1890 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Nov 1890 18:00:01 GMT) scan diff

i Monat Septémbéèr d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit 1 tätten) vorgekommenen Unfälle macdey A ( vigigua O bne 12 Entgleisungen und 4 Zusammenstöße auf freier Bahn, 16 Entgleisungen O 24 Busammenstöße in Stationen und 192 sonstige E e (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Ai d] Pon und ae Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei leßteren rsonen getödtet oder verleßt worden sind). Bei diesen Unfällen nd im Ganzen, und zwargrößtentheil® durch eigenes Verschulden, 237 Personen E Perungiüdt, sowie 53 Eisen E er- heblih und 151 unerheblih beschädigt. Bon den beförderten Reisenden wurden 6 getödtet und 12 verlegt, und zwar ent- fallen: zwei Tödtungen auf den Verwaltungsbezirk der König- lichen Eisenbahn-Direktion (linksrh.) zu Köln, je eine Tödtung auf die Königlih württ:mbergischen Staats:-Eisenbahnen und ae. die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktio- nen zu Frankfurt a. M., zu Altona und zu Berlin, sieben Ver- leßungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn- Direktion (linksrh.) zu Köln, drei Verleßungen auf die König- lih sächsischen Staats-Eisenbahnen, und zwei Verleßungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn: Direltion zu Hannover. Von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlihen Eisenbahnbetriebe 31 getödtet und 151 verlegt, von Steuer- U. 15 Beamten 1 getödtet und 8 verleßt, "von fremden Personen (einschließlih der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 15 ge- tödtet und 13 verlegt. Außerdem wurden bei Nebenbes{häf- tigungen 43 Beamte verleßt. Von den sämmtlichen Unfällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 33 142,48 km Betriebslänge und 960899585 geförderten Achskilometern) 234 Fälle, davon sind verhält- nißmäßig, d. h. unter Berückfichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, in den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Elberfeld, zu Köln (rechtsrh.) und zu Erfurt die meisten Unfälle vorgekommen. B. Privatbahnen (bei zusammen 9528,80 km Betriebslänge und 31 663 198 geförderten Achs- filometern) 14 Fälle, und zwar auf die Stargard: Küstriner Eisenbahn (einshließlich Glasow-Berlinhen) 1 Fall, auf die essishe Ludwigs - Eisenbahn 12 Fälle und auf die Lübeck- Bhhener Eisenbahn 1 Fall.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Geheime Rath von Vi ebsch ist hier angekommen.

‘” Jn der Fünften Beilage des „Reichs- und Staate- Anzeigers“ bringen wir den heute dem Hause der Ab- aeordneten vorgelegten Entwurf eines Gesehes, betreffend die Einkommensteuer, zum Abdruck. Die Begründung des Entwurfs werden wir in der morgigen Nummer nah-

tragen.

Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ veröffentlichen wir eine Zu- sammenstellung der versteuerten Rübenmengen sowie der Einfuhr und Ausfuhr von Zuckter im deutschen Zollgebiet im Monat Oktober 1890.

# Kassel, 12. November. Der XVI. Kommunal- Landtag des Regierungsbezirks Kassel wurde heute dur den Ober-Präfidenten, Staats-Minister Grafen zu Eulen- burg eröffnet. :

Der Alters-Präsident, Bürgermeister Winter aus Hom- berg, gab in seiner Erwiderung den ehrfurch1svollen Ge- finnungen des Kommunal-Landtages gegenüber Sr. Majestät dem Kaiser und König Ausdruck und die Versammlung loß sih dieser Kundgebung in einem auf Se. Majestät aus- gebrahten Hoch lebhaft an.

Nachdem hiernächst der Königlihe Kammerherr und Vize- Marschall von der Malsburg auf Escheberg zum Vor- sißenden und der Justiz-Rath Hupfeld zu Kassel zum [stell- vertretenden Vorsißenden, sowie die Schriftführer und deren Stellvertreter durch Akklamation gewäblt waren, wurde gleih- falls die Wahl der Mitglieder des Legitimations- und Ein- gäabenausschusses, sowie eines Hauptausschusses durch Akkla- mation voraenommen.

_ Nah Mittheilung der Vorlagen und Eingaben wurde die Sizung geschlossen.

Der IV, Provinzial-Landtag der Provinz Hessen- Nassau wurde, wie bereits gestern mitgetheilt, durch den Ober-Präsidenten, Staats-Minister Grafen zu Eulenburg, nachdem dem Entwurfe ciner Städteordnung für den Re lerungsbezirk Wiesbaden mit einigen Abäuderungs- vors{lägen die Zustimmung ertheilt und damit die vorliegen- den Geschäfte beendet waren, gestern geschlossen, worauf der Vorsißende auf Se. Majestät den Kaiser und König fin Hod ausbrachte, in welches die Versammlung lebhaft ein-

immte,

Vayern.

Münthen, 12. November. Die Plenarsizung des Ober-Medizinalausschusses für das Jahr 1890 ift, der „Allg. Ztg.“ zufolge, vom Ministerium des Jnnern auf den 11, Dezember l. F. festgeseßt. Die beiden Gegenstände der Tagesordnung sind: Vorläufiger Beriht über die Jnfluenza in Bayern im Winter 1889/90 und die Revision der Aller- höhsten Verordnung vom 13, Zuli 1862, „die Verpflichtung der Medizinalpersonen zur Anzeige ansteckender Krankheiten unter Menschen und Thieren betreffend“. Das Referat über beide Gegenstände liegt in den Händen des Geheimen Raths Dr, von Ziemssen.

Hefen,

Darmstadt, 12, November. JZhre Königlichen Hoheiten der Großherzog, der Prinz und die Prinzessin H / i R Gi s M Mew ßen L jowie Dire O i Hoheit

ix we i Berlik bege La x werden sich Sonntag Nahmittag nah

Saehsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 12. November. Jhre Köni lihe Hoheit die Großherzogin ist, wie die „Weim, Zig“ itibeilt, ete

Oldenburg.

Oldenburg, 12. November. Der dem Landtage vor- gelegte Voranschlag der Centralkasse für die nähste Finanz- periode beziffert sih, wie dem „Hann. Cour.“ geschrieben wird, in Einnahme und Ausgabe auf 2481 000 # für 1891, 2 468 000 für 1892 und 2522 000 é für 1893. Zu den Ausgaben hat das Herzogthum 771/, Proz., das Fürstenthum Lübeck 16 Proz. und das Fürstenthum Birkenfeld 61/4 Proz. beizutragen. Fn den Voranschlag für das Herzogthum sind an Einnahmen eingestellt: 7614 100 6 für 1891, 5241 100 M4 für 1892 und 5016 100 6 für 1893. An Ausgaben sind vorgesehen: 6 233 000 M für 1891, 5776 000 6 für 1892 und 5 578 000 a für 1893.

Reuß; ä. L.

+ Greiz, 12. November. JZhre Durchlaucht der Für st und die Fürstin werden sih, wie verlautet, zu Anfang nächster Woche mit Gefolge nach Berlin begeben, um, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers und Königs Folge leistend, an den anläßlich der Vermählung Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria von Preußen mit Sr. Durhlaucht dem Prinzen A dolfvon Schaumburg-Lippe demnächst staltfindenden Feierlichkeiten Theil zu nehmen. Gestern Abend ist die Prinzessin Marie zu Ysenburg-Büdiugen und Meerholz, von Sr. Durchlauht dem Fürsten am Bahnhof begrüßt, zu längerem Besuch am Fürstlihen Hofe hier eingetroffen.

Schaumburg-Lippe.

Büceburg, 12. November. Der Einzug Sr. Dur: lauht des Prinzen Adolf und Jhrer Königlihen Hoheit der Prinzessin Victoria ijt, nah dem „Hann. Cour.“, auf den 23, d. M., Nachmittags 3 Uhr, festgeseßt. Die städtischen Kollegien werden das hohe neuvermählte Paar vor dem Rathhause mit einer Ansprache begrüßen. Abends findet unter Betheiligung der Bergleute ein Fackelzug statt.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 13. November, Die Ausgleichskommission des böhmishen Landtages erledigte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die noch übrigen Paragraphen des Geseßentwurfs, über den Landeskuliurrath nah den Anträgen des Referenten, Fürsten Lobkowiß, sprah dem- selben ihren Dank für seine Mühewaltung aus und wählte ihn zum Referenten im Landtage.

Jm ungarischen Unterhause erklärte gestern bei der weiteren Berathung des Budgets der Handels-Minister Baroß mit Bezug auf die mit dem Deutschen Reich an- zubahnenden handelspolitishen Verhandlungen, es sei die Aufgabe der Regierung, nicht die vorhandenen Gegensäßze zu vershärfen, sondern dieselben aus- zugleichen. Eine Lösung in diesem Sinne liege sowohl im MUeene Ungarns, als auch Desterreihs und des deutschen Reiches. Der Minister sprach sich des Weiteren sehr ent- schieden für eine O zwischen ODesterreih und Ungarn aus. Jm Fortgang der Sißung gab der Minister ohne Weiteres zu, daß die sränzösishe Tarifpolitik die ungarishe Rohproduktion erheblich ershwere. Besonders aber hänge Allcs von den Konjunkturen und von jenen Staaten ab, mit denen Ungarn zur Ordnung der Verhältnisse sich ins Einvernehmen seßen werde. Man solle mit Rücksiht auf die schwierige Lage nicht all- zu große Erwartungen hegen. Der Minister gab \chließlich Aufklärungen über den geplanten Frachtentarif. Durch Annahme der myriametrischen Einheitssäße fielen die meisten Spezialtarife fort ; in den Export-Relationen werde für wirth- schaftliche Produkte eine Ermäßigung eintreten, ebenso werde die Fracht für die Hülfsmaterialièn, wie Kohle und Eisen, sowie für Rohprodukte bedeutend ermäßigt werden. Die ‘Reform werde nah seinem Dasürhalten auch finanziell er- folgreih sein.

Großbritannien und Jrland.

Der 49. Geburtstag des Prinzen von Wales wurde am Montag in London und Windsor in der herkömm- lihen Weise dur Beflaggung der Paläste und Staatêgebäude, Salutschüsse, Glockengeläute u. #. w. festlich begangen. Die Theater und Läden der Hoflieferanten im Westende von London waren am Abend glänzend illuminirt.

Der Graf von Paris ist am 10. d. M., von seiner Reise nach Amerika zurückehrend, wieder in Stowe House bei Buckingham eingetroffen. General Boulanger is von Jersey in London angekommen.

Auf dem Programm der nächsten Parlaments session wird, wenn „Daily Chronicle“ gut unterrichtet ist, auch ein neues Fabrikengeseß stehen, welhes die Uebel des Schweißsystems nah Möglichkeit zu beseitigen sucht.

Jn Sheffield wird am 20. d. M. die Jahresversamm- lung des nationalen Verbandes der liberalen Vereine von England und Wales eröffnet. Fohn Morley, Sir W. Harcourt, Mundella und andere Führex der liberalen Partei werden Ansprachen an die Delegirten halten. Das Haupt- geschäft der Konferenz soll die Konsolidirung des Programms der liberalen Partei bilden. :

Der „Standard“ läßt sich aus New-York melden: „Die Ankündigung Betreffs der Zurülziehung des Aufrufs zu Gunsten des irishen Hungernothfonds findet ebenso wenig Beachtung wie die ursprünglihe Anzeige über die Bildung desselben. Noch niemals vorher is einem irischen Aufrufe in den Vereinigten Staaten so dürftig ent- sprohen worden, wie dem gegenwärtigen.“ Dillon und OD'Brien sind angeblich entschlossen, nah ihrer amerikanischen Rundreise Canada zu besuchen, ohne Rücksicht darauf, ob sie he A Landung auf canadishem Boden verhastet werden oder nicht. 5

Das „Reutershe Bureau“ meldet: Nach an autorisirter Stelle eingezogenen Erkundigungen sind die Mittheilungen der „St. James Gazette“ über die angeblihe Regelung der Neu- fundlandsfrage ohne jede Begründung, Eine Abtretung englischen Gebiets sei weder vorgeshlagen, noch auch nur an- geregt worden. O /

Der englishe Kreuzer „Serpent“ ist nah in London eingegangenen Nachrichten beim Kap Villano an der spanischen Küste gescheitert. An Bord des Kreuzers befanden L Nachrichten des „W.. T. V.“ aus Madrid

Der Gouverneur von Madras, Lord Connemara, hat um Entbindung von seinem Posten gebeten, die ihm Seitèns der Regierung bewilligt wurde. Vor seiner Uns in den Pairsstand war Lord Connemara als Mr. Robert Bourks Unter-Staatssekretär für die auswärtigen Angelegen- heiten im vorleßten Tory:-Ministerium.

Frankreich.

Paris, 13. November. Nach einer Meldung des „Temps“ aus Konstantinopel verlieh der Sultan dem ehemaligen fran- zösishen Minister der Posten, Granet, den Großcordon des Osmanie Ordens und ertheilte t als Vertreter eines fran- zösischen Syndikats, die Konzession zum Bau vonQuais an beiden Ufern des Goldenen Horns. Das Kapital des Syndikats beträgt 60 Millionen Francs. |

Der Pariser Munizipalrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, einen Antrag angenommen, welcher die Deffnung der Grenze füx die Einfuhx von Hammeln aus dem. Auslande befürwortet. i:

Ja Algier gab der Kardinal Lavigerie gestern dew Offizieren des Mittelmeer-Geshwaders ein Diner... Jn einem bei dieser Gelegenheit ausgebrahten Toast sagte der Kardinal Eintracht sci der höchste Wunsch der Kirche und des Klerus... Es sei die patriotische Pflicht eines Jeden, die bestehende Re- gierungsform anzuerkennen, die wiederholentlih die Zustimmung des Volkes erhalten habe; Eintracht sei das Heil des Vater- landes. Es sei sein Wunsch, daß sih der Klerus Frankreichs. diesen Jdeen anschließe, ex fürchte niht, daß seine Ansichten von berechtigter Seite desavouirt werden würden. Die Worte des Kardinals machten, Angesichts seiner eigenthümlichen Stellung, einen tiefen Eindruck. Beim Abschied der Gäste

spielen.

Vorgestern begann, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, dem neuen Wehrgeseß gemäß, die Ueberführung der Rekruten der Klasse 1889 zu ihren Regimentern. Jhre gay! beläuft si auf 204 000; davon haben 133 000 im Landheer, 11 000- in der Marine drei Jahre und 60 000 ein Jahr im Land- heer zu dienen. Fn dieser Zahl sind mit einbegriffen etwa 14 000 junge Leute der beiden früheren Klassen, die zurück- gestellt worden waren. Man kann daher annehmen, daß Frankreich fortan in jedem Jahre 200 000 Rekruten ausheben wird, zu denen man noch die Freiwilligen, Franzosen wie Fremde, und die Kolonial- Kontingente, die in diesem Jahre nicht ausgehoben wurden, hinzurechnen muß, sodaß die Zahl auf 250 000 steigt. Damit ist, wie hiesige Blätter betonen, das höchste Maß der Leistungsfähigkeit Frankreihs in mili: tärischer Hinsicht erreicht.

Nußland und Polen.

Bei Besprechung der Rede Lord Salisbury's anläß- lich des Lord-Mayors-Bankets, in welcher der englische Premier auh der Reise des russishen Thronfolgers in Fndien gedachte, hebt, wie „W. T. B.“ meldet, das heutige „Journal de St. Pétersbourg“ hervor: die Worte Lord Salisbury's über diese Reise könnten in Rußland nur das sympathischste

Echo hervorrufen. ; | Wie nah der „Köln, Ztg.“ verlautet, sind die von der

vorgeshlagenen Zollerhöhungen, insbesondere auf landwirth: \chastliche Maschinen, Dampfschiffe, Säcke und Kohlen, mäßig. Der Zoll auf Drucksachen, Steindrucke und Photographien foll aufgehoben werden. R Einem Telegramm der „Times“ zufolge hat die russische Regierung auf den Vorschlag des Kriegs-Ministers Generals Wannowsky beschlossen, eine Eisenbahn von Kars nah dem strategishen Mittelpunkt des Kaukasus zu bauen. Nach einer Odessaer Drahtmeldung - des „Standard“ hat General Wannowsky während seiner jüngsten Anwesenheit in Sebastopol die Errichtung zweier neuen Landforts angeordnet. Das erste soll auf dem rechten Ufer des Flusses Ts\chernaya, das zweite auf dem Hügel, wo das Fort Victoria von den Engländern während des Krimkrieges errichtet worden war, gebaut werden, Die zwei neuen Forts, deren Bau bereits begonnen hat, werden die zwei höchsten, das umliegende Land beherrshenden Punkte in Sebastopol ein-

nehmen. 4 Dieser Tage verstarb der älteste General der russishen Armee,

General - Adjutant Graf Stroganow. Geboren 1796, Je derselbe seit Kaiser Paul T. fünf russishe Herrscher erlebt; seine Hauptthätigkeit fällt in die Regierungszeit der Kaiser Alexander L. und Nikolaus 1, Jm Jahre 1812 zum Artillerie - Offizier ernannt, in den Reihen der vordersten russishen Truppen an der Verfolgung Napoleon's, später an den Befreiungs- kriegen Theil. Für Kulm und Leipzig erhielt er Kriegsorden, 1814 auch den preußishen Orden Pour le mérite, dessen ältester Ritter er somit wär. Jeßt ist General Graf Miljutin, der langjährige Kriegs-Minister Kaiser Alexander's IL., der älteste General der russishen Armee. Zum kommandirenden General des XIII. Armee-Corps (Moskau) is General- Lieutenant Jg elström, bisher Commandeur der 10; Jn- fanterie-Division (Warschau), ernannt worden.

Ftalien-

Bei dem gestern in Palérmo zu Ehren des Minister- Präsidenten Crispi gegebenen Banket drückte der Präsident des Wahlcomités den Wunsch aus, Palermo möge dur ein Plebiszit seine Zustimmung zu der Politik Crizpi's geben.

gekommen, nicht um eine Rede zu halten, sondern um seine Wähler zu begrüßen und ihnen zu danken. Seine Gegner versuchten seinen Charakter, seine Natur, seine Handlungen in einem falschen

chuldigungen. Er sei der Meinung, daß ein Mann, der sih der Politik widme und der ein reines Gewissen habe, nur das ihm geseßte Ziel vor Augen haben und dasselbetroß allerHindernisse und ungeachtet aller Verleumdungen zu erreihen suchen müsse. Sollten s{hlimme Zeiten für Jtalien kommen, so würde er mit seinem Leben den König und das Vaterland zu ver- theidigen wissen. Zum Shluß seiner Rede brachte Crispi ein Hoch auf den König, die Dynastie und auf Sizilien aus, welches von den Anwesenden mit enthusiastishen Kundgebungen aufgenommen wurde,

Spanien,

Jn einer am 9. d. M. im Athenäum zu Madrid ge- haltenen Rede über die \o e Frage besprach der Minister- Präsident Canovas del Castillo die zur Lösung des Konslikts zwischen Kapital und Arbeit von Staatsmännern

hier wieder eingetroffen.

note, 276 Personen, von denen nur 3 gerautes worden sein b en, die beim Dorfe Camarinas ans Land geschwommen sind,

ließ der Kardinal von der Missionskapelle die „Marseillaise““-

Zolltarifkommis sion zum Schuße der russischen Fndustrie .

nahm er

Fn Erwiderung darauf erklärte Crispi: Er sei nach Palermo -

Bl darzustellen. Er kümmere sich nicht um dergleichen: e

und Oekonomisten vorgeshlagenen Mittel, Er eiklärte die

Kooperation und die Werke der Nächstenliebe für sich als un- genügend und hob hervor, die Frage erheishe besonders bei jenen Nationen eine dringende Lösung, welche allgemeines Stimmrecht hätten. Canovas besprah fodann eingehend die deutsche Sozialgeseßgebung, die wesentlih auf Kaiser- lihe Jnitiative zurückzuführen sei, und erklärte ein einge- jhränktes Wahlrecht für geeigneter, die Gegensäße zu mildern, als das allgemeine Stimmreht. Der Redner {loß mit dem Hinweise auf die Nothwendigkeit einer Fntervention des Staats in der Frage des Arbeitsvertrages und empfahl allseitige Klugheit. Niederlande.

Jn der gestrigen vereinigten Fung der beiden Kammern legte, wie „W. T. B.“ meldet, die Regierung den Gesehentwurf vor, durch welchen die Königin für die Dauer der Regierungsunfähigkeit des Königs zur Negentin bestellt wird, Der Geseßentwurf wurde an die Abtheilungen

verwiesen. Belgien,

Jn der heutigen Sibung der Congo-Zollkommission in Brüssel sollte die Berathung eines gemeinsanten Zolltarifs begonnen werden. Wie dem „W,. T. B.“ zufolge verlautet, wäre die Opposition der Niederlande geringer geworden, da der vorge]chlagene Tarif mäßig sei und Garantien dafür geboten würden, daß die Freiheit des Handels im Congobecken nicht beeinträchtigt werde.

Am Dienstag sind die Kammern zu ihrer ordentlichen Tagung zusammengetreten. Jn der Deputirtenkammer fonnte, wie man der „Köln. Ztg.“ berichtet, niht sofort zur Bildung des Vorstandes geschritten werden, weil die Rechte sich noch nicht über die Wahl eines Vorsißenden an Delantshere’s Stelle schlüssig gemacht hat, der kürzlich eine Direk- torenstelle bei der Nationalbank antrat. Sein Nachfolger wird der frühere Minister und Staats-Minister Jacobs werden. Der Deputirte Warocqué legte eine Bittschrift der Sozialisten des Mittelbeckens um das allgemeine Wahlrecht auf den Tisch des Hauses. Anspach benußte den Anlaß einer Wahlprüfung, um sih gegen das Fortbestehen einer Wahlordnung auszu- sprechen, auf Grund deren Jemand mit einer geringen Mehr- heit in die Volksvertretung gelangen könne; Redner ist einer der Verfechter der Vertretung der Minderheiten. Jm Senat wurde der bisherige Vorstand, mit dem Grafen Merode- Westerloo als Vorfißenden, wiedergewählt ; Simonis ersetzt ein ver- storbenes Mitglied als dritten Vorsißenden. De Broucktère, gegenwärtig der einzige liberale Senator für Brüssel, brachte die Bittschrift der Stimmrechtskundgebenden ein, bei deren Empfang auf dem Rathhause er anwesend war. Redner erklärte, er sei zwar niht für das allgemeine Wahlrecht, halte jedo eine o Vermehrung der Wählerschaft für ein unum- gänglihes Bedürfniß, Das Gesuch wurde, wie üblich, dem Ausschuß für Eingaben überwiesen, wobei ein Zuhörer auf der Tribüne laut Beifall rief und deswegen hinausbefördert ward. Der Senat erledigte darauf noch einige Förmlichkeiten und ging bis auf neue Einberufung auseinander.

Aus Negierungskreisen verlautet, der Kammer werde in allernähster Zeit ein Gesezentwurf zugehen, durch welchen das Stimmrecht bei den Kommunal- und Provin- zialwahlen eine erhebliche Ausdehnung erfahren solle.

Griechenland.

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist gestern Abend in Athen eingetroffen und von der Bevölkerung mit sympathishen Kundgebungen empfangen worden. Die Stadt war zu Ehren des Großfürsten glänzend erleuhtet. Nah Mel- dungen der „Pol. Corr.“ wird dem Eintreffen des russischen Thronfolgers und seines Bruders, des Großfürsten Georg, in Egypten in der zweiten Hälfte dieses Monats entgegen- gesehen. Jhre Kaiserlichen Hoheiten werden in Kairo im Palais des Vaters des Khedive, Prinzen Hussein, Absteige- quartier nehmen. Für die von ihnen zu unternehmende Nil- reise hat der Khedive den Großfürsten seine Privat-Yacht zur Verfügung gestellt.

Schweden und Norwegen,

_(F) Stockholm, 10. November. Die Verhandlungen zwischen den Delegirten Schwedens, Norwegens und Dänemarks bezüglih der \s{ließlihen Redaklion des Ent- wurfs zu einem skandinavishen Seegeseß sind nunmehr beendet. Die Vorarbeiten zu diesem umfangreihen Gesetz wurden im Jahre 1883 begonnen. Dänemark hatte indessen schon zwölf Fahre früher eine Kommission zur Ausarbeitung eines Scegeseßes niedergeseßt, deren Entwurf {hon fertig vorlag und der dem gemeinschaftlihen Entwurf als Grundlage gedient hat. Die Delegirten haben vier Zusammenkünfte ge- habt, nämlih in Kopenhagen im Jahre 1883, in Stockholm im Jahre 1884, in Modum im Jahre 1885 und in Kopenhagen im Jahre 1886; außerdem haben gemeinschaftliche Ausschüsse, besondere Kommissionen oder einzelne Mitglieder an dem Geseßentwurfe gearbeitet. Jm Jahre 1886 fand in Kopenhagen die leßte Lesung und die Annahme der Kommissionsanträge statt. ZU Anfang des Jahres 1887 wurde der Entwurf den respek- tiven Regierungen vorgelegt. Die s{hwedishe Regierung forderte Gutachten von dem Königlichen Kommerz-Kollegium und von dem Höchstengericht ein; von leßterem wurden mehrere Be- merkungen gemaht, welche eine abshließende gemeinschaftliche Versammlung der Kommissionen verhinderten. Die Re- gierungen einigten fich dann dahin, die erwähnten Be- merkungen und Verschläge zu Veränderungen dur Delegirte prüfen zu lassen. Hierbei glückte es, über verschiedene Punkte sich zu einigen , sodaß nunmehr in naher Zukunft das große und wichtige Geseß den Parlamenten dex drei Länder zur Annahme vorgelegt werden kann.

ah dem Bericht des Staatscomtoirs betrugen die Staatseinnahmen in den ersten zehn Monaten dieses «Jahres: Zölle 36 382 551 Kronen gegen 35610 068 Kronen, Branntweinsteuer 12 733 040 Kronen gegen 11 076 012 Kronen, Staatseisenbahnen (Ueberschüsse) 5000 000 Kronen gegen 5 200 000 Kronen oder zusammen 54 115 591 Kronen ‘gegen 91 886 081 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Der auf Veranlassung des Finanz-Departements von dem General-Direktor von Krusenstjerna, dem Ober-Direktor Alm- gren und dem Direktor des Marine-Jngenieurwesens aus- gearbeitete Vorschlag zur Herstellung einer besseren Post- und Personenverbindung mit dem Kontinent ist der Staatseisenbahnverwaltung und der General: Postverwal- tung zur gemeinschaftlihen Begutachtung vorgelegl worden.

Amerika.

Der Mac Kinley-Tarif dürfte, wie man der „Mgdb, Ztg.“ aus New-York meldet, in Kraft bleiben, bis der neu-

FeRaoite Kongreß im Dezember 1891 zusammentritt, Die Dem o- raten beabsichtigen jedoch, die chwächsten Punkte des Tarifs in Sonderbills anzugreifen ; anstatt eine allgemeine Erniedrigung vorzuschlagen, sollen, sobald der neue Kongreß zusammentritt, im Repräsentantenhause eine Reihe von Vorlagen eingebracht werden, deren jede die Aufhebung des Zolles eines einzelnen Artikels wie Wolle, Salz, Bauholz, Weißblech u. st. w. versügt.

Nicaragua. Der Minister der öffentlichen Bauten in Nicaragua hat, der „A. C.“ zufolge, dem General-Agenten der Ntcaracua aa Bete Geht mitgetheilt, daß die Gesellschaft alle Konzessionsbedingungen mehr als erfüllt habe und er sie zu ihren Er olgen und Aussichten nur beglücwünshen könne. Die esellschaft hat im leßten Jahre über 3 000 000 Doll. verausgabt. Der Kanal muß in 10 Jahren vollendet sein. Die Arbeiten sind jeßt so weit wie folgt vorgeschritten: Der Lauf des Greytown- Flusses ist um 700 Fuß weitergeführt worden; überall hat das Flußbett 10 Fuß tiefes Wasser; im Hafen arbeiten 8 Bagger. Das Wasser wird in Monatsfrist dort so tief sein, daß New-Yorker Dampfer in den Hafen einlaufen können. Die Kanalstrecke ist freigegeben worden von Grey:own bis zur Scheidung. 10 Meilen Eisenbahn sind gleichfalls vollendet worden und die Brücke über den Hafen ist fast fertig. Das Wegerecht zwischen dem See und dem Stillen Ozean ist erworben worden und die Erd- arbeiten haben auch dort begonnen. 1500 Arbeiter find zur Zeit an dem Kanal beschäftigt. Todesfälle an Fieber oder anderen endemischen Krankheiten sind bis jeßt nicht vor- gekommen.

Afrika.

Egypten. Kairo, 10. November. Mr. F. L. Gorst ift, dem „R. B.“ zufolge, endgültig zum Controleur der direkten Steuern exnannit wo

Aus Maschonaland sind in Kimberley Nachrichten über Entdeckungen neuer Goldfelder eingegangen, die be- sonders in der Umrunde des Berges Hampden sehr reichhaltig fein sollen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Arbeiters{chuß-Kommission des Reichstages hielt gestern Abend eine Sihung und berieth über den Absatz 3 in §8. 134 þ der Gewerbeordnungs:Novelle, welcher lautet; „Dem Besigzer der Fabrik hleibt überlassen, neben den unter 1—4 bezeihneten noch weitere, die Ordnung des Betriebes und das Verhalten der Arbeiter im Betriebe betreffende Bestimmungen in die Arbeitêordnung aufzu- nehmen. Leßtere darf auch das Verhalten der minderjährigen Ar- beiter außerhalb des Betriebes regeln,“ Hierzu lagen zwei entgegen- geseßte Anträge vor. Abg, Freiherr von Stumm beantragte den Zu- saß: „Für großjährige Arbeiter können Bestimmungen der lctteren Art mit Zustimmung eines Arbeiteraus\{chu}ses in der Arbeitt ordnung aufgenommen werden.“ Nach längerer Debatte wurde der erste Satz angenommen, der Antrag Stumm und der leßte Satz abgelehnt.

Die gestrige (1.) Sizung des Herrenhauses eröffnete der Herzog von Ratibor um 2 Uhr 30 Minuten mit folgenden Worten :

Meine Herren! Als Präsident in der vorangegangenen Sigßung eröffne ih die heutige Sißung. Nah dem im Hause üblichen Ge- brau beginnen wir unsere Sizungen mit dem Beweise der Treue und Anhänglichkeit gegen unseren Ällergnädigsten Kaiser und König. Ich darf Sie bitten, mit mir einzustimmen in den Ruf: Se. ebe E der Kaiser und König, unser Allergnädigster Herr, ede Do)! A

(Das Haus stimmt dreimal in diesen Ruf ein.)

ZU provisorishen Schriftführern beruft der Präsident die Herren: von Schöning, von Klißing, von Reiners- dorff und von Wiedebach.

Neu eingetreten in das Haus find: die Herren von Bredow, Prinz Heinrich XII1, Reuß, Prof. Nissen, von Körber, von Vogel, von Kunheim, Graf von Klinkowsiröm, Burggraf zu Dohna -Schlodien, Graf Korff -Schmiesing.

__ Der Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 132 Mit- gliedern, das Haus ist also beschlußfähig.

Es folgt die Wahl der Präsidenten und Schriftführer.

Auf Antrag des Herrn von Kleist-Reßow wird zum ersten Präsidenten Herzog von Ratibor dur Zuruf wiedergewählt.

Präsident Herzog von Ratibor:

Ich nehme die Wahl mit großem Danke an. Ich werde mi bemühen, wie in früheren Zeiten, auch jeßt die Interessen des Hauses na besten Kräften zu vertreten,

Zum ersten Vize-Präsidenten wird auf Antrag des Herrn von Kleist-Reßow derr von Rochow dur Bit wieder- gewählt. Da erx nicht anwesend is, wird der Präsident ihn von seiner Wahl in Kenntniß segen.

Als zweiten Vize-Präsidenten s{chlägt Herr von Kleist- Nebßow vor, den Ober-Bürgermeister Bötticher (Magdeburg) durch Zuruf zu wählen.

Prinz zu Hohenlohe-Jngelfin gen:

Ich erhebe Widerspruch gegen die Wahl per Akklamation, im Interesse des Hauses und im Interesse desjenigen, der gewählt wird.

ch werbe jedesmal Widerspru erheben, wenn es sich um einen Herrn handelt, der nit {hon früher Mitglied des Präsidiums war. „, Bei der hierauf durch Zettel vorgenommenen Wahl er- hält Ober-Bürgermeister Bötticher sämmtliche 128 abgege- benen Stimmen und ist somit gewählt.

Ober-Bürgermeister Bötticher:

Meine hocverehrten Herren! Sie haben durch diese Wabl den Vertretern der Städte hier im Hause ein freundlihes Ent egenkommen und mir eine hohe Ehre erwiesen. Ich weiß das voll zu \{äßen. Ich bin Ihnen zum innigsten Danke verpflihtet und nehme die Wabl hierdurch an. Wenn ih, meine Herren, in Funktion trete, so soll es mein eifrigstes Bestreben sein, die Verhandlungen unpartetisch und gewissenhast, der Würde dieses hohen Hauses entsprehend, zu leiten. Das gelobe ih Ihnen!

_HZu Schristführern wurden auf Antrag des Herrn von Kleist-Reßow durch Zuruf gener Diete, von Kliting, von Neumann, von der Osten, von Pfuel, von Reinersdorff, von Shöning und von Wiedebadch.

ne ub 3 Uhr 10 Minuten, Nächste Sißung Donnerstag

V,

Jn der heutigen (2.) Sißung des Herrenhauses, welcher der Minister des Fnnern Herrfurth und der Justiz- Minister Dr. von Schelling beiwohnten, theilte der Präsident

erzog von Ratibor zunächst mit, daß Herr von Rochow- lessow die Wahl zum ersten Vize-Präsidenten anzunehmen si bereit erklärt habe.

Eingegangen sind ein Gesezentwurf, betreffend die Abänderung und Ergänzung einiger Ve-

é

stimmungen wegen der Wahl der Stadtverordneten, ein Geseßentwurf, betreffend .die außerordent- lihe Armenlast, ein Gesegentwurf, betreffend die Erhöhung des Höchstbetrages der Hunde- steuer in den älteren Landestheilen der Monarchie, ein Geseventwurf, betreffend die Ausdehnung einiger Bestimmungen des V /& vom 31. März 1882 wegen Abänderung des Pensionsgeseßes vom 27. März 1872 auf unmittelbare Staatsbeamte.

Ueber die weitere geschäftlihe Behandlung dieser und der noch zu erwartenden größeren Vorlagen, wie ferner der Novelle zur f Up LESTENDRO für den Regierungs- bezirk Wiesbaden wird in der nächsten Sißung, Freitag 11 Uhr, Beschluß gefaßt werden.

Jn der heutigen (2.) Sigung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Präsident des Staats-Minitieciume Reichskanzler von C aprivi; der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Staats-Minister Dr. von Boetticher, der Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach, der Minister der geistlichen 2c.- Angelegenheiten Dr. von Go ßler, der Minister des Jnnern Herrfurth, der Fustiz-Minister Dr. von Schelling, der Minister füc Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch und der Finanz-Minister

r. Miquel beiwohnten, theilte der Präsident zunächst mit, daß eingegangen seien:

1) die NaGweisung dex für das Jahr 1890/91 zur Klassensteuer und klassifizirten Einkommensteuer veranlagten Personen und des Betrages der für dasselbe Jahr veranlagten Steuer;

2) folgendes Schreiben des Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums, betreffend Veränderungen im Staats-Ministerium:

Das Präsidium des Hauses der Abgeordneten beechre ih mi ergebenst zu benachrihtigen, daß des Kaisers und Königs Majestät dur Allerhöchste Erlasse vom 23. Juni d. I. dem Staats- und Finanz-Minister Dr. von Swholz unter Belassung des Titels und Ranges eines Staats-Ministers die nachaesu@te Dienstentlafsung u. ertheilen und den damaligen Ober-Bürgermeister Dr. Mi quel zum Staats: und Finanz - Minifter zu ernennen“, sowie durH Allerhöchste Erlasse vom 3. Oktober d. J. den General der Infanterie von Verdy du Vernois auf seinen Artrag von dem Amt als Staats- und Kriegs-Minister zu entbinden und an seiner Stelle den General-Lieutenant von Kaltenborn-Stachau® ¿zum Staais- und Kriegs-Minister zu ernennen geruht baben.

Das Präsidium ersuche i ergebenft, dem Hause der Ab- geordneten hiervon gefälligst Kenntniß geben zu wollen.

Der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums. von Boetticher.

Der Präsident machte darauf Mittheilung von der er- folgten Konstituirung der Abtheilungen, ferner von den Ver- änverungen im Personalbestande des Hauses, die seit Abs{hluß der vorigen Session eingetreten find. Das Andenken der seit- or enen wird von dem Hause in der üblichen Weise geehrt.

Auf Vorschlag des Abg. Stengel wurde das bisherige Präsidium dur Zuruf wiedergewählt, und zwar zum ersten Präsidenten der Abg. von Köller, zu Vize-Präsidenten die Abgg. Dr. Freiherr von Heereman und von Benda.

Die Abgg. von Köller und von Benda nahmen die Wahl an, der Abg. Dr, Freiherr von Heereman ist wegen Krankheit noch abwesend.

Zu Schriftführern wurden die Sthriftführer der vorigen Session wiedergewählt, und zwar die Äbgg. Barth, BoHt{, Hartmann, Jm Walle, Kolisch, Dr. Mithoff, Sperlich und Vopelius.

Darauf ertheilte der Präsident dem Minister-Präsidenten,

Reichskanzler von Caprivi das Wort zur Einbringung fogender Vorlagen: 1) Entwurf gçines Einkommen- steuergeseßes, 2) Geseßentwürfe, betr. die Abände- rung des Erbschaftssteuergeseßes, 3) betr. die Volksschule, 4) betr. die Abänderung des Gesetzes vom 14. Mai 1885, betr. die Ueberweisung von Beträgen aus den landwirthshaftlihen Zöllen an die Kommunalverbände, 5) Entwurf einer Land- gemeindeordnung für die 7 östlihen Provinzen. __ Der Minister-Präfident, Reichskanzler von Caprivi führte alsdann aus, daß es der Staatsregierung unmögli ge- wesen sei, mit diesen Reformentwürfen noch länger zu warten, daß es auch nit möglih gewesen sei, nur einen Theil dieser Vorlagen zu bringen, weil dieselben in einem inneren Zusammenhang fländen. Es sei auh niht möglih gewesen, dem Herrenhause einen Theil der Vorlagen vorzulegen, weil die Verhandlung in zwei Häusern Sehwierigkeiten hervorgerufen haben würde. Ja Bezug auf die einzelnen Vorlagen würden die Neßort- Minister bei der ersten Lesung das Etrforderlithe Hbei- bringen. Der Minister-Präfident ging dann die einzelnen Vorlagen dur und führte aus, daß in der jeßigen Zeit, wo die soziale Frage éine fo hervorragende Stellung cinnehme, man die Vorlagen au& nach diejer Richtüng hin prüfen müsse, und da ergebe fh, daß cine Stärkung des Staates von diesen Vorlagen, wel&he die Gegnerschaft gegen den Staat vermindern würden, zu erwarten fei. Die Regierung habe sih selbst und dem Hause mit diesen Vorlagen ein großes Pensum gestellt, aber ohne Opfer fei cine Reihe Fo wihtiger Vorlagen nit zu erledigen. Sthließlih mahnte der Minister-Präfident alle Parteien gegenüber dem Ansturm der Sozialdemokratie zur Einigkeit und zur Beseitigung ailler kleinen Parteistreitigkeiten.

S@&hluß 121, Uhr. Näthste Sizung Donnerstag, den 20. N ovember, 11 Uhr.

Nr. 45 der Veröffentlihungen des Kaiserlihen Ge- sundheitèamts vom 11. November hat folgenden Inhalt: Ge- sundhcitsstand. Volkskrankheiten in der Berihtswo@he. Cholera» Na@rihten. Sterbefälle in deutshen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern, ODedgleithen tn größeren Städten des Nus» landes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. = Debal, in deutshen Stadt» und Landbezirken. Po&enerkrankungen in Lissabon. Sterbefälle in Jtalien, 1887, Wikterung. Zeitweilige Masß- regeln (egen Volkskrankheiten. Thiersenthen. Entschädigun der Thierbesfiger fm Deutschen Neithe 2c. 1889, Abertenthen in t rei, 3. Vierteljahr. Veterinärpolizäilie Müsfregeln. Medi» zinal-Geseßgebung u. \. w. (Preußen.) Apokheker-Lehrlinge. Bos pathishe Arzneimittel, Impfpflitige Kinder, (Jtalien) Nabe rungömittel %. (S@&luß,) (Belgien) Thbierbeilkunde, Unterri@t und Ausübung. ReWtspreung. üezverfälshumgen. Were mis{htes, Werth des Impffcbubßes. =- (Oesterrei-U Veterinär

rh. ( -” Akademie. (Stalien) GeisteskranLe, ch {F ifland. Doesfa ; " impfungen bei Toltwuth. i ) Shhauy