1893 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 May 1893 18:00:01 GMT) scan diff

E E E E

Oesterreich-Ungarn.

Im ungarischen Oberhause sprachen sih am Mittwoch bei Fortsezung der Berathung des Budgets die reformirten Bischöfe für das kirhenpolitishe Programm der Re- gierung aus. Der Cultus-Minister Cs\aky erwiderte, dem „W. T. B.“ zufolge, auf verschiedene Behauptungen

Bischöfe und wies auf das Entschiedenste die Andeutung des Bischofs Hornig über eine gewisse Beeinflussung der Wahlen zurü. Er wundere sich nicht, daß der Bischof Hornig den Erlaß Trefort’s vom Jahre 1884 gegen seinen (Csaky’'s) Erlaß vom Februar vertheidigt habe, weil er den ersteren selbst abgefaßt und troß der Stellung- nahme der Bischofsconferenz gegen den Erlaß und troß des Verzichts Trefort's auf . dessen Durchführung in zwei concreten Fällen eine noch s{härfere Durhführung des Gesetzes gefordert habe. Der Minister-Präsident Dr. Wekerle wies den Vorwurf zurück, als ob die Regierung bei der Fest- stellung ihres Programms sich lediglich von der Sehnsucht nach Er- langung der Macht habe leiten lassen; es habe vielmehr großer Anstrengung bedurft, um sie zur Uebernahme der verant- wortungsvollen Aufgabe zu bewegen. Er fühle sih von dem ungewohnt scharfen Ton im Oberhause um so unangenchmer berührt, als dasselbe sonst stets von Bestrebungen nach einer mäßigenden Wirkung geleitet worden sei. Der Minister- Präsident wies ferner die Andeutung zurück, als ob die Regierung die Aeußerungen der öffentlichen Meinung hinsichtlich des kirchenpolitishen Programms irgendwie beeinflußt habe. Er lege übrigens derartigen Aeußerungen wie auch der Agitation der Opposition keine allzugroße Bedeutung bei, da für die Regierung nur die Abstimmung des Abgeordnetenhauses als Ausdruck des Volkswillens maßgebend sei. Aus der An- nahme des Beschlußantrages des Grafen Szapary könne das Cabinet gemäß den Regeln des Parlamentarismus so lange keine Consequenzen zichen, als es das Vertrauen der Krone besiße und verpflichtet sei, auszuharren. Schließlich bat der Minister - Präsident um die Ablehnung des De- sewffy schen Beschlußantrages. Der lettere, , enthaltend ein Mißtrauensvotum und die Ablehnung des Budgets, wurde hierauf verworfen, das Budget mit überwiegender Majorität genehmigt, der Antrag Geza Szapary aber, wonach das Haus das kirchenpolitishe Programm der Regierung nicht billigt und diesem seine Zustimmung verweigert, mit 85 gegen 56 Stimmen angenommen.

Die Prinzessin von Wales" traf, wle „W. D, B“ meldet, gestern mit den Prinzessinnen-Töchtern incognito in Spalato ein, besichtigie die Sehenswürdigkeiten der Stadt und sehte sodann die Neise nah Venedig fort.

Großbritannien und Frland.

Die Lola des mpertal Lnititute“ in London, das anläßlih des Regierungs-Jubiläums der Königin gegründet wurde und dessen Zweck i}, die Beziehungen Englands zu seinen Colonien zu festigen und zu fördern, wurde vorgestern durch die Konigin Victoria feier- lih vollzogen. Der “Zug der Konigin, der aus Ab- theilungen von Marinesoldaten, Jnfanterie und Cavallerie fowie indisher, australisher und canadisher Truppen bestand, begab sich vom Buckingham - Palast aus nach dem „Jmperial JFnstitute“. Jhre Majestät wurde auf dem ganzen Wege von der Menge enthusiastisch begrüßt. Der Prinz von Wales empfing die Königin in dem prächtig ausgeschmückten großen Saal des Jnstituts und überreichte den aus Gold und Silber angefertigten Schlüssel, der mit Diamanten, Nubinen und Perlen aus den Colonien von Afrika, Australien, Birma und Ceylon beseßt is. Das gesammte diplomatische Corps, die Minister und cine große Zahl anderer hervorragender Persönlichkeiten wohnten der Eröffnungsfeier bei. Der Prinz von Wales hob in der an die Konigin gehaltenen Ansprache den Nugen hervor, den das Jnstitut n commcrzieler Hint fur das Reih haben, und die engen Bande, mit denen es die einzelnen Theile der Monarchie umschlingen werde. Die Königin dankte und gab der Hoffnung Ausdru, daß die Wünsche des Prinzen in Erfüllung gehen möchten. Nach Beendigung der Eröffnungs- feier reichte die Königin den indischen Prinzen auf das huld- vollsie die Hand und verabschiedete sih mit einer Verbeugung von dem diplomatischen Corps.

Die Königin hat amtliher Mittheilung zufolge die Ernennung Lord Aberdeen's zum General-Gouverneur von Canada bestätigt.

Im Unterhause bekämpfte der Premier - Minister Gladstone bei der Fortscezung der Specialberathung der Homerule-Bill am Mittwoh ein Amendement T. W. Russell’s über den Wegfall der zweiten Kammer für Jrland und empfahl die Annahme des Princips. Ueber die Details der Zusammenseßung der zweiten Kammer könne das Unterhaus bei der Berathung der einschlägigen Paragraphen entscheiden. Nach den in den britishen Colonien gemachten Erfahrungen empfehle sich das Zwei-Kammer-System. Das Amendement Russel wurde alsdann mit 295 gegen 244 Stimmen verworfen. In der gestrigen Sizung des Unterhauses wurde die Novelle zum Impfgesetz in erster Lesung angenommen. Bei der Weiterberathung der Homerule-Bill beantragte Mem zu den 1 die beiden Kammern den Senat und das Haus der Gemeinen Jrlands zu nennen. Morley lehnte den Antrag ab. Redmond zog daraufhin den ersten Theil zurück. Der

n : i il seines Antrags zweite Theil, nah welhem die zweite Kammer Haus der Ge- meinen Jrlands genannt werden sollte, wurde mit 482 gegen

Da

34 Stimmen abgelehnt. Dagegen stimmten die Parnelliten

und einige Conservative. Bartley beantragte weiterhin die Verwerfung des ersten Paxagraphen der Homerule-Bill. Auf einen heftigen Angriff Chamberlain’'s erwiderte der Minister - Präsident: Chamberlain wisse, daß seine beste Waffe die Zeit sei. Die Regierung habe alle aufgeworfenen Punkte beantwortet. Die Beibehaltung der irishen Mit- glieder im Reichsparlament sei niht der ursprüngliche Regierung gewesen, die nur der Meinung

in dieser Hinsicht entsprohen habe. Er

früher erflärt, er binde sich nicht an

diesen Vorschlag. Die Regierung habe die Finanzen an das Ende der Bill und die Maschinerie der irishen Verwaltung an den Anfang gestellt; hätte sie das Gegentheil gethan, so würde Chaml in ebenfalls unzufrieden gewesen jein. Er betrachte di ärungen der Nationalisten im Namen des irischen (fs als bindend; er habe versucht, 1 und werde andere in einem

Die Regierung werde nah ihrem

sprechen und so am besten

Als Gladstone das

Haus verließ, erhoben sich die Nationalisten und shwenkten unter stürmischem Beifall die Hüte. Gegen 12 Uhr Nachts beantragte Balfour sodann die Vertagung der Debatte. Der Chef-Secretär des Lord-Lieutenants von Jrland Morley, bekämpfte jedoch diesen Antrag, da die Regierung die Taktik der Oppo- sition, die Debatte zu verschleppen, nicht zulassen könne; er be- antrage daher den Schluß der Debatte. Der Vorsißende nahm diesen Antrag niht an. Der Antrag Balfour wurde hierauf mit 304 gegen 260 Stimmen Meint und da es inzwischen Mitternacht geworden war, die Debatte von selbst vertagt.

Der Arbeiter TownSsend ist unter der Anschuldigung, den Premier-Minister Gladstone brieflich mit dem Tode bedroht zu haben, falls er die Homerulebill niht zurückziehen sollte, vom Polizeigeriht in Bowstreet vor die Assisen ver- wiesen worden.

Das „Reuter he Bureau“ meldet aus Bathurst vom gestrigen Tage, französische Offiziere hätten in Niam- buntang die britishe Flagge niedergeholt und gleichzeitig einen eingeborenen Häuptling fortgeshleppt. Niambuntang liegt in der Nähe von Panchang am Gambia innerhalb der britischen Grenze. :

j Frankreich.

Die Deputirtenkammer bewilligte am Mittwoch mit 438 gegen 3 Stimmen die Vorlage wegen Erhebung der französishen Gesandtschaft in Washington zu einer Botschaft. Der Deputirte Reinach brachte, wie wir der „Koln. Ztg.“ entnehmen, einen Antrag auf Gründung eines Ministeriums der Colonien ein. Die Verhandlung wurde sodann auf die nächste Sißung, am Montag, vershoben. Am selben Tage soll auch die Wahl der Commission wegen der gerichtlihen Verfolgung Baudin's stattfinden.

Einer Mittheilung des „Evènement“ zufolge wird die Verstärkung der Truppen an der Ostgrenze methodish und regelmäßig fortgeseßt, ebenso die Ausdehnung und Ver- besserung der Concentrationslinien. Das „Echo de Paris“ be- richtet, die Kasernirungen des verschanzten Lagers von Verdun würden beträchtlich vergrößert. Jn Epinal sollen, wie „W. T. B.“ berichtet, zwei neue Kasernen erbaut und die Garnison verstärkt werden. Zwischen Blesme und Revigny auf der Bahnlinie Paris—Nancy wird eifrigst an der Ver- doppelung der Geleise gearbeitet, wodurch im Mobi- lisirungsfalle zwei unabhängige Linien zur Verfügung stehen würden.

General Dodds ist gestern auf seiner Nückreise von Dahomey in Marseille angekommen und von den Spißen der Civil- und Militärbehörden empfangen worden. Viele Häuser waren beflaggt, und auf der Fahrt durch die Stadt wurde der General von einer großen Volksmenge enthusiastish unter den Rufen: „Es lebe Dodds! es lebe die Armee!“ begrüßt. Der socialistishe Maire von Marseille hielt eine Ansprache an Dodds, in der er die Verdienste des Generals und die Tapferkeit der Soldaten feierte.

Nach amtlichem Ausweis überstiegen in der ersten Dekade des Mai die Rückzahlungen der Sparkassen die Ein- lagen um 61/7 Millionen Frcs. Die Rentenverk äufe be- trugen 9 890 000 Frces.

Nuß;lanD.

ee Po Corr S aus Stb Peteroburg meldet wird der . Kaiser in der nähsten Woche im Hafen von Sebastopol eine große Flottenrevue abhalten, an welcher die gesammten Schisse der Schwarzmeerfloite theilnehmen werden, :

Jtalien.

Die Deputirtenkammer hat, wie {hon mitgetheilt, am Dienstag die Berathung des Budgets des Marine- Ministeriums begonnen. Jn der Mittwochssißung nahm der Minister-Prästdent Giolitti das Wort und erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, unter großer Aufmerksamkeit des Hauses : Er empfinde das Bedürfniß, bestimmte Erklärungen abzugeben, um die von mehreren Vorrednern geäußerten Zweifel zu beseitigen. Das Ministerium habe den festen Vorsat, die Ausgaben für mili- târische Zweckezu consolidiren, indem es bemüht sei, die Ausgaben für die Armee und die Marine so vortheilhaft wie möglich anzuwenden. Er halte es indessen nicht für erforderlich, zu diesem Zweck die Zahl der Armee-Corps zu verringern. Alle sachverständigen Persönlichkeiten seien überzeugt, daß es für Jtalien besser sci, zwölf Armee-Corps zu haben als zehn. Der Marine-Minister Racchia betonte: Man habe bei dem Budget für die Marine Abstriche vornehmen müssen, die zwar zu bedauern seien, aber den moralishen Werth der Stärke der Flotte niht verringert hätten, welche aus aus- gezeichneten Elementen bestehe. Eine {nelle Mobilisirung werde leicht durhzuführen sein. Die Beschaffenheit der Schiffs- Artillerie sei eine vorzügliche, die Schiffsbauten würden keine Verlangsamung erleiden ; kurz, das Land könne sicher sein, daß die Marine stets auf der Höhe der an sie gestellten Anfor- derungen stehen werde. Auch bei der gestrigen Fortsezung der Generaldiscussion des Marinebudgets betheiligte sich der Minister-Präsident an der Debatte. Er erklärte: seit 1884 habe kein Kriegs-Minister den Muth gehabt, eine Reduction der Armee-Corps von zwölf auf zehn vorzuschlagen. Die Auf- hebung des XI. und XII. Armee-Corps würde im Jnlande wie im Auslande als eine moralische und materielle Schädi- gung der italienischen Armee angesehen werden. Man könne, ohne die jeßigen Grenzen der Ausgaben zu überschreiten, zwölf Armce-Corps beibehalten, doch müsse man für die Verbesserung der militärishen Erziehung des Landes sorgen. Hierauf wurde die Generaldebatte geschlossen und die Specialdcbatte begonnen.

Wie die „Jtalie“ meldet, ist die Polizei einer weitver- zweigten Vereinigung ausländisher Verbrecher auf der Spur, von denen einige in Rom während der Feier der silbernen Hochzeit des Koönigspaares operirten, Unter den bereits Verhafteten befinden sih ein Engländer, zwei Belgier, zwei Deutsche, zwei Amerikaner, ein Pole, zwei Ztaliener.

__ Der Cardinal Tommaso Zigliari ist am Mittwoch Nachmittag gestorben. Spanien.

In der vorgestrigen Sizung der Kammer erläuterte der Finanz-Minister Gamazo das Budget und kündigte, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, unter lebhaftem Beifall an, daß die Königin-Negentin auf eine Million Pesetas der Civilliste verzihte. Behufs Tilgung der s{chwebenden Schuld verlangte der Finanz-Minister die Genehmigung zur Aufnahme einer Anleihe von 760 Millionen eins in 4 proc, innerer nicht amortisirbarer Schuld. Das Budget weist an Einnahmen 737 476 53 Pesetas, an Ausgaben 737 216 891 Pesetas auf.

Sodann sollte, der Tagesordnung gemäß, die Berathung

der Vorlage wegen Vertagung der Municipalwahlen beginnen. Die Republikaner weigerten sih jedoch, an der BVe- rathung Loon, und wußten den Beginn durch Ob- struction 31 Stunden lang, bis heute Nacht 1 Uhr, hinzu- halten. Zu der Vorlage sind zahlreihe Amendements ein- gebracht worden.

Griechenland.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Athen hat der Minister-Präsident Trikup is infolge des ungünstigen Ausgangs der gegenwärtigen Anleiheverhandlungen seine Demission gegeben. Der Ns hat gestern Vormittag Sotiropoulg empfangen und mit ihm eine längere Unterredung gehabt, die sich auf die Bildung des neuen Cabinets bezog. Sotiropoulo hatte vorher eine Besprehung mit Ralli Carapano und Constantopulo, über die er dem König Bericht erstattete. Die „Times“ will wissen, die De- mission des Minister-Präsidenten Trikupis hänge mit der Veberzeugung zusammen, daß das Parlament keinem Project der Controle zustimmen würde, während ohne Controle die Anleiheverhandlungen als beendigt anzusehen seien.

Rumänien.

Dor Senat genehmigte gestern nah zwölfstündiger De- batte mit 49 gegen 14 Stimmen das Geseß über die Weltgeistlichkeit.

Bulgarien.

Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gemahlin trafen, wie „W. T. B.“ berichtet, am Mittwoch Vormittag in Orsowa ein und seßten alsbald mittels Separatdampfers die Reise nach Sistowo fort. Dort sind hon vorgestern sämmtlihe Minister eingetroffen und sehr herzlih empfangen worden; namentlich wurden dem Minister-Präsidenten Stambulow Ovationen dargebracht. Die Minister wollten dem Prinzen und seiner Gemahlin, deren Ankunft für den heutigen Tag angekündigt war, entgegen- seren. Der Landungsplay und die Stadt sind festlich ge- chmücdckt. i

Schweden und Norwegen.

Der schwedische Reichstag ist laut Meldung des „W. T. B.“ aus Stockholm am 10. d. M. geschlossen worden. Amerika.

_ Der Präsident hat nach einem Kabeltelegramm des „W. T. B.“ am 10. d, M. den Auslieferungsvertrag mit Rußland unterzeichnet; der Vertrag trägt bereits die Unterschrift des Kaisers von Rußland. -

Afrika.

Wie dem „W. T. B.“ aus Pretoria gemeldet wird, hat die Commission für die Zählung der Stimmen bei der Präsidentenwahl die Wiederwahl Krüger's zum Prä- sidenten der Südafrikanishen Republik (Transvaal) bestätigt. :

Parlamentarische Nachrichten.

Die Mittheilung in dem Parlamentsberiht vom 6. Mai betreffs der Abstimmung über den Antrag Huene in der Schlußsißung des Reichstags war in Bezug auf die Liste der Abstimmenden, Fehlenden 2c. nicht ganz correct und vollständig. Deshalb sei hier nach dem stenographischen Bericht über die 91. Sitzung die genaue Abstimmungzsliste mitgetheilt :

Mit Ja stimmten: Ackermann. Graf Adelmann von Adel- mannsfelden. Adt. Ahblwardt. Prinz von Arenberg. Graf von Arnim. Graf von Ballestrem. Baumbach (Altenburg). Graf von Behr. von Benda. Dr. von Bennigsen. Bock (Minden). Dr. Böttcher. Boht. von Bredow. Broemel. Brünings. Brunck. Dr. Bürklin. Büsing. Dr. Buhl. Graf von Carmer. Prinz zu Carolath-Schönaich. Dr. Casselmann. Cegielski. Graf von Chamaré. Dr. Clemm (Ludwigshafen). von Colmar. Dr. von Cuny. Fürst Czartoryskfi. Prinz Czartoryski. Dodillet. Graf von Dönhoff- Friedrichstein. Graf zu Dohna-Schlobitten. von Donimirski. Graf Douglas. Dr. Endemann. von Flügge. Dr. von Frege. Freiberr von Friesen. Gamp. Gehlert. von Gerlah. Dr. Giese. Dejanicz von Gliszczynski. Goeß. Grumbt. Freiherr von Gültlingen. Günther. Baron von Gustedt-Lablacken. Hahn. Dr. Hammaqer. «reiherr von Hammerstein. Dr. Prinz Handjery. Dr. Hartmann (Plauen). Hastedt. Fürst von Haßfeldt- Trachenberg. von Helldorff. von Hellmann. Hempel. von Henk. Hinze. Dr. Hoeffel. Hoffmann (Neu-Gersdorf). Erbprinz zu Hohenlohe. von Holleuffer. Graf von Holstein. Holt. Holzmann. Freiherr von Hornstein. Hosang. van Hülst. Freiherr von Huene. Hulßsh. von Jagow (Potsdam). von Jagow (Nüh- \tädt). Dr. von Jazdzewski. Jebsen. von Kalkstein. Graf von Kaniß. von Kardorff. Keller. von Keudell. Graf von Kleist-Schmenzin. Klemm (Sachsen). Dr. von Komierowski. von Koscielski. Krämer. Dr. Kropatsheck. Graf Kwilecki. Lender. Leuschner. von Levetzow. Liebermann von Sonnenberg. Lucius. Maager. Freiherr von Maltahn-Vanselow. Freiherr von Manteuffel. Dr. von Marguardsen. von Massow. Dr. Graf von Matuschka. Dr. Mehnert. Menzer. Merbah, Pr. Meyer. Graf von Mirbah. von Mogszczenski. Müllensiefen. Nels. von Normann. Oecchelhäuser. Dr. Osann. von der Osten. Pfähler. Freiherr von Pfetten - Arnbach. Pickenbah. Dr. Pieschel. von Janta-Polczynski. Poll. Dr. Porsch. Graf von Püdler. Fürst MNadziwill. Freiherr von MReiten- stein, Rimpau. Roesike. von Nozycki. Dr. Rzepnikowski. Graf von Saldern-Ahlimb-Ringenwalde. Sander. Freiherr Saurma von der Jeltsch. Pr. Schier. Freiherr von Schleiniß. Schlick. Graf von Schlieffen-Schlieffenberg. Graf von Schlieffen-Schwandt. Schneider (Hamm). von Schöning. + Schröder. von der Schulenburg- Beetendorf. Scipio. Siegle. Dr. Siemens. von Slaski. von Sperber. von Staudy. Steinmann. von Steinrück. Stephanus. Stöcker. Graf zu Stolberg-Wernigerode. Freiherr von Stumm- Halberg. Thomsen. Tröltsh. Uhden. Freiherr von Unruhe-Bomst. Weiß (Eßlingen). Wichmann, von Winterfeldt-Menkin. Wisser. von Wolszlegier. von Wrisberg. Freiherr Zorn von Bulach.

Mit Nein stimmten: Aihbichler. Dr. Älthaus. von Arnswaldt- Böhme. Baron von Arnswaldt- Hardenbostel. Auer. Dr. Bachem. Dr. Bamberger. Dr. von Bar. Dr. Barth. Bebel. Beckmann. Bender. - Berling. Biehl. Birk. Blos. Pr. Bock (Aachen). Bock (Magdeburg). Dr, - Doërdel Braun. Dr. Brüel. Bruhns. Buddeberg. Freiherc von Buol. Burlein. Dau. Graf von der Decken (Ringelheim). von der Decken. Dieden- Dies. BVDilliligéri De, Dobrii, G Graf Droste zu Vischering. Evers. Förster. Freiherr zu Franckenstein. Fritßen (Koblenz). Frißen (Düsseldorf). Frohme. Funck. Fusangel, Frei- herr von Gagern. Graf von Galen. Geyer. Goldshmidt. Graf. von Grand-NRy. Greiß, Grillenberger,. Gröber. Guerber. Dr. Gutfleisch. Haanen. Haberland. Hacke. Haehnle. Dr. Hänel. Harm. Dr. Bartenno, Hartmann (Württemberg). Haus. Paube mann. Dr. Freiherr von Heereman. Heine. Hermes (Brandenburg)- Dry, Dermes. (auer), Vefse, Pidel, Dr, Oits), _Hipe. Oraf von und zu Hoensbroch. Hofmann (Chemniß). Graf von Hompesh. Hocn. Pr, Horwiß. Hug. JIeschke. Joest. Johannsen. Jordan. Jungfer. E, von Kehler. Kercher, Kersting. Klose. Knörke, Koh, Kochann, Pr, Krause,

êrebs. Küchly. Kunert. Landes. Lang (Schlettstadt). Langerfeldt. Hr. Langerhans. Lauck. Lehemeir. Lehner. Leonhard. Lerzer. Ltoha. Dr. Lieber. Liebknecht. Dr. Lingens. Graf von Loë. Lorenzen. Lüders. Marbe. Mayer (Landshut). Meister. Menken. Metzger (Hamburg). Meßner (Neustadt). Mey. Fretherr von Minnigerode. Molkenbuhr. Mooren. Dr. Müller. Münch. Frei- herr von Münh. Muncdel. - Neckermann. Neumann. Goeß von Olenhusen. Dr. Pachnike. Panse. Payer. Pezold. Pflüger (Baden). Pflüger (Württemberg). Graf von Preysing (Dillingen). Graf von Preysing (Straubing). Naeithel. Narkowski. Raucheneer. von Neibnißh, Reichert (Baden). Oen (Bayern). Reindl. Rembold. Richter. Rickert. Dr. Rintelen. Riß. Dr. Rudolphi. Samhammer. Dr. Schaedler. Schaettgen. Freiherr von Schele. Schenck. Schippel. Schmidt (Elberfeld). Schmidt (Frankfurt). Schmidt (Sachsen). Schmieder. Schnaidt. Dr. Schneider (Nord- hausen). Graf von Schönborn-Wiesentheid. Schrader. Schütte. Graf von der Schulenburg-Hehlen. Schuler. Schulße. Schumacher. Schwarß. Dr. Seelig. Seifert. Dr. Simonis. Singer. Spahn. Speiser. Sperlih. Stadthagen. Dr. Stephan. Stößel. Stolle. von Strombeck. Szmula. Pr. Thomas. Timmerman. Traeger. Tugßauer. UÜhlendorff. Ulrih. Dr. Virhow. von Vollmar. Voll- rath. Wagner. Graf von Walderdorff. Freiherr von Wangenheim. Mattendorf. Weber. Weiß (Passau). Wenders. Freiherr von Wendt. Wenzel. Werner. Wilbrandt. Wildegger. Wilisch. Be O Wöllmer. Wurm. Zangemeister. Zimmer- mann. Zinth.

Der Abstimmung enthielt \ich: Ruhland.

Krank waren: Brandenburg. Freiherr von Dalwigk-Lichtenfels. Gberty. Haerle. Dr. Ruge. Dr. Freiherr Schenck von Stauffen- berg. Stephan.

Beurlaubt waren: Dr. Baumbach (Berlin). Dietrich. Dr. Petri. Dr. Witte. :

Entschuldigt waren: Fürst von Bismarck, Herzog von Lauen- burg. Dr. von Dziembowski-Pomian., von Schalscha.

Ohne Entschuldigung fehlten: Delles. Mangès. Dr. North.

Freiherr von

Fischer. Lub.

Wahlangelegenheiten.

Die „Schles. Volksztg.“ schreibt:

Wir erfahren, daß ebenso wie Freiherr von Huene, auch die Herren Graf Ballestrem und Pr. Porsch bei den Neichstags- wahlen niht wieder candidiren werden und nicht gewillt find, ein Mandat anzunehmen. Aus verschiedenen Rücksichten, insbesondere um polemishe Erörterungen zu vermeiden, werden die genannten Herren sih das Opfer auferlegen, zur Zeit ihre Haltung öffentlich nicht dar- zulegen. Wir können diefen allerdings auf sehr zutreffenden, reiflih erwogenen Gründen beruhenden und lediglih im Interesse der guten Sache gefaßten Beschluß nur aufs tiefste bedauern.

Der Wahlaufruf der Deutschconservativen lautet in seinem auf die militärishe Frage bezüglichen Theil :

Der Reichstag i} aufgelöst, weil die Forderungen der Reichs- regierung zu Gunsten der Vermehrung des Heeres keine Annahme ge- funden haben ; die Neuwahlen find angeordnet.

Die Deutsche conservative Partei tritt nah wie vor für die volle Wehrkraft unseres Volkes ein und sieht in derselben eine unerläßliche Bedingung für die deutshe Machtstelung und für die Erhaltung des Friedens. Mehraufwendungen, die unvermeidlich sind, müssen ihre Deckung durch eigene Einnahmen des Reichs finden ; diese Lasten dürfen nicht den Unbemittelten, den Mittelstand oder die Landwirth- schaft drücken, dagegen sind andere bisher zu sehr geschonte Steuer- quellen heranzuziehen.

Der WablausruU] der Narionaliberalen veroretiel sich über die militärishe Frage in Folgendem:

Deutsche Wähler! Der Reichstag ist aufgelöst. Wiederum, wie im Jahre 1887, ist das deutshe Volk berufen, über die Erfordernisse der Sicherheit und Machtstellung des Neichs zu entscheiden. Mit {weren Opfern ist das Reich auf den blutigen Schlachtfeldern der Jahre 1870/71 erkämpft worden. Begründet und ausgebaut durch den unvergeßlichen Kaiser Wilhelm I. und die unvergleihlihe Staats- kunst des Fürsten Bismark, ist es uns zur Erhaltung und Pflege überantwortet.

Gegenüber der von Jahr zu Jahr wachsenden Heeresmacht Frankreih8 und Rußlands mußten neue und große Anforderungen an die Opferwilligkeit der Nation gestellt werden. Nicht leichten Herzens sind die Vertreter unserer Partei im Reichstag an die Berathung der Militärvorlage herangetreten. Ihrer ernsten Verantwortung eingedenk haben sie eine Verständigung über das nothwendige Maß der Bewilli- gung angestrebt. Die Grundlage dafür war endlih mit Zustimmung der verbündeten Regierungen gewonnen.

Unter dem Bann engherzigen Fractionsgeistes fand sich jedoh aus den verschiedensten, nah ihren Grundanschauungen weit aufeinander \trebenden Parteien eine Mehrheit zusammen in der Verneinung.

Diese Mehrheit hat den verhängnißvollen Streit heraufbeshworen. Sie hat neue Unsicherheit in unsere, der Ruhe und Stetigkeit fo dringend betürfenden wirthschaftlihen Verhältnisse hereingetragen. Sie hat die geteihlihe Entwicklung unseres Verfassungslebens aufs \hwerste gefährdet.

__ Die großen, von den weitesten Kreisen des Volkes lange ersehnten Ale der geplanten Heeresreform sind damit wieder in Frage gestellt.

Die zweijährige Dienstzeit sollte die persönliche Militärlast er- leihtern, die vollkommenere Durchführung der allgemeinen Wehr- pflicht, dieses ruhmreichen Erbtheils der Freiheitskriege, sollte fie ge- rehter und gleicher vertheilen. Im Falle des Krieges follten die Jüngeren die erste Schlachtlinie bilden, die Aelteren, die verheirathe- ten Mannschaften den zweiten Wall im Unabhängigkeitekampfe ver- theidigen. Die Vermehrung unserer Streitkräfte sollte das Ueber- gewicht der großen Militärstaaten gegen uns wieder wett machen, unserem Cultur- und Wirthschaftsleben das unentbehrlihe Gefühl der Sicherheit dauernd erhalten.

E A waren die Ziele der von der Neichstags8mehrheit abgelchnten Borlage !

_ Gewiß, eine solhe Reform erheischt bedeutende finanzielle Lasten. Aber es handelt sih um die Ehre und Machtstellung des Reichs, um wirk\samere Bürgschaften für den europäishen Frieden, und wenn uns der Krieg aufgezwungen wird, für die Erringung des Sieges. Es handelt sich um den Schuß der ehrlichen Arbeit in allen Gebieten. Niemals haben wir es an uns fehlen lassen, wo diese höchsten natio- nalen Güter vertheidigt werden mußten. Bleiben wir unserer Ver- gangenheit treu! Deutschland, inmitten zweier großer Militärstaaten, joll frei sein nah en, stark genug, um im Nahmen des Dretbundes als Friedenshort in Europa #ch ferner zu bewähren.

Kunst und Wissenschaft.

Die diesjährige große Berliner Kunstausstellung wird am nächsten Sonntag Mittag feierlih eröffnet werden und von 1 Uhr ab für das Publikum geöffnet E Die Ausstellung wird im ganzen 2500 Werke der Malerei, Plastik, Architektur und graphischen Künste aufweisen. :

_4+E Der begeisterte Vorkämpfer für cine Neubelebung der alt- meisterlihen Temperamalerei Freiherr Alfons von Pereira- Arnstein, auf dessen interessante Broshüre: „Erleben wir noch eine lenaissance der Malerei?" wi! ebei ihrem Erscheinen aufmerksam machten, hat unlängst au im Verein Berliner Künstler einen Vortrag Uber seine Temperatechnik gehalten, der im Verlage von Bong's Erben in Stuttgart im Druck erschienen ist. Pereira knüpft im allgemeinen an das alte Temperaverfahren an, das statt des Dels Honig und Teimwasser als Bindemittel verwendete, Die Vorzüge diefer Technik liegen besonders in der Klarheit und Durchsichtigkeit des Tons, der eéngen unlöslien Verbindung des Farbstoffs mit dem Malgrund,

dem schnellen Trocknen und der Lasurfähigkeit der neuen Farben. Durch ihre nahträglihe Verbindung mit Harzfirniß erhalten fie den- selben Glanz und die voUe Leuchtkraft der Oelfarben.

Die von Pereira im Architektenhause ausgestellten Proben der neuen Technik sind nicht nur als solche, sondern au als künstlerische Leistungen höchst beachtenswerth. Glänzende Namen, wie Besnard, Carolus: Durand, E. Detaille, Robert Fleury, von Deutschen F. von Lenbach, Haug, Graf Harrach u. a. sind hier vertreten. Freilih find es zumeist flüchtige Skizzen, die den tehnishen Versuch als Hauptzweck nicht verkennen lassen, aber gerade deshalb interessant, weil sie uns einen Blick in die Werkstatt der berühmten Künstler thun lassen. So hat Durand ein geistvolles Männerprofil, Detaille eine feiner vielbewunderten Cavallerie- studien beigesteuert. Besonders in den Fleishtönen bewähren Perecira?s Farben ihre gerühmte Durchsichtigkeit : so in den Actstudien Fleury?s und Campi?’s, dem reichlasirten Mädchenkopf Prati?’s und den keck hingeworfenen Porträtköpfen Lenbah’s. Aber auch in der Land- schaft kommen sie zu guter Wirkung, wie Zub er?s frische kleine Veduten und Haug?’s Prleinairstudie einer Schloßtreppe beweisen. Die beiden Künstlerporträts vom Grafen Harra ch und Georg Meyn, das erstere ein Selbstporträt, das zweite die Züge Hermann Hendrichs? verewigend, sind {hon von früheren Berliner Ausstellungen bekannt. Ein ungewöhnlich flottes Blumen- tück eines anonymen Künstlers fällt durch seine fräftige Färbung und Leuchtkraft besonders auf. Sicherlih wird auh die decorative Malerei von dem neuen Verfahren reihen Vortheil ziehen. So hat Lenbach für die Ausftellung in Chicago einige Plafonds in Pereira’s Farben gemalt, und eine kleine Studie von Ferrier ist offenbar auch für einen ähnlichen decorativen Zweck bestimmt. Haben doch auch die großen Venezianer Tizian, Tintoretto und Veronese si einer ähnlichen Technik für ihre monumentalen Werke bedient. Hoffentlih finden die Bestrebungen Pereira's, der selbst, wenn auch etwas dilettantish, den Pinsel führt, auch hier in Berliner Künstlerkreisen weitere Verbreitung und aufmerkfame Beachtung. VDhne Zweifel sind sie dessen werth.

Land- und Forstwirthschaft.

Stand der Saaten.

Im Regierungsbezirk Aachen sind nach Nachricßten von Ende April die Wintersaaten im allgemeinen gut durch den Winter ge- kommen und haben im großen und ganzen ein befriedigendes Aussehen. Der Stand des Noggens ist ein üppiger. Weizen, Raps und Klee stehen ebenfalls gut. Nur die Saaten von auséländishen Weizen- arten, namentlich die spät bestellten englishen und dänischen Arten, haben vielfach durch den Frost gelitten, stellenweise so stark, daß ein nicht unbedeutender Theil derselben wird umgepflügt werden müssen. Auch den Napss\aaten hat der Frost, wenn auch nicht gerade erheblich, geschadet.

Fishzucht. : |

Nach dem von dem Director Haak für 1892/93 erstatteten Be- richt über die Thätigkeit der Kaiserlichen Fischzuchtanstalt bei Hüningen war das Ergebniß des Betriebsjahres in finanzieller Bezichung ein recht günstiges, da die Einnahmen den Vor- anshlag um mehr als 3000 A überstiegen. An Edelfisch- Eiern sind bei der Anstalt im ganzen 4911009 Stück ein- gegangen, wovon 1102000 in der Anstalt selb gewonnen waren. Davon wurden innerhalb Deutschlands 2 456 000 und nah dem Ausland 1 361 000 Stück versandt; innerhalb Elsaß-Lothringens 179 000 Stück. An Zuchtfishen wurden abgegeben: 6600 ein- \ömmrige Karpfen, 4000 einsömmrige Forellenbarsche, 500 einsömmrige Zander, 500 kg zwei- und dreisömmrige Karpfen und 90 Stück größere Forellenbarshe. Außer den zur Versendung oder Ausseßung gelangten Fischen wurde noh eine genügende Menge zum Besayß der Anstaltsgewässer zurückbehalten. An jungen Lachsen wurden in den Rhein ausgeseßt 486 000 Stück.

Allgemeiner Vereinstag der deutschen landwirth schaftlichen Genossenschaften.

Für den diesjährigen Vereinstag des Allgemeinen Verbandes der deutschen landwirthschaftlihen Genossenschaften in Stuttgart waren die Tage vom 4. bis 7. Juni in Aussicht genommen. Verschiedene Umstände allgerneiner und localer Natur, Eb Andere die am 5. und 6. Juni statt- findende Jubelfeier der landwirthschaftlihen Akademie Hohenheim, haben indeß eine Verlegung des Termins nothwendig erscheinen lassen. Der Vereinstag findet demnach in der erwähnten Zeit nicht statt und es ift für die Abhaltung der Monat August in Ausficht genommen.

In den Niederlanden ist der Stand der Saaten trog der anhaltenden Trockenheit bis Ende April, abgesehen von wenigen hoch- gelegenen Strecken, im allgemeinen ein befriedigender.

Veber die Anbaufläche und den Ertrag des Erntejahres 1892 in den Niederlanden liegt folgende amtliche Schäßung vor:

Anbaufläche Ernte-Ergebniß hl

ha i Roggen . 201 000 4 430 000 ( 22 h1 per Hektar). Weizen . , 83 400 2 254 000 ( 27 hl per Hektar). Verte ., 46000 1 784 000 ( 38,8 11 per Hektar). Q L200 4 986 000 ( 41 hl per Hektar). Kartoffeln 146 000 832 850 000 (225 11 per Hektar).

In Schweden ist die FrühjahrsbesteKung bei günstigem Wetter erfolgt. Die darauf eingetretene anhaltende Dürre hat aber den Saaten erheblichen Schaden zugefügt, sodaß Regen nunmehr dringend erwünsht ist. A

Saatenstand in Nord-Amerika. :

Wie aus Washington vom gestrigen Tage telegraphish ge- meldet wird, beträgt nah dem Bericht des landwirth scchaft- lihen Bureaus der Vereinigten Staaten der Durchschnitts- stand des Winterweizens 75,39%, also um 2,109/s9 weniger als am 1. April. Der Durchschnitts\stand des Winterroggens beträgt 72,9 v/e, derjenige für Gerste 88,6 9/0. In den für Winterweizen besonders maßgebenden Staaten wurde die Ernte durch kaltes Wetter {wer beschädigt; infolge dessen wurde ein großes Areal mit anderen Saaten bestellt.

Der am 1. Mai mit Baumwolle bereits bepflanzte Grund und Boden betrug 85,3 9/0 des zu bepflanzenden Terrains, was dem gewöhnlichen Verhältniß zu dieser Zeit entspriht. Das Keimen geht langsam, das Wachsthum ist im Rückstande. Die Oberfläche, die (Laarng bepflanzt wird, ist um 1,8 9%/% größer als im vergangenen Jahre.

London, 11. Mai. Die „Daily News“ melden aus Kairo, die Baumwo)lenernte fei um einen Monat im Nückstande gegen- über dem Vorjahre.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. Cholera. N Oesterreih-Ungarn. Vom 26. April bis 3. Mai Mittags ist, wie in dem „D. österr. San.-Wes.*“ berichtet wird, in der Ge- meinde Kudrynce des galizischen Bezirks Borszczow ein Cholera- fall mit tôdtlihem Ausgang vorgekommen. Nachträglich wurden leihfalls in Galizien eine am 23. April in der Gemeinde Sup? owce des Bezirks Tarnopol zugegangene verdächtige Er- krankung und ein am gleihen Tage in Buczacz Es Todesfall als dur a siatische Cholera verursacht festgestellt. i Frankreich. Nach amtlichen Mittheilungen sind in Lor ient während der Zeit vom 14. bis 21. April für die Stadt und dic Vorstädte aht Cholera-Erkrankungen und sech8 Todesfälle, für den Kreis 77 bezw. 27 verzeichnet worden. Rußland. Vom 15. bis 21. April (n. St.) sind nachstehend vermerkte Cholera-Erkrankungen und -Todesfälle zur amtlichen Kennt-

niß gelangt: Gouvernement (bezw. Stadt): Orel (Stadt) 8./4. bis 15./4. erfranft 9, gestorben 3, Dongebiet 20./4. 1, bezw. 0, Saratow 11./3. bis 2,/4. 2, bezw. 1, Ufa 13./4. bis 20./4. 51, bezw. 21, Je- lissawetpol 12./4. 1, bezw. 1. Influenza.

Die Seuche hat, wie in den „Veröffentlihungen des deutschen Kaiserlichen Gesundheitsamts“ mitgetheilt wird, in Paris sehr erheblih nachgelassen; gegen 96 Todesfälle in der Vorwoche sind während der Berichtswoche vom 23. bis 29. April nur 62 festgestellt worden, gegen 517 Todesfälle an acuten Erkankungen der Athmungsorgane nur 3958. Gleichzeitig hat si der allgemeine Gesundheitszustand bei 29,1 Todes- fällen auf je 1000 Einwohner gegen 35,9 in der Vorwoche wesentlich ge- bessert. In London haben sich die Verhältnisse gegenüber der Vorwoche anscheinend wenig geändert (Todesfälle an Influenza 40 gegen 38, an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane 268 gegen 285). New- York hatte zwar eine größere Zahl von Todesfällen an Influenza (31 gegen 22), aber eine geringere von solchen an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane (408 gegen 422) zu verzeihnen. In Kopen- hagen wurden 1 Todesfall und 100 Erkrankungen an Snfluena geaen 1 un O M e Dora n Stockholm 0 und 5 gegen 2 und 22 festgestellt; in leßterem Orte cheint daher die Seuche ihrem Erlöschen nahe zu sein. In der Berichtswoche sind auch aus Moskau Todesfälle an Influenza, nämlich 4, gemeldet worden; gleichzeitig war dort die Sterblichkeit an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane bei 33 Todesfällen gegen 19 in der Vorwoche wesentli gesteigert. Das Inland anlangend, ist eine größere Zahl von Todesfällen an Influenza (15 gegen 3 in der Vorwoche) aus Köln gemeldet worden, ohne daß indeß die Gesammt- sterblichkeit dort merklih beeinflußt worden wäre (32,0 gegen 32,7 9/00 in der Vorwoche). Im übrigen sind nur vereinzelte Influenza- Todesfälle, nämlih in Dresden, Leipzig, Braunschweig, festgestellt worden, ferner 25 Erkrankungen gegen 47 in der Vorwoche in Frank- furt a. O., 4 im Regierungsbezirk Posen und 24 gegen 19 im Re- gierungsbezirk Düsseldorf.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 93. bis 26. April etwas weniger günstig als in der vorangegangenen und auch die Sterblichkeit war eine etwas größere (von je 1000 Ein- wohnern starben aufs Jahr berehnet 21,6). Eine weitere Abnahme gegen die Vorwoche erfuhren zwar acute Entzündungen der Athmungsorgane, auch war die Zahl der durh sie hervor- gerufenen Todesfälle eine kleinere als in der Vorwoche, wenn auch noch immer eine bedeutend größere als sonst um diese Jahreszeit ; des- gleichen famen Erkrankungen an Grippe seltener zur Behandlung ; aus der der Berichtswoche vorangegangenen Woche wurde nur 1 Todes- fall mitgetheilt. Eine kleine Abnahme zeigten ferner acute Darm- krankheiten, die in 36 Fällen (gegen 40 der Vorwoche) zum Tode führten. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb fast der gleihe mäßige, wie in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, 58 Säuglinge. Dagegen zeigten sih Er- krankungen an den Infectionékrankheiten meist etwas häufiger. Er- krankungen an Masern, Scharlah und Diphtherie kamen in gesteigerter Zahl zur Anzeige, und zwar wurden Erkran- kungen an Scharlah aus der jen*’eitigen Luisenstadt und aus dem Wedding, Erkrankungen an Diphtherie aus dem Stralauer Viertel, der Nofenthaler Vorstadt und aus dem Wedding am zahlreihsten zur Meldung gebraht. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten; Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 5 bekannt. Rosen- artige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen häufig zur ärzlichen Behandlung; auch Erkrankungen an Keuchhusten waren zahl- reich und die Zahl der durch sie bedingten Sterbefälle nur wenig geringer als in der vorhergegangenen Woche. Dagegen gelangten rheumatishe Beschwerden aller Art, besonders acute Gelenkrheuma- tismen erheblih seltener als in der Vorwoche zur ärztlichen Be- obachtung.

Bremen, 11. Mai. Die Direction des „Norddeutschen Lloyd" theilt mit, daß die Meldung, wonach an Bord des in New-York angekommenen Lloyddampfers „Gera“ 130 Per- : S . x S H A sonen an den Blattern erkrankt wären, unrichtig sei; an Bord der „Gera“ sei nur ein leihter Pockenfall vorgekommen. Dem Dampfer ist cin Aufenthalt dadurh nicht entstanden ; die sämmtlichen Fahrgäste wurden unbeanstandet gelandet bis auf 116 Personen, welche mit dem Erkrankten vor dessen Erkrankung in der gleichen Abtheilung unter- gebraht waren. Diese Personen wurden zur Beobachtung nah Hoff= mann’s-Island überführt.

Handel und Getoerbe.

Jn der Reichsbank fand heute, Vormittags 91/5 Uhr, eine Sizung des Centralausschu sses statt. Der Vorsitzende, Präsident des Reichsbank-Directoriums Dr. Koch hob hervor, daß die Anlage für diese Jahreszeit ungewöhnlich hoch und in der lezten Woche nicht in dem Maße wie in früheren Jahren gefallen sei, im Lombard sogar zugenommen habe. Das Metall, welches sonst im zweiten Vierteljahr regelmäßig steige, sei im Vergleich mit dem Ultimo März noch um 4 Milltonen gefallen. Die fremden Gelder im Betrage von 543 Millionen beständen zum großen Theil aus Guthaben des Reichs und des preußischen Staats, welche der Reichsbank möglicherweise bald entzogen würden. Sei schon dieser Lage gegenüber der Zweifel berehtigt, ob ihr noch ein Discont von 3 Procent entspreche, so nöthigten zu einer Erhöhung die gespannten Verhältnisse besonders auf den aus- wärtigen Geldmärkten. Jn Verbindung mit den Erscheinungen in London sei der Berliner Curs der Devise London in fort- währendem Steigen begriffen und nähere sh dem Goldpunkte. Auch von anderen Märkten aus zeige sich Begehr nah deutschem Golde. Jn der leßten Woche N der Reichsbank mehrere Posten unverkennbar für das Aus- land entzogen. Der Discontsaß am offenen Markt habe bereits den der Reichsbank erreiht, So rechtfertige sih troß der relativen Gesundheit unserer heimishen Geldverhältnisse, nah- dem auch die Bank von England gestern ihren Discont auf 31/5 Procent erhöht habe, eine Steigerung des leßteren um ein volles Procent. Die Versammlung {loß sich einstimmig diesen Ausführungen an, billigte also die Erhöhung des Dis- conts auf vier, des Lombardzinsfußes auf viereinhalb bezw. fünf Procent.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Dberschlesien.

An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 10 366, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 4032, niht rechts zcitig gestellt keine Wagen. a

i Zwangs-BVersteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht T1 Berlin stand am 10. Mai das Grundstück des Bücherrevisors Siegfried Albu, Hussiten- stt raße 12, zur Versteigerung; Nußung8werth 18 100 46; für das Meiste gebot von 221 000 (M wurde der Kaufmann Carl Goerner, Hussiten- ftraße 86, Ersteher. Vertagt wurde das Verfahren wegen des Otto Schnicke’ schen Grundstücks Spandauerstraße 76 und Heide- reiterstraße 3. Eingestellt wurde das Verfahren wegen des Grundstücks Rathenowerstraße 51, der Frau Marie von Smirnoff zu Charlottenburg gehörig.

Beim Königlichen Amtsgericht I1T Berlin standen am 9. und 10. Mai die uachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung : Grundbuch von Stegliß Band 21 Blatt Nr. 654, auf den Namen des Expedirenden Secretärs Theodor Hoboff zu Berlin eins

getragen, zu Stegliß belegen; Fläche 14,85 a; Nußungswerth 011 «A; ur vos Meistgebot von 26500 „\« wurde die