1911 / 152 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Jun 1911 18:00:01 GMT) scan diff

N e R R - E L E A E N

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der D des Oberlehrers Dr. Curt Christmann an der Auguste Victoria-Schule in Charlottenburg zum Direktor der in der Entwiklung fe III. städtischen Höheren Mädchenschule daselbst die Aller öchste Bestätigung zu erteilen.

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt Dr. Binting in Landsberg a. W. ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines Amtssitzes in Landsberg a. W., und

der Rechtsanwalt Dr. Richter in Gy zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts zu Breslau, mit An- weisung seines Amtssizes in Guhrau, ernannt worden.

Der Rechtsanwalt Dr. Goudron in Essen ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts zu Hamm, mit An- weisung seines Amtssißes in Essen, auf Lebenszeit ernannt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bei der Geologischen Landesanstalt zu Berlin sind die außeretatsmäßigen Geologen Dr. phil. Hans Heß von Wi ch- dorff und Dr. phil. Jakob Stoller zu Bezirksgeologen er- nannt worden.

Der Gewerbeassessor Zäuner ist vom 1. Oktober d, J: ab der Gewerbeinspektion Düsseldorf-Stadt als Hilfsarbeiter überwiesen worden. A |

Frau Gertrud Klatt aus Berlin ist zum 1. Juli d. J. der Gewerbeinspektion Berlin NW. als Gemwerbeinspektions- assistentin überwiesen worden.

Zum 1. Oktober d. J. sind verseßt worden :

der Gewerberat Kattentidt von Dortmund nach Posen zur kommissarischen Verwaltung der Stelle des Regierungs- und Gewerberats bei der Königlichen Regierung in Posen,

die Gewerbeinspektoren Dr. Dewiß von Königsberg I nah Dortmund, Heerdegen von Minden nach Königsberg L und Dr. Neitel von Geestemünde nah Minden in der bis- herigen Amtseigenschaft und Ó

der Gewerbeassessor Wolf von Münster i. W. nah Geeste- münde zur kommissarischen Verwaltung der Gemwerbeinspektion

Geestemünde.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die Forstkassenrendantenstelle für die Ober- förstereien Länbed, Zanderbrücck und Hammerstein mit dem Amtssißz in Hammerstein ist zum 1. Oftober 1911 zu be- segen. Bewerbungen müssen bis zum 18. Juli d. J. eingehen.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Präsident des Reichseisenbahnamts, Wirkliche Geheime Rat Wackerzapp, von Dienstreisen.

Nicfamlliches. Deutsches Rei ch.

Preußen. Berlin, 30. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten, „W. T. B.“ zufolge, gestern in Kiel an Bord der Jacht „Hohenzollern“ den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amtes, Gesandten von Treutler.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.

Nr. 2 des 10. Jahrganges der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Aufsichtsamts für Privatversiche- rung“ bringt mehrere an die dem Amt unterstellten Ver- sicherungsunternehmungen gerichtete Rundschreiben, von denen die beiden ersten, an die Viehversicherungsgesell- schaften gerichtet, die Beseitigung von Mi þ ständen im Wett- bewerb und ferner eine Aenderung des Jnhalts des Jahres - berihts behandeln. Das folgende Rundschreiben bezieht sich auf die Ersezung der alten durch die dem Ver- siherungsvertragsgeseß angepaßten Versicherungs- bedingungen auf dem Gebiete der Unfall- und Haft- pflichtversiherung. Jn dem leßten wird die Entbehrlich- feit von Erneuerungs scheinen und die Unzulässigkeit eines Gebührenansaßes hierfür in der Feuerver- siherung und verwandten Versicherung8zweigen erörtert. Hieran schließen sich Mitteilungen über die Zulassung inländi- scher Unternehmungen, die Genehmigung von Aenderungen des Geschäftsplans und von Bestandsübertragungen bei in- und ausländischen Gesellschaften sowie die Fortseßung der Nach- weisung über die Bestellung Hauptbevollmächtigter für aus- ländishe Unternehmungen. Von den beiden zum Abdruck ge- brachten Beschlüssen behandelt der erste (96) die Zulässigkeit und Anwendung der Neurose-Klausel in der Un- fallversiherung. Nach der Auffassung des Amtes ist in dem Ausshlusse der Haftung für trau- matishe Neurose als Unfallfolge niht eine willkürliche, sondern eine sahlich zu rechtfertigende Beschränkung des Ver- sicherungs\hußes zu erblicken, deren Einführung sih nach den gesammelten Erfahrungen zumal bei Angestellten des Verkehrs- dienstes als notwendig erwiesen hat. Jn dem folgenden Be- \{lusse (97) wird ein Beschwerdefall behandelt, der das Er: löschen von Volksversicherungen mit geringen Wochen- beiträgen infolge Umzugs der Versicherungsnehmer na c einem Orte außerhalb der Jnkassoorganisation der Gesellschaft zum Gegenstande hat. Hieran schließen sich zwei Senatsentscheidungen, von denen die erste (48) die Genehmigung zu eigenartigen Versicherungsbedingungen für die Kinder- unfallversicherung ausspricht, während die zweite (49) einem Kasfoversicherungsvereine gegenüber, mit Rücksicht auf die geringen eigenen Mittel des Vereins und die beschränkten finanziellen Kräfte seiner Mitglieder, die Genehmigung zu einer Erhöhung des Selbstbehalts über 8000 # versagt. Jm Anhange werden 20 auf dem Gebiete des Versicherungswesens ergangene gerichtliche Entscheidungen mitgeteilt.

Deutsche Kolonien.

Vom Bau der südwestafrikanishen Nord-Süd- bahn (Windhuk—Keetmanshoop) meldet eine von „W. D. B.“ verbreitete Depesche des Gouverneurs, daß auf dem von Süden her in Bau genommenen Stück (Keetmanshoop—Kub) am 16. Juni die Station Gibeon eröffnet worden ist. Der Ort Gibeon, bekannt als ehemaliger Siß des Hottentottenkapitäns Hendrik Witbooi, liegt einige Kilometer westlih von der neuen Station, im Fischflußtal; der Ort selbst konnte wegen seiner tiefen Lage von der Bahn nicht unmittelbar berührt werden.

Mitglieder des Königlichen Hauses, die diplomatische Korps teilnahmen.

bekämpft wurden, angenommen. j Das Unterhaus seßte gestern die Seeprisengeseß sort. sekretär des Auswärtigen Amts Sir Ed Anfrage betreffs der Lage in Albanien,

die ernste Gefahr, daß sie sih weiter ausbreite

Frankreich.

lesenden Ministererklärung einigte.

bahngesellschaften sollen Regierung wird Mittel suchen, um die festen Entschluß bekunden, die

der staatlihen Dienstzweige zu

wird den vollständigen. die sich andauernd stüßt auf eine Allianz

betonen und an die Notwendigkeit erinnern,

der die Bedingungen hierfür erfülle, das

verwaltung wieder anzunehmen. Ferner

werde. Ftalien.

Laufe der Debatte aus, daß im Lande eine fün das geplante Monopol in die Wege geleitet

gegenzunehmen, vorausgeseßt, daß die wesentlich

betreiben der Staat be f ] Zufall abhängig sei, auf je gröperer Gr steigern. Der Staat übernehme nicht nur d

Das staatliche Monopol stelle keine Lösung des

irgend einem ererbten oder erworbenen Recht. Minister auf den Erfolg der Postsparkassen

Die Generaldiskussion wurde darauf Sitzung aufgehoben. Spanien.

Der Minister des Jnnern Ruiz

endgültig betraut worden. Portugal.

Machado auf eine Anfrage wegen Trennungsgeseßes auf Ausländer ausländischen katholishen Gemeinschaften,

stand aufrechterhalten bleiben werde.

Großbritannien uud Frland.

Der König und die Königin wohnten gestern, „W.: D. B. zufolge, einem Dankgottesdienst in der St. ( bei und begaben sih darauf nach der Guildhall, wo die Stadt- vertretung ihnen zu Ehren ein Frühstück gab, an dem auch die

Jn der gestrigen Sizung des Oberhauses machte die Beratung der Vetobill keine wesentlichen Fortschritte. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde sließlih 8 1 mit ver- schiedenen Amendements, die teilweise von der Regierung

Vorher beantwortete der Staats-

Solange si die Unruhen auf Albanien beschränkten, seien sie eine innere Angelegenheit; wenn sie aber länger andauerten, so bestehe

fahr für den Frieden auf dem Balkan würden. wünschten deshalb eine \hnelle Beilegung herbeigeführt zu sehen ; weitere Feststellungen zu machen sei er nicht in der Lage.

Der Ministerrat hielt gestern unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Caillaux eine Sißung ab, in der er sih endgültig über den Wortlaut der heute in der Kammer zu ver-

Außer den bereits gemeldeten Einzelheiten wird die Programmerklärung der Regierung, „W. D. B, U? folge, die sofortige Einbringung eines Geseßentwurfs ankündigen, durch den die Abgrenzung der Weinbaubezirke aufgehoben wird. Die Regierung wird ihre feste Absicht bekunden, dafür Sorge zu tragen, daß das Gesez über die Ruhegehälter der Ar- beiter zu dem vorgesehenen Termin in Krast tritt. Die Eisen- ersuht werden , ein Statut ähnlich dem für die Beamten zu geben. Die

über die Eisenbahngesellshaften zu verstärken, und ihren Achtung vor dem Gese und das normale und regelmäßige Funktionieren : sichern, die erhaltung der Disziplin zu fordern und zu verhindern, daß das Leben der Nation beunruhigt werde. ökonomischen Aufshwung Frankreichs und die nationale Rüstung besonders bezüglih der Häfen ver- Sodann wird die Regierungserklärung den üblichen Saß über die auswärtige Politik Frankreichs enthalten,

Freundschaften. Sie wird die Sorge für die Armee und Marine

vorliegende Flottenprogramm zu erledigen. Regier

wird, wie weiter gemeldet wird, bekanntgeben, daß sie die Eisen-

bahngesellschaften ersuchen werde, * nuss entlassenen Beamten, ü

währen, die anderen entsprechend dem Vorgehen

erwägen, ob die gegenwärtigen Bestimmungen für die Eisen- bahnverwaltungen niht dahin abzuändern seien, daß der Be- trieb der Eisenbahngesellshaften mit den auf den Staats- bahnneßen durchgeführten Umgestaltungen in Einklang gebracht

Die Deputiertenkammer seßte gestern die Beratung über den Geseßentwurf, betreffend die staatlihe Monopoli-

sierung der Lebensversicherung, fort. E Wie „W. T. B." meldet, führte der Handelsminister Nitti im

gierung wolle, daß der Geseßentwurf eingehend und ruhig beraten werde, und sei bereit, den guten Rat der Gegner des Entwurfs ent-

aufrechterhalien blieben. És handle sich um ein Unternehmen, das zu onders befähigt set, und das um so weniger vom

werde. Die \taatlide Garantie für die Versicherungen werde im Volke den Sinn für den Wert der Fürsorge für die Zukunft

au die geseßlihe Garantie für das nationale Versicherungsinstitut.

versorgung der Arbeiter dar, aber die Regierung habe fich zum Ziel gesetzt, den ersten Schritt zur Lösung dieses Problems zu tun. Darauf gab der Minister eine Darlegung über die mathematischen Berech- nungen, aus denen hervorgehe, daß das Monopol beträchtliche Ueber- \{hüsse ergeben werde. MNitti hob weiter hervor, daß der R A das Monopol bedeute einen Schritt zum Kommunismus, nicht ernst zu nehmen fei. Auch werde die geseßliche Garantte des Eigentums nit verleßt, da der Staat keine Enteiguun vornehme gegenüber

nationalen Versicherungsinstitut den gleihen G

„W. T. B.“ zufolge, seine Entlassung gegeben. Zu seinem Nachfolger ist der bisherige Justizminister Barr oso ernannt und mit dem Justizportefeuille der Ministerpräsident Canalejas

In der gestrigen Sißung der Nationalversammlung erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Aeußern

Portugal bestehen, der vor dem Trennungsgeseß geltende Zu-

auls-Kathedrale

Minister und das

Debatte über das

ward Grey eine wie folgt:

ten und zu einer Ge- Alle Mächte

ihrem Personal

staatliche Kontrolle

Ausfrecht-

Die Regierung fördern

und auf wertvolle das dem Parlament Die Regierung

A zu ge- er Staatsbahn- wird die Regierung

stlihe Agitation gegen worden jei. Die Ne-

en Punkte der Vorlage undlage es betrieben

ie moralische, jondern

Problems der Alters-

Zum Schluß wies der htn und wünschte dem rfolg.

geschlossen und die

Valarino hat,

Anwendung des , daß hinsichtlih der die gegenwärtig in

Belgien.

Die liberalen Fraktionen des Senats und der Kammer haben sih nah einer Meldung des „W. T. B.“ für das allgemeine gleihe Stimmrecht vom 25. Lebensjahr an für Parlaments-, Provinzial- und Kommunalwahlen aus-

esprochen und werden am 15. August mit den Sozialisten in Briissel eine Kundgebung aus dem ganzen Lande zugunsten dieser Forderung veranstalten.

Türkei.

Der montenegrinishe Geschäftsträger in Konstantinopel hatte gestern eine längere Unterredung mit dem Minister des Aeußern über die Lage und die Beziehungen zwischen der Türkei und Montenegro.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Depesche des Oberkommandierenden von Albanien hat die Tätigkeit der Banden im Mirditengebiete vollständig aufgehört.

Die Regierung is beschlossen, neue Verstärkungen nah dem Wilajet Assyr zu E Weiter follen vier Bataillone von Bagdad nah Muntefik abgehen, um den Kämpfen der feindlichen Stämme Einhalt zu tun.

Afrika.

Mie der „Agence Havas“ aus Elksar unter dem 28. Juni gemeldet wird, hat der Oberst Sylvestre mit 200 Jnfanteristen und 100 Reitern am Lukkosfluß einen Erkundungsmarsch gemacht, der als Vorbereitung zu dem Vormarsh auf Wessan angesehen wird, der unmittelbar bevorsteht. Die Bergstämme erklären, daß sie sich dem Vordringen der Spanier ere werden. Ferner wird aus Fes unter dem 26. Juni gemeldet, daß ver General Moinier in El Hajeb eingerückt ist, ohne auf Widerstand zu stoßen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die vereinigten Metallarbeiterverbände haben jeßt, wie die „Rh.-Westf. Ztg." mitteilt, den Maschinenfabriken und Eisen - gießereien in Düsseldorf ihre Forderungen eingereiht: Ver- fürzung der Arbeitszeit auf 94 Stunden, Erhöhung der Tages- und Afkordlöbne um d 9/6, Zus(läge für Ueberstunden von 25—50 9/9 und wöchentlihe Lohnzablung. Die Zahl der organisierten Arbeiter ist in den in Frage kommenden Werken schr gering.

Die Maschinisten sämtli&er Needereien von Mainz ver- langen, der „Rh.-Westf. Ztg." zufclge, eine Lohnerhöhung und wollen im Falle der Nichtbewilligung am 1. Juli den Streik verkünden.

Aus Hanau wird der Bo Ztg.“ telegraphiert, daß die Steinbrucharbeiter in den Ortschaften Faulbach, Netsten- hausen, Fehenbah, Dorfprozelten, Stadtprozelten und Mandfeld wegen Lohntarifstreitigkeiten in den Ausstand getreten sind.

Im Buchbindereigewerbe Leipzigs ist, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, gestern ein neuer, auf fünf Jahre gültiger Lohntarif abge- {lossen worden. Er tritt am 1. Juli 1911 in Kraft. Die Whre er- fahren bis zu 100/06 Erhöhung.

Der Ausstand der Seeleute hat, wie ,W. T. B." meldet,

in Liverpool zu großen Schwierigkeiten hinsihtlih der Weg- \hafung der aus Amerika und Canada doit eingetroffenen Nahrungsmittel geführt. Grceße Mengen von Käse, Spe, Schmalz und Butter, die in Kisten auf den Kais des Nord- bafens lagern, können nicht fortgeschaft werden, da die Fuhrleute von den aus\tändigen Hafenarbeitern daran gehindert werden. Die verfügbaren Vorräte der Kaufleute, besonders an Käse und Speck, sind zurzeit sehr gering. Die aus|\tändigen Seeleute haben beschlossen, den Verkehr der Dampfec der White Star-Linie innerhalb und außerhalb des Hafens zu unterbinden, mit der Be- gründung, die Gesellschaft habe ihr Abkommen nicht ehrlih gehalten. Die Cunardlinie und die Canadian Pacific-Linie haben die Forderungen der Hpafenarbeiter und der Seeleute bewilligt. Die Ablösungsmannschaft für das Feuerschiff auf dem Mersey hat sich gestern früh ge- weigert, thren Dienst anzutreten. In Leith haben die Hafen- arbeiter gestern den Generalstreik erklärt. Wie aus Grimsby gemeldet wird, hat der Direktor der Great Central Nailway eine Einigung mit den Verbänden der Seeleute und Heizer erreicht. Die dortigen Hafenarbeiter haben sämtli die Lösbarbeit auf den Schiffen rtedergelegt. In Hartlepool ruht die Arbeit voll- ständig. Zwölshundert Seeleute befinden fich im Ausstand. Jn Bristol und Avonmouth endete der Streik mit dem Siege der Seeleute. |

In Antwerpen haben, „W. T. B.“ zufolge, die Schiffs- reeder den Bürgermetster um Schutz für die Arbeitswilligen ersucht. Der Verband der Reeder hat seine Mitglieder aufgefordert, die Whne nach der Hamburger Skala zu regeln. Die „Red Star Linie“ verweigert jede Erhöhung, bei den anderen Linien steht die Entscheidung noch aus. :

Fn Amsterdam üben, laut Meldung des „W. T. B.“, die Hafenarbe iter eine wahre Schreckensherrshaft in dem Stadtviertel, das sie bewohnen, aus. Sie belästigen Frauen und Kinder der Arbeitäwilligen, zertrümmern die Fensterscheiben der Läden der Lebensmittellieferanten für die Dampfer und mißhandeln deren Angestellte. Etwa zwanzig chinesische Heizer sind eingetroffen, um in den Dienst der Neederland Compagnie einzutreten. Daß im übrigen die Widerstandékraft der Ausständiaen nachläßt, geht daraus hervor, daß heute der deutsche Dawpfer „Friedrih Krupp“ in See gegangen ist und sih auf ihm fünf ausständige Seeleute und vier holländische Heizer anwerben ließen, die fich mit den deutschen Whnen zufrieden gaben, während die gleihen Löhne von den streikenden Seeleuten in Notterdam als zu gering bezeihnet wurden.

Wohlfahrtspflege.

Ueber die Fürsorge für die Ne Nbl in der Stadt 99! en findet man in Nr. 71 der „Amtlichen Nachrichten der Posener (rmen- und Waisenverwaltung" eine diesen Fürsorgezweig bebandelnde, beahtenswerte Darstellung. Im Jahre 1907 waren polizeilicherseits in Posen etwa 250 Krüppelkinder ermittelt worden. Wie sich inzwischen herausgestellt, ist tatsählich die Zahl der Unglülichen weit größer ; sie find mindestens auf 400 zu shäßen. Um diesen Kindern und thren Eltern mit Rat und Tat beizustehen, insbesondere, um die Erwerbs- fähigkeit dieser Kinder für ibr späteres Leben lichst zu sichern, bildete ih 1907 eine Kommission, bestehend aus dem ezernenten der Armen- verwaltung als Vorsitzenden, einen Orthopäden, einem Chirurgen, einem Nervenarzt, einem Hals-, Nasen- und Ohrenarzt, einem Kinderarzt und dem Leiter der Pofener Hilfsshule. Diese Kommission hatte die Auf- gabe, die der Armenverwaltung bekannten Krüppelkinder von Zeit zu Zeit zu untersuchen und hierbet festzustellen, was mit dem Kinde ge- \heben muß, um etner weiteren Verkrüppelung vorzubeugen, um den bestehenden Zustand möglichst zu bessern und um das Kind für sein \päteres Leben ccwerbêiäbia zu machen. Es wurden bis je t in Früppelfürsorge genommen 335 Kinder, davon 193 en, 142 Knaben. Von diesen leiden fast die Hälfte an einer Ver- fiümmung der Wirbelsäule, nämlih 141, die nächstgrößte Ziffer entfällt auf die Erkrankung der Beine, nämlih 66, ähmungs- ersheinungen zeigten 40, frummen Rüden hatten 21, Fußerkrankungen 21, Hüftgelenkerkrankungen 21, Knieerkrankungen 20 usw. Je na

dem Gefunde wird im Einzelfalle das Notwendige angeordnet,

insbesondere kommen in Tage medikomechanishe Behandlung, eine e

Kriehkur, etne antirhachitishe Behandlung, die Anschaffung von TOL apparaten (Korsettshienen, Krawatten usw.), Aufnahme in ein Krüppel-

heim usw. Soweit die Eltern der Krüppelkinder nicht Ib

Mittel besißen, um die von den Aerzten für erforderliß erachteten Maßnahmen zu treffen, springt die Armenverwaltung ein. In allen Fällen aber! wird das kranke Kind dauernd beobachtet, insbesondere auch daraufhin, daß es die angeordnete Kur au tatsächlich durchmacht, fich fleißig den medikomehanischen Uebunaen oder der angeordneten Kriechkur untérzieht, daß es das Korsett ständig trägt usw. Auf diese Weise kann rechtzeitig eingegriffen werden, wenn weitere Maßnahmen si als notwendig erweisen.

Kunft und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 22. Juni unter dem Vorsiß ihres Sekretars Herrn Diels eine Gesamtsizung. Herr Schäfer las über die materiellen Kräfte des \{chwedischen Staatswesens zur Zeit von Gustav Adolfs Negierungsantritt. Er legte vergleichend dar, wie bescheiden sie waren neben denen des rivalisierenden Díâne- mark und der führenden Territorien des gleichzeitigen Deutschland. Erst die Feststellung dieser Tatsache seßt die persönlihe Bedeutung Gustav Adolfs in das rechte Licht. Herr Frobenius legte eine Arbeit vor: Gruppentheoretische Ableitung der 32 Kristall- klassen. Die Lehre von den Gruppencharakteren wird benußt, um die Einteilung der Kristalle in Klafsen abzuleiten und die 32 Klassen in übersihtliher Weise anzuordnen. Das korrespondterende Mit- lied Herr Jacobi in Bonn hatte eine Mitteilung übersandt, etitelt: Zur Frühgesbichte der indishen Philosophie. Es wird gezeigt, daß im 4. Jahrhundert v. Chr. Mimämsà, Sänkhya, Yoga und Lokäyata \{on anerfannte philosophische Systeme waren, während Nyaya und Vaisegika fowte wahrscheinlich auch die buddhistishe Philosophie erst später entstanden sind. Herr von Wila - mowiß-Moellendorff legte vor: Arkadishe Forschungen von F. Freiherrn Hiller von Gaertringen und H. Latter- mann. Die Abhandlung enthält einen Bericht über die von März bis Juni 1910 füc das arkadische Inschriftenwerk (Inscriptiones Graecae V 2) unternommene Reife. Âls Beisptel für die epigraphische Sorlmung r das bekannte „Gottesurteil von Mantineia“, für die topographishe Orchomenos und die (bis 369) ZXvuvreloöoac módets, Methdrion mit einem neu ausgegrabenen Tempel, Thisoa und Teuthis behandelt. Topographische Kartenaufnahmen und Photographien von Herrn Lattermann erläutern die Ausführungen. ___ Die Akademie genehmigte die Aufnahme einer von Herrn Schwarz in der Sitzung der physikalish-mathematischen Klasse vom 15. Juni vorgelegten Arbeit des Dr. Leon Lichtenstein bierselbst in den Anhang zu den Abhandlungen: Beweis des Saßes, daß jedes binreichend kleine, im wesentlichen stetig gekrümmte, fingulari- tätenfreie Flähenstück auf einen Teil einer Gbene zusammenhängend und in den kleinstén Teilen ähnlich abgebildet werden kann. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Bd. 19 der von der Deutshen Kommission der Akademie herausgegebenen Deutschen Texte des Mittelalters, enthaltend die poetische Bearbeitung des Buches Daniel, hrsg. von A. Hübner. Berlin 1911; zwei neu erschienene Bände der Ergebnisse der Planktonexpedition der Humboldt-Stiftung, Bd. 11. Y. e. enthaltend die Châtcgnathen von R. von Nitter- Záhony und Bd. 111. L. h. 11 enthaltend von den tripyleen Radiolarien die Challengeridae von A. Borgert. Kiel und Leipzig 1911; dret mit Unterstützung der Akademie gedruckte Bände des von Engler und O. Drude in Dresden herausgegebenen Sammelwerkes „Die Vegetation der Erde“, Bd. 11: L. Adamovié, Die Vege- tationsverhältnisse der Balkanländer, Bd. 12: A. Weberbauer, Die Pflanzenwelt der peruanishen Anden und Bd. 13: J. W. D rshberger, Phytogeographic Survey of North America. teipzig 1909 —11; ferner zwei Werke von fkorrespondie- renden Mitgliedern: W. Körner, Ueber die Bestimmung des chemishen Ortes bei den aromatishen Substanzen. Vier Ab- handlungen. Leipzig 1910 und W. James (f), Some Problems of Philosophy. New York 1911; endlich die 15. wissenschaftliche Veröffentlichung der Deutschen Orient-Gesellshaft: N. Koldewey, Die Tempel von Babylon und Borsippa. Leipzig 1911.

Literatur.

Unter dem Titel „Die heutige Statistik in Deutsch- land“ ist soeben das Werk erschienen, das als gemeinsame Chrengabe von 52 Vertretern der Reicbs-, Landes-, Städtestatistik, Wissenschaft und R R dem Altmeister der deutschen Statistik Georg von Mayr (München) zu seinem 70. Geburtstag dargebracht wurde.

In zwei stattlichen Bänden von im ganzen über 1800 Seiten behandelt es sämtliche Zweige unserer Statistik, nämlich Geschichte, Bedeutung, Organisation und Technik der deutschen Statistik (6 Beiträge): Be- völkerungsstatistik (13 Beiträge); Kulturstatistik (8 Beiträge); Wirt- \hafts- und Sozialstatistik (25 derte t Jeder Verfasser zeigt, welche Bedeutung dem von ihm geschtlderten Zwejg der Statistik im praktischen Leben und in der Wissenschaft zukommt, was heute auf diesem Gebiete von der Reichs-, Landes-, Städte- und Privatstatistik geleistet wird und in welcher Richtung weitere Fortschritte erstrebenswert sind. Ein Blick in die Einzelarbeiten des Werks, dessen Benußung durch ein ausführlihes Inhaltsverzeichnis und alphabeti\ches Sachregister erleichtert wird, genügt, um fich von der hohen und vielseitigen Ent- wicklung der deutschen Statistik überzeugen zu können. Dank der föderierten Verfassung des Reichs sowie dank der Selbstverwaltung unserer Kommunen hat denn tatsächlich im Lauf der leßten Jahr- zehnte die statistishe Tätigkeit innerhalb Deutschlands an Breite und Tiefe gewonnen wie nicht leiht anderswo. Kaum ein statistisch überhaupt erfaßbares Gebiet blieb hier unbeackert. Ist es nicht das Reich, so ist es der eine oder andere Bundesstaat, die eine oder andere Großstadt, die das betreffende Beobachtungsfeld statistis{ behandelten. Die Teilung der Aufgaben der Statistik unter die Neichs-, Landes- und Städtestatistik, wozu sih noch die rührige Privat- statistik gesellt, kam der Gesamtleistung der deutschen Statistik quanti- tativ wie qualitativ sehr zustatten, sie ermöglihte eine weitgehende Kenntnis unseres an Vielseitigkeit und Innerlichkeit so reihen Volks- lebens. Ohne Zweifel wird die vorliegende Darstellung des der- zeitigen Standes und dex seitherigen Entwicklung der deutschen Statistik die weiteren Aufgaben, die diese im Dienste unserer wirt- schaftlichen, sozialen und kulturellen Ziele im kleinen wie im großen zu erfüllen hat, erheblich fördern. Zugleih dürfte das Werk, das vom Direktor des Bayerischen Statistishen Landcs8amts, Ministerialrat Dr. Friedrih Zahn (München) organisiert und herausgegeben wurde und im Verlage J. Schweißer-München erschienen is (Preis 45 4), wesentlich dazu beitragen, daß die Statistik, die mit ihrem Beweis- und Erkenntnismaterial în unserem staatsbürgerlihen Leben eine fo bedeutsame Nolle spielt, immer mehr mit der gebotenen Umsicht ge- bandhabt und verwertet wird.

Im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig erscheint eine von Dr. Bastian Schmidt herausgegebene „Naturwissen- \chaftliche Schülerbibliothek“; sie will e Ne des modernen naturwissenshaftlihen Unterrichts, die auf die Selbständigkeit des Schülers, auf eine verständige Beobachtung, auf Exkursionen und dergl. gerichtet sind, unterstüßen, indem sie die Schüler im Anschluß an den Unterriht zu selbständiger Beschäftigung mit natur- wissenschaftlihen Fragen anregt und anleitet. Im Gegensatz zu ähn- ihen anderen Büchern segen“ die der genannten Sammlung einen regelrechten Unterriht in den einschlägigen Gebieten voraus, an den sie anknüpfen; außerdem sind sie für Schüler verschiedener Alteré\tufen bestimmt. Das erste der vorliegenden Bändchen ist der erste Teil eines „Physikalishen Experimentierbuches"; es hat den Professor G. Nebenstorff in Dreóden zum Verfasser und gibt jüngeren und mittleren Schülern ZUGRn zum selbständigen Erperimentieren. Der jugendliche Leser wird zu Versuchen auf den verschiedensten Gebieten angeregt: Erscheinungen aus den Ge- bieten von Mechanik, Schall, Wärme, Licht, Magnetismus, Reibungselektrizität und Galyanismus werden in leiht aus- führbaren Versuchen seinem Verständnis nähergebraht. In einem

anderen Bänden „An der See“ gibt der Professor Dr. P. Dahms

in Zoppot mittleren und reiferen Schülern Anleitung zu geologis{h-

geographishen Betrahtungen. Unter Bezugnahme vornehmlich auf die geologishen Verhältnisse in der Banziger Bucht ver- mittelt er anshaulich eine Menge nüßlicher Kenntnisse, die Bewegung des Meeres und seine Einflüsse auf den Strand, die Strukturen und Nebenerscheinungen der Dünen, das Werden und Vergehen unserer deutshen Küsten, den Bernstein, über meteoro- logishe und physikalishe Beobachtungen, die man am Meeres\trande anstellen kann, u. a. m. In einem dritten Bändchen, das für reifere Sqüler berechnet ist, \ildert der Direktor Professor Dr. Hans Keferstein in Hamburg das Leben und wissenschaftliche Wirken einiger „Großer Physiker“: Copernikus, Kevler, Galilei, Newton, Faraday, Robert Mayer und Helmholy. Die Bändchen find sehr sauber und in arouer Schrift hergestellt und mit reihem Bilder- material versehen. Sie kosten gebunden je 3 M.

Das Juliheft der von R. Fleischer herau8gegebenen „Deutschen Revue" (Deutsche Verlagsanstalt, vierteljährlih 6 4) hat folgenden Inhalt: Dr. Veit Valentin, Privatdozent an der Universität Freiburg i. Br.: Das Reichsland unter Manteuffel (Fort- sezung), Graf Posadowsky: Ueber die Wohnungsfrage, C. v. Goßler, General der Infanterie z. D.: Marschall Bazaine und die Schlacht von Rezonville, K. Th. Zingeler (Sigmaringen): Aus dem militärischen Leben des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern, Ueber die Millionen- heere, Sir Alfred E. Turner, Generalmajor : Millionenheere, Dr. A. Dreyer: Die Hofdihter Ludwigs 1k. von Bayern, Emile Flourens : Die Haager Kongresse, ihre Ursprung und ihre Folgen, Die Idee der politischen Freiheit und der Liberalismus. 1., Nicolas Salmeron y Garcia : Die marokkanishe Frage und Spanten, Henke, Oberleutnant im 1. Nassauischen Pionierbataillon Nr. 21, kommandiert zur Dienst- leistung beim Großen Generalstabe: Ein Beitrag zur Charakteristik des Kronprinzen Karl Johann von Schweden, Prof. Dr. W. Branca (Berlin) : Erdbeben, Albert Ladenburg: Mendelejeffs Geseß und seine Bedeutung für die Chemie, Dänemarks militärpolitishe Stellung, Literarische Berichte, Eingesandte Neuigkeiten des Büchermarkts.

Bauwesen.

In dieser Woche fand in München der deutsche Tiefbauer- tag stait. Es ist dies eine Veranstaltung des Verbandes der deutschen Tiefbauunternehmer und der Tiefbauberufs- genossenschaft. Die Bedeutung des Tiefbaugewerbes läßt fich er- messen, wenn man betenkt, welhe Werte heute in den Bauten in- vestiert sind, welhe in der Ausgestaltung unseres Verkehrsneßes in den Eisenbahnen, den Straßen, Brücken und den großen Baulichkeiten der Wasserversorgung sowie Kanalisationen zutage treten. Die soziale und wirtschaftlihe Bedeutung tritt vielleicht noch klarer hervor, wenn man in Erwägung zieht, daß die deutschen Tiefbauer im Jahre niht weniger wie 240 Millionen Mark an Arbeitslöhnen aus- zahlen. Im Mittelpunkte der Verhandlungen des Verbandstages stand, „W. T. B.“ zufolge, der Vortrag des Neichstags- und Landtags- abgeordneten, Professor Dr. Martin Faßbender über die Er- richtung von Tiefbaukammern. Der Vortragende legte in interessanten Ausführungen die Geschichte der Idee der Berufskammer in denleßten Jahrhunderten bis zur Gegenwart dar und vertrat die Ansicht, daß bei der Gigenart des Tiefbaugewerbes, dessen Interessen gegenwärtig im Nahmen der Handelskammern und der Handwerkerkammern, zu denen die Tiefbauunternehmer ihre Beiträge zablen müssen, unmöglich genügend vertreten werden könnten. Im Anschluß an diesen Vortrag nahm der Verbandêtag einen Beschluß des Inhalts an, daß bei der Bedeutung, welhe das Tiefbaugewerbe in unserem Wirtschafisleben besißt und da seine Interessen gegenwärtig keine genügende Vertretung fänden, eine eigene Interessenvertretung entweder durch Schaffung einer etgenen „Tief baukammer“ oder im Anschluß an eine allgemeine , Kammer für das Baugewerbe“ zu erstreben sei. Es wurde außerdem eine besondere Kommission von auf. diesem Ge- biete besonders bewanderten Mitgliedern gewählt, die tn Verbindung mit der Berbandsleitung die nötigen statistischen Unterl agen schaffen und eine Denkschrift ausarbeiten sowie die übrigen für Schaffung von Tiefbaukammern erforderlichen Schritte einleiten foll.

Land- und Forftwirtschaft.

Saatenstand in Nußland.

Der Kaiserliche Konful in Libau berichtet unterm 26. Ut O22 Infolge der im Monat Mai für die Vegetation so überaus günstigen Witterung erhofften die Landleute im diesseitigen Konsulatsbezirk eine reihlihe Ernte. Diese Hoffnung hat si indessen nicht erfüllt, da die anhaltende Trockenheit und die ab und zu noch eingetretenen Nacht- fröste die Enlwicklung des Sommergetreides stark behindert haben. Der vor einigen Tagen eingetretene Regen war nicht anhaltend genug, um alle Schäden auszubessern, und man rehnet jeßt nur noch auf eine mittlere Ernte. Die Wiesen sowie das Obst haben auh durch den Nachtfrost gelitten und dürften wenig Ertrag liefern.

Saatenstand und Getreidehandel in Nussish-Polen.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Warschau berichtet unterm 24. d. M.: Der Stand der Saaten in Nussish-Polen ist fast überall befriedigend, stellenweise sehr gut. Die Wintersaaten haben troß des shneearmen Winters gut überwintert und fi bis jeßt bei ede Witterung gut entwickelt. Die Frühjahrsbestelung der elder ist unter normalen Verhältnissen erfolgt, und die Sommer- sfaaten haben ein gutes Aussehen. Gräser und Futterkräuter, insbesondere Klee, gedeihen gut, doch wird die Ernte durch Regen verzögert. Ueber Ungeziefer wird wenig geklagt. Im Gouvernement Kielce hat die hessishe Fliege, im Gouvernement Lublin haben Feld- mäuse stellenweise Schaden angerichtet. Die Gétreidepreis e stellen sich am 22. d. M., wie folgt: Es wurden für das Pud = 16,38 kg gezahlt: für Oen . 0,77—0,81 Nbl. 2 etten: » 104108, O 097-090 , Hafer . 0,82—0,88 „.

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Ernteaussichten und Getreidehandel in den Vereinigten Staaten von Nordamerika gegen Mitte Juni 1911. Die offizielle Shäßung für den Stand des Winterweizens am 1. Juni war um ses Punkte niedriger als am 1. Mai. Anhaltende Dürre verbunden mit übermäßiger Hiße, die ih über das ganze Weizenterrain erstreckte, waren die Ursache des Nückgangs. In den ersten zehn Tagen des Juni ist kein Régen gefallen, und erreichte die Hiße einen Höhepunkt, der alle früheren Jahrgänge überbot. Jn n leßten paar Tagen ist die Temperatur normal, aber die Dürre ält an. In den mehr südlihen Staaten ist die Ernte des Winterweizens beendet, in den Mittelstaaten ist sie jeßt im vollen Gange. Ehe die Dreschresultate bekannt werden, ist es unter den Fibeltibén Um- ständen verfrüht, Schäßungen des weiteren Nückganges zu machen, aber cs liegt klar auf der Hand, daß si seit dem 1. Juni die Lage wesentlih vershlechtert hat. Auf magerem Boden trat Notreife ein, und selbst in den besten Feldern zeigten sich \chadhafte Stellen der Erschöpfung, sodaß .man nicht mehr auf gute gleihmäßige Qualität rechnen kann. Die Weizenfelder waren wochenlang etner Hitze aus- geseßt, dite 30 bis 36 Grad Celsius im Schatten gleihkommt. Mitte Mai war man berehtigt, auf ein Ernteresultat von 500 000 000 Bushels Winterweizen zu hoffen, heute ist die Stimmung auf 450 bis 470 000 000 gesunken, demnach nicht mehr als der leßtjäbrige

Meas:

Der Sommerweizen in den ‘nordwestlichen Staaten steht aus- geiegne und ist bis jeßt von der Witterung sehr begünstigt worden. Da die Ernte erst in 6 bis 8 Wochen stattfindet, so kann man vorder- hand nur die Szenerie bewundern, wie sich die professionellen Speku- lanten ausdrücken. In den südlißen und mittleren Staaten ist der Hafer ganz fehlgeschlagen, er ist buckchstäblih ausgedörrt. Hafer spielt

zwar etne untergeordnete Nolle in den mittleren Staaten und wird

meistens nur zu dem Zwecke kuktiviert, um die Saaten zu wechseln, nichtsdestoweniger is der Verlust Höchst empfind- lih für den Farmer, da die Wiesen ebenfalls abgedörrt sind und sich bei der hiesigen Sommerwitterung nicht erholen können. Der erste Klee schnitt war sehr ergiebig, aber seitdem sind die Aussichten auf wettere Schnitte zu nihte geworden. Die Preise für Hafer und Heu sind hoh gestiegen. Mats kann viel Hitze und Diire aushalten und steht jeßt ausnehmend gut, da das Unkraut durch das trockene Wetter zurückgehalten wurde. Aber für die weitere Entwicklung bis zur Reife im Oktober ist reichlicher Regen eine unbedingte Notwendigkeit. Der Boden fängt an ganz auszutrocknen und die Pflanzen sind noh zu klein, um sich dur ihren Schatten etwas zu hüßen. Nebenbei nimmt das Ungeziefer schnell überhand und fann nur durch starke Regen in Schranken gehalten werden. Kartoffeln, Gemüse und Obst haben viel dur die Witterung gelitten und sind jeßt {hon rar und sehr teuer.

Die Regulierung des Maitermins im Weizenmarkte (haupt- \ächlich Chicago) hat die Situation nicht so geklärt, wte man allge- mein erwartete. Anstatt den amerikanischen Markt auf legitime Bafis im Einklang mit dem Weltmarkte zu bringen, sprechen alle Anzeichen dafür, daß ih die Hochspekulation auf weitere Monate erstrecken wird. Sollte die Dürre anhalten, so würde der Juli Verkäufen zur Beute fallen und die Preise möchten abnorm steigen. Im andern Falle ist es unausbleiblih, daß die großen Vorräte in den Weizen- speihern Chicagos auf den Markt geworfen werden müssen und zwar mit dem üblichen Krah. Die Lage ist kritish und mahnt zur größten Vorsicht in der Spekulation. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in St. Louts, Missouri, vom 15. Juni 1911.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Aus Anlaß der Internationalen Hygieneausstellung in Dreéden ist unter dem Titel: Einrichtungen auf dem Gebiete des Unterrihts- und Medizinalwesens im Königreich Preußen eine amtliche Schrift (Kommissionsverlag von G. Fischer in Jena) erschienen, die den Zweck verfolgt, die in mannig- faden Gruppen der R Abteilung dieser Aus- stellung enthaltenen Auss\tellung8gegenstände von Anstalten und Einrichtungen des Unterrihts- und Medizinalwesens im König- reih Preußen einheitlich zusammenzufassen. Die einzelnen in Dresden ausgestellten Gegenstände find dem Gesamtplan der Ausstellung ange- paßt, sie geben also gleih der auf sie Bezug nehmenden Schrift kein ershôpfendes Bild von den hygienishen Etnrichtungen in Preußen. Es ist in der Schrift aber angestrebt worden, neben einer er- läuternden Beschretbung der Ausstellungsgegenstände das in thnen gegebene lüdenhafte Bild durch eingehendere Ausführungen über die Gestaltung und die Arbeiten der vertretenen Anstalten soweit zu vervollständigen, daß die Darstellung eine nähere Cinsicht in das Wesen und in die Tätigkeit der bestehenden Einrichtungen zu ver- mitteln geetanet ist. Nach einer von dem Geheimen Obermedizinalrat, Professor Dr. Kirchner verfaßten Einleitung, die einen Ueberblick über den gewaltigen Aufschwung der hygienishen Fors{hung in Deutschland innerhalb des leßtverflossenen Vierteljahrhunderts bietet, enthält der erste die eigentlihe Hygiene behandelnde Teil der Schrift Beschreibungen der Einrichtung und Tätigkeit der hygienishen Institute der preußischen Universitäten, des König- lichen Snstituts für Infektionskrankheiten in Berlin, des Königlichen Instituts für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M., der König- lichen Nersuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Ab- wässerbeseitigung in Berlin, des Königlichen Hygienischen Instituts in Posen und der Prüfungsanstalt für Heizungs- und Lüftungsein- rihtungen der Königliden Technischen Hochschule in Berlin alle verfaßt von den Leitern dieser Anstalten sowieeine Darstellung der Schul- hygiene von dem Professor Dr. Ficker in Berlin. Der zweite Teil behandelt die Amtss\tellen und Einrichtungen, denen in Preußen die Seuchenbekämpfung obliegt, nämlih die Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern, die Medizinaluntersuchungtämter, die Impf- anstalten, Quarantäneanstalten und Desinfektionsanstalten. Der dritte und legte Abschnitt schildert die Krankenfürsorge in Preußen in einem zusammenfassenden Artikel und in Beschreibungen des Königlichen Charité-Krankenhauses tn Berlin, der Universitäts- flinif und Poliklinik für Kinderkrankheiten in Berlin, der Hydrotherapeutishen Anstalt der Universität in Berlin, der Meditzinischen Klinik der Universität in Halle, der Chirurgishen Klinik derselben Universität und des Königlichen Lepraheims im Kreise Memel. Auch diese Aufsäße rühren zumeist von den Leitern der genannten An- stalten her. Die Schrift wird niht nur Aerzte interessieren, sie bietet vielmehr auch dem Laien einen trefflichen Einblick in die umfassende Tätigkeit des preußischen Staats auf- dem Gebiet der gesamten Gesundheitspflege.

(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen 2c. \. i. d. Zweiten Beilage.)

Handel und Gewerbe.

Jn der heutigen Sißung des Zentralaus\chusses der Reichsbank führte der Vorsißende, Vizepräsident des Reichsbankdirektoruums von Glasenapp aus, daß sih aus dem derzeitigen Status der Reichsbank ein Grund zur Aenderung des Diskontsaßzes nicht ergebe.

_Der Zentralausshuß war mit diesen Ausführungen ein- verstanden und erteilte sodann seine Zustimmung zur Zulassung einiger Stadtanleihen zur Beleihung im Lombardverkehr. |

(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe“ \. i. d. Ersten Beilage.)

Verdingungen,

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs- und Staats- anzeiger“ ausliegen, können in den Wodentagen în dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Ubr eingesehen werden.) Oesterreich-Ungarn.

Ungstens 8. Juli 1911, 11 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Innsbruck: Lieferung und Aufstellung der neuen Eisenkonstruktion für die Mosbachbrücke der Linie Salzburg Wörgl. Näheres bei der K. K. Nordbahndirektion in Wien und bei der eingangs er- wähnten Direktion, Abteilung 111, Gruppe für Brückenbau, sowie beim „Reichsanzeiger“.

_ Spätestens 15. Juli 1911, 12 Uhr. K. K. Ministerium für öfentlihe Arbeiten in Wien: Wasserleitungsklosett- und Gas- leitungs8installationen für den Av8bau des Postsparkafsenamtsgebäudes in Wien, I., Dominikanerbastei. Näheres bei der K. K. Baus- leitung, L., Rosenbursenstraße Nr. 3 (Postsparkassenamtsgebäude) und beim „Reichsanzeiger“. 18. Juli 1911, 10 Uhr. K. K. Landesregierung in Czernowiß: Installationsarbeiten und die Lieferung der Beleuhtungskörper für die elektrische Beleuchtung in den Gebäuden der gr. or. erzbishöflichen Residenz sowie in der gr. or. Kathedralkirhe in Czernowiß. Näheres beim Hochbaudepartement Xb der vorerwähnten Landesregierung sowie beim „Reichsanzeiger“.

Italien. Königlihe Tabakmanufaktur in Rom, 3. Juli 1911, 2 Ubr Nachmittags: Lieferung von 2 000 000 Zigarettens{ächtelhen zuw Verpacken von Zigaretten Serraglio. Stcherhbeitsleistung 1800 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“. Hospital S. Spirito und Vereinigte Hospitäler in Rom: 4. Iult 1911, Vormittags 10 Ubr. Lieferung von Trinkgläsern und Gefäßen aus Glas in 3 Losen im Werte von 34 500 Lre; Sicher- heitsleistung und Kostenvors{uß 4200 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“. Marineministeriuum in Rom und gleichzeitig die General-

direktionen der Königlihen Arsenale in Spezia und Neapel: