1893 / 84 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Sardänapal, Sthlesifche Hvchzeit, Flick und-Flock, Ellinor, Das \chlecht bewachte Mädchen, ntased, Philitaria, Maveleine, Die Jahreszeiten, Slavische Bräutwerbung: Att: Mittwoch wird „Der rei shug mit det Daten! Leisinger und“ Dietrich: und den Herren Rothmühl. und Mgen in den P egebeii.

m KöniglichenSchau]piel (im Neuen Theater) gelangt am Mittwoch „Vasantasena“ zur Aufführung.

Im Friedrih-Wilhelmstädtischen Theater geht am Sonnabend die Zeller she Dperette „Der Vogelhändler“, neu ein- studirt, in: Scene. Jlka von Palmay tritt am 22. d. M. zum ersten Male als „Nitouche" in dem eiGutnuigen Vaudeville auf. Das Gast- spiel der Künstlerin bringt überdies eine Neuheit: „La Stupida“. Der Verkauf der Billets für dieses Gastspiel beginnt am Mittwoch zu den gewöhnlichen Preisen an der Kasse des Theaters.

Mannigfaltiges.

Der Director der hiesigen Königlichen Sternwarte, Geheime Regierungs-Rath, Professor Dr. Wilhelin Foerster hielt gestern Mittag 1 Uhr in der Urania einen Vortrag über das Thema: «Gegen den Spiritismus und die sogenannte Theo- fophie.“ Der Vortragende führte zunächst aus, daß gerade die Urania eine geeignete Stelle für Erörterungen dieser Art sei, weil der neuere Geisterglaube vielfa in mißverftandenen naturwissenschaft- lichen Anschauungen wurzele. Eine Jnstitution, welche sich die Pflege der Freude an der Naturerkenntniß zur Aufgabe stelle, sei in besonderer Weise verpflichtet, auch die Irrungen, welche aus der unzureihenden Erfasfung pie CGrkennens und zum theil aus einem gewissen naturwissenschaftlihen Materialiömus ent- stehen, heilen zu helfen. er Vortragende warf hiernach einen fturzen Blick auf die Vergangenheit des Geisterglaubens, den man zu Anfang des achtzehnten Vabrbunderts, des Jahrhunderts der Aufklärung, bereits als überwunden fingesehen habe, der aber durch Cagliostro, Swedenborg u. a. um die Mitte desselben Jahrhun- derts zu neuem Leben erweckt sei und, nur für kurze Zeit durch die französishe Revolution und die darauf folgenden weltgeschichtlichen Ereignisse in den Hintergrund gedrängt, sich bis zur Mitte des neun- zehnten Jahrhunderts in England und Amerika derart ent- widelt habe, daß man genöthigt gewesen fei, dieser Irrlehre, die au unter den Gebildeten zahlreihe geistvole Anhänger gefunden habe, die ernsteste Beachtung zu schenken, besonders nächdem seit dem Jahre 1870 das bis dahin von dieser Bewéêçung ziemli verschont gebliebene Deutschland auch mit hinein- gezogen worden sei. Da das Beispiel des verdienten, im Jahre 1882 in gege Umnachtung gestorbenen Astronomen Johann Karl Friedrich öllner dem Spiritismus zählreihe Anhänger zugeführt hat, schilderte nun Professor Dr. Foerster den Lebensgang dieses Gelehrten, mit dem nahe persönliche Beziehungen ihn freundschaftlißh verbunden hatten, und erwähnte dabei, wie gerade dieser bedeutende Forscher sich zuerst mit Schärfe gegen den Spiritismus gewendet habe, wie er später aber, vertieft in mat L R Grübeleien, die wissenschaftlich bedeut- säm waren, ihm jedoch unheilvoll wurden, von einem englischen Spiritisten nah kurzem s{werem Kampf für den Wahnglauben gewognen, damit aber auch der wifsenshaftlihen Productivität entrissen worden sei, um [chließlich der geistigen Krankheit zu verfallen, die bald naher feinem Leben ein Ende gemacht habe. Weiterhin gedachte der Vortragende der wichtigsten Epoche in der Entwicklung der spiritistischen Bewegung, die 1875 durch den Umstand eintrat, daß ein amerikanischer Oberst die Gründung von theofophischen Gei chaften unternahm, die als Grundlage ihres Programms den verführerishen Saß von der „universellen Menschenverbrüderung“ aufgestellt und dadurch bis jeßt die Bildung von 275 theofophischen Gesellschaften, davon 166 in Asien, wo in der Nähe von Madras der Hauptsiß ist, 74 in Amerika, 8 in Australien und 27 in Europa, erreicht haben. Alsdann beschäftigte sich der Vortrag eingehend mit den

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| elementaren Fehlern des: Wahrnehmens und: Urtheilens* der Menschen

und mit’ den großen Gefahren der hallucinatorischen Srreguies der

Menschenseele, zumal bei: genossenschaftliher Organisation der llege solcher Puregun en. Den Schluß: bildete ein Appell zur Culti- virung und Prhafti teit des Urtheilens als der wahren Grundlage des Friedens der Menschen und als des mächtigsten Schutzes gegen die krankhafte Verkümmerung. der Seelen durch' Aberglauben, uwie ein Hiniveis auf die Liebe zur Kunst und zum Schönen in allen seinen weltlichen und religiösen Ersheinungsformen.

_ Auf dem Jakobi-Kirhhof am Rollkrug. ist heute Vormittag. der Bildhauer Professor Otto feierlih bestattet worden. Der Verein Berliner Künstler und das „Comité zur Errichtung eines Luther- Denkmals“ hatten Kränze und Palmen gewidmet. Vom Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten erschien der Geheime Ober- Regierungs-Rath Dr. Jordan, vom Ministerium der öffentlichen Ar- beiten der Geheime Ober-Baurath Professor Adler. Die Künstlerwelt war sehr zahlreih vertreten; die Stadt Berlin hatte den Stadt- Baurath Blankenstein entsandt. Die Gedenkrede hielt der Pfarrer Baumann von der Dankesgemeinde. Die Beiseßzung erfolgte neben dem Grabe des Vaters.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Geheimen Sanitäts-Rath Dr. Gustav Wegscheider hatte eiten viele Hunderte von Leid- tragenden nach dem Kirchhof in der Belle-Alliancestraße geführt. Die medizinische Gesellschaft, welcher. der Verstorbene seit der Begründung angehört hatte, war dur die Professoren B. Fränkel und Senator, sowie den Geheimen Sanitäts-Rath Dr. Abraham vertreten, für die „Heimia“ legte der Geheime Sanitäts-Rath Dr. Körte einen Kranz nieder; auch die Gefellshaft für Geburtshilfe hatte einen Kranz ge- widmet. Unter den Anwesenden befanden ih ferner der Staats- Minister Dr. Delbrü, der Geheime Ober-Justiz-NRath Dr. Starke aus dem Justiz-Ministerium, der Geheime Regierungs-Rath Köpke, der Geheime Medizinal-Rath Dr. Pistor aus dem Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten. Der Männerchor der Gemeinde führte unter Leitung des Musikdirigenten Stökert die Gesänge aus. Pastor Schmeidler hielt die Gedenkrede.

Oberhalb des Eingangs zum Hause Pariser Fs 6a ist, wie die „Voss. Z.“ mittheilt, eine gußeiserne Gedenktafel zur Erinnerung an Giacomo Meyerbeer (7 1864) angebracht worden. Die In- chrift lautet: „Giacomo Meyerbeer, geboren am v. September 1791 zu Berlin, wohnte in diesem Hause von 1848 bis 1863. Seinem Gedächtniß die Stadtgemeinde Berlin. 1893.“

In der Deutschen Colonial-Gesellschaft, Abtheilung Berlin, hält am Freitag, 14. April, Abends 8 Uhr, im Saale B des Architektenhaufes, Wilhelmstraße 92, Herr Gustav Truppel einen Vortrag über „Land und Leute auf den Fidshi-, Samoa- und Tonga- Inseln und die deutschen Pen in Polynesien“. Eine reichhaltige Sammlung photographischer Aufnahmen wird ausliegen.

__ Lahr, 8. April. Dem hiesigen ersten Reihs-Waisenhause ist wiederum ein namhaftes Vermächtniß zugefallen. Wie die „Lahrer deutshe NReichsfechtshul-Zeitung“ vom 1. d. M. Gre, hat der am 13.,/25. Februar d. J. in St. Petersburg verstorbene Konsul Heinrich Julius Nikolaus Beer, der seit Jahren ein regel- mäßiger Besucher des Kurortes Baden-Baden war, durch Schenkungs- urkunde vom 19. Juni 1891 dem Reichs-Waisenhause die Summe von 30 000 Fr. in Werthpapieren als Cigenthum vermaht. Das hiesige Neichs-Waisenhaus dürfte nunmehr in der Lage sein, sich aus den Erträgnissen seines Grundkapitals in der bisherigen Belegung völlig felbständig (ohne Zuschüsse aus den Samtmelergebnissen der Fechtshule) zu erhalten.

Wien, 8. April. der heutigèn Versartiilung. bér Centra commission - für die Weltausstellung in Chicago: iel h E: „W. T. B.“ meldet, der Präsident. der Comtnission, Handels-Minister Marquis. Bacquehem, mit, daß eine namhafte Erhöhuüng der staatlichen Subvention in Aussicht genommen sei Und daß: die Erzherzogin Maria Theresia: das Protectorat der Ausstellung der Frauenarbeiten übernommen habe. Der Vice-Präsident Mauthner wies darauf hin, daß die Subvention des Staats um. 125-000 Fl. erhöht und daß außerdem zu Gunsten der Kunstausstellung 30000 Fl. gewährt werden würden. Die Gesammtzahl der österreichischen Aussteller werde 625 betragen, darunter 257 Wiener Aussteller. Troß der Schwierigkeiten hinsichtlich der Beschickung könne doch eine *würdige Vertretung der en Industrie und Arbeit auf der Ausstellung vorhergefagt werden.

Pest, 9. April. Ju Drenkowa, Mohacs, Szegedin und Semlin wurden laut Fina des „W. T. B.“ gestern Nachmittäg zwischen 2 und 3 Uhr Erdbeben beobachtet, welhe in Szegedin und Semlin heftiger waren. In leßterem Orte wurde zehn Minuten nah dem ersten Erdstoß ein zweiter, jedoh viel s{chwächerer, verspürt. Ein be- deutenderer Schaden oder Unglücksfall ist nicht vorgekommen. . Weiteren Nachrichten zufolge wurde das Erdbeben auch in Nagy Enyed und Deva beobachtet. Auch in Arad, Neusaß und Großbecscerek fanden zu derselben Zeit Erdstöße {tatt. Jn leßterem Orte stürzten mehrere Schorusteine ein.

Nom, 8. April. Infolge des Berichts der Irrenärzte erklärte nach einer Meldung des ,W. T. B.“ die Anklagekämmer Berardi, welcher am 25. März eine mit Erde gefüllte Papierdüte in den Wagen des Königs geworfen hatte, für unzurehnungsfähig und ordnete dessen Ueberführung in eine Heilanstalt an.

Christiania, 9. April. Das Wikingerschiff hat, wie „W. T. B.“ meldet, heute Mittag unter dem Jubel der Bevölkerung und dem Salut der Festung8geshüße die Fahrt nah Amerika zur Chicagoer Weltausstellung angetreten. Das Schiff läuft zunächst mehrere norwegische Küstenstädte an und segelt dann Anfang Mai von Bergen nah Amerika.

New - York, 8. April. Line angehörigen tg a berichtet, die „Hekla

Im Schlepptau des der National „Amerikä“ passirte, wie „W. T. B.° eute Morgen Shinnecok auf Long-Island.

Nach Shluß der Redaction eingegangene Depeschen.

_ Budape st, 10. April. (W. T. B.) Gegen den Fürst- Primas Vaszary versuchte dessen entlassener Kellermeister ein Attentat. Der Secretär des Fürst-Primas, Dr. Kohl, warf sih dazwischen und erhielt fünf Messerstihe.- Der Thäter ijt verhaftet. Der Fürst-Primas blieb unverleßzt. Das O des Attentats rief allgemeine Aufregung hervor.

London, 10. April. (W. T. B.) Eine am léßten Sonnabend erlassene Verordnung des Vice-Königs von Irland gestattet die Einfuhr von Waffen und Mu- nition nur nah Dublin, Belfast, Cork und vierzehn anderen irishen Häfen; weitere Beschränkungen sind vorbehalten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Mascagni. Text nach dem gleihnamigen Volksftück von

Morgens. Eule In Scene gesezt vom Ober- Regisseur m air.

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Uebersicht der Witterung.

Cine tiefe Depression liegt über Lappland, ihren Wirkungskreis über Sbanvlaulen und das Oftsee- gebiet. ausbreitend, wo vielfa starke südwestliche bis nordwestliche Winde wehen. Eine Zone höchsten Luftdrucks erstreckt sich von Schottland oftsüdostwärts nah dem Schwarzen Meere hin. Jn Deutschland dauert die ruhige, heitere und’ trockene Witterung überall fort, im Norden is es wärmer, im Süden durchschnittlich etwas kälter geworden.

Deutsche Seewarte.

Anfang 74 Uhr.

der Tageskafse.

pfeil. Anfan Mittrooch :

Theater - Anzeigen.

Königlithe Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 89. Borstellung. Auf Allerh ia Befehl : Beda P ene Mu torbitena

oven. Nach einer mythologischen Tan un E, Taubert?s in 2 Acten von Ertl Graeb, Dirigent: Steinmann. Cavalleria rusticana Baneru-Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro

burg.

Dirigent: s (Santuzza : Signora Bellincioni, Turiddu: Signor Stagno, als Gäste.) Anfang 74 Uhr.

Erhöhte Preise. Loge 10 6 Erster Rang Balkon und Loge 8 6 Parquet und Parquet-L S

oge 5 4 Dritter Nang Balkon und Loge 3,50 4. Parterre Stehplay 2 Æ Amphitheater Sißplatz 2 Æ Amphitheater Stehplaß 1 4 Theater (am Was ihr wollt. 4 Aufzügen von Shakespeare, nah Schlegel’s Ueber- seßung. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Mar Anfäng 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 90. Vorstellung. Romantische Oper in 3 Acten von

arl Maria von Weber. Kind, nach der gleihnamigen Erzählung von August Apel’s.) Neu in Scene gele! vom Ober-Megisseur Tetzlaff. Dirigent : Kape

Theater 97. Vorstellung. AOII us,

Emil Po Dichtung des altindishen Königs Sudraka. gesetzt vom Ober-Regisseur

Kapellmeister Dr. Muck.

Fremden-Loge 12 4 Ordchester-

oge 8 M Zweiter Rang S M. Agelter Rang Balkon und

Schiffbauerdamm 4/5.) Lustspiel in

Der Dichtung von Friedrich

metster Weingartner. An-

(am Schiffbauerdamm -4/5). Drama in 5 Auf- l, mit freier Lenaigns der

n Scene

ar Grube. Anfang

Deutsches Theater. Dienstag: Der Talis-

Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld. Donnerstag: Der Talisman.

Berliner Theater. Dienstag: Viel Lärm um Nichts. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Der Veilcheufresser.

Donnerstag: Viel Lärm um Nichts.

Lessing-Theater. Dienstag: Hanna Jagert.

Mittwoch : Zum 1. Male: Die Bohème. Vorverkauf für die ersten drei Vorstellungen an

Donnerstag: Heimath.

Wallner -Theater. Dienstag: Der Probe- 7&4 Uhr.

odoms Ende.

Donnerstag: Die große Glocke.

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Dienstag: Der Bettelstudent. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend : Der Vogelhändler.

Refsidenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- Dienstag :

Zum 31. Male: Die beiden

Chamvpignol, (Champignol malgré Ia.) Schwank în 3 Acten von Feydeau und Desbvalliòres. Deutsh von Benno Jacobson. Jn Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Die Chamypignol.

In Vorbereitung: Das nene Kleid. Plauderei in 1 Act von Heinz Tovote.

beiden

Kroll's Theater. Dienstag: Der schwarze Domino. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Gastspiel der Signorina Prevosti und des Signor de Padilla. Linda von Chamounix.

Freitag und Sonntag: A Santa Lucia. Melodrama in 2 Acten von Tosca. (Gemma Bellincioni und Noberto Stagno als Gäste.)

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Dienstag: _ Zum 106. Male: Mit neuer Aus- stattung: Die Reise um die Welt in achtzig F agen, Großes Ausstattungsftück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’Ennery und Jules Verne. Ballet arrangirt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida. Anfang 7} Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Theater Unter den Linden. Columbia. Ausstattungs - Ballet. stellung in Chicago. lung. Vorher: Lachende Erben. Operette. An- fang 72 Uhr.

Mittwoch u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Zum 10. Male: Goldlotte. Gefarigsposse in 3 Acten von Ed. Jacobfon und W. Mannstädt. Couplets theil- weise von G. E Musik von G. Steffens. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 7# Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Goldlotte.

Der Secmmer-Garten is geöffnet.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Dienstag: Novitäten- Cyclus. Negie: Wilh. Schaumburg. Zum 4. Male: Gute Zeugnisse. Lustspiel in 3 Acten von Oscar Elsner und Carl Mallachow. Hierauf: Wenn man im Dunkeln Füßt. Lustspiel in 3 Acten von Osear Elsner und n Maállachow. Anfang 7# Uhr.

ittwoh: Dieselbe Vorstellung.

Dienstag: Welt - Aus-

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde,

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter : es: 4 dd E ti E

Concerte.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 77 Uhr: Concert von Otto Fischer: Sobell (Tenor) und Agathe Fischer - Sobell Klavier).

Die deutsche Abthei-

Circus Renz (Carlftraße.) Dienstag, Abends 74 Uhr: Auf Verlangen: Widerholung der Parade- Gala-Vorstellung vom 7. April.

E Ein Künstlerfest, “Ez

Große Ausstattungs - Pantomime vom Hofballet- meister A. Siems. Mit überräschenden Licht- und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscentrt vom Director Franz Renz. Costume, uifiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung ge- sammten Personals. Neue Einlagen mit groß- artigen Lichteffecten. S“ Kinder - Orchester neu beseßt, neue Musik. “S@ Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solhér Praht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Scchluß: Gro Brillant- Feuerwerk. Außerdem: James Fillis mit dem Schulpferde „Markir“. 4 Fahnenpferde, vorgeführt vom Director Franz Renz. Concurrenzschule, ge- ritten von den Damen Frls. Clotilde Hager und Oteana Renz 2c.

Mittwoch, Abends 74 Uhr: Gala-Votstellung zum Benefiz der Gebrüder Lee.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Clara Vorwald mit Hru. Prem.- Lieut. Carl Brandt (Berlin). Frl. Katharina von Colomb mit Hrn. Major Friedrich: von Bern- hardi (Berlin—Bern). Erl, eris von Pall- menstein mit Hrn. R fessor Hérmann Haupt (Merseburg). Frl. Martha Uhl mit Hrn. Fs Friedrich Hartte (Erfurt—Eggenstedt). Frl. Lucia Kneusel mit Hrn. Gerichts-Assessor Victor Henfel (Breslau—Oels). Frl. Anna Lange mit Prem.-Lieut. Carl Rieger (Liegniz— Straßburg i. E.).

Vereheliht: Hr. Forst-Assessor Ludwig Junike mit Frl. Anni Zöller (Eberswalde). Hr. Ge- rihts-Assessor Dr. jur. Paul Grofse mit Frl. Toni Vogeler (Charlottenburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Régierungs-Rath Frit Saur i. E). Hrn. Domänen- O G. Gerstenberg (Königl. Neudorf bei

peln). Eine Tochter: Hrn. Pastor Schliep (Berlin). Hrn. Rathsherrn Dr. Schlamm (Stralsund).

Gestorben: Verw. Fr. Stadtrath Wilhelmine Heinicke, geb. Hellrung (Wiesbaden). Hr. Karl Gustav Ludwig August von Rumohr (Hamburg). Fr. Helene bon Waldenburg, geb. Eberhard (Würben bei Königszelt.). Hr. Oberlehrer Dr. Hugo Bernhardt (Striegau).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeut Buchdruckerei und Verlags- Anftalt. Berlin 5, Bb tet de, 20

Acht Beilagen

(einshließlih Börsen-Beilage). (6238)

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

¿ 84,

Statistik und Volks8toirthschaft.

Die preußische Bevölkerung nach ihrer Stammes- zugehörigkeit. Bei Gelegenheit der Volkszählung am 1. Dezember 1890 hat im preußishen Staat zum ersten Male eine allgemeine Aufnahme der „Muttersprache“ der Bevölkerung stattgefunden, bei welcher diefe für jede einzelne, am Zählungstage im preußischen Staatsgebiet an- wesende Person festgestellt wurde. Auch die auf die Bevölkerung der damals noh nicht mit der Monarchie vereinigten Insel Helgoland bezüglihen Haushaltungslisten sind nachträglich mit den entsprehenden Angaben verschen worden. Außerhalb Preußens hat eine statistische Aufnahme der Muttersprache im Deutschen Reih nur noch in den Fürstenthümern Waldeck und Lippe stattgefunden. 7 Neben der Volkêsprahe (Muttersprache) als dem wichtigsten Mittel zur Erkennung der-Stammeszugehörigkeit kommt insbe]ondere noch das Religionsbekenntniß in Frage. Die „Stat. Corr.“ bringt daher in der nachfolgenden Uebersicht, bei welcher von der Unter- eidung des Geschlehts abgesehen worden ist, das Hauptergebniß der Aufnahme der Muttersprache für das preußishe Staatsgebiet im jeßigen Umfange (mit Helgoland) unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Religionsbekenntnisses. Am 1. Dezember 1891 hatten in Preußen als ; : Katho- sonstige ch„,, andere A überhaupt Evangelische liken Christen A A deutsch... . 26 438 070 18 468 665 7 509 953 89 807 365 357 4 288 IiHau. 121 345 117 503 3 434 304 95 Von. 2810007 299708 2906/09 1099 2909 mafurisch 105 754 101 792 2/09 L OIT 190 fassubish. .. 55540 1434 54091 4 11 wendisch . 67 967 65 092 9 789 74 mährisch) .. 58 408 S802 07488 5 t\hechis{ch. .. 17 670 7 93 9594 wallonish . . 11 058 21e 10 328 holländish . . 40 959 9 34 30 638 48 827 43 29 199 139 399 138 835 TO 2020 551 10 299 6 607 6 643 28 5 984 5 891 italienisch . . 5 315 149 spanish . 702 220 portugiesisch . 255 91 andere Spr. . 3 992 859 ! zusammen . 29 957 367 19232 449 10252818 99 34

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Die großen Einkommen in Deutschland.

In Heft 1 und 2 von Hirth's „Annalen des Deutschen Reichs“, Jahrgang 1893, hat Dr. Clemens Heiß eine lese:swerthe Abhand- lung über die großen Einkommen in Deutschland und ihre Zunahme in den leßten Jahrzehnten veröffentlicht. Seinen Untersuchungen über die e der großen Einkommen in Preußen, die sich an die Resultate der Einkommensteuer anschließen, mag Folgendes entnommen werden.

In der Periode von 1853—90 vermehrte sih die Bevölkerung Preußens in den acht altländishen Provinzen von 16 889 678 auf 24062501 oder um 42,64%. Gleichzeitig vermehrte sich die Zahl der Einkommensteuerpflichtigen um 337,43 0/0. Die Ein- fommen von weniger als 3000 46 vermehrten sich nur um 42,64 9/9, die Einkommen von 3000 bis 36 000 4 aber um 333,87 9/0, die Einkommen von mehr als 36 000 4 um 689,64 09/9, und zwar von 36 000 6 bis 60 000 6. um 590,4909/0, von 60 000 bis 120 000 M um 83565 9%), von mehr als 120 000 6 um 942,22 9/0.

Die großen Eintommen haben sich in den Provinzen Branden- burg, Sacifen, Nheinland, Ost- und Westpreußen und Schlesien weit rascher entwickelt als in den übrigen Provinzen. Namentlich sind es die Negierungébezirke Berlin, Breslau, Magdeburg, Merseburg, Erfurt, Köln und Aachen, in denen die großen Einkommen beson ders ras zugenommen haben. In Berlin insbesondere hatten 94 Cenfiten mit einem Einkommen von mehr als j2 36 000 4 im Jahre 1353 21,15 9% fämmtliher solher im Staat vorhandenen 444 Censiten betragen; sie stiegen (in Berlin) auf 1330 im Jahre 1890 und machten nunmehr 37,93 9% von folchen überhaupt im Staate vor- handenen 3506 Censiten aus.

Der Verfasser faßt das Nesultat seiner Untersuchungen für Preußen dahin zusammen:

1) Die großen Einkommen sind ohne Zweifel weit raschex ge- wachscn als alle übrigen, wenn sie auch in dem Zeitraum von 1875 bis 1880 zufolge der wirthschaftlihen Krisis etwas?zurückgegangen sind.

2) Daneben i} eine allgemeine Verbesserung der Einkommens-

vertheilung wahrzunehmen, indem die kleinsten Ginkommen hinter dem Wachsthum aller übrigen niht unerheblich zurüblieben. 3) Das raschere Wachsen der großen Einkommen tritt in den Großstädten so überwiegend hervor, daß wir auch eine örtliche Concentration der großen Einkommen und Bermögen annehmen müssen in der Weise, daß die Besißer von großen Einkommen und Vermögen aus den Bezirken, wo hie ihr Vermögen erworben haben, in die großen Städte ziehen.

Auh im Königreich Sachsen sind die großen Einkommen vom Jahre 1878 bis 1888 weit rascher gewachsen als die mittleren und kleineren. Die Einkommen von mehr als 36 000 4 nahmen um 133,49 9% zu, die Einkommen von 2800 bis 36 000 # nur um 38,81 % und diejenigen von weniger als 2800 46 nur um 30,94 9/6. Das durchschnittlihe Einkommen auf den Kopf der Bevölkerung be- trug in den Jahren 1878 und 1888 in den Städten 423,24 bezw. 929,98 M, auf dem platten Lande 260,87 bezw. 315,39 M, es hat somit hier um 25,22 °%/, dort um 20,90 9/6 zugenommen. Eine auffallende Erscheinung ist das Zurückgehen des platten Landes an wirth- schaftlicher Kraft gegenüber den Städten. Denn im Jahre 1878 entfielen von sämmtlichen Censiten auf das plaite Land 98,78 9/0, im Jahre

388 nur noch 56,84 9/0, was einer Abnahme von 1,94 % gleich- ommt. Die kleinen Einkommen auf dem platten Lande unter 2800 sind hieran mit einer Abnahme von 1,85 9/9 betheiligt ; die Einkommen von 2800 bis 36 000 M4 zeigen eine Abnahme von 2,45 9/0, iejenigen von mehr als 36 000 4 sogar eine Abnahme von 2,77 9/0. Den bedeutendsten Nückgang (auf dem platten Lande) weisen die Ein- tommen von 12000 bis 36 000 A mit 3,36 9%, sowie die von 36 000 bis 60 000 6 mit 5,58 9/6 auf. Dagegen sind die Einkommen Von 950 bis 1600 6 um 0,87 9/0 sowie die Einkommen von 60 000 bis 120 000 um 0,57 9/0, und die ganz großen Einkommen von mehr als 120000 A sogar um 83,38 % gewad)sen. Diese Abnahme der wirth; schaftlihen Bedeutung des platten Landes entspricht einer ebensolhen Zunahme des Wohlstandes in den Städten. Von den Cinkommensteuerpflichtic en entfallen im Jahre 1888 43,16 9/9 auf die Städte, gegen das Jahr 1878, wo sie 41,22% betrugen, mehr: 1,94% (um welhe sih die Censiten auf dem Lande vermindert haben). Während nun aber im Sabre 1888 von den kleinen Ein- tommen unter 2800 f noch nicht die Hälfte auf die Städte entfallen (42,02 9% auf die Städte und 57,98% auf das platte Land), gehören von \ämmtlihen übrigen Einkommensgruppen mehr als F den Städten an: 70,31% fallen auf die Städte, 29,69 9/6

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Erste Beilage

Berlin, Montag, den 10. April

auf das Land. Von den Einkommen von 2800—36 000 M. Tommen 70,22 9%, von den Einfommen über 36 000 4 75,25 9% auf die Städle. Unter den Städten selber sind die fünf größten (Dresden, Leipzig, E Plauen und Zwickau) mit einer Gesammt- bevölkerung von 799 775 Einwohnern (d. \. 22,76 9% der Bevölkerung des Königreichs, die 3500513 beträgt), von ganz hervor- ragender Bedeutung. Hier kommt die örtlihe Concentration der großen Einkommen in den großen Procentzahlen zum Ausdru. Denn während von den kleinen Einkommen unter 2800 A nur 20,02 9/9 auf diese Städte entfielen, kommen von denjenigen von 2800—36 000 schon 47,03 9/9 und vollends von den großen Ein- fommen von mehr als 36 000 6 gar 60,71 9/9 auf diese Städte, so daß für alle übrigen Städte von jenen großen Einkommen nur noch 14,54 9% übrig bleiben, was nicht einmal dem auf das platte Land vertheilten Procentsaß solher Einkommen (24,75 9%) gleihkommt.

Für Hamburg wird constatirt, daß in dem Zeitraum von 1868 bis 1880 hinter einer ganz bedeutenden Zunahme der kleinen und großen Einkommen die mittleren ganz erheblih zurückgeblieben find. In Bremen hat sich die Zahl der Vermögen der oberen Klasse (mehr als 9964 6) in einem Zeitraum von 130 Fahren um 4979/9 vermehrt, während die Zahl der Vermögen unter 9964 M. gleichzeitig nur um 130%) zugenommen hat. Der dur(hschnittliche Betrag jener Vermögen über 9964 4. hat sih verdoppelt, der durch- {chnittlihe Betrag der N unter 9964 4 nur um ein Viertel vermehrt. Es ergiebt sich hieraus, daß die Anhäufung der großen Bermögen in engstem Zusammenhang steht mit der Entwickelung der Industrie, der Technik und des Handels.

In dem Aufsaß werden ferner die Resultate der hessischen, der oldenburgishen und der altenburgishen Einkommensteuerstatistik er- örtert, und alsdann wird aus den mitgetheilten Ergebnissen (Preußen, Sachsen, Hansestädte, Hessen, Oldenburg und Altenburg) der Schluß gezogen, daß die großen Einkommen weit rascher an Zahl zugenommen haben als alle übrigen, die Zaÿl der dürftigen Einkommen sich aber am wenigsten vermehrt hat.

Von dem Jahrbuch für Bremische Statistik, herausgegeben von dem Bureau für Bremische Statistik, ist soeben Jahrgang 1392, Heft 1, enthaltend: die Statistik des Schiffs- und Waaren verkehrs im Jahre 1892, erschienen. Hiernah sind im Seeverkehr in Bremen angekommen 3196 beladene Schiffe (gegen 3254 im Jahre 1891) ; darunter waren 1545 (bezw. 1475) Dampfer; inêgesammt hatten sie 1878730 (bezw. 2032169) Neg.-Tons, die Dampfer 1583 977 (bezw. 1741 006) Neg.-Tons. Abgegangen waren im Jahre 1892 2522 beladene Schiffe (1891: 2546), mit 1 376 769 (bezw. 1 378 285) Reg.-Tons; darunter 908 (bezw. 897) Damvfer mit 1 116 187 (bezw. 1 152 290) Reg.-Tons.

Die Gesammteinfuhr betrug dem Berichte nah im Jahre 1892: 719,4 Millionen Mark (davon seewärts 474,5 Millionen Mark, land- und flußwärts 245 Millionen Mark.) Die Einfuhr hat ab- genommen gegenüber 1891, wo sie 759,7 Millionen Mark, sowie gegenüber 1890, wo fie 750 Millionen 4. betrug. Die Einfuhr aus dem Deutschen Reih nah Bremen betrug im Jahre 1890 rund 245 Millionen Mark, 1891 rund 236 Millionen Mark, 1892 253 Millionen Mark. Die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten Nordamerikas hat sih in diesen drei Jahren stetig vermindert: fie belief fih 1890 auf 233, 1891 auf 226, 1892 auf 199,5 Milltonen Mark. ;

Die Gesammtausfuhr betrug im Jahre 1892: 684 Mil- lionen Mark (seewärts 314, land- und flußwärts 370 Millionen Mark). Die Ausfuhr hat abgenommen gegenüber 1891, wo sie 714, und gegenüber 1890, wo fie 706 Millionen Mark betrug. Die Ausfuhr nah dem Deutschen Reich betrug im Jahre 1890: 391, 1891: 424,5 und 1892: 393,7 Millionen Vark. Die Ausfuhr nach den Ver- einigten Staaten Nord-Amerikas 1890: 122,4, 1891: 98,6 und 1892: 119,5 Millionen Mark.

Aus Bremen wanderten aus im Iahre 1892: 127 029, 1891 : 138 457 und 1890: 140410 Personen. Von den im Jahre 1892 auêgewanderten Personen waren 59 228 Deutsche (31502 männlich, weiblih). Nach Nord-Amerika wurden befördert aus Preuyen 40707 Pertonen (21 34m, 19353 w), ausdem briden DeutiGland 17620. (9573 m S000 w) Inss gesammt wurden nach Nord-Amerika von Bremen aus be- fördert im Jahre 1892: 125 262 Personen (74086 m., 51 176 w.); im Iahre 1891: 125 790, 1890: 107 156 Personen. Von den aus Preußen im Jahre 1892 ausgewanderten Personen gehörten 3898 (im Jahre 1891: 7510) der Landwirthschaft an, 6378 (bezw. 6067) der Industrie, 1090 (bezw. 1182) dem Handel, 19988 (bezw. 16 279) waren Arbeiter. O

Volksvermögen in Desterreich.

Inama-Sternegg hat auf Grund der Erbschafts\teuer-Veranlagung in der „Statistishen Monatéschrift“ das Natioualvermögen Oester- reichs in Realien auf 5028 ‘und in Mobilien auf 5407 Millionen Gulden berechnet. Gleihwohl bält er diese Ziffern für zu niedrig, da z. B. der Verkehrswerth des Grundbesites „etwa 15,5, seine Sguldenlast nur 4,5 Milliarden Gulden betrage, ein großer Theil der Vermögensmassen {hon durh Schenkungen unter Lebenden über- gehe u. f. w. Der Verfasser gelangt {ließli dazu, das bewegliche wie das unbewegliche reine Volksvermögen Oesterreihs auf je .11 Milliarden Gulden zu s{hägen. Dies ergebe 880 Millionen fundirtes Einkommen, bei Annahme eines ebenso hohen unfundirten Volks- ecinkommens 1760 Millionen im ganzen. Auch diese Summe sei aber offenbar noch zu niedrig, da die rund 24 Millionen Einwohner Oester- reichs bei einem Durchschnittébedarf von nur 100 Gulden (27,4 Kreuzer

auf den Tag) {on 2400 Millionen Jahreseinkommen haben müßten.

Zur Arbeiterbewegung.

In Magdeburg haben, wie der „Vorwärts“ mitlheilt, neun Färber der Trenkmann'’shen Handschuhfabrik die Arbeit niedergelegt, angeblich weil der Fabrikant an Stelle des Stundenlohns8 die Accordarbeit einführen will, welche die Färber T ILSeE, stellt.

In Frankfurt a. M. beschäftigte sih die Arbeiterschaft, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, mit dem Mainzer Brauerstrike. Am Donnerstag erklärten fich die Vertreter der Frankfurter Gewerk- schaften mit den Bestrebungen der Mainzer Brauer einverstanden ; später sprah sich eine öffentlihe Versammlung der Arbeiterschaft in dem gleichen Sinne aus und verhängte zugleich den Boycott über alle Frankfurter Wirthschaften, in denen Mainzer Bier zum Ausfchank

elangt. 2

/ Aus Essen wird der „Köln. Ztg." geschrieben, daß der von den Sch neidergesellen aufgestellte Lohntarif von den Arbeitgebern niht genchmigt wurde; heute wollten die Gehilfen in einer Ver- fammlung über weitere Schritte berathen (vgl. Nr. 83 d. Bl.).

An dem Ausstande der Glasarbeiter in Helmstedt sind nah dem „Vorwärts“ 13 unverheirathete Arbeiter und 25 verheirathete mit 55 Kindern betheiligt. i i

Ucber den Berliner SOn Ebern ale Lea ans wird von der Agitationscommission mitgetheilt, daß gegenwärtig noch ungefähr 400 Arbeiter ausständig find. Die Zahl der Geschäfte, welhe die Gehilfenforderungen bewilligt haben follen, wird auf 149 angegeben. y

Aus Mons wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 7. d. M. ge- rieben: Der Ausstand auf Zehe „Sud de Quaregnon“ geht A Ende zu (vergl. Nr. 79 d. Bl.). Auf Schacht „Avalere]| e“

1393,

wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Auch auf Shaht Saint Felir fuhren die Hauer wieder an, doch konnten sie niht arbeiten, weil die Schlepper den Ausstand fortseßen wollen, bis ihre Löhne aufgebessert sind. Die Grubenverwaltung hat sich ents{lofsen, dem. Verlangen der Schlepper Rechnung zu tragen. Auf Schacht „La Boule* der Zeche „XRXR1IV Actions“ dauert der Ausstand fort. Den Arbeitern eines Schachtes des Kohlenwerks Ouest de Mons wurde eine neue Lohnherabseßung von 10 9/g angekündigt.

Der große Ausstand der Baumwoll-Jndustrie- arbeiter von Lancashive, Der amt 2/7. v L becnDar wurde (vergl. Nr. 72 und 73 d. Bl.), ist auf Grund eines Vergleichs beigelegt worden, aus dem wir nach dem „Socialpol. Ctrbl.“ folgende bemerkenswerthe Punkte hervor-

eben:

) Der \chwebende Streit soll beigelegt werden dur eine Herab- seßung des gegenwärtigen Lohnes der Baumwollspinner, der Arbeiter an den Kragzen- und Schlagmaschinen, ferner der Haspler und Spuler, und zwar um je 7 d. vom Pfund Sterling. Wenn Arbeitgeber und Arbeiter demnächst sich einigen follten über eine Erhöhung des Normal-Lohnniveaus solcher Arbeiter, die an der leßten Lohnaufbesserung theilnahmen, so soll diese Lohnerhöhung die jeßt vereinbarte Herabseßung nicht übersteigen, es sei denn, daß in der Zwischenzeit eine weitere Herabsetzung dieser Löhne stattgefunden habe Auf Grund des eben angeführten Artikels darf eine Erhöhung oder Herabseßung der Lohnsäte in Zukunft erst beantragt werden frühestens nah Ablauf eines Jahres von dem Zeitpunkt der vorhergehenden Erhöhung oder Herabseßung ab, je nahdem der Fall dann liegen mag; ferner foll jede dann zu vereinbarende Lohnerhöhung oder Lohnherab- feBung nit mehr oder wemger als 3 der 0 jene Zeit zu zahlenden Normallöhne betragen. ... Keine locale Arbeitgeber-Vereinigung, ebensowenig die Gesammt- vereinigung der Arbeitgeber einerseits, kein Gewerkverein und feine Verbindung von Gewerkvereinen andererseits dürfen in Zukunft eine Aussperrung oder einen Ausstand von Arbeitern irgendwie be- günstigen oder unterstüßen, bevor niht alle vertragsmäßigen Versuche, den Ausstand zu vermeiden, gescheitert find. Es is ein Wohl- fahrt8aus\chuß zu wählen, der alle Fragen des Baumwollgewerbes von allgemeinem Interesse erörtern soll. O i

Das „Socialpol. Ctrbl.“ bemerkt zu diesem Vergleich: Die Clausel, um die am meisten gestritten wurde, war die, welche sich auf die Beilegung künftiger Streitigkeiten bezieht. Zuleßt indessen fand diese Clausel den einstimmigen Beifall beider Parteien mit Ausnahme von zwei Rechtsgelehrten. Der Vertreter der Arbeiter Mawdsley drückte sich dahin aus: „Jm ganzen sei der Erfolg so befriedigend, als es die eifrigsten Arbeiter nur erwarten konnten.“ Dem ist hinzu- zufügen, daß der Haupterfolg der Arbeiter nicht aus dem Text des Friedenss{hlusses selbst, sondern daraus zu entnehmen ijt, daß in den Friedensbedingungen ein Punkt völlig fallen ge- lassen wurde und absichtlih unerwähnt blieb: die Forderung der Arbeitgeber, daß die Gewerkvereinler ausdrücklih die An- stellung von Nicht-Gewerkvereinlern (blacklegs) als zuläsfig anerkennen sollten.

Literatur. Geschichte.

ff, Geshichtsblätter für Stadt und Land Magde- burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums- funde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 27. Jahrg. 1892. 2. Heft. Magdeburg, 1892, Schäfer’she Buchhandlung. Das Heft wird eröffnet durh einen Aufsaß von E. Neubauer, der uns in der Form einer Biographie von Johann Schneidewind, einem Comman- danten von Magdeburg, über die Zustände in Magdeburg zu Beginn des dreißigjährigen Krieges unterrichtet. Die Stadt, protestantisch zwar, war keineswegs von Anfang an zum bewaffneten Eintreten für die evangelishe Sache geneigt; im Gegentheil, der Rath und ein Theil der Bürgerschaft waren kaiserlih gesinnt und dachten nicht an einen Bund mit den Häuptern der protestantishen Partei. Schneidewind wirkte dagegen bald nach seiner Ernennang im entgegengeseßten Sinne und zerfiel darüber mit dem Rath, fodaß er seinen Posten aufgeben mußte. Nach seiner Abdankung strengte der Rath einen Prozeß gegen ihn an, der mehrere Jahre dauerte und erst nah der Erstarkung der evangelisch-{chwedis{hen Partei und dem Bunde mit Gustav Adolf zu Gunsten Schneidewind's entschieden wurde. Die Schicksale Schneidewind’s beweisen, wie fehr die Magde- burger Bürgerschaft dur Parteikämpfe zerrissen war, die ihre Wider- standskraft gegen äußere Feinde s{hwächen mußten. Einige andere Abhandlungen bringen wichtige Beiträge zur Culturgescichte ; so beshäftigt sh eine Publikation aus dem Nachlasse von Karl Paulsiel mit der Erklärung ntederdeutfcher Straßen- und Hâäusernamen -Magdeburgs; Geo l offentliht eine Reihe Magdeburger Ge beitSrege 16. Jahrhundert, die nit selten ret erbeiternd zu jeden Monat eine bestimmte Diät vorschreiben, un einiges über Kirchenbauten in früheren bur den Miscellen publicirt unter anderen Mar Dittm i bekannte Petitionen geflohener . Magdeburger an Gustav Adolf, die dur Tilly zerstörte Stadt wieder aufbauen zu lassen und ibr die Neichsfreiheit zu garantiren. Diese Actenstücke find um fo wichtiger, als aus der Zeit unmittelbar nach der Zerstörung nur eine sehr geringe urkundliche Üeberlieferung vorliegt. Ein Literaturberiht und Ver- einsnachrichten bescbließen das Heft. A E

ff. Zeitschrift der Gesellschaft für \chle8wig- bolstein- lauenburgishe Geschichte. 22. Band. el, Universitäts- Buchhandlung, 1892. Im ersten Aufsaß dieses Jahrgangs be- handelt Graf Ludwig zu Neventlow die Geschic des Geschlechts NReventlow, einer nieder}ächsishen Adelsfamilie, die über MeckWenburg, Holstein und Dänemark verbreitet war. Verfaffer fucht den Namen und das Wappen des Geschlechts zu erklären, den ältesten Grundbesitz festzustellen und schildert bierauf die Schicfale der Haupt» linien, wobei er von den bedeutendsten Familiengliedern kurze Bio» graphien giebt, von den anderen nur die Namen erw _ Mehrere Stammbäume veranschaulicen das Resultat der mühevollen Studie. Einige andere Arbeiten baben Abschnitte aus der Kirhenges@idhte zunx Gegenstande. Der Propst Carstens bebandelt die Geschichte der Predigt in Schleswig-Holstein von der Reformation bis zur Gegenwart; er schildert, wie die Fortschritte der geistigen Bildung, intbesoadere der Philosophie, auf den Charakter der Predigt eingewirkt daben, und stellt eine große Zabl Geistlicher zusammen, die idre Predigten durch den Druck der Oeffentlichkeit übergeben baben. So Ut der Ausfag zugleich ein wertbvoller Beitrag zur ÜteraturgesGtcdte S@leäwtgs» Holsteins. In ein ganz anderes Gebiet der Kuchengeschichte führt uns Wilbelm Stockmann: er beschreibt, wie fh die Bertorgung der Prediger-Wittwen und «Waisen feit ider Reformation entwidkelt bat, schildert dann die Entstebung der verschiedenen Unterstägungslaßen und gied| in ciner Tabelle cine Uebersiedt über die Höde der Wittveem- abgaben und der Einkünfte der Wittbümer in den einzelnen Orts schaften. Den Schluß des Heftes bilden einige Necewstonen ded Herausgebers der Zeitschrift August Wetvel vou neuen ErfGcinungen zur Geschicdte Schlewwvig-Holsteins und Butenbargs