1893 / 57 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

E E A E

Averdeen . . | 761 Fhristiansund | 742 |SW Kopenhagen. | 760 |WSW

Mullaghmore | 771 VSV

Daparaa 749 |NW t

Fork, Queens-

Cherbourg . | 771 |NO Helder. 14 © W : E Dsl ‘ie MEN g Ura «766 ¡X

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Chopin und drei Stücke von Liszt vor. Jn allen diefen zum theil sehr schwierigen Werken bewährten sih wieder die an ihm stets gerühnite Kraft des Anschlags, die stets unfehlbare tehnishe Sicherheit, fowie die feuri belebte Vortragsweise. Es wäre nur zu wünschen, daß: der Künstler das Uebermaß im Gebrauch der Fortes und des ome ein- s{ränkte. Lebhafter Beifall des zahlreich ershienenen Publikums folgte

allen Nummern. Saal Bechstein.

Obwohl gestern drei Klavier- Abende stattfanden, war der der Ingen A Fräulein Madeleine Astorga, die sh hier zum

¿al hören ließ, recht zahlreich besucht. Aus der Schule des : ih hervorgegangen, ließ fie eine große Sicherheit im Technischen, Klarheit in den schnellsten Passagen, die durch fehr

ersten

Herrn Professors Ehr

mäßigen Pedalgebrauch begünstigt wurden, und verständnißvolle Aus- drucksweise erkennen : Vorzüge, die niht nur in Bach's chromatischer Pfantasie und in Beethoven's Variationen (op. 35), sondern auch in neueren Stücken von Chopin, Mendelssohn, Brahms und Liszt vor- trefflich zur Geltung kamen. Die Hof-Opernsängerin Fräulein Therese Saak aus Dresden, die {on mehrmals hièr mit Erfolg concertirt bat, unterstüßte das Concert durch den Vortrag mehrerer Lieder von Schumann, Schubert und anderen, die sie mit fehr klangvoller, vor- trefflich geshulter Stimme und mit temperamentvoller, fein shattirender Ausdrucksweife sang. Beiden Künstlerinnen wurde lebhafter und wohl- verdienter Beifall zu theil.

Angesichts des regen Interesses, welches sih für die Aufführung der dramatischen Symphonie mit Soli und Chören „Romeo und Julia“ von Hector Berlioz kundgiebt, hat sih die Königliche Kapelle entshlossen, am Donnerstag, Mittags 12 Uhr, im König- lihen Opernhause eine öffentlihe Generalprobe zu veran- stalten. Den ersten Theil bildet Beethoven's Ouverture zu „Fidelio“ (E-dur) und Symphonie (C-moll) von Haydn. Billets zu 2 M für Parquet und 1. Rang und 1 A für die übrigen Pläße sind bei vit he Bock, sowie am Tage der Aufführung im Opernhause zu haben.

Im Berliner Theater kommt morgen wegen Erkrankung von ÎIrma Selken niht das Schauspiel „Die Danischeffs“, fondern Sardou's „Dora“ mit Agnes Sorma und Ludwig Barnay zur Aufführung.

Herr felir Lüpschüt aus Dresden, der seit mehreren Jahren das dortige Residenz-Theater leitet, wird das Berliner Theater im Herbst 1894 übernehmen. :

„Die Tragödie des Menschen“ erfordert an vielen vom Dichter angegebenen Stellen auch die begleitende Mitwirkung von Musik und Gesang. Aus diesem Grunde ist für die Darstellung dieses Gedichts vom Lessing-Theater ein eigenes Chorpersonal von fünfzig Mitgliedern engagirt worden, welches unter der Leitung des Kapell- Ns Hoffmann die in die Dichtung eingeflochtenen Gesänge einübt.

«Die NRosa-Dominos“ werden im Wallner-Theater nicht am Freitag, sondern erst am Sonnabend zur erften Aufführung ge- langen. Am Freitag wird der Schwank „Die Großstadtluft* gegeben.

_ Am Neuen Theater geht mit Fräulein Barkany das Schau- spiel „Tosca“ morgen zum vorletzten und am Donnerstag zum letzten Mal in Scene. ck # Herr Richard Schult, der zukünftige Director des Thomas- Theaters, beabsichtigt, das Hauptgewicht des Spielplans auf ein ausgeprägtes Berlinerthum in Posse und Volksstück zu legen. Herr Carl Meißner ift für die nächste Spielzeit von ihm gewonnen worden.

Mar Lewinger, der junge Wiener Geiger, wird în seinem Concert im Saal Bechstein am 9. d. M., Abends 74 Uhr, Mendels- fohn's Violin-Concert, Wieniawski's Faust-Phantasie, Air aus Gold- mark's Violin- Concert, eine Tarantelle von Wieniawski und Ernst's Air hongrois zu Gehör bringen. Die gesangliche Mitwirkung an diesem Abend übernimmt Fräulein Avelina Herms, die außer Liedern von Schubert und Gluck fünf noch im Manuscript befindliche Ge- fänge von dem Wiener Componisten Robert Grund zum Vortrag bringt. De, Hans von Bülow _ tritt nah langer Pause wieder an die Spiße des Philharmonischen Orchesters und wird das X. (letzte) Philharmonische Concert dirigiren. Das Programm enthält Beethoven's B-dur-Symphonie, Brahms" F-dur-Symphonie und Haydn’s C-moll-Symphonie (Nr. 9). Der Billetverfauf bei Bote u. Bo ist eröffnet.

Mannigfaltiges.

Im großen Ahnensaale und in der anschließenden Galerie des Palais Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold ist heute unter dem Protectorat Jhrer Königlichen Hoheit der Erb- prinzessin von Sachsen-Meiningen ein großer Bazar zum Besten des Frauen-Groschen- Vereins eröffnet worden. Seine Majestät der Kaiser bekunvete Allerhöchstsein Interesse für den Verein, der das Elend der Armen und Kranken lindern will, dur Ueberfendung einer foftbaren Gabe, einer kfunstvolen Gtagère. Die Fürstin Biêsmarck, die Vorsigende des Vereins, sanöte zahlreiche Ge- schenke und ließ große Einkäufe machen. In der Mitte des großen Saales stand der Tisch, an dem die hohe Protectorin, unterstüßt von der Fürstin Stolberg und - anderen Damen, den Verkauf überwachte. Rechts vom Tisch der Erbprinzessin befindet sich der Blumentish der Gräfin Henckel von Donnersmarck, links der reich ausgestattete Gabentisch der Gemahlin des Ministers für Land- wirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden; Frau Mendelssohn- Barthokldy verkaufte an etnem. Tisch, der reich war an kostbaren englischen Glasfachen ; kunftvolle Handarbeiten und andere Kunstsachen waren käuflich an dem Tisch, dessen Shäße von der Gemahlin des Minifters des Königlichen Hauses von Wedel, der Gräfin Lehndorff, Frau von Veltheim und Frau von Wallenberg zusammen- gebracht find. Das große Büffet stand unter der Obhut der Fraw (Geheimen Rath Leyden; an den Theetischen: walteten Frau von Kurowsky; Frau von Koye und Fraw Bürgers. Frau Geheime Rath Kayser \hänkte Kameruner Chocolade aus und hielt Cigarren aus Neu- Guinea’ und Kamerun feil. Auch die Gemahlin des Kriegs-Ministers von Kaltenborn-Stachau, Gräfin Orioka, Gräfin Woß, Gräfin: Hohenau, Gräfin Dohna, Freifrau von Spitßzemberg: und andere

bleibt, Berdienfte erworben.

Aus Wu sfow bei Daber in Pommern erhält die „N. Pr. Z." unterm 4. März eine Zuschrift vom Profeffor Dr. Aßmann, der wir die nachstehende Stelle entnehmen : Die freundliche Rüfichtnahme auf den mir bei Gelegenheit der ersten Fahrt des Ballons „Hum- boldt“ widezfahrenen Unfall giebt mir Veranlassung, mit einigen Worten den Thatbestand festzustellen. Nah hochinteressanter, herr- licher Fahrt über einem glei geshmolzenem Silber leuchtenden Wolken- meere, welche# uns zuerst nur kurze Blicke: auf die Erdoberfläche ge- stattete, fing der Ballon gegen 4 Uhr langfmn an zu sinken, nahdem" wir nahe bei: Stettin in etwa: 5000 m Höhe die weit über ihre Üfer getretene Oder überscßritten hatom. Es mußte also,

da der Abend: nahte, gelandet werden, wozu: unfer bewährter Ballon-

führer, Premier-Lieutenant Groß das Gelände östlich von- der Ober ir Ausficht nahm. Langfam - ging es -abwärts, bis der 200 m lange Schleppgurt die Erde berührte und nun mit einer Bel Meali keit von etwa 6 m in der Secunde über dieselbe fortgliti. Plöblich gab es einen heftigen Ruck, der den Korb in lebhaftes Schwankez brachte: der Gurt hattte fih, wie wir später erfuhren, um. deu Brunnen in Klein-Benz gerounden und so dea Ballon vorübergehend fest: gehalten. Ueber das prächtige weiß leuhtende Sbloß von Wussow flogen wir in etwa 100 m Höhe hin, doun “über den zugehörigen Park; hier blieb unser Schleppfack in den Baumen gen. Nun wurde der Anker hinabgelaßsen, welcher aber, da der Gurt hoh in den Bäumen lag, nicht bis zu dem Ende des Taues gleiten konnte. Sowie er die Erde berühxte, faßte er sofort fest ir dem weichen Boden; der Baßon {lug infolge dessen kurz und jäh nach unten, dæs Commando „Klimmzug“ erscholl und jeder führte es aus. Unglücklicherweise befand ich mh, auf Böses absolut zicht gefaßt, auf der gefährlihsten Sevte des Baltons, welche dem Anker gegenüberliegt. Der Aufpralil des Korbes war mäßig, aber er stürzte unerwartet u fodaß ich, im tadellos ausgeführten Klimmzug am Ballonringe hängend, mit den Beinen aus dem Korbe heraus auf deu Boden geschleudert wurde. Hierbei wurde mein rechtes Bein vom Korbrand gefaßt und dicht über dem Knöchel abgebrochen, sodaß mein Fuß nah rückwärts wies. Troydem zog ih mich wieder in den Korb zurü, der weiteren, wie es schien unvermeidli@en Schleiffahrt ge- wärtig, welhe glücklicherweise ausblieb: Erst mit Einwilligung des Ballonführers verließ: ih den Korb, aber nicht mehr auf meine Beine, sondern auf die Schultern meiner Ballonkameraden gestüßt. Meine Verlebung ist glücklicherweise keire {were und wird in vier Wochen geheilt fein, fie ist eine „einfahe Fractur: beider Unterschenkelknochen des rechten Beines im: unteren Drittel“, nicht eine folhe des Waden- beins des linfen Beins.

_ Der bekannte Reutervorleser Mar Ad'2rs veranstaltet morgen Mittwoc). Abend 7 Uhr, im Bürgersaale des Rathhaufes eine Neutervorlesung zum Besten dexr von dom Erdbeben auf der Insel Zante Heimgefuchten für dew Eintrittspreis

| von 2 H Billets sind iz. Invalidendank uad abends- am Eingang zum Bürgexfaal des Rathhauses zu baben.

__ Frankfurt a. M., 6. März. Der Frankfurter Agent der nieder- ländish-amerikanishen Dampfschiffahrts-Gefellschaft theilt der , Frankf: Ztg.” mit, daß der Dampfer „Obdan“ (vergl. Nr. 55 d. Bl.) in» folge von Schneestürmen eine Verspätung. erfahren: habe, aber

i : wohlbehalten in New-York angekommen sei. Damen haben fih um den Bazar, der auch morgen noch geöffnet: k

Hamburg, 6. «Mär. Nach einer Melzung des „W. T. B.“

¡ aus Sansibar ist die deutsche Brigantine , Margarethe“ währen» | eines Orkacis in der Nähe von Tamatave (Madagascar) am 22. Fe bruar d. J. untergegangen. Der Kod ist ertrunken.

Wien, 6. März. „D. B. H.“ meldet Heute Mittag fand

| hier das erfte diesjährige? Gewitter mit heftigen Blizen und | Donnerschlägzu ftatt.

Paris, 6. Mär:. Nah einein Telegramm des „W; T. B.”

- aus Ste. Maie-de-Madagascar hat der Aviso „La Bourdonnais”" : Schiffbruch gelitten, wobei 23 Personen das Leben einbüßten.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterbericht vom 7. März, 8 Uhr Morgens.

Schauspielhaus. 67. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Mittwoch: Mit neuer Ausstattung:

E E 7 | Benuzung der Dichtung des aktindishen Königs die Welt iu achtzig Tagen.

Stattonen. Wind, Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeresfp red. in Millim

Ta Uhr.

bededt WSW

Stodholm . | 751 |SW wolkig | bedeckt

Petersburg| 753 |WNW wolkenlos

Moskau . …. | 75 |WNW

No

tow. f T73 [NW halb bed. Anfang 7 Uhr. 769 |SW Dunst!) Lear. bededt i ¡Dunst ?) l heiter?)

Uo ck Co DO S

cn

Max Grube. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Opernhaus. Keine eung: 8. Symphonie der Königlidien. Kapelle. L

Schaufpielhaus. Keine Vorstellung.

wolkig .| 19 i O Regen Dentsches Theater. Mittwoch: Zwei glück Dunst liche Tage. Anfang 7 Uhr. j Schnee é Donnerstag: Der Talismanu,

Freitag: Zwei glückliche Tage.

bededt Donnerstag: Die Danuischefs. Nebel « Freitag: Bei aufgehobenem Abonnement: König.

Lessing-Theater. brochene Krug.

Welt in achtzig Tagen.

Freitag: Zum 1. Male: Dev

Mittwoch Der Zer- Weinberger.

Von A. Bisson. Hierauf: Dex: Frosch. Bon D.

Theater Unter den Linden. eritte : Zum 54. Male: Lachende Grbeu. Operette in | und Frl, Edith. Marietta und Belloni mit ihren /Z Acten von Pers und Stein. Musik von Carl | dresfirten Kakadus. Das boxende Känguruh, vor- l ' E n\cenirt dur den artist. Leiter Ed. | geführt vom Clown: Miéco 2c.

Die Orientreise. Anfang | Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die

Victoxia-Theatey. Belle - Aliancestraße 7/8. | aus „Aida® von Verdi. „Klänge aus. Schlefien“,

Walzer vow Bilse. „Der Mifado“, Potpourri von Bas As Sullivan. Grand Fantaisie: „Lestocg* für Gells

O (A T) . 15 i » g F 8 e (F; î Sudraka. Jn Scene geseßt vom Ober-Regisseur stattungs#ück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von Servais (Herr Smit), von A. v’Ennery und Jules Verne. A irt vom Balletmeifter C. Severin. Musik von n\ang ebillemont und C. A. Raida. Anfang 74 Uhr. Donnerstag u. folgende Tage: Die Reise um die | 71 Uhr: Große außerardentlihe Vorstellung.

Ballet arran- Circus Renz (Carlstraße.) Mittwoch, Abends

4 F Ein Klinstlorfest. “g Große Ausftattungs - Pantomime vom Hofhallet-

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). | meister Æ Siems: Mit überraschenden Licht- und Mittwoh: Zum vorleßten Male: Tosca. Schau- | Wassereffecten und auf das Glänzenvste inscenirt spiel in 4 Acten von Victorien Sardou. (Fräulein | vom Dêérector Franz. Renz. Costume, Reguisiten, Barkany als Gast.) Anfang 74 Uhr. i; E pvr Zumn« leßten Male: Tosca. Berliner Theater. Mittwoh: Dora. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl) E. Satttebèn

Wagen vollftändig nex Unter Mitwirkung des ge- sammten Personals. Nèue Einlagea- mit groÿ-

Phonuograph. | artigen: Lichteffecten. Ballet von 100 Damen.

Großartiger, in solher: Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum: Schluß: Großes Brillant- Feuerroerk. Außerdem u. a.: Mr. James Fillis j mit dem Schulpferde- „Germinal“. Jeu de- la Mittwoch: | rose, geritten von den Damen Frl. Glotilde Hager

Duonnerstàg, Abends 7} Uhr: Guoße Vorstellung

M L O0 Lebe ünster .. | 769 |SSW 4\[Dunst Matlsruhe. . | 771 |NO 2\wolfkenl.#) Wiesbaden . | 771 \NW 1|wolkenlos

München .. | 770 |SW wolkig Ghemniz_… . | 770 |WSW 3\/halb bed. Berlin... | 767 |WNW 4NRegen Wien... . | 768 |NNW 2shalb bed. Breslau . .. | 768 |W 2\wolkenlos |

le dix .. | 768 |NO 4jbedeckt a T: 106 (D l halb bed. Et lo) e 1/0000 still|wolkenlos

1) Dunst. 9) Nachts Reif. ?) Nachts Reif. 4) Gestern Abend Regen.

Uebersicht der Witterung.

Während das barometrishe Maximum über West- Europa ih wenig verändert hat, if an der mittleren norwegischen Küste ein tiefes Minimum erschienen, welhes ‘einen Ausläufer südwärts nah der Ostsee entsendet, unter dessen Einfluß an der deutschen Küste \téllènweise frishe südwestlihe Winde wehen. Jn Deutschland is das Wetter kälter, im Süden und an der Ostgrenze heiter, im übrigen trübe; vielfach háben Nachtfröste stattgefunden; in den östlichen Gebietstheilen sowie am Mittelrhein herrsht leichter Frost im deutshen Binnenlande ist fast überall

egen gefallen, meist jedoch nur in geringer Menge. Das Hochdruckgebiet scheint sih ostwärts auszubreiten und’ daher dürfte Abnahme der Bewölkung für unsere

Gegenden demnächst zu erwarten fein. _ Deutsche Seewarte.

L S Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoh: Opern- haus. 60. Vorstellung. Die Ranyau. Oper în 4 Acten von Pietro Mascagni. Text von G. Targioni-Tozzetti und G. Menasci. (Nach Erk- tnain und Chatrian.) Deutsch von Max - Kalbeck. Fn' Scene geseßt vom -Ober-Regisfeur Teglaff. Diri- gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

7& Uhr. Donnerstag: Heimath. Freitag : Primas: Am 18. März: Die Tragödie des Menschen.

Wallner-Theater. Mittwoh: Die Grofß- stadtluft. Anfang 74 Uhr. Donnerstag: Der Fall Clémenceau.

Friedrich - Wilhelmstödtisches Theater. Chauffeestraße 25.

Mittwoch: Zum 15. Male: Don Cesar. Operette in 3 Acten von Osfar Walther. Musik von R. Dellinger. In Scene gefeßt vom Regisseur Epstein. gl ent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Zum 16. Male: Dou Cesau,

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- burg. Mittwoch (leßte Woche der Vorftellung): Gläubiger. Tragikomödie in 1 Act von August Strindberg. Aufang 7 Uhr. Hierauf: Zum 76, Male: Familie Pout-Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deuts von Marx Schôónau. In Scene geseßt von Sigmund Lauten- burg. Anfang 3 Uhr.

Donnerstag: Zum vorleßten Male: Gläubiger. Hierauf: Familie Pont-Bianet.

Sonnabend: Zum 1. Male: Die beiden Champignol. (Chawmpäignol malgré Iul.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallières. Deutsch von Benno Jacobson.

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée zum Besten der Nothleidenden auf Zante, unter dem Protectorat Seiner Hoheit des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen. Einmaliges Auftreten der K. K. Hofburgschauspielerin Stella Hohenfels.

Kroll's Theater. - Donnerstag: Hostspiel von Sgra. Nevada. Die Nachtwandlerin. (Amine: Sara. Nevada.) Anfang 7. Uhr. E

Freitag: Gastspiel der Königl. preuß. Kammer-

- fängerin/ Frau -Minnie Hauk. "Mala Vita.

| Anfang

militär. Evolutionen im § Act arrangirt von L. | mit neuem Programm uud Ein Künstlerfest..

Gundlach. oans neue Ausftattung an: Deco-

rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 84; Male:

Die Sireuen-JZusel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der hhoreogp. Theil

errn L. Gundlah. (Sensationellca Erfolg.)

4 Uhv. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Thaater. Mittwmoh: Zum 74. Male: Moderues Babylon. Gesangsposse in 3 Acten vou Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görz. Musik von

meister

: on : þ Haßreiter. Juscenirt durch den Ballet-

G. Steffens. In Scene geseßt von Adolph Ernst. |

Anfang 7} Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theaètex. Alte Zalobftraße Nr. 39. Mittroo&: Gesammt - Gastspiel des Wiener En- semble unter Leitung des Virectors Franz Juafef Graselti. Nestroy Cyclus. Zun 5. Male: Der Talisman, Posse mit Gesang ia: 4 Acten von Jo= hann Nestroy. Aafang 74 Uhr.

Donnerstag: Der Talisman..

Urania, Auftalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes - Mente - Park (Lehrter Bahnhof) Geöffnet von 22—11 Uhr.

Concerte.

Sing-Akademie. Mittwoch, Anfang 74 Uhr: Unter dem Protectorate Jhrer Majestät der Kaiserin V Concert zum Besten des Berliner

jeims für englische und amerikanische Er- zichexiunen.

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Mittwoch: Karl Meyder:-Coucert. Anfang 7 Uhr. f

Ouv. „Phèdre“ von Maffenet. „Der Wasser- träger“ von Cherubini. „Si j’étais roi“ von Adam. „Danse nmoscabré“ vou SainteSaëns. Phantasie

B C M H B E R T E T S O SEE n V P BE U EREVBR C C RESLREEA Familien-Nachrichten.

Verlobt: Else: Frein von Malyahn mit Hry. Lieut. Servaz von. Gerlah (Berlin). Frl. Marie von Münchhausen mit Hrn. Rittmeister Guftav von Schnehen (Herrengofserstedt—Merse- burg). Fut. Wally von Kriager mit Hr:z..Prem.- Lieut. Georg Reumann (Weimar—Stargard i. P.).

i Verehelicht: Hr. Lieut. Rüdiger Graf von der

Golß mit Frl. Hannah von Hase (Potädam).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Erich, von Koß

(Garkewiyß bei Zelasen i. Pomm.). Hrn: pon Glafenapp (Grünwald). Hrn. Horst von: Reibniß (Bâänners b. Liebstadt O.-P.). Hrn NRegierungs-Affessor Dr. Böninger (Golmar i. E.). Eine Tochter: Hrn. Prem.-Lieut. vou Pressentin (Gumbinnen). Hrn. Rittmeister a. D. Siegfried von Bonin (Rottshow). Hrn. Hans von Winterfeld-Warnow (Wendis@-Warnow). Hrn. Prem.-Lieut. Frhrn. von Houwald (Naum- burg a. S.). Hrn. Regierungs-Affessor Dr. jur. F. W. von Obernitz (Breslau). Hrn. Haupt- mann Frhrn. von Düring (Neu-Ruppin). _

Gestorben: Hrn. Pastor Johannes Knak Sohn Theophil (Berlin). Hr. Hans von Nettelbladt (Noftock). Verw. Fr. Prediger Ottilie Gerike, geb. Beck (Potsdam). Hrn. Oberst-Lieut. Hans von Kirhbah Tochter Marga (Niefa).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: ————————————— Verlag der Expedition (S Holz).

Druck der Norddeutschen Buchdrukerei und Verlag3- Anstalt. Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32. Acht Beilagen

(einshließlich Börsen-Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent-

lichen Muerzere (Commauditgesellschafteu auf Actien und Actieugesellschasten) für die Woche

vour 27, Februar bis 4, März 1893;

N D

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

193.

Berlin, Dienstag, den 7. Mârz

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Deutscher Reichstag.

59. Sißgung vom Montag, 6. März, 1 Uhr.

Die Berathung des Post-Etats wird fotgesezt. Dic Discussion über den Ausgabetitel: Gehalt des Staats- secretärs 24090 1, nimmt ihren Fortgang.

Ueber den Anfang der Rede des Abg. Bebel, der unächst das Wort hat, haben wir bereits in- der Montags- Nummer berichtet. Wir fahren in der Berichterstattung fort, indem wir nachstehend über den Schluß der Rede dieses Abgeordneten berichten. 2

Abg. Bebel (Soc.): Der Staatssecretär Dr. von Stephan hat bekanutlih sofort nah Bekanutwerden des Aufcufs im „Vorwärts“ cinc Miatistifk über die Wohnungen der Post-Unterbeamten veranlaßt; den Éxrfolg hat der Aufruf gehabt, und das beroeist, wie berechtigt die Klage der Beamten über die Höhe der Wohnungsgeldzushüsse ist. Auf das System der Garnisonirung der Postbeamten, wie fie der Abg» Stöcker empfohlen, wird ja der Reichstag gewiß nicht ein- geben; für Berlin ist das ohnehin undurchführbar. Der Zuschuß von 940 6 ift unzureichend; cine Aenderung braucht nicht erst 1897, wo der zehnjährige Turnus herum fein würde, sondern muß, weil fie dringend nothwendig ist, hon jeßt eintreten. Eine unglückliche Ein- rihtung sind auch die Amtsärzte, die na dem Glauben der Unter- beamten lediglich den Zweck haben, möglichst \treng und rigoros bei dex Untersuchung und der Urlaubébewilligung zu verfahren, damit die Verwaltung möglich| wenig belastet würde. Aus Leipzig werden traurige Fälle von Härten der oberen Beamten gemeldet. Ein Briefträger erhielt nicht die erbetenen zwei Stunden Urlaub, welche er zur Theilnahme an der Beerdigung seiner fünfzehnjährigen Tochice benußen wollte. Ein anderer Beamter erhielt nicht zwei Stunden Ürlaub, um si trauen zu lassen. In anderen Fällen wurde ein Ersaßmann verlangt, den der Ürlaubnachsuchende nicht stellen konnte. Einen Beamten wurde nicht gestattet, an das Sterbebett seiner todtkranken Frau zu eilen; er fam erst nah Hause, als die Frau schon gestorben war. Diesen Beschwerden fönnte abgeholfen werden, ohne daß es die Neichspost etwas kostete, und andererseits würde die Arbeitsfreudigkeit der Beamten sehr ge- hoben werden. Wenn der Abg. von Keudell davon spricht, daß Deutsch- land froh und \tolz sein müsse, solhen General-Postmeister zu haben, so enthalten doch alle die Reformen des Staatssecretärs Dr. von Stephan nichts, was uicht in dem einen oder anderen Lande {hon vorher vorhanden war. Neues hat er nicht gebracht ; sein Verdienst besteht nur darin, das vorhandene Gute auf das deutsche Neichs- Postgebiet übertragen zu haben. In den leßten Jahren sind alle ‘Neuerungen nur nah dem heftigsten Widerstande des Staatssecretärs Dr. von Stephan eingesührt worden. Wieviel Mühe hat es gekostet, die Streifbandsendungen für 9 durchzusezen! Jeßt weigert sih der Staatssecretär Dr. von Stephan hartnäig, die Gewichtsgrenze für einfahe Briefe von 15 auf 20 g zu erhöhen ; er bezieht ih auf den Ausfall, der entstehen würde, und weist die Cxemplification auf Oesterrei zurück. Oesterreich steht hinter Deutschland nicht zurück, sondern es i} ihm in postalischen Einrichtungen weit voraus! Oesterreich hat zuerst die Postkarten cin- geführt, Oesterreih hat auch längst das Institut der Briefkarten, welches der Staatssecretär Dr. von Stephan ebenfalls niht annectiren will. Wir baben in Berlin nech heute das Groschenporto, während die Briefkarte ia Wien nur 3, im Verkehr mit dem übrigen Lande aber nur 5 Kreuzer kostet. Natürlih muß, wenn die Verwaltung sich so zurühält, die Privatpost ihr große Concurrenz machen und Schädi- gungen zufügen. Was nun den Beförderungépreis «der Zeitungen durch die Post betrifft, so erkennen wir us an, daß die gegenwärtige Ein- richtung sehr mangelhaft ist, und lassen über die Aenderung mit uns reden. Aber der Abg. von der Schulenburg sprach nicht bloß von der tehnishen Seite der Sache, sondern ging weiter, indem er ver- langte, Nücksiht auf die Tendenz der Blätter zu nehmen. Er zog gegen die billigen Blätter los, welche Umsturz gegen die bestehende Ordnung predigen u. \. w.; und der Staatssecretär Pr. von Stephan spra demgemäß davon, daß auch auf den Geist der Zeitungen Nücksicht zu nehmen sein würde. Ich hoffe, daß sich nie ein Reichs- tag finden wird, der sih diesen Ausführungen zugänglih erweist. (Widerspruch des Staatssecretärs Dr. von Stephan.) Ja, dann bitte ih um eine Aufklärung, was es heißen sollte: die Blätter bestehen nit bloß aus Papier und Druckerschwärze, sondern auh aus Geist, und es wird darauf Nücksicht genommen werden müssen. Die focial- demokratishe Presse wird heute relativ am wenigsten dur die Post befördert. Den Schluß der Schalter am Sonntag Nachmittag muß ich dringend beflirworten ; erst dann bekommen die Beamten wirklich eine Sonntagsruhe, die sie heute nicht haben.

Director im Reichs - Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Wir haben niemals den Postassistenten den Beitritt zum Verband verboten. In keinem einzigen Falle ist ein Beamter wegen seiner Theilnahme an demselben bestraft worden. Der Fraction2genosse des Vorredners in der Budgetcommission hat keinen folhen Fall namhaft machen können, auh hier im Hause ist dies niht geschehen. Es bleibt bei allgemein gehaltenen abstracten An- shuldigungen. Mit der Auffassung, daß wir uns nicht um die Privat- verhältnisse der Beamten kümmern sollen, steht der Vorredner wohl im Hause allein. Die Postverwaltung hat jährlich mindestens 20 Milliarden eingeschriebene und nicht eingeschriebene Werthe zu be- fördern. Da müssen wir aufmerksam darauf achten, daß unsere Beamten in ihren Privatverhältnissen niht in Schuldverhältnisse gerathen, die Vergehen nah sih ziehen. Wir werden mit den Privatverhältnissen der Beamten befaßt mehr als uns lieb ist. Es kommen Klagen über die Schulden der Beamten. Sollen wir uns darum niht fümmern? Sollen wir die Augen zu- machen, bis große Verluste eintreten? Das wäre unvyer- antwortlih,. Sie urtheilen nach Ihrem abstracten Ge- fühl, dem eine Erfahrung niht zur Seite steht; das nennen die Ra Objectivität. Uns legt die Erfahrung die Pflicht auf, mit Sorgfalt dahin zu wirken, daß unsere Beamten nicht in ungeregelte Finanzverhältnifse hineingerathen. Wir treten auh ohne Shre Anregung für Gehaltserhöhungen für unsere Beamten ein. Bei der Gehbhaltsverbesserung vor zwei Jahren entfielen 114 Million auf die Postbeamten; zu diesem Resultat hat wesentlich das Eintreten der Postverwaltung mit beigetragen. Der Spar- und Vorschuß! verein wirkt sehr segensreich und bewahrt die Beamten vor Verlegenheiten, die eine Verfuhung nah sich ziehen könnten. Alle Beamten redlih zu machen, wird uns niht gelingen; aber die Criminalstatistik ist für die Post fehr günstig und wird von Jahr zu Jahr günstiger, ein Beweis für die Besserung der , focialen Lage unserer Beamten infolge der aus- ¡ezéilhneten Thätigkeit des Chefs der Postverwaltung auf diesem Ge- iete. Auf einzelne Fälle darf man nicht recurriren; neulih wurde von einem Berliner Gericht ein Briefträger, welcher als Briefmarder enthüllt worden m=-, zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt; derselbe Be seit 5 Jahren ein Gehalt von monatli 100 und keine

inder. War es nöthig, daß das Kleidergeshäft des Vereins der Post- assistenten unternommen wurde? Daärin liegt es, daß es ohne Be- triebskapital errihtet wurde. In der neuesten Nummer der „Ver- bands- Zeitung“ ist die Zahl der „pflihtvergessenen“ Mitglieder, welche mit ihren Beiträgen rückständig blieben, [u roß, Der Vorschlag, den Véiträg ‘für dás' ganze Jahr voraus zu ¡ablen {eint mir nicht

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für cine blühende Finanzlage des Vereins zu sprehen. Die localifirten Hilfskassen in Bayern hat man erst nah unserem Beispiel eingeführt. Der Post-Sterbekassen-Verein besteht z. B. {hon seit 50 Jahren. Einer ganzen Reihe ähnlicher Hilfskassen stehen wir mit Rath und That zur Seite. Bei dem Erloß des Ober-Postdirectors in Magde- burg handelt es sich um Postgehilfen, um angehende Beamte. Dieselben beziehen fein Gehalt, sondern eine Beihilfe, die wir ihnen geben im Gegensatz zu anderen Verwaltungen. Wenn der Vorredner meint, daß die Neferendare die einzigen Beamten ohne Gehalt sind, so kennt er unsere Staatsverwaltung sebr mangelhaft. Supernumerare giebt es unter den verschiedensten Bezeichnungen in allen Verwaltungen. Wir allein geben ihnen etwas, sodaß sie mit einer mäßigen Beihilfe auskommen können. Auf diese Verhältnisse hat der Ober - Postdirector in Magdeburg die jungen Dienstanfänger auf- merksam machen lassen und damit eine Fürsorge bethätigt, die ihm als Bezirks-Chef oblag. Bei der Organisation von 1871 wurden Bestimmungen getroffen, um diejenigen Beamten, die als Postanwärter eingetreten waren, nach Ablegung des sogenannten 20 Fragen- Examens als Secretäre anzustellen. Die Zahl dieser Beamten ver- ringert sich jährlich, dagegen vermehrt si die Zahl der Secretäre. 1870 hatten wir etwa 2000 Post- und Telegraphensecretäre, der vor- liegende Etat weist 4502 auf. Damit ist die Anklage, daß wir fiscalisch verwalten, aufs vollständigste widerlegt. Daß der Beamte, welcher den Aufruf betreffs des Wohnungsgeldzuschusses verfaßt haben foll, bestraft sei, beruht auf einem Mißverständniß. Wir sind der Meinung, daß der Aufruf nicht von einem Unterbeamten ver- faßt ist, sondern vielleiht in der Redaction des „Vorwärts“ selbst. Der Wohnungsgeldzushuß reiht in der That meist nicht aus zur Deckung der Miethe, es ist eben nur ein Zuschuß. Der Reichs- tag hat 1873 diesen Zuschuß niht so hoh bemessen wollen. Nach einer mir vorliegenden Statistik über die Wohnungsverhältnisse von 1056 Unterbeamten bei neun größeren Berliner Aemtern deckt bei 595 der Wohnungsgeldzuschuß von 240 entweder die ganze oder drei Biertel der Miethe. 300 bis 480 A. Miethe zahlen. 466 Beamte. Von diesen haben 292 vermiethet an nicht zur Familie gehörige Per- sonen. Deshalb stehen wir auch der Frage, in großen Städten für die Unterbeamten Wohnhäuser zu errichten, skeptisch gegenüber. Unter der Reihe der socialpolitischen Maßnahmen der Reichs - Postverwal- tung haben wir auch vbiese Frage {hon vor zwanzig Jahren einer sorgfältigen Erwägung unterzogen. Wir haben davon Abstand ge- nommen, um die Unterbeamten nicht zu shädigen. Was bezweckt der Vorredner mit der Anführung der Fälle von Urlaubsyerweigerung ? Wünscht er {nelle Abhilfe, fo hätte er uns vorher davon Mittheilung machen sollen und wir hätten dann jett darauf antworten können. Will er nur Anklagen erheben, Beunruhigung verbreiten ? Die Einrichtung der Post-Vertrauensärzte is nur aus fiscalishen Gründen getroffen worden. Sie stammt aus dem Jahre 1831, als in Berlin die Cholera herrschte, und ein namhafter Arzt mit dem Amte eines Post- BVertrauensarztes betraut wurde. Jeht haben wir 80 bis 100 Aerzte in allen größeren Orten. Die Einrichtung besteht auch z. B. bei der Eisenbahnverwaltung. Der Vorredner hat über die Zweckmäßigkeit der Post-Vertrauensärzte kein ausreichendes Urtheil. Mir ist der Be- riht der Ober-Postdirectoren in diesen Tagen zugegangen; danach erkennen die Unterbeamten in wachsendem Maße die segensreiche Wirkung dieser Einrichtung an. Die Erfindung der Postkarte i} nicht das Verdienst der Oesterreicher, sondern des Ober-Postraths Heinrich Stephan, welcher auf der Postkonferenz 1865 in Baden die Sache in Vorschlag brachte. Allerdings erfolgte die Einführung der Post- farte im Norddeutshen Bunde später als in Oesterrei; das lag an den Finanzverhältnissen. Briefe unzufriedener Postbeamten beweisen nihts, wir können niht Alle zufrieden machen. Ich könnte ebenso gut viele Briefe der Zufriedenen verlesen. Ein Beamter, der mehr als 50 Jahre im Postdienst gestanden hatte und am 1. Juli v. J. als Ober-Postsecretär seinen Ab- schied nahm, richtete an den Chef der Reichs-Postverwaltung ein Schreiben, weil cs ihm ein Herzensbedürfniß sei, den tiefgefühltesten Dank für das hohe Wohlwolleu auszusprechen, dessen er sich seitens des Chefs erfreute. Er kennzeihnet den Unterschied der Postverwal- tung in den 40er Jahren und jeßt; es sei ihm s{chwer, aus den lieb- gewordenen Verhältnissen zu scheiden. Die Fürsorge für das Wohl der Postbeamten habe dem Chef ftets am Herzen gelegen.

Abg. Adt (nl.) bedauert, daß die Postverwaltung gegenüber seinen Wünschen in Betreff der Ausdehnung des S Lnwel êns sich niht auf den Standpunkt stellen will, jeden Anschluß einzu- führen, sobald er gewünscht wird und sobald die festgeseßten Ge- bühren gezahlt werden. Er bittet nochmals um größeres Ent- gegenkommen gegen die Wünsche der Industrie; namentli bleibe es cine grcße Ungerechtigkeit, daß diejenigen Etablissements, die über 15 km von der Centralstelle entfernt sind, keinen Anschluß erhalten sollen. Abg. von der Schulenburg (dcons.): Der Abg. Stöcker hat nur in seinem Namen gesprochen; ih habe dagegen im ausdrücklichen Auftrage des Parteivorstandes dem Staatssecretär zu danken für die Entschiedenheit und Entschlossenheit, mit welcher er die Autorität und Disciplin in seinem Ressort gewahrt hat. Wir bedauern sehr, daß für ihn fein Wort der Anerkennung außer der unserigen hier laut ge- worden ist. Der een e Beamte wird immer noch Recht finden, wenn ex Necht sucht; aber er soll sih an eine andere Adresse wenden. Was der Abga. Bebel mir vorhält wegen der Tarifirung der Zeitungen, entspricht nit den Thatsachen; ih habe das Gegentheil gesagt. Ich habe nur verlangt gleiches Recht für Alle, was wir Conser- vative immer verlangen. Wir wollen, daß die Zeitungen, welche niht den Umsturz predigen, nicht theurer bezahlen müssen als andere. “Den Geist dex Zeitungen will ih unter feinen Umständen hineingezogen wissen. Kommt man dahin, die guten Zeitungen möglichst billig und die shlechten theuer zu tarifiren, dann halte ich es für natürlih, daß man die „Kreuz- zeitung“ umsonst befördert. Wir wollen eine gleiche Beförderungs- gebühr. Das bisherige System seßt eine Prämie auf die, billigen Ümsturzblätter; das geht zu weit, das Geld aller Steuerzahler für diese Zwecke auszugeben. Die „Berliner Morgenzeitung“ kostet jährli 3,20 pro Exemplar Zuschuß, oder jährli bei 90 000 Zeitungs- auflage fast 100 000 Thaler auf Kosten der Steuerzahler. Jm ganzen seßt die Reichspost mehr als 10 Millionen jährlich zu, wie die „Staatsbürger-Zeitung“ ausgerechnet hat. Von der Loyalität des Abg. Bebel erwarte ih, daß er cine Erklärung abgiebt, mich miß- verstanbèn zu haben.

Abg, Vollrath (dfr.): Wenn die Conferenz wegen der Zeitungsbeförderung zusammentritt, bitte ich au Angehörige dieses Erwerbs- oder Literaturzweiges zuzuziehen. Es freut mi, daß von einer Kasernirung der unteren Postbeamten abgesehen werden foll. Von einem folWen Zusammenpferthen in Cte MWohnhäufern ist in der That nichts zu: erwarten. Die Zunahme dèr Secretäre von 1871 ab ist dem Abg. Bebel als Argument entgegengehalten worden, ab& mit Unrecht. Früher war der Secretär ein ganz anderer als heute; früher war erx der Abschluß der Subalterncarridre, jeyt ist ex der Anfang der höheren Carriòère. Man hat eben hier der Post- aristokeatie große Concéssionen gemaht. Ich muß nun noch auf die Nede des Staatssecretärs Dr. von Stephan vom Freitag zurück kommen. Ich habe von Postproletariern nicht im S Sinne gesprochen, sondern die De Proletarificang bedauert. Bei ‘der ‘Kaiser Wilhelm - Stiftung hat dann der Staätssecretär Dr. von Stephan darauf Vingewiesen, daß

38 000 Beamte unterstüßt worden sind. Diese Ziffer ist sehr eigenthümlich; wenn sie richtig ist, würde der Staatssecretär doch mehr den Titel eines Groß-Almosenier der nothleidenden Post- beamten, als den des Staatssecretärs des Reichs-Postamts verdienen.

Director im Reichs-Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Der Abg. Vollrath hat zwéimal ausdrücklih von Proletariern gesprohen. Eine Verfügung vom Reichs-Postamt in Sachen der „Verkehrs-Zeitung“ ist nicht ergangen. Diese Behauptung ist ein Märchen. y N

Abg. Bebel (Soc.): Wenn die neuen Maßnahmen der Poft- verwaltung darauf hinausgehen, den Zeitungsvertrieb zu vertheuern, fo werden wir im Reichstag zu überlegen haben, ob der Post ihr Regal weiter belassen werden känn. Ich babe keinen Unterschied zwischen guten und s{chlechten Blättern gemaht. Wenn der Abg. Stödcker jeßt von der Partei verleugnet wird, so kommt es mir darauf nicht an. Mir i} es genug, daß ein Mann von seiner Richtung sich so geäußert hat. Der Abg. Stöcker weiß in dem Kreife der Post- beamten do recht viel mehr Bescheid, als der Abg. von der Schulen- burg. Die Reichsbeamten haben nicht übereinstimmend die Meinung, daß sie ihr Necht finden, wie die preußishen Beamten, von denen der Abg. von ‘der Schulenburg auffallenderweise sprach. Darum wenden sie sih mit ihren Beschwerden an uns. Wir werden deshalb auch ferner die Beschwerden, die an uns kommen, gewissenhaft prüfen und sie auch fernerhin zur Sprache bringen.

Abg. Dr. vón Marquardsen (nl.): Ich will nur dafür ablegen, daß au wir von dem Gewichte der Verdienste Staatsfecretärs Dr. von Stephan vollständig durhdrungen fi wünschen, daß der Zeitpunkt seines Scheidens noch recht fern fei. Punkte des Postassistenten-Verbandes stehe ich allerdings auch auf seinem Standpunkte, sondern auf dem der Mehrzahl der Redner aus dem Hause. \

Abg. Vollrath (dfr.): Wir haben die blidli des postalishen Wesens ganz objectiv und nüchtern zu b und müssen dabei bleiben, daß eine Stagnation eir Wenn auch eine Verfügung des Reichs - Postamts „Verkehrs-Zeitung“ nicht existirt, so ist das nux eia Worte. Das betreffende Actenftück bezeichnet fih al en und thatsählih hat man Abonnenten und Inferate gefamtmelt wegwerfendem Sinne habe ih von Proletariern j wie ich nochmals hervorhebe.

Damit schließt die Discussion. Das Gehalt des Staats- secretärs wird bewilligt, ebenso die übrigen persönlichen Aus- gaben für die Centralverwaltuny.

Bei den Besoldungen für die Betriebsverwaltung

[. Ober-Postdirectionen, nimmt bei den Gehältern Post-Bauräthe das Wort der

Abg. Vollrath (dfr.), um die Postarchitckten zu befürworten. Durchschnittsgehalt 5100 4, ständen gegen die Ei Privatarchitekten entshieden zurück. Redner fragt, ob nebenamtlih die Uebernahme von Privatarbeiten erla

Director im Reichs. Postamt, Wirklicher (

Fischer bestätigt, daß diese Erlaubniß gegeb Bei dem Titel Pofst- bittet der

Abg. Dr. Endemann in Cassel zu beschleunigen.

Bei dem Titel „Ober-Poft klärt auf eine Anfrage des

Abg. Frohme (Soc.), wie es um unschuldig verurtheilten Secretärs stebe,

Director im Reichs-Postamt, Wirklicher ( Fischer, daß ein Bericht über die Angelegenheit noch nicht vorliegt. Í

Die von der Budgetcommission vorgeschlagene Refolution-

„Den Reichskanzler zu ersuchen, die Autdebnung deé der Dienstalters\stufen auf die Unterbeamten è Telegraphenverwaltung ohne Schädigung derselb zügen wiederholt in Erwägung zu ziel wird angenommen, desgleichen rungen für die Subaltern- und Ur

Fe b Dent Depe Sa L ITSEULLE

geworfen, Zugang 409 neue variirt von 650 bis 900 f

Abg. Sch midt- Sachsen (S so geringen Anfangsgebalts gehalt sei ja wiederholt, na des Abg. Singer und einiger frei das Anfangsgehalt sei aber fehr nècdrig Unterbeamten hätten ein viel böbereé Antangäg Redner eine Aenderung in daß sie im Winter eiae wärmere Sommer eine leichtere Bekleidu

Director im Reichs « î Dr. Fischer: Das Durhi(n gegen das der entsprehenden Gendad 95 4 zurüd, aber das Marimum weir errèiht. Den Bestrebungen zar Y stehen wir durchaus nicht ablednend für die Landbriefträger wirf cine Million aus. Die Liftu: erhöht, sondern verringert. dur die Vermehrung diefer eines ausgedebnten Hilfslandbrteftrs

Der Titel wird bewillig

Bei der Forderung voi und für Hilfeleistungen kehrsanstalten regt

Aba. Sh midt » Salhsen (Soc.) dre Aenderung BELS Ba reihen Titels an. Die Pottdälk en eds Trr Durs alüdcklihhe Jubaber mit ciner Pant@dalvergütane denden Fur Postbilfsboten wird den Postämtern awd tant Daunen Verfügung gestellt. Die daraus gezabiter Tageittue Wun Bit M dèn großen Städten auf eine Höbe don Bdee 2.6 Die 12 Witiwe unter dirsem Titel stehen in Feine röttien Verdähniße zu: A etatêmäßig angestellten Boautea. Séhem 24W: dadd dar Vg, K Baumbac - darauf dingewiedea: dea Sie S. V Vi Id: von Vollmar die \Wlecdte Buer dee Siebente Wn E eschildett und bereits damals eint Crd dee Qo ems Die große Medrdeît der VestdeGtterumden n don Meüvor As und auf dem Lande deziedea ved Tou doe 2.20 t Bde Vergütung, Et follte iu Zdgt de O TDIL T R in zwei Titel: für PoGLB An ved Vit D d D Wn züge für Qilsvdoten cedett werds. Di Henn Dosen Wos: allgemein die sogenannten idi Tue Bd Was Wik Gedalt diefer DUddodesa dd vao U Dimgeridhns De, Va d Verwaltung Andern: derd Seid t da d d Dek mie ie: Bk Etat wiedex U Mes, WLGREN

Titel V ordert À AVO Y e eee Q de wödnliede Leitungen der Boe, zut Wo W Uen: ait Ms