1891 / 291 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Dec 1891 18:00:01 GMT) scan diff

R G Teras, u Éi is Sia auz E 5 S C

S Al a dip Bein Aa Ep

E

S

R Ta F ACAL Adil Fi h E Es i E E E E o B R Lr Tue E S ap E I Qt L-L Bf LEE E “mt Q E ere

S chiL S tren

L E ali Usa brit Ta

E3 ri: mger E

Act Nr. 330 und Sektion 5 des Fleishteschau-Geseßes vom 30. August 1890 Public Act Nr. 247) dem Deutschen R ei gegenüber in Anwendung zu bringen.

Die Kaiserli§e Regierung glaubt \sich zu dieser Annahme um so mebr berechtigt, als dieselbe bereit ist, den Vereinigten Staaten von Amerika diejenigen Zollermäßigungen für land- wirthschaftliche Erzeugnisse einzuräumen, welche von ihr bei den gegenwärtig deutscberseits geführten Handelsvertrags-Verhandiungen Oesterreich-Ungarn und anderen Staaten gewährt worden sind bezw. etwa noch gewährt werden.

Indem ic Sie bitte, mi in Ihrer Erwiderung auf diefe Note davon in Kenrtniß setzen zu wollen, ob die im Vorstehenden zum Ausdruck gebrachte Auffassurg der Kaiserlihen Regierurg bezüglich der Handkbabung der Sektion 3 des Zolitarif-Geseßes vom 1. Ok- tober v. I und der Sektion 5 des Fleisbbescau - Gesetzes vom 30. August v. J. zutrifft, werde i zuglei Ihrer Mittheilung über den Zeitpunkt der auf Grund des Regulativs vom 25. März d. I. erfolgenden vollen Durchführung des Geseßes vom 3. März d. I. D s

enutze u. |. w. A. von Mumm.

An den außerordentlihen Bevollmättigten ter Vereinigten Staaten, Honorable John W. Foster.

: Saratoga, den 22. August 1891. Uebersetzung. Mein Herr! ;

Ich bechre mih den Empfang Ihrer Note vom heutigen Taze ¿zu bestätigen, in welcher Sie mir die Mittheilurg machen, daß, sobald die Regierung der Vereinigten Staaten in der Lage sein wird, der Kaiserlich Deutschen Regierung amtlih anzuzeigen, daß tie auf die obligatorisbe Untersuhung des für den ¿wischenstaatlihen Verk-hr in Nord-Amerika und den Export nach dem Ausland bestimmten Fleifchs bezüglihen Vorschriften des Gesctes vom 3. März dieses Jahres und der bierzu erlassenen Ausführungsverordnung vom 25, desfelben Monats thatsählih zur Durchfücrung gelangt sind, die Kaiserliche Regierung zur Aufhebung des unter dem 6. März 1883 erlassenen deutschen Verbots der Einfuhr von Sch{weinen, S{hweine- fleis% und Würsten amerikanischen Ursprungs die erforderlihen Ein- leitungen tréfen wird, In Ihrem Schreiben heben Sie ferner hervor, daß im Hinblick auf diese Erklärung sowie weiter mit Rücksiht darauf, daß die Kaiferlidbe MNe- gierung bereit ist, den Vereinigten Staaten diejenigen Zollermäßigungen für landwirth\chaftlide Erzeugnisse einzuräumen, welhe von ibr bet den Handelsvertrags-Verhandlungen Oesterreih-Ungarn gewährt worden find oder anderen Staaten etwa noch gewährt werden, die Kaiserliche Regierung sich der Erwartung hingeben zu können glaube, daß für den Präsidenten der Vereinigten Staaten keine Veranlassung mehr vor- liege, die ihm dur den 51. Bundeskongreß in Sektion 3 des Zoll- tarif-Gesezes vom 1. Oktober und in Sektion 5 des Fleishbescwau- Sesetßcs8 vom 30, August 1890 verliehenen diékrctionären Befugnisse dem Deutschen Reich gegenüber in Anwendung zu bringen,

Es gereiht mir zur Gerugthuvng, Sie benahri{tigen zu können, daß die in dem Geseh vom 3. März d. J. und der Ausführungs- Verorènung vom 25. desselben Monats vorgesebene Fleishbe\chau unter Aufsicht und auf Kosten der Regierung der Vereinigten Staaten bereits seit einigen Wochen zur Dur&führung gelangt ist, dergestalt, daß auf diese Weise untersuchtes Fleis spätestens am 1. nâcsten Monats zur Ausfuhr nach Deutschland bereit sein wird, Ebenso angenebm i}st| es mir, Ihnen im Auf- trage des Präsidenten die Zusiberung geben zu können, daß dur die von der Kaiserlichen Regierung beak.sihtigte Aufhebung der Verordnung vom 6. März 1883, betreffend das Verbot der Ein- fuhr von Schweinen, Schweinefleish und Würsten amerikanischen Ursprungs, für den Pi äsidenten_ jede Veranlassnng beseitigt sein wird, seinerseits gegen das Deutsce Reich die ihm von dem Kongreß der Vereinigten Staaten durch Sektion 5 des Sleishbeschau:Geseßes vom E 1890 übertragenen disfretionären Befugnisse in Anwendung zu bringen.

Der Präsident hat mich ferner zu der Mittheilung beauftragt, daß er die Bereitwilligkeit der Kaiserlihen Regierung, den landwirth- schaftlihen Erzeugnissen der Vereinigten Staaten bei der Einfubr nach Deutschland diejenigen Zollermäßigungen zu gewähren, welcke den gleihen Erzeugnissen Desterreichs - Ungarns in dem mit diesem Lande neuerdings vereinbarten Handelsvertrag gewähit worden find oder die von Deutschland anderen Ländern etwa noch gewährt werden, als ein genügendes Entgegenkommen für die Gewährung der von dem Kongreß der Vereinigten Staaten in Sektion 3 des Zolltarif- Gesetzes vorgesehenen Vergünstigungen betrachtet und daß, sobald die Kaiserliche Regierung dem Präsidenten amtlih angezeigt haben wird, daß fie fih in der Lage bifindet, die vorher bezeichneten Erzeugnisse der Vereinigten Staaten nah Deutschland zu den ermäßigten Zoll- säßen zu:ulassen, der Präsident für ten Erlaß ter erforderliwen Vor- {riften Sorge tragen wird, um den Erzeugnissen Deutschlands, soweit sie unter Sektion 3 des Geseßes vom 1. Oktober 1890 faüen, die Fortdauer der bestehenden Zollfreiheit zu sichern.

Ih verbleibe u. # w

John W Foster, Spezialbevollmächtigter der Vereinigten Staaten Herrn Alfons Numm von Schwarzenütein, Gescäfts- träger des Deutschen Reichs.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats - Anzeigers“ veröffentlichten Nach wei f ung der auf deutschen Eisenbahnen aus\chließlich Bayerns im Monat Oktober d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus\{luß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeihnen: 1 Entgleisung und 9 Zusammenstöße auf freier Bahn, 23 Entgleisungen und 40 Zusammenstöße in Stationen und 276 fonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei leßteren Personen getödtet oder verlegt worden sind). Bei diesen Unfällen sindim Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 317 Personen verunglü t, sowie 118 Eisenbahnfahrzeuge er-" heblih und 280 unerheblich beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 6 getödtet und 16 verleßt, und zwar ent- fallen: fünf Tödtungen auf den Verwaltungsbezirk der König- lihen Eisenbahn-Direktion zu Berlin und eine Tödtung auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion (linksrheinische) zu Köln, aht Verlezungen auf den Verwal- tungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Berlin, je zwei Verleßungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Frankfurt a. M,, zu Elberfeld und zu Erfurt und je eine Verleßung auf die Verwaltungs- bezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Köln (rehisrheinishe) und zu Köln (linksrheinishe). Von Bahn- beamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlihen Eisenbahnbetriebe 48 getödtet und 209 verleßt, von Steuer- u. f. w. Beamten 4 verlegt, von fremden Personen (ein- schließlih der niht im Dienst befindlihen Bahnbeamten und Arbeiter) 20 getödtet und 14 verlegt. Außerdem wurden bei Neben- Se dastgungen 46 Beamte verlegt. Von den sämmtlichen Un- fällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf: A. Staats- bahnen und unter Staatsverwaltung stehende

Bahnen (bei zusammen 33 715,35 km Betriebslänge und 1 031 548 490 gelbrdörtei Achskilometern) 322 Fälle, davon sind verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geför- derten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, auf der Main-Neckar: Eisenbahn und in den Verwaltungs- bezirken der Königlihen Eisenbahn - Direktionen zu Köln (rechtsrheiniscke) und zu Erfurt die meisten Unfälle vorgekommen. B. Privatbahnen (bei zusammen 2529,33 km Betriebs- länge und 32 150 004 geförderten Achskilometern) 23 p, davon sind verhältnißmäßig auf der Krefelder Eisenbahn, auf der Braunschweigishen Landes-Eisenbahn und auf der Lübeck-Büchener Eisenbahn die meisten Unfälle vorgekommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Herzoglich sachsen- E Staats-Minister Dr. Heim hat Berlin wieder verlassen.

S. M. Kdt. „Jltis“, Kommandant Kapitän-Lieutenant Müller, ist am 9. Dezember in Ningpo angekommen und beabsihtigt, am 13. Dezember nah Shanghai in See zu gehen.

Hannover, 9. Dezember. Der Provinzial-Landtag überwies in seiner heutigen Sizung nah längerer Debatte den Antrag des Ausschusses: „Der Provinzial: Landtag wolle unter Aufhebung seiner in den Jahren 1877 und 1882 gefaßten Beschlüsse über die Bewilligung von Bei- hülfen zum Landstraßenbau beschließen, daß künstig, und zwar vom 1. April 1892 an, Beihülfen zum Neubau von Landstraßen nah neuen (besonders mitgetheilten) Grund- säßen zu gewähren sind, soweit Seitens des Provinzial-Land- tags zu diesem Zwecke Mittel zur Verfügung gestellt werden“, einer Kommission und lehnte darauf den Antrag des Landtags- Ausschusses auf Erhebung einer Provinzialsteuer in Höhe von 280000 für Landstraßenzwecke in nament- liher Abstimmung mit 79 gegen 15 Stimmen ab. Die übrigen Anträge des Ausschusses, wonach die Zinsen des Aufforstungsfonds im Betrage von 24 300 f auf ein Jahr für Landstraßenzwecke verwendet und weiter aus dem Ueber- \husse des Haushaltungsplanes 5700 H. für diese Zwecke entnommen werden sollen, wurden genehmigt.

Kassel, 9. Dezember. Der 17. Kommunal-Landtag des Regierungsbezirks Kassel wurde gestern dur den Ober-Präsidenten, Staats: Minister Grafen zu Eulenburg eröffnet. Der Alters-Präsident, Bürgermeister Fenge aus Felsberg, gab in seiner Erwiderung den ehrfur{chtsvollen Ge- sinnungen des Kommunal - Landtags gegenüber Seiner Majestät dem Kaiser und König Ausdruck, und die Ver- sammlung {loß sich dieser Kundgebung in einem auf Seine Majestät ausgebrahten Hoch lebhaft an. Nachdem hier- nächst der Königliche Kammerherr und Vize-Präsident von der Malsburg auf Escheberg zum Vorsißenden und der Justiz-Rath Hupfeld zu Kassel zum stellvertretenden Vor- sißenden, sowie die Schriftführer durch Zuruf gewählt waren, wurde die Wahl der Mitglieder des Legitimations-, Eingaben- und Haupt: Ausschusses, sowie eines Ausschusses zur Prüfung der Rehnungen gleichfalls durch Zuruf vorgenommen. Nach Mittheilung der Vorlagen und Eingaben wurde die Sizung

geschlossen. Sachsen.

Dresden, 9. Dezember. Die Zweite Kammer be- schäftigte sich in ihrer heutigen Sißung mit dem Antrage des Abg. Opitz und Genossen, die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, beim Bundesrath dahin zu wirken, daß den bei der B örse bestehenden, neuerdings wieder in besonders starkem Maße hervorgetretenen Mißständen im Wege der Geseßgebung entgegengetreten werde. Nachdem der Abg. Opißt diesen Antrag mit dem Hinweis auf die bekannten Ausschreitungen an derBerliner Börse begründet und verschiedene Mittel und Wege angedeutet hatte, um auf dem Geseßgebungswege die vorhandenen Mißstände zu beseitigen oder zu mildern, erklärte der Staats-Minister von Meßsh, daß die Staatsregierung dem Antrage sympathish gegenüberstehe und die auf Beseitigung der Mißstände gerichteten Bestrebungen unterstüßen werde, daß sih aber auf der anderen Seite nicht verkennen lasse, daß große Schwierigkeiten zu überwinden seien, und ein Erfolg besonders dann zu erwarten sein werde, wenn Seitens der interessirten Kreise darauf hingearbeitet werde, daß die {ädlihen Usancen der Börse - beseitigt und Grundlagen ge- schaffen würden für die solide Geschäftsgebarung, damit die Börse aus si selbst heraus sich reorganisire. Jn der hierauf folgenden Erörterung legte der Vize-Präsident Georgi die Schwierigkeiten, welche si geseßgeverishen Maßnahmen ent- gegenstellen, eingehend urd unter besonderer Hervorhebung der beim Kammzuggeschäfte vorhandenen Verhältnisse dar. Der Abg. Klemm betonte besonders die Nothwendigkeit der Selbst- hülfe; der Vize-Präsident Streit glaubte, daß die Gesetz: gebung in der Richtung auf B.kämpfung des Hazardspiels leiht ergänzt werden könnte. Nachdem der Abg. Uhlemann (Görlis) den Antrag befürwortct hatte unt.r Hinweis auf die Preistreibereien für Getreide, glaubte der Abg. Lieb- fnecht, die Ursache, warum der Antrag gestellt worden sei, in dem Bestreben suchen zu müssen, „den Zorn des Volks über die hohen Nahrungsmittelpreise von den Korn- zöllen auf die Börse abzulenken.“ Der Abg. Bassenge legte dar, daß die sähsishen Börsen von den Miß- ständen, die man bezügli der Berliner Börse wahrgenommen habe, frei seien, „Und daß für die Preiserhöhung des Getreides weder die Kornzölle, noh die Landwirthe, noch die Börfe oder der Handel verantwortlih zu machen seien, die Preise viel- mebr si gebildet hätten auf der Grundlage der thatsächlichen Verhältnisse. Nachdem noch der Abg. von Oehlschlägel für den Antrag eingetreten war, wurde dieser einstim, angenommen.

Baden.

& Karlsruhe, 8. Dezember. Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer kam der Antrag des Abg. Muser: die Großherzogliche Regierung möge ihren Einfluß bei dem Bundesrath geltend machen, daß in der neu zu haltenden Militär-Strafpro eßordn ung die Grundsätze der Münd- lichkeit und Oeffentlichkeit Geltung erhielten, zur Verhandlung. Die Debatte brachte etwas wesentlich Anderes eigent- lich nit, als was sit längerer Zeit über diese Materie in den Tagesblättern zu lesen war. Der Antragsteller begründete die genannten Erfordernisse des

Strafverfahrens als Postulate der Gerechtigkeit, die au

für das militärishe Verfahren unabweisbar scien, wies dabe auf die Militärgerichte in Bayzrn hin, wo sie seit langer Zeit Eingang gefunden hätten, ohne daß der Tüchtigkeit und Disziplin der bayerishen Armee dadur Eintrag geschehen wäre, und forderte des Weiteren insbesondere, daß der Soldat wegen gemeiner Delikte vor die bürgerlihen Ge- richte gestellt werde. Jhm folgte zunächst der nationalliberale Abg, Kiefer, dessen Rede aber etwas Bemerkensw-rthes zur Sache nicht enthielt und die Pointirung eines bestimmten Standpunktes vermissen ließ. Der ultramontane Abg. von Buol berührte dann den Kern der Sache mit der Frage, ob die Grundsäge der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit au im Militärstrasverfahren im Einzelnen durchführbar seien. Der sozialdemokratishe Abgeordnete Dr. dt beschränkte sich in Entgegnung auf eine Bemerkung Kiefer's auf die Be- theuerung, daß die revolutionären, von seiner Partei inte: dirten Mittel keine gewaltsamen, sondern lediglih geistige seien. Einen präziseren Standpunkt init sachliher Begründung nahm der nationalliberale Abg. Fieser ein, der als suprema lex für das Militär die Disziplin betonte, bei voller Anerkennung der Mündlichkeit und Oeffent- lichkeit für ein gerechtes Strafverfahren, diese Erfordernisse, soweit die Armee in Betracht kommt, an die zweite Stelle verwies und die Aburtheilung der gemeinen Delikte des Sol- daten durch die bürgerlichen Gerichte als eine Gefährdung des absolut nothwendigen soldatishen Corpsgeistes darstellte. Als Vertreter der Regierung sprah Staats: Minister Turban, der seine Sympathie mit dem Grundgedanken des Antrags aussprach, aber zu gleiher Zeit darauf aufmerksam machte, daß die badishe Regierung zu der Frage erst Stellung nehmen könne, wenn dem Bundesrath ein Entwurf zu- gegangen sei, was jedenfalls, ebenso wie eine sonstige Ver- öffentlihung, um deswillen bis jezt nit geschehen sei, weil der Entwurf über das Stadium der Erörterung durch die militärishen Behörden noch nicht hinausgelangt sei. Die Redner aller Parteien, auch der Abg. von Stodckhorner Namens der konservativen Partei, erklärten sich mit dem An- trage einverstanden.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 9. Dezember. Die Ernennung des Königlich sähsishen Ober-Regierungs-:Raths von Boxberg zum Chef des hiesigen Kultus-Departements und seine Beförderung zum Geheimen Staatsrath find heute in der „Weim. Ztg.“ amtlich: veröffentliht worden.

Schwarzburg-Rudolstadt.

Rudolstadt, 9, Dezember. Seine Durchlaucht der Fürst traf mit seiner Braut, der Prinzessin Anna Luise von Schönburg-Waldenburg heute Vormittag mittels Sonder- zugs hier ein, Auf dem Bahnhof wurde das hohe Paar, wie die „Schwb.-Rud. Lds.-Ztg.“ berichtet, zunächst von dem Staatz3-Minister von Starck im Namen des Landes will- kommen geheißen und von dem Landrath, Geheimen Re- gierungs-Rath von Holleben im Namen des Kreises Rudolstadt kurz begrüßt. Jm Fürstenzimmer erfolgte sodann die Be- grüßung der hohen Braut Seitens Jhrer Durchlauht der s Prinzessin Adolf, worauf die hohen Herrschaften ihren feier- lichen Einzug hielten. Der Fürst ritt zur rechten Seite des Galawagens, in dem dietPrinzessinnen Plaß genommen hatten. Am Marktplaze hielt der Ober-Bürgermeister am Ende éine Ansprache an das hohe Paar. Vor dem Eingang zum Schloß- hofe war eine Ehrenwache aufgestellt, an deren Spiße der Commandeur des 96. Regiments Oberst Freiherr von RNofjenberg stand. Die Trauung fand Nachmittags 3 Uhr in der Schloß- kirche statt, nahdem zuvor die standesamtliche Eheschließung in den rothen Zimmern vollzogen worden war. Die kirh- lihe Ceremonie wurze vom General - Superintendenten Dr, TZrautvetter vorgenommen. Nach der Trauung fand Gratulationecour, Empfang der gemeldeten Deputationen und darauf Galatafel statt.

Elsaß-Lothringen.

__ Nachstehend veröffentlichen wir den amtlihen Bericht über die ordentlihe Sißzung des Gemeinderaths der Stadt Straßburg vom 13. November 1891, Nahmittags 6 Uhr:

Anwesend waren unter dem Vorsiß des Herrn Beigeord- neten LoGarte: der Herc Bürgermeister Back, die Herren Bei- geordneten Fishbach, Bergmann, Leiber und die Herren Gemeinde- Räthe Balzer, Reiger, Berg, Burger, Deuster , Eissen Frick, Ms Dr. Golß, Grobe, Jacodi, Jehl, Kieffer, Klein, Jakob,

lein Julius, Kunß, Meß, Nuß, Ott, Pascal, Recker, Schaller, Schneider, Sengenwald, Woerle. Abwesend waren mit Ent- \huldigung die Herren: Blumstein, Kern, Dr. Levy, Schahl, Schmitter, Seyboth. Der Herr Bezirks-Präfident Freiherr von Freyberg-Eisenberg wohnte der Sißung bei.

Auf der Tagesordnung stand die Uebecgabe der von Seiner Majestät dem Kaiser der Stadt Straß- burg als Geschenk überwiesenen Amtskette des Bürgermeisters durh den Herrn Bezirks-Präsidenten.

Nah Eröffnung der Sizung durch den Vorfißenden ertheilte dieser dem Herrn Bezirks - Präsidenten auf seinen Wunsch das Wort. Derselbe hielt folgende Ansprache :

Eia Erlaß Seiner Dur&lauht des Kaiserli&en Statthalters Fürsten von Hobenloke theilt uns mit, in welcher Weise Kaiser Wilhelm 11. der Stadt Straßburg und ihrem derzeitigen Bürgermeister Seine besondere Gzwogenheit kundzugeben geruht haben. Der Erlaß

lautct also: Im Namen des Kaisers !

Nawdem Seine Majestät, unser Allergnädigster Kaiser -und Herr, durch Allerhöck{sten Erlaß vom 1. Dezember 1890 ‘u be- stimmen gerubt haben, daß die von dem Bürgermeister der Stadt Straßburg, Unter-Staats}ekretär z. D. Back, an Stelle der vor- geshriebenen Dierftshäpe zu tragende Amtskette aus Mitteln des Allerböchsten Dispositionsfonds kergestelt und der Stadtgemeinde Straßburg für den derzeitigen Bürgermeister und dess :n Nachfolger, so- weit leßteren die Befugn:ß zur Tragung der Kette verliehen wird, als Gnadengeschenk überwiesen werde, ertheile ih bierdurch dem Be- zirks Präsidenten des Unter-Elsaß Freiherrn von Freyberg-Eisenberg Vollmacht und Anweisung, die Stadtverwaltung und den Semeinde- rath der Stadt Straßburg von dem bezeihneten Akt Allerhöchster Gnade in Kenntniß zu sehen, die in Gemäß- beit Allerhöchster Befehle angefertigte Amtskitte der genannten Stadtverwaltung zuzustellen und diese Urkunde, späteren Zeiten zum eeadtniß, in das Archiv der Stadt Straßburg aufnehmen zu afen.

Gegeben zu Straßburg n Ï November 1891.

Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen. gez. Fürst von Hohenlohe. Diese bedeutsame Uikunde überreihe ih hiermit der Stadtver waltung, auf daß sie fernerhin Zeugniß gebe von der Allerhöchften Willensbestimmung.

#

-

kh Desgleichen nehme ih die Kaiserlihe Ehrengabe zur Hand,

ein. Werk, einzig in seiner Art, geshaffen und ausgeführt

von hiesigen Meistern, den würdigen Nachfolgern der altberühmten deutschen Kleinkünstler, um dasselbe feiner Bestimmung zu übergeben.

ite Kette soll fortan die Brust de8je nigen zieren, der sich wobl jenen früheren Staatsmännern und St ettmeistern Strafßburgs zur Seite stellen darf, deren Namen in der Stadtchronik mit goldenen Lettern verzeichnet sind. :

Hocgeehrter Herr Bürgermeister ! In dem ih Ihnen nun den kostbaren eigenartigen Schmuck anlege, möchte ih darauf hinweisen,, daß er nit bloß als ein Pfand der gnädigen Gesinnungen des Herrschers für das Reihsland und defsen Hauptstadt, niht bloß als ein Sinnbild der inneren Beziehungen des Elsaß und seiner Be- völkerung zu ihrem Kaiser aufzutassen ist, fondern namentli au, Herr Bürgermeister, als eine ällerhöhste Anerkennung Jorer langjährigen treuen Berufsarbeit im Dienst des großen Vaterlandes, wie nicht minder derjenigen Verdienste, die Sie sih gerade um die Stodt Straßburz erworben haben. Unsere Stadt war ja seit Jahrhunderten von ihrem einstigen Glanze zurückgekommen. Nun hat sie aber einen ungeabnten rashen Aufschwung genommen, der sih dur ihre Erhebung zur Landeshauptstadt und Reichsfestung allein nicht erklären läßt, Sie verdankt vielmehr ibre neue Blütbe zum großen Theil Jhrer \chöpferishen Thätigkeit, Ihrer rastlosen Fürsorge, die denn freilih auch dur die verständnißvolle, bingebende Mitwirkung von Seite der Herren Beigeordneten und der Übrigen Mitalieder des Gemeinderaths aufs Kräftigste unterstüßt und frubtbar gemacht wird. L

Im Namen der Landesregierung beglückwünsche ich Sie, Herr BVürgerme ster, und Sie alle, die Herren Stadträthe, zu der bohen Auëézeichnung, die Ihnen durch unseren Allergnädigsten Herrn und Kaiser geworden ist. ;

_ Hierbei bekleidete der Herr Bezirks-Präfident den Herrn Bürgermeister mit der Amtskette.

Der Bürgermeister erwiderte hierauf :

Hoverehrter Herr Präsident! Jch darke Ihnen aufrichtig für die mir allzushmeichelhaften Worte und die freundlichen Wünsche, mit welhen Sie die Uebergabe des neuen Amtszeihens an mi be- gleitet haben. Wenn ih bei Erfüllung der mir gestellten Auf- gabe, die Stadt Straßburg an einem ertsheidenden Wendepunkt ihrer Geschichte mit \chonender Hand in die neuen Verbält- nisse hinüberzuführen, die AllerhöGste Zufriedenheit erworben habe, und wenn es mir zugleich vergönnt gewesen ist, unserem städtischen Gemeinwesen Dienste von einigem Werthe zu leisten, so verdanke ich dies wesentlich dem mir in stets wa{sendem Make entgegen- gebrahten Vertrauen und dem gesunden Sinn der Bevölkerung, sowie der hbingebenden und verständrißvollen Unterstüßung, welche ih alle Zeit bei meinen Herren Mitarbeitern in der Verwaltung und dem Geméeinderathe gefunden habe Um so dankbarer empfinde i daher die mir zu Theil gewordene Auszeihnung, als dieselbe zu- gieih und in erster Linie der Stadt Straßburg gilt und die Aller- bôste Anerkennung des lcyalen Verhaltens unserer Bevölkerung in sich chließt. Jh bitte Sie, Herr Präsident, Seiner Majestät dem Kaiser meinen unterthänigsten Dank mit der Ver- sicherung übermitteln zu wollen, daß ih auch künftighin bestrebt sein werde, des Allerhöchsten Vertrauens mi würdig zu erweisen.

Der Bezirks-Präsident entgegnete, daß es ihm zur be- sonderen Freude. gereiche, die ausgedrüdten Gesinnungen Seiner Majestät dem Kaiser zu übermitteln.

Nunmehr ertheilte der Vorsißzende H:rrn Julius Klein das Wort zu nachstehender Ansprache:

Meine Herren! Es is mir von Seiten meiner Herren Kollegen der ehrenvolle Auftrag geworden, in dieser feierlihen Geineinde- rathéfipung das Wort zu ergreifen, um vor Allem Sie, hochgeehrter Herr Präsident, zu bitten, Seiner Majestät dem Kaiser den Ausdruck des ehrfurGisvollen Dankes des Gemeinderaths und der Bevölkerung, deren Vertreter wir hier find, übermitteln zu wollen für die kostbare Kette, welche Allerhöcstderselbe der Stadtgemeinde und deren Bürgermeister buldvollst zu schenken geruht haben. _Aber auch Ihnen, Herr Präsident, \prehen wir unseren tiefgefühlten Dank aus für die freundlihen Worte, die Sie an uns Mitglieder des Gemeinde- raths soeben gerihtet haben und wodur Sie unsere Mitwirkung an der städtischen Verwaltung hervorzuheben sich bewogen gefühlt haben. Ihnen aber, Herr Bürgermeister, bringen wir unsere aus dem Herzen kommenden Glückwünshe dar für die hohe außergewöhnliche Auszeihnung, welhe Ihnen von Seirer Majestät dem Kaiser verliehen worden ist. Es ist diese Auszeichnung die ge- rechte Anerkennung der großen Verdienste, die Sie fich um unsere Stadt erworben haben. Sie dürfen mit Genugthuung auf Ihr vergangenes Wirken zurückblicken und mit Stolz diese Kette tragen; denn in der That, alles Bedcutende, alles Große, was auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung seit einer Reibe von Jahren gesehen ist, ist Ihr Werk. Gemeinderath und Bevölkerung sind darüber einig. Sie sind aber au einig in dem Bewußtsein, daß die Stadt Straßburg das Glück hat, an ihrer Spitze als ersten Bürger einen Mann stehen zu sehen, der in unermüd- lier rastloser Thätigkeit, mit seltenem Veritändniß, mit voller Hin- gabe und außerordentlihem Geshick die Geschäfte führt und leitet und der nur ein Ziel im Auge hat, nämli das Gedeihen und die Wohlfahrt unserer Stadt. Wir sind stolz auf Sie, Herr Bürger- meister; zugleih aber sind wir Ihnen dankbar für Alles, was Sie bisher geiban und was Sie in Zukunft zu thun noch berufen sein werden. Nicht allein die gegenwärtige Generation, nit allein wir, fühlen uns zu diesen Dankesbezeugungen gedrungen: nein, unsere Kinder, unsere Enkel, die späteren Ges{lehter, wenn sie diese Kette auf der Brust eines hervorragenden Bürgermeisters sehen, welcher in Folge seiner Verdienste dieselbe zu tragen berechtigt sein wird, sie werden in freudiger und dankbarer Erinnerung den Namen desjenigen bedeutenden Mannes nennen, für welchen sie gestiftet, der der Erste sie getragen und der so viel Shônes, Gutes und Er- sprießlihes für die Stadt gethan hat.

Der Bürgermeister gab seinem Danke für diese Worte Ausdruck, indem er erwiderte:

Meine Herren! Die Worte des Herrn Vorredners haben mi tief bewegt, jedo% au beshäâmt. Ih bin mir meiaer Unvoll- kommenheiten bewußt, und Niemand weiß mebr, denn ich, daß meine Verwaltung die glänzende Beleuätung nit erträgt, in welche der Herr Vorredner dieselbe gestellt hat.

Andererseits erkenne ih den Werth der in Ihrem Namen an mich gerihteten Vertrauenékundgebung an, da Sie mir die Freudig- keit gewährt, in meiner Stellung, welhe neben den Rosen doc au Dornen trägt, auszuharren und mit Jhaen gemeinsam weiter zu wirken, hoffentlih zum Heil und Segen für die unserer Obbut an- vertraute, uns allen theuere Stadt Straßburg.

Der Herr Vorsißende beantragte hierauf, die soeben von Herrn Julius Klein dgelproYene Dankesbezeugung und die Annahme des Allerhöchsten Gnadengeschenkes in vorligender Safsung zum Beschlusse zu erheben:

„Fndem der Gemeinderath das der Stadt Straßburg von Seiner Majestät dem Kaiser überwiesene Allerhöch\te Gnadenge| {enk ehrfurhts- voll entgegennimmt und die Aufbewahrung der Verleihung8urkunde in dem städtischen Archiv beschließt, bittet derselbe den Herrn Bezirks- Präsidenten, Seiner Majestät dem Kaiser den unterthänigsten Dank der in treuer Ergebenheit verharrenden Stadt Straßburg für den erneuten Allerhöchsten Gnadenbeweis übermitteln zu wollen.

Der Vorsißende konstatirte die einstimmige Annahme dieses Antrages und gSloß die Sißung mit einem Hoch auf N Majestät den Kaiser, in welhes die Versammlung ein-

mmlte.

Oesterreich-Ungarn.

Die ungarische Regierung hofft, wie der „Magd.

B aus Budapest geschrieben wird, der Reichstag werde die

andelsverträge noch vor Weihnachten erledigt haben, da eine bedeutende Bekämpfung nicht bevorstehe.

m österreihishen Abgeordnetenhause trat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern der Ackerbau-Minister Graf Falkenhayn entschieden für die Bewilligung einer staat - lihen Subvention der Wettrennen ein, indem er auf die Nothwendigkeit der leßteren im Hinblick auf die auch aus militärishen Gründen wictiae Hebung der Vollblutpferdezucht hinwies. Am Schlusse der Sizung beantragte der Abgeordnete Dr. von BPlener die dringlihe Wahl eines Ausschusses zur Berathung der Handelsverträge. Der Handels-Minister Marquis de Bacquehem erklärte, die Regierung stimme Allem zu, was eine Beschleunigung des formellen Verfahrens ohne Be- einträhtigung der Gründlichkeit der Prüfung herbeiführen könne, wies auf die Nothwendigkeit hin, daß die Verträge am 1. Februar 1892 in Kraft träten, und hob die be- schleunigte Behandlung der Handeleverträge in den anderen Parlamenten hervor, welch? sie nah den leßten Meldungen voraus sihtlich früher als das österreihishe Abgeordnetenhaus in Berathung ziehen würden. Der Antrag des Abg. von Plener wurde darauf angenommzn. Die Wahl des Aus- shus \es findet heute statt. y

Das ungarische Unterhaus berieth gestern den An- trag des volkswirthschaftlihen Ausschu}es, im Jahre 1895 in Budapest eine National-Aus stellung zu veranstalten. Der Abg. Graf Zichy stellte den Antrag, eine Weltausstellung zu veranstalten. Der Abg. Abranyi ora den Wunsch aus, die im nächsten Jahre stattfindende Feier des fünfundzwanzig- jährigen Jubiläums des Königs mit der Feier des tausend- jährigen Bestehens des ungarischen Reichs zu verbinden.

Großbritannien und Jrland.

Der Marquis von Salisbury läßt das Zeitungs- gerüchht, wonach die Regierung fest beshlos}sen haben sollte, das Parlament im Januar aufzulösen, ohne den Wiederzusammen- tritt abzuwarten, durch feinen Privatsekretär als unwahr bezeichnen.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (137.) Sigzung des Reichstags, welcher der Reichskanzler von Caprivi, die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von L Freiherr von Marschall und Hollmann, der Königlih bayerische Bundesbevollmächhtigte Graf von Lerchenfeld und der Königlih sächsishe Bundesbevollmächtigte Dr. Graf von Hohenthal, sowie die Königlich preußishen Staats-Minister Freiherr von Berlep\ch, Dr. Miquel, von Heyden und Thielen beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die erste Berathung: s

des in Wien am 6. d. M. abgeschlossenen Handels- und Zollvertrags zwischen dem Reich und Oester- reich-Ungarn nebst Schlußprotokoll ; E

des ebendaselbst am gleichen Tage abgeschlossenen Vi eh- seuhen-Uebereinkommens zwischen dem Reih und Desterreih-Ungarn nebst Sch{ußprotokoll ;

des in Rom am 6. d. M. abgeschlossenen Handels-, Zoll: und Schiffahrtsvertrags zwishen dem Reich und Ftalien nebst Schlußprotokoll;

des in Berlin am 6. d. M. abgeshlossenen Han dels- und Zollvertrages zwishen dem Reih und Belgien nebst Scchlußprotokoll.

Reichskanzler von Caprivi leitete die Verhandlungen mit der Mittheilung ein, daß die Zahl der Handelsverträge zur Stunde um einen vierten, den mit der Schweiz abgeschlo enen, vermehrt sei, und erörterte sodann die Entstehungsgeschihte der vorliegenden Tarifverträge. Es handle \sich nicht um eine Entscheidung der Frage, ob Schutzoll oder Freihandel; diese Begriffe seien vielmehr durch die thatsächlihe Entwidte- lung überholt worden. Es handle sich lediglih darum, geeignete Mittel zu finden, um die Landwirthschaft lohnend, die Jndustrie blühend zu erhalten und den Arbeitern hinreichende Beschäfti- gung zu gewähren. Wenn nicht alle Fnteressenten gleihmäßig dur die Verträge befriedigt seien, so müßten die einander ent- gegensiehenden FJnteressen eine Ausgleihung durh die allge- meine Vaterlandsliebe und das Wohl des gesammten Staats finden. Handelsverträge könnten nicht so abgeschlossen werden, daß in beiden Staaten alle Theile befriedigt seien , die Staaten müßten dabei gegen einander Konzessionen machen und die ver- schiedenen Jnteressen im Junern eines Staats müßten einander Konzessionen machen um des Staats willen. Der Reichskanzler erläuterte eingehend die Gründe, welche die verbündeten Re- gierungen veranlaßt hätten, von dem bisher befolgten Handels- system APwei@en, und ging dann dazu über, die Wirkungen der Handelsverträge zu beleuchten und die in der Presse dagegen erhobenen Bedenken zu widerlegen. Der Reichskanzler wies den Vorwurf einer ungenügenden Jnfor- mation der Regierung zurück, führte aus, weshalb man mit dem Abschluß von Handelsverträgen nicht bis zur Valutaregulirun habe warten können, und erwiderte auf den Vorwurf, daf die Regierung die Zölle wohl nah oben, aber nicht nach unten für die zwölf Jahre der Dauer der Ver- träge gebunden habe, mit dem Hinweis darauf, daß über- haupt keine Regierung wissen könne, was in zwölf Jahren geshehen werde. Die Agrarier Pn nit glauben, das die Regierung sie s{hädigen wolle; keine Regierung habe soviel für Aufrechterhaltung der Schuzzölle gethan wie die deutshe, wie sie erst in diesem Jahre gegenüber der Strömung für eine zeitweise Aufhebung der Getreidezölle bewiesen habe. Ohne die da ölle wäre Deutschland aller- dings in eine landwirthschaftliche Krisis gerathen, die im Jnteresse des Staats auf jeden Fall vermieden werden mußte. Besonders für den Kriegsfall müsse die deutsche Landwirthschaft leistungsfähig erhalten werden, denn in einem künftigen Kriege werde die Ernährung der Armeen geradezu eine entscheidende Rolle spielen. Nicht nur die Landwirthschaft bringe Opfer, sondern auch ihr seien Oper gebraht worden. Bei einem Zoll von 3,50 # für Getreide könne die Land- wirthschaft bestehen, der bisherige Zoll habe den Bogen f ho gespannt. Jm Jnteresse billiger Nahrungsmittel müsse der Zoll so weit herabgeseßt werden, wie die Land- ris haft es irgend ertragen könne. Der Reichs- kanzler ging sodann zu den FJndustriezöllen über. Die Jndustrie sei eine Nähramme des Staats, wie König

Friedrih der Große sie genannt habe, aber fie be- dürfe noch eines gewissen Schußes. Mit der Jndustrie hänge der Arbeiterstand eng zusammen; auch dessen Erhaltung müsse die Regierung daher berücksichtigen. Troÿ der Reden auf dem Erfurter sozialdemokratishen Partei- tage dürfe man den Arbeiterstand nicht immer mit pessimistischen Augen ansehen, man müsse ihm aug entgegenkommen, und die Regierung wolle es thun. Die Handelsverträge würden den Dreibund stärken. Dieser habe keine aggressive Tendenz; es sei nicht nüßlih, mit den politisch verbündeten Staaten auf die Dauer einen wirthschaftlihen Krieg zu führen.

Bei Schluß des Blattes sprach der Reichskanzler weiter.

Gesundheit8wesen, Thierkrankheiten und Absperruugs- i Maßregeln W G

j Am Dienstag Abend is, wie der „N. A. Z * mitgetbeilt wird, in Folge der Influen4za- das “Königlihe Seminar für Stadt- 1ELE, Friedrihstraße 229, bis zum 17. Dezember gesch{losjen worden.

Australien. Der Govverneur zu Sydniy bat durch Bekanntmahung vom 15, Oktober 1891 für alle Provenienzen von Mauritius wegen der in Port Louis herrs{henden Pokenepidemie eine Quarantäne von unbe- bestimmter Dauer angeordnet.

Submissionen im Auslande.

Niederlande. 30. Dezember, 3 Uhr. De schutters raad, im Bureau der schuttery (Scchütterei) zu Amsterdam (0. Z. Achterburgwal 182): Lieferung von Kleidungéstücken und Rangabzzichen für Unter- offiziere, Musiker, Korporale 2c. Auskunft an Oct und Stelle.

Rumänien.

26. Januar (neuen Stils) 1892. Kriegs-Ministerium, Bukarest : Lieferung von 277738 m Leinwand für Hemden und Unterkbosen. Ein auf den 26. November d. F, anberaumter Zuschlagütermin hat zu keinem Ergebnisse geführt.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Der Mozart - Cyclus, dec am Sonnabend mit der Auffüh- rung von „Idomeneus“ bezann und am Montag mit der „Entfüßrung aus dem Serail“ fortgeseßt wurde, brate gestern, neu einftudirt, „Die Hochzeit des Figaro“. Das Werk ist so rei an musika lishen Schönheiten, theils heiteren, theils elegisben Inhalts daß seine Wiederaufführung mit lebhafter Theilnahme und ungetbeiltem Beifall aufgenommen wurde. Das Haus war bis auf den lezten Plaß beseßt und gab sich, man darf wohl sagen, wit Behaglichkeit dem Genuß der köfllihen Musik hin, die von dem Orchester wie von den Sängern und Sängerinnen in glei ausgezeilneter Weise aus- geführt wurde. Frl, Leisinger verlieh der Partie der Gräfin in Gefang und Ausfchen einen wohlthuenden Auédruck Frl. Dietrich paßt für die Partie der Susanne sehr gut; die Beweglihkeit ihres Spiels und ihr Humor fügen |\ch gut mit dem sauberen und korrekten musikalishen Vortrag zusammen. Der Stimme der Sr. Herzog (Cherubin) fehlt es etwas an dem poetishen und pbantastishen Glanz, den die Partie des Pagen erfordert; in der Färbung des Tons steckt etwas zu viel Realismus und Prosa im besten Sinne des Worts; vielleicht würde fich für diese Rolle Fräulein DicetriGß besser eignen, und als Susanne würde Frau Herzog die großen Vorzüge ihrer Stimme vortrefflich entfalten können, Die Herren Bulß (Graf Almaviva) und Krolop (Figaro) statteten ihre Rollen nah jeder Richtung bin vorzügli aus; ebenso waren die übrigen Mitwirkenden, Fräulein Wei y (Värbchen), Fräulein Ko pka (Marzelline), Herr Stammer (Bartolo) und Herr Lieban (Bosiltio) gut am Platz. Die neuen Dekorationen im zweiten und dritten Akt waren vornehm und gecschmadckvoll. H

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohn- ten der Vorstellung bis zum S{hluß bei.

Adolph Ernst-Theater.

Die gesicige 100. Aufführung der Posse: „Der große Prophet“ ließ erkennen, daß das lustige Stück seine bewährte An- zichungs8kraft noch immer beibehalten hat; sämmtliche Plätze des großen Theaters waren beseßt. Das Publikum folgte dem floiten Sptel der Darstelier, die zu Ehren des Tages ganz in ihren Rollen aufzugehen s{chienen, mit gewohnter Aufmerksamkeit und belohnte das vorzüglih abgerundete Zusammenspiel mit vielfahem wohl- verdienten Beifall. Zahlreite Kränze und sonstige prachtvolle Bluwenspenden wurden den Darftellern und Verfassern gewidmet, und auh der bewährte Kapellmeister empfing einen großen Kranz als Zeichen der Anerkennung.

Neue Kirche.

Der Organist Herr Deckert, einer der vorzügli®ften Schüler Haupt's, gab am Vienstag ein Concert, in welchem er die zahlrei ershienenen Zuhörer durch den Vortrag mehrerer Orgelkompositionen von Lißau, Haupt, Bac, Weber und Anderen erfreute, die er sämmtli mit eingehendem Verständniß und mit Beherrichung der tehnischen Schwierigkeiten ausführte. Die stets gern gehörte Sängerin Fräulein M Nee tN und der Violinist Herr Sachse unterstüßten das

oncert durch mehrere sehr gelungene Solovorträge.

N Philharmonie.

Dem Beispiel unserer ersten Institute folgend, hatte au die Direktion der Philharmonie in Gemeinshaft mit Kapell- meister Herfurth geftern eine Mozart-Feier veranstaltet, für die eine trefflihe Auswahl aus den Instrumentalkompositionen des Meisters getroffen worden war. Der Maurische Trauermars und das Adagio des G-moll-Quintetts eröffneten den Abend; es folgte hierauf das Concert für zwei Klaviere, das von dem als tüchtigen Mojzart-Spieler längst anerkannten Professor Raif und der Pianistin Miß Ella Dahl sehr präcis und \{wungvoll vorgetragen wurde. Der zweite Theil brachte das herrlihe Es-dur-Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Fagott und Waldhorn, an dessen sehr gelungener Ausführung #ch die Herren NRaif, Klimm, Rode, Schömberg und Mahns betheiligten. Den Beschluß des Concerts machte die Jupiter - Symphonie (C-dur), die großartigfte unter den vierzig Symphonien, die Mozart komponirte, von denen nicht alle so allgemein bekannt wurden. Die trefflichen Leistungen des Philbarmonisen Orchesters und seines Dirigenten Herfurth verdienen besonders lobend anerkannt zu werden.

ie se{ste Vorstellung des Mozart - Cyklus am Sonnabend im Ron Et Sa N bringt den „Titus“ mit den Damen Staudigl, Weiß, Hiedler und Sucher, den Herren Sylva und Stammer. Das Werk wurde zum ersten Mal aufgeführt am National - Theater in Prag am 6. September 1791, in Berlin am KösönigliGen National Theater am 16. Oktober 1801. Am leßten Abend des Mozart - Cyklus (Sonnatag) geht die „Zauberflöte“ in Scene. Beschäftigt sind darin die Damen Herzog, Leisinger, Dietrih, Kopka, Rothauser, Lammert, Weit, iedler und Staudigl, die Herren Rothmühl, Lieban, Bey, Philipp, Fränkel, Ecnst, Krasa, Krolop und Mödlinger. Die Oper wurde zum ersten Mal aufgeführt in Wien am Theater auf der Wieden am 30. September 1791, in Berlin am Königlichen National-Theater am 12. Mai 1794. Der Vorstellung

folgt das vom Professor Emil Taubert verfaßte Nachspiel mit den Damen Poppe, v. Hothenburger, Stollberg und Lindner.