1892 / 78 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 30 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

PEIST I S C C I E A S D G E “ns E E S E n E E N u anin ï S á Ï i

dürfte. Auf ihren langen unterirdishen Wanderungen haben diese Quellwasser einen starken Gehalt von Gasen und mineralishen Sub- ftanzen aufgenommen, welche nah Art des Karlsbader Sprudelsteins in mächtigen Schichten a Magert sind. Im Innern des Sumpf- bedens ist noch nie eine Quelle gefunden, was auch bei der unter- lagernden Thonschiht erklärlich ist. Aus diesem Grunde würde für die pontinishen Sümpfe auch ein in Amerika angewandtes Trockenlegungsverfahren auêëgeschlofjen sein, welches in dem Durchslagen der unterlagernden undurlässigen Schichten be- steht, um dem Sumpfwasser Abzug in die Tiefe zu schaffen. (s würde hier gerade der gegentbeilige Erfol stattfinden, man würde mächtige artesishe Brunnen schaffen. Nächst dem Uebermaß und dem stoßweisen Erguß der fremden Massermassen bildet der Umstand einen weiteren Grund für die Versumpfung, daß sämmtliche Flüsse und Gräben nur eine_ einzige Mündung ins Meer haben; dadur werden die Wassermassen aufgeftaut und verbreiten sich du das rei rerzweigte Kanalneß über die ganzen Ebene. Ein weiterer Grund für die Unzulänglichkeit der vorhandenen Entwäfserungskanäle ift das enorme Wuchern der Wasserpflanzen in denselben. Das Hinein- treiben von Büffelheerden in diese verwasenen Kanäle if ein zu primi- tites Mittel, um dem Zweck zu entsprechen und schädigt zudem noch die Uferböschungen. Die ersten Trockenle ungsversuhe hat anscheinend Appius Claudius, als er ca. 312 v. Chr. seine berühmte Heerstraße na Unter-Italien anlegte, gemacht; weiter wird berichtet von einem Ver- such des Konsul Cornelius Cethegus und von der großartigen Idee Julius Câfar’'s, das Albanergebirge zu durstehen, und den Tiber in die Sümvfe zu leiten, um dur seine Sedimente das ganze Gebiet zu erböben, eine Idee, deren Durchführung einen reellen Erfol gehabt hätte. Nah Câfar haben Augustus, Nerva, Trajan, Theodori und achtzehn Päpste, darunter Leo X. und Sirxtus V. wenig erfolg- reie Trockenlegungsversuche gemacht. Pius VI. bat endlih vor 115 Jahren mit einem Aufwand von 9 Millionen Fr. großartige Arbeiten ausführen laffen, welhe eine zukünftige Trockenlegung sehr erleihtern und verbilligen werden. Von thm stammt der bei weitem größte Theil des jeßigen reid verzweigten Kanal- neßes, von dem ca. 80 km schiffbar sind, sowie die Wieder- berstellung und Aufdämmung der versunkenen Via Appia und ibr Shmuck mit den so herrlichen Bäumen. Später hat 1E noch Napoleon I. sehr für die pontinishen Sümpfe interessirt. Dur das Mitglied der Academie Pronv ließ er das Gebiet genau aus- nebmen und die geologischen und hbydro raphishen Verhältnisse, die Wassermengen jedes einzelnen Baches enau bestimmen. Napoleon's Sturz hinderte ihn daran, seine Idee zu verwirk- lihen. Seit Pius VI. bat man sih damit begnügt, das von diesem Papst Geschaffene in leidlihem Zustand zu erhalten. Redner erörterte dann sein Project für die Trockenlegung. j

1) Zur völligen Gesundung der Luft kann nur eine Radicalcur belfen, es darf kein Stück Sumpf, kein Tümpel zurück- bleiben, sonst werden die Colonisten durch die aria cattiva gefährdet.

2) Im Gegensaß zu allen früheren Projecten darf kein Tropfen fremden Wassers mehr in die Sümpfe_bineinkommen. Alle Qufiüsse von den Bergen, alle Quellwasser müssen durch peripherische anâle, die gegen die Innengräben abzuschließen sind, abgefangen und direct ins Meer geleitet werden. Im Westen ift ein derartiger Kanal in dem Fiume Süsto shon vorhanden.

Es ift nur nöthig, thm dur einen 600 m langen Durchstih durch die Dünen einen directen Weg ins Meer zu geben. Das Gefälle 1 : 900 ift ein genügend starkes, um diese Oeffnung permanent ofen zu erbalten.

3) Um den Fluthgräben am Fuß des Bolefcgee kein zu großeë Profil geben zu müssen, sind im Gebirge Vorkehrungen nöthig, um den Abfluß der Hochwasser zu verlangsamen und auf circa vier Tage zu vertheilen.

Dieses Ziel läßt sich erreichen :

a. dur Hervorrufung einer, wenn auch zunächst nur gering- wertbigen, Vegetation auf dem ärmlihen FelSsboden.

b. durch Sprengung einer großen Zabl kleiner Trichter in den oberen Gebirgsregionen, welche den Abfluß des Regenwassers verlang- samen und den Schutt oben festhalten, Ï

c. dur Anlage von Thalsperren, welche den Abfluß des Wassers zu reguliren gestatten, und wozu sich einige weite Thalkessel mit engem Ausgang sehr gut eignen. e

äst auf diese Weise erreicht, daß fein anderes Wasser als das, weldbes durch die direct das Gebiet treffenden Niederschläge erzeugt ist, in die Sümyfe gelangt, so genügen die vorhandenen Innenkanäle voll- ständig, um binnen wenigen Wochen das jest inundirte Terrain trocken zu Tegen. s

4) Die etwa 2000 ha, welche für die natürlihe Entwässerung zu tief liegen, müssen durch kleine Dämme gegen das übrige Sumpf- gebiet abgegrenzt uud durch Siel-Vorrichtungen und einfahe Wind- motoren entleert werden.

Der Vorzug des vorgeschlagenen Systems beruht darin, daß das- selbe an die Arbeiten Piu's ŸVI. anknüpft und dieselben ausnußt, ferner darin, daß die eigentlichen Bodenarbeiten nur am Rand der Sümvfe, am Meer und an den Bergen, nothwendig sind, nicht in den tiefen Moorschichten, wodurch Leben und Gesundheit der Arbeiter besser geschont wird. Die Erfahrung, daß die jenseits der ersten Bergkette des Volskergebirgs gelegenen Gebiete ebenso wie die zwishen Meer und Dünenktette fieberfrei sind, muß bei Unterbringung der Arbeiter während der Nacht ausgenutt werden. Mird die Trockenlegung nah einheitlichhem Plan mit höchster Energie,

auéreibenden Men|chen- und Maschinenkräften an allen Orten gleich- zeitig begonnen, so wird fie in einem einzigen Winter vollendet werden fönnen und werden die eigentlichen Trocfenlegungsarbeiten weniger als eine Million Lire kosten. Nach geschehener Trockenlegung ist alsbald für cine fräftige Vegetation und eine intenfive allgemeine und un- auêgeseßte landwirthschaftliche Ausnußzung des Bodens mit allen Mitteln der modernen Tehnik Sorge zu tragen. Dann wird ein - Gewinn von mehreren hundert Millionen erzielt werden und auch der bejammernêwerthe Zustand der vom Fieber zerrütteten Umwobner wird aufhören, die günstigen hygienischen Verhältnisse wer- den si bis nah Rom hiufühlbar machen, und diese Sümpfe, jeßt die Quelle der Pest und des Todes, werden wieder zu einer Stätte der Wohlhabenbeit und des Glücks von Hunderttausenden von Be- wohnern werden.

Geheimer Bergrath Professor Dr. Credner aus Leipzig gab sodann eine lebenswarme Schilderung des Colorado-Plateaus und des Great-Golorado-Cañons im Westen der Vereinigten Staaten.

Kunstgeshichtlihe Gesellschafk.

Fn der am vorigen Freitag im Kaiserhofe abgehaltenen Märzsißung berichtete der Geheime Regierungs-Rath Dr. Lippmann über die Ausstellung farbiger Kupferstiche im K. K. öster- reichishen Museum für Kunst und Industrie zu Wien. Der Vortragende shickte cine kurze Darstellung des technischen Ver- fahrens, mit der Kupferplatte Farbendrucke herzustellen, seinen Aus- führungen voraus. Nachdem \hon um die Mitte des stebzehnten Jahrhunderts Hercules Seghers in Utrecht mit seinen Stihen und Ra- dirungen farbige Wirkung zu erzielen versucht hatte, indem ersieauf gefärbtes s abdruckte und bie und da die Platte mit farbigen Pigmenten tatt mit Druckershwärze einfärbte, ging der aus Franffurt gebürtige Jacob Christoph Æ Blon (1670—1741) dazu über, die an ih son malerishe Schabkunstmanier dur Farbenüberdruck von verschiedenen mit je einem Ton eingefärbten Platten zum eigentlichen Farbendruck zu . erweitern. Sein edeutendster Nachfolger in dieser Technik war I. F. Dagoty (1717—1783), während die französischen Meister der zweiten Halfte des achtzehnten Jahrhunderts, wie Debucourt, Janinet, Descourtis u. a. das einfachere, aber größere persönliche Sorgfalt und Geschicklihkeit verlangende Verfahren ‘bevorzugten, die einzelne in Cravon- oder Aqguatintamanier hergestellte Platte mit den ver- schiedenen Localtônen einzufärben und von dieser in einem Abzug farbige Drucke herzustellen. Die graziösen Schöpfungen dieser vorzugsweise in

reihhaltigster Auswahl im österreichischen Museum zur Zeit ausge- stellt. Leider entspriht die Qualität der Abdrücke, welche gerade bei dieser Technik für die Werthshäßung von außerordentlicher Be- deutung ist, nicht durchweg den Ansprüchen, welche man an cine Muster- sammlung zu stellen beredtigt ist. Der Mehrzabl nah gehören die in Wien zusammengebrahten Cremplare der Albertina der K. K. Hofbibliothek, den Fürfilis Wallerstein'shen und Liechtenstein'scen Sammlungen an. Zum Schluß seiner Ausführungen stellte der Vor- tragende für den nähsten Winter eine Ausstellung von Farbendrucken in dem Berliner Kupferstichcabinet in Ausfiht.

Der Geheime Regierungs-Rath Dr. Bode spra sodann über die neueste Entwicklung der ttalienischen Kunstsammlungen, indem er den in leßter Zeit so viel erörterten Verkauf älterer römischer Privatsammlungen näher beleuchtete und interessante Mittheilungen über neu entstandene Localsammlungen in kleineren rovinzialftädten machte, die aber in ihrer Entwicklung noh vielfa gehemmt find. Selbst die Gründung einer National-Gemäldegalerie und eines Gips- museums in Rom begegnet zur Zeit noch zablreichen, {wer zu beseitigenden Hindernissen. Der Redner s{ließt mit einem warmen Nachruf für den fkürzlih jung verstorbenen Kunstforsher Baldoria, der im Dienst des italienischen Cultus-Ministeriums sih um die Erforschung, namentli der mittelalterlichen und frübristlichen Kunst seines Vaterlandes reiche Verdienste erworben hat.

Nachdem der Geheime Regierungs-Rath Lippmann noch einige neue literaris{e Erscheinungen aus dem Gebiete der Bibliographie und der grapbischen Künste vorgelegt hatte, {loß die Sißung mit einer kürzeren Mittheilung des Präsidenten, Grafen Dönhboff-Fried ri- stein über die Vorarbeiten zu der voraussihtlich Mitte April zu eröffnenden Ausstellung von Kunstwerken der frideri- cianishen Zeit, die in den Räumen der Königlichen Akademie der Künste stattfinden wird.

Ein interessanter Alterthumsfund aus der Steinzeit ist, wie der „N. Pr. Da berihtet wird, vor furzem von dem Ritterguts- besißer v. d. Osten-Warnißz der prähistorishen Abtheilung des König- lien Museums zum Geschenk gemaht worden. Es sind zwei Thon-

efäße und zwei sehr {öne Steinhämmer, die zusammen in einem Srabe bei dem Dorfe Warniß, Kreis Königsberg i. N., gefunden wurden. Das größere Gefäß von 13 cm Höhe und 11,5 ecm größtem Durch- messer ist aus einem ziemlich fchlecht gebrannten, mürben, hellbraunen Thon hergestellt; es zeigt ungefähr in der Mitte eine einfahe nicht allzu starke Ausbauhung und im übrigen eine glatte Oberflähe ohne Ornamente. Das zweite Gefäß, das in dem ersten größeren stand, if becherförmig, 6 cm bo, 7,3 cm im oberen und größten Durchmesser haltend, -ebenfalls von brauner Farbe, ziemlich \chlecht gebrannt und außen mit einer rauben, ungeglätteten Oberfläche versehen. Die zwei Steinhämmer sind aus graubraunem dioritishem Gestein und 16,3, bezw. 17 ecm lang. Sie sind beide von ganz gleicher Form, mit einem durchbobrten Stilloch versehen, mit viereckigem Querschnitt, etwas verjüngtem Bahn- ende und feiner Politur. Beide sind bis auf eine geringe Beschädigung am Babnende des einen sehr gut erhalten und lagen, mit den Schneide- tbeilen nah außen gefebrt, einander gegenüber, auf beiden Seiten der beiden in einander gestellten Thongefäße. Dabei lagen zahlreiche fleine Knochen- stücke, die vom Leichenbrand berzurühren schienen. Der ganze Fund ist in verschiedener Hinsicht von großem Interesse: die Steinhämmer sind sicher feine einheimische märtif e Arbeit, sondern weisen auf nor- dische Einführung aus Rügen, Schleswig-Holstein oder Dänemark, wo derartige, sauber gearbeitete und fein eiliffene Exemplare häufig vorkommen. Die Thongefäße und vor allem der kleine Becher haben niht das typishe Gepräge -der neolithishen Zeit, sondern erinnern fast noch mebr an rohere Formen des sogenannten Laufitßer Typus während der Bronzezeit, dessen leßte Ausläufer bereits wieder- bolt auf verschiedenen Gräberfeldern der Neumark beobachtet werden fonnten. Sehr merkwürdig wäre auch das Vorkommen von Leichenbrand, der allerdings nicht ganz sicher, aber do mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Befunde der wenigen, um die beiden Ge- fäße zerstreut herumliegenden Knochenstüke festgestellt werden konnte. Denn während der Steinzeit ist Leichenbestattung die übliche Be- gräbnißart, und nur ganz vereinzelt bat man hier und da, wie z. B. in Thüringen und Schlesien, am Ende dieser Periode und in der Vebergangszeit zur Bronzeperiode Leichenbrand beobachtet. Auf jeden Fall dürfte auch dieser Grabfund von Warniß dem Ausgang der Steinzeit oder bereits der Uebergangszeit zur Bronzecultur, also etwa dem Ende des zweiten Jahrtausends vor Christi, angehören.

Land- und Forstwirthschaft.

_ Stand der Saaten.

In Folge günstiger Witterungsverbältnisse hat auch im Regie- rnngsbezirke Gumbinnen die Herbstbestellung der Aecker überall zur Zufriedenheit erfolgen können; die Saaten find durchweg kräftig in den Winter gekommen und stehen, soweit sich dieses überhaupt zur Zeit feststellen läßt, gut.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Ueber die Influenza

berichtet Nr. 13 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits- amts“ in Folgende : 4

Die Verbreitung der Seuche im Ausland isst den eingegangenen Mittheilungen zufolge nur noch gering, wenngleich die aus einzelnen Orten gemeldeten Fälle etwas zablreiher waren als in der Vorwoche. In London z. B. erlagen der Seuche 35 Personen gegen (:) 30 in der Vorwoche. Allerdings hat dort und in den übrigen Berichts- städten von Großbritannien und Irland, wie schon in der Vorwoche, auch in der Berichtêwoche die Gesammtsterblihkeit zugenommen (London St. 24,3 auf je 1000 Einw. : 22,1 9/00, Liverpool 33,1 : 309% u. #. w.). In Paris betrug die Zahl der Fnfluenza-Todesfälle wie in_ der Vorwoche 2, in Amsterdam sogar nur 1 : 5. Eine fleine Steigerung der Verbreitung der Influenza wiesen Wien mit 10 Erkrankungen : 8 und Prag mit 16 Erkr. : 10 bei 1 Todesfall : 1 in der Vorwoche auf. ie Gesammtsterblichkeit und die Zahl der Todesfälle an acuten Erkrankungen der Athmungs- organe war in Wien «wle in den meisten übrigen Berichtsorten Oesterreih-Ungarns gegenüber der Vorwoche erhöht. (Wien St. 28 6 : 26,3 9/00, A. 159 : 139, Prag St. 31,9 : 27,5 9/00, A. 40 : 28, Budapest St. 31,1 : 27,4 9/x, A. 59 : 44 u. f. w.) Aehnlich lagen die Verhältnisse in Kopenhagen (Erkr. an SInfl. 121 : 114 bei 1 : 4 Todesfällen, St. 21,9 : 19,6 %/oo, A. 32 : 28). In Stockholm famen 1 Todesfall und 9 Erkr. an Infl. : 3 und 12, in New-York 18 Todesfälle : 20 zur Meldung. l :

Im Deutschen Reih wurden tim Reg.-Bez. Düsseldorf 15 Todesf. u. 400 Erkrank. an Infl. : 9 u. 480 in der Vorwoche, in Nürnberg 110 Erkrank. : 126 beobachtet. Todesfälle an Influenja fommen nur noch ganz vereinzelt vor. Die höchsten Ziffern, welche auf Mainz, Straßburg und Altona entfielen, waren 6, 4 und 3.

Eine im Vergleich zur Vorwoche größere Gesammtzahl von Todesfällen sowie besonders solcher an ranfbeiten der Athmungs- organe neben vereinzelten Fällen von Influenza oder au ohne leßtere ist wieder aus einer Reibe von Städten, namentlich des Westens und Südens (Düsseldorf, Elberfeld, Osnabrüd, Dortmund, Bonn, Frank- furt a. M., Darmstadt, Mülhausen i. E., Nürnberg, Augsburg u. \. w.) gemeldet worden. é

Handel und Gewerbe.

Täglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. d. M. geftellt 9787, nit reht- zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 28. d. M. gestellt 3299, nicht

ranfreih und England cultivirten Technik, die namentlich in den Dienst der Bildniß- und Sittenbilddarstellung gestellt wurde, sind in

rechtzeitig gestellt Teine Wagen.

Zwangsversteigerungen. pz

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen 99. März 1892 auf Antrag einiger Benefizialerben des Brümeret, besiters C. F. E. Lehmann die Grundstücke in der Kronenstraße 49 und 43 zur Versteigerung; Gebäudesteuer-Nußungswerth zusamm 39 560 (; Mindestgebot zusammen 240 000 4; für das Meistguten von 655 000 A wurden die Frau Wwe. Marie Lebmann, di Frau Rittergutsbesizer Johanna Fuhrmann, die Ebefrau dee Ersten Staatsanwalts Lademann, der einjährige Freiwillige Willy Lehmann zu Brandenburg a. H. und die Frau Assessor Frida Haseloff zu Posen Ersteher. j

Beim Königlichen Amtsgericht Il Berlin ftand am 98. März 1892 das Grundstück des Kaufmanns August Domasch zu Neu-Weißensee, Heinersdorferweg 25 belegen, zur Verfteige- rung; Flähe 0,0786 ha, Gebäudesteuer - Nußungswerth 285 4; Mindestgebot 422 #; für das O von 15 000 A wurde der Kaufmann Berthold Jacobi, erlin, Greifswalderstraße 54 Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangë- versteigerung, betreffend die Grundstücke des Maurermeisters Ottg Herold, zu Steglitz belegen, da die Anträge zurückgenommen wurden. G d arde ae E A P]

Ein von der „Frankf. Ztg.“ veröffentlihtes Kabeltele ramm von Villars aus New-York meldet, dem Rückgange der Northern- Pacific-Werthe liege keine specielle Ursahe zu Grunde. Die laufenden Brutto-Einnahmen stellten sih bei wesentlich niedrigeren Betriebs\pesen so hoh wie im verflossenen Jahre, es beständen über- haupt keine finanziellen Schwierigkeiten irgend welcher Art.

Leivzig, 29. März. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per April 3,425 Æ, per Mai 3,421 4, per Juni 3,45 #, per Juli 3,45 X, per August 3,473 4, per September 3,50 #, per Oktober 3,50 4, per November 3,50 4, ver Dezember 3,50 , per Januar 3,50 #, per Februar 3,50 4 Umsatz 105 000 kg. _

London, 29. März. D T. B.) Die beute eröffnete Woll- auction war bei ziemli lebhafter Betheiligung stark befuht. Das Totalangebot betrug 356 000 Ballen. Heute wurden 12 309 Ballen angeboten. _Australische Merino- und Capwollen 5 9/9 unter den Februarpreisen. Kreuzzüchtung zu Gunsten der Käufer ohne nennens- werthe Veränderung. :

An der Küste 3 Weizenladu ngeen angeboten.

Manchester, 29. März. (W. T. B.) 12r Water Taylor ö, 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 6, 30r Water Clayton 6f, 39r Mock# Brooke 6%, 40r Mayoll 6, 40r Medio Wilkinson 72, 39r Warvcops Lees 64, 36r Warpcops Rowland 7, 40r Double Weston 77, 60r Double courante Qualität 11, 32“ 116 yards 16 K 16 grey Printers aus 32r/46r 144. Nuhig.

St. Petersburg, 29. März. (W. T. B.) Der Verwaltungs: rath der S. Petersburger Internationalen Handelsbank beschloß beute, wegen der leßten Ereignisse die Abschreibungen um etwa 100 000 Rbl. zu erhöhen und demna die Dividende für das Fahr 1891 nur im Betrage von 26 Nbl. vorzuschlagen, aber den Actionären anbeimzugeben, einen weiteren Rubel Dividende dem Reservefonds zu entnehmen. Der Verlust an den Loosen der Adelë- Agrarbank, der 750 000 Rbl. beträgt, wird aus den Effecten und Svyndicatsgewinnen gedeckt. :

Palermo, 29. März. (W. T. B.) In der gestrigen General- versammlung der Westsicilianischen Eisenbahn - Gefell: \chaft wurde die Dividende für das Jahr 1891 auf 18 Lire netto feslgelevt; der Restbetrag von 8 Lire gelangt am 1. Juli cr. zur Ausê- zahlung.

Athen, 29. März. (W. T. B.) Das Goldagio _ ist in der leßten Woche um 15 9/6 gefallen; man schreibt dies dem Verbot der Goldtermingeshäfte an der Börse zu.

New-York, 29. März. (W. T. B.) Die Fondsbörse eröffnete zu höheren Notirungen, schwächte ih aber im weiteren Ver- laufe ab und {loß zu den niedrigsten Curfen des Tages. Der Umsaß der Actien betrug 246 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 3 200000 Unzen geschäßt. Die Silberverkäufe betrugen 20 000 Unzen. :

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Srovut le betrug 7 078 785 Doll. gegen 6 881 350 Doll. in der Vorwoche. E

Weizen - Verschiffungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten s Groß- britannien 85 000, do. nah Frankreih 23 000, do. n anderen Häfen des Continents 76 000, do. von Californien und Oregon nah Großbritannien 15 000, do. nach anderen Häfen des Conti nents Qrís.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

5. April, Mittags. De Directeur van s’ Ryks Centraal Magazyn van Militaire Kleeding, Uitrusting enz. zu Amsterdam, Sarphatistraat : , j .

1) Ueferung von Lederzeug und Pferdegeschirr, worunter 600 Deen für die Armee, i :

2) Lieferung von 60000 Eßkesselsäcken für die Armee. /

Bedingungen und Muster zur Einsichtnahme und Ansicht im genannten Magazin. :

9. April, Mittags. Ministerie van Kolonien im Haag, in Dienstgebäude : Lieferung von Trägereisen 2c. in verschiedenen bthei- lungen. Bedingungen käuflich bei. den Buchhändlern Goebroeders van Cleef im Yaag, Hofspui 28a.

Belgien.

13. April, Mittags, Brüsseler Börse, Lieferung von Bolzen.

1) 21 500 kg polirte S raubenbolzen mit Mutter füx Locc- motiven (Nr. 2, 3, 4, 5, 7 u. 10).

9) 13 500 kg dergl. für Locomotiven (Nr. 11—14, 19, 21, 22).

3) 13 200 kg dergl. für Locomotiven (Nr. 25—30 u. Z0bis).

400 kg dergl. ohne Mutter für Locomotiven Nr. 37 u. 37).

4) 1120 kg dergl. mit Mutter für Locomotiven (Nr. 38, 39 u. 44).

1300 kg dergl. mit Mutter für Tender (Nr. 40). L 2100 kg dergl. ohne Mutter zur Befestigung der Radfelgen bei Locomotiven (Nr. 47). 9900 kg dergl. für dergl. bei Waggons (Nr. 48). 1100 kg dergl. für dergl. bei Tender (Nr. 49). 150 kg dergl. für dergl. bei Wagen (Nr. 50). 5 60 kg volirte Schraubenbolzen mit 2 Muttern für Tender- ölfapseln (Nr. 51). :

16. April 11 Uhr, Provinzialregierung zu Namur, Lieferung von

Schwellen 2c. / ¿ Sicherheit:

1) 9920 eihene Schwellen von 2,6 m Länge. Fr. 0,30 für jede Schwelle. Í ;

9) 302 Stü Eichenholz zur Fundirung von Weichen und Geleit freuzungens

Rumänien.

94. Mai n. St., 2 Uhr, Bukarest, Kriegs-Ministerium Boult vard Carol, Haus Joanid —: 40 kg Antipyrin und 200 kg Jod0° form. Bedingungen einzusehen in ‘der Sanitäts-Direction, Ab- theilung VI. Caution 10% des Preises. :

95. Mai n.-St., 2 Uhr, unter den nämlichen Bedingungen ebe daselbst: 32 0060 nah Vorschrift zu liefernde weiße Flaschen.

27. Mai, 2 Uhr, Pharmaceutisches Centraldepot im vorgenannt Kriegs-Ministerium, unter den nämli Bedingungen : Lieferung v0? A a 7 i und pharmaceutischen Gegenständen nah Maßgabe des

astenheftes.

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

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Berlin, Mittwoch, den 30. März

[S92.

I E E E R E E R E E E R E R E E R R R E E E R E R E E R A E E R R R E M E R R E E E

Preußischer Landtag. Herrenhaus. 8. Sißung vom Dienstag, 29. März.

Der Sitzung wohnen der Vice-Präsident des Staats-Ministe-

riums Staats:Minister Dr. von Boetticher, der Minister des Innern Herrfurth, der Justiz-Minister Dr. von Schelling, der Finanz-Minister Dr. Miquel, der Minister für Land- wirthschaft 2c. von Heyden, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen und der Minister der geistlichen 2c. An- gelegenheiten Dr. Bosse bei. “Jn einmaliger Schlußberathung werden zunächst erledigt die Geseßentwürfe zur Ergänzung der Gescße über das Ruhegehalt der emeritirten Geistlihea und über die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Geistlihen der evangelishen Landeskirche in den neun älteren Provinzen der Monarchie, sowie über die Sterbe- und Gnadenzeit bei Pfarrstellen und die kirchlihe Aufsiht über die Vermögens- verwaltung der Kirhengemeinden.

Entsprehend dem Antrage der Finanzcommission wird über die Petition der Wester- und Lintelermarscher Deichacht um Einstellung eines ihr als Darlehen zu ge- währenden Betrages von 1161000 A in den Etat für 1893/94 behufs Besteinung des in der genannten Deichacht belegenen Seedeichs, zur Tagesordnung übergegangen, nachdem der Berichterstatter Ober-Bürgermeister Zweigert ausgeführt hatte, daß in einem solhen Falle in erjter Linie die Provinz einzutreten hätte.

Graf zu Inn- und Knyphausen tritt für die betreffenden Gemeinden ein, die sehr belastet seien, und empfiehlt die Ueber- weisung der Petition zur Berücksichtigung, wenn nit der Finanz- Minister die Erklärung abgeben tönne, daß die Grund- und Gebäude- steuer werde überwiesen oder aufgehoben werden.

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Der Herr Vorredn:.r wünsht von mir Erklärungen darüber zu baben, ob es in der Absicht der Staatsregierung liegt, entsprechend der zwischen dem Landtag und der Staatêregierung bei Gelegenheit der Einleitung der Steuerreform in den ersten Stadien bestehenden Üebereinstimmung an eine Ueberweisung von Grund- und Gebäude- steuer im zweiten Stadium der Steuerreform heranzutreten.

Meine Herren , die Veranlagung der neuen Einkommensteuer hat ein überraschend günstiges Ergebniß gehabt. Wir baben gegen- wärtig, rorbebaltlih der eintretenden Berichtigungen, vorbebaltlich der unzweifelhaft bei der ersten Veranlagung nah dem neuen Steuer- svstem sehr zahlrei eintretenden Berufungen und Stattgebungen von solchen Berufungen, die noch eine erhebliche Reduction dieses Ergebnisses bérbeiführen können, einen Mebrertrag gegenüber dem Erbebungsfoll von etwa 43 Millionen. Ich nebme an, daß es sehr wohl möglich ist, daß fich diese 43 Millionen auf rund 40 Millionen in den weiteren Instanzen der Veranlagung reduciren. Dieses Ergebniß ist ein über Erwarten günstiges. Wir batten üu Finanz-Ministerium einen so boben Betrag nidt angenommen, waren aber ebenso wenig in der Lage, wie jeder andere Sachkundige auf diesem Gebiet, eine bestimmte und zutreffende zablenmäßige Schäßung vorher eintreten zu lafsen.

Dieses günstige Ergebniß beweist erstens die absolute Berechti- gung, ja Nothwendigkeit der Steuerreform, erleichtert zweitens den veiteren Fortgang derselben und giebt endlih ein erfreulihes Bild über die Woblhabenhecit des Landes. Die Staatsregierung ist immer davon durdrungen gewesen, daß das, was wir bisher thaten bezüg- li der Reform der Gewerbe- und der Einkommenstcuer, nur ein erster Schritt sein sollte und kounte, daß die Mebrerträgnisse nicht unmittelbar für die Zwecke des Staats verwendet werden follen, sondern vielmehr zur Durchführung des ganzen Plans in dem Sinne, daß die bestehende staatliche Dovpelbesteuerung in der Personalsteuer und in der Realsteuer, soweit die Finanzlage das irgend gestattet, gänzlich beseitigt oder wenigstens erheblich vermindert werden solle, und die Staatsregierung hält auch an dieser Ueberzeugung noch heute fest und hofft, daß der zweite Schritt in diefer Steuerreform in derselben Uebereinstimmung mit den beiden Häusern des Landtags zu Er de gefübrt werden wird, wie cs bei dem erften Schritt der Fall war.

Meine Herren , in technischer Bezichung, ih möchte sagen, in national-öfonomisch-wissenschaftlicher Beziehung und in Betreff der praktischen Schwierigkeiten der Ausführung ift der zweite Schritt viel schwerer wie der erste. Wenn er uns gelingen sollte, fo glaube ich aller- dings, daß Preußen dann in Staat und Gemeinde ein Steuersystem be- kommt, um welches es von der ganzen Welt beneidet werden fann, weil es den Grundsäßen der Gerechtigkeit in möglichst vollkommenem Maße entsprechen wird. Darüber fann kein Zweifel sein, meine Herren, daf, welde Form der Ueberweisung der Grund- und Gebäudesteuer man aud) wählt: ob die Ueberweisung der bisherigen Staatssteuern an bestimmte Verbände, sei es an die Provinzen, sei es an die Kreise, sei cs an die Gemeinden selbst, oder ob die Form gewählt wird eines Verzichtes des Staats auf die Hebung der Grund- und Gebäude- steuer und bis auf weiteres neige ih mi der leßteren Alternative ¿u (Bravo!), diese ganze Nefcrm’ nur durchgeführt werden kann bei einer gleizeitigen Reform der Communalsteuern.

Meine Herren, die Grundidee, die ich son früher ausgesprochen habe, ist, daß im wesentlichen der Staat auf die Personalsteuern, die Commune auf die Realsteuern, auf diejenigen Steuerobjecte ange- wiesen werden soll, welhe mit der Commune auf Gedeihen und Verderb leben, welche sih nicht von der Commune trennen fönnen, nit wegen einer procentualen Höhe des Zuschlages auêzuwandern vermögen, nicht der Commune die Ausgaben lassen, aber die Ein- nabmen entziehen fönnen. Es fann sih bei der Frage wesentlich nur darum handeln, die bisherige Incongruenz, die aus dem Nebeneinander- bestehen der Realsteuern mit einer jeßt hoch entwickelten Personal- steuer und der daraus sich ergebenden Ueberlastung der realen Objecte bervorgeht, zu beseitigen durch eine Verwandlung diefer staatlichen Realsteuern in Communalsteuern. (Bravo!)

Ich möchtekauf das Näbere jeßt nicht eingehen; das wäre verfrübt,

daß sie glauben würde, cin halbes, unvollendetes Werk zu thun, wenn nicht in Consegquenz der zwischen uns und dem Landtage vercinbarten An hangen die Steuerreform auch zu folchem Ende geführt wird. Die Ungleichheiten, die Herr Graf zu Knyphausen in Beziehung auf die Veranlagung der Grundsteuer an dem hier vorliegenden Beispiele gefennzeihnet hat, sind nicht bloß bezüglich der drei Gemeinden vor- handen, sondern sie find an vielen anderen Stellen, namentlich in den Niederungen und Marschdistricten, in hohem Grade bestehend. Diese Ungleichheiten werden aber von vornherein mindestens einen ganz anderen Charakter annehmen; wenn nicht völlig vers{winden, wenn diese fraglihen Steuern niht mehr im Verhältniß stehen zu einer in der ganzen Monarchie veranlagten Steuer, sondern wenn sie verwandelt sind als Communalsteuern, die betreffenden Grund- besißer also “wesentlich in ihrem eigenen unmittelbaren Interesse die hohe Grundfteuer bezablen.

Ich glaube nicht, daß es die Absicht scin kaun, wenn eine solche Verwandlung von Staatssteuern in Communalstcuern stattfindet, die Communen in ihrer großen socialen und wirthschaftlichen Ver- schiedenheit an dieselbe Form, in welcher jeßt der Staat diese Neal- steuern erhebt, zu binden: sondern es wird dem Staat nur darauf an- fommen, das richtige Verhältniß in der Communalsteuergeseßgebung herzustellen zwischen der Belastung der Perfonalsteuer und zwischen der Realsteuer. In dieser Richtung kann man nach meiner Ueberzeugung den Communen vollständige Freiheit geben, nur das richtige Verbältniß muß festgestellt werden. Denn, wenn der Staat, für den wir doch, alle. zuerst eintreten müssen in Zukunft wesentli angewiesen werden soll auf die Perfonalsteuer, dann muß der Staat auch die Garantie haben, daß nicht durch unge- messene Zuschläge seitens der Communen zu der Staatsfteuer auch bei der s{önsten staatlichen Gesetzgebung doch die staatliche Personalsteuer stets wieder demoralisirt wird. (Bravo!) Auf dieser Basis, glaube ih, mird sih der nächste Schritt der Steuerreform bewegen. (Bravo!) ___ Graf zu Inn- und Knyphausen zieht seinen Antrag danach zurü.

Es bleibt beim Antrage der Commission.

Darauf wird die Berathung des Staatshaushalts- Etats fortgeseßt, und zwar beginnt die Special- berathung.

Bei dem Etat der directen Steuern empfiehlt

Ober-Bürgermeister Struckmann die Vermehrung der Kataster- beamten und begrüßt es mit Freuden, daß die Grund- und Ge- La e E überlassen werden- solle; es sei eine Aenderung der Einkommensteuer nothwendig dahin, daß nicht jemand, der zufällig Verluste gehabt habe, ganz von der Steuer befreit werde, wie dies in den Zeitungen sogar von notorischen Millionâren be- richtet sei. s

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Die Klagen des Herrn Ober-Bürgermeisters Struckmann in Betreff des Mangels einer genügenden Zahl von Katasterbeamten sind durch- aus begründet, aber es liegt augenblicklich nicht in der Macht der Staatsregierung, dem so stark vermehrten Bedürfniß an Kataster- beamten und Vermessungsbeamten ohne weiteres abzuhelfen. Wir haben eben das genügende Personal nicht zur Hand. In den leßten Jahren hat sih das dienstliche Bedürfniß in diesen Verwaltungs- zweigen ganz außerordentli gesteigert. Es ist durch eine Menge von Umständen sowohl in der Eisenbahn - Verwaltung als auch in der andwirtbs{aftlihen Verwaltung, namentlich auch neuerdings behufs Ausführung des Gesetzes in . Bezug auf die Bildung von Renten- gütern das Bedürfniß nah solchen Beamten so stark hervor- getreten, daß es angenblickflich nicht hatte befriedigt werden éönnen, und wir zugeben müssen, daß infolge dessen erhebliche, bedauerlice Verzögerungen in der Erledigung der Geschäfte herbei- geführt sind. Aber wir haben doch Grund zu glauben, daß schr bald und {on in der näcdsten Zeit, nachdem gerade auf Grund dieses Mangels an den zur Disposition stehenden Beamten ein erheblich vermebrter Zudrang zu diefer Carrière eingetreten ist, diesem Mangel wird abgeholfen werden fönnen. Die Staatsregierung ift nach allen Richtungen hin bedacht, auch durch allerhand Auskunftsmittel, durch Zuordnung von Subalternbeamten, von Zeichnern u. st. w. zu helfen, und wir werden diesen mit Recht von dem Herrn Ober-Bürgermeister Strucémann erbobeuen Klagen, soviel in unserer Macht liegt, abzu- helfen suchen.

Nas nun den zweiten Punkt betrifft, den Herr Struckmann hervorgehoben hat, so charakterisirt dieser einzelne Fall, an den ih anfnüpfen will, so recht deutlih, warum für eine Communal- besteuerung cine wesentliche und fast auss{ließlide Basirung auf der Personalsteuer sih in keiner Weise eignet. In dem Entwurfe des Einkommensteuergesezes war, wenn ih mi ret erinnere, vorgesehen, daß Verluste bei Gewerbetreibenden in einem Jahre bei Berechnung des Durchschnitts des Einkommens in dem Triennium oder Biennium als Null angeseßt werden sollten, als Vermögensverluste, die nicht gegen Mehreinnahmen im folgenden oder vorhergehenden Jahre auf- gerechnet werden könnten.

Bei den Berathungen im Landtag ist aber, und zwar, wie ich zugeben muß, consequent, gesagt, wenn ein Gewerbetreibender einmal feine Einnabmen aus dem Gewerbebetriebe nah dem zweijährigen Durch- {nitt berechnen soll, so gelten diese zwei Jahre oder diese drei Jahre in Zukunft als ein Iahr und daher muß er Verlust gegen Gewinn comvensiren können. Durch diese Bestimmung sind diefe Incongruenzen entstanden. Nun, meine Herren, für den ganzen Staat gleichen sich diese Dinge weit mehr aus, da trifft das mal in einem Jahre zu Lasten eines Gewerbetreibenden, wenn er zwei gute Jahre gerade bintereinander gehabt hat, in dem andern Falle zu Lasten des Staats, in dem einen Industriezweig ist das eine Jahr ein günstiges, für einen anderen Industriezweig dasfelbe Jahr ein schr ungünstiges. Heute florirt die Kohlenindustrie, morgen die Eisenindustrie, übermorgen liegt die Textilindustrie darnieder. Diese Differenzen, die Abschreibung wegen Cursverluste kommen in dem einen Jahre dem Staat zum Nachtheil, in dem anderen Jahre durch die bloße Steigerung des

Diese Ausgleichung is aber in einzelnen Gemeinden unmöglich. Das ganze System, welches wir namentlich in Beziehung auf die Be- steuerung Herr Ober-Bürgermeister Struckmann sprach von großen Werken dur die Zuschläge zu den Dividenden der Actiengesell- {aften baben, ist ja ein im höchstén Grade bedenklihes für die Communen, wirkt ganz äbnli, wie die lex Huene. Denn in einem Fahre, wo die Indústrie „flott geht, wo hohe Div werden, bat die Commune wenig Lasten, da ist Arbeit in

Fülle, da ift feine Armenlast von Mesentlichkeit zu gen, da be- fommt die Commune große Einnahmen aus den Zuschlägen zu den Dividenden der Actiengesellshaften. Auf Grund dieser hohen Ein- nabmen gewöhnt sie sich an hohe Ausgaben. Diese hoben Ausgaben bleiben dauernd. Nachher s{lägt das Ding um, Arbeit ift nit mehr da, Dividende ist au niht mehr zu vertheilen, die Ausgaben bleiben nicht bloß der Commune, die in guten Jahren contrahirt sind, sondern werden gesteigert durch Bedürfnisse, welche für die Commune gerade entstehen aus der s{lechten Lage der Industrie. Hätte man statt dessen z. B. bei der Gewerbesteuer sie ist {hon in dieser Be- ziehung viel stabiler wenn ih so sagen foll, eine communale Real- gewerbesteuer, welche es den Communen ermöglicht, Werke niht nah den schwanfenden Dividenden zu besteuern, sondern nah den dauernden Lasten, die sie der Commune verursachen, nach der Zahl der Arbeiter und Motoren, den Umschlagéverhältnissen, dem Anlagecapvital, sodaß diese Steuer eine dauernde, wenn auch von Zeit zu Zeit zu revidirende wäre, dann würde das Werk sih besser stehen; denn es würde diese Steuer als einen Tbeil der General-Unkosten dauernd zu tragen sich gewöhnen und die Commune würde in s{lechten Zeiten genau dieselben Einnahmen haben, wie in guten, würde sich nicht ü guten Zeiten an große Ausgaben gewöhnen, und würde in s{hlechten Zeiten in der Lage sein, die Ausgaben zu decken. Gerade aus diesem Beispiel geht hervor, welche eminente Wichtigkeit diese Frage für die Communen, für die Entwilung unseres Landes hat, wo ja jeßt unfere Communalbesteuerung ein Bild der größten Buntscheckigkeit und ih möchte sagen Anarchie giebt, wenn hier feste Grundlagen nah dem Interesse der Communen in dem neuen Communalsteuergeseß her- “Ania werden. Zur Zeit können wir diese Unzuträglichkeiten nicht ändern.

idenden gezablt t in Hülle und

Tra L i

__ Graf Pfeil- Hausdorf fragt, wie es mit den Amortisations- beiträgen bei Pfandbriefen gehalten werden solle, ob sie abzugs- fähig seien oder niht. Redner verweist auf dic Verhältnisse der Ie Landschaft, bei welcher eine zwangêweise Amortisation L E Os über den angefammelten Un ationsfonds dem Schuldner entzogen. Troßdem seien die Bei- träge als nit abzugsfähig erklärt worden. : :

Finanz-Minister Dr. Miquel:

3 Meine Herren! Die von dem Herrn Grafen Pfeil angeregte Frage ist allerdings eine Frage, die man nit so generell entscheiden fann : es wird abhängen nah meiner Auffassung von dem Inhalte der ein- zelnen Statuten der verschiedenen Landschaften, die in dieser Beziehung sehr verschieden sind. Wenn man die Sache einmal grundsäßlih be- handelt von vornherein will ih aber vorausshicken, daß ih nur meine persönliche Meinung insofern auëspreche, als die Entscheidung REL Frage, die | hier angeregt ist, garnicht mebr bei dem Finanz - Minister liegt, sondern glücklicherweise bei dem Ober - Verwaltungsgeriht, und als wir allen diesen Fragen also ganz objectiv gegenüber stehen —, wenn man aber die Sache grundsäßlih behandelt, so wird es auf Folgendes ankommen. Wenn cin Grundbesiger eine Landschaftsshuld hat, dieselbe niht bloß verzinst, sondern an die Landschaft jährliche Amortisationsbeträge ein- zahlt, so fönnen dreierlei Fälle möglich sein. Entweder die Landschaft seßt diese Amortisationsbeträge unmittelbar auf die Höhe der Schuld ab, dann wird nit bestritten werden können, daß hier eine Verbesse- rung des Vermögens nach dem alten Grundsaß vorliegt : Wer seine Squlden zahlt, verbessert sein Vermögen. Oder aber die Landschaft bildet daraus cinen Reservefonds : dieser Reservefonds hat aber keinen andern Zweck, als demnächst nach einer gegebenen Zeit auf den Schuld- betrag abgeseßt zu werden. Dann sammelt der betreffende Grund- besißer durch die Bildung eines Reservefonds ein positives Vermögen an, und in diesem Falle kann von einer Absetzung auf fein sonstiges Einkommen auch nicht die Rede sein. Der dritte Fall ist der, wo die Landschaft zwar diesen Reservefonds vorläufig bildet, die Disposition aber beispielsweise zur Verstärkung ihrer eigenen Sicherheit sich frei vorbehält. Dann ist noch nicht gesagt, daß die Bildung eines solchen Reservefonds eine vermögensrechtliche Verbesserung des Grundbesiters bedeutet, und gerade diese Fälle sind zweifelhaft. Was nun die concrete Frage betrifft hinsihtlih der Statuten der {lesien Landschaft, so halte ih dafür, daß solche Fragen von den Betheiligten durch Berufung nöthigenfalls vor den Verwaltungsgerichtshof gebracht werden. Denn ist eine solhe Frage einmal grundsäßlih entschieden, dann weiß man, woran man ist, sowohl seitens der Verwaltung als seitens der Betheiligten. Derartige Fragen werden im Laufe der Zeit bei dem Einkommensteuergeseß in großer Zahl auftauchen. Wir haben, möchte ih sagen, hunderte von Anfragen bekommen. Wir haben die

meisten nit beantwortet, weil wir uns sagten: cs gehört nicht mehr

zur Competenz des Finanz-Ministers. Die Localbehörden haben die Sachen zu behandeln, wie es ihrer Ueberzeugung entspricht,

und tann muß die Sache zu einer principiellen, einer prä-

judiciellen Entscheidung vor das Ober - Verwaltungsgeriht ge-

braht werden. Nur in wenigen einzelnen“ Fällen haben wir

Jnstructionen ertheilt und die Behörden in einer bestimmten Weise

dirigirt immer mit dem Hinweis an die Betheiligten, daß wir es

ihnen nit verargen würden, wenn sie solche zweifelhafte Fragen zur

leßten Entscheidung bringen. Gerade fo ist meines Erachtens bezüglich

der vorliegenden Frage vèrfahren worden. Wir haben die s{hlefishen

Veranlagungsbehörden nit im entgegengeseßten Sinne angewiesen,

sondern sie haben nah ihrer eigenen Auffassung des Inhalts der

\chlesishen Landschaftsstatuten gehandelt. Ich würde daher den Be-

theiligten anheimzeben, die Sache im Inftanzenzuge zur Erledigung;

aber ih fann nur die Stellung der Staatsregierung dahin bezeichnen,

Curses zu gute. Da ergiebt sih also die Ausgleichung von felbst.

zu führen.