1911 / 130 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Jun 1911 18:00:01 GMT) scan diff

bisher in Waldenburg (Schlesien), als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Mainz, Borishoff, bisher in Frankfurt (Oder), als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Essen, Klößscher, bisher in Hamm, als Vorstand des Eisenbahnbetriebsamts nah Frankfurt (Oder), Emil Meier, bisher in Wongrowiß, als Vorstand des Eisenbahnbetriebs- amts nah Waldenburg (Schlesien) und Zipler, bisher in Essen, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebsamts nach amm.

9 Der Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Kl oe ve- orn, bisher aus dem Staatseisenbahndienste beurlaubt, ist dem Eisenbahnbetriebsamt in Danzig zur Beschäftigung über- wiesen. :

Der RNegierungs- und Baurat Gadow, zulegt Mitglied der Eisenbahndirektion in Bromberg, ist infolge Ernennung zum Geheimen Baurat und vortragenden Rat beim Reichs- eisenbahnamt aus dem preußishen Staatseisenbahndienst ausgeschieden.

Versetzt sind ferner: der Baurat Tieling von Cassel als Vorstand des Hochbauamts nach Kottbus, Baurat Stu ken- brock von Heiligenstadt als Vorstand des Hochbauamts nah Arnswalde, die Regierungsbaumeister Harenberg von Rastenburg als Vorstand des Hochbauamts nach Heiligenstadt, Schmidt (Gerhard) von Marggrabowa als Vorstand des Hochbauamts nah Thorn, Hardt von Königs- berg i. Pr. an die Elbstrombauverwaltung in Magdeburg, Rautenberg von Ortelsburg als Vorstand des Hechbau- amts ] nach Königsberg i. Pr., Wille von Thorn als Vorstand des Hochbauamts nah Ortelsburg, Fleck von Berlin als Vorstand des Hochbauamts nach Celle und Blümel von Posen als Vorstand des Hochbauamts nach Rastenburg.

Dem Regierungsbaumeifter des Waßer- und Straßen- baufaches Hoebel in Hamm i. Westf. (im Geschäftsbereih der Kanalbaudirektion Essen) ist eine etatsmäßige Stelle als Regierungsbaumeister verliehen worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Gewerbeassessor Schwertner in Charlottenburg ist zum ‘1. Juni d. J. nah Osterode a. H. versezt und mit der Vertretung des dortigen Gewerbeinspektors beauftragt worden.

Dem sachsen-weimarischen Hofphotographen Max Spalke in Wetzlar ift die Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen in Bronze verliehen worden.

Ministerium der geistlihen und Unterrichts- angelegenheiten.

VetauntmäaàqQuuea

Zur Ausbildung von Turnlehrerinnen wird im Jahre 1912 ein etwa sechs Monate währender Kursus in der Königlichen Landesturnanstalt, welhe im Herbst 1911 von Berlin nah Spandau verlegt werden soll, abge- halten werden: sein Beginn ist auf Donnerstag, den 4. Januar 1912 festgeseßt worden.

Meldungen der in einem Lehramte stehenden Bewerberinnen sind bei der vorgeseßten Dienstbehörde spätestens bis zum 15. August d. J. anzubringen. Bewerberinnen, welche noch niht im Schuldienste beschäftigt sind, haben ihre Meldungen bei der für ihren Wohnort zuständigen Königlichen Regierung, die in Berlin wohnenden bei dem Königlichen Polizeipräsidium hierselbst ebenfalls bis zum 15. August d. J. einzureichen.

Den Meldungen sind die im § 3 der Aufnahme- bestimmungen vom 3. März 1899 verzeichneten Schriftstücke sowie ein nach Maßgabe des Nachstehenden von einer geprüften Turnlehrerin auszustellendes Zeugnis über die körperliche Fertigkeit der Bewerberin geheftet beizufügen; die Meldung selbst ist mit diesen Schriftstücken ni cht zusammenzuheften.

Die endgültige Aufnahme in den Kursus ist von dem Be- stehen einer Prüfung abhängig, für welche mindestens Uebungen wie die folgenden verlangt werden: Hangeln aufwärts im Streckhang ohne Schwung an senkrehten Stangen; Schaukeln im Beugehang an den Schaukfelringen; Schwingen im Querstreckstüs am Barren; Hochsprung als Schlußsprung aus Stand 0,50 m, als Spreizsprung mit Anlauf 0,75 m: Weitsprung mit Anlauf 2,00 m; freier Gang auf den Schwebestangen : Dauerlauf 5 Minuten; Weitwurf mit dem Schlagball (die im Knabenturnen übliche Art) 15 m. Außer- dem werden die einfahen Freiübungen des Schulturnens als bekannt vorausgesetzt.

Das vorerwähnte Zeugnis einer geprüften Turnlehrerin hat fih darüber auszusprechen, daß und wie die genannten Uebungen von der Bewerberin geleistet worden sind.

Berlin, den 26. Mai 1911. Der Minister der geistlihen und Unterrichtsangelegenheiten. JIm Auftrage: Müller.

Der bisherige Seminarlehrer Mar Misch aus Tarnowiß zum Kreisschulinspefktor in Gleiwiz ernannt worden.

ist zu Den Objervatoren am Königlichen Meteorologischen Jnstitut in Berlin Dr. Hermann Stade und Georg von Elsner ist

das Prädikat Professor beigelegt worden.

Ministerium des Innern. Der Oberpräfidialrat Graf von Roedern ist dem Ober- präsidenten in Potsdam vom 1. Juli d. J. ab zugeteilt worden.

Finanzministerium. Der Steuersekretär Horchert in Templin ist zum Rent-

meister bei der Königlichen Kreisfasse in Stuhm ernannt worden.

b 4

Osterode a. H. im Regierungsbezirk

auptiverwaltung der Staatsschulden. L i fte 910 für kraftlos erklärten dvershreibungen.

712 über 1000 M,

24 992 über |

T7 902 T9 887

von 1880: Lit. À Nr. 35398 38115 39444 über 5000 A6, Lit. C Nr. 120 887 über 1000 6, Lit. D Nr. 173834 über 500 6, Lit. E Nr. 350 307 424 224 über 300 M;

von 1881: Lit. F Nr? 130 641 138 889 über 200 4:

von 1882: Lit. CNr. 346517 über 1000 4, Lit. E E L 413 über 300 b, Lit F Nr. 194 831 205 403 über

von 1883: Lit. D Nr. 437419 über 500 4;

von 1884: Lit. D Nr. 581110 581 111 über 500 M, Lit. H Nr. 54 229 über 150 4:

von 1885: Lit. D Nr. 682029 744890 über 500 A, Lit. E Nr. 905652 906 303 924024 1009041 1 040462 E 782 1 087 783 über 300 M, Lit. F Nr. 400 615 über ZU0 M.

IT. Kon solidierte 31/5 prozentige Staatsanleihe: von 1885: Lit. D Nr. 8477 über 500 A; | von 1887, 1888: Lit. B Nr. 72053 über 2000 46, Lit. D Nr. 129 869 129 870 über 500 #, Lit. F Nr. 76 439 über 200 M;

von 1589: Ll A My, 49 155 über 0000. Æ. L B Nr. 94 502 96 420 124238 über 2000 46, Lit. C Nr. 222 191 über 1000 46, Lit. D Nr. 206 175 293 482 über 500 M, Lit. E Nr. 194 856 197 580 202056 216 433 246 465 255 204 321 852 Über 300 f, Q. F Nr. 95896 114629 über 200 M ;

von 1890: Lit. B. Nr. 180545 über 2000 46, Lit. D Nr. 387 392 540 894 über 500 6, Lit. E Nr. 411 929 498 028 542627 über 300 M;

von 1892, 1893, 1895: Lit. A Nr. 129 790 über 5000 6, Lit. C Nr. 414 477 über 1000 M; /

von 1905, 1906: Lit. T Nr. 65517 65518 über 100 é.

11]. Konsolidierte 3 prozentige Staatsanleihe:

von 1890: Lit. C Nr. 3134 3135 über 1000 46, Lit. D Nr. 9318 9827 13 271 13 446 über 500 M;

von Lo9Ll: it D CLOT9 ber 500 #6, L B Nr. 47311 über 300 M; von 1892— 1894: Lit. D Nr. 128 156 über 500 4, Lit. E Nr.'122 928 über 300 A ;

von 1895, 1896, 1898: Lit. E Nr. 200 005 über 300 6:

von 1899: Lit. D Nr. 236 031 242290 über 500 A, Lit. F Nr. 69 931 über 200 A.

Berlin, den 18. April 1911.

Königlich preußische Kontrolle der Staatspapiere. Haas. Rammomw. Lübcke.

Abgereist:

Seine Exzellenz der Staatsminist

: | ster und Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow, mit Url

Urlaub.

Nictamiliches. Deutsches Rei.

Preußen. Berlin, 83. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen heute mittag im Neuen Palais bei Potsdam Seine Durch- lauht den Prinzen Moriß zu Schaumburg-Lippe zur Notifizierung des Regierungsantritts Seiner Durchlaucht des Fürsten Adolf zu Schaumburg-Lippe. Vorher nahmen Seine Majestät den Vortrag des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Großadmirals von Tirpiß und daran an- shließend den des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller entgegen.

Am 1. Juni ist der frühere Unterstaatssekretär im Kultus- ministerium, Wirkliche Geheime Rat Dr. W ever aus diesem Leben abberufen worden.

Hermann Wever, am 27. Dezember 1853 zu Kleve ge- boren, studierte in Heidelberg und Berlin Rechtswisjenschaft und wurde unter dem 22. Oftober 1881 zum Gerichtsassessor

Zunächst im Justizdienst, dann bei dem Disziplinarhof für die Vergehen der nichtrichterlihen Beamten beschäftigt, trat er im Mai 1884 als Hilfsarbeiter in das Kultus- ministerium ein. Aus dieser Beschäftigung schied er nah Ver- lauf von zwei Jahren wieder aus und wurde als Justitiar und Verwaltungsrat bei dem Provinzialschulkollegium in Koblenz angestellt. Nachdem er im Jahre 1888 zum Re- gierungsrat ernannt war, erfolgte im Mai 1889 von neuem seine Einberufung in das Kultusministeriuum. Hier wurde er 1890 zum Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat, 1893 zum Geheimen Oberregierungsrat und 1900 zum Unter- staatssekretär und Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat be- fördert. Am 6. Juli 1908 erhielt er den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz. An sonstigen Allerhöchsten Auszeichnungen besaß er den Roten Adlerorden zweiter Klasse mit dem Stern und den König- lichen Kronenorden erster Klasse, zu dem ihm bei seinem Uebertritt in den Ruhestand am 1. Juni 1910 die Brillanten verliehen wurden. Exzellenz Wever war von 1898 bis 1900 Mitglied des Senats der Königlichen Akademie der Künste und wurde im Jahre 1906 von der Universität Greifswald zum Dr. med. honoris canusa ernannt. Ein Leben, rei an Ehren, reicher aber noch an selbstloser Arbeit, ist abgeschlossen. Jn seiner mehr als zwanzigjährigen Tätigkeit im Kultus- ministerium ist er den Leitern, Mitgliedern und Beamten dieses Ministeriums ein unermüdliher Mitarbeiter, ein treuer Berater und eine nie versagende Stüßze gewesen. Von herzgewinnender Liebenswürdigkeit und Güte war er immer bereit, dem Einzelnen zu freudiger Arbeit möglichste Freiheit zu lassen. Begeistert für die hohen Aufgaben des Ressorts, stellte er sein ganzes Lelieit in den Dienst dieser Arbeit. Jnsbesondere hat er entsprechend seiner anspruchslosen, gern zurütretenden Persönlichkeit mit reiher Erfahrung, sicherem Takt und praktishem Blick stets eine vermittelnde, zusammenhaltende Tätigkeit ausgeübt. Von ih lbst vergessendem Pflichteifer, hingebender Treue und weitgehendstem Wohlwollen, war der Entschlafene das Vorbild cines preußisheu Beamten. Mit ihm ist ein edler Mensch zu (Srabe gegangen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Jltis“ am 31. Mai in Hankau und S. M. S. „Panther“ vorgestern in Lagos eingetroffen. S. M. S. „Sperber“ ist vorgestern von Palermo und S. M. S. „Panther“ gestern von Lagos abgegangen.

Großbritannien und Jrland.

Wie das „Reutershe Bureau“ erfährt, hat die Reichs- L onferenz die Resolution angenommen, daß die Lond oner Seerechtsdeklaration ratifiziert werden soll. Der Ver- treter Australiens hat ih der Abstimmung enthalten.

Das Unterhaus hat sih wegen des Pfingstfestes bis zum 13. d. M. vertagt.

Frankreich.

Der Senat beriet gestern über Jnterpellationen, betreffend

Anwendung des Altersversorgungsgeseßtzes. __ Wie „W. T. B." berichtet, erklärte der Minister für Arbeit und öffentliche AaElotge Boncour im Laufe der Debatte, ein so be- deutendes igs müsse mit “i angewandt werden, und bat die republikanishe Mehrheit, niht ihr eigenes Werk zu verleugnen, und der Regierung, die mit der Anwendung des Gesetzes beaufiragt sei, ihr Vertrauen auszusprechen.

Der Senat nahm mit 225 gegen 2 Stimmen eine Tages- ordnung Combes an, die der Regierung das Vertrauen ausspricht, daß sie das Altersversorgungsgeseß zur Anwendung bringen und Vorschläge über diejenigen Aenderungen machen werde, die die Erfahrung als notwendig erweisen werde.

_— Der in Paris tagende erste Kongreß für Luft- \chiffahrtsrecht hat gestern seine Arbeiten beendet und, obiger Quelle zufolge, 17 Artikel angenommen, die den Versuch zu einem neuen Geseß über den Luftverkehr darstellen.

Ftalien.

It DEL gestrigen F der Deputiertenkammer gab die Debatte über den Gesezentwurf, betreffend Bewilligung einer Leibrente für Veteranen, Anlaß zu einer eindrucksvollen patriotishen Kundgebung.

Wie „W. T. B.“ berichtet, {lug der Abg. Carcano dér Kammer vor, das Geseg einstimmig anzunehmen. So werde die Kammer den heutigen Todestag Garibaldis auf die beste Weise ehren. Der Kammer- prâsident Marcora vries dann die Kämpfer für die Unabhängigkeit und loß mit einem Dank an Carcano, weil er den Namen Garibaldis erwähnt habe, der heute gerade um so heiliger sei, da man erfahre, daß es leider Italiener gebe, unwürdig dieses Namens, die si nicht \{ämten, thr Vaterland und seine unantastbaren bürgerlichen Grrungen- schaften zu verleugnen. (Lebhafte Zustimmung.) Aber, fügte der Redner hinzu, adversus Italiam, adversus Romam portae inferi non praevalebunt. (Auh*die Pforten der Hölle werden Italien, werden Nom nicht überwältigen.) Die Minister und die ganze Kammer batten sih erboben und begrüßten die Worte des Präsidenten mit lebhaftem, andauerndem Beifall,

Die Vorlage wurde hierauf angenommen.

Dem Bureau der Kammer ist von Luzatti die Anfrage an den Minister des Aeußern übergeben worden, ob es angemessen wäre, mit Rücksicht auf das hohe Prinzip und den nationalen Nußen den Abschluß eines Schiedsgerihtsvertrages mit den Vereinigten Staaten zu betreiben nah dem Muster desjenigen, der zwischen den Vereinigten Staaten und England beschlossen werden soll.

Türkei.

Die jungtürkishe Kammerpartei hat beschlossen, sich auf dem nächsten Kongreß des Komitees nur durch acht Dele- gierte vertreten zu lassen. Der Beschluß bedeutet eine Nieder- lage der Dissidenten, die zunächst die Beteiligung aller und dann die Beteiligung von dreißig Deputierten verlangten. Auch die jungtürkishe Senatspartei hat den Antrag auf Teilnahme aller Parteisenatoren verworfen und drei Delegierte gewählt.

Der Oberkommandant der türkishen Truppen in Albanien meldet „W. T. B.“ guroige:

Die erste Division hat am 29. Mai die Aufrührer nach heftigem Kampfe aus Lefké, nordöstlich von Tuzi, vertrieben. Ein Abends auf den linfen Flügel der ersten Division bei Erza unternommener An- griff der Rebellen ist abgeshlagen worden. Die zweite Division hat einen fiegreih-n Kampf bei Velecike bestanden, worauf die Truppen den Vormarsch fortsezten. 33 Pealifsoren, die zuerst nach Monte- negro geflüchtet waren, haben \ich unterworfen.

Griechenland.

Die Deputiertenkammer hat in ihrer gestrigen Nacht- sißzung die Debatte über die Revision der Verfassung beendet.

Amerika.

Die zum Zwecke der Wahrung industrieller Jnteressen nah Washington einberufene internationale Konferenz hat, wie „W. T. B.“ meldet, einen Zusaßantrag zu dem Pariser Ueber- eintfommen unterzeichnet, durch welches die Patentgeseße und Warenzeichen geregelt werden.

- In Meriko ist, obiger Quelle zufolge, ein Dekret veröffentlicht worden, das die Wahl des neuen Präsidenten anordnet. Am 1. Oktober sollen in jedem Staat sechs Wähler gewählt werden und diese sollen ihrerseits am 15. Oktober den Nachfolger von Diaz wählen.

Jn Nogales (Mexiko) ist die Nachricht eingetroffen, daß der (Souverneur des Staates Sinaloa Diego Redo am 31. Mai ermordet worden sei. -

Nach ‘einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Managua (Nicaragua) wird amtlih erklärt, daß die Explosion der Festung Laloma auf - ein politisches Komplott zurüc{zuführen sei. Viele Anhänger des früheren Präsidenten Estrada sind verhaftet worden. Die Hauptstadt befindet sih 1atsählich im Belagerungszustand.

Afrika.

Nach Meldungen der „Agence Havas“ aus Fes ist die Kolonne Dalbiez am 28. Mai Vormittags in der Richtung auf Sefru ausgezogen, um die Aitjussi zu zerstreuen, die die Stadt bedrohten. Etwa 20 Berber schossen auf die Vorhut. Die Artillerie erwiderte das Feuer und zerstörte den ganzen Duar. Die Kolonne kehrte am Abend zurück. Die Stämme der Uled Jama und der Scheraga haben sih unterworfen und versprochen, die Freiheit der Straßen zu gewährleisten.

Der General Moinier ist am 29. Mai nah dem Gebiet der Beni Amar aufgebrohen. Mangin ist mit 2000 eingeborenen Truppen in der Richtung auf Sefru aufgebrochen, um in dieser Gegend Ruhe zu schaffen.

Koloriales.

Die für den 25. Mai d. I. in Aussidt genommene feierliche Eröffnung der 160 km langen Manengubabahn(Kameruner Nordbahn) hat nah einem Telegramm des Gouverneurs bereits am

94. Mai stattgefunden.

Ueber die Geschichte der deutschen Kautschukindustrie

bielt im Kolonialwirtsaftliben Komitee kürzlich der Vorsißende des Zentralvereins deutscher Kauts{hukwarenfabrifen, Generaldireftor Hoff - Harburg, einen Vortrag, dem wir folgendes entnehmen: A

Die Kautshukindustrie is eine verhältniêmäßig junge Industrie in unserem Vaterlande. Zwar hörte man in Deutschland bereits um das Iahr 1736 von dem elastishen Kauts{chuk, wevon damals Charles Maria de Condamine Proben dér Akademie in Paris übergab; aber bis zum Jahre 1820 kannte man die näheren Eigenschaften des Kautschuks noch nit, und die Eigenschaft, daß man mittels Kautschuks Bleistiftnotizen vom Papier entfernen konnte, war bis dahin die einzig bekannte. ; :

Im Jahre 1820 begann man zuerst damit, Fäden aus Kautschuk herzuitellen und diese zu Elastics zu verarbeiten, was die Ver- anlassung zur Gründung der ersten Fabrik elastisher Gewebe in Deu1sbland war; diese wurde 1829 in Finsterwalde (Lausitz) von François Fonrobert gegründet.

Als im Jahre 1839 der Amerikaner Charles Goodpear das Ver- fahren des mit Schwefel gemischten Kautshuks entdeckt und dieses Verfahren im Laufe der Jakre verbessert hatte, wodurch er zur Er- zeugung einer horn- und fishbeinartigen Masse, des Hartgummis, gelangte, wurde die Kautschukindustrie in die rihtigen Wege geleitet. Ein Deutscher, der erst kürzlih verstorbene S. O. P. Meyer, war es, der durch seine Versuche ten Hartgummiproduften, die er zwisch-n Zinnfolie in Formen beizte, Hochglanzpolitur verlieh. Die ersten Hartgummifabriken wurden daraufhin in Amerika von Poppenhusen und in Deutschland im Jahre 1856 von H. C. Meyer in Harburg a. d. Elbe gegründet.

Neben der Hartgumrmifabrikation wurde auch den Weichgummi- artikeln besondere Aufmerksamkeit gewidmet, und bei der geringen Ausdehnung, die zu jener Zeit die Industrie in Deutfchland hatte, ist es verständlih, daß zunächst das Bestreben auf die Herstellung von Gebrauchsartifkfeln des täglihen Lebens gerihtet war.

In Amerika hatte man bereits 1830 eine Fabrik für die Her- stelluna von Gummischuhen gebaut, der bald eine gleich2 Gründung in Oesterreih folgte. Die ersten Gummischuhfabriken in Deutschland entstanden 1856 in Mannheim und Harburg. Die Harburger Fabrik produzierte bereits im Jahre 1860 täglih 10 000 Paar Gummischuhe. Kaufmann und Techniker richteten ihren Blick auf die junge Kautschukindustrie, man erzeugte 1857 {on tehnishe Artikel, und auf der Londoner Ausstellung im Jahre 1862 stellte das Harburger Werk bereits Gummimatten aus, eine Erfindung des vor einigen Jahren verstorbenen Kommerzienrats Maret. Weitere

rößere Unternehmungen wurden in der Zeit von 1849 bis 1864 in Berlin, Hannover, PVêannheim und Cöln-Nippes gegründet. Mit der Gründung des Deutschen Neiches im Jahre 1871 nahm, wie die ganze deutshe Industrie, auch die Kautschukindustrie einen lebhaften Aufschwung. Eine Gründung folgte der anderen, und es entstand im Laufe der Jahre eine Reihe von weiteren Fabriken, _die sich teilweise a Spezfalartikel warfen, teilweise die sämtlihen gängigen Fabrikate verstellten.

Die rasche Entwicklung der deutshen Kautshukindustrie muß in erster Linie darauf zurückgeführt werden, daß die deuts{hen Industriellen die Fabrikation zuerst auf wissenschaftliher Basis auf- bauten, wodurch es ihnen gelang, sih eine ganze Reibe besonderer Vorteile nugbar zu machen. In einzelnen Zweigen der Kautschuk- industrie nimmt Deutschland erfreulicherweise den ersten Nang ein, und zwar in Artikeln aus Patentgummi, und in diefen sowie in technischen Artikeln und in Pneumatiks für Fahrräder und Automobile versorgt es einen großen Teil des Weltbedarfs, so daß es der großen amerikanisden und englishen Kautschukindustrie gegenüber als eben- bürtig zu betraten ift

Es bestehen heute in Deutschland, abgesehen von vielen kleinen Betrieben, rund 100 bedeutende Gummimwarenfabriken. Es werden ungefähr 40 000 Arbeiter in den deutschen Kautschukwarenfabriken be- schäftigt, und der Wert der jährlichen Produktion ist mit 300 Mil- lionen Mark eher zu niedrig als zu hoch einges{chäßt. Die Einfuhr bon Nohkautschuk belief sich im Jahre 1890 auf rund 13000 t und ist heute auf über 33 000 t gestiegen. Die Ausfuhr von fertigen Gummiwaren bezifferte sih 1889/90 auf 22 655 000 4 und beträgt sür 1910 über 66 Millionen Mark. N

Als eine ihrer vornehmsten Aufgaben hat die deutsche Kautsuk- warenindustrie es von Anfang an betrachtet, durch reih dotierte Pensionskassen, Arbeiter- und M le anabn äuser usw. für die Wohl- fahrt threr Angestellten in reihliher Weise Fürsorge zu. treffen. Diese Fürsorge wird von den Angestellten auch anerkannt und hat ein harmonishes Zusammenarbeiten aller Kräfte zur Folge, dem die Kautschukindustrie in Deutschland nicht zum geringsten Teil ihre großen Erfolge verdankt.

Besonders erfceulich aber für unsere Kolonien ist, daß die deutsche Kautshukwarenindustrie die Abnehmerin eines ihrer Hauptprodukte ge- worden ist, und es ist mit Zuversicht zu hoffen, daß die größere Aus- dehnung unserer Industrie uns immer mehr in ten Stand seßen wird, die zu ertoartenden größeren Quantitäten von Kautschuk, speziell aus unseren Kolonien, aufzunehmen, wodurch diese für die Entwicklung der Kolonien von der größten Bedeutung werden wird.

Statistik und Volkswirtschaft.

Aus der Hamburger Einfuhrstatistik.

ib Die Hamburger Handelsstatistik enthält u. a. auß Nahweisungen Me die Durchschnittspreise eintger auf dem Seewege eingeführten aren. Diese Preise sind naturgemäß Großhandelspreise und in Jahresdurch\{nitten bis zum Jahre 1850 zurück angegeben, gewähren also manchen interessanten Einbli. St 1e îm Jahre 1909 eingeführte teuerste Ware waren nach dieser atistif „Jod und Iodpräparate“, deren Preis für den Doppel- entner auf 2193,67 M angegeben ist. Die nächstwertvollste Ware des Hamburger Cinfuhrhändels ist Elfenbein, dessen Preis für 1909 mit L A # für 100 kg in der Statistik ersheint. * Billiger waren chon Perubalsam (1107,51 M), von dem, nebenbei bemerkt, fast die gesamte in Hamburg eingeführte Menge nicht aus Peru, fondern R San Salvador kommt, Walfishbarten (1088,48 4) M Sleishertrakt (1014,83 Æ). Der Gesamteinfuhrwert Wee quantitativ naturgemäß wenig ausmachenden teuersten aren fetrug im Jahre 1909 fast 13,2 Mill. Mark. Die billigsten Eparen im Einfuhrhandel waren im Jahre 1909 Aivyhalt, von eise, der Doppelzentner nur 4 tostete, Guano (6,75 M4), Noh- le Z (7,07 X) und Petroleum, das auf 9,83 46 bewertet ist. Das ae erschien in der Hamburger Statistik zuerst im Jahre 1862 „cinem Preise voù 54,18 4 für 1 dz und kostete 1865 sogar ; 1881 rourde der pra noch auf 15,65 4 errehnet, in den Jahren hat er diese Zahl nicht mehr erreicht; die niedrigste weist die Statistik mit 8,70 4 für 1 dz für das Jahr

Zur Arbeitéërbewegung.

Vos Streik der Bäcker in Groß-Berlin kann, wie die Q Saa Ztg. beriMet.. Um allgemeinen als beendet angesehen werden, willi En bis . Juni noch 16 Bâereien deren Forderungen be- an gt haben und demnach die Zahl der Betriebe, die den Forde-

N der Gehilfen entsprechen, auf 2225 gestiegen ist. Zu den neuen dus ingungen arbeiten rund 4600 Bäter- und Konditorgehilfen, sodaß Lauban eine fleine Zahl arbeitsloser organisierter Gesellen vor-

n sein foll. Am Anfang der nächsten Woche wird eine Ver-

band8versammlung darüber Beschluß fassen, ob die diesjährige Be- wegung für beendet erklärt odec der Kleinkrieg bezw. Boykott gegen die Betriebe, die die Forderungen noch nit be- willigt haben, fortgeseßt werden soll. Eine zahl[- reih befuhte Versammiung der Fahrer, Saffner, Handwerker usw. der Großen Berliner Straßen- bahn von den Bahnhöfen Schöneberg, Stegliß und Halensee tagte gestern abend in Schöneberg, um, einer Mitteilung des „Berl. Lokal- Anz.° zufolge, Protest gegen tie Ablehnung ihrer Forderungen zu er- beben. Es gelangte eine Erklärung zur Annahme, in der die Ver- sammelten gegen den ablebnenden Bescheid der Direktion protestieren und si verpflihten, sich ihrer gewerkschaftlihen Organisation, dem Transportarbeiterverbande, anzus{ließen. -

In Wiesbaden haben nah einer Meldung der „Frankf. Ztg.“ am Neubau des städtischen Adlerbadcs die Betonarbeiter am 1. Juni wegen Lohnstreitigkeiten die Arbeit niedergelegt.

Das Personal der Dampfschiffahrtgesellschaft für Mittel- und Niederrbein, das am leßten Sonnabend die Kün- digung einreihte, bat diese, wie die Gesellshaft der „Nhein.-Westf. Ztg.“ mitteilt, wieder zurückgezogen.

In Bremen sind nah einer Meldung der „Köln. Ztg." vom

2. d. M. die meisten Arbeiter der Hansamühle in den Ausstand getreten. i Aus Fiume wird dem „W. T. B.* beritet, daß die Arbeiter gestern beschlofsen haben, den Sympathiestreik einzustellen und beute die Arbeit wieder aufzunehmen. Nur die Angestellten der Ungarisch-kroatishen Schiffahrt2gesellschaft beharren im Ausstande. s

Nach einer Meldung dcs\elben Bureaus aus Paris baben die Angestellten der Straßenbahnen im Norden der Stadt in einer während der vergangenen Nacht in Asniòres abgehaltenen Ver- sammlung beschlossen, heute in den Ausítand zu treten. Auch die Führer der Kraftdroschken beschlossen, den Streik wieder auf- zunehmen, da der Gemeinderat sich für die Aufre{terhaltung der Benzinsteuer bis zum 31. Dezember ausgesprochen hat. Der Ausstand wird wahrscheinlich über Pfingsten andauern.

Aus Verviers sind der „Köln. Ztg.“ Mitteilungen zugegangen, nah denen Aussichten vorhanden sind, daß der jeßt {on vier Monate dauernde Ausstand der Streichgarnarbeiter ein Ende nimmt. Neuerdings hat der Bürgermeister den Arbeitgebern und dem ständigen Sekretär des Streichgarnarbriterverbandes einen Vermittlungsvorschlag gemacht, der auf beiden Seiten Annahme gefunden hat und nur noch der Genehmigung durch eine allgemeine Versammlung der Aus- ständigen bedarf. Der Verlust, der den Arbeitern, den UArkeitgebern und den Ortschaften Verviers, Dolhain, Pepinster usw. dur den Ausstand entstanden ist, wird auf Milionen geschätzt.

Land- und Forstwirtschaft. Saatenstand und Getreidehandel in Spanien.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Barcelona berichtet unterm 24. Mai d. I.: Negenfälle, die in dex Mehrzahl der \spanishen Pro- vinzen eingetreten sind, haben zur Befestigung der günstigen Nus- sichten für die bevorstehende Getreideernte Spaniens beigetragen. Hagelshäden werden allerdings gemeldet von Valencia, Castellon, Burgos, Zaragoza und aus verschiedenen Orten Kataloniens. Zur Bekämpfung der Heuschreckenplage, die sich in manthen Land- schaften des Südens eingestellt bat, ist von der Regierung ein Betrag von 500 000 Pesetas zur Verfügung gestellt worden, mit der Leitung der Vorkehrungen zur Vertilgung des Schädlings sind die staatlich an- gestellten Ackerbauingenieure beauftragt.

Auf dem Getreidemarkte herrscht zurzeit beinahe vollständige Stille. Käufer und Verkäufer verhalten \ich zuwartend, die Preise haben fich wenig verändert.

Für Weizen wurden auf den maßgebenden kastilishen Märkten für den Doppelzentner bezahlt :

am 22./4. 29./4. 6./5. 13./5.

2OUADOED. «e e Pes: 209,99. 2570 25.56: 25:84

Medina del Campo. . „, 25,70 25,70 25,99 26,13

A G S i LUL 29,99 25,99 25,99 25,99

Nioseco Ge o 240 L420 120.95 2295

Eingeführt wurden in den ersten drei Monaten

a. Weizen: 1911 . . 437804 dz im Werte von 9193 885 Peseten, E S Z 0.009.008 s I e O L 2 080 060 b. Mais:

1911 . . 9511811 az im Werte von 8 700 786 Pesfeten,

1910 ¡.« OL0009 2 Z DATO Co s

1909. » «O TLO ch4 5 E O,

c. Gerste und andere Getreidearten:

1911 . . 30728/dz im Werte von 491 642 Peseten,

1010. & DOUOT Ï z 905 715

1909 e DTOG É “ü 496 928

Die Ausfuhr von Reis betrug im gleichen Zeitraum:

T 7 686 dz im Werte von 330516 Peseten,

O e L 9 E U 511 338

1900 «L á 1 040 806

Washington, 2. Juni. (W. T. B.) Nah dem Monats- beriht der Abteilung für landwirtschaftlihe Produkte beträgt der Durchschnittsstand der Baumwolle 87,89% gegen 820%/9 im Vorjahre. Die Anbaufläche hat gegen das Vorjahr eine Vermehrung von 4,7 9/9 erfahren.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Costa Nica. Die Regierung von Costa Nica hat wegen eines in Caracas vorgekommenen Pestfalles die Schließung des Hafens Limón für die aus venezolanischen Häfen kommendcn Schiffe verfügt.

Rom, 2. Juni. (W. T. B.) Wie die „Agenzia Stefani“ mitteilt, ist das Gerücht, in Venedig hberrshe die Cholera, durchaus falsch.

Konstantinopel, 2. Juni. (W.T.B.) In Stambul sind c ene Cholerafälle vorgekommen, von denen einer tötlih verlief.

Theater und Musik.

Lessingtheater.

Das Gesamtgastspiel von Mitgliedern des Hamburger Thalia- Theaters begann gestern mit einer Aufführung von Kurt Küchlers „Sommerspuk“. Als „fröhlihes Spiel“ in vier Akten bezeichnet der Verfasser seine Arbeit. Es liegt Poesie in dem Titel und Stimmung in der Bezeichnung ; bér die Poesie zerstiebt und die Stimmung verfliegt vor den billigen Späßen, welche die schöne Elvira, eine vorüberreisende Artistin, unter der Maske einer Studentin mit den Prelciigren und Studenten einer fleinen Universitätsstadt treibt. Da hilft * kein s\entimentales Liebesgeflüster auf Bergeshöh, noch die Nomantik der Studenten- fneipe; denn das Gefühl if falsch, das sih aus dem kurzen Liebes- spiel zwischen der sehr welterfahrenen Artistin und einem blutjungen

uchs hervordrängt; und die Nomanlik des studentishen Lebens er- cheint allein als hohle, wertlofe Form, dié jedes Zaubers bar/ist. Die guten Kleinstädter, Student wie Professor, die junge Maid wie die würdige Matrone, siad außerdem zu einfältig und blôde/ ge- zeihnet, als daß man Spaß daran finden könnte, mit ihnen feine Possen zu treiben. Geschikt ausgeführt sind nur zwet Nollen: die der Brettldiva und dite eines älteren verbummelten Semesters; und beide wurden ausgezeihnet dargestellt. Centa Brs entwickelte als Elvira cine bcmeiken®werte Bewezlichkeit und Keckheit, die jedo selbsr in ihren gewagten Tanzproduktionen durch Anmut leiht ge-

mildert wurde; den nie nühternen cand. med. Knolle stellte Albert

Bozenhard mit drastischer Komik dar. Das sebr beifallslustige

Publikum schien an der Aufführung ein großes Wohlgefallen zu finden. Lustspielhaus.

Pepi Glö ckner eröffnete gestern ibr Gastspiel mit Alexander Engeks dreiaktigem Schwank „Unsere Pepi* und hatte für ihre Person auch soviel Erfolg, daß sie mit ihm auch das sehr dürftige Stück hielt, das in Wien unter dem Titel „Die Jammer-Pepi“ bereits zahlreihe Aufführungen erlebt hat. Die Handlung ist reli gefühlvoll und erhält den Schwankcharakter durch die als pikante Würze eingestreuten üblihen „Schlager“ und drastishen Situationen. Die in ewigem Liebeskummer jammernde „Heldin“, die unter den steten Nadelstichen ihrer bösen Basen und einer bissigen Tante zu leiden hat, wird durch einen woblmeinenden reihen Obeim aus diefer Umgebung erlöst. Der verloren geglaubte erste Liebbaber er- scheint dann wie der Prinz im Märchen und erweckt die betrübte Pepî zu neuem, frohem Leben. JInmitten ihrer Jammerstimmung erfaßt sie jedoch toller Uebermut und aus diesem beraus ist die beste Szene des Schwanks geschaffen, in der die Darstellerin in der Parodie eines Varieteeprogramms ibr vielseitiges Können und ibren guten Humör zur Geltung brate. Einige leidlihe Episoden \hafen außerdem nod das Liebe8werben eines kecken Wiener Dienstmädchens um die Gunst ibres Brotherrn, des reichen Onfkels Boller, für deren Gelingen si Fräulein Giesrau und Herr Bach wirkungévoll einsetzten. i wirkenden acht Kinder, die als Pepis Geburtstagä shufen ein niedlibes Schlußbild. Von den anteren verdienen die Damen Lhmann (Tante) Axel und Müll sowie Herr Felix, als Dr. Smirczvinsky, Pepis erste volle Anerkennung. Ibrem Zusammenwirken war es, den guten Leistungen der Vertreterin der Titelrolle, z Engelshe Schwank beifällig aufgenommen wurde.

Der Spielplan der Königlichen Over kündigt für den ersten Pfingstfeiertag „Rbeingold“ (Goeze, Pacholski, Ober, Hemvel, Scheele-Müller, Bischoff, Philipp, Krasa, Lieban, von Schwind, Mang als Gast, Bronsoeest, Schöffel), für den zweiten Feiertag „Zauberflöte“ (Hempel, Böhm van Endert, Dietrich 2c., von Schwind, Kirchhoff, Habich, Lieban, Bachmann) und für Dienstag die 200. Auf- führung der „Walküre“ (Kurt, Deènera, Goetze, Kraus, Bischoff, von Schwind) an. i __ Im Königlichen Schausptelhause wird morgen Rod. Benedix? Lustspiel „Der Störenfrcied"“ in der bekannten Beseßung wiederbolt. Am Montag geht als zweite Vorstellung des W bru-Zvklus des Dichters Trauerspiel „Die Karolinger*“ in Frau Willig, Fräulein Ressel, Fräulein Steinsieck Herren Nesper, Geisendörfer, Zimmerer, Kraußneck, [len und Staegemann spielen die Hauptrollen. Am Diens findet der 2. Abend des 2. Zyklus der Shakespeares{Wen Königtdr statt, und zwar gelangt „König Heinri IV.* (1. Teil) mit Her Kraußneck in ver Titelrolle zur Aufführung. Prinz Heinz: Herr Staegemann, Falstaf : Herr Pobl, Frau Hurtig: Frau Schramm. Außer diesen sind noch die Damen Willig und Heisler fowie die Herren Mannstädt, Zimmerer, Arndt, Gode, Werrack, Eggeling, Schroth und Vallentin beschäftigt.

Im Neuen Königlihen Operntheater wird morgen E. von Wildenbruchs Schauspiel „Die Nabensteinerin“ mit Fräuletn Neitnann in der Titelrolle, am zweiten Feiertag „Mignon“ mit den Damen Artôt, Andrejewa, den Herren Sommer, Bronsgeest, Dahn, Alma und Aschner gegeben.

Im Deutschen Theater findet am Dienstag die leßte Auf- führung von „Othello“ mit Albert Bassermann und Paul Wegener statt. Am Mittwoh wird „Judith*, am Freitag „Sommernachts- traum“, am Sonnabend „Faust“, erster Teil, gegeben. Am Donnerstag und am kommenden Sonntag finden die leßten zwei Aufführungen von „Faust I[“ statt. Vom 12. Juni bis 11. August bleibt das Deutsche Theater geschlossen. Jn den Kammerfpielen findet am Dienstag die legte Aufführung von „Die Königin“ statt. Am Mittwoh wird „Simson und Delila“, am Donnerstag und Freitag „Frühlings Erwachen“, am Sonnabend „Gawän“ und am kommenden Sonntag als leßte Vorstellung vor den Ferien „Simson und Delila“ gegeben.

Im Lessingtheater wird durch das Ensemble des Hamburger Thaliatheaters allabendlih Kurt Küchlers ,„Sommerspuk“ gegeben.

Im Neuen Schauspielhause wird an den drei Pfingstfeier- tagen „Die keusche Susanne“ gegeben.

Im Sqhillertheater O. (Wallnertheater) wird morgen, am Montag, Donnerstag und am nächsten Sonntag „RevolutionshocMzeit", am Dienêtag „Der große Name“, am Mittwoch und a:n Sonnabend „Im Klubsessel“, am Freitag „Der Traum ein Leben* gegeben.

Das Sqillertheater Charlottenburg bringt morgen nahmittag „König Heinrih“, Abends „Husarenfieber“, am Montag- nahmittag „Wilhelm Tell“, Abends „Im Klubsessel“. Dienstag geht „König Heinrih“, Mittwoh „Nevolutionehochzeit“, Donnerstag „Im Klubsessel“, Freitag „Der Himmel auf Erden“ in Szene. Am Sonnabend findet die er|te Aufführung bes Schauspiels „Der Probe- kandidat“ von Max Dreyer statt. Am nächsten Sonntagnachmittag wird „Husarenfieber", Abends „Der Probekandidat" gegeben.

In der Komischen Oper stehen auf dem Spielplan: am Sonntag „Fledermaus“, am Montag „Travigta“, am Dienstag, Donnerstag und Sonntag, den 11. d. M. „Orpheus in der Unter- welt“. Für Mittwoch ist „Tiefland“, für Freitag als volkstümliche Vorstellung „Hoffmanns Erzählungen" angeseßt; am Sonnabend sowie am Montag den 12. finden Wiederholungen des „Nigoletto" statt.

Im Friedrich Wilhelmstädtishen Schau]1ptelhause wird „Kasernenluft“ bis einschließlih 9. d. M. gegeben. Am 10. findet die Erstaufführung der dreiaktigen Posse „Jm lenkbaren Luft- \chiff“ von Emil Norini und Ernst Baum statt ‘und wird am 11. und am 12. d. M. wiederholt.

Im Neuen Operettentheater wird täglich die Burleske „Eine Million“ gegeben.

Mannigfaltiges. Berlin; 3, Zuni 1911;

A. F. Mit einer Wanderfahrt‘ nah Teltow begann an einem der s{höônen Tage, welche in diesem Jahr der Mai fo reihlih ge- spendet, die Brandenburgia ihre lehr- und genußreihen Ausflüge. Teltow, so häufig genannt “als Hauptstadt des noch häufiger ge- nannten Teltower Kreises, |sstt seihwobl ein ret stilles und în der Zunahme seiner Sinioobriertant stark ‘zurückgebliebenes Stödtchen ; seltsam genug, da der Kreis, dem es den Namen gegeben, von allen märkishen Kreisen die stärkste Bevölkerungszunahme auf- weist. Der Grund liegt nahe: Zwei der wichtigsten Cisenbahn- linien führen seit lanze in geringer Entfernung, die eine östlih, die andere westlich daran vorüber, aber einen ih der Kreisstadt erbarmenden Ast hat bisher keine hinüberges{ickt, und selbst der Teltowkanal nennt sih zwar stolz nah der Stadt, ohne doch ihr fo nahe zu kommen, daß man in geographishen Handbüchern etwa zu sagen vermöchte: „Teltow am gleihnamigen Kanal“. Wie merkwürdig in der Bevölferungs8zunahme zurückgeblieben Teltow nicht nur gegen den ganzen Kreis, fondern auch gegen eine Anzahl zum Kreise ge- hörender, gegenwärtig \sich immer entschiedener zu Großstädten aus- wachsender Ortschaften geblieben ist, geht avs folgenden Zahlen ber- vor: Von 1785 bis 1910 hat sich die Bevölkerung des Kreises (die Städte einges{lossen) von. 30000 auf 440000 vermehrt, also bèinahe : verfünfzehnfacht, ja sie würde {ih verzweiundvierzigfaht haben, wenn inzwischen nicht Charlottenburg (1. 1. 1877), Nirdorf (1. 4. 1899), Schöneberg (1. 4. 1899) und Wilmersdorf (1. 4. 1907) aus dem Kreisverbande ausgeschieden wären, die zurzeit zusammen allein etwa 800 000 Seelen zählen. Dagegen hat, von noch etwas be- \cheiteneren Anfängen ausgebend, tie Stadt Teltow thre Einwohner« zahl, tic 1890 2902 betrug, in 20 Jahren nur bis auf 4124 gesteigert, also nur knapp verdorvelt. Immerhin st:mmt dies Verbältnis des Zuwachses mit dem während der gleichen Zeit im Kreise eingetretenen

I C I T E R E