1910 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Sep 1910 18:00:01 GMT) scan diff

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§ 30.

Die Landmesserprüfungskommission ersucht das Oberbergamt, vor O O on die Markscheiderprüfung stattgefunden hat, sibteahmo, e Ueberlassung der hierüber verhandelten Akten zur Ein- ihtnahme. ch Der Inhalt der Akten, soweit er si auf die im § 29 genannten Frisungaager bezieht, wird von der Landmesserprüfungskommission ei Feststellung ihres Urteils über den Ausfall der Prüfung 20)

mitberücksichtigt.

S 31.

Die Akten über die Markscheiderprüfung werden, nachdem fie der Oberprüfungskommission vorgelegen haben 23), von der Land- messerprüfungskommission an das Oberbergamt zurückgesandt. Zu- gleih wird das Oberbergamt benachrichtigt, ob der MEE die

andmesserprüfung bestanden hat und ob ihm eine Besta ung als Landmefsser erteilt worden ist.

Berlin, den 16. September 1910.

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Freiherr von Schorlemer.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- angelegenheiten.

E [ster.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. J. À.:

Peters. Der Mister. Michaelis.

Staatsministerium.

Es sind verseßt worden der Archivar, Archivrat Dr. Her- mann Hoogeweg von Hannover an das Staatsarchiv in ehtar und der Archivar Dr. Martin Meyer von Schleswig an das Staatsarchiv in Münster.

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt Franz Geißler in Habelschwerdt ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Bréslau, mit Anweisung seines Amtssizes in Habelschwerdt, und

der Rechtsanwalt, Justizrat Schründer in Münster zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Hamm, mit Anweisung seines Amtssizes in Münster, ernannt worden.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Der Ministerial- und Oberbaudirektor von Doemming im Ministerium der öffentlihen Arbeiten ist an Stelle des Unterstaatssekretärs Schreiber im Ministerium für Handel und Gewerbe zum Vorsißenden der Königlichen Kommission zur D Sagung der technishen Versuchsanstalten ernannt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Gymnasialdirektor, Professor Dr. Fredrich ist die Direktion des Gymnasiums in Küstrin übertragen worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen ‘und Forsten.

Dem Oberforstmeister von Sydow ist die Oberforst-

meisterstelle in Ser Wbeblrägen en dem Regierungs- | i

und Forstrat Wesener die Forstinspektion önigsberg-Königs- berg, dem Regierungs- und R Morßtfeldt die Forst- inspektion Marienwerder-Tuchel und dem Professor Dr. Fal ck die Professur für tehnishe Mykologie an der Forstakademie in Hann.-Münden.

Verseßt worden sind: der Regierungs- und Forstrat Me i x in Schleswig nah Frankfurt a. O. (Forstinspektion Frankfurt- Landsberg a. W.), der Forstmeister Pelissier in Lutau nach Habichtswald (Oberförsterstelle Sand), die Oberförster Brandt in Schüttenwalde nah Lutau, Ebert in Güntersberg (Ober- Manet Krossen) nah Sorau, Ehrlich in Rothenfier nach“

änschwalde, Glü ck in Frißzlar nah Liebenwerda, von Jlten in Elbrighausen nah Krossen, Stubenrauch in Jänshwalde nah Rothenfier, Weiß in Döberiß nach Kath. Hammer ; ferner der Forstkassenrendant Jericho in Morbach nah Kolbig.

Dem Oberförster von Harling in Steinbusch ist die Oberförsterstelle Elbrighausen, dem Oberförster Kaboth in S die Oberförsterstelle Frizlar, dem Oberförster Ke ck in

otsdam die Oberförsterstelle Gertlauken, dem Oberförster Nothe in Bromberg die Oberförsterstelle Schüttenwalde und dem Oberförster Wegener in Breslau die Oberförsterstelle Döberit (Marienwerder) übertragen worden.

Zu Revierförstern sind ernannt worden die Förster: Jansen in Gürzenih, Oberförsterei Wenau, Regierungsbezirk Aachen; Klockow in Sablath, Oberförsterei Christianstadt, Regierungs- bezirk Frankfurt; Kurzius in Stüßerbach, e! Schmiedefeld, Regierungsbezirk Erfurt; Fürstenau in Klanzig, Oberförsterei Klaushagen, Regierungsbezirk Köslin; S chu- macher in Schwarzort, Oberförsterei Rossitten, Negierungs- bezirk Königsberg; Thimm in Dingwalde, Oberförsterei Pr.- Eylau, Regierungsbezirk Königsberg.

Der Titel Hegemeister wurde verliehen folgenden Förstern im Regierungsbezirk Magdeburg: Kurßleben in Ramberg Tia Thale), Molle und Schulze in Weferlingen (Oberförsterei Bischofswald), Vogel in Hüttermühle (Ober- örsterei Altenplathow), Wardish in Plößky (Oberförsterei Grünewalde) und Wille in Jäveniß (Oberförsterei Jävenig).

Der Kreistierarzt Reinshagen zu Genthin ist in die Kreistierarztstelle zu Flensburg verseßt worden.

Finanzministerium. Königliche Generallotteriedirek tion.

Bekanntmachung.

Die Erneuerungslose sowie die Freilose zur 4. Klasse der 223. Königlih preußischen Klassen- lotterie sind nah den 88 5, 6 und 13 des Lotterieplans unter Vorlegung der entsprehenden Lose aus der 3. Klasse bis zum 3. Oftober d. J., Abends 6 Uhr, bei Verlust des Anrechts einzulösen.

Die Ziehung der 4. Klasse dieser Lotterie wird am 7. Oktober d. J, Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren Anfang nehmen.

Berlin, den 29. September 1910.

Königliche Generallotteriedirektion. Strauß.

und Verkehr und für Justizwesen,

Königliches Oberverwaltungsgericht.

Bei dem Oberverwallungsgericht ist angestellt worden: der |- Mbuta Buchholz |

Kanzlist bei der Oberzolldire als Kanzleisekretär.

ion in Mag

Bekanntmachung.

Den Markscheidern Arnold Fukas zu Beuthen O.-S,, Oskar Niemczyk zu Charlottenhof bei ee O.-S. und Erhard Wischnowski zu Beuthen ist von heute ab die Befugnis zur felbst R B E riGtung von : für den Umfang des preußischen Staates erteilt worden.

Breslau, den 26. September 1910.

s Oberbergamt. | chmeißer.

Bekanntmachung. E

Gemäß § 46 des Kommunalaäbgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) wird zur offentlichen l ebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommuna abgaben einschäßbare Reingewinn aus dem Betriebsjahre 1909/10 bei der Niederlausizer Eisenbahn auf

110 487 M festg esezt worden ist. Halle a. Saale, den 26. September 1910. Der E v “adi

Féaurx de Lacroir.

Nicßlanklicßes. Deutsches Reich.

Preufsen. Berlin, 30. September.

„n der am 29. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Delbrüick abgehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde von der Bildung der Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen Mitteilung gemacht und die Bildung der übrigen Ausschüsse durh Wahl vollzogen. Dem Entwurf eines Ge- seßes für Elsaß - Lothringen, betreffend baupolizeilihe Vor- schriften, wurde die Zustimmung erteilt. Mit der Ueberweisung des Entwurfs eines e gegen Mißstände im Heilgewerbe, des Entwurfs eines Gesezes, betreffend die Be eitigung von Tierkadavern, und anderer Vorlagen an die zu- sangigen Ausschüsse erklärte die Versammlung sih einver- tanden. Demnächst wurde über die Beseßung von Stellen beim Reichsgericht, bei den Kaiserlichen Disziplinarbehörden und bei den Disziplinarkammern für Laer Lte Beamte so- wie Über die Beseßung einer Beisißerstelle beim Kaiser ichen Aufsichtsamt für Privatversicherung, ferner über die Bewilligung von Nuhegehalt an Reichsbeamte und über verschiedene reen pegen In U o Vorschriften für et

rüfungsordnung u er ‘“ amgS8ordnung für Apotheker

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel der Ausshuß für Justizwesen sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

Der Königlih dänishe Gesandte von Hegermann- Lindencrone ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Bremen“ vorgestern von Valparaiso nah Callao (Peru) in See ge- gangen.

di S. jn eingetroffen und geht Wusung ab.

ist gestern in Tschingkiang (Yangkse) am 2. Oktober von dort nach

Oesterreich-Ungarn.

Die „Neue Freie Presse“ veröffentliht eine Unterredung ihres Budapester Korrespondenten mit dem ungarischen Minister- präsidenten Grafen Khuen-Hedervary über das Zustande- kommen der ungarischen Anleihe. Der Ministerpräsident sagte unter anderem :

Gs ift eine hocherfreulihe Tatsache, daß in dem Augenblick, wo diese Notwendigkeit sich ergab, die alte Freundschaft, die Ungarn mit den dsterreiishen und deutschen Finanzkreisen verknüpft, sih wieder glänzend bewährt hat. Der rasche Abschluß der Anleihe ist gewiß zum großen Teil auch der freundlihen Gesinnung zu verdanken, die wtr insbesondere in Deutschland angetroffen haben, und darin lieat die politische Bedeutung des Erfolges der Anleihe. Die jüngsten Tage haben gezeigt, daß wir an Deutschland eine feste Stütze haben, auf die wir uns immer verlassen können, eine Stüße niht nur in politischer, fondern au in wirtschaftlider und finanzieller Hinsicht. Wir haben wieder einmal erfahren, daß dort, wo es not tut, Deutschland uns nicht nur helfen will, sondern auch helfen kann. Ein jeder folcher Vorfall trägt dazu bei, unser altes inniges Verhältnis zum Deutschen Neich gewissermaßen zu verjüngen, denn dem Dru der Tatsachen kann sih niemand entziehen ; sie bringen das Bewußtsein von der Innigkeit des Verhältnisses der beiden Staaten in die weitesten Kreise.

Großbritannien und JFrland.

Lord Beresford hat neuerlich einen offenen Brief an

den R V Asquith gerichtet, in dem er, „W. T. B.“

zufolge, darauf hinweist, daß die Verkehrswege des Seehandels

gegen Veberfälle von A ege und vollends gegen die aperei fast jedes Schußes entbehren.

Frankreich.

Wie das „W. T. B.“ meldet, erklärte der Finan minister Cochery gestern im Budgetausschuß, er werde alles auf- bieten, um die baldmöglihste Annahme des Einkommen - steuergeseßes im Senat durhzuseßen; er werde nicht zu- geben, daß der von der Deputiertenkammer genehmigte Entwurf vom Senat verstümmelt oder zerstückelt werde. Der Budgetauschuß nahm sodann mit 15 gegen 7 Stimmen die Erhöhung der Erbschaftssteuer im Falle des Vor- handenseins eines einzigen direkten Erben sowie den Miets-

arkscheiderarbeiten | der Behörden empfangen worden.

1 Nur eine weitere owie einige andere Steuer-

ur Herstellung des Gleich- rund a Beschlusses ms

_steuervorsch lag des e an. Erhöhung des Quittungsstempels maßnahmen wurden abgelehnt. gewihts im Budget fehlen auf etwa fünf Millionen.

Jtalien.

Der österreichish-ungarische Minister des Aeußern Gra von Aehrenthal M ,W. T. B.“ zufolge, in Beglei seines Kabinettschefs Grafen Szapary gestern abend in Turin eingetroffen und am Bahnhof von dem Marquis di San Giuliano, dem _italienishen Botschafter in Wien und dem österreichisch-ungarischen Botschafter in Rom sowie Vertretern

Schweiz. Eine stark besuchte Versammlung von Vertretern ver- Ee tats a Landesteile in Ari hat, einer Meldung es „W. T. B.“ zufolge, die Einleitung einer Aktion gegen die Genehmigung des Gotthardvertrages durch die Bundes- versammlung beschlossen.

Türkei.

Zwischen der Pforte und Frankreich sind Verhand- lungen in der rage des Schußrechtes für die seit Jahren in der Türkei ansässigen oder neu eingewanderten Algerier ein- geleitet (fgr Sol A

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ sind na Ablau der für die Ablieferung der Waffen gestellten Frist bie Straßer in Monastir und besonders das beseßt worden. Einige hundert Grie en, darunter der Bischof, sind verhaftet worden. Der Grun hierfür ist nicht E, angebli ist ein griehishes Geheimfkomitee entdedckt worden.

Eine Militärabteilung stieß, Verfolgung ‘des Bandenchefs Apostol bei Tekelü, elf Kilometer von Saloniki epu t, auf eine kleine bulgarische Bande, wobei es zu eim Kampfe kam, bei dem zwei Bulgaren ge- tötet, zwet verwundet und zwei gesängen genommen wurden. Auf türkischer Seitè-wurde ein Soldat getötet und einer leiht

verwundet. Griechenland.

Die arlamentarische Kommission hat nach einer Meldung es „W. T. B.“ von den 44 Mandaten in Attika 41 für gültig erklärt; 3 Kreter haben die auf sie gefallene Wahl nicht angenommen.

i Asien.

Wie die „St. Petersburger Télegraphen-Agentur“ aus Mukden meldet, iaben in Taofu die hinesis@ti Behörden 13 Japaner verhaftet, die sich weigerten, die dem Ausland- handel verschlossene Stadt zu verlassen. Der japanische Generalkonsul hat Protest erhoben. Aus Peking ist ein Beamter zur Untersuchung des Zwischenfalls abgesandt worden.

Griechenviertel militäris ch

obiger Quelle zufolge, bei

Statiftif und Volkswirtschaft.

Das Königlich bayerische Statistishe Landesamt veröffentlicht soeben (in Pkt 77 der Beiträge zur Statistik Bayerns) ein Werk über die „Geschichte der älteren bayerischen Statistik“, in dem auf Grund amsalenden Aktenmaterials die geschichtliche Entwicklung der statistishen Verwaltungspraxis in den Gebieten des beutigen Königreichs Bayern geschildert wird. In dret besonderen Abschnitten 44 behandelt die amtlihe Statistik bis zum Amtsantritt des

inisteriums Montgelas, dann die Statistik unter dem Ministerium Montyelas, endlich die zeitgenössishe Theorie und ihre hauptfächlihsten Wortführer in Bayern (wie z. B. Kohl- brenner , Westenrieder, Hazzi, E Die einschlägige Darstellung ist auch vom Standpunkt der erwaltungsgeschichte der verschiedenen Gebietsteile des jeßigen Bayerns fehr bemerkenswert. Der zweite Teil des Werkes erörtert die politishen und statistish tehnishen Gesichtspunkte, die den früheren Erhebungen zugrunde lagen, und befaßt sich besonders eingehend mit den großen Erhebungen, die das Ministerium Montgelas vor 100 Jahren durchgeführt hat. Teilergebnisse dieser bislang nur wenig verwerteten, aber wirtschafts- politis bedeutsamen Landesstatistik sind in einem Anhang einzeln aufgeführt. Seinem Gesamtinhalt nah erbringt das Werk für die staats- wie für die wirtschaftsgeshichtlihe Forschung wichtige Beiträge und neue Anregung.

Zur Arbeiterbewegung.

__ Infolge gesheiterter Verhandlungen mit der Innung sind, wie die „Rh.-Westf. Ztg.“ mitteilt, gestern in Düsseldorf 130 Elektro- monteure und Hilfsmonteure in den Ausstand getreten. Weitere 20 befinden sich in Kündigung. (Val. Nr. 227 d. Bl.)

Die Arbeiterschaft der Lahmeyerwerke in Frankfurt a. M. nahm, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, in einer stark besuhten Ver- fammlung Stellung zu der angedrohten Aus sperrung in der Metallindustrie. Alle Redner vertraten den Standpunkt, daß der Aussperrung die Stillegung der Betriebe auf dem Fuße folgen müsse. Einstimmig wurde beschlossen, beim Verbandsvorstand die Genehmigung einzuholen, die etwaige Aussperrung mit einer all- gemeinen Arbeitseinstellung beantworten zn dürfen.

Die Stuttgarter Metallarbeiter haben, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, in drei Versammlungen eine Nesolution gefaßt, worin den streikenden Werftarbeitern die Sympathie zum Auédruck gebrat, die Erhebung von Extrabeiträgen gutzuheißen, die Ablehnung der Ueberstunden seitens der Arbeiter unter Hinweis auf die angedrohte Aus\perrung für gerechtfertigt erklärt und betont wird, daß in den Betrieben, in denen ausgesperrt werde, die Arbeiter geschlossen die Arbeit niederlegen. Fn Groß-Stuttgart beträgt die Gesamtzahl der Metallarbeiter rund 15 000, von denen etwa 3000 auf die Automobilfabrik von Daimler entfallen. :

, Der Verband der Antwerpener Diamantarbeiter hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, beschlossen, die wöhentlihe Arbeits- zeit auf G Ah von 51 Stunden herabzuseßen. Wenn in einzelnen Betrieben die Arbeitszeit auch nur 48 bis 49 Stunten beträgt, so gab der Durchschnitt von neun Arbeitéstunden auf den Tag 54 Stunden; die Maßnahme ter Arbeiter bedcutet also eine Verringerung der Arbeitszeit um drei Stunden. Den Geschäfts- leitern und Eigentümern der Scleifereien, die wegen der eigenartigen Organisation des Verbandes von diesem sehr abhängig sind, wurde der Beschluß mitgeteilt, ohne daß sie Einspruch erhoben. Die Löhne werden davon nicht betroffen. Die gleiche Herabseßung wird am 1. Oftober in Amsterdam vorgenommen.

Kunst und Wissenschaft.

Im Festsaal der Akademie der Sten inMünchen fand gestern vormittag unter dem Doris Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern die Aus\chußsißzung des Deutschen Museums ftatt, zu der, wie „W. T. B.“ meldet, Aus- Den aus allen Teilen Deutschlands herbeigekommen waren. Nachdem der Präsident der Akademie der Wissenschaften Heig el“ die Verfammlung namens der Akademie, der Minister von Vrettreich namens der Staatsregierung begrüßt hatte, erstattete der Baurat,

Reichsrat Oskar von Miller Bericht über die Finanzen und den

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ihre Poesie doch noch

Neubau des Museums. Ler Oberbürgermeister von Borscht ab bekannt, daß die Gemeindevertretung einstimmig be- {chlossen bätte, dem Deutschen Museum in feinem Neubau für alle Zeiten Wärme und elektrishes Licht unentgeltlih zu liefern, was einem jährlihen Aufwand von 160 000 4 entspriht. Der Reichsrat Maffei-München gab namens der Vereinigten Firmen des Deutschen Lokomotivbaues bekannt, daß diese für den Ehrensaal des Mujeums ein T AEa! stiften wollen. Sodann berichteten der Geheimrat Dy ck-München und Gra von Zeppelin über ver- \hicdene Verwaltungsangelegenheiten. Zum Vorsißenden des Vor- M wurde Dr. Hermann Blohm- Hamburg, zum Schrift- führer des Vorstandsrats Geheimrat Bunte- Karlsruhe neu ge- wählt. Dr. Blohm gab eine kurze Schilderung über Leistungen und Lage des deutshen Schiffbaues. Der Geheime Marineoberbaurat Hoßfeld übergab sodann im Namen Seiner Majestät des Kaisers ein großes Schnittmodell des Linienschiffes „Rheinland“, das der Kaiser dem Museum bei der Grundsteinlegung zugesagt hatte. Das

im Versammlungssaal aufgestellte Schnittmodell, dessen einzelne Teile elektris betrieben werden fönnen, fand ungeteilte Bewunderung, die

auch in herzlihen Dankesworten Seiner Königlichen Hoheit des “A Ludwig und des Reichsrats von Miller zum Ausdruck kam. Un Seine Majestät den Kaiser wurde ein Danktelegramm abgesandt.

Aus den Kunstsalons.

Die Herbstausstellung bei Friy Gurlitt bringt Sammlungen von Werken von Toni Stadler und Otmar Se in Nom sewie einzelne Werke verschiedener Künstler, Böcklin, Leistikow, Liebermann, Uhde, Trübner u. a. Stadlers feine Kunst konnten wir an dieser Stelle in leßter Zeit mehrmals würdigen. Er, der nunmehr Sechzig- gaerigs bleibt seiner Eigenart treu. Er malt immer die gleiche

ayerishe Hochebene mit dem hohen T und dem tiefen Horizont, immer gleih anspruchslos und doch jede Ansicht mit neuen Fein- Heiten und Nuancen, stets neue Variationen zu seinem ureigensten Thema. Er ist einer der ganz wenigen , die jene malerish so {wer bezwingbare Hochgebirgsnatur wirklich bezwungen haben; sicherlih hat ihm dies keine geringe Mühe gekostet; gewiß ist er von Natur aus ait so talentvoll gewesen wie Stuck und Genossen, deshalb mußte er mehr lernen und ragt er au heute als ein einfamer Vertreter der guten alten R Kunst empor, und hat es, soweit es in seinen Kräften stand, verhindert, daß diese unter den stampfenden Hufen der Jugendreiter völlig in Grund und Boden getreten wurde. Seine Bilder werden noch fernen Geschlehtern liebe Stubengenossen sein, wie es uns die alten Holländer sind, wenn die Stuckschen Schlangendamen {on längst veraltet sein werden. Otmar Brioschi malt vornehmlich die bekannten, dänkbaren Veduten der Umgebung Noms, gewiß nicht \{hleckcht, aber doh auch nicht viel anders als frühere Nommaler. Der wahre Maler der grandiosen römischen Campagna, der, auf Cypressen- mäßchen und andere Effekte verzihtend, die heroishen Stimmungen dieter Landschaft in tieferem Sinn erfaßte, fehlt noch. Am besten hat Böcklin nachgedichtet, wenn au nicht gemalt. An feiner zurzeit bei Gurlitt ausgestellten „Melancholia“ stört die frei nah Dürer naiv in das Firmament bineingepinselte Inschrift un- gemein. Sie zeigt ebenso wie die lilafarbenen \{önen S uhe der Frau, wie die Kunst e Mannes s\o gas von Ein- ällen I, war. Von ax Klinger sind drei neue

adierungen: „Die Herrscher", „Der Krieg“ und „Der Philosoph“ zu fehen, die wie matte Nachklänge früherer, klarer gesechener Visionen wirken. Sehr fein sind Leistikows „Marine“, Liebermanns „Weg zur Schule“, Trübners „Studienkopf“ und endlich die aus- gestellten Werke von Fr ip von Uhde „Im Atelier“ und „Die Schwestern“. Uhde zumal kann gar nicht P eingeshäßt werden. Er gehört zu den Wenigen, die immer höher schreiten und nit stecken bleiben, und dies wirkt bei ihm, der hon längst fertig schien, doppelt erstaunlih und bewundernswert. i

Bei Sal Cassirer sind. fechs junge Norweger zu Gast. Eine Gesellschaft von Künstlern, von denen fast jeder etwas Besonderes zu sagen hat und die vom Stand der modernen Malerei im Lande der Fijorde ein sehr erfreuliches Zeugnis ablegen. Bernhard Folkestad malt Stilleben von ganz eigenem Neiz, ja fein Kohlstilleben aus der Nationalgalerie in Christiania gleicht in der großen Auffassung den s{önsten Stücken der alten Vlamen auf diesem Gebiet. L. Karsten ist vor allen ein Pinseltechniker ersten Ranges. Am meisten interessiert seine prächtig freie Kopie einer Grablegung von Nibera. Sie läßt die einstige Wirkung der Werke dieses noch nit hinlänglich

eshäßgten großen Spaniers ahnen. Theodor Lauring zeigt mit

fothets Christianiafjord die neue Auffassung der solange den Kitschern verfallenen norwegischen Fjordlandschaft. Hendrik Lund ragt be- \fonders als Portrâtist hervor, als Maler sowohl wie als Lithograph. Die Bildnisse seiner Frau und seiner Mutter \ind Stücke von er- sesenem Können und Geshmack. Sören Onsanger erzielt in En Akten sehr feine diskrete Farbenstimmungen. A. C. Svar- tad endlih ist zwar etwas {wächer als die anderen, zu sehr Fol- Élorist in seinen ausländishen Städtebildern, als Porträtist aber auch fehr beachtenswert. Dr. Di

Das Vermessungs\{iff „Planet " hat seine Vermessungs- tätigkeit in der Südsee für das Sommerhalbjahr 1910 beendet und ist zum vorübergehenden Aufenthalt nah dem Süden der ost- asiatishen Station gedampft. Von dem Schiff wurden während der Sommermonate vor allem im Gebiet der Neu-Hebriden-Fnfeln und Neukaledonien Lotungen und Vermessungen vorgenommen. Der bisherige Leiter dieser hydrographishen Tätigkeit, Kovettenkapitän Dominik, kehrt jegt heim, um dur den Korvettenkapitän Habenicht abgelöst zu werden, der im beendeten Sommerhalbjahr in den deutschen Küstengewässern den hydrographishen Nevisionésvermessungen vorstand. Im vergangenen Jahre betrugen die biet On durh den eanet 82 Kmt.; das ausgelotete Seegebiet umfaßte 619,8 Quadrat- meilen.

Von den Verhandlungen der im September v. J. in London und Cambridge abgehaltenen 16. allgemeinen Konferenz der internationalen Erdmessung ist der erste Teil, enthaltend Situngsberichte und Landesberichte über die Arbeiten in den einzelnen Staaten, redigiert von dem ständigen Sekretär van de Sande Bakhuyzen (bei Georg Reimer in Berlin), im Druck erschienen.

Wohlfahrtspflege.

Die Ge hestiftung in Dresden kann auf eine viertelhundert- jährige praktische Wirksamkeit zurückblicken. Fhr menschenfreundlicher Begründer, der Großkaufmann Gehe in Dresden, hatte ihr die Auf-

abe gestellt, der im § 1 der neuen Saßungen vom 1. März 1902 Rusdru gegeben ist: „Bildung zu verbreiten in bezug auf die Gegen- Is deren gründlihes Verständnis zu gedeihlichem öffentlichen

irken erforderlich ist.“ Durch die Art, wie das Direktorium diesem

rogramme praktis gere{cht geworden ist, kann man behaupten, daß ih die Gehesliftung zu einem Bildungsfaktor ausgestältet hat, der eine durchdringende A niht nur a die \strebsamen reiferen männlichen Bewohner der fäcsischen Hauptstadt, sondern auch auf weite bildungsbedürftige Schichten des ganzen Landes ausübt.

Die praktische Volksbildungsarbeit der Gehestistung macht \ich nach zwei Nichtungen hin geltend. Während der Dauer des ganzen Jahres stchen Lesezimmer und Bücherei (Dresden-A., Kleine E 21 1) Wochentags von 10 bis 2 Uhr und (außer Sonn- abends) Nachmittags von 5 bis 9 Uhr jedem männlichen Besucher un- entgeltlih zur Pecfägitrig: In den Lesezimmern sind über 600 Zeit- hriften und Periodica, betreffend Staats- und Rechtswissenschaft,

olfswirtshaft und Verwaltung, aufgelegt, über welhe auch ein Katalog durch den Buchhandel oder. durch die Stistungskanzlei zu beziehen i. Die Bücherei enthält rund 70000 Bände, und zwar 8000 Bände der politischen Hilfswissenschaften (Geschichte, Geographie, Statistik, Bevölkerungslehre, Kolonialpolitik), etwa

28 000 Bände der Staats- und Nechtswissenschaft, etwa 14 000 Bände der Verwaltungsgebiete (darunter Armenwesen, Gesundheitswesen, s und etwa 20 000 Bände der Volkswirtschaft. Ueber wichtige Fächer der Bücherei, z. B. Volkswirtschaft und Finanzwesen, sind gedruckte Kataloge erschienen, die zur Informierung aufliegen oder dur den Buchhandel zu beziehen sind. Während naturgemäß der Lesesaal seinen Zatdungseinfug nur seinen Besuchern, in erster Unie den Einheimischen, zukommen läßt, tritt in der Art der Bibliotheks- verwaltung unverkennbar das Bestreben zutage, in möglichst bequemer Weise den staatswissenschaftlihen Soridiuliaen mit ihren reichen Schäßen zu dienen, indem ie Ausleihungen ins Haus und nah auswärts franko gegen franko zuläßt, ja fördert. Ein paar Ziffern veranshaulihen diese Wirksamkeit aufs este. Die Besucher von Lese- saal und Bibliothek beliefen {ck@ im Kalenderjahr 1909 auf 16 764. Von diesen wurden im Lokal 3686 Werke benü t, während die Aus- leihungen im Jahre 1909 13 294 Bände umfaßten, von denen 1694 nah auswärts gingen. Die Gesamtzahl der Ausleihungen innerhalb der 25 jährigen Führung der Stiftungsbibliothek, also von 1885 bis 30. Juni 1910, belief sich auf 270 166!

Während in dieser Weise Lesezimmer und Bücherei der Gehe- stiftung durch das gedruckte Wort während des ganzen Jahres für Einheimishe und Auêëwärtige wirken, kommt die andere bildung- fördernde Richtung der Gehestifiung während des Winterhalbjahres durch das lebendige Wort zur Geltung. Die Stiftungsdirektion ver- anstaltet auch in dieser Richtung nit nur Vorträge und Vor- tragsfolgen in der Stadt Dresden; fie läßt auch in solchen größeren Städten des Landes, wo auf Grund mangelnder geeigneter Bortrags- kräfte oder aus sonstigen mit dem Stiftungsprogramm harmonierenden Vorbedingungen Vortragsreihen wirkungsvolle Aussicht bieten, solche abhalten. Für die fünf Einzelvorträge des vorigen Winters in Dresden waren auf Wunsch 3013 Karten ausgegeben und hiervon 29594 = 86 9/6 benußt worden. Außerdem nahmen 354 Chrengäste teil, sodaß die Zahl der Hörer 2948 betrug. An Vortragsfolgen wurden im vorigen Winter sieben in Dresden und außerdem je eine in Bauzen und Pirna durchgeführt. Für die in Dresden abgehaltenen Zyklen, die 55 Vortragsabende umfaßten, hatten ih 1027 Hörer ein- schreiben lassen. In Baußen wurden sechs8 Vorträge, für die sih 450, und in Pirna sieben Vorträge abgehalten, für die sich 526 Hörer eingeschrieben hatten. Aus den beiden leßten Ziffern geht die hohe Wertschäßung hervor, die im Lande den ehestiftungs- vorträgen zuteil wird, während man für Dresden berüdsichtigen muß, daß die Winterszeit eine Unzahl Gelegenheiten bietet, gute Vor- träge zu hören und an Kursen si zu beteiligen. Den meisten der Einzelvorträge wird noch dadurch eine nachhaltige Wirkung gegeben, daß sie im „Jahrbuch der Gehestiftung“ gleihzeitig mit anderen wert- vollen Abhandlungen veröffentliht werden, sodaß auch diese Einzel- vorträge zu denjenigen Bildungsmitteln der Gehestiftung gehören, die auf weitere Kreise Eindruck machen.

Technik.

A. F. Eine aper ent liGe Versammlung des Berliner Vereins für Luftschiffahrt (die 299. Versammlung) fand am 12. September gemäß § 22 der Satzungen auf Antrag von 20 Vereinsmitgliedern an S des im Oktober in Dresden bevor- stehenten 8. Deutschen Ust chiffertages zur Beratung zweier Punkte von dessen vorläufiger Tagesordnung statt. Diese beiden Punkte be- treffen die Ergänzungswahlen zum VerbandéEvorstand und zur Sport- kommission. Mit Bezug hierauf war es der Wunsch und die Absicht der Antragsteller dafür Sorge tragen zu helfen, daß bei den in Aussicht stehenden Wahlen der wachsenden Bedeutung der Flugmaschine neben Ballon und Motorluftschiff gebührend Rechnung etragen werde. Dieser Gesichtspunkt und die hieran zu knüpfenden Folgerungen fanden dur einen einleitenden, längeren Vortrag des apitäns zur See von Pustau einleuhtende Begründung und Rechtfertigung. In der sih anschließenden, so angeregten wie an- regenden Diskussion erfolgte in allen zur Sprache gebrahten Punkten, in denen noch Meinungsverschiedenheiten bestanden, ershöpfende Aus- \sprahe und volle Verständigung, sodaß die nachstehenden beiden Resolutionen einstimmige Annahme fanden: I. „Die Versamm- lung ersucht die Delegierten des Berliner Vereins für Luftschiffahrt, auf dem diesjährigen Luftschiffertage dafür einzutreten, daß, abgesehen von den vom Kaiserlihen Automobil-Club und Kaiserlichen Aero- Club zu wählenden Mitgliedern, in die Flugzeugkommission und ins- besondere als deren Vorsitzender in erster Linie nur solche Persönlich- keiten gewählt werden, die mit der Flugtehnik und der Organisation des Flugwesens in dauernden direkten Be- ziehungen stehen.“ Il. „Die Versammlung ersuht die Delegierten ihres Vereins ferner, dafür einzutreten, daß die NOPPGben der drei Sportkommissionen des Deutschen Luftschiffer- Verbandes zugleich dem geshäftsführenden Vorstand des Deutschen Luftschifferverbandes als stimmberechtigte Mitglieder anzugehören haben.“ Von der Aufstellung einer Kandidatenliste, die als Punkt 2 auf der Tagesordnung stand, wurde Abstand genommen. Die sehr zahlreich bofudbte Versammlung wurde in Abwesenheit des Ersten Vor- sißenden von dessen Vertreter, Wirklichen Geheimen Oberbaurat Zimmermann geleitet, der in ehrenden Worten vor Eintritt in die Tagesordnung der überaus \{merzlichen Verluste gedachte, „welche der Verein und die deutsche Luftschiffahrt durch den tragishen Tod von Professor Erdmann und von Oscar Erbslöh erlitten haben. Neu aufgenommen in den Verein wurden 25 Dep, Zum Punkt der Tagesordnung „Fahrtberichte gab der Vorsigende des Fahrtenaus\{husses, Dr. Bröckelmann, zunächst bekannt, daß die Fübrerqualifikation den Herren Dr. Goll und Nobert Klose ver- liehen worden ist, und ersuhte dann die anwesenden Leiter dreier seit leßter Versammlung ausgeführter interessanter Ballon- sahrten, selbst über ihre Erfolge und Erlebnisse zu be- rihten. Es sprach hierauf, dieser Aufforderung folgend, zuerst Ingenieur Berliner über seine in den Tagen des 20. und 21. August in Begleitung von Maurermeister Schönknecht von S margen- dorf aus unternommene Fahrt, die in Nussish- Polen ohne wischen- fälle ihr Ende nahm. Ueblere Erfahrungen machten drei Herren, die laut Bericht des Führers, Ingenieurs Gericke, am Sonntag, den 27. August, Morgens 7 Uhr, von Schmargendorf abfahrend, mit dem Ballon „Tschudi“ bei dem herrshenden Westwinde über die russische Grenze vershlagen wurden. Die Luftschiffer, zu denen außer dem Genannten noch Rechtsanwalt Dr. Kohrs und Baron von Bremer gehörten, landeten am späten Nachmittag nah einer Fahrt von über 400 km sehr glatt bei Lask, einem etwas südwestlich von Lodz gelegenen Städtchen. Weder die Hülle, noch die Insassen des Ballons hatten irgend welchen Schaden genommen, und man war eben damit beschäftigt, die Heimreise vorzubereiten, als das Schicksal in Gestalt russisher Gendarmerie auf dem Schauplaß der Begebenheit erschien und die drei Luftschiffer erst nah Pabianice zu einer ersten Re- vision und von da 20 km weit nah Lask zum Landrat entführte. Dort mußten die Reisenden unter militärisher Bewachung zwei Tage bleiben, bis der inzwishen ein etroffene Gendarmerie- oberst nach kurzer Untersuchung des alles die Beförderung der Luftschiffer zunächst nah Warschau verfügte. Jn der an- genehmen Begleitung eines ihnen beigegebenen Hauptmanns, dessen liebenswürdige Gattin es sich nicht hatte nehmen lassen, für die Eisenbahnfahrt Proviant in Hülle und Ne mitzugeben, langten fie Dienstagabend tn Warschau an und erhielten hier, dank der Bemühung des deutschen Generalfkonsuls, Graf Schulenburg, eine Stunde später hon die amtliche Mitteilung, daß der Heimreise nichts im Wege stehe. Nah Rückempfang des gesamten beshlagnahmten Materials an Schriftstücken und Instrumenten wurde noch in derselben Nacht die Reise über Alexandrowo nah Berlin angetreten. Ganz anders gestaltete sih eine Fahrt, die am 24. August, Abends 64 Uhr, im wasserstoffgefüllten Ballon „Hewald“ Chefredakteur Adolf Stein in Begleitung des Zechenarztes Thormeyer und dessen Gattin von Bitterfeld aus unternahm. Man war bei der Abfahrt übcr die Richtung des Windes niht ganz sicher, rechnete mit einer Fahrt nach Osten und war dann angenehm enttäusht, als {on in mäßiger Höhe fich herausstellte, daß man nach NW fahre und diese

o sich bis zum Morgen in NNW. wandelte, sodaß man hoffen durfte, auf einer der dänisWen Inseln zu landen. Diese Voraussicht täushte nicht, die Landung geschah nah genußreiher Fahrt um 9,10 Vormittags auf -Laaland in der Nähe des Ortes Slösse-Moos. Die an einer Hecke nah kurzer Fahrt im Schlepptau erfolgende Ent- leerung des Ballons zog eine große Menge von Menschen herbei. Der des Deutschen mächtige Lehrer und der hinzukommente Arzt maten die Dolmetscher, und nun ergoß sich über die Luft- schiffer, die viel erzählen mußten, ein Strom von Freundlichkeit, Me Hilfsbereitshaft und Gastfreundschaft seitens der {lichten andbewohner, dessen sie sih nit versehen hatten und der sie rührte. Besonders galt das Interesse der Leute der vom Himmel getommenen Frau, die von ihren blondköpfigen Geschlehtsgenossinnen umdrängt wurde. Erwähnt sei noch, daß der Versammlung der Kapitänleut- nant der japanischen Marine Shiro Aihara beiwohnte, der nah einem 34 Monate in Lindenberg durchgemachten Kursus in der Aërologie jeßt die Ballonführerqualifikation zu erwerben beabsichtigt.

Bauwesen.

Die Unterbrehung der Bautätigkeit im Winter. Auch in Gegenden und in Jahren, wo der winterlihe Frost fis niht besonders heftig und andauernd bemerkbar macht, besteht der L rau, den Bau neuer Häuser, ‘soweit er in Maurerarbeit besteht, während des Winters zu unterbrehen. Daraus ergeben s\ih begreifliherweise mancherlei Unzuträglichkeiten. Nicht nur die Verzögerung der Fertig- stellung des Ganzen, sondern auch eine Gefahr der Be- schädigung der bisher gesehenen halbfertigen Arbeit und nit zum wenigsten die Beschäftigungslosigkeit der Arbeiter sind die hauptsächlihsten. Es ist daher häufig versuht worden, über diese Schwierigkeit hinwegzukommen. In S{hwéden zum Beispiel hat man einen Ausweg dur Verwendung heißen Wassers zur Mörtelbereitung gesucht, aber so einfach ist die Ab- hilfe niht. Der fo hergerihtete Mörtel hat nämlih die Neigung, sih unter der Einwirkung der niedrigen Temperatur zu zer- seßen und seine wesentlichen Eigenschaften einzubüßen. Außerdem ist der Vorschlag gemacht worden, das für die Mörtelbereitung dienende Wasser mit Stoffen zu verseßen, die den Gefrierpunkt der Mischung herabseßen, wozu \sich Alkohol- oder Salzlösungen eignen. Nach einer Mitteilung des „Kosmos“ aber sind noch bessere Ergebnisse in dieser Richtung durch Beimischung von gewöhnlicher Soda erzielt worden. Man hat mit diesem Hilfsmittel Maurer- arbeiten bei einem Frost von 10 bis 15 Grad aus eführt, die auch troß längerer Einwirkung \olher Kälte keine Ver chlechterung gezeigt haben. Nach den bisherigen Erfahrungen eignet sich zu diesem Zweck am besten das wässerfreie, kohlensaure Natron, wie es als Pulver im Handel zu haben ist. Das “Salz wird in einem Kessel aufgelöst, in dem beständig eine Temperatur von einigen 30 Grad und ein Mischungsverhältnis von 1 kg des Salzes auf 5 1 Wasser unterhalten wird. Die Lösung wird dann in Tonnen gegossen, aus denen die Maurer fie \{chöpfen, nahdem sie noch einmal mit einer gleich großen Menge von Wasser verdünnt worden ist, fo daß das eigentlihe Lösungsverhbältnis 1 kg Soda auf 10 1 Wasser beträgt und die Temperatur auf etwa 15 Grad zu stehen kommt. Man muß bei der Bereitung des Mörtels mit Soda dann um ein Viertel mehr Wasser benuzen als für gewöhn- lihen Mörtel. Ferner muß darauf Bedacht genommen werden, den zu verwendenden Sand, der gewöhnlich an der Oberfläche gefroren ist, sorgfältig zu zerkleinern, damit er nicht in Klumpen in die Lösung gelangt. Cs wird versichert, daß der Zusaß von Soda nicht nur die ungünstigen Einwirkungen der Kälte verhindert, sondern die Msörtel- bereitung fogar beschleunigt, und zwar soll diese bei einer Temperatur von 5 Grad unter dem Gefrierpunkt doppelt \o {nell vor sih gehen als ohne Zusaß von Soda bet einer Temperatur von 10 Grad Wärme. Selbstverständlich steigert das Verfahren die Kosten der Mörtelbereitung um einen gewissen Betrag, aber nah den bis- berigen Erfahrungen nur um zwei Mark auf das Kubikmeter, und eine Rechnung würde wohl ergeben, daß diese Mehrausgabe im Ver- gleih zu dem Vorzug, die Arbeiten im Winter nit unterbrechen zu dürfen, niht wefentlih ins Gewicht fällt. Ferner ist anzuraten, die Maurer bei Haudhabung des Sodamörtels mit Gummihandschuhen auszustatten, da sie sonst Hautentzündungen an den Händen erleiden würden.

Land- und Forftwirtschaft.

Weizeneinfuhr in Marseille. Nach den Wochenberichten der in Marseille erscheinenden Zeitung „Le Sémaphore“ hat die Weizeneinfuhr nah Marseille auf dem Seewege betragen :

in der Zeit vom 28. August bis 2. September . . davon aus Muland a e e Ï in der Zeit vom 4. bis 9. September . L davon aus Nußland . . E in der Zeit vom 11. bis 16. September . t davon aus Rußland . . 238 724 , in der Zeit vom 18. bis 23. September . 413096 ,„ davon aus Nußland . (eer B In den Zollniederlagen in Marseille befanden sich am

21. September 101 880 4z.

303 591 dz 194 036 290 507

69 582 414 664

Ernteergebnisse in Dänemark.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Kopenhagen berihtet unterm 26. d. M. : Die diesjährige Ernte Dänemarks sien sich im August in jeder Beziehung Fe zu gestalten und man erwartete, daß sie mit Ende August beendet sein würde. Aber nachdem man mit dem CEinernten der Wintersaaten begonnen hatte, trat \{lechtes Wetter ein, das mehrere Wochen anhielt und die Erntearbeiten aufs Empfindlichste verzögerte. Das Korn, welches nicht vor Beginn der {lehten Wetterperiode unter Dach gekommen war, hat vielfa ge- littén, ist zum Teil ausgewachsen und hat an Wert verloren. Auch der Strohertrag ist sehr gering gewesen.

Am besten haben noch Roggen und Weizen gelohnt und man wird im Durhschnitt bei diesen Kornarten eine Mittelernte oder vielleicht etwas über Mittelernte erwarten können. Hafer und Gerste dagegen haben ein geringeres Erträgnis ergeben und dürften \{chwerlich eine Mittelernte erreichen.

Gesundheitswesen, Tierkraunkheiten und Absperrungs- maßregeln.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch Der Maul- und Klauenseuche aus Wessolla, Kreis Tost-Gleiwitz, Regierungsbezirk Oppeln, Lamgarben, Kreis Rastenberg, Re- gierungsbezirk Königsberg, Nosenshön, Kreis Rössel, Negierungs- bezirk Allenstein, bei Händlervieh, am 28. September 1910.

_ Die Polizeiverwaltung von Spandau erläßt, Blättermeldungen zufolge, eine Bekanntmachung, wonach die Choleragefahr in Spandau vollständig beseitigt ist.

Serbien.

Laut Bekanntmachung vom 6./19. d. M. hat die Serbische Re- gierung Rußland, die ikalienishe Provinz Ap ulien, das ungarische Komitat Baranya und die Donauufer von e urg bis Mohács als choleraverseucht erklärt und ent\prehende Maß- nahmen gegen die Herkünfte aus diesen Gegenden angeordnet. Aus den verseuhten Orten ist die Einfuhr aller frishen Lebensmittel nah Serbien, die im Erdboden oder in der Nähe desselben wachsen sowie auch diejenige von Milchprodukten verboten.