1892 / 7 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Mit Rückfsiht darauf, daß an Landschulen eine größere Anzahl sogenannter Präparandenstellen besichen und zahlreiche junge Leute nah ihrer Entlassung aus der Volksschule durch

erwaltung einer solhen Stelle fich die Mittel zu ihrer weiteren Ausbildung für den Lehrerberuf zu vershaffen suchen, ist die Frage entstanden, ob ein solcher P Aar a TALANAS als ein „Functioniren als Lehrer“ im Sinne des Runderlasses vom 6. Oktober 1891 anzusehen und dementsprechend bei der Gewährung staatlicher Dienstalterszulagen als Dienst- zeit anzurechnen sei. S . i

Wenn auh das Erkenntniß des Reichsgerihts vom 23. Februar 1891 ausführt, daß als pensionsfähige Dienstzeit im Sinne des Abs. 1 § 5 des Lehrerpensions-Geseßes auch die Zeit eines thatsächlihen Functionirens als Lehrer vor er- langter Anstellungsfähigkeit oder vor E einer Prüfung angesehen werden müsse, so liegt es doch siherlih niht im Sinne dieser Ausführung, auch diejenige Thätigkeit, welcher ein eben aus der Volks\hule entlassener junger Mensch zu seiner Vorbereitung für den Lehrerberuf an einer öffentlichen Volksschule als Präparand 2c. sich unterzogen hat, als ein „Functioniren als Lehrer“ gelten zu lassen. Für die Be- rechnung der pensionsfähigen Dienstzeit ist diese Frage insofern ohne wesentlihe Bedeutung, als nah § 8 des Gefeßes die vor Beginn des einundzwanzigsten Lebensjahres zurügelegte Dienstzeit in der Regel außer Ansaz bleibt.

Um auch für die Berechnung der Dienstzeit für Alters- zulagen etwaige Zweifel zu beseitigen, hat der Minister der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten bestimmt, daß in der Regel die vor Beginn des 21. Lebensjahres zurück- gelegte Dienstzeit eines Lehrers auch bei der Bemessung der staatlichen Dienstalterszulagen außer Ansatz bleiben soll. Nur in den Fällen soll fie als anrechnungsfähig angesehen werden, in welchen ein Lehrer nah abgelegter Prüfung oder erlangter Anstellungsfähigkeit vor Beginn des 21. Lebensjahres eine Lehrerstelle an einer öffentlihen Schule verwaltet hat.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlich egiMen Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben ift von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub nah Brüssel zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Compagnieführer in der Kaiserlihen Schußtruppe für Deutsch-Dstafrika von Sivers hat nach beendetem Urlaub die Rückreise nah Ostafrika angetreten.

Potsdam, 8. Januar. Seine Majestät der Kaiser hat auf die aus Anlaß des Jahreswechsels an Aller- höchstdenselben gerichteten Glückwünshe des Magistrats und der Stadtverordneten von Potsdam mit nachstehendem Aller- höchsten Handschreiben geantwortet :

„Die treuen Segenswünsche, welhe Mir von dem Magistrat und den Stadtverordneten in der Adresse vom 1. d. M. zum Jahres- wechsel gewidmet worden sind, haben Mein landesväterlihes Herz wohlthuend berührt. Aufs Wärmste danke Ich Ihnen für diesen erneuten Ausdruck der bewährten Gesinnung der Potsdamer Bürger- haft und empfehle das Wohl Meiner Residenzstadt Potédam auch in dem neuen Jahr vertrauensvoll dem gnädigen Schuße Gottes.

Berlin, den 6. Januar 1892.

Wilhelm. An den Magistrat und die Stadtverordneten zu Potédam.

Von Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich ist dem Magistrat und den Stadtverordneten aus Anlaß der Beglückwünshung das nachstehende Allerhöchste Handschreiben zugegangen :

Die freundliche Zuschrift, mit welcher Magistrat und Stadtverord- nete von Potsdam Mich zum Jahreëwechsel begrüßen, is Mir ein neues und willfommenes Zeichen der Theilnahme, welche die Vertreter der Stadt Mir und den Meinen widmen. Ich danke auf- richtigst hierfür und benuße gern diesen Anlaß, um Meinen Wünschen für das Gedeihen Potsdams und die Wohlfahrt seiner Bewohner von Neuem Auéëdruck zu geben.

Victoria, verwittwete Kaiserin und Königin Friedrich. An den Magistrat und die Stadtverordneten zu Potsdam.

dosen, 8. Januar. Nach dem von der Administration der Diözese Posen veröffentlihten Programm wird Dr. oonStablewskimittels Sonderzugs von Wreschen am 20. d. M. Vormittags hier eintreffen und R in einer sechs\pännigen Equipage in Begleitung zweier Mitglieder des Gnesener Dom- fapitels unter dem Geleite aller Deputationen nah der Marienkirche und von da im Zuge nah dem Dome begeben, woselbst seine Jnthronisation stattfindet. Nach Beendigung des Gottesdienstes ist großer Empfang.

Vayern.

__ München, 8. Januar. Die Handels- und Gewerbe- iammer für Unterfranken und Aschaffenburg hatte unter dem 24. Dezember an Seine T Hoheit den Prinzen Ludwig von Bayern wegen dessen Rede im Keichsrathe über die Mainschiffahrtsfrage eine Dankadresse gerihtet. Auf diese Danköpresse ist nah der „Alg. tg." unter dem 4. d. M. Rees Schreiben vom Hof-Mar- schallamt Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig bei der obenerwähnten Handelskammer eingetroffen:

: : München, den 4. Januar 1892. An die Handels- und Gewerbekammer für Unterfranken und Aschaffen-

2 Durs i Wlitvurg:

Seine Königliche Hoheit Prinz Ludwig von Bayern haben von dem Schreiben der Handels- und Gewerbefammer für Unterfranken und Aschaffenburg „vom 24. v. M. und Jahres huldvollst Kenntniß enommen und mi zu beauftragen geruht, für die Höchstdemselben iedurch erwiesene Aufmerksamkeit Höchstihren besten Dank zum Aus- druck zu bringen. Seine Königliche Hoheit waren sehr erfreut darüber, daß Höchstihre Anregung bezügli ) Hebung der Mainschiffahrt und Wiederbelebung des Ludwig-Donau-Maincanals so vielfachen An- fang gefunden hat. Mit dieser Mittheilung verbindet der Unter- ¿eichnete den Ausdru feiner ausgezeichneten Hochachtung.

i Graf von Holnstein.

G Die Kammer der Abgeordneten hat heute hee Eitenbah Elten ns die Berathung des L -Éta egonnen. Der Berichterstatt ei von Stauffenberg i e OIET Bere

¿ leitete die Verhandlung mit einer längeren Rede cin, s

in der er nach der „Köln. Ztg.“ ins-

besondere noch die Ermäßigung der Persone!

und die Frage stellte, ob vgn , da man in Preußen dazu wenig geneigt zu sein scheine, für sih oder in Ver- bindung mit anderen süddeutshen Staaten einen ermäßigten Tarif einführen wolle. Ein gleiches regte der Abg. Maijon an, der weiter die Leitung der englishen Ueberlandpost über Ostende—Köln—Aschaffenburg—Passau—Oesterreih nah Salo- nichi und bessere Zugverbindungen für die Strecke München— Brenner—Verona wünschte. Die Abgg. Beckh und Maison beantragten, die Regierung zu ersuchen, baldmöglichst eine Er- mäßigung der Preise besonders im Nahverkehr einzuführen.

Sachsen.

Dresden, 8. Januar. Jn der heutigen Sißung der Ersten Kammer gelangte zunächst der mündliche Bericht der zweiten Deputation über Tit. 2, 5, 21, 23, 28, 35, 37, 42, 43, 44, 45 und 47 des außerordentlichen Staatshaushaltes zur Berathung. Die Titel wurden auf Antrag der Deputation einstimmig genehmigt, nahdem bei Tit. 5 der Kammerherr von Friesen Veranlassung genommen hatte, unrichtige Vorstellungen, die hinsihtlih der Eisenbahnüberschüsse im Ín- und Auslande herrschen, richtig zu stellen. Punft 2 der Tagesordnung betraf den Antrag zum mündlichen Bericht über den in der Zweiten Kammer von dem Abgeordneten Opiß und Genossen gestellten Antrag auf g eseßlihe Maßnahmen gegen die bei der Börse bestehenden Mißstände, welcher lautet:

Die Kammer wolle in Uebereinstimmung mit- der Zweiten Kammer beschließen: die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, beim Bundesrath dahin zu wirken, daß den bei der Börse bestehenden, neuerdings wieder in befonders starkem Maße hervorgetretenen Miß- ständen im Wege der Gesetzgebung entgegengetreten werde.

Der Referent Pr. von S Aber begründete eingehend den a wobei er hervorhob, daß nicht die sächsischen Börsen Anlaß zu dem Antrage geboten hätten, sondern nament- lih die Vorgänge an der Berliner Börse, die aber auf Sachsen zurückwirkten. Der Correferent Dr. Böhme {loß sich den Ausführungen des Referenten im allgemeinen an, betonte jedoh die Schwierigkeit der Materie; er empfahl ver- schiedene Maßregeln als geeignet, dem Börsenverkehr wieder einen solideren Charakter zu verleihen. General - Konsul Thieme warnte davor, von geseßgeberishen Maßregeln zu viel zu erwarten, äußerte jedoch die Ueberzeugung, daß auf dem Verordnungswege, bezw. durch die Börsenvorstände die s{hlimmsten Uebelstände bescitigt werden könnten. Der Staats - Minister von Metbsch erklärte, daß die Re- gierung dem Antrage sympathisch gegenüberstehe, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß auf dem Wege der durh die Gesezgebung unterstüßten Selbsthilfe die gewünschten Erfolge vielleiht zu erzielen seien. Nachdem noch der Commercien- Rath Hulßsh und der Wirklihe Geheime Rath von Zehmen sih zu dem Antrage geäußert hatten, wurde nach einem kurzen Schlußwort des Referenten der Antrag ein- stimmig genehmigt.

Die Zweite Kammer bewilligte ohne Debatte die unter den Tit. 14, 19, 32, 38 und 40 des außerordentlichen Staats- haushalts-Etats zur Vergrößerung der Personen-Perronanlagen auf dem bayerijchen Aa ose in Leipzig, Beseitigung des Niveauübergangs und Verbesserung der Perronanlagen auf Bahn- hof Gaschwit, Herstellung; eines zweiten Geleises auf der Strecke Cossen-Narsdorf, Erbauung der zweiten Hälfte des Beamten- wohnhauses auf dem bayerischen Bahnhofe j Leipzig und Verbesserung der Bahnstrecke beim Haltepunkte Plauen bei Dresden geforderten Summen von 252 400, 178 000, 270 000, 72 200 und 252 000 M

Baden.

Karlsruhe, 8. Januar. Die von Seiner Königlichen Hoheit dem n eraos am 4. d. M. bei der Eröffnung der Bahn Bühl—Kehl gehaltene Rede (siche Nr. 5 des „R. u. St.-A.“ vom 7. d. M.) liegt in der „Karlsr. Ztg.“ jeßt im Wortlaute vor. Nachdem der Großherzog zunächst seinen Dank für die ihm bei dieser Gelegenheit erwiesene festlihe Aufnahme aus- geprogen hatte, fuhr Seine Königliche Hoheit wörtlih, wie folgt, fort:

4 Vie Erlebnisse des Lug Tages erwecken in mir das freudige Gefühl, daß wir eine neue Verbindung mit den Reichslanden voll- zogen haben, die den Interessen beider Länder sehr nüßlich fein wird und die dazu beitragen kann, ihre Beziehungen immer fester zu {ließen. Die beiden Bahnen werden, das bin ich sicher, danah trachten, den Verkehr beider Länder * sorgfältig zu pflegen. Meine Herren! Wenn ich nun das Glas ergreife, um auf das Wohl aller Derjenigen zu trinken, denen ih ver- sucht habe meinen Dank auszusprechen, so müßte mein Hoch der Stadt Kehl und den Gemeinden der Amtsbezirke Kehl und Bühl, sowie den Vertretern ter Gefellschaft der neuen Localbahn gelten gern bringe i selbst dieses Hoch aus, denn es stammt aus dankbarem Herzen. Aber Sie Alle können niht in dieses Hoh, das Jhnen gilt, einstimmen, und daher richte ich meine Gedanken auf die vereinigenden Bezie- hungen, deren ich vorhin erwähnte. Wir gedachten der Verbindung mit dem Neichsland, und wenn wir der Entstehung desselben gedenken, fo gedenken wir des Deutschen Reichs und seines gekrönten Dberhauptes, unseres Kaisers auf ihn zielt mein Hoch! Wenn wir des Kaisers gedenken, so gedenken wir des Vaterlands, unserer selbst und alles Dessen, das uns lieb und werth ist. Es stammt aus meinem, wie aus Ihrer Aller Herzen, wenn ih rufe: Unser Kaiser, unfer liebes deutsches Vaterland und Alles, was uns im Reiche theuer ist, lebe hoch!

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 8. Januar. Seine Hoheit der Herzog zu Sachsen-Altenburg ist, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, gestern Nachmittag zum Besuch am Großherzoglichen Hofe hier eingetroffen. x Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 8. Januar. Seine Königliche Hoheit der Er b- groBherzog hat nah der „Weim. Ztg.“ sih heute Nach- mittag zur Theilnahme an der Beisezung Seiner Hoheit des Prinzen Gustav von Sachsen-Weimar nah Wien begeben.

Elsaß-Lothringen.

Straßburg, 7. Januar. Das „Geseßblatt für Elsaß- Lothringen“ Nr. 1 enthält die Kaiserliche Verordnung, betreffend die Zuständigkeit der Behörden zur Aus-

führung des Geseßes vom 23. Dezember 1873 über die Rechts- verhältnisse der Beamten und Lehrer.

Oesterreich-Ungarn.

_ Wien, 9. Januar. Seine Majestät der Kaiser empfing gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, den Besuh des Tags zu- vor hier eingetroffenen Prinzen Hermann von Sawhsen- Weimar und stattete diesem sodann einen Gegenbesuch ab.

onentarife rife besprach

Der Kaiser hat dem Prinzen Abbas Pascha vo Egypten ‘gestern früh durch den Ober-Hofmeister Prinon Hohenlohe sein Beileid ausdrücken lassen und ihn später per söonlih empfangen. Nach der Audienz stattete der Pri Minister des Auswärtigen Grafen Kälnoky einen längeren Besuch ab. Jm Namen der britishen Regierung spra der Botschafts-Secretär Phipps, in Vertretung des erkrankten Botschafters Lord Paget, dem Prinzen sein Beileid aus. Abends um 8 Uhr 20 Minuten traten die Prinzen Abbas Pascha und Mehemed Ali Bey in Begleitung zweier im Auftrage des Kaisers beigegebenen Ehren-Cavaliere die Reise nah Egypten an. Am Südbahnhofe verabschiedeten sie sich von dem Director und Lehrkörper des Theresianums, an dem sie juristischen Unterricht genossen hatten. Die Prinzen trafen heute früh in Triest ein und reisen per Eildampfer nah Brindisi, wo eine ante Nad! sie aufnimmt.

Die heutige amtliche „Wiener Ztg.“ veröffentlicht die Ent- hebung des Barons Czedik und die Ernennung des Pro- fessors Dr. von Bilinsfi zum Präsidenten der General-Directionen der österreihishen Staats- bahnen. Dr. von Bilinski tritt heute sein neues Amt an.

Nach einer der „Neuen Freien Presse“ aus Budapest zu-

gegangenen Mittheilung habe die ungarische Regierung von Anfang an den Beschluß gefaßt gehabt, den deutschen Handelsvertrag auf das loyalste durhzuführen und alle damit niht übereinstimmenden Verfügungen an dem Tage außer Kraft zu seßen, an welhem der Vertrag mit Deutschland in Geltung tritt; alle bisher bestehenden ge- heimen Tarifbéegünligunarn werden am 1. Februar d. J. publicirt werden. __ Das Abgeordnetenhaus des Reichsraths hat gestern seine Sizungen wieder aufgenommen. Der Präsident machte dem Hause Mittheilung von der Ernennung des Grafen Kuenburg zum Minister. Die Berathung der Handels- verträge wurde auf die Tagesordnung der Sißung vom 12. d. M. geseßt._

Jn einer gestern abgehaltenen Sißung des Klubs der vereinigten Linken erklärte der Minister Graf Kuen- burg, von den Mitgliedern stürmish begrüßt, er verbleibe Mitglied der Partei; sein Eintritt in die Regierung drüde eine gewisse freundschaftlihe Annäherung der artei an die Regierung aus, aber ohne die Verpflichtung, als Regierungspartei zu fungiren. Diese Auffassung werde von der Regierung ausdrücklich als rihtig an- erkannt. Graf Kuenburg erklärte ferner, er sei ausschließlich österreichisher Minister, nicht deutscher Landsmann-Minijter, werde aber die berechtigten Jnteresfen des deutschen Volks- thums nach Kräften vertreten Er appellire an die einmüthige und vertrauensvolle Unterstüßung der gesammten Partei. (Lebhafter Beifall.) Der Abg. von Plener conjtatirte darauf die alljeitige Befriedigung über die Auslassung des Ministers.

Die Morgenblätter begrüßen cinmüthig den alle Er- wartungen übertreffenden Ueberschuß von 22200000 Fl. in dem Rechnungsabschluß für 1890 als eincn erfreu- lichen neuen Beweis der finanziellen Erstarkung Oesterreichs. Die „Neue Freie Presse“ veranschlagt die Summe, über welche der Finanz - Minister gegenwärtig verfügt, auf 60 000 000 FL.

Großbritannien und Frland.

Die amtliche Zeitung veröffentliht in ihrer gestern aus- gegebenen Nummer die Ernennungen des Lord Dufferin L Botschafter in Paris, Sir Morier’s zum Botschafter in R om und des Lord Vivian zum Botschafter in St. Peters- burg. Zum Botschafter in Konstantinopel werde, wie „W. T. B.“ vernimmt, der bisherige Botschafter in Madrid, Sir Ford, ernannt werden.

Lord Churqchill ist gestern von seiner afrikanischen Reise wieder in London átigetrefen.

Nach erfolgter Unterwerfung der Hunga-Nagat- Stämme im Norden von Jndien haben, wie der „Times“ aus Kalkutta unter dem 6. d. M. berichtet wird, Major Hill und die anderen mit ihm nah Gilgit gesandten Offiziere Befehl erhalten, zurückzukehren, wenn sie nit bei dem UÜeber- schreiten der Pässe auf zu große Schwierigkeiten stoßen sollten.

Frankreich.

Paris, 8. Januar. Wie dem „W. T. B.“ zufolge in parlamentarischen Kreisen verlautet, beabsichtigt der Deputirte Hervieu, eine Anfrage über die Lage in Dahomey und R im Congostaat an die Regierung zu richten.

Spanien.

__ Die amtliche „Gaceta de Madrid“ wird, wie „W. T. B.“ erfährt, in ihrer heutigen Nummer eine Verordnung ver- öffentlihen, wonach der Minimaltarif denjenigen Na- tionen bewilligt wird, deren Verträge am 30. Juni d. J. ablaufen.

Schweiz.

Der Bundesrath hat gestern eine Verordnung über die Vertheidigung und Verwaltung der Gotthard-Beféstigung erlassen. Danach soll an der Spiße ein Commandant (Oberst Divisionär) stehen, die Sicherheitsbesaßzung soll meist aus Truppen der Landwehr entnommen werden und das Fort Airolo eine ständige Dag erhalten.

Die internationale Convention über das Eisen- bahnfrachtreht hat ein Centralamt mit dem Sig in Bern in Ausficht . genommen. Nach den Bestimmungen der Uebereinkunft soll der {hweizer Bundesrath sofort nah dem Austaushe der Ratificationen zur Organisation dieses Centralamts schreiten , damit das Amt mit dem In- krafttreten der Convention functioniren könne. Wie der Berner „Bund“ schreibt, ist man in dortigen Kreisen der Ansicht, es jollten Schritte gethan werden, als Chef des zu creirenden Amts den Bundes-Rath Welti zu ge- winnen, der die mehrjährigen Verhandlungen, welche dem Abschluß. der Convention vorhergingen, als Vorste des Eisenbahn-Departements geleitet hat. Niemand dürfte, wie das Blatt meint, sih besser als er zum Leiter des Centralamts für Eisenbahnfrachtreht eignen.

Belgien.

Die Königin und die Prinzessin Clementine sind laut Meldung des „W. T. B.“ aus Brüssel an einer leichten Grippe erfranft.

Die mit der Prüfung des belgish-deutshen Handels- vertrags betraute Centralsection der Repräsentanten- kammer hat den Vertrag mit vier gegen drei Stimmen an- genommen.

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Unter den Verfassungsfragen; die_ eit den der allgemeinen Erörterun bilden, beftdet sh bie Ee des Königlichen NReferendums; es handelt sich hierbei um

das Recht, gegen" einen Parlamentsbeshluß auf dem Wege des

Referendums, also ohne Auflösung des Parlaments, an die

Blätter erklären indeß, wie der „Magd. Ztg.“ Mee wird, die Verleihung des Referendumsrechtes an den Monarchen für eine Shmälerung der parlamentarishen Rechte: der liberale Parteiführer Frère-Orban und der ultramontane Parteiführer Woeste seien hierüber einer Meinung und es sei siher, daß das Parlament diese Forderung ablehnen werde.

Amerika.

Das zwishen Großbritannien und den Vereinigten Staaten geschlossene Abkommen, wonach die Berings- See-Sitreitigkeit einem Schiedsgericht unterbreitet werden soll, ist am 18. Dezember unterzeichnet worden.

Den Londoner „Daily News“ wird aus New-York be- richtet: Dort vorliegenden Nachrihten aus Washington zufolge dürfte der Congreß in seiner jegigen Tagung fein Gesez über die Silberfrage beschließen. Die beiden Parteien des Congresses befürworteten eine im Jahre 1893 abzuhaltende internationale Conferenz über die Silberfrage, und es sei ein Geseßentwurf in Vorbereitung, der den Präsidenten Harrison ermächtige, die maßgebenden europäishen Mächte zur Entsendung von Dele- girten zu dieser Conferenz einzuladen. Die Conferenz solle nur die Befugniß erhalten, Rathschläge zu ertheilen.

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Rio de Janeiro vom 7. Januar telegraphirt wird, arbeitet die brasilianische Centralregierung mit Ruhe und befriedigendem Erfolge.

Afrika.

Jn Kairo ist gestern Nachmittag um 3 Uhr die Leiche des Khedive Mehemed Tewfik im dortigen Mausoleum unter Theilnahme seiner Gemahlin, des Ober-Commissars der Du Mukhtar Pascha und der Mitglieder des diplomatischen

orps feierlich beigeseßt worden. Im Auftrage des Herzogs von Cambridge, des Ober-Befehlshabers der großbritannischen Armee, nahm General Walker alsVertreier desselben an der Leichen- feier theil. Außerdem L AON pan ih zahlreiche Vertreter der Behörden sowie alle Klassen der Bevölkerung. Jn der imposanten Leichenprocession, die sich vom Palais nah dem Mausoleum bewegte, und bei der egyptishe und britische Truppen Spalier bildeten, bemerkte man auch Hunderte von Wagen mit Damen aus dem Harem. Jn den Straßen hatte fih eine ungeheure Menschenmenge angesammelt. Der einfahe Sarg wurde nah der Ankunft im Mausoleum unter den Gebeten der Mollahs in die Gruft gesenkt. Von der Königin Victoria und dem Prinzen von Wales waren an den großbritannischen diplomatishen Agenten und General-Konsul in Kairo Sir E. Baring Telegramme eingegangen, in welchen er beauftragt wurde, der Gemahlin des verstorbenen Khedive die Beilcids- bezeugungen der Königin und des Prinzen auszusprechen.

Wie aus Kairo ferner gemeldei wird, hat der Sultan den Prinzen Abbas zum Khedive ernannt. Der Groß- vezier, der hiervon dem Präsidenten des Ministerraths tele- graphisch Mittheilung machte, gab dabei dem Wunsch Aus- druck, daß das gegenwärtige Ministerium bis zur Ankunft des Prinzen Abbas die Geschäfte fortführen möge. Während des aestrigen Empfangs im Abdin-Palast erklärte der Ober- Commissar der Pforte Mukhtar Pasha, daß Prinz Abbas seinem Vater in der Regierung folgen werde. Der Präsident der Französishen Republik Carnot ließ dem Prinzen telegraphisch seine Glückwünsche aussprechen. L :

«Französische und englishe Blätter beschäftigen sih lebhaft mit der Frage, welche politishen Folgen der Thronwechsel in Egypten haben werde. Der „Temps“ ift ebenso wie die anderen Pariser Blätter der Ansicht, England werde die neue Situation in Egypten benußey wollen, ‘um fi daselbst noch dauernder festzuseßen. Der Sultan, welcher hon - lange eine flare Antwort Englands bezüglich der Räumung Egyptens wünshe, habe jezt Ge- legenheit, den Jnteressen der Türkei zu dienen und eine wichtige europäische Angelegenheit zu vertheidigen. Die „Liberté“ meint, Frankreich habe kein Jnteresse, die Situation zu compliciren; England könne zjezt freundschaftlih die itrittigen Punkte in Egypten regeln und die beiderseitigen Interessen wahren. Der „Siècle“ betont, Frankreih dürfe nicht dulden, daß bei Einseßung einer Regentschaft (von der indeß nah der bereits vollzogenen Ernennung des Prinzen Abbas zum Khedive niht mehr die Rede ist) die Engländer zu Mitregenten ernannt werden. Andere Pariser Blätter führen aus, daß Frankreich die Frage der Räumung Egyptens jeßt mit allem Nachdruck betreiben müsse. Die englische „Morning Post“ befürchtet, es würden große Anstrengungen gemacht werden, um den Hof des neuen Khedive mit Jn- triguen zu umgeben, und daß die Einflüsse, welche an der Loya- lität Tewfik's abprallten, sih jeßt nah allen Richtungen aufs neue geltend machen würden. „Darauf läßt M so heißt es in dem genannten Blatte nur sagen, daß alles, was das Werk Englands in Egypten ershwert, unvermeidlih den Zeitpunkt der britishen Räumung hinausschieben wird. Das internationale Problem läßt sih nicht noch verwidckelter gestalten, ohne zu den äußersten Maßregeln zu greifen, und das beabsichtigt am Ende Niemand. Alle Versuche aber, die Lösung zu verzögern, müssen von Anfang an unterdrückt werden. Leider muß man, wenn man auf die Geschichte der leßten aht Jahre zurückblickt, zugeben, daß die Opposition Frankreihs gegen jeden Plan, innere Reformen in Egypten einzuführen, ebenso regelmäßig wie hartnäckig gewesen ist. Der Tod des Khedive wird 1herlih der gesitteten Welt die immensen Verdienste ins Gedächtniß rufen, welche die britische Es sih erworben hat. Sie hat Egypten der Civilisation erhalten und fast die rana Staatsverfassung reorganisirt. Die egyptischen Finanzen ruhen jegt auf gesunden Grundlagen, und das Be-

MWählerschaft zu appelliren. Liberale wie fklerikale belgische

wässerungssystem ist verbessert worden; die Gerichtshöfe ver-

ienen nunmehr wirklich ihren Namen, und die Lage der Bauern hat sich in allen Beziehungen gehoben. Die A Welt ist daran interessirt, daß das Werk fortgeseßt wird. England gehören jedoch vier Fünftel aller Schiffe, welche den Suez-Canal passiren; es hat deshalb ein größeres eat als alle anderen Mächte

Interesse an der Zukunft E als l zusammen genommen. England bleibt nicht aus sentimentalen

Gründen in Egypten, und die britische a darf nicht vertrieben werden, bis das Werk des englischen taatsmanns vollendet ist.“ Ein anderes hervorragendes englisches Blatt, der Londoner „Standard“ führt aus: Es sei sicher, daß es

England nicht möglich gewesen sei, sich unter der Regierung

enstand

Das aus Egypten zurückzuziehen, und es wäre reine Thorheit, dies jezt zu thun. Das Alaít bittet Frankreich, die Schwierigkeiten der Lage in Betracht zu ziehen, deren Dauer dur den Tod Tewfik's Iod verlängert worden sei. Der „Daily Telegraph“ spricht sich in demselben Sinne aus und fügt hinzu, der neue Khedive Abbas werde von der Nothwendigkeit der englischen Occupation überzeugt sein. Die „Times“ meint, Sir Evelin Baring werde seinen Posten als Vertreter Englands in Kairo beibehalien und denselben legitimen Einfluß auf Abbas ausüben, den er sciner Zeit auf Tewsik —— habe. S hen F

ur marokkanischen Frage liegen neuere thatsächliche Meldungen von Belang nicht vor: das spanische Kriegs\chiff „Alfons XTT1.“ hat gestern Cadix verlassen, um nach Tanger zu gehen. Der Madrider „Jmparcial“ E seinerseits die Entsendung französischer Kriegsschiffe nah Tanger, bemerkt aber, Frankreih werde besser thun, den Engländern keinerlei Grund zu der Behauptung zu geben, daß sie gegen Frank- reichs Eingreifen im Norden und Südwesten Marokfos Stellung zu nehmen gezwungen seien. Spanien werde sicherlih auf Seiten erjenigen Mächte stehen, welche die durch die Verträge geschaffene Lage vertheidigen würden. Der Madrider „Globo“ meint, Spanien müsse den Status quo ver- theidigen; wenn aber dieser verlassen werden sollte, könne es niht indifferent bleiben. Der Madrider „Liberal“ zollt S Ung eines spanischen Kriegsschiffs nach Tanger Beifall.

Nr. 24. des Eisenbahn - Verordnun gs- Blatts vom 31. Dezember 1891 hat folgenden Inhalt: Erlase des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 15. Dezember 1891, betr. Nücfzahlung von irrthümlich zur Staatskasse entrichteten Wittwen- und Waifen- geldbeiträgen ; vom 18. Dezember 1891, betr. Verwendung einbeitlicher Formulare für die Vornahme der Damvfkessel-Revisionen u. #. w. Nachrichten.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Wird vom Wechselausfteller das von ihm unterschriebene Wechselformular unausgefüllt dem Wechselgläubiger über- geben, fo erhält, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Civilsenats, vom 24. Oktober 1891, dieser damit nur die Ermächtigung zur Aus- füllung mit dem im Wechselverkehr üblichen Inhalte; zu diesem Inhalte gehört der Domicilvermerk niht, und der Wehsel- gläubiger hat dem die Einrede der Arglist erhebenden Aussteller seaauer seine Ermächtigung zur Domicilirung des Wechsels zu

eweisen.

Kunst und Wissenschaft.

Vitriol“, das neueste Colossalgemälde des Professors Emil Neide in Königsberg, ist seit beute Friedrichstraße 76, Ecke Jäger- straße, ausgestellt. Neide ist hier bereits bekannt durch sein Bild „Die Lebenêmüden“.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 8. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“ is gestern Nachmittag in Sout- hampton, der Dampfer „Gera“ in Corunna, der Dampfer „Neckar“ heute in Antwerpen angekommen. Die Dampfer „Baltimore“ und „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ sind beute von Antwerpen abgegangen. Der Schnelldampfer „Werra“ ist heute früh von Gibraltar nach New-York weitergefahren.

Hamburg, 8. Januar. Die Störungen in den Telegraphenanlagen, die dur die orkfanartigen Stürme in den Nächten vom 5. zum 6. und in noch größerer Stärke vom 6. zum 7., verbunden mit außergewöhnlich heftigem Schneetreiben, hervorgerufen wurden, sind, wie der „Hamb. Corr.“ meldet, dank den umfassenden Vorkehrungen, die von Seiten der Behörde zu ihrer Behebung ge- troffen wurden, inzwischen fast sämmtlih wieder beseitigt. Na- mentlich bestehen Betriebsunterbrehungen mit dem Auslande und mit allen größeren Pläßen des Inlands nicht mehr.

Hamburg, 9. Januar. (W. T. B.) Hamburg-Ame- rikanifschce VaFeitahrt - Actiengesellschaft. Der Post- dampfer „, Califonia“ ist, von Hamburg kommend, gestern Mittag 1 Uhr in New-York eingetroffen. Der Postdampfer „Bohemia ist, von New-York kommend, heute Morgen 8 Uhr auf der Elbe eingetroffens f

London. Die Abschaffung der zweiten Klasse au den englishen Bahnen macht, wie dem „Centr. Bl. d. Bauv.“ mitgetheilt wird, rüstige Fortschritte. Zuerst hat die Mittellandbahn ihre Klassen von drei auf zwei vermindert. In den leßten Jahren sind ihr die Manchester-, Sheffield- und Lincolnshire-Bahn und einige \chotti])che Bahnen darin gefolgt. Jett ist dic zweite Klasse auh von der Nordbahn aufgegeben worden, die Karten zweiter Klasse nur noch für Fahrten, deren Ziel auf fremden Linien liegt, ausgiebt. Die größere Zahl der bedeutenden englishen Bahnen hat die Abschaffung der zweiten Klasse in Erwägung genommen.

London, 8. Januar. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Scot“ is heute auf der Heimreise in Southampton an- gekommen und der Union-Dampfer „Spartan“ auf der Ausreise von den Canarischen Infeln abgegangen. Der Union- Dampfer „Dane“ ist heute auf der Heimreise in Southampton angekommen.

Theater und Musik.

Residenz-Theater.

Gestern Abend ging vor der noch immer zugkräftigen „Madame Mongodin“ ein etnaktiger Shwank „Modebazar Violet“ von Benno Jaco bfohn zum ersten Mal unter reihem Beifall der Zuschauer in Scene. Die kleine Novität ist im Stil des französischen Salon-Dramas und im Parifer Geschmack gehalten, etwas frivol, aber lustig. Der leicht fllissige Dialog, der gleifalls an Ia Elte Vorbilder erinnert, ist zum Theil geistvoll und nicht ohne

Biß; wirkungsvolle Situationskomik und eine vortrefflihe Dar- stellung sicherten der dramatischen Kleinigkeit den Erfolg. Die mit- wirkenden Künstler, Fräulein Kathi Fischer, Fräulein Helene Schüle und die Herren Reusch, Pansa, Werner und Pagay haben sich gleihmäßig um den Erfolg verdient gemacht.

Thomas-Theater.

In dem Schönthanshen Schwank „Der Naub der Sabinerinnen“, der seit einigen Abenden wieder das Publicum erheitert, trat gestern Herr Hans Kreith vom Stadt-Theater in Brünn als Dr. Neumeister auf. Der Gast löste seine Aufgabe im O befriedigend; er bewegt sih ungezwungen, spricht klar und deutli, und Bn und wieder machte ich auch die Gabe des Humors angenehm bemerklich. An innerer, belebender Wärme fönnte die Darstellung, an freiem, ungekünsteltem Schwung die Rede noch gewinnen. Der t d muß sih wobl in der neuen Umgebung erst mehr heimisch fühlen, ehe seine volle Begabung gewürdigt werden kann. Die gestrige Leistung be- rechtigt jedenfalls, obgleich man dem Darsteller ein beinahe noch schüchternes Tasten nach dem rechten Ton und Ausdruck anmerkte, zu guten Erwartungen. Die freundliche und aufmunternde Aufnahme, die ihm neben den bewährten Kräften des Theaters, den Damen Gallus, Wagen und Hocke und den Herren Director Thomas und Kurz zu ¡theil wurde, ¡war daher} eine2 wohl- beretigte.

Am Montag geht im Königlichen Opernhause „Cavalleria- rusticana“ mit Dn Damen Pierfon, Dietrich und Lammert, den Herren Sylva uud Beß in Scene. Voraus geht „Cosi fan tutte“ mit den Damen Leisinger und Dietrih, den Herren Philipp, Sch{midt und Krolov. Am Dienstag findet auf Allerhöchsten Befehl eine Vorstellung der Oper „Das Nachtlager in Granada“ mit aufgehobenem Abonnement statt. Ueber den 1. Rang und die Orchesterlogen is Allerhöchst verfügt. Die Plätze zum Parquet werden nur unter der Bedingung verkauft, daß die Damen in heller Abendtoilette, die Herren im Frack mit weißer Binde erscheinen. In der Oper iff Fräulein Weiß, sowie die Herren Bulß, NRothmühl, Stammer, Lieban und Krasa beschäftigt. In der auf morgen (Sonntag) angeseßten Vorstellung der „Afrikanerin“ wird niht Frau Sucher sondern Frau Pierfon die Partie der Selica zur Darstellung bringen.

Der Spiclentwurf des Königlichen Schauspielhauses bringt morgen die erste Wiederholung der Molière’schen Comödie „Der eingebildete Kranke“. Am Montag giebt Herr Vollmer zum ersten Male nah seiner Genesung wieder den Hubert in „Wohl- thätige Frauen“. Auf Dienstag sind die „Kronprätendenten“, angeseßt, die bei der neulihen Wiederaufnahme zahlreichen Zuspruh gefunden hatten. Für Donnerstag ift „Yriel Acosta“, der seit langer Zeit ‘niht mehr auf den Brettern dès Schauspielhauses erschienen tft, neu einstudirt mit Herrn Matkowski als Uriel in Aussicht genommen. Zur Feier von Grillparzer’s Geburtstag geht am 15. und 16. die „Medea“-Trilogie in Scene.

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 10. bis 16. Januar lautet: Sonntag: „Die Afrikanerin“. Montag : „Cosi fan tutte“, „Cavalleria rusticana“, Dienstag: Auf Aller- höchsten Befebl. Mit aufgehobenem Abonnement: „Das Nachtlager in Granada“. Mittwoch: „Cavalleria rusticana“. „Die Verlobung bei der Laterne“, „Coppelia“. Donnerstag: Neu einstudirt: -„Di- norah“. Freitag: „Die Jahreszeiten“, „Cavalleria rusticana“. Sonnabend: „Lobengrin“.

Für das Königliche Schauspiel: brochene Krug“, „Der eingebildete Kranke“. Frauen“. Dienstag: „Die Kronprätendenten“. Mittwoch: „Der zer- brochene Krug“, „Der eingebildete Kranke“. Donnerstag: Neu ein- studirt: „Uriel Acosta“. Freitag: „Das goldene Vließ“: „Der Gast- freund“, „Die Argonauten“. Sonnabend: „Das goldene Vließ“: „Medea“.

Im Deutschen Theater müssen die Aufführungen von „Schwiegermama“ infolge anderweitiger Verpflichtungen der Frau Hedwig Niemaun unterbrochen werden, sodaß bereits morgen die vor- läufig letzte Aufführung des Stückes in Verbindung mit „Der Obolus“ stattfindet. Am Sonnabend, 16. d. M., geht „College Crampton“, Lustspiel in vier Aufzügen von Gerhart Hauptmann, zum ersten Mal in Scene. Am Montag und am Donnerstag wird, neu einstudirt, „Die Welt, in der man sich langweilt“ und Mittwoh „Doctor Klaus“ ge- geben. Für Dienstag sind „Die Geschwister“ und „Clavigo“, für Freitag „Torquato Tasso“ als dritte und vierte Vorstellung des 111. Goethe-Cyklus angeseßt.

Das neue Wolff’sche Lustspiel „Nah Madrid“, wird am Ber- liner Theater morgen Abend, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend wiederbolt. Ohnet's „Hüttenbestßer“ is für Montag und Mittwoch angeseßt. Am Freitag geht „Othello“ neueinstudirt zum ersten Male in Scene. Agnes Sorma wird bei dieser Gelegen= heit die Rolle der Desdemona spielen. Morgen Nachmittag findet zu ermäßigten Preisen eine Aufführung der „Jungfrau von Orleans“ statt.

Im Lessing-Theater findet am Freitag die erste Aufführung von Hans von Hovfen's fünfactigem Schauspiel „Helga“ statt. Jm übrigen ist der Spielplan der Woche folgendermaßen bestimmt : Montag: „Satisfaction“ und „Cavalleria rusticana“; Dienstag: „Die Großstadtluft“ : Mittwoch: „Das vierte Gebot“ und „Cavalleria rusticana“: Donnerstag: „Die Großstadtluft“; Sonnabend: „Die Großstadtluft“.

Als Nachmittags-Vorstellung zu ermäßigten Preisen Parquet 1 Æ# gelangt morgen im Wallner-Theater das Volksstück „Das neue Programm“ zur Wiederholung. Abends 77 Uhr findet die erste Aufführung der vieractigen Gesangsposse „König Krause“ von I. Keller und L. Herrmann, Musik von V. Holländer, statt.

Der „Meineidbauer“ kommt durch die „Münchener“ im Belle- Alliance-Theater“ am Montag zum leßten Male zur Auf- führung. Am Dienstag wird zum ersten Mal Anzengruber's Volks- schauspiel „Der ledige Hof“ gegeben. Morgen Nachmittag 34 Uhr findet die scchste Volkévorstellung (sämmtlihe Pläße des Theaters 1 M) ftatt. Zur Aufführung gelangt Gogol's fünfactiges Lustspiel „Der Revisor“.

Am Montag veranstaltet Herr Kapellmeister Meyder im Concerthause den fünften „Beethoven-Abend“ in dieser Spielzeit. Das Programm wird die Ouverturen „Fidelio“ und „Leonore Il“, die Sinfonia eroica, das herrlihe Septett (mit mehrfacher Beseßung der Streichinstrumente) u. \. w. enthalten.

Frau Teresa Carreño spielt in ihrem Klavierabend in der Sing-Akademie am Dienstag Abend 8 Uhr von kleineren Werken Schumann’s „Vogel als Prophet“, F. Hiller's „Zur Guitarre“, ein Minuetto von Bocherini-Dulcken, Liszt's Polonaise Nr. 2 und Henselt’s „Si oiseau j’étais“.

Die Wiederholung der Aufführung , Märchenbilderbuch“ von Olga Morgenstern mit Lebenden Bildern von Professor Doepler d. Aelt. ist auf Sonnabend, den 23. Januar, Nachm. 5 Uhr, bei Kroll festgeseßt. Der Billetvorverkauf findet bei Naabe & Plothow, Potsdamerstr. 7a, Challier, Leipzigerstr. 56, in der Redaction der „Hausf rauen-Zeitung“, Lüßowplaß 14 und bei Kroll statt.

Sonntag: „Der zer- Montag : „Wohlthätige

Mannigfaltiges.

Der Magistrat hat, wie die „N. A. Z." mittheilt, beschlossen, dein Antrage der Gewerbedeputation gemäß, von der Befugniß, durch Ortêstatut noch weitere Beschränkungen im Handelsgewerbe am Sonntag, als das, neue Reichsgesci es fordert, eintreten zu lassen oder den Geschäftsverkfehr für das Handelsgewerbe oder Zweige desselben gänzlich zu untersagen, keinen Gebrauch zu machen. Er ist der Ansicht, daß die Lage des Geschäfts im Handelsgewerbe weitere Beschränkungen nicht zulasse.

Das neue Lehrquartal der Humboldt-Afkademie wird am Montag Abend um 7 Uhr im Dorotheenstädtishen Realgym- nasium, Georgenstr. 30/31 (nächst Bahnhof Friedrichstraße), eröffnet. Der erste Vortrag jedes Cyklus ift für Herren und Damen auch ohne Hörerkarte zugänglich. Es beginnen: Montag Abends 7 bis s Uhr: Dr. A. Chr. Kalischer, Kirchengeshichte, 11. Theil; Doc. Will. Wolf, Abriß der Mußikgeshichte (mit Klavier und Notenbeispielen); 7 bis 9 Uhr: Dr. Thiessen, Englisch; 8 bis 9 Uhr Dr. Mar Schmid, Kunst- und Guan der italienishen Renaissance (mit Abbildungen); Dr. jur. W. Brandis, Das Recht der Frau. (Wegen schwerer Krankheit des Doc. Marquis B. di San Giorgio können die Cyklen über italienische Literatur und Grammatik erst später eröffnet werden.) Am Dienstag be- ginnen: Abends 7 bis 8 Uhr: Dr. H. Potonié, Pflanzenkunde unserer Heimath; Dr. K. W. Zimmermann, Bau und Function der innern Organe des menshlihen Körpers (mit Demon- ftrationen) ; Prof. Dr. M. Phili ppson,_ Neuere Geschichte. Calvinismus und Gegenreformation ; Dr. H. R Schopen- hauer „Die Welt als Wille und Vorstellung“; 8 bis 9 Ühr: derselbe, Aesthetik: Dr. K. W. Zimmermann, die Zelle (mit Demonstr.); Doc. G. Duncan, M. A., Englifh Literature. Dickens? Dombey and Son; Dr. R. Löwenfeld, Geschichte der neueren rufsishen Literatur. Alles Nähere enthalten die Programme, welche in be- fannten Buchhandkungen, im „Invalidendank“ und in den Bureaus, Central-Hotel, Laden 14, und Friedrichstraße 83, gratis ausgegeben

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