1893 / 102 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Freiherrn von Zedliß. Daß es wünschenswerth wäre, von dieser Begünstigung die Besizer von Actien, deren Betrieb im Auslande liegt, deren Besiy im Auslande sich befindet, auszuschließen, das scheint mir au) durchaus zutreffend zu sein, wie wir ja auch damals immer die Frage der Heranziehung ausländisher Actionäre vom ‘im Inlande belegenen Betrieb mehrfah behandelt haben. Vielleicht könnte ein solcher Antrag glei hier in der zweiten Lesung gestellt werden; Herr Dr. Enneccerus hat ja selbst gesagt, es wäre mit ein paar Federstrihen geshehen. Es is jedenfalls nicht wünschenswerth, auf die dritte Lesung allzuviel Fragen zu verschieben, Ich gebe daher anheim, diese Frage {hon in der jeßigen zweiten Lesung zur Erledigung zu bringen.

Abg. Mooren (Centr.) spricht sich für die vollständige Streichung des § 44 aus, weil sonst der Haushalt vieler Gemeinden vollständig zerstört werden würde; mindestens müßte der Antrag von Zedliß an-

enommen werden, wonach die Gemeinden die Hälfte des Ein- ommens sollen besteuern dürfen.

Die Abgg. Ennecceru s (nl.) und Freiherr von Zedlig (freicons.) beantragen, den § 44 zu beschränken auf die Actien von in Preußen domicilirten Actiengesellschaften.

Hierauf wird § 44 mit dem Antrage Enneccerus und von Zedliy angenommen; ferner wird entsprechend einem Beschlusse zu § 27 beschlossen, die Gesellshaften mit be- 1ST Haftung nicht unter diese Bestimmungen fallen zu aen.

N Nach dem von der Commission eingeschalteten § 44a kann eine Gemeinde, welher durch Großbetrieb in benachbarten Gemeinden nahweisbar Mehrausgaben für Zwecke des öffent- lihen Volks\hulwesens oder der öffentlihen Armenpflege erwachsen, die im Verhältniß zu den ohne diese Betriebe für die erwähnten Zwecke nothwendigen Gemeindeausgaben einen erheblihen Umfang erreichen und eine Ueberbürdung der Steuerpflichtigen herbeizuführen geeignet sind, von der Betriebsgemeinde einen angemessenen Zuschuß verlangen. Bei der Bemessung desselben sind nachweisbar der Gemeinde erwachsende Vortheile zu berücksichtigen. Der Be- triebsgemeindemußjedohdabeimindestensdieHälfte der gesammten in der Betriebsgemeinde von den be- treffenden Betrieben zu erhebenden Gemeinde- abgaben verbleiben. Gegenüber einem Gutsbezirk richtet sih der Anspruh gegen den Jnhaber des Gutsbezirks. So- weit cine Vereinbarung nicht erzielt wird, ist der Kreisaus- chuß, bei Städten der Bezirksausschuß zuständig.

Abg. Knebel (nl.) beantragt, die Worte „eine Ueber- bürdung der Steuerpflichtigen herbeizuführen geeignet sind“ und die Worte „der Betriebsgemeinde muß jedoch“ u. st. w. bis „verbleiben“ zu streichen. :

Abg. Knebel, als Antragsteller, weist namentlih auf die Ver- hältnisse im Saarbrückener Kohlenrevier hin, wo die Bergleute über eine große Anzahl von Gemeinden zerstreut wohnen. Die wenigen

ut bezahlten Beamten 2c. wohnten in den kleinen Städten, die schlechter ezablten cinfahen Arbeiter meist in den kleinen Landgemeinden neben den kleinen Grundbesißern ; diese Landgemeinden seien dadurch sehr be- lastet, weil sie bloß die geringen Personalsteuern haben, aber keine Gewerbesteuer oder sonstige Steuer von dem großen Betriebe erheben fönnten. Redner spriht sodann seine Befriedigung darüber aus, daß die Commission den von ihm angeregten Gedanken Folge gegeben, bittet aber die Beschränkung fallen zu lassen, deren Streichung er beantragt habe.

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Meine Herren ! Der § 44 a führt ein neues Princip in die ganze Communalbesteuerung ein. Während die Grundlage der Communal- besteuerung bisher die Besteuerung derjenigen Objecte war, welche in der Gemeinde liegen, oder derjenigen Personen, welhe in der Ge- meinde ihren Wohnsiß haben, geben wir hier einer Gemeinde das Recht, einen Theil derjenigen Steuern mitzuerheben zu ihren Gunsten, der aus cinem Betriebe relevirt, welcher in ciner andern Gemeinde gelegen ist. Die Staatsregierung verkennt nicht, daß die Entwicklung der Großbetriebe in Verbindung mit der Art und Weise der Be- siedelung der industriellen Gegenden, wo diese großen Betriebe h befinden, des Naheaneinanderliegens kleiner Gemeinden, sodaß alfo ein großer Theil der Arbeiter keinen Wohnsiß hat in der Betriebs- gemeinde, in der das Werk betrieben wird, bei welchem sie arbeiten, fondern in andern Gemeinden, zu solhen Verhältnissen geführt haben, daß in vielen Fällen gar nit zu verkennen is, Abhilfe sei nöthig, eine Ausgleihung unter den verschiedensten Interessen ge- boten. Schon bei den früheren Berathungen der Com- munalsteuergeseze hat man diese Frage zu lösen gesucht ; man ist aber nicht zum Ziel gelangt. Hier ist nun ein neuer Versuch gemacht. Meine Herren, die Staatsregierung, wenn sie ih gegen diesen Versuch nit erklärt, muß aber ausdrücklih betonen, daß sie diesen ganzen § 44a nur als einen Versu betrachtet. Welche Erfahrungen aus der Anwendung und Durchführung dieses Para- graphen gewonnen werden, ist zur Zeit noch nicht abzusehen. Wir werden da vielleicht in den nähsten Jahren auf die Frage zurück- fommen. Man hat ja hier verschiedene Wege, die zum Ziele führen : einmal, große Zweckgemeinden zu bilden, also in diesem Fall die Betriebsgemeinde mit einer großen Anzahl umliegender Gemeinden zu vereinigen und für Armen- und Shullasten eine derartige Zweck- gemeinde zu bilden. Man muß aber anerkennen, daß, wenn der hier vorgeschlagene Weg überhaupt zum Ziele führt, die höchst \chwierige und in gewohnte und altbegründete Rechtsverhältnisse eingreifende Vereinigung mehrerer Gemeinden zu einer einzigen hier umgangen werden fann. Man fönnte ja noch einen anderen Weg ein- schlagen, und den haben viele rheinische Bürgermeistereien beansxcudt, intem sie die hier fraglichen Lasten, namentli die Armen- und Schullasten auf noch höhere Verbände, auf den Kreis, die Pro- vinz, ja den Staat übertragen wollten. Daß dazu hier im Haufe und bei der Staatéregierung feine Neigung ist, das seße ih als selbst- verständlih voraus. Man mag also diesen Versu machen.

Nun will der Herr Abg. Bebel (Heiterkeit) Knebel wollte ih sagen aber den im ganzen vorsichtigen Versuch derartig erleichtern, daß dadur die Gefahr, die allerdings bei einem folchen Versuche stets vorhanden ist, erheblich vergrößert wird. Die Commission hat gesagt, ein solher Rükgriff auf die Betriebsgemeinde seitens der Wohnsißgemeinde is nur dann zulässig, wenn die Belastung einen erbeblichen Umfang erreiht und eine Ueberbürdung der Steuerpflichtigen herbeizuführen geeignet is. Das halte ich für eine höchst nüßliche vorsihtige Schranke, die man bei einem solchen ersten, ih möchte sagen tapyenden Schritt auf einem neuen Gebiet machen muß.

Was die zweite Bestimmung betrifft: der Betriebsgemeinde muß jedoch dabei mindestens die Hälfte der gesammten in der Betriebs- gemeinde von den betreffenden Betrieben zu erhebenden Gemeinde- abgaben verbleiben, fo steht dieselbe genau auf demfelben Boden.

Meine Herren, wir würden do einen sehr radicalea Schritt thun, wenn wir der Betriebsgemeinde, die bisher allein das Ganze genossen hat, die dagegen vielleiht eine Menge Einrichtung: n getroffen, Aus- gaben dauernder Art contrahirt hat, auf einmal alle Garantien ab- schneiden, daß sie [überhaupt irgend etwas erhält. Ich glaube, es ist durchaus richtig, wie die Commission hier verfahren hat. Man wird ja sehen, wie die Sache wirkt und welche Resultate sie in der Praris giebt.

Wenn nun der Kreisaus\{chuß in dem Absay 3 über den Anspruch in den Fällen, in welchem keine Einigung der Betheiligten erfolgt, entscheidet, so liegt für uns darin die allergrößte Garantie. Der Kreisaus\{chuß wird unter den betreffenden Gemeinden, wenn sie sih nicht so wie so einigen, einen billigen Ausgleich treffen und dadur Härten abschneiden, die sonst unvermeidlich sind. Gerade des8- halb aber muß der Kreis8aus\{huß untersuchen, ist denn nur hier der Fall so friant, daß ich einschreiten muß, daß ih die Betriebsgemeinde heranzuziehen genöthigt bin? und er wird diesen Fall nun dann be- jahen können, wenn die ganzen Verhältnisse zu einer Üeberlastung der Wohngesitzgemeinde geführt haben. Was is das? Das i} das Arbitrium eines vernünftigen Mannes! Wenn Sie das nicht vor- schreiben, so können wir in die allergrößten Zwistigkeiten, Differenzen und Schwierigkeiten aller Art gelangen. In dem einfachen Fall, wo zwei fkleine Dörfer nebeneinander liegen, in dem einen Dorf ist ein großer Betrieb, aber da wohnen die Arbeiter nicht, in dem anderen ist kein Betrieb, und da wohnen die Arbeiter, da ist die Sache leiht zu entscheiden. Aber wenn Sie einmal diese Entschei- dung zu treffen haben im Verhältniß der Vororte von Berlin zu Berlin, da kommen wir auf solhe verwickelte Verhältnisse, namentlich da, wo die Arbeiter bei verschiedenen Betrieben arbeiten, heute hier, morgen dort, wenn Sie da niht gewisse Grenzen setzen, fo glaube ih, ist es rihtiger, den ganzen Paragraphen zu streichen.

Ich bitte also, die Anträge des Herrn Abg. Knebel abzulehnen. Die Sache is ja damit nicht definitiv erledigt, wir werden nah den Erfahrungen, die wir machen, vielleiht einmal auf diese Frage zurüd- kommen, aber ih bitte dringend, gegenwärtig nicht weiter zu gehen.

Abg. Knebel (nl.) zieht mit Rücksicht auf die Erklärungen des Ministers seine Anträge zurü.

Die Abgg. Freiherr von Huene (Centr.), Stengel (freicons.) und Graf Kaniß (cons.) verzihten danach auf A Wort und empfehlen die Annahme des unveränderten S 44a.

: Darauf wird § 44a angenommen.

Um 33/, Uhr wird die weitere Berathung auf Sonnabend

11 Uhr vertagt.

Handel und Gewerbe.

Auf die am 11. d. M. zur Subscription aufgelegten 160 000 000 / 3 proc. Deutsche Reichs-Anleihe, von der nah den Bedingungen des Prospectes bis zum 3. Mai der vierte Theil, d. h. 40 000 000 4 abzunehmen war, sind bereits am ersten Abnahmetage, am 27. d. M., rund 130 000 000 /(_ voll eingezahlt worden : ein Beweis dafür, daß der größte Theil der Anleihe als feste Anlage Verwendung gefunden hat.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an Fer Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 10416, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. /

In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 3464, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

| Zwangs-Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin standen am

98. April die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Alt-Moabit 79, dem Kaufmann Louis Möhring gehörig; Nutungswerth 25 600 46; für das Meistgebot von 262 500 4 wurde die „Deutshe Grundschuld-Bank“ zu Berlin Ersteherin. Hasenhaide 50, dem Restaurateur Martin Ritter gehörig; l ada 26 300 .; für das Meistgebot von 375 000 M wurde der Rentier Hermann von Oppen zu Charlottenburg, Foachimsthalerstr. 2, Ersteher. Swinemünderstr. 61, dem Landwirth Alb. Schackwit gehörig; Fläche 9,42 a; für das Meist- gebot von 175000 4 wurde die Frau Amalie Pinner, geb. Cohn, Kleine Frankfurterstr. 21, Ersteherin.

Berlin, 28. April. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrehnungspreise.) Hof- und Ge- nossenshafts - Butter Ta. 92—95 #Æ, Ila. 88—91 Æ, Ia, —,—, do. abfallende 85—87 A4, Land-, Preußishe 80—83 M, Neßbrücher 80—83 #, Pommersche 80—83 M, olnishe 80— 83 A, Bayerische Sennbutter 90—93 #4, do. Landbutter 77—80 A, Shlesishe 83—88 A, Galizishe 73—75 #, Margarine 40— 70 M Käse: Schweizer, Emmenthaler 80—87 A, Bayerischer 55—65 M4, Oft- und Westpreußischer 1a. 60—65 Æ, do. Il a. 590— 60 M, Holländer 77—85 Æ, Umburger 35—40 f, Quadrat-Mager- fäse Ta. 16—20 Æ, do. Ila. 8—10 A Schmalz: Prima Western 17 9% Tara 59—60 #, reines, in Deutschland raffiniri 60—61 4, Berliner Bratenschmalz 61—63 4 Fett, in Amerika raffinirt 48—49 #Æ, in Deutschland raffinirt 45,00—47,00 (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Vergrößerte Zufuhren und flaue auswärtige Notirungen veranlaßten einen Preisrückgang. Schmalz : steigend. /

Liquidationscurse der Berliner Börse sür Ende April 1893. Neue 3 9/% Deutsche Reichs-Anleihe und neue 3 9/0 Preußishe Consols 86,80, 3 9% Deutsche Reichs-Anleihe 87,00, 39/0 Preußishe Consols 87,00, 39/9 Deutsche Reichs-Anleihe u.

reußishe Consols, gemishte Stücke 87,00, Oesterreichishe Credit- Actien 178,50, Lombarden 50,60, Franzosen —,—, Berliner Handelsgesellschaft 143,00, Darmstädter Bank-Actien 140,25, Deutsche Bank-Actien 160,50, Disconto-Commandit-Antheile 187,25, Dresdner Bank 147,00, Nationalbank für Deutschland 115,00, Russische Bank für auswärtigen Handel 75,00, Wiener Bank-Verein 104,00, Aachen-Maastricht 63,50, Dortmund-Gronau 108,00, Lübeck-Büchener 144,50, Mainz - Ludwigshafener 115,75, Marienburg-Mlawka 67,50, Ostpreußishe Südbahn 75,00, Werrabahn 62,00, Böhmische Nordbahn 116,00, do. Westbahn 157,00, Buschtehrader 200,25, Canada Pacific 82,75, Dux-Bodenbah 216,00, Galizishe Carl- Ludwigsbahn 92,00, Gotthardbahn 164,00, Intientiee Meridional 135,10, do. Mittelmeer 104,50, Jura-Simplon 60,50, Oesterr. Nord- westbahn 91,50, do. do. Elbethal 10450, Oesterr. Localbahn 92,00, Bene Henri 75,25, Russ. Südwestbahn-Actien 75,75, Schweizer Sentralbahn 123,00, Schweizer Nordostbahn 116,25, Schweizer Union §0.50, Warschau-Wiener 201,25, Egyptische Anleihe 4 9/6 unific. 101,00, Stalienische 5/4 Rente 92,50, Mericaner 6 °/o Anleihe 82,50, do. v. 1890 80,90, Oesterr. Silberrente 81,50, Oesterr. 1860er Loose 127,75, Russishe 4°%/9 Confols 99,25, Russische 4/6 1880er Anl. 98,50, Ruff. 5 9% Orient-Anl. (11. Emission) 67,25, e 1 5 9% Orient-Anl. (111. Emission) 68,25, Türken cony. 22,30, Türken-Loose 91,25, Türkische Tabackregie 190,00, do. Zoll-Obligat. 96,25, Un- garishe 4 9/9 Gold-Rente 96,10, Ungarische Papier-Rente —,—, Üngarishe Kronen-Rente 93,00, Bochumer Gußstahl 123,04, Con-

folidation 145,00, Dannenbaum 83,00, Dortmunder Union 6 9/9 Stamnr- Prptfehet 60,00, Gelsenkirhen 137,50, Guano 145,50, Hamburg. Packetfahrt-Act. 107,00, Harpener 124,00, Hibernia 105,50, Königs- und Laurahütte 106,75, Norddeutscher Lloyd 124,00, Trust Comp. 140,00, Russishe Banknoten 212,75, Heutiger amtliher Durchschnitts- curs für deutshe Fonds und Eisenbahn-Actien. Amtlicher Durch- \chnittscurs vom 29. d. M. für Oesterr. Noten, Wechsel auf Wien und St. Mee

Monatsbericht der ständigen Deputation der Wollinteressenten. Berlin, 29. April. Das Geschäft im ab- gelaufenen Monat gestaltete sich wieder ruhiger. Nach den ftarken Berkäufen im März schien der Bedarf im wesentlichen gedeckt zu sein und das Abwarten der Eröffnung der Londoner Auction, am 5. d. M., mochte zu einstweiliger Zurückhaltung Veranlassung gegeben haben. Der Beginn der genannten Auction brachte eine durhschnittliche Preissteigerung vôn ca. 109% gegen Schlußpreise der vorher- gegangenen, bei besonders starker Betheiligung seitens Frankreichs. Infolge dieser Nachrichten war die Frage nah deutschen Wollen seitens inländisher Fabrikanten noch eine gute, und es wurden gegen März einige Mark höhere Preise erzielt. Jedoch die Speculation auf dem Terminmarkte für Kammzug, welche der Haufse bereits vorausgeeilt war, drehte sih und schritt zu belangreihen Ab- gaben; Terminpreise wurden geworfen, und dies verfehlte nicht, einen nachtheiligen, wenn auch unberechtigten Einfluß auf das Rohmaterial auszuüben. Der kleine Preisaufshlag für deutshe Wollen ging wieder verloren und das Geschäft erlahmte. Die Umsätze von ca. 4000 Ctr. Nückenwäschen und ca. 5000 Ctr. ungewaschene ollen entfallen zum großen Theil auf die erste Hälfte des Monats. Am 4. Mai wird hier eine Auction von ca. 13000 Ctr. ungewaschener deutsher Wollen abgehalten. Der Absaß von Colonital- Wollen war in dem verflossenen Monat ebenfalls von geringerer Ausdehnung als im März; es wurden im ganzen ca. 3000 Ballen, meistens Cavwollen, von denen ca. 600 Ballen in öffent- liher Auction am 18. April, verkauft zu Preisen, die unter den oben dargelegten Einflüssen etwas wichen. Mit dem festeren Verlauf der leßteren Hälfte der zu Ende gehenden Londoner Auctionen hat die Nachfrage bei Abfassung dieses Berichts wieder zugenommen und be- rechtigt zu der Annahme flotteren Geschäfts zu festen Preisen in der allernächsten Zukunft, da die Verhältnisse in Fabrikanten- und Spinner- freisen nah wie vor befriedigend liegen. Die Commission für Woll- berihte. Arnold Schultheis. Heinr. Haukohl. A. Bernhard.

Wie ein Londoner Telegramm des Wolff'schen Bureaus meldet, veröffentlichte das amtliche englishe Blatt gestern die Ernennung des Geheimen Commerzien-Raths Julius Leopold Schwabach zum englischen General - Konsul in Berlin. |

Der Aufsichtsrath der Vereinigten Köln-NRottweiler Pulverfabriken hat beschlossen, der auf den 31. Mai a. c. anbe- raumten Generalversammlung nach den Abschreibungen die Auszahlung von 113 0/69 Dividende vorzuschlagen.

Magdebura; 28. Ul. (W. T. V] ZUCeLherigt Kornzucker excl., von 929% 18,35, Kornzucker excl., 88 9/9 Rendement 17,50, Nachproducte excl., 759% Rendement 15,00. Fest. Brod- raffinade T. 30,00. Brodraffinade I. —,—. Gem. Raffinade mit Faß 29,75. Gem. Melis I. mit Faß 28,75. Sehr fest. Rohzudcker I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. April 17,324 bez, 17,428 Bre., pr. Mai 17,425. bez. Und Br, per, Zuni 17,474 béz., 17/505 Br, pr: Juli 17,625 bêz,, 17,69 Br Mte Ernte stramm, neue ruhig. Wochenumsaß im NRohzuckergeshäft 95 000 Ctr.

Lei pzig, 28. April. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. L Plata Grundmuster B. per April —, per. Mai 3,821 6, per Juni 3,90 #, per Juli 3,925 X, ver August 3,95 M, per September 3,95 #Æ, per Oktober 3,9757 A, per November 4,00 #4, ver Dezember 4,022 4, per Januar 4,025 4, per Februar 4,024 per März —, Umsaß 20 000 kg.

London, 28. April. (W. T. D) WollagüUction unverändert.

An der Küste 4 Weizenladungen angeboten.

96% STavazulker loco 175 fest, Rüben - Rohzuker loco 1714 fes. Chile-Kupfer 448, pr. 3 Monat 45.

Wie das „Neuter'she Bureau“ aus Melbourne von heute meldet, hat die Standard-Bank of Australia ihre Zahlungen eingestellt. Das Kapital beträgt 1 Million Pfund Sterling. Die Reconstruction der Bank wird beabsichtigt.

Liverpool, 28. April. (W.T.B.) (Baumwollen-Wochen- bericht.) Wochenumsaß gegenwärtige Woche 34 000 (vorige Woche 53 000), do. von amerifanishen 30 000 (48 000), do. für Speculation 1000 (1000), do. für Erport 1000 (2000), do. für wirklichen Consum 28 000 (45 000), do. unmittelb. ex. Schiff 53 000 (50 000), wirkliher Export 4000 (6000), Import der Woche 68 000 (41 000), davon amerikanische 62 000 (29 000), Vorrath 1 586 000 (1 575 000), davon amerikanische 1 358 000 (1 346 000), s{chwimmend nach Großbritannien 98 000 (117 000), davon amerikanische 80 000 100 000).

Manchester, 28. April. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6, 30r Water Taylor 75, 20r Water Leigh 63, 30r Water Clayton 72, 32r Mock Brooke 72, 40r Mayoll 73, 40r Medio Wilkinson 8, 32r Warpcops Lees 78, 36r Warpcops Rowland 8F, 36r Wart cops Wellington 85, 40r Double Weston 83, 60r Double courant Qualität 112, 32“ 116 Yarts 16 X 16 grey Printers aus 32r/46r 165, Ruhig.

Glasdaow, 23. April. (W. T. B) Die Borpothë von Roheisen in den Stores belaufen sih auf 340 285 Tons gegen 473 283 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind- lihen Hochöfen beträgt 71 gegen 77 im vorigen Jahre.

St. Petersburg, 28. April. (W. T. B.) Producten- markt. Talg loco 59,09, pr. August —, Weizen loco 11,25, Roggen loco 8,30, Hafer loco 5,00, Hanf loco 44,00. Leinsaat loco 14,75.

Amsterdam, 28. April. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 50. Bancazinn dos. :

New - Yorck, 28. April. (W. T. B.) Die Bör fe eröffnete zu höheren Cursen, später trat Reaction ein und der Schluß war matt. Der Umsaß der Actien betrug 390000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 390000 Unzen geschäßt. Silber- verkäufe fanden nicht statt.

Weizen eröffnete fest und etwas steigend auf Berichte von Ernteschäden außerhalb, und festere ausländische Kabelmeldungen, sowie auf Ernteberichte aus Kansas und Deckungen der Baissiers. Später Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend. Schluß recht fest. Mais den ganzen Tag steigend auf Deckungen der Baissiers mit wenigen Neactionen.

Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions- häfen 46 000 Ballen, Ausfuhr nah e ritannien 44 000 Ballen, Us nach dem Continent 25 000 Ballen. Vorrath 653 000

allen.

Der Plan zu einer Reorganisation der Philadelphia- Reading Bahn schlägt die Emission einer 6% Collateräl-Trust- Anleihe in Höhe von 30 Millionen Dollars vor, die nah den 4 °/o Obligationen rangiren würde. Dadurh werde eine neue Einzahlung auf Actien oder Income-Bonds vermicden. In einer Unterredung mit Banquiers äußrte sih derSchaßamts-Secretär Carlisle gestern dahin, die Emission von Bonds würde im gegenwärtigen Augenblick nur zeitweilige Abhilfe schaffen, eine solhe würde nur als leßtes Zufluchtsmittel erfolgen. Die Währungsgeseße des Landes seien \{chlecht und bedürften der Revision, die am besten mit der Aufhebung des Sherman-Gesetzes ihren Anfang nehmen follte.

Chicago, 28. April. (W. T. B.) Weizen fest und etwas steigend nach Eröffnung auf festere ausländische Kabelmeldungen und kaltes Wetter im Nordwesten; dann Reaction auf reihlihe Verkäufe. Später wieder steigend auf Ernteberichte aus Kansas und reichlihe Käufe der Exporteure. Schluß fes. Mais anfangs fest und etwas Ren dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder \teigend-

Schluß fest.

Preise

‘vollständig hin,

Zweite Veilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 102.

Berlin, Sonnabend, den 29. April

Statistik und Volkswirthschaft.

: Zur Arbeiterbewegung.

Ueber die socialdemokratische Maifeier licgen heute folgende Mittheilungen vor :

In Cassel ift, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, zu dem für Sonn- tag, 7. Mai, bon den Socialdemokraten geplanten Festzuge dur die um das Etablissement „Bunter Bock“ gelegenen Straßen die polizeilihe Genehmigung nicht gerthcilt worden. In Wien haben, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphirt wird, die Socialiftenführer Flugblätter mit dem Programm der Maifeier ver- öffentliht und zahlreihe Ordner für die Aufrechthaltung der Ordnung auf dem Marsch in den Prater und dem Rückweg bestimmt. Der Vormittag des 1. Mai ist, wie in den Vorjahren, zur Abhaltung von 44 Versammlungen bestimmt, In allen Versammlungen wird eine gleihlautende Resolution vorgeschlagen werden, die das allgemeine directe Wahlrecht, den Achtstundentag und fesunddreißigstündige Sonntagsruhe fordert. In Paris Bat, Wie ein Selegramm des ¿D Ba H2 - Meldet, das General - Comité der Arbeiterbörse beschlossen, die Börse am 1. Mai nicht zu öffnen; die für diesen Tag daselbst ge- planite Massenversammlung wird deshalb nicht stattfinden. In Lüttich wurden nah einem Telegramm des „H. T. B.“ alle öffentlichen Umzüge, die von den Socialisten für den 1. Mai geplant find, von der Behörde untersagt.

In Leipzig erörterte am Donnerstag eine Versammlung der

Steinmetz -Gehilfen die Lohnfrage. Die Innung hat der Lohn- commission nochmals erklärt, daß vom 1. Juni ab entweder nah dem neuen Innungstarif oder ohne jeden Tarif gearbeitet werden soll. Die Versammlung versprah sich, wie wir „dem Bericht der „Wz. Ztg.“ entnehmen, für die Gehilfenschaft mehr von einem geregelten, für Alle geltenden, wenn auch die bisherigen Löhne etwas herabseßzenden Tarif, als von einem Zustande, in dem der Lohn jedes einzelnen Gehilfen von dem guten Iillen des Arbeitgebers abhinge, und beschloß deshalb, vorbehaltlich des Ergebnisses ciner auf allen Werkpläßen vorzunehmenden Urab- stimmung, den Tarif der Arbeitgeber anzunehmen. In Mainz haben, wie der „Köln. Ztg.* ges{hrieben wird, die Bierbrauereibesitzer in einer Versammlung beschlossen, von den Forderungen der Brauergehilfen nihts zu bewilligen und von den Ausständigen keinen wieder cinzustellen, zumal alle Stellen wieder besetzt sind.

Aus Nantes beri{tet ein Wolffshes Telegramm, der bei mehreren Gewerben ausgebrochene Strike gewinne an Ausdehnung. Gestern um die Mittagsstunde durlzogen gegen 8000 Ausständige in lärmenden Gruppen die Straßen.

Aus Hull meldet ein Telegramm des „D. B. H.“, es sei der Polizei gelungen, cinen Versuch, die Cisenbahnbrücke in der Nähe der Victoria-Avenue in dic Luft zu sprengen, rechtzeitig zu vereiteln. Ferner gelang es, ein in Queens Dok anscheinend von Brandstiftern angelegtes Feuer im Keime zu ersticken. Wie „W. T. B." berichtet, sind zwischen den Rhedereibesißern und den Ausständigen aufs neue Verhandlungen eingeleitet worden.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin find bet den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 16. April bis incl. 22. April cr. zur Anmeldung gekommen: 452 Ghe- \hließungen, 980 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 684 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Die diesjährige Generalversammlung der Goethe-G esell- \chaft findet am 25. Mai in Weimar statt. Den Festvortrag hält Professor Dr. Lorenz-Jena über „Goethe?s politische Lehrjahre“. Der Director des Goethe-Archivs, Professor Dr. Suphan wird Mitthei- lungen machen über „Das Buch der Xenien vom Jahre 1796 nach den Handschriften des Gocthe- und Schiller-Archivs“. Dem Ver- nehmen nah ift dort eine größere Zahl bisher niht bekannter Xenien vorhanden. Im Hof-Theater findet an diesem Tage cine Aufführung der „Natürlichen Tochter“, am 22. und 23. Mai die des „Faust“ (beide Theile) ftatt.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand.

Im Negierungébezirk Schleswig ist der Stand der Saaten im allgeneinen befriedigend. Der Weizen zeigt, mit Ausnahme der nie- drig'n Flächen, welhe dur Nässe gelitten haben, ein gutes Aussehen. Der Roggen sieht weniger gut aus, namentli auf den Feldern, welche im Herbst spät besteklt worden sind. Die Kleefelder zeigen noch wenig Leben ; stellenweise is jedoch zu erkennen, daß der Klee gut durch- gewintert ist und einen dihten Stand hat. -

Handel und Gewerbe.

Jn der Presse ist wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden, daß die in Paris, zur Zeit Rue Serpente Nr. 28, bestehende Erfinder-Akademie, welhe unter dem Namen Académie Parisienne des Inventeurs in gedrudckten Offerten zum Beitritt einladet und den VBeitretenden gegen Zahlung entsprehender Gebühren Diplom und Medaille verleiht, keinerlei amtlichen Charakter besigt, sodaß deren Diplome und Medaillen völlig werthlos sind. Da das Institut, wie wir neuerdings erfahren, fortfährt, in weiten Kreisen Deutschlands Mitglieder zu werben, so wollen wir zur Verhütung der Schädigung deutsher Gewerbetreibender hier- mit von neuem auf den durchaus privaten Charakter dieser Erfinder-Akademie hinweisen.

Der „Papier-Verein Berlin und Provinz Branden- burg" veranstaltet am 2. Mai im Saale des Brauerei-Ausschanks Schultheiß, Neue Jakob-Straße 24, cine Ausstellung und Vor- führung von Copir-Pressen, Copir-Papieren Gia chemischen und Uebercopirpapieren), Copir-Tinten, Copir-Büchern fowie fonstigen Apparaten und Utensilien für Copirzwecke. Ein Vortrag des Herrn Reinh. Tetzer wird die Fabrikation, die wesentlichen Eigenschaften und Behandlungsweise der Copir-Tinten zum Gegenstand haben, während Herr F. Schaal über die Bedeutung der chemischen ÜUebercopir- und Fapan-Copirpapiere unter Vorführung der verschiedenen Verwendungs- arten und Herr Ernst Kuhn über Copir-Maschinen und Copir-Hilfs- mittel \prehen werden. Die Ausstellung ist von 4 Uhr Abends an geöffnet, die Vorträge finden von 8 bis 10 Uhr Abends statt. Der Zu- tritt ist frei und jedem Fachgenossen sowie männlihem Geschästs- personal gestattet. | / i

Vom ober schlesischen Eisen- und Metallmarkt be- richtet die „Schl. Ztg.": In der Geschäftslage des oberschlesischen Eisenmarktes ist keine wesentlihe Aenderung eingetreten. Die Roh- cisen- Production verblieb auf dem bisherigen Standpunkte. Das von den im Betriebe befindlichen Hochöfen erzeugte Quantum reicht für den gegenwärtigen Bedarf an Puddel- und Gießerei-NRoheisen und ‘bat sich daher die Nothwendigkeit ciner

Vergrößerung der Production noch nicht herausgestellt. Die Erzförderung entspriht dem gegenwärtigen Verbrauch, und die Zufuhr an ungarischen und böhmischen Erzen geht in der bisherigen Weise regelmäßig weiter. An Schlacken is die Zufuhr gegen früher wesentlih geringer, da die dafür zu erzielenden niedrigen Preise den Gewinnungs- und Transportkosten niht entsprehen. Was den Walzeisenmarkt anlangt, fo sind sämmtlihe Walzwerke noch reich- lich beseßt; auch neue Aufträge laufen in befriedigender Weise ein. Der Absatz erstreckt sich nunmehr auf sämmtliche Cisensorten und ist auch nah dem Auslande für einzelne Qualitäten noch ziemli stark. Auch in Blechen ist das Geschäft befriedigend; sowohl die Feinbleh- wie die Grobblehstrecken befinden si in vollem Betriebe, und Aufträge aus dem In- und Auslande liegen in genügender Anzahl und für längere Dauer vor. Die Stahlwerke jedcch sind immer noch nit in der Lage, den Betrieb verstärken zu können, während die bisherige günstigere Geschäftslage bei den Stahlgießereien unverändert anhält. Besonders hat sich das Geschäft in Stahlrädern gehoben, sodaß das hier stark cingesührte westfälishe Fabrikat von dem oberschlesischen immer mehr verdrängt wird. Die Geschäftslage der Mafchinen- und Kesselfabriken is unverändert. Die Gießereien sind sämmtlih besser beschäftigt, namentli} bei den Röhren- ießerecien ist der Betrieb recht rege, um die vielen Aufträge auf Lieferung von Wasserleitungsröhren zur vorgeschriebenen Zeit erledigen zu können. Die Erzeugung von Draht und Drahtnägeln geht recht flott von statten; die Werke find mit bedeutenden Lieferungs- aufträgen versorgt. Auch in geshweißten Röhren ist das Geschäft befriedigend. Im Zinkgeschäft war in verflossener Woche mehr Lebhaftigkeit zu constatiren. Walzzink wurde in großen Posten zur Verladung gebracht; für Nohzink wurden erhöhte Preise gefordert und auch gezahlt. In Zinkweiß und in Zinkstaub ist das Geschäft reger ; inamentlich für leßteren Artikel ist starke Nachfrage vorhanden.

In der gestrigen sechs8unddreißigsten Generalversammlung der Magdeburger Lebensversicherungs - Gcsellschaft wurde der Rechnungsabschluß und die Bilanz sowie die von den Gesellschafts- organen vorgeschlagene Gewinnvertheilung, nah welcher die Actionäre eine Dividende von 6? 9/9 des eingezahlten Actienkapitals = 20 A auf die Actie erhalten, genehmigt und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrath Entlastung ertheilt. Dem NMRechenschaftsbericht der Gesellschaft entnehmen wir, daß bei der Lebens- und Begräbniß-Ver- fiherung im Jahre 1892 3581 Policen über 9 729 528 4 Versicherungs- summe auêégefertigt wurden, fodaß sih ein Gesammtbetrag von 51 767 Policen über 115 166 198 M Versicherungssumme herausstellte. Von diesen Versicherungen erloshen im Laufe des Jahres 2960 Polticen über 7 106 173 4 Versicherungssumme, sodaß Ende 1892 ein Versicherungébestand von 48 807 Policen mit einer Versicherungs- summe von 108 060 025 M zur Jahresprämie von 3 489 196 46 15 und einer einmaligen Prämienzahlung von 4557 A 62 „H vor- handen war. Mit Ansyruch auf Dividende waren 64 905 250 M. in 20190 Policen versichert, von denen 1004 über 3616 100 M der Kriegsversicherung angehören. Zu dem bei der Aussteuer-Ver- siherung nah Tabelle 8 des neuen Geschäftsplans (mit und ohne Prämien-Nückgewähr) Ende 1891 vorhandenen Versicherungsbestande trat im Jahre 1892 ein Nettozugang von 68 Policen über 105 344 M Versficherungs\summe, sodaß am 31. Dezember 1892 3784 Policen über 6 966 909 (G Versicherungssumme vorhanden waren. Von den am 31. Dezember 1892 vorhandenen 267 Personen, welche an der RNenten- Versicherung mit 293 Policen betheiligt sind, beziehen bereits jeßt 249 eine Rente von zusammen 144736 M, während 8991 4 für 18 Personen den aufgeshobenen Renten an- gehören. An Prämien-Reserven wurden 1 608 778 4 rechnungs- mäßig zurückgestellt, wodurch sih dieses Conto auf 23 028 992 M4 erhöht. Für die mit Gewinnantheil Versicherten wurden für das Jahr 1892 als Dividende 284 431 46 zurückgestellt.

Wien, 28. April. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Oesterreichisch - Ungarishen Staatseisenbahn - Gefell- \chaft findet am 31. Mai statt. Auf der Tagesordnung steht u. a. die eventuelle Beschlußfassung über einen mit dem Curator für die Besitzer derx 39/9 Obligationen abzuschließenden Vergleich.

ie Brutto-Einnahmen der Ortentbahnen betrugen in der 13. Woche (vom 26. März bis 1. April 1893) 330227,99 Ft., Zunahme gegen das Vorjahr 28 340,19 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 1. April 1893) betrugen die Brutto - Einnahmen 3 042 564,78 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 438 478,98 Fr.

Madrid, 28. April. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Bank von Spanien beshloß noch ein weiteres Jahr den Dienst des Schaßamts zu besorgen. Die Bank wird dem Staatsschaß 50 Millionen auf ein Jahr gegen 39/9 Zinsen vorstrecken.

Verkehrs: Anftalten.

4 Schleswig. Der Bau des Nord-Ostseekanals wird mit Energie gefördert. Die Arbeiten an der Schleuse beim Bruns- bütteler Hafen gehen ihrer Vollendung entgegen, und in nächster Zeit beginnt der Bau der neuen Brücke über den Nord-Ostseekanal bei Levensau. Die Bahnverlegung vor der neuen Schleuse in Rendsburg ist durchgeführt und der Schleusenbau beendet. Die über dem östlichen Haupt derselben errihtete Brücke ist bereits feit Mitte März dem öffentlichen Verkehr übergeben.

Hamburg, 28. April. (W. T. B.) amburg- Ameri- kanishe Padtetfahrt - Actien - Gesellschaft. Der Schnell- dampfer „Fürst Bismark“ is, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York eingetroffen.

Theater und Musik.

| Theater Unter den Linden.

__ Die wegen ihrer reizvollen Melodien beliebte und besonders durch die vortrefflichen Aufführungen am Friedrich - Wilhelmstädtischen Theater hier wohlbekannte burleske Operette , Der Mikado“ von V. S. Gilbert, Musik von Arthur Sullivan, ging gestern im Theater „Unter den Linden" vor vollständig beseßtem Hause in prachtvollster Ausstattung zum ersten Mal in Scene. Der Haupt- nachdruck war auf die Inscenirung und die Einübung der Chöre in Tanz und Gesang gelegt, und in dicser Bezichung gehörte die Vorstellung auch zu den besten bisher hier gesehenen „Mikado“-Aufführungen. An den Chören war namentlich die Deutlichkeit der E beim Gesang zu rühmen. Von den Darstellern befriedigte durh seine gesangliche Leistung in erster Linie Herr Héssentbak als Nanki Poo; seinem Spiel fehlt es jedoch noch sehr an Gewandtheit, die sich vielleicht durch Uebung noch erreihen lassen wird. Das Gegentheil ist zu be- richten über Herrn Steinberger als Oberscharfrichter Koko, der bei äußerst beweglichem und humorvollem, nur etwas zur Uebertreibung neigendem Spiel doch gar zu wenig Werth auf den Gesang legt, während Herr Lemke als Pooh Bah mit seinen Stimmmitteln durch- aus ncht befriedigen konnte. Viele und wohlverdiente Anerkennung fanden die reizend costümirten, in Spiel und Gesang gleich ansprehenden Schwestern Yum-: Yum, Pitti Sing und Peep Boh, die von den Damen Andrée, Welden und Walden gegeben wurden. Tadellos in jeder Beziehung war auch Herr Fröden als der Mikado. Einen sehr hübschen Eindruck erhielten die Besucher {on beim Be- treten des Theaters durh das von der Firma Sc{hwartze-Berlin eigens für diese Vorstellung nah japanisher Art ges{chmüdckte Treppen-

1893.

haus und Foyer. Das pantomimishe Ballet „Columbia“ bildete, wie gewöhnlich, den gern gesehenen Schluß des Abends.

Im KöniglichenOpérnhause wird am Dienstag „Cavalleria - rusticana“ mit den Damen Pierson, Dietrih und Lammert und den Herren NRothmühl und Fränkel gegeben. Darauf folgt „Die Negimentstohter“. Anton Rubinftein hat an den General-Intendanten Grafen Hochberg nachstehendes Schreiben gerihtet: „Eure Excellenz wellen mir gestatten, Jhuen aut{usprehen, wie sehr ih dur die Aufführung meiner beiden Werke erfreut worden bin. Die Darstellung der fleinen Oper „Unter Räubern“ durch «die vortrefflihe Künstler- haar unter Dr. Mus ausgezeichneter Leitung, die meisterhafte Regie des Herrn Teßlaff, die Inscenirung der „Hebe“ durch Herrn Grach in glänzender Weise und mit ausgesuhtem Geschmack alles dies vereinigte sih, um mir eine ganz besondere Befriedigung zu ge- währen, ifür welche ih Eurer Excellenz meinen aufrichtigsten Dank sage und die Bitte hinzufüge, allen Betheiligten diesen meinen innig- sten Dank übermitteln zu wollen.“

Das Königliche Schauspiel bringt im Neuen Theater am Montag Lessing's „Nathan der Weise“ zur Darstellung; Herr Klein tritt in der Titelrolle zum ersten Mal nah seinem Urlaub auf.

__Das Deutsche Theater bringt am Donnerstag eine Wieder- aufnahme von „Don Carlos". Morgen, am Montag, Mittwoch und Freitag wird „Der Talisman“ gegeben. Am Dienstag und Sonnabend geht der Schwank „Zwei glücklihe Tage“ in Scene.

Im Berliner Theater wird das Lustspiel „Der Freund dés Fürsten" von Ernst Wichert am Sonnabend erstmalig in Scene gehen. Morgen Nachmittag wird das Sardou’sche Schauspiel „Dora“ mit Agnes Sorma in der: Titelrolle, morgen Abend und am Donnerstag „Biel Lärm um Nichts“ mit Ludwig Barnay und Nuscha Bute in den beiden Hauptrollen aufgeführt. Der Montag bringt eine Wiederholung von „Othello“ mit Ludwig Barnay ia der Titelrolle, Agnes Sorma als Desdemona, Nuscha Buße als Emilia und Ludwig Stahl als Jago. Am Dienstag geht das Lustspiel „Die Journalisten“ von Gustav Freytag in Scene; auf Mittwoch ift „Graf Waldemar“ angeseßt mit Agnes Sorma in der Rolle der Gertrud, und der Freitag (34. Abonnements-Vorstellung) bringt nah langer Pause wieder einmal Gußkow’s „Uriel Acofta“ mit Ludwig Barnay. Vom Montag an werden, wie {on erwähnt, die Abend- vorstellungen erst um 75 Uhr beginnen.

Im Lessing-Theater findet am Montag die 75. Wieder- bolung von Hermann Sudermann's Schauspiel „Heimath“ ftatt. Für Mittwoch ist eine Wiederholung von „Hanna Jagert“ und für Sonnabend eine Wiederaufnahme des Lusispiels „Falsche Heilige“ an- gesetzt, das Oscar Blumenthal nach dem Englischen. bearbeitet hat. An allen übrigen Tagen der Woche wird Ludwig Anzengruber?s Volks\tück „Brave Leut? vom Grund" wiederholt. Das Stück wird demnächst im Hof - Theater zu Mannheim mit Franz Schönfeld als Gast zur Darstellung kommen.

Im Wallner-Theater findet morgen die legte Gastvorstellung des Lessing-Theaters statt, bei welher „Die Orientreise“ mit Marie Mayer, Marie Neisenhofer, Frida Wagen und Clara Markwardt, Oscar Höcker, Emil Lessing, Georg Molenar, Emanuel Reicher und Oscar Sauer in den Hauptrollen zur Darstellung gelangt.

Im Friedrih-Wilhelmstädtischen Theater seßt Ila von Palmay morgen, am Montag und Dienstag in „Mamzelle Nitouche“ ihr Gastspiel fort. Am Mittwoch findet eine Benefiz- Borstellung für Herrn Sigmund Steiner statt. Am Donnerstag geht mit der Gastin der erste Act von Offenbach's Operette „Die \ ône Helena* in Scene. An demselben Abend gelangt zum ersten Male „Stupida“, Opera buffa in einem Act von Rich. Genée und F. Zell, Musik von Alexander Neumann, zur Aufführung. Die weibliche Hauptrolle ift mit Jlka von Palmay beseßt. Am Freitag verabschiedet ih Ilfa von Palmay in derselben Vorstellung; Herr Director Fritsche is indeß bemüht, eine Verlängerung des Gastspiels zu ermöglihen. Wie {hon mitgetheilt, beginnen die Vorstellungen vom Montag ab um 7 Uhr.

Im Residenz-Theater gelangt morgen Max Halbe's Drama „Jugend“ zur Aufführung; vorauf geht der Einacter „Der neue Ganymed“. In der nächsten Woche soll der Schwank „Die Sirene“ von Valabrègue wieder aufgenommen werden.

Der Spielplan des Krollschen Theaters bringt morgen und am Dienstag eine Wiederholung von „A Santa Lucia“ mit Gemma Bellincioni und Roberto Stagno; Montag „Der s{chwarze Domino*“; Mittwoch „Fra Diavolo“; Donnerstag „Frißchen und Lieschen“, darauf „Der Trompeter von Säkkingen“; Sonnabend „Das Glöckchen des Eremiten“ (erstes Auftreten des Herrn Wilh. Fricke als Belamy); Freitag und Sonntag unbestimmt.

Im Victoria-Theater hat sih der Besuh durch den starken Fremdenverkehr derartig gehoben, daß sich die Direction veranlaßt teht, das Ausftattungsstück „Die Reise um die Welt“ noch weitere vierzehn Tage auf dem Spielplan zu belassen.

Im Concerthause wird am Montag Kapellmeister Meyder den leßten „Haydn-Mozart-Schubert-Abend“ veranstalten. Das Programm wird Haydn's Symphonie Nr. 11, Mozart’'s Symphonie „Jupiter“ (mit der Fuge), Schubert's Ouverture im italienischen Stil, Ouverture „Rosamunde“, Moment musical x. enthalten.

Mannigfaltiges.

Der Bürgermeister von Neapel bat, wie wir der „Nat.-Z.“ entnehmen, namens seiner Stadt in deutsher Sprache dem Berliner Magistrat zu Händen des Ober-Bürgermeisters Zelle mitgetheilt, daß Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria dort am Donnerstag um 23 Uhr angekommen und von der Station bis zum Königlichen Schlosse beständig von laut s{challenden Beifallêrufen einer enormen Volksmenge begrüßt worden find. Die Straßen waren überàll mit deutschen und italient- schen Fahnen geshmückt. „Indem“, so heißt es in dem Telegramm weiter, „die Bevölkerung dem deutschen Herr]cherpaar so ausdrucksvoll huldigt, folgt sie G dem Gefühl der Verbrüderung mit der deut- {en Nation, welcher ih als Vertreter dieser Stadt die Ehre habe, cinen Gruß zu senden." Der Berliner Magistrat hat sofort ein Danktelegramm abgesendet. __

Ueber die {on gemeldete Zerstörung des Ballons „Hum- boldt“ geht uns folgender Bericht zu: Der am 26. April, 47 Uhx Morgens, von Charlottenburg aufgestiegene Ballon „Humboldt“ landete nah elfstündiger ‘ergebnißreicher Fahrt durchaus glatt und un- beshädigt diht vor dem Kloster Heinrichau unweit Münster- berg in Schlesien. Eine sehr große Menschenmenge strömte aus den benachbarten Ortschaften herbei. Der Führer des Ballons warnte, noch che der Ballon selbst decn Etdboden berührte, vor dein Rauchen und der hierdurch entstebenden Gefahr und veranuläßte einen Mann, der mit brennender Cigarre herbeieilte, die Cigärre wegzuwerfen und zu löschen. Die Entleerung des Ballons ging normal von Statten, nah 50 Minuten war er fast leer, sodaß die Ventile herabgezogen werden konnten. Jn dem Moment, in welchem Lieutenant Ero sowie die ihn unterstüenden Männer dié Hände an das Ventil legten, erfolgte eine gewaltige Dee Fine mähtige Flammengarbe- {oß aus dem Ventil er- aus, dann \ch{nellke mit donnerartigem Knall der ganze Ballon brennend in die Lift. Die dem Ventil unt stehenden