1890 / 312 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Million weniger ergeben habe als 1889. Das päpstliche Budget weise einen Fehlbeirag von 200 000. Fr. “äuf.

Spanien. : Durch ein gestern unterzeichnetes Dekret werden die Cortes zum 2. März einberufen.

Schweiz,

Das Budget für 1891 weist bei 78037 500 Fr. Aus- gaben 65 638 000 Fr. Einnahmen auf, was ein Defizit von 12 399 500 Fr. darstellt. Jndessen ist zu bemerken, daß die außerordentlichen Kredite für das Heer mit eingerechnet sind. Das Al kohol-Monopol hat 1m verflossenen Jahre höhere Erträge geliefert als vorausgesehen worden. Das verkaufte Quantum Trinksprit betrug 68 000 Meter-Centner oder 8000 mehr, als budgetirt worden. Gegenüber der budgetirten Summe (10074 000 Fr.) ergiebt dies eine Mehreinnahme von circa 1400 000 Fr. E

Nach Antrag des Bundesraths würde der Verfassungs- Artikel, welcher das Banknoten-Monopol einführen

dem Kongresse beiwohne. Der bekannte Anarhist Amilcar

Cipriani ist bereits dort eingetroffen, andere Sozialistenführer,

wie Calso Cerretti und Andreas Costa werden erwartet. Belgien.

Wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, arbeitet der frühere Minister Frère-Orban, ein entschiedener Gegner des allgemeinen Wahlrechts, gegenwärtig eine große Rede gegen dasselbe aus. Er will dieselbe, wenn möglich, sofort nah dem Zusammentritt der Kammern halten. Der kürzlich abgehaltene Parteitag der Radikalen hat si fast ein- stimmig für die Vertretung der Minderheiten und mit großer Mehrheit für die Einführung des Referendums ausgesprochen.

Zwischen Frankreich und dem Congostaat soll nah dem „Hamb. Corr.“ jcut ein vollständiges Einvernehmen hin- sihtlih der Congozoll-Tarife erzielt worden sein. Zwischen Portugal und dem Congostaat sind hinsichtlich des streitigen Congogebiets des Muata Yamwo die Verhandlungen aufs Neue aufgenommen worden. Kommt abermals keine Einigung zu Stande, so hat der Präsident des Schweizer Bundesraths

den Schiedsspruch zu sällen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 5. Arnsberger Wahlkreise (Bochum - Gelsenkirchen) stattgehabten Reichstags- Ersaßwahl erlangte dem „W. T. B.“ zufolge keiner der Kandidaten eine absolute Majorität. Es erhielten: Müllen- siefen (natlib.) 16100, Vattmann (Centrum) 15 900 Lenzmann (Demokrat) 1900 und Lehmann (Soz.) 8106 Stimmen. Zwischen -den beiden ersten findet demnah eine Stichwahl statt.

Graf Theodor zu Solms-Sonnewalde, erblihes Mitglied des Herrenhauses, ist am 28. d. M. gestorben.

Jm vierten Hildesheimer Landtagswahlkreise (Zeller- feld-Zlfeld) ist für den verstorbenen Professor Dr. Drechsler der Ober-Bergrath Engels zu Klaus!hal, freikonservativ, mit 110 von 111 gültig abgegebenen Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Nach Schluß der Redattion eingegangene Depeschen.

soll, folgendermaßen lauten:

„Das Recht zur Ausgabe von Banknoten oder anderen gleich- artigen Werthzeichen steht aus\{ließlich dem Bunde zu,

Der Bund kann das aus\chließliße Recht zur Ausgabe von Banknoten entweder auf eigene Rechnung dur eine unter gefonderter Nerwaltung stehende Bank ausüben oder gegen Betheiligung an dem Reingewinn und vorbehältlih des Rückkaufsrechts an eine auf Aktien zu errihtende Bank übertragen, welhe unter Mitwirkung und Auf-

icht des Bundes zu verwalten ist.

Die Bank und ihre Zweiganstalten dürfen in den Kantonen keiner Besteuerung unterzogen werden; dagegen sind die Kantone an

dem Reingewinn angemessen zu betheiligen.

Sn Kriegszeiten kann der Bund für die Annahme von Bank- noten oder anderen von thm ausgegebenen Geldzeichen die Rechts-

verbindlihkeit aussprechen.

Die Ausführung dieser Bestimmungen geschieht auf dem Wege

der Bundesgesetßgebung.“

Es soll noch ein Alinea hinzukommen, welches die Auf- Die endgültige Redaktion desselben sollte in der heutigen Sißung des Bundesraths festgestellt

gaben der Bank darlegt.

werden. : Nah einem Telegramm

Anarchisten-Versammlung

haben“.

Wetterbericht vom 30. Dezember, Morgens 8 Uhr.

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Stationen. Wind. Wetter.

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Temperatur in 9 Celsius

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1) Rauhfrost.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum erstreckt \sich mit einer Höhe von über 780 mm von dem norwegischen Meere südostwärts nah den russishen Ostsee- provinzen, in Wechselwirkung mit dem Depressions- gebiete im Südwesten in Centraleuropa ziemlich lebhafte öôftlihe Winde hervorrufend, unter deren Einfluß fast allenthalben der Frost zugenommen hat. In Deutschland dauert das trockene und vorwiegend heitere Wetter fort, nur in den südlihen Gebiets- theilen hat die Bewölkung etwas zugenommen. Am fältesten, unter Minus 15 Grad, ist das Wetter in der Nordhälfte Deutschlands, in Galizien, Ungarn und im \üdwestlihen Rußland. Im nordwestlichen und Innern Rußlands hat die Kälte abgenommen, eine Aenderung des Wetters ist nach der gegen- wärtigen Wetterlage demnächst no®§ unwahrscheinlich.

Deutsche Seewarte.

Theater-Anuzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoh: Opern- haus, 271. Vorstellung. Neu einstudirt: Doktor und Apotheker. Komische Oper in 2 Akten von Carl Dittern von Dittersdorf. Text nah dem Fran- zösishen von Stephani. In Scene geseßt vom Ober- Regisseur gon Dirigent : Kapellmeister Kahl. Zum Schluß: Wiener Walzer. In 3 Bildern von L. Frappart und F. Gaul. Die Musik zusammen- gestellt von Joseph Bayer. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 282. Vorstellung. Neu einstudirt :

Was ihr wollt, Lustspiel in 4 Aufzügen von

des „Bund! soll «cine in Genf bei 96. d. M. abgehaltenen Banket in heftigen Reden den Bundes- rath und die dortige Polizeibehörde „zum Tode verurtheilt

Wie die „N. Z. Ztg.“ erfährt, soll am 11. Januar in Bellinzona ein Sozialisten-Kongreß stattfinden und demselben keinerlei Hinderniß in den Weg gelegï werden. Der dortige Polizeikommissar erhielt von der Regierung nur den Auftrag, dafür besorgt zu sein, daß keine Ruhestörungen stattfinden und daß eine von ihm bevollmächtigte Persönlichkeit

\ystem wieder hergestellt wird.

kontingent für 1891 an.

der NUmanen 1 Minister des Aeußeren Prinzip der kleineren Länder {hädlich.

einem am

zu wahren.

Shakespeare, nah S(legel’s Ueberseßung. In Scene gesent vom Ober-Negisseur Max Grube. Anfang ¡f L

Donnerstag: Opernhaus. 1. Vorstellung. Die Hugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyer- beer. Text nach dem Französischen des Scribe, überseßt von Castelli. Tanz von Graeb. (Mar- garethe: Frl. Teleki, vom Stadt-Theater in Ham- burg, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 1. Vorstellung. Der Kauf- mann von Venedig. Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare, überseßt von A. W. von Schlegel. Anfang 7 Uhr. S

Deutsches Theater. Mittwoch: Die Kinder

der Excellenz.

Donnerstag :; Die Haubenlerche.

Freitag: Die Kinder der Excellenz.

Die nächste Aufführung von Der Sohu der Wilduif findet am Sonnabend ftatt.

Berliner Theater. Mittwoch: Goldfische.

Donnerstag, Nahm. 23 Uhr: Die wilde Jagd. Abends 77 Uhr: Kean.

Freitag: 17. Abonnements - Vorstellung. Der Kaufmann von Venedig.

Lessing-Theater. Mitiwo: Zum ersten Male: Auf der Höhe des Jahrhunderts. Lustspiel in 4 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché.

Donnerstag: Auf der Höhe des Jahrhunderts.

Freitag : Sodoms Ende.

Victoria-Theater. Mittwoch: Zum 31. Male: Die fieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn- hardt. Balletcompositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini. In Scene gesezt vom Ober-Regisseur W,. Hock. Anfang 64 Uhr.

Wallner-Theater. Mittwo{: Gastspiel von Felix S{weighofer. Zum leßten Male: Lili. Baudeville îin 3 Akten von A. Hennequin und Th. Millaud. Musßik von M. Hervé und Iul. Stern. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Gastspiel Felix Schweighofer's. s’ Nullerl. Volksftück mit Gesang in 5 Akten von Carl Morré. Musik von Vincenz Pertl.

Friedrich - Wilhelmftädtishes Theater. Direktion: Julius Frißshe. MittwoWß: Zum 11, Male: Die Gondoliere. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Deutsh von F. Zell und R. Genée. Musik von A. Sullivan. In Scene geseßt von Julius Fritsche. Dirigent: Hr. Kapell- meister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Die Gondoliere.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Mittwoch: Zum 39, Male: Der Kampf ums Dasein. (La lutte pour la vie.) Sittenbild in 5 Akten von Alphonse Daudet. Deutsch von Eugen Zabel. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Um 12 Uhr Mittags, zu ermäßigten Preisen ; Matiné-. Die Wildente. Schausptel in 5 Alten von Henrik Jbsen.

Abends; Der Kampf ums Dasein.

GriedchenlanD.

Der Deputirtenkammer soll unter anderen Vorlagen au eine jolche zugehen, durch welche das frühere Wahl-

Die Regierung argwöhnt, daß eine größere Anzahl bewaffneter Flüchtlinge aus Kreta demnächst nah Kreta zurücfzukehren beabsichtige, um dort Ruhestörungen zu erregen. Snfolgedessen ist das zivishen dem Kap Sunion und dem Kap Matapan kreuzende Geschwader angewiesen worden, alle nach Kreta fahrenden Schiffe, welhe Waffen oder Muniton an Bord führen, mit Beschlag zu belegen.

Rumänien.

Bukarest, 29. Dezember. nahm heute mit 46 gegen 16 Stimmen das Rekruten- Die Metropoliten von Heraklea, Im Senat. brachte bei der Adreßdebatte ein Mitglied der Opposition einen Antrag ein, worin die Regierung aufgefordert wird, zu Gunsten in Ungarn zu interveniren. Der Labovary Intervention als Die Regierun loyal ihre internationalen Pflichten erfüllen. Dies sei die einzige Politik, welhe Rumänien gestatte, seine Selbständigkeit Betreffs der zu befolgenden auswärtigen Politik gab der Minister dieselbe Erklärung ab wie in der Kammer. Hierauf wurde der oppositionelle Antrag abgelehnt und die Adresse mit 66 gegen 3 Stimmen angenommen.

Die Deputirtenkammer Chalcedon and zu bezeichnete das

verwerslich und als für die werde treu und

b:gaben sich am des Sultans, um schildern und die Bilte denselben durch rungen des Patriarhats zu beendigen. schafter Nelidow unterslüßte die Vorstellungen der Metro- politen, indem er durch den Ersten Dragoman der landes- väterlichen Erwägung des Sultans anheim geben ließ, ob der Sultan nicht Angesichts der bevorstehenden Feiertage und des dringenden Bedürfnisses der Gläubigen ; Patriarchat ermöglichen wolle, die Kirchen wieder zu öffnen,

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Preßburg, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser traf Vormittags zur brüccke hier ein und wurde von sämmtlichen Ministern und den Deputationen der angrenzenden Komitate am Bahn- hofe empfangen. widerte der Kaiser, die Besuche in Preßburg, für welches er aufrihtige Sympathien hege, und an welches sich her- vorragende historishe Erinnerungen knüpften, hätten ihn stets mit großer Freude erfüllt. Alsdann begab sih der Kaiser unter begeisterten Zurufen zur Einweihung der Donaubrücke. Die Stadt ist festlich geshmückckt.

Konstantinopel, 30. Dezember. deutsche Botschafter von Radowit ist gestern Abend nah Berlin abgereist.

Eröffnung der neuen Donagau-

Auf eine Ansprache des Bürgermeisters er-

(W. T. B.) Der

Darkos und Freitag in das Palais kirchlihen Noth- auszusprechen, Bewilligung noch einiger weniger Forde- Der russische Bot-

diesem den

es dem

Beilage.)

Belle-Alliance-Theater. Mittwoh: Ensemble- Gastspiel von Mitgliedern des Wallner-Theaters. Zum leßten Male: Schlag auf Schlag. Posse mit Gesang in 4 Akten von L. Herrmann und Franz A d Musik von Julius Stern. Anfang

L

Donnerstag: Zum ersten Male: Mein Freund Lehmaun. Schwank in 4 Aufzügen von D. Klaußmann u. F. Brentano. :

Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Unwiderruflich leßte Nachmittags-Kinder-Vorstellung bei bedeutend ermäßigten Preisen. Aschenbrödel. Weihnachts- Märchen mit Gesang und Tanz in 6 Bildern von C. A. Görner. Mußk von Stiegmann.

Adolph Ernfi-Theaier. Mittwoh: Zum 116. Male: Unsere Don Fuaus. Gesangspofse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Mittwoch: Zum 39, Male: Der Suldatenfreund. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag und folgende Tage: Der Soldaten- freund.

Concert-Anzeigea.

Concert-Haus. Mittwoh: Subscriptions- Ball. Billets à 3 #4 im Bureau des Hauses.

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnk of). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Caen Theater. Näheres die Anschlag- zettel.

Circus Renz. (Carlfiraße.) Mittwoh, Abends 7 Uhr: Extra-Vorstelung: Mazeppa’s Ver- bannung, oder: Die Rache Graf Nottorf’s. Große historische Pantomime mit Ballet in 4 Ab- theilungen. (In der 2. Aktheilung: Polnischer Nationaltanz) Neu arrangirt vom Direktor E. Renz. Die 4 Orientalen, dargestellt von 4 Herren mit arab. Vollblutpferden. 12 arab. Schimmel- hengste, zusammen dre. und vorgef. von Herrn Franz Renz. Ifagar, Blumenpferd, vorgef. von Frl. Oceana Renz (Enkelin). Großes Hurdle-Rennen, geritten von Damen und Herren mit 24 Vollblut- Springpferden. Miß Zelia Zampa. Luftgymnastikerin I. Ranges. Austreten der Reitkünstlerinnen Frls. Zephora, Natalie und Mm. Bradbury, der Reit- fünstler Herren Bradbury und Burnell Fillis, sowie komische Entrées und Intermezzos von sämmt- liwen Clowns.

Donnerstag: 2 Vorstellungen. Um 4 Ukr (1 Kind frei): Bacchus. Abends 74 Uhr: Heidelberger.

N E ENE E N N R U S R E P E E D R S V A l R Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Olga Schubert mit Hrn. Reg,- Assessor Friedr. Krancke (Magdeburg). Frl, Margarcthe Chales de Beaulieu mit Hrn. Prem.- Lieut. von Ingersleben (auf Kunterstein—Berlin). Frl. Anna Haertel mit Hrn. Kal. Reg. -Bau- meister Wilh. Schliebs (Breslau—Köln a. Rh ).

Frl. Victoria von Laffert-Lehsen mit Hrn. Lieut.

Olof Frhrn von Paleske (Lehsen). Frl. Marie Dürschneidt mit Hrn Bürgermeister Paul Kurth (Markneukirhen i. V.). Frl Helene Hennig mit Hrn. Kammerger -Referendar Alex Fürst (Berlin). Frl. Marie Baue mit Hrn. Dr phil Walther Gebensleben (Halle a S.). Frl Luise Snethlage mit Hrn. Lieut. Gerhard Snethlage (Koblenz— Metz). Frl. Wally von Treitshke_ mit Hrn. Sec.-Lieut. von Anderten (Dresden— Oichaßz). Frl. Therese Weickert mit Hrn. Landwirth Karl Sachße (Leipzig- Eutrißs{ch—Weingenjena b. Jena). Baronesse Lina von Korff mit Hra. Louis Hogrefe (Wiesbaden). Frl Margarethe Schöning mit Hrn. Fabrikanten Heinrich Schönerstadt (Berlin). Frl. Helene Thcym mit Hrn. Kaiserl. Korvetten-Kapitän Alfred Gruner (Stettin— Wilh:lmshaven). —- Frl. Marie Schmidt zur Nedden mit Hrn. Reg.-Affessor Hugo Paetow (Schwerin i. M.—Stralsund). Frl. Carola von Detten mit Hrn, Walter Berghaus (Berlin— Sansibar). Frl. Else Doering mit Hrn. Assistenz: Arzt Dr. Rich. Magnus (Frankfurt a M. Königsberg i. Pr.). Frl. Sophie Düben mik Hrn cand theol. Friedr. Wagner (Juniy— Neeken i. A.). Fil. Marie Wirth mit Hrn. Fabrikbesißer Oskar Fromme (LeipzigeGohliß— Leipzig). Frl. Hedwig Belger mit Hrn. Paul Keller (Chemniß—Stolberg). Frl. Margarethe S(röder mit Hro. Gust Kemmet (Berlin). Verehelicht: Hr. Enno Goßmann mit Fel. Emmy Peters (Hannover —New-York). Hr. Emil Schulz mit Frl. Marie Wegeleben (Kändler— Ebersdorf, Reuß j. L.). E 4 Geboren: Ein Sohn! Hrn. Rittmeister Fries (Deuß). Hrn. Geh. Justizrath Lucas (Berlin). Hrn. Major Grafen von der Goly (Potsdam). Hrn. Staatsanwalt von Benzon (Verden). Hrn. Rittmeister Grafen Groeben (Thorn). Hrn. Reg.- Assessor Dr. Dulh (Oppeln). Hrn. Ene Haan (Mölbis b. Böhlen-Rötha). Hrn. arl Stierwaldt (Leipzig). Hrn. Max Grune- berg (Berlin). Hrn. Karl Beuster (Berlin). Eine Tohter: Hrn. Hauptmann a. D. von Kauffberg (Steinbrücken b. Köstritz). Hrn. S(leuther - Braßnicken (Königsberg i Pr.). Ln Reg.-Rath Dr. voz Voß (Koblenz). Ôrn- aron Alexander von Rahden (Mitan, Kurland). Hrn. Major Pape (Berlin). Hrn. Dr. Kopsermaan (Groß-Lichterfelde b, Berlin). Hrn. Rittmeister von Skrbensky (Münster k. W.). Gestorben: Hr. Rittmeister a D. Ed. von Müller (Bonn). Hr. Gutsbesißer Aug. Wagner (auf Nieder-Gimmel), Verw. Frau Prof. Pr. Amalie Henriette Bülau, geb. Jäger (Leipzig): E Hr. Herzogl. Oberförster Lucian Hoffmann (Run- den O -S.). Frl. Anna von Wurmb (Schwenz). Hr. Geh. Reg.-Rath J Pabst (Gotha). Hr. Prof. Dr. jur. Rich. Woldem, von Frege (auf Äbtnaudorf). Hr. Königl. Landschaftb- Rath Beruh. von Borcke-Bonin (Bethanien Neu torney).

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin §SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (cins{ließlich Börsen - Beilage),

öffeut- und die Juhaltsangabe zu Nr. 6 des lichen Anzeigers (Kommanditge-ellcchaften af Aktien und Aktiengesellschaften) für d G 0

vom 22, bis 27. Dezember 1890-

es Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 312.

Berlin, Dienstag, den 30. Dezember

“á-

1890.

Literatur.

Geschichte.

ck. Zur eigenen Lebens8geschihte von Leopold von Ranke. Herausgegeben von Alfred Dove. Leipzig, Verlag von Ounder u. Humblot. (Preis 14 46). Das weitführende Unter- nehmen der Weltgeschichte hat Ranke daran verhindert, Denkwürdig- feiten des cigenen Lebens, in denen si zuglei der allgemeine Gang der Begebenheiten des neunzehnten Jahrhunderts wieter|piegeln sollte, seinen darstellenden Arbeitcn anzuschließen. Diesem Mangel hilft, soweit es aus dem Naclasse zu ermöglichen war, - das vorliegende Werk ab. Dossfelbe zerfällt in vier Abtheilungen, ven denen die erste Aufsäße zur eigenen Lebensbeschreibung, die zweite ausgewählte Briefe, die dritte Tagebucblätter und die vierte eine Éleine Nachlese verschiedenen Fnhalts bringt. —- Die Aufsäße zur eigenen Lebensbeschreibung bestehen in vier Diktaten, welche aus verschiedenen Jahrgängen herstammen. Die beiden von 1863 und 1869, von denen das eine die Iabre der Kindheit, den Aufenthalt auf den Klosters(ulen Donndorf und Schul- pforta und die Univeisitätsjahre, das andere den Aufenthalt in Frank- furt a. O. (1818—1825) umfaßt, gewähren cinen ziemlih vollfiändigen Ueberblick über die jugendliwe Entwickelung Ranke's bis zu dem Punkt, wo feine historische Thätigkeit beginnt. In den Diktaten von 1879 Und 1899, welhe die Erzählung - dex - persou- li@en Lebenébegegnisse nur dürftig fortseßer, wird im Grund- riß dargelegt, in welchen Bezichungen zu- den Erscheinungen der Zeitgescicte die Studien und literarishen Arbeiten des großen Historikers standen. Der Abriß des Lebenélaufs erhält cine schr erfreuliche und werthvolle Ergänzung durch die 329 ausgewählten Briefe, welcbe sih in der zweiten Abtheilun finden. Von diesen sind 175, mehr als tie Hälfte, an Familienmitglieder gerichtet: 73

den Bruder Heinri ì Se intopef Ole ü an den Bruder Heinrih, welche hö} interessante Aufschlüsse über die inrere Entwickelung des Historikers cnthalten, 65 an die Gattin, welche si durch lebendige Schilderung äußerer Begegnisse au8zeichnen, % an den Bruder Ernst, welhe besenders bezüglih der letzten Lbenéjahre meriwürdig sind, 2c. Von den anderen Briefen seien erwähnt: die an den Freund Heinrich Ritter, welche die Haupt- quelle für die große Studicureise sind, die an den König Max von Bayern, hôchst anziehenden Inhalts, und die an Wait, Giesebrecht und Hein- ri& von Sybel, von welchen Ranke in einem Brief sagt, daß fie seine „Sloîire als Lehrer“ seien. Die Briefsammlung ist in sechs durch ävßere Momente von cinander getrennte Abschnitte eingetheilt: am Eymnasium zu Frankfurt a. O., an der Universität Verlin vor der Studienreise, auf der Studicnreise in Wien und Jtalten, nah der Heimkehr bis zur Vermäblung, von der Vermählung bis zum Tode der Gattin, in der Wittwerzeit bis ans Ende. In der Frank- furter Periode sehen wir aus dem Hintergrunde philosophischer Ideen und flassiscer Studien den Verfasser der romanisch-germanischen Ge- {ite her vortreten ; die erste Berlincr Zeit vergegenwärtigt neben dem Anfänger auf dem Katheder den Verfasser der Geschichte von Fürsten und Völkern; in Wien und Italien legt der Schilderer der serbischen Revolution den Grund zu künftigen Meisterwerken; zwishen Heimkehr und Hoczeir fällt außer der hiftorisch- politischen Zeitshrift und ven sculstiftenden historishen Uebungen die S{öpfung der „Päpste“ und der Reformations- geschichte; der Zeit des Chestandes gehören die Abfassung der preußischen, der englishen Geschichte und des Wallenstein, wie auch die Begründung der historis{en Kommission in München an; den Wittwertagen find die leßten Haup!schriften, vom Ursprung des sieben- jährigen Krieges bis zur Weltgeschichte, entsprungen. Eine Veröffent- lichung feiner Briefe hat Ranke selbst im Auge gehabt, wie aus folgender Briefstelle ersihtlih: „Zuletzt, obgleih erst nach mcinem Tode, sollte wohl au eine Autwahl von Briefen folgen : nur solche, welche des Aufberoahrens werth sind.“ Allgemeine Bemerkungen über die hiftorishe Forschung. die Philosophie der Eeschichte, Goethe 2c., welche aus den Jahren 1831—49 herrühren, gehen den Tagebut- blättern voran. Jn diesen, von denen die bei Weitem meisten in die Zeit von 1870—85 fallen, steht die politische Reflexion im Vorder- grunde, was um fo bedeutsamer ist, als die in anderen Bänden der Werke sich findenden Aeußerungen über“ die großen Vorzänge des neunzehnten Jahrhunderts nirgends bis zu jener Zeit reichen. Den Sluß bildet eine kleine Nachlese verschiedenen Inhalts: Erwiderung auf Hcinrich Leo’ Anguiff. Gutachten über die politischen Testamente Friedrich's des Großen. Politishe Denkschrift aus der Zeit des Krim- trieges, Entwurf ‘zu einer Geschichte der Wissenschajt in Deutschland. Ueber ein Denkmal Friedri: Wilhelm's II[, Idee einer Akademie sür deutsche Geschichte und Sprache. Mit diesem Bande hat die Ausgabe der sämmtlihen Werke Leopold don Ranke's, in welche jedo die Weltgeschichte niht cinbezogen ist, thren Abschluß gefunden.

Sozialpolitik.

* Die Sozialreform und der Kaufmannsstan d, von Dr. Georg Adler, Professor der Nationalökonomie an der Univer- sität Freiburg i. B. München und Leipzig, G. Hirth's Verlag. Bei der großen Bewegung, welche die soziale Frage in alle Sichten der Gefells(aft gebracht hai, konnte es nicht fehlen, daß auch unter den Handlungsgehülfen das Verlangen nah Verbesserung ihrer Lage laut wurde, Der Verfasser der vorliegenden Schrift, eines Separatabdrucks aus den „Annalen des Deutschen Reichs“, unterwirft nun die foziale Lage der Handlungsgehülfen einer näheren Prüfung und gelangt zu der UVebexzeugung, daß, in Folge dex Üeberzahl vorhandener Hand- lungsgehülfen und der großen Konkurrenz der Geschäfte unter ein- ander, die Auênußung der Gehülfen eine übermäßige ist, ohne daß ibnen andererseits eine Entschädigung dafür in hinreihendem Maße gcwäßkrt werde. Als Mittel zur Beseitigung dieses Ucbelflandes ewpfiehlt der Verfasser den Handlungsgehülfen, sich zunächst auf ihre eigene Kraft zu verlassen und durh Bildung starker Standes-Organisationen auf die Erringung höherer Ge- bâlter, Verbiaderung einer Vermehrung der Frauenarbeit und Centralisirung der Stellenvermittelung hinzuwirken, außerdem aber staatlihe Geseße anzustreben, durh welche die dring- listen Reformen verwirkliht werden könnten, Zu den Auf- gaben, welwe dem Staat aus der Lage der Handlungsgehülfen in erster Linie erwachsen, rehnet der Verfasscr insbesondere eine der- ariîge Regelung. des Detailverkaufs, daß diescr nur. innerhalb eines bestimmten Zeitraums zugelassen würde, wobei zugleich das Verbot nathträgliher Beschäftigung und, wo ein Verbot der Sonntagsarbeit nicht mögli sei, wenigstens eine Ver- Türzung dieser auf cinige Vormittagsstunden auêgesprocen werden müßte. Zur Kontrole cines derartigen Gehülfen- \chußes würden, nah Art der Fabrikinspektoren, Handelsinspek- toren anzustellen sein. Cin weiteres gesetzlihes Einschreiten dcs Staats hält der Verfasser gegen das vielfa eingerissene Uebel, die geseßlich vorgeschriebene Kündigungsfrist durh Spezialkontrakte herab- zufeßen, für nöthig, wie er weiter die obligatorishe Krankenversicherung für alle Handlungsgehülfen befürwortet. Er geht bei seinem Ein- treten für Staatshülfe in diesen Punkten von der Ueberzeugung aus, daß es dadur noch wöglih sein würde, diese Klasse von Arbeitern p Parteien zu erhalten, welche eine stete und harn: onishe Ausbildung A Gemeirlebens auf ihre Fahne geschrieben haben und sich niht dem

ahne hingeben, daß durch gewaltsame Umgestaltungen das \oziale Problem gelöst werden könne. Kolonialpolitik. O ¿Friegsbilder aus dem Araberaufstand in Deutsch- stt - Afrika, von H. F. von Behr, Offizier in der Shutztruppe für

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Deutsch-Ost- Afrika.“ (Leipzig, F. A. Brockhaus, Preis geheftet 6 M, gebunden 7 4) Das von den Malern Hellgrewe und Franke rei illustrirte Werk bietet niht nur ein lebhaftes Bild der blutigen Kämpfe, welche in der Hinrichtung Buschiri's und der Unter- werfung Bana Heri's ausklingen, es berihtet auch von den bisher ganz unbekannt gebliebenen, böchst interessanten Vorbereitungen zum Kampfe. Das außer mit vielen andern Abbildungen mit einem noch nicht bekannten Porträt Wissmann's in Tropenuniform, sowie Bildnissen der Schuttruppen - Chefs Freiherr von Gravenreuth und Dr, Schmidt ges{müdckte Werk, dem auch eine Karte von ganz Deutsch-Ost-Afrika beigegeben ist, wird gewiß in den weitesten Kreisen willkommen geheißen werden, Die beste Empfehlung des Werks ist wohl das Vorwort des Majors von Wissmann: „Hr. von Behr, der Verfasser der „Krieasbilder aus dem Araberaufstand in Deutsh-Ost-Afrika“, war während der Kämpfe zur völligen Wiederaufnahme der nördlihen Hälfte unsercr Küste Offizier in meiner Truppe Seine mit Geschick bearbeiteten Grinneruvygen entwerfen cin klares Bild von den Verhältnissen in Dst-Afrika und den Kämpfen der Shvßtcuppe. Die Kriegsbilder find frisch und allgemein verständlih geschrieben und werden dem Leser das Salz zu dem in offiziellen Berihten nüchtern Gebotenen sein. Las Buch wird mancher unklaren Ansit, welhe noch über unsere Kolonien verbreitet ist, entgegentreten und gleichzeitig die S{hwierig- keiten beleuchten, welche sich der Kriegsührung, auch auf anderen Gebieten, bei einem in den Tropen geführten Feldzug entgegenstellen. Bis ih mi selber einer offiziellen Bearbeitung dieses ersten Kriegs- unternehmens in den deutschen Kolonien widmen kann, begrüße ih dieses Werk- cines meiner Difiiere, welhes durch die Lebhaftigkeit seiner Schilderungen das Interesse an unserer Aufgabe fördern und das Verständaiß mehren wird, als einen bea&tenöwerthen Beitrag zur Geschichte unserer deutshen Kolonien, Möge das Buch eine günstige Aufnahme finden.“

KulturgeschichtlichGes.

[] Alltag8leben einer deutschen Frau zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, von Dr. Alwin Schult, Professor der Kunstgeschichte an der K. K. deutschen Universität zu Prag. Mit 33 Abbildungen. Leipzig, 1890, Verlag von S. Hirzel. Der be- kannte Kunst- und Kulturhistoriker, der ih dur sein großes Werk über das „Höfishe Leben zur Zeit der Minnesinger“ (vor Kurzem in ¿weiter vermehrter und verbesserter Auflage. erschienen) als ein sehr belesener und gründliher Kenner des Mittelalters erwiesen hat, wendet si in der vorliegenden Schrift einem uns weit näher liegenden Zeitraum zu. Da in der Kunst der Barock- und Rococostil heut- zuiage wieder in Mode gekommen ist, so hat auch eine Sitten- schilderung aus jener Zeit die Anwartschaft auf ein allgemeineres Interesse, besonders wenn sie so anziehend, originell und charakteristisch Dersaßt t wie die vorliegende, Die Anregung dazu: hat das mertwürdige „Frauenzimmer - Lexikon“ von Amaranthes (Wilhelm Corvinus) geboten, welches 1715 in Leipzig erschien und den gebildeten Damen damaliger Zeit, oder wie es dort heißt: „dem- jenigen {ônen und edelen Geschlechte, so dem Männlichen entgegen gesetzet ist“, eine Uebersicht über alles für Frauen Wissenswerthe geben wollte, Was in diesem ziemlich umfänglihen Lexikon (es umfaßt 1176 Spalten und enthält auch viele biographische Mittheilungen über berühmte Frauen des Alter- ihums und der neueren Zeit) über weiblihe Siite, Tracht und Lebensweise alphabetisch verzeihnet ist, hat Alwin Schult nach praktischen Gesichtspunkten übersihtlich gruvpirt und mit Hülfe von Schriften anderer zeitgenössisher Autoren ergänzt. Namentlih hat er die Predigten und Schriften des bekannten Augustinerpaters und Wiener Hofpredigers Abraham a Sancta Clara, dann aber auch die satirischen Komödien des Jesuiten Callenbach dazu mit Geschik benußt. Auf diese Weise erhalten wir ein höchst leben- diges Bild des alltäglichen Lebens und Treibens einer deutshen Frau jener Zeit, von der Jugend bis zum Grabe. Die Darstellung be- ginnt mit den beiden vauptfaktoren im Frauenleben, der Liebe und Der Nerl5bhnif 3; of î \ mon mitt non V5 2, dem Verlöbniß, zugleih im Zusammenhang damit von Liebesorakeln, Gesellschafts\pielen, Ständchen, Liecbesbriefen (deren ein paar höchst charakteristishe im Wortlaut aus der in Nürnberg 1682 erschienenen „Brief-Verfassungskunst“ mitgetheilt find), Geschenken, Tänzen, von der Mitgift 2c. handelnd. Sehr ergögzlih ift u. a. die Definition des „Kusses“; sie lautet: „Kuß oder Mäulgen auch Scchmätgen und Heitgen genannt, ist eine aus Liebe herrührende und entbrannte Zusammenstossung und Vereinigung derer Lippen, wo der Mund von zwey Personen so fest aneinander gedrücket wird, daß die Lippen bey kem Abzug einen rechten und deutlihen Nachklarg zum Zeichen des Wohlgeshmacks von fich geben.“ Im nähsten Kapitel wird dann Alles beschrieben, was in das Gebiet der Kleidung und des Scmudcks einer Frau damaliger Zeit gehört, wobei der Neifrock, die modischen Frisurea und verschiedenartigen Coiffüren besonders ein- gehend berücksichtigt find. Auch die Shminken und Mouchen sotwvie andere intime Toilettengegenstände sind nicht vergessen; ebensowenig der „Masquin“, mit dem manche Schöne \{lief. Amaranthes he- zeicnet damit „eine aus weissen Wach8, Froschleih-Wasser, Pomade, Wallrath und Campffer verfertigte und auf cine zarte Leinwand gestrichene Massa, woraus dic Dames Masquen über das Gesicht zu {neiden und zu verfertigen pflegen, welche ihnen zarte und weisse Haut machen soll.“ Ausführlih geschildert werden Lie Hochzeitsgebräuche, die Ha2us-Ein- richtung und rHaltung, Küche, Wäsche, Dienstpersonal 2c. Daß das leßtere {Gon damals an Zuverlässigkeit meist viel zu wünschen ließ, ergiebt sih aus dem nach Abraham a. S. Cl. mitgetheilten Gespräch zweier Hausfrauen, deren eine klagt, die Dienstboten seien so \{chlimm, daß sie fast alle Woche wechseln müsse. Viel des Interessanten bietet ferner der Abschnitt über das täglihe Leben und die Vergnügungen; darin finden wir u. a. nach einem S1ück von Callenbah die dialo- gifirte Schilderung eines damaligen Hausballs in einer von franzö- sischen und italienishen Floskeln wimmelnden Ausdrucksweise. Sonn- tagsfeier und Kirhgang, Geburt eines Kindes, Taufe, Erziehung, Tod und Begräbniß sind mit allen Einzelheiten der Zeitgebräuhe in glei anziehender, immer aus den le-

sonderer Exkurs ist dem Aberglauben gewidmet, der eben- falls vieles Merkroürdige und Erheiternde cnthält. Sehr be- merkenêwerth sind die Klagen Abraham's in „Judas der Erßzschelm“ über die Vershwendungssucht der Frauen: „Die Frau kümmert ih nicht um ihr Hauswesen, verbraucht mehr, als ihre Mitgift beträgt, für ihre Toiletten-Bedürfnuisse, Badereisen, Gesellshaften; die Männer dücfen den Frauen ntchts abschlagen, thun sie es, so haben sie von Stund an eine „todtkranke* Frau. Ob er in Schulden versinkt, ob er Geld nimmt, wo er es findet, sich bestehen läßt, anvertraute Kassen angreift, tas alles ist der Frau gleichgültig.“ Eine Scene aus der Komödie Kallenbach's „Quasi vero“ muß als drastische Illustration zu diesem Klagelied dienen, Der beredte Sittenprediger fällt überhaupt ein unerbittlih strenges Urtheil über die Schlechtig- keit der Zeit, er sagt: Das siebenzehnte Jahrhundert könne nicht anders genannt werden, als voll der Falshheit und Gleißnerei, und führt das an einer anderen Stelle schr detaillirt aus. Man muß diese gesellshaftlihen Verhältnisse der Zeit sich vergegenwärtigen, sagt Sculß, um die Bedeutung von dem rauhen und barshen Wirken des preußischen Königs Friedrih Wilhelm 1. ganz und voll zu wür- digen. „Sein Verdienst ist es, der Verweichlihung, der Vershwen- dungssucht, der Unredlichkeit und Unsittlichkeit in seinem Lande Ein- halt gethan, das Gefühl für die strenge Pflichterfüllung um ihrer

selbs willen wieder erweckt zu haben. Er wußte wobl, daß es noth- that, mit aller Kraft der Nachäffung französisher Sitten und fran- zösisher Leichtfertigkeit entgegen zu treten, deutsche Zuht und Ehr- barkeit in seinem Volke wieder zu beleben.“ Das Buh ift mit einer Reibe von Kostümbildern nach Originalen des Germanishen Museums in Nürnberg sowie aus anderen Publikationen geziert. Fern von trockener Gelehrsamkeit, wendet es ih seiner originelen Form nach, welhe die alten Autoren wieder lebendig werden und felbst zum Leser sprechen läßt, an den großen weiten Kreis aller Gebildeten, denen das Buch als cine ebenso belehrende wie amüsante Lektüre wohl empfohlen wœerden kann.

Landeskunde.

N „Die öfterreihis{ch-ungarische Monarchie inWort und Bild“, jenes von dem verstorbenen Kroaprinzen Rudolph ins Leben gerufene, vornehm und splendid ausgestattete Prachtroeck, an welchem die hecvorragendsten Schriftsteller und Künstler der Monarchie mitarbeiten, ist um fünf neue Lieferungen gefördert worden. Die die Länder „Ungarn“ und „Kärnten uñd Krain“ behandelnden Bände werden darin weiter vervollständigt. Das 17. Heft 17. Bandes „Ungarn“ bringt die Fortsezung und den Abschluß der Schilderung von Temesvar und die Beschreibung von Pancsova nebt Umgebunger. Im 18, Heft (121. Lieferung) wird eine eingehende Darstellung der Kolonisation Süd-Ungarns durch Deutsche gegeben. Diese Koloni- sation vollzoz sich in drei Perioden: nach der Vertreibung der Türken, in den Jahren 1722 bis 1727, dann seit dem Erlaß des Kolonisattons-Patents vom 25, Februar 1763, und endlich in größtem Maßstabe unter Kaiser Ioseph 11. Der Verfasser dieses Abschnitts Eugen Szentklaray schildert die heutigen Nachkommen jener Ansiedler als einen kräftigen, mittelgroßen Menschenschlag, arbeitsam und ernst, doch auh dem Frohfinn nicht abgencigt. In ihren Sitten und Gebräuchen haben sie noch Vieles von ihren Bor- fahren ain Rhein und in Schwaben bewahrt, auch die alten deutschen Volkslieder singen sie noch. Die zahlreichen Jlluftrationen find unter Leitung des Prof. Gustav Morelli in einer eigens für das Werk ins Leben gerufenen xylographishen Anstalt hergestellt und sind daher nicht nur treffliche Proben moderner ungarisher Kunft, fondern auch der Ausübung dieser Vervielfältigungs-Tehnik. Die drei anderen neuen Lieferungen gehören zu dem Bande „Kärnten und Krain“. Das 11. Hest enthält den Schluß dec römischen Vorgeshihte und dann die Landes8geschichte von Krain. Da es ein Grenzland war, ift diese fehr wechselvoll gewesen; namentlich hat Krain unter den Einfällen der Türken sehr gelitten, sodaß nur noch wenige bedeutendere Denkmale der Architektur und bildenden Kunst auf unsere Tage gekommen sind. Letztere sind im Bilde veranschaulicht. Das Volksleben, der Gewerhb- fleiß, die Festbräuhe, Mythen, Sagen und Volkslieder der Slovenen werden in anziehender Weise geschildert und dur poetische Proben und Abbildungen illustcirt. Ein \yezieles Kapitel ift den Typen der Burgen, Ortsanlagen und Bauernhäuser des Landes gewidmet und ebenfalls durch eine Reihe von Holzschnitten erläutert. Die Slovenen sind als cin musikalisch veranlagter Volksftamm wohl- bekannt ; dafür jpriht auch der reihe Schaß von Volksliedern, den sie besißen. Sie hatten, wie Regierungs-Rath Dr. Keeëbacher nah- weist, \hon im 16. Jahrhundert - Musikshulen, im 17. Jahrhundert entstand eine Musikgesellshaft, und im Jahre 1702 wurde die Phil- harmonische Gesellschaft in Laibach gegründet, die neH heute besteht und ch rühmen kann, die älteste ihrer Art in der gan: Monarchie zu sein. Keine Geringeren als Ioseph Haydn und Beet 3ven sind ihre Ehrenmitglieder gewesen; von dem Dankschreibze:1, welches der Letßtere an die Gesellschaft (1819) gerichtet hat, ift der Shluß im Facsimile beigefügt. Wie auch die deuts%e Dichtung in Krain seit den Zeiten des Minnesängers Ulrich von Lichtenstein bis zu Anastasius Grün gepflegt worden ift, zeigt Prof. Eo. Samhaber am S{hluß der Lieferung, welche wie die anderen illustrativ reih ges{chmückt ift. Auhch die vorliegenden Hefte bekunden nach Inhalt und Ausstattung den regen Eifer aller \chriftstellerishen und künstlerischen Kräfte, welche an dem großen Werke betheiligt sind. Dasselbe verspricht in der That ein literarishes Denkmal von gediegenem inneren Werth und \chöóner äufßerer Zierde zu werden.

: Kalender.

Deutscher Kolonial-Kalender für 1891, 3. Jahrgang Herausgegeben von Gustav Meinecke, Redacteur der „Deutshen Ko- lonial-Zeitung“. Mit drei Lichtdruckbildern nach Originalen der Maler Th, von Eckenbrecer und R, Franke. Preis elegant gebunden 2 4 Zu beziehen durch jede Buchhandlung, sowie vom Berleger H. L. von Trautvetter, Berlin, Körnerstr. 15, Der deutshe Kolonial -Kalender ist zu einem Bedürfniß geworden für alle Diejenigen, welche sich nur irgend mit fkolonialen Angelegenheiten beschäftigen, da er über dasjenige, was zu wissen nothwendig tist, vorzügli orien- tirt, Er bringt nach einer kurzen Jahresgeshihte der ein- zelnen Kolonien die Listen der Reichsbehörden in den Schutß- gebieten, deutschen Kolonialgefellshaften, Agitationsgefsellschaften und Missionen. Dann werden aber auch die Postdampf\chiffsverbindungen mit den Kolonien ausführlich mitgetheilt und wird manches statistische Material gegeben, welchzes für Agitation8zwecke ganz gut zu verwenden ist. Das Büchlein präsentirt sih im s{mudcken Einband, mit dem Bildniß des Kaisers, wie er auf der Silbermünze der Ostafrikanischen Gesellschaft dargestellt is, auf dem Deckel, während Vollbilder von den Malern Th. von Eckenbrecher und Rudolph Franke afrikanische Ansichten darstellen. Der Kalender wird sih auch diesmal wieder viele Freunde erwerben.

Aus der Schlesishen Buchdruckerei, Kunst- und Verlags- anstalt, vormals S. Schottländer in Breslau, ist zunmehr zum vierten Mal hervorgegangen der von Dr. Erich Richter herausgegebene, dem „Förderer der deutshen wissenshaftlihen Ausbildung in der Zahn- heilkunde“, Staats-Minister Dr. von Goßlcr gewidmete „Dental- Kalender für Deutschland, Oesterreih-Ungarn und die Schweiz“, 1891, in zwei Theilen. Der I. Theil enthält auf 182 Blättern ein für alle Tage des Jahres und alle Arbeitsftunden des Tages eingerihtetes Kalendarium. Der I1. Theil bringt auf 340 Seiten

dendigen Quellen \chöpfender Scilderung dargestellt. Ein be- ! ein Perfonal-Verzeichniß der im Deutschen Reiche, der Oefterreihish-

ungarishen Monarchie, der Schweiz, den Königreihen Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen und Rumänien in selbständiger Praxis thätigen approbirten Zahnärzte, American Doctors of Dental Surgery, im fonstigen Auslande diplomirten Dentiften, Zahnkünfstler und Zahntechniker, na Ländern, Provinzen und Städten geordnet, nebst einem Anhang bezüglih der größeren Städte Ruße- lands, Serbiens, Italiens und des Orients. Ferner enthält dieser Theil Geseße und Erlasse im Gebiete der zahnärztlihen Praxis und Studienordnung und ein Verzeichniß der im Jahre 1890 in deutscher, englischer und französisher Sprache ershienenen Bücher und Zeitschriften über Zahnheilkunde und die damit verbundenen Materien. Allgemeines únteresse dürften die „Statistishen Mittheilungen“ und Verzeichnisse sämmtlicher zahnärztlihen Lehranstalten der Welt (Seite 28—32), das Berzeichniß der zahnärztlihen Gesellschaften und Fahvereine Europas sowie die Statistik auf Seite 2066—258 bean- \spruhen. Ein angeschlossenes „Namensregister“ mit nacfolgendem „Ortsregister* erleihtern die Auffindung der Einzelheiten. Schließlich bringt der „Anhang“ eine Fülle von „Prüfungsaufgaben“ aus allen. Fätern der Zahnheilkunde. Preis für beide Bände: 3 4 50 H.

14050) 90à141,10bg 20,50 bz ,60à121,20bg 36,40 bz

12,60G

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