meldet Südweststurm Das Wetter ist in Deutschland ziemlich fühl, im Nordwesten trübe, im Süden und Osten Heiter; vielfah haben Regenfälle, an der Nordsee auch Gewitter stattgefunden.

Deuische Seewarte.

meifter Knoll.

Montag:

Theater-Anzeigen.

g =- Theater. Sonntag: Ein Volks-

Sgauspiel in 5 Aufzügen von Henrik

Anfang 7 Ubr.

um 100. Male: Die Ehre. S{au-

spiel in 4 Akten von

Die große Glocke.

4 Akten von Oskar Blümenthal. Mittwoch: Ein Volksfeind.

Wallner-Theater. Sonntag: ‘Zum 79. Male:

Mams Nitouche. 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Hervs.

Vor der Vorstellung, bei Großes Sarten-Goncert. Anfang des Conceris 6i,

der Vorstellung 7} Uhr. Montag u. folg. Tage: Mamsell Nitonche.

Pictoria-Theater. Bis inkl. ‘Montag ge-

Dienstag: Zum erften Male: Die Million oder Vivat Imperator. ftück in 13 Bildern von Ale Ric. Nathanson. Musik von

Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater und Concert-Park. ODirektion : Zum zweiten Male: Mit durchaus neuer Auftattung: Die Puppenfee. Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von U

of. Bayer. Arrargirt von J. Haßreiter, K. K

ofballetmeister aus Wien. Vorher :.

Doppel-Concert. Fnftrumental-Kürffklern. Zum 3. Male: Die Puppeufee. Vorher: Das Penfionat.

Im Park; Eroßes Doppel-Concert.

Hermann Sudermann.

Luftspiel in Montag:

letto.

Vaudeville in 3 Akten und | leuchtung des Sommergarténs:

der Vorstellung 7 Uhr.

Velle-Alliance-Theater. 6. Male: Der Dorstensel.

günftiger Witterung :

Eintritt 50 3. Auftreten sämmtlicher

Anfang des Concerts 4

Modernes Ausftattungs- | Montag: Dieselbe Vorstellung.

Mos;kowski und . A. Raida. Ballet

trisher Goldfuchs. Jacobson und

Julius Friysche. A be: Görß. r. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Gesangspo Leop. Ely.

Dirigent: Hr. Kapell-

Am SRa ed AR B Ungs Park ( Neu einstudirt: Das | Geöffn hr.

et von 12—11

a Et E Großes | [26326]

Auftreten von Gesangs- und gemälde, Dioramen.

Sr. Maj. des Kaisers. preis. uur 50 s S.

Refidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonnabend, den 30. August : Wiedereröffnung des Residenz-Theaters. Zum 113. Male: Marquise. Lustspiel in 3 Akten von Sardou. Anfang 7# Ubr.

Kroll's Theâter. Sonntag: Der Prophet. (Johann von Leyden: Hr. Emil Göße als Gast.) Der Barbier vou Sevilla. Dienstag : Gastspiel des Sgr. d’Andrade. Rigo-

Mittwoch: Lettés Auftreten der Miß Macintyre.

Täglih: Bei ftigem er der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be- Großes Concert. Anfang Sonntag 4 Uhr, an den Wochentagen df,

Sonntag: Zum Dorfkomödie in

3 Abtheilungen und einem Vorspiel von müller. In Scene gefeßt vom Direktor

Im prachtvollen Sommergarten : Großes Concert. Illumination d S lin ane -des s em é

Q übr, der Vorstellung 7} Uhr.

Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Bei elek- Beleuchtung. s 135. Male:

e in 4 Akten von Eduard Couplets theilweise Musik von Franz Roth. Anfang

Anstalt für volksthümlihe Naturkunde. Lehrter Bahnhof). ch Vorstellung im Pensionat. Komische Oper in 2 Akten von Franz | wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag- von Suppé. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Kapell- | zettel.

meifier Federmann. vrahtvollen Park um 43 Uhr:

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Wilhelmstr. 10. Nordland» ganorama , Kolof\al- eu Bilder aus Norwegen, .speziell von d. Reise Heute Eintritts-

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vor und nah

Familien-Nachrichteu.

Verlobt: Frl. Helena Hoffmann mit Hrn. Franz Walter (Breslau—Warmbrunn). Fel. Margarethe Fallgatter mit Hrn Dr. phil. Zachar:i Dimitrow (Leipzig —Sliven, Bulgarien). Frl. Mathilde Bühring mit Hrn. Lieut. Stolzmann (Hannover—Cinbeck). Frl. Camilla Wennholtz 2 Hrn. g E ( erlin). T Ne

ranß mit Hrn. Augu ann (Berlin).

Verehelicht: Hr. Dr. wed. Georg Winter mit Frl. Maria Trittenwein (Berlin—Wien). Hr. Dr. Gustav Badbrah mit Frl. Bertha von Hake E donn) Hr. Albert Horn mit Frl. Lina

oi nn).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Apotheker W. Drape (Sittensen). Hrn. Emil Hoffmann (Leipzig). “Hrn. Georg Meerwein (Aachen). Hru. Reihtsanwalt Seidel (Osterwieck i. Harz). Eine Tochter: Hrn. Prof. Adolf Schill (Düsseldorf). Hrn. Adolf Bremme (Barmen). Hrn. Friedr. Rexhausen ( over).

Gestorben: Hr. Gutsbesißer Adolf Felten (Es). Hr. Vürgermeister Emil Drenkmann (Brieg). Hr. Rentier Leopold Leppel Et Berkel). Hr. Rentier Ludwig Geiseler (Berlin). z A. Shwebs (Berlin). Frau Luise Woellner, geb. Wendel (Brändenburg a. H.).

erd. Nes- ternheim.

Der

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der NorddeutsGen Buchdruckerei und Verlags- Anftalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen } (cinséließlich Börsen-Beilage).

ca. 100 gr.

De B M E aug außerordentlih P Ditcui in“ vera

M 2083.

| Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den

23. August

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Vorgestern Abend fanden hier in Berlin zwei sozialdemo- kratishe Versammlungen für die Wahlvereine des erften und fünften Berliner Reihstagswahlkreises statt. In der Versammlung des erften Reichstagswahlkreises kam es, wie wir aus einem Bericht des „Berl. Volksbl.* ersehen, im Ans{lusse an den Vor- trag eines Hcn. Jahn, der die Fragen der Parteitaktik behandelte, zu einer längeren Diskussion über die sozialdemokratis{che Partei- und Frafk- tionsverhältnifse, welche in einer Resolution ihren Abschluß fand; die Versammlung des fozialdemokratishen Wahlvereins für den 1. Berliner Wablkreis \priht darin ihr Bedauern über den Artikel des Dr. Bruno Wille in der „Sächsishen Arbeiter-Zeitung“ aus und erklärt, dem Genossen Bebel wie der ganzen Fraktion ihr Verirauen zu schenken. Aug die Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins des fünften Berliner Reichstagswablkreises beschäftigte ih, nah einem Bericht der „Vos. Ztg.*, mit der Taktik der Sozialdemokratie. Hier wurde ein Antrag, der Fraktion ein Vertrauensvotum zu ertheilen, gegen eine ziemli starke Minorität abgelehnt, da- gegen folgender Resolution zugestimmt: „Der gegenwärtige Streit innerhalb der sazialdemokratiscen Partei ift durch das 12 Jahre an- dauernde Sojialistengeseß verschuldet worden ; die Versammlung giebt sih der festen Hoffnung hin, daß derselbe auf dem Parteitag in Halle endgiltig beigelegt werden wird.“ i:

Wie die „Schls. Ztg.“ berihtet, hat der Königlich preußische Minifter für Handel und Gewerbe angeordnet, daß au auf den fiskalischen Gruben und Hüttenwerken in Oberschlesien ähnlihe Arbeiterausschüsse wie früher hon auf den Staatsgruben im Saarrevier eingeseßt werden. Die ausführ- lihen Bestimmungen über die Zufammenseßung und Thätigkeit dieser Arbeiteraus\{chüsse sind nunmehr fertiggestellt; der wesentlihe Inhalt dieser Bestimmungen, welhe für die Königin - Luise - Grube, Friedrichsgrube, Friedrihshütte und fur die König- lihenEisengießereien inGleiwiß und Malapane gelten, ift folgender: Was zunächst die Wahl der Vertrauensmänner betrifft, so ist jeder männlihe Werksarbeiter, der das 21. Lebensjahr zurück- gelegt hat und seit mindestens drei Jahren auf dem betreffenden Werke in Arbeit steht, wahlberehtigt. Wählbar ift er, wenn er das 25. Lebensjahr zurückgelegt hat, der deutshen Sprache mächtig und seit wenigstens fünf Jahren auf dem betreffenden Werke be- schäftigt ist. Jede Betriebs- (Steiger-, Gruben-, Masthinenwerks-) Abtheilung wählt einen oder mehrere Vertrauensmänner, welche dieser Abtheilung angehören müssen. Der Werksdire?tor bestimmt die einzelnen Abtheilungen und die Zahl der von jeder Abtheilung zu wählenden Vertrauensmänner; er bestimmt auch den Wahltag und läßt die Einladung zur Wahl späteftens aht Tage vorher dur An- (lag in den Zechenstuben (Werkstätten) und durch Verlesen bekannt machen. Die Wahl wird unter Leitung des Werksdirektors oder der von ihm bierzu ernannten Beamten im Zechenhaufe vorgenommen und erfolat dur geheime Abstimmung unter Zuziehung von zwei Bergleuten, die der Leiter des Wahlakts hierzu aus der Zabl der Wähler beruft. Das Verfahren bei der Wabl wird durch das Königliche Ober-Berg- amt Breslau geregelt. Wer die Mehrheit der Stimmen sämmtlicher ershienenen Wähler auf sich vereint, gilt als gewählt; ift keine solhe Stimmenmehrheit vorhanden, fo findet zwishen den beiden Personen, die die meisten Stimmen auf \sich vereint haben, eine engere Wahl statt; stellt sich bei dieser Stimmengleihheit heraus, so entscheidet das Loos. Die Vertrauensmänner werden auf zwei Fahre gewählt. Die Ausscheidenden sind wieder wählbar. Ein Vertrauensmann \ch{eidet als folher. aus: durch Amtsniederlegung, durh freiwilligen Abgang oder durch Entlassung aus dem König- lihen Werk. Es findet alsdann ebenso wie im Fall des Todes eines Vertrauensmannes eine Ersaßwahl für die übrige Dauer der Wahlperiode statt. Die Ersaßwabl ist innerhalb vier Wochen nach dem Aus\ch{eiden cines Vertrauensmannes von der betreffenden Betriebsabtheilung nach den vorstehenden Bestimmungen vor- zunehmen. Was die Aufgabe der Vertrauensmänner betrifft, so haben die Vertrauensmänner Anträge, Wünsche und etwaige Beschwerden, welche das betreffende Werk im Ganzea angehen, bei dem Werk8- direktor anzubringen und \sich in den Zusammenkünften mit Leßterem über dieselben gutachtlich zu äußern; sie haben ferner in diesen Zu- sammenkünften über sonstige Fragen und Angelegenheiten, die das Arbeits- verhältniß, besonders die Arbeitsordnung und Abänderungen derselben betreffen, ihr Gutachten abzugeben und folche das Wohl der Arbeiter und ihrer Angehörigen betreffende Angelegenheiten zu besprechen, welche ihnen von dem Werksdirektor vorgelegt werden. Außerdem find die Vertrauensmänner berufen, an der Verwaltung der zu Gunsten der Arbeiter und ihrer Angehörigen eingeführten Wohlfahrtseinrihtungen, falls nicht besondere Vorschriften für die Verwaltung derselben bestehen, mitzuwirken, etwaige Streitigkeiten der Arbeiter unter einander zu vermitteln und ibunlichst beizulegen und endlich. darauf zu ahten, daß die Arbeits- ordnung und die für die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter ge- troffenen Anordnungen von den Arbeitsgenossen gewissenhaft und pünkt- lich befolgt werden. Die Vertrauensmänner treten unter dem Vorsiß des Werksdirektors oder- seines Stellvertreters vierteljähr- lich und außerdem so oft zusammen, als der Werksdirektor es für erforderlich bält, oder wenn wenigstens die Hälfte der NVertrauens8männer unter Angabe der zu berathenden und zu ihrer Kompetenz gehörigen Gegenstände darauf anträgt. Der Werksdirektor stellt die Tagesordnung der Zusammenkünfte, zu denen sämmtliche Vertrauensmänner einzuladen sind, fest. Ueber Gegen- stände, welche niht bei ihnen angemeldet sind, darf nicht verhandelt werden. Ueber jede Zusammenkunft if ein Protokoll aufzunehmen und Abs(rift desselben dem Königlichen Ober-Bergamte einzureichen.

In einer Versammlung der Kellner Berlins, welche in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag stattfand, wurde, der „Berl. Volksztg.* zufolge, eine Resolution angenommen, in welcher der An- \{luß der Kellner an den Verein der Gastwirthsgehülfen empfohlen wird; ferner wurde beshlofsen, ein Fahorgan zu \schaffen, welches energisch die Interessen der Kellner vertrete.

Eine von etwa 80 Personen besuchte Versammlung der Töpfer- gehülfen in Leipzig ließ sich am Donnerstag von der auf Ver- anlassung der Arbeitgeber gewählten Kommission über die mit dem Arbeitgeber - Aus\chuß gepflogenen Tarifverhandlungen Berit erstatten. (Vergl. Nr. 194 d. Bl.) Es wurde, wie die „Leipz. Ztg.“ mittheilt, ein von den Arbeitgebern aus8gearbeiteter

egenüber dem jeßt gültigen in den Lohnanfäßen nah allgemeiner

ehauptung erheblich reduzirter Tarif verlesen und zur Debatte gestellt. Obgleih ein Theil der Anwesenden zur Nachgiebigkeit mahnte, beschloß die Versammlung do, den jeßt geltenden Tarif beizubehalten, da dessen Gültigkeitsdauer bis zu 1. April 1891 vereinbart worden und die Herabseßung des Lohnes weder dur den Ses Gatigang geboten, noch bei der Steigerung der Preise aller Lebensbedürfnisse billig sei. Dieser Beshluß soll den Arhbeit- gebern unterbreitet werden und der Vertrauensmann darauf ahten, daß die Sätze des alten Tarifs in allen Geschäften bezahlt werden. Von einer Arbeitseinstellung wurde aligemein abgerathen.

In Ergänzung des in der gestrigen Nr. d. Bl. „nah S(hluß der Redaktion“ mitgetheilten Telegramms aus Mons theilen wir noch folgenden Bericht der „Voss. Ztg.“ mit: Der Ausftand im Borinage gewinnt an Ausdehnung; alle Zehen der „Société

des Produits* haben den Betrieb einstellen müssen; au die Berg- leute der Zehen des Midi de Mons, der Zechen in Cuesmes und Ciply sind ausftändig. Eine gestern Abend in Frameries statt- gehabte von 800 Bergleuten besfudte Versammlung besbloß die Aufrechthaltung des Ausftandes. Das von der Société des Produits eingeführte neue Arbeitsreaglement, welches selbst geringe Vergehungen der Bergleute mit hohen Geldstrafen ahndet, hat den Ausbruch des Ausftandes herbeigeführt. Macht die Gesellshaft keine Zugeständnisse, so ist das Umsichgreifen des Ausftantes zweifellos.

Wie die Londoner „Allg. Corr.“ mittheilt, ist der Ausstand der Werft- und Sbiffsarbeiter in den Dods in Til- bury, einer Mittheilung der Dockverwaltung zufolge, noh nicht beendet. Die Forderung der Ausständigen, daß nur Arbeiter beschäftigt werden sollen, welhe dem Verbande an- gehören, ist von der Dockverwaltung noch nicht bewilligt worden. Die gestern zwishen dem Vorsteher der Docks und Vertretern der strikenden Arbeiter gepflogenen Unterhandlungen hatten indeß das Ergebniß, daß die Ausständigen die Arbeit gestern bedingungslos wieder aufnehmen wollten. Es \cheint, daß der Aus- stand niht vom Haupt-Strikeaus\{chusse angeordnet war.

Aus New-York meldet „W. T. B.“ vom gestrigen Tage: Die Bediensteten auf den Güterzügen der Illinois Central- babn haben beschlossen, Erhöhung ihrer Löhne zu fordern. Die Maschinenführer und Heizer der NorthwesternEisenbahn haben die Arbeit eingestellt und eine Gehaltserhöhung begehrt. Zahl- reiche lange Züge mit Fleis liegen auf der Strecke.

__ Aus Melbourne berichtet ein Wolff {es Telegramm nach einer Reuter’s{en Meldung: Infolge der Arbeitseinftellung wird die Lage in Victoria und Neusüdwales stets bedenkliher. Viele Hütten und Fabriken werden demnähft wegen Kohlenmangels ges{lofsen werden müssen. In Wollongong sind bereits 9 Gruben ges{lofsen. Die Rheder von Melbourne und Sydney werden in Albury zur Berathung der Situation zusammentreten.

i Ueber die wirthschaftliche Lage in 1889 urtheilt die Handelskammer zu Saarbrücken in ihrem Jahre2- beriht wie folgt:

Das Jahr 1889 reibt si hinsichtlich der günstigen Lage von Industrie und Handel im Saargebiet gleihwerthig an seine beiden Vorjahre an. An Lebhaftigkeit der Nachfrage nah Erzeugnissen der Eisen- und Stahlhütten, der Gießereien, Kleineisenzeugfabriken, Maschinen- und Wagenbau- Anstalten, der Glashütten, Thonwaaren-, Cement- und Ziegelfabriken, an angespannter Thätigkeit der Betriebe und Ausdehnung des Umsatzes übertrifft es dieselben erheblich. Industriezweige, welhe wegen der EGigenartigkeit ibrer Fabrikate längere Lieferfristen bedingen, waren vielfa s{chon im März mit Auf- trägen bis zum Schlusse des dritten WVierteljahrs und im April bereits mit solchen bis zum Ende des Jahres gedeckt. Lager- bestände, welhe an gewissen Fabrikaten noch aus den Vorjahren vorhanden waren, wie z. B. in der Tafelglasinduftrie, oder die \sih gegen Schluß des Jahres 1888 neu gebildet hatten, wie z. B. in den Formeisen-Walzwerken, wurden sehr bald in Anjpruh genommen und- entweder zum größeren Theil oder ganz geräumt. Die Nawfrage nah Kohlen und Koks zu Industriezwecken war während des ganzen Jahres eine außerordentlihe starke, bätte {on unter normalen Verbältniffen kaum vollständig gedeckt werden fönnen und blieb unter dem Einfluß der Bergmanns-Ausftände, der

ekürzten Shihtdauer und der sehr mangelhaften Arbeitslust der

ergleute in der That zum Theil unbefriedigt. Die Förderung der staatlihen Saargruben ftand aus diefen, eben erwähnten Gründen um 154 680 t oder 24 9/5 hinter derjenigen des Jahres 1888 zurüdck, anstatt \sich entsprechend dem Bedarf und der vergrößerten Belegschaft um mindestens 350 000 t zu steigern.

Die Verkehrsanstalten weisen, mit Ausnahme des von der Kohlen- förderung abhängigen Umshlags auf dem Saarkanal, allenthalben eine Steigerung des Verkehrs auf. Der Empfang und Versand von Eisenbahngütern wuchs auf allen größeren Stationen unseres Bezirks, abgesehen von denjenigen, welhe aus\{ließlid Grubenftationen sind. Der Post- und Depeschenverkehr im Ganzen hat \sich erheblich ge- steigert. In Ausgang und Eingang betrug die Zunahme bei Brief- sendungen 64 und 8# 9%, bei Wertbsendungen dem Werthe nah 14} und 724 9/0, bei Postanweisungen dem Werthe nah 9 und °/0, bei Telegrammen 8F 9%. Die etatsmäßigen Einnabmen der Postanstalten innerhalb unseres Bezirks vermehrten sfih um 7 “/o, darunter allein die Telegrammgebühren um 10# °/o. Í

Der Umschlag der Reihsbank:Nebenstelle Saarbrücken auf dem Giroconto steigerte s{ch um 35 Millionen oder 27 %%; auch der Wechselverkehr zeigte eine größere Lehaftigkeit als früher. Bei den Sparkafsen- haben sich zwar die Rücknahmen, insbesondere Seitens der strikenden Bergleute, in no@ größerem Maße aber die Einzah- lungen und der Gesammtwerth der vorhandenen Einlagen erhöht.

Was den günstigen Ergebnissen des Berichtsjahres ein ganz be- sonderes Gepräge verleiht, ift die Thatsache, daß bei faft allen Industrie- erzeugnissen eine Erböhung ihres Werthes und damit eine Steigerung ihres Verkaufspreises eingetreten is. Während im Jahre 1888 die Industrie mit mäßig gegen früher erhöhten Roh- materialpreisen und Arbeitslöhnen arbeitete und innerhalb des ge- nannten Jahres nur insoweit Preisfteigerungen vornahm, als zur Er- zielung einer ebenfalls mäßigen Verzinsung des Anlage- und Betriebs- kapitals erforderlich war, trat im Berichtsjahre eine so erhebliche Vertheuerung der meisten Rohmaterialien, insbesondere der Stein- koblen und Koks ein, daß die Selbstkosten der Industrie rasch in die

¿be gingen und gemeinsam mit der fortdauernd durchgeführten Er- öhung der Löhne eine entsprechende Werthfsteigerung der Fabrikate herbeisührten. Vershärfend trat hierzu noch der starke Begehr Deutschlands nah Industrieerzeugnissen aller Art, ein Begehr, der zeitweise aus wirklichem Bedürfniß, zeitweise auch wohl aus Spe- fulationszwecken stammte, der \sich aber jedenfalls mit solher Kraft geltend mate, daß die Leistungsfähigkeit der deutshen Industrie nit mehr hinreihte, sondern dem Auslande ein großer Theil von Liefe- rungen überlassen werden mußte. Einen Beweis hierfür bietet die Zunahme der Einfuhr und die Abnahme der Aus- fubr des deutschen Zollgebiets im Jahre 1889 unter Festhaltung der Thatsache, daß die deutshe Industrie mit Aufgebot aller Betriebsmittel beschäftigt war.

Es ift nur natürli, dal dieser Wertherhöhung auch eine Er- böbung der Verkaufspreise für Fabrikate auf dem Fuße folgte. In- dessen muß ausdrücklich hervorgehoben werden, daß in allen Industrie- zweigen unseres Bezirks die Steigerung der Preise für die meisten Fabrikate nicht mit derjenigen gleihen Schritt

u halten vermohte, welhe die Rohmaterialien er- ap ten Die Bestätigung dieser Thatsache wiederholt sich in fast sämmtlihen uns zugegangenen Berichten, speziel in denen der Eisen, Glas- und Thonwaaren - Industrie. Es darf hieraus gefolgert werden, daß die einzelnen Werke zwar eine bedeutend größere Brutto - Einnahme in Folge des vermehrten Umsatzes, aber einen verbältnißmäßig Ét ringeren Netto-Ertrag gehabt haben. Damit tritt die Erscheinung in den Vordergrund, daß die im leßten Jahrzehnt vielfah durch Er- findung neuer Mas inen oder ga rikationsverfahren herbeigeführte Verbilligung der Sas tion dur die gesteigerten Selbst- kosten, insbesondere die Arbeitslöhne, allmählich wieder auf- gewogen wird.

1890.

In weiterer Folge ergiebt si aus dieser Betrachtung, daß der Hauptantheil an den guten Geschäftserträgen des Jahres 1889 nicht der Industrie, sondern den Kohlenproduzenten und dem Kohlenzwischenhandel zugefallen “ist. Selbst wenn man die außerordentli boben Abs{lüfse, welche von Händlern während der Streikperioden der Bergleute für ihre verfügbaren Lager- bestände erzielt worden find, als weniger aus\chlaggebend nicht in Rechnung bringt, lassen do die Börsennotirungen am Anfang und am Schlusse des Jahres erkennen, daß Zechen und* Kohlenhändler einen unverhältnißmäßig viel größeren Gewinn erzielt haben, als die

dustrie. Denn wenn_ der Preis von Kohlen und Koks um 120 bezro. 134 9%, der von Stabeisen und Träckern dagegen nur um 60 bezw. 36/0 binnen Jahresfrist gesteigert werden konnte, so giebt der erheblihe Abstand dieser Ziffern einen siheren Hinweis, auf welcher Seite der größere Gewinn gelegen hat. Angesichts sol{her Unter- shiede fallen aber die Angriffe gegen die industriellen Kartelle, Verbände, Konventionen u. |. w. wegen übertriebener Preis- steigerung für Fabrikate, welche vorzugsweise von dem Zwischenhandel erhoben werden, in sich zusammen. Gerade die aus fast allen Industriezweigen troß dem Bestehen der Kartelle stammenden Hinweise auf das Mißverhältniß der Fabrikat- preise zu den Rokbmaterialpreisen beweisen, daß es au für die Preis-Festsceßungen der Verbände eine natürliche Grenze giebt, welze nit überschritten werden darf. Es wird bei derartigen Angriffen außer Acht gelaffen, daß die Hauptwirkung der Verbände nicht die ode hoher Preife,

sondern vorzug8weise eine Regulirung der Produlbn und der Kon- kurrenz, sowie eine Beseitigung der vom Zwishenhandel und der Spekulation begünstigten S{wankungen des Geschäftsganges ift.

Mit vollem Ret darf man die Stetigkeit des guten Geschäfts- ganges, welcher nunmehr son seit länger als drei Jahren anhält, zu einem Theile unserem Schußzollsy stem, zum anderen Theile der Wirksamkeit der industriellen Verbände zuschreiben. Wäre es nach den Wünshen des Freihandels so hâtten wir ganz abgesehen davon, ob ein derartiger Aufschwung alsdann möglich gewesen wäre zweifellos die größten Schwankungen dur{zumahen gehabt, welche allein {on in den Arbeiterausftänden einen trefflichen Aus- gang8punkt gefunden hätten. Daß der Zwischenhandel und die Börsen- spekulation durch die Verbände einen Abbruch erlitten haben ift wahr- sceinlich. Aber der Zwischenhandel findet, wie aus den vorher an- geführten Thatsachen hervorgeht, bei sons guten wirths{haft- lihen Verbältnissen des Landes leiht einen Ersaß, und die Fernbaltung der Spekulation von der industriellen Thätigkeit kann im Interesse der Solidität unserer Industrie nur als gesund und erwünscht bezeihnet werden. Schon der Umstand, daß die Beschlüsse der einzelnen Kartelle aus einer gemeinsamen Berathung von Per- sönlikeiten hervorgehen, welhe in der Regel zu den unterrihtetften Vertretern des betreffenden Industriezweiges gehören, gewährleistet eine fichrere Is der Konjunktur, als wenn es jedem einzelnen Werke überlassen bleibt, fich allein ein Bild über die zu erwartende Lage des Geschäftsmarktes zu bilden und hiernach die Preise zu ge- stalten, die deshalb naturgemäß vielen und lebhaften Schwankungen unterworfen sein müssen. Derartige S{wankungen können wohl dem Zwischenhandel, niemals aber der industriellen Thätigkeit von Nugzen sein. ; 2

Wie die Konventionen im einheimischen Verkehr, so wirken die Shutßzölle im Weltverkehr, indem sie eine größere Stetigkeit des Marktes innerhalb des geshüßten Landes zur Folge haben, Sie bilden einen umfassenden Damm, innerhalb dessen die gewerbliche Produktivität wachsen foll, und s{ließen nicht aus, daß, wenn dieses Wahsthum mit dem vermehrten Bedürfniß nicht Schritt halten kann, das Fehlende von auswärts zufließt, während zugleih umgekehrt der etwa vorhandene Abfluß nach außen fich ver- mindert. Diese Erscheinung tritt für Deutschland im Berichts- jahre klar zu Tage. Das Bedürfniß nach Erzeugnissen der Industrie war so stark, daß es von vielen einheimishen Industriezweigen niht gedeckt werden fonnte, und die Folge war, daß die Einfuhr aus- ländisher Erzeugnisse fich gegen früher erheblih steigerte, die Ausfuhr dagegen abnahm. So war von den in unserem Bezirk vertretenen Industrie-Erzeugnifsen die Einfuhr nach Deutschland gewachsen und die Ausfuhr vermindert : bei fast allen Eisenfabrikaten, Hohlglas, Tafel- glas, glasirten Ziegeln, feuerfesten Steinen, Thonröhren und Töpfer- ge\scirren.

Aus der gefteigerten Einfuhr auf eine ungünstige Wirkung der Schußtzölle und der Konventionen {ließen zu wollen, wie dies von freilßändlerisher Seite vielfah ges{hehen ift, wäre nur dann zutreffend, wenn die deutshe Ausfubr in entsprechendem Maße gestiegen wäre oder die einheimishèn Fabriken über mangelnde Beschäftigung zu klagen gehabt hätten. Keins von beiden aber ift der Fall gewesen und man fann demnach mit Recht darauf \{ließen, daß das lange zurüdck- gehaltene Bedürfniß na Industrie-Erzeugnifsen in außergewöhnlichem Umfange gewachsen ist. Andererseits geht aber aus den erwähnten Erscheinungen hervor, daß das Ausland sofort eine fi bietende Möglichkeit zur Einfuhr nach ODeutshland wahrnimmt, und eine Herabseßung der Schuzzölle unsere Industrien in einen äußerst gefahrvollen Kampf mit dem Auslande verwickeln würde, aus welchem allenfalls nur der Zwishenhandel Nußen ziehen könnte. Vom volk8- wirthschaftlihen Standpunkte ist es aber rationeller, wenn si der deutsche Zwischenhandel der deutshen Industrie durch Hebung des Exports, als der ausländishen Induftrie dur Steigerung des Im- ports nußbar macht. i /

Die Industrien unseres Bezirks sehen daher das Anwa@sen der Einfuhr in einem so guten Geschäftsjahre wie das verflossene keines- wegs als ein bedenkli@es Symptom an. Sie vertrauen, daß die Beibehaltung der Schutzölle und die weitere Ausgestaltung der gewerblihen Konventionen zur weiteren Ausbildung der Industrie, zur allmäblihen Umwandelung der bisher beobachteten, etwa alle 15 bis 20 Jahre auftretenden wirthschaftlichen Fluthwelle in eine gleih- mäßige und stetige Hebung des Geschäftsganges und zur Stärkung des allgemeinen Nationalwoblstandes beitragen werden. i

Au die Abnahme der deutschen Ausfuhr ift nit geeignet, prinzipielle Bedenken zu erwecken. Wie sie ihre Erklärung in den {hon erwähnten Ursachen findet, so is auch ihr Ausgleih bei einem Nachlaß des einheimishen Bedarfs zu erwarten.

Nach Mittheilang des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 10. August bis incl. 16 August cr. zur Anmeldung gekommen: 194 Ebeschließungen, - 19015 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 840 Sterbefälle.

gegangen, überbaupt

Handel und Gewerbe.

Vom obershlesishen Eisen- und Metallmarkt be- richtet die „Sl. Ztg.*: Obwohl der Geschäftsftand des ober- \chlesishen Éisenmarktes die frühere günstige Lage noh bei weitem nicht erreiht bat, so ist doch im Allgemeinen eine vortheil- haftere Strömung niht zu verkennen. Die Aufträge, besonders auf Baueisen, als Träger, Façoneisen u. \. w., mehrten si derart, daß die Mee it dux ay Bhochen Uns Lareden L E obern au e Eisenso ne erhöhung um durzuseßen vermochten. Nachdem eine gewisse Festigkeit des Marktes